der fingerabdruck - Bundesamt für Polizei
Transcription
der fingerabdruck - Bundesamt für Polizei
1913 – 2013 DER FINGERABDRUCK 1913 – 2013 DER FINGERABDRUCK IM DIENST DER EIDGENOSSENSCHAFT 100 JAHRE IM DIENST DER EIDGENOSSENSCHAFT 1913 – 2013 Der FingerabDruck 100 JAHRE IM DIENST DER EIDGENOSSENSCHAFT inhalt 4 einleitung 5 01 entStehung Der hautleiSten unD muSter 6 1.1 Die Haut 6 1.2 Leistenhaut an den Handinnenseiten und den Fusssohlen von Primaten 8 1.3 Pränatale Entwicklung der Papillarleisten beim Menschen 8 1.4 Unveränderlichkeit der Papillarleisten 1.5 Einmaligkeit der Papillarleisten 10 1.6 Lehre der Studie an eineiigen Zwillingen, genetische Faktoren 10 02 Die internationale geSchichte DeS FingerabDruckS 2.1 Assyrien und Babylon, 2200 – 625 v. Chr. 12 2.2 Chinesisches Kaiserreich 13 2.3 Mittelalter in Europa 16 2.4 Neuzeit und Moderne: Europa und die westliche Welt 17 2.5 Frankreich: Von Eugène Vidocq zu Alphonse Bertillon 18 2.6 Britisches Weltreich: Von W. J. Herschel, H. Faulds und F. Galton zu E. Henry 22 2.7 Argentinien: Juan Vucetich 28 2.8 In Argentinien wird 1892 der erste Mord anhand eines Fingerabdrucks aufgeklärt 29 2.9 Frankreich: Alphonse Bertillons Kampf um die Anthropometrie 31 2.10 Der Diebstahl der Mona Lisa im Jahr 1911 32 2.11 Frankreich: Edmond Locard 34 2.12 Monaco 1914 36 2.13 Von wachsenden Papierbergen zur Informationstechnologie 36 03 Schweiz: anthropometrie verSuS DaktyloSkopie 40 3.1 Die anthropometrische Phase 40 3.2 Der Fingerabdruck, die Schweiz und Professor Rodolphe Archibald Reiss 41 Die DaktyloSkopie auF bunDeSebene von 1913 biS heute 42 04 2 | 100 Jahre Daktyloskopie vorwort 9 12 05 Die Schweiz unD DaS aFiS 50 5.1 Vom ersten AFIS Europas bis zum heutigen System Omnitrak 50 5.2 Die Zukunft – das System AFIS New Generation 60 06 iDentiFikation 62 6.1 Grundsätze 62 6.2 Vergleichsebenen 62 6.3 Identifikationsprozess 64 07 Der FingerabDruck auSSerhalb DeS StraFverFahrenS ; biometriScher reiSepaSS 66 08 rück- unD auSblicke von kompetenter Seite 68 09 Die vielen geSichter eineS FingerabDruckS 72 10 kopien von Dokumenten auS Dem bunDeSarchiv 74 10.1 Auszug aus Kreisschreiben des Bundesrates vom 21.11.1905 74 75 10.2 Nummer 1 des Schweizerischen Polizeianzeigers 10.3 Stand der Daktyloskopie in der Schweiz am 30. Juni 1911 76 10.4 Kreisschreiben vom 13.12.1912 zur Einführung der Daktyloskopie 78 10.5 Schreiben des Polizeipräsidenten der freien Stadt Danzig von 1927 80 10.6 Schreiben von J.E. Hoover (Gründer des FBI) an Friedrich Born, Chef des ED SZPB 81 10.7 Schreiben von Edmond Locard an Friedrich Born, Chef des ED SZPB 82 10.8 Der Staatsanwaltschaft BS gehen 1945 die «Schneider- bzw. Wiener Folien» aus 83 gloSSar 86 verzeichniS textquellen 88 verzeichniS bilDquellen 90 3 VorWort Die Entscheidung, im Jahre 1913 eine zentrale Schweizer Daten sammlung für Fingerabdrücke in der Forensik einzuführen, kann auch im Rückblick als ein gelungenes Element zur Bekämpfung der Kriminalität angesehen werden. Dies vor allem, weil die zwei felsfreie Identifizierung von Personen und Tatortspuren anhand ihrer Fingerabdrücke eine wesentliche Komponente des gemäss der dr. axel glaeser, seit 2004 abteilungschef Maslowschen Hierarchie zweitwichtigsten menschlichen Bedürfnis ses darstellt: Sicherheit. aFis dna services Vieles hat sich im Umfeld der Verarbeitung von Fingerabdrücken geändert, insbesondere seit der Einführung des AFIS (Automa ted Fingerprint Identification System) im Jahre 1984. Mit dieser technischen Unterstützung konnten die Erkennungszahlen dras tisch gesteigert und gleichzeitig die Verarbeitungszeiten gesenkt werden. Heute haben Begriffe wie Kundenorientierung, Datenschutz, Qualitätsmanagement, Kosten/NutzenAnalyse und Effizienzsteige rung ihren festen Stellenwert im operativen Alltag der Abteilung AFIS DNA Services. All diesen Fokussierungen zum Trotz ist es mir ein Anliegen – und hier stehe ich bewusst im Widerspruch zu den Aus sagen in populären Fernsehserien wie CSI Miami – festzuhalten, dass die Grundlage für unsere täglichen Erfolge nicht die Technik, son dern der Mensch ist. In diesem Sinne gilt mein Respekt und Dank all den Kolleginnen und Kollegen, die in den letzten 100 Jahren, heute und auch in der Zukunft den visuellen Vergleich von Fingerabdrü cken als Passion betrachten und ihre Arbeit trotz gestiegenem Zeit druck stets als eine Mischung aus Kunst und Handwerk verstehen. 4 | 100 Jahre Daktyloskopie EinlEitung Straftäter hatten schon immer ein ureigenes Interesse daran, ihre Die verfasser : Identität zu verschleiern. Die Personenidentifikation ist daher seit jeher ein zentrales Element der Verbrechensbekämpfung. Die erste wirklich schlagkräftige Waffe in dieser Hinsicht wurde mit der Dak tyloskopie, der Identifikation mittels Fingerabdrücken, entdeckt und erarbeitet. Die Grundlage der Daktyloskopie ist die Einzigartigkeit und Unveränderlichkeit der Papillarlinienmuster auf den Hand innenflächen und den Fusssohlen. Dank dieser Methode können Per sonen, die über ihre Identität keine oder falsche Angaben machen, zuverlässig und schnell aus hunderttausenden von hinterlegten Fin gerabdruckdaten wiedererkannt werden. Durch die USamerikani schen CSIFernsehserien ist die Arbeit der Kriminaltechniker heute bernhard sonderegger, spezialist aFis dna services breiten Bevölkerungsschichten in der ganzen Welt ein Begriff. Die Methoden werden in diesen Serien jedoch meist stark überzeichnet; das heisst, es ist fast immer alles möglich und das erst noch ohne Zeit verzug. Immerhin: Dank diesen Serien ist gerade das Fingerabdruck verfahren wieder vermehrt in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt. Mit unseren Fingern und Händen hinterlassen wir auf berührten Gegenständen Abdrücke, ähnlich einem Stempelabdruck. Da über die Poren der Haut dauernd Schweiss und andere Sekrete abgeson dert werden, übernehmen diese die Funktion der Stempelfarbe. Per sonen, die bereits erkennungsdienstlich registriert sind, können so mit speziellen Methoden zweifelsfrei als Spurenleger an einem Tatort festgestellt werden. Ein Fingerabdruck kann sich je nach Sicherungs Martin urs Peter, ehemaliger aFis Projektleiter und it-Polizeikoordinator EJPd ort für eine Person entlastend oder belastend auswirken, wie das Bei spiel des ersten in der westlichen Welt, anhand eines Fingerabdrucks aufgeklärten Mordfalles exemplarisch zeigt (s. Kapitel 2.8). Da einzig artig und unveränderlich, ist der Fingerabdruck gleichzeitig prädes tiniert für die Identifikation auch ausserhalb von Strafverfahren, so zum Beispiel beim Reisepass (s. Kapitel 7). Die vorliegende Publikation leuchtet die biologischen Hintergründe sowie die lange Geschichte und die Methodik dieses Identifikations und Beweisverfahrens aus und soll zum 100jährigen Jubiläum seit Einführung der Daktyloskopie auf Bundesebene einen bleibenden Eindruck der bewegten Geschichte der Daktyloskopie vermitteln. Bern, im November 2012 5 01 EntstEhung dEr hautlEistEn und MustEr 1.1 Die haut Die Haut, die unseren Körper bedeckt, ist ein ausgesprochen viel seitiges Organ, das grundsätzlich in zwei verschiedenen Typen vorkommt: Einerseits der Leistenhaut an den Handinnenseiten und den Fusssohlen, und andererseits der Felderhaut an den übrigen Hautbereichen. Für die Daktyloskopie ist hauptsächlich die Leistenhaut an den Handinnenseiten und an den Fusssohlen von Bedeutung. Funktionen der haut Je nach Quelle werden diesem etwa 1,8 Quadratmeter grossen Organ die verschiedensten Funktionen zugeordnet. Zu den wichtigsten Aufgaben zählen: Schutzfunktion Die Hautschicht schützt im Zusammenwirken mit ihren Sekreten vor mechanischen, physikalischen und chemischen Einflüssen und wirkt zusätzlich als Barriere gegen viele Krankheitserreger. regulierung des wärme- und wasserhaushaltes Die Haut sorgt mittels vermehrter Durchblutung für den Wärme ausgleich im Körper und verhindert eine Austrocknung des Körpers durch übermässigen Feuchtigkeitsverlust. Sinnesfunktion Viele Hautsinnesorgane nehmen mechanische Reize, thermische Reize und Schmerzreize auf und geben entsprechende Signale an über geordnete Stellen weiter. So weist zum Beispiel die Körperoberfläche etwa 250 000 Kälte und etwa 30 000 Wärmepunkte auf. immunfunktion Die Haut ist in spezifischer Weise an immunbiologischen Abwehr vorgängen beteiligt. 6 | 100 Jahre Daktyloskopie aufbau der haut Die äussere Haut gliedert sich in zwei wesentliche Schichten: Die Oberhaut (Epidermis) und die unmittelbar darunterliegende Lederhaut (Dermis). Die Epidermis kann in drei weitere Bereiche unterteilt werden: In die Hornschicht, in der die Zellen zu Platten verhornen und schliesslich als Hornschuppen abgestossen werden, in die Hornbildungsschicht und in die Basalschicht, in der die Zellvermehrung stattfindet (vgl. Abbildung). Die Dermis ihrerseits kann in die tiefer liegende Geflechtschicht und in die Papillarschicht mit den sogenannten Bindegewebspapil len, die massgeblich für die Bildung der Leisten verantwortlich sind, unterteilt werden. Je zwei Papillen dringen gegen eine Leiste vor. Die Epithelsenkung zwischen ihnen nimmt den Ausführungsgang der Schweissdrüsen auf. Aufgrund des anatomischen Aufbaus der Haut können Verletzungen, die nur die Epidermis betreffen (Verätzungen, Schnitte, etc.), keine bleibenden Schäden verursachen. Die Haut kann sich regenerieren. Verletzungen hingegen, die bis in die Dermis reichen, führen zu irre parablen Schäden, da insbesondere die Basalschicht, die für den Erneuerung der Haut verantwortlich ist, beschädigt wird. Querschnitt eines Felderhautbereiches [1] 7 1.2 leiStenhaut an Den hanDinnenSeiten unD Den FuSSSohlen von primaten Im Verlauf der Evolution bildeten sich bei allen Säugetieren Pfoten ballen. Gleichzeitig verschwanden dort die Haare und somit auch die Talg, nicht aber die Schweissdrüsen. So wurde ein besserer Boden kontakt ermöglicht. links: Pfotenballen bei der Katze [2] rechts: Papillarleisten auf der Fingerkuppe [3] Zusätzlich bildeten sich bei den Primaten Leisten und Rillen an den Handinnen und Fussunterseiten. Diese Leisten ergeben einen bes seren Griff. 1.3 prÄnatale entwicklung Der papillarleiSten beim menSchen tastballen Der erste Entwicklungsschritt erfolgt ca. in der sechsten Lebens woche des Embryos. Die Hand hat zunächst eine flossenartige Form, die einzelnen Finger sind nur im Ansatz sichtbar. Von der achten bis zur zehnten Woche werden die Finger weiter entwickelt, und es erfolgt die Drehung des Daumens. Die Tastballen sind bereits gut sichtbar und entwickeln sich weiter bis zur zwölften Woche. Parallel zur nach folgenden Rückentwicklung der Tastballen (bis Woche 16) beginnt die Entwicklung der Papillarleisten an der Unterseite der Epidermis. die drei grundmuster [4] 8 | 100 Jahre Daktyloskopie schlinge Wirbel bogen Viele Studien beweisen, dass es einen Zusammenhang zwischen Lage, Form sowie Grösse der Tastballen und der Papillarzeichnung gibt. Die Tastballen beeinflussen den allgemeinen Verlauf, die Grund muster und die Erscheinung der Papillarleisten. Genetische Faktoren sind dabei an dieser Entwicklung mitbeteiligt. primäre leisten Ab der elften Entwicklungswoche des Fötus beginnt sich das Gewebe an der Unterseite der Epidermis zu verdicken. Es entstehen einzel ne Einheiten, die zu Reihen oder Linien verschmelzen. Jede Einheit weist eine Pore mit der dazu gehörenden Schweissdrüse auf. In einer Zeitspanne von ca. vier Wochen ist die Unterseite der Epi dermis mit primären Leisten vollständig ausgestattet. In dieser Zeit vergrössert sich die Oberfläche der Hand um das Fünffache. Dieser Faktor trägt wesentlich zur Individualität des Papillarleistenbildes bei. Sekundäre leisten Ungefähr zwischen der 15. und der 16. Woche ist die Ausbildung von primären Leisten beendet. Zur selben Zeit entwickelt sich ein Sys tem von sekundären Leisten ohne Poren. Diese beiden Leisten oder Rillensysteme entwickeln sich bis zum fünften Monat weiter. Zu die sem Zeitpunkt werden die Papillarleisten an der Fingeroberfläche sichtbar. 1.4 unverÄnDerlichkeit Der papillarleiSten Die Unveränderlichkeit der Papillarleisten ergibt sich aus dem Auf bau und dem Wachstum der Haut: – Die Basalschicht (Bindeschicht zwischen Epidermis und Dermis) steuert in einem komplexen Vorgang das gleich mässige Wachstum der Haut, die sich in ca. 30 Tagen komplett erneuert. – Ab der 24. Entwicklungswoche des Fötus sind die Papil larleisten in ihrer endgültigen Form ausgebildet. – Papillarleisten wachsen von da an bis zum Tod des Indivi – Ausnahme: Verletzungen der Basalschicht führen duums in ihrer Linienführung unverändert nach. zu bleibenden Narben. 9 1.5 einmaligkeit Der papillarleiSten Die Einmaligkeit des Leistenbildes und der Porenkonfiguration ergibt sich hauptsächlich aus zwei Gründen: – Schnelles Wachstum und Vergrösserung der Oberfläche (während die Hand wächst, werden die Primärleisten aus einander gezogen und neue Leisten füllen die Lücken). – Physischer (Spannung und Kompression) und psychi scher Stress in der Wachstumsphase bis zur 24. Woche. 1.6 lehre Der StuDie an eineiigen zwillingen, genetiSche Faktoren Es ist seit langem bekannt, dass eineiige Zwillinge übereinstimmende DNAProfile aufweisen. Die Fingerabdrücke hingegen sind eindeutig differenzierbar. Hat die Genetik trotzdem einen Einfluss auf die Ent stehung der Papillarleisten? Aus den meisten Untersuchungen geht hervor, dass die Abdrücke von Zwillingen ähnlicher sind, als jene zwischen Verwandten oder nicht verwandten Personen. Dies gilt insbesondere für folgende Faktoren: – Grundmuster – Leistenzahl (Anzahl der Leisten, die bei Wirbeln und Schlingen durch eine gedachte, vom Delta bis in das Zentrum laufende Linie, geschnitten werden (vgl. Abb. rechts)) – Gesamte Anzahl von Minutien (Gabelungen, Endungen, – Anzahl von einfachen Minutien Haken, Seen, Inseln der Hautleisten) (Gabelungen und Endungen) – Hauptfalten der Handflächen Je mehr sich Menschen genetisch gleichen, desto stärker ist die gegen seitige Beziehung der zuvor genannten Faktoren. Im Gegensatz dazu scheint in Bezug auf die komplexen Minutien (Seen, Haken, etc.) aber kein Zusammenhang zwischen Zwillingen oder Verwandten zu existieren. Dies gilt auch für die Lage der Minutien. 10 | 100 Jahre Daktyloskopie Aus allen Untersuchungen, insbesondere solchen an eineiigen Zwil lingen, geht deutlich hervor, dass sowohl genetische Faktoren, als auch absolut individuelle «Umweltfaktoren» die Konfiguration der Papillarleistenzeichnung beeinflussen. Die genetischen Faktoren haben jedoch eindeutig den geringeren Einfluss. zentrum delta zentrum und delta eines Fingerabdrucks [5] 11 02 diE intErnationalE gEschichtE dEs FingErabdrucKs 2.1 aSSyrien unD babylon, 2200 – 625 v. chr. In den Ruinen von Ninive (altmesopotamische Stadt am Tigris im heutigen Irak) wurden 25 000 Tontafeln gefunden, deren Alter auf bis zu 4000 Jahre geschätzt wird. Auf zahlreichen dieser in Keilschrift verfassten Urkunden fand man neben dem Namen des Autors auch dessen Fingernagelabdruck (Supur) als Siegel. Gleichzeitig mit den Fingernagelabdrücken hinter liessen die Ersteller dieser Schriften zusätzlich einen Teil des Abdrucks ihrer Fingerkuppen und der darauf befindlichen Hautleisten. Die Vermutung liegt daher nahe, dass sich diese Menschen der Einzig artigkeit ihres Papillarleistenbildes bewusst waren und dieses deshalb als Stempel benutzten. tontafel mit Keilschrift [6] 12 | 100 Jahre Daktyloskopie 2.2 chineSiScheS kaiSerreich qin-Dynastie, 247 – 207 v. chr. Kaiser Qin Shi Huangdi (259 – 210 v. Chr.) kam 247 v. Chr. als Zwölfjäh riger an die Macht. 221 v. Chr. einigte er die verschiedenen Herrschafts häuser Chinas und wurde damit der erste Kaiser des von 221 v. Chr. bis 1911 n. Chr. ununterbrochen bestehenden chinesischen Kaiser reiches. Qin shi huangdi [7] Qin Shi Huangdi war der erste Herrscher, der Fingerabdrücke in Lehm als Siegel für Dokumente benutzte. 13 tang-Dynastie, 618 – 907 n. chr. Tang Xuanzong war Kaiser von 712 bis 756 und gab dieser Dynastie seinen Namen. Zu dieser Zeit kamen in China Papier und Seide auf. Handflächen und Fingerabdrücke auf Dokumenten bestätigten die Echtheit der Papiere. Der chinesische Dichter KiaKungYen beschreibt in dieser Epoche auch ausdrücklich die «HuaChiMethode» (Fingerabdruck) zur Verhütung von Identitätsschwindeleien. Song-Dynastie, 960 – 1278 n. chr. Die Dynastie ist benannt nach deren erstem Kaiser Song Taizu. Die Chinesen unterschieden in dieser Zeitspanne bereits zwischen verschiedenen Musterarten der Papillarleistenbilder. Im Lauf der Jahrhunderte hat sich die Daktyloskopie in China immer mehr etabliert. Sogar in der Wahrsage spielte sie eine Rolle. So sollten Wirbelmuster (Tou) Glück bringen. Schlingenmuster (Ki) standen hingegen eher für Unheil. Wirbelmuster: 2 Wirbel: – Wirbel: Du bleibst arm Reichtum ist dir garantiert Eröffne ein Pfandleihgeschäft 5 Wirbel: Werde Grosshändler 6 Wirbel: Deine Laufbahn als Dieb ist vorgezeichnet 7 Wirbel: Du bist ein Unglückswurm Wirbel: Du frisst Stroh Wirbel, Schlinge: Du brauchst nicht zu arbeiten, hast zu essen, bis du stirbst schlinge Wirbel bogen die drei grundmuster [4] 14 | 100 Jahre Daktyloskopie Folgendes Beispiel zeigt, dass mit der Zeit praktisch die ganze chi nesische Bevölkerung nicht nur über den Identifizierungswert der Papillarleistenmuster Bescheid wusste, sondern sogar privat in spe ziellen Fällen eigene Aufzeichnungen von entsprechenden Mustern und Merkmalen vornahm. Es gab seit dem Mittelalter nicht nur in Europa immer wieder sogenannte Babyklappen. In China ist die erste solche Einrichtung 1869 dokumentiert (aus dem Quellenstudium muss aber angenommen werden, dass es sie schon viel länger gab). Kam eine Mutter mit ihrem Säugling aus Armuts oder sonstigen Gründen nicht zurecht, so konn te sie ihn anonym durch eine von einem Waisenhaus betriebe ne Klappe schieben. Die Mutter konnte sich sicher sein, dass man sich des Findelkindes annehmen würde. Jeder Säugling wurde genau registriert. Neben dem Eintrittsdatum wurden ins besondere auch die Papillarlinienmuster des Kindes genau ver merkt. Wurden die unglücklichen Umstände, die eine Mutter zur Weggabe ihres Kindes veranlasst hatten, später einmal über wunden, konnte sie nebst anderen Merkmalen meist auch eine genaue Beschreibung der Papillarleistenmuster an den Fingern ihres Kindes geben, es so identifizieren und wieder in ihre Obhut nehmen. China unterhielt über die Seidenstrasse zu Lande und auf dem See weg seit der HanDynastie (206 v. Chr. bis 220 n. Chr.) rege Handels beziehungen mit ganz Asien. Es ist daher leicht vorstellbar, dass die Weitergabe oder Übernahme des Wissens über die Daktyloskopie durch die Handelstätigkeit Chinas innerhalb Asiens begünstigt wurde. Wie in China, war die Daktyloskopie zur direkten persönli chen Identifizierung, wenn auch nicht im selben Umfang, nahezu in ganz Asien, vor allem aber auch in Japan, Nepal und Indien seit Jahr hunderten verbreitet. Eine Karawane auf der seidenstrasse [8] 15 2.3 mittelalter in europa Daktyloskopische Identifizierungsmethoden waren im Europa des Mittelalters und lange darüber hinaus unbekannt. Um Wiederho lungstäter erkennen zu können, wurde ihnen bei geringfügigeren Delikten beispielsweise ein Zeichen auf die Stirn gebrannt. Häu fig wurden ihnen auch die Ohren geschlitzt. Daher stammt auch die noch heute gebräuchliche Bezeichnung «Schlitzohr» für durchtriebe ne Zeitgenossen. Da Wiederholungstäter jedoch ohnehin meist hin gerichtet wurden, erledigte sich die Frage nach der Wiedererkennung oft von selbst. Eine gängige hinrichtungsmethode war das rädern des delinquenten [9] 16 | 100 Jahre Daktyloskopie 2.4 neuzeit unD moDerne : europa unD Die weStliche welt Die Ideale der Aufklärung (nach Immanuel Kant, JeanJacques Rous seau, Voltaire, Montesquieu, u.v.a.) lösten 1789 nicht nur die Französi sche Revolution aus, die die Monarchie hinwegfegte. Sie beeinflussten mit ihrem Appell an die Vernunft und die Menschenrechte auch in anderer Weise die gesamte westliche Welt. So wurden beispielsweise brutale Hinrichtungs und Foltermethoden mit der Zeit aufgegeben. Mit der Abschaffung der Brandmarkung von Kriminellen entstand jedoch gleichzeitig ein neues Problem: Wie konnten Wiederholungs täter, die ihre Identität bewusst verschleierten, sicher wiedererkannt werden? « la liberté guidant le peuple » Eugène delacroix, 1830 [10] 17 2.5 Frankreich : von eugÈne viDocq zu alphonSe bertillon eugène François vidocq Eugène Vidocq durchlief eine schillernde Karriere. Er war Soldat, Abenteurer, Lebemann und ehemaliger Sträfling in einem und diente sich vom Spitzel über den Geheimagenten bis zum Chef der Pariser Polizei hoch. Ende 1811 wurde Vidocq noch unter Napoleon Bonaparte zum Chef der von ihm organisierten neuen Sicherheitsbehörde ernannt, der Sûreté Nationale. Seine Methode der Personenidenti Eugène François Vidocq, fizierung war denkbar einfach: Die Polizeiinspektoren hatten sich 1775 – 1857 [11] Gesichter von Verbrechern bei Gefangenenparaden einzuprägen. Gleichzeitig begann er jedoch auch, Karteien und Verbrecheralben zu führen. Diese Methoden wurden auch im Ausland übernommen. louis Jacques Daguerre Der Ansatz von Eugène Vidocq wurde mit der Erfindung der Foto grafie weiterverfolgt. 1839 gelang es Louis Jacques Daguerre, brauch bare Fotos herzustellen. Die Fotografie wurde daher nach dem Erfinder des ersten praktikablen fotografischen Verfahrens Daguer reotypie genannt. louis Jacques daguerre, 1874 wurde bei der Pariser Polizei eine fotografische Sammlung von 1787 – 1851 [12] VerbrecherPorträts angelegt. Die Weiterentwicklung der Polizei arbeit hatte jedoch umgehend auch Auswirkung auf das Verhalten der Verbrecher. Um der Wiedererkennung auf einer Fotografie zu ent gehen, mussten sie nur ihr Aussehen verändern. links : gesuchter aus einem schweizerischen Fahndungsbuch [13] rechts : daguerreotype camera [14] 18 | 100 Jahre Daktyloskopie untere und obere Person ist nicht identisch [15] untere und obere Person ist identisch [16] 19 alphonse bertillon Die erste wissenschaftliche Methode zur Personenerkennung wurde von einem Beamten der Pariser Polizeipräfektur, Alphonse Bertillon, 1879 vorgestellt und 1882 nach erfolgreichem dreimonatigem Probe betrieb eingeführt. Die Grundlage seiner Idee: Was sind auf einfache Art objektiv feststellbare Unterscheidungs mermkale eines Menschen? Es sind bestimmte Körpermasse, die sich alphonse bertillon, 1853 – 1914 [17] ab dem 20. Lebensjahr – also mit abgeschlossenem Wachstum – nicht mehr verändern. Diese Erkenntnis hatte Alphonse Bertillon schon früh von seinem Vater erfahren, der Physiker, Statistiker und Vizepräsident der Anthro pologischen Gesellschaft von Paris war. Die Methode wurde nach ihrem Erfinder Bertillonage oder Anthropometrie genannt. Insgesamt elf Körperpartien wurden nach der Methode von Bertillon vermessen und auf Karten registriert. Diese wurden danach systematisch in Kategorien abgelegt. Erste drei Hauptkategorien: Kopflänge Nächste Unterkategorie: Kopfbreite Folgende Unterkategorie: Mittelfingerlänge usw. Machte eine Person bei einer erneuten Festnahme keine oder falsche Angaben über sich selber, wurde sie ein weiteres Mal vermessen. Anhand der neu erstellten Karte war es anschliessend möglich, in der Kartei auf die allenfalls übereinstimmenden Daten und damit auf die richtige Person zu stossen. Foto und anthropometrische Karte mit aufnahme von Francis galton (71-jährig) [18] Erstellt während galtons besuch von bertillons labor im Jahre 1893 20 | 100 Jahre Daktyloskopie Es gelang so tatsächlich, Wiederholungstäter anhand ihrer Körper masse zu identifizieren. In Paris waren das im Jahr 1904 immerhin 1000 rückfällige Verbrecher. Die Methode war jedoch umständlich und aufgrund vorkommender Messungenauigkeiten nicht immer präzis. Trotzdem wurde sie weltweit (auch in der Schweiz) während rund 20 Jahren angewandt. grafische darstellung der ersten neun Einzelschritte bei der Vermessung [19] aus alphons bertillon : das anthropometrische signalement (1895) 21 2.6 britiScheS weltreich : von w. J. herSchel, h. FaulDS unD F. galton zu e. henry In der Regierungszeit von Queen Victoria umspannte das Britische Kolonialreich die ganze Welt. Zum British Empire gehörte auch Indien. Dort waren die Grundkenntnisse über die Daktyloskopie aus China und Vorderasien bereits bekannt (siehe Kapitel 2.2). Königin Victoria, 1819 – 1901 [20] gebiete, die zwischenzeitlich teil des britischen Weltreiches waren william James herschel Von 1853 bis 1857 war William Herschel Administrator der Ost indienkompanie in Bengalen. 1858 wurde er Verwalter für zivile Angelegenheiten im Hooghly Distrikt der Provinz von Bengalen. Für Europäer ist die Unterscheidung von Asiaten bis heute nicht einfach. Dieser Umstand wurde in Indien zu jener Zeit bewusst zu sir William J. herschel, 1833 – 1917 [21] betrügerischen Zwecken ausgenutzt. So wurde beispielsweise ein Leichnam gekauft, um der britischen Verwaltung vorzugegeben, es handle sich um einen verstorbenen angestellten indischen Arbei ter. Den vermeintlichen Angehörigen standen dann teilweise jahre lange Renten für den angeblich Verstorbenen zu. Ebenso verbreitet war die Masche, die Gefängnisstrafe eines anderen gegen Bezahlung abzusitzen. William Herschel fiel auf, dass Einheimische ihre Verträge oft mit Fingerabdrücken unterzeichneten. Gleichzeitig bemerkte er, dass diese Dokumente so auch besser akzeptiert wurden. Herschel erkann te und nutzte die Vorteile der Daktyloskopie, um den erwähnten Iden titätsschwindeleien vorzubeugen. Er führte diese Erkennungsmetho de in seinem Zuständigkeitsbereich in Hooghly ein. 22 | 100 Jahre Daktyloskopie 1877 sandte Herschel einen Brief an den Generalinspektor der Gefäng nisse von Bengalen mit der Bitte, die Einführung der Daktyloskopie auf ganz Bengalen auszudehnen. Der ablehnende Bescheid seines Vorgesetzten entmutigte den durch Tropenkrankheiten geschwäch ten Mann jedoch dermassen, dass er den Plan fallen liess und nach England zurückkehrte. Dr. henry Faulds Zur gleichen Zeit wurde auch der britische Arzt Dr. Henry Faulds in Indien und Japan auf Fingerabdrücke aufmerksam. In einem Brief an den berühmten Charles Darwin wies Faulds 1880 auf die Einzigartigkeit der Fingerabdrücke hin. Zudem erwähnte er, dass Fingerabdrücke auch an Tatorten hinterlassen werden und somit zur Überführung von Verbrechern dienen könnten. Charles Darwin (1809 – 1882), Naturwissenschaftler und Hauptbegründer der Evolutions dr. henry Faulds, theorie, war zu diesem Zeitpunkt aber bereits gesundheitlich ange 1843 – 1930 [22] schlagen. Er leitete den Brief von Faulds daher an seinen Cousin, Francis Galton, weiter. Francis galton Galton, ein bedeutender Wissenschaftler des 19. Jahrhunderts, verfolgte die Idee von Faulds zunächst nicht weiter. Er betrieb ab 1885 im Naturwissenschaftlichen Museum in South Kensington ein anthropometrisches Laboratorium. Das Royal Institute beauftragte ihn, einen Abendvortrag über die Bertillonage zu halten. Während seiner Recherchen gelangte Galton immer mehr zur Überzeugung, dass die Daktyloskopie der Anthropometrie überlegen ist. Er vertiefte sir Francis galton, sich in das Gebiet der Daktyloskopie und stiess dabei auf die Erkennt 1822 – 1911 [23] nisse von Herschel, den er daraufhin persönlich kontaktierte. Herschel war dermassen glücklich über die Anerkennung seiner Arbeit, dass er Galton sein gesamtes Material zum Studium überliess. Galton integrierte die Daktyloskopie in seine Vorlesung unter dem Titel: «Personal Identification and Description». Francis Galton erkannte gleichzeitig, dass folgende drei Fragen abschliessend geklärt werden mussten, bevor die Daktyloskopie im grossen Stil angewendet werden konnte: – Sind Fingerabdrücke wirklich einzigartig und unveränderlich? – Sind die Unterschiede der Muster so deutlich, dass eine Unterscheidung von tausenden von Personen möglich ist? – Können Fingerabdrücke so abgelegt werden, dass innert nützlicher Frist festgestellt werden kann, ob eine Person schon einmal registriert wurde? 23 24 | 100 Jahre Daktyloskopie Versuche von William J. herschel, studium der abdrücke der gleichen Finger bzw. handballen in verschiedenen zeitintervallen, erste abdrücke von 1859 [24] 25 Galton konnte aufgrund seiner gross angelegten Untersuchungen alle drei Fragen bejahen. 1892 fasste Francis Galton seine Erkenntnisse in einem Buch unter dem Titel «Fingerprints» zusammen. Darin schlug er auch gleich folgende Klassifizierungsmethode anhand der Anzahl Deltas eines Fingerabdrucks vor: – Bogenmuster: Kein Delta. – Schlingenmuster: Ein Delta links oder rechts. – Wirbelmuster: Zwei oder mehr Deltas. An die Stelle der Bezeichnung kein Delta, mit Delta rechts, mit Delta links und mit mehreren Deltas, setzte er die Zahlen 1 bzw. 2, 3 oder 4. Dies ergab für ein Fingerabdruckblatt, welches in keinem der zehn Fin ger ein Delta aufwies die Registrierungsformel 1111111111. Ein Blatt, das im zehnten Finger, nämlich im linken Kleinfinger ein rechtes Delta aufwies, sonst aber keines, erhielt die Formel 1111111112, usw. Mit allen zehn Fingern kam er so auf die unglaubliche Variation von über einer Million verschiedener Registrierungsklassen (4 hoch 10 = 1048576). Am 21. Oktober 1893 beauftragte der Sekretär des britischen Home Office ein Komitee unter der Führung von Charles Troup mit der Abklärung folgender Fragen: – Welches ist die aktuelle Methode der Registrierung Krimineller in England? – Wie funktioniert die Anthropometrie? – Wie lässt sich das neu vorgeschlagene Fingerabdruckverfahren prüfen? Galton versuchte im Rahmen einer Anhörung, das TroupKomitee von den Vorteilen der Identifikation anhand von Fingerabdrücken zu überzeugen. Das gegnerische Lager der Anhänger von Bertillons Methode war aber noch zu stark und Galtons Registrierungsmethode zu wenig ausgereift. 1894 erstattete das Komitee daher einen umfang reichen Bericht und schlug dabei beide Registrierungsmethoden in Kombination vor. Ab 1895 wurden Verbrecher in England somit gleichzeitig vermessen und daktyloskopiert. 26 | 100 Jahre Daktyloskopie edward richard henry 1891 wurde Henry zum Generalinspektor der Polizei in Bengalen ernannt. In dieser Eigenschaft sammelte er erste Erfahrungen mit der dort inzwischen eingeführten Anthropometrie, die ihn letztlich aber nicht zu überzeugen vermochte. 1893 kam ihm das Buch «Fingerprints» von Galton in die Hände. 1894 besuchte er Galton in dessen Labor in Kensington, um seine Kennt nisse zu vertiefen. Galton, nun bereits über 70 Jahre alt, stellte Henry sein gesammeltes Wissen inklusive der Werke von Herschel und Faulds zur Verfügung. Auf diese Weise erfuhr Richard Henry auch sir Edward richard henry, vom TroupKomitee und dem nicht zufriedenstellend gelösten Prob 1850 – 1931 [25] lem der Klassifizierung. Henry entschied sich, eine Lösung für dieses Problem zu suchen. Zu diesem Zweck engagierte er zwei zusätzliche bengalische Polizeioffi ziere (Khan Bahadur Haque und Rai Chandra Bose). Bis Ende 1896 hatte das Team eine praktikable Lösung für das Klassifizierungspro blem gefunden. Anhand der von diesem Team entwickelten komple xen Methode, war es neu möglich, die Abdrücke aller zehn Finger einer Person nach Häufigkeit der Grundmuster und weiterer Merk male zu klassifizieren und systematisch abzulegen. Um in der Samm lung gezielt auf einen bereits bestehenden Daktyloskopiebogen sto ssen zu können, musste bei einer späteren Kontrolle derselben Person diese erneut daktyloskopiert und der Bogen nach diesem System klas sifiziert werden. So wurde es möglich, Identitätsschwindler zu ent larven. Diese Klassifizierungsmethode erhielt den Namen Galton/ Henry. Edward Henry zollte somit auch Francis Galton gebührend Respekt, der mit seiner Vorarbeit massgeblich zur Entwicklung die ser Methode beigetragen hat. Die Methode war jedoch nicht geeignet, um FingerabdruckTatortspuren zu identifizieren. Henry beantragte 1897 bei der Kolonialverwaltung eine Untersu chung, die aufzeigen sollte, welche Vorteile der Fingerabdruckklassifi zierung gegenüber der Anthropometrie hat. Das Folge dieser Untersu chung war letztlich die Einführung der Daktyloskopie in ganz Britisch Indien. Nach einer weiteren erfolgreichen Prüfung wurde die Methode der Daktyloskopie 1901 auch in England übernommen. Henry wurde zu diesem Zweck nach London zurückbeordert und mit der Ausführung dieser Aufgabe bei New Scotland Yard betraut. Unter der Direktion des Home Office wurde New Scotland Yard somit die Fingerabdruck Mitarbeiterin der royal canadian Mounted Police (rcMP) in einer nach zentrale für England und die Kolonien. system galton/henry abgelegten registratur [26] 27 2.7 argentinien : Juan vucetich Juan Vucetich war im Alter von 24 Jahren von Kroatien nach Argen tinien ausgewandert und wurde als Statistiker beim zentralen Poli zeidepartement in La Plata angestellt. 1891 beauftragte ihn der lokale Polizeichef, ein anthropometrisches Büro einzurichten. Gleichzei tig übergab er ihm ein Exemplar der «Revue Scientifique», die eine Juan Vucetich (ursprünglich : ivan Vučetić), Abhandlung über Galtons bisherige Erkenntnisse enthielt. Innert 1858 – 1925 [27] wenigen Tagen baute Vucetich ein funktionierendes anthropometri sches Büro auf. Galtons Artikel in der «Revue Scientifique» hatte ihn jedoch von den Vorteilen der Daktyloskopie überzeugt. Vucetich entwickelte noch im gleichen Jahr ein eigenes Klassifikationssystem für Fingerabdrücke. Er begann auf eigene Faust, Kriminelle nach diesem System zu erfas sen. Seine Vorgesetzten untersagten ihm jedoch, das System offiziell anzuwenden. Von Juan Vucetich erstellte liste des benötigten Materials zur Fingerabdruckabnahme [28] 28 | 100 Jahre Daktyloskopie 2.8 in argentinien wirD 1892 Der erSte morD anhanD eineS FingerabDruckS auFgeklÄrt Ein schreckliches Verbrechen, das am 19. Juni 1892 in Necochea, einer damals noch beschaulichen Hafenstadt etwa 500 Kilometer südlich von Buenos Aires, begangen wurde, sollte die negative Haltung von Vucetichs Vorgesetzten gegenüber der Daktyloskopie von Grund auf ändern. An ihrem Wohnort am Stadtrand von Necochea wurden an diesem Tag ein toter Junge und ein totes Mädchen aufgefunden. Die beiden Opfer waren die unehelichen Kinder der 26jährigen Francisca Rojas. Erste Nachforschungen der lokalen Polizeibehörden ergaben, dass die Mutter der zwei Kinder am besagten Tag spät abends schreiend und mit weit geöffneten Augen völlig aufgelöst in das Haus ihrer Nachbarn gestürmt sei. Sie habe gestöhnt und gewimmert: «Meine Kinder… meine Kinder… er hat sie umgebracht… Velasquez!». Die Nachbarn schauten augenblicklich in Rojas Hütte nach und fanden die blut überströmten Leichen der Kinder mit eingeschlagenen Schädeln. Bei der ersten Einvernahme der Mutter erfuhren die örtlichen Polizei beamten, dass ein älterer Knecht namens Pedro Ramon Velasquez ihr seit längerem nachstelle und sie heiraten wolle. Am Morgen des 19. Juni 1892 hätte Velasquez sie zum wiederholten Mal bedrängt, ihn zu ehelichen. Sie habe ihm dabei aber klar gemacht, dass sie ihn nie heiraten werde, da sie einen anderen liebe. Velasquez habe sie dar aufhin wutentbrannt verlassen und dabei auch ihre Kinder bedroht. Francisca Rojas gab gegenüber der Polizei zu Protokoll, sie habe ihre vierjährige Tochter Teresa und den sechsjährigen Sohn Ponciano Carballo abends tot vorgefunden, als sie nach einer Besorgung heim gekehrt sei. Trotz der intensiven und schonungslosen Befragung von Velasquez mit lokal gängigen Methoden beteuerte dieser seine Unschuld. Er gab zwar zu, die Kinder bedroht zu haben. Aber selbst nachdem er für ein paar Stunden gefesselt neben den Leichen der Kinder liegen gelassen wurde, bestritt er vehement, die Tat begangen zu haben. Am 8. Juli 1892 erreichte der Polizeirapport die Provinzhauptstadt La Plata. Zur Unterstützung wurde daraufhin Inspektor Alvarez von der Zentralpolizei nach Necochea gesandt. Alvarez stellte fest, dass die örtliche Polizei bislang nach keinen weiteren Anhaltspunkten gesucht hatte. Zudem ermittelte er innert Kürze, dass Pedro Velasquez ein Ali bi hatte. Er konnte verifizieren, dass dieser zur Tatzeit mit Freunden ausgegangen war. Wie Inspektor Alaverez weiter in Erfahrung brach te, soll sich jedoch der wahre Liebhaber von Francisca Rojas einmal geringschätzig geäussert haben, er würde Francisca schon heiraten, aber nur ohne die beiden Gören. 29 Alvarez, der von Vucetich zuvor in die Praxis der Fingerabdruckkun de eingeweiht worden war, untersuchte auch den bereits über zwei Wochen alten Tatort. Dort entdeckte er einen blutigen Fingerabdruck am Rahmen der Schlafzimmertür. Da die Mutter nach dem Auffinden ihrer Kinder nicht mit blutigen Händen in Erscheinung getreten war, musste dieser Fingerabdruck zwingend von der Täterschaft stammen. Obwohl Alvarez nur über rudimentäre daktyloskopische Kenntnisse verfügte, konnte er mit einer Lupe den Vergleichsabdruck von Fran cisca Rojas rechtem Daumen der blutigen Tatortspur zuordnen. Mit diesem Beweis konfrontiert, brach diese zusammen und gestand, ihre Kinder mit einem Stein erschlagen zu haben, da sie einer Hei rat mit ihrem Geliebten im Wege standen. Sie hätte ihre Hände und Kleider anschliessend gereinigt. Den zur Tat benutzten Stein habe sie in einem Brunnen versenkt. Den Abdruck am Rahmen der Schlaf zimmertür hatte sie offenbar übersehen. Francisca Rojas wurde zu lebenslänglicher Haft verurteilt. Durch die Aufklärung dieses Mordes war der Beweis der Überlegen heit der Daktyloskopie gegenüber der Anthropometrie auf eindrück liche Weise erbracht. 1896 hat Argentinien als erstes Land überhaupt die Anthropo metrie abgeschafft und die Daktyloskopie offiziell eingeführt. Ab 1905 wurde Vucetichs Klassifizierungssystem in ganz Südamerika angewandt. Der von Vucetich geprägte Ausdruck Daktyloskopie (gr. Daktylos = Finger, Skopein = schauen) setzte sich in der Fach welt durch. Fingerabdrücke von Francisca rojas, 1892 [29] dirección Museo Policial–Ministerio de seguridad de la Provincia de buenos aires, argentina 30 | 100 Jahre Daktyloskopie 2.9 Frankreich: alphonSe bertillonS kampF um Die anthropometrie Während Vucetich die Daktyloskopie weiter vorantrieb, verteidigte Bertillon seine Anthropometrie mit allen Mitteln. Im Jahre 1891 schrieb er an Galton unter anderem, die Daktyloskopie sei zu schwierig für Polizeibeamte. Trotzdem übernahm er ab 1894 Tei le des Fingerabdruckverfahrens in sein System. Es ist anzunehmen, alphonse bertillon [30] dass er dessen Vorteile sehr wohl erkannte. Denn obwohl Bertillon nachweislich kein Freund der Daktyloskopie war, gelang ihm 1902 ironischerweise die erste Identifikation eines Mörders in Kontinental europa anhand von Fingerabdrücken. Wahrscheinlich steigerte dieser Erfolg seine begründete Angst, die Daktyloskopie könnte der Anthro pometrie künftig den Rang ablaufen. Als ihn Juan Vucetich 1913 persönlich besuchen wollte, verschloss er vor dem weitgereisten Besucher sogar seine Bürotür, nicht ohne vorher ein paar verletzende Worte an diesen gerichtet zu haben. Sein Eifer ging so weit, dass er im Jahre 1912 eine Publikation veröf fentlichte, in der er anhand von zwei manipulierten Bildern darleg te, er habe im Papillarlinienmuster von zwei verschiedenen Personen 16 ähnliche Punkte gefunden. Aufgrund dieser Veröffentlichung führte New Scotland Yard im Jahre 1924 den 16PunkteStandard ein. Zuvor lag die Schwelle für eine Identifizierung auch in England bei zwölf Punkten. no-Match mit 16 Punkten nach bertillon [31] 31 2.10 Der DiebStahl Der mona liSa im Jahr 1911 Die Anthropometrie wurde in Frankreich erst nach Bertillons Tod im Jahre 1914 durch die Daktyloskopie abgelöst. Auslöser war unter anderem der Diebstahl der Mona Lisa aus dem Louvre am 21. August 1911. Mittels eines Fingerabdrucks hätte das Delikt innert kurzer Zeit aufgeklärt werden können. Stattdessen blieb das berühmte Gemälde bild der Mona lisa (la gioconda) von leonardo da Vinci [32] von Leonardo da Vinci, das schon im Schlafzimmer Napoleon Bona partes gehangen hatte, fast zwei Jahre verschollen. In Frankreich löste dieser Diebstahl eine Welle der Empörung aus. Der Diebstahl spielte sich folgendermassen ab: Vincenzo Peruggia, ein 31jähriger Handwerker, war zu dieser Zeit beruflich im Louvre tätig. Zu Peruggias Aufgaben gehörte die Mit hilfe beim Ent und Verglasen sowie beim Ein und Ausrahmen von Gemälden. Offensichtlich war der Geschäftsleitung des Museums nicht bekannt, welchen Tätigkeiten Peruggia sonst noch nachging. Ansonsten wäre er wohl kaum dort beschäftigt worden, war er bei der Pariser Polizei doch kein Unbekannter. Bereits 1909 wurde von die sem Gelegenheitskriminellen während einer Festnahme eine anthro pometrische Karte angelegt. Am frühen Morgen des 21. August 1911 löste Peruggia das 77 mal 53 Zentimeter grosse, auf Pappelholz gemalte Bild aus dem Rahmen und schmuggelte es unbemerkt aus dem Gebäude, das an diesem Tag nur für die Handwerker geöffnet war. Peruggia gehörte zwar anschlie ssend bei den Nachforschungen der Polizei ebenso zum Kreis der Verdächtigen wie übrigens auch der später weltberühmte Maler Pab lo Picasso. Die umfangreichen Ermittlungen verliefen jedoch trotz Hausdurchsuchung bei Peruggia erfolglos, was in einen Skandal mündete. Der Museumsdirektor wurde entlassen, und die Geschich te beherrschte während Wochen die Titelseiten der Tageszeitungen. Am 12. Dezember 1913 versuchte Peruggia das Bild, das er bisher in seiner Wohnung versteckt hatte, einem Kunsthändler in Florenz zu verkaufen. Angeblich wollte Peruggia die Mona Lisa zurück nach Ita lien bringen. Der Kunsthändler Alfredo Geri ging zum Schein auf den Handel ein, verständigte jedoch gleichzeitig den Direktor der Uffizien des Florentiner Kunstmuseums. Die Übergabe des Gemäldes fand in einem Hotel in Florenz statt, wo die beiden das Bild auf seine Echt heit hin untersuchten. Überrascht stellten sie fest, dass sie tatsächlich «La Gioconda» von Leonardo da Vinci in den Händen hielten. Mit dem Argument, zuerst den vereinbarten, damals namhaften Betrag von 500 000 Lire beschaffen zu müssen, hielten sie den Dieb hin und verständigten die Polizei. Die Reaktion der Öffentlichkeit auf den Fund war heftig. Italienische Patrioten verlangten, dass «ihre» Mona Lisa in ihrem angestammten Land bleiben soll. Die italieni sche Regierung versicherte dagegen, dass sie die Mona Lisa an den Louvre zurückgeben werde, da das Gemälde seinerzeit rechtmässig anthropometrische Karte des Vincenzo Peruggia [33] 32 | 100 Jahre Daktyloskopie in französischen Besitz gelangt war. Davor aber wurde es in Florenz, Rom und Mailand ausgestellt. Das Bild wurde in einer eigens dafür angefertigten, gepolsterten Kiste samt Ehrenwache transportiert. Erst danach kehrte die Mona Lisa mit grossem Pomp wieder nach Paris zurück. Peruggia wurde festge nommen und in Italien zu einer erstaunlich geringen Haftstrafe von einem Jahr und 15 Tagen verurteilt, von der er lediglich sieben Mona te absitzen musste. Offenbar konnte der Kunstdieb mit seinen angeb lich patriotischen Motiven aus italienischer Sicht durchaus von einer gewissen Sympathie profitieren Bei der Aufarbeitung des Falles musste die Pariser Polizei einräumen, dass ein auf dem Schutzglaskasten am Tatort gesicherter Abdruck des linken Daumens Peruggias nicht mit dem Vergleichsabdruck auf seiner anthropometrischen Karte abgeglichen worden war. Es ist umstritten, ob die Karte selbst nicht auffindbar war, ob darauf die Vergleichsabdrücke der linken Hand fehlten, oder ob die zuständigen Beamten sich der Beweiskraft der Tatortspur nicht bewusst waren, da ihr Chef die Methode der Daktyloskopie scheute wie der Teufel das Weihwasser. Möglicherweise wurde deshalb gar kein grosses Gewicht auf den Abgleich Tatortspur/Vergleichsabdruck gelegt, was in der heutigen Kriminalistik undenkbar wäre. Tatsache ist: Unter Bertillon wurden in Paris ab 1894 lediglich drei Fingerabdrücke auf den Signalementskarten aufgenommen. Ab 1908 wurden in der Regel die Abdrücke aller zehn Finger genommen. Hät te man also diesen Fingerabdruckvergleich umgehend vorgenommen, so wäre Peruggia nach dem Diebstahl innert Stunden als potentieller Täter entlarvt worden. Nach diesem Vorfall war die Reputation der Anthropometrie auch in Frankreich gehörig angeschlagen. Der Polizeipräfekt von Paris soll sich nach einer Besichtigung des dortigen Erkennungsdienstes mit dem Plan getragen haben, die Anthropometrie abzuschaffen und alleine die Daktyloskopie als polizeiliches Identifikationsmittel ein zuführen. Dieses Vorhaben wurde aber erst nach Bertillons Tod im Jahre 1914 schrittweise umgesetzt. die Mona lisa ist zurück im louvre [34] 33 2.11 Frankreich : eDmonD locarD Mit Edmond Locard brachte auch Frankreich einen vehementen Befürworter und Pionier der Daktyloskopie hervor. Edmond Locard studierte Rechtswissenschaften. Nach Erlangen des entsprechenden Diploms assistierte er an der Universität Lyon dem französischen Arzt Alexandre Lacassagne (1844–1921). Dieser wird oft als Vater der modernen forensischen Medizin bezeichnet. Locard studierte unter anderem auch in Paris bei Alphonse Bertillon, um das anthropometrische System kennenzulernen. In den folgen den Jahren sammelte er Erfahrungen bei Polizeidienststellen in Berlin, Rom und Wien sowie in den USA. Nach einem Besuch bei dem Kriminalisten Rodolphe Archibald Reiss in Lausanne kehrte er 1910 nach Lyon zurück. Im gleichen Jahr stieg in Lyon die Zahl der Verbrechen an. Locard gelang es, die Lyoner Polizei von den Vorteilen eines Labors zur Sammlung und Prüfung von Beweismaterial zu überzeugen. Im Polizeidepartement wurden ihm daraufhin als Labor zwei Zimmer im Dachgeschoss und zwei Assistenten zur Verfügung gestellt. Es wur de zum ersten Polizeilabor zur Ermittlung von Straftätern. Die Arbei ten waren bald von Erfolg gekrönt. Im November des gleichen Jahres löste Locard seine erste Ermittlungsarbeit mit Hilfe eines Finger abdrucks. dr. Edmond locard (im Vordergrund), 1877 – 1966 [35] 34 | 100 Jahre Daktyloskopie Die entwicklung der dreistufigen regel zur identifikation von Fingerabdrücken formulierte Edmond Locard die vielerorts noch heute in der Praxis angewandte ZwölfPunkteRegel: Zwölf in Tatortspur und Vergleichsabdruck übereinstimmende Minutien genügen zur einwandfreien Identifikation. publizierte Locard eine Abhandlung über die Porosko pie (Beizug von Lage, Anzahl und Form der Poren der Hautleisten beim Vergleich zwischen einer Tatortdakty spur und einem Vergleichsabdruck). stellte Locard verfeinerte Regeln für den Identifizierungsprozess vor: Mehr als zwölf Punkte: Die Gewissheit der Identität ist unumstritten. Acht bis zwölf Punkte: Grenzfälle, die Gewissheit ist abhängig von: – – – – Der Klarheit des Abdrucks Der Seltenheit des Musters, vorhandenem Zentrum oder Delta Sichtbaren Poren Der Übereinstimmung der Breite der Linien und Furchen, der Richtung der Linien und des Winkels von Verzweigungen. Weniger als acht Punkte: In diesem Fall liefert der Abdruck keine Gewissheit, sondern nur noch eine Wahrscheinlichkeit. Auch wenn bereits vor fast 100 Jahren verfasst, sind die Regeln von Locard weiterhin ausgesprochen aktuell. Die heutigen Forschungs gebiete in der Daktyloskopie umfassen sowohl den auf der Verwen dung von Wahrscheinlichkeiten basierenden nichtnumerischen Ansatz, als auch die Poroskopie in Ergänzung zur numerischen Zwölf PunkteRegel. Die Aussagen von Edmond Locard können daher als Meilenstein in der Geschichte der Daktyloskopie angesehen werden. 35 2.12 monaco 1914 Auf Einladung von Prinz Albert I versammelten sich 1914 Polizei funktionäre aus verschiedenen Ländern im Fürstentum Monaco, um die Grundlagen einer internationalen Zusammenarbeit der Polizei zu schaffen. Der Kongress unter französischer Federführung fand jedoch ohne Teilnehmer aus England und den USA statt. Bertillon, der über die Art eines einheitlichen Identifizierungsverfah rens (Anthropometrie versus Daktyloskopie) referieren sollte, starb Monaco [36] kurz vor dem Kongress. Der Nachfolger Bertillons, dessen früherer Mitarbeiter, hielt stattdessen das Referat und sprach sich dabei für die Daktyloskopie aus. Er schlug darin auch gleich die Gründung einer internationalen Polizeibehörde in Paris vor. Die Ausführung dieser Beschlüsse wurde jedoch durch den Ausbruch des Ersten Welt krieges behindert. 1923 griff der Präsident der Wiener Polizei, Johann Schober, die Idee einer internationalen Polizeibehörde wieder auf und legte damit den Grundstein für Interpol (International Criminal Police Organization). Die damals gegründete Organisation mit Sitz in Wien hiess damals noch Internationale KriminalpolizeiKommission, kurz IKPK. 2.13 von wachSenDen papierbergen zur inFormationStechnologie Das FBI war 1946 im Besitz von hundert Millionen Fingerabdruck karten. Grund für das rasante Wachstum der Kartei war der Zweite Weltkrieg. Erfasst wurden neben Rechtsbrechern auch Zivil und Militärpersonen, Ausländer und Angestellte der Verteidigungsin dustrie. Die Fingerabdrucksammlung des FBI wuchs bis zum Jahr 1964 auf 172 Millionen Karten an. In den Disziplinen Scanning, Muster Federal bureau of investigation (Fbi) [37] erkennung und Klassifikation wurden zielgerichtete wissenschaftliche Studien durch das National Bureau of Standards (Heute: Natio nal Institute of Standards an Technology, NIST) durchgeführt. Das Ziel war die Unterstützung der bis anhin rein manuellen Arbeitswei se durch automatisierte Verfahren. Zahllose spezialisierte Firmen und Forschungsinstitute, darunter Rockwell und Calspan, beteilig ten sich an den Arbeiten zur Entwicklung von «minutiabased finger print identification systems». 36 | 100 Jahre Daktyloskopie Eine Mitarbeiterin der rcMP vor der auch in Kanada immer grösser werdenden daktysammlung [38] Auch Frankreich war weiter auf der Suche nach Lösungen: Ende 1967 präsentiert der Chefingenieur der Polizeipräfektur Paris, R. Thie bault, vor der InterpolVersammlung eine Studie über die elektro nische Verarbeitung von Fingerabdrücken. Interessant ist der the oretische Ansatz, mit dem die einzelnen Minutien (Endungen und Gabelungen) in Beziehung zu benachbarten Minutien gesetzt wur den. Diese Theorien bildeten die Basis für ein später von der franzö sischen Polizei in Auftrag gegebenes und von der Firma Morpho ent wickeltes FingerabdruckSystem. Die Royal Canadian Mounted Police (RCMP) in Ottawa beschaffte sich zu Beginn der 1970er Jahre ein AMPEX Videofile System. Die RCMP gehörte neben dem FBI zu den Pionieren und Förderern der automatisierten FingerabdruckSysteme. Die Sammlung umfasste 2,1 Millionen Fingerabdruckblätter. Das AmpexSystem speicherte die Fingerabdrücke ohne die Kleinfinger in Form von Fernsehbildern auf 71 VideoMagnetbändern (zwei Zoll Format). Diese 71 Bänder wurden nach Formelbereichen (Ordnungssystem mittels Fingergrundmus ter) in einer Bibliothek abgelegt. Der Zugriff auf die einzelnen Finger musste mit Sammelanfragen erfolgen, da die AmpexAnlage erhebli chen Aufwand für den Betrieb erforderte: Magnetbänder holen, Auf spannen, Vorspulen, Kopieren, Zurückspulen, Ablegen. Mehrmals am Tag wurde ein AmpexSuchlauf durchgeführt. Dazu wurden alle Anfragen entsprechend den Formelbereichen aufgeteilt, auf Lochkar ten gestanzt und auf dem Steuerungscomputer eingelesen, der dem Operator die Anweisung gab, die entsprechenden Magnetbänder auf zuspannen. beim aFis-suchlauf werden bis heute u.a. die lage und die ausrichtung der Endungen und gabelungen der Papillarlinien sowie deren beziehung untereinander ausgewertet [39] 37 Das System las nun die betreffenden Bilder ab Originalband und kopierte sie auf ein temporäres Band, das dem Fingerabdruckexper ten zur Abfrage und zum Vergleich zur Verfügung stand. Dieser wie derum rief nun die einzelnen Finger auf einem speziellen Fernseh monitor mit SplitScreen ab und verglich sie mit den vorliegenden Originalen der Anfrage. Die Firma Rockwell baute 1975 für das FBI fünf Hochgeschwindigkeits Fingerabdruckleser (FINDER = Fingerprint Reader). Weil sich diese teuren Systeme nur nach Brasilien verkaufen liessen, entwickelte die Firma Rockwell die Systemfamilie Printrak 250. Diese Systeme wurden bis 1981 in acht USnationalen und internationalen Polizei organisationen in Betrieb genommen, darunter in Montgomery County/Prince Georges County Maryland, Saint Paul /Minneapolis Minnesota, Houston Texas, Kanada und Brasilien. 1978 wurde die Printrak Computerized Fingerprint Identification User′s Group gegründet. Die britische Firma De la Rue (Sicherheitssysteme, Pass und Bankno tendruck) kaufte 1981 von Rockwell die Rechte, übernahm das Perso nal und gründete im kalifornischen Orange County die Firma De La Rue Printrak (DLRPR) Anaheim. Eines der ersten aFis-computersysteme mit Videobändern als speichermedium für die Fingerabdrücke [40] 38 | 100 Jahre Daktyloskopie DLR Printrak lancierte 1982 das System 300. Eines der ersten Systeme wurde von der Schweizerischen Bundesanwaltschaft/ Zentralpolizeibüro gekauft und 1984 in Betrieb genommen. Ab 1985 waren weltweit 29 Printrak Systeme installiert. Nach rund zehn Jahren als alleiniger Anbieter auf dem Markt sah sich De la Rue Printrak mit drei Konkurrenten konfrontiert: Logica (Surrey, England), Morpho Systems (France) und NEC Information Systems (Japan). Das AFISISAR (Image Storage And Retrieval), ein Bildspeichersystem mit optischen Speicherplatten, war 1987 verfügbar. Die neue Generation AFIS von Printrak, das AFIS Orion, löste im Jahr 1989 die Systeme der Reihe 250 und 300 auf dem Markt ab. Werbung für das Fingerabdruck-identifikations-system der Firma De la Rue verkaufte 1990 die PrintrakSparte. Richard Giles und ein rockwell [41] paar Getreue wurden durch «Management Buyout» neue Besitzer der Firma, die «Printrak International» hiess. Das neue System ORION wurde zum Marktrenner. Printrak war 1991 die erfolgreichste Firma im FingerprintGeschäft. Das ORIONSystem und zahlreiche Erweiterungen und Verbesserun gen waren für die nächsten Jahre das Kerngeschäft der Firma. Printrak gewann 1993 zusammen mit der Rüstungsfirma Harris den FBI NCIC 2000 Kontrakt gegen fünf andere namhafte Anbieter. 1996 lancierte Printrak das System AFIS 2000. Im Jahr 2000 wurde Printrak von Motorola aufgekauft. Motorola/ Printrak lancierte 2002 die AFIS Generation Omnitrak. Die französische Firma Sagem Morpho übernahm 2009 Motorolas biometrische Abteilung Printrak. 39 03 auszug aus entsprechendem Kreisschreiben des bundesrates vom 21.11.1905 siehe anhang 10.1 schWEiz: anthroPoMEtriE VErsus daKtYlosKoPiE 3.1 Die anthropometriSche phaSe Nachdem Alphonse Bertillon die Anthropometrie 1882 in Frankreich eingeführt hatte, war deren weltweiter Siegeszug vorerst nicht mehr aufzuhalten. Auch bei den schweizerischen Polizeikorps wurde diese Identifikationsmethode gestaffelt eingeführt. Die föderale Struktur der Schweiz hatte im Polizeibereich den Nach teil, dass Wiederholungstäter auch mit dieser Methode kantons oder landesübergreifend nicht wiedererkannt werden konnten. Zu diesem Zweck musste eine zentrale Datensammlung geschaffen werden. Der Gedanke wurde an einer Polizeidirektorenkonferenz lanciert und auf Bundesbeschluss vom 26. Oktober 1903 hin wurde in Bern das Schweizerische Central Polizei Bureau geschaffen. Das SCPB (spä ter SZPB) wurde im EJPD (Eidgenössisches Justiz und Polizei departement) der damaligen Eidgenössischen Polizeiabteilung ange gliedert (Nachfolgebehörde: Bundesamt für Polizeiwesen; Heute: Bundesamt für Polizei fedpol). Wildstr. 3 in bern, erster standort des scPb [42] 40 | 100 Jahre Daktyloskopie Dem SCPB wurden folgende Aufgaben übertragen: – – – Führung einer anthropometrischen Zentralregistratur Führung des Zentralstrafregisters Herausgabe des schweizerischen Polizeianzeigers Nach Ablauf der Referendumsfrist nahmen die Büros ihren Dienst an der Wildstrasse 3 in Bern auf. Im selben Gebäude war ab 1914 das Amt für Mass und Gewicht untergebracht. Am 1. April 1904 begannen die Beamten der anthropometrischen Zentralregistratur mit ihrer operativen Tätigkeit. Auf die Dienste des Zentralstrafregisters konnte ab dem 1. Januar 1905 zurückgegriffen werden. Von diesem Datum an erfolgte auch die regelmässige Her ausgabe des Schweizerischen Polizeianzeigers. 3.2 Der FingerabDruck, Die Schweiz unD proFeSSor roDolphe archibalD reiSS Im Jahr 1909 gründet Professor Rodolphe Archibald Reiss an der Uni versität Lausanne das «Institut de police scientifique», das der rechts wissenschaftlichen Fakultät angegliedert wurde. Die Geschichte der Daktyloskopie in der Schweiz wie auch auf internationalem Parkett wurde und wird bis heute durch dieses Institut massgeblich mitge Professor rodolphe archibald reiss, prägt. 1875 – 1929 [43] Am 31. Oktober 1912 wurde in Lausanne der schweizweit erste Straf täter allein aufgrund von Daktyspuren verurteilt. Es ging dabei um einen Einbruchdiebstahl in das Café des Kursaals in Lausanne, begangen durch einen Mann namens Emile H. Dessen Finger und Handballenspuren waren auf einer aufgebrochenen Tür gesichert worden. Die Identifikation im Polizeiinstitut von Professor Reiss an der Universität Lausanne wurde durch einen Mitarbeiter des Profes sors durchgeführt. Emile H. wurde nach seiner Überführung zu 100 Tagen Gefängnis und fünf Jahren Ehrverlust verurteilt. Professor Reiss und seine Mitarbeitenden konnten zuvor bereits in etwa 30 Deliktsfällen Daktyspuren sichern. Der älteste Fall stammt aus dem Jahre 1904. Vor Gericht gab es in diesen Fällen allerdings auch noch weitere Beweismittel, die höher gewichtet wurden als die Daktyspuren. 41 04 diE daKtYlosKoPiE auF bundEsEbEnE Von 1913 bis hEutE Am 1. Januar 1913 wurde die schnellere und präzisere Daktyloskopie auf Bundesebene eingeführt, welche die Anthropometrie rund ein Jahrzehnt später endgültig ablöste. Die Klassifizierung erfolgte nach dem System Galton/Henry. Einige Kantone hatten die Daktyloskopie schon wesentlich früher eingeführt: Basel Stadt 1904 Luzern Aargau Bern 1905 1908 1908 Schaffhausen 1909 alphabetische Registratur, anschl. Daae (modif. Methode Vucetich) Registratur nach Galton/Henry Registratur nach Galton/Henry Versuch nach Daae (modif. Methode Vucetich) Registratur nach Galton/Henry (Kopie der entsprechenden Dokumente siehe Anhang 10.3 und 10.4) Die deutschsprachigen Kantone übernahmen bei der Personenerken nung tendenziell die Methode nach Galton/Henry, während sich die die französischsprachigen Kantone vorzugsweise für die Methode nach Vucetich entschieden. Die unterschiedlichen Registrierungsar ten blieben zum Teil bis in die 1990er Jahre erhalten. Bedingt durch die elektronische Datenverarbeitung, erfolgt die Ablage der Daktybo gen seit 1996 mehrheitlich nach Prozesskontrollnummern, der soge nannten PCN. 1914 wurde erstmals der Begriff Erkennungsdienst in die Bundes gesetzgebung eingeführt. 42 | 100 Jahre Daktyloskopie Da es prinzipiell nicht möglich war, mittels gezielter Recherche ein zelne Tatortspuren den korrespondierenden Vergleichsabrücken in der Galton/HenrySammlung zuzuordnen, wurde 1926 beim Erken nungsdienst des SZBP die Einzelfingersammlung (Monodaktylos kopie, System Born) eingeführt. Die Galton/Henry Klassifizierung erfolgte hauptsächlich anhand der Grundmuster aller zehn Fin ger. Mit einer einzelnen Tatortspur konnte deshalb die zur Suche im Klassifizierungsystem nötige Formel gar nicht erstellt werden. Hier zu bedurfte es eines ausgeklügelten Systems mit einer Formel pro Fin ger, eben einer Einzelfingersammlung. In diese Formel wurden dann die diversen Untermusterarten, unterschiedliche Ausformungen des Zentrums, die Distanz DeltaZentrum, etc. mit einbezogen. Das SZPB wurde 1929 organisatorisch der Bundesanwaltschaft unterstellt. blick in die ersten büroräumlichkeiten des Erkennungsdienstes an der Wildstr. 3, bern [44] beispiel einer Karte aus der Einzelfingersammlung [45] 43 Die kantonalen Erkennungsdienste und teilweise auch ausländische Stellen – wie beispielsweise Scotland Yard – bezogen ihre schwarzen Gelatinefolien zur Daktyspurensicherung bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges direkt in Wien bei einem gewissen Rudolf Schneider. Die se Folien werden deshalb bis heute oft auch Wiener oder Schneider Folien genannt. Nach der Kapitulation des Deutschen Reiches und dem Einmarsch der sowjetischen Truppen in Wien war der Bezug die ser Folien jedoch nicht mehr möglich. Die schweizerischen Erken nungsdienste begannen daher ab 1945, die Wiener Folie teilweise sel ber herzustellen. (Kopie des Schreibens siehe Anhang 10.8) Von 1945 – 1975 erlebt die Daktyloskopie in der Schweiz eine stabile Phase ohne grosse Veränderungen. 1975 erfolgt der Umzug des SZPB von der Wildstrasse 3 an den Bun desrain 20, ebenfalls in der Stadt Bern. Der Erkennungsdienst des SZPB verwaltet zu diesem Zeitpunkt rund 400 000 Fingerabdruck bogen. Friedrich born, chef Erkennungsdienst, im Jahr 1937 [46] büro an der Wildstrasse im Jahr 1937 ; Fingerabdruckblätter abgelegt nach system galton/henry [47] 44 | 100 Jahre Daktyloskopie beispiel eines zehn-Finger-daktybogens. oben rechts ist die galton/henry Klassifizierungsformel erkennbar [48] 45 teil der mit reitern nach delikten gekennzeichneten zugang zum Eidgenössischen früheren tatortspurenkartei [49] Verwaltungsgebäude am bundesrain 20, bern [50] schränke und schubladen zur aufnahme der Fingerabdruckblätter und der tatortspuren am neuen standort bundesrain 20, bern [51] 46 | 100 Jahre Daktyloskopie Pro Jahr gingen durchschnittlich 16 000 neue Bogen ein. 50% der ein gehenden Fingerabdruckbogen stammten dabei von ausländischen Staatsangehörigen. Gesamtschweizerisch wurden jährlich an rund 7200 Tatorten etwa 16 000 Fingerabdruckspuren gesichert. Das daktyloskopische Verfahren war arbeitsintensiv. Die speziali sierten Daktyloskopen mussten viel Zeit für die Pflege der Kartei en aufwenden. Neben der daktyloskopischen Galton/HenryHaupt sammlung mussten auch die Kurzpersonalien in einer alphabetisch/ phonetisch organisierten Kartei geführt werden. Eine daktyloskopi sche Personenidentifikation dauerte damit zusammen mit den erfor derlichen Karteikonsultationen im Durchschnitt rund 30 Minuten. Entgegen der weit verbreiteten Vorstellung war es jedoch nicht mög lich, mit einzelnen Tatortspuren gezielt nach den übereinstimmen den Fingerabdrücken in der nach Galton/Henry sortierten ZehnFin gerSammlung zu suchen. Diese diente der direkten Identifikation von Personen. Für eine Recherche in der Galton/HenryHauptsammlung bedurfte es deshalb den Abdruck aller zehn Finger der abzugleichen Pierre Mouche, Mitarbeiter des Erkennungsdienstes den Person. Nur so konnten auch die abzugleichenden Finger formu anfang der 1980er Jahre beim Vergleich liert werden. Mit dem zum Tatortspurenabgleich neu geschaffenen tatortspuren – zehn-Finger-abdruckbogen [52] monodaktyloskopischen Verfahren war auch eine gezielte Suche nach einzelnen Fingerabdrücken möglich. Der Unterhalt der Monodakty sammlung war aber mit einem grossen Arbeitsaufwand für die Pflege der Einzelfinger und Handballensammlungen verbunden. Der Zehn Fingerbogen einer erkennungsdienstlich behandelten Person musste separat klassifiziert und abgelegt werden. Diese aufwendige Zusatzar beit wurde vorwiegend bei mehrfach überführten Tätern ausgeführt. Die Sucharbeiten waren aber ermüdend und brachten nur vereinzel te positive Resultate. Die meisten Erfolge wurden durch das systema tische Analysieren und Vergleichen der ungelösten Tatortspuren mit den neu eingehenden ZehnFingerAbdruckbogen erzielt, bevor diese in der Registratur abgelegt wurden. Diese Methode basierte auf dem fotografischen Gedächtnis der spezialisierten Sachbearbeiter. Wäh rend dem täglichen Formulieren der eingehenden Daktybogen trafen sie von Zeit zu Zeit auf ein Muster, das sie schon einmal gesehen hat ten. Ein Treffer war selten und kam durchschnittlich nur einmal alle 20 Arbeitstage vor. Ein solches Ereignis wurde im Erkennungsdienst dann jeweils entsprechend gefeiert. Die Identifizierung der Tatort spuren blieb somit bis zur Beschaffung des AFIS, dem automatisier ten FingerabdruckIdentifikationsSystem, die Ausnahme. 47 Ab 1984 begann durch die Einführung des AFIS eine nicht mehr zu stoppende technische Entwicklung (vgl. Kapitel 5). 1997 beschlossen die Chefs der Kriminaltechnischen Dienste an der jährlichen Tagung in Solothurn, mittelfristig vom numerischen Identifikationsstandard (ZwölfPunkteRegel) abzurücken und die sen durch eine Wahrscheinlichkeitsberechnung zu ersetzen. Im Jahr 2000 nahm die nationale DNADatenbank ihren Probebetrieb auf. Fünf Jahre später erfolgte der Übergang vom DNAProbebetrieb zum definitiven Betrieb. Die AFIS Services wurden in die neuen Prozesse eingebunden und in AFIS DNA Services umbenannt. Die Umsetzung des Grundsatzentscheids von 1997 wurde bei der Kon ferenz der Schweizerischen Chefs der Kriminaltechnischen Dienste im Jahr 2007 basierend auf den Arbeiten einer ad hocKommission zur Daktyloskopie beschlossen. Dabei wurde die folgende Erklärung verabschiedet, hier in der 2012 leicht angepassten Form: Die Ausbildung der Spezialisten in der Daktyloskopie und die Schu lung ihrer Kompetenzen finden im Rahmen eines dreistufigen Sys tems (Grundlagen, Spezialist, Experte) statt, welches periodisch überprüft wird. Der daktyloskopische Identifikationsprozess und – entscheid erfolgt aufgrund einer probabilistischen Betrachtungs weise. Das heisst, er basiert auf einer sowohl qualitativen als auch quantitativen Bewertung der zu vergleichenden Elemente und nicht auf einer minimalen Anzahl an GaltonPunkten. Der Identifikations prozess sieht ein hierarchisches Vorgehen bei der Verifizierung sowie eine Kontrolle der daktyloskopischen Vergleiche vor, wobei bereits in der Analysephase zwischen einfachen und komplexen Fällen unter schieden wird. Dieser Ansatz beruht auf der ACEV Methode (Ana lysis, Comparison, Evaluation – Verification). Die Koordination des Gesamtprozesses wird durch das Komitee der Arbeitsgruppe Dakty loskopie gewährleistet. Damit wurde der Übergang vom numerischen, auf der Übereinstim mung von zwölf Punkten basierenden Standard, auf den nichtnume rischen Standard festgelegt. 48 | 100 Jahre Daktyloskopie 49 05 diE schWEiz und das aFis 5.1 vom erSten aFiS europaS biS zum heutigen SyStem omnitrak Die Firma Rockwell International, Hersteller von Fingerabdruck systemen, trat zu Beginn 1976 mit dem Schweizerischen Zentral polizeibüro in Verbindung und ermöglichte den Spezialisten des Erkennungsdienstes und des Dienstes für Informatik der Bundesan waltschaft eine detaillierte Einsicht in die neue Technologie. Rockwell stellte eine Vorführung des EinzelfingerIdentifikations systems in Frankfurt für europäische Interessenten in Aussicht. Im August 1976 ersuchte Rockwell um Zusendung von 100 Finger abdruckblättern von in der Schweiz daktyloskopierten Personen. Diese Blätter wurden in Kalifornien eingelesen. Kurz darauf wurde eine TestDatenbank mit 1000 Einzelfingern aufgebaut. Um die Tests möglichst wirklichkeitsnah zu gestalten, wurden Fingerabdrucksets gewählt, die mit wenigen Ausnahmen Schlingen als Grundmuster enthielten. Die Resultate der Tests waren vielversprechend, obschon das Testsystem für einen Suchlauf rund eine Stunde benötigte. Ein ausführlicher Bericht zu diesem Test führte in der Schweiz zum Projektantrag AFIS. Dieser wurde am 18. April 1977 eingereicht und in der Folge vom Bun desanwalt und dem damaligen Bundesamt für Organisation geneh migt. Die Phasen Voranalyse und Konzept wurden damit freigegeben. Ein Arbeitsauftrag erging am 27. Juli 1977 an die Projektleitung AFIS. 50 | 100 Jahre Daktyloskopie Das Arbeitsziel wurde wie folgt umschrieben: Voranalyse und Konzept eines automatisierten FingerabdruckIdentifikationssystems für das Schweizerische Zentralpolizeibüro, umfassend: – Automatische ZehnFinger und EinzelfingerIdentifikation – Computergestütztes NamenindexSystem mit Terminals für die ganze Abteilung – Ein einfaches MikrofilmSystem für den raschen Zugriff auf die zu verfilmenden Fingerabdruckbogen der daktyloskopischen Hauptsammlung Einflussfaktoren bzw. Voraussetzungen für die Verarbeitungsleistung eines automatisierten Systems waren: – Alle eingehenden ZehnFingerbogen – Alle eingehenden Spuren – Ein Namen, Such und Erfassungssystem verbunden mit der Fotosammlung – Rasche Konsultation der Originalabdrücke bei Suchresultaten – Kein Personalmehrbedarf Die Konzeptarbeiten sahen vor, einen Marktüberblick zu gewinnen und folgende Systeme nach Möglichkeit zu testen: – Das System des Bundeskriminalamts (BKA), Deutschland – Das System des Federal Bureau of Investigation (FBI), USA – Das System der Royal Canadian Mounted Police (RCMP), Kanada – Zwei Systeme in Grossagglomerationen der USA, nahe Washington DC und Minneapolis/St.Paul Bei allen Besuchen wurden wertvolle Erkenntnisse gewonnen. Es wurde klar, dass die drei Systeme des BKA, des FBI und der RCMP ungeeignet oder zu gross für die Schweiz waren. Die beiden «kleineren Systeme» schienen dagegen geeignet für die Bedürfnisse der Schweiz und bewiesen in einem von der Schweiz entwickelten Test, dass sie die geforderte Leistung erbringen konnten. 51 Das AFIS Konzept wurde 1980 fertiggestellt, vom Bundesrat ge nehmigt und das System Printrak 250 S bestellt. Nachdem der Startschuss für die Erfassung der Namenkartei des Erkennungsdienstes gefallen war, begannen die Arbeiten: Mit zehn Hilfskräften und zahlreichen Mitarbeitenden aus allen kantonalen Erkennungsdiensten wurden 1981 die Sammlungen bereinigt. Die Fingerabdruckbogen wurden zusätzlich mit einer Prozesskontroll nummer versehen, gemäss dem AFISkompatiblen Standard NCIC formuliert und mikroverfilmt. 1982 wurde Rockwell von De La Rue übernommen. Der General unternehmer für die amerikanischen Systeme, Ascom Autelca, war für die Wartung der Printrak Systeme verantwortlich. Die Firma De La Rue Printrak stellte der Schweiz ohne Mehrkosten das wesentlich leistungsfähigere neue System Printrak 300 zur Verfügung. Die Lieferung des Systems 300 erfolgte 1984. Damit konnte mit der Datenkonversion begonnen werden. Mit grossem Aufwand und unter Mithilfe der kantonalen Erkennungsdienste wurde die nunmehr auf bereitete Daktysammlung auf den drei Printrak ReadEdit Konsolen eingelesen und das neue System in Betrieb genommen. Die Datenkonversion wurde Mitte 1985 abgeschlossen. Die ersten Erfolge bestätigten die Tauglichkeit der PrintrakAnlagen. Der Dele gierte für das Flüchtlingswesen (DFW) begann, das System zur system dlr Printrak 300 [53] 52 | 100 Jahre Daktyloskopie Überprüfung von ZehnFingerbogen der Asylbewerber zu nutzen. Die Datenbank wurde damit zusätzlich zum Dienst für die Polizei auch innerhalb des EJPD amtsübergreifend im neu geschaffenen Bundes amt des Delegierten für das Flüchtlingswesen genutzt. Wegen der zusätzlichen Belastung durch den DFW konnten die Read/ Edit Konsolen nicht mehr für die Spurensuche genutzt werden. Eine zweite Spurenkonsole schaffte 1986 Abhilfe. Polizeibeamte aus verschiedenen Kantonen helfen mit, Fingerabdruckblätter im system 300 einzulesen [54] Ein blick in den aFis computer raum system delaruePrintrak dlrPr 300, damals noch am bundesrain 20, bern, 1. stock West [55] 53 Weil die Verarbeitungszahlen besonders im Asylbereich stark anstie gen, musste die MikrofilmAnlage mit einer Bildverarbeitungsanlage, die über optische Platten verfügte, ersetzt werden (ISAR, Image Storage and Retrieval). Entsprechend wurde ein Projekt ausgearbei tet und die vorgeschlagene Beschaffung bewilligt. Man erhoffte sich dadurch einen erheblichen Zeitgewinn, da die mühsamen Vergleichs arbeiten mit Mikrofilm entfielen. Mögliche Treffer auf Spuren wurden bis anhin auf einer Papierliste mit Anzeige der Nummern der in Frage kommenden ZehnFingerDaktybogen ausgedruckt. Diese Dakty bogen mussten danach auf Mikrofilm gesucht und mit der auf einen Schirm projizierten Tatortspur verglichen werden. 1988 erfolgte ein Upgrade auf das System 400. Die Daten für das ISAR wurden elektronisch erfasst, indem die Fingerabdrucksamm lung abschnittweise mit robusten Holzkoffern in die USA und zurück transportiert wurden. Die Firma Printrak hatte zu diesem Zweck für alle Kunden ein professionell organisiertes Erfassungszentrum ein gerichtet. Ebenfalls im Jahr 1988 wurde die Daktyloskopierung aller Asylbewer ber verfügt. Die Identifizierungsbegehren des DFW nahmen darauf wiederum stark zu und mit ihnen wurden die Rückstände in der Ver arbeitung grösser. Vergleich Mikrofilmaufnahme mit tatortspur [56] 54 | 100 Jahre Daktyloskopie Der Rückstand beim DFW betrug bald mehr als ein halbes Jahr. Als Sofortmassnahme wurde beschlossen, die Printrak 400 Anlage durch eine ORIONAnlage zu ersetzen. Die Fingerabdruckblätter des DFW wurden zudem neu in den USA beim Konversionszentrum Printrak eingelesen. Der Gebrauch des AFIS machte die Ablage der OriginalDaktybogen nach der Klassifikation Galton/Henry unnötig. Daher wurden diese auf Bundesebene numerisch fortlaufend abgelegt. Mit dem erneuten Ansteigen der Asylzahlen entstand 1990 der selb ständige Erkennungsdienst des Bundesamtes für Flüchtlinge (BFF), vormals DFW. Im gleichen Jahr wurde das OrionSystem geliefert und in Betrieb genommen. Das neue OrionSystem wurde 1991 ohne Probleme erweitert. Die Asylbegehren nahmen weiter zu. Nach der Intervention der Politik wurde zusammen mit Printrak das Rapid Response AFIS (kurz RRA) entwickelt. Das RRA ist eine Kombination von EinzelfingerScannern und schnellen Datenbanken zur Identifizierung von Personen inner halb weniger Minuten. roland gander, ehemaliger chef der aFis services, an der Printrak orion Konsole [57] 55 Im Jahr 1992 wurden die ersten LiveScanAnlagen für die Zehn FingerAbnahme in Europa eingeführt. Diese optischen Aufnahme geräte für Fingerabdrücke wurden in den Empfangszentren des damaligen Bundesamtes für Flüchtlinge in Betrieb genommen. Sie ersetzten dort den aufwendigeren Prozess der Fingerabdruckab nahme mit Druckerschwärze. Das System RRA wurde 1995 operativ. Dieses System bildete die Grundlage für eine zukunftsgerichtete Modernisierung des AFIS und für eine flankierende Reorganisation der beiden Erkennungsdiens te beim Bund. Im Februar 1996 hatten die Verantwortlichen im GS EJPD, BAP und BFF beschlossen, die Aufgabe der Identifizierung mit der Schaffung der AFIS Services amtsübergreifend und gesamt schweizerisch anzugehen. Im selben Jahr erfolgte die Reorganisation und Umbenennung des Erkennungsdienstes in AFIS Services mit folgenden Neuerungen: – – – – – Suchlauf für sämtliche eingehenden Daktybogen (keine vorgängige Namensabfrage mehr). Speicherung sämtlicher eingehender Daktybogen anstelle des jeweils qualitativ besten Bogens (so auch mehrere Bogen der gleichen Person). Integration des Dienstes in das Rechenzentrum des EJPD. Auslagerung des erkennungsdienstlichen Interpol Bereiches (das heutige Kommissariat Internationale Identifizierungen bei der Hauptabteilung Internationale Polizeikooperation von fedpol). Einführung der Prozesskontrollnummer (PCN, s. Glossar). Im Juli 1997 wurde das Projekt mit der Unterstellung der AFIS Servi ces beim Rechenzentrum EJPD erfolgreich abgeschlossen. Durch die Modernisierung des AFIS wurde die Identifikationszeit von Personen innert Tagen/Stunden auf wenige Minuten verkürzt. 1998 wurde der Wandel vom isolierten, von wenigen Spezialisten bedienten AFIS hin zu prozessorientierter Dienstleistung und lan desweit ausgelagerten erkennungsdienstlichen Funktionen vollzogen. Eine nationale Prozesskontrollnummer (PCN) diente neu als gesamt schweizerische Referenz. Von den rund 45 000 Identifizierungsauf trägen stammten im Jahr 1997 rund 23 000 (51 %) von den Kantonen, 20 000 vom BFF (44,5 %) und 2000 vom BAP (4,5 %). 56 | 100 Jahre Daktyloskopie identifikation von tatortspuren [58] 3'500 manuell AFIS System 300 AFIS ORION AFIS 2000 SWISS AFIS neue Erkennungsverfahren 3'000 Anzahl an Iden1fika1onen 2'500 2'000 1'500 1'000 500 0 2003 – 2005 : zusätzliche verarbeitung alter tatortspuren; ab 2008: Verarbeitung geänderte zählweise 2003 -‐ 2005: Zusätzliche alter Tatortspuren ab 2008: geänderte Zählweise identifikation von personen durch treffer mit Fingerabdruckbogen [59] 30'000 manuell AFIS System 300 AFIS ORION AFIS 2000 neue Erkennungsverfahren 25'000 Anzahl an Iden1fika1onen SWISS AFIS 20'000 15'000 10'000 5'000 0 1991 : aufarbeitung von rückständen aus dem asylbereich; zählweise bis 1996: nur treffer mit anderen identitäten Die Tatortspurenidentifikationen wurden gegenüber der VorAFIS Zeit um das Zehn, später um das Dreissigfache gesteigert. Bei den Personenidentifikationen bedurfte es einer neuen AFIS Gene ration und einer zusätzlichen Umstrukturierung der Arbeitsabläufe im Jahre 1996. Ab diesem Zeitpunkt wurden alle eingehenden Dakty bogen einem AFISSuchlauf unterzogen, was die Abläufe wesentlich vereinfachte. Damit kam es zu einem signifikanten Anstieg der Iden tifikationen. Zuvor war es üblich, zuerst mittels einer Namensabfra ge im Polizeiindex herauszufinden, ob eine Person bereits registriert war. Der Anstieg im Jahre 1991 ist durch das Verarbeiten der erwähn ten Rückstände aus dem Asylbereich zu erklären. 57 Im Jahr 2000 wurde der 24 Stunden/365 Tage Schichtbetrieb bei den AFIS Services eingeführt. Damit wurde die Echtzeitidentifikation neu rund um die Uhr ermöglicht. Die AFIS Services wurden organisato risch in das BAP zurückgeführt. Mitarbeitende der aFis dna 2002 wurde mit dem Projekt Swiss AFIS das AFIS 2000 durch das services an den verschiedenen System Omnitrak abgelöst. Mit dem Systemwechsel wurde neu aFis arbeitsstationen [60] auch die automatisierte Identifizierung von Handballen möglich. Gleichzeitig wurde der «Message Handler» eingeführt, eine auf InternetTechnologie basierende Kommunikationsplattform. Damit konnten erstmals automatisch positive oder negative Meldungen aus dem Datenbankabgleich mit den Daten der allenfalls identifi zierten Personen versehen und den Kunden unmittelbar zur Verfü gung gestellt werden. Parallel dazu wurde die EchtzeitIdentifikation von «Rapid Response AFIS» in «Identiscan» umbenannt. Die meisten Polizeikorps, das Grenzwachtkorps und viele VisaAbteilungen der Botschaften wurden an dieses IdentifikationsSystem angeschlossen. Seither können Identifikationsanfragen dieser Behörden innerhalb von wenigen Minuten beantwortet werden. 58 | 100 Jahre Daktyloskopie 2008 wurde der mobile Einfingerscanner für das GWK und die Polizei (Mobile AFIS) eingeführt. Die Anzahl der eingesetzten Geräte nimmt seither stetig zu. bildschirmanzeige eines handballentreffers nach datenbankabgleich mit dem system omnitrak [61] Einfingerscanner Mobile aFis [62] 2010 wurden auf der Datenbank alle ZehnFingerDaktybogen auf 1 000 Pixel pro Inch konvertiert. Die Bildqualität konnte damit mas siv gesteigert werden. Gleichzeitig wurde die papierbasierte Dakty Datensammlung vernichtet. Seitdem werden alle Daktybogen beim Bund nur noch elektronisch gespeichert. Am 7. November 2012 wurde die Evaluationsphase im Rahmen des Projektes AFIS New Generation beendet. Der Zuschlag für das neue AFIS ging an die französische Firma Sagem Morpho. 59 5.2 Die zukunFt – DaS SyStem aFiS new generation medienmitteilung, des eJpD vom 22.12.2010 bern. Der bundesrat hat in seiner heutigen Sitzung der beschaffung eines neuen automatisierten Fingerabdruck-identifikationssystems (aFiS) zugestimmt. Das « aFiS new generation » wird das bestehende System voraussichtlich 2013 ablösen. es ist ein zukunftsorientiertes instrument für die biometrischforensische tatortspurenaufklärung und personenidentifikation. Das automatisierte FingerabdruckIdentifikationssystem AFIS unter stützt die Identifikation von Personen und Tatortspuren aufgrund von Finger und Handflächenabdrücken. Das zentrale, nationa le AFIS wird vom Bundesamt für Polizei fedpol seit 1984 betrieben und ist aus der heutigen Sicherheitslandschaft Schweiz nicht mehr wegzudenken. 2009 wurden mit AFIS rund 128 000 Überprüfungen durchgeführt, was zu 52 000 Personenidentifizierungen geführt hat. Gleichzeitig konnten über Analyse und Vergleich von Finger und Handflächenabdrücken, die an Tatorten gesichert wurden, rund 2300 Personen identifiziert werden. Dabei handelt es sich grösstenteils um Täterspuren. Dringliche ablösung Seit der letzten Erneuerung des Systems im Jahre 2002 hat sich das Auftragsvolumen massiv erhöht. Die technischen Leistungsgrenzen in allen Bereichen des Gesamtsystems sind erreicht. Eine Weiterfüh rung des bestehenden Systems könnte mittelfristig zu einem Total ausfall des gesamtschweizerischen Fingerabdrucksystems führen. Das Bundesamt für Polizei könnte dann seinen Leistungsauftrag gegenüber seinen Partnern (Kantonspolizeien, Grenzwachtkorps, Bundesamt für Migration, Botschaften, InterpolPartnerstaaten) die das System rund um die Uhr nutzen, nicht mehr wahrnehmen. Neben den technischen Gesichtspunkten gilt es auch den zunehmen den internationalen Bedürfnissen Rechnung zu tragen. Der Daten austausch geschieht heute über die Schnittstelle zu Eurodac, der euro päischen Asyldatenbank, sowie mit den InterpolPartnerstaaten. Damit die technischen und qualitativen Anforderungen auch in Zukunft erfüllt werden können, muss das bestehende AFIS durch das neue System « AFIS New Generation » abgelöst werden. Die Investiti onskosten für das neue System belaufen sich auf rund 18,5 Millionen Franken, die durch den Bund getragen werden. 60 | 100 Jahre Daktyloskopie klare gesetzliche grundlagen Die Arbeiten mit dem AFIS unterliegen klaren gesetzlichen Grund lagen. Das Informationssystem stützt sich einerseits auf Artikel 354 Absatz 1 und Absatz 4 des Strafgesetzbuches (StGB; SR 311.0). Die Ein zelheiten regelt der Bundesrat auf Verordnungsstufe. Bezüglich Aus länderinnen und Ausländer stützt sich das AFIS anderseits auch auf Artikel 102 Absatz 2 des Ausländergesetzes (AuG; SR 142.20). Die Verordnung vom 21. November 2001 über die Bearbeitung biome trischer erkennungsdienstlicher Daten (SR 361.3) schränkt die biome trischen erkennungsdienstlichen Daten auf Finger und Handballen abdrücke, Tatortspuren, Fotografien und Signalemente ein und regelt den Einsatz des AFIS. Die Grundlagen für den internationalen Daten austausch finden sich für Eurodac im Asylgesetz (SR 142.31; Art. 102a bis 102e) sowie für Interpol im StGB (Art. 350 bis 352). die Mitglieder des bundesrates in der zusammensetzung 2013, aufgenommen im sitzungszimmer des bundesrates [63] 61 06 idEntiFiKation 6.1 grunDSÄtze In der Daktyloskopie gelten folgende Grundsätze: – Fingerabdrücke sind einzigartig – Fingerabdrücke sind unveränderlich Mit unseren Fingern hinterlassen wir auf berührten Gegenständen Abdrücke, ähnlich einem Stempel. Meist sind diese Abdrücke nicht ohne Weiteres sichtbar. Sie müssen zuerst sichtbar gemacht werden. Eine der ältesten, aber nach wie vor gebräuchlichsten Methoden, ist das Einstäuben mit feinstem Aluminiumpulver. Das Pulver bleibt an den Schweiss und Talgrückständen haften. Die Abdrücke werden dadurch sichtbar. Der Abdruck kann in der Folge mit einer speziel len Folie, der sogenannten «Wienerfolie» (vgl. Kapitel 10.8), gesichert und fotografiert werden. spurensicherung mittels Pinsel und aluminiumpulver [64] Mit dieser Methode kann eindeutig nachgewiesen werden, dass eine Person einen Gegenstand berührt hat. So kann bei einem Delikt unter Umständen ein Tatzusammenhang hergestellt werden. 6.2 vergleichSebenen Der Vergleich von Fingerabdrücken geschieht auf insgesamt drei Ebenen, die in einem Ansatz «vom Groben zum Feinen» vom Daktylo skopen durchlaufen werden. 62 | 100 Jahre Daktyloskopie ebene 1 Die erste Ebene ist die von blossem Auge gut sichtbare. Es werden die Grundmuster unterschieden. die drei grundmuster [4] schlinge bogen Wirbel ebene 2 Um die zweite Ebene zu analysieren, wird eine Lupe benötigt. Hier werden die Minutien (Gabelungen, Endungen, Seen…) erkennbar: gabelung Endung Punkt see haken diverse Papillarlinienmuster [65] ebene 3 Die dritte Ebene wird erst unter dem Mikroskop gut sichtbar. Dabei geht es um die Unterscheidung von Form und Anzahl Poren sowie um die Unterscheidung der Form der Papillarleisten. Auf den modernen Computersystemen können diese drei Ebenen heute stufenlos und ohne Lupe oder Mikroskop vergrössert und betrachtet werden. Ein beispiel für die markante Form der Poren und Papillarleisten [66] 63 6.3 iDentiFikationSprozeSS Beim Identifikationsprozess werden im Spurenbereich (Finger und Handballen) die folgenden Schritte nach dem international standard isierten Verfahren ACEV (Analysis/Comparison/Evaluation – Verifi cation) durchlaufen: analyse (analysis) Qualitative und quantitative Beurteilung der Merkmale aller drei Ebenen eines Fingerabdrucks. vergleich (comparison) Vergleich der bei der Analyse festgestellten Merkmale mit einem Ver gleichsabdruck hinsichtlich Übereinstimmungen und Abweichungen. 64 | 100 Jahre Daktyloskopie bewertung (evaluation) Ziel ist die Erlangung eines Befundes: – Identisch – Nicht identisch – Person XY kann als Spurenverursacher nicht ausgeschlossen werden verifikation (verification) Die vorgängigen Schritte (ACE) werden anschliessend durch einen zweiten qualifizierten Daktyloskopen in einer ergebnisoffenen Unter suchung nachvollzogen. Nur für den Fall, dass der zweite Experte das Ergebnis des ersten Bearbeiters bestätigt, wird dieses offiziell. beispiel eines Vergleichs mit zwölf übereinstimmenden Minutien bei einer handballenspur : links tatortspur, rechts Vergleichsabdruck aus der datenbank [67] 65 07 dEr FingErabdrucK aussErhalb dEs straFVErFahrEns; bioMEtrischEr rEisEPass Biometrische Daten im Pass sind nichts Neues. Pässe enthalten seit jeher biometrische Daten. In der Regel ein Foto, die Grösse und die Unterschrift der Person, auf deren Namen er lautet. Mit Ausbruch des Ersten Weltkrieges erklärten 1914 sämtliche europäische Staaten Pässe für obligatorisch. Gleichzeitig wurden Klagen laut, dass Schweizer Bürger im Ausland oft nicht als solche erkannt würden. Die bis dahin verwendeten Passformulare der Kantone wurden 1915 deshalb notrechtlich durch einen gesamtschweizerischen Pass ersetzt. An der zweiten ordentlichen Tagung der internationalen kriminal polizeilichen Kommission IKPK (Vorläufer von Interpol mit damali albert Einsteins schweizer Pass, 1923 [68] gem Hauptsitz in Wien) vom 26. – 29. April 1926 wurde beschlossen, Fingerabdrücke in die Pässe aufzunehmen (vgl. Schreiben des Polizei präsidenten der freien Stadt Danzig, vom 19.1.1927, Kapitel 10.5). In der Schweizerischen Passverordnung von 1928 wurde aufgrund politischer Bedenken entschieden, im Schweizer Pass vorläufig auf Fingerabdrücke zu verzichten. Die Einführung von EPässen wurde international schon in den 90er Jahren diskutiert. Dies vor dem Hintergrund einer allfälligen Beschleunigung bei der Grenzkontrolle. Die Terroranschläge vom 11. September 2001 auf das World Trade Center in New York haben schliesslich zu einer beschleunigten Einführung von EPässen geführt. Die USBehörden waren die treibende Kraft hinter diesem Vorhaben und setzten die Idee des biometrischen Reisepasses inter national durch. anschlag auf die zwillingstürme des World trade centers in new York am 11. 9. 2001 [69] 66 | 100 Jahre Daktyloskopie Zusätzlich zu den bisher im Pass enthaltenen Personendaten wurde ab 2006 auf einem Chip ein digitales Foto abgespeichert, das mit dem im Pass abgebildeten Foto identisch ist. Ein überparteiliches Komitee reichte 2008 bei der Bundeskanzlei in Bern 63 733 gültige Unterschriften für ein Referendum gegen die Ein führung biometrischer Pässe ein. Das Referendum richtete sich ins besondere gegen eine zentrale Datenbank und gegen den Beschluss, dass nach einer zweijährigen Übergangsfrist Identitätskarten nicht mehr bei den Gemeinden beantragt werden können. In der Volksabstimmung von 2009 stimmte das Schweizer Stimmvolk äusserst knapp für die Einführung des biometrischen Passes (50,14 % JaStimmen). Den Ausschlag gaben nur gerade 5504 Stimmen. Ein Staatsvertrag mit der Europäischen Union legt fest, dass ab dem 1. März 2010 Pässe ausgestellt werden, die standardmässig zwei Fin gerabdrücke enthalten. Der Pass 10 wurde pünktlich auf diesen Ter min eingeführt. 37 kantonale Zentren und über 120 Vertretungen im Ausland wurden mit der nötigen technischen Infrastruktur aus gerüstet, über 600 Personen geschult. Ein halbes Jahr nach Einfüh rung waren bereits über 250 000 Schweizerinnen und Schweizer im Besitz dieses Passes mit elektronisch gespeicherten Daten. Sofort etabliert hat sich die neue Möglichkeit der OnlineBestellung via www.schweizerpass.ch. Die Schweiz musste infolge einer Weiterentwicklung des Schengen Rechts biometrische Daten auch auf Ausländerausweisen für Dritt staatsangehörige einführen. Seit dem 24. Januar 2011 werden damit für Drittstaatsangehörige mit Ausländerausweis B, C und L auf einem Datenchip nebst dem Gesichtsbild neu auch zwei Fingerabdrücke gespeichert. Sämtliche Daten der biometrischen Ausländerauswei se werden im zentralen Migrationsinformationssystem (ZEMIS) im Bundesamt für Migration verwaltet und sind gegen unberechtigten Zugriff geschützt. Alle Daten zu Reisepässen und Identitätskarten für Schweizer Bürger innen und Bürger werden separat gespeichert und im Bundesamt für Polizei fedpol von der Sektion «Ausweisschriften, Nachforschungen nach vermissten Personen» verwaltet. Auch sie sind gegen unberech tigten Zugriff geschützt. Pässe seit 1915 [70] 67 08 rÜcK und ausblicKE Von KoMPEtEntEr sEitE ruDolF wySS, cheF DeS Szpb von 1988 – 1993 «In der zweiten Hälfte der Siebzigerjahre hatte ich als Sachbear beiter der Sektion Auslieferung immer wieder das Vergnügen, mit dem Erkennungsdienst zusammenzuarbeiten. Die hilfsbereiten, fast durchwegs in weisse Berufsschürzen gekleidete Daktyloskopen gaben mir einen Crashkurs über die Bedeutung der Fingerabdrücke im Bereich der internationalen Personenfahndung. Rasch war mir klar, wie wichtig die Daktyloskopie für die Beweisführung in Straf prozessen generell war. Imponiert hat mir stets die äusserst präzise und hochspezialisierte Arbeitsweise dieser Leute. Nachdem die Fingerabdruckauswertung von den USA her elek tronisch weiterentwickelt wurde, gelang es meinem Vorgänger zu Beginn der Achtzigerjahre, die notwendigen Kredite für die Beschaf fung eines AFIS (Automatisiertes Fingerabdruck Identifikations Sys tem) zu erwirken. Wenn ich mich richtig erinnere, hat die Erstbe schaffung über zehn Millionen Franken gekostet. Glücklicherweise stellte sich die Anschaffung bald als Erfolg heraus und die Anzahl der Identifikationen von Fingerabdrücken stieg kontinuierlich und eindrücklich an. Für die Kollegen vom Erkennungsdienst hat mich gefreut, dass für jeden definitiven Hit (Treffer) aber immer noch das Spezialwissen des Daktyloskopen gefragt war. Als Leiter des Zentralpolizeibüros ab 1988 durfte ich verschiedene Ausbauschritte des AFIS mit begleiten und dessen Benutzung für den Asylbereich ermöglichen sowie die spätere Erweiterung in den Bereich der DNARegistrierung anschieben. Der Erkennungsdienst war bis anfangs der Neunzigerjahre eine Sekti on im Schweizerischen Zentralpolizeibüro. Dieses wiederum war eine Hauptabteilung der Bundesanwaltschaft und umfasste neben dem Erkennungsdienst auch das Zentralstrafregister, Interpol Schweiz und die Sektion Zentralstellendienste, aus der später die Bundeskri minalpolizei hervorging. 68 | 100 Jahre Daktyloskopie Solange der Mensch Verbrechen begeht – insbesondere solche gegen Leib und Leben oder Eigentumsdelikte – wird er dies mit seinen Hän den tun und oft Fingerabdrücke hinterlassen. Es werden andere Tat ortspuren dazukommen, die durch elektronische Speicherung und Bearbeitung an Bedeutung als Beweismittel zunehmen. Die Dakty loskopie wird auf voraussehbare Zeit ihre Bedeutung zur Spurenzu weisung oder zum Ausschluss von Tatbeiträgen aber behalten. Trotz zu erwartender weiterer Perfektionierung der elektronischen Auswer tung werden die Daktyloskopen nicht verschwinden. Sie werden sich der neuen Verfeinerungen der Technik zu bedienen wissen – gleich wie sie seinerzeit mit der Einführung des AFIS langsam die weissen Berufsschürzen weggelegt haben!» rolanD ganDer, cheF Der aFiS ServiceS von 1996 – 2004, ab 2004 aFiS SpezialiSt «Die Inbetriebnahme des AutomatisiertenFingerabdruckIdentifika tionsSystems (AFIS) im Jahre 1984 bedeutete einen Quantensprung für die Daktyloskopie in der Schweiz. Der Entscheid des Bundes, das AFISZentralsystem selbst zu finanzieren und die Dienstleistung den Kantonen gratis zur Verfügung zu stellen sowie die relativ kom fortable finanzielle Lage der Schweiz ermöglichten es, während Jahr zehnten an der Spitze der Technologie zur Verarbeitung von Finger abdrücken zu sein. Mit der Gründung der AFIS Services im Jahre 1996 wurden beim Bund die Frauen gleichwertig in die daktyloskopische Verarbeitung integriert. Als eines der wenigen Länder hat die Schweiz auch das gesamte Umfeld des AFIS Systems reorganisiert und mit der Gründung der AFIS Services den Grundstein für die heute noch beispielhaft effizi enten Dienstleistungen im DaktyBereich gelegt. Mit der Einführung des Handballensystems 2002 wurde eine letzte Lücke in der Dakty spurenIdentifizierung geschlossen. 440 Personen wurden diesbezüg lich auf Deutsch, Französisch und Englisch ausgebildet. Durch Beibehalten eines hohen Qualitätsstandards in der Spurenver arbeitung konnten Angriffe gegen die Aussagekraft und Glaubwürdig keit der Daktyloskopie in der Schweiz weitgehend vermieden werden. Die Beschaffung eines komplett neuen AFISSystems im Jahre 2013 ist der Garant für die Beibehaltung des hohen Dienstleistungsgrades. Durch die noch lange andauernden Auswirkungen der Finanzkrise auf die Budgets wird die Daktyloskopie als rasches und relativ güns tiges Hilfsmittel zur Aufklärung von Delikten und Verbrechen weiter hin im Mittelpunkt stehen.» 69 martin urS peter, aFiS proJektleiter unD it-polizeikoorDinator eJpD, aktiv von 1975 – 2010 «Mit der Daktyloskopie habe ich mich seit 1976 beschäftigt. Ich war damals Analytiker im InformatikGrossprojekt KIS, einem kriminal polizeilichen Informationssystem für Bund und Kantone. Wir beka men unerwartet Besuch eines Vertreters der Rockwell Autonetics Group, der uns das System Printrak 250 vorstellte und unser Inter esse wecken konnte. Da ich im Rahmen von Prozessanalysen mit den vier Sektionen des Schweizerischen Zentralpolizeibüros (Erkennungsdienst, Zentral stellendienste, Interpoldienst und Zentralstrafregister) befasst war, bot sich mit Printrak mittelfristig ein Potential zur Steigerung der Möglichkeiten der Verbrechensbekämpfung im Rahmen des EJPD mit Auswirkungen auf die ganze Schweiz. Wir haben uns an die Arbeit gemacht, und aus der guten Idee wurde nach sehr viel Projektarbeit ein Gesamtsystem mit personellen und technischen Komponenten, das 1984 in Betrieb genommen werden konnte. Bereits nach kurzer Zeit zeigte sich, dass die Erwartungen durch Effizienzsteigerungen und neue Aufklärungsmöglichkeiten um den Faktor Zehn übertroffen werden konnten. Es war mir in der Fol ge eine Ehre und ein Vergnügen, das AFIS in anderen beruflichen Funktionen massgebend begleiten zu können, zuletzt als Leiter des Rechenzentrums EJPD und als ITKoordinator Polizei. Die Welt der automatisierten Identifizierung von Fingerabdrücken hat sich seit der Einführung des AFIS dramatisch verändert und wird sich künftig weiter verändern. Alle fünf bis sechs Jahre werden voraussichtlich neue Funktionen für eine zukunftsgerichtete Moder nisierung des AFIS eingeführt, die wiederum die motivierten AFIS Benutzer fordern werden. Dazu wünsche ich den AFIS DNA Services viel Glück und Erfolg. Wie sagt doch der Amerikaner: Hits are the name of the game!» DeniS challet, beamter erkennungSDienSt, SpÄter aFiS SpezialiSt, aktiv von 1983 – 2008 «Engagé en 1983 au BCSP en tant que spécialiste en dactyloscopie, j′ai dû apprendre la classification décadactylaire GALTONHENRY. Dès 1984, nous avons commencé l′enregistrement des données des fiches dactyloscopiques dans le système informatique, dont les fiches étaient classées sous la formule NCIC. Plusieurs collaborateurs des Services Identifications Judiciaires nous ont aidé dans cette tâche. 70 | 100 Jahre Daktyloskopie Une fois de plus, il a fallu s′adapter à ce nouveau système d′identi fication automatisé ( AFIS ), qui a été renouvelé continuellement. Grâce à cette nouvelle technologie, les recherches dactyloscopiques sont devenues de plus en plus efficaces et avec une rapidité vertigi neuse. A l′heure actuelle, il ne serait plus possible d′effectuer, sans l′informatique, l′identification de personnes et des traces digitales laissées sur les lieux de crimes ou de délits.» pierre mouche, beamter erkennungSDienSt, SpÄter aFiS SpezialiSt, aktiv von 1974 – 2004 «J′ai aujourd′hui 69 ans. En 1970, je suis entré à la police cantonale bernoise, au service d′identification. J′étais passionné de dactylo scopie. La formulation des fiches dactyloscopiques était alors la méthode ‹ Vucetich ›. En 1974 je m′engageais au BCSP (bureau central suisse de police) dont les locaux se situaient à la Wildstrasse 3 à Berne. Nous étions 10 collaborateurs, tous anciens policiers. Deux ans après, notre service prenait possession de ses nouveaux locaux à la Tau benhalde, Bundesrain 20. La section ‹ Service d′identification › utili sait alors la méthode ‹ GaltonHenry ›, aux fins de classification, de recherches d′identité d′individus et également de traces d′empreintes digitales relevées sur les lieux de délits. Les fiches dactyloscopiques étaient classées manuellement dans des tiroirs. Ensuite, dans les années 1984 le système informatique ‹ AFIS › a pris le relais, ce qui a permis un nombre impressionnant d′identifications des traces latentes. A cela, environ 10 ans après, notre service a géré en plus la banque de données ‹ ADN ›. Aujourd′hui ce service compte quelques 25 personnes n′ayant pas forcément une formation de policier. C′est après plus de 30 ans au service de la police que j′ai pris ma retraite que j′estime bien méritée!» markuS heSS, ehemaliger leiter DeS aFiS-SupportS (aScom), heute leiter DeS FachbereichS Strategie/planung iDentiFikation bei FeDpol «‹Schneller, besser, billiger›: die Prämissen von gestern haben in einem gewissen Sinn noch heute ihre Gültigkeit. Neu hinzugekommen sind aber ‹vernetzt, sicher, nachvollziehbar und flexibel›. Die Schweiz mit dem ersten AFIS in Europa hat sich immer an vorderster Front für die Weiterentwicklung der AFIS Technologie und der dazu notwendigen organisatorischen Strukturen engagiert. Wir können stolz sein, mit der neusten AFIS Generation diese Erfolgsgeschichte weiterzuschrei ben und einen wesentlichen Beitrag zur Sicherheit der Schweiz beizu tragen. Bei all den technischen Veränderungen des AFIS seit den 80er Jahren: die Leidenschaft, Verbrechen zu bekämpfen, ist geblieben.» 71 09 72 | 100 Jahre Daktyloskopie diE ViElEn gEsichtEr EinEs FingErabdrucKs trouvaillen auS Der Sammlung von kilian StuDer, SpezialiSt aFiS Dna ServiceS : 73 10 KoPiEn Von doKuMEntEn aus dEM bundEsarchiV 10.1 auSzug auS kreiSSchreiben DeS bunDeSrateS vom 21.11.1905 74 | 100 Jahre Daktyloskopie 10.2 nummer 1 DeS SchweizeriSchen polizeianzeigerS 75 10.3 StanD Der DaktyloSkopie in Der Schweiz am 30. Juni 1911 76 | 100 Jahre Daktyloskopie 77 10.4 kreiSSchreiben vom 13.12.1912 zur einFührung Der DaktyloSkopie 78 | 100 Jahre Daktyloskopie 79 10.5 Schreiben DeS polizeiprÄSiDenten Der Freien StaDt Danzig von 1927 80 | 100 Jahre Daktyloskopie 10.6 Schreiben von J.e. hoover (grünDer DeS Fbi) an FrieDrich born, cheF DeS eD Szpb 81 10.7 Schreiben von eDmonD locarD an FrieDrich born, cheF DeS eD Szpb 82 | 100 Jahre Daktyloskopie 10.8 Der StaatSanwaltSchaFt bS gehen 1945 Die « SchneiDer- bzw. wiener Folien » auS 83 84 | 100 Jahre Daktyloskopie 85 glossar AFIS Automated Fingerprint Identification System, Fingerabdruck und Handballendatenbank des Bundes. Anthropometrie Der Begriff «Anthropmetrie» setzt sich aus dem griechischen Wort für Mensch (anthropos) und lat./gr. für messen (Metrum) zusammen. Biometrie Der Begriff «Biometrie» setzt sich aus dem griechischen Wort für Leben (bios) und lat./gr. für messen (Metrum) zusammen. Daktyloskopie Daktylos gr. = Finger, Skopein gr. = schauen. Wörtlich somit: Finger schau. Von Juan Vucetich geprägter Begriff. DNA/DNS Desoxyribonukleinsäure (Des|oxy|ribo|nukle|in|säure; kurz DNS, en. DNA) (lat.fr.gr. Kunstwort) ist ein in allen Lebewesen und DNA Viren vorkommendes Biomolekül und Träger der Erbinformation, also der Gene, welche die Information für die Herstellung der Ribo nukleinsäuren (RNA, im Deutschen auch RNS) enthalten. EJPD Eidgenössisches Justiz und Polizeidepartement. FBI Federal Bureau of Investigation, USamerikanische Bundeskriminal polizei. Forensik Unter diesem Begriff werden die wissenschaftlichen Arbeitsgebie te zusammengefasst, in denen kriminelle Handlungen systematisch identifiziert (beziehungsweise ausgeschlossen) sowie analysiert oder rekonstruiert werden. Der Begriff stammt vom lateinischen Forum/ Marktplatz. Forum (Pl. Foren), da Gerichtsverfahren, Untersuchun gen, Urteilsverkündungen sowie der Strafvollzug im antiken Rom öffentlich und meist auf dem Marktplatz durchgeführt wurden. Minutien Als Minutien (lat. Minuzien = Kleinigkeiten) werden die Endungen und Verzweigungen der Papillarleisten der menschlichen Leisten haut bezeichnet. Die Anordnung und Ausprägung dieser charakteris tischen Punkte der Hautleisten ist für jeden Menschen und Finger ein 86 | 100 Jahre Daktyloskopie malig. Papillarleisten Papillar lat. für Warze. Feine, warzenartige Erhebungen auf den Innenflächen der Finger und Zehen sowie der Hand und Fussflächen, die häufig Muster bilden. In den Papillarleisten ist der Tastsinn loka lisiert. PCN Process Controll Number; mit DNA oder Fingerabdruckdaten ver knüpfte und codierte, zehn oder zwölfstellige Nummer, aus der der Datenbesitzer und die Datenart (Spur, Person) herausgelesen werden kann. Durch den Gebrauch einer zweistelligen Prüfziffer ist es möglich, manuelle Fehleingaben zu erkennen. Poroskopie Als Poroskopie wird der Beizug der Anzahl und der Form der Poren der Hautleisten im Identifikationsprozess beim Vergleich zwischen einer Tatortspur (Finger oder Handballenabdruck) und einem Vergleichsabdruck bezeichnet. 87 VErzEichnis tExtQuEllEn Ashbaugh R. David, 1991a, Ridgeology, J. Forensic Identification, 41: 16–64. Ashbaugh R. David, 1999, CRC Press, QuantitativeQualitative Friction Ridge Analysis. Bertelsmann, 1992, München, Illustrierte Chronik der Weltgeschichte, 208209. Champod C., Margot P., 1996, Université de Lausanne, L’identification dactyloscopique, Institut de Police Scientifique et de Criminologie. Champod C., Lennard C., Margot P., Stoilovic M., 2004, CRC Press, Fingerprints and other ridge skin impressions. Chopard F., 2004, ESC/UNIL, Fréquence et apparition des minuties chez les jumeaux univitellins. Séminaire de quatrième année. Cordier Adrien, 2002, Aarau, Unterlagen Daktyloskopie Grundkurs 2. Coignard Jérôme, 2010, Le Passage Paris–New York Editions, Le vol de la Joconde au Louvre en 1911. Galton Francis, 1892, London und New York, Macmillan, Fingerprints. Grieve D. L., 1996, Possession of Truth. J. of Forensic Identification, 46: 521–528. Heindl Robert, 1921, Berlin und Leipzig, VWV, System und Praxis der Daktyloskopie. http://theartinquirer.blogspot.ch/2011/08/100yearsagovincen zoperuggia.html Kriminalistik 8–9/2003, Polizeigeschichte, S. 534/535. 88 | 100 Jahre Daktyloskopie Locard Edmond, Directeur du Laboratoire de Police de Lyon 1910 – 1951, Mémoires Originaux/La preuve judiciaire par les empreintes digitales. Loertscher Walter, 1991, Lausanne, Imprimeries Réunies Lausanne s.a., Die Kantonspolizeien der Schweiz. Merciani Priscille, 2012, Kantonspolizei Bern, Unterlagen Aufbaukurs Daktyloskopie, BiologieMorphogenese. Nicofero/Lindenau, 1909, Berlin, Langenscheidt, Die Kriminalpolizei und ihre Hilfswissenschaften. Piazza Pierre, 2005, Paris, Les cahiers de la sécurité, Alphonse Bertillon face à la dactyloscopie, S. 260. Schwager Nicole, 2006, Zürich, Chronos, Der Fingerabdruck als kriminalisierendes Zeichen. Schweizerisches Bundesarchiv, Bern. Wertheim Kasey, Maceo A., 2002, The Critical Stage of Friction Ridge and Pattern Formation. J. of Forensic Identification, 52: 35 – 85. Whipple Inez L., 1904, Stuttgart, The Ventral Surface of the Mammalian Chiridium with special reference to the conditions found in man. Wikipedia – die freie Enzyklopädie. 89 VErzEichnis bildQuEllEn [1] Querschnitt eines Felderhautbereiches; http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:HautAufbau.png&filetimesta mp=20050828141444, medOCTgroup at the Centre of biomedical Technology and Physics, Medical University Vienna, lizenziert unter CreativeCommonsLizenz bysa2.0 [2] Pfotenballen bei der Katze; http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:20100314Mangos_Pfote.JPG&filetimesta mp=20101020191120 [3] Papillarleisten auf der Fingerkuppe; http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:Fingerbeere.scharf.jpg&filetimesta mp=20080208113230, Kku, lizenziert unter CreativeCommonLizenz bysa3.0 [4] Die drei Grundmuster; Bundesamt für Polizei fedpol, AFIS DNA Services [5] Zentrum und Delta eines Fingerabdrucks; Forensisches Institut Zürich [6] Tontafel mit Keilschrift; http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:Amarna_Akkadian_letter.png&filetimesta mp=20081129053242 [7] Qin Shi Huangdi; http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:Statue_Qin.JPG&filetimestamp=20111214150431, Proso pee, lizenziert unter CreativeCommonLizenz bysa3.0 [8] Eine Karawane auf der Seidenstrasse; http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:Caravane_sur_la_Route_de_la_soie__ Atlas_catalan.jpg&filetimestamp=20060802095039 [9] Eine gängige Hinrichtungsmethode war das Rädern des Delinquenten; Das Rädern des Hans Spiess, Diebold Schilling Chro nik 1513, copyright Eigentum Korporation Luzern [10] « La Liberté guidant le peuple», Eugène Delacroix, 1830; http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:Eug%C3%A8ne_Del acroix__La_libert%C3%A9_guidant_le_peuple.jpg&filetimestamp=20111019082907 [11] Eugène François Vidocq, 1775 – 1857; http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:Achille_Dev%C3%A9ria__Vidocq.jpg&fi letimestamp=20070925084135 [12] Louis Jacques Daguerre, 1787 – 1851; http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:JeanBabtiste_Sabarier Blot_L.J.M.Daguerre.1844.JPG&filetimestamp=20101106040627 [13] Gesuchter aus einem schweizerischen Fahndungsbuch; Martin Urs Peter [14] Daguerreotype Camera; http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:Daguerreotipo.bw.jpg&filetimesta [15] Untere und obere Person ist nicht identisch; System und Praxis der Daktyloskopie, S. 447, Dr. R. Heindl,Vereinigung Wissen mp=20060210230800 schaftlicher Verleger, 1922 [16] Untere und obere Person ist identisch; System und Praxis der Daktyloskopie, S. 448, Dr. R. Heindl, Vereinigung Wissen schaftlicher Verleger, 1922 [17] Alphonse Bertillon, 1853 – 1914; http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:Bertillon_selfportrait.jpg&filetimesta mp=20100420161911 [18] Foto und anthropometrische Karte mit Aufnahme von Francis Galton (71-jährig); http://de.wikipedia.org/w/index. php?title=Datei:Galton_at_Bertillon%27s_(1893).jpg&filetimestamp=20060211234221 [19] Grafische Darstellung der ersten neun Einzelschritte bei der Vermessung; http://de.wikipedia.org/w/index. php?title=Datei:Vornahme_der_Messungen.jpg&filetimestamp=20110205112309 [20] Königin Victoria, 1819 – 1901; http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:Victoria_in_her_Coronation.jpg&filetimesta mp=20100127235943 [21] Sir William J. Herschel, 1833 – 1917; http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:William_James_Herschel.jpg&filetimest amp=20080702235015 [22] Dr. Henry Faulds, 1843 – 1930; http://en.wikipedia.org/wiki/File:Henry_Faulds.jpg [23] Sir Francis Galton, 1822 – 1911; http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:Francis_Galton_1850s.jpg&filetimesta mp=20050328183500 [24] Versuche von William J. Herschel, Studium der Abdrücke der gleichen Finger bzw. Handballen in verschiedenen Zeitintervallen, erste Abdrücke von 1859; http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:Fingerprints_taken_by_William_James_ Herschel_18591860.jpg&filetimestamp=20080702235359 [25] Sir Edward Richard Henry, 1850 – 1931; http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:WP_Edward_Richard_Henry.jpg&file timestamp=20080128181511 [26] Mitarbeiterin der Royal Canadian Mounted Police (RCMP) in einer nach System Galton/Henry abgelegten Registratur; Royal Canadian Mounted Police, Kanada [27] Juan Vucetich (ursprünglich: Ivan Vučetić),1858 – 1925; http://en.wikipedia.org/wiki/File:Juan_Vucetich_100.jpg [28] Von Juan Vucetich erstellte Liste des benötigten Materials zur Fingerabdruckabnahme; http://www.nlm.nih.gov/visible proofs/media/detailed/iii_c_211.jpg 90 | 100 Jahre Daktyloskopie [29] Fingerabdrücke von Francisca Rojas, 1892; http://www.nlm.nih.gov/visibleproofs/media/detailed/iii_c_214a.jpg [30] Alphonse Bertillon; http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/a/a0/Alphonse_Bertillon.jpg [31] No-Match mit 16 Punkten nach Bertillon; http://www.henrytempleman.com/bertillon_nonmatch [32] Bild der Mona Lisa (La Gioconda) von Leonardo da Vinci; http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:Mona_Lisa,_by_ [33] Antropometrische Karte des Vincenzo Peruggia; http://www.gutenberg.org/files/33489/33489h/images/015b.png Leonardo_da_Vinci,_from_C2RMF_retouched.jpg&filetimestamp=20110818173323 [34] Die Mona Lisa ist zurück im Louvre; http://www.artcorner.com/wpcontent/uploads/2011/07/mona_lisa.jpg [35] Dr. Edmond Locard (im Vordergrund),1877 – 1966; Locard′s influence, Prof. Pierre Margot, Präsentation im Rahmen der ENFSI Fingerprint Working Group, Lyon, 2012 [36] Monaco; http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:Fuerstenhof_zu_Monaco.jpg&filetimestamp=20111117111244, [37] Federal Bureau of Investigation; http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:USFBISeal.svg&filetimesta [38] Eine Mitarbeiterin der RCMP vor der auch in Kanada immer grösser werdenden Daktysammlung; Zazu[email protected], lizenziert unter CreativeCommonsLizenz bysa2.0 mp=20071008031608 Royal Canadian Mounted Police, Kanada [39] Beim AFIS-Suchlauf werden bis heute u.a. die Lage und die Ausrichtung der Endungen und Gabelungen der Papillarlinien; sowie deren Beziehung untereinander ausgewertet; Bundesamt für Polizei fedpol, AFIS DNA Services [40] Eines der ersten AFIS-Computersysteme mit Videobändern als Speichermedium für die Fingerabdrücke; Royal Canadian Mounted Police, Kanada [41] Werbung für das Fingerabdruck-Identifikations-System der Firma Rockwell; Martin Urs Peter [42] Wildstr. 3 in Bern, erster Standort des SCPB; Bundesarchiv [43] Professor Rodolphe Archibald Reiss, 1875 – 1929; http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:Archibald_Reiss.gif&fileti mestamp=20070623102513, lizenziert unter CreativeCommonsLizenz bysa3.0 [44] Blick in die ersten Büroräumlichkeiten des Erkennungsdienstes an der Wildstr. 3, Bern; Bundesamt für Polizei fedpol, AFIS DNA Services [45] Beispiel einer Karte aus der Einzelfingersammlung; Martin Urs Peter [46] Friedrich Born, Chef Erkennungsdienst, im Jahr 1937; Bundesamt für Polizei fedpol, AFIS DNA Services [47] Büro an der Wildstrasse im Jahr 1937; Fingerabdruckblätter abgelegt nach System Galton/Henry; [48] Beispiel eines Zehn-Finger-Daktybogens. Oben rechts ist die Galton/Henry Klassifizierungsformel erkennbar; [49] Teil der mit Reitern nach Delikten gekennzeichneten früheren Tatortspurenkartei; Martin Urs Peter Bundesamt für Polizei fedpol, AFIS DNA Services Bundesamt für Polizei fedpol, AFIS DNA Services [50] Zugang zum Eidgenössischen Verwaltungsgebäude am Bundesrain 20, Bern; Bundesamt für Polizei fedpol, AFIS DNA Services [51] Schränke und Schubladen zur Aufnahme der Fingerabdruckblätter und der Tatortspuren am neuen Standort Bundesrain 20, Bern; Bundesamt für Polizei fedpol, AFIS DNA Services [52] Pierre Mouche, Mitarbeiter des Erkennungsdienstes Anfang der 1980er Jahre beim Vergleich Tatortspuren – Zehn-FingerAbdruckbogen; Martin Urs Peter [53] System DLR Printrak 300; Martin Urs Peter [54] Polizeibeamte aus verschiedenen Kantonen helfen mit, Fingerabdruckblätter im System 300 einzulesen; Martin Urs Peter [55] Ein Blick in den AFIS Computer Raum System DeLaRuePrintrak DLRPR 300, damals noch am Bundesrain 20, Bern, 1. Stock West; Martin Urs Peter [56] Vergleich Mikrofilmaufnahme mit Tatortspur; Martin Urs Peter [57] Roland Gander, ehemaliger Chef der AFIS Services, an der Printrak Orion Konsole; Martin Urs Peter [58] Identifikation von Tatortspuren; Bundesamt für Polizei fedpol, AFIS DNA Services [59] Identifikation von Personen durch Treffer mit Fingerabdruckbogen; Bundesamt für Polizei fedpol, AFIS DNA Services [60] Mitarbeitende der AFIS DNA Services an den verschiedenen AFIS Arbeitsstationen; [61] Bildschirmanzeige eines Handballentreffers nach Datenbankabgleich mit dem System Omnitrak; [62] Einfingerscanner Mobile AFIS; Bundesamt für Polizei fedpol, AFIS DNA Services [63] Die Mitglieder des Bundesrates in der Zusammensetzung 2013, aufgenommen im Sitzungszimmer des Bundesrates; Bundesamt für Polizei fedpol, AFIS DNA Services Bundesamt für Polizei fedpol, AFIS DNA Services Bundeskanzlei 91 [64] Spurensicherung mittels Pinsel und Aluminiumpulver; www.istockphoto.com [65] Diverse Papillarlinienmuster; Forensisches Institut Zürich [66] Ein Beispiel für die markante Form der Poren und Papillarleisten; Bundesamt für Polizei fedpol, AFIS DNA Services [67] Beispiel eines Vergleichs mit zwölf übereinstimmenden Minutien bei einer Handballenspur: links Tatortspur, [68] Albert Einsteins Schweizer Pass, 1923; Historisches Museum Bern rechts Vergleichsabdruck aus der Datenbank; Bundesamt für Polizei fedpol, AFIS DNA Services [69] Anschlag auf die Zwillingstürme des World Trade Centers in New York am 11. September 2001; http://de.wikipedia.org/w/ index.php?title=Datei:UA_Flight_175_hits_WTC_south_tower_911_edit.jpeg&filetimestamp=20101113060412, upstateNYer, lizenziert unter CreativeCommonsLizenz bysa2.0 [70] Pässe seit 1915; Bundesamt für Polizei fedpol impressum: Herausgeber: Bundesamt für Polizei fedpol Konzept und Redaktion: AFIS DNA Services fedpol Gestaltung: Zentrum elektronische Medien ZEM Fotografie: siehe Verzeichnis Bildquellen Lektorat und Übersetzungen: Sprachdienste fedpol Auflage: 550 deutsch, 250 französisch, 100 italienisch, 100 englisch ©2013 beim Herausgeber 92 | 100 Jahre Daktyloskopie