pre s semappe - Musée des beaux
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AUSSTELLUNG VOM 17. MAI BIS 13. OKTOBER 2014 DIE SAINTE-CHAPELLE VON DIJON UND DIE RESIDENZEN DER HERZÖGE VON BURGUND PALAIS DES DUCS ET DES ÉTATS DE BOURGOGNE CS 73310, 21033 DIJON CEDEX TÉL (33) 03 80 74 52 70 FAX (33) 03 80 74 53 44 MBA.DIJON.FR PRESSEMAPPE ARCHITEKTUR, GESCHICHTE UND MUSIK 1 INHALT EIN MUSEUM IN EINEM PALAST 3 DIE HERZÖGE VON BURGUND UND DIE HERZOGLICHE KAPELLE 4 DIE LANGE BAUZEIT DER HERZOGLICHEN KAPELLE VON DIJON 5 2013 : DIE VIRTUELLE REKONSTITUTION DER HERZOGLICHEN KAPELLE 6 DER PALAST DER HERZÖGE VON BURGUND 7 DER PALAST DER HERZÖGE VON BURGUND, EIN PALAST, ÜBER DEN MAN ALLES WEISS ? 8 DIE ENTSTEHUNGSGESCHICHTE DER REKONSTITUTION 9 DIE RESIDENZEN DER HERZÖGE VON BURGUND 12 DAS CHÂTEAU DE GERMOLLES, EIN BAU ZUR FEIER DES PRINZEN 13 DER PALAST DER HERZÖGE VON BURGUND IN HESDIN 14 IM UMKREIS DER AUSSTELLUNG 15 LEITUNG DER AUSSTELLUNG 16 KONTAKTPERSONEN UND PRAKTISCHE INFORMATIONEN 18 LIZENZFREIE ABBILDUNGEN 19 2 EIN MUSEUM IN EINEM PALAST Das in dem ehemaligen Gebäude der Herzöge von Burgund untergebrachte Museum der Schönen Künste von Dijon bildet seit der im September 2013 erfolgten Einweihung des neuen Rundwegs zum Thema Mittelalter und Renaissance, welche den ersten Schritt eines breit angelegten Renovierungsprogramms bildet, erneut das Zentrum der Altstadt. Der neu angelegte « Cour de Bar » Hof ist eine zeitgenössische Ergänzung der alten Architektur, die sich harmonisch in das Mitte des 15. Jahrhunderts von Philipp dem Guten errichtete Bauwerk einfügt und heute zu den Highlights der Besichtigung gehört. Diese Dokumentationsausstellung bietet den Besuchern Gelegenheit, ihre Kenntnisse über die Sainte-Chapelle, ein prächtiges, Mitte des 15. Jahrhunderts von Philipp dem Guten in Auftrag gegebenes Gebäude im gotischen Stil, dessen Turm bis 1802 hoch über der Stadt Dijon stand, zu vertiefen und auf den neuesten Stand zu bringen und den daran angebauten Palast der Herzöge von Burgund zu erkunden. Den Besuchern stehen eine virtuelle Besichtigung sowie digitale Anwendungen zur Verfügung, die ihnen die Geschichte dieser prestigeträchtigen Gebäude aus der Zeit der Herzöge nahebringen. Diese Reise durch die Zeit wird durch Abstecher in die anderen Residenzen der Herzöge und eine Beschreibung des täglichen Lebens am Hofe von Burgund vervollständigt und stellt eine echte Bereicherung des renovierten Museums dar. 3 DIE HERZÖGE VON BURGUND UND DIE HERZOGLICHE KAPELLE 1363 wurde Philipp der Kühne mit dem Herzogtum Burgund belehnt. Er verwandelte Dijon in ein prächtiges Zentrum der Kunst und machte die Stadt zu seiner Hauptstadt. Die Regierungszeit seines Sohnes Johann Ohnefurcht dagegen war von Wirrungen geprägt und sein Machthunger sowie seine ständigen Konflikte mit Frankreich führten dazu, dass er Dijon ein wenig vernachlässigte. Der dritte Herzog von Burgund, Philipp der Gute, regierte das Herzogtum ab 1419. Unter seiner Regierung verschob sich das politische und kulturelle Zentrum der burgundischen Länder 2 in die Niederlande. Dies hatte jedoch keine Vernachlässigung des Herzogtums Kühnen und im Weiteren des Königs Burgund zur Folge, welches unter ihm von Frankreich behielt die herzogliche den Gipfel seiner Macht erreichte. Kapelle ihre große Bedeutung für das Die im Jahre 1172 von Hugo III. erbaute religiöse Leben der Stadt in Burgund bei. herzogliche Kapelle wurde der Sitz des Bei der Französischen Revolution Anfang der 1430er Jahre gegründeten wurden die Gegenstände und Ordre de la Toison d’Or (Orden vom Möbelstücke aus der Sainte-Chapelle Goldenen Vlies). 1433 machte der geraubt, mutwillig kaputtgemacht oder Papst Eugen IV. Philipp dem Guten die ganz zerstört. Das Bauwerk wurde Wundertätige Hostie zum Geschenk, im Jahre 1802 gesprengt und ganz welche in der herzoglichen Kapelle abgetragen. aufbewahrt wurde. Seit Mitte des 20. Jahrhunderts werden Die mächtigen Familien der Stadt ließen die Überreste der Sainte-Chapelle ihre Mitglieder dort in prestigeträchtigen im Kapitelsaal im Erdgeschoss des Grabmalen bestatten und eigene, neue in früheren Zeiten an die Kapelle Votivkapellen anlegen. angrenzenden Tour de Bar aufbewahrt. In der kurzen Regierungszeit Karl des 4 DIE LANGE BAUZEIT DER HERZOGLICHEN KAPELLE VON DIJON Die großzügige, an den Prinzenpalast der Stadt und des Herzogtums Burgund. angebaute und nach Norden ausgerichtete Nach der Französischen Revolution Kapelle wurde von Hugo III. von Burgund wurde die Kapelle im Gegensatz zu den nach einer Pilgerfahrt in das Gelobte übrigen Kirchen der Stadt nicht wieder Land gegründet, bei der er beinahe sein als Gotteshaus genutzt. Leben ließ. Der Bau ging in mehreren Ihre Architektur galt als nichtssagend Phasen vor sich und wurde erst Anfang und der Unterhalt des Gebäudes kam des 16. Jahrhunderts beendet. zu teuer, was dazu führte, dass das Diese Kollegialkirche wurde unter schönste gotische Bauwerk von Dijon, der Leitung eines Doyens von einem dessen mehr als 50 Meter hoher Turm Kollegium von zehn, später dann seit Jahrhunderten über die Stadt fünfundzwanzig Kanonikern geführt. wachte, 1802 gesprengt und abgebaut Sie hatte bedeutende Privilegien und wurde. besaß dank der Unterstützung der Die letzten Überreste des Bauwerks Herzöge zahlreiche Einkommensquellen. befanden sich in der ersten nach Westen Die direkt dem Heiligen Stuhl in Rom ausgerichteten Seiten - Travée neben der unterstehende Kirche war nicht der Fassade, deren Entwürfe von François bischöflichen Jurisdiktion unterworfen Perot und Jules d’Arbaumont stammten. und spielte während ihrer gesamten Sie wurden 1852 zerstört, um Platz zu Geschichte eine wichtige Rolle im Leben machen für den Bau des Ostflügels, welcher den Cour de Bar Hof abschließt. Heute zeugen nur noch der Kapitelsaal im Erdgeschoss des Tour de Bar Turms sowie einige Pfeilerfüsse und Kapitelle von der Existenz dieser Herzoglichen Kapelle. Juliette Rollier - Hanselmann Disziplinenübergreifende Projektleiterin, Ecole nationale supérieure des Arts et Métiers ParisTech 3 5 2013 : DIE VIRTUELLE REKONSTITUTION DER HERZOGLICHEN KAPELLE Im Rahmen eines von Dijon durch die Schweizer sowie disziplinenübergreifenden Universitäts- andere historische Abbildungen Forschungsprogramms, an dem inspiriert. Musikologen, Archäologen, Historiker Das Programm bietet außerdem und Ingenieure für virtuelle Realität Musikstücke aus der Zeit der Herzöge teilnahmen, wurde anhand von in einer Raumakustik, die die Illusion Neuinterpretationen alter Pläne und vermittelt, dass die Verbreitung des Schnitte ein 3-D Modell des Bauwerks Tons den Bewegungen der Musikanten erstellt. in dem Gebäude folgt. Dieses Modell enthält an bestimmten In einem Animationsfilm ist die Stellen Ton-Auszüge, die der Votivfeier Rekonstitution einer Chorprobe der zu Mariä Verkündigung, deren « Chantres de Musique » der Kirche Ablauf in der am 6. Juni 1526 von unter Leitung des Chorleiters zu Girard d’Antigny, Seigneur de Ruffey sehen, die sich um das im Chorgestühl und Baron von Antigny erstellten aufgestellte herum stattfindet. Gründungscharta genau beschrieben Auf dem Programm : Das Alleluya ist, nachempfunden sind. Die Ego vos aus der Sankt Andreas Messe liturgischen Gewänder sind von der im von Guillaume Du Fay (1400 – 1474) Museum der Schönen Künste von Dijon und das Regina Caeli von Loyset ausgestellten Tapisserie Die Belagerung Piéton (gestorben 1536), zwei für die musikalische Aktivität der Sainte - Chapelle und ihre jeweiligen Epochen typischen Werke. 4 6 DER PALAST DER HERZÖGE VON BURGUND Die Herzöge von Burgund besaßen Im Norden des Turms wurde ein mit ab dem 12. Jahrhundert eine nördlich einem Gewölbe versehener Schatzsaal des Castrums (Stadtmauer aus der angelegt und die Dependancen der Spätantike) gelegene « Villa ». Im 14. Schlafräume, also die Garderobenräume Jahrhundert erstreckte sich diese und die Latrinen, untergebracht. Residenz zwischen der Sainte-Chapelle, 1384 ließ Herzogin Margarete von dem heutigen Place des Ducs, dem Flandern im Innenhof Badehäuser Löwen-Tor und dem heutigen Place de mit holzgetäfelten und von einem la Libération. Kaminofen beheizten Bädern errichten. Die damaligen Reparatur - Berichte Johann Ohnefurcht hielt sich nur vermitteln eine Vorstellung dessen, wie selten in Dijon auf. Seine Gemahlin die Residenz wohl ausgesehen haben Margarete von Bayern ließ oberhalb des mag. Innenhofs oder Gartens eine auf fünf Als Philipp der Kühne im Jahre 1363 in Pfeilern ruhende rote « Galerie » bauen, Burgund an die Macht kam, bestand in der Schlafräume und eine Kapelle das Anwesen aus einer Reihe rund untergebracht waren. um zwei Höfe herum angeordneter 1445 ließ Philipp der Gute, welcher verschiedenartiger Bauten : der den alten Wohnsitz Hôtel de Dijon Wohnhof lag im Norden und der eher modernisieren wollte, an der Südseite dem Personal vorbehaltene Innenhof im des Turms eine unter dem Namen Süden. « Treppe des neuen Wohnsitzes » Gegen 1366 ließ Philipp der Kühne bekannte Treppe anlegen, die gegen zwischen dem Großen Saal und 1710 zerstört wurde. der Sainte-Chapelle einen neuen, Der Herzog zog im August 1454 ein bewohnbaren Turm (den späteren Tour und die Bauarbeiten am großen Turm de Bar) errichten. wurden vor 1459 beendet. 5 7 DER PALAST DER HERZÖGE VON BURGUNDUN, EIN PALAST, ÜBER DEN MAN ALLES WEISS ? Das Hôtel des Ducs de Dijon ist das denen dank der Bauarchive festgestellt am besten erhaltene Stadtpalais der werden konnte, wo sich im Erdgeschoss Herzöge von Burgund. Vom Hôtel die Schatzkammern und die Räume der d’Artois in Paris steht nur noch ein Mundschenke und im Obergeschoss Turm, vom Prinsenhof in Gand sind der Raum mit dem Kaminofen sowie nur noch zwei Monumental-Tore zu die Schlafräume des Herzogs und der sehen und in Brügge trägt ein Bau Herzogin befanden. Das Centre de im neogotischen Stil diesen Namen. Castellologie de Bourgogne, welches Das Palais Rihour in Lille besteht nur ab Januar 2012 Zugang zu den noch aus einem einzigen Raum und Restaurierungsarbeiten erhielt, konnte einem Turm, der an eine andere Stelle seine Hypothesen mit archäologischen versetzt wurde. Die Coudenberg- Beobachtungen untermauern. Im Laufe Keller in Brüssel wurden sorgfältig der Arbeiten konnte man an den von untersucht, restauriert und mit einem Farbschichten und Verkleidungen beispielhaften Sinn und Respekt für befreiten Wänden Befestigungen das architektonische Erbe zur Geltung für Paneele, Latrinen-Abläufe, gebracht. In Dijon ist ein wirklich Baustellen - Graffitis, ein Messlatte und außergewöhnliches Ensemble zu sehen, Spuren bunter Farben erkennen. Im Hof bestehend aus dem Tour de Bar, den wurden Gräben quer durch den Hof des herzoglichen Küchen und dem neuen Castrums und die Grundmauern des Wohnsitz Philipp des Guten. Diese Palastes aus den Zeiten der Kapetinger Kostbarkeiten wurden nicht immer getrieben, die ebenfalls eine Reihe so hoch geschätzt und zur Geltung von Beobachtungen ermöglichten. gebracht, wie sie es verdient hätten. Die interessantesten Entdeckungen Besonders der neue Wohnsitz (welcher jedoch ergaben sich durch die vom Raum der Grabmale bis zum systematische Gegenüberstellung der Philipp der Gute Turm reicht) wurde seit ikonografischen Quellen, der Archive den von Henri Chabeuf (1894 – 1902) und der Baulichkeiten sowie durch durchgeführten Untersuchungen nie den Umstand, dass die beiden Hälften wieder umfassend begutachtet und die des Palastes diesmal als eine Einheit hermetische Unterteilung des Gebäudes untersucht wurden. in Rathaus und Museum war nicht dazu angetan, seine Kohärenz und seinen ausgezeichneten Erhaltungszustand hervorzuheben. Anlässlich von Vorstudien für die Hervé Mouillebouche Professor an der Universität von Burgund Restaurierung des Museums wurden erste Nachforschungen angestellt, bei 8 DIE ENTSTEHUNGSGESCHICHTE DER REKONSTITUTION « Alles begann im Herbst 2013 mit Palast der Stände von Burgundgar nicht einer Besichtigung des Palastes der mehr zu erkennen ist. Herzöge von Dijon unter der Leitung Ich fotografierte wie wild drauf los, des Historikers Hervé Mouillebouche Alles, was er mir zeigte. Es war gar von der Universität von Burgund. nicht einfach, ihm auf den Treppen Er hatte bereits eine ziemlich hinterherzukommen und es war genaue Vorstellung von der Art der ein schwieriges Unterfangen, die Zeichnungen, die ich anfertigen Chronologie der von den seit dem sollte und trug die Pläne und die Mittelalter aufeinanderfolgenden Vermessungsberichte des Gebäudes Wiederaufbauarbeiten am Palast mit sich herum. Hervé versuchte, mir ineinander verwobenen Volumen im die Architektur des mittelalterlichen Kopf zu behalten. Und ich fertigte auch Palastes nahezubringen, die heutzutage gleich einige Skizzen an, die ich später wegen der im 17. und 18. Jahrhundert noch ins Reine zeichnen wollte. durchgeführten Ausbauarbeiten zum 6 9 Die erste Zeichnung zeigte die Überprüfung der Lotrechtigkeit. Ich musste die Pläne auslegen, die Fotos aufmerksam studieren und umfangreiche Dokumentensammlungen studieren. 7 9 Nach und nach kristallisierte sich der Entwurf heraus. Der ständige Austausch mit dem Historiker ermöglichte es, erste Bilder zu kreieren, die die Entdeckung eines Wasserwaagen-Zeichens an der Südmauer des Palastes in ihren historischen Kontext setzten. Und es sind sogar einige der im Museum ausgestellten Objekte, Skulpturen und Bilder zu sehen, der Besucher muss nur genau hingucken, um sie wiederzuerkennen ! » Lionel Duigou 8 Illustrator 10 Der erste Entwurf für den Palast der Stände, 1688 Der Architekt König Ludwigs XIV., Jules Hardouin-Mansart, stellte 1688 ein Projekt für den Ausbau des Herzogspalastes nach dem Modell von Versailles vor. Sein Entwurf war ein halbkreisförmiger Platz, auf dem eine Reiterstatue des Königs aufgestellt werden sollte. Die Sainte-Chapelle im Stadtzentrum schmiegt sich an den Herzogspalast und ist das höchste Gebäude von ganz Dijon. 1 Der Palast der Stände gegen 1780 Der aus Dijon stammende Maler Jan-Baptiste Lallemand malte Ende des 18. Jahrhunderts zahlreiche Ansichten von Dijon und seiner Umgebung. Dieses Bild zeigt die Fassade des Palastes der Stände hinter dem Place Royale mit der Reiterstatue von Ludwig XIV. Von links nach rechts sind der Pavillon der Stände (der heutige Eingang der Stadtarchive), der Philipp der Gute Turm und der Turm der 10 Sainte-Chapelle gut zu erkennen. 11 DIE RESIDENZEN DER HERZÖGE VON BURGUND Die bedeutendsten herzoglichen privilegiert und entwickelten sich Residenzen befinden sich mitten am Ende des 14. Jahrhundert in Burgund, nicht weit von Dijon zu bemerkenswerten entfernt und bisweilen sogar in der Innovationslaboratorien : Aisey-sur- direkten Umgebung der Stadt. Sie Seine bekam einen Hirschpark, Rouvres sind allesamt gute Beispiele für die und Germolles wurden mit Gärten Prachtentfaltung der Herzöge und ihr verschönt und mit einem Bauernhof ausgeprägtes Streben nach Komfort ausgestattet. und Behaglichkeit. Mit Bau, Ausstattung und Die Herzöge von Burgund aus Innenausstattung dieser Residenzen dem Haus Valois waren Herren wurden überall nur die besten Künstler über etwa fünfzig Anwesen, und Handwerker ihrer Zeit betraut, die nicht nur über funktionelle deren Können die Macht und die Einrichtungen wie Bauernhöfe und Autorität in Szene setzen sollte. In der Keller für den landwirtschaftlichen heutigen Zeit ist dies in den Anwesen Betrieb, Installationen zum Schutz nicht unbedingt auf den ersten Blick zu der Bewohner, Verwaltungs und erkennen. Die Bauten wurden ziemlich Gerichtsräume zur Ausübung der oft durch Unfälle oder sogar absichtlich richterlichen und öffentlichen Gewalt zerstört und viele von ihnen befinden verfügten, sondern auch über mehr sich heute mehr oder minder deutlich oder minder gut ausgestattete im Zustand von Ruinen. Ungefähr Wohnbereiche, in denen der Herzog, zehn der Residenzen sind jedoch seine Familie und der Hof gelegentlich auch noch heute trotz der zahlreichen abstiegen. Manche weit entfernt von umfangreichen Umbauten, die im den strategischen Strecken gelegenen Laufe der Jahrhunderte vorgenommen Anwesen wurden von den Herzögen nur wurden, in relativ gutem Zustand. sehr selten oder gar nie besucht. Philipp der Kühne bewohnte vor 1369 nur etwa ein Dutzend seiner Residenzen, unter Anderem Dijon, Rouvres und Montbard. Nach 1380 hielt er sich meist in Paris und in Flandern auf und dies galt sogar noch stärker für seinen Nachfolger Johann Ohnefurcht. Beide waren meist im Hôtel d’Artois in Paris und in ihren Stadtvillen in Gans, Brügge und Lille in Flandern oder in ihren Residenzen in Arras und Hesdin im Artois anzufinden. Einige Standorte waren besonders 11 12 DAS CHÂTEAU DE GERMOLLES, EIN BAU ZUR FEIER DES PRINZEN Philipp der Kühne erwarb 1380 ein Die für dieses Bauwerk entworfenen in der Nähe von Chalon-sur-Saône Ausstattungselemente trugen ebenfalls gelegenes befestigtes Haus namens zum Glanz des Prinzen bei. Auf den Germolles und machte es 1381 seiner Platten des Pflasters war eine Palette Gemahlin Margaret von Flandern von etwa dreißig verschiedenen zum Geschenk, welche umfangreiche Symbolen zu bewundern : zum Beispiel Umbauarbeiten ausführen ließ und Löwen, Sonnen und Lilien, die für die strenge Festung in ein luxuriöses Macht und Majestät standen und daran Landschloss verwandelte. erinnerten, dass die herzogliche Familie Die Architektur und die Ausstattung königlichen Geblüts war. von Germolles sind Zeugen für die Ebendiese Werte sind auch auf dem in Opulenz und den Erfindungsreichtum, die Kapitelle des Kamins im Großen Saal die Ende des 14. Jahrhunderts an eingeschnitzten Zyklus zu erkennen. diesem reichen Hof herrschten. Eine Szene aus dem Roman von Das Anwesen, von dem noch heute Chrétien de Troyes, Yvain le Chevalier eine Hälfte steht, hat die Form eines au Lion, erzählt die Abenteuer des Rechtecks mit einem Hof in der Helden, der mit einem Drachen kämpft, Mitte. Im Norden befindet sich das um einen Löwen zu befreien ; nach bewehrte Eingangshäuschen mit einem seiner Rettung wurde das edle Tier zum Eingangsbereich und zwei Türmen. treuen Begleiter seines Wohltäters. Die anderen Gebäude hatten drei Dieses Bild sollte wohl eine Parallele Stockwerke – im Erdgeschoss befanden zwischen dem Mut eines legendären sich die den häuslichen Arbeiten Ritters und der Tapferkeit des Herzogs gewidmeten Räume (Vorratsraum, ziehen. Küchen, Badehäuser) und die zweite Kapelle, im ersten Stock die Räume der Prinzen, der Große Saal und die herzogliche Kapelle, der zweite Stock war den Domestiken vorbehalten. Matthieu Pinette Chefkonservator des Château de Germolles Diese regelmäßige und klare Einteilung besticht durch ihre « Modernität ». Ihr Erfinder Drouet de Dammartin hatte damit eine strenge, effiziente und elegante, zugleich schlichte und edle Architektur geschaffen, die durch die Einfachheit ihres formalen Konzepts das Prestige der herzoglichen Familie zum Ausdruck brachte. 13 DER PALAST DER HERZÖGE VON BURGUND IN HESDIN Das Schloss von Hesdin gehörte (Speisekammer), die « Chambre des zunächst der französischen Krone, Joyaulx » (Schmuckkammer) und « La bevor es 1384 in den Besitz der Fourrière » sowie Unterbringungen für Herzöge von Artois und später des die Offiziere des Schlosses und der Hauses Burgund gelangte. Diese Gefängnisse. Residenz, die die Herzöge von Burgund Da keine genauen Beschreibungen regelmäßig bewohnten, befand sich vorliegen und keine archäologischen an der nördlichen Ecke des von der Grabungen durchgeführt wurden, mittelalterlichen Stadt an den Ufern ist es heute unmöglich, die genaue der Canche gebildeten Dreiecks. Der Lage dieser Räume zu ermitteln. Ikonografie und den Archivtexten ist zu Neben diesem großen Schloss entnehmen, dass es fünfeckig war und besaßen die Herzöge noch weitere sich an jeder Ecke ein Turm befand. Von kleine Residenzen in der Umgebung : der Stadt aus gab es zwei Zugangstore zum Beispiel das Hôtel du Manage, und ein drittes Tor führte im Norden das mit einem Pflanzen-Labyrinth in den Jagdpark. Die Tore wurden aufwarten kann und den in einem üppig alle streng von einem Wachposten bewachsenen, ruhigen Grundstück bewacht und die Wachen verfügten am Flussufer gelegenen « Pavillon du über mehrere Wachtürmchen auf den Marais ». Mauern. Der Umstand, über eine Vielzahl von Im Nordflügel des Schlosses befand Domizilen zu verfügen, ermöglichte es sich die von Robert II. von Artois den Herzogen, sich aus dem hektischen angelegte « Galérie d’Esbatement » Treiben, das am Hof herrschte, mit mehreren Räumen, in denen zurückzuziehen. In Paris, wo der mechanische und hydraulische Herzog mehrere Residenzen in und um Automaten untergebracht waren. Diese die Stadt herum besaß, war dasselbe Maschinen waren wahrscheinlich von Phänomen zu beobachten. Auch in islamischen Modellen inspiriert, die der Brügge zog Philipp der Gute bisweilen Graf bei einer Reise nach Palermo in sein ruhig gelegenes Hôtel Vert dem manchen Gärten in Sizilien bewundert Prinsenhof vor. hatte. Das Schloss hatte 75 Räume, darunter das « Ostes du Chastellain », die Kapelle, verschiedene nach ihrer Innendekoration benannte Zimmer Victorien Leman Doktorand an der Universität der Picardie wie das Hirschzimmer oder das Rosa Zimmer, Galerien, der Bewirtschaftung des Hauses dienende Räume wie die « Espisserie » , die « Sausserie », die « Fruiterie », die « Garde Mengier » 14 IM UMKREIS DER AUSSTELLUNG DER GAST UM 12 UHR 30 LANGE ABENDE von 19 Uhr bis 21 Uhr DONNERSTAG, DEN 22. MAI MITTWOCH, DEN 4. JUNI 2014 François Tainturier, der Gründer der Musik in der Sainte-Chapelle, Ensemble Gruppe für Alte Musik Le Laostic, Gilles Binchois spricht über die Musik des Mittelalters Die Besucher werden zu musikalischen und der Renaissance und führt Sternstunden in die Sainte-Chapelle Reproduktionen von Musikinstrumenten gebeten, wo von Musikmeistern aus dieser Zeit vor. aus dem 16. bis 18. Jahrhundert komponierte Werke zu hören sind. DONNERSTAG, DEN 5. JUNI Alexandre Mazuir (École Nationale MITTWOCH, DEN 18. JUNI 2014 Supérieure des Arts et Métiers Paris Musik in der Sainte-Chapelle, das Tech - Institut Image), der « Vater » der Kulturerbe neu erfunden, Conservatoire 3-D Rekonstitution der Sainte-Chapelle, à Rayonnement régional und Ensemble spricht über die Geheimnisse der Les Ambrosiniens. Modellisierung. Diese Ensembles erwecken die Musik der Kapellmeister der Herzöge von Burgund zu neuem Leben und geben Werke aus dem 14. und 15. Jahrhundert zum Besten. Außerdem ist erstmals das 2010 von Vincent Carinola auf der Basis des eisterwerks des gregorianischen Gesangs Salve Regina komponierte Stück für Soloklarinette und Gregorianischen Chor Neumes zu hören. 15 LEITUNG DER AUSSTELLUNG Diese Ausstellung wurde von der Stadt Dijon und dem ANR Programm « Musik und Musiker in den Saintes - Chapelles im 13. – 18. Jahrhundert » in PROGRAMM « MUSIK UND MUSIKER IN DEN SAINTESCHAPELLES IM 13. – 18. JAHRHUNDERT » Zusammenarbeit mit dem Centre national de la Recherche scientifique (CNRS), der Agence nationale de la Recherche (ANR), dem Centre d’Etudes supérieures de la Renaissance (CESR-UMR 7323), der Universität François Rabelais de Tours, dem UMR ARTeHIS 6298, der Universität von Burgund, der Universität Versailles Saint - Quentin - en - Yvelines, der Ecole Nationale Supérieure des Arts et Métiers ParisTech - Institut Image, dem Centre de Castellologie de Bourgogne, Longcat Audio Technologies, Nicéphore WISSENSCHAFTLICHE KOORDINIERUNG David Fiala, Professor (Universität François Rabelais de Tours, Centre d’Etudes supérieures de la Renaissance - UMR 7323) Juliette Rollier-Hanselmann, Leiterin für disziplinenübergreifende Projekte (École Nationale Supérieure des Arts et Métiers ParisTech - Institut Image) Vasco Zara, Professor für Musikologie (Universität von Burgund, UMR ARTeHIS 6298) Cité, dem Ensemble Gilles Binchois und dem Ensemble Les Ambrosiniens aufgebaut. DIGITALE ENTWICKLUNG Christian Père, Professor (Ecole Nationale Supérieure des Arts et ALLGEMEINE KOORDINIERUNG DER AUSSTELLUNG Métiers ParisTech - Institut Image) Matthieu Gilles, Konservator und Métiers ParisTech - Institut Image) Alexandre Mazuir, 3 - D Infografiker (Ecole Nationale Supérieure des Arts et Interims - Direktor des Museums der Ghislain Nicolas und Jérémie Landrieu, Schönen Künste Ingenieure (Ecole Nationale Supérieure Zoé Blumenfeld-Chiodo, Leiterin des Arts et Métiers ParisTech - Institut der Kulturabteilung und Liliane Image) Lecler - Boccacio, Vermittlerin Benjamin Bernard et Benjamin Sophie Jugie, Leiterin der Abteilung für Ribolet, Toningenieur (Longcat Audio Skulpturen im Louvre - Museum Technologies) Hervé Mouillebouche, Professor für Jean-Claude Da Silva (Nicéphore Cité) mittelalterliche Geschichte (Universität Antoine Tanguy, Informatiker von Burgund UMR ARTeHIS 6298) und (Centre d‘Etudes supérieures de la Centre de Castellologie de Bourgogne. Renaissance - UMR 7323) 16 AUTOREN DIGITALE ENTWICKLUNG François Duceppe-Lamarre, Doktor Loïc Million, Leiter des Pools für für Archäologie des Mittelalters Studien und Entwicklung (Stadt (Universität Lille III) Dijon – Abteilung für Informationssystem David Fiala, Professor (Universität und Telekommunikation) und die François Rabelais de Tours, Unternehmen Cent millions de Pixels, Centre d’Etudes supérieures de la MG Design, Opixido und Tévolys Renaissance - UMR 7323) (Institut National de Recherches SZENOGRAPHIE UND GRAPHISCHE GESTALTUNG Archéologiques Préventives) Séverine Chupin, unterstützt von Agnès Lavoye - Nbeoui, Leiterin der Simon Bethenod von der Agentur Les Kommunikationsabteilung (Tour Jean Pistoleros Emmanuel Laborier, Archäologe sans Peur) Victorien Leman, Doktorand in Geschichte (Universität der Picardie) Hervé Mouillebouche, Professor (Universität von Burgund UMR ARTeHIS 6298) und Centre de Castellologie de Bourgogne. Matthieu Pinette, Chefkonservator (Château de Germolles) Philippe Plagnieux, Lehrer (Universität Besançon und École nationale des Chartes) Rémi Rivière, Direktor des Tour Jean sans Peur Juliette Rollier - Hanselmann, Disziplinenübergreifende Projektleiterin (Ecole nationale Supérieure des Arts et Métiers ParisTech - Institut Image) Vasco Zara, Professor für Musikologie (Universität von Burgund, UMR ARTeHIS 6298) Lionel Duigou, Illustrator 17 KONTAKTPERSONEN UND PRAKTISCHE INFORMATIONEN KONTAKTPERSONEN FÜR DIE PRESSE CHRISTINE LEPEU Kommunikationsassistentin 03 80 74 53 27 [email protected] Bitte treten Sie für alle Anfragen nach Bildmaterial mit uns in Verbindung PRAKTISCHE INFORMATIONEN DIE AUSSTELLUNG IST TÄGLICH AUSSER DIENSTAGS UND AM 14. JULI VON 9 UHR 30 BIS 18 UHR GEÖFFNET EINTRITT KOSTENLOS MUSÉE DES BEAUX-ARTS DE DIJON PALAIS DES DUCS ET DE ÉTATS DE BOURGOGNE CS 73310 21033 DIJON CEDEX Tél. 03 80 74 52 09 - [email protected] MBA.DIJON.FR VON 2. MAI BIS 31. OKTOBER TÄGLICH AUSSER DIENSTAGS VON 9 UHR 30 BIS 18 UHR GEÖFFNET, VON 2. NOVEMBER BIS 30. APRIL VON 10 UHR BIS 17 UHR MANCHE SÄLE SIND VON 11 UHR 30 BIS 13 UHR 45 GESCHLOSSEN DAS MUSEUM IST AM 1. JANUAR, 1. UND 8. MAI, 14. JULI, 1. UND 11. NOVEMBER UND AM 25. DEZEMBER GESCHLOSSEN EINTRITT KOSTENLOS 18 LIZENZFREIE ABBILDUNGEN 1 Jules Hardouin - Mansart, Premier projet pour le palais des États, 1688 ms 1501 © Paris, Bibliothèque de la Sorbonne 2 Atelier von Rogier van der Weyden, Portrait de Philippe le Bon, Dépot mit Tausch, Saint-Étienne, Musée d'Art et d'Industrie © musée des beaux-arts de Dijon. Photo Hugo Martens 3 Kapitelsaal der Sainte-Chapelle © musée des beaux-arts de Dijon. Photo F. Jay 4 Hypothese(n) für den Wiederaufbau der Sainte - Chapelle in Dijon © Alexandre Mazuir, CNRS UMR 6298 ARTeHIS, École Nationale Supérieure des Arts et Métiers ParisTech - Institut Image 5 Evokation der Baustelle, 13. März 1452, Zeichnung Lionel Duigou, 2014 © Lionel Duigou 6 Skizze, Treppen-Saal im Südteil des Palastes, Zeichnung Lionel Duigou, 2014 © Lionel Duigou 19 7 Skizze für die Evokation der Überprüfung der Lotrichtigkeit, Zeichnung Lionel Duigou, 2014 © Lionel Duigou 8 Evokation der Szene auf der Baustelle, Überprüfung der Lotrichtigkeit, Zeichnung Lionel Duigou, 2014 © Lionel Duigou 9 Blatt mit Skizzen von Kleidung auf der Grundlage von Buchmalereien, Zeichnung Lionel Duigou, 2014 © Lionel Duigou 10 Lallemand, Jean-Baptiste, Le Palais des Etats vers 1780 © musée des beaux-arts de Dijon. Photo F. Jay 11 Anonymer französischer Maler, Fête champêtre à la cour de Philippe le Bon © musée des beaux-arts de Dijon. Photo F. Jay Fotomontage © Alexandre Mazuir, CNRS UMR 6298 ARTeHIS, École Nationale Supérieure des Arts et Métiers ParisTech - Institut Image / musée des beaux-arts de Dijon. Photo F. Jay 20 DÉCOUVERTE D’UN TRÉSOR ARCHITECTURAL DISPARU… LA SAINTE-CHAPELLE DE DIJON & LES RÉSIDENCES DES DUCS DE BOURGOGNE DU 17 MAI AU 13 OCTOBRE 2014 ENTRÉE GRATUITE TÉL. (33) 03 80 74 52 09 MBA.DIJON.FR © agence les Pistoleros - Jules Hardouin-Mansart, Premier projet pour le Palais des États, 1688 - © Paris, Bibliothèque de la Sorbonne EXPOSITION VISITE VIRTUELLE EN MUSIQUE