Layout 3 - Koi Kurier

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JAPAN
Immer ein Erlebnis!
Text: Michael Maul
Bilder: Michael Maul, Hans-Jürgen Ninke und Siegmund Bergemann
E
ndlich war es wieder soweit. Japan! Ich
glaube, egal, wie oft man die Reise antritt, es erwartet einen immer wieder etwas Neues. Es ist
eigentlich das Kinderüberraschungsei der Erwachsenen, oder sagen wir, der Koikichi. "Spannung, Spiel und Sake". Dieses Mal stand ja auch
wieder eine Menge auf dem Programm. Bei uns
waren die Koi der letzten Saison fast alle verkauft,
wir benötigten dringendst einen neuen guten Besatz. In der letzten Saison kamen die Alps nach
Deutschland und erfreuten viele Liebhaber mit
einem schönen Sumi und einem Weiss wie der
Schnee in den Alpen. Wir kennen nun die Alps
Tosai, aber jeder wollte die Nisai sehen. Viele
waren gespannt auf die Alps! Wo wachsen diese
auf, unter welchen Bedingungen verbringen Sie
den Sommer, Fragen, Fragen und Fragen standen
im Raum. Jedes Jahr ist der Sommer entscheidend, wie gut die Koi wachsen. Und dieses Jahr
war der Sommer sehr gut. Sehr lange sehr warm,
oder eher: sehr heiss!
Abfischen der Mudponds
Dieser Informationshunger musste bedient werden. IKEAGE, das heisst Herbsternte, Abfischen
der Mudponds, Schlammparty in Japan. Und es
gab so viel, was wir wissen wollten. Wir mussten
dabei sein. Auch hatten wir dieses mal die Tochter einer befreundeten koisüchtigen Familie
dabei. Sie hatten den Plan, nur die Tochter mit zu
schicken, damit nicht so viel Koi gekauft werden!
Japan ist aber ein Land, in dem schon so mancher Einkaufsplan sehr kurzfristig Grösserem weichen muss!
Es ist eigentlich das Kinderüberraschungsei
der Erwachsenen, oder sagen wir,
der Koikichi. "Spannung, Spiel und Sake".
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Kulturell sollte natürlich auch etwas dabei sein.
Die Eine wollte Parks, Tempelanlagen, japanische
Mode und Schuhe sehen. Der Andere wollte auch
unbedingt in das Hard Rock Cafe in Fukuoka.
Fukuoka - eine Millionenstadt am Meer
Wellness stand ebenfalls auf dem Programm. Es
sollte ein Onsen besucht werden. Ein schönes japanisches Bad, welches durch eine heisse Quelle
gespeist wird. Wie schon gesagt, es war wieder
mal viel zu erledigen in der kurzen Zeit. Endlich
war es soweit!
Airport Frankfurt, von hier aus ging es wie immer
los. Nach ca. 12 Stunden Flugzeit erreichten wir
unser erstes Ziel.
Tokio! Was für eine Stadt!
Fukuoka - Eine Millionenstadt
direkt am Meer
Tokio liegt in der aktivsten Erdbebenzone der
Welt. Tokio befindet sich auf der grössten der
vier Hauptinseln Japans "Honshu", liegt im
Schnitt nur 6 m über dem Meeresspiegel, hat 2
grosse Flughäfen Haneda und Narita und beherbergt ca. 8,5 Millionen Einwohner und der Name
bedeutet "Östliche Hauptstadt". Und das Wichtigste zum Schluss. Hier findet Ende Januar 2011
die All Japan Koi Show statt.
Hier in Tokio haben wir immer ein paar Stunden
Aufenthalt, die aber meist sehr schnell vorbei
gehen. Der Airport bietet viel. Shops und Restaurants sowie tolle Panoramabilder des Flughafens,
da hier sehr viele gigantische Glasscheiben verbaut wurden. Noch etwas geschlaucht vom langen
Flug, bereiteten wir uns auf den Anschlussflug
nach Fukuoka vor. Nach 1,5 Stunden Flug landeten wir nun endlich auch in Fukuoka.
Einer Millionenstadt direkt am Meer. Fukuoka ist
die grösste Stadt auf der südlichsten der japanischen Hauptinseln - Kyushu - und die achtgrösste Stadt Japans. Mit rund 1,45 Millionen
Menschen ist sie etwa so gross wie München. Die
Jahreszeiten gleichen - von einer Regenzeit im
Juni/Juli (Sommermonsun) abgesehen - etwa
denen in Südeuropa. Die Höchsttemperaturen liegen etwa bei 37 °C, die niedrigste Temperatur, die
je gemessen wurde, war -8,2 °C (5. Februar
1919). Im Durchschnitt ist es aber 16,8 °C warm.
1978 war die längste Hitzeperiode mit insgesamt
79 Tagen mit über 30 °C. Und dieses Jahr war
auch wieder eine Hitzewelle in Japan. Ich glaube,
der einzige Deutsche, der sich eine solche Sommerhitze dort angetan hat, war Hans-Jürgen
Ninke, der Bilder für uns von den neuen Tosai besorgte und die Selektion beobachten wollte. Er
sagte bei einem Telefonat damals zu mir: Du
kannst alles machen! Aber nur morgens! Ab dann
ist es zu heiss.
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Nun weiter mit unserer Reise. In Fukuoka angekommen, mussten wir weiter nach Kurume. Eine
kleine Stadt (nur ein paar 100000 Einwohner), die
bekannt ist für ihre schönen Azaleen und nur wenige Kilometer von der Ogata Koi Farm entfernt
liegt. Nach einem ganzen Tag Reisezeit und im Besitz des Hotelschlüssels, begannen wir umgehend,
etwas gegen den Jetlag zu unternehmen. Wir besuchten ein kleines, aber feines Lokal, wo HansJürgen offensichtlich schon sehr bekannt war. Wir
liessen uns dort mit einem kleinen, sehr leckeren
Snack versorgen und probierten ein (paar) Gläschen Sake! Wenigstens ein paar Stunden Schlaf
mussten sein, denn morgen oder mittlerweile
nachher sollte es ja zur Ikeage - dem Abfischen
eines Naturteichs - gehen. Dem Narumizu, ein Naturteich der über 25.000m Wasseroberfläche
verfügt und an so einigen Stellen bis zu 15 m Wassertiefe hat.
Hier zeigt sich für Züchter, Händler, und letztendlich auch Sie, was Neues auf Sie zu schwimmt.
Abfischen an solchen grossen Teichen ist keine
Aktion, die mal soeben durchgeführt wird. Es bedarf einer umfangreichen Vorbereitung. Über 3
Wochen lang wird der Teich kontinuierlich und
gleichmässig abgelassen und die Tiefe des
Schlamms am Boden des Teichs geprüft. Nicht
auszudenken, was passieren würde, wenn der
Teich (oder auch Mudpond genannt) bis auf einen
Meter abgelassen wird und sich herausstellt, dass
der Schlamm 80cm oder gar 1m beträgt. An der
Vorderseite des Teichs ist eine Treppe aus Beton
eingebaut, wo sich an der Seite der Treppe die Ablassöffnungen befinden. Alles ist genau geplant
und vorbereitet. Um ganz sicher zu gehen, dass
der Teich nicht zu weit abgelassen wird und der
Schlamm höher ist als erwartet, wurde dafür extra
eine so genannte 24h Wache von Manabu Ogata
in den letzten Tagen des Ablassens zur Aufsicht
abgestellt.
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Narumizu, ein Naturteich mit über
25.000 m2 Wasseroberfläche
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