Die Südostschweiz - Les trois Suisses

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Die Südostschweiz - Les trois Suisses
SAMSTAG, 4. MÄRZ 2006 SEITE 16
KULTUR
Kulturkino Chur
zeigt «Genesis»
so.- Für ihren Erfolgsfilm «Mikrokosmos» im Jahre 1997 hatten die beiden französischen Dokumentarfilmer
Claude Nuridsany und Marie Pérennou das Gewusel eines Quadratmeters Wiese unter die Lupe genommen.
Nun richten sie den Blick auf das
«grosse Ganze», die Entstehung des
Universums und unser aller Geschichte. Der Film «Genesis» ist im vergangenen Herbst in die Kinos gekommen
und zeigt mögliche Wege der Entstehung unserer Welt.
Alle Wesen kommen aus dem Meer,
sagt die Evolutionsgeschichte, doch so
richtig vorgestellt hat man sich den
Gang vom Nassen ins Trockene von vor
drei Milliarden Jahren noch nie. «Genesis» vermittelt eine Ahnung davon,
wie es gewesen sein könnte. Die
Zweckgemeinschaft Kulturkino Chur
zeigt den spektakulären Film morgen
Abend in der deutschsprachigen Fassung.
Sonntag, 5. März, 17 Uhr, Kino Apollo, Chur.
Country-Night
in Jenaz
so.- In Jenaz steigt heute zum
17. Mal eine vom Turnverein organisierte Country-Night. Drei international erfolgreiche Bands werden das Publikum in der Mehrzweckhalle ab 20
Uhr unterhalten. Den Auftakt macht
die kanadische Gruppe The Good
Brothers, welche traditionelle Country-Musik spielt. Die deutsche Formation Rock’n’Rodeo widmet sich vor allem Cover-Versionen bekannter Songs.
Den Abschluss des musikalischen Programms besorgt die Steven Bailey
Band, welche ein Repertoire spielt, das
von AC/DC bis Polo Hofer reicht.
Rund um die Auftritte der drei
Bands haben die Organisatoren zahlreiche kulinarische und andere Attraktionen programmiert. Dazu zählen verschiedene Verlosungen sowie
eine Modenschau.
Samstag, 4. März, 20 Uhr, Mehrzweckhalle, Jenaz.
Glitter hinter Gitter. Der britische
Die Weisheit des Tages
Ex-Rocker Gary Glitter ist in Vietnam wegen sexuellen
Missbrauchs Minderjähriger zu drei Jahren Haft
verurteilt worden. Ein Gericht in Vung Tau befand den
61-Jährigen für schuldig, intime Kontakte mit zwei
zehn- und elfjährigen Mädchen gehabt zu haben. Der
Sänger soll die Kinder geküsst und gestreichelt haben.
«Wenn jeder
dem andern
helfen wollte,
wäre allen geholfen.»
Marie von Ebner-Eschenbach
Die lebendige Radiosendung
Les Trois Suisses begeistern beim Kulturforum Würth in Chur
Sie nennen sich Les Trois
Suisses und machen etwas
wunderbar Absurdes: LiveRadio. Am Donnerstag wurde
im Kulturforum Würth in
Chur «gesendet».
● VON OLIVIER BERGER
Fast ärgert man sich ein wenig darüber, dass man eine Stereoanlage besitzt. Jedenfalls, wenn man nach einem Auftritt der Trois Suisses nach
Hause zurückkehrt. Das Trio mit Pascal Dussex, Resli Burri und Thomas
Baumeister macht nämlich so richtig
Lust auf Live-Musik. Dass solche den
Hörfunk mit all seinen unbestrittenen
Qualitäten zu ersetzen vermag, beweisen die drei Musiker mit ihrem Programm «Radioshow», die seit Monaten in vollen Sälen landauf, landab zu
sehen ist.
Der Name des rund 100-minütigen
Programms ist gleichzeitig dessen
Konzept. Dussex, Burri und Baumeister karikieren oft und allzu oft am Radio Gehörtes und spielen vor allem,
was sich das Publikum von einem anständigen Sender wünscht: eine ganze
Menge Musik aus aller Herren und Damen Länder. Dabei legt das Trio einen erstaunlichen Erfindungsreichtum an den Tag, was die Besetzungen
und Arrangements betrifft. Und es
schreckt auch vor der hohen Kunst
nicht zurück: Johann Sebastian Bachs
Ave-Maria-Vertonung – auf der singenden Säge mit vierhändiger Klavierbegleitung vorgetragen – gehört zum
Schauerlich-Schrägsten, was man
sich an Barock-Adaptionen vorstellen
kann.
Quer durch die Landschaft
Ansonsten albern und kalauern sich
die Trois Suisses durch den populär-
Musik für auswärts: Thomas Baumeister, Pascal Dussex und Resli Burri (von links) musizieren sich durch die Jahrzehnte.
musikalischen Kanon der vergangenen 60 Jahre – und mischen munter
Evergreens und weniger bekannte
Stücke. Auf den fulminanten Auftakt
mit «Video killed the Radio Star» von
den Buggles folgt eine verquere Fassung des Klassikers «Funky Town»
von Lipps Inc. mit Burri auf der Melodica. Zu den Höhepunkten der ersten
Programmhälfte gehört auch die wohl
unerotischste Fassung von «Je t’aime,
moi non plus», welche die Welt je gehört hat.
Dussex, Burri und Baumeister
schrecken aber auch vor dem mehr
oder minder aktuellen Hitparadenschaffen nicht zurück. Ein wenig über-
dreht und klischeehaft gerät allerdings die Interpretation von «Cantaloop» der Jazz-Rap-Pioniere von US3.
Herrlich anzuhören ist dafür die auf
einer Art Banjo begleitete Version des
Tanzflächen-Fegers «Mundian To
Bach Ke». Und «That’s amore» von
Dean Martin sowie «Something stupid» von Frank Sinatra sind in ihrer
süssen Klebrigkeit kaum zu überbieten.
Musik spielt die Hauptrolle
Die Musik spielt bei den Trois Suisses eindeutig die Hauptrolle. Die Aufarbeitung von Radioklischees sowie
Bild Nadja Simmen
die fiktiven Ränke der drei Bandmitglieder, welche meist auf Burris Kosten gehen, dienen einzig dazu, auf
amüsante Weise von einem zum
nächsten Lied überzuleiten. Allerdings
ist Dussex, Burri und Baumeister
komödiantisch-mimisches Talent auf
keinen Fall abzusprechen.
«Radioshow» von den Trois Suisses
ist allerbeste Unterhaltung, welche zu
Recht von Erfolg gekrönt ist. Immerhin darf nicht vergessen werden, dass
die drei Mitglieder der Truppe erstklassige Musiker sind, die unter anderem – in verschiedenen Formationen –
schon auf den grössten Schweizer
Bühnen gestanden sind.
Mozarts Spuren im Jetzt
Das zweite Sonderkonzert des
Klassikforums Chur ist morgen
ganz Wolfgang Amadeus
Mozart gewidmet. Auf den
ersten Blick ist das aber
nicht ersichtlich.
Einmalige Erfahrung: 11am spielen nach dem Auftritt im Zürcher Volkshaus (Bild) heute
Bild Pressedienst
wieder in der Heimat.
11am geben sich
mal laut und mal leise
so.- Vor rund einem Jahr standen
11am erstmals überhaupt auf einer
Bühne: Im Kulturhaus in Chur wurde
damals der erste Tonträger des Trios
getauft. Seither hat die Formation mit
Ervin Janz, Yves Zogg und Rolf Caflisch in Graubünden und jenseits der
Kantonsgrenze für viel Gesprächsstoff
gesorgt. Höhepunkt des ersten Bandjahres dürfte der dritte Platz am nationalen Wettbewerb «Battle of the
Bands» gewesen sein. 11am hatten
sich vor dem Finale im Zürcher Volkshaus gegen rund 200 andere Formationen aus der ganzen Schweiz durchsetzen müssen. Die beiden Songs «Sorry» und «There» wurden auf dem vom
Plattenmulti Sony BMG produzierten
Wettbewerbs-Sampler verewigt.
Bei ihrem «Heimkonzert» von heute
Abend in der Churer «Werkstatt» präsentieren sich 11am in ganz verschiedenen Facetten. Zum einen spielt das
Trio erstmals in Chur die weitgehend
akustische Version ihres normalerweise elektronisch verzerrten Konzertprogramms. Zum anderen werden
verschiedene der Songs auch in den
Originalversionen zu hören sein. Die
so genannte Unplugged-Fassung haben Janz, Zogg und Caflisch im vergangenen Jahr während einer Woche
im Tessin erarbeitet.
«Wir sind froh, in Chur endlich wieder einmal ein ‘normales’ Konzert
spielen zu können», betont Janz. Nach
dem Wettbewerb gehe es heute darum, was der Band wichtig sei: «Und
das ist und bleibt die Musik.»
Samstag, 4. März, 21.30 Uhr, «Werkstatt», Chur.
obe.- Werke von Johann Sebastian
Bach, Elliott Carter, Heinz Holliger und
Wolfgang Amadeus Mozart spielen die
Swiss Chamber Soloists bei ihrem
morgigen Gastspiel beim Klassikforum
Chur. Das klingt nach einer vertieften
Gegenüberstellung von barocker und
zeitgenössischer Musik mit Mozart als
Zückerchen im Jubiläumsjahr. Die
Konzeption, welche Holliger seinen
Schweizer Kammersolisten für den
Auftritt ins Stammbuch geschrieben
hat, geht aber ganz von Mozart aus.
Mit Bach soll gezeigt werden, wer Mozart beeinflusst hat. Carter wiederum
Persönlichkeiten aus der Schweizer
Musikszene angehören, darunter der
Bündner Bratschist Jürg Dähler. Holliger selber wird in dem Konzert als
Oboist auftreten, seine Ehefrau Ursula Holliger spielt die Harfe.
Verbindungen aufgezeigt
Die mannigfachen Verbindungen
zwischen Mozart, Bach, Carter und
Holliger werden vor allem beim Eröffnungswerk des Konzerts offensicht-
lich: Das Kammerensemble spielt Adagio und Fuge c-Moll von Bach in jener
Bearbeitung, welche Mozart für sein
eigenes Streichquartett KV 546 geschrieben hat. Gemeinsam ist den
meisten Werken, welche zur Aufführung gelangen, dass sich ihre Urheber
bei der Komposition mit wichtigen
strukturellen und den Ausdruck betreffenden Problemen befasst haben –
und trotzdem einen maximalen Ausdruck erreichten.
Sonntag, 5. März, 20 Uhr, Stadttheater, Chur.
Klassik Forum
Chur
steht für die Chamber Soloists in der
Tradition des Geburtstagskinds.
Holligers Rückkehr als Oboist
Mit den Swiss Chamber Soloists präsentiert sich Holliger erstmals beim
Klassikforum als Musiker. Der heute
67-Jährige war in der Vergangenheit
bereits als Dirigent in Chur zu erleben.
Mit den Swiss Chamber Soloists hat
Holliger ein Ensemble aus der Taufe
gehoben, dem zahlreiche bekannte
Spitzenmusiker vereint: Heinz Holliger (links) und Jürg Dähler proben für einen Auftritt
Bild Priska Ketterer
der Swiss Chamber Soloists.