Erfahrungsbericht Peking University

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Erfahrungsbericht Peking University
Erfahrungsbericht
Warum China?
Für mich stand schon bevor ich mein Studium aufnahm fest, dass ich ein Auslandssemester
absolvieren möchte. Doch für China habe ich mich erst während des Studiums, nachdem ich
die Sprache etwas gelernt habe, endgültig entschieden. Direkt mit dem Beginn meines
Studiums an der Universität Bayreuth habe ich auch angefangen sowohl Chinesisch, als auch
Spanisch zu lernen. Als BWL-Student habe ich mich bewusst in Hinblick auf
zukunftsweisende Märkte für diese beiden Sprachen entschieden. Auch wenn grundlegend
Berufsaussichten eine Rolle für die Wahl des Studienlandes spielten, so waren letztendlich
nicht die Zukunftsperspektiven entscheidend. Stattdessen fiel die Wahl auf China, weil das
„Fremde“, welches sich schon in der Sprache und Schrift widerspiegelt, einen deutlich
höheren Reiz für mich ausmachte. Mitunter auch die Tatsache, dass deutlich mehr Studenten
unserer Universität Spanisch belegen als es Interessenten an Chinesisch gibt und man sich
schon mit geringen Chinesisch Kenntnissen schnell von der großen Masse abheben kann, da
immer noch verhältnismäßig wenige Deutsche Chinesisch lernen. Zudem konnte ich mich
schnell dafür faszinieren eine neue Schrift zu lernen, die ein unkundiger anders als bei
englisch, französisch oder anderen romanischen Sprachen nicht einmal lesen kann. Darüber
hinaus wurden uns in dem Chinesischunterricht neben Sprachkenntnissen auch kulturelle
Eigenheiten wie Bräuche, Traditionen und besondere Feste näher gebracht, sodass mir
bestimmte kulturelle Unterschiede deutlicher ins Bewusstsein übergingen und gerade diese
Unterschiede haben mein Interesse weiter gestärkt. Um die Gelegenheit während des
Auslandssemesters auch wirklich Land, Leute, Kultur und die Sprache kennen zu lernen,
beschloss ich mich ausschließlich Chinesisch zu lernen und auf einen konkreten Fachbezug zu
verzichten.
Studiendauer-/Ort
Nach meiner Ankunft am 25.08.11 in Peking vergingen die ersten zwei Tage wie im Flug mit
Sightseeing bis am 27.08. alle Auslandsstudenten sich an der Peking University registrieren
lassen mussten, womit auch die Orientierungswoche einsetzte. Während dieser
Orientierungswoche hatte man bis auf wenige Informationsveranstaltungen Freizeit um
Kommilitonen kennen zu lernen und sich zu akklimatisieren. Seitens der Uni wurde innerhalb
dieser Woche auch ein Ausflug zur großen mauer bei Mutianyu organisiert, sowie eine
Teilnahme an einer Einkaufstour im Pekinger IKEA angeboten. Gegen Ende der
Orientierungswoche fand noch ein Placement-Test statt um die Studenten in die
entsprechenden Kursniveaus richtig einzuordnen. Am 05.09.11 startete dann schließlich der
Unterricht. Der Unterricht belief sich auf täglich 4 Stunden von Montag bis Freitag. Bis auf
den 12.09.11 (Feiertag) und der Woche vom 03.10 bis 07.10 wurde wochentags immer
Unterricht abgehalten. Die Vorlesungszeit endete offiziell für die gesamte Universität am
08.01.12, doch die letzte Klausur im Rahmen des Chinesischlehrprogramms fand am 30.12.11
statt. Mit Ablegen der letzten Klausur hatte man das Programm vollständig abgeschlossen,
sodass es mir möglich war noch am 30.12 abends meine Heimkehr anzutreten.
Flug/Anreise
Am besten bucht man seinen Flug wie immer so früh wie möglich. Ich beispielsweise
bezahlte für meinen Hinflug von Frankfurt über Abu Dhabi nach Peking mit Etihad Airways
ca. 350 €. Ich buchte nur meinen Hinflug, da ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht genau mein
gewünschtes Abreisedatum kannte. Jedoch wirkte sich das natürlich negativ auf die
Flugkosten aus, da ich dann insgesamt für beide Flüge knapp 800€ bezahlen musste. Bei einer
frühzeitigen Buchung gemeinsam von Hin- und Rückflug sollte man auch mit 650-700€
hinkommen können. Die Fluggesellschaft Etihad Airways kann ich nur empfehlen, da die
Maschine recht modern und komfortabel ausgestattet war. Meine Anreise mitsamt dem
Zwischenaufenthalt in Abu Dhabi dauerte ca. 17 Stunden. Mit einem teureren Direktflug lässt
sich Peking auch innerhalb von etwa 12 Stunden erreichen.
Nach meiner Ankunft am Beijing Airport und dem üblichen Prozedere suchte ich noch am
Flughafen eine Bank of China auf um meine ersten Yuan zu erhalten. Sich am Beijinger
Airport zurecht zu finden ist dank vernünftiger Ausschilderung wirklich kein Problem. Mit
dem Umtausch bis zur Ankunft zu warten lohnt sich, da der Tauschkurs in China besser ist,
als wenn man sich in Deutschland Yuan beschafft. Danach wählte ich den Airport Express für
25 Yuan um ins Stadtinnere zu gelangen. Dieser Airport Express hält nur an vier Stationen
nämlich an Terminal 1&2, Terminal 3 und zwei weiteren Stationen nahe dem Stadtkern, die
einen Umstieg zur Linie 10 bieten, die nördlich vom Stadtzentrum von Westen nach Osten
verläuft bis sie nordöstlich des Zentrums in den Süden abknickt. Die Fahrtzeit vom Flughafen
bis zur Endstation beträt ca. 45-50 Minuten. Der Preis ist verhältnismäßig hoch, doch dafür ist
der Expresszug auch nicht so überfüllt wie die Metro und man findet sicherlich einen
Sitzplatz. Zudem kommt ein Taxi schnell auf einen höheren Preis, da der Flughafen weit
außerhalb gelegen ist. Die Taxifahrt von der Peking University zum Flughafen kostete
beispielsweise rund 100 Yuan, dafür ist man damit natürlich auch schneller.
Universität
Die Peking University ist trotz ihrer Größe, abgesehen von wenigen ausgelagerten
Fachbereichen, eine Campusuni. Neben Unterrichtsräumen und Hörsäle, die vielleicht gegen
manche Erwartung verhältnismäßig klein sind, wird hier auch eine umfassende sowie
geschichtsträchtige Bibliothek unterhalten. Da einige der Gebäude im traditionellen
chinesischen Baustil erbaut sind, herrscht hier ein besonderes Flair. Seen, die Pagode als
Wahrzeichen der Universität und Grünflächen verschönern das Bild des Geländes. Zudem
befinden sich einige Fußball- und Basketballfelder, Tennisplätze, eine Laufbahn, ein
Fitnesscenter sowie zahlreiche Mensen plus andere Imbissstände, mehrere Obstläden und
mindestens fünf kleine Supermärkte auf dem Gelände. Sogar im Unterrichtsgebäude selbst
kann man sich auf die Schnelle mit dem Notwendigsten, hauptsächlich süßes Gebäck und
Getränke, versorgen. Aufgrund der Vielzahl der Mensen gibt es eine äußerst große Auswahl
an Gerichten, die laut chinesischer Studenten besonders günstig und gleichzeitig die
geschmackvollsten im Vergleich zu denen anderer Universitäten sind. Tatsächlich kann man
hier schon für 60 Cent an leckere Mahlzeiten kommen. Natürlich gibt es auch die Möglichkeit
deutlich mehr Geld auszugeben, wenn man beispielsweise das koreanische Restaurant im
Shaoyuan Building oder eines der anderen Restaurants besucht.
Meine Unterrichtsräume waren angenehm klein. Einer bot maximal 24 Schüler Platz, der
andere war etwas größer, doch diese Kapazitäten wurden nie ausgeschöpft. Stattdessen belief
sich die Anzahl der Kursteilnehmer auf 10 bis 18 was das lernen sehr angenehm macht und
Interaktion zulässt, was förderlich ist wenn man eine Sprache lernen möchte. Mein
Studienfach an der Peking University hieß konkret „Chinese as a second language“. Anhand
eines Einstufungstests wurde ich in ein meinen Kenntnissen entsprechendes Kursniveau
eingeteilt. Ich hatte bezüglich der Kurse keinerlei Wahlmöglichkeiten, denn mit einem
Tinglikurs (Hörverstehen), einem Hanyukurs (Grammatik) und Kouyu (Umgangssprache) war
das Stundenpensum von 20 Wochenstunden bereits ausgereizt. Laut meinen Informationen ist
es im Rahmen dieses speziellen Sprachprogramms der Beida nicht zulässig Chinesischkurse
über 20 Wochenstunden hinaus zu belegen. Neben der Sprache können jedoch durchaus nach
erfolgreicher Absprache mit den jeweilig Zuständigen noch andere Vorlesungen bzw.
Lehrveranstaltungen belegt werden. Allerdings sollte man sich bewusst sein, dass neben den
täglichen vier Unterrichtsstunden auch Hausaufgaben erledigt werden müssen gegebenenfalls
Präsentationen vorbereitet oder auf Zwischenprüfungen gelernt werden muss. Wenn man alle
Schriftzeichen tatsächlich sicher schreiben lernen möchte, sind schon allein die Hausaufgaben
nicht zu unterschätzen, da es gilt wöchentlich ca. 100 neue Schriftzeichen zu lernen.
Die Englischkenntnisse meiner Lehrer reichten von quasi nicht vorhanden bis relativ gut.
Entsprechend wurde davon Gebrauch gemacht, jedoch in der Regel erst dann wenn jegliche
Erklärungsversuche auf Chinesisch gescheitert waren. Obwohl ich aus meinen Kursen an der
Uni Bayreuth Chinesisch als Unterrichtssprache nicht gewohnt war und zunächst meine
Schwierigkeiten hatte, gelang es mir schon nach etwa einer Woche dem Lehrer zu folgen.
Allerdings achten die Lehrer auch darauf deutlich zu sprechen und sie reden verhältnismäßig
langsam. Insofern bieten Gespräche mit anderen Einheimischen ganz andere
Herausforderungen.
Auch wenn stets Anwesenheitspflicht besteht, zeigten sich zumindest meine Lehrer
diesbezüglich wirklich kulant. Offiziell werden Atteste verlangt und es soll bei Abwesenheit
Punktabzug erfolgen. Tatsächlich wurde das jedoch nicht so streng praktiziert, so konnte ich
zum Beispiel in zwei Fällen eine Befreiung vom Unterricht erwirken, indem ich meine Lehrer
vorzeitig mein Anliegen freundlich erklärte.
Bei allen Arten von Fragen zeigten sich meine Lehrer durchweg hilfsbereit. Meines Wissens
nach gab es auch keine konkrete Ansprech- oder Betreuungsperson für ausländische
Studenten, doch wenn die Lehrer selbst nicht weiterhelfen konnten so verwiesen sie
zumindest auf jemand anderen oder stellten gar direkt den Kontakt her. Allerdings stand ich
während meines Aufenthaltes nie vor besonderen Problemen, welche Unterstützung zur
Bewältigung nötig gemacht hätten. Es handelte sich vorwiegend um Kleinigkeiten, bei denen
ich positive Erfahrungen bezüglich der Hilfsbereitschaft chinesischer Studenten sammeln
durfte. So war mir beispielsweise nicht bewusst, dass ich meine Mensakarte nicht bei der
regulären Stelle aktivieren bzw. aufladen kann, sondern ich mit meiner ausländischen Karte in
ein anderes Gebäude muss. Statt mir nur sagen wo ich hin muss, wie ich es sonst erwarten
würde, führte mich eine nette Chinesin direkt dorthin und klärte alles notwendige für mich vor
Ort ab.
Untergekommen bin ich gemeinsam mit einem Bayreuther Kommilitonen im
„Zhongguanxinyuan“, welches im Vergleich zu den Wohnheimen der chinesischen Studenten
recht komfortabel ist. Hierbei handelt es sich um einen Komplex, der insgesamt neun
Gebäude umfasst. Neben Wohnräumen für Studenten boten diese Platz für Restaurants, ein
kleines kostenpflichtiges Sportzentrum samt Badminton, Schwimmbad, Squash und
Fitnessraum, zwei kleine Supermärkte, einem Obstladen, einem gemütlichen Cafe und einer
Poststelle, was sehr bequem ist, falls man etwas geschickt bekommt. Die convenient stores
und der Obstladen sind natürlich geringfügig teurer doch für die Lage wirklich in Ordnung.
Für das Zimmer samt Einrichtung sind 500 RMB als Kaution zu hinterlegen. Bei dem Zimmer
handelte es sich um einen offenen Raum, ausgestattet mit einem Kleiderschrank,
Waschbecken, zwei Betten samt Nachttisch je einem Schreibtisch und als Highlight einem
Fernseher. Ein großes Fenster eröffnete uns bei klarem Wetter aus dem zehnten Stock einen
herrlichen Ausblick über die Stadt. Da es keine Wahlmöglichkeit bezüglich seines
Zimmerkollegen gibt und innerhalb des Zimmers keinerlei Rückzugsmöglichkeit besteht,
kann sich das Zusammenleben gegebenenfalls als problematisch darstellen, denn wirkliche
Privatsphäre ist quasi nicht vorhanden, doch andererseits wird ein intensiverer Austausch
hierdurch klar gefördert. Dusche, WC, Küche und Waschmaschine lagen in unserem Fall alle
nur wenige Meter vom Zimmer entfernt über den Gang. Zudem gibt es innerhalb des
Gebäudes auch mehrere Study-rooms, in denen man sich alternativ zu Bibliothek oder dem
eigenem Zimmer ebenfalls in Ruhe seinem Studium widmen kann. Zu Fuß dauerte der Weg
zum Unterrichtsgebäude zwischen 12 und 15 Minuten. Außerdem steht auch direkt auf dem
Campus ein weiteres Wohnheim für ausländische Studenten namens „Shaoyuan“. Dieses ist
jedoch deutlich älter und die Zweierzimmer bieten deutlich weniger Platz. Natürlich gibt es
auch die Möglichkeit eigenständig eine Wohnung zu mieten, allerdings sollte einem bewusst
sein, dass die Mietpreise in Peking ziemlich hoch sind, sodass gerade wenn man in einem
beliebten Stadtviertel sucht man auch mit Preisen wie in deutschen Großstädten konfrontiert
werden kann. Selbst bei den Mietpreisen gilt es dann zu handeln.
Leben in Peking/China
Essentiell ist natürlich die Nahrungsmittelversorgung. Abgesehen von dem hervorragendem
Angebot an Mensen, Imbissläden und Supermärkten direkt auf dem Campus der Peking
University, fällt es auch ansonsten in Peking nicht schwer sich zu versorgen. Neben
zahlreichen Restaurants, bieten auch viele Essenstände die Möglichkeit preiswert satt zu
werden und dabei gleichzeitig etwas Unbekanntes auszuprobieren. Dank einer deutlich
höheren Dichte an kleinen Supermärkten als es in Deutschland üblich ist, lassen sich auch
unterwegs problemlos kleinere Einkäufe wie beispielsweise Getränke beschaffen. Der Preis
für eine 1,5 Liter Flasche Wasser lag bei etwa 35 Cent.
Ich schätze einen umfangreichen Eindruck von China, den Chinesen deren Kultur,
Eigenheiten und Gewohnheiten mitgenommen zu haben. Für mich hat das den besonderen
Wert meines Aufenthaltes ausgemacht. Vermutlich habe ich hierbei stark davon profitiert,
dass ich hauptsächlich alleine unterwegs war. Durch China zu reisen bietet meinem
Empfinden nach die beste Möglichkeit nicht nur das Land mit seinen Sehenswürdigkeiten,
sondern auch die Leute kennen zu lernen. Für beides eignen sich Bus oder Zug besser als das
Flugzeug. Zudem ist es natürlich auch der Kostenfaktor, der gegen das Fliegen spricht. Wenn
man sich für kürzere Strecken mit einem Sitzplatz begnügt, sind die Preise der
Zugverbindungen unschlagbar. Natürlich kann man auch über längere Distanzen erheblich
sparen, jedoch gilt es hier abzuwägen. Ich beispielsweise war gezwungen mich über 2960 Km
mit einem Sitzplatz zufrieden zu geben und musste dafür auch bloß ca. 40 Euro zahlen.
Abgesehen der vorübergehenden Unannehmlichkeiten bietet solch eine Anreise bereits viel.
Man trifft Menschen, die es sich schlicht nicht leisten können anders zu reisen, für die es
Luxus ist ihre Familien in ihrer Heimatstadt ein oder zwei Mal im Jahr zu besuchen. Wenn
man bereits etwas von China gesehen hat, trifft man gegebenenfalls jemanden mit dem man
sich über dessen Heimatstadt unterhalten kann. Ziemlich wahrscheinlich bekommt man Essen
angeboten. Ich erhielt sogar von Leuten mit denen ich kein Wort gewechselt hatte, da sie nicht
in der unmittelbaren Nähe saßen, einige Früchte geschenkt. Versuche dies dankend
abzulehnen, bleiben generell erfolglos. Ich konnte chinesische Kartenspiele kennen lernen,
sollte natürlich berichten über die Stationen, die ich bereits gesehen hatte in China und konnte
Informationen sowie Empfehlungen für meine weitere Route einholen. Als einziger Ausländer
in einem Abteil von 120 Menschen weckte ich eben ein gewisses Interesse. Von daher
mangelte es während der Zugfahrt nie an einem Gesprächspartner und meine
Sprachkenntnisse wurden ordentlich gefordert.
Meiner Erfahrung nach zeigen sich viele Chinesen recht neugierig, sodass man schnell in
Kontakt tritt. Dass direkt nach der Handynummer, der email-adresse oder dem QQ-Namen
(ähnlich dem ICQ oder msn-in China stark verbreitet) gefragt wird, ist nicht unüblich.
Teilweise waren manche Chinesen schnell daran interessiert Freundschaft zu schließen, da sie
stolz darauf seien einen ausländischen Freund zu haben.
Reiseerfahrungen
Ich möchte dazu ermutigen China besser kennen zu lernen und meiner Ansicht nach, bieten
Reisen hierzu die beste Gelegenheit. Wenn man nur geringe Sprachkenntnisse besitzt, ist bei
der verbreiteten Meinung, dass kaum Chinesen dem Englischen mächtig sind,
nachvollziehbar, dass man vor diesem Wagnis zurückschrecken mag. Hier kann ich vielleicht
ein paar Bedenken nehmen. Zum einen bedarf es keinem umfangreichen Vokabular um sich
zu versorgen oder von A nach B zu kommen. Für die nötigen Vorabinformationen sind
Hostels eine gute Anlaufstelle. In den Hostels in denen ich abgestiegen bin, konnten die
Betreiber oder Angestellten immer Englisch und darüber hinaus sind sie generell gut
ausgestattet mit Informationen zu Sehenswürdigkeiten in der Umgebung. Am besten lässt
man sich wichtige Ziele oder Fragen aufschreiben, sodass man sich unterwegs garantiert
verständlich machen kann. Bei den deutlich teureren Hotels hingegen ist es paradoxerweise
selten englischsprachiges Personal vorzufinden. Weitere gute Tipps kann man natürlich von
anderen Reisenden in den Hostels bekommen. Nicht selten findet man jemanden, der schon
am angestrebten Ziel war und kann demnach Informationen aus erster Hand erhalten.
Natürlich lässt sich nicht alles vorausplanen, doch bei Fragen oder Problemen findet sich auch
unterwegs eigentlich immer jemand der aushelfen kann. Selbstverständlich sind hierbei
wieder mangelnde Kenntnisse der Sprache eine Hürde, doch hilfsbereite Chinesen nutzen
entweder anderes Vokabular, greifen auf Englischkenntnisse zurück, nutzen ihr Smartphone
oder suchen nach jemandem der dem Englischen mächtig ist, um einem weiterzuhelfen.
Hierzu möchte ich anmerken, dass mich überrascht hat wie viele Chinesen Englisch können.
Beispielsweise landete ich ungeplant in Pingwu (Sichuan). Demzufolge hatte ich keinerlei
Informationen wo ich einen Bahnhof, ein Internetcafe oder ein Hostel finden kann und mein
Hochchinesisch wurde schlicht nicht verstanden. Schließlich lud mich allerdings ein
Einheimischer in sein Auto ein und fuhr mit mir zu vier Hotels, die ich jedoch alle ablehnte.
Dann nahm er mich mit zu ihm in seine Wohnung damit wir an seinem PC nach einem
Passenden suchen konnten. Insgesamt kostete ihn dieser Einsatz ca. 2 Stunden. In dieser Zeit
lernte ich auch seine Frau, seine kleine Schwester und seinen Schwiegervater kennen.
Insofern können einem vordergründige Schwierigkeiten letztendlich auch nette Erfahrungen
bescheren.
Auf die Korrektheit von Auskünften sollte mein jedoch gerade wenn man unterwegs
jemanden nach dem Weg oder einer Busverbindung fragt nicht blind vertrauen.
Besser ist es bei mehreren Personen nachzufragen, denn Aussagen erhält man in den meisten
Fällen, jedoch sind auch einige unzuverlässig.
Bezüglich der Sicherheit braucht man in China keine Bedenken zu haben, zumindest habe ich
mich immer sicher gefühlt und nie bedroht.
Reiseziele
Außerhalb von Peking bin ich über die Große Mauer bei Mutianyu und Jinshanling
gewandert, habe die Städte Hangzhou, Suzhou, Shanghai, Hohot mit kurzen Abstecher in die
Wüste, Harbin, Qingdao, Lijiang, Jinghong in Xishuangbanna, Chengdu, Guilin, Yangshuo,
Songpan, Xianggelila, das kleine Dorf Dehang besichtigt, habe die Berge Huangshan, Emei
Shan bestiegen, die Nationalparks Huanglong, Jiuzhaigou, Zhangjiajie, Shilin (den Steinwald)
sowie die Tigersprungschlucht bewundert.
Natürlich zählt die Große Mauer hierunter zu den beeindruckendsten Sehenswürdigkeiten,
wobei ich den Abschnitt bei Jinshanling als reizvoller empfinde, zum einen da man hier auch
die Spuren der Zeit erkennen kann, zum anderen weil die bergige Landschaft, durch die sich
die Mauer zieht, einen fantastischen Anblick liefert. Mit Sicherheit ist selbst im Winter wenn
die Bergkuppen mit Schnee bedeckt sind, eine Reise dorthin sehr empfehlenswert.
Qingdao hat eine schöne, von deutscher Architektur geprägte Altstadt. Hier gibt es einen der
fünf heiligen Berge den Laoshan zu erkunden. Als Küstenstadt mit Sandstrand hebt sich
Qingdao klar von anderen Städten ab.
Guilin bzw. Yangshuo, wobei die Karstlandschaft die eigentliche Attraktion ist, sowie
Huangshan sind sehr bekannt und dementsprechend gut besucht wenn nicht sogar überlaufen,
doch sie sind auf jeden Fall sehenswert, sodass sich eine Reise dennoch lohnt.
Die Nationalparks Jiuzhaigou und Huanglong habe ich Ende März, Anfang April besucht.
Eigentlich wird dieser Zeitraum als geeignet angepriesen, vor allem weil noch nicht die
großen Massen die Parks überlaufen. Tatsächlich gab es meist keinen Grund sich über zu
großen Besucherandrang zu beschweren, doch eine dicke Schneedecke ist weniger
abwechslungsreich als der Anblick einer farbenfrohen Flora im Herbst. Zu dieser beliebteren
Besuchszeit sind jedoch die Eintrittspreise höher und dann mag ich daran zweifeln, ob ich
persönlich den Anblick in einem großen Gedränge mit ordentlicher Geräuschkulisse an den
beliebten Spots überhaupt genießen könnte. Und mit diesem Besucherandrang ist dort
während der Hauptsaison zu rechnen.
Der Steinwald Shilin, welcher in einigen buchbaren Chinareisen angesteuert wird, ist eher
unspektakulär. Zumindest lohnt sich nicht unbedingt der Eintrittspreis von ca. 19 Euro und
eine Anreise aus dem ca. 120 Km entfernten Kunming.
Umso lohnenswerter ist jedoch eine Reise in das Dorf Dehang. Hier lassen sich Wasserfälle
bestaunen und wenn man die teils abenteuerlichen Wege meistert, sind einem herrliche
Ausblicke vergönnt.
In Xishuangbanna von Jinghong aus besteht die Möglichkeit für eindrucksvolle mehrtägige
Trackingtouren, die man einem Besuch von Reisterrassen oder dem Elefantenpark klar
vorziehen sollte.
Die Tigersprungschlucht wird zu Recht in vielen Reiseführern als Highlight in Yunnan
angepriesen. Ich würde empfehlen sich für die Wanderung Zeit zu nehmen und eine Nacht in
einem Gästehaus inmitten der schönen Landschaft zu verbringen, auch wenn der Weg
innerhalb eines Tages zu bewältigen ist.
Für die Reise in die Innere Mongolei habe ich zum ersten und letzten Mal an einer
organisierten Tour teilgenommen. Die Mitreisenden waren durchgehend nett, hauptsächlich
handelte es sich um Südkoreaner, ein Paar Chinesen, wenige Japaner und Indonesier. Doch
auch wenn man innerhalb der Gruppe einen schönen Ausflug verbringen kann, würde ich
generell von solch organisierten Touren abraten. Zwar ist es verhältnismäßig komfortabel und
dank eigenem Reisebus bekommt man innerhalb kurzer Zeit viel geboten, jedoch besichtigt
man letztendlich eben auch nur die einzelnen Spots, die Ausflugsziele wie Zeiten sind
festgelegt und es besteht keinerlei Möglichkeit nach individuellen Interessen davon
abzuweichen oder flexibel umzuplanen. Zudem kommt der Kontakt zu Einheimischen viel
kürzer.
Reiseinformationen
Falls man in China reisen möchte bietet http://www.travelchinaguide.com/attraction/
grundlegende Informationen zu sehenswürdigen Städten, Naturparks etc. sowie wichtige
Anreisetipps per Flugzeug, Bus und Zug.
Um bestehende Zugverbindungen, Abfahrtszeiten und Fahrpreise herauszufinden kann man
sich an http://de.chinatrainguide.com/ orientieren, wobei es auch andere Seiten gibt und ich
teils die Erfahrung sammeln musste, dass am Bahnhofsschalter abweichende Verbindungen
verfügbar waren. Also es besteht keine hundertprozentige Übereinstimmung, allerdings ist die
Seite bereits nützlich um herauszufinden welche Verbindungen bestehen und eine gute
Preisorientierung erhält man allemal.
Wer doch das Flugzeug vorziehen mag, vielleicht für einen Besuch auf Hainan oder im
westlichen Kashgar kann sich über http://english.ctrip.com/index.asp informieren.