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Konzerthaus DortmunD · Wer
weiss, wie nahe mir mein ende
Mozart-Requiem · Arie · Choral
und Rezitativ · Am 29.10.2006 · Kyrie
Sequentia · Sanctus · Agnus Dei
Communio · Introitus · Requiem
D-Moll · So klingt nur Dortmund.
2,50 E
KONZERTHAUS DORTMUND · SonnTAG, 29.10.2006 · 20.00
Dauer: ca. 1 Stunde 10 Minuten ohne Pause
Mozart-Requiem
Balthasar-Neumann-Chor
Balthasar-Neumann-Ensemble
Thomas Hengelbrock Leitung
Abo: Chorklang
Wir bitten um Verständnis, dass Bild- und Tonaufnahmen während der Vorstellung nicht
gestattet sind.
Mozart komponiert das Requiem
4I5
Johann Sebastian Bach (1685–1750)
Wolfgang Amadeus Mozart (1756 –1791)
»Wer weiß, wie nahe mir mein Ende«. Kantate BWV 27
Requiem d-moll KV 626 (Fassung Franz Xaver Süssmeyr)
Choralchor
Rezitativ
Aria
Rezitativ
Aria
Choral
Solisten
›Wer weiß, wie nahe mir mein Ende‹
›Mein Leben hat kein ander Ziel‹
›Willkommen! will ich sagen‹
›Ach, er doch schon im Himmel wär!‹
›Gute Nacht, du Weltgetümmel‹
›Welt ade! ich bin dein müde‹
Tanya Aspelmeier Sopran
Truike van der Poel Alt
Hermann Oswald Tenor
Markus Flaig Bass
I Introitus: ›Requiem aeternam‹ Chor und Sopransolo
II ›Kyrie‹ Chor
III Sequentia: ›Dies irae‹ Chor
›Tuba mirum‹ Soli
›Rex tremendae‹ Chor
›Recordare‹ Soli
›Confutatis‹ Chor
›Lacrimosa‹ Chor
IV Offertorium: ›Domine Jesu Christe‹ Chor und Soli
›Hostias‹ Chor
V ›Sanctus‹ Chor
VI ›Benedictus‹ Soli und Chor
VII ›Agnus Dei‹ Chor
VIII Communio: ›Lux aeterna‹ Chor und Sopransolo
Solisten
Heike Heilmann Sopran
Barbara Ostertag Alt
Julian Podger Tenor
Marek Rzepka Bass
Beethoven beim Komponieren am Klavier (Fotografie nach einem Gemälde von Albert Gräfle)
6I 7
Programm
Mozart am Totenbett
8I9
Werke
»Welt, ade! ich bin dein müde«
Johann Sebastian Bach »ist Universalist, Querdenker, Einzelgänger: ein Genie, das bestimmte
Möglichkeiten menschlicher Erfahrung leidenschaftlicher und kompetenter als andere zu
thematisieren vermag und dabei wie von selbst Nervenpunkte trifft, die über die Zeiten hinweg
vielen Menschen gemeinsam sind«, schrieb Martin Geck über den barocken Meister. An Bach führt
kein Weg vorbei. Er hat nicht nur ein beispiellos vielseitiges Œuvre hinterlassen, das bis heute
kaum überschaubar ist, sondern auch den nachfolgenden Generationen einen Weg vorgezeichnet.
Das Kantatenwerk stellt innerhalb seines Schaffens den umfangreichsten und vielfältigsten
Teil dar und ist von einzigartiger Bedeutung. Da es Bach an keinerlei kompositions- und aufführungstechnischen Möglichkeiten fehlte, gelang es ihm stets, tradierte Konventionen neu zu
befragen. Er hinterließ Zyklen für insgesamt fünf Kirchenjahre – zusammen mehr als dreihundert
Werke, von denen heute noch knapp zweihundert überliefert sind.
In der Kantate BWV 27 »Wer weiß, wie nahe mir mein Ende« setzte er sich auf höchst eindringliche
Weise mit dem Thema der Vergänglichkeit auseinander. Die Komposition entstand für den
16. Sonntag nach Trinitatis, den 6. Oktober 1726. Bach war seit drei Jahren Leipziger Thomaskantor – eine Position, die ihm nicht nur Anerkennung, sondern auch viel Arbeit einbrachte, war
er doch verpflichtet, die sonntäglichen Gottesdienste jeweils mit neuen Kantaten musikalisch zu
gestalten. Hatte er anfangs noch auf ältere Werke zurückgreifen können, so musste er ab 1724
wöchentlich eine neue Komposition vorlegen und einstudieren. Die meisten Kantaten begannen
mit großen Chorsätzen, die intensive Proben erforderten. Dieses Übermaß an Arbeit ließ sich auf
Dauer nicht durchhalten, so dass der Anteil an Kantaten aus den Jahren 1725/26, die auf einen
großen Eingangschor verzichten und sich, abgesehen vom schlichten Choralsatz am Ende, auf
Solostimmen beschränken, vergleichsweise hoch ist. Die Kantate BWV 27 war von derartigen
Reduktionen dagegen nicht betroffen, sondern gehört mit ihrer relativ großen Besetzung zu den
opulenteren Kirchenkompositionen Bachs. Die beiden Rahmenteile erfordern einen Chor, jeweils
zwei Rezitative und Arien sind auf drei Solisten verteilt, der Instrumentalsatz aus Streicherstimmen
mit Basso Continuo erhält durch die Ergänzung durch zwei Oboen und ein Horn ein äußerst
farbiges Klangspektrum.
Am 16. Sonntag nach Trinitatis steht die im Evangelium geschilderte Auferweckung des Lazarus
im Zentrum der Betrachtungen – eine Geschichte, die deutlich macht, dass Jesus Christus dem
Tod die Macht genommen und die Hoffnung auf das ewige Leben in die Welt gebracht hat.
Bach entfaltet in seiner Kantate ein mehrschichtiges Szenario von ergreifender musikalischtheologischer Aussagekraft, in dem das für das Zeitalter des Barock so typische Thema der
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Weltmüdigkeit ins Zentrum gerückt ist. Sogleich in der Eröffnungsnummer wird die Vorstellung
der Vanitas eindrucksvoll geschildert. Ein chromatisch sich dahinschleppendes Orchestervorspiel
nimmt den Zuhörer sogleich mit in die ernste Ausgangssituation. Die vom Chor vorgetragenen
Choralzeilen werden von den Solisten mit eingeschobenen Solopassagen kommentiert. Im
Orchester erklingt ein monotones Pendel – düsterer Schlag einer Totenglocke wie unerbittliches
»Tick-Tack« – , zwischen das sich die Oboen mit klagenden Seufzerfiguren mischen. Das musikalische
Bild des Verstreichens der Zeit bestimmt auch das Continuo mit seinem obligaten Cembalo in
der Alt-Arie Nr. 3 ›Willkommen! will ich sagen, wenn der Tod ans Bette tritt‹, während sich die
Singstimme geradezu erwartungsfroh – die Worte immer wieder in Koloraturen auflösend – dem
Gedanken an den nahen Tod hingibt. Der Tonfall melancholischer Weltmüdigkeit prägt die in der
»Vergänglichkeits«-Tonart g-moll stehende Bassarie Nr. 5 ›Gute Nacht, du Weltgetümmel‹.
Der auf den Streicherapparat reduzierte Orchestersatz erhält seine bemerkenswerte Kraft
durch eine geradezu sinfonische Konzeption. Mit dem abschließenden Choral ›Welt ade!‹ griff
Bach auf bereits vorhandenes Material zurück und zitierte hier fast unverändert das ›Welt, ade!‹
des Komponisten Johann Rosenmüller aus dem Jahre 1652. Neben äußeren Anlässen, wie der
Erfüllung seiner Pflichten als Thomaskantor, mögen immer wieder auch persönliche Erfahrungen
in Bachs Werkkonzeptionen mit hineingespielt haben.
Am 29. Juni 1726 – wenige Monate, bevor er mit der Komposition von BWV 27 begann – war
seine dreijährige Tochter Christiane Sophia gestorben – ein für ihn zutiefst erschütterndes
Ereignis, das sicher auch seine Spuren in dem höchst eindringlichen Tonfall, mit dem er
in dieser Kantate der Frage nach Glauben und Vertrauen angesichts des Todes nachging,
hinterlassen haben dürfte.
Werke
Zwischen Himmel und Erde
Als Wolfgang Amadeus Mozart am 5. Dezember 1791 im Alter von gerade mal 35 Jahren
starb, begann ein in der Musikgeschichte beispielloses Tauziehen um eines seiner Werke: das
»Requiem d-moll«, seine letzte, unvollendet gebliebene Komposition. Die Nachwelt spann
sogleich unzählige romantisierende Anekdoten um die Entstehungsumstände, Geschichten, die
immer neu variiert wurden. Heute gilt als gesichert: Es war kein »grauer Unbekannter«, der Mozart
den Auftrag gab, seine eigene Totenmesse zu komponieren, es war auch keiner seiner Neider, der
ihn in den Tod treiben wollte – der fremde Bote, der den anonymen Kompositionsauftrag für eine
»Seelenmesse« überbrachte und sogleich auch ein Honorar verhandelte, stand vielmehr im Dienste
des Grafen Franz von Walsegg-Struppach, der als musikalischer Amateur der zweifelhaften
Vorliebe frönte, bei angesehenen Komponisten Werke zu bestellen, um sie als seine eigenen zur
Aufführung zu bringen. Mit einem Requiem wollte er seiner am 14. Februar 1791 verstorbenen
Frau gedenken.
Der Auftrag wurde Mozart im Juli 1791 überbracht. Fast gleichzeitig erhielt er vom Prager
Ständetheater das Angebot für die Oper »La Clemenza di Tito«, außerdem arbeitete er an der
»Zauberflöte«, die am 30. September am Wiener Theater an der Wieden ihre Uraufführung erleben
sollte. Immer wieder unterbrach er wegen dieser terminlich dringenderen Aufträge die Arbeit am
»Requiem«, das er gleichwohl als eines seiner wichtigsten Werke einschätzte, äußerte er doch
gegenüber seiner Frau Constanze, dass es sich um eine Partitur handele, an der »Freunde und
Feinde noch nach meinem Tode studieren sollten«. Die Doppelbödigkeit dieser Aussage dürfte
Mozart zu diesem Zeitpunkt noch nicht bewusst gewesen sein, war er trotz seiner angegriffenen
Gesundheit und prekären finanziellen Lage doch voller Schaffensdrang und versprach sich mit
der Komposition dieses großen kirchenmusikalischen Werkes nicht zuletzt auch Chancen auf die
Nachfolge des Wiener Domkapellmeisters Leopold Hofmann. Die Vollendung der Partitur schätzte
er auf den Beginn des neuen Jahres, wie seine merkwürdige Vordatierung des Autographs
auf 1792 verrät. Doch dieses Jahr sollte er nicht mehr erleben. Bereits nach dem Erfolg der
»Zauberflöte«, mit dem ein wichtiges Ziel erreicht war, fühlte er sich geschwächt und konnte
sich immer weniger gegen eine »lähmende Mattigkeit« und Melancholie wehren. Ein letztes
Mal unterbrach er die Arbeit an der Totenmesse, um am 15. November sein letztes vollendetes
Werk niederzuschreiben: Die »Kleine Freimaurerkantate« KV 623, deren Uraufführung er am
17. November anlässlich einer Freimaurerlogen-Feier selbst dirigierte. Die Komposition wurde
begeistert aufgenommen. Laut Constanzes Bericht kam Mozart hoch gestimmt nach Hause, um
sogleich seine Arbeit am Requiem fortzusetzen. Doch bereits nach wenigen Tagen »verfiel er in
Mozart am Spinett
12 I13
Werke
seine vorige Melancholie, ward immer matter und schwächer, bis er ganz auf das Krankenbett
hinsank« (Franz Xaver Niemetschek). Der Tod riss ihn schließlich mitten aus der Arbeit – und
bestätigte seine ahnungsvolle Äußerung, er schreibe dieses Requiem für sich selbst. Die Komposition
blieb Fragment.
In Mozarts eigenhändiger Niederschrift liegt nur der »Introitus« vollständig ausgearbeitet und
instrumentiert vor. Von den übrigen Sätzen sind das ›Kyrie‹, fast die komplette Sequenz und das
›Offertorium‹ als Vokalsatz und Basslinie notiert, die Instrumentalstimmen dagegen nur fragmentarisch – eine vorläufige Notation, die Mozart als »Gedächtnisstütze« für all das benutzte, was er
bereits »im Kopf« hatte. Was aus der »Sequenz‹ fehlt, ist ein Großteil des ›Lacrimosa‹, das bereits
nach dem achten Takt abbricht. Die Sätze ›Sanctus‹, ›Benedictus‹, ›Agnus Dei‹ und ›Communio‹,
also ein gutes Drittel des Werkes, fehlen ganz. Nicht so sehr, um Mozarts letztes Werk zu vollenden –
denn dies dürfte angesichts der Qualität des bereits Komponierten eine Bürde gewesen sein, die
sicherlich kein Zeitgenosse freiwillig auf sich genommen hätte –, sondern wohl doch eher, um
seiner Witwe Constanze in ihrer prekären finanziellen Situation zu dem mit dem Auftraggeber
vereinbarten Resthonorar von 100 Dukaten zu verhelfen, fanden sich einige Schüler Mozarts
bereit, den Versuch der Fertigstellung zu unternehmen: Franz Jacob Freystädtler schrieb die
Streicherstimmen der ›Kyrie‹-Fuge aus; Joseph Eybler – laut Albrechtsberger »nach Mozart in
der Musik jetzt das größte Genie« – legte bis zum ›Lacrimosa‹ eine vollständige Instrumentation
vor, um danach aufzugeben; der Mozart-Freund Abbé Stadler entwarf die Streicherstimmen
zum ›Domine Jesu Christe‹; Franz Xaver Süßmayr gelang schließlich der erste vollständige
Komplettierungsversuch, mit dem ihm – bei allen Fragen, die seine Version aufwirft – der
Verdienst zukommt, Mozarts Torso für die Aufführungspraxis gerettet zu haben. Auffallend ist
das dunkle Timbre, das die Komposition durch die von Mozart eindeutig festgelegte besondere
Art der Bläserregistrierung erhält: Zum Streichquartett treten neben dem Fagottbass zwei
Bassetthörner hinzu; die üblichen Flöten und Oboen fehlen völlig, drei Posaunen verstärken
traditionsgemäß die drei tiefen Chorstimmen.
Das eröffnende ›Requiem aeternam‹ ist eine Totenklage von ebenso aufwühlender wie milder
Trauer. Behutsam entwinden sich die Instrumentalstimmen dem Dunkel, um gemeinsam mit
dem Chor flehentlich Gott um Ruhe für die verstorbenen Seelen anzurufen. Das anschließende
›Kyrie‹ ist eine kunstvolle Doppelfuge, in der sich die Bitte um göttliches Erbarmen in immer
drängendere Anrufungen steigert. Mit beiden Sätzen bezieht sich Mozart auf den von ihm
bewunderten, immer wieder studierten und auch bearbeiteten Georg Friedrich Händel: Der
»Introitus« zitiert Händels Eröffnungschor zum »Funeral Anthem for Queen Caroline« HWV 264, das
›Kyrie‹ den Chor ›And with His stripes we are healed‹ aus dem »Messias«. Erbarmungslos und mit
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expressiver Wucht malt das ›Dies irae‹ die Schrecken des Jüngsten Gerichts. Gegeneinander
getriebene melodische Linien sowie scharfe Akzente in den Pauken und Trompeten evozieren
die Vision der Apokalypse. Eine Atmosphäre, die man sofort mit der Sarastro-Musik aus der
»Zauberflöte« verbindet, kommt mit dem pathetischen Solo der Posaune im ›Tuba mirum‹ auf.
Nun steht der Einzelne vor dem Richterstuhl. Die folgende Tenor-Passage ist von hysterischer
Erregtheit – und wird wiederum in einem Ensemblesatz aufgehoben, dessen der Welt abhanden
gekommene innige Schönheit ebenso schmerzt wie die Klänge des folgenden ›Rex tremendae‹
verstören. Auf die geradezu herausgeschriene Verzweiflung antwortet ein Engelschor aus entrückter
Ferne mit seinem tröstlichen »Voca me« im ›Confutatis‹. Eine letzte erschütternde Klage ist
das »Lacrimosa« mit seinen Seufzer-Figuren in den Streichern. Der Gnadenbeweis Gottes, die
Verstorbenen vom Tod ins ewige Leben hinübergehen zu lassen, ist im ›Hostias‹ musikalisch in
der Kombination des »tempus perfectum«, des »göttlichen« Dreier-Taktes, mit dem vollkommen
in sich geschlossenen »irdischen« Vokalquartett eingelöst. Das letzte, was Mozart vertonte,
waren die Worte »Fac eas, Domine, de morte transire ad vitam« (»Herr, lass sie vom Tode
hinübergehen zum Leben«).
Zeigt sich hier eine hoffnungsvolle eschatologische Erwartung am Ende des Lebens, so sind
die von Mozarts Zeitgenossen überlieferten Schilderungen seiner letzten Tage und Stunden
dagegen ein grausiges Zeugnis des Endstadiums einer tödlichen Krankheit im ausgehenden
18. Jahrhundert. Sein Requiem war nicht der einzige Plan, den er unvollendet hinterließ. Den
tiefsinnigen Assoziationen ist kein Ende gesetzt.
Werke
Johann Sebastian Bach »Wer weiss, wie nahe mir mein Ende?« Kantate BWV 27
1. Choral und Rezitativ
Chor Wer weiß, wie nahe mir mein Ende?
Sopran Das weiß der liebe Gott allein,
Ob meine Wallfahrt auf der Erden
Kurz oder länger möge sein.
Chor Hin geht die Zeit, her kommt der Tod.
Alt Und endlich kommt es doch so weit,
Dass sie zusammentreffen werden.
Chor Ach, wie geschwinde und behände
Kann kommen meine Todesnot!
Tenor Wer weiß, ob heute nicht
Mein Mund die letzten Worte spricht?
Drum bet ich alle Zeit:
Chor Mein Gott, ich bitt durch Christi Blut,
Mach‘s nur mit meinem Ende gut.
2. Rezitativ
Leben hat kein ander‘ Ziel,
Als dass ich möge selig sterben,
Und meines Glaubens Anteil erben.
Drum leb ich allezeit
Zum Grabe fertig und bereit,
Und was das Werk der Hände tut,
Ist gleichsam, ob ich sicher wüsste,
Dass ich noch heute sterben müsste:
Denn Ende gut, macht alles gut!
Tenor Mein
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3. Arie
Alt Willkommen! will ich sagen,
Wenn der Tod ans Bette tritt.
Fröhlich will ich folgen, wenn er ruft,
In die Gruft,
Alle meine Plagen
Nehm ich mit.
4. Rezitativ
Sopran Ach, wer doch schon im Himmel wär!
Ich habe Lust zu scheiden
Und mit dem Lamm,
Das aller Frommen Bräutigam,
Mich in der Seligkeit zu weiden.
Flügel her!
Ach, wer doch schon im Himmel wär!
5. Arie
Bass Gute Nacht, du Weltgetümmel!
Jetzt mach ich mit dir Beschluss;
Ich steh schon mit einem Fuß
Bei dem lieben Gott im Himmel.
6. Choral
Welt, ade! ich bin dein müde,
Ich will nach dem Himmel zu,
Da wird sein der rechte Friede
Und die ew‘ge, stolze Ruh.
Welt, bei dir ist Krieg und Streit,
Nichts, denn lauter Eitelkeit,
In dem Himmel allezeit
Friede, Freud und Seligkeit.
TEXTE
Wolfgang Amadeus Mozart Requiem d-moll, KV 62
I. Introitus
Requiem aeternam dona eis, Domine:
Et lux perpetua luceat eis.
Te decet hymnus, Deus, in Sion,
Et tibi reddetur votum in Jerusalem:
Exaudi orationem meam;
Ad te omnis caro veniet.
Requiem aeternam dona eis, Domine:
Et lux perpetua luceat eis.
Chor und Sopransolo
Herr, gib ihnen die ewige Ruhe,
Und das ewige Licht leuchte ihnen.
O Gott, dir gebührt ein Loblied in Zion,
Dir erfülle man sein Gelübde in Jerusalem.
Erhöre mein Gebet,
Zu dir kommt alles Fleisch.
Herr, gib ihnen die ewige Ruhe,
Und das ewige Licht leuchte ihnen.
Liber scriptus proferetur,
In quo totum continetur,
Unde mundus judicetur.
Und ein Buch wird aufgeschlagen,
Treu darin ist eingetragen
Jede Schuld aus Erdentagen.
Judex ergo cum sedebit,
Quidquid latet, apparebit:
Nil inultum remanebit.
Sitzt der Richter dann zu richten,
Wird sich das Verborg‘ne lichten;
Nichts kann vor der Strafe flüchten.
Quid sum miser tunc dicturus?
Quem patronum rogaturus,
Cum vix justus sit securus?
Weh, was werd‘ ich Armer sagen?
Welchen Anwalt mir erfragen,
Wenn Gerechte selbst verzagen?
Chor
II. Kyrie
Kyrie eleison.
Christe eleison.
Kyrie eleison.
Chor
Herr, erbarme dich unser.
Christus, erbarme dich unser.
Herr, erbarme dich unser.
III. Sequentia
Dies irae, dies illa
Solvet saeclum in favilla
Teste David cum Sibylla.
Tag des Zornes, Tag der Klage,
Wird die Welt in Asche zünden,
Wie Sibyll und David künden.
Quantus tremor est futurus.
Quando judex est venturus
Cuncta stricte discussurus!
Welch ein Graus wird sein und Zagen,
Wenn der Richter kommt, mit Fragen
Streng zu prüfen alle Klagen.
Chor
Soli
Tuba mirum spargens sonum
Per sepulcra regionum
Coget omnes ante thronum.
Laut wird die Posaune klingen,
Durch der Erde Gräber dringen,
Alle hin zum Throne zwingen.
Mors stupebit et natura,
Cum resurget creatura
Iudicanti responsura.
Schaudernd sehen Tod und Leben,
Sich die Kreatur erheben,
Rechenschaft dem Herrn zu geben.
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Rex tremendae majestatis,
Qui salvandos salvas gratis,
Salva me, fons pietatis!
König schrecklicher Gewalten,
Frei ist deiner Gnade Schalten:
Gnadenquell, lass Gnade walten!
Recordare, Jesu pie,
Quod sum causa tuae viae:
Ne me perdas illa die.
Milder Jesus, wollst erwägen,
Dass du kamest meinetwegen:
Schleudre mir nicht Fluch entgegen.
Quaerens me sedisti lassus,
Redemisti crucem passus:
Tantus labor non sit cassus!
Bist mich suchend müd‘ gegangen,
Mir zum Heil am Kreuz gehangen,
Mög dies‘ Mühn‘ zum Ziel gelangen.
Juste judex ultionis,
Donum fac remissionis
Ante diem rationis.
Ingemisco tamquam reus,
Culpa rubet vultus meus:
Supplicanti parce, Deus.
Richter du gerechter Rache,
Nachsicht üb‘ in meiner Sache,
eh ich zum Gericht erwache.
Seufzend steh ich schuldbefangen,
Schamrot glühen meine Wangen,
Lass mein Bitten Gnad‘ erlangen.
Qui Mariam absolvisti,
Et latronem exaudisti,
Mihi quoque spem dedisti.
Hast vergeben einst Marien,
Hast dem Schächer dann verziehen,
Hast auch Hoffnung mir verliehen.
Soli
TEXTE
Preces meae non sunt dignae,
Sed tu bonus fac benigne,
Ne perenni cremer igne.
Inter oves locum presta
Et ab haedis me sequestra
Statuens in parte dextra.
Wenig gilt vor dir mein Flehen;
Doch aus Gnade lass geschehen,
Dass ich mög‘ der Höll‘ entgehen.
Bei den Schafen gib mir Weide,
Von der Böcke Schar mich scheide,
Stell mich auf die rechte Seite.
Confutatis maledictis
Flammis acribus addictis
Voca me cum benedictis.
Wird die Hölle ohne Schonung
Den Verdammten zur Belohnung,
Ruf mich zu der Sel‘gen Wohnung.
Oro supplex et acclinis,
Cor contritum quasi cinis:
Gere curam mei finis.
Schuldgebeugt zu dir ich schreie,
Tief zerknirscht in Herzensreue:
Sel‘ges Ende mir verleihe.
Lacrimosa dies illa,
Qua resurget ex favilla
Judicandus homo reus.
Huic ergo parce, Deus.
Pie Jesu Domine,
Dona eis requiem.
Tag der Tränen, Tag der Wehen,
Da vom Grabe wird erstehen
Zum Gericht der Mensch voll Sünden.
Lass ihn, Gott, Erbarmen finden.
Milder Jesus, Herrscher du,
Schenk den Toten ew‘ge Ruh.
IV. Offertorium
Domine Jesu Christe, Rex Gloriae,
Libera animas omnium fidelium defunctorum
De poenis infernis
Et de profundo lacu:
Libera eas de ore leonis,
Ne absorbeat eas tartarus,
Ne cadant in obscurum:
Sed signifer sanctus Michael
Repraesentat eas in lucem sanctam,
Quam olim Abrahae promisisti
Et semini ejus.
Chor und Soli
Chor
Chor
20 I 21
Herr Jesus Christus, König der Herrlichkeit,
Bewahre die Seelen aller verstorbenen Gläubigen
Vor den Qualen der Hölle
Und von der Tiefe der Unterwelt.
Bewahre sie vor dem Rachen des Löwen,
Dass die Hölle sie nicht verschlinge,
Dass sie nicht hinabstürzen in die Finsternis:
Vielmehr geleite sie Sankt Michael,
Der Bannerträger, in das heilige Licht,
Das du einst dem Abraham verheißen
Und seinen Nachkommen.
Chor
Hostias et preces tibi, Domine,
Laudis offerimus;
Tu suscipe pro animabus illis,
Quarum hodie memoriam faciemus:
Fac eas, Domine, de morte transire ad vitam,
Quam olim Abrahae promisisti,
Et semini ejus.
Opfergaben und Gebete bringen wir zum
Lobe dir dar, o Herr;
Nimm sie an für jene Seelen,
Deren wir heute gedenken.
Herr, lass sie vom Tode hinübergehen zum Leben,
Das du einst dem Abraham verheißen
Und seinen Nachkommen.
V. Sanctus
Sanctus, sanctus, sanctus,
Domine Deus Sabaoth.
Pleni sunt coeli et terra
Gloria tua.
Osanna in excelsis.
Chor
Heilig, heilig, heilig,
Herr, Gott Zebaoth.
Himmel und Erde sind erfüllt
Von deiner Herrlichkeit.
Hosanna in der Höhe!
VI. Benedictus
Benedictus, qui venit in nomine
Domini, Osanna in excelsis.
Hochgelobt sei, der da kommt im Namen des
Herrn, Hosanna in der Höhe.
VII. Agnus Dei
Agnus Dei, qui tollis peccata mundi:
Dona eis requiem.
Agnus Dei, qui tollis peccata mundi:
Dona eis requiem sempiternam.
VIII. Communio
Lux aeterna luceat eis, Domine,
Cum sanctis tuis in aeternum;
Quia pius es.
Requiem aeternam dona eis, Domine,
Et lux perpetua luceat eis
Cum sanctis tuis in aeternum:
Quia pius es.
Soli und Chor:
Chor
Lamm Gottes, das du trägst die Sünden der Welt,
Gib ihnen Ruhe.
Lamm Gottes, das du trägst die Sünden der Welt,
Gib ihnen ewige Ruhe.
Chor und Sopransolo
Das ewige Licht leuchte ihnen, o Herr,
Bei Deinen Heiligen in Ewigkeit:
Denn Du bist mild.
Herr, gib ihnen die ewige Ruhe
Und das ewige Licht leuchte ihnen
Bei deinen Heiligen in Ewigkeit:
Denn du bist mild.
TEXTE
Balthasar-Neumann-Chor
Thomas Hengelbrock gründete mit dem Balthasar-Neumann-Chor 1991 eine professionelle
Formation aus jungen Solisten, die bereits mit den ersten Auftritten außergewöhnliche Erfolge
verzeichnen konnte. Im Mittelpunkt steht die Musik des 16. bis 18. Jahrhunderts, doch führt die
musikalische Arbeit auch zur Auseinandersetzung mit zeitgenössischen Werken, so z. B. auf der
musikalischen Zeitreise »Vermächtnisse«, bei der Werke von Perotinus Magnus bis zu György
Ligeti zu Gehör kommen. Unbekannte kirchenmusikalische Werke und die italienische Chormusik
sind dem Chor ein besonderes Anliegen. In gemeinsamen Musiktheaterproduktionen und
szenischen Projekten mit dem Balthasar-Neumann-Ensemble zeigt sich das außergewöhnliche
schauspielerische Talent der einzelnen Chormitglieder. Höhepunkte waren u.a. die szenischen
Aufführungen Italienischer Karnevalsmusiken in Masken und Kostümen sowie »Metamorphosen
der Melancholie«, eine Hommage an englische Komponisten und Dichter des 17. Jahrhunderts,
und das Musiktheater King Arthur mit der Musik von Henry Purcell und dem Drama von John Dryden.
1992 feierte der Chor seinen ersten internationalen Erfolg in Utrecht mit Purcells »Dido and
Aeneas« mit dem Freiburger Barockorchester unter der Leitung von Thomas Hengelbrock. Auf die
Konzerte beim Resonanzen-Festival in Wien 1993 folgten bald Einladungen zu bedeutenden
Festspielen, u. a. nach Paris, Prag, Jerusalem, Wroclaw und zum Schleswig-Holstein-Musik-Festival.
In Zusammenarbeit mit dem Regisseur Achim Freyer entstand 1996 für die Schwetzinger
Festspiele und die Oper Bonn eine szenische Aufführung der »h-moll-Messe« von Johann
Sebastian Bach, die 2002 eine konzertante Wiederaufnahme fand. Die Solopartien werden
hierbei aus dem Chor besetzt, der das Werk auswendig singt. Die Presse lobt das stimmliche
Potential des Chores und seine »Transparenz, Klarheit und leuchtende Spiritualität, die kaum
zu überbieten sein dürfte« (Mannheimer Morgen). Großen Anklang fanden die beiden FreyerInszenierungen: Claudio Monteverdis »L´Orfeo« bei den Wiener Festwochen sowie den Münchner
Opernfestspielen und Joseph Haydns »L‘Anima del Filosofo« bei den Schwetzinger Festspielen.
Seit 1998 führt der Südwestrundfunk mit Balthasar-Neumann-Chor und -Ensemble eine
eigene Konzertreihe unter dem Motto »Abenteuer Musik« durch. Unbekanntere Werke, wie z.
B. die »Missa superba« von Johann Kaspar Kerll oder die »Missa sapientiae« von Antonio Lotti,
wurden hier dem Publikum vorgestellt. In dieser Reihe wurde auch Antonio Lottis bedeutendes
»Requiem F-Dur« erstmals wieder aufgeführt, das inzwischen als preisgekrönte CD vorliegt.
Balthasar-Neumann-Chor und -Ensemble gastierten 2001 mit Haydns »Schöpfung« auf den
bekannten Festivals der Sommersaison und spielten das Werk auf CD (bmg) ein. Mit Monteverdis
»Marienvesper« wurde der Chor als ein Ensemble virtuoser Gesangsolisten auf mehreren
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Europatourneen gefeiert. Seit 2001 sind Balthasar-Neumann-Chor und -Ensemble »ensembles in
residence« beim Feldkirch Festival, wo sie 2002 u.a. Monteverdis »L‘Orfeo« und Schumanns »Manfred«
unter der Leitung von Thomas Hengelbrock aufführten und mit einer romantischen Chornacht einen
grandiosen Schlusspunkt des Festivals setzten. 2003 brachten sie dort Beethovens Missa solemnis und
Händels »Messias« zu Gehör. Im Festspielhaus Baden-Baden waren sie mit Purcells Dido and Aeneas in
der Regie von Tatjana Gürbaca und unter der Leitung von Thomas Hengelbrock zu hören und zu sehen.
Mit Klaus Maria Brandauer und Thomas Hengelbrock waren sie mit einem besonderen Weihnachtsprogramm zu hören. 2004 gingen sie u.a. mit romantischer Chormusik auf Europatournee.
Namenspatron des Ensembles ist Balthasar Neumann (1687–1753), der bedeutendste deutsche
Architekt des Barock und u.a. Baumeister der Residenzen von Würzburg und Schönbornslust
sowie der Wallfahrtskirche Vierzehnheiligen.
Biografien
Balthasar-Neumann-Ensemble
Das Balthasar-Neumann-Ensemble besteht aus herausragenden internationalen Musikern und
wurde 1995 von Thomas Hengelbrock gegründet. Unter seiner künstlerischen Leitung hat sich
das Ensemble in den vergangenen Jahren einen exzellenten Ruf erworben. Das Repertoire
reicht vom Frühbarock bis zur Moderne und wird auf Grundlage historischer Aufführungspraxis
mit jeweils angemessenem Instrumentarium dargeboten. Im Mittelpunkt steht dabei die Musik
des 17. und 18. Jahrhunderts. Die Presse zählt es zu den herausragenden Barockensembles
und betont die außergewöhnliche Intensität und Ausdruckskraft des Musizierens.
Das Ensemble debütierte 1995 in Innsbruck mit Alessandro Scarlattis Oper »Il Mitridate Eupatore«,
die im folgenden Jahr bei den Schwetzinger Festspielen präsentiert wurde. Seitdem ist das
Balthasar-Neumann-Ensemble »ensemble in residence« bei den Schwetzinger Festspielen, die
in Koproduktion mit der Staatsoper Unter den Linden Francesco Cavallis »La Didone« und mit den
Innsbrucker Festwochen eine erstmalige Wiederaufführung von Giovanni Legrenzis »La Divisione
del Mondo« zeigten. In enger Zusammenarbeit mit dem Regisseur Achim Freyer entstehen zahlreiche
Produktionen, wie Joseph Haydns L‘Anima del Filosofo und Mozarts »Zauberflöte« unter der Leitung
von Thomas Hengelbrock. 2005 war das Ensemble in Schwetzingen mit Alessandro Scarlattis
Oper »Telemaco« in einer deutschen Erstaufführung zu hören.
Aus der engen und kontinuierlichen Zusammenarbeit zwischen Balthasar-Neumann-Ensemble
und Balthasar-Neumann-Chor entstehen ungewöhnliche Konzertprogramme und originelle
Musiktheaterproduktionen, mit denen sie in der ganzen Welt zu hören sind. Insbesondere mit der
Entdeckung in Vergessenheit geratener Werke und mit Neuinterpretationen bekannter Repertoires
haben sie sich einen Namen gemacht. Innovative halbszenische Projekte, bei denen Musik,
Rezitation, Schauspiel und Tanz auf immer neue Weise miteinander kombiniert werden, sind das
Ergebnis einer experimentierfreudigen Auseinandersetzung, bei der die Ensemblemitglieder nicht
selten den Frack mit dem Bühnenkostüm tauschen. Neben Karnevalsmusiken des 17. Jahrhunderts
oder den Metamorphosen der Melancholie, Programmen, die der Idee des barocken Welttheaters
nachspüren, wurden so Bühnenmusiken wie Schumanns »Manfred« oder Griegs »Peer Gynt« im Kontext
von Byron bzw. Ibsens Dramen zu neuem Leben erweckt. Eine eigene Konzertreihe führt der
Südwestrundfunk seit 1998 mit Chor und Ensemble durch. Unter dem Motto »Abenteuer Musik«
führen sie den Hörer auf eine Entdeckungsreise durch das 17. und 18. Jahrhundert. In dieser
Reihe kamen u.a. Werke aus der Notenbibliothek von J. S. Bach zur Aufführung, die einen bisher
unbekannten Einblick in Bachs Auseinandersetzung mit den Werken seiner Zeit offenbarten. Im
vergangenen Jahr führten sie unbekannte Werke von G. Ph. Telemann auf.
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Unter Leitung des Konzertmeisters Daniel Sepec begab sich das Balthasar-Neumann-Ensemble
mit Vivaldis »Vier Jahreszeiten« auf Tournee. In diesem Rahmen vergab das Ensemble zum ersten Mal
eine Auftragskomposition: Johannes Harneit schrieb drei Intermezzi zu Vivaldis »Vier Jahreszeiten«,
die beim Feldkirch Festival 2002 uraufgeführt wurden. Als »ensemble in residence« beim Feldkirch
Festival führte es dort u.a. Monteverdis »L‘Orfeo« und Beethovens »Missa solemnis« und die
Uraufführung des abendfüllenden Melodrams »König der Nacht« von Jan Müller-Wieland mit
Klaus Maria Brandauer als Sprecher auf.
Im Festspielhaus Baden-Baden feierte das Ensemble 2004 mit Verdis »Rigoletto« auf historischen
Instrumenten einen großen Erfolg. Für 2007 wird dort Verdis »Falstaff« in der Regie von Philippe
Arlaud und unter der Leitung von Thomas Hengelbrock geplant. Im Mozartjahr führt das Ensemble
»Don Giovanni« beim Feldkirch Festival und »Il re pastore« bei den Salzburger Festspielen, dem
Musikfest Bremen und dem Beethovenfest Bonn auf.
Namenspatron des Ensembles ist Balthasar Neumann (1687–1753), der bedeutendste deutsche
Architekt des Barock und u. a. Baumeister der Residenzen von Würzburg und Schönbornslust
sowie der Wallfahrtskirche Vierzehnheiligen.
Biografien
Tanya Aspelmeier
Hermann Oswald
Tanya Aspelmeier studierte Gesang in den Sparten Lied, Oratorium und Oper bei Frau Prof. Ingrid
Kremling an der Musikhochschule Hamburg, wo sie 2001 ihr Konzertexamen und ihr Operndiplom
mit Auszeichnung ablegte. Ein Aufenthalt in Annecy/Frankreich, wo sie bei Mme Eva Kiss studierte,
rundete ihre Ausbildung ab. Im Laufe ihres Studiums gewann Tanya Aspelmeier einige Preise
renommierter Gesangswettbewerbe, z.B. den 2. Preis beim Bundeswettbewerb Gesang in Berlin,
und verkörperte zahlreiche Opernpartien ihres Faches. Ihr Repertoire reicht von der Barockoper
bis zum zeitgenössischen Musiktheater; Gastengagements führten sie an das Oldenburger
Staatstheater, Stadttheater Wilhelmshaven, Schauspielhaus Hamburg, Theater Bonn und an die
Hamburgische Staatsoper. Nach ihrem pädagogischen Diplom 1999 erhielt sie eine Dozentur
für Gesang an der Hochschule Bremen und einen Lehrauftrag am Hamburger Konservatorium.
Internationale Konzertengagements führten Tanya Aspelmeier durch Europa, Asien und Südamerika,
und sie arbeitet mit führenden Ensembles unter Dirigenten wie z.B. Thomas Hengelbrock, Gustav
Leonhardt, Konrad Junghänel und Philippe Herreweghe. Tanya Aspelmeier ist Mitglied des jungen
Ensembles »Chapelle Rhénane«, das für seine CD-Einspielung der Symphoniae Sacrae von
Heinrich Schütz die Auszeichnung »Diapason d‘Or« erhielt.
Hermann Oswald sang als Kind schon im Tölzer Knabenchor. Er verschaffte sich durch
privaten Gesangsunterricht sowie autodidaktische Arbeit 1992 den Einstieg in eine erfolgreiche
Sängerlaufbahn. Seine Vorliebe für die Barockmusik führte zu einer deutlichen Ausrichtung
seines solistischen Tätigkeitsbereiches im Konzert- sowie Opernfach. Sehr schnell brachte ihn
die intensive Zusammenarbeit mit den Dirigenten Howard Armann, Ivor Bolton und Thomas
Hengelbrock in der Szene der Barockmusik weiter. Neben einer ausgedehnten Konzerttätigkeit
im gesamten europäischen Raum wurde Hermann Oswald als freier Opernsänger immer wieder
von namhaften europäischen Opernhäusern eingeladen.
So führten ihn Engagements an die Staatsopern von Berlin, München, Wien und Straßburg,
sowie zu bedeutenden Musikfestspielen. 2002 sang er in Schwetzingen und Straßbourg den
Monostatos in Mozarts »Zauberflöte« unter Regie von Achim Freyer.
Auch 2004 gastierte er in einer szenischen Produktion mit Madrigalen von Gesualdo und
Monteverdi bei den Schwetzinger Festspielen. Seine Liebe zur Alten Musik und dem Minnegesang
brachte ihn zudem zu einer intensiven Zusammenarbeit mit renommierten Ensembles, wie
»Ensemble Unicorn,« oder »Ensemble Accentus«.
Truike van der Poel
Markus Flaig
Truike van der Poel studierte zunächst Altphilologie, später Gesang in Den Haag und Chorleitung
in Rotterdam. Bis 2001 war sie Lehrbeauftragte für Chorleitung an der Musikhochschule Hannover.
Seit 1999 ist sie Schülerin von Michaela Krämer. Ihr solistisches Repertoire reicht vom frühen Barock
über klassische Liederabende, Berlioz, Mahler, Schönberg, Bartók und Wolpe bis zu Kammermusik
von Ustwolskaja, Ligeti, Spahlinger und Lachenmann. Neben dem barocken und klassischen
Oratorienfach profilierte sie sich in der zeitgenössischen Musik. Sie trat als Solistin auf in Nonos
»Il Canto Sospeso«, mit dem Thürmchen Ensemble beim Warschauer Herbst 2005 und mit dem
Deutschen Kammerchor in Heinz Holligers »Dunkle Spiegel«.
Mit der Schola Heidelberg sang sie in zahlreichen Uraufführungen, Rundfunk- und CD-Aufnahmen,
mit dem Balthasar-Neumann-Chor u.a. beim Bologna Festival, beim Bremer Musikfest und in der
Kölner Philharmonie. Sie arbeitete mit dem Ensemble TrioLog, mit dem Kölner Violenconsort, dem
Ensemble Resonanz, dem Schlagquartett Köln, dem Ensemble Avantgarde (Leipzig) und dem
Ensemble L‘ Itinéraire (Paris) zusammen.
Markus Flaig, in Horb am Neckar geboren, studierte zunächst Schul- und Kirchenmusik an der
Musikhochschule Freiburg im Breisgau. Nach erfolgreichen Examina nahm er ein Gesangsstudium
bei Prof. Beata Heuer-Christen auf und war Mitglied der Opernklasse von Prof. Gerd Heinz.
Im Anschluss daran absolvierte er ein Aufbaustudium bei Prof. Berthold Possemeyer in Frankfurt
am Main, welches er im Februar 2004 mit Auszeichnung abschloss. Bereits während seines
Schulmusikstudiums erhielt er einen Gastvertrag an den Städtischen Bühnen Freiburg für die
Partie des Azarias in Benjamin Brittens Kirchenparabel »The burning fiery furnace«. Konzertreisen
führten den Bassbariton ins europäische Ausland, sowie nach Russland, Japan und Korea. Sein
Repertoire im Oratorienfach reicht von der Renaissance über die Oratorien aus Barock, Klassik
und Romantik bis hin zu zeitgenössischen Kompositionen. 2004 wurde er Preisträger des
Internationalen Johann-Sebastian-Bach-Wettbewerbes Leipzig und gastierte bei zahlreichen
Festspielen. Seit 1997 erarbeitet er sich mit dem Pianisten Jörg Schweinbenz ein umfangreiches
Liedrepertoire und ist regelmäßig in Deutschland und dem benachbarten Ausland zu hören.
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Biografien
Heike Heilmann
Julian Podger
Heike Heilmann stammt aus Wangen im Allgäu. Sie gewann mehrfach den Ersten und Zweiten
Bundespreis beim Wettbewerb »Jugend musiziert«.
Nach dem Abitur studierte sie Gesang an der Staatlichen Hochschule für Musik Freiburg im
Breisgau, unter anderem bei Prof. Markus Goritzki. Im Oktober 2002 begann sie ein Aufbaustudium
mit Schwerpunkt Lied/Oratorium bei Prof. Heidrun Kordes an der Hochschule für Darstellende
Kunst und Musik in Frankfurt am Main. Seit Oktober 2003 ist sie dort auch Mitglied der Opernklasse
und wirkte unter anderem als Blondchen in Mozarts »Entführung aus dem Serail« und als Sophie
Scholl in »Die Weiße Rose« von Udo Zimmermann mit.
Neben ihrer regen solistischen Tätigkeit ist Heike Heilmann auch Mitglied in professionellen
Ensembles, wie dem Balthasar-Neumann-Chor unter der Leitung von Thomas Hengelbrock. In der
Spielzeit 2004/05 war Heike Heilmann als Gast in mehreren Produktionen an der Oper Frankfurt
engagiert. Zahlreiche Konzerte führten sie u.a. nach Österreich, Frankreich, Italien, Tschechien,
Belgien, Brasilien und in die Schweiz.
Julian Podger begann seine musikalische Laufbahn in Kassel, wo er sich zunächst als Sänger
und Dirigent betätigte. Später erhielt er ein Chorstipendium und begann am Trinity College in
Cambridge, Musik zu studieren. Als Solist ist er international gefragt; Einladungen führten ihn
nach Montevideo in Uruguay und nach Israel, wo er mit »The Israel Camerata« Werke von Bach
und Händel aufführte. Höhepunkte waren Aufnahmen von Bachkantaten und Psalmenvertonungen
von Lili Boulanger – beides unter John Eliot Gardiner – eine Japan-Tournee als »Lucano« in
Monteverdis »Die Krönung der Poppea« mit The Purcell Quartet Opera Project sowie Bachkantaten
mit Andrew Parrott und dem »Taverner Consort« beim Ansbach Musikfestival. Er wirkt regelmäßig
an Musikfestivals in ganz Europa mit und arbeitet mit Dirigenten wie Phillipe Herreweghe und
Reinhard Goebel (»Musica Antiqua Köln«) zusammen. Eines seiner Hauptinteressen ist die
Mitwirkung in Musikensembles. Er ist Mitglied in einem der führenden mittelalterlichen Ensembles
der Welt, Gothic Voices sowie im Harp Consort, und singt bei den Tallis Scholars. Die Arbeit mit
seinem eigenen Ensemble Trinity Baroque steht in Verbindung mit seinen Studien auf dem Gebiet
der historischen Aufführungspraxis in Cambridge.
Barbara Ostertag
Barbara Ostertag stammt aus Freiburg im Breisgau, wo sie zunächst Musikwissenschaft und
anschließend Gesang studierte; dabei wurde sie unter anderem von Heidemarie Tiemann und
Gerd Heinz betreut. Sie wirkte bei mehreren Lied- und Opernproduktionen mit und war bereits
während der Ausbildung als Gast am Freiburger Theater tätig. Weitere sängerische Impulse
erhielt sie von Kurt Moll, Anna Reynolds und Eugen Rabine.
Ihre sängerische Tätigkeit umfasst gleichermaßen die Bereiche Oper, Oratorium und Lied.
2002 war sie in der Schauspielproduktion »Doktor Faustus« am Freiburger Theater zu sehen.
2003/04 wirkte sie bei den viel beachteten Produktionen »King Arthur« und »Melancholie« unter
der Leitung von Thomas Hengelbrock mit.
Im Bereich Oratorium gilt ihre Aufmerksamkeit besonders den Werken des Barock und der
Klassik.
Darüber hinaus hat sie sich aber auch als Interpretin der Neuen Musik bekannt gemacht;
schon mehrmals hatte sie dabei die Gelegenheit, mit den Komponisten direkt zusammenzuarbeiten.
Sie war Gast auf mehreren Festivals, unter anderem bei der »Ruhrtriennale«, den »Schwetzinger
Schlossfestspielen«, den »Pfingstfestspielen Baden-Baden« und den »Haller Bach-Tagen«.
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Marek Rzepka
Marek Rzepka wurde in Mikolow (Polen) geboren. Der gelernte Bergmann gewann 1989 beim
Kolobrzeg-Festival den ersten Preis und begann darauf seine Gesangsausbildung in Krakau bei
Adam Szybowski. 1993 wechselte er an die Dresdner Musikhochschule und setzte sein Studium
bei Christian Elßner fort, das er 1998 mit Auszeichnung abschloss. Weiter studierte er bei HansJoachim Beyer, besuchte Meisterkurse bei Brigitte Fassbaender, Teresa Zylis-Gara, Peter Schreier,
Thomas Quasthoff und Charles Spencer und arbeitet zur Zeit mit Rudolf Piernay. Sein Repertoire
reicht von historischen bis zu zeitgenössischen Kompositionen. So sang er z.B. Mozarts »Requiem«
in der Krakauer Philharmonie, die »Matthäus-Passion« von J. S. Bach mit dem Dresdner Kreuzchor,
Mauricio Kagels Oper »Aus Deutschland« und konzertierte mit H. Rilling, A. Parrott, Steven Stubbs
und Eduardo López Banzo, sowie regelmäßig mit dem Balthasar-Neumann-Ensemble unter
T. Hengelbrock. Er gastierte bei zahlreichen Festspielen (u. a. 2005 beim »Boston Early Music Festival«),
gab Liederabende in Dresden, Freiburg, Hamburg, Krakau, Wien und Leipzig und wirkte bei
CD-Produktionen und Rundfunkaufnahmen mit. 2001 erhielt er einen Lehrauftrag für Gesang an
der Leipziger Musikhochschule.
Biografien
Thomas Hengelbrock
Thomas Hengelbrock machte sich als Entdecker in Vergessenheit geratener Werke und mit
Neuinterpretationen bekannter Repertoires einen Namen. Im Zentrum seiner künstlerischen Arbeit
steht die intensive Auseinandersetzung mit einem Werk in seinem historischen Zusammenhang.
Thomas Hengelbrock strebt – wie Balthasar Neumann mit der architektonischen Engführung von
Bau, Malerei, Skulptur und Garten – eine Integration von Musik und anderen Künsten an. Darum
widmet er sich nicht nur intensiv der Oper, sondern auch der Kombination unerwarteter und
neuartiger Konzertprogramme sowie halbszenischer Projekte. Sein Repertoire umfasst das 16. bis
21. Jahrhundert.
Thomas Hengelbrock begann seine Karriere als Geiger. Wichtige künstlerische Impulse erhielt
er von Witold Lutoslawski, Maurizio Kagel und Antal Dorati sowie durch seine Mitwirkung in
Nikolaus Harnoncourts Concentus musicus. Das Freiburger Barockorchester, das er mitbegründete,
spielte bis 1997 unter seiner Leitung; mit den Amsterdamer Bachsolisten arbeitete er von 1988
bis 1991, und die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen wählte mit ihm 1995 erstmals einen
festen künstlerischen Leiter. Mit letzteren führte er u.a. an der Oper Bonn Mozarts »Don Giovanni«
in einer Regie von Roberto Ciulli auf und wurde von den Musikkritikern Nordrhein-Westfalens
zum Dirigenten des Jahres gewählt. Von 2000 bis 2003 war er Musikdirektor der Volksoper Wien.
Thomas Hengelbrock gründete den Balthasar-Neumann-Chor (1991) und das gleichnamige
Ensemble (1995) und realisiert mit ihnen seine künstlerischen Ideen. Seit 2001 ist er zudem
künstlerischer Leiter des »Feldkirch Festivals«.
Als Dirigent folgt Thomas Hengelbrock den Einladungen zahlreicher renommierter Orchester,
Festivals und Opernhäuser u.a. in Paris, London, Madrid, Sevilla, Bologna, Parma, Prag, Jerusalem,
Brüssel, Rotterdam, Kopenhagen, Wien, München und Berlin. Er arbeitet u.a. mit dem Sinfonieorchester
des Bayrischen Rundfunks, den Bamberger und Wiener Symphonikern, dem Philharmonischen
Staatsorchester Hamburg, den Rundfunksinfonieorchestern Berlin, Köln, Stuttgart und Kopenhagen,
dem Jerusalem Symphony Orchestra, dem Orchestra della Toscana, dem Orchestre Philharmonique
du Luxembourg, dem City of Birmingham Symphony Orchestra und dem Chamber Orchestra of Europe.
Gefeierte Aufführungen waren unter seiner Leitung bei den großen Festivals zu hören:
»Resonanzen Festival Wien«, »Wiener Festwochen«, »Festwochen Alter Musik Innsbruck«, »Bremer
Musikfest«, »Dresdner Musikfestspiele«, »Schleswig Holstein Musikfestival«, »Ludwigsburger
Schlossfestspiele«, »Schwetzinger Festspiele«, »Rheingau Musikfestival«, »Musikfestspiele PotsdamSanssouci«, »Händelfestspiele Halle«, »Bologna Festival« und »Israel Festival Jerusalem« und
zahlreichen weiteren.
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Biografien
Mehr grosse Vokalwerke im KONZERTHAUS DORTMUND
Henze zum 80.
Zu Ehren des bedeutenden westfälischen Komponisten zeigen wir Hans Werner Henzes
Musikdrama »The Bassarids – Die Bassariden« in einer Produktion der Oper Köln mit dem
Gürzenich Orchester Köln, Markus Stenz, Dirigent.
Mo 04.12.06 · 20.00
»Tönet ihr Pauken« – Johann Sebastian Bachs »Weihnachtsoratorium«
Festlich-barocke Einstimmung auf Weihnachten mit dem Bach-Kollegium Stuttgart und Solisten
unter der Leitung von Helmuth Rilling.
Mo 11.12.06 · 20.00
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Texte Anne do Paço
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S. 8I 9 © Internationale Stiftung Mozarteum
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