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Konzerthaus DortmunD · Wer weiss, wie nahe mir mein ende Mozart-Requiem · Arie · Choral und Rezitativ · Am 29.10.2006 · Kyrie Sequentia · Sanctus · Agnus Dei Communio · Introitus · Requiem D-Moll · So klingt nur Dortmund. 2,50 E KONZERTHAUS DORTMUND · SonnTAG, 29.10.2006 · 20.00 Dauer: ca. 1 Stunde 10 Minuten ohne Pause Mozart-Requiem Balthasar-Neumann-Chor Balthasar-Neumann-Ensemble Thomas Hengelbrock Leitung Abo: Chorklang Wir bitten um Verständnis, dass Bild- und Tonaufnahmen während der Vorstellung nicht gestattet sind. Mozart komponiert das Requiem 4I5 Johann Sebastian Bach (1685–1750) Wolfgang Amadeus Mozart (1756 –1791) »Wer weiß, wie nahe mir mein Ende«. Kantate BWV 27 Requiem d-moll KV 626 (Fassung Franz Xaver Süssmeyr) Choralchor Rezitativ Aria Rezitativ Aria Choral Solisten ›Wer weiß, wie nahe mir mein Ende‹ ›Mein Leben hat kein ander Ziel‹ ›Willkommen! will ich sagen‹ ›Ach, er doch schon im Himmel wär!‹ ›Gute Nacht, du Weltgetümmel‹ ›Welt ade! ich bin dein müde‹ Tanya Aspelmeier Sopran Truike van der Poel Alt Hermann Oswald Tenor Markus Flaig Bass I Introitus: ›Requiem aeternam‹ Chor und Sopransolo II ›Kyrie‹ Chor III Sequentia: ›Dies irae‹ Chor ›Tuba mirum‹ Soli ›Rex tremendae‹ Chor ›Recordare‹ Soli ›Confutatis‹ Chor ›Lacrimosa‹ Chor IV Offertorium: ›Domine Jesu Christe‹ Chor und Soli ›Hostias‹ Chor V ›Sanctus‹ Chor VI ›Benedictus‹ Soli und Chor VII ›Agnus Dei‹ Chor VIII Communio: ›Lux aeterna‹ Chor und Sopransolo Solisten Heike Heilmann Sopran Barbara Ostertag Alt Julian Podger Tenor Marek Rzepka Bass Beethoven beim Komponieren am Klavier (Fotografie nach einem Gemälde von Albert Gräfle) 6I 7 Programm Mozart am Totenbett 8I9 Werke »Welt, ade! ich bin dein müde« Johann Sebastian Bach »ist Universalist, Querdenker, Einzelgänger: ein Genie, das bestimmte Möglichkeiten menschlicher Erfahrung leidenschaftlicher und kompetenter als andere zu thematisieren vermag und dabei wie von selbst Nervenpunkte trifft, die über die Zeiten hinweg vielen Menschen gemeinsam sind«, schrieb Martin Geck über den barocken Meister. An Bach führt kein Weg vorbei. Er hat nicht nur ein beispiellos vielseitiges Œuvre hinterlassen, das bis heute kaum überschaubar ist, sondern auch den nachfolgenden Generationen einen Weg vorgezeichnet. Das Kantatenwerk stellt innerhalb seines Schaffens den umfangreichsten und vielfältigsten Teil dar und ist von einzigartiger Bedeutung. Da es Bach an keinerlei kompositions- und aufführungstechnischen Möglichkeiten fehlte, gelang es ihm stets, tradierte Konventionen neu zu befragen. Er hinterließ Zyklen für insgesamt fünf Kirchenjahre – zusammen mehr als dreihundert Werke, von denen heute noch knapp zweihundert überliefert sind. In der Kantate BWV 27 »Wer weiß, wie nahe mir mein Ende« setzte er sich auf höchst eindringliche Weise mit dem Thema der Vergänglichkeit auseinander. Die Komposition entstand für den 16. Sonntag nach Trinitatis, den 6. Oktober 1726. Bach war seit drei Jahren Leipziger Thomaskantor – eine Position, die ihm nicht nur Anerkennung, sondern auch viel Arbeit einbrachte, war er doch verpflichtet, die sonntäglichen Gottesdienste jeweils mit neuen Kantaten musikalisch zu gestalten. Hatte er anfangs noch auf ältere Werke zurückgreifen können, so musste er ab 1724 wöchentlich eine neue Komposition vorlegen und einstudieren. Die meisten Kantaten begannen mit großen Chorsätzen, die intensive Proben erforderten. Dieses Übermaß an Arbeit ließ sich auf Dauer nicht durchhalten, so dass der Anteil an Kantaten aus den Jahren 1725/26, die auf einen großen Eingangschor verzichten und sich, abgesehen vom schlichten Choralsatz am Ende, auf Solostimmen beschränken, vergleichsweise hoch ist. Die Kantate BWV 27 war von derartigen Reduktionen dagegen nicht betroffen, sondern gehört mit ihrer relativ großen Besetzung zu den opulenteren Kirchenkompositionen Bachs. Die beiden Rahmenteile erfordern einen Chor, jeweils zwei Rezitative und Arien sind auf drei Solisten verteilt, der Instrumentalsatz aus Streicherstimmen mit Basso Continuo erhält durch die Ergänzung durch zwei Oboen und ein Horn ein äußerst farbiges Klangspektrum. Am 16. Sonntag nach Trinitatis steht die im Evangelium geschilderte Auferweckung des Lazarus im Zentrum der Betrachtungen – eine Geschichte, die deutlich macht, dass Jesus Christus dem Tod die Macht genommen und die Hoffnung auf das ewige Leben in die Welt gebracht hat. Bach entfaltet in seiner Kantate ein mehrschichtiges Szenario von ergreifender musikalischtheologischer Aussagekraft, in dem das für das Zeitalter des Barock so typische Thema der 10 I11 Weltmüdigkeit ins Zentrum gerückt ist. Sogleich in der Eröffnungsnummer wird die Vorstellung der Vanitas eindrucksvoll geschildert. Ein chromatisch sich dahinschleppendes Orchestervorspiel nimmt den Zuhörer sogleich mit in die ernste Ausgangssituation. Die vom Chor vorgetragenen Choralzeilen werden von den Solisten mit eingeschobenen Solopassagen kommentiert. Im Orchester erklingt ein monotones Pendel – düsterer Schlag einer Totenglocke wie unerbittliches »Tick-Tack« – , zwischen das sich die Oboen mit klagenden Seufzerfiguren mischen. Das musikalische Bild des Verstreichens der Zeit bestimmt auch das Continuo mit seinem obligaten Cembalo in der Alt-Arie Nr. 3 ›Willkommen! will ich sagen, wenn der Tod ans Bette tritt‹, während sich die Singstimme geradezu erwartungsfroh – die Worte immer wieder in Koloraturen auflösend – dem Gedanken an den nahen Tod hingibt. Der Tonfall melancholischer Weltmüdigkeit prägt die in der »Vergänglichkeits«-Tonart g-moll stehende Bassarie Nr. 5 ›Gute Nacht, du Weltgetümmel‹. Der auf den Streicherapparat reduzierte Orchestersatz erhält seine bemerkenswerte Kraft durch eine geradezu sinfonische Konzeption. Mit dem abschließenden Choral ›Welt ade!‹ griff Bach auf bereits vorhandenes Material zurück und zitierte hier fast unverändert das ›Welt, ade!‹ des Komponisten Johann Rosenmüller aus dem Jahre 1652. Neben äußeren Anlässen, wie der Erfüllung seiner Pflichten als Thomaskantor, mögen immer wieder auch persönliche Erfahrungen in Bachs Werkkonzeptionen mit hineingespielt haben. Am 29. Juni 1726 – wenige Monate, bevor er mit der Komposition von BWV 27 begann – war seine dreijährige Tochter Christiane Sophia gestorben – ein für ihn zutiefst erschütterndes Ereignis, das sicher auch seine Spuren in dem höchst eindringlichen Tonfall, mit dem er in dieser Kantate der Frage nach Glauben und Vertrauen angesichts des Todes nachging, hinterlassen haben dürfte. Werke Zwischen Himmel und Erde Als Wolfgang Amadeus Mozart am 5. Dezember 1791 im Alter von gerade mal 35 Jahren starb, begann ein in der Musikgeschichte beispielloses Tauziehen um eines seiner Werke: das »Requiem d-moll«, seine letzte, unvollendet gebliebene Komposition. Die Nachwelt spann sogleich unzählige romantisierende Anekdoten um die Entstehungsumstände, Geschichten, die immer neu variiert wurden. Heute gilt als gesichert: Es war kein »grauer Unbekannter«, der Mozart den Auftrag gab, seine eigene Totenmesse zu komponieren, es war auch keiner seiner Neider, der ihn in den Tod treiben wollte – der fremde Bote, der den anonymen Kompositionsauftrag für eine »Seelenmesse« überbrachte und sogleich auch ein Honorar verhandelte, stand vielmehr im Dienste des Grafen Franz von Walsegg-Struppach, der als musikalischer Amateur der zweifelhaften Vorliebe frönte, bei angesehenen Komponisten Werke zu bestellen, um sie als seine eigenen zur Aufführung zu bringen. Mit einem Requiem wollte er seiner am 14. Februar 1791 verstorbenen Frau gedenken. Der Auftrag wurde Mozart im Juli 1791 überbracht. Fast gleichzeitig erhielt er vom Prager Ständetheater das Angebot für die Oper »La Clemenza di Tito«, außerdem arbeitete er an der »Zauberflöte«, die am 30. September am Wiener Theater an der Wieden ihre Uraufführung erleben sollte. Immer wieder unterbrach er wegen dieser terminlich dringenderen Aufträge die Arbeit am »Requiem«, das er gleichwohl als eines seiner wichtigsten Werke einschätzte, äußerte er doch gegenüber seiner Frau Constanze, dass es sich um eine Partitur handele, an der »Freunde und Feinde noch nach meinem Tode studieren sollten«. Die Doppelbödigkeit dieser Aussage dürfte Mozart zu diesem Zeitpunkt noch nicht bewusst gewesen sein, war er trotz seiner angegriffenen Gesundheit und prekären finanziellen Lage doch voller Schaffensdrang und versprach sich mit der Komposition dieses großen kirchenmusikalischen Werkes nicht zuletzt auch Chancen auf die Nachfolge des Wiener Domkapellmeisters Leopold Hofmann. Die Vollendung der Partitur schätzte er auf den Beginn des neuen Jahres, wie seine merkwürdige Vordatierung des Autographs auf 1792 verrät. Doch dieses Jahr sollte er nicht mehr erleben. Bereits nach dem Erfolg der »Zauberflöte«, mit dem ein wichtiges Ziel erreicht war, fühlte er sich geschwächt und konnte sich immer weniger gegen eine »lähmende Mattigkeit« und Melancholie wehren. Ein letztes Mal unterbrach er die Arbeit an der Totenmesse, um am 15. November sein letztes vollendetes Werk niederzuschreiben: Die »Kleine Freimaurerkantate« KV 623, deren Uraufführung er am 17. November anlässlich einer Freimaurerlogen-Feier selbst dirigierte. Die Komposition wurde begeistert aufgenommen. Laut Constanzes Bericht kam Mozart hoch gestimmt nach Hause, um sogleich seine Arbeit am Requiem fortzusetzen. Doch bereits nach wenigen Tagen »verfiel er in Mozart am Spinett 12 I13 Werke seine vorige Melancholie, ward immer matter und schwächer, bis er ganz auf das Krankenbett hinsank« (Franz Xaver Niemetschek). Der Tod riss ihn schließlich mitten aus der Arbeit – und bestätigte seine ahnungsvolle Äußerung, er schreibe dieses Requiem für sich selbst. Die Komposition blieb Fragment. In Mozarts eigenhändiger Niederschrift liegt nur der »Introitus« vollständig ausgearbeitet und instrumentiert vor. Von den übrigen Sätzen sind das ›Kyrie‹, fast die komplette Sequenz und das ›Offertorium‹ als Vokalsatz und Basslinie notiert, die Instrumentalstimmen dagegen nur fragmentarisch – eine vorläufige Notation, die Mozart als »Gedächtnisstütze« für all das benutzte, was er bereits »im Kopf« hatte. Was aus der »Sequenz‹ fehlt, ist ein Großteil des ›Lacrimosa‹, das bereits nach dem achten Takt abbricht. Die Sätze ›Sanctus‹, ›Benedictus‹, ›Agnus Dei‹ und ›Communio‹, also ein gutes Drittel des Werkes, fehlen ganz. Nicht so sehr, um Mozarts letztes Werk zu vollenden – denn dies dürfte angesichts der Qualität des bereits Komponierten eine Bürde gewesen sein, die sicherlich kein Zeitgenosse freiwillig auf sich genommen hätte –, sondern wohl doch eher, um seiner Witwe Constanze in ihrer prekären finanziellen Situation zu dem mit dem Auftraggeber vereinbarten Resthonorar von 100 Dukaten zu verhelfen, fanden sich einige Schüler Mozarts bereit, den Versuch der Fertigstellung zu unternehmen: Franz Jacob Freystädtler schrieb die Streicherstimmen der ›Kyrie‹-Fuge aus; Joseph Eybler – laut Albrechtsberger »nach Mozart in der Musik jetzt das größte Genie« – legte bis zum ›Lacrimosa‹ eine vollständige Instrumentation vor, um danach aufzugeben; der Mozart-Freund Abbé Stadler entwarf die Streicherstimmen zum ›Domine Jesu Christe‹; Franz Xaver Süßmayr gelang schließlich der erste vollständige Komplettierungsversuch, mit dem ihm – bei allen Fragen, die seine Version aufwirft – der Verdienst zukommt, Mozarts Torso für die Aufführungspraxis gerettet zu haben. Auffallend ist das dunkle Timbre, das die Komposition durch die von Mozart eindeutig festgelegte besondere Art der Bläserregistrierung erhält: Zum Streichquartett treten neben dem Fagottbass zwei Bassetthörner hinzu; die üblichen Flöten und Oboen fehlen völlig, drei Posaunen verstärken traditionsgemäß die drei tiefen Chorstimmen. Das eröffnende ›Requiem aeternam‹ ist eine Totenklage von ebenso aufwühlender wie milder Trauer. Behutsam entwinden sich die Instrumentalstimmen dem Dunkel, um gemeinsam mit dem Chor flehentlich Gott um Ruhe für die verstorbenen Seelen anzurufen. Das anschließende ›Kyrie‹ ist eine kunstvolle Doppelfuge, in der sich die Bitte um göttliches Erbarmen in immer drängendere Anrufungen steigert. Mit beiden Sätzen bezieht sich Mozart auf den von ihm bewunderten, immer wieder studierten und auch bearbeiteten Georg Friedrich Händel: Der »Introitus« zitiert Händels Eröffnungschor zum »Funeral Anthem for Queen Caroline« HWV 264, das ›Kyrie‹ den Chor ›And with His stripes we are healed‹ aus dem »Messias«. Erbarmungslos und mit 14 I 15 expressiver Wucht malt das ›Dies irae‹ die Schrecken des Jüngsten Gerichts. Gegeneinander getriebene melodische Linien sowie scharfe Akzente in den Pauken und Trompeten evozieren die Vision der Apokalypse. Eine Atmosphäre, die man sofort mit der Sarastro-Musik aus der »Zauberflöte« verbindet, kommt mit dem pathetischen Solo der Posaune im ›Tuba mirum‹ auf. Nun steht der Einzelne vor dem Richterstuhl. Die folgende Tenor-Passage ist von hysterischer Erregtheit – und wird wiederum in einem Ensemblesatz aufgehoben, dessen der Welt abhanden gekommene innige Schönheit ebenso schmerzt wie die Klänge des folgenden ›Rex tremendae‹ verstören. Auf die geradezu herausgeschriene Verzweiflung antwortet ein Engelschor aus entrückter Ferne mit seinem tröstlichen »Voca me« im ›Confutatis‹. Eine letzte erschütternde Klage ist das »Lacrimosa« mit seinen Seufzer-Figuren in den Streichern. Der Gnadenbeweis Gottes, die Verstorbenen vom Tod ins ewige Leben hinübergehen zu lassen, ist im ›Hostias‹ musikalisch in der Kombination des »tempus perfectum«, des »göttlichen« Dreier-Taktes, mit dem vollkommen in sich geschlossenen »irdischen« Vokalquartett eingelöst. Das letzte, was Mozart vertonte, waren die Worte »Fac eas, Domine, de morte transire ad vitam« (»Herr, lass sie vom Tode hinübergehen zum Leben«). Zeigt sich hier eine hoffnungsvolle eschatologische Erwartung am Ende des Lebens, so sind die von Mozarts Zeitgenossen überlieferten Schilderungen seiner letzten Tage und Stunden dagegen ein grausiges Zeugnis des Endstadiums einer tödlichen Krankheit im ausgehenden 18. Jahrhundert. Sein Requiem war nicht der einzige Plan, den er unvollendet hinterließ. Den tiefsinnigen Assoziationen ist kein Ende gesetzt. Werke Johann Sebastian Bach »Wer weiss, wie nahe mir mein Ende?« Kantate BWV 27 1. Choral und Rezitativ Chor Wer weiß, wie nahe mir mein Ende? Sopran Das weiß der liebe Gott allein, Ob meine Wallfahrt auf der Erden Kurz oder länger möge sein. Chor Hin geht die Zeit, her kommt der Tod. Alt Und endlich kommt es doch so weit, Dass sie zusammentreffen werden. Chor Ach, wie geschwinde und behände Kann kommen meine Todesnot! Tenor Wer weiß, ob heute nicht Mein Mund die letzten Worte spricht? Drum bet ich alle Zeit: Chor Mein Gott, ich bitt durch Christi Blut, Mach‘s nur mit meinem Ende gut. 2. Rezitativ Leben hat kein ander‘ Ziel, Als dass ich möge selig sterben, Und meines Glaubens Anteil erben. Drum leb ich allezeit Zum Grabe fertig und bereit, Und was das Werk der Hände tut, Ist gleichsam, ob ich sicher wüsste, Dass ich noch heute sterben müsste: Denn Ende gut, macht alles gut! Tenor Mein 16 I17 3. Arie Alt Willkommen! will ich sagen, Wenn der Tod ans Bette tritt. Fröhlich will ich folgen, wenn er ruft, In die Gruft, Alle meine Plagen Nehm ich mit. 4. Rezitativ Sopran Ach, wer doch schon im Himmel wär! Ich habe Lust zu scheiden Und mit dem Lamm, Das aller Frommen Bräutigam, Mich in der Seligkeit zu weiden. Flügel her! Ach, wer doch schon im Himmel wär! 5. Arie Bass Gute Nacht, du Weltgetümmel! Jetzt mach ich mit dir Beschluss; Ich steh schon mit einem Fuß Bei dem lieben Gott im Himmel. 6. Choral Welt, ade! ich bin dein müde, Ich will nach dem Himmel zu, Da wird sein der rechte Friede Und die ew‘ge, stolze Ruh. Welt, bei dir ist Krieg und Streit, Nichts, denn lauter Eitelkeit, In dem Himmel allezeit Friede, Freud und Seligkeit. TEXTE Wolfgang Amadeus Mozart Requiem d-moll, KV 62 I. Introitus Requiem aeternam dona eis, Domine: Et lux perpetua luceat eis. Te decet hymnus, Deus, in Sion, Et tibi reddetur votum in Jerusalem: Exaudi orationem meam; Ad te omnis caro veniet. Requiem aeternam dona eis, Domine: Et lux perpetua luceat eis. Chor und Sopransolo Herr, gib ihnen die ewige Ruhe, Und das ewige Licht leuchte ihnen. O Gott, dir gebührt ein Loblied in Zion, Dir erfülle man sein Gelübde in Jerusalem. Erhöre mein Gebet, Zu dir kommt alles Fleisch. Herr, gib ihnen die ewige Ruhe, Und das ewige Licht leuchte ihnen. Liber scriptus proferetur, In quo totum continetur, Unde mundus judicetur. Und ein Buch wird aufgeschlagen, Treu darin ist eingetragen Jede Schuld aus Erdentagen. Judex ergo cum sedebit, Quidquid latet, apparebit: Nil inultum remanebit. Sitzt der Richter dann zu richten, Wird sich das Verborg‘ne lichten; Nichts kann vor der Strafe flüchten. Quid sum miser tunc dicturus? Quem patronum rogaturus, Cum vix justus sit securus? Weh, was werd‘ ich Armer sagen? Welchen Anwalt mir erfragen, Wenn Gerechte selbst verzagen? Chor II. Kyrie Kyrie eleison. Christe eleison. Kyrie eleison. Chor Herr, erbarme dich unser. Christus, erbarme dich unser. Herr, erbarme dich unser. III. Sequentia Dies irae, dies illa Solvet saeclum in favilla Teste David cum Sibylla. Tag des Zornes, Tag der Klage, Wird die Welt in Asche zünden, Wie Sibyll und David künden. Quantus tremor est futurus. Quando judex est venturus Cuncta stricte discussurus! Welch ein Graus wird sein und Zagen, Wenn der Richter kommt, mit Fragen Streng zu prüfen alle Klagen. Chor Soli Tuba mirum spargens sonum Per sepulcra regionum Coget omnes ante thronum. Laut wird die Posaune klingen, Durch der Erde Gräber dringen, Alle hin zum Throne zwingen. Mors stupebit et natura, Cum resurget creatura Iudicanti responsura. Schaudernd sehen Tod und Leben, Sich die Kreatur erheben, Rechenschaft dem Herrn zu geben. 18 I 19 Rex tremendae majestatis, Qui salvandos salvas gratis, Salva me, fons pietatis! König schrecklicher Gewalten, Frei ist deiner Gnade Schalten: Gnadenquell, lass Gnade walten! Recordare, Jesu pie, Quod sum causa tuae viae: Ne me perdas illa die. Milder Jesus, wollst erwägen, Dass du kamest meinetwegen: Schleudre mir nicht Fluch entgegen. Quaerens me sedisti lassus, Redemisti crucem passus: Tantus labor non sit cassus! Bist mich suchend müd‘ gegangen, Mir zum Heil am Kreuz gehangen, Mög dies‘ Mühn‘ zum Ziel gelangen. Juste judex ultionis, Donum fac remissionis Ante diem rationis. Ingemisco tamquam reus, Culpa rubet vultus meus: Supplicanti parce, Deus. Richter du gerechter Rache, Nachsicht üb‘ in meiner Sache, eh ich zum Gericht erwache. Seufzend steh ich schuldbefangen, Schamrot glühen meine Wangen, Lass mein Bitten Gnad‘ erlangen. Qui Mariam absolvisti, Et latronem exaudisti, Mihi quoque spem dedisti. Hast vergeben einst Marien, Hast dem Schächer dann verziehen, Hast auch Hoffnung mir verliehen. Soli TEXTE Preces meae non sunt dignae, Sed tu bonus fac benigne, Ne perenni cremer igne. Inter oves locum presta Et ab haedis me sequestra Statuens in parte dextra. Wenig gilt vor dir mein Flehen; Doch aus Gnade lass geschehen, Dass ich mög‘ der Höll‘ entgehen. Bei den Schafen gib mir Weide, Von der Böcke Schar mich scheide, Stell mich auf die rechte Seite. Confutatis maledictis Flammis acribus addictis Voca me cum benedictis. Wird die Hölle ohne Schonung Den Verdammten zur Belohnung, Ruf mich zu der Sel‘gen Wohnung. Oro supplex et acclinis, Cor contritum quasi cinis: Gere curam mei finis. Schuldgebeugt zu dir ich schreie, Tief zerknirscht in Herzensreue: Sel‘ges Ende mir verleihe. Lacrimosa dies illa, Qua resurget ex favilla Judicandus homo reus. Huic ergo parce, Deus. Pie Jesu Domine, Dona eis requiem. Tag der Tränen, Tag der Wehen, Da vom Grabe wird erstehen Zum Gericht der Mensch voll Sünden. Lass ihn, Gott, Erbarmen finden. Milder Jesus, Herrscher du, Schenk den Toten ew‘ge Ruh. IV. Offertorium Domine Jesu Christe, Rex Gloriae, Libera animas omnium fidelium defunctorum De poenis infernis Et de profundo lacu: Libera eas de ore leonis, Ne absorbeat eas tartarus, Ne cadant in obscurum: Sed signifer sanctus Michael Repraesentat eas in lucem sanctam, Quam olim Abrahae promisisti Et semini ejus. Chor und Soli Chor Chor 20 I 21 Herr Jesus Christus, König der Herrlichkeit, Bewahre die Seelen aller verstorbenen Gläubigen Vor den Qualen der Hölle Und von der Tiefe der Unterwelt. Bewahre sie vor dem Rachen des Löwen, Dass die Hölle sie nicht verschlinge, Dass sie nicht hinabstürzen in die Finsternis: Vielmehr geleite sie Sankt Michael, Der Bannerträger, in das heilige Licht, Das du einst dem Abraham verheißen Und seinen Nachkommen. Chor Hostias et preces tibi, Domine, Laudis offerimus; Tu suscipe pro animabus illis, Quarum hodie memoriam faciemus: Fac eas, Domine, de morte transire ad vitam, Quam olim Abrahae promisisti, Et semini ejus. Opfergaben und Gebete bringen wir zum Lobe dir dar, o Herr; Nimm sie an für jene Seelen, Deren wir heute gedenken. Herr, lass sie vom Tode hinübergehen zum Leben, Das du einst dem Abraham verheißen Und seinen Nachkommen. V. Sanctus Sanctus, sanctus, sanctus, Domine Deus Sabaoth. Pleni sunt coeli et terra Gloria tua. Osanna in excelsis. Chor Heilig, heilig, heilig, Herr, Gott Zebaoth. Himmel und Erde sind erfüllt Von deiner Herrlichkeit. Hosanna in der Höhe! VI. Benedictus Benedictus, qui venit in nomine Domini, Osanna in excelsis. Hochgelobt sei, der da kommt im Namen des Herrn, Hosanna in der Höhe. VII. Agnus Dei Agnus Dei, qui tollis peccata mundi: Dona eis requiem. Agnus Dei, qui tollis peccata mundi: Dona eis requiem sempiternam. VIII. Communio Lux aeterna luceat eis, Domine, Cum sanctis tuis in aeternum; Quia pius es. Requiem aeternam dona eis, Domine, Et lux perpetua luceat eis Cum sanctis tuis in aeternum: Quia pius es. Soli und Chor: Chor Lamm Gottes, das du trägst die Sünden der Welt, Gib ihnen Ruhe. Lamm Gottes, das du trägst die Sünden der Welt, Gib ihnen ewige Ruhe. Chor und Sopransolo Das ewige Licht leuchte ihnen, o Herr, Bei Deinen Heiligen in Ewigkeit: Denn Du bist mild. Herr, gib ihnen die ewige Ruhe Und das ewige Licht leuchte ihnen Bei deinen Heiligen in Ewigkeit: Denn du bist mild. TEXTE Balthasar-Neumann-Chor Thomas Hengelbrock gründete mit dem Balthasar-Neumann-Chor 1991 eine professionelle Formation aus jungen Solisten, die bereits mit den ersten Auftritten außergewöhnliche Erfolge verzeichnen konnte. Im Mittelpunkt steht die Musik des 16. bis 18. Jahrhunderts, doch führt die musikalische Arbeit auch zur Auseinandersetzung mit zeitgenössischen Werken, so z. B. auf der musikalischen Zeitreise »Vermächtnisse«, bei der Werke von Perotinus Magnus bis zu György Ligeti zu Gehör kommen. Unbekannte kirchenmusikalische Werke und die italienische Chormusik sind dem Chor ein besonderes Anliegen. In gemeinsamen Musiktheaterproduktionen und szenischen Projekten mit dem Balthasar-Neumann-Ensemble zeigt sich das außergewöhnliche schauspielerische Talent der einzelnen Chormitglieder. Höhepunkte waren u.a. die szenischen Aufführungen Italienischer Karnevalsmusiken in Masken und Kostümen sowie »Metamorphosen der Melancholie«, eine Hommage an englische Komponisten und Dichter des 17. Jahrhunderts, und das Musiktheater King Arthur mit der Musik von Henry Purcell und dem Drama von John Dryden. 1992 feierte der Chor seinen ersten internationalen Erfolg in Utrecht mit Purcells »Dido and Aeneas« mit dem Freiburger Barockorchester unter der Leitung von Thomas Hengelbrock. Auf die Konzerte beim Resonanzen-Festival in Wien 1993 folgten bald Einladungen zu bedeutenden Festspielen, u. a. nach Paris, Prag, Jerusalem, Wroclaw und zum Schleswig-Holstein-Musik-Festival. In Zusammenarbeit mit dem Regisseur Achim Freyer entstand 1996 für die Schwetzinger Festspiele und die Oper Bonn eine szenische Aufführung der »h-moll-Messe« von Johann Sebastian Bach, die 2002 eine konzertante Wiederaufnahme fand. Die Solopartien werden hierbei aus dem Chor besetzt, der das Werk auswendig singt. Die Presse lobt das stimmliche Potential des Chores und seine »Transparenz, Klarheit und leuchtende Spiritualität, die kaum zu überbieten sein dürfte« (Mannheimer Morgen). Großen Anklang fanden die beiden FreyerInszenierungen: Claudio Monteverdis »L´Orfeo« bei den Wiener Festwochen sowie den Münchner Opernfestspielen und Joseph Haydns »L‘Anima del Filosofo« bei den Schwetzinger Festspielen. Seit 1998 führt der Südwestrundfunk mit Balthasar-Neumann-Chor und -Ensemble eine eigene Konzertreihe unter dem Motto »Abenteuer Musik« durch. Unbekanntere Werke, wie z. B. die »Missa superba« von Johann Kaspar Kerll oder die »Missa sapientiae« von Antonio Lotti, wurden hier dem Publikum vorgestellt. In dieser Reihe wurde auch Antonio Lottis bedeutendes »Requiem F-Dur« erstmals wieder aufgeführt, das inzwischen als preisgekrönte CD vorliegt. Balthasar-Neumann-Chor und -Ensemble gastierten 2001 mit Haydns »Schöpfung« auf den bekannten Festivals der Sommersaison und spielten das Werk auf CD (bmg) ein. Mit Monteverdis »Marienvesper« wurde der Chor als ein Ensemble virtuoser Gesangsolisten auf mehreren 22I 23 Europatourneen gefeiert. Seit 2001 sind Balthasar-Neumann-Chor und -Ensemble »ensembles in residence« beim Feldkirch Festival, wo sie 2002 u.a. Monteverdis »L‘Orfeo« und Schumanns »Manfred« unter der Leitung von Thomas Hengelbrock aufführten und mit einer romantischen Chornacht einen grandiosen Schlusspunkt des Festivals setzten. 2003 brachten sie dort Beethovens Missa solemnis und Händels »Messias« zu Gehör. Im Festspielhaus Baden-Baden waren sie mit Purcells Dido and Aeneas in der Regie von Tatjana Gürbaca und unter der Leitung von Thomas Hengelbrock zu hören und zu sehen. Mit Klaus Maria Brandauer und Thomas Hengelbrock waren sie mit einem besonderen Weihnachtsprogramm zu hören. 2004 gingen sie u.a. mit romantischer Chormusik auf Europatournee. Namenspatron des Ensembles ist Balthasar Neumann (1687–1753), der bedeutendste deutsche Architekt des Barock und u.a. Baumeister der Residenzen von Würzburg und Schönbornslust sowie der Wallfahrtskirche Vierzehnheiligen. Biografien Balthasar-Neumann-Ensemble Das Balthasar-Neumann-Ensemble besteht aus herausragenden internationalen Musikern und wurde 1995 von Thomas Hengelbrock gegründet. Unter seiner künstlerischen Leitung hat sich das Ensemble in den vergangenen Jahren einen exzellenten Ruf erworben. Das Repertoire reicht vom Frühbarock bis zur Moderne und wird auf Grundlage historischer Aufführungspraxis mit jeweils angemessenem Instrumentarium dargeboten. Im Mittelpunkt steht dabei die Musik des 17. und 18. Jahrhunderts. Die Presse zählt es zu den herausragenden Barockensembles und betont die außergewöhnliche Intensität und Ausdruckskraft des Musizierens. Das Ensemble debütierte 1995 in Innsbruck mit Alessandro Scarlattis Oper »Il Mitridate Eupatore«, die im folgenden Jahr bei den Schwetzinger Festspielen präsentiert wurde. Seitdem ist das Balthasar-Neumann-Ensemble »ensemble in residence« bei den Schwetzinger Festspielen, die in Koproduktion mit der Staatsoper Unter den Linden Francesco Cavallis »La Didone« und mit den Innsbrucker Festwochen eine erstmalige Wiederaufführung von Giovanni Legrenzis »La Divisione del Mondo« zeigten. In enger Zusammenarbeit mit dem Regisseur Achim Freyer entstehen zahlreiche Produktionen, wie Joseph Haydns L‘Anima del Filosofo und Mozarts »Zauberflöte« unter der Leitung von Thomas Hengelbrock. 2005 war das Ensemble in Schwetzingen mit Alessandro Scarlattis Oper »Telemaco« in einer deutschen Erstaufführung zu hören. Aus der engen und kontinuierlichen Zusammenarbeit zwischen Balthasar-Neumann-Ensemble und Balthasar-Neumann-Chor entstehen ungewöhnliche Konzertprogramme und originelle Musiktheaterproduktionen, mit denen sie in der ganzen Welt zu hören sind. Insbesondere mit der Entdeckung in Vergessenheit geratener Werke und mit Neuinterpretationen bekannter Repertoires haben sie sich einen Namen gemacht. Innovative halbszenische Projekte, bei denen Musik, Rezitation, Schauspiel und Tanz auf immer neue Weise miteinander kombiniert werden, sind das Ergebnis einer experimentierfreudigen Auseinandersetzung, bei der die Ensemblemitglieder nicht selten den Frack mit dem Bühnenkostüm tauschen. Neben Karnevalsmusiken des 17. Jahrhunderts oder den Metamorphosen der Melancholie, Programmen, die der Idee des barocken Welttheaters nachspüren, wurden so Bühnenmusiken wie Schumanns »Manfred« oder Griegs »Peer Gynt« im Kontext von Byron bzw. Ibsens Dramen zu neuem Leben erweckt. Eine eigene Konzertreihe führt der Südwestrundfunk seit 1998 mit Chor und Ensemble durch. Unter dem Motto »Abenteuer Musik« führen sie den Hörer auf eine Entdeckungsreise durch das 17. und 18. Jahrhundert. In dieser Reihe kamen u.a. Werke aus der Notenbibliothek von J. S. Bach zur Aufführung, die einen bisher unbekannten Einblick in Bachs Auseinandersetzung mit den Werken seiner Zeit offenbarten. Im vergangenen Jahr führten sie unbekannte Werke von G. Ph. Telemann auf. 24 I 25 Unter Leitung des Konzertmeisters Daniel Sepec begab sich das Balthasar-Neumann-Ensemble mit Vivaldis »Vier Jahreszeiten« auf Tournee. In diesem Rahmen vergab das Ensemble zum ersten Mal eine Auftragskomposition: Johannes Harneit schrieb drei Intermezzi zu Vivaldis »Vier Jahreszeiten«, die beim Feldkirch Festival 2002 uraufgeführt wurden. Als »ensemble in residence« beim Feldkirch Festival führte es dort u.a. Monteverdis »L‘Orfeo« und Beethovens »Missa solemnis« und die Uraufführung des abendfüllenden Melodrams »König der Nacht« von Jan Müller-Wieland mit Klaus Maria Brandauer als Sprecher auf. Im Festspielhaus Baden-Baden feierte das Ensemble 2004 mit Verdis »Rigoletto« auf historischen Instrumenten einen großen Erfolg. Für 2007 wird dort Verdis »Falstaff« in der Regie von Philippe Arlaud und unter der Leitung von Thomas Hengelbrock geplant. Im Mozartjahr führt das Ensemble »Don Giovanni« beim Feldkirch Festival und »Il re pastore« bei den Salzburger Festspielen, dem Musikfest Bremen und dem Beethovenfest Bonn auf. Namenspatron des Ensembles ist Balthasar Neumann (1687–1753), der bedeutendste deutsche Architekt des Barock und u. a. Baumeister der Residenzen von Würzburg und Schönbornslust sowie der Wallfahrtskirche Vierzehnheiligen. Biografien Tanya Aspelmeier Hermann Oswald Tanya Aspelmeier studierte Gesang in den Sparten Lied, Oratorium und Oper bei Frau Prof. Ingrid Kremling an der Musikhochschule Hamburg, wo sie 2001 ihr Konzertexamen und ihr Operndiplom mit Auszeichnung ablegte. Ein Aufenthalt in Annecy/Frankreich, wo sie bei Mme Eva Kiss studierte, rundete ihre Ausbildung ab. Im Laufe ihres Studiums gewann Tanya Aspelmeier einige Preise renommierter Gesangswettbewerbe, z.B. den 2. Preis beim Bundeswettbewerb Gesang in Berlin, und verkörperte zahlreiche Opernpartien ihres Faches. Ihr Repertoire reicht von der Barockoper bis zum zeitgenössischen Musiktheater; Gastengagements führten sie an das Oldenburger Staatstheater, Stadttheater Wilhelmshaven, Schauspielhaus Hamburg, Theater Bonn und an die Hamburgische Staatsoper. Nach ihrem pädagogischen Diplom 1999 erhielt sie eine Dozentur für Gesang an der Hochschule Bremen und einen Lehrauftrag am Hamburger Konservatorium. Internationale Konzertengagements führten Tanya Aspelmeier durch Europa, Asien und Südamerika, und sie arbeitet mit führenden Ensembles unter Dirigenten wie z.B. Thomas Hengelbrock, Gustav Leonhardt, Konrad Junghänel und Philippe Herreweghe. Tanya Aspelmeier ist Mitglied des jungen Ensembles »Chapelle Rhénane«, das für seine CD-Einspielung der Symphoniae Sacrae von Heinrich Schütz die Auszeichnung »Diapason d‘Or« erhielt. Hermann Oswald sang als Kind schon im Tölzer Knabenchor. Er verschaffte sich durch privaten Gesangsunterricht sowie autodidaktische Arbeit 1992 den Einstieg in eine erfolgreiche Sängerlaufbahn. Seine Vorliebe für die Barockmusik führte zu einer deutlichen Ausrichtung seines solistischen Tätigkeitsbereiches im Konzert- sowie Opernfach. Sehr schnell brachte ihn die intensive Zusammenarbeit mit den Dirigenten Howard Armann, Ivor Bolton und Thomas Hengelbrock in der Szene der Barockmusik weiter. Neben einer ausgedehnten Konzerttätigkeit im gesamten europäischen Raum wurde Hermann Oswald als freier Opernsänger immer wieder von namhaften europäischen Opernhäusern eingeladen. So führten ihn Engagements an die Staatsopern von Berlin, München, Wien und Straßburg, sowie zu bedeutenden Musikfestspielen. 2002 sang er in Schwetzingen und Straßbourg den Monostatos in Mozarts »Zauberflöte« unter Regie von Achim Freyer. Auch 2004 gastierte er in einer szenischen Produktion mit Madrigalen von Gesualdo und Monteverdi bei den Schwetzinger Festspielen. Seine Liebe zur Alten Musik und dem Minnegesang brachte ihn zudem zu einer intensiven Zusammenarbeit mit renommierten Ensembles, wie »Ensemble Unicorn,« oder »Ensemble Accentus«. Truike van der Poel Markus Flaig Truike van der Poel studierte zunächst Altphilologie, später Gesang in Den Haag und Chorleitung in Rotterdam. Bis 2001 war sie Lehrbeauftragte für Chorleitung an der Musikhochschule Hannover. Seit 1999 ist sie Schülerin von Michaela Krämer. Ihr solistisches Repertoire reicht vom frühen Barock über klassische Liederabende, Berlioz, Mahler, Schönberg, Bartók und Wolpe bis zu Kammermusik von Ustwolskaja, Ligeti, Spahlinger und Lachenmann. Neben dem barocken und klassischen Oratorienfach profilierte sie sich in der zeitgenössischen Musik. Sie trat als Solistin auf in Nonos »Il Canto Sospeso«, mit dem Thürmchen Ensemble beim Warschauer Herbst 2005 und mit dem Deutschen Kammerchor in Heinz Holligers »Dunkle Spiegel«. Mit der Schola Heidelberg sang sie in zahlreichen Uraufführungen, Rundfunk- und CD-Aufnahmen, mit dem Balthasar-Neumann-Chor u.a. beim Bologna Festival, beim Bremer Musikfest und in der Kölner Philharmonie. Sie arbeitete mit dem Ensemble TrioLog, mit dem Kölner Violenconsort, dem Ensemble Resonanz, dem Schlagquartett Köln, dem Ensemble Avantgarde (Leipzig) und dem Ensemble L‘ Itinéraire (Paris) zusammen. Markus Flaig, in Horb am Neckar geboren, studierte zunächst Schul- und Kirchenmusik an der Musikhochschule Freiburg im Breisgau. Nach erfolgreichen Examina nahm er ein Gesangsstudium bei Prof. Beata Heuer-Christen auf und war Mitglied der Opernklasse von Prof. Gerd Heinz. Im Anschluss daran absolvierte er ein Aufbaustudium bei Prof. Berthold Possemeyer in Frankfurt am Main, welches er im Februar 2004 mit Auszeichnung abschloss. Bereits während seines Schulmusikstudiums erhielt er einen Gastvertrag an den Städtischen Bühnen Freiburg für die Partie des Azarias in Benjamin Brittens Kirchenparabel »The burning fiery furnace«. Konzertreisen führten den Bassbariton ins europäische Ausland, sowie nach Russland, Japan und Korea. Sein Repertoire im Oratorienfach reicht von der Renaissance über die Oratorien aus Barock, Klassik und Romantik bis hin zu zeitgenössischen Kompositionen. 2004 wurde er Preisträger des Internationalen Johann-Sebastian-Bach-Wettbewerbes Leipzig und gastierte bei zahlreichen Festspielen. Seit 1997 erarbeitet er sich mit dem Pianisten Jörg Schweinbenz ein umfangreiches Liedrepertoire und ist regelmäßig in Deutschland und dem benachbarten Ausland zu hören. 26 I 27 Biografien Heike Heilmann Julian Podger Heike Heilmann stammt aus Wangen im Allgäu. Sie gewann mehrfach den Ersten und Zweiten Bundespreis beim Wettbewerb »Jugend musiziert«. Nach dem Abitur studierte sie Gesang an der Staatlichen Hochschule für Musik Freiburg im Breisgau, unter anderem bei Prof. Markus Goritzki. Im Oktober 2002 begann sie ein Aufbaustudium mit Schwerpunkt Lied/Oratorium bei Prof. Heidrun Kordes an der Hochschule für Darstellende Kunst und Musik in Frankfurt am Main. Seit Oktober 2003 ist sie dort auch Mitglied der Opernklasse und wirkte unter anderem als Blondchen in Mozarts »Entführung aus dem Serail« und als Sophie Scholl in »Die Weiße Rose« von Udo Zimmermann mit. Neben ihrer regen solistischen Tätigkeit ist Heike Heilmann auch Mitglied in professionellen Ensembles, wie dem Balthasar-Neumann-Chor unter der Leitung von Thomas Hengelbrock. In der Spielzeit 2004/05 war Heike Heilmann als Gast in mehreren Produktionen an der Oper Frankfurt engagiert. Zahlreiche Konzerte führten sie u.a. nach Österreich, Frankreich, Italien, Tschechien, Belgien, Brasilien und in die Schweiz. Julian Podger begann seine musikalische Laufbahn in Kassel, wo er sich zunächst als Sänger und Dirigent betätigte. Später erhielt er ein Chorstipendium und begann am Trinity College in Cambridge, Musik zu studieren. Als Solist ist er international gefragt; Einladungen führten ihn nach Montevideo in Uruguay und nach Israel, wo er mit »The Israel Camerata« Werke von Bach und Händel aufführte. Höhepunkte waren Aufnahmen von Bachkantaten und Psalmenvertonungen von Lili Boulanger – beides unter John Eliot Gardiner – eine Japan-Tournee als »Lucano« in Monteverdis »Die Krönung der Poppea« mit The Purcell Quartet Opera Project sowie Bachkantaten mit Andrew Parrott und dem »Taverner Consort« beim Ansbach Musikfestival. Er wirkt regelmäßig an Musikfestivals in ganz Europa mit und arbeitet mit Dirigenten wie Phillipe Herreweghe und Reinhard Goebel (»Musica Antiqua Köln«) zusammen. Eines seiner Hauptinteressen ist die Mitwirkung in Musikensembles. Er ist Mitglied in einem der führenden mittelalterlichen Ensembles der Welt, Gothic Voices sowie im Harp Consort, und singt bei den Tallis Scholars. Die Arbeit mit seinem eigenen Ensemble Trinity Baroque steht in Verbindung mit seinen Studien auf dem Gebiet der historischen Aufführungspraxis in Cambridge. Barbara Ostertag Barbara Ostertag stammt aus Freiburg im Breisgau, wo sie zunächst Musikwissenschaft und anschließend Gesang studierte; dabei wurde sie unter anderem von Heidemarie Tiemann und Gerd Heinz betreut. Sie wirkte bei mehreren Lied- und Opernproduktionen mit und war bereits während der Ausbildung als Gast am Freiburger Theater tätig. Weitere sängerische Impulse erhielt sie von Kurt Moll, Anna Reynolds und Eugen Rabine. Ihre sängerische Tätigkeit umfasst gleichermaßen die Bereiche Oper, Oratorium und Lied. 2002 war sie in der Schauspielproduktion »Doktor Faustus« am Freiburger Theater zu sehen. 2003/04 wirkte sie bei den viel beachteten Produktionen »King Arthur« und »Melancholie« unter der Leitung von Thomas Hengelbrock mit. Im Bereich Oratorium gilt ihre Aufmerksamkeit besonders den Werken des Barock und der Klassik. Darüber hinaus hat sie sich aber auch als Interpretin der Neuen Musik bekannt gemacht; schon mehrmals hatte sie dabei die Gelegenheit, mit den Komponisten direkt zusammenzuarbeiten. Sie war Gast auf mehreren Festivals, unter anderem bei der »Ruhrtriennale«, den »Schwetzinger Schlossfestspielen«, den »Pfingstfestspielen Baden-Baden« und den »Haller Bach-Tagen«. 28 I 29 Marek Rzepka Marek Rzepka wurde in Mikolow (Polen) geboren. Der gelernte Bergmann gewann 1989 beim Kolobrzeg-Festival den ersten Preis und begann darauf seine Gesangsausbildung in Krakau bei Adam Szybowski. 1993 wechselte er an die Dresdner Musikhochschule und setzte sein Studium bei Christian Elßner fort, das er 1998 mit Auszeichnung abschloss. Weiter studierte er bei HansJoachim Beyer, besuchte Meisterkurse bei Brigitte Fassbaender, Teresa Zylis-Gara, Peter Schreier, Thomas Quasthoff und Charles Spencer und arbeitet zur Zeit mit Rudolf Piernay. Sein Repertoire reicht von historischen bis zu zeitgenössischen Kompositionen. So sang er z.B. Mozarts »Requiem« in der Krakauer Philharmonie, die »Matthäus-Passion« von J. S. Bach mit dem Dresdner Kreuzchor, Mauricio Kagels Oper »Aus Deutschland« und konzertierte mit H. Rilling, A. Parrott, Steven Stubbs und Eduardo López Banzo, sowie regelmäßig mit dem Balthasar-Neumann-Ensemble unter T. Hengelbrock. Er gastierte bei zahlreichen Festspielen (u. a. 2005 beim »Boston Early Music Festival«), gab Liederabende in Dresden, Freiburg, Hamburg, Krakau, Wien und Leipzig und wirkte bei CD-Produktionen und Rundfunkaufnahmen mit. 2001 erhielt er einen Lehrauftrag für Gesang an der Leipziger Musikhochschule. Biografien Thomas Hengelbrock Thomas Hengelbrock machte sich als Entdecker in Vergessenheit geratener Werke und mit Neuinterpretationen bekannter Repertoires einen Namen. Im Zentrum seiner künstlerischen Arbeit steht die intensive Auseinandersetzung mit einem Werk in seinem historischen Zusammenhang. Thomas Hengelbrock strebt – wie Balthasar Neumann mit der architektonischen Engführung von Bau, Malerei, Skulptur und Garten – eine Integration von Musik und anderen Künsten an. Darum widmet er sich nicht nur intensiv der Oper, sondern auch der Kombination unerwarteter und neuartiger Konzertprogramme sowie halbszenischer Projekte. Sein Repertoire umfasst das 16. bis 21. Jahrhundert. Thomas Hengelbrock begann seine Karriere als Geiger. Wichtige künstlerische Impulse erhielt er von Witold Lutoslawski, Maurizio Kagel und Antal Dorati sowie durch seine Mitwirkung in Nikolaus Harnoncourts Concentus musicus. Das Freiburger Barockorchester, das er mitbegründete, spielte bis 1997 unter seiner Leitung; mit den Amsterdamer Bachsolisten arbeitete er von 1988 bis 1991, und die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen wählte mit ihm 1995 erstmals einen festen künstlerischen Leiter. Mit letzteren führte er u.a. an der Oper Bonn Mozarts »Don Giovanni« in einer Regie von Roberto Ciulli auf und wurde von den Musikkritikern Nordrhein-Westfalens zum Dirigenten des Jahres gewählt. Von 2000 bis 2003 war er Musikdirektor der Volksoper Wien. Thomas Hengelbrock gründete den Balthasar-Neumann-Chor (1991) und das gleichnamige Ensemble (1995) und realisiert mit ihnen seine künstlerischen Ideen. Seit 2001 ist er zudem künstlerischer Leiter des »Feldkirch Festivals«. Als Dirigent folgt Thomas Hengelbrock den Einladungen zahlreicher renommierter Orchester, Festivals und Opernhäuser u.a. in Paris, London, Madrid, Sevilla, Bologna, Parma, Prag, Jerusalem, Brüssel, Rotterdam, Kopenhagen, Wien, München und Berlin. Er arbeitet u.a. mit dem Sinfonieorchester des Bayrischen Rundfunks, den Bamberger und Wiener Symphonikern, dem Philharmonischen Staatsorchester Hamburg, den Rundfunksinfonieorchestern Berlin, Köln, Stuttgart und Kopenhagen, dem Jerusalem Symphony Orchestra, dem Orchestra della Toscana, dem Orchestre Philharmonique du Luxembourg, dem City of Birmingham Symphony Orchestra und dem Chamber Orchestra of Europe. Gefeierte Aufführungen waren unter seiner Leitung bei den großen Festivals zu hören: »Resonanzen Festival Wien«, »Wiener Festwochen«, »Festwochen Alter Musik Innsbruck«, »Bremer Musikfest«, »Dresdner Musikfestspiele«, »Schleswig Holstein Musikfestival«, »Ludwigsburger Schlossfestspiele«, »Schwetzinger Festspiele«, »Rheingau Musikfestival«, »Musikfestspiele PotsdamSanssouci«, »Händelfestspiele Halle«, »Bologna Festival« und »Israel Festival Jerusalem« und zahlreichen weiteren. 30 I 31 Biografien Mehr grosse Vokalwerke im KONZERTHAUS DORTMUND Henze zum 80. Zu Ehren des bedeutenden westfälischen Komponisten zeigen wir Hans Werner Henzes Musikdrama »The Bassarids – Die Bassariden« in einer Produktion der Oper Köln mit dem Gürzenich Orchester Köln, Markus Stenz, Dirigent. Mo 04.12.06 · 20.00 »Tönet ihr Pauken« – Johann Sebastian Bachs »Weihnachtsoratorium« Festlich-barocke Einstimmung auf Weihnachten mit dem Bach-Kollegium Stuttgart und Solisten unter der Leitung von Helmuth Rilling. Mo 11.12.06 · 20.00 32 I 33 Weiterhören Texte Anne do Paço Fotonachweise Titel © Benjamin Krieg S. 4I5 © Internationale Stiftung Mozarteum S. 8I 9 © Internationale Stiftung Mozarteum S. 12 © Internationale Stiftung Mozarteum S. 22 © Bianca Claße S. 25 © Telemach Wiesinger S. 27 © Telemach Wiesinger S. 32 © Bianca Claße Herausgeber KONZERTHAUS DORTMUND Geschäftsführer und Intendant Benedikt Stampa Redaktion Franziska Graalmann · Claudia Beißwanger Konzeption Kristina Erdmann Anzeigen Milena Ivkovic · T 0231-22696-161 Druck Gustav Kleff GmbH & Co. KG · Dortmund Wir danken den beteiligten Künstleragenturen und Fotografen für die freundliche Unterstützung. Es war nicht in allen Fällen möglich, die Bildquellen ausfindig zu machen. Rechteinhaber bitte melden. Druckfehler und Änderungen von Programm und Mitwirkenden vorbehalten! 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