RN vom 21.07.2008 (Printausgabe)
Transcription
RN vom 21.07.2008 (Printausgabe)
Sport im Ries 30 NUMMER 168 MONTAG, 21. JULI 2008 FC Bayern Ein Fußballfest der Superlative Mit Hilfe der Reimlinger Firma Wörle-Arbeitsbühnen durfte unser Fotograf in luftiger Höhe dieses Dokument ablichten: ein mit mehr als 10 000 Zuschauern prall gefülltes Gerd-Müller-Stadion. Das wird’s so schnell nicht wieder geben. TSV-Keeper Christian Starz (links) hatte jede Menge Gelegenheit sich auszuzeichnen und erhielt anschließend Lob aus berufenem Mund: Bayern-Trainer Jürgen Klinsmann adelte ihn zum „Player of the Match“. Fotos: Lechner, Benninger, Mack, Zuber Elfmal die Nummer 9 Witziger Gag Beim 8:0 (3:0)-Sieg in Nördlingen spielen alle Bayern in „G. Müller“-Trikots VON TONI KUTSCHERAUER Was für ein Auftrieb rund um den Rieser Sportpark in Nördlingen: Stop and Go auf den Zufahrtsstraßen, Riesenandrang an den Stadiontoren und verstopfte Gänge im Innenraum. Verständlich, denn niemand Geringeres als der amtierende deutsche Meister und Pokalsieger, erfolgreichster deutscher Fußballverein aller Zeiten, der FC Bayern München, war für ein Gastspiel in die Riesmetropole gereist. Schon Stunden vor Spielbeginn finden sich die Fans im Stadion ein, um sich Plätze mit guter Sicht aufs Rasengeviert zu sichern. Auch das Wetter spielt mit und Stadionsprecher Helmut Stiller und Moderator Robert Milde heizen mit einem Mix aus brandneuen Infos rund um die beiden Teams und bekannten Fußball-Hymnen die Stimmung an. Der erste Auftritt von Trainer Jürgen Klinsmann Das erste Highlight dann um 16.20 Uhr: Bayern-Trainer Jürgen Klinsmann betritt das Stadionoval und gibt vor der Haupttribüne ein erstes Interview. Enttäuschtes Raunen im Publikum, als er verkündet, dass keiner der EM-Teilnehmer mit nach Nördlingen gekommen ist (womit im Prinzip zu rechnen war), doch mit Keeper Michael Rensing und den Abwehrstrategen Lucio, Martin Demichelis, Willy Sagnol und Marc van Bommel hat der FC Bayern eine international hochkarätige Defensivabteilung an Bord. Jubel brandet auf, als wenig später die Stars aus der Landeshauptstadt zum Aufwärmen den Rasen betreten. Nach der feierlichen Namensumwidmung der Sportstätte ist es um 16.55 Uhr soweit: Einmarsch der Gladiatoren unter geballter musikalischer Power und frenetischem Beifall der 10 500 Fußballbegeisterten im inzwischen voll besetzten Stadion. Viele reiben sich verwundert die Augen, denn die Identifikation der Die Spielstatistik ● TSV Nördlingen: Christian Starz, Thomas Ranftl (60. Markus Dietterle), Benedikt Förster (79. Jürgen Thum), Rafael Wende, Karl-Heinz Brückel, Johannes Höhenberger, Stefan Raab, Christian Braun, Michael Sebald (46. Timo Stach), Benjamin Stimpfle (60. Simon Schmidbauer), Michael Wende (82. Andreas Kaiser). ● FC Bayern München: Michael Rensing, Willy Sagnol, Lucio, Daniel van Buyten, Martin Demichelis, Andreas Ottl, Mark van Bommel (75. MehAkteure im Münchener Ensemble fällt nicht leicht. Alle Bayern-Spieler, inklusive Torwart Rensing, tragen ein Trikot mit der Rückennummer 9 und dem Namen G. Müller – witziger Gag und gleichzeitig Verneigung des FCB vor dem einstigen Fußball-Idol aus Nördlingen. Endlich der ersehnte Augenblick: Schiedsrichter Lothar Ostheimer, der an diesem Tag wenig Arbeit bekommen sollte, pfeift die Partie an, der Ball rollt. Die von Trainer Norbert Brand gut eingestellten Nördlinger präsentieren sich hoch motiviert und konzentriert, so dass sich die Bundesliga-Kicker von der Isar zunächst schwer tun, ihr Spiel aufzuziehen. Als Joseph Ngwenya den ersten ernst zu nehmenden Warnschuss abfeuert, sind bereits 14 Minuten gespielt. Doch nur zwei Minuten später ist es soweit - ein leicht abgefälschter Scherenschlag von Kapitän Mark van Bommel landet unhaltbar für Nördlingens Keeper Christian Starz zum 0:1 im Netz. Die Gastgeber lassen sich nicht entmutigen, weiter wird zäh verteidigt. Gegen die hochklassige Defensivkraft des übermächtigen Gegners ist zwar wenig auszurichten, aber man zeigt Kampfgeist und setzt Zeichen: Michael Wende fällt unerschrocken den Hünen Daniel van Buyten, wenn auch regelwidrig. met Ehici), Christian Lell, Toni Kroos, Thomas Müller (24. Denis Yilmaz), Joseph Ngwenya. ● Tore: 0:1 van Bommel (16.), 0:2 Ngwenya (29.), 0:3 Ottl (30.), 0:4 Yilmaz (56.), 0:5 Yilmaz (65.), 0:6 Demichelis (71.), 0:7 Ngwenya (78.), 0:8 Yilmaz (88.). ● Schiedsrichter: Lothar Ostheimer (TSV Sulzberg), Andreas Hummel (TSV Betzigau), Stefan Schneider (FC Weisingen) ● Zuschauer: 10 500 Leider muss Bayern-Stürmer Thomas Müller, der einzige „echte“ Müller unter den Spielern, frühzeitig verletzt vom Platz, doch der eingewechselte Denis Yilmaz führt sich mit einem gefährlichen Kopfstoß gut ein. Ein Doppelschlag rückt die Verhältnisse nach einer halben Stunde zurecht: Ngwenya läuft alleine auf Starz zu, der zunächst toll pariert, aber gegen den Abpraller zum 0:2 machtlos ist. Und nur eine Zeigerumdrehung später schließt Andreas Ottl überlegt aus 18 Metern zum 0:3 ab. Weiterer Schaden lässt sich bis zur Halbzeit abwenden, denn nachdem Förster im Zweikampf Ngwenya niedergerungen hat, kann Starz den Strafstoß von Toni Kroos mit tollem Reflex entschärfen (37.). Und nach KlasseVorarbeit von Ngwenya lässt Yilmaz aus nur zwei Metern die Erinnerung an Mario Gomez im Österreich-Spiel wieder wach werden. Als der bisher beschäftigungslose Michael Rensing im blütenweißen Torwart-Sweater zur zweiten Halbzeit aufläuft, glaubt kaum jemand, dass das edle Textil einen Grasfleck bekommen könnte. Doch Michael Wendes scharfer Ball zwingt den Bayern-Keeper zum harten Rasenkontakt (50.) und gegen Stefan Raabs Schuss pariert er per Fußabwehr (53.). Dies bleiben vorerst die letzten Chancen der Nördlinger, die weiterhin geschickt auf Abseits spielen, während die Bayern-Stürmer auf einer Linie lauern. Doch gegen die Münchener Übermacht werden auch kleine Fehler bestraft, so als Denis Yilmaz nach Pass in die Spitze abgeklärt zum 0:4 einschießt (56.). Als nach einem Klasse-Spielzug über van Bommel und Lell erneut Yilmaz zum 0:5 zur Stelle ist (65.) und Ngwenya zwei Riesenchancen auslässt, drohen die TSV-Kicker einzubrechen. Aber Christian Starz wächst an diesem Tag über sich hinaus. Innerhalb weniger Sekunden rettet der Nördlinger Tormann dreimal spektakulär (70.) und ist auch mit einer gefährlichen Bogenlampe nicht zu überwinden. Zwar erhöht Demichelis nach feiner Finte von Lucio auf 0:6 (71.), doch nachdem Starz gegen Ngwenya und Yilmaz zwei weitere „Unhaltbare“ entschärft, avanciert der TSV-Keeper unter tosendem Applaus zum Publikumsliebling und wird später auch von Bayern-Coach Klinsmann zum „Player of the Match“ gekürt. „Gerd komm zu uns“, sagte Jürgen Klinsmann nach den vielen Ehrungen zum früheren „Bomber der Nation“ und so saßen die beiden erfolgreichsten deutschen Nationalstürmer während des gesamten Spiels auf der Bayern-Bank. Rechts Klinsmanns CoTrainer Martin Vasquez. Bis zum Schlusspfiff aufopferungsvoll gekämpft Aufopferungsvoll kämpfen die Platzherren bis zum Ende, werden aber immer wieder ausmanövriert: Pass in die Tiefe, Yilmaz legt quer, 0:7 durch Ngwenya (78.). Nach einer weiteren Glanztat ist Starz gegen Yilmaz Kopfball-Aufsetzer zum 0:8-Endstand machtlos (88.). Doch das ist schon lange nicht mehr wichtig, Nördlingen feiert im „Jahrhundertspiel“ ein Fußballfest vor einer traumhaften Kulisse, die man sich gut einprägen sollte, denn so bald wird das frisch getaufte „Gerd-Müller-Stadion“ keine 10 000 Besucher mehr erleben. Am Ende blickt man in durchwegs zufriedene Gesichter. Der hoch dekorierte Renommierclub hat einen standesgemäßen 8:0-Sieg errungen, präsentierte mit dem Fili- TSV-Abwehrmann Rafael Wende (links) kommt zu spät, und Andreas Ottls Schuss schlägt zum 3:0 im Nördlinger Kasten ein. grantechniker Toni Kroos und den Nachwuchskräften Ngwenga und Yilmaz auch ohne die EM-Größen Perspektiven in der Offensive, während in der Abwehr gegen Energiepakete vom Schlage eines Lucio, Demichelis oder van Bommel einfach kein Kraut gewachsen war. Die Spieler des TSV Nördlingen aber konnten erhobenen Hauptes das Spielfeld verlassen. Gegen einen übermächtigen Gegner hat man sich mehr als tapfer geschlagen und trotz spielerischer Unterlegenheit, vor allem kämpferisch voll überzeugt. Für die Allermeisten im Kader von Trainer Norbert Brand dürfte es das „Spiel des Lebens“ gewesen sein – gegen den FC Bayern München werden sie wohl nie wieder kicken. Die holländische Allianz und Klinsis fehlendes Autogramm » Die Nördlinger Firma Eisen-Fischer nutzte das Spiel zu einem eigenen Event und hatte Eintrittskarten unter ihren Kunden verteilt und verlost. Dazu wurde ein Tippspiel um schöne Preise organisiert, die Lieferanten spendiert hatten. Profitiert hat davon auch die Kartei der Not, das Hilfswerk unserer Zeitung für unverschuldet in Not geratene Menschen: RN-Lokalchef Carl Völkl durfte den Erlös des Tippspiels, von Eisen-Fischer großzügig auf 1250 Euro aufgestockt, entgegen nehmen. Zur Spendenübergabe kam auch Mark van Bommel, der holländische Nationalspieler in Diensten des FC Bayern München, kurz vorbei, was bestens gewählt war: Schließlich stammt auch Eisen-Fischer-Geschäftsführer Leo van Bree aus dem Land der Windmühlen. Spendenübergabe (von links): Eisen-Fischer-Geschäftsführer Leo van Bree, RN-Lokalchef Carl Völkl, Eisen-Fischer-Models rund um FC Bayern-Star Mark van Bommel und Event-Organisator Siegbert Mielich. Der neue Bayern-Trainer Jürgen Klinsmann war auch im Rahmenprogramm gefragt und machte alles mit: Hier signiert er das WM-Auto von Lutz Hastädt (rechts), der aus dem Ostalbkreis angereist war und sich wie ein Schneekönig freute. » Riesenüberraschung für Lutz Hastädt aus Obergröningen im benachbarten Ostalbkreis, der die letzte VIP-Karte für das Spiel im Internet ersteigerte. Der fußballbegeisterte Schwabe hatte vor zwei Jahren bei einer Aktion des Deutschen Fußball-Bundes anlässlich der WM im eigenen Lande ein Auto erworben, das von allen Nationalspielern und vom damaligen Co-Trainer Jogi Löw signiert worden war. Lediglich eine Unterschrift fehlte, nämlich die des seinerzeit terminlich verhinderten Jürgen Klinsmann. Der neue BayernCoach erklärte sich spontan bereit, Versäumtes nachzuholen und Lutz Hastädt hatte auf der Kunststoffbahn einen unvergesslichen Auftritt, der das Fahrzeug mit dem bedeutungsschwangeren Kennzeichen AA-WM 2006 noch wertvoller machte ... (rom) MONTAG, 21. JULI 2008 Sogar „TV Aztek“ dabei » Neben Nördlinger Polizei, Feuerwehr und Sicherheitsdienst Scherlin waren auch die Nördlinger Fußballvereine mit vielen Helfern und Ordnern aktiv, wobei ein ordnender Einsatz eigentlich nur nötig war, als sich Gerd Müller und Jürgen Klinsmann „unters Volk“ wagten. Ordner von TSV Nördlingen, SC Athletik, SpVgg Löpsingen, SV Grosselfingen, SC Nähermemmingen/Baldingen, FC Pfäfflingen/Dürrenzimmern und SV Kleinerdlingen hatten jedoch alles bestens im Griff. » Am besten waren noch einige ausgewählte Jugendspieler aus den beteiligten Vereinen dran, die an der Hand der Stars einlaufen durften. Zum „Trikottausch“ kam es allerdings auch nach dem Spiel nicht, denn die besonderen „Nr. 9-Gerd-MüllerTrikots“ wollen wohl auch die Bayernspieler gerne in ihrem Schrank haben. » Enttäuscht waren viele, vor allem junge Fans, dass die Bayern-Spieler keine Ehrenrunde mehr drehten, obwohl sich die Fans – wie gefordert – vorbildlich verhielten. Die Asse waren nur bei Bus-Ankunft und Abfahrt hinter der Hermann-KeßlerHalle bereit zu Autogrammen und Fotos. Viel Zeit nahm sich allerdings Trainer Klinsmann für die Fans und auch Müller, der sich bei seiner Ehrenrunde besonders intensiv um etliche Rollstuhlfahrer kümmerte. 31 Sport im Ries NUMMER 168 Gerd Müller Der Jahrhundertstürmer wird in seiner Heimatstadt gefeiert Ein eigenes Stadion für „unseren Hadde“ Namensgebung Stadt Nördlingen ehrt ihren besten Botschafter. Umjubelte Ehrenrunde Da war der Bomber der Nation platt: „Dass gleich 10 000 Leute heute kommen, das macht mich sprachlos“, sagte Gerd Müller. „Ich bedanke mich ganz herzlich.“ Feierlich wurde vor dem Spiel die neue Stadion-Tafel enthüllt: Gerd-Müller-Stadion im Rieser Sportpark. „Dann macht es Bumm, da gibt’s ein Tor“ - mit dem Gerd-MüllerSong begann RN-Redakteur Robert Milde sein Interview mit dem gebürtigen Nördlinger Erfolgsfußballer. Der 62-Jährige hat noch bis 2010 einen Vertrag beim FC Bayern und trainiert dort die RegionalligaMannschaft. „Wenn ich noch einmal eine Verlängerung kriege, dann bleibe ich auch weitere fünf Jahre“, sagte Gerd Müller und verriet sein Fitness-Geheimnis: „Ich spiele jeden Tag Tennis“, sagte Müller, mit dem Fußball habe er jedoch aufgehört. 240 Tore hat Müller in seiner letzten Nördlinger Jugendsaison geschossen, berichtete Milde. Gegen die Vereine der umliegenden Dörfer habe man eigentlich immer gewonnen, so Müller. Gerne erinnere er sich an seine Zeit in Nördlingen, obwohl das Training nicht immer nach seinem Geschmack war: „Beim Seilspringen wurde ich immer sauer, weil ich das nicht konnte“, erzählte Gerd Müller. Oberbürgermeister Hermann Faul dankte Gerd Müller für seine „ungewöhnlichen Erfolge“. Auf allen Kontinenten habe Müller den Namen Nördlingens bekannt gemacht, lobte er den gebürtigen Nördlinger: „Sie sind ein toller Botschafter unserer Stadt.“ Dabei denke er nicht uneigennützig, fügte Faul schmunzelnd hinzu. „Wir freuen uns, das Stadion unserem Hadde zu widmen.“ E- und F-Junioren-Spieler aus allen Nördlinger Fußballvereinen bildeten ein Spalier zur Anzeigetafel. Hinter der Knabenkapelle zogen Gerd Müller und Hermann Faul dorthin und unter dem Beifall der 10 000 Fans wurde die Tafel enthüllt. Mit einer Ehrenurkunde in der Hand und Oberbürgermeister Hermann Faul im Schlepptau ging Gerd Müller auf eine Ehrenrunde in „seinem“ Stadion. (zub) Gerd Müller mit Nördlingens Oberbürgermeister Hermann Faul kurz nach der Enthüllung der Anzeigetafel. Dem ehemaligen „Bomber der Nation“ zu Ehren spielten alle Bayern-Akteure mit der Nummer 9 und der Bezeichnung „G. Müller“. Hier Lucio (links) und Willy Sagnol, der dienstälteste Münchner (seit 2000 bei den Bayern). „Limes-Power“ vereint Rieser und Franken Gerd Müller mit seinem letzten Nördlinger Trainer Konrad Krafft. Fanclubs Gute Stimmung, obwohl viele Bayern-Stars in Nördlingen fehlen » Ein „Ehemaligentreffen“ vor dem VON CHRISTINA ZUBER Spiel hatte Müllers früherer Mitspieler und langjähriger TSV-Funktionär Martin Jeromin in der Hermann-Keßler-Halle organisiert und so umarmte der Ausnahmestürmer unter anderem seine früheren Nördlinger Trainer Georg Münzinger und Konrad Krafft. Echte Fans verpassen kein Spiel ihrer Mannschaft. Schon gar nicht, wenn der FC Bayern München in Nördlingen spielt und die Anreise deutlich kürzer ist als der Weg in die Allianz-Arena. Mit Bayern-Trikots, Schals, Fahnen und Mützen ist der Fanclub „Limes-Power“ aus Weiltingen an- » Selbst ein mexikanisches Fernsehteam war eigens für das Spiel eingeflogen. Die drei Mitarbeiter von „TV Aztek“ waren vor allem wegen ihres Landsmannes Martin Vasquez (Bild) nach Nördlingen gekommen. Der 44-jährige Ex-Nationalspieler ist Jürgen Klinsmanns neuer Co-Trainer. Aber auch der frühere „Bomber der Nation“, Gerd Müller, dürfte im Land der Azteken noch von der Weltmeisterschaft 1970 als damaliger Torschützenkönig gut bekannt sein. » Zum Rahmenprogramm des Großevents gehörte die Vorstellung des Songs „Feel the Power”, den Michael Stahl geschrieben hat. Der Bopfinger Personenschützer engagiert sich für die Aktion „Wahre Helden – Stars gegen Gewalt“. Déborah Rosenkranz sang das Lied live direkt vor dem Hauptspiel. Die 24-Jährige vom Bodensee war von Stefan Raab als „singende Stewardess“ entdeckt worden. gereist, die jüngsten Fans, die selbst in Oettingen, Herblingen und Weiltingen in Jugendmannschaften Fußball spielen, stehen in der ersten Reihe. „Unsere Mitglieder kommen aus dem Nordries und aus dem Fränkischen“, erzählt Thomas Wetsch, ehemaliger Jugendtrainer aus Weiltingen. „Klar kommen wir zum Spiel nach Nördlingen, das ist doch Ehrensache“, sagt er gegen- über unserer Zeitung. Im neuen Gerd-Müller-Stadion konnten dann auch die jugendlichen Fans ihren Stars ganz nahe sein, „näher als in der Allianz-Arena“. Jugendspieler Sebastian zeigt stolz seine Bayern-Schildmütze mit der Unterschrift von Zé Roberto. „Der war bei unserer letzten Weihnachtsfeier als Gast dabei, und er ist sehr sympathisch“, erzählt der Junge. Gerne hätten die Limes-PowerFans ihren Liebling auch in Nördlingen getroffen. Aber als echte Fans haben sie sich vorab im Internet informiert: Zé Roberto ist in seine Heimat geflogen, weil sein Vater gestorben ist - so meldete es der FC Bayern im Internet. „Da sind unsere Gedanken natürlich auch bei ihm“, sagt Thomas Wetsch. Der Lieblingsspieler fehlt Aus dem Nordries und dem angrenzenden Franken stammt der Fanclub „LimesPower“, der mit einer stattlichen Abordnung nach Nördlingen gekommen ist. Lukas Wunderle, Jugendspieler beim TSV Oettingen, will auf seinem Trikot ein Autogramm ergattern. „Schade, dass Ribery nicht dabei ist, das ist mein Lieblingsspieler“, erzählt der blonde Bub. Lukas hat mit seinen Eltern zwei Jahre in Spanien gewohnt, in La Coruna. „Das ist der Verein von Roy Maakay gewesen, bevor er zum FC Bayern kam“, erzählt Lukas. Schon als Kindergartenkind hat er das internationale Fußballgeschehen quasi hautnah verfolgt. Steffen ist ein Fan von Lukas Podolski. „Den hätte ich gerne in Nördlingen gesehen“, sagt der Junge. „Ja, die Stürmer fehlen heute“, konstatiert auch Thomas Wetsch. „Da fehlt das Salz in der Suppe.“ Er muss es wissen, denn er ist ein treuer Fan. „Wir fahren fast zu allen Heimspielen nach München“, berichtet auch sein Kollege Jochen Endres, oft gehe es auch zu den Auswärtsspielen. Mit der Defensive ihres Vereins sind die Limes-PowerFans jedoch zufrieden. „Die sind heute top, aber den Yilmaz nehmen wir mit in die Kreisliga“, so das harte Urteil der Fans. Und der verschossene Elfmeter von Toni Kroos? „Ja, das war natürlich schlecht, aber sonst war er gut“, sind sich auch die jungen Fans einig. In der ersten Reihe stehen auch Marius (14 Jahre) und Nico (fast 9) mit ihrem Papa Kurt Sandl. „Die Stars fehlen zwar, aber man muss das auch verstehen“, so die Fans aus Wemding. „Ribery ist einfach der Beste“ sagt Marius. Sein Bruder Nico hat auf Bastian Schweinsteiger gehofft. Trotzdem habe sich der Ausflug nach Nördlingen gelohnt. Der Jahrhundertstürmer mit der Ehrenurkunde bei der umjubelten Ehrenrunde im Stadion. Kommentar VON ROBERT MILDE zum FC Bayern-Spektakel » [email protected] Ein Fußballfest F ußballfans haben mitunter den Ruf, exorbitant Alkohol zu konsumieren, grölend durch die Stadien zu ziehen und mehr oder weniger Chaos zu hinterlassen. Doch das frisch getaufte GerdMüller-Stadion ist nach dem MegaEvent mit über 10 000 Besuchern keineswegs renovierungsbedürftig, sondern strahlt samt seinen neuen Anzeige- und Infotafeln mit den Organisatoren um die Wette. Die mehrmonatige Vorbereitung wurde belohnt durch ein Fußballfest, bei dem so gut wie alles passte. Das Wetter spielte mit, ein gut aufgelegter Gerd Müller nahm bewegt Ehrung und Ovationen entgegen, der FC Bayern bemühte sich, einen würdigen Rahmen zu liefern und die Fans feierten von wenigen Ausnahmen abgesehen äußerst diszipliniert mit. Einziger Wermutstropfen: Den einen oder anderen deutschen EM-Helden oder auch Bundesliga-Torschützenkönig Luca Toni hätte man sich schon gewünscht. Trainer Jürgen Klinsmann erklärte den Besuchern die Gründe und sprang als geduldiger Autogrammgeber in die Bresche. Der Ex-Bundesligist zu stark Vorspiel SC Athletik Nördlingen – 1. FC Nürnberg 0:8 VON JIM BENNINGER Déborah Rosenkranz sang live „Feel the Power“. I Alles rund um das Bayern-Spiel inklusive Video und Bildergalerie gibt’s im Internet bei www.rieser-nachrichten.de Bereits im Vorspiel des großen Bayern-Events gab es für die Frauen des SC Athletik Nördlingen ihr „Spiel des Lebens“, denn auch sie durften gegen eine bekannte Adresse des deutschen Fußballs antreten. Wenngleich das Team aus der Noris, wie „ihre“ Männer nur noch ExBundesligisten sind. Vor gut acht Jahren hatten sie ihre stärkste Saison, als sie noch in der ersten Liga spielten. Dann ging es jedoch bis in die Landesliga zurück, wo man jetzt ungeschlagen Meister wurde. „Damals spielten wir mit einigen osteuropäischen Nationalspielerinnen, die waren auf Dauer aber nicht zu halten“, sagt Andreas Bößl vor Ort, seit 2006 Vorsitzender des Frauen- und Mädchenfußballs e.V., der seit 1996 aus dem Hauptverein ausgegliedert ist. Aus der großen Zeit war dann auch nur noch Libero Olena Mazurenko dabei, doch die 100-fache ukrainische Nationalspielerin war selbst mit 37 Jahren nur in der Anfangsphase etwas gefordert, als Benning, Goos, Staudenecker und Bengesser sogar ein paar Chancen hatten. Zwei junge Teams Mittlerweile setzen auch die Nürnberger wieder verstärkt auf die Jugend und haben neben zwei Frauenauch drei Mädchenteams im Einsatz. Trainer Abdi Cetin ließ denn auch viele eigene, früher überregio- nal erfolgreiche B-Juniorinnen und einige Neuzugänge auflaufen: Sabrina Bauer (von Schweinfurt gekommen, 1:0, 7:0 sowie 8:0) und Kerstin Hoffmann (vom FC Bayern, 6:0). Auch Ex-Junioren-Nationalspielerin Katharina Grießemer (Crailsheim, HSV und Bayern) war dabei. Das 2:0 steuerte Katharina Schmalfuß bei (14.) und das 3:0 kurz vor der Pause war ein Eigentor. Nach einer Stunde hatte Marina Mittermeier einen Doppelpack gelandet (4:0, 5:0). Weitere ClubChancen machte SCA-Neuzugang Riedel zunichte, so dass auch Trainer Wenzel zufrieden sein konnte. Für Clauspeter Heger und seine Assistenten Gerhard Schmidt und Markus Bauer gab es wenig Arbeit. Im Vorspiel hatte die Abwehr des SC Athletik (links Steffi Werner) alle Hände voll zu tun und konnte trotzdem eine 0:8-Niederlage gegen den „Club“ nicht verhindern.