Vier Monate an der University of Memphis

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Vier Monate an der University of Memphis
Vier Monate an der University of Memphis
14. Januar 2013 – 12. Mai 2013
Mit dem m³+ ZDF-Austauschprogramm in den Süden der USA
Erfahrungsbericht von:
Florentin Bub
Maike König
Linda Tonn
(Masterstudiengang „Journalismus“, 10/2011 – 09/2013)
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Inhaltsverzeichnis
1.
1.1
1.2
1.3
1.4
1.5
1.6
1.7
Be(come) a Tiger (Linda Tonn) ...................................................................................
Die Bewerbung ...........................................................................................................
Finanzen/Stipendium .................................................................................................
Visum..........................................................................................................................
Versicherung...............................................................................................................
Flug.............................................................................................................................
Unterkunft/Wohnen...................................................................................................
Packen.........................................................................................................................
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3
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5
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2.
2.1
2.2
2.3
2.4
2.5
2.6
Unialltag in Memphis (Maike König).........................................................................
Kurswahl.....................................................................................................................
Der erste Tag..............................................................................................................
Bücher .......................................................................................................................
Quiz, Midterm und andere Unterschiede...................................................................
Sport...........................................................................................................................
Spring Break ...............................................................................................................
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8
9
9
10
10
3.
3.1
3.2
3.3
3.4
3.5
3.6
3.7
3.8
3.9
3.10
Leben und Wohnen in Memphis (Florentin Bub)......................................................
Wetter ........................................................................................................................
Alkohol........................................................................................................................
Transport – Autos, Busse und Fahrräder ...................................................................
Ernährung...................................................................................................................
Einkaufen...................................................................................................................
Geld............................................................................................................................
Religion und Kirche.....................................................................................................
Freizeit in Memphis.....................................................................................................
Nachtleben..................................................................................................................
Kurzreisen (und auch Langreisen)...............................................................................
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4.
4.1
4.2
4.3
Persönliche Resümees................................................................................................
Florentin Bub .........................................................................................................
Maike König ............................................................................................................
Linda Tonn
............................................................................................................
19
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5.
5.1
Broadcasting in Amerika...........................................................................................
Florentin Bub ............................................................................................................
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24
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1. Be (come) a Tiger (Linda Tonn)
1.1 Die Bewerbung
Dass man nicht einfach „mal ebenso so“ ein Auslandssemester in den USA machen kann, ist
eigentlich klar – dass es aber in einem „Papierkrieg“ enden würde, mussten wir trotz alter
Erfahrungsberichte auch an eigenem Leib erfahren. Während du dich Seite um Seite durch die
Unterlagen wühlst, solltest du am besten auch nichts hinterfragen, sondern einfach alles
ausfüllen. Wer aber Punkt für Punkt und Dokument für Dokument von vorne bis hinten
durcharbeitet und organisiert, kommt auch sicher am Ziel an. Bei allen Fragen, die in diesem
ersten Schritt der Bewerbung auftauchen, helfen Frau Wacker von der Abteilung für
Internationales der Universität Mainz und Rebecca Laumann vom Study Abroad Office der
University of Memphis gerne weiter. Die Bewerbung umfasst mehrere Einzelteile. Viele davon
sind online auf der Internetseite des Study Abroad Office der University of Memphis zu finden.
Zunächst ein Bewerbungsformular (Short Form „Exchange student“) für die Anmeldung als
Austauschstudent. Wichtig: man muss sich immer als „undergraduate non-degree student“
anmelden. Zudem muss jeder Bewerber einen englischen Lebenslauf einreichen und ein
Statement of Purpose (Motivationsschreiben), ebenfalls auf Englisch, verfassen. Das Schreiben
sollte verdeutlichen, wieso du ein Semester an der University of Memphis verbringen willst. Als
Grundlage könnten etwa das umfangreiche Studienangebot, Memphis als geschichtsträchtige
Stadt und die USA als interessantes, vielfältiges Land genannt werden. Außerdem sollten auch
die persönlichen Interessen herausgestellt werden. Zwei Seiten Motivationsschreiben reichen
aus. Des Weiteren brauchst du eine beglaubigte Kopie des Bachelorzeugnisses sowie eine
Auflistung der Lehrveranstaltungen an der Uni Mainz. Beides kann man sich problemlos in der
Abteilung für Internationales beglaubigen lassen. Die University of Memphis verlangt zudem
einen Nachweis über Englischkenntnisse. Am besten lässt du dir diesen am Institut für
Anglistik/Amerikanistik der Uni Mainz ausstellen. Wie beim TOEFL werden Leseverständnis,
Hörverständnis sowie schriftliches und mündliches Ausdrucksvermögen geprüft. Einfach einen
Termin machen und prüfen lassen. Das Zeugnis bekommt man sofort ausgehändigt. Allerdings
solltest du dich möglichst früh um einen Prüfungstermin bemühen, denn die Kapazitäten des
Instituts sind eingeschränkt. Im Großen und Ganzen machen der mündliche und schriftliche Test
erfahrungsgemäß niemandem mit einem halbwegs präsenten Schul-Englisch Mühe.
Aufwändiger ist unter Umständen das Certificate of Immunization, das vom Hausarzt ausgefüllt
werden muss: Wer in Tennessee studieren will, muss nachweisen, gegen Masern, Mumps und
Röteln (MMR) geimpft zu sein. Wer geimpft ist, lässt seinen Arzt das Formular einfach ausfüllen,
wem die Impfung fehlt bzw. wo sie einfach schon zu lange her ist, muss sich nochmal impfen
lassen. Unter Umständen fällt für das Ausfüllen des Formulars eine Bearbeitungsgebühr an.
Zu guter Letzt umfassen die Bewerbungsunterlagen zwei Gutachten/ Empfehlungsschreiben, aus
denen hervorgeht, dass man geeignet ist, im Ausland zu studieren. Professor Wolff hat sich ohne
Probleme bereit erklärt, für uns alle ein solches Schreiben auszustellen. Das zweite haben wir uns
von unseren Arbeitgebern oder auch Dozenten der Radio Lehrredaktion erstellen lassen. Auch
diese Schreiben müssen auf Englisch sein. Wenn du dich für eines der Studentenwohnheime der
University of Memphis bewerben möchte, ist es praktisch, der Bewerbung auch schon die
ausgefüllte housing application beizulegen. Wie die meisten anderen Dokumente findet man das
Formular auf der Seite des Study Abroad Office.
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Wenn du das alles beisammen habt, ist der erste Schritt geschafft. Glückwunsch! Dann müssen
die Dokumente einfach rechtzeitig vor der Deadline (je nach Semester, genauen Termin erfragen)
bei Frau Wacker in der Abteilung für Internationales der Uni Mainz abgeben werden und man
kann erst einmal nur abwarten. Die Unterlagen decken sowohl die Bewerbung für das
Auslandssemester an der University of Memphis als auch die Bewerbung für das Stipendium des
DAAD ab.
1.2 Finanzen/Stipendium
Drei Studenten, die von der Universität Mainz nach Memphis gehen, bekommen automatisch ein
Stipendium des DAAD, das einen Großteil der Kosten abdeckt. Da sich in den letzten Jahren auch
immer nur maximal drei Studenten für das Programm beworben haben, hat man das Stipendium
quasi sicher. Die Bewerbung für das Stipendium wird mit den unter 1.1 aufgelisteten
Dokumenten abgedeckt. Man muss nichts Zusätzliches einreichen. Die Höhe des DAADStipendiums variiert in der Regel mit der Anzahl der Studenten, die sich für das
Auslandssemester bewerben. Genaue Zahlen findest du im Internet. In unserem Fall haben wir
850€ für den Flug bekommen, 35€/Monat für die Auslandskrankenversicherung sowie vier Raten
à 800€ für Wohnen, Bücher etc. in Memphis. Zudem werden die Studiengebühren komplett
bezahlt. Das Geld deckt alle anfallenden Kosten relativ gut ab, alle zusätzlichen Aktivitäten und
Reisen müssen aus eigener Tasche bezahlt werden. Leider darf man mit dem J-1-Visum, welches
man als Student für den Aufenthalt in den USA benötigt, nicht arbeiten, jedenfalls nicht legal.
Eine Ausnahme gibt es dennoch: Einen Job auf dem Campus darf man als J-1-Student annehmen
(eventuell als Tutor für Deutschkurse, oder als Nachhilfelehrer). Wenn du dich für eine solche
Tätigkeit interessierst, wendest du dich am besten an das Study Abroad Office der Uni Memphis
und lässt dich dort beraten.
1.3 Visum
Wenn die Zusage der Uni Memphis da ist und die Finanzierung des Aufenthalts steht, geht es
direkt zum nächsten Schritt in Sachen Bürokratie: Das Visum muss beantragt werden. Im Falle
des viermonatigen Aufenthaltes als Austauschstudent handelt es sich um ein J-1Visum. An dieser
Stelle werden wir nur die groben Schritte beschreiben. Die Seiten des US-amerikanischen
Konsulats geben relativ detailliert und selbsterklärend Auskunft über das Prozedere. Außerdem
kannst du dich bei Fragen auch immer an Frau Wacker wenden. Das Visum sollte zwar
gewissenhaft und aufmerksam beantragt werden, du brauchst allerdings keine Angst vor den
Behörden oder dem Gespräch beim Konsulat haben. Als deutscher Staatsbürger in einem
Austauschprogramm bekommt man ein Visum normalerweise ohne größere Probleme.
Nun zu den Formularen: Mit dem ganzen Papierkram, den du von der Uni Memphis bekommst,
erhältst du auch das Formular DS-2019, welches du für die Beantragung des Visums benötigt. Als
nächstes beantragt du das Formular DS-160. Das geht online über die Internetseite der USBotschaft: https://ceac.state.gov/genniv/
Wichtig ist, dass man im Laufe des Antrags immer wieder Gebühren bezahlen muss. Darauf muss
man sich einstellen. Es fallen die sogenannte Sevis-Fee (180 $) sowie eine Visumsantragsgebühr
(128 €) an. Zudem musst du für den Termin beim Konsulat auch noch einmal 10 € bezahlen. Wir
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haben festgestellt, dass eigentlich fast jeder Schritt mit irgendeiner Gebühr verbunden ist. Für die
Zahlung der Sevis-Gebühr gibt es in den Unterlagen der Uni Memphis eine Anleitung. Du musst
sie zahlen BEVOR ihr das DS-160 beantragt. Die Visumsantragsgebühr zahlt man im Anschluss an
das Ausfüllen des Formulars DS-160. Wenn das alles erledigt ist, kannst du einen Termin im
Konsulat Frankfurt vereinbaren. Der Termin wird online gemacht. Was genau mitzubringen ist,
steht auf der Seite des Konsulats. Beim Termin im Konsulat geht es recht streng zu. Es dürfen nur
die Sachen für die Beantragung des Visums mitgebracht werden, kein Handy, kein Laptop und
überhaupt nichts, was nicht unbedingt nötig ist. Die Gespräche mit den Mitarbeitern sind dann
wider Erwarten ziemlich entspannt. Ein paar Sätze darüber, was man in den USA machen möchte
und ob man schon mal dort war, und schon bekommt man die Information, dass der Pass dann
mit Visum in den nächsten Tagen zugeschickt wird. Nach all dem Papierkram, der Warterei und
dem Zahlen von unterschiedlich hohen Geldbeträgen kommt der Pass dann wirklich ziemlich
schnell. Bei uns ist er innerhalb einer Woche im Briefkasten gelandet. Am besten überprüfst du
gleich, dass das Formblatt DS 2019 dem Pass beigelegt oder sogar reingetackert wurde. Das
erspart einen nervenaufreibenden Flug in die USA. Denn wenn das Formblatt nicht da ist, gibt es
Probleme bei der Aus- bzw. Einreise in die USA (das ist einem unserer Mitreisenden leider
passiert).
1.4 Versicherung
Nun noch zu einer vermeintlichen Kleinigkeit, die aber von großer Bedeutung ist. Kleinigkeit
deshalb, weil im Vergleich zu Bewerbung, Stipendium und Visum der Aufwand fast schon
enttäuschend unspektakulär ist: Die Auslandskrankenversicherung. Für vier Monate reicht die
normale Urlaubskrankenversicherung, die manche haben nicht aus. Ich habe eine
Auslandskrankenversicherung über das Portal Care Concept abgeschlossen, das war sehr
unkompliziert und man hat alle Unterlagen bekommen, die man an den verschiedenen Stellen
vorlegen muss. Insgesamt habe ich für die vier Monate 300 € bezahlt. Die Uni Memphis will zum
Beispiel gleich am ersten Tag diese Versicherungspolice sehen. Eventuell kann man bei seiner
deutschen Versicherung mal nachfragen, ob es die Möglichkeit einer Befreiung von den
Versicherungsbeiträgen gibt. Das ist abhängig von der Krankenkasse und vom Versichertenstatus
und sollte individuell geprüft werden.
1.5 Flug
Nun ist das Wichtigste geschafft und das Nervenaufreibendste auch. Dann kann es losgehen mit
den schönen Dingen des Reisens und der Frage: Wie komme ich von Mainz nach Memphis?
Flüge Memphis kosten ab 500 € aufwärts – abhängig, von wo man losfliegt, wann man fliegt und
wie oft man umsteigt. Wir haben unseren Hin- und Rückflug über StaTravel (die haben auch ein
Büro auf dem Campus in Mainz) gebucht und sind für insgesamt knapp 800 € mit United Airlines
von Frankfurt über New York nach Memphis geflogen. Auf dem Rückflug haben wir einen Stopp
von sieben Tagen in New York eingelegt. Das war bei der Flugbuchung gar kein Problem. In
Memphis angekommen wird einem das Leben auch sehr einfach gemacht. Generell bietet das
Study Abroad Office der Uni Memphis an, die internationalen Studenten am Flughafen
abzuholen. Wenn das (wie in unserem Fall) nicht klappt, kann man ohne Probleme mit dem Taxi
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zur Unterkunft am Campus fahren. Wichtig ist, dass man dem Fahrer die Adresse des Wohnheims
genau sagen kann und nach einigem Suchen finden die meisten Fahrer die dann auch im System.
Die Fahrt vom Flughafen zur Uni kostet ca. 30 $.
1.6 Unterkunft/Wohnen
Bist du am Campus angelangt, genauer gesagt am Carpenter Complex, dann beginnt das
Abenteuer „Wohnen“. Bereits in Deutschland musst du dich schon um eine Unterkunft in
Memphis kümmern. Das ist unkompliziert, denn die Antragsformulare kommen mit den
Zulassungsformularen und alles, was man zu tun hat, ist eine DIN A4 Seite auszufüllen und eine
Anzahlung in Höhe von 200 $ zu leisten. Schon hat man ein Zimmer. Es gibt mehrere
Wohnheime. Wir sind alle im Carpenter Complex untergekommen. Das ist zwar im Vergleich das
teuerste Wohnheim, man muss sich das Zimmer aber nicht mit anderen Studenten teilen. Für
Leute, die für längere Zeit nach Memphis gehen, lohnt es sich in jedem Fall, über eine eigene
Wohnung nachzudenken, da diese preiswerter ist als die umgerechnet etwa 500 € für ein
Wohnheimzimmer. Außerdem gibt es noch die Möglichkeit, im International House unter zu
kommen. Für die vier Monate ist der Carpenter Complex aber perfekt. Er ist direkt neben der Uni
– in fünf Minuten ist man über den Parkplatz zum Campus gelaufen – und durch die
Mitbewohner hat man auch direkt Anschluss zu US-Studenten. Der Carpenter Complex besteht
aus mehreren Gebäuden und man teilt sich ein Vierer-Apartment mit anderen Studenten
gleichen Geschlechts. Wenn es mit den Mitbewohnern nicht klappt, hat man in den ersten
Wochen noch die Möglichkeit, die Wohnung zu tauschen. Die Wohnungen bestehen aus einer
Gemeinschaftsküche, einem Wohnzimmer und zwei Bädern, die man sich jeweils einem
Mitbewohner teilt. Die Einzelzimmer sind ungefähr 12 qm groß und mit Bett, Kommode,
Schreibtisch und Kleiderschrank (und Air Conditioning) ausgestattet. Was wichtig ist und beim
Packen nicht vergessen werden darf, ist, dass das Bett wirklich nur aus einer Matratze besteht.
Für die ersten Nächte ist es also ratsam, einen Schlafsack oder eine Wolldecke und ein Kissen
mitzubringen. Das Study Abroad Office bringt einen am ersten oder zweiten Tag in Memphis zu
einem großen Supermarkt, in dem man sich dann günstig all das kaufen kann, was man so für
vier Monate zum gemütlichen Wohnen braucht. Bettwäsche, Decken und Kissen sind dort
wirklich billig und erfüllen ihren Zweck. Allerdings sollte man schon beim Einkaufen daran
denken, dass man das Zimmer im Carpenter Complex nach dem Semester völlig leer zurückgeben
muss, also nicht zu viel einkaufen! Wir mussten im Endeffekt Vieles einfach wegwerfen, weil wir
es weder mit nach Deutschland nehmen wollten, noch dort lassen konnten.
Die Küche ist auch nur mit den nötigsten Elektro-Geräten (Kühlschrank, Herd, Ofen,
Spülmaschine) ausgestattet. Geschirr, Besteck etc. muss auch gekauft werden, es sei denn, die
Bewohner haben sie vorher mitgebracht. Allgemein hast du überall in der Wohnung und auch auf
dem Campus freien Zugang zum Uni – WLAN – Netz. Das hat auch immer problemlos
funktioniert.
Alles in allem ist der Carpenter Complex sicher und sehr schön. Wir haben dort alle gerne gelebt.
Ein Wäschehaus mit kostenlosen Waschmaschinen ist ebenfalls auf dem Gelände und Room
Adviser (RA) sind die Ansprechpartner, wenn es Probleme gibt. Wichtig zu wissen ist, dass die
Room Adviser gerne mal mit oder ohne Vorankündigung vorbeikommen und die Räume checken,
egal, ob man da ist oder nicht. Außerdem herrscht im gesamten Carpenter Complex
Alkoholverbot, was auch von den RA kontrolliert wird. Die Regeln, die das Wohnen betreffen,
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werden euch aber auf jeden Fall auch nochmal direkt vom zuständigen Room Adviser erläutert.
Es ist aber alles nicht so schlimm, wie es sich anhört, und man übersteht die vier Monate ganz
unbeschadet.
1.7 Packen
Wenn es dann für dich so langsam auf den Abflug zugeht, musst du dir dann auch schon
überlegen, was du denn so für die vier Monate in Memphis brauchst. Für das Packen kann man
sich ruhig eine Woche Zeit nehmen, die Sachen schon mal bereit legen und sich immer wieder
fragen, ob man sie wirklich braucht. Denn in den USA sind Klamotten so wunderbar günstig und
wir mussten uns für den Rückflug noch einen neuen Koffer zulegen, um alles nach Deutschland
transportieren zu können! Als Freigepäck bei den meisten Airlines hat man ein 23 kgGepäckstück sowie zwei Handgepäckstücke.
In Bezug auf das Wetter in Memphis kann man sich leider auf nicht allzu viel verlassen: es regnet
häufig und wenn dann richtig, sodass die Wege regelrecht überschwemmt werden. Außerdem ist
jeder Tag wettertechnisch eine Überraschung. Bei unserer Ankunft im Januar waren es für
Tennessee untypische minus 6 Grad, im April/Mai hatten wir dann auch schon schwüle 30 Grad.
Zudem sind wir auch viel rumgereist: von Schneegestöber in Chicago im April bis über 30 Grad in
Las Vegas. Das solltest du beim Packen im Hinterkopf haben. Es empfiehlt sich kombinierbare
Kleidung, kurze Kleidung genauso wie mindestens einen richtig warmen Pulli mitzunehmen. Im
Nachhinein würde ich vor allem elegante Kleidung zu Hause lassen. Erstmal braucht man sie
selten und zweitens kann man solche Stücke sehr preiswert kaufen. Wichtiger ist sowieso, sich zu
überlegen, was man vor Ort neu kaufen will, oder was man lieber mitbringt. Wie im oberen
Absatz schon erwähnt, gibt es in den Zimmern keine Decken, keine Kissen und keine Bettwäsche.
Es ist wirklich ratsam, in seinem Gepäck Platz für einen kleinen Schlafsack oder eine Wolldecke zu
reservieren! Ein guter Tipp ist auch, alte Bettwäsche und Handtücher mitzubringen, die man am
Ende des Semesters ohne schlechtes Gewissen wegwerfen kann. Dann habt ihr auch wieder Platz
für den Rückflug. Mir fällt auch nichts ein, was man unbedingt mitnehmen sollte, weil man es vor
Ort nicht bekommt. Notfalls lässt sich wirklich alles kaufen, und meistens sogar preiswerter als in
Deutschland. Was ganz sinnvoll ist: ein Adapter und Mehrfachstecker. Im Carpenter Complex
haben die Zimmer nämlich nur zwei Steckdosen.
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2. Unialltag in Memphis (Maike König)
2.1 Kurswahl
Alle Kurse findest du im Online-Portal MyMemphis. Dort wählst du deine Fachrichtung und das
Semester aus und suchst den passenden Kurs aus einer langen Liste heraus. Deine Zugangsdaten
hast du vorher von der University of Memphis per Mail erhalten. Dazu, wie du dich genau in
MyMemphis anmeldest und wie das mit der Kursanmeldung funktioniert, schickt das Study
Abroad Office ebenfalls eine ausführliche Beschreibung. Das Anmeldeportal ist auf den ersten
Blick vielleicht etwas unübersichtlich, erklärt sich dann aber schnell von selbst. Bei der
Kursanmeldung gilt: First come, first served. Daher macht es Sinn, sich vor Beginn der
eigentlichen Anmeldefrist über mögliche Wunschkurse zu informieren. Einen ersten Überblick
bietet der Undergraduate Catalogue auf der Homepage des Journalism Departments. Aber
Vorsicht, nicht alle dort aufgeführten Kurse werden in jedem Semester angeboten. Auch Kurse
vom Communication Department findest du hier nicht. Das läuft dann alles über MyMemphis.
Alle Kurse, die hier aufgeführt sind, werden auch im kommenden Semester angeboten. Mit ein,
zwei Klicks bist du angemeldet. Es sei denn, du benötigst eine Bestätigung des jeweiligen
Dozenten. In diesem Fall kannst du den Dozenten entweder direkt anschreiben oder du wendest
dich an Prof. Arant, den Head des Journalism Department. Wir haben ihm eine Mail geschickt mit
Name und Nummer der jeweiligen Kurse und innerhalb eines Tages waren wir freigeschaltet und
konnten uns anmelden. Unabhängig davon, wie viele Kurse du laut deines deutschen
Studienplans belegen solltest, musst du dich mindestens für vier Kurse anmelden. So verlangt es
das Visum.
2.2 Der erste Tag
Falls du während der ersten Campus-Führung gar nicht darauf geachtet hast, wie du jetzt
eigentlich zum University Center gekommen bist, empfiehlt sich ein Campusplan. Den schickt dir
das Study Abroad Office bereits kurz vor deinem Abflug nach Memphis zu bzw. findest du ihn
auch nochmal in der Begrüßungsmappe und zur Not gibt es ja auch noch das Internet. Auf dem
gesamten Campus und auch im Carpenter Complex gibt es Wlan, das während unseres
Aufenthalts fast immer zuverlässig funktioniert hat. Hast du die richtigen Gebäude und Räume
gefunden, wirst du feststellen, dass es gar nicht so anders zugeht als in Deutschland: Die
Dozenten stellen sich vor, geben den Lehrplan, Syllabus, bekannt und führen ins Thema ein. Doch
zuerst stellt sich jeder Teilnehmer der Veranstaltung kurz vor. Keine Panik, sobald die Dozenten
hören, dass du aus Deutschland bist, sind sie ganz begeistert und stören sich nicht an etwaigen
Formulierungsschwierigkeiten. Falls es keine Vorstellungsrunde gab, solltest du dich nach der
ersten Veranstaltung beim Dozenten kurz vorzustellen. Zum einen stolpert dann niemand über
dein Englisch im ersten Quiz und zum anderen ist das Verhältnis von Student und Dozent in
Amerika etwas persönlicher. Du kannst also nur profitieren. Nicht zuletzt wenn es darum geht,
mal eine Veranstaltung zu verpassen und stattdessen auf Reisen zu gehen.
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2.3 Bücher
In der jeweils ersten Sitzung wirst du auch erfahren, ob und welche Bücher du brauchst. In den
meisten Fällen ist dies kein Hinweis, bei Gelegenheit einmal einen Blick hinein zu werfen,
sondern die Bücher werden von der ersten bis zur letzten Seite durchgearbeitet. Meistens wird
daher erwartet, dass du sie kaufst. Das kann ziemlich teuer werden. Deshalb lohnt es sich
herauszufinden, ob du das benötigte Buch im Tiger Bookstore ausleihen kannst. Für eine
Leihgebühr kannst du es dann das gesamte Semester nutzen und gibst es nach den finals dann
wieder zurück. Oft gibt es die Bücher auch gebraucht bei Amazon. Mit finanziellem Verlust
kannst du sie am Ende deines Aufenthalts dann wieder verkaufen, falls du sie nicht mit nach
Deutschland nehmen möchtest. Du kannst auch versuchen, die entsprechenden Kapitel
herauszukopieren. Meistens gibt es mindestens eine Ausgabe als Kopiervorlage in der Bibliothek.
Die Kopien sind zwar etwas teurer als in Deutschland, aber im Einzelfall kann es sich trotzdem
lohnen. Für den Fall, dass du Bücher bestellen möchtest, solltest du eine Post Box bei der
University Postal Station im University Center eröffnen. Das kostet 15 $ pro Semester und kann
mitunter ganz nützlich sein, denn vielleicht möchtest du auch Postkarten und private Päckchen
empfangen.
2.4 Quiz, Midterm und andere Unterschiede
Wenn man in den USA studiert, fühlt man sich ein bisschen in seine Schulzeit zurückversetzt.
Damals wechselten sich Klausuren und Arbeiten mit regelmäßigen Tests ab. So geht es in den
meisten Kursen auch an der University of Memphis zu. Ob Midterm und/oder Final Exam, du
musst dich darauf einstellen, während des Semesters mehrere Klausuren schreiben zu müssen. In
unserem Fall waren es drei Klausuren und ein Gruppenprojekt. Zwischendurch gibt es meistens
noch kleine Tests, genannt Quiz. Das hört sich zunächst viel an, ist es aber letztlich nicht. Wer
regelmäßig die Texte liest und mitdenkt, muss sich keinerlei Sorgen machen. Nicht selten tauchen
Fragen aus dem Midterm Exam oder den Quizzen auch im Final auf. Die amerikanischen
Dozenten wollen sicherstellen, dass jeder Student am Ball bleibt. Ein Vorteil dieses Systems: Am
Ende des Semesters ist die Arbeit getan.
Die University of Memphis bietet dir ein gutes Lernumfeld. So hast du auf dem gesamten Campus
kostenlosen Internetzugang. In Bibliothek und Computer Hub hat jeder Student zudem 500
Ausdrucke pro Semester frei. Im Tiger Bookstore findest du sowohl Fachbücher wie auch
Romane, Computerzubehör etc. und natürlich Kapuzenpullover, T-Shirts, Schlüsselanhänger,
Becher usw. mit Memphis- bzw. Memphis-Tigers-Aufschriften. Dieses Equipment ist beliebt bei
den amerikanischen Studenten und gehört zum alltäglichen Campusleben. Hoffentlich bleibst du
während deines Austauschsemesters gesund. Falls nicht, kannst du dich an das Student Health
Center auf dem Campus wenden. Eine Behandlung ist als Student kostenlos, du brauchst nur
deine Student-ID vorzeigen. Sofern es sich nicht um schwerwiegende, außergewöhnliche
Krankheitssymptome handelt, können sie dir dort auch weiterhelfen. Einige Antibiotika kannst du
auch dort vor Ort kaufen und musst dir keine Gedanken machen, wie du zum nächsten
Walgreen’s kommst. Die University of Memphis ist stolz darauf, nach eigener Aussage den
sichersten Campus im Bundesstaat Tennessee zu haben. Auf dem gesamten Universitätsgelände
gibt es Notrufsäulen und die Polizei fährt regelmäßig Streife. Dennoch raten dir die
Einheimischen im Dunkeln nicht unbedingt allein über den Campus laufen. Für solche Fälle
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kannst du auch einen Begleitservice anfordern, falls du spät abends noch von der Bibliothek
zurück in den Carpenter Complex musst. Wir haben von diesem Angebot jedoch nie Gebrauch
gemacht und uns auf dem Campus auch immer sicher gefühlt.
2.5 Sport
Das Fitness and Recreation Center der UofM bietet eine Menge Möglichkeiten, sich sportlich zu
betätigen. Es gibt dort Crosstrainer, Fahrräder, Laufbänder, Kraftgeräte, eine Schwimmhalle, eine
Sauna, ein Dampfbad und einen Whirlpool. Draußen finden sich zudem noch Tennisplätze,
Basketballfelder und ein Außenbecken. Wer unter Anleitung sporteln möchte, kann sich einen
Kurs aussuchen, darunter Yoga, Bootcamp und Zumba. Es gibt auch die Möglichkeit, sich einem
individuellen, kostenlosen Fitnesstest zu unterziehen und dabei auch die ganzen Gerätschaften
kennenzulernen. Wer beim Laufen lieber Frischluft schnuppern statt auf Fernsehbildschirme
starren will, der kann sich auf der Tartanbahn auf dem Campus austoben. Um auch im Dunkeln
sicher zum Rec-Center zu kommen empfiehlt sich die BlueLine, ein Shuttle Bus der unter der
Woche den ganzen Tag die Campus Loop fährt und dich so sicher vom Carpenter Complex bis vor
die Tür des Rec-Centers befördert. Selbst wenn du selbst nicht der größte Sportler bist, auf die
Erfahrung den Collegesport einmal live zu erleben, solltest du nicht verzichten. Hier bietet sich
zum Beispiel ein Basketball- oder Footballspiel der Memphis Tigers an. Selbst wenn du keine
Ahnung von den Regeln hast und verständnislos in die Runde blickst, während neben dir alle in
tiger blue gekleideten Fans völlig aus dem Häuschen sind- die Atmosphäre ist etwas ganz
Besonderes. Gerade beim Basketball, wo jedes Heimspiel im FedExForum als großes Event
inszeniert wird, inklusive Band, Cheerleadern und enthusiastischen Tiger-Maskottchen. Zudem ist
der Eintritt für Studenten mit ID frei und meistens fährt ein Shuttlebus. (Auch nützlich um nach
Downtown zu kommen, wenn man das Spiel gar nicht sehen möchte.)
2.6 Spring Break
Spring Break bedeutet eine Woche unifrei im März. Fast alle Austauschstudenten nutzen diese
Zeit, um durch die USA zu reisen. Auch wir drei haben uns auf den Weg durchs Land gemacht.
Linda und ich bis nach Kalifornien, Flo in die andere Richtung, nach Florida. Dabei hatten wir drei
keine Probleme mit unseren Dozenten. Alle hatten Verständnis dafür, dass wir das Land sehen
wollten. Und so konnten wir der Uni auch noch eine Woche länger fernbleiben. Auf diese Weise
gewinnt man bis zu 17 Tagen Reisezeit.
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3. Leben und Wohnen in Memphis (Florentin Bub)
3.1 Wetter
Das Wetter in Memphis ist extrem wechselhaft: Es kann dir passieren, dass Du morgens aus dem
Haus gehst und dich wie in den Tropen fühlst - hohe Temperatur, hohe Luftfeuchtigkeit. Dann,
während einem Tag an der Uni stürzt draußen die Temperatur so stark, dass du abends frierend
nach Hause laufen musst. Teilweise ändert sich die Temperatur, vor allem nach Gewittern, locker
um zehn Grad Celsius. In Fahrenheit sind es noch wesentlich mehr.
Während der Zeit in Memphis (es waren knapp vier Monate) hatten wir so gut wie jedes Wetter.
Einen Tag vor unserer Ankunft, liefen die Studenten, wie mir mein Mitbewohner berichtete, noch
im T-Shirt über den Campus, am Tag unserer Ankunft dann Nieselregen, starker Wind, um die 5°.
Am nächsten Tag kam es noch besser. Die Temperaturen fielen in den Minusbereich und ein
Eissturm zog auf. Die Uni wurde evakuiert und wir wurden angewiesen, in unseren Wohnungen
zu bleiben. Eine komische Stimmung für den ersten Tag. Allerdings gab es auch schon im Januar
Tage, an denen ich mit T-Shirt rausgehen konnte, dann wieder Regen und Kälte. Schnee gab es
bis in den April. Wobei nicht wirklich von Schnee gesprochen werden kann, es waren eher
vereinzelte Flocken.
In diesem Jahr war das Wetter nach Aussage von erfahrenen Memphians aber wirklich sehr
extrem. Denn zwischendurch gab es im März und vor allem im April Tage, an denen
Temperaturen erreicht wurden, wie wir sie uns in Deutschland im Hochsommer wünschen. Das
Wetter ist eine Wundertüte und man kann quasi jeden Tag aufs Neue überrascht werden. Also
ausreichend Kleidung einpacken!
Die Unigebäude und auch die Wohnheime werden durch energieintensive Klimaanlagen geregelt.
Für umweltbewusste Europäer ein Ärgernis und auch teilweise eine Verschwendung, aber die
Amerikaner schätzen es sehr und schalten die „air conditioning“ bei jeder sich bietenden
Gelegenheit ein.
Kurz nach unserem Abflug gab es in Memphis dann auch noch Hochwasserwarnungen. Der
Mississippi war schon in den letzten Tagen merklich gestiegen.
Zum Abschluss noch eine praktische Umrechnungsregel. Um von der Temperatur in Grad
Fahrenheit auf Celsius zu kommen: Einfach die Fahrenheittemperatur minus 30 nehmen und
dann durch zwei teilen. Das kommt ganz gut hin. Für die Mathematiker die korrekte Formel:
TCelsius = (TFahrenheit – 32) / 1.8
3.2 Alkohol
Ein Feierabendbier im Wohnzimmer oder ein Glas Rotwein während der Hausaufgaben – denk
gar nicht erst daran. Alkohol ist an der University of Memphis verboten. Und der Carpenter
Complex,wo du wahrscheinlich wohnen wirst, zählt zur Universität. Die Room Advisor (nur RA
genannt)dürfen theoretisch jederzeit Zimmerkontrollen machen. Wir haben aber nur welche
erlebt, die Tage vorher angekündigt waren. Allerdings sind diese Kontrollen nur
Sicherheitschecks, in denen die Feuermelder überprüft werden und nach Brandherden gesucht
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wird. Zum Beispiel Kerzen – die sind in den Zimmern streng verboten.
Kontrollen, in denen die Advisor die Kühlschränke oder die Wohnungen nach Alkohol
durchsuchten, haben wir aber nie erlebt. Dazu sind die RAs auch gar nicht befugt. So kam es
mitunter schon vor, dass sich ein paar Bierchen in unsere Kühlschränke verirrt hatten. Es gilt mal
wieder die Regel: „Man darf sich nicht erwischen lassen.“ Das soll aber keineswegs ein Tipp sein,
es zu probieren, denn wenn man erwischt wird, kann es ziemlichen Ärger geben. Es gibt ja noch
Bars oder Wohnungen von Freunden, die nicht auf dem Campus wohnen.
Generell ist Alkoholtrinken in Amerika erst ab 21 Jahren erlaubt. Denke also immer daran deinen
Personalausweis oder eine andere Form von Foto-ID (Führerschein) dabei zu haben. Denn falls
nicht, wirst du in den wenigsten Lokalen Bier bekommen, geschweige denn an Tankstellen oder
in Supermärkten kaufen können. Denn es wird eigentlich immer nach einer ID gefragt. Selbst
Mitvierziger und Omas, die weit älter als 21 Jahre sind, bekommen keine
Ausnahmegenehmigungen. ID ist Pflicht!
Normalerweise reicht der Personalausweis oder Führerschein aus, aber in Boston ist es mir
passiert, dass mein Führerschein nicht anerkannt wurde. Die Bardame beharrte darauf, einen
Reisepass zu sehen. Also bin ich ins nächste Lokal gegangen. Versucht es aber nicht mit Kopien
von Reisepässen oder Ausweisen. Das wird meistens nicht gern gesehen.
Amerikanisches Bier ist anders. Es ist leichter und es macht Kopfschmerzen – zumindest am
Anfang. Man gewöhnt sich aber daran, dennoch werden gerade Bierliebhaber ein deutsches Bier
vermissen. Es gibt ein paar importierte Sorten, vor allem aus Belgien, die allerdings auch teurer
sind. Bier gibt es in jedem Supermarkt und an Tankstellen und zwischen diesen beiden Läden
liegen, anders als in Deutschland, kaum Preisunterschiede. Ein Kroger Supermarkt ist etwa 15
Gehminuten vom Campus entfernt und liegt an der ewig langen, vielbefahrenen Poplar Avenue.
Dort ist auch eine Tankstelle, die nur etwa zehn Minuten entfernt ist. Wer lieber Wein mag, der
findet den in großer Auswahl im Buster’s Liquors & Wines Store, direkt neben besagter Tankstelle
- Poplar Avenue, Ecke South Highland Street.
3.3 Transport – Autos, Busse und Fahrräder
No car, no party. Zwischen den Clubs in Downtown und der University of Memphis im östlichen
Midtown liegen etwa acht Meilen, was knapp 13 Kilometern entspricht (eine Meile sind 1,6
Kilometer). Die Stadt Memphis ist sehr großräumig. Wer denkt er könnte die größeren Strecken
mit dem Fahrrad meistern, täuscht sich. Die Straßen und vor allem die Autofahrer in Memphis
sind nicht auf Fahrradfahrer eingestellt. Riesige Straßen, enge Gehwege und hohe
Bordsteinkanten, sind nicht gerade fahrradfreundlich. Dennoch kann ein Fahrrad nützlich sein,
um schnell zum Einkaufen zu fahren oder über den Campus zum Fitnessstudio. An der Uni kann
man sich gegen eine geringe Gebühr Räder mieten.
Ja, dann halt mit dem Bus. Auch das ist nicht ganz so einfach. Es gibt keine U-, S- und
Straßenbahnen, sondern nur Busse in Memphis. Betrieben werden sie von MATA – Memphis
Area Transit Authority. Das Bussystem bewirbt sich auf seiner Homepage selbst als „largest
transit operator in the state of Tennessee”. Das mag stimmen, europäischen Standards oder den
Standards von anderen amerikanischen Großstädten entspricht es jedoch nicht. Für die Strecke
Campus – Beale Street in Downtown brauchen die MATA-Busverbindungen eine knappe Stunde.
Allerdings ist die Fahrt mit 1,25 $ für Studenten sehr günstig. Nachts, so wurde uns geraten,
- 12 -
sollte man die Busse aber meiden. Tagsüber funktionieren sie aber ganz gut. Allerdings trifft man
immer relativ merkwürdige Gestalten und fühlt sich die ganze Fahrt über unwohl. Deshalb bin ich
auch nur zwei Mal mit dem Bus gefahren, andere haben es öfter versucht, kamen aber immer
ernüchtert zurück. Öffentlicher Nahverkehr in Memphis – keine gute Idee.
Bleibt also nur das Auto. Oder Freunde mit Auto. Glücklicherweise sind Amerikaner unheimlich
gastfreundlich und knüpfen schnell Kontakte. Viele der Amerikaner, die wir kennen gelernt
haben, waren interessiert an Europa und Deutschland oder wollten einfach Kontakt zu
ausländischen Studenten. Sie hatten Freude daran uns ihre Stadt zu zeigen und mit uns zu feiern.
So war es ein leichtes Montag, Samstag, Donnerstag oder auch mal Sonntagabends Musik in
Downtown Memphis zu genießen oder in eine Kneipe in Midtown zu gehen.
Vom Kauf eines eigenen Autos wird Austauschstudenten eher abgeraten, es ist aber eine
Überlegung wert. Denn mit Auto ist Memphis gleich viel schöner und angenehmer. Ich hatte das
Glück schnell einige Freunde zu finden, die mich wirklich überall hingefahren haben oder von
denen ich mir auch mal ein Auto leihen konnte, aber sollte das nicht der Fall sein – ohne Auto ist
man aufgeschmissen. Unter Umständen kann es durchaus Sinn machen, sich gleich zu Beginn des
Semesters mit vier bis fünf Leuten zusammen zu schließen und ein Auto zu kaufen und am Ende
wieder zu verkaufen. Allerdings muss dann zumindest Halter des Autos eine Fahrerprüfung
machen. Die ist zwar leicht, kostet aber um die 200 $. Es ist also nicht unbedingt ratsam, aber
wenn man viel um Memphis herum sehen will und immer zuverlässig nach Downtown oder
Midtown kommen will, eine Überlegung wert. Rechnet euch einfach vorher aus, was auf euch
zukommt. Denn auf Dauer werden auch Taxifahrten, selbst wenn man sie teilt, teuer. Ein Taxi
nach Downtown kostet etwa 25-30 $, nach Midtown 15 $.
3.4 Ernährung
Wer ,fastfood‘ liebt, der ist am Campus genau richtig. Frühstück bei Dunkin Donuts. Mittags ein
kleiner Snack von Taco Bell, zwischendrin ein Sandwich von Subway und abends ein Whopper
von Burger King. Obwohl ich fastfood ab und an durchaus zugetan bin, habe ich mich nicht so
ernährt. Doch schön fand ich das Angebot schon – zumindest die ersten zwei bis drei Wochen. In
dieser Zeit habe ich immer mal auf dem Campus gegessen, aber irgendwann hatte ich richtigen
Hunger. Und wer richtig Hunger hat, muss selber kochen oder ordentliche Restaurants finden, die
in Memphis oft sogar einigermaßen preiswert sind.
In Memphis gibt es natürlich noch viel mehr als Burger King und Taco Bell. Vor allem Barbecue.
Sehr zu empfehlen ist Central BBQ in Midtown an der Central Avenue. Der Grillduft liegt schon in
der Luft, obwohl man noch gar nicht da ist und plötzlich hat man Hunger, obwohl man eben noch
keinen hatte. Ich bin in Memphis großer BBQ-Fan geworden, man muss es jedoch mögen.
Einen ordentlichen Burger bekommst du in Huey’s Restaurant serviert. Das Blues, Brews &
Burger- Restaurant liegt, wie so vieles, an der Poplar Avenue. Der Bluff City Burger ist unglaublich
lecker und taucht noch jetzt manchmal in meinen Träumen auf. Wer Fried Chicken mag ist bei
Gus’s im Paradies. Ich habe wirklich noch nirgendwo besseres Fried Chicken gegessen. Gus’s ist
direkt um die Ecke von Huey’s, aber ich würde nicht empfehlen beides an einem Abend zu
probieren.
Sehr gutes Essen in etwas gehobener (aber nicht abgehobener) Atmosphäre bekommt ihr in
Bosco’s in Midtown. Es gibt leckere Steinofenpizza und selbstgebrautes Bier. Und es ist
keineswegs überteuert, wenn auch teurer als Burger oder Barbecue
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Eine Erfahrung der besonderen Art ist Perkins. Das ist eine Kette mit typisch amerikanischem
Essen und sie hat 24 Stunden auf. Deshalb sind wir oft nachts nach dem Feiern dort
aufgeschlagen. Das Essen ist nicht sonderlich gut, aber nach einer durchfeierten Nacht auch
genau das Richtige. Ebenfalls sehr zu empfehlen in diesem Fall ist der „Chicken Burrito“ von Taco
Bell.
Und du solltest immer daran denken Trinkgeld zu geben, denn der Stundenlohn in der
Gastronomie ist erschreckend gering. Die Kellner werden es dir danken, wenn du zwischen 10
und 20 % deines Verzehrs als Tip gibst bzw dich vielleicht auch nicht mehr bedienen, wenn du
geizig bist.
3.5 Einkaufen
Wer für sich selbst kochen möchte, muss vorher einkaufen gehen. Einkaufen klappt super bei
Kroger. Ein ganz neuer Markt hat erst im März 2013 aufgemacht und bietet wirklich alles, was das
Herz oder dein Magen begehrt – sogar eine kleine deutsche Ecke, falls das Heimweh zu groß ist.
Die Produkte aus der Heimat sind aber alles andere als preiswert. Insgesamt sind Supermärkte in
den USA nicht so günstig wie in Deutschland. Billiger wird es jedoch mit der Kroger-Kundenkarte,
denn damit gibt es Rabatt auf ausgewählte Produkte. Einfach direkt beim ersten Einkauf
nachfragen, das Formular ausfüllen und schon gibt es die Vergünstigung. Wie schon gesagt, ist
der nächste Kroger etwa 15 Gehminuten entfernt, mit dem Auto macht Einkaufen aber deutlich
mehr Spaß.
Ein bisschen weiter weg, liegt der Supermarkt Target. Dort gibt es nicht nur Lebensmittel,
sondern auch Kleidung, Schuhe, Elektrogeräte und Wohnaccessoires. Das ist vor allem
interessant, wenn ihr zum Anfang Bettbezüge, Bettdecken und Töpfen, Pfannen, Geschirr etc.
braucht. Denn das ist meistens in den Wohnungen nicht vorhanden. Bei uns wurde aber vom
„Study Abroad Office“ eine Fahrt zum Target angeboten – allerdings am dritten Tag. Vorher
haben wir auf Handtüchern geschlafen.
3.6 Geld
In den USA regiert das Plastikgeld. Fast alles ist mit Kreditkarte bezahlbar. Fast alles, denn ein
Busticket gibt es nur gegen abgezähltes Bargeld.
Die Kreditkartenabrechnung ist zwar immer eine schöne Reisezusammenfassung (Stimmt, da war
ich ja auch), aber wirklich unterhaltend ist sie dann doch nicht. Um in Amerika kostenlos an
Bargeld zu kommen, braucht man ein Konto bei der Postbank oder der DKB. Die Services dort
sind ganz gut und auch die Deutsche Bank bietet eine Möglichkeit kostenlos in den USA Bargeld
abzuheben. Mir persönlich war es meistens lieber mit Bargeld, als mit Kreditkarte zu zahlen.
Entsprechend habe ich das auch gehandhabt, allerdings hat trotzdem jemand einen
Kreditkartenbetrug bei mir versucht. Meine Bank hat es jedoch rechtzeitig gemerkt und meine
Karte gesperrt. Dadurch ist zumindest kein finanzieller Schaden entstanden, aber noch immer
rennt irgendjemand in der USA mit einer gefälschten Kreditkarte in Tennessee umher und
versucht verzweifelt Dinge einzukaufen. Bei mir läuft die Geschichte, die zum Ende meines
Aufenthalts geschah, unter der Rubrik: Schwein gehabt!
Es gibt fast überall „ATMs“, an denen ihr an Bargeld kommt. Aber Achtung: Meistens könnt ihr
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nicht mehr als 200 $ abheben, die ihr dann in zehn 20 $-Noten ausgezahlt bekommt. Außerdem
gibt es bei fast allen Automaten eine Gebühr für die Nutzung, unabhängig davon, was eure Bank
euch gegebenenfalls in Rechnung stellt. In den meisten Fällen liegt die Automatengebühr bei 2-3
$ - die USA sind eben ein sehr kapitalistisches Land und jeder will überall Geld verdienen.
Außerdem sind in Amerika sind die Steuern noch nicht im ausgezeichneten Preis enthalten.
Wenn ihr also etwas kaufen wollt, dann müsst ihr immer noch etwa sieben bis zehn Prozent für
Taxes draufschlagen und dann habt ihr den Preis, den ihr tatsächlich bezahlen müsst. Manches ist
also teurer, als es auf den Blick scheint.
3.7 Religion und Kirche
Jeder dritte Memphian ist Baptist. Religion ist wichtig im Süden der USA. Mehr noch, Religion
gehört dort zum Lifestyle. Fast jeder gehört einer Konfession an und über die Hälfte geht
wöchentlich in die Kirche. Einige Studenten werden dir auch erzählen, dass sie, seitdem sie Gott
in ihr Herz gelassen haben, komplett anders sind - besser. Trotz der Omnipräsenz von Glauben,
hat mich keiner versucht zu überzeugen. Man toleriert die Götter der anderen.
Fährt man durch die Straßen von Memphis dann steht an jeder Ecke eine Kirche. Anders als in
Deutschland gehören sie aber nicht zur einfachen Mehrheit der katholischen und evangelischen
Kirche, sondern die Protestanten splittern sich in sechs große Kirchen auf. So trifft man in
Memphis eben auf Calvary Episcopal Church, First Presbytarian Church, Evangelical Lutheran
Church, United Church of Christ, Bethany Parkway United Methodist Church und Bellevue Baptist
Church. Letztere ist mit über 20.000 Mitgliedern die größte Kirche in Memphis.
Memphis liegt im so genannten Bible Belt. Der journalistische Kunstbegriff beschreibt die
Gegend, die durch christliche-konservative Ansichten und eine hohe Kirchgängerzahl geprägt ist.
Der Bibelgürtel erstreckt sich über die Staaten im Süden und Südwesten der USA. Darunter
Kentucky, Alabama, Mississippi, Texas und Tennessee. David Arant, Chair of the Department of
Journalism, ist der Meinung: „Memphis is the buckle of the bible belt”.
Ich selbst war zweimal in der Kirche. Allerdings in der katholischen Kirche. Dort war ich an
Ostersonntag und an einem normalen Sonntag. Die katholische Liturgie unterscheidet sich
weltweit kein Stück, daher war das auch keine besondere Erfahrung. Außer dass alle
Kirchenbesucher sehr fein gekleidet sind und die Lieder bisweilen an einen Disney-Film erinnern.
Von Kommilitonen habe ich gehört, dass die anderen Messen und kirchlichen Veranstaltungen
sehr locker, aber eindringlich gehalten werden. Oft gibt es auch noch free food und man kann
wohl einen ganzen Sonntagnachmittag in der und an der Kirche verbringen. Wie angesprochen,
ich selbst habe das nicht erlebt, sondern diese Informationen nur aus dritter Hand. Gläubig oder
nicht, einen Gottesdienstbesuch in Memphis solltest du nicht verpassen.
Es kann dir auch passieren, dass du auf dem Campus von einer kirchlichen Jugendorganisation,
gerade kurz nach deiner Ankunft, angesprochen wirst und mit heißer Schokolade oder ähnlichem
gelockt wirst. Schnell kommt es im Gespräch aber zu den Themen Kirche und Gott. Wenn du
keinen Problem hast, deinen Standpunkt zu diesen Themen zu vertreten,können dies gute
Gesprächen sein. Wenn du von so etwas genervt ist, solltest du misstrauisch sein, weitergehen
und die Süßigkeiten dankend ablehnen.
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3.8 Freizeit in Memphis
Memphis hat viel mehr zu bieten, als Blues, Burger und Elvis. Von zwei Freunden hatte ich schon
gehört, dass man sowohl tagsüber, als auch nachts eine Menge Spaß haben kann. Ich werde jetzt
keine Reiseführer-Abfassung dazu schreiben, was ihr alles machen könnt. Das würde den
Rahmen sprengen und ihr sollt ja einiges auch noch selbst rausfinden.
–
Shelby Farms: Ein Park im Shelby County, ein wenig außerhalb vom Memphis. Fängt es an
zu blühen, ist ein Besuch dort Pflicht. Es gibt saftig grüne Wiesen, viele kleine Seen, in
denen einem Frösche und Schildkröten über den Weg laufen, bunte Vögel, Büffel –
kurzum Natur pur. Man kann sich auch Fahrräder und Tretboote mieten und vor allem
herrlich joggen. Wer am Wochenende mal die Seele baumeln lassen und etwas Natur
sehen will, MUSS nach Shelby Farms.
–
Memphis Zoo (Overton Gardens): Der Memphis Zoo liegt im Norden des Overton Park.
Mit dem Bus muss man nur etwa zwanzig Minuten die Poplar Avenue entlang fahren, am
Brooks Museum of Art aussteigen, den durchaus schönen und sehenswerten Park
durchkreuzen und schon befindet ihr euch inmitten von Orang-Utans, Giraffen, Pandas,
Pumas und Grizzlies.
–
Dachterasse auf dem Peabody Hotel: Wir hatten für unsere letzte Nacht einen festen
Plan. Eine Rooftop-Party auf dem Peabody Hotel. Die ist dann im wahrsten Sinne des
Wortes ins Wasser gefallen, aber ich will euch ermutigen, das auf jeden Fall
auszuprobieren. Bei schönem Wetter finden diese Parties immer donnerstags statt.
Allerdings müsst ihr 21 Jahre alt sein, um mitfeiern zu dürfen. Das Dach bietet einen
tollen Blick über die Stadt und man bekommt ein wenig das Gefühl in New York zu sein.
Wer „Die Firma“ gesehen hat, erinnert sich vielleicht an die Dachterrasse auf die der
junge Anwalt Tom Cruise sein erstes Firmen-Barbecue genossen hat. Das ist die
Dachterrasse des Peabody Hotels.
–
Ein weiteres Highlight im Peabody ist der berühmte Duckmarsch. Es wohnen, nein
residieren nämlich Enten in diesem Hotel. Sie schwimmen ein paar Stunden am Tag im
Hotelbrunnen und sind eine echte Touristenattraktion. Immer nachmittags gegen 17 Uhr
werden die Enten vom Duckmaster, dessen Job nichts anderes ist, als die Enten bei Laune
zu halten, in ihre Suite geführt. Es ist wirklich lustig anzusehen, du solltest es nicht
verpassen.
–
National Civil Rights Museum: Ein Besuch im National Civil Rights Movement Museum ist
Pflicht. Es ist rund um das Lorraine Motel erbaut worden, in dem Martin Luther King 1968
erschossen wurde. Es ist beeindruckend und beklemmend zugleich genau die Stelle zu
sehen, an der der Schütze MLK ins Visier genommen hat und an welcher Stelle Martin
Luther King auf dem Balkon stand. Das Zimmer, in welchem der Führer der
Bürgerrechtsbewegung schlief, ist vom Zustand in 1968 quasi unberührt. Diese Stätten
sind aber nur ein Bruchteil des Museums.
Wer am Anfang des Semesters schnell ist, hat Glück: Am University Center auf dem
Campus kann man mit Studenten ID kostenlos Tickets für das Museum bekommen, denn
- 16 -
die Freikarten werden nach dem Prinzip „First come, first served“ vergeben. Wir waren
nicht schnell genug…
–
Mud Island Riverpark Museum: Sucht euch für den Besuch dieses Museums gutes
Wetter raus. Wir hatten keines, dennoch war das Museum sehr spannend. Mit einem
cable car werdet ihr von der einen Seite des Mississippis auf eine Insel – Mud Island –
gefahren. Dort dreht sich alles um den Mississippi und es gibt in einem Außenbereich ein
sehr beeindruckendes, groß angelegtes Modell des Verlaufs des Mississippi quasi zum
Nachlaufen. Auch im Museum findet man allerhand Interessantes über Schiffe auf dem
Mississippi, den Bürgerkrieg aber auch Musik in Memphis.
–
Graceland: Hier hat sich Elvis sein eigenes Paradies erbaut. Das Haus ist sehr spannend,
typisch amerikanisch kitschig und Touristenanziehungspunkt Nummer Eins. Ein Besuch
lohnt sich definitiv – egal ob man Elvis‘ Musik mag oder nicht.
–
Beale Street: Die Beale Street ist die pulsierende Meile im Herzen Downtowns. Ein
Besuch dort ist ein absolutes Muss und ich habe es jedes Mal sehr genossen. Mehr dazu
unter dem Punkt: Nachtleben!
3.9 Nachtleben
Hier kommt es natürlich ganz klar darauf an, was man mag. Welche Musik man gerne hört,
welchen Schlag von Leuten man beim Ausgehen gerne um sich hat etc. Jeder findet jedoch etwas
in der Beale Street. Früher sind dort die Musikgrößen Johnny Cash, Elvis, B.B. King und Jerry Lee
Lewis aufgetreten, heute reihen sich Bars mit Live-Musik an Clubs. Zu empfehlen ist definitiv Silky
O’Sullivans! Alles andere ist euch überlassen, schaut euch am besten Mal alles an. Definitiv
solltet ihr auch, zumindest einmal, im „152“ vorbeischauen. Ein typischer Südstaaten-Club wie
mir gesagt wurde. Entscheidet dann ob ihr es mögt oder nicht und ob ihr wiederkommt oder
nicht. Ich war ein paar Mal da, habe mich aber immer wieder gefragt, warum eigentlich. Die
besseren und meist auch günstigeren Alternativen zum Ausgehen findet ihr in Midtown. Celtic ist
eine sehr angesagte Bar mit gutem Außenbereich. Am Wochenende legt auch ein DJ quasi quer
durch den Gemüsegarten auf und es ist gut gefüllt. In Midtown findet ihr auch Local, Alex’s
Tavern, eine verruchte, dunkle Absteige mit Shuffleboard und den nettesten Menschen der Welt
sowie extrem günstigen Bierpreisen und Bosco’s, ein etwas teureres Restaurant mit fein
angezogenen Gästen, gutem Essen und selbst gebrautem Bier. Ein paar Mal im Monat findet
zudem eine Party in Mollie Fountaine, einem alten viktorianischen Haus, das in eine Bar
umfunktioniert wurde, statt. Ein definitives Muss.
3.10 Kurzreisen (und auch Langreisen)
Vier Tage Wochenende! Geschickte Kurswahl ermöglichte es uns, dass unsere Freitage, wie es
der Name verlangt frei waren und auch der ein oder andere Montag konnte durch geschickte
Vorarbeit freigeschaufelt werden. Das bedeutete zwar nicht, dass wir vier Tage komplett frei
gehabt hätten. Nein, die Uni keeps you busy. Aber es bedeutete freie Zeiteinteilung. Und
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Filmideen kannst du auch im Auto spinnen, Vorlesungsskripte im Greyhound- oder Megabus
lesen.
Megabus und Greyhound sind sehr zu empfehlen. Die Fahrten sind nicht ungemein bequem,
aber man kommt fast überall hin, wo man hin will. Für kleines Geld. Wenn ihr eine größere
Gruppe seid und einen Fahrer über 25 Jahren habt, kann sich auch eine Auto/Vanmiete lohnen
oder ihr habt ohnehin ein Auto und müsst keines mieten. Wir sind mit einem gemieteten Van mit
sieben Leuten nach New Orleans gefahren, fünf weitere haben einen Mittelklasse-Wagen voll
gemacht und schon waren wir zu zwölft für ein langes Wochenende in New Orleans (Fahrzeit mit
Pausen etwa 6 Stunden). Es war der erste Trip für uns alle und wir haben ihn sehr genossen. New
Orleans ist unheimlich verrückt, lebendig, aber auch wirklich schön und irgendwie mythisch.
Eine längere Reise könnt ihr für Spring Break planen. Der ist Mitte März und ihr habt eine Woche
frei. Wenn eure Dozenten nett sind (unsere waren sehr nett) geben sie euch eine zusätzliche
Woche frei. Schließlich sollt ihr etwas vom Land sehen. Die Mädels haben sich ein Auto gemietet
und sind einmal Richtung Westen gefahren, ich bin alleine Richtung Südosten nach Miami
gefahren, um meine Freundin zu treffen. Alleine könnten 18 Stunden im Auto verdammt lange
sein. Aber das Fahren in den USA ist eigentlich sehr angenehm. Überholen, wo man will,
Automatikautos, Tempolimit. Und man sieht unheimlich viele unterschiedliche Landschaften und
kann Pausen in schönen Städten ( in meinem Fall Atlanta und Savannah, die vielleicht schönste
Stadt der USA) einlegen. Trotz aller Strapazen lohnt es sich definitiv ein Auto zu mieten und mal
längere Strecken durchs Land zu fahren. Ein Hauch von Freiheit.
Mit dem Greyhoundbus ist man zudem noch relativ schnell nach Nashville (3 Stunden), die
Hauptstadt Tennessees oder St. Louis (5 Stunden). Nach Chicago braucht es zehn Stunden die
sich aber absolut lohnen. Wenn man früh genug bucht, kann man mit Megabus für lächerliche
fünf $ nach Chicago kommen.
Wenn es Geld und Uni zulassen, solltet ihr also so viel reisen, wie es nur irgendwie möglich ist. Es
gibt so viel zu sehen.
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4. Persönliche Resümees
4.1 Florentin Bub
Memphis ist definitiv eine Reise wert! Und nicht nur eine Reise, sondern am besten gleich ein
ganzes Semester.
Ich war schon bevor ich überhaupt die Bewerbung abgegeben haben, unglaublich motiviert, nach
Memphis zu fliegen, da ich mich relativ ausführlich über das Austauschprogramm informiert
hatte und zwei Freunde bereits daran teilgenommen hatten und es entsprechend empfohlen
bzw. in den höchsten Tönen davon geschwärmt hatten. Außerdem wollte ich ohnehin unbedingt
nochmal ins Ausland und die Gelegenheit die der Mainz-Memphis-Austausch dazu bietet ist
einmalig!
In Memphis angekommen war ich ehrlich gesagt zunächst einmal ernüchtert.
Dokumentenprobleme am Frankfurter Flughafen, keine Abholung am Flughafen in Memphis,
obwohl fest angekündigt, ein Eissturm, ein unbequemes Bett ohne Bezüge und Probleme mit der
Kreditkarte. Das waren die ersten drei Tage – und damit quasi auch das einzig wirklich Negative.
Alles was danach kam, war einmalig und ich werde es nie vergessen. Hier sind die Gründe:
-
Memphis ist eine sehr authentische Stadt, die die USA in ihren Gegensätzen und im „way
of life“ widerspiegelt. Sie ist zwar keine Glitzermetropole, aber sie hat Herz. Reiche
„neighbourhoods“ mit Prachtbauten wechseln mit verarmten Vierteln, in denen eine
Kindersterblichkeitsrate, wie in Dritte-Welt-Ländern herrscht. Wer die USA ungeschminkt
und in all ihren Facetten erleben will, sollte nach Memphis kommen.
-
Für Musikliebhaber ist Memphis einfach ein Muss. Es ist unglaublich, wie viele Größen
der Musikgeschichte in Memphis geboren wurden oder dort gelebt und gearbeitet haben.
Elvis Presley, Johnny Cash, Isaac Hayes, Otis Reding, Aretha Franklin und nicht zuletzt
Justin Timberlake.
-
Ein weiterer Pluspunkt für Memphis: Du bist in den USA und kannst reisen! Zwar sind die
Entfernungen nicht mit Europa zu vergleichen, aber wer sich ein Auto mietet und
Roadtrips nach Nashville, New Orleans oder St. Louis unternimmt, wird es nicht bereuen.
Auch mit den Busunternehmen „Greyhoundbus“ und „Megabus“ kommt man nahezu
überall hin – für wenig Geld.
-
Für meine persönliche Entwicklung war das Semester in Memphis ebenfalls sehr wertvoll.
Dadurch, dass es auch immer wieder Rückschläge und Schwierigkeiten gab, wie Probleme
mit Dokumenten und Kreditkarten, habe ich gelernt gelassen zu bleiben und auch Hilfe
anzunehmen. Denn, wenn man fragt, sind die Memphians wirklich sehr hilfsbereit.
-
Eine sehr schöne Erfahrung war auch die bunte internationale Gruppe, die sich sehr
schnell gefunden hat. Mit Amerikanern, Mexikanern, Franzosen, Chinesen, Koreanern,
- 19 -
Engländern, Norwegern und Indern reisen, essen und feiern ist einfach etwas Besonderes.
Jeder brachte seine Kultur und Mentalität ein, was sehr bereichernd war.
-
Durch das DAAD-Stipendium haben sich zudem die Kosten für den Memphis-Aufenthalt
absolut im Rahmen gehalten. Die Unterstützung kann sich absolut sehen lassen.
-
Das Studieren im Ausland habe ich mir deutlich schwieriger vorgestellt. Ich hatte dadurch,
dass ich in Mainz schon fast alles erledigt hatte, kaum Druck bei der Kurswahl und konnte
mich größtenteils von meinem Interesse leiten lassen. Das Niveau und die
Arbeitsauffassung der Studenten waren allerdings erschreckend schwach. Mit
Smartphones und Ipads wurde während der Vorlesungen permanent gesurft, was sich
teilweise auch im Notenschnitt der doch verhältnismäßig leichten Klausuren gespiegelt
hat. Andererseits fällt es dann nicht schwer zu glänzen, was nicht von Nachteil sein muss.
-
Die Dozenten hingegen waren sehr gut und das Verhältnis zu ihnen deutlich persönlicher.
Unser Public Relations-Professor, Bob Willis, hat uns Mainzern zum Beispiel eine CD mit
Memphis-Songs geschenkt. Auch sonst haben sich alle immer sehr für uns und unsere
Erlebnisse/Reisen interessiert.
-
Ein Problem, das ich jedoch nicht verschweigen will, ist der öffentliche Nahverkehr. Der
Bus fährt sehr unregelmäßig und umständlich, so dass man sehr lange braucht, um vom
Campus nach Downtown zu kommen. Außerdem fahren in Memphis nur sehr arme,
teilweise alkoholisierte Menschen mit dem Bus, was die Fahrt nicht unbedingt angenehm
macht. Es ist besser, man hat selbst ein Auto oder findet schnell Freunde, die Fahrten
anbieten. Das hat bei mir zum Glück gut geklappt. Ich bin eigentlich immer mit einem
meiner amerikanischen Freunde dorthin gekommen, wo ich wollte.
-
Ihr werdet wirklich jedes Klischee, das ihr über Amerikaner habt, bestätigt sehen. Das
bekommt ihr wirklich nur im Süden, besonders in Memphis. Es gab so viele, witzige
Momente, teilweise auch ignorante Fragen über Deutschland, wie zum Beispiel, mit
welchen Buchstaben wir Deutschen schreiben und ob es Internet oder farbige Menschen
in Deutschland gibt. Aber das machte alles nichts, denn:
-
Last but not least: Die Memphians sind zu 90% unglaublich hilfsbereit und freundlich. Ob
das standardmäßige „Hey, how you are doing“ oder ein „I like your glasses“. Man weiß
nicht immer, ob es aufrichtig gemeint ist, aber es fühlt sich trotzdem gut an.
4.2 Maike König
„Nach Memphis? Viel zu gefährlich!“, solche und ähnliche Antworten bekam ich von meinen
amerikanischen Bekannten, als ich ihnen von meinem Vorhaben erzählte. Doch davon ließ ich
mich nicht einschüchtern. Schon zu Beginn meines Studiums in Mainz wusste ich, dass ich die
Möglichkeit, einen Austausch nach Memphis zu machen, auf jeden Fall wahrnehmen wollte.
Letzte Zweifel nahm mir Professor Joe Hayden bei seinem Besuch in Mainz.
Obwohl ich vorher schon in die USA gereist war und dachte, ich weiß was mich erwartet, hatte
- 20 -
ich doch einen leichten Kulturschock. Das Leben im Süden ist speziell. Angefangen beim Essen
(Barbecue morgens, mittags und abends) bis hin zu weltfremden Leuten, die denken, Norwegen
wäre eine Stadt in Schweden. Was die Kriminalität betrifft, hatten meine Bekannten nicht
übertrieben. „Stay out of the bad areas!“ Wurde uns gleich am Anfang mit auf den Weg gegeben.
Wo sich diese schlimmen Gegenden genau befinden, hat uns aber niemand erklärt. Es war
anfangs ziemlich ungewohnt und nervig nirgendwo allein hingehen zu können. Auch war es
problematisch kein Auto zu haben und immer auf andere angewiesen zu sein. Hier komme ich
aber auch gleich zur positiven Seite. Die Menschen, die ich in Memphis getroffen habe, waren
alle sehr hilfsbereit und hatten kein Problem damit, uns quer durch die Stadt zu fahren.
Außerdem wird niemand verurteilt oder schräg angeguckt, wenn er außergewöhnliche Kleidung
trägt oder auch nur seltsam redet. Alle empfängt ein freundliches „Hey, How ya’ll doing?“. Auch
wenn darauf keine Antwort erwartet wird und diese Freundlichkeit zum Großteil nur
oberflächlich ist, es ist angenehm vor allem wenn man neu ist. Während ich Memphis bei
meiner Ankunft noch für eine verfallene und hässliche Stadt hielt, entdeckte ich mit der Zeit
ihren Charme. Eine gewisse Nostalgie, die der alten Blüte hinterher trauert. Ich habe viele nette
Menschen kennengelernt und auch wenn ich ob ihrer Ansichten oft nur innerlich den Kopf
schütteln konnte, es war eine bereichernde Erfahrung mich mit ihren Argumenten
auseinanderzusetzen. Obwohl ich kein wirklicher Musikkenner bin, hat mich die musikalische
Geschichte Memphis‘ beeindruckt. Einen Besuch im STAX Museum kann ich nur empfehlen und
auch Graceland war weniger überlaufen und kitschig als befürchtet. Wirklich sehenswert und
interessant war für mich auch das Civil Rights Museum. Obwohl der Hauptteil der
Ausstellungsräume im ehemaligen Lorraine Motel zurzeit renoviert wird, erfährt man viel über
die Bürgerrechtsbewegung und die letzten Stunden Martin Luther Kings in Memphis. Doch nicht
nur für mein Geschichtswissen, auch für meine Englischkenntnisse war der Aufenthalt in
Memphis bereichernd. Gefreut habe ich mich, als ich nach circa einem Monat endlich in der Lage
war, auch die Taxifahrer und ihren breiten Südstaatendialekt zu verstehen. An der Uni hatte ich
mit dem Englisch hingegen keine Probleme. Auch vom Arbeitsaufwand her war alles zu schaffen
und das enge Verhältnis zwischen Professoren und Studenten habe ich als sehr positiv
empfunden. Die Arbeitsmoral meiner amerikanischen Mitstudenten hat mich hingegen
enttäuscht, oder besser: schockiert. Obwohl man eigentlich alles bereits auf dem Silbertablett
serviert bekommt, war ein Großteil nicht in der Lage oder nicht Willens für Quiz oder auch Finals
einfach nur auswendig zu lernen. Von Mitarbeit oder Wortmeldungen während der Vorlesungen
ganz zu schweigen. Das hatte ich angesichts der hohen Studiengebühren nicht erwartet. Nicht
zuletzt hat mir mein Auslandssemester auch die Möglichkeit gegeben zu reisen und mehr von
Land und Leuten zu sehen. Da wir freitags keine Uni hatten, waren wir fast jedes Wochenende
unterwegs. Nach New Orleans, Chicago oder Nashville. Es war gut auch einmal rauszukommen
und zu sehen, dass nicht alle Amerikaner so uninteressiert am Rest der Welt sind, wie viele
unserer Bekanntschaften in Memphis. Am schönsten war für mich allerdings unser Roadtrip nach
Kalifornien. Da bekam ich erstmals einen Eindruck von der Größe und Vielfalt dieses Landes und
gerade die Mentalität in Kalifornien hat mir gut gefallen.
Alles in allem waren die vier Monate in den USA eine bereichernde Erfahrung. Ich habe viel
gelernt und gesehen und viele nette und interessante Menschen kennengelernt. Auch wenn ich
anfangs noch Zweifel hatte, heute bin ich mir sicher, dass es eine gute Entscheidung war, nach
Memphis zu gehen und ich würde es jederzeit wieder machen.
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4.3 Linda Tonn
Die vier Monate in Memphis haben mich persönlich, sprachlich und auch kulturell
weitergebracht und es war eine einmalige und tolle Erfahrung! Ich wollte schon immer mal in die
USA, weswegen ich mich sehr gefreut habe, diese Möglichkeit in meinem Master geboten zu
bekommen. Dass mein erster Kontakt mit den Staaten ausgerechnet Memphis sein würde, war
sowohl Fluch als auch Segen. Jedem, der in den Süden und vor allem nach Memphis geht, sei
gesagt: „Es ist nicht überall so, wie hier!“ Ich hatte am Anfang das Gefühl, direkt in das
amerikanische Klischee hinein geworfen worden zu sein habe mich oft dabei ertappt, wie ich
dachte: „Es ist ja WIRKLICH so – das Essen, die Menschen, die Stadt.“
Aber nach vier Monaten kann ich sagen, dass es gar nicht schlecht ist, einmal eine vielleicht nicht
ganz so populäre amerikanische Stadt kennen zu lernen. Denn kulturell, gesellschaftlich und
menschlich kann man in Memphis viel lernen und erleben. Das Leben ist anders, es ist
gefährlicher, man ist eingeschränkter und kann sich gerade als Frau nicht so frei bewegen, wie
man es manchmal vielleicht gerne würde. Aber genau das macht es auch spannend und
interessant. Ich habe mir angewöhnt, Situationen immer gelassen mit der Devise anzugehen „das
klappt schon irgendwie“ und die Menschen sind wirklich hilfsbereit und man beginnt schnell,
diese Hilfe zu schätzen und dankbar anzunehmen. Mein Gesamtfazit zu dem Semester in
Memphis lässt sich ganz schlecht global formulieren, deswegen teile ich es einfach in Kategorien
ein.
Die Stadt
Memphis ist, wie oben schon angemerkt, anders. Es gibt hauptsächlich Afroamerikaner, die Kluft
zwischen Arm und Reich ist sehr groß und es ist eine Stadt, in der man auf jeden Fall auf ein Auto
angewiesen ist. Das haben wir herausfinden müssen, denn unsere optimistischen Vorstellungen
von einem funktionierenden Netz von öffentlichen Transportmitteln haben sich nicht bestätigt.
Ich kann keinem raten, den Bus in Memphis zu benutzen. Trotzdem ist es uns gelungen, Memphis
zu erkunden. Es gibt einige – wenn auch nicht so viele – Spots, die man wirklich gesehen haben
muss. In Memphis leben Musik und das Civil Rights Movement und wer sich dafür begeistern
lassen kann, ist hier wirklich richtig. Und auch wenn die Stadt weitaus nicht so lebendig ist, wie
andere Städte in den USA, ist sie auf jeden Fall authentisch und ich kann rückblickend sagen, dass
ich die Anziehungskraft durchaus verstehen kann.
Die Uni
Der Campus in Memphis ist richtig schön und auch in den Uni-Alltag konnte ich mich schnell
einfinden. Das Einwählen in die Kurse war unproblematisch, das Lernpensum hat einen wirklich
nicht überfordert und Zeit für zahlreiche Freizeitaktivitäten und Reisen gelassen. Was mir wirklich
sehr gut gefallen hat, ist die persönliche Beziehung zwischen den Dozenten und Studenten. Man
hat das Gefühl, dass sich der Professor wirklich für einen interessiert und einem weiterhelfen
möchte und dass man in Problemsituationen auf diese Hilfe zurückgreifen kann. Nicht verstehen
konnte ich allerdings die Arbeitsmoral unserer Mitstudenten, die sich in den Vorlesungen lieber
mit ihren Smartphones und Laptops beschäftigt haben, was sich auch auf das Niveau der Kurse
ausgewirkt hat. Die Klausuren waren dementsprechend „erschreckend“ leicht, was für uns
natürlich auch ein klarer Vorteil war. Eine weiterer Uni-Pluspunkt ist das Recreation Center, das
alle nur erdenklichen Sportarten anbietet, super Öffnungszeiten hat und vor allem ohne Auto zu
erreichen war!
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Das Land
Wenn ihr die Möglichkeit habt, das nutzt den Standort Memphis, um zu Reisen. Ob kleinere
Touren, wie nach Nashville oder New Orleans, oder größerer Trips nach Kalifornien oder Chicago
– das Reisen hat mit die USA nochmal schmackhafter gemacht und ich habe so viel
Beeindruckendes gesehen und viel über das Land gelernt. Der Süden ist schon speziell und die
Menschen sehr eigen und es tut nach einer Weile einfach gut, mal „wo anderes“ zu sein, mit
anderen Mentalitäten zu tun zu haben, die spektakuläre Natur kennen zu lernen und sich wirklich
mal in die pulsierenden Glitzermetropolen zu stürzen.
Die Sprache
Ich bin mit einem mittelmäßigen Schul-Englisch gestartet und mein Fazit nach den vier Monaten
ist, dass mein Niveau auf keinen Fall auf das eines Beinahe-Muttersprachler geklettert ist. Ich
fühle mich aber viel sicherer, habe das eine oder andere neue Wort gelernt und konnte mich am
Ende sogar mit den schwarzen Taxifahrern und ihrem singenden Südstaatendialekt verständigen.
Das lässt sich als Erfolg verbuchen! Alles in allem lässt sich aber sagen, dass die Menschen in
Memphis aber auch an anderen Orten der USA sehr tolerant und geduldig sind und meine nicht
ganz einwandfreien Sprachkenntnisse nie zu einem Problem oder Hindernis wurden.
Die Menschen
Mein vielleicht wichtigstes Argument für ein Austauschsemester ist, dass ihr so viele neue
Menschen kennenlernt. Auch wenn es mit unseren Kommilitonen eher schwieriger war, in
Kontakt zu kommen und sich alles auf oberflächliche Floskeln beschränkt hat, hatten wir doch
das Glück, den einen oder anderen wirklich interessierten Amerikaner kennenzulernen.
Außerdem wurde einem der Kontakt zu den anderen internationalen Studenten quasi auf dem
Tablett serviert und es war eine tolle und bereichernde Erfahrung, Zeit in einer so bunten
internationalen Gruppe zu verbringen. Zusammen mit Deutschen, Franzosen, Mexikanern,
Indern, Engländern, Norwegern zu feiern, zu reisen, sich auszutauschen und die kulturellen
Eigenheiten zu entdecken hat mich neben all den anderen wichtigen Erfahrungen persönlich
weitergebracht.
Es gäbe noch viel mehr Punkte, die für mich die vier Monate in Memphis zu einer tollen
Erfahrung gemacht haben.
Aber findet es doch einfach selber raus. Memphis ist auf jeden Fall einen Bewerbungsmarathon
und einen Acht-Stunden-Flug wert!
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5. Broadcasting in Amerika
5.1 Florentin Bub
Gemeinsam mit Linda Tonn und Maike König belegte ich den Kurs „TV Production Technique“ bei
Roxie Gee im Fachbereich Kommunikation. Durch die Fernseh-Lehrredaktion in Mainz bei
Professor Renner hatten wir bereits Vorkenntnisse und entsprechend einen Vorsprung
gegenüber den anderen Kursteilnehmern. Dennoch war der Kurs in vielen Sachen auch sehr
unterschiedlich von dem, was wir in Deutschland gelernt hatten. Während wir in Mainz, meist
automatische Kameraeinstellungen verwenden müssen, lernten wir in Memphis manuelles
Fokussieren, Weißabgleich und Tonpegelung. Leider waren Bewegungen in den einzelnen Shots
nicht erlaubt. Auf Zooms oder Schwenks mussten wir also verzichten.
Wie es der Titel des Kurses bereits erahnen lässt: Es ging um Produktionstechnik, Inhalte standen
dabei eher hinten an. Wichtig war mehr oder weniger, dass man irgendetwas, das im
Entferntesten mit Nachrichten zu tun hat, findet und dreht. Man war also sehr frei in der
Themenfindung sowie in der Themenumsetzung.
Etwas anderes wäre aber auch gar nicht möglich gewesen, da wir das Equipment nur
montags/mittwochs zwischen 13 und 16 Uhr ausleihen durften und uns dann noch die Zeit mit
unserem Partner teilen mussten. Also 60-90 Minuten Zeit, um einen 80-sekündigen,
nachrichtenrelevanten Beitrag zu drehen. Da ich kein eigenes Auto hatte und in der Nähe des
Campus wenig zu sehen ist, blieben meist nur bunte Geschichten auf dem Campus, was mit der
Zeit etwas langweilig wurde.
Dennoch habe ich eine Menge aus dem Kurs mitgenommen, da jeder Dreh einer entsprechenden
Vorarbeit und Planung bedurfte und man auch unter Zeitdruck stand, genügend Einstellungen zu
haben, um am Ende einen schönen Film schneiden zu können.
Dabei war unserer Dozentin insbesondere unser „Paperwork“ wichtig. Vor jedem Dreh mussten
wir eine „Shot list“ mit unseren geplanten Einstellungen vorlegen und ein „Script“, also den Text,
den wir über unseren Film sprechen wollten. Zudem mussten wir zum Schneiden des Materials
noch ein „VoSotVo“ anfertigen. Dies ist eine verkürzte Version des Beitrags – etwa 45 Sekunden –
in dem der Nachrichtensprecher, über den Film spricht. Zudem mussten wir zum „Screening“
unserer Filme noch ein „Package Script“ abliefern. Also eine einführende Moderation in unseren
Beitrag, die wir aufsagten, bevor der Film, das „Package“, abgespielt wurde. Diese ganze
Papierarbeit und Planung war zwar sehr aufwendig, entspricht aber wohl der Realität und war
somit sehr lehrreich. Außerdem sicherten wir uns so ab, ausreichend Material zu haben und
waren vor schlimmen Überraschungen gefeit.
Weniger Freiheit als beim Dreh hatten wir beim Schneiden unseres Materials. Hier legte unsere
Dozentin Wert darauf, dass wir in jedem einzelnen Schritt ihrer Anweisung folgten. Es war eine
strikte Abfolge, die immer wiederholt wurde. Dadurch konnten wir kaum Erfahrungen mit dem
Schnittprogramm „Final Cut Pro“ sammeln, was schade war.
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