Hüftendoprothetik - Implantat
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Hüftendoprothetik - Implantat
1 Hüftendoprothetik Konstruktion, Klassifikation, Implantate, Ergebnisse H. Effenberger Die optimale Fixation orthopädischer Implantate im Knochen ist die Voraussetzung für eine dauerhafte Stabilität. Im Laufe der Entwicklung zeigte sich die Verankerung von Implantaten als ein erhebliches Problem. Bei der Umsetzung stellte sich heraus, dass zwangsläufig auf die in der Technik bereits bewährten Verbindungsarten • Kleben (Knochenzement) • Pressen (Kraft-, Reibschluss; Presssitz) • Schrauben dieser anatomischen Gegebenheit hat die Mehrheit der zementierbaren Pfannentypen eine kugelförmige Vollprofil-Außenform (Abb. 1a). Für weniger tiefe Acetabula wird als Alternative die Flachprofilpfanne verwendet (Abb. 1b). Als wesentliches Merkmal einer optimalen Zementiertechnik gilt eine einheitlich dicke Zementschicht, was intraoperativ nicht immer sicherzustellen ist. zurückgegriffen werden musste. Die Reihenfolge der in der Medizintechnik zur Anwendung kommenden Verbindungsarten hing dabei wesentlich vom Stand der Technik ab. Dem eigentlichen Durchbruch der Implantation von künstlichen Gelenken verhalf die Verwendung von Knochenzement. Er ermöglicht die Überbrückung von Inhomogenitäten zwischen der Innenform des präparierten Knochens und der tatsächlichen Dimension des Implantates mit formschlüssiger Kraftübertragung. Da sich durch die ganzflächigen Auflagen an den Kontaktzonen eine optimale Kräfteverteilung ergibt, erweist sich der Knochenzement als ideal. a Die aktuelle Versorgungssituation bei der primären Hüftendoprothetik weist für Deutschland deutlich mehr zementierte Implantate aus als für Österreich (Tab. 1, Brodner und Raffelsberger 2004). Tab. 1 Versorgungstechnik (primäre HTEP) Deutschland1 12/03/07 Zementfrei Zementiert Hybrid b Österreich 50% 30% 20% 85% 15% ZEMENTIERTE HÜFTPFANNEN Die Einführung und die frühen Erfolge der “low friction arthroplasty” (LFA, Charnley 1979) stimulierten die Entwicklung von Prothesen mit unterschiedlichem Design, die Erweiterung der Indikation und die Operationsfrequenz. Grundlage der Designgebung war die annähernd hemisphärische Form des Acetabulums. Aufgrund 1 Einschätzung der Industrie, persönliche Mitteilung c Abb. 1 Konstruktionsmerkmale von PE-Pfannen. Vollprofilpfanne (a), Flachprofilpfanne (b, c). 2 1993, Shelley et al. 1988, Breusch et al. 2000, Garellick et al. 2000). Früher verwendete metal-backed Pfannen werden nicht mehr mit Knochenzement fixiert. Die Materialstärke sollte bei Polyethylenpfannen mindestens 6 mm betragen (Bartel et al. 1986). Bei der Pfannenversorgung in Deutschland werden ca. 2/3 der Pfannen zementfrei eingesetzt, wobei Pressfitpfannen gegenüber Schraubpfannen deutlich überwiegen (Tab. 2). Tab. 2 Pfannenversorgung in Deutschland2 Abb. 2 PE-Pfanne mit Randwall, Flanged-Cup Deshalb werden oft an der Pfannenoberfläche Abstandshalter (Abb. 1c) konstruktiv berücksichtigt. Um die Verzahnung zwischen Zement und Pfanne zu gewährleisten, werden an der Pfannenoberfläche Vertiefungen angebracht. Radiale Nuten (Abb. 1c) dienen der Rotationsstabilität, zirkuläre (Abb. 1a) der Kippstabilität sowie der Zementkompression. Äquatorial überstehende Pfannenränder (Flange, Randwall) unterstützen ebenfalls die Zementverdichtung (Abb. 2). Da Polyethylenpfannen im Röntgenbild nur schlecht darstellbar sind, werden radiale Metalldrähte in die Pfannen eingelegt (Abb. 2) oder andere Metallmarker an der Pfanne platziert. Bei der zementierten Pfanne wird der spongiöse Knochen durch Zementverzahnung so ausgesteift, dass ein deformationsstabiles Knochen- und Implantatlager entsteht. Zement verhindert bzw. vermindert dadurch das Eindringen von Abriebpartikeln und Gelenksflüssigkeit in die Kontaktzonen. Zementiertechnik Die aktuelle Zementiertechnik an der Pfanne beinhaltet die Knorpelentfernung, die Präparation der Sklerose an der Oberfläche, das Anbringen von mehreren Bohrlöchern im Pfannendach bzw. am Pfannenrand, die Spülung und Trocknung des Knochenlagers, die Vakuummischtechnik, das Einbringen des Knochenzementes unter Druck, das Absenken des Blutdruckes und eine Hämostase (Weber 1995, Breusch et al. 2000, Morscher 2002, Ochsner 2002). Eine zusätzliche Zementkompression wird durch die Verwendung einer Pfanne mit Randwall erreicht (Lee und Ring 1974, Krause et al. 1982, Hodgkinson et al. 2 Einschätzung der Industrie, persönliche Mitteilung Polyethylenpfanne zementiert Stützschalen mit PE-Pfanne Pfannen zementfrei Pressfitpfannen Schraubpfannen (Bipolar bzw. Großköpfe) 16% 3% 66% 75% 25% 14% Hüftendoprothetik 3 PRESSFIT- UND SCHRAUBPFANNEN Die zementfreien Hüftpfannen sind in den deutschsprachigen Ländern ein entscheidender Faktor der Hüftendoprothetik. Pressfit- und Schraubpfannen wurden über drei Generationen zu den aktuellen Implantaten entwickelt (Effenberger und Imhof 2002). Um Zementprobleme zu vermeiden und eine biologische Fixation zu erreichen, wurden in den Siebzigerjahren zementfreie Pfannen der ersten Generation (Lindenhof, Autophor, Lord, Endler) in zunehmendem Maße implantiert. Diese Implantate hatten glatte Keramik-, Cobalt-Chrom-Molybdän- und Polyethylenoberflächen. Seit der Verwendung des Reintitans und der Titanlegierungen wurden Polyethylen und Keramik für die Schalenfertigung nicht mehr verwendet. Die Implantate der zweiten Generation ab Mitte der Achtzigerjahre hatten strukturierte Oberflächen. In der dritten Generation kommen Einsätze aus Metall, Keramik und Crosslinked-Polyethylen zum Einsatz. Bei Monoblockpfannen (Abb. 5) sind Schale und Einsatz fest miteinander verbunden und vormontiert. Bei modularen Systemen werden die Pfannen funktionell in Schale und Einsatz getrennt (Abb. 6). Die Keramik-, Metall- und PE-Einsätze werden durch Konusklemmung bzw. Schnapplippen (Abb. 6b), Ringe etc. fixiert. Bei der Direktverankerung (Abb. 6c, e) haben die Keramik- und Metalleinsätze unmittelbaren Kontakt, bei den Sandwichkonstruktionen (Abb. 6 b, f) sind die Einsätze in Polyethylen gefasst. a b Fixierung Die wichtigsten Kriterien zur stabilen Fixierung von zementfreien Pfannen sind • • • • Verankerung Stabilisatoren Implantatform Material und Oberfläche Die stabile Verankerung von Pressfitpfannen im Acetabulum stellt wegen der anatomischen Form entsprechende Anforderungen. Durch die konstruktive äquatoriale Überdimensionierung oder die Verwendung einer größeren Schale im Vergleich zur Fräsung werden durch den Kraft-/Reibschluss (Witzel 1988) eine äquatoriale Klemmung und die primäre Stabilität erreicht. Dafür ist auch eine große Rauheit der Oberfläche wichtig. Sie verursacht die gewünschten Reibkräfte, wobei diese in direktem Zusammenhang mit der Überdimensionierung der Schale stehen. Diese beiden Größen bestimmen im Wesentlichen den Reibungskoeffizienten der Ober- c Abb. 5 Monoblockpfannen. Metall-Monoblock (a Marburg), Polyethylen-Monoblock (b TMT, c Morscher Press-fit Cup) fläche und dadurch die benötigte Einschlagkraft zum Überwinden der Gleitreibung. Die Unterfräsung bzw. die Überdimensionierung nutzt die elastische Fähigkeit des Beckens, um die Pfanne zu halten. Ein exakt hemisphärisches Design mit einer Unterfräsung von 1-2 mm hat bereits ausgezeichnete Stabilität und vermeidet Komplikationen, wie unzureichenden Sitz oder Fraktur, die bei einem Unterfräsen von 3-4 mm auftreten können. Unter Belastung wird der Pressfit einer Pfanne dynamisch erhöht, wodurch das Implantat stärker umfasst wird (Morscher et al. 1997). 4 a d b e c f Abb. 6 Modulare Einsatzkonstruktionen. a Polyethylen (Variall), b Sandwich (PE - Keramik, Schraubpfanne nach Bösch), c Vollkeramik (Plasmacup), d Sandwich (Metall - Keramik, Trident Arc2f), e Vollmetall (Hofer-Imhof), f Sandwich (PE-Metall, Alloclassic Zweymüller CSF) Da die Kraftübertragung in der Kompakta des Acetabulums stattfindet, eignet sich der äquatoriale Teil der Halbkugel besonders gut zur Verankerung der Schale. Die Untersuchung mit Druckmessfolien zeigt, dass die Hauptübertragung der Kräfte in der Peripherie mit Konzentration der Belastung auf den iliakalen, pubischen und ischialen Pfeilern erfolgt (Widmer et al. 2002). Damit die Implantate polseitig nicht anstehen, bevor sie äquatorial verklemmen, wird die Schalenhöhe, z. B. durch unterschiedliche Gestaltung des Radius, gegenüber der Frästiefe reduziert, d. h. der Pol ist abgeflacht (Abb. 7). Bei Pressfitpfannen ist der formschlüssige Kontakt am Rand eine Versiegelung gegen das Eindringen von Abrieb, welcher zu Knochenresorption und Lockerung führt. Die polseitige Lastübertragung wird durch die Abflachung reduziert, ebenso die Gefahr der Verkippung. Postoperativ stellt sich ein neues Gleichgewicht von Knochenan- und -abbau in Bezug auf das Implantat ein. Durch die Osseointegration bei Titannetzen wird die Sekundärstabilität, hinsichtlich Kipp- und Rotationsstabilität, wesentlich erhöht. Die Verankerung der Schraubpfannen gewährleistet durch das Verankerungsprinzip eine hohe primäre Stabilität (Effenberger et al. 2003, Schwarz et al. Hüftendoprothetik 5 Abb. 7 Abgeflachte Pressfitpfannenform durch unterschiedliche Radiengestaltung 2003). Das Eindrehverhalten und damit das Erreichen der geplanten Implantatsposition werden entscheidend durch die Gewindegeometrie (Abb. 8) bestimmt. Die verwendeten Gewindeformen sind vielfältig. Die vielen Variablen eines Gewindes erschweren das Differenzieren der einzelnen Faktoren (Effenberger und Imhof 2002). Pfannenhöhe (mm) Pfannenhöhe (mm) Die äquatoriale Überdimensionierung und die Oberflächenrauheit können nur dann wirken, wenn das aufgefräste Acetabulum dem gewünschten Durchmesser entspricht. Oft wird aus Gründen der Knochenbeschaffenheit mit ungleicher Härte, aus technischen Gründen oder bei Wechseloperationen eine zu große, ovale oder unrunde Auffräsung erreicht. In Pfannenhöhe (mm) Radius (mm) c Pfannenhöhe (mm) Radius (mm) a Radius (mm) Radius (mm) b d Abb. 8 Gewindegeometrie. a Sägengewinde, polseitig flach, b Sägengewinde, äquatorseitig flach, c Flachgewinde, d Spitzgewinde Abb. 9 Pressfitpfanne mit optionaler Schraubenfixierung diesen Fällen ergibt sich eine ungenügende Vorspannung im äquatorialen Bereich. Als zusätzliches Element zur Verbesserung der Stabilität der Schalen werden externe Stabilisatoren verschiedenster Art verwendet. Bei Pressfitpfannen existiert eine Vielzahl von Lösungen, um die durch Druck, Kippung und Zug ausgelösten radialen und axialen Pfannenbewegungen zu kompensieren. Die am häufigsten angewendete Technik zur zusätzlichen Fixierung ist das Verwenden von Schrauben (Abb. 9). Die Voraussetzung dazu sind Bohrungen in der Schalenwand. Die meisten Primärpfannen besitzen in der Richtung der Belastungsachse 1 - 3 Bohrungen, damit die Schrauben nur mit Zug/Druck belastet werden, da diese bei Verkippung der Pfanne durch Instabilität und Impingement sowie dadurch auftretende Scherkräfte oft versagen. Bei Reoperationspfannen werden meistens solche Pfannen mit einer Vielzahl von Bohrungen eingesetzt, da sich die Schraubenrichtung oft nach dem noch vorhandenen Knochenmaterial richten muss. Da zentrale Polöffnungen und Bohrungen die Ausbreitung von Abrieb ermöglichen, werden bei stabilen Verhältnissen Schalen auch ohne Bohrungen verwendet. Als Stabilisatoren werden auch Hohlzylinder, Spikes, Stifte, Zapfen (Abb. 10) angewendet. Diese eignen sich am besten, um die Kippstabilität zu sichern. In der Regel werden sie mittels Bohrlehre ins Acetabulum vorgebohrt oder aber, bei nur geringer Länge, direkt eingeschlagen. Eine andere Form von Stabilisatoren sind äquatornahe Ringe (Abb. 11) oder Pyramidenstrukturen, die indirekt ebenfalls eine Durchmesserzunahme darstellen und die Kippstabilität unterstützen. Finnen (Abb. 12) eignen sich, ebenso 6 Gewinde der Schraubpfanne stellt einen Stabilisator dar und weist einen Pressfit auf. Das Ausmaß von Knochendefekten bei Wechseloperationen führte zu verschiedenen konstruktiven Lösungen. Bei der zementfreien Pressfit-Rekonstruktion werden hemisphärische Pressfit-Implantate mit Bohrungen in den Schalen, die ein situatives Einbringen von Befestigungsschrauben ermöglichen, verankert. Abb. 10 Spike und Zapfen als Kippstabilisatoren Abb. 11 Ringe und Rippen als Kippstabilisatoren Abb. 12 Finnen als Rotationsstabilisatoren wie Zapfen, zur Unterstützung der Rotationsstabilität. Wird auf einen Pressfit verzichtet und die “Exakt-fit-Technik” angewendet, ist die zusätzliche Fixierung mit Nägeln (Marburg Pfanne) oder Zapfen und Schrauben (RM Pfanne) erforderlich. Auch das Die Position, die Form und Implantationstechnik einer zusätzlichen Fixierung sowie die Anzahl der Fixierungspunkte haben letztendlich Einfluss auf die Stabilität und Festigkeit. Die Implantatsfixation mit Schrauben wird bei In-vitro-Versuchen kontrovers diskutiert. Dabei wird auf die höhere Primärstabilität der mit Schrauben fixierten Pfannen verwiesen. Tierexperimentell zeigt sich zudem eine erhöhte Osseointegration im Schraubenbereich. Die zusätzliche Fixierung mit Schrauben führt auch zu einem größeren Widerstand gegen Mikrobewegungen als die alleinige Pfannenkomponente. Wenn die Pressfittechnik jedoch adäquat eingesetzt wird, besteht kein zusätzlicher Nutzen von Schrauben. Kein Unterschied besteht in der initialen Stabilität zementfreier Pfannen mit HA Beschichtung, ob diese mit oder ohne Schrauben verwendet werden. Ohne Schrauben kommt es durch Mikrobewegungen zur Selbstpositionierung der Pfanne. Die Gelenkskraft wird dann über die Pfanne stabil durch drei Lasteinleitungspfade in das Darmbein, Sitzbein und Schambein geführt. Mit Schrauben kann sich eine Drehachse, z. B. als gedachte Verbindungslinie zweier Schraubenköpfe, bilden, die eine unerwünschte Kippbewegung der Pfanne unter der Einwirkung der Gelenkskraft hervorruft, sofern sich ein wirksamer Hebelarm zur Drehachse einstellt (Abb. 13). Schrauben-Fixierungen sind somit im dynamischen System der Pfannenverankerung zusätzliche Stabilisierungspunkte, um die in ungünstigen Fällen Drehbewegungen und Kippbewegungen eintreten können. Ein Einwachsen wird dadurch verhindert. Pressfit-Implantate ohne Schrauben können hier Vorteile haben. Bei inadäquater Primärstabilität und bei schlechter Knochenqualität sind Schrauben indiziert. Die unterschiedlichen Acetabula (Effenberger et al. 2004) müssen mit den verfügbaren Implantaten versorgt werden können. Dabei sind auch die verschiedenen Knochenqualitäten zu berücksichtigten. Periphere und zentrale Arthroseformen mit unterschiedlicher Ausprägung erfordern ein differenziertes operatives Vorgehen. Die hemisphärische Implantatsform (Abb. 14a, b) begründet ihre Existenz in der Tatsche, dass ein Acetabulum annähernd dieser Form entspricht. Dies bedeutet wenig Knochenresektion und Hüftendoprothetik a 7 b Abb. 13 Drehachse durch die beiden Schraubenpositionen (a). Blick in Richtung der Drehachse; mögliche Mikrobewegungen der Schale - Bewegungssausschlag übertrieben (b) eine nach dem Auffräsen freie Wahl der Implantationsrichtung. Da zur Stabilisierung eine nicht hemisphärische Form vorteilhafter ist, führte dies zu asphärischen, elliptischen, parabolen oder konischen Formen (Abb. 14c-f). Bei den Schraubpfannen (Abb. 15) dominierte bisher die konische Form. Diese weisen außen einen Konuswinkel von ca. 30º auf. Die Entwicklungsperioden der Pfannen zeigen durch die Polabflachung bzw. die Modifikationen der koni- schen Form eine zunehmende Anpassung an die anatomischen Verhältnisse (Abb. 15c-g). Die Kippversuche mit Schraubpfannen weisen nach, dass die konische Implantatsform durch ihre Geometrie ein höheres Kippmoment als die sphärische Form hat (Effenberger et al. 2003, Schwarz et al. 2003). Vergleichsweise werden diese hohen Kippmomente bei analogen Versuchen mit Pressfitpfannen nicht erreicht. a b Abb. 14 Pressfitpfannenformen. Hemisphärisch (a Harris-Galante I, b Trilogy) 8 c e d f e f Abb. 14 Pressfitpfannenformen. Sphärisch-abgeflacht (c Morscher Press-Fit cup, d MPF), elliptisch (e Duraloc), hemisphärisch, polseitig flach (f CL Metallsockel Kapuziner) Hüftendoprothetik 9 a e b f c d Abb. 15 Schraubpfannenformen. Zylindrisch-sphärisch (a Typ V HA), konisch (b Alloclassic Zweymüller CSF), bikonisch (c Bicon Plus), konisch, polseitig gerundet (d Variall) 10 e e f f g g Abb. 15 Schraubpfannenformen. Parabol (e Hofer-Imhof), sphärisch (f Zintra), hemisphärisch-abgeflacht (g Schraubring SC) Die Implantatsform für Wechseloperationen entspricht entweder der bei Erstoperationen, oder die Form kompensiert die Defekte. Für Acetabula mit kranio-kaudalen Defekten sind längsovale Reoperationssysteme verfügbar (Abb. 16). Diese zusätzlich mit Schrauben fixierten Implantate erlauben z. T. durch unterschiedliche Einsätze eine Optimierung des Rotationszentrums (Köster et al. 1998). Die bei Erstimplantation eingesetzten Schraubpfannen weden bei ausreichender Knochensubstanz und entsprechendem Containment auch bei Revisionen verwendet. Bei Revisionen hat sich als Lösung, analog zu Pressfitpfannen, das Anbringen einer Vielzahl von Bohrungen in der Schale ergeben (Abb. 17). Nach Defektauffüllung und zum Überbrücken von Randdefekten sowie medialen Wanddefekten werden je nach Knochenzustand Implantate mit verschraubbaren Laschen (Abb. 18) und kaudalen Haken (Hakenschale n. Ganz) eingesetzt. Diese werden zwischen der Tränenfigur und den oberen Pfannenanteilen verspannt. Der Haken dient hier auch als Orientierungshilfe zur Rekonstruktion des Rotationszentrums. Antiprotrusionsschalen werden im Ileum mittels Schrauben und im Ischium mit einer Lasche fixiert (Böhm und Banzhaf 1999). Für die Fixation der Polyethylenpfannen in diesen Schalen ist jedoch Kno- Hüftendoprothetik 11 a b Abb. 16 Längsovale Revisionspfannen (a Bofor, b CL Metallsockel kranial aufgesockelt) chenzement erforderlich. Die zementfreie Versorgung großer Defekte erfordert modulare Systeme, wo Schraubenzahl und Pfanneneingangsebene individuell gewählt werden können (Abb. 19). Spezielle Implantate mit zentralem Zapfen (Sockelpfanne) werden im dorsalen Beckenknochen axial verankert (Schoellner und Schoellner 2000). Prothesen, die tragfähige Anteile des Ileums als Widerlager (Sattelprothese) benötigen, sind besonderen Fällen vorbehalten. Sonderanfertigungen sind zum Überbrücken von großen Defekten des Beckens, z. B. der Tumorchirurgie, notwendig. Material und Oberfläche Die meisten Schalen sind aus Reintitan-StangenMaterial hergestellt, einige Schalen werden aus der vor allem für den Stiel verwendeten Titan-Legierung Ti 6Al 4V gefertigt. Die Rauheit der Oberfläche ist insbesondere für die sekundäre Stabilisierung durch die Osseointegration mit direktem Zellverbund zur Implantatsoberfläche von Bedeutung. Viele Implantatoberflächen sind korundgestrahlt (Abb. 15b-g). Die dadurch erreichte Rauigkeit (Mittenrauheit Ra) ist durchschnittlich 4-8 µm. HA-Beschichtungen ändern die Oberflächenrauigkeit nur geringfügig (Abb. 15a). Eine rauere Oberfläche wird durch die Titanplasmaspray-Beschichtung erreicht (Abb. 14d). Ebenso können Titannetze (Abb. 14a-c), Titankugeln (Abb. 14e) oder Trabekelstrukturen (14f) aufgesintert, gegossen oder mechanisch befestigt werden. Die Porengröße reicht von ca. 100 µm bis ca. 1,5 mm, die Porosität von ca. 40% - 80%. Um die Implantat-Knochen-Verbindung zu stimulieren, werden auf die Schalen zusätzlich bioaktive Substanzen aufgebracht. Die Beschichtung mit Hydroxylapatit (HA, Abb. 15a, 17b) kann die Fixation mit Verstärkung des Wachstums zur Überbrückung von Spalten verbessern. HA beschichtete Pfannen erreichen frühzeitig die Festigkeit von schraubenfixierten Pfannen. Die Stabilität der Pfannen wird durch HA insgesamt erhöht, die Säume vermindert. Das verstärkte Knocheneinwachsverhalten bestätigt die Eigenschaften von HA. Der eigentliche Effekt von Hydroxylapatit scheint in der Spaltbildungsheilung und im Versiegeln des Interface mit Verhinderung des Ausbreitens von Abrieb zu sein. Die im Plasmasprayverfahren aufgebrachte HASchicht hat eine Dicke bis ca. 200 µm, eine geringe- 12 a b Abb. 17 Schraubpfannen mit optionaler Schraubenfixierung (a Wagner, b Trident Arc 2f) Hüftendoprothetik 13 Abb. 18 Pfanne mit kranialer Lasche (SL-2) Abb. 19 Modulare Revisionspfanne (MRS) re Löslichkeit und eine höhere Kristallinität. Demgegenüber haben elektrochemische Verfahren eine Schichtdicke von ca. 20 µm, eine größere Löslichkeit, eine geringere Kristallinität und eine Resorption innerhalb von wenigen Wochen. Stabilität Die stabile Verankerung (Primärstabilität, Festigkeit) und der Knochenkontakt sind die Voraussetzungen für die Osseointegration. Dazu dürfen die Relativbewegungen an der Implantat-Knochengrenze ein bestimmtes Maß nicht überschreiten. Implantatbewegungen können durch die chirurgische Technik und den Setzeffekt, der von der Knochenqualität abhängt, entstehen. Das Ziel aller Systeme ist eine dichte, formschlüssige und stabile Fixation von Knochen und Schale. Diese bewahrt vor Mikrobewegungen und es kommt zum An- bzw. Einwachsen von Knochen. Mikrobewegungen fördern den Abrieb an den Kontaktstellen von Knochen und Polyethylen. Relativbewegungen von mehr als 40 - 150 µm führen zur Bildung einer Bindegewebszwischenschicht und verhindern die Osseointegration (Kienapfel et al. 1999). Aufgrund der Tierversuche ist davon auszugehen, dass zunehmende Distanzen zwischen poröser Implantatoberfläche und Knochenlager den Verlauf 14 der Defektheilung verzögern und bei entsprechender Spaltbreite ein Knocheneinwachsen verhindern. Klinisch-radiologische Verlaufsserien von konischen Schraubpfannen zeigen, dass Spaltbildungen von mehreren Millimetern keinen unerwünschten Einfluss haben. In der kranialen Zone kommt es zur vollständigen Osseointegration, in der polseitigen Zone können Spalträume bestehen bleiben. Das Entstehen von Spalten zwischen Implantat und umgebendem Knochen muss deshalb durch die Implantatsgestaltung (Effenberger und Imhof 2002), durch das Implantationsinstrumentarium und eine präzise Operationstechnik minimiert werden. Knochlagers führen und eine Implantatslockerung verursachen. Bedingt durch das Implantatsdesign oder die Überdimensionierung können Implantate nicht entsprechend positioniert werden, sodass daraus ein unvollständiger Knochenkontakt resultiert. Dazu kommt es auch bei Schraubpfannen mit ungeeigneter Gewindeform und sklerosiertem Knochen. Durch Fehlpositionierungen oder ein frühzeitiges Verklemmen können freie Gewindegänge auftreten, die ebenso wie ein überstehendes Implantat ein Impingement bedingen (Abb. 20). Die mikroporöse Oberfläche von unregelmäßig (Abb. 14a) und geordnet aufgebrachten (Abb. 5a, c, 14c) Titangittern mit einer Porengröße von 200 bis 1000 µm ermöglicht das Einwachsen von Knochengewebe und damit die langfristige Sekundärverankerung. Durch den engen Verbund ist das Auftreten von Zysten bzw. Osteolysen auch nach 10 Jahren nur gering (Hinrichs et al. 2001). Für die Inklination der Pfanne werden Winkel von 30° bis 55° und eine Anteversion von 0° bis 30° angegeben (Bader et al. 2002). Eine größere Inklination der Pfanne ist zu vermeiden, zumal ein erhöhtes Luxationsrisiko (Kohn et al. 1997) besteht und vermehrt Abrieb produziert wird. Eine optimale Pfannenposition in einem sicheren Bereich kann durch die Pfannennavigation erreicht werden. Komplikationen Probleme mit zementfreien Pfannen ergeben sich auch durch • unzureichende Primärstabilität und unvollständigen Knochenkontakt • freie Gewindegänge und überstehende Implantate • Pfannenbodenperforation und Acetabulumfrakturen • Gefäß-, Nervenverletzungen • Einsatzluxationen • Implantats- und Einsatzbrüche • Abrieb und Osteolysen • Implantatslockerung Hemisphärische Implantate, die ohne konstruktive oder operative Überdimensionierung bzw. ohne zusätzliche Stabilisierung eingebracht werden und eine zu geringe Oberflächenrauigkeit haben, können durch unzureichende Primärfixation ein frühzeitiges Implantatsversagen bedingen. Bei mangelhaftem Design und unzureichender Fixation können auch HA-beschichtete Implantate versagen. Ein Überdrehen des Gewindes bei der Schraubpfannenverankerung kann zur Zerstörung bzw. zum Versagen des Abb. 20 Überstehendes Implantat mit freiem Gewindegang. Konische Implantate können formbedingt eine Perforation des Pfannenbodens verursachen. Durch zu große Überdimensionierung der Pfannen kommt es zu Acetabulumfrakturen, die auch beim Einschlagen oder Einschrauben der Schale auftreten können. Bedingt durch die anatomischen Verhältnisse können bei Verwendung von Schrauben Gefäß- und Nervenverletzungen auftreten. Die Gewinde der Schraubpfannen stellen ebenso eine Gefahr für diese Strukturen dar (Ochsner 2002). Eine Rotation von Polyethyleneinsätzen kann Osteolysen auslösen. Durch den Bruch des Fixierungsringes sowie einen unzureichenden Fixationsmechanismus des Einsatzes kommt es zur Lockerung des Polyethyleneinsatzes mit Trennung von Schale und Einsatz (Neumann und Dorn 2003). Einsatzluxationen machen Designänderungen notwen- Hüftendoprothetik 15 Abb. 21 Ausgedehnte Acetabulumosteolyse und zentrale Fraktur bei Polyethylenabrieb 12 Jahre postoperativ. dig. Damit kommt der konischen Inlayfixierung und der Verankerung über Schnapplippen (Abb. 6b), wodurch eine stabile Fixation des Einsatzes erreicht und die Ausbreitung von Polyethylenabrieb unterbunden werden kann, besondere Bedeutung zu. Dem Vorteil der Modularität von Schale und Einsatz steht das Problem eines neuen Interface gegenüber, wodurch Relativbewegungen, Abrieb, Kaltfluss und Deformationen auftreten können. Durch einen unzureichenden Verankerungsmechanismus entsteht vermehrter Abrieb, der durch Mikrobewegungen und die Oberflächenbearbeitung bedingt ist. Der Forderung nach glatten Kontaktflächen zur Vermeidung von Abrieb steht die Realität korundgestrahlter Innenflächen zur Stabilitätsverbesserung und Rotationshemmung gegenüber. Bohrungen können der Ausbreitungsweg für den Abrieb sein. Dieser kann auch durch den direkten Kontakt von Einsatz und Schrauben verursacht werden. Probleme mit Schrauben und Bohrungen haben zu Pfannen ohne Bohrungen, Zapfen oder Gewinde geführt (Morscher et al. 1997). Aseptische Pfannenlockerungen verlaufen häufig über eine lange Zeit asymptomatisch. Bestehen bereits glutaeale Schmerzen, zeigt das radiologische Bild oftmals bereits ausgedehnte Osteolysen (Abb. 21, Effenberger et al. 2004). Regelmäßige radiologische und klinische Untersuchungen können größere knöcherne Defekte vermeiden. Bei diesen Defekten ist die Rekonstruktion aufwendig und mit mehr Operationsrisiken und Funktionseinschränkungen für den Patienten verbunden. Da die Verformung bei dünnwandigen Implantaten exponentiell zunimmt, besteht bei dünnwandigen Implantaten und speziellen Konstruktionen, die ein dynamisches Verhalten des Implantates erzielen wollen, ein erhöhtes Risiko eines Implantatsbruches (Döttl et al. 2004, Abb. 22). Begünstigend wirkt dabei Abb. 22 Röntgen 6 Jahre postoperativ mit zarter Frakturlinie im kranio-lateralen Bereich der Schraubpfanne. Fehlende Osseointegration kranial und zentral (Zone I/IV, V). die fehlende Knochenunterstützung. Die unzureichende Handhabung von Keramikeinsätzen kann Einsatzschäden verursachen, zudem können Traumen Keramikeinsatzbrüche bedingen (Schunck und Jerosch 2004, Abb. 23). Abb. 23 Keramineinsatzbruch und zentrale Migration des Keramikkugelkopfes. Bei kleinen Schraubpfannengrößen besteht eine Korrelation hinsichtlich häufigeren Pfannenwechseln (Effenberger et al. 2004). Die auch bei kleinen Pressfitpfannen auftretenden Revisionen sind durch die größere Verformbarkeit der Konstruktion bei geringerer Wandstärke bedingt, sodass die Indikation für kleine Pfannen gering gehalten werden sollte (Hinrichs et al. 2001). Indikationen für einen Pfannenwechsel sind durch die aseptische Lockerung, die Fehlpositionierung der Pfanne mit Impingement- und Luxationsfolgen, ein 16 Implantatsversagen und septische Komplikationen gegeben. Zu einer aseptischen Lockerung kommt es durch ungenügende Primärfixation, Materialabrieb und unzureichendes Einwachsverhalten. Eine unzureichende Inlayfixation sowie der Implantatsbruch bedingen ein direktes Implantatsversagen. werden. Diese schützen die eingebrachte Spongiosa auch vor der direkten Belastung und damit vor dem Zusammensintern und einer Resorption mit konsekutiver Implantatslockerung. Gemahlene Spongiosa, aber auch kortiko-spongiöse Späne, sind alleine nicht tragfähig und sollten nur als Füllmaterial von cavitären Defekten verwendet werden. Wechselstrategien Strukturelle Allografts müssen mit entsprechend verankerbaren, stützenden und schützenden Pfannenimplantaten kombiniert werden. Das Ziel der Pfannenrevision ist es, die knöchernen Defekte wieder aufzubauen und die anatomischen Verhältnisse des Hüftgelenkes wieder herzustellen, um eine möglichst anatomische, stabile und belastbare Rekonstruktion des Pfannenlagers zu erhalten. Die Rekonstruktionsprinzipien sind Pressfitverankerung oder die “überbrückende Fixation” (Elke et al. 2003). Dabei werden die Wiederherstellung eines tragfähigen Pfannenlagers und die möglichst anatomische Platzierung des Rotationszentrums angestrebt. Die Beinlänge und der Offset (Effenberger et al. 2003) sollten angepasst werden. Das Ausmaß eines “High Hip Centers” muss so gering wie möglich gehalten werden. Eine Lateralisation des Rotationszentrums sollte vermieden und das “Containment” wieder tragfähig hergestellt werden. Dabei sind eine ausreichende Pfannenauflage und eine genügende Pfannenüberdachung im originären Knochen anzustreben. Bei der Rekonstruktion werden cavitäre Defekte als “contained” angesehen. Bei den Defekten mit tragfähigem Pfannenrand ist die Verwendung einer Pressfitpfanne möglich. Für die Pressfit-Verankerung muss in Revisionssituationen noch ausreichend autologer Knochen vorhanden sein. Meist liegt jedoch ein inhomogenes Knochenlager vor. Bei reinen cavitären Defekten kann meistens eine zementfreie Pressfitpfanne verwendet werden. Bei der einfachsten Methode wird das lockere Primärimplantat durch einen größeren oder ähnlichen Pfannentyp ersetzt. Große Defekte machen die Verwendung von Jumbo cups notwendig. Längsovale Defekte werden durch Implantate mit einer ebensolchen Form versorgt (Abb. 16). Segmentale Defekte werden als “nicht contained” angesehen. Bei diesen Defekten sind zusätzliche Maßnahmen mit Schrauben, Pfannendachschalen, Spezialpfannen, Allograft, überbrückende Implantate, Netze in Kombination mit “Impaction Grafting”, abstützende und stabilisierende Maßnahmen erforderlich, um eine genügende Primärstabilität des Pfannenimplantates zu gewährleisten. Die tragende Funktion muss von den Implantaten übernommen Nach der Pfannenrekonstruktion kann es zu Setzungsprozessen kommen. Ein Nachsetzen des Implantates (Settling) ist bei Revisionseingriffen mit aufgefüllten cavitären Defekten und ungleichmäßig verteilter kortikaler Abstützung praktisch unvermeidbar. Damit Allograft oder Spongiosa dauerhaft unter Kompression gehalten werden, ohne dass es zum Auftreten von Kippmomenten kommt, sollte ein Nachsetzen möglich sein. 17 Hüftschäfte Die Anatomie des proximalen Femurs ist ausgesprochen variabel (Dorr 1993), sodass kein Femur dem anderen exakt gleicht. Die Femurosteotomieflächen zeigen eine große Varianz, konkrete Muster sind nicht zu erkennen (Jerosch et al. 1999). Ein regelrechter Canal Flare Index (CFI, Noble et al. 1988) liegt bei der Mehrzahl vor, dennoch müssen auch abweichende Formen versorgt werden. Die Lateralisation (Offset) des Femurs bewegt sich zwischen 20 mm und 65 mm (Noble et al. 1988, Aldinger 2004) und steht in direktem Zusammenhang mit dem CCD-Winkel und der Halsachsenlänge. Diese beiden Größen bestimmen wiederum den Offset, die Beinlängenveränderung sowie die Lage des Drehzentrums. Für die Antetorsion (Abb. 24) des Femurs werden Winkelunterschiede von 30° und ein CCD-Winkel (Abb. 25) von 120° bis 130° angegeben (Seki et al. 1998, Kummer et al. 1999, D'Lima et al. 2000, Robinson et al. 1997, Bader et al. 2002, Jerosch et al. 2002). Am Femur und Implantat (Abb. 25, 26) ist der CCD-Winkel als Centrum/Caput-Collum-DiaphysenWinkel definiert. Am Implantat ist die Halsachsenlänge durch die Distanz zwischen dem zentralen Schnittpunkt (Schnittpunkt der Halsachse und der Stielachse) und dem proximalen Halsende (Abb. 26) gegeben. Die Halslänge reicht vom proximalen zum distalen Halsende. Die Stielachse entspricht der Diaphysenachse am Femur. Der Prothesenhals setzt sich aus Konus und Halsteil zusammen. Das Vorhandensein dieser veränderlichen Größen führt zu einer großen Variabilität der Schenkelhalsgeometrie. Die Probleme bei der Wiederherstellung der ursprünglichen Verhältnisse durch Implantate zeigen sich in der Vielzahl von Hüftschaft-Modellen, aufgeteilt in verschiedene Größen. Die Resektionsebene (Abb. 26) ist als historischer Begriff zu werten, der von den zementierten Kragenprothesen abgeleitet ist und auch bei zementfreien Schäften verwendet wird. Voraussetzung für die Verwendung eines Kragens ist die Übereinstimmung von anatomischer Resektionsebene und proximaler Prothesenkonstruktion hinsichtlich Kragenwinkel und seiner Position. Bei physiologischer Belastung trifft die Gelenkresultierende (Bergmann et al. 2004) im Einbeinstand unter 16° gegen die Senkrechte auf den Hüftkopf. Danach verläuft der Kraftvektor intraossär. Beim künstlichen Hüftgelenk werden die Kräfte über den Kugelkopf auf das Implantat übertragen (Abb. 27). Der Kraftvektor läuft, bedingt durch die schlanke Hals- und Schaftkonstruktion, medial außerhalb der Prothese und erzeugt somit neben der Axialbelastung ein Biegemoment (Kippmoment), das durch radiale Reaktionskräfte des Femurs kompensiert werden muss. Beim Aufstehen aus dem Sitzen und beim Treppensteigen wird auf die Prothese ein hohes Rotationsmoment übertragen, sodass hinsichtlich der Primärstabilität entsprechende Rotations-(Dreh-), Radial-(Kipp-) und Axialstabilität gegeben sein müssen. Von anterior-posterior betrachtet, entstehen, bedingt durch einen variablen Offset, unterschiedliche Kippmomente, aber auch von lateral gesehen, auf Grund von Veränderungen der Anteversion. Die axialen Belastungskomponenten pressen den Stiel in den Femur und erzeugen Kippmomente im proximalen Prothesenteil. Von Bedeutung ist dabei ein Wechsel der Stielbelastung. So entstehen im Stehen, insbesondere im Einbeinstand (Extension), die größten Kippmomente und axialen Belastungen. Diese ändern sich, z. B. beim Niedersetzen oder beim Treppensteigen, in Rotationsmomente. Die auftretenden Kräfte stehen in engem Zusammenhang mit den geometrischen Verhältnissen des Schenkelhalses und damit auch mit der Auslegung des Hüftstiels in diesem Bereich (Halslänge/CCD-Winkel). +15° -15° AT Abb. 24 Antetorsionswinkel (AT). Die durchschnittliche Femurantetorsion liegt bei ca. 12-14°. 18 Centrum Caput Collum Diaphyse a b c Stielachse se ch sa al H Offset Lateralisation d ze ista nt le ra s le Ha s St lse ie nd le e nd e Abb. 25 Femur (a von vorne, b von lateral, c von medial). s Re tio be ne lsl ge CCD än -Win kel Stiellänge (Stiel) l ei lst ge s) al Ha än (H nl se ch sa al H Ha Zentraler Schnittpunkt BeinlängenVeränderung proximales Stielende s nu Ko es al m xi o pr e nd se al H ek e ns Keil-/KonusWinkel (ap) a distales Stielende Abb. 26 Hüftschaft (a von vorne, b von lateral, c von medial). Keil-/KonusWinkel (v. lateral) b c Hüftendoprothetik 19 R Fz Fz R Fx Rotationskraft Fy Fx a b Radialkraft Axialkraft R Radialkraft R R Fz Fy Fz Fy Fy Fz c d e Abb. 27 Der Schaft ist analog der Femurachse und Kurvatur in ap von proximal lateral nach distal medial und in der Seitenansicht von proximal dorsal nach distal ventral geneigt. Diese Position entspricht der im Stand. Daraus ist ersichtlich, dass neben den beiden Kraftvektoren Fx und Fz auch der Vektor Fy besteht, der in dieser Position ein relativ kleines Torsionsmoment bezüglich der Stielachse bewirkt. Aus der Axialkraft (Fz) entstehen Kippmomente, und bedingt durch die Keilform, Radialkräfte nach medial und lateral sowie ventral und dorsal. Fy erzeugt die Rotationskraft, woraus ein Torsionsmoment entsteht (a). Abbildung b zeigt die Zerlegung der Resultierenden R in die Vektoren Fz und Fx. Diese beiden Kräfte bewirken Kippmomente in der Frontalebene. Wenn die Verankerung der Prothese oberhalb der Schnittebene der Resultierenden liegt, ergibt sich eine Rotation des Kopfes nach medial, wenn unterhalb, dann nach lateral. Abbildung c entspricht etwa dem Zustand von Abb. a in der Lateralansicht, d. h. im Stand ist die Rotationskraft gering (Fy) und die Axialkraft Fz groß. Mit zunehmender Flexion (d, e) wird die Rotationskraft größer und die Axialkraft wird geringer. Bei dieser Betrachtung ist die Richtung der Resultierenden R immer als konstant angenommen. 20 Die Implantationstechnik über einen axialen Zugang ermöglicht das Einbringen von langen und geraden Stielen, die hohe Kippstabilität in alle Richtungen aufweisen. Die Kippstabilität hängt direkt mit den Stiellängen zusammen, wobei lange Stiele sich stabiler als kurze implantieren lassen. Der Hüftstiel (Abb. 26), der dem Verankerungsteil der Prothese entspricht, hat die Aufgabe der Verankerung und die auftretenden Kräfte weiterzuleiten. Stielform und Stiellänge sind unterschiedlich und abhängig vom Verankerungstyp und der Konstruktion. Die gewünschte Art der Kraftübertragung vom Implantat auf den Knochen bestimmt im Wesentlichen das Design des Hüftstiels. Dieser sollte so gestaltet sein, dass die physiologische Krafteinleitung möglichst nachvollzogen wird und von proximal nach distal abnimmt. Durch die Resektion des Schenkelhalses wird die physiologische Krafteinleitung geändert. ZEMENTIERTE SCHÄFTE Voraussetzung für die dauerhafte Implantatsstabilität ist die Fixation von Implantat, Zement und Knochen mit intaktem Interface. Die Verankerung der zementierten Hüftschäfte (Abb. 28 - 32) erfolgt im metadiaphysären Femurabschnitt, für den proximalen Femurteilersatz ist die Verankerung diaphysär (Abb. 33). Für die Verankerung ist, geometrisch betrachtet, eine Stielkrümmung mit konstantem Radius ideal. Die gebogene Form wirkt insbesonders zum Auffangen von Rotationskräften, aber auch als axiale Stabilisation. Dazu dienen ebenso rechteckige oder trapezoide Querschnittsformen (Abb. 34a, b), wobei diese auch zur Stabilisierung von Valgus-/Varus-Bewegungen dienen. Bei der Umsetzung von Lösungen zur Verankerung wurde eine Vielzahl von Stielbögen und Querschnitten entwickelt. Stabilisatoren Zur Unterstützung der Stabilität werden an den Implantaten zusätzliche Stabilisatoren angebracht. Ein proximaler Kragen soll ein Nachsinken, aber auch durch Abdichtung ein Austreten von Zementpartikeln verhindern. Dadurch wird zudem eine Verbesserung der Zementkompression erreicht. Ob ein Nachsinken dadurch effektiv verhindert werden kann, ist fraglich. Durch die geänderte Krafteinleitung kommt es postoperativ zu einer Kalkarresorption, wodurch der Kragen seine ursprünglich vorgesehene Funktion der Kraftübertragung verliert (Kale et al. 2000). Die Frage, ob eine Prothese einen Kragen haben sollte oder nicht, kann auch durch die Ergebnisse von Nationalregistern nicht beantwortet werden (Malchau et al. 2000). Zur Varus-, Valgusstabilität werden Längsrillen oder Längsnuten (Abb. 34c) angebracht. Um eine Schwächung des Zementbettes zu verhindern, werden sie in Längsrichtung und verrundet gefertigt. Die Stabilität der Verankerung wird hinsichtlich der radialen und axialen Stabilität hauptsächlich durch die gebogene Schaftform, bezüglich der Zementkompression durch das von distal nach proximal zunehmende Implantatvolumen und hinsichtlich der Varus-, Valgusstabilität durch den Schaftquerschnitt bestimmt. Proximale/laterale Finnen (Abb. 34d, e) unterstützen die Rotationsstabilität, proximal/horizontal auslaufende Rippen die axiale Stabilität und die Zementkompression. Als indirekte Stabilisatoren können die verschiedenen Stielzentrierungssysteme angesehen werden. Sie wirken insofern stabilisierend, indem sie eine relativ konstante Zementmanteldicke bewirken und damit das ganze Zement-Stiel-System unterstützen. Zementiertechnik Durch die Resektionsebene des Schenkelhalses und nicht radiäre Stielformen, die beim Raspeln ein zu großes Schaftlager verursachen, wird ein asymmetrischer Zementmantel, der 2 - 3 mm nicht unterschreiten soll, erreicht (Barrack et al. 1992, Ebramzadeh et al. 1994, Fisher et al. 1997, Breusch et al. 2001). Bei dünner Ummantelung (Draenert und Draenert 1992) können Lockerungsprobleme (Massoud et al. 1997) und lokale Osteolysen (Schmitz et al. 1994) entstehen. Dazu kommt, dass der Zement, auf Grund der spongiösen und kortikalen Knochenqualitäten, nicht gleichmäßig tief in den umliegenden Knochen einzudringen vermag. Insbesonders anatomisch adaptierte Stiele haben die Voraussetzung für einen gleichmäßigen Zementmantel (Breusch et al. 1998). Um eine bessere Zementverzahnung zu erreichen, wurde die Zementiertechnik kontinuierlich verbessert. Für ein entsprechend ausgesteiftes Implantatslager ist der Erhalt der Spongiosa notwendig. Fehlt die Spongiosa, wird die Scherbeanspruchung reduziert (Dohmae et al. 1988) und es kommt zu vermehrter Lockerung (Beckenbaugh und Ilstrup 1978). 21 a Abb. 28 Meta-diaphysäre Verankerung mit gerader Monoblockprothese mittlerer Länge (Standardschaft) von ap (a) und lateral (b). a a b b Abb. 30 Meta-diaphysäre Verankerung mit anatomisch geformter Monoblockprothese mittlerer Länge (Standardschaft) von ap (a) und lateral (b). b Abb. 29 Meta-diaphysäre Verankerung mit gebogener Monoblockprothese mittlerer Länge (Standardschaft) von ap (a) und lateral (b). a b Abb. 31 Meta-diaphysäre Verankerung mit anatomisch geformter Modularprothese mittlerer Länge von ap (a) und lateral (b). 22 a b Abb. 32 Meta-diaphysäre Verankerung mit anatomisch geformter Monoblockprothese lang (Langschaft) von ap (a) und lateral (b). a b c d e Abb. 34 Rechteckige (a) und trapezoide (b) Querschnittsformen, Nut (c) und Finnen (Stabilisatoren d, e) Abb. 33 Diaphysäre Verankerung mit modularer Prothese (proximaler Femurteilersatz). Hüftendoprothetik Die Qualität des Interface spielt die entscheidende Rolle hinsichtlich der Haltbarkeit der Zementfixierung am Femur (Mulroy et al. 1995, Mulroy und Harris 1997). Trotz verbesserter Technik ist ein frühzeitiges Versagen möglich (Sporer et al. 1999). Das ungenügende Eindringen von Zement in die Spongiosa, die Alterung des Zementes sowie die Reaktionstemperatur von Zweikomponentensystemen zeigten sich als Nachteile des Zementes. Ab einer Reaktionstemperatur von 47°C entsteht bei Zementmanteldicken von 3 mm ein Einfluss durch die Wärmeentwicklung. Die Reaktionswärme bedingt, wie bei der Pfanne, Nebenwirkungen mit Knochennekrosen (Oates et al. 1995), ohne dass dies einen Einfluss auf die Langzeitergebnisse haben muss. Vitales Knochengewebe wird auch nach vielen Jahren nachgewiesen (Jasty et al. 1990, Oates et al. 1995). Ein Vergleich zwischen der Vakuummischtechnik und der herkömmlichen Mischung (Tab. 3) ergab ein erhöhtes Revisionsrisiko für die ursprünglich angewendeten Techniken. Durch die Porenreduktion bei der Vakuummischtechnik (Schelling et al. 2002) kann eine geringere Revisionsrate erreicht werden (Malchau et al. 2000). Material und Oberfläche Als Material für zementierte Hüftprothesen werden vorwiegend die CoCrMo-Gusslegierung (ISO 5832-4) und CoCrMo-Schmiedelegierung (ISO 5832-6) eingesetzt, weniger Titanlegierungen (Semlitsch 1987, Sotereanos und Engh 1995, Bensmann 1997). Polierte Implantatsoberflächen, mit einer Mittenrauigkeit (Ra) von <0,1µm, werden unter der Vorstellung verwendet, dass der beim Einsinken der Prothese Tab. 3 Generationen der Zementiertechnik 1. Generation Handimpaktiertechnik 2. Generation Distaler Verschluss des Schaftes mit Zapfen Spülung Trocknung Retrograde Füllung 3. Generation Druckspülung Zentrierer Zementkompression Reduktion der Zementporosität 23 entstehende Abrieb vermieden werden kann. Polierte Prothesen weisen jedoch das größere Nachsinken im Vergleich zu matten, glasperlengestrahlten Oberflächen auf. Der Vergleich beim gleichen Prothesentyp ergibt beim PMMA beschichteten Modell nach einem Jahr das geringste Nachsinken, das größte beim polierten und kragenlosen Modell. Das verstärkte Nachsinken des Titanstiels wird durch die glättere Oberfläche und das niedrigere Elastizitätsmodul erklärt (Kärrholm et al. 2000). Die Frage, ob der Stiel hochglanzpoliert werden soll oder nicht, kann auch an Hand von Registerdaten nicht beantwortet werden. Glasperlengestrahlte Oberflächen erreichen klinisch die gleichen Ergebnisse wie glatte Flächen (Malchau et al. 2000). Die glasperlengestrahlten haben sich weitgehend bei Standardprothesen durchgesetzt, wenngleich auch einzelne polierte Prothesen dazu zählen. Ein Precoating (Harris 1993) soll den Kontakt zum Zement optimieren. Längerfristig zeigt sich dadurch aber ein Versagen bei einzelnen Prothesentypen (Verdonshot et al. 1998). Bei Implantaten mit einer rauen Oberfläche kann durch zusätzlichen Abrieb am Interface die Osteoklastenaktivität ebenfalls induziert werden. 24 ZEMENTFREIE HÜFTSCHÄFTE Bei Verwendung von zementfreien Hüftschäften besteht die Vorstellung, dass das Knochen-Implantat-Interface dauerhafter sei, als dies mit Polymethylmethacrylat zu erreichen ist. Die ausgezeichneten Ergebnisse zementierter Femurprothesen stellen die Anwender von zementfreien Schäften vor die Frage, ob diese auch mit der biologischen Fixation (Zweymüller et al. 1988, Sporer und Paprosky 2005) erreicht werden können. Dabei sind die Kriterien a d b e • Verankerung • Stabilisatoren • Material und Oberfläche von entscheidender Bedeutung. Die Hauptanforderungen an Hüftschäfte sind das Erreichen einer hohen Primärstabilität (primäre Festigkeit) zwischen Knochen und Implantat und die Rekonstruktion des anatomischen Drehzentrums. Verankerung Das zentrale Problem zementfreier Schäfte stellt die primär stabile Verankerung dar. Initial wird die Stabilität durch einen Kraft/Reibschluss (Witzel 1988) mit einer Druckvorspannung (Pressfit) erreicht. Dazu werden Techniken wie die der Verkeilung angewandt. Die Druckvorspannung sollte dabei mindestens so lange aufrecht erhalten werden, bis die Sekundärstabilität durch Osseointegration vollzogen ist. Umbaubzw. Resorptionsvorgänge sowie übermäßige Belastung können die Entwicklung der Sekundärstabilität unterbinden, da die Druckvorspannung rasch reduziert wird. c Abb. 35 Querschnittsformen (a rund, b oval, c hexagonal, d trapezförmig, e rechteckig). Durch das Querschnittsdesign im proximalen Bereich der Prothese kann ein großer Hebelarm erreicht werden, der das über den Prothesenkopf eingeleitete Drehmoment kompensiert und als möglichst geringe Flächenlast in die Kompakta einleitet. Die Querschnittsformen des Schaftes reichen von rund über oval bis kantig (Abb. 35) und werden durch die Rotationskräfte beeinflusst. Entsprechend der anatomischen Metaphysenform wird mit einem rechteckigen oder längs-ovalen medio-lateralen Prothesenquerschnitt ein größerer Hebelarm erreicht (Effenberger et al. 2001) und dadurch eine bessere Rotationsstabilität erzielt. Für die Kraftübertragung und Stabilität ist es notwendig, dass sich die Prothese an der Kortikalis großflächig abstützt. Eine Kraftübertragung im proximalen Bereich ist nur dann gewährleistet, wenn der Prothesenstiel distal nicht fixiert und knöchern nicht eingebaut ist. Die unphysiologische Krafteinleitung bei distaler Schaftfixierung und Minderbelastung des proximalen Teiles kann zu Knochenumbau mit proximalem Knochenverlust und distaler Kompaktaverdichtung und -verbreiterung (Stress Shielding, Remodeling) führen. Formbestimmende Kriterien sind die primäre Verankerungsart (epi-, meta-, diaphysär, Tab. 4) und die anatomiegerechte Gestaltung der Stiele. Implantate, die primär metaphysär verankert werden, können durch Oberflächengestaltung (Korundstrahlung) eine zusätzlich diaphysäre Sekundärverankerung erhalten. Abb. 36 Epiphysäre Verankerung mit Kappenprothese. Hüftendoprothetik 25 Verankerungsschema der Hüftschäfte Epiphysäre Verankerung Metaphysäre Verankerung Monoblock Gerade Kurz/mittel/lang Anatomisch Kurz/mittel/lang Custom made Modular Gerade Anatomisch Custom made Meta-diaphysäre Verankerung Monoblock Gerade Anatomisch Gebogen Modular Gerade Anatomisch Diaphysäre Verankerung Monoblock Gerade Anatomisch Modular Gerade Anatomisch Kompletter Femurersatz Tab. 4 26 Epiphysäre Verankerung Um die natürlichen Knochenstrukturen nur wenig zu zerstören und damit eine weitgehend physiologische postoperative Situation zu erhalten, wurden neue Konzepte entwickelt, bei denen die Schenkelhalsresektion als nicht erforderlich angesehen wird (Freeman 1986, Pipino 2000). Bereits frühzeitig kam die Oberflächenersatzendoprothetik (Schalen-/Kappenprothese, Abb. 36), die die geringste Resektion erfordert, zur Anwendung (Wagner 1978). Polyethylenbedingte Fremdkörpergranulome und Osteolysen führten zu einem häufigen Versagen. Dieses Konzept wurde mit neuen acetabulären Komponenten weiterentwickelt (Mc Minn et al. 2003). Als Vorteil dieser Verankerung werden die geringe Knochenresektion, der Erhalt des epi- und metaphysären Femurs, die Abstützung und proximale Krafteinleitung über den Schenkelhals und den proximalen Femur, die physiologische Krafteinleitung in den Knochen und Vermeidung des Stress-Shielding, die Wiederherstellung der normalen Biomechanik mit identer Beinlänge und Propriozeption, ein geringes Luxationsrisiko und die sichere Revisionsmöglichkeit im Falle einer Komplikation angesehen (Witzleb et al. 2004, Morrey 2000). Wenige Implantate sind zementfrei verankerbar. Metaphysäre Verankerung Beim metaphysären Verankerungskonzept wird der erhaltene Schenkelhals zur dynamischen Fixation genutzt. Dazu wurde die Druckscheibenprothese (Abb. 37, Huggler und Jacob 1980, Huggler et al. 1993, Buergi et al. 2005), bei der der intramedulläre Kanal intakt gelassen wird, entwickelt. Dabei soll die Scheibe die Druckkräfte, die Lasche die lateral auftretenden Zugkräfte aufnehmen. Die zu große Druck- Steckkonus Druckscheibe mit Körper scheibe mit einem Anstoßen am Schalenrand bei kurzem Schenkelhals und ein zu großer Stiel bei kleinen Femora führten zu Modifikationen (Jerosch et al. 2000) mit Verbesserung der Rotationsstabilität und Anpassung an den Schenkelhals. Schäfte für die metaphysäre Verankerung liegen in Monoblockform mit kurzer (Kurzschaft, Abb. 38a, 39), mittlerer (Standardschaft, Abb. 38b, d) und großer Länge (Langschaft, Abb. 38c) vor, sind Monoblocks (Abb. 38, 39), modular (Abb. 40, 41) verfügbar oder werden individuell gefertigt (Custom made, Abb. 39). Zielsetzung der Schenkelhals- bzw. Kurzschaftprothesen (Abb. 37, 38a, 39) ist die Verankerung in der Spongiosa des proximalen Femurs. Diese Prothesen zielen auf eine Auflage am Kalkar mit lateraler Abstützung ab oder sind nach einer Vielpunktverankerung konzipiert und sollen für eine verbesserte ossäre Situation bei Wechseloperationen sorgen, sodass keine Revisionsimplantate verwendet werden müssen. Voraussetzung für die Stabilität dieser Prothesen ist die korrekte Position. Die Indikationen für Kurzschaftprothesen (Morrey et al. 2000) bestehen bei jungen Patienten mit guter Knochenqualität, Dysplasiearthrosen, Hüftkopfnekrosen ohne Schenkelhalsbeteiligung und posttraumatischer Arthrose ohne Schenkelhalsdeformitäten. Grenzindikationen liegen bei übergewichtigen Patienten vor und bei Coxa vara mit Winkeln, die die Implantation noch korrekt möglich machen. Als Kontraindikation ergeben sich schlechte Knochenqualität durch Osteoporose oder Osteodystrophie. Nicht zu versorgen sind starke Coxa vara und Schenkelhalsdeformitäten nach Umstellung und Trauma (Thomas et al. 2004). Die spannungsoptische Beurteilung belegt das biomechanische Konzept der dynami-schen Fixation mit Anstieg der Krafteinleitung im Kalkarbereich und lateraler Kompensation im inneren Anlagebereich der Femurkortikalis (Koebke et al. 2002). Knochendichtemessungen zeigen eine Verdichtung im Kalkarbereich. In den dynamisch beanspruchten Verankerungszonen wird ein starker Knocheneinwuchs beschrieben. Unterhalb der Prothesenspitze verhält sich der Knochen normal. Kurzschaftprothesen haben keine definierbare Stiel- und Schaftachse, keinen CCD-Winkel, sodass übliche Geometrieelemente nicht immer zuzuordnen sind. Für die metaphysäre Verankerung wird bei Monoblockschäften der Stiel z. T. glatt gefertigt. Zugschraube Lasche Abb. 37 Metaphysäre Verankerung mit Druckscheibenprothese. Um eine den anatomischen Verhältnissen ideale Anpassung zu erreichen, wird bei Individualprothesen (Custom made, Abb. 39) auf Basis einer CTUntersuchung eine individuelle Prothese gefertigt (Starker et al. 2000, Aldinger 2002). Auf der Grundlage von 3D Daten wird eine für den Knochen und die Gelenkgeometrie optimale Prothese errechnet und deren exakte Implantierbarkeit bereits in der Kon- Hüftendoprothetik 27 Kragen a b c a d Abb. 38 Metaphysäre Verankerung mit Monoblockprothese mit kurzem (a), mittlerem (b, d) und langem Stiel (c) . Hülse a b a Abb. 39 Metaphysäre Verankerung mit Monoblockprothese in Custom made-Konstruktion von ap (a) und lateral (b). b Abb. 40 Metaphysäre Verankerung mit modularer Prothese mit kurzem (a) und mittlerem (b) Stiel. 28 struktion berücksichtigt. Individuelle Hüftstiele haben die Indikation bei Köcher- und Gelenkdeformitäten, die erst im seitlichen Bild oder im CT erkennbar sind (Aldinger 2004). In Erstoperationen finden modulare Systeme (Abb. 40) bei Hüftdysplasien Verwendung, wo konventionelle Monoblockstiele die gewünschte Anteversion oder Beinlänge nicht gewährleisten können. Der Vorteil liegt in der Möglichkeit, zuerst den Stiel stabil zu verankern und anschließend die Gelenkgeometrie zu rekonstruieren. Auch die Berücksichtigung der unterschiedlichen proximalen Femuranatomie mit trompeten- oder ofenrohrförmiger Gestaltung ist dadurch möglich (Aldinger 2004). Meta-diaphysäre Verankerung Die Entwicklung zementfreier Hüftschäfte ab Mitte der Achtzigerjahre ist durch die Modularität, die große Anzahl von Stielgrößen mit kontinuierlicher Größenanpassung sowie die mikro- und makrostrukturierte Oberfläche gekennzeichnet (2. Generation). a b Abb. 41 Meta-diaphysäre Verankerung mit gerader Monoblockprothese mit mittlerer Länge (Standardschaft) von ap (a) und medial (b). Das Prothesendesign, der Keil- oder Konuswinkel und die Femuranatomie entscheiden über proximale oder distale Verankerung. Implantate für eine proximale Krafteinleitung sind metaphysär voluminös, haben größere Stielwinkel, bergen aber die Gefahr der distalen Instabilität (Engh und Hopper 2002). Eine distale Verankerung bedingt kleine Keil- oder Konuswinkel eines längeren Verankerungsstiels und deshalb proximal schlanke Implantate. Gerade und anatomische Monoblock-und Modularimplantate (Abb. 41-44) können aber nicht nur bei regelrechter anatomischer Formgebung, sondern auch nach Umstellungsoperationen und bei dysplastischen Hüften eingesetzt werden (Paavilainen et al. 1993, Perka et al. 2000, Wagner 2002). Für Revisionen wurde aus dem Standardschaft der Langschaft entwickelt (Alloclassic Zweymüller SLL, SLR-Plus, Bicontact Revisionsschaft). Das Ziel von Monoblockimplantaten (Abb. 42) oder anatomischen Modularimplantaten ist ein großflächiger Kontakt von Implantat und Stiel. Ausgehend von der Überlegung, eine gleichmäßige, den anato- a b Abb. 42 Meta-diaphysäre Verankerung mit anatomischer Monoblockprothese mit mittlerer Länge (Standardschaft) von ap (a) und lateral (b). Hüftendoprothetik 29 mischen Verhältnissen angepasste, möglichst optimale Krafteinleitung zu schaffen, ergibt sich eine rechts - links Variante des Prothesenstiels. Wird ein absolut anatomischer Sitz angestrebt, so resultiert eine Custom-made Endoprothese. Aus Gründen der Implantierbarkeit müssen an die anatomische Form Zugeständnisse gemacht werden. Dies ist deshalb notwendig, weil eine anatomisch ideal nachgeformte individuelle Prothese durch die S-förmigen Krümmungen und Torquierungen des proximalen Femurs nicht implantiert werden kann. Versucht man dies trotzdem, entstehen beim Raspeln Knochenverluste. Es ist daher nur eine anatomisch adaptierte Form möglich (Effenberger et al. 2004). a b c Abb. 43 Meta-diaphysäre Verankerung mit gerader modularer Prothese und kurzer (a), mittlerer (b) und langer (c) Schaftlänge (a Kurzschaft, b Standardschaft, c Langschaft). Diaphysäre Verankerung Mit diaphysär verankerten Implantaten können proximale Knochendefekte überbrückt werden und die Voraussetzungen für einen Wiederaufbau des proximalen Femurs geschaffen werden. Die diaphysäre Verankerung ist indiziert, wenn eine proximale Verankerung auf Grund von erheblichen Knochenverlusten nicht möglich ist. Ziel ist die Primärstabilität in der Diaphyse bei gleichzeitig proximaler Knochenrekonstruktion. Indikationen für die diaphysäre Verankerung sind • der Austausch gelockerter Hüftprothesenschäfte mit ausgedehnter Knochenresorption des proximalen Femurs und Ausweitung der Markhöhle bzw. starke Ausdünnung der Kortikalis im proximalen Femurbereich, • die Revision gelockerter Schäfte bei peri- bzw. subprothetischer Fraktur, • die Rekonstruktion nach Prothesenausbauten, • die Deformierung des proximalen Femurs durch Fraktur oder Osteotomien bei Erstoperationen Monoblockimplantate (Abb. 45) schränken die Variabilität hinsichtlich Femurquerschnitt, Länge und physiologischer Belastung ein. Modulare Systeme (Abb. 46) haben den Vorteil der individuellen Antetorsionseinstellung, der Berücksichtigung von distalen und proximalen Femurformen und -durchmessern und der Behebung von Beinlängendifferenzen. Sie erlauben mit Durchmessern von 13 - 22 mm die Anpassung an die Größenverhältnisse im Markraum. b c Abb. 44 Meta-diaphysäre Verankerung mit anatomischer Modularprothese mit mittlerer Schaftlänge von ap (a) und medial (b). Die Form der Stiele ist zylindrisch, konisch oder keilförmig (Abb. 47). Um der Elastizität des Knochens zu entsprechen, wird der Übergang vom relativ steifen proximalen Stiel zum distalen Stielende durch asymmetrische, gabelförmige oder kreuzgeschlitzte Varianten geformt (Abb. 47d). Elastisches Material, die Konusform sowie geriefte, kanülierte oder geschlitzte Stiele reduzieren insgesamt die Steifigkeit. Die diaphysären Prothesenstiele sollten die Option zur dynamischen oder stabilen Verriegelung (Abb. 46) bieten. 30 Variable Antetorsionseinstellung Finne Bohrungen zur Trochanterfixation Zwischenstück Bohrungen zur distalen Verriegelung Abb. 45 Diaphysäre Verankerung mit gerader Monoblockprothese. Abb. 46 Diaphysäre Verankerung mit gerader (a) und anatomischer (b) Modularprothese. Distaler Prothesenteil in seitlicher Ansicht. Bei einem modularen proximalen Femurteilersatz (Abb. 48) können proximale femorale Knochendefekte über eine Länge von ca. 40-130 mm kompensiert werden. Der jeweilige Stielquerschnitt sollte umso stärker sein, je länger die Prothese ist. Modulare Prothesensysteme sollten ein anatomisches Design mit Berücksichtigung der Femurantekurvation ab einer Länge von ca. 20 cm haben. Eine 3° Abwinkelung bzw. Krümmung im Schaft (Abb. 46) erlaubt beim Implantieren eine annähernde Ausrichtung entsprechend der anatomischen Form. Modulare Elemente können über ein Konusstecksystem oder Zahnringe verbunden werden. Verzahnun- Spezielle Indikationen machen einen kompletten Femurersatz (Abb. 49) erforderlich. Hüftendoprothetik a 31 b c d Abb. 47 Diaphysäre Verankerung - modulare Stiele. Querschnittsformen: a konisch, b zylindrisch, c beidseitig keilförmig, d konisch, distal geschlitzt. gen oder rotationsichere konische Verbindungen gewährleisten zusammen mit Befestigungsschrauben die sichere Verbindung der modularen Schaftkomponenten. Mit Hilfe von proximalen Zwischenstücken (Verlängerungshülsen, Abb. 46) kann die Beinlänge korrigiert werden. Mittelstücke bzw. Verlängerungshülsen erleichtern auch das Auffüllen des proximalen Femurdefektes. Dazu muss der diaphysäre Stiel in der Position nicht verändert werden. Die Schaftkomponenten werden im proximalen Femur zusammengesetzt. Das Verspannen der einzelnen Komponenten durch eine definierte Axialkraft muss in situ möglich sein. Kurze metaphysäre Segmente werden bei noch erhaltenem metaphysärem Knochen verwendet. Lange Segmente kommen bei großen proximalen Defekten bzw. zur Längenkorrektur zum Einsatz. Einige Prothesen haben einen Kragen (Abb. 37, 38a) zur zusätzlichen proximalen Krafteinleitung. Der Kra- gen ist nur wirksam, wenn er am coxalen Femurende aufliegt und sich keine distale Verankerung ausbildet. Er kann dann jedoch die Stabilisierung im Schaft verringern. Die Trochanterrefixation ist durch modulare aufsteckbare oder anschraubbare Elemente (Abb. 46) möglich. Um den unterschiedlichen anatomischen Verhältnissen zu entsprechen, weisen Monoblockimplantate und proximale Komponenten Inklinationswinkel von ca. 125° bzw. 145° auf. Der Wechsel oder Ausbau einer Prothese ohne wesentliche Knochendefekte bzw. Femurspaltung ist nur bei kurzem und distal nicht integriertem Stiel möglich. Bei Implantaten müssen für die Revisionsmöglichkeit zugängliche Bohrungen oder Gewinde (Abb. 38) für Ausziehvorrichtungen vorhanden sein und die Vermeidung von Hinterschneidungen konstruktiv berücksichtigt werden. 32 Abb. 48 Diaphysäre Verankerung mit proximalem Femurteilersatz. Abb. 49 Kompletter Femurersatz. Eine Einstellung der Länge, von Varus oder Valgus, Ante- oder Retroversion bzw. des Offset (Abb. 51-52) wird mit modularen Halsteilen (Abb. 50) erreicht. Mit der Verwendung dieser Teile können eine gelenkunabhängige Stielposition und eine anatomiegerechte Gelenkgeometrie erreicht werden, sodass die Luxationshäufigkeit verringert wird. teme. Durch die modulare Steckverbindung zwischen Kopf und Stiel sind die Verwendung unterschiedlicher Gleitpaarungen und eine variable Halslängeneinstellung und Positionierung möglich geworden. Für diese Konstruktion sind metaphysär breite Konstruktionen erforderlich. Doppelkeilförmige Implantate eignen sich dazu nicht. Zu Beginn der Entwicklung (1. Generation) waren die Stiele zusammen mit dem Kugelkopf aus einem Stück gefertigt. Diese Implantate bedingten umfangreiche, größenbezogene Sortimente, da der Kugelkopfdurchmesser und die Halslänge des Stiels variabel waren. Dieses Handicap führte zur Einführung des modularen Halsteils zwischen Kugelkopf und Stiel und dadurch zur Modularität der Hüftstielsys- Um eine Verbesserung des Bewegungsumfanges zu erreichen, wird die Halsform anstelle in Vollprofilform nunmehr tailliert gefertigt (Abb. 50d). Der Konus (Abb. 26, 37) hat, bedingt durch die Festigkeitsanforderungen an die Keramik-Kugelköpfe, beinahe einen einheitlichen Standard bezüglich Länge und Durchmesser erreicht. Der Konus 12/14 Hüftendoprothetik a b 33 c d Abb. 50 Halsteil (a variable Halslänge, Varus-, Valgusposition, b, c Ante-, Retroversion, d taillierter Hals). hat sich gegenüber dem Konus 14/16 mit zu geringer Wandstärke bei 28 mm Keramikkugelköpfen in Europa durchgesetzt. Ebenso standardisiert ist die Steckkonusoberfläche, die mit zirkulären Rillen versehen ist (Willmann 1993). Die Konuslänge sollte hinsichtlich ROM nicht die Kugelkopfoberfläche überragen, um den Vorteil der Halstaillierung nicht aufzuheben. Die Korrektur der Anteversion ist in Abhängigkeit von der Konstruktionstechnik stufenlos oder in 5° bzw. 10° Schritten möglich (Abb. 46). Die Halsachsenlänge (Abb. 26, 51, 52) ist bezüglich ROM und dadurch zwangsläufig auch für das Impingement eine wichtige Größe. Damit der Bewegungsumfang voll zum Tragen kommt, muss die Halslänge mindestens so groß sein, dass zwischen Pfanne und Trochanterspitze, aber auch zwischen den Implantaten (Kragen und Pfannenschale bzw. Einsatz) kein Impingement möglich ist. Eine darüber hinaus reichende Halslänge verbessert aber den Bewegungsumfang nicht. Um eine Beinverlängerung zu vermeiden, werden die Halslängen meistens kürzer konstruiert als anatomisch vorgegeben. Die fehlende Länge kann durch die verschiedenen Halslängen der Kugelköpfe korrigiert werden. Bei zu lang konstruierten Halslängen können kurze anatomische Verhältnisse nicht mehr kompensiert werden. Modulare Stiele und Konen optimieren die Variabilität vorhandener Stiele bei der Implantation. Dabei kann der epi-metaphysäre Teil hinsichtlich Inklination, Ante- und Retrotorsion, Hals- und Schaftlänge an die anatomischen Verhältnisse angepasst werden. Dem Vorteil der Modularität können Probleme der mechanischen Festigkeit und Korrosion gegenüberstehen. Überlange Kugelköpfe (XL,XXL,XXXL) mit eigenen Halsansätzen und deshalb großen Halsdurchmessern schränken das Bewegungsmaß durch eine schlechte Kopf/Hals-Durchmesserrelation ein. Eine zunehmende Kopf/Hals-Durchmesserrelation (Chan- 34 dler et al. 1982) verbessert den Bewegungsumfang und vermindert die Gefahr eines Impingement. Die Kopf/Hals-Durchmesserrelation sollte zumindest 2:1 (z. B. 28/14) betragen. 22 mm Kugelköpfe bedingen somit einen 10/11er Konus. Stabilisatoren In Erkenntnis der Bedeutung der Primärstabilität der Hüftstiele entwickelten sich laufend neue Konstruktionen als Unterstützung der bereits bekannten und angewandten Techniken. Zur Ableitung der axialen Kräfte und aus Gründen der Rotationsstabilität werden Stiele mit Längsrippen (Abb. 38d, 45, 53) versehen. Diese werden meist nicht vorgeraspelt, verdichten die Spongiosa, verbessern die proximale Krafteinleitung und dienen auch zur Verbesserung der Kippstabilität. Die sternförmige Anordnung dieser Schaftrippen und die konusförmige Gestalt der Verankerungsstiele sollen eine sichere rotationsstabile und axiale Verankerung gewährleisten. Die Finne (Abb. 46) entspricht einer lateralen Rippe und führt zu einer Rotationssicherung. Alle diese Maßnahmen sind zusätzliche Stabilisatoren zur Optimierung der primären Stabilität. Die Rotationsstabilität wird bei der epiphysären Verankerung durch die Oberflächengestaltung der Kappeninnenfläche, ggf. durch zusätzlich Rippen oder Finnen, bei der metaphysären Verankerung durch den erhaltenen Schenkelhals und den Prothesenquerschitt, bei der diaphysären Verankerung durch den Prothesenquerschnitt (rechteckig, quadratisch), die Oberflächenrauigkeit (korundgestrahlt, porouscoated) und die Stabilisatoren erreicht. Die axiale Stabilität ist bei der epiphysären Verankerung durch den großflächigen Kontakt zur Femurkopfoberfläche und einen zentralen Führungszapfen gegeben. Bei der metaphysären Verankerung wird die axiale Stabilität durch die Abstützung am Schenkelhals und bei der diaphysären Verankerung durch die Konus- bzw. Keilform des Stiels bzw. der Stabilisatoren unterstützt. Material und Oberflächen Als Material für den zementfreien Stiel haben sich die beiden Titan-Schmiedelegierungen Ti 6Al 4V (ISO 5832-3) und Ti 6Al 7Nb (ISO 5832-11) durchgesetzt, einige Prothesen werden auch aus Cobalt-Chrom gefertigt (Semlitsch 1987, Sotereanos et al. 1995, Bensmann 1997). Die strukturierte Oberfläche der Titanlegierungen soll die Osseointegration bzw. die nach proximal gerichtete Regeneration des Femurs stimulieren. Da die primäre Stabilität der zementfreien Stiele durch einen Kraft-/Reibschluss erzeugt wird, ist auch die Rauheit der Oberfläche des Schaftes wichtig. Die aufzubringende Einschlagkraft zur Überwindung der Gleitreibung hängt direkt davon ab. Ebenso die Haftreibung, die es beim Ausschlagen des Schaftes zu überwinden gilt. Distal verankerte Stiele mit direktem kortikalem Kontakt haben eine korundgestrahlte Oberfläche oder weisen eine porous-coated Oberfläche auf. Für den proximalen Teil das Stiels werden auch rauere Beschichtungen, teilweise mit bioaktiven Materialien, verwendet. Die Rauheit der Oberfläche ist insbesondere für die sekundäre Stabilisierung durch die Osseointegration mit direktem Zellverbund zur Implantatsoberfläche von Bedeutung. Viele Oberflächen sind korundgestrahlt (Schuh et al. 2004) und haben eine Mittenrauigkeit (Ra) von 4 - 8 µm. Eine rauere Oberfläche wird durch die Titanplasmaspray-Beschichtung, Titannetze, Titankugeln oder Trabekelstrukturen erreicht. Implantate mit makrostrukturierter Oberfläche wurden bereits frühzeitig (Lord) verwendet, die unzureichenden Resultate der gleichzeitig verwendeten Schraubpfannen sowie Implantatbrüche haben die Ergebnisse jedoch entscheidend beeinträchtigt (Malchau et al. 1996, Grant et al. 2004). Die Verwendung der geeigneten Implantate und die Umsetzung der geplanten Revisions- bzw. Rekonstruktionstechnik sind von der vorhandenen anatomischen Situation bzw. den vorliegenden Defekten (Paprosky 1992, D’Antonio 1993, Löhr et. al. 2001, Elke 2003) abhängig. Ziel der Rekonstruktion ist die Wiederherstellung anatomischer Verhältnisse mit Erhalt der vorhandenen Knochensubstanz, von Sehnenansätzen sowie der Gefäß-Nervenschonung, sodass ein Wiederaufbau und der Funktionserhalt möglich werden. Bewegungsumfang Junge und aktive Patienten fordern eine große Beweglichkeit des Hüftgelenkes. Der Bewegungsumfang lässt sich durch die Wahl eines größeren Kugelkopfes, eines schlanken (taillierten) Halsdurchmessers, eine Pfanne, die den Kopf weniger als 180° umfasst, und die Modifikation des Einsatzes (Einlauffacette) verbessern. Große Kugelköpfe (>32 mm) haben ein größeres Range of Motion (ROM) und dadurch ein geringeres Impingementrisiko (Scifert et al. 1998, Kelly et al. 1998, Burroughs et al. 2005). Durch die im Vergleich mit dem 28 mm Kugelkopf tiefere Position in der Pfanne wird die Luxationsgefahr vermindert. Berücksichtigt muss dabei werden, dass dadurch die Dicke des Polyethyleneinsatzes reduziert wird. Für Keramikkugelköpfe sind zur Vermeidung eines Impingement und von Randabplatzern 32 mm Kugelköpfe gegenüber 28 mm vorteilhafter. Mit einem großen Kopf kann bei korrekter Pfannen- und Stielposition ein optimales Bewegungsausmaß erreicht werden. Hüftendoprothetik 35 180° 155° 145° Co llum - 135° Ac hse 125° 115° bz az cz c Schnittpunkt (Zentrum des Schaftes) a α 90° b α + 90° = CCD-Winkel a = Beinlängenveränderung b = Offset c = Halsachsenlänge az bz = (Bein) Verlängerungszunahme cz = Halslängezunahme Diaphysen - Achse = Offsetzunahme Abb. 51 Offset. Bei einem CCD-Winkel, der aus einem rechten Winkel (90°) zwischen der vertikalen Diaphysenachse und einer Horizontalen durch das Schaftzentrum sowie einem Restwinkel (α) zwischen dieser Horizontalen und der Halsachse besteht, sind der Offset (b) und die Verlängerung (a) bei einem CCD-Winkel von 135° gleich groß (α=45°). Wird α kleiner als 45°, verringert sich die Veränderung und der Offset vergrößert sich. Wird α größer als 45°, sind die Verhältnisse umgekehrt proportional. Wird die Halsachsenlänge um cz vergrößert, so folgen die Offsetzunahme bz und Beinveränderung az den gleichen Gesetzen. Die drei Größen Halsachsenlänge c, Offset b und die Veränderung a bilden ein rechtwinkeliges Dreieck mit dem Rest-Winkel α. Da alle Größen variabel sind, ergibt sich ein Vielzahl an Lösungen und Konstruktionen. 36 ll Co um llu -A CCD = 145° se ch CCD = 135° se ch -A Co m -A m lu ol C CCD = 125° cz ch cz se az cz az az c c c a CCD = 125° (35° + 90°) cz = 4 mm bz az = 3,28 mm 6,55 mm 9,83 mm 8 mm 12 mm = 2,29 mm 4,59 mm 6,89 mm 45° bz b b CCD = 135° (45° + 90°) 55° 90° cz = 4 mm bz az = 2,83 mm 5,66 mm 8,48 mm 8 mm 12 mm = 2,83 mm 5,66 mm 8,48 mm b bz c CCD = 145° (55° + 90°) 90° Diaphysen - Achse 35° 90° Diaphysen - Achse b Diaphysen - Achse bz a a a cz = 4 mm bz az = 2,29 mm 4,59 mm 6,89 mm 8 mm 12 mm = 3,28 mm 6,35 mm 9,83 mm Abb. 52 Offsetveränderung. Bei einem CCD-Winkel von 135° (α=45°) und einer Halsachsenverlängerung von 4 mm ergeben sich eine Offsetzunahme und eine Verlängerung von ca. 2,83 mm (b). 4 mm Halsverlängerung entsprechen einem Kugelkopfwechsel von z. B. 32 M auf 32 L. Bei einem CCD-Winkel von 125° ergeben sich eine Offsetzunahme von 3,28 mm und eine Verlängerung von 2,29 mm (a). Bei einem CCD Winkel von 145° ist es umgekehrt, d. h. die Offsetzunahme ist 2,29 mm, die Verlängerung 3,28 mm (c). a b c e d Abb. 53 Stabilisatoren. a ventrale, dorsale, laterale, b laterale, c, d sternförmige Längsrippen, e Sleeve. 37 Implantate Um einen Überblick über die aktuell verfügbaren Implantate zu erhalten, wurden 25 Endoprothesenfirmen (Tab. 5) angeschrieben und gebeten eine vorgelegte Implantatklassifikation und -aufstellung zu ergänzen bzw. zu korrigieren (Seite 38 - 56). Alle Firmen haben sich an der Umfrage beteiligt und die Unterlagen zurück gesendet. Tab. 5 Firmenliste aap Aesculap Braun Argomedical Biomet Chiropro Corin DePuy ESKA Implant Service IO Mathys Medacta Merete Orthopedic Services Peter Brehm Plus Orthopedics Privelop Smith & Nephew Stemcup Stryker Symbios Tantum Waldemar Link Wright Zimmer Hüftschäfte 78 zementierte Hüftschäfte sind erhältlich, 11 davon als Kappenprothese, 45 als gerade Monoblockschäfte in Standardlänge oder als Langschäfte, 13 anatomische, 3 gebogene Monoblockschäfte, ein gerader, ein anatomischer Modularschaft, 4 für den proximalen Femurersatz und einer für den kompletten Femurersatz. 140 zementfreie Hüftschäfte sind verfügbar. Für den epiphysären Ersatz werden 2 zementfreie Kappenprothesen, 4 Druckscheiben bzw. Zugankerprothesen angeboten. Für die metaphysäre Verankerung mit Monoblockschäften stehen 53 Implantate zur Verfügung, davon sind 41 gerade Schäfte, 8 sind kurz, 31 werden in Standardlänge und 2 als Langschaft angeboten. Bei den anatomischen Monoblockschäften sind 2 kurz, 3 haben eine Standardlänge. Außer geraden und anatomischen Monoblockschäften sind auch 2 Custom Made Implantate erhältlich. Die metaphysäre Verankerung kann mit 5 modularen Implantaten erfolgen, davon sind 3 gerade, 2 anatomisch. Ergebnisse: Zementierte Hüftpfannen 64 zementierte Pfannen werden angeboten, davon sind 29 Vollprofilpfannen, eine hat einen sektoralen Ausschnitt, 7 haben Abstandshalter, 15 verfügen über einen Schnappmechanismus (Brunswick-Typ), 10 sind Flachprofilpfannen, 3 gehören zum Flange Cup Typ. Zementfreie Hüftpfannen Bei den zementfreien Pfannen sind 8 Implantate Monoblockpfannen aus Polyethylen mit Beschichtung (n=4) bzw. aus Polyethylen mit metal-backed Außenfläche (n=4). 12 zementfreie Metallschalen werden für die MetallMetall-Gleitpaarung eingesetzt. 79 hemisphärische, hemisphärisch - abgeflachte, elliptische, polseitig flache oder längsovale Pressfitpfannen sind verfügbar. Die überwiegende Anzahl der Pfannen hat Bohrungen, einige (n=9) sind ohne Bohrung. Im Vergleich mit Pressfitpfannen werden Schraubpfannensysteme in geringerem Maße (32 Implantate) angeboten. Für die zementfreie Pfannenrekonstruktion stehen 5 Systeme zur Verfügung. 21 Hybridsysteme (zementfreie Fixierung am Acetabulum, zementierte Polyethylenpfanne) werden verwendet. Ein Pfannenersatz ist mit 4 Systemen möglich. Für die meta-diaphysäre Verankerung kommen 51 Implantate zum Einsatz, davon 33 gerade, 11 anatomische Monoblockschäfte und 7 gerade Modularschäfte. Für die diaphysäre Verankerung stehen 26 Implantate zur Verfügung, davon sind 3 gerade Monoblocks, einer ist anatomisch. Weiters 9 gerade Modularschäfte, 4 proximale Femurersatzprothesen und 9 anatomisch modulare Implantate. Ein kompletter Femurersatz ist mit 6 zementfreien Implantaten möglich. Hüftpfannen 38 Zementfrei Zementiert Pressfit Monoblock Vollprofil Polyethylen-Titanbeschichtet HA-beschichtet RM Classic (Mathys) RM Classic Metal/Metal (Mathys) RM Vollprofil (Mathys) RM Revision (Mathys) Apricot (Medacta) IP (Link) CCB (Mathys) CORON (tantum) CPS m. Spacer (Biomet) Duramer (Wright) Exeter (Stryker) ic-Hüftpfanne Müller (Implantcast) Kerboull (Stryker) Müller-Pfanne (aap) Müller (Biomet) Müller (Peter Brehm) Müller (Smith & Nephew) Müller (Stryker) Müller (Wright) Müller Full Profile (Zimmer) Müller ohne Schnapp (Chiropro) Müller Standard™ (Merete) Müller Standard II (Implant-Service) Müller Voll (Stemcup) PE-Plus (Plus Orthopedics) PE C-Hüftpfanne Standard (ESKA) PE C-Hüftpfanne 10° asymmetrisch (ESKA) SHP (Biomet) SPC (Zimmer) Trident All Poly (Stryker) Triloc® II (DePuy) Typ M (Argomedical) Vektor-PE-Pfanne (Peter Brehm) Weber (Zimmer) mit Abstandshalter Abb. 54 Cone (Medacta) Contemporary (Stryker) Lpp Cup (implantcast) Lubinus (Link) Müller Centric™ (Merete) Reflection All Poly (Smith & Nephew) Ultima® (DePuy) ZCA (Zimmer) Hüftpfannen Zementfrei 39 Zementiert Pressfit Monoblock mit Schnappmechanismus Polyethylen - Metal backed Hemisphärisch TM Monoblock (Zimmer) Marburg (Zimmer) Polyethylen - Metal backed Hemisphärisch abgeflacht Morscher Pressfit (Zimmer) Novafit (Zimmer) Brunswick (Biomet) Brunswick (Impant Service) Brunswik (Peter Brehm) Brunswick (Stryker) Brunswick PE (Zimmer) ic-Hüftpfanne Schnapp (implantcast) Müller (Peter Brehm) Müller (Wright) MüllerCentric™ (Merete) MüllerCentric™ m. Abstandshalter (Merete) Müller mit Schnapp (Chiropro) Müller Schnapp-Pfanne (Stemcup) Müller Standard™ (Merete) PE C-Hüftpfanne mit Schnappeffekt (ESKA) PE-Pfanne mit Schnappmechanismus (Plus Orthopedics) Flachprofil ohne PE (für Metall-Metall-Gleitpaarung) ADEPT (Finsbury) ASR™ (DePuy) BHR (Smith & Nephew) Conserve Plus (Wright) Cormet (Corin) CRM (Symbios) Durom (Zimmer) ICON (IO International Orthopaedics) M2a-38 (Biomet) Maximom (Symbios) RECON (IO International Orthopaedics) ReCup (Biomet) LPP-cup (Implantcast) Müller flach 0°/10° (ATI) Müller Pfanne flach (Peter Brehm) Müller II flach (Implant Service) Müller Flach (Stemcup) Müller Flachprofilpfanne (Zimmer) Müller II Flachprofilpfanne (Plus Orthopedics) PE-Cup (Zimmer) PE-Pfanne (Aesculap) ZCA (Zimmer) Flanged Cup Abb. 55 Contemporary Flanged (Stryker) Cotyle á Cimenter (Symbios) ZCA (Zimmer) Hüftpfannen 40 Zementfrei Pressfit Modular Hemisphärisch mit Bohrung ohne Bohrung ABG II (Stryker) April (Symbios) ALPHA Cera-Fit (Corin Germany) Hilock Line (Symbios) ALPHA Lock Plus (Corin Germany) Hilock Plus (Symbios) Argo Cup (Argomedical) BF Pressfit (Chiropro) Ceraco (implantcast) CL Metallsockel ESKA-Bionik® System CL Metallsockel Dysplasie ESKA-Bionik® System CL Metallsockel Schraubenfixation ESKA-Bionik® System CORON PF (tantum) DACUP-Pfanne (privelop) DSP (Orthopedic Services) Duraloc® Option (DePuy) EL-Pfanne (Plus Orthopedics) ic-PressfFit Pfanne Revision (implantcast) Interfit (Smith & Nephew) Interfit Ceramic (Smith & Nephew) Interseal (Wright) ISB (Implant Service) Lineage (Wright) Pinnacle™ (DePuy) Phönix-Titanpfanne (Peter Brehm) Polarcup (Plus Orthopedics) Reflection Rough Coat (Smith & Nephew) Reflection Rough Coat Ceramic (Smith & Nephew) RM Pressfit (Mathys) RM Pressfit Metal-Metal (Mathys) seleXys PC (Mathys) seleXys TH (Mathys) seleXys TPS (Mathys) SL Titanium Shell (Zimmer) Spider Cup (Biomet) Trilogy (Zimmer) Trident Hemispherical (Stryker) Trident PSL (Stryker) VarioCup (aap) Wagner Standard (Zimmer) Mit Gewindebohrung Multicup (Merete) Abb. 56 Hüftpfannen 41 Zementfrei Pressfit Modular Hemisphärisch abgeflacht mit Bohrung ohne Bohrung Allofit (Zimmer) ANA-NOVA-Pfanne (Plus Orthopedics) Apricot (Medacta) BetaCup (Link) BSC (Stemcup) Cepthar (implantcast) CERAFIT ”Triradius” (Ceraver) Ehc-E (Wright) EP-Fit Plus (Plus Orthopedics) EP-Fit Plus (Plus Orthopedics) Fitmore (Zimmer) L-Cup (Biomet) MPF (Plus Orthopedics) MPF (Plus Orthopedics) NCC-Titan (Peter Brehm) Plasmacup MSC (Aesculap) Plasmacup NSC (Aesculap) Plasmacup SC (Aesculap) Plasmacup delta (Aesculap) Rimcup (Biomet) Procotyl E (Wright) St. Nabor (Zimmer) Procotyl O (Wright) Hemisphärisch abgelflacht - Teilprofil T.O.P. (Link) Expansionspfanne Apricot (Medacta) CLS (Zimmer) expanSys® (Mathys) expanSys® Metal-Metal (Mathys) Abb. 57 Hüftpfannen 42 Zementfrei Pressfit Modular Elliptisch mit Bohrung ohne Bohrung ® Duraloc 100 (DePuy) Duraloc® 300 (DePuy) Duraloc® 1200 (DePuy) Duraloc® Bantam (DePuy) Duraloc® Sector (DePuy) TM (Zimmer) Versafitcup (Medacta) Versafitcup (Medacta) Hemisphärisch polseitig flach CL-Metallsockel Kapuziner (ESKA) GSC-Interlock (Stemcup) Längsoval BOFOR (Plus Orthopedics) CL Metallsockel mit Lasche zur Schraubenfixation (ESKA) CL Cranialsockel zur Schraubenfixation (ESKA) CL Cranialsockel zur Schraubenfixation, kurze Lasche (ESKA) CL Cranialsockel zur Schraubenfixation, Lasche (ESKA) LOR (Zimmer) Procotyl E (Wright) S-ROM® Oblong (DePuy) WINX Revisionspfanne (implantcast) Abb. 58 Hüftpfannen Zementfrei Rekonstruktion Bat Cup (Biomet) Hilock Revision (Symbios) Hilock 3L (Symbios) MRS-Titan (Peter Brehm) Octopus™ (DePuy) Pfannenersatz CL Cranialsockel mit Darmbeinzapfen (ESKA) LINK McMinn, Acetabulum Rekonstruktionspfannensystem (LINK) Sockelpfanne (Zimmer) Sattelprothese (Link) Abb. 59 43 44 Hüftpfannen Zementfrei/Zementiert (Hybrid) ARR-Titan m/o Haken (Peter Brehm) Bösch Acetabulumverstärkungsring (Biomet) Burch-Schneider (Zimmer) CCE (Mathys) Contour Pfannendachschale (Smith & Nephew) Contour Stützring (Smith & Nephew) CT Stützschale (Orthopedic Services) Dachschale (Merete) GAP (Stryker) Kreuzschale (Merete) Mainstream Burch-Schneider Stützring (Biomet) Mainstream Müller-Pfannendachschale (Biomet) Original M.E.M. Pfannendachschale (Zimmer) Pfannendachschale mit Haken (Zimmer) Pfannen-Rekonstruktionsring (Aesculap) Reko-Stützpfanne (Plus Orthopedics) Restoration Gap II (Stryker) RS Stützschale (Orthopedic Services) Smiley-Stützpfanne (Plus Orthopedics) Titanstützschale Protrusio (DePuy) Ultima® Pfannendachschale (DePuy) Vollkorb mit Rand (Merete) Abb. 60 Hüftpfannen Zementfrei Schraubpfannen Modular Zylindrisch-sphärisch CLW (Zimmer) TYP V (LINK) Konisch Alloclassic Zweymüller CSF (Zimmer) Axis (Smith & Nephew) Dialoc Schraubpfanne (implantcast) PPF (Biomet) SC (Stemcup) Konisch gestuft Lamella (Zimmer) Konisch, parabol abgeflacht Alloclassic Variall (Zimmer) Bikonisch Bicon Plus Standard (Plus Orthopedics) Bicon Plus Porose (Plus Orthopedics) Parabol HI (Plus Orthopedics) Parabol (Chiropro) SSC (Stemcup) Hemisphärisch ACA (Zimmer) Biosphere I® (aap) Biosphere II® (aap) DS (Chiropro) Hofheim (Arge) Rotacup (Mathys) S-Cup (Biomet) SMG (aap) Spirofit (DePuy) Hemisphärisch abgeflacht Benefit (Stemcup) Cepthar SC (implantcast) Lamella (Zimmer) Procotyl W (Wright) Schraubring SC (Aesculap) Abb. 61 Spirofit Bantam™ (DePuy) Trident Arc2F (Stryker) Trident TC (Stryker) Zintra (Zimmer) 45 46 Hüftschäfte Zementfrei Zementiert Epiphysäre Verankerung Kappenprothese CL-Kappe Silver ESKA-Bionic® System (ESKA) • Nail • Profi ACCIS (implantcast) Adept (Finsbury) ASR (DePuy) BHR - Birmingham Hip Resurfacing (Smith & Nephew) C-Kappe Silver ESKA-Bionic® System (ESKA) Conserve Plus (Wright) Cormet (Corin) Durom Hip Resurfacing (Zimmer) ICON (IO-International Orthopedics) ReCap (Biomet) RECON (IO-International Orthopedics) Metaphysäre Verankerung Adaptierte Druckscheibenprothese (Orthopedic Services) CL-Cut ”A” (ESKA) Druckscheibenprothese (Zimmer) Zugankerprothese (Implant Service) Abb. 62 47 Hüftschäfte Zementfrei Metaphysäre Verankerung Monoblock gerade a) kurz (Kurzschaft) b) mittel (Standardschaft) c) lang (Langschaft) a b a c b b a CL-Cut „M” (ESKA) CL-GHEs (ESKA) Mayo (Zimmer) Metha (Aesculap) Merion (Merioplant) Nanos (Plus Orthopedics) privelop (privelop AG) VEKTOR-Titan Kurzschaft (Peter Brehm) b Alpha Cerafit (Alphanorm) Antea (Argomedical) ARCAD HA (Symbios) ArgoTEP (Argomedical) Bi-Metric (Biomet) Bicontact (Aesculap) CBC (Mathys) CERAFIT ”multicones” R / H-A.C. (Ceraver) CLS Spotorno (Zimmer) CTX-S (Orthopedic Services) EcoFit (implantcast) ENDON (tantum) Enosis (Plus Orthopedics) Excia (Aesculap) Future Hip (DePuy) G2 (DePuy) GSS-System CL (Mathys) GSS-System CO (Mathys) Metabloc (Zimmer) M/L Taper (Zimmer) Proxifit (Mathys) Proxy Plus (Plus Orthopedics) Abb. 63 48 Hüftschäfte Zementfrei Metaphysäre Verankerung Monoblock gerade a) kurz (Kurzschaft) b) mittel (Standardschaft) c) lang (Langschaft) a b c a b b b Fortsetzung Spartakus (Smith & Nephew) Synergy HA (Smith & Nephew) Synergy Porous (Smith & Nephew) Synergy Porous Plus HA (Smith & Nephew) Synergy Ti Pressfit (Smith & Nephew) twinSys (Mathys) VEKTOR-Titan (Peter Brehm) Versys FMT (Zimmer) Wagner Cone Prosthesis (Zimmer) c Bicontact Revisionsschaft (Aesculap) CL-GHE Revisionsstiel (ESKA) Monoblock anatomisch a) kurz (Kurzstiel) b) mittel (Standard) a b a CFP (Link) Proxima (DePuy) b Antega (Aesculap) BSC (Stemcup) Eumetric (DePuy) Abb. 64 49 Hüftschäfte Zementfrei Metaphysäre Verankerung Monoblock Custom made CT3D-A (Orthopedic Services) CTX (Orthopedic Services) Modular gerade a) kurz (Kurzschaft) b) mittel (Standardschaft) c) lang (Langschaft) a b c b Mutars RS (implantcast) SPS Modular (Symbios) S-Rom (DePuy) Modular anatomisch a) kurz (Kurzschaft) b) mittel (Standardschaft) c) lang (Langschaft) a Abb. 65 b c b VarioFit (aap) c S-Rom (DePuy) 50 Hüftschäfte Zementfrei Zementiert Meta-diaphysäre Verankerung a Monoblock gerade a) kurz (Kurzschaft) b) mittel (Standardschaft) c) lang (Langschaft) b c a privelop (privelop) b Alpha Fit (Alphanorm/Corin) Alloclassic Variall (Zimmer) Alloclassic Zweymüller SL0 (Zimmer) Apricot (Medacta) BetaCone (Link) CBH (Mathys) Cera-Fit (Alphanorm/Corin) Ceraco (implantcast) Corail (DePuy) CTW Classic Schaft Titan (Merete) DIALOC (implantcast) Echelon (Smith & Nephew) GAP MK I (Alphanorm/Corin) GAP MK II (Alphanorm/Corin) IntraBlock Twin System (Merete) Monocon (Falcon) Platform (Smith & Nephew) PPF (Biomet) SCS-Standard (Stemcup) SCL-Lateral (Stemcup) SI-Schaft (Implant-Service) SL-Plus (Plus Orthopedics) SL-Plus Lateral (Plus Orthopedics) SPS Standard (SYMBIOS) c Alloclassic Zweymüller SLL (Zimmer) Bicontact Revision (Aesculap) CL-GHE Revisionsstiel mit elastischer Stielverlängerung (ESKA) Echelon (Smith & Nephew) KAR (DePuy) REEF (DePuy) SCR-Revision (Stemcup) SLR-Plus (Plus Orthopedics) Abb. 66 b c b ANTEA (Argomedical) Apricot (Medacta) Basis Primär (Smith & Nephew) Basis CL (Smith & Nephew) Bicontact (Aesculap) Bi-Metric (Biomet) Ceraco (implantcast) CoCr Geradschaft (Chiropro) CORON (tantum) CPCS (Smith & Nephew) CPS (Plus Orthopedics) CPT (Zimmer) CS-Plus (Plus Orthopedics) EcoFit (implantcast) EndoClassic II (Merete) Endo-Modell Dysplasie (Link) Endo-Modell Standard Mark III (Link) Endo-Modell XL (Link) Eumetric (DePuy) Excia (Aesculap) G2 (DePuy) Geradschaft PLUS (Plus Orthopedics) ic-Geradschaft (implantcast) IntraBlock Twin Stem (Merete) LC (Plus Orthopedics) Mannheim-Schaft (Plus Orthopedics) Metabloc (Zimmer) MS 30 (Biomet) MS 30 (Zimmer) Müller Geradschaft (Merete) Müller Geradschaft (Plus Orthopedics) Original M. E. Müller (Zimmer) OSTEAL (Ceraver) Spectron CDH (Smith & Nephew) Spectron EF (Smith & Nephew) Universalschaft (Peter Brehm) Zementkanalprothese (Aesculap) 51 Hüftschäfte Zementfrei Zementiert Meta-diaphysäre Verankerung a Monoblock gerade a) kurz (Kurzschaft) b) mittel (Standardschaft) c) lang (Langschaft) b b c c c Fortsetzung CSL-Plus (Plus Orthopedics) Endo-Modell Reoperationsprothesenschaft (Link) Erlanger Langschaftprothese MS 30 (Chiropro) ic-Langschaft (implantcast) M-Mark II (Merete) RPC-Langschaft (implantcast) Spectron LS Revisionsschaft (Smith & Nephew) Universalschaft Typ Erlangen (Peter Brehm) Monoblock anatomisch ABG II (Stryker) AHP (Implant-Service) Cenos (Biomet) CL-Hüftstiel „GHE” (ESKA) CL-Hüftstiel „G2” (ESKA) ECO-Modular (Plus Orthopedics) Eumetric (DePuy) ISB (Implant-Service) Optan (Zimmer) SBG (Plus Orthopedics) SPS STANDARD (SYMBIOS) Abb. 67 AJS (implantcast) Anatomic C (implantcast) Anatomic C Langschaft (implantcast) AS-Plus (Plus Orthopedics) BSC (Stemcup) C-Hüftstiel „GHE” (ESKA) C-Hüftstiel „G2” (ESKA) CAP (Peter Brehm) Enosis (Plus Orthopedics) IPA (Plus Orthopedics) Olympia (Biomet) Optan (Zimmer) SP II (Link) 52 Hüftschäfte Zementfrei Zementiert Meta-diaphysäre Verankerung Monoblock gebogen Müller Bogenschaft (Chiropro) VEKTOR-CoCr (Peter Brehm) Weber (Zimmer) Abb. 68 53 Hüftschäfte Zementfrei Zementiert Meta-diaphysäre Verankerung Modular gerade C-Adapterhüftstiel „GHE” (ESKA) Anca-Fit (Wrigth) CL-Adapterhüftstiel „GHE” (ESKA) CL-Adapterhüftstiel „G2” (ESKA) Endo-Modell Rundschaftprothese modular (Link) Mutars RS Kent (implantcast) S-ROM (DePuy) SPS (SYMBIOS) Modular anatomisch VarioFit (aap) Abb. 69 54 Hüftschäfte Zementfrei Zementiert Diaphysäre Verankerung Monoblock gerade CBK (Mathys) Solution (DePuy) Wagner SL Revision (Zimmer) Monoblock anatomisch Solution (DePuy) Abb. 70 55 Hüftschäfte Zementfrei Zementiert Diaphysäre Verankerung Modular gerade Helios (Biomet) Modular Plus (Plus Orthopedics) MP (Link) MRP-Titan (Peter Brehm) Mutars Revision (Implantcast) Prevision Revision (Aesculap) Profemur (Wright) Revitan (Zimmer) Symbios Modularer Revisionsschaft (Symbios) Proximaler Femurteilersatz Endo-Modell Modularer Proximaler Ersatz (Link) Mecroset (Biomet) MML Proximaler Femurersatz (ESKA) MUTARS proximaler Femur (implantcast) Abb. 71 Endo-Modell Proximaler Femurersatz (Link) MML Proximaler Femurersatz (Smith & Nephew) MUTARS proximaler Femur (implantcast) Sepctron P3 Revisionsschaft (Smith & Nephew) 56 Hüftschäfte Zementfrei Zementiert Diaphysäre Verankerung Modular anatomisch Helios (Biomet) Modular Plus (Plus Orthopedics) MP (Link) MRP-Titan (Peter Brehm) Mutars Revision (Implantcast) Prevision Revision (Aesculap) Profemur (Wright) Revitan (Zimmer) Symbios Modularer Revisionsschaft (Symbios) Kompletter Femurersatz Femoraler Totalersatz (Link) LPS (DePuy) MML Femoraler Totalersatz (ESKA) MUTARS intramed. Femurtotalersatz (implantcast) MUTARS totaler Femurersatz (implantcast) OSS (Biomet) Abb. 72 MUTARS intramed. Femurtotalersatz (implantcast) 57 Ergebnisse und Diskussion Zementierte Hüftpfannen Mit zementierten Pfannen (Abb. 73, 74) werden sehr gute Langzeitresultate erzielt (Schulte et al. 1993, Neumann et al. 1994, Callaghan et al. 2000, Klapach et al. 2001, Wroblewski et al. 2002, Tab. 6). In den Langzeitresultaten mit der Charnley Pfanne zeigen sich aber auch zunehmend Säume und aseptische Lockerungen (Garcia et al. 1997, Callaghan et al. 1998, Smith et al. 2000, Tab. 6). Besonders die mit der Technik der 1. Generation eingebrachten Implantate ergaben hohe Lockerungsraten, die bereits nach 8-10 Jahren auftraten und kontinuierlich zunahmen (Harris 1993, Morscher und Schmassmann 1983). Pfannenversager treten vermehrt bei Männern mit starker körperlicher Belastung, bei jungen und aktiven Patienten (Morrey et al. 1989, Mulroy und Harris a 1990, Mulroy et al. 1995, Sullivan et al. 1994) und bei rheumatoider Arthritis (Wessinghage und Kißlinger 1996) auf. Zudem haben auch Patienten über 80 Kilogramm ein deutlich höheres Versagensrisiko (Eftekhar 1987). Nach 20 Jahren werden Saumbildungen in mehr als 50% beschrieben (Sochart und Porter 1997, SE Smith et al. 2000). Aufgrund der mit dem Knochenzement aufgetretenen Probleme mit Lockerung und PMMA induzierten Osteolysen wurde dafür der Begriff “cement disease” geprägt (Jones und Hungerford 1987). Die beim Zementieren entstehende Reaktionswärme ist als Ursache für Lockerungen angesehen worden (Jensen et al. 1991), da durch die relativ hohen Temperaturen und die toxische Wirkung (Bösch et al. 1982) in ca. 10% Knochennekrosen entstehen (Toksvig-Larsen et al. 1991, Stürup et al. 1994). Die Änderungen der Temperatur beeinflussen die chemischen und mechanischen Zementeigenschaften, sodass schlechte klinische Ergebnisse daraus resultierten (Riegels-Nielsen et al. 1995, Suominen 1995, Nilsen und Wiig b Abb. 73 Protek Polyethylenpfanne Müller (a, b) a Abb. 74 Polyethylenpfanne Lubinus (a, b) b Chen Friesecke Partio Ochsner Spectron Metal-backed St. Georg MK I MK II Lubinus Müller 2002 1994 2002 1998 1998 1998 Callaghan Smith SW 1999 Wroblewski All-poly, Harris 2002 Berry Charnley Jahr Autor Prothesentyp Tab. 6 Zementierte Hüftpfannen 115 444 891 86 161 84 65 72/93 320 461/2000 Nachuntersuchungen/ Operationen 67,3 64 67,4 61 < 50 43 63 Alter (Jahre) min. 10 10,2 20 10 10,1 17 20-25 22,8 25 FU 11,5% 18,4% 9,2% 17% 29% 23% 19% 4,1% Revisionsrate 98,0% 96,0% 90,0% 99,0% 90,0% 88,0% 92,7% 71,0% 91,5% 93,6% 88,4% 90,0% 79,0% 68,0% 76,0% 77,5% 80,9% 86,5% 68,7% 100,0% ÜLR Pfannenwechsel Pfannenwechsel (26%) radiologisch locker Jahre Jahre Jahre 5 Jahre 10 Jahre 15 Jahre 5 Jahre 10 Jahre kleine Pfannen große Pfannen 18 Jahre 10 Jahre 10 Jahre 12 Jahre 31,6% radiologisch locker 28 23 17 15 17 20 25 Jahre - aseptischer Pfannenwechsel 15% radiologisch locker 7,5% Gesamt (2,5% Stiel, 0,3% Fraktur 0,3% Luxation 0,3% Infektion) Reoperationen Implantatrevisionen aseptische Lockerung < 40 Jahre > 80 Jahre Bemerkungen 58 59 1996). Auf Grund der durchgeführten Studien kann angenommen werden, dass die Reaktionswärme nicht die alleinige Ursache für Säume und Pfannenlockerungen ist. Um die Probleme bei modularen Systemen auszuschalten und den Knochen-Implantatsverbund noch weiter zu verbessern, werden Monoblockpfannen aus Tantal implantiert. Mit der von G. Selvik (Baldursson et al. 1979) eingeführten Radiostereophotogrammetrie (RSA) konnte gezeigt werden, dass die Pfannenlockerung bereits frühzeitig beginnt (Mjöberg et al. 1986). Die RSA ermöglicht es, kleine Translationen und Rotationen mit großer Genauigkeit zu erkennen (Kärrholm und Snorrason 1992), bedingt aber hohen zeitlichen und finanziellen Aufwand. Mit Ein-Bild-Röntgen-Analyse Untersuchungen (EBRA, Krismer et al. 1995) wurde die Korrelation von frühzeitiger Implantatsmigration und verringerter Überlebensrate nachgewiesen (Krismer et al. 1996, Hendrich et al. 2002). Die Ergebnisse mit längsovalen Pfannen (Köster et al. 1998) in der Revisionschirurgie zeigen bereits zufriedenstellende mittelfristige Resultate, langfristige Ergebnisse stehen noch aus. Da die mit moderner Zementiertechnik erreichten Ergebnisse unterschiedlich sind, muss hier insbesondere der Operationstechnik vermehrt Beachtung geschenkt werden. Die Bedeutung der Operationstechnik kommt darin zum Ausdruck, dass die nur von einem Operateur durchgeführten Hüftarthroplastiken bessere Ergebnisse hatten (DeLee und Charnley 1976, Schulte et al. 1993, Creigthon et al. 1998). Das unvollständige Eindringen von Knochenzement in die Sklerose (Ranawat et al. 1995), die weitgehende Entfernung der Sklerose mit vermehrter Pfannenwanderung oder die frühzeitige Darstellung eines Saumes (Ritter et al. 1999) korreliert mit einer deutlichen Erhöhung der Lockerungsrate. Bedingt durch unzureichende Zementpenetration und Eindringen von Flüssigkeiten ins Interface kommt es zu Säumen und Lockerungen. Zudem erhöht der Abrieb die Pfannenwanderung (Schmalzried et al. 1992). Druckzementierte Pfannen zeigen langfristig eine geringere Lockerungsrate (Fowler et al. 1988), dennoch kommt es zu Säumen und Revisionen (Mulroy und Harris 1990, Mulroy et al. 1995). Mit Pressfitpfannen scheinen sich bei Pfannendachplastiken, die längerfristig höhere Revisionsraten haben, günstigere Ergebnisse als mit zementierten Pfannen abzuzeichnen. Mit schraubenlosen Pfannenrekonstruktionen können gute klinische Resultate erreicht werden. Die Voraussetzung für den Erfolg dieser Methode ist eine stabile Dreipunktauflage auf solidem, vitalem Knochen mit peripherem Pressfit (Elke et al. 2003). Mit Pfannendachschalen, Laschenschalen oder modularen Revisionspfannen werden gute mittel- und langfristige Ergebnisse erzielt (Ochsner 2002, Abb. 18). Mit der von frisch gefrorenem, gemahlenem Knochen abhängigen Impaction grafting Technik wurden im Tierexperiment gute knöcherne Einwachsraten erreicht. Die klinischen Resultate scheinen dies zu bestätigen. Wird das Rotationszentrum um weniger als 2 cm nach cranial verlagert und darauf geachtet, dass keine Lateralisation auftritt, sind gute klinische Ergebnisse zu erwarten. Große strukturelle Allografts zeigten kurzfristig zufriedenstellende Resultate, mittelfristig werden aber hohe Versagerraten bei direkter Belastung beschrieben. Die Einwachstiefe in große Allografts beträgt histologisch nur wenige Millimeter. 50% der tragenden Oberfläche von autologem Beckenknochen sollten vorhanden sein, um das Allograftversagen zu verhindern. Tragende Allografts sollten durch Pfannendachimplantate geschützt werden. Zementfreie Hüftpfannen Pressfitpfannen Schraubpfannen Die Ergebnisse mit modularen Pressfitpfannen der 2. Generation (Tab. 7, 8) sind insbesondere bei Erstoperationen überzeugend. Auch die Erfolge mit Hydroxylapatit-beschichteten Pressfitpfannen sind belegt. Die Ergebnisse mit Schraubpfannen der ersten Generation prägen noch immer die Vorstellung von diesen Pfannen. Demgegenüber haben Implantate der zweiten Generation bei Erstoperationen nach 10 Jahren Überlebensraten von 93%-99% (Tab. 10-11). Zementfreie Monoblockpfannen haben sich wegen niedriger Revisionsraten sowohl bei Erst- als auch Wechseloperationen langfristig bewährt (Elke et al. 2003, Hinrichs et al. 2001, Tab. 9, Abb. 14c) und zeigen zudem wenig radiologische Lockerungszeichen. Implantate mit gleichem Prothesendesign und der Verwendung von Titan anstelle von Cobalt-ChromMolybdän sowie bearbeiteter Oberfläche bzw. mit Abdeckung freiliegender Polyethylenflächen konnten hinsichtlich Lockerung bzw. Revisionsrate entscheidende Verbesserungen erzielen. Harris Galante I AML Prothesentyp 2004 2004 2004 2001 2004 2000 2002 Parvizi Gaffey Templeton Hallstrom Inoue Hendrich 65 27/30 122/188 32/61 62/120 90 120 52 174/223 1997 1999 223 Nachuntersuchungen/ Operationen 2001 Jahr Callaghan Kim Engh Autor Tab. 7 Ergebnisse - Pressfitpfannen (modular) 52,3 54,6 57,5 47,6 55 Alter (Jahre) E E W W E E E E E E E/W 10,2 11,3 12 12,9 13-15 14,9 15 11,3 11 13,9 FU (Jahre) 8,3% 15% 04% 2,5% 15% 7% 5,4% Revisionsrate 100% 070% 088% 81% 94% 91,9% 95,7% 92% ÜLR 11 Jahre 5 Wechsel, 2 Lockerungen 12 Jahre - nicht gewanderte Implantate 12 Jahre - gewanderte Implantate Inklination 38,7° 7,4% Skleroselinien 18/122 Gesamtrevisionsrate 5/122 asept. Lockerung 8 sind locker (gesamt 13/122) 2 (3%) aseptische Lockerungen 8 PE-Einsatzwechsel 15 Jahre - Gesamtrevisionen Osteolysen, Abrieb, Luxation 0,15 mm/Jahr Abrieb 3/70 Revisionen Osteolyse 5/70 Acetabulumosteolysen 2 Einsatzluxationen 1 tiefer Infekt 1 Psoasimpingement 1 heterotope Ossifikation 11 Femurrevisionen mechanisches Versagen 3 Pfannenwechsel (Osteolyse, Lockerung) 8 Pfannenrevisionen 10 Pfannenwechsel (5%) wegen Polyethylenabriebs 7 Pfannen radiologisch locker, davon 4 (2%) gewechselt Bemerkungen 60 2001 Spicer Hellmann Köster Christie Schoellner Osteoloc Omnifit LOR Triflange cup Sockelpfanne 2000 2001 1998 1999 2002 2002 Kim 2003 Wilkinson 1999 Böhm 2002 2001 Archibeck Badhe 1999 Jahr Clohisy Autor Duraloc 100/200 100 Plasmacup Harris-Galante I Prothesentyp 48/49 67/78 102/109 76 158/199 140 70/70 60 128 149/153 38 78/92 196/237 Nachuntersuchungen/ Operationen Tab. 8 Ergebnisse - Pressfitpfannen (modular) - Fortsetzng 68,2 45 62,5 46,6 39,9 51 70,8 61 52 59 Alter (Jahre) W W W E E E E E E W E E E/W 2,6 4,4 3,6 10 7,6 6,3 7,8 6 6,8 4,5 10 10 FU (Jahre) 1,3% 2% 2,7% 18,4% 2,6% 4% Revisionsrate 98,1% 73% 94,4% 96% ÜLR 1 Prothesenausbau (Infektion) 4 Luxationen (1 Wechsel auf Sockelpfanne mit Schnappvorrichtung) 6 (7,8%) Revisionen wegen Luxationen 2 aseptische Lockerungen 8 Jahre 1 aseptischer Pfannenwechsel 3 Acetabulumosteolysen 2 Einsatzwechsel 2 Acetabulumosteolysen 2 Pfannenwechsel (1 Infektion, 1 Luxation) 7% femorale Osteolysen 3 Revisionen (2 Luxationen, 1 Infektion) 4 Revisonen (HA coated) 3 instabil aseptische Lockerung worst case 2 Pfannen gewechselt (1 Luxation, 1 Lockerung), 1 Osteolyse 8 Pfanenwechsel (3 Dissoziationen des Einsatzes, 1 Bruch des Verankerungshakens 3 bei Stielwechsel, 2 Osteolysen) 8 Einsatzwechsel bei Stielwechsel 9 (5%) Osteolysen, 1x Spongiosaplastik 8 unvollständige Säume 2 vollständige Säume 1/528 Schraubenbruch 1 Spätinfekt Bemerkungen Hüftendoprothetik 61 Weber Marchetti Thomas Doets Doets v. Foerster Optifix Fitek Kapuziner EPF-Plus EPF-Plus T.O.P. 2005 2006 2006 2006 2005 2000 2004 1997 Morscher Blencke 2003 Elke RM 2001 Acklin Press-Fit cup (Morscher) 2001 Jahr Hinrichs Autor Marburg Prothesentyp 106 42/42 412/423 310/345 127/198 307 226/280 123/171 71/126 159/259 Nachuntersuchungen/ Operationen Tab. 9 Ergebnisse - Pressfitpfannen (Monoblock) 54,9 69 66 64 61,2 67,3 71 70 66 62 Alter (Jahre) E W E E/W E E E E W E E E/W 5 6-10 6-10 1-5 9,7 10,6 12 5 7,4 9,1 10,3 FU (Jahre) 2% 9,5% 2,4% 1% 2% 3,6% 0,36% - 0,8% 5,7% Revisionsrate 99% 100% 96,4% 92,8% ÜLR 1 Pfanne locker 1 Wechsel wegen rezidivierender Luxation alle mit PE-Inlay und Keramikkopf 3 Revisionen wg. aseptischer Lockerung 2 Einsatzwechsel 12 Jahre 1 Pfannenwechsel (RA) 4 (1,4%) Luxationen 6 Skleroselinien 1 (0,35%) radiologische Lockerung 3 Osteolysen 26% Migration 1 Infektion 1 durchgehender Saum 13 (4,6%) aseptische, 3 (1,1%) septische Pfannenwechsel Bemerkungen 62 Dorn Bösch Schraubpfanne (1988) n. Bösch Ramsauer u. (1988) Epinette Manley Hofer-Imhof (1987) Trident Arc2f (1987) Omnifit Gunderson 2004 2004 2003 2004 (1990-1991) 123/176 (1988-1989) 133/211 (1987-1990) 164/330 (1987-1992) 143 128 2006 Tropic Reikeras und (1986-1988) 172/220 (1986) 2004 (31-84) 61 (30-91) 67 (21-88) 61 51,6 48 (33-83) 65,8 E E E E E E 7,6 (6,2-9,3) 9,5 (8-11,8) min. 10 10,2 13 9,2 (1-16) 2,4%* 2,4% 1,2% 2,1% 3,1% 4,3% 6,5%* 1% 98,0% 95,3% 98,8% 97,5% 91% 89,7% 95,0% 93,0% 92,6% 96,6% 96% 95,6% * 4 aseptische Lockerungen und 7 aseptische Lockerungen 12 Jahre Infektion Einsatzwechsel 15 Jahre, aseptische Lockerung Bemerkungen defektbedingt *Radiotherapie- und 10 Jahre 11,8 Jahre 5 Pfannenwechsel 4 Revisionen 16 Jahre 12,5 Jahren 4% Einsatzwechsel nach 13 Jahre 10 Jahre 1 Migration, 1 Implantatbruch) 2 Abriebe, Effenberger (22-84) (1986-1987) 10,5 2,9% 10,7% ÜLR Zweymüller 61 122/208 E 10 (9,5-12,5) 12,5 12 14,4 Revisionsrate 9 Wechsel (5 aseptisch, 2002 E E E E FU (Jahre) Grübl 72,6 58 65 59,2 E/W CSF 50/92 75/100 142/221 103/152 Alter (Jahre) 2 Infekte 1998 2003 Aigner Pieringer et al. 2005 FU/OP Zweymüller Alloclassic (1986) 2005 Pospischill u. Knahr Zweymüller Jahr Vervest Autor Prothesentyp Tab. 10 Ergebnisse - Schraubpfannen Hüftendoprothetik 63 E W E E E/W 9,4 3,7 (2-6) 10,2 6,3 (5-8) FU (Jahre) Revisionsrate 96,2% 98,8% 99,0% ÜLR 6 Luxationen 1,7% (2) Lockerungen Infektion, Implantatbruch) 3 Pfannenwechsel (Lockerung, 1 Kopf- und Inlaywechsel 3 Luxationen Bemerkungen 63,7 (23-88) 105/256 (1994-1995) zu weiches primäres Pfannenlager Operationstechnisch bedingt: 2006 (37-70) 70 63 65 (40-83) Alter (Jahre) ACA (1993) 115/137 (1993) 218/348 115/150 (1993) FU/OP 1 Infektion (Debridement) Matzen et al. 2004 2006 Zweymüller Zweymüller 2004 Jahr Zweymüller Autor (1993) Porose Bicon Plus Bicon Plus (1993) Prothesentyp Tab. 11 Ergebnisse - Schraubpfannen 64 65 a b c d Abb. 75 Dysplasiecoxarthrose. Präoperativ (a, b) und 3 Jahre postoperativ (c, d), Bicon Plus Pfanne Die Ergebnisse mit HA-beschichteten Schraubpfannen belegen sowohl die Effektivität der Schraubpfanne als auch die der Beschichtung (Epinette et al. 2003). Nach zehn Jahren entsprechen diese Ergebnisse denen der zementierten Pfannen, sofern Keramikkugelköpfe dazu verwendet werden. Während in FE-Analysen bei Schraubpfannen der 1. Generation die hohe Stressbelastung an den Gewindegängen noch als Ursache für das Implantatsverhalten angesehen wurde, zeigen hohe lokale Druckspannungen bei Implantaten der 2. Generation die Stimulation der Knochenneubildung mit gerichteten trabekulären Strukturen. Dies geschieht bei konischen Implantaten insbesonders an der cranialen Polkrümmung. Bei sphärischen Implantaten verteilt sich die Druckbelastung gleichmäßig in der cranialen Schalenhälfte. Bei Wechseloperationen können Schraubpfannen nahezu die bei Erstoperationen erzielten Ergebnisse erreichen. Schraubpfannen, die bei Dysplasiecoxarthrosen ohne Pfannendachplastik eingesetzt werden (Abb. 75), zeigen mittelfristig keine frühzeitigen Lockerungen oder nur geringe Revisionsraten (Perka et al. 2004). Andere Autoren perforieren bewusst den Pfannenboden und führen eine Spongiosaplastik durch. Die Verwendung von zementfreien Pfannen ist auch bei Patienten mit rheumatoider Arthritis indiziert, wenngleich davon erst mittelfristige Ergebnisse vorliegen (Loehr et al. 1999, Effenberger et al. 2001). Insbesondere bei jungen und aktiven Patienten kommt der Implantatswahl besondere Bedeutung zu. Die Ergebnisse von Pressfit- und Schraubpfannen werden weiterhin kontrovers diskutiert. Es gibt keine randomisierten Studien, die die Überlegenheit von Pressfitoder Schraubpfannen beweisen. Um eine adäquate Schraubpfannentechnik zu erlangen, ist mehr Erfahrung als bei Pressfitpfannen erforderlich, sodass bei gleichwertigen Ergebnissen die Pressfit-Technik letztendlich häufiger angewendet werden wird. 66 Zementierte Hüftschäfte Zementierte Hüftschäfte, werden vielfach als „Goldstandard“ der Hüftendoprothetik angesehen. Die für den Langzeiterfolg einer Hüft-Arthroplastik entscheidenden Faktoren sind das Design der Endoprothese, die Charakteristika der Oberflächen, die Wahl des Materials und die Operationstechnik. Aufgrund eines Konsensus des "National Institute of Health - NIH" (NIH 1998) in England rechtfertigt eine 10-JahresÜberlebensrate von 95 % die Empfehlung einer weiteren Anwendung des entsprechenden Hüft-Endoprothesensystems. Oberflächenersatz Als Vorteile des Oberflächenersatzes werden die Knochenersparnis und damit die bessere Revisionsmöglichkeit, die physiologische Belastung des Implantatbettes und dadurch die Vermeidung des Stress Shielding, die bessere Gelenkbiomechanik und das geringere Luxationsrisiko gesehen. Epiphysär krafteinleitende Oberflächenersatzendoprothesen verursachen zumindest im Kurzzeitverlauf geringe Umbauprozesse am proximalen Femur (Harty et al. 2005, Kishida et al. 2004, Murray et al. 2005). Die im Vergleich zur Schaftverankerung geringere Knochenresektion am coxalen Femur und der Erhalt der Meta- sowie größtenteils auch der Epiphyse bedingt, dass ein modularer Aufbau der Pfanne mit Inlay und Schale zur Zeit technisch schwer realisierbar ist. Oberflächenersatzendoprothesen bedingen einen größeren, praktisch der Femurkopfgröße entsprechenden Durchmesser des Kugelkopfes. Dies führt zu einer höheren Gelenkstabilität, und einer höheren Luxationssicherheit. Die Patienten erreichen eine größere Gesamtbeweglichkeit, die bei vielen im physiologischen Bereich liegt. Ein Impingement des Schenkelhalses am Pfannenrand ist insbesondere in Fällen eines Offsetdefizits des Kopfes oder einer in ungenügender Anteversion implantierten Pfanne möglich. Femorale Deformitäten stellen eine Kontraindikation der Methode dar (Amstutz et al. 2005, Knecht et al. 2004). Bei einer durch das Versagen der femoralen Komponente bedingten Revision ist auch die knöchern integrierte Monoblockpfanne zu wechseln. Die moderne Oberflächenersatzendoprothetik basiert auf dem Einsatz einer Metall-Metall-Paarung (CoCrMo-Legierung). Hier werden Metallionen freigesetzt, die renal ausgeschieden werden. Welche Langzeitwirkungen die messbar erhöhten Serumbzw. Gewebskonzentrationen bedingen, ist noch ungenügend erforscht (Back et al. 2005, Clarke et al. 2003, Skipor et al. 2002). In den letzten Jahren wurden Studien mit guten kurzbis mittelfristigen Ergebnissen veröffentlicht (Amstutz et al. 2004, Back et al. 2005, De Smet et al. 2002, Itayem et al. 2005, Knecht et al. 2004, McMinn et al. 1996, McMinn 2003, Schmalzried 2005, Treacy et al. 2005, Witzleb et al. 2004). Trotz der aufwändigeren Operationstechnik, der fehlenden Modularität der Pfanne, der noch ausstehenden klinischen und vor allem radiologischen Langzeitdaten und nicht zuletzt des höheren Implantatpreises, sind die Kurzzeitergebnisse des Oberflächenersatzes vielversprechend. Dieses Verfahren stellt vor allem für jüngere, aktive Patienten eine interessante Alternative dar (Witzleb 2007). Knochenzement Die moderne Zementiertechnik hat zu exzellenten Langzeitüberlebensraten in der primären Hüftendoprothetik geführt. Mit zahlreichen zementierten Hüftgelenkendoprothesenschäften wurden ausgezeichnete Langzeitergebnisse erzielt (Acklin et al. 2001, Callaghan et al. 2000, Duffy et al. 2001, Evans et al. 1993, Oishi et al. 1994, Xenos et al. 1999). Die aseptische Lockerung stellt ein seltenes Ereignis in der ersten Dekade dar (Aamodt et al. 2004, Britton et al. 1996, Gerritsma-Bleeker et al. 2000, Issack et al. 2003, Malchau et al. 2002, Raber et al. 2001, Savilahti et al. 1997, Wroblewski et al. 1999). Studien haben gezeigt, dass die Qualität des Zementmantels für zementierte Femur-Endoprothesenschäfte der wichtigste Faktor für deren Langzeiterfolg ist (Mulroy und Harris 1990). Erfolgreiche zementierte Implantate haben Überlebensraten von mindestens 95% nach 10 Jahren aufweisen. Dafür erscheint ein kompletter Zementmantel mit ausreichender Dicke um den Schaft Voraussetzung zu sein (Ebramzadeh et al. 1994, Joshi et al. 1993 und 1998). Die meisten heute verwendeten Schaftdesigns sind gerade konfiguriert. Die s-förmige Femuranatomie in der lateralen Ebene führt jedoch zu dem zwangsläufigen Problem der typischen, schrägen, nicht zentrierten „Fehl“orientierung in der sagittalen, lateralen Ebene (Crawford et al. 1999). Dies bestätigen klinische und experimentelle Daten auf lateralen Röntgenbildern, womit insbesondere antero-proximal und postero-distal ein erhöhtes Risiko für dünne Zementmäntel vorliegt (Breusch et al. 2001, Crawford et al. 1999, Östgaard et al. 2001). Die Qualität des Zementmantels hängt vom Implantat-Design, der Oberflächenbeschaffenheit der Prothese und den Charakteristika der verwendeten Materialien, im Speziellen auch des Knochenzemen- 67 tes selbst (Morscher und Wirz 2002, Wirz et al. 2002), sowie von der Zementiertechnik ab. Scharfe Kanten können auf den Zementmantel als „stress-raiser“ wirken (Ebramzadeh et al. 1994). Die Dicke des Zementmantels sollte 2 mm wenn möglich an keiner Stelle unterschreiten (Crowninshield et al. 1980, Daniels et al. 2005). Er sollte auch komplett sein, d. h. keinen Metall-Knochen-Kontakt zulassen (Mulroy und Harris 1990, Crawford et al. 1999). Der optimale Zementmantel ist asymmetrisch und nicht uniform bzw. homogen (Ebramzadeh et al. 1994, Morscher et al. 1995). Die Rotationsstabilität der Prothese wird zusätzlich durch eine hohe Schenkelhalsresektion von 30° in Bezug auf die Horizontalebene erhöht (Freeman 1986, Nunn et al. 1989). Ein Nachsinken ohne Stabilitätsverlust von konischen kragenlosen Schäften wird durch die Viskoelastizität des Knochenzementes ermöglicht. Dieser Prozess findet hauptsächlich im Verlauf der ersten 2 postoperativen Jahre statt (Berli et al. 2003, Kiss et al. 1996), um in der Folge langsamer zu verlaufen, in der Regel sogar zu sistieren. Eine weitergehende Migration nach dem 2. postop. Jahr von mehr als 5 mm (was in der Regel mit einem Bruch des Zementmantels verbunden ist) muss als definitive Lockerung betrachtet werden (Alafaro-Adrian et al. 1999, Havelin et al. 2000, Räber et al. 2001, Soballe et al. 1993). Dünne oder defizitäre Zementmäntel können zu Rissbildungen führen, die einen Leitweg für Abriebpartikel bilden und Osteolysen und Lockerung bewirken (Anthony et al. 1990). Zudem können Sie das Implantatüberleben reduzieren, haben eine reduzierte Fähigkeit der Energieabsorption und können somit eher zerrüttet werden und letzendlich mechanisch versagen (Alfaro-Adrian et al. 1999, Ebramzadeh et al. 1994, Jasty et al. 1986, Kwak et al. 1979). In Kombination mit Abriebvorgängen erhöht sich dann das Auftreten lokalisierter Granulome an der ZementKnochen-Kontaktfläche mit resultierender Osteolyse (Anthony et al. 1990, Jasty et al. 1986, Kwak et al. 1979). Osteolysen haben zudem ein höheres Risiko für periprothetische Frakturen, die einen Mechanismus des Spätversagens darstellen (Berry 2003, Clohisy et al. 2004). Wegen der bestehenden Krümmung des proximalen Femurendes ist das Risiko eines dünnen Zementmantels, ja sogar eines Metall/Knochen-Kontaktes, in den Gruen-Zonen 6, 7 (Räber et al. 2001, WilsonMcDonald und Morscher 1989) und 8 (Breusch et al. 2001) erhöht. Um dieses Risiko eines Metall/Knochen-Kontaktes in Zone 8 zu vermeiden, haben Wroblewski et al. (1979) und Breusch et al. (2001) eine tiefe Schenkelhalsosteotomie mit aggressivem Entfernen der dorsalen Schenkelhalsbasis empfohlen. Mit einer tiefen Schenkelhalsresektion wird die Rotationsstabilität der Prothese aber ernsthaft kompromittiert (Freeman 1986, Nunn et al. 1989). Da sich die Lockerung eines Femurschaftes im Sinne der Retroversion vollzieht (Alafaro-Adrian 1999, 2001) und umgekehrt eine hohe Schenkelhalsresektion die Prothese gegenüber einer Migration im Retroversionssinn sichert, hat Morscher von Anfang an die Resektion in einem Winkel von 30° (anstelle von 45°) empfohlen (Morscher 2007). Fehler der Zementiertechnik sind eine ungenügende mediale Abstützung (Ebramzadeh et al. 1994, Miller und Johnson 1987), ein ungenügender, vor allem zu dünner Zementmantel mit Metall/Knochen-Kontakt (Draenert und Draenert 1992), ungenügende Verzahnung zwischen Zement und Knochen (Miller und Johnson 1987) und eine fehlerhafte Positionierung des Implantats (Gruen et al. 1979, Markolf und Amstutz 1976, Wroblewski et al. 1979). Steife Materialien wie rostfreier Stahl vermindern Spannungen im Zementmantel, sind härter und damit auch abriebfester (Crowninshield et al. 1980, Estock et al. 1997). Durch die Verwendung moderner Zementiertechniken wurden die Ergebnisse (Tab. 12) kontinuierlich verbessert (Poss et al. 1988, Russotti et al. 1988, Smith 1990, Sullivan et al. 1994, Mulroy et al. 1995, Britton et al. 1996, Madey et al. 1997, Mulroy und Harris 1997, Bourne 1998, Joshi et al. 1998, Smith et al. 1998, Smith et al. 2000, Malchau et al. 2000, Callaghan et al. 2000, Klapach et al. 2001, Wroblewski et al. 2002). Zementierte Standardprothesen (Abb. 28 -31) haben nach 10 Jahren Überlebensraten von 93 -98 % (Malchau 2000, Ochsner 2002). Unter Berücksichtigung von Infektion, Luxation etc. reduziert sich die Überlebensrate um 1 - 2 % (Garellick et al. 2000). Der Vergleich von erster und zweiter Generation der Zementiertechnik zeigt auch bei Patienten unter 50 Jahren (Barrack et al. 1992, Ballard et al. 1994) deutliche Verbesserungen. Die Ergebnisse belegen, dass mit der Zementiertechnik insbesondere für den Stiel bessere Resultate erreicht werden (Mulroy und Harris 1997) als für die Pfanne. Die Zementiertechnik und nicht der Zement selbst ist der entscheidende Faktor, um die Lockerungsraten zu verringern. Berücksichtigt werden muss, dass hinsichtlich des verwendeten Knochenzementes signifikante Unterschiede bestehen (Espehaug et al. 2002). 2002 2002 Wroblewski Jacobsson Malchau Friesecke Malchau Malchau Malchau Charnley McKee Stanmore St. Georg MK I Lubinus SP Müller GS 2003 1992 Hinrichs Nizard Marburg Osteal 2002 2002 2000 1996 1999 2002 Callaghan Charnley Jahr Autor Prothesentyp Tab. 12 Zementierte Hüftschäfte 87/187 220/612 343/812 1736 (1979-1989) 1346 (1990-2000) 4827 (1979-1989) 891 1314 (1979-1989) 107 320 59/62 Nachuntersuchungen/ Operationen 64,8 58,1 62,6 66 43 Alter (Jahre) 10 11,4 6 19 10 17 20 20 20 22 25 FU (Jahre) 8,1% 8,7% 13,3% 11,2% 2,5% 7% Revisionsrate 99,2% 80,4% 97,8% 89,9% 91,5% 71% 79% 77% 48% 87% ÜLR Ti 6Al 4V 18/220 Wechsel - glatte Oberfläche 30/343 Wechsel - raue Oberfläche 10 Jahre 20 Jahre (6,2% Pfanne, 12,2% Pfanne u. Schaft) 12 Schaftwechsel 20 Jahre Pfanne und Schaft 2. Generation Zementiertechnik 7,5% Gesamt (4,1% Pfanne, 0,3% Femurfraktur, 0,3% Luxationen, 0,3% Infektionen, 0,9% andere) 4 aseptische Wechsel 3 (5%) Infektion 5 (8%) Osteolysen 3 % Infektion mechanische Lockerung Bemerkungen 68 69 Die Verwendung von hoch- oder normalviskösen Zementen ist mit einer Senkung des Revisionsrisikos verbunden (Malchau et al. 2000). Durch die Verbesserung der Zementiertechnik, mit Abdichtung des Markraumes, Spülung des Knochenlagers, Entfernung von Knochendebris, retrograder Füllung, Zementeinbringung unter Druck sowie distaler und proximaler Markraumsperre (2. Generation, Tab. 3), wird eine bessere Füllung der umgebenden Spongiosastruktur und dadurch eine innere Versiegelung des Markraumes erreicht (Maistrelli et al. 1995, Majkowski et al. 1994). Bei manchen Implantaten ist jedoch nur eine geringe Verbesserung zu sehen. Die Erklärung dafür ist unterschiedlich. Die Charnley Prothese weist häufig Fehlpositionen mit unzureichender Zementummantelung (Garellick et al. 1999, Chambers et al. 2001) auf. Die mit der Lubinus SP Prothese bereits in der ersten Generation erreichten hohen Überlebensraten konnten nicht mehr wesentlich verbessert werden. Implantate aus Titan-Legierungen zeigen z. T. deutlich geringere Überlebensraten (Emerson et al. 2002, Ochsner 2002, Weber et al. 2001) als Prothesen aus CoCrMo-Legierungen. Die Titanlegierung hat eine größere Elastizität, die wahrscheinlich zu einer ungünstigen Ermüdungsbelastung des Zementes führt (Maurer et al. 2001). Da für zementierte Titanprothesen aber langfristig auch niedrige Revisionsraten (2 % - 2,9 %) und Überlebensraten von 95,4 % 97,5 % angegeben werden (Hinrichs et al. 2001, Eingartner et al. 2002), kommt dem Design, der Oberfläche und der Zementiertechnik (Morscher und Wirz 2002) sicherlich eine wesentliche Rolle zu. Obwohl die ersten zementierten Hüftstiele zum Teil sehr gute Langzeitresultate aufweisen, zeigte die Zementiertechnik der 1. Generation teilweise unbefriedigende Ergebnisse, die durch Alterung mit Zementzerfall sowie Schlagempfindlichkeit mit Zementmantelbrüchen bedingt waren. Späte Knochenreaktionen lassen auf eine Änderung der Kräfteverteilung schließen. Ursprünglich stark belastete Zonen sind unterbelastet und bauen sich ab, überbelastete Zonen zeigen dagegen eine Kompaktaverbreiterung. Die dadurch entstehenden Umbauzonen zwischen Knochen und Zement schwächen diesen und können zu Mantelbrüchen oder Zementzerrüttung führen. Aber auch die Positionierung des Schaftes mit Zentrierung, Rotation und Valgus-/Varus-Position stellt Anforderungen an die Raumvorstellung. Ebenso wird der zeitliche Aufwand für die Aufbereitung, Einbringung und Aushärtung des Zements als Nachteil empfunden. Diese Umstände führten zur Überlegung, die zementfreie Verankerungstechnik weiter zu entwickeln. Zementfreie Hüftschäfte Durch die zementfreie Implantation werden potentielle Nachteile des Knochenzementes wie Zementalterung, biologische Reaktionen auf Zementabbau-Produkte sowie Schwierigkeiten bei späteren Revisionsoperationen vermieden (Jones et al. 1987). Die knochensparende Implantation ist deshalb das Hüftersatzverfahren der Wahl bei Patienten unter 75 Jahren. Das Konzept des Knochenerhaltes und der proximalen Lasteinleitung bei der metaphysären Verankerung mit distal glatten Stielen führt nicht nur zu einer niedrigen Lockerungsrate, sondern auch zum Erhalt des Knochens im proximalen Femur. Schmale reaktive Linien von weniger als 2 mm, kombiniert mit schmalen Sklerosesäumen, zeigen, dass zwischen den distalen unbeschichteten Anteilen der Prothese und der inneren femoralen Kortikalis ein minimales Maß an Bewegung besteht. Der überwiegende Teil der Körperlast wird über die proximale mikroporös beschichtete Portion des Schaftes auf die intertrochantere Region übertragen. Der glatte distale Prothesenteil bleibt innerhalb des intramedullären Kanals frei, zur Lastübertragung trägt er nicht bei (Engh et al. 1990). Auf diese Art und Weise kann proximales Stress Shielding vermieden werden. Zum Entstehen der reaktiven Linien können weiterhin verschiedene Elastizitätsmodule des Prothesenstiels und des femoralen Schaftes beitragen. Aufgrund dieser Überlegungen werden reaktive Linien in nicht beschichteten distalen Schaftanteilen nicht als Zeichen radiologischer Lockerung angesehen (Engh et al. 1990). Diese Ergebnisse unterstützen die Gültigkeit des Konzeptes einer intertrochantären Lastübertragung, des proximalen Press-Fit und der proximalen Osteointegration (Eingartner 2007). Stress Shielding hängt ab vom Ausmaß der proximalen Beschichtung, den Unterschieden in den Elastizitätsmodulen zwischen Schaft und femoralem Knochen sowie der Rigidität der Fixation im diaphysären Teil des Schaftes. Es konnte gezeigt werden, dass schweres Stress Shielding insbesondere in vollständig beschichteten Schäften mit großem Durchmesser auftrat. Zementfreie Schäfte der zweiten Generation hatten deshalb die Beschichtung auf den proximalen Teil beschränkt (Engh et al. 1987). Die Hydroxylapatitbeschichtung verbessert zusammen mit dem Oberflächenprofil der Prothese die Osteointegration im proximalen metaphysären Schaftbereich (Bause und Thabe 2007). Der Einsatz der Konusprothese sollte dysplastischen und zylindrisch deformierten Femora vorbehalten sein. Aufgrund der besonders guten Osseointegration der 70 Prothese ist der Prothesenausbau technisch anspruchsvoll (Wagner 2007). Die Philosophie des Geradschaftes mit metaphysärer Verklemmung hat sich vielfach bewährt. Die Andeutung von proximal gelegenen Säumen in wenigen Fällen und die Dichtezunahme an der Schaftspitze deuten auf eine langstreckige Kraftübertragung hin (Mai 2007). Doppelkeilförmig gestaltete und korundgestrahlte Implantate (Alloclassic SL, SL Plus, PPF) stellen ein klassisches Beispiel für Prothesen mit distaler Krafteinleitung dar (Traulsen et al. 2001). Traulsen publizierte sehr gute klinische Ergebnisse, fand aber in 77 % eine distale Hypertrophie und Sockelbildung und eine Auftreibung der Kortikalis in 52 % der Fälle (Schuh 2007). Die von den Erstautoren der metaphysären Prothesen (Abb. 37 - 40) angeführten mittelfristigen Ergebnisse sind vielversprechend, wenngleich prothesenspezifische Komplikationen (Schenkelhalsfrakturen, Nachsinken) beschrieben werden (Tab. 13). Für gerade (Abb. 41) und anatomische (Abb. 42) meta-diaphysäre Monoblockstiele, die sich in Material, Form und Oberfläche langfristig bewährt haben und zuletzt weitgehend unverändert geblieben sind, liegen Ergebnisse (Tab. 14) vor, die die Voraussetzungen haben, die Langzeitergebnisse der zementierten Hüftendoprothetik zumindest zu erreichen. Mehrere zementfreie Standardschäfte mit unterschiedlichem Material und Design, verschiedenen Oberflächen und Verankerungstechniken erfüllen diese Forderung bereits langfristig. Die Ergebnisse der bei Revisionen eingesetzten langstieligen Monoblockschäfte erreichen in Abhängigkeit vom Defekttyp nahezu die von Erstoperationen (Tab. 15). Komplikationen Die in verringertem Maße zur Verfügung stehenden finanziellen Ressourcen forcieren neue Operationstechniken und Implantatentwicklungen. Ob die klinisch-radiologischen Ergebnisse der bisher mit Standardzugängen und -techniken implantierten Schäfte erreicht werden, bleibt abzuwarten. Insbesondere bei Anwendung neuer Operationstechniken (MIS, mediale, vordere und dorsale Zugänge) sind außer den bei den bisher verwendeten Techniken aufgetretenen Gefäß- und Nervenverletzungen, Luxationen, Thrombosen und Ossifikationen (Ochsner 2002, Perka et al. 2004) vermehrt Fehlpositionen und Luxationen beschrieben worden (Archibeck et al. 2004, Woolson et al. 2004, Wohlrab et al. 2004). Zudem kann der Schenkelhalszugang für Kurzstielprothesen zu Komplikationen führen. Bei zu varischer Position treten Schaftperforationen auf (Hube et al. 2004). Kleine Hautinzisionen und Zugänge mit unzureichender Sicht können unerwünschte Ergebnisse hinsichtlich der Schaftposition ergeben. Bei Wechseloperationen ist zudem die Komplikationsrate höher (Morrey 2004). Implantate mit großflächigen Beschichtungen, Makrostrukturen und Rippen können einen größeren Defekt verursachen. Ein persistierender Hüftschmerz nach einer Totalendoprothese ist ein unbefriedigendes Ergebnis. Die häufigsten Ursachen für intraartikuläre Schmerzen einer stabilen Hüfte sind Impingement, Abrieb und Infektion (Knahr et al. 2001). Bei einer unzureichenden Implantatposition muss mit einem Impingement gerechnet werden. Dabei kann der Kopf aus der Pfanne gehebelt werden und Subluxationen bzw. Luxationen verursachen, wodurch ein sofortiger (Keramik) oder rezidivierender Materialschaden (Polyethylen, Metall) mit vermehrtem Abrieb verursacht wird. Insbesondere bei Keramik ist auf Grund der Werkstoffeigenschaften ein Impingement zu verhindern. Zur Vermeidung des dorsalen Impingement wird die Antetorsion zum Teil konstruktiv berücksichtigt (Abb. 42b, 44b) oder kann intraoperativ eingestellt werden (z. B. modularer Konus, Schwenkhülse). Ein bone-bone Impingement (Bartz et al. 2000) wird durch das Anschlagen des Trochanter major am Becken verursacht. Abrieb und Osteolysen sind zum Hauptproblem der zementfreien Endoprothetik geworden. Eine unvollständige zirkuläre Beschichtung bietet keine ausreichende Abdichtung des intramedullären Kanals zum Gelenk. Bei diesen Stielen zeigt sich Polyethylenabrieb bis an die Schaftspitze. Vollständig osseointegrierte Stiele bilden dagegen eine Barriere gegen Abriebpartikel (Effenberger und Imhof 2003). Da für die zementfreie Fixation die Struktur der Implantatsoberfläche für das An- bzw. Einwachsen von wesentlicher Bedeutung ist, werden Implantate mit strukturierter Oberfläche verwendet. Dabei muss das Porous-coating in ausreichendem Maße und vor allem an Stellen mit kortikalem Kontakt bei gleichzeitig entsprechender Festigkeit von Material und Knochen vorhanden sein. Hohe Lockerungsraten in proximal nur partiell beschichteten porous-coated Stielen (Clohisy et al. 1999, Thanner et al. 1999) stehen minimalen Lockerungsraten bei vollständigem Porous-coating gegenüber (McAuley et al. 1998, Engh und Hopper 2002). Oberschenkelschmerzen (Campbell et al. 1992, Ali et al. 2002, Barrack et al. 1992, Kim et al. 2002) hängen mit der Art bzw. Qualität des zementfrei fixierten Stiels zusammen und sind oftmals Ausdruck der Instabilität (Campbell et al. 1992). Kleine proximale Fiber mesh Flächen sind für eine ausreichende Osseointegration und Stabilität zu gering, sodass es Autor 2002 2003 Pipino Morrey Thomas Grappiolo Aldinger Biodynamic Mayo CUT CLS 2003 2003 Eingartner Volkmann Bicontact 1999 Clohisy Harris Galante 2004 2000 2000 Buergi 2005 Jahr Druckscheibe Metaphysäre Verankerung Prothesentyp Tab. 13 Zementfreie Hüftschäfte 109/109 221/250 77/88 262/354 300 133/136 159/162 44/56 102/102 Nachuntersuchungen/ Operationen 68 58,2 54 57 58 52w 57m 50,8 62,5 54 Alter (Jahre) W E E E E E E E E 5,2 8,9 10,7 12 12,6 3,5 6,2 13-17 4,8 Erstop./ FU Wechsel (Jahre) 12,8% 3,1% 19% 7% 7% 2,9% 3,9% Revisionsrate 85,3% 97,1% 82% 92% 95% 95% 90% 97% 98,2% 98% ÜLR 14 Revisionen 11 Jahre 7 Stielwechsel (2 Infektionen,1 Wechsel zusammen mit Pfannenwechsel) 1 aseptische Lockerung 1 Luxation 2 nachgesunkene Implantate 15 Wechsel 52% Osteolysen 25 Stielwechsel 13 Jahre - aseptischer Wechsel 10 Jahre 14 Jahre 2 aseptische, 5 septische Wechsel 12 Osteolysen 4 Wechsel (Lockerung) 10 Jahre 3 Wechsel wegen Nachsinkens 9 Wechsel wegen Osteolyse 5% Nachsinken < 2mm, 7% > 2mm Keine Lockerung 6 Jahre 4 Revisionen (2 Infektionen, 2 Lockerungen) Bemerkungen 71 Autor Matsui Bolognesi Schill CL „GHE” (MCCL) S-ROM Rippenschaft 2001 Effenberger Effenberger Grübl Zweymüller SL SBG 2002 McLaughlin Taperlock 2000 2004 1998 2004 2000 2001 Mallory Mallory-Head 2002 2002 Della Valle Teloken Engh AML Trilock 2002 Grant 2004 Jahr Lord Meta-diaphysäre Verankerung Prothesentyp Tab. 14 Zementfreie Hüftschäfte 165 43/53 49/51 151/194 134 123/208 100/108 120/120 49/67 348/372 2854 460 70/116 Nachuntersuchungen/ Operationen 51,2 70 50 61 65 61 37 49,3 50,4 45-65 61,1 54 62 Alter (Jahre) E W E E E E 5,1 4 6,3 10 8,3 10 10,2 12,2 E E 15 14,2 15 15 17,5 E E E E Erstop./ FU Wechsel (Jahre) 4,6% 3,9% 0,5% 1,5% 1,4% 2% 2,5% 14% 0,6% 1,1% 2,8% 2,8% Revisionsrate 95,3% 95% 99,5% 97% 99% 98% 97,5% 99,4% > 95% > 95% 98% ÜLR 8 Jahre 1 Infekt 2 Revisionen wegen aseptischer Lockerung und Schmerzen 96% Osseointegration Typ I/II Paprosky Hüftdysplasien 2 Revisionen wegen Infektion und Prothesenbruch 10 Jahre 10 Jahre 3 Stielwechsel (Infektion, Fehlposition, Pfannenwechsel) 3% Oberschenkelschmerzen Wechsel wegen Beinlängendifferenz und Infektion 7% Osteolysen 3 Revisonen 3,4% Oberschenkelschmerzen 7 Stielwechsel bei Pfannenwechsel 2 Stiele locker 2% Oberschenkelschmerzen 2 Revisionen, 95% Osseointegration Extensively coated stems Proximally coated stems 1 Wechsel (1 Lockerung, 1 Stielfraktur) 1 Schaft radiologisch locker Bemerkungen 72 Autor Kwong MP MML Böhling Kompletter Femurersatz Sporer Solution 2000 2003 2003 2001 2004 Schuh Löhr 2004 2001 Bircher Wirtz 2004 Jahr Böhm SLR MRP Wagner Diaphysäre Verankerung Prothesentyp Tab. 15 Zementfreie Hüftschäfte 1 143 51/51 112/115 79/120 424 69/99 128/129 Nachuntersuchungen/ Operationen 48 67 67 67 67,7 71 64,9 Alter (Jahre) E W W W W W W W 10 3,3 6 3 4 3,2 1-6 8,1 Erstop./ FU Wechsel (Jahre) 13,7% 3% 3,8% 2,2% 6% 4,6% Revisionsrate 97,2% 0% 0% 18% 37,5% 94% 92% 95,2% ÜLR Case report 7 Infektionen 7 Revisionen III A III B <19 mm IIIB <19 mm IV 10 Jahre 10 Jahre 6 Revisionen (3 Infektionen, 1 Luxation, 1 periprothetische Fraktur, 1 Nachsinken) 7 postoperative Luxationen, 6 periprothetische Frakturen 14 Jahre Bemerkungen 73 74 zu Schmerzen kommt (Kim et al. 1992). Bei Schaftlockerungen finden sich vermehrt Oberschenkelschmerzen, die nach Revision der gelockerten Schäfte verschwinden (Engh et al. 1997). Diese Schmerzen zeigen sich ebenso bei nur proximal beschichteten Stielen (Heekin et al. 1993) sowie bei großen (Lavernia et al. 2004) und steifen Stielen (Engh und Bobyn 1988). Vor allem bei großen Stielen und Durchmessern (Engh und Bobyn 1988) kommt es zu einem erheblichen Knochenabbau (Heekin et al. 1993, Kim und Kim 1992). Zu einer deutlichen Reduktion der Schaftschmerzen kam es durch Verbesserung der anatomischen Formgebung, größere Beschichtungsflächen und mehr Schaftgrößen (Engh et al. 1997). Oberschenkelschmerzen treten aber auch vermehrt bei ausgeprägtem Remodeling auf. Die bei der zementfreien Implantation oftmals als unerwünschte Knochenreaktion beschriebenen Kompaktaverbreiterungen müssen jedoch keineswegs mit der klinischen Symptomatik korrelieren (Effenberger et al. 2004). Weitere Ursachen eines Oberschenkelschmerzes sind Muskelhernien (Higgs et al. 1995) und Stressfrakturen (Gill et al. 1999, Lotke et al. 1986). Literatur beim Verfasser Periartikuläre Ursachen für Hüftschmerzen können stress- oder osteolytisch bedingte Beckenfrakturen mit Schmerzausstrahlung in den Leisten- und Adduktorenbereich, heterotope Ossifikationen, Z. n. Trochanterosteotomien, Bursitiden, Muskel- und Sehnenimpingement, Tumore, Nervenkompressionssymptome, muskuläre Dysbalance, Offsetdifferenzen, Impingement der Weichteile und arterielle Verschlüsse im Becken- oder Oberschenkelbereich sein (Knahr 2001, Effenberger und Imhof 2003). Schmerzfreiheit, Bewegungsumfang und Überlebensraten sind wesentliche Kriterien für den Erfolg zementfreier Endoprothesen. Die Forderung nach Funktionsverbesserung, Schmerzfreiheit und Langzeitstabilität stellen Ansprüche an das Implantat und an die Operationstechnik. Viele Prothesen werden eingesetzt, ohne dass es dazu entsprechende Untersuchungen und Ergebnisse gibt. Finite Elemente Analysen, sorgfältige vorklinische Studien mit Migrationsanalysen und die stufenweise Einführung sind notwendig, um unerwartete Nebenwirkungen zu erkennen und das Risiko für Patienten zu minimieren. Das Ziel von Neuentwicklungen muss es sein, den Abrieb zu minimieren und die Stabilität der Implantate und der Einsätze zu optimieren. Neuentwicklungen müssen zumindest die gleichen Ergebnisse wie die bisher erfolgreich verwendeten Standardimplantate erbringen. Die Modifikation der Zugänge, eine geringe Knochenresektion sowie eine biologische Fixation und die Abriebminimierung sind dazu Voraussetzung. Priv.-Doz. Dr. med. Harald Effenberger Facharzt für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie, Sportorthopädie Amtsgasse 150, 5580 Tamsweg Tel. 06474 20 30 3 Fax 06474 20 30 4 Ordinationszeiten: Montag und Mittwoch 12.00 - 17.00 Uhr Judenbühel 3, 5550 Radstadt Tel./Fax 06452 30 0 29 Ordinationszeiten: Dienstag und Donnerstag 8.00 - 13.00 Uhr Krankenhaus Tamsweg Unfallchirurgische Abteilung Bahnhofstraße 7, 5580 Tamsweg Tel. 06474 73 81 113 Fax 06474 73 81 202