Darstellung der kornealen Architektur des Femto
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Darstellung der kornealen Architektur des Femto
297 Darstellung der kornealen Architektur des Femtosekundenlaser- und Mikrokeratomflaps mit Optischer Kohärenztomographie B. von Jagow, T. Kohnen Zusammenfassung Ziel: Mit Optischer Kohärenztomographie wurden an Patienten die Unterschiede in der Morphologie des LASIK-Flaps nach Femtosekundenlaser-Präparation und nach Mikro keratomschnitt dargestellt. Methoden: Zehn LASIK-Flaps, die durch IntraLase-Femtosekundenlaser (IntraLase Corp.) erzeugt wurden, und zehn LASIK-Flaps durch einen ZyoptixXP Mikrokeratomschnitt (Bausch & Lomb) wurden eine Woche nach der Operation mit Vorderabschnitt Optischer Kohärenztomographie dargestellt (Visante, Carl Zeiss Meditec). Die Dicke der Flaps wurde zentral und über den gesamten Querschnitt mit dieser Methode gemessen. Ergebnisse: Mit der Femtosekundenlaser-Software wurde eine Flapdicke von 100 µm und mit der Mikrokeratom-Platte eine Flapdicke von 120 µm angestrebt. Die Morphologie des Femtosekundenflaps zeigte eine stabile Dicke im gesamten dargestellten Querschnitt. Die Flapränder mit vertikalen Seitenschnitten sind durch scharfe Winkel charakterisiert. Die Mikrokeratomschnitte zeigen einen meniskusförmigen Querschnitt. Die Flaps waren am dünnsten in der Mitte und in der Nähe der Flapaußenkante. Zusammenfassung: Anders als die Mikrokeratomflaps mit variablen Dicken im Querschnitt, war die Form der Femtosekundenflaps sehr regelmäßig über den gesamten Querschnitt. Stichwörter: Femtosekundenlaser, Mikrokeratom, LASIK, Flaparchitektur, Optische Kohärenztomographie Summary Purpose: To assess the different morphologies of LASIK flaps performed by femto second laser and microkeratomes. Setting: Department of Ophthalmology, Johann Wolfgang Goethe-University, Frankfurt am Main/Germany. Methods: 10 LASIK flaps created with the IntraLase femtosecond laser (FSL) and 10 with an XP microkeratome were imaged one week after LASIK by anterior segment optical coherence tomography (Visante, Carl Zeiss Meditec). Direct measurement of the flaps was performed centrally and over the total cross-section. Results: The intended flap thickness of the femtosecond laser was 100 µm and the one of the microkeratome was 120 µm. Flap morphology of the FSL flap was of stable thickness over the imaged cross-section. Side cuts were sharply angled. The microkeratome cuts had a meniscus shaped cross-section where flap thickness was smallest in the center and near the edges. Conclusions: The FSL-flap morphology is more homonymous over the entire cut, whereas the microkeratome cut varies more in thickness. 298 Refraktive Laserchirurgie Einleitung Die Laser-in-situ-Keratomileusis (LASIK) bleibt die populärste Methode zur Korrektur von geringem bis mittlerem myopen Astigmatismus. Sie verdankt ihren Erfolg der schnellen postoperativen Visusrehabilitation und geringen Schmerzen bei hoher Präzision und Sicherheit der refraktiven Ergebnisse [9]. Zu Beginn der LASIK-Operation steht die Präpäration eines Hornhautlentikels oder Flaps, die zugleich einen der kritischen Schritte der Operation darstellt. Der Flap kann entweder mit einem Mikrokeratom oder mit einem der seit kurzem verfügbaren Femtosekundenlaser erzeugt werden [3,13]. Während beim Mikrokeratom ein kontinuierlicher mechanischer Schnitt mit einer Klinge eine bestimmte zentrale Flapdicke erzeugt, besteht die Flappräparation mit dem Femtosekundenlaser aus zwei Schritten, bei denen zunächst das oberflächenparallele Interface und anschließend der Seitenschnitt durch Photodisruption entsteht. Aufgrund des Prinzips der Flappräparation ist von einer unterschiedlichen Architektur des Mikrokeratom- und Femtosekundenflaps auszugehen [2,5]. Mit Hilfe der Vorderabschnittsbilder des Visante-OCT-Tomographen haben wir die unterschiedliche Flapmorphologie beider Verfahren dargestellt und auf ihre Genauigkeit und Wiederholbarkeit ausgewertet. Dieses Verfahren bietet eine weitgehend artefaktfreie morphologische Darstellung der Hornhaut mit einer Auflösung im Mikrometer-Bereich. Es ist durch die Beschleunigung der Optischen Kohärenz tomographie der vorderen Augenabschnitte möglich geworden [1,18]. Methoden 20 Augen von zehn Patienten wurden zwischen Mai 2006 und Dezember 2006 komplikationsfrei durch myope LASIK behandelt. Sechs Patientinnen und vier Pa tienten im Alter von 31 bis 39 Jahren wurden untersucht. Das präoperative sphärische Äquivalent lag bei 4,6 ± 0,94 dpt. Die Flappräparation erfolgte in zehn Fällen mit dem IntraLase-Femtosekundenlaser (AMO, Santa Ana, CA, USA) mit einer angestrebten Flapdicke von 100 µm und einem Seitenschnittwinkel von 70°. Der Femtosekundenlaser arbeitete mit einer Energie von 1,8 mJ und einer Frequenz von 60 kHz. Der Flapschnitt der anderen zehn Augen erfolgte mit einem ZyoptixXP Mikrokeratom (Bausch & Lomb, Rochester, NY, USA) mit einer angestrebten zentralen Flapdicke von 120 µm. Die Excimer-Ablation erfolgte bei allen Augen durch denselben Excimer-Laser (Bausch & Lomb, Rochester, NY, USA). Die Darstellung und Vermessung des LASIK-Flaps erfolgte eine Woche postoperativ mit dem Visante Vorderabschnitt OCT (Carl Zeiss Meditec, Jena, Germany). Der Visante-OCT ist ein high-speed OCT und erstellt ein B-Bild mit der Frequenz von 2 000 Hz in einer axialen Auflösung von 18 µm und einer transversalen Auflösung von 60 µm. Die optische Kohärenztomographie ist ein kontaktfreies Verfahren, welches in Querschnittsbildern den gesamten Durchmesser der Hornhaut und bei Z.n. LASIK den LASIK-Flap darstellen kann. Anhand der mit dem OCT aufgenommenen postoperativen Querschnittsbilder können die morphologischen Unterschiede, wie z. B. Form der Schnittkanten und der Gesamtquerschnittfläche, der LASIK-Flaps von Jagow et al.: Darstellung der kornealen Architektur des Femtosekundenlaser- und Mikrokeratomflaps … 299 nach Mikrokeratomschnitt und nach Femtosekundenlaser-Präparation verglichen werden. Die Dicke des Flaps und dessen Durchmesser wurden zentral und über den gesamten Querschnitt mit dieser Methode gemessen. Die Messungen wurden an 12 Messpunkten symmetrisch von der Hornhautmitte aus gemessen bei 0,5 mm, 1 mm, 2 mm, 3 mm und im Abstand von 0,5 mm von den Flaprändern sowie auf Höhe des Flaprandes durchgeführt. Eine zentrale Messung ist aufgrund des Reflektionsartefaktes des OCT-Verfahrens nicht möglich. Mittelwerte wurden mit der Statistiksoftware BIAS (Ackermann, Frankfurt am Main) berechnet. Aufgrund der geringen Anzahl der untersuchten Augen war eine vergleichende statistische Auswertung nicht möglich. Ergebnisse In der Darstellung des Interface des Flaps nach einer Woche zeigten die meisten IntraLase-behandelten Augen eine stärkere OCT-Reflektion als die Augen, die mit dem ZyoptixXP-Mikrokeratom behandelt wurden. Die Morphologie des IntraLase-Femtosekundenflaps zeigte eine stabile Tiefe des oberflächenparallelen Flapbettschnittes im gesamten dargestellten Querschnitt (Abb. 1a). An den Flaprändern trafen die Seitenschnitte in nahezu rechtem Winkel auf den Flapbettschnitt, eine Differenzierung bei angestrebten 70° ist aufgrund des kleinen SeitenschnittSchenkels nicht möglich. Die Mikrokeratomschnitte zeigen einen meniskusförmigen Querschnitt. Die Flapaußenkante läuft mit spitzem Winkel nach peripher aus. Der Mikrokeratomschnitt läuft aus diesem Grund nicht parallel zur Epitheloberfläche. Der Mikrokeratomflap ist am dünnsten in der Mitte und nimmt zur Peripherie hin an Dicke zu bevor er an den Kanten ausläuft (Abb. 1b). Der Femtosekundenlaser wurde für eine Flapdicke von 100 µm programmiert und am Mikrokeratom wurde eine Flapdicke von 120 µm angestrebt. Die gemessene Flapdicke des IntraLase-Femtosekundenflaps beträgt 116 ± 9,1 µm mit einer Spannweia te von 83 µm bis 126 µm bei einer angestrebten Flapdicke von 100 µm. Die zentrale Flapdicke der beiden Messungen bei 0,5 mm parazentb ral betrug 111,5 ± 15 µm und 114,23 ± 15 µm. Der ZyoptixXP-Mikrokeratom-Schnitt schuf eine Flapdicke von 147 ± 21,4 µm und eine Spannweite von 95 µm bis 225 µm bei angestrebter Flapdicke Abb. 1: Dargestellt mit dem Visante-OCT ist ein Mikrokeratomvon 120 µm (Tab. 1). Die schnitt (a) und ein Femtosekundenflap (b) im horizontalen Durchzentrale Flapdicke der beimesser. 300 Refraktive Laserchirurgie den Messungen bei 0,5 mm parazentral betrug 131,0 ± 13 µm und 131,0 ± 14 µm. Die unterschiedliche morphologische Struktur der beiden Flaps wird beim Vergleich der Mittelwerte der einzelnen Messpunkte deutlich (Abb. 2). Angestrebte Flapdicke Gemessene Flapdicke Spannweite Mikrokeratom Zyoptix XP a 120 µm 147 ± 21,4 µm 95 bis 226 µm Femtosekundenlaser IntraLase a 100 µm 116 ± 9,1 µm 83 bis 126 µm Tab. 1: Mittelwerte, Schwankungsbreite der mit dem Visante-OCT gemessenen Flapdicke und die angestrebte Flapdicke des Mikrokeratoms und des Femtosekundenlasers 200 IntraLase 180 ZyoptixXP 160 140 120 100 80 60 40 20 0 sidecut ”–0,5 3,0 temp 2,0 temp 1,0 temp 0,5 temp 0,5 nasal1,0 nasal2,0 nasal3,0 nasal “–0,5 temp nasal sidecut Abb. 2: Die Mittelwerte der OCT-Messungen der Flapdicke des Mikrokeratoms und des Femtosekundenlasers sind hier gegenübergestellt. Die gleichmäßige Flapdicke des Femtosekundenlasers und die Meniskusform des Mikrokeratomflaps sind durch diese Darstellung verdeutlicht dargestellt. Diskussion Unsere Untersuchung zur Flapmorphologie mit dem Vorderabschnitts-OCT zeigen grundlegende Unterschiede in der Architektur des Femtosekundenflaps und des Mikrokeratomflaps. In der Literatur wurden ähnliche Untersuchungen histologisch am Tiermodell und zuletzt mit der Konfokalmikroskopie durchgeführt [7,12]. Die mit dem OCT vermessene sehr konstante Schnitttiefe des Femtosekundenflaps über den gesamten horizontalen Flapdurchmesser (bei superioren Flap) beweist eine hohe von Jagow et al.: Darstellung der kornealen Architektur des Femtosekundenlaser- und Mikrokeratomflaps … 301 Genauigkeit dieser Flappräparation. Sie ist möglich durch die Photodisruption, die in zwei Schritten zunächst ein so genanntes Pocket und den Flapbettschnitt oberflächenparallel anlegt und im weiteren Schritt fast senkrecht zum Bett Seitenschnitte anlegt [2]. Diese gewinkelte Schnittführung ist mit Mikrokeratomen nicht möglich. Der kontinuierliche Mikrokeratomschnitt hat deshalb die charakteristische Meniskusform, die auch in unseren Betrachtungen und Messungen in vivo am Patienten mit dem Vorderabschnitts-OCT nachweisbar war. Durch in den letzten Jahren verbesserte Klingenführung und andere Neuerungen kommt es jedoch zu immer geringeren Schwankungen der Flapdicke und einer immer geringer ausgeprägten Meniskusform. Über die Verbesserung des XP-Mikrokeratom gegenüber seinen Vorgängermodellen und über die Steigerung der Genauigkeit der Mikrokeratome ist in den letzten Jahren ausführlich in der Literatur berichtet worden [14,16]. In Hinblick auf die Flapdickenschwankung erreichen die Mikrokeratome gute Werte für die Wiederholbarkeit, die sich jedoch auf eine andere Architektur des Flaps beziehen. Insgesamt zeigen beide Verfahren eine hohe Verlässlichkeit und hohe Genauigkeit [5]. In unserer Untersuchung war insbesondere im zentralen Bereich eine hohe Genauigkeit festzustellen, sodass an keinem Auge gefährlich dünne Flaps zu finden waren. Beruhend auf den beschriebenen Unterschieden in der Flaparchitektur wird allgemein angenommen, dass die Präparation mit dem Femtosekundenlaser zu einer geringeren Anzahl an durchtrennten stromalen Fibrillen führt. Sarayba et al. konnten eine deutlich glattere Schnittfläche des 60 kHz IntraLase-Femtosekundenlasers gegenüber dem Moria M2 Mikrokeratom beschreiben [12]. Diese Unterschiede werden auch in der Literatur im Rahmen von funktionellen Untersuchungen an Patientenaugen mit Femtosekundenlaserflap und Mikrokeratomflap diskutiert. Der Femtosekundenflap induziert hiernach weniger sphärische und andere HOA als LASIK mit dem Mikrokeratom [6,10,17]. Dies kann theoretisch sowohl mit der Flaparchitektur und auf der glatteren Schnittfläche erklärt werden. Sowohl Tan et al. als auch Schallhorn et al. berichten über bessere Visusergebnisse von wellenfrontgeführter LASIK mit Femtosekundenflap-Präparation. [15]. Hingegen konnte Patel et al. keinen Unterschied in einem randomisierten intraindividuellen Vergleich zwischen den in der vorliegenden Arbeit verwendeten Femtosekundenlaser und Mikrokeratom feststellen [11]. Ein anderer Aspekt im Vergleich der beiden Verfahren ist die Induktion von Entzündungsreaktion. Auffällig war bei unseren Untersuchungen, dass das Interface des Femtosekundenflaps im OCT sowohl am ersten postoperativen Tag als auch nach einer Woche einen deutlicheren OCT-Reflex hervorrief als der Mikrokeratomschnitt. Javaloy et al. konnten mit konfokaler Mikroskopie für den 15 kHz Femtosekundenlaser eine gesteigerte Keratozytenreaktion in der Nähe des Interface nachweisen [7]. Die Unterschiede sind jedoch gering und die Qualität des Interface Signals nimmt nach einer Woche so stark ab, dass bei einigen Augen keine Messung durchgeführt werden konnte. Langfristig wird zu zeigen sein, ob die Überlegungen stimmen, die vermuten, dass der flache Femtosekundenflap einen Vorteil gegenüber dem meniskusförmigen Flap der Mikrokeratome in der postoperativen Stabilität bietet und einen besseren Schutz vor Keratektasien darstellt [8]. 302 Refraktive Laserchirurgie Auch in Hinblick auf das post-LASIK auftretende Sicca-Syndrom werden Unterschiede zwischen den beiden Verfahren postuliert. Es wird festgestellt, dass der oberflächenparallele Femtosekundenflap zu weniger durchtrennten Nervenfasern und damit zu geringeren Sicca-Beschwerden führt, wie es frühere Studien zur Flapdicke und zum Abtrag gezeigt haben [4]. Nicht nur aufgrund dieser Überlegungen ist damit zu rechnen, dass ultradünne Flaps (Sub-Bowman-Flaps) von 75 – 90 µm in der Zukunft zum Standard bei LASIK-Behandlungen avancieren werden. Auch wenn moderne Mikrokeratome solche Flapdicken mit hoher Genauigkeit erreichen, werden die Femtosekundenlaser wegen ihrer gleichmäßigen oberflächenparallelen Schnittführung und der freien Wahl der Schnitttiefe im Zuge dieser Entwicklung wahrscheinlich weiteren Zuspruch erlangen. Literatur 1. Avila M, Li Y, Song JC, Huang D: High-speed optical coherence tomography for management after laser in situ keratomileusis. J Cataract Refract Surg 2006;32:1836-42 2. Binder PS: Flap dimensions created with the IntraLase FS laser. J Cataract Refract Surg 2004;30:26-32 3. Binder PS: One thousand consecutive IntraLase laser in situ keratomileusis flaps. J Cataract Refract Surg 2006;32:962-69 4. De Paiva CS, Chen Z, Koch DD et al.: The incidence and risk factors for developing dry eye after myopic LASIK. 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