OGV Merkblatt Kartoffel im Hausgarten

Transcription

OGV Merkblatt Kartoffel im Hausgarten
Kartoffel – Hackfrucht im Hausgarten
Manuskript zusammengestellt von Harald Rammel, Frastanz
Kartoffeln gehören seit über 8000 Jahren zu den vitaminreichen Grundnahrungsmitteln. Neben Stärke liefern sie uns Vitamine sowie Mineralstoffe und sind als Nahrungsmittel nicht wegzudenken.
Vorbereitung des Beetes
Die Kartoffel liebt warme, lockere, tiefgründige und gut durchlüftete
Böden. Ein hoher Humusgehalt, z.B. durch viel organische Masse im
Boden, schlecht verrotteten Resten der Vorkultur und große Kompostoder Stallmistgaben führen zu Problemen mit der Qualität. Auch begünstigt ein großer Anteil organischer Bodenbestandteile die Entwicklung des
Drahtwurms, einem gefürchteten Schädling im Kartoffelanbau. Gründüngung gehört gut in den Boden eingearbeitet.
Eine weit gestellte Fruchtfolge von 4 – 5 Jahren zwischen den Beetbelegungen mit Kartoffeln oder Tomaten, die aus derselben Familie stammen, mildert die Gefahr von Pilzkrankheiten und Schädlingen.
Saatkartoffeln
Kartoffeln werden vegetativ vermehrt. Von alten Beständen werden
Knollen weggenommen, die im nächsten Jahr wieder neu gelegt werden.
Krankheiten pilzlicher und viröser Art können auf diese Weise weitergetragen werden und mindern die Erträge mit der Zeit. Abhilfe schafft hier der
Zukauf von kontrolliert gesundem Saatgut (Pflanzkartoffel).
Vorkeimung
Saatkartoffeln werden im Herbst geerntet und kühl gelagert. Über den
Winter sind die Knollen im Ruhezustand, der so genannten Keimruhe. Um
zu früheren Ernten zu gelangen, kann die Keimruhe durch Vorkeimen gebrochen werden. Hohe Temperaturen führen zu großen Knollen, niedrige
Vorkeimtemperaturen bringen etwas später eher mittelgroße Knollen hervor.
Beim Vorkeimen werden die Knollen etwa vier Wochen vor dem Setzen
aus dem Lager geholt und bei 10 – 15 ° C hell aber nicht sonnig aufgestellt. Wenn sich etwa 1 cm lange Keime gebildet haben, sind die Kartoffeln durch Kühlerstellen abzuhärten. Meist werden frühe und mittelfrühe
Sorten vorgekeimt, um noch früher zur Ernte zu kommen.
Ziel der Vorkeimung: Es sollen 1-2 cm lange, dunkelgrüne Lichtkeime
sein, die beim Pflanzen nicht abbrechen. Nicht vorgekeimte Saatkartoffeln
benötigen eine Bodentemperatur von etwa 8 °C.
1 von 3
Pflanzung
Die Kartoffeln werden meist Ende April im Abstand von ca. 50 x 40 cm
und 8 – 10 cm tief gelegt. Idealerweise werden sie in der Mitte von
Dämmen gelegt. Die Wurzelbildung erfolgt dort auch oberhalb der Mutterknolle im Damm. Wenn die Austriebe etwa 20 cm hoch sind, häufelt
man sie an.
Frühkartoffeln werden schon Ende März unter Vliesbedeckung gepflanzt.
Im Laufe ihrer Kultur werden Kartoffeln zwei bis drei Mal gehackt, sprich
der Boden wird durch Auflockern der Bodenkrume belüftet und der Damm
dabei von Unkraut befreit. Das bewirkt eine Nährstofffreisetzung und führt
zu einem Wachstumsschub.
Düngung
Die Kartoffel stellt hohe Ansprüche an die optimale Nährstoffversorgung.
Sie reagiert schnell mit Ertrags- und Qualitätsschwankungen bei falscher
Versorgung. Die Düngeversorgung über Kompost und Stallmist darf nur in
gut verrotteter Form erfolgen und ist bereits im Herbst vor der Pflanzung
einzubringen. Die Düngefreisetzung aus organischen Nährstoffen ist
schwer kalkulierbar und führt so leicht zu Unter- oder Überversorgung.
Die Kartoffel nimmt den größten Teil ihres Düngerbedarfes bis zur Blüte
auf. Spätere Düngegaben führen leicht zu Überschuss und wirken sich oft
qualitätsmindernd aus.
Leicht dosierbar sind Düngegaben über gut lösliche Mineralsalze wie
Ammonsulfatsalpeter (ASS-Entec, 26 % Stickstoff) mit rascher Wirkung.
Super- oder Tripelphosphat (ca. 30 % P2O5) als Phosphordünger und
Kalisulfat (Patentkali, 30 % K2O und 10 % MgO) als Kalidünger sind
ebenfalls zu empfehlen. Diese Dünger werden im Frühjahr je nach
Bodenprobeergebnis verabreicht, sind gut wasserlöslich und chloridfrei,
was zu besserem Geschmack bei Kartoffeln führt und eine Kochdunklung
verhindert.
Hohe Stickstoff-Gaben führen zu vermehrter Kochdunklung, Verschlechterung des Geschmacks und steigender Mehligkeit. Außerdem werden
Pflanzen mastig im Wuchs, dadurch anfälliger für Krankheiten und Schädlinge.
Optimal mit Stickstoff versorgte Kartoffeln reifen früher ab, verfügen über
eine bessere Schalenfestigkeit und sind besser lagerbar. Gute Kali- und
Magnesiumversorgung reduziert die Mehligkeit, senkt die Gefahr des
Zerkochens und mindert auch die Gefahr der Kochdunklung.
Krankheiten und Schädlinge
Die Hauptkrankheit im Kartoffelanbau ist die Kraut- und Braunfäule,
eine Pilzkrankheit, die auch bei Tomaten im Gemüsegarten vorkommt.
2 von 3
Nasse Jahre, generell lange Blattnässedauern und eine übertriebene
Stickstoffdünung führen rasch zu Befall und im schlimmsten Fall zu
Totalausfall.
Gegenmaßnahmen sind regelmäßiger Fruchtwechsel, lange Fruchtfolgen,
räumliche Trennung zu Tomaten, möglichst trockenes Laub, harmonische
Düngung, größere Reihenabstände (bessere Durchlüftung) und eine sorgfältige Auslese der Saatkartoffeln. Auch Vorkeimen führt zu rascherer
Entwicklung und so zu weniger Gefahr von Infektionen.
Bei Anzeichen eines ersten Blattbefalls kann eine Behandlung mit Dithane
M 45, Ridomil Gold MZ oder Kupfer den Druck mindern.
Durch die gezielte Krautabtötung, Abschneiden des Laubes ca. 3 Wochen
vor der Ernte, wird der Befallsdruck von den Knollen genommen und diese
können im Boden nachreifen und an Schalenfestigkeit gewinnen.
Befallenes Laub nicht über den Kompost, sondern via Grünmüll oder Verbrennung entsorgen.
Blattläuse, die Überträger von mehreren Virosen, werden mit Insektenschutznetzen vorbeugend abgehalten oder mit Rapsölprodukten bekämpft.
Der Drahtwurm, die Larve verschiedener Schnellkäfer, liebt Kartoffeln.
Besonders nach frischem Umbruch und auf humosen Böden kommen sie
vor und bohren sich in die Knollen. Mit Salat, den sie ebenfalls lieben, oder
Kartoffelscheiben als Köder kann man sie abfangen, eine mehrfache
Bodenbearbeitung durch Fräsen reduziert den Bestand ebenfalls.
Der Kartoffelkäfer schlüpft zur Zeit der ersten Löwenzahnblüte und kann
im Hausgarten durch Insektenschutznetze oder regelmäßige Kontrolle und
Zerdrücken der Käfer und Larven mit den Fingern bekämpft werden.
Ernte und Lagerung
Frühe Kartoffeln werden sehnsüchtig erwartet und sind im Juni erntbar.
Mit zunehmender Erntedauer nimmt aber meist auch die Qualität zu.
Kartoffeln erntet man bei trockenem Wetter. Die Knollen sollen ein bis
zwei Stunden an der Sonne nachtrocknen und werden dann luftig aber
kühl gelagert.
Sorten für den Hausgarten:
sehr früh:
Annabell (fk)
früh:
Sieglinde (vfk), Gloria (vfk), Cilena (fk), Princes (fk)
Mittelfrüh:
Ditta (fk), Marabel (vfk) Valeria (f) Quarta (vfk)
Agria (m), Toskca (vfk)
Mittelfrüh rotschalig: Laura (vfk) Fabiola (vfk) uva.
fk = festkochend
vfk = vorwiegend festkochend
m = mehlig
3 von 3