Architektur für den Laien
Transcription
Architektur für den Laien
Berner Zeitung; 17.04.2003 BZ-EM-Aufschlagseite Innopreis Burgdorf: Daniels schräge Wände Architektur für den Laien aufbereitet Warum baut Daniel Libeskind schräge Wände? Architekturstudenten der HTA Burgdorf gingen der Philosophie von 12 Architekten auf den Grund und bereiteten ihre Antworten für ein breites Publikum auf. · Sandra Kaufmann Zwölf Personen an einem Tisch - hat aber nichts mit Geschworenen zu tun. Eine Person beim Schneiden von Filmsequenzen - aber nicht in einem Filmstudio. Ein Fisch auf Stelzen - nein, kein Märchen. Was ist das? Ein Architekturprojekt. Sein Name: Daniel, warum sind deine Wände schräg? Erinnert irgendwie an Daniel Düsentrieb. Und das ist schon mal gar nicht schlecht. Es geht um eine Erfindung, genauer um eine Innovation. Wissen auf DVD Die vier Studentinnen und acht Studenten der Burgdorfer HTA, Klasse Architektur 6 B, und ihre Dozenten Hans-Martin Sturm sowie Jacques Wüthrich nehmen an der Verleihung des ersten Burgdorfer Innopreises teil. Dazu haben sie ihren Unterricht modifiziert. Sie gingen dabei neue didaktische Wege und verfolgten ein multimediales Projekt. Das tönt wenig konkret, das Endprodukt ist aber greifbarer: Es handelt sich um eine DVD (Digitale Video-Diskette). «Der interessierte Laie begegnet darauf 12 Architekten der heutigen Zeit sowie deren Philosophie», fasst Student Patrick Bangerter aus Burgdorf zusammen. «Für ein breites Publikum» «Im Verlauf der drei Studienjahre wird auch die Architekturgeschichte gelehrt», erklärt Hans-Martin Sturm. Die Klasse befinde sich momentan im Vorlesungszyklus über die Architekten der Zeit von 1980 bis 2003. Der Dozent hat 12 von ihnen herausgepickt und jedem Studenten einen per Los zugeteilt. «Der Auftrag lautete, sich Wissen über den Architekten und dessen Philosophie anzueignen und für ein breites Publikum aufzubereiten», sagt Sturm. Wer ist der Architekt? Welchen politischen und architektonischen Standpunkt nimmt er ein? Hat ihn sein Umfeld geprägt? Die Antworten zu den Fragen fassten die angehenden Architekten in einem Kurzfilm zusammen. «Die Studenten waren Lehrer, Drehbuchautoren, Regisseure und Produzenten in einem», resümiert Sturm. Warum baut Libeskind so? Einer der Architekten im Brennpunkt der Burgdorfer Studis ist der Berliner Daniel Libeskind. Er baut schräge Wände. Beispielsweise in Bern-Brünnen, das Einkaufs- und Freizeitzentrum «Westside». «Wir zeigen auf, warum Libeskind so baut», macht Branko Popovic aus Burgdorf auf die DVD neugierig. «Unsere Filmsequenzen könnten auch eine Art Einstiegsdroge für Leute werden, die sich eingehender mit Architektur auseinander setzen möchten», sinniert Roman Tschachtli aus Steffisburg. Er weiss auch schon einen Ort, wo sich die DVD besonderer Beliebtheit erfreuen würde: in der HTA-Bibliothek. «Man könnte sich einfach per Knopfdruck Infos zu Gemüte führen, anstatt unzählige Schmöker wälzen zu müssen.» Die angehenden Architekten machten sich aber nicht nur auf die Suche nach der Philosophie ihres «Studienobjekts». Sie setzten sich auch mit dessen Bauweise auseinander und stellten ein Modell her. Dieses besteht zu einem Viertel aus einem Bauwerk des jeweiligen Architekten. Drei Viertel entspringen der Fantasie des Studenten und spiegeln die Philosophie wider. «Von Fischen geprägt» Andreas Wyss aus Fulenbach beispielsweise ist heute sozusagen ein Spezialist in Sachen Frank Owen Gehry aus den USA. Dieser konzipierte etwa das Guggenheim-Museum in Bilbao oder das Stadion des weltbekannten Eishockeyclubs Mighty Ducks in Anaheim. «Gehrys Kindheit wurde von Fischen geprägt», schildert Wyss und demonstriert lächelnd sein Modell: Vor der Gebäudefront schlängelt sich ein Fisch - befestigt auf hölzernen Stelzen. · Der Wettbewerb Burgdorf sucht den Superstar Wer wartet mit der pfiffigsten, innovativsten und markttauglichsten Entwicklung auf? Fünf Teams der Fachhochschule für Technik und Architektur in Burgdorf präsentieren im Rahmen des ersten Burgdorfer Innopreises ihre Projekte, die wir in dieser Zeitung ebenfalls vorstellen. Am Freitag, 2. Mai, werden die Sieger ermittelt. Nebst dem Jury- gibts auch einen BZ-Preis zu gewinnen. Bei diesem sind Sie, liebe Leserinnen und Leser, die Jury. Sie können Ihre Stimme mittels eines Talons abgeben, der am Ende der Serie einer Sonderseite beigefügt ist. BZ Bisher vorgestellt: Die biegbare Vorhangschiene, 10. April. Das Ohr im Computer, 14. April. Bild Thomas peter Barbara Jau und Reto Gerber arbeiten an ihren Gipsmodellen für den Innopreis.