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Kino NUMMER 185 Psychopath à la Rita Falk Film-Geflüster Helen Mirren wird zur Spuk-Königin Oscar-Preisträgerin Helen Mirren, 71 („Die Queen“), wird ihre Fans im Thriller „Winchester“ zum Gruseln bringen, wie das Kinoportal Deadline.com berichtet. Der Schocker dreht sich um das sagenumwobene Winchester Mystery House im kalifornischen San Jose. Mirren übernimmt die Rolle der reichen Waffen-Erbin Sarah Winchester (1840–1922), die nach dem Tod ihres Mannes und Kindes aus Angst vor bösen Geistern in einen Bauwahnsinn verfiel. So entstand eine Villa mit 160 Zimmern, verwinkelten Erkern und Geheimgängen. „Schweinskopf al dente“ VON CLAUDIUS WIEDEMANN „Bad Santa 2“ mit Billy Bob Thornton noch vulgärer Billy Bob Thornton, 61, meldet sich als rotzfrecher Weihnachtsmann zurück. Der erste Trailer für „Bad Santa 2“ als Fortsetzung des bitterbösen Kultklamauks von 2004 ist voll von vulgären Sprüchen und anzüglichen Anspielungen. Neben Thornton als versoffenem Ganoven im Weihnachtsmann-Kostüm sind von der Originalbesetzung wieder Tony Cox und Brett Kelly als seine Begleiter dabei. Neu hinzu kommt Oscar-Preisträgerin Kathy Bates, 68, als die „Horror“Mutter von Thorntons Figur. Am 24. November in den Kinos. (dpa) Unsere Wertungen * sehr schwach ** mäßig *** ordentlich **** sehenswert ***** ausgezeichnet Sonst noch angelaufen ● Teenage Mutant Ninja Turtles: Out of the Shadows Wieder stürzen sich Leonardo, Raphael, Michelangelo und Donatello, die vier von ihrem Meister Splinter trainierten Schildkröten aus dem New Yorker Untergrund, in ein Abenteuer. Wieder bekämpfen sie ihren Gegenspieler Shredder und werden unterstützt von Journalistin April O’Neil (Megan Fox) und dem schmierigen Vernon Fenwick (Will Arnett). (Filmstart in vielen Kinos der Region) ● Barbershop: The Next Cut Rund zehn Jahre sind vergangen in Calvins Barbershop, und einiges hat sich getan in dem Chicagoer Friseurladen. Die Männer sind nicht mehr unter sich, auch Frauen arbeiten jetzt im Team. Das sorgt für Stimmung im Laden – das Viertel von Calvins Barbershop entwickelt sich aber immer mehr in eine völlig falsche Richtung. (Filmstart in Penzing) dpa DONNERSTAG, 11. AUGUST 2016 Matt Damon kehrt zurück in seine legendäre Rolle des abtrünnigen Agenten Jason Bourne. Hier braust er mit dem Polizeimotorrad durch Athen. Foto: Universal Pict. Der Abtrünnige kehrt zurück Jason Bourne Fast zehn Jahre war es still um diesen untergetauchten Spezial-Agenten. Jetzt erhält wieder Matt Damon einen neuen Einsatz in der kriselnden politischen Gegenwart VON MARTIN SCHWICKERT Einem Typ wie Jason Bourne könnte man in der U-Bahn begegnen, was bei Kollege 007 undenkbar wäre. Bourne ist kein cooler Agent wie James Bond, sondern ein Getriebener, der von seinem Schöpfer verfolgt wird, mächtigen Institutionen im Alleingang das Handwerk legt und ganz nebenbei mit all den gefälschten Reisepässen in der Tasche auf der Suche nach der eigenen Identität ist. Fast zehn Jahre wurde es still um Jason Bourne. So still, dass die Universal Studios 2012 schon ein Spin-off mit Jeremy Renner („Das Bourne Vermächtnis“) in die Wege leiteten, das jedoch längst nicht an die Qualität der früheren Filme heranreichte. Nun haben sich Regisseur Paul Greengrass und Matt Damon erneut zusammengetan und lassen ihren untergetauchten Spezial-Agenten noch einmal von der Leine mitten hinein in unsere kriselnde Gegenwart. Keineswegs zufällig beginnt „Jason Bourne“ in Athen, wo sich die Folgen der Banken- und Eurokrise am deutlichsten abbilden. Als konspirativen Treffpunkt haben sich Bourne und seine einzige Vertraute Nicky (Julia Stiles) eine Demonstration gegen die EU-Sparpolitik ausgesucht, die sich zunehmend in ein Straßenkampf-Szenario verwandelt. Das Treffen wird von dem CIA-Direktor Robert Dewey (Tommy Lee Jones) über Satellit beobachtet, der hofft nach all den Jahren Bourne endlich habhaft zu werden und gerade in Zusammenarbeit mit dem Social-Media-Unternehmer Aaron Kallor (Riz Ahmed) an der weltweiten Totalüberwachung arbeitet. Hier die Hightech-Zentrale in Langley, die sich mit ein paar Mausklicks in jede Überwachungskamera der Welt einloggen kann. Dort die vermummten Demonstranten, die mit Molotowcocktails ihrem Unmut gegen die Regierung Luft verschaffen. Der Kontrast zwischen anarchischer Rebellion und geheim- dienstlicher Totalüberwachung spiegelt hier fast mit Händen zu greifen die gesellschaftlichen Bruchlinien unserer Zeit. Jason Bourne bewegt sich zwischen den Fronten und ist vor allem davon angetrieben die Wahrheit über seine Vergangenheit und den Tod seines Vaters herauszufinden. Seine Recherche führt ihn von Griechenland zunächst nach Berlin über London zum Finale nach Las Vegas, wo die neue SocialMedia-Plattform lanciert werden soll, die den Zugang der CIA zu jedem digitalen Endgerät sichern soll. Derweil findet in Langley auch ein interner Machtkampf statt. Während die junge Agentin Heather Änderungen am Script noch in letzter Minute ● Der Hauptdreh zu „Jason Bourne“ dauerte 85 Tage plus 30 Tage für die Second Unit. Das Script wurde chronologisch verfilmt. Während des Drehs gab es ständig Veränderungen. Szenen wurden umgeschrieben, Kampfchoreografien entstanden neu, Sequenzen wurden umgestellt – es gab so viele Änderungen wie nötig, um den Film „im Moment“ zu halten. ● Riz Ahmed sagt über den Regisseur: „Paul (Greengrass) hat die erstaunliche Fähigkeit immer präsent zu sein und buchstäblich Szenen am Set zu schreiben. Er hat keine Angst vor plötz- lich auftauchenden Ideen und Dingen, die alles verschieben und verändern. Ich drehte immer wieder Szenen, die er erst am Tag zuvor geschrieben hatte. Er ist immer dabei das Buch weiter zu schärfen.“ ● Produzent Frank Marshall erzählt: „Bei bestimmten Szenen haben wir noch in der letzten Minute Änderungen gemacht, weil es einfach nicht funktioniert hat, als wir es ausprobierten, es nicht gut gespielt war oder Matt sich nicht wohlgefühlt hat damit. Er sagte zu Paul: „Ich glaube nicht, dass Bourne dies jemals tun würde.“ (AZ) Die tausend Seiten einer Freundschaft Lee (Alicia Vikander) auf die Inklusion Bournes setzt, will der Geheimdienst-Dinosaurier Dewey den Abtrünnigen liquidieren lassen. Beachtlich, wie die junge Schauspielerin Alicia Vikander einem altgedienten Veteranen wie Tommy Lee Jones auf Augenhöhe entgegentritt. Auch das ist ein Bekenntnis des Filmes zu einer sich verändernden politischen Gegenwart, in der die Seilschaften der alten Männer abgewirtschaftet haben. Nach zehn Jahren ist Paul Greengrass ein absolut schlüssiges Relaunch gelungen, das seinen unkorrumpierbaren Helden durch die Post-Snowden-Ära schickt. Was vor wenigen Jahren noch wie ein Paranoia-Szenario aussah, ist heute politische Realität. Bourne erweist sich als effiziente Identifikationsfigur, die gegen die wuchernde Macht der Sicherheitsapparate und Konzerne kämpft, sich aber auch von deren Gegnern, die in eigenen Machtstrategien verstrickt sind, nicht vereinnahmen lässt. Er ist und bleibt ein Individualist, der immer nur auf eigene Rechnung arbeitet. Ähnliches lässt sich auch über Greengrass’ Film sagen, der höchst unterhaltsame Action mit politischer Aktualität verbindet und sich dennoch der Gleichförmigkeit des Mainstream erfolgreich entzieht. ***** O Filmstart in vielen Kinos der Region Als Buch sind die Krimis von Rita Falk längst Bestseller und deren kauzige Kinoversionen von Regisseur Ed Herzog avancieren ebenso zu kultigen Erfolgsstreifen. Vor allem die perfekte Besetzung hinein bis in die Nebenrollen garantiert das Vergnügen, so auch in „Schweinskopf al dente“. Als Dorfpolizist Franz Eberhofer und Privatdetektiv Rudi Birkenberger begeistern Sebastian Bezzel in seiner stoischen Art und Simon Schwarz mit seinen aberwitzigen Einfällen nicht weniger als Eisi Gulp, der als Eberhofers Vater gemeinsam mit einem völlig abgedrehten Sigi Zimmerschied gerne mal mit ein wenig Gras in andere Bewusstseins-Sphären eintaucht. Nicht zu vergessen Daniel Christensen als „Heizungspfuscher“ und Wasserinstallateur Flötzinger. Diesmal wird Polizeichef Moratschek (Zimmerschied) von dem entlaufenen Psychopathen Dr. Küstner bedroht. Wie gefährlich dieser ist, müssen nicht nur Rettungssanitäter und Pilzsammler begreifen. Zwar wähnt das Landshuter Einsatzkommando den Täter längst in Spanien, doch Moratschek weiß, dass sein Leben in Gefahr ist. So muss Eberhofer für Personenschutz sorgen. Seine Gedanken drehen sich jedoch eher um Susi, die ihn verlassen hat und am Gardasee in der Pizzeria ihres neuen Liebhabers arbeitet. Man erlebt, wie die Dorfgemeinschaft auf allen Ebenen zusammenhält und für ein ebenso vielschichtiges wie kulinarisches Happy End sorgt. Die Krimikomödie made in Bayern gefällt wegen der Leichtigkeit ihrer lapidaren Dialoge, stets versetzt mit einem Schuss schwarzen Humor. Köstliches Sommerkino. *** O Filmstart in vielen Kinos der Region Rudi Birkenberger (Simon Schwarz, li.) und Franz Eberhofer (Sebastian Bezzel) überwachen den Hof. Foto: Constantin Zuflucht bei Muttern Genius Starkino mit Colin Firth, Jude Law und Nicole Kidman um den harten Weg zum Dichter Willkommen im Hotel Mama Amüsant erzählt VON DIETER OSSWALD „Die Welt braucht Dichter!“ schwadroniert Thomas Wolfe (Jude Law) inbrünstig im Büro des New Yorker Verlagshauses Scribner’s Son. Solche Lektionen benötigt Lektor Max Perkins (Colin Firth) freilich kaum, hat er doch schon Autoren wie Ernest Hemingway oder F. Scott Fitzgerald entdeckt. Für den jungen Wolfe ist Perkins die letzte Hoffnung, bisher hat jeder Verlag sein 300-Seiten-Manuskript abgelehnt. Nur aus Gefälligkeit nimmt sich der Verlagsprofi des Bündels loser Seiten an und beginnt im Pendlerzug mit der Lektüre. Seine Skepsis weicht schnell der leidenschaftlichen Begeisterung. Er hält einen literarischen Rohdiamanten in Händen, da ist sich Perkins sicher. Daraus einen funkelnden Roman zu schaffen, bedarf allerdings noch erheblicher Anstrengungen. Rigoros streicht er das Werk zusammen, nicht immer zur Begeisterung des Verfassers. Doch der extrovertierte Autor lässt sich von den sanften Me- thoden seines zurückhaltenden, gleichwohl unerbittlichen Mentors überzeugen. Lohn der gemeinsamen Mühe: Wolfes Debüt „Schau heimwärts, Engel“ avanciert zum gefeierten Bestseller, der Erfolg wird für das ungleiche Duo zum Beginn einer wunderbaren Freundschaft. Der britische Theaterregisseur Michael Grandage präsentiert mit „Genius – Die tausend Seiten einer Freundschaft“ ein atmosphärisch dichtes Biopic über einen stürmischen Schriftsteller und dessen besonnenen Mentor – die Entscheidung, welcher der beiden tatsächlich das Genie darstellt, bleibt dabei dem Zuschauer überlassen. Der preisgekrönte Bühnenprofi hat ein gutes Händchen für sein exzellentes Ensemble. Während Nicole Kidman als keifende Furie Der Lektor und sein ungestümer Dichter: Colin Firth (links) als Maxwell Perkins und Jude Law als Thomas Wolfe. Foto: Wild Bunch glänzt, darf Laura Linney die verständnisvolle Mama mimen. Jude Law gibt den extrovertierten Künstler bis hart an die Klischeegrenze, derweil Colin Firth bei seinem Porträt des sensiblen Lektors souverän auf maximalen Minimalismus setzt. Bis auf die letzte Szene trägt der Oscargewinner stets Hut – was nicht nur einen Eintrag ins Guinness-Buch wert sein sollte, sondern der dramatischen Schlusssequenz einen ganz besonderen Kick verleiht. Für solch pfiffige Einfälle bedarf es eines schillernden Drehbuchautoren wie John Logan: Der war nicht nur für „Gladiator“, „Aviator“ und „Hugo Cabret“ für den Oscar nominiert, aus seiner Feder stammen zudem die James-Bond-Abenteuer „Skyfall“ und „Spectre“. Hier darf er sich mit geschliffenen Dialogen über hehre Kunst, herbe Textarbeit sowie frühes Marketing austoben, an denen auch Max Perkins seine Freude gehabt haben dürfte. **** O Filmstart in Augsburg, Ulm VON FRED DURAN Mit einem schicken Audi-Cabriolet braust Stéphanie (Alexandra Lamy) über die sonnenbeschienenen Landstraßen der Provence. Ein mondäner Hauch von Erfolg und Luxus umgibt die blendend aussehende Vierzigerin. Dann biegt sie bei einer Autohandlung ab, gibt dem Verkäufer die Wagenschlüssel in die Hand und zieht mit ihrem Rollkoffer von dannen. Vorbei ist das Leben in Saus und Braus für die Architektin, deren Firma von der Insolvenz eines Großkunden mit in den Ruin gerissen wurde. Nun steht sie bei ihrer Mutter auf der Matte, auch wenn die Witwe sich in ihrer Rentnerinnen-Existenz ohne Verbindlichkeiten eigentlich ganz wohl fühlt. Nur ein paar Monate will Jacqueline bleiben. Aber beim Arbeitsamt bietet man ihr nur einen Job als Prospekte-Verteilerin an. Derweil verhält sich Jacquelines Mutter (Josiane Balasko) immer seltsamer. Dahinter steckt jedoch nicht eine aufkommende Demenz, sondern eine heim- liche Liebelei mit dem Nachbarn, deren Ursprünge schon weit vor den Tod ihres Mannes zurückreichen. „Generation Boomerang“ nennt man jene Frauen und Männer, die durch Arbeitslosigkeit oder Scheidung im fortgeschrittenem Alter wieder ihr altes Kinderzimmer beziehen. Aus dieser Eltern-KindKonfrontation zimmert der französische Regisseur Éric Lavaine eine Familienkomödie, die unterhaltsam daherkommt, aber keinem wirklich wehtun will. Die Turbulenzen bleiben überschaubar und das Geheimnis, um dessen Enthüllung sich die Geschichte rankt, ist von bescheidener Brisanz. Der leichtfüßig angelegte Film lebt vor allem von der Frauenpower seiner Darstellerinnen. Die legendäre Josiane Balasko schöpft aus dem Vollen jahrzehntelanger, komödiantischer Berufserfahrung und auch der hier noch unbekannten Alexandra Lamy schaut man gern bei der Arbeit zu. *** O Filmstart in Augsburg, Kaufbeuren, Nördlingen, Penzing, Ulm