2010-11 Valencia - Universität Bremen

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2010-11 Valencia - Universität Bremen
Erfahrungsbericht Auslandssemester Valencia 2010/2011
Vorbereitungen in Deutschland
Während meines Studiums habe ich mich in den ersten Semestern dazu entschieden, eine
neue Sprache zu erlernen und somit auch mein verpflichtendes Auslandssemester in
Spanien zu verbringen. Hierzu habe ich vom Niveau A1 bis einschließlich zum Niveau B1
Sprachkurse des Instituto Cervantes besucht. Es ist durchaus empfehlenswert spanische
Grundkenntnisse zu besitzen, da vor Ort kaum Englisch gesprochen wird.
Nachdem ich mir also im Klaren darüber war, dass es mich für das Auslandssemester nach
Spanien verschlagen wird, musste ich nur noch meine Präferenzen wählen. Zur Auswahl
standen die Uni Valencia, die Uni Salamanca und die Uni Bilbao. Um mir einen genaueren
Überblick zu verschaffen, habe ich die Homepages der jeweiligen Unis besucht und mir
Vorlesungsverzeichnisse der Partnerfachbereiche durchgelesen. Da ich mich in meinem
Studium auf den politischen und wirtschaftlichen Bereich spezialisiere, war mir schnell
bewusst, dass die Uni Valencia die perfekte Uni für mich wäre.
Der Fachbereich 8 für Studierende der Integrierten Europastudien und Politikwissenschaften
hat einen Partnerschaftsvertrag mit der Facultad de Dret abgeschlossen, wo auch der
Studiengang Ciencias Politicas y Administracion (www.uv.es/dret) ansässig ist. Aus diesem
Studiengang habe ich vorab mögliche Kurse ausgewählt, da über diesen 51% der
absolvierten Vorlesungen ausgewählt werden müssen.
Meine Bewerbung mit der Präferenz Valencia habe ich dann eingereicht. Jedoch sollte dabei
zu beachten sein, dass zwar schnell von der Uni Bremen die Nominierungen durchgeführt
werden, allerdings dauert es relativ lange, bis man dann aus Valencia Informationen über
seine Zulassung bekommt. Also keine Panik, denn in Spanien läuft eben alles ein wenig
langsamer. Nachdem ich dann sowohl von der Uni Bremen als auch von der Uni Valencia
meine Zulassungen für das Wintersemester 2010/2011 bekommen hatte, habe ich mich um
Flug und Sprachkurs vor Ort gekümmert.
Das Semester beginnt in Spanien früher als in Deutschland. Ab Mitte bzw. Ende September
gehen dort die Vorlesungen schon wieder los. Daher habe ich einen Flug für Ende August
gebucht, um vorher noch einen Intensivsprachkurs an der Sprachschule Centro d`Idioma zu
absolvieren.
(http://www.centreidiomes.es/)
Diese
Sprachschule
bietet
speziell
für
Erasmusstudenten vor Semesterbeginn Intensivkurse an und auch während des Semesters
begleitende Kurse. Des Weiteren ist dies auch die anerkannte Sprachschule der Uni
Valencia und semesterbegleitende Kurse kosten für Erasmusstudenten nur 60€. Der
Intensivkurs vor Unibeginn ist leider um einiges teurer und betrug bei mir knapp 200€.
Es ist durchaus empfehlenswert, mit einem Niveau von B1 oder sogar B2 nach Spanien zu
kommen. Denn sowohl an der Uni als auch im alltäglichen Leben wird fast überall nur
Spanisch gesprochen und die Kurse des Partnerfachbereiches sind auch alle nur auf
Spanisch.
Um eine Unterkunft musste ich mich vorab nicht kümmern, da ich das große Glück habe, das
meine Cousine in Valencia ihren Doktor in Chemie macht und ich daher die erste Zeit bei ihr
und ihrem Freund gewohnt habe. So konnte ich dann vor Ort mit der Wohnungssuche
beginnen.
Wohnungssuche vor Ort
Nachdem ich dann am 30.08.2010 in Spanien angekommen war, konnte ich vor Ort mit der
Wohnungssuche beginnen. Allgemein sollte gesagt werden, dass es in Valencia viele freie
Zimmer gibt, die auch immer alle möbliert vermietet werden. Es lässt sich also durchaus eine
gute private Bleibe innerhalb von ein bis zwei Wochen finden.
Möblierte Zimmer kosten von 180€ pro Monat bis zu 350€. Es kommt immer ganz darauf an,
in
welchem
Viertel
sich
die
Wohnung
befindet
und
auch
auf
die
Größe.
Oftmals sind die Gastos (Nebenkosten für Strom etc.) noch nicht mit im Mietpreis
einbezogen,
sondern
werden
jeden
Monat
je
nach
Rechnung
gezahlt.
Gesucht habe ich über das Internet. Die Seite www.loquo.es ist dabei sehr hilfreich, da hier
für jede Stadt Spaniens ein eigener Bereich vorhanden ist. Dort kommen täglich ca. 20 neue
Wohnungsangebote hinzu, oftmals auch mit Fotos der Zimmer. Entweder kann man per Mail
antworten oder aber direkt per Telefon einen Besichtigungstermin ausmachen.
Ich habe mir ca. 15 Zimmer angeguckt, davon kamen allerdings nur einige in die engere
Auswahl. Viele der recht günstigen Zimmer sind klein, kaum größer als 8qm und sind dann
auch nur mit dem Nötigsten wie Bett und Schreibtisch ausgestattet. Bevorzugte Viertel für
Studenten sind der Bereich um Aragon und Blasco Ibanes. Beide Stadtteile sind etwas
weiter vom Zentrum entfernt, dafür aber dichter an der Universität gelegen. Allerdings muss
ich sagen, dass die Wohnungen in diesen Vierteln mir nicht zugesagt haben, da wie bereits
erwähnt die Zimmer zwar günstig dafür aber sehr klein waren.
Letztendlich bin ich dann in eine Mädls-WG im Zentrum von Valencia gezogen. Die
Wohnung befand sich direkt am Plaza Espanya. Jedoch sollte man hierbei beachten, dass
die Miete für Zentrumswohnungen im Durchschnitt bei 250€ liegt, dafür aber die Lage
wirklich einsame Spitze ist. Zum Stadtkern habe ich zu Fuß nur ca. 5 Minuten benötigt. Die
nächste Bushaltestelle und auch Metrostation waren direkt vor der Tür. Und auch das Viertel
um meinen zeitweiligen Wohnort ist ein sehr sicheres. Dadurch, dass ich im Zentrum
gewohnt habe, war natürlich der Weg zur Uni etwas weiter. Doch mit dem Fahrrad oder mit
dem Bus kann man auch diese Hürde innerhalb von 30-40 Minuten überwinden, je nachdem,
wie stark der Verkehr ist.
Allgemeine Informationen zur Partnerhochschule
Die Universitad Valencia ist keine Campusuni wie die Uni Bremen. Vielmehr gibt es drei
verschiedene Zentren, die in Valencia verteilt sind. Es gibt den Campus Blasco Ibanez mit
unter anderem der medizinischen und der sprachwissenschaftlichen Fakultät, einen Campus
weiter außerhalb der Stadt, wo sich die Naturwissenschaften befinden, und den Campus
Taronges mit der Facultad de Dret und Facultad de Economia. Die Universität Bremen hat
einen Partnerschaftsvertrag mit dem Studienfach Ciencias Politicas, welcher zur Facultad de
Dret gehört. Daher war auch dies der Campus, an dem sämtliche meiner Vorlesungen
stattfanden. Dieser Campus ist eher östlich vom Zentrum gelegen, sehr nahe zum Strand.
Die Universität ist entweder gut mit dem Fahrrad zu erreichen oder auch mit dem Bus bzw.
der Metro. Direkt an der Uni halten diverse verschiedene Buslinien wie der 30er oder 41er.
Auch die Metro bzw. die Tram halten direkt am Campus Taronges. Je nachdem, wo man
wohnt, kann man diesen Campus auch gut zu Fuß erreichen. Ansonsten bietet es sich an,
eine Zehner-Buskarte oder eine Zehner-Metrokarte zu kaufen für knapp 7€. An Fahrräder
kommt man auch recht leicht und günstig. Viele Studenten fahren täglich mit dem Fahrrad
zur Uni. Allerdings sollte beachtet werden, dass in Valencia viele Fahrräder gestohlen
werden und auch nur selten vernünftige Fahrradwege vorhanden sind.
Die Biblioteca Sociales befindet sich direkt am Ende des Campus und hat eine
Riesenauswahl an Büchern zu Themen der Politik, Wirtschaft, Recht etc. Mit dem
Studentenausweis kann man die meisten Bücher für je eine Woche ausleihen, ab und an gibt
es auch Exemplare, die man bis zu einem Monat behalten darf. Es ist auch von jedem Buch
mindestens ein Exemplar immer in der Bibliothek vorhanden, das man vor Ort zum Lernen
benutzen kann oder aus dem man sich auch Kopien anfertigen kann. In der Bibliothek sind
diverse Kopierer vorhanden. In der Klausurenphase bietet die Bibliothek eine Öffnungszeit
von 24 Stunden. Jedoch sollte man sich morgens nicht später als 09.00 Uhr dort zum Lernen
einfinden, da man sonst keinen Platz mehr bekommt. Auch darf man seinen
Studentenausweis nicht vergessen, dieser gilt gleichzeitig als Bibliotheksausweis und muss
vorgezeigt werden.
Zur Mensa der Uni kann ich nichts sagen, da ich nie dort gegessen habe. Allerdings gibt es
keine Mensa wie bei uns in Bremen, sondern diverse kleine Cafés, bei denen man auch
typische spanische Bocadillos zu essen bekommt. Kaffee und Tee kosten im Durchschnitt
1€.
Akademisches Leben
Bevor ich in Valencia angekommen bin, habe ich mir erst mal noch aus Deutschland online
einen Termin beim Oficina de las Relaciones Internacionales gemacht. Dies ist der erste
Anlaufpunkt für alle Erasmusstudenten. Etwa einen Monat vor Beginn des Semesters schickt
einem die Uni auch eine Mail zu, in der alles erklärt wird, auch wie man sich einen Termin
machen kann. Das Oficina de las Relaciones Intenacionales befindet sich beim
Hauptcampus am Blasco Ibanez. Dort wird einem dann die Anreisebestätigung ausgehändigt
und auch das Certificate of Erasmus Grant ist dort zu unterschreiben.
Der nächste Anlaufpunkt ist der Koordinator am jeweiligen Fachbereich und das
dazugehörige Oficina de Erasmus. In meinem Fall befand sich beides am Campus Taronges
bei der Facultad de Dret. Allerdings traten hier schon die ersten Probleme bei mir auf. Da
aus den Onlineplänen der Vorlesungen nicht ersichtlich ist, welche Kurse in welchem
Semester angeboten werden, wollte ich dies mit meinem Koordinator besprechen. Dieser
war allerdings erst ab Mitte September wieder in der Universität und in Valencia und auch für
eine hilfreiche Vertretung war nicht gesorgt. Als ich dann endlich mit meinem Koordinator vor
Ort die Kurswahl besprechen wollte, konnte dieser mir jedoch auch nicht weiter helfen, da
auch mein Koordinator nicht wusste, wann welche Vorlesungen stattfanden.
Jedoch wiesen er und das Oficina de Erasmus mich darauf hin, dass es eine allgemeine
Informationsveranstaltung für alle Erasmusstudenten der Fakultät gibt. Allerdings musste ich
diverse Male persönlich bei der Uni auftauchen und habe auch mehrere e-mails schreiben
müssen, bis ich diese Informationen erhalten habe. Dies liegt durchaus an der spanischen
Mentalität, alles sehr ruhig und langsam angehen zu wollen. Die Infos werden immer erst
recht spät rausgerückt. Auf der Infoveranstaltung, wurde mir dann erklärt, wie ich im Internet
die Kurse suchen kann, die mich interessieren. Direkt in der Woche drauf ging die Uni auch
schon los bzw. haben einige Kurse der Uni Valencia schon in der Woche vorher begonnen,
was jedoch kein Erasmusstudent wusste. Bevor man sich allerdings für die Kurse
einschreibt, besucht man diese in der ersten Woche und entscheidet sich dann, ob einem
der Kurs wirklich gefällt oder nicht. Dabei sollte immer beachtet werden, dass 51% der Kurse
und Punkte bei der Facultad de Dret um beim Studiengang Ciencias Politicas absolviert
werden müssen. Die restlichen Kurse und Punkte konnte ich frei wählen.
Ein wirklich großer Kampf war es jedoch, sich überhaupt für die Kurse einzuschreiben. Dies
läuft für Erasmusstudenten nicht über das Internet. Jeder einzelne Student hat im Oficina de
Erasmus einen Termin bekommen, von Ende September bis Mitte Oktober. Bei diesem
Termin sollte ich dann eigentlich von der Mitarbeiterin für meine ausgesuchten Kurse
eingeschrieben werden. Allerdings war das nicht so leicht. Da ich einen Termin recht spät,
erst Mitte Oktober hatte, waren fast alle meiner bevorzugten Kurse schon voll und ich konnte
nicht eingeschrieben werden. Da dies aber durchaus typisch für die Uni Valencia ist und
auch nicht nur mich betraf, gibt es vor Ort ein Formular, das den Studenten ausgehändigt
wird. Dieses Formular muss dann von den Professoren der Vorlesungen ausgefüllt und
unterschrieben werden. Mit diesem Formular wird bestätigt, dass der Dozent keine Probleme
hat, noch einen weiteren Student in seinen Kurs aufzunehmen. Allerdings muss man sich bei
jedem einzelnen Professor erklären, warum man dieses Formular benötigt, dass der Termin
so spät war und dass man bis dato auch an jeder Vorlesung teilgenommen hat.
Ich hatte bei einem Professor sogar das Problem, dass diese keinen weiteren Studenten in
seinen Kurs zulassen wollte. Was in diesem Fall bedeutet hätte, dass mir wichtige
Kreditpunkte gefehlt hätten und ich auch nicht die 51% der Kurse meiner Fakultät belegt
hätte. Jedoch hat der Professor mir zugesichert, sich das Ganze noch einmal zu überlegen
und letztendlich hat er dann auch doch die fünf weiteren Erasmusstudenten für seinen Kurs
akzeptiert. Auch hier merkt man wieder, dass in Spanien alles ein wenig langsamer läuft und
man durchaus ab und an für seine Rechte kämpfen muss.
Nachdem ich dann von jedem Professor die Unterschrift hatte, konnte ich auch für alle bis
auf einen Kurs zugelassen werden. Dieser Kurs war ein englischsprachiger VWL Kurs. Hier
war das Problem, dass eine Unterschrift des Dozenten nicht ausreichte. Denn der Kurs war
nur für Bachelorstudenten zugänglich und nur mit einer Sondergenehmigung konnten
Erasmusstudenten an den Bachelorvorlesungen teilnehmen. Das große Problem hierbei ist,
dass sich die Uni Valencia erst dieses Wintersemester von Diplom auf Bachelor und Master
umgestellt hat. Allen Erasmusstudenten war der Zugang zu den Kursen der Bachelorfächer
verwehrt, da die Verträge sich mit den Partnerunis auf die Diplomstudiengänge beziehen.
Lediglich dich englischsprachigen Kurse konnten besucht werden und dies auch nur, wenn
noch Plätze frei waren.
Da allerdings mein Termin erst zu einem späten Zeitpunkt war, war natürlich auch dieser
Kurs schon voll. Um dann doch noch für die Vorlesung zugelassen zu werden, musste ich
nicht nur diverse Male mit dem Dozenten oder dem Oficina de Erasmus sprechen, sondern
auch mit der Präsidentin der Fakultät. Für mich war dieser Kurs besonders wichtig, da ich ihn
benötigte, um mich für meinen Master bewerben zu können. Anfangs war das jedoch allen
beteiligten Parteien vor Ort in Valencia ziemlich egal und erst nach diversen Gesprächen und
Instanzen hat mich dann die Präsidentin der Fakultät Ende November zugelassen.
Allgemein lässt sich noch sagen, dass die Professoren auch all sehr unterschiedlich lehren
und sich mehr oder weniger gut um Erasmusstudenten kümmern. Zuallererst sollte man
beachten, dass das Universitätssystem sehr verschult ist. Vorlesungen sind in Theorie und
Praxis unterteilt. Es herrscht Anwesenheitspflicht in den praktischen Übungen, für die auch
Hausaufgaben, Essays oder Hausarbeiten anzufertigen sind. Diese Arbeiten fließen dann zu
einem bestimmten Prozentsatz mit in die Endnote ein. Die Endnote setze sich aus der
Klausur der Theorie und der praktisch Arbeiten zusammen. In den Vorlesungen werden sehr
selten Präsentationen oder Ähnliches benutzt, vielmehr steht der Dozent vorne an der Tafel
und schreibt wie in der Schule einige Dinge an, die restliche Zeit wird über das jeweilige
Thema der Vorlesung gesprochen und die Studenten sind dabei sich fleißig Notizen zu
machen.
Einige der Professoren sind gegenüber Erasmusstudenten sehr hilfreich und erklären auch
gerne nach der Vorlesung noch einmal Zusammenhänge, die nicht ganz klar geworden sind,
allerdings gibt es auch Professoren, die sich nicht um Erasmusstudenten kümmern und
denen es auch relativ egal ist, wenn man Probleme oder Fragen hat. Diese Professoren sind
vor Ort nur schwer anzutreffen und besonders wenn es um die Benotung der Klausuren und
die Endnote geht, werden kaum Erklärungen gegeben und zu Gesprächen kommt es auch
eher selten.
Des Weiteren ist es meines Erachtens ein Unding, dass ich nie meinen richtigen
Studentenausweis, der auch gleichzeitig als Bibliotheksausweis fungiert, bekommen habe.
Lediglich den vorläufig ausgestellten Pappausweis vom Oficina de las Relaciones
Internacionales besaß ich während meines gesamten Aufenthaltes. Eigentlich hätte mir das
Erasmusoffice vor Ort den Studentenausweis per Post zuschicken müssen, da aber dies bis
Ende Oktober nicht der Fall war, habe ich mich vor Ort erkundigt. Jedoch konnte mir im
Erasmusbüro keiner helfen, lediglich hieß es, dass mein Ausweis sicherlich die nächsten
Tage kommen würde, ich solle einfach weiter nachfragen. Gesagt, getan, so habe ich etwa
einmal die Woche im November und auch ca. einmal die Woche im Dezember dem
Erasmusbüro einen Besuch abgestattet. Jedoch ohne Erfolg. Wirklich darum gekümmert,
dass ich noch zu meinem Ausweis komme, hat sich keiner, es hieß im Dezember nur noch,
dass der Ausweis dann wohl im neuen Jahr da sein werde. Um jedoch Bücher auszuleihen
und auch überhaupt Zutritt zur Bibliothek während der Lernphasen zu bekommen, ist der
Ausweis zwingend erforderlich. Gott sei Dank konnte ich mir von einer guten Bekannten, die
Ihren Studentenausweis nicht benötigte, diesen ausleihen.
Leben außerhalb der Uni
Abgesehen von den vielen Schwierigkeiten mit der Universität und dem Kampf um Kurse ist
die Stadt Valencia wirklich eine Reise wert und ich empfehle jedem, der sich für Spanien
entscheidet und sich eher politisch und wirtschaftlich interessiert, seinen Auslandsaufenthalt
in Valencia zu absolvieren.
Valencia bietet eine Vielzahl an Sehenswürdigkeiten, die alleine schon durch ihre Architektur
überzeugen. Mitten im Stadtzentrum befinden sich viele interessante Museen, die den
Geschmack eines jeden abdecken. Für Studenten sind die Museen größtenteils auch
kostenlos und von barocken Ausstellungen bis hin zu moderner Fotokunst ist alles vertreten.
Auch sollten die vielen Kirchen und Kathedralen nicht außer Acht gelassen werden. Diese
dominieren das Stadtbild. Besonders die Hauptkathedrale am Plaza de la Reina sollte man
besuchen. Dazu gehört natürlich auch der Aufstieg zu Fuß auf die Spitze, von der aus man
einen fantastischen Blick über die gesamte Stadt hat. Man kann sogar bis zum Strand und
zum Hafen den Ausblick genießen.
Ein weiteres Highlight der Stadt ist der trockengelegte Fluss, der sich außerhalb des
Stadtzentrums befindet. Mittlerweile ist aus dem Fluss ein wunderschöner schlauchartiger
Garten von ca. 10 Kilometern Länge geworden. Der Jardin del Turia wird immer noch Rio
genannt, auch wenn sich dort abgesehen von einigen künstlichen kleinen Seen und Brunnen
kaum noch Wasser befindet. Der Rio ist auch hervorragend für alle sportlichen Aktivitäten im
Freien geeignet, ob man nun lieber joggt so wie ich oder sich auf das Fahrrad schwingt und
einmal den ganzen Fluss hin und zurück abfährt. Unbedingt sollte man sich auch direkt in
der Turia die Ciudad de las Artes y las Ciencias angucken. Dieser Teil des Flusses ist nicht
nur wegen seiner sehr modernen Architektur einen Besuch wert, sondern auch wegen der
vielen Sehenswürdigkeiten. Besonders empfehlenswert ist das Oceanografic, das größte
Aquarium Europas. Zwar kostet der Eintritt knapp 20€ pro Person, aber diese Investition
lohnt sich, wenn man sich für die Meere und die Welt der Meeresbewohner interessiert.
Das Viertel Carmen, auch im Stadtkern, ist besonders abends empfehlenswert. Hier findet
man eine große Auswahl an kleinen Bars, Restaurants und auch Clubs. Zuerst geht man hier
typisch spanisch gegen 22.00 Uhr Tapas essen, danach besucht man eine der vielen Bars
oder kleineren Clubs, um die Nacht zu genießen und ein wenig zu feiern. Viele
Studentendiscos und Erasmuspartys sind allerdings nicht hier, sondern am Blasco Ibanes
oder in Benimaclet.
Rückkehr
Nachdem ich mit den Klausuren fertig war, die ich im Januar geschrieben habe, bin ich am
01.02.2011 zurück nach Deutschland geflogen. Besonders wenn man wieder in Deutschland
ist und noch Fragen zu Prüfungsleistungen oder Ähnlichem hat, bekommt man kaum
Antworten von den Professoren, da man nicht mehr vor Ort ist. Zur Anerkennung der
Prüfungsleistungen und zu weiteren Formalitäten kann ich bis jetzt auch noch nicht allzu viel
sagen, da ich jetzt gerade einmal einige Tage wieder in Deutschland bin. Es ist jedoch so,
dass das Transcript of Records von der Uni Valencia an die Universität Bremen geschickt
wird. Wie lange dies jedoch dauern wird, weiß ich nicht, da aber alles in Spanien recht
langsam von statten geht, werde ich wohl auch noch einige Zeit darauf warten müssen.
Abschließend lässt sich sagen, dass ich durch den Aufenthalt in Spanien viele neue
Erfahrungen sammeln konnte, nicht nur kulturelle sondern auch menschliche. Ich würde
sagen, dass ich gelernt habe, mich stärker für meine Rechte einzusetzen und mehr zu
kämpfen, denn das muss man in Valencia. Auch würde ich die sprachliche Verbesserung
durchaus als sehr positiv betrachten. Man ist von Anfang an dazu gezwungen, Spanisch zu
benutzen, der Sprung ins kalte Wasser ist aber sehr hilfreich. Auch habe ich viele neue
Freundschaften schließen können und nicht nur von der spanischen Kultur etwas lernen
können, sondern konnte auch viel über andere Menschen und deren Leben in Europa
erfahren. Grundsätzlich betrachte ich das Erasmussemester als eine Erfahrung, die mich
gestärkt hat. Dass diese Erfahrungen nicht nur positiver Natur sind, ist durch meinem Bericht
deutlich geworden. Vielmehr denke ich, dass Spanien und besonders Valencia nur etwas für
Menschen ist, die wissen, wie sie für Ihre Rechte zu kämpfen haben und die nicht sofort bei
einem Rückschlag aufgeben.