PRESSESPIEGEL Gedenkveranstaltung für Ismail Yaşar

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PRESSESPIEGEL Gedenkveranstaltung für Ismail Yaşar
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Gedenkveranstaltung für Ismail Yaşar
9. Juni 2015
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Nürnberger Stadtanzeiger, 20.05.2015
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Nürnberger Zeitung, 09.06.2015
Trauertag: Vor zehn Jahren tötete der NSU Ismail Yasar
Bronzeplatte wurde in der Scharrerstraße in Boden eingelassen
Der 9. Juni 2015 ist ein trauriges Datum für Nürnberg: Vor genau zehn Jahren wurde der
Imbiss-Betreiber Ismail Yasar an der Scharrerstraße ermordet. Im Rahmen einer
Gedenkveranstaltung wird eine Bronzeplatte in der Scharrerstraße verlegt.
Seine Mörder, Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt, starben nach einem Banküberfall am 4.
November 2011 in Eisenach. Die mutmaßliche Mittäterin Beate Zschäpe steht seit zwei
Jahren in München vor dem Oberlandesgericht.
Bis heute bleiben die tödlichen Kopfschüsse auf Ismail Yasar am 9. Juni 2005 unbegreiflich.
Der 50-Jährige, der in seinem „Scharrer-Imbiss“ in St. Peter, schräg gegenüber der ScharrerSchule, Döner, Eis und Süßigkeiten verkaufte, war beliebt. Als „freundlichen und fleißigen
Mann“ beschrieben ihn Bekannte damals, als vertrauenswürdig. Seinen Imbiss hatte Yasar,
der seit mehr als 25 Jahren in Deutschland lebte, während der zurückliegenden drei Jahre
auf dem Parkplatz des Edeka-Geschäfts an der Ecke Scharrer-/Velburger Straße aufgebaut.
Nach allem, was man heute weiß, fuhren Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos an diesem 9.
Juni 2005 auf Fahrrädern zum Tatort. Einer Zeugin fielen die beiden Radler (vermutlich gegen
9.35 Uhr) auf. Auf der Bank eines Spielplatzes, vielleicht 200 Meter von dem Edeka-Parkplatz
entfernt, studierten die NSU-Mörder einen Stadtplan. Gegen zehn Uhr musste ein
Autofahrer direkt vor dem Imbissstand anhalten, um eine Fußgängerin und zwei Radfahrer
passieren zu lassen. Er war sich später sicher, dort Uwe Mundlos als den ersten dieser Radler
gesehen zu haben.
Bis zu acht Kopfschüsse auf Yasar
Eine weitere Zeugin erinnerte sich an zwei Männer, die mit Fahrrädern vor dem Imbiss
standen. Einer der beiden habe in den Dönerstand geschaut. Kurz darauf, um 9.57 Uhr, hörte
diese Frau vier oder fünf dumpfe Schussgeräusche. Genau um diese Zeit passierte ein
Augenzeuge den Imbiss. Er nahm zwei neu wirkende, schwarze bzw. anthrazit-farbene
Trekkingräder wahr, die achtlos an dem Stand abgelegt worden waren.
War es Uwe Mundlos oder Uwe Böhnhardt, der die Ceska Zbrojovka 83 mit aufgesetztem
Schalldämpfer wieder und wieder abfeuerte? Das wird sich nicht mehr klären lassen.
Festzustehen scheint, dass einer der beiden aus nächster Nähe mit der Waffe Kaliber 7,65
Browning auf Ismail Yasar schoss, der hinter seinem Tresen stand. Von bis zu acht
Kopfschüssen war damals die Rede, eine regelrechte Hinrichtung – Yasar, der eine Tochter
(damals 22) und einen Sohn (damals 15) hinterließ, hatte keine Chance.
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Die NSU-Mörder hatten die Tat offenbar sorgfältig vorbereitet. In der Asservatenkammer
des Bundeskriminalamtes liegt ein farbig bedrucktes DIN-A4-Blatt, das im Brandschutt des
Hauses in Zwickau gefunden wurde, das Böhnhardt, Mundlos und Beate Zschäpe bis zum 4.
November 2011 bewohnt hatten. Sechs Adressen sind dort aufgelistet: von AsylbewerberUnterkünften bzw. von Wohnungen, in denen ausländische Mitbürger damals lebten. Das
Papier datiert vom 25. Mai 2005; handschriftlich wurden „Neben Post Imbiss“ und die
Markierung „X7“ hinzugefügt – der Standort von Ismail Yasars Imbiss.
Schon einen Tag nach der schrecklichen Tat war den Ermittlern klar, dass der Tod des 50Jährigen in unmittelbarem Zusammenhang mit der Mordserie stand, der seit dem Jahr 2000
bereits fünf weitere türkische Mitbürger zum Opfer gefallen waren. Die Überprüfung der
Projektile von der Scharrerstraße im Bundeskriminalamt zeigte, dass zum sechsten Mal
hintereinander dieselbe Tatwaffe verwendet worden war.
Vertrauen in Polizei sei nicht besonders groß
Doch die neu eingerichtete, 40-köpfige Soko „Halbmond“ der Nürnberger Kripo tappte im
Dunkeln. Die Ermittler mutmaßten – in Zusammenarbeit mit dem BKA sowie den
Mordkommissionen in Hamburg und München – Verbindungen der Opfer zu türkischen
Drogenhändlern aus den Niederlanden. Möglicherweise hätten die Geschäftsräume bzw.
Verkaufsstände der Ermordeten (alle sechs waren Kleinunternehmer gewesen) als DrogenAnlaufstellen gedient, lautete eine der Annahmen, für die es aber keinerlei belastbare
Belege gab. Auch (theoretisch denkbare) Motive im familiären, im politischen sowie im
religiösen Bereich wurden intensiv geprüft, ebenso wie Schutzgeld-Erpressung und
Glücksspiel-Schulden. Alles Fehlanzeigen.
Trotzdem verfolgte die Besondere Aufbau Organisation (BOA) „Bosporus“, die am 1. Juli
2005 in Nürnberg mit 33 Beamten eingerichtet wurde, genau diese Fäden weiter. Im
Frühjahr 2006 ordnete der damalige BOA-Chef, Wolfgang Geier, die inzwischen neun Morde
der Organisierten Kriminalität zu. Der damalige Kriminaldirektor Werner Mikulasch beklagte
öffentlich „schwierige Ermittlungsansätze, weil bei illegalen Geschäften keine Buchführung
erstellt wird“. Und: Das Vertrauen der türkischen Bürger in die deutsche Polizei sei nicht
besonders groß, meint Mikulasch, mittlerweile Vizepräsident des Polizeipräsidiums
Oberfranken.
In ihrem unbeirrbaren Glauben an rein kriminelle Hintergründe der bundesweiten Mordserie
setzten die Beamten sehr fragwürdige Methoden ein. Mit Abhöraktionen und Observationen
griffen verdeckte Ermittler „massiv in die Persönlichkeitsrechte der Angehörigen der Opfer“
ein, konstatierte der NSU-Untersuchungsausschuss des bayerischen Landtags im Juli 2013.
Auch Aktionen wie den Aufbau von Dönerständen, um Schutzgelderpressungen zu
provozieren, kritisierten die Abgeordneten aller Parteien im Ausschuss unisono.
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Gedenkveranstaltung am kommenden Wochenende
In einem Sondervotum sprachen SPD und Grüne sogar von einem „klaren Versagen der
Sicherheitsbehörden in Bayern“. Die Ermittler hätten Hinweise auf einen rechtsextremen
Hintergrund der Mordserie nicht ernst genommen. Beispielsweise die Zeugin Beate K., die im
Umfeld des Mordes an Ismail Yasar die beiden Fahrradfahrer auf dem Spielplatz gesehen
hatte. Sie erkannte einen der Radler auf einem Video zum Nagelbombenanschlag von 2004
in der Kölner Keuperstraße wieder. Ihre Aussage „Der war es“ schwächte der
protokollierende Polizist in „ziemlich sicher“ ab. Dabei hatte der renommierte Münchner
Polizei-Profiler Alexander Horn längst einen entscheidenden Hinweis ins Spiel gebracht. Statt
krimineller Machenschaften im Hintergrund der Mordserie vermutete er einen Ausländer
hassenden Einzeltäter.
Dass die Wahrheit – nämlich der rechtsradikale Hintergrund der Gewalttaten – noch viel
schlimmer war, stellte sich erst im November 2011 heraus. Nach einem Banküberfall
flüchteten Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt in ihr Wohnmobil, das in Stregda bei Eisenach
stand, wo sie – nach offizieller Darstellung – Selbstmord verübten. Praktisch zeitgleich soll
Beate Zschäpe die Wohnung des Trios in Zwickau in die Luft gesprengt haben.
Ismail Yasar, der am 9. Juni 2005 durch die NSU-Mörder starb, nützt die späte Erkenntnis der
Ermittler nichts mehr. Ebenso wenig wie dem Blumenhändler Enver Simsek, der als erstes
der neun NSU-Opfer am 9. September 2000 in Langwasser starb, oder dem Schneider
Abdurrahim Özüdogru, der als zweites Opfer am 13. Juni 2001 in Lichtenhof sein Leben
verlor, oder den anderen sieben Ermordeten. Deren Tod ist aber eine eindringliche
Mahnung, dass der Rechtsradikalismus in Deutschland vor offener, brutalster Gewalt längst
nicht mehr zurückschreckt.
In der Scharrerstraße wurde am Dienstag im Rahmen einer Gedenkveranstaltung eine
Bronzeplatte in den Boden eingelassen. Diese wurde von Kindern aus dem Stadtteil unter
der Leitung von Manuela Dilly gestaltet.
Am Samstag, 13. Juni, gibt es eine weitere Gedenkveranstaltung für die Opfer des NSU. Sie
beginnt um 12 Uhr in der Scharrerstraße. Neben der Rechtsextremismus-Expertin Birgit Mair
wollen der Anwalt Yavuz Narin und Kutlu Yurtseven von der Initiative „Keupstraße ist
überall“ reden. Anschließend soll noch ein Straßenfest am Aufseßplatz stattfinden.
Tilmann Grewe
Link zum Artikel: http://www.nordbayern.de/region/nuernberg/trauertag-vor-zehn-jahren-toteteder-nsu-ismail-yasar-1.4431151
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Nürnberger Nachrichten, 10.06.2015
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Nürnberger Zeitung, 10.06.2015
Link zum Artikel: http://www.nordbayern.de/region/nuernberg/gedenkveranstaltung-fur-nsu-opferismail-yasar-in-nurnberg-1.4438955
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Der Peter, Ausgabe 03, Sommer 2015
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Radio
9.06.2015, Bayern 5 (Nachrichten)
9.06.2015, Bayern 1 (Mittags in Franken)
Link: http://www.br.de/radio/bayern1/sendungen/mittags-in-franken/ismail-yasar-gedenkplatte100.html
9.06.2015, Bayern 2 (radiowelt)
Fernsehen
Bayerischer Rundfunk
9.06.2015, Frankenschau aktuell (17.30 Uhr)
Link: http://www.br.de/mediathek/video/sendungen/frankenschau-aktuell/gedenktafel-nsu-opfer100.html
9.06.2015, Abendschau (18.00 Uhr)
Link: http://www.br.de/mediathek/video/sendungen/abendschau/nsu-mord-yasar-102.html
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Online
https://www.facebook.com/GleisshammerStadtteilFurMenschenrechte
http://luise-cultfactory.de/veranstaltungskalendertag/date/09.06.2015__10.06.2015.html?ts=1434034136
http://www.scharrerschule.de
https://www.facebook.com/vereinfuermenschenmitkoerperbehinderungnbg
http://www.behinderte-nuernberg.de/sonstiges/aktuelles.html
http://www.mein-mitteilungsblatt.de/nuernberg-sued/lokales/gedenkveranstaltung-fuer-ismailyaar-am-9-juni-2015-d51374.html
http://www.br.de/nachrichten/mittelfranken/inhalt/gedenkstein-ismail-yasar-scharrerstrasse100.html
https://twitter.com/frequenzen/status/608382634234904576
Stand: 15.06.2015
Dr. Anna Souksengphet-Dachlauer, Verein für Menschen mit Körperbehinderung Nürnberg e.V.
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