Die Maske des roten Todes 2013

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Die Maske des roten Todes 2013
Ein Gemeinschaftsprojekt der Unterstufen-Theater-AG, Tanz-AG und
Unterstufenchor:
Die Maske des roten Todes
Mit überzeugenden schauspielerischen Leistungen, ausdrucksstarken
Tänzen, mitreißenden Liedern und genialen Regie-Einfällen bescherten
die Unterstufen-Theater-AG, die Tanz-AG und der Unterstufenchor
zahlreichen Zuschauern in der jeweils voll besetzten Aula des
Markgräfler Gymnasiums zwei überaus gelungene Theaterabende.
„Ich will Schönheit, Liebe und Freude, nicht Elend, Verwesung
und Tod“, verlangt Prinz Prospero in „Die Maske des roten Todes“, aber
der rote Tod, eine besonders blutige Form der Pest, holt sie alle ein,
obwohl sie sich hinter den dicken, hermetisch abgeriegelten Mauern
des Schlosses sicher glaubten. Eingelassen wurde nur, wer die Losung
kannte und den Test des Dieners (Tobias Lübbert/Jasmin Silcher)
bestand, der alle auf die scharlachroten Flecken der Pest untersuchte.
Vermeintliche Sicherheit finden so nur ausgewählte Mitglieder
des Adels und solche, die ihrer Vergnügungssucht dienen, also
Bedienstete und Künstler. Auch Proviant hat Prinz Prospero (Caroline
Gilgin/Alina Koch) reichlich angehäuft, um rauschende Feste feiern und
das Leben in vollen Zügen genießen zu können – das Leben, das
außerhalb der Mauern grausam und unerbittlich dem roten Tod zum
Opfer fällt. Aber das Volk muss sich der Herrschaft der Pest
unterwerfen; keine noch so herzzerreißende Bitte um Einlass erweicht
das kalte und selbstsüchtige Herz des Prinzen. Zu groß ist seine Angst
vor der Ansteckungsgefahr; und denen, die es aufgrund ihres Standes
in sein Schloss geschafft haben, geht es nur darum, die eigene Haut zu
retten und das Elend, dem einige durchaus Auge in Auge begegnet
waren, zu vergessen.
Fast gelingt ihnen dies auch: Champagner, Wein und Wodka
fließen reichlich und berauschen die Sinne, Tänzerinnen und Musik ihre
Augen und Ohren. Aber jede Stunde, wenn die Uhr schlägt, erstarren
Musik, Tanz und alle Gespräche, so dass Gedanken an den Tod und die
ausgeschlossene Realität an die Oberfläche drängen. Mit dem
Verhallen des Gongs werden sie jedoch sofort wieder vergessen und
durch die Vergnügungen erneut verdrängt, bis die Uhr in der Nacht des
rauschenden Maskenballs zur Mitternacht schlägt. Da gibt es ein böses
Erwachen, und die Vergnügungssüchtigen erkennen hinter der Maske
den Gast, der sich eingeschlichen hat und die Herrschaft übernimmt:
den roten Tod.
Dass diese düstere Geschichte von Edgar Allen Poe nicht nur in
all ihren bedeutungsvollen Facetten Gestalt annahm, sondern den
überaus zahlreichen Besuchern auch einen spannungsvollen und
zugleich vergnüglichen Theaterabend bescherte, ist sowohl der
begabten jungen Schauspieltruppe als auch der überaus gelungenen
Inszenierung zu verdanken.
So zeichnen die typisierten Figuren in witzigen pointierten
Dialogen schnell ein Bild der feinen Gesellschaft, die sich um Prinz
Prospero schart. Ankommende Besucher (und der Chor) sorgen dafür,
dass der Zuschauer auch über die Situation außerhalb der
Schlossmauern ins Bild gesetzt wird. Außerdem legen die
Erstarrungsmomente der Glockenschläge den Blick auf das
Schreckens-Szenario, das sich außerhalb der Mauern abspielt, hinter
einer weißen Leinwand frei.
Dank dieses überaus gelungenen und wirkungsvollen RegieEinfalls erkennen die Zuschauer – viel besser und eher als die Figuren
selbst – deren verdrängte Gedanken und die Tatsache, dass sich der
Tod auch durch dickste Mauern nicht aufhalten lässt: Für ihn sind sie
durchlässig wie Tuch.
Darüber hinaus macht der Zuschauer ähnliche Erfahrungen wie
die Figuren selbst: Wenn getanzt wird, wenn die farbenfrohen Kostüme
und die pfiffigen Bemerkungen – beispielsweise des Hofnarren (Laurian
Verschragen / Katharina Jost) – die Betrachter in ihren Bann ziehen,
ist die düstere Bedrohung, die immer näher kommt, für den Moment
völlig vergessen, obwohl die Lieder des Chors gemäß ihres antiken
Vorbilds die aussichtslose Lage mehrmals schonungslos offenlegen.
So fügten sich in der Inszenierung von Annika Pabel und Daniel
Bauermeister das Engagement der rund 30 Schauspielerinnen und
Schauspieler, der sieben Tänzerinnen und drei Tänzer (angeleitet von
Annika Klein) sowie der rund 60 jungen Stimmen des Unterstufenchors
(mit Dirigentin Katrin Schuthof) zu einer rundum gelungenen TheaterAufführung zusammen. Die aufwendige Ton- und Lichtregie
übernahmen Anton Schirg und Jamie Klüh. Für die Maske und ihre Hilfe
bei den Kostümen und Requisiten dankte die junge Truppe Annete
Lauer.
Elke Klaus-Rettberg