Erfahrungsbericht Erasmus Studienaufenthalt Sept 2014

Erfahrungsbericht Erasmus
Studienaufenthalt Sept 2014-Januar 2015
an der Università degli Studi di Siena
von Daniela Federsel
Im Rahmen des Erasmus-Programmes habe ich das Wintersemester 2014/15,
das 5. Semester meines Bachelors im Fach Wirtschaftswissenschaften, an der
Università degli Studi di Siena verbracht. Rückblickend bin ich sehr froh, die
Chance ergriffen zu haben, Einblicke in eine fremde Kultur zu erhalten,
internationale Kontakte zu knüpfen und jede Menge unvergessliche Momente
erlebt zu haben.
Im Folgenden werde ich von meinem Auslandsaufenthalt in Siena berichten
und kann hoffentlich einige sinnvolle Tipps geben. Bei Fragen stehe ich
natürlich gerne zur Verfügung unter: [email protected].
Vorbereitungen
Zu Beginn meines 3. Semesters hatte ich bereits entschieden, dass ich ein
Auslandssemester absolvieren möchte und entschied mich recht schnell für
Italien, da ich Italienisch bereits in der Schule gelernt hatte. Es ist sicherlich
von Vorteil mit Italienisch-Grundkenntnissen nach Siena zu kommen, da es
einem das tägliche Leben sehr erleichtert (da teilweise einfach kein Englisch
gesprochen wird).
Vor meiner Bewerbung für Siena habe ich die Internetseite bezüglich des
Kursprogrammes durchsucht. In Siena besteht die Möglichkeit Bachelorkurse
auf Italienisch zu belegen oder bestimmte Vorlesungen aus dem Master in
Finance, Management and Governance oder Economics auszusuchen, die in
Englisch abgehalten werden.
Nach meiner Zusage erhielt ich von dem International Office in Siena eine
Email mit wichtigen Formularen (persönliche Angaben, Wohnheimsbewerbung,
Sprachkursanmeldung,...).
Da es bis kurz vor meiner Abreise nach Italien keine Rückmeldung gab, ob ich
einen Wohnheimsplatz bekommen würde, begab ich mich selbst auf
Wohnungssuche. Zu empfehlen sind dabei die Internetseite easystanza.it und
diverse Facebookgruppen wie z.B. Affitti Siena. Wenn man im September vor
Ort sucht ist es sicherlich kein Problem, eine Wohnung zu finden. Kurz vor
Unibeginn Ende September/Anfang Oktober könnte es aber schwierig werden.
Anreise
Um nach Siena zu kommen bietet es sich an, mit Airberlin von Stuttgart nach
Florenz zu fliegen, da es eine der günstigsten Verbindungen ist und man
problemlos mit dem Bus von Florenz nach Siena fahren kann. Eine weitere
günstige Verbindung gibt es mit RyanAir von Frankfurt-Hahn nach Pisa, von wo
aus auch ein Bus nach Siena fährt. Ich hingegen bin Mitte August mit meinem
Freund mit dem Auto in die Toskana gefahren und habe dort noch knapp 2
Wochen Campingurlaub gemacht, bevor mein Sprachkurs am 1. September
losging.
Einschreibung
Wie schon erwähnt, erhielt ich vor meiner Abreise nach Siena einige
Formulare, die ich ausgefüllt an das International Office in Siena
zurückschicken musste. Am 1.September fand dann eine
Willkommensveranstaltung im Innenhof des International Offices statt, bei der
wir uns ganz unkompliziert einschreiben konnten und eine Mappe mit wichtigen
Informationen erhielten, wie z.B. eine Liste mit Anlaufstellen, eine Mensakarte
und die Kontaktdaten unseres Koordinators. Am besten: direkt das
„Confirmation of Arrival“ Formular mitbringen, das erspart einen Gang zum
International Office.
Für 8€ kann man am ESN (Erasmus) Desk im International Office eine
Eramuskarte erwerben, mit der bescheinigt wird, dass man als Kunststudent in
Italien ist und man vergünstigt in zahlreiche Museen und Gebäude kommt. Der
Dom in Siena oder die Uffizien in Florenz z.B. sind umsonst- es lohnt sich also!
Wichtig: ein Passbild mitbringen!
Sprachkurs
Es besteht die Möglichkeit im Vorfeld des Wintersemesters an einem
Sprachkurs an der Università per Stranieri di Siena (neben Bahnhof)
teilzunehmen.
Für 70€ kann man einen Monat lang 4 Stunden am Tag seine Sprachkenntnisse
wieder auffrischen bzw. Grundlagen in Italienisch lernen und erste Kontakte
knüpfen. Man kann aussuchen, ob man den Kurs im September oder im
Oktober belegen möchte. Allerdings ist es sehr zu empfehlen den Kurs im
September zu wählen, da es zusammen mit dem Semesterbeginn zu viel
Stress wird. Am 1. Tag des Sprachkurses findet ein Einstufungstest statt, bei
dem die Studenten in Gruppen von 20 Leuten eingeteilt werden, die ihren
Italienischkenntnissen entsprechen sollen.
Ich bin sehr froh, an dem Sprachkurs teilgenommen zu haben, da es mir
danach einfacher fiel Menschen auf Italienisch anzureden und ich sehr viele
Erasmusstudenten dort kennengelernt habe. Außerdem bleibt neben dem
Sprachkurs genügend Zeit, Ausflüge am Wochenende zu unternehmen und an
den Strand zu fahren.
Am Ende des Sprachkurses gab es eine Klausur und eine mündliche Prüfung.
Wenn man den Kurs erfolgreich absolviert, bekommt man ein Zeugnis
ausgestellt über die Teilnahme. Es bleibt jedoch fraglich, ob sich das an der
Universität Würzburg anrechnen lässt.
Wohnen
Bei der Wohnungssuche ist es wichtig, eine Wohnung innerhalb der
Stadtmauern zu finden, da sich in diesem Bereich alles zu Fuß erreichen lässt
und sich die Busanbindung außerhalb eher schwierig gestaltet.
Ich erhielt eine Wohnheimszusage in der Residenza "Fontebranda", die sich
direkt neben der "Piazza del Campo", dem zentralen Punkt in Siena, befindet
und vergleichbar mit dem Marktplatz in Würzburg ist. In Italien ist es nicht
ungewöhnlich sich ein Zimmer zu teilen und so gibt es im Wohnheim
ausschließlich Doppelzimmer. In einem italienischen Wohnheim geht alles ein
bisschen strenger zu als in Deutschland- kein Männerbesuch nach 21 Uhr und
nicht nach Hause kommen nach 3 Uhr. Nicht wundern! Mit 225€ Miete pro
Monat ist ein Wohnheim allerdings bei weitem die günstigste Alternative in
Siena. Wichtig: viele Wohnheime schließen komplett 2 Wochen über
Weihnachten. Man muss in dieser Zeit heimfahren oder sich nach einer
Übernachtungsalternative in Siena umschauen!
Ich hatte Glück, was die Lage meines Wohnheimes angeht. Von der Residenza
Fontebranda kann man zu Fuß in 2min auf der Piazza sein und in maximal
10min die wirtschaftswissenschaftliche Fakultät erreichen.
Wer ein Einzelzimmer innerhalb der Mauern sucht sollte nicht unter 350€ Miete
pro Monat einkalkulieren.
Einige Erasmusstudenten haben sich vorerst ein Zimmer im Wohnheim
gemietet, um dann vor Ort nach einer privaten Unterkunft zu suchen.
Freizeitgestaltung/ Ausflüge
Siena liegt im Herzen der Toskana, es bietet sich also an am Wochenende oder
während der vorlesungsfreien Zeit Ausflüge zu unternehmen. Besonders
sehenswert in der Toskana sind Lucca, Pisa, Florenz, San Gimignano, Arezzo,
Montepulciano und Volterra. Wir haben alle Ausflüge mit dem Auto
unternommen, deswegen kann ich leider nicht viele Informationen zu den
öffentlichen Verkehrsanbindungen geben. Lediglich bei Pisa, Florenz und Rom
weiß ich von einer guten Bus- bzw. Zuganbindung.
Im September gibt es eine zusätzliche Buslinie „linea mare“, die direkt an den
Strand von Castiglione della Pescaia oder Follonica fährt. Wenn im Oktober
immer noch Strandwetter ist, gibt es die Möglichkeit mit dem Bus nach
Grosseto zu fahren und von da aus mit dem Bus weiter nach Castiglione. Wir
haben uns in Castiglione einen Bungalow für 10 Personen gemietet, das war
definitiv einen Ausflug wert.
Die Insel Elba soll sehr schön aber auch touristisch sein, deswegen haben wir
uns für ein Wochenende auf der Insel Giglio entschieden. Wer auf wandern,
campen, aber auch Strand steht, ist dort definitiv richtig aufgehoben.
Für Ausflüge außerhalb der Toskana bietet sich Perugia, Neapel, Rom, Padova,
Venedig und Mailand an. Rom und Padova habe ich mit einer
Mitfahrgelegenheit (Blablacar) gemacht- günstiger als Zug, zum Teil lustige
Unterhaltung, aber ein bisschen Italienisch reden sollte man schon können.
Die Erasmus Gruppe Siena (ESN) bietet auch zahlreiche Ausflüge an, die recht
günstig sind. Ich war nur bei einer Tour durch den Chianti und bei dem
Schokoladenfest in Perugia dabei, aber es wurden z.B. auch Ausflüge auf
Erasmuspartys nach Rom und Mailand angeboten.
In Siena kann man den Dom und den gegenüberliegenden Aussichtspunkt
(Facciatone), sowie den Turm auf der Piazza (Torre del Mangia)
besuchen/erklimmen. Zum Abendprogramm bleibt zu sagen, dass Siena eine
Kleinstadt ist. Es gibt Großraumdiskotheken außerhalb der Stadt, die in 20min
mit dem Bus zu erreichen sind. Ich selbst war nie dort, und kann leider nichts
dazu sagen. In der Stadt selbst gibt es viele Veranstaltungen von ESN und es
ist fast jeden Tag was los in einer Bar mit DJ.
Essen und Trinken
Innerhalb der Stadtmauern gibt es 2 Supermärkte: Conad (Piazza Matteoti)
und Simply (etwas teurer als Conad, Via di Città). In dem Shoppingcenter
direkt neben dem Bahnhof und der Università per Stranieri gibt es einen
riesigen Supermarkt PAM, ansonsten gibt es noch einen Penny etwas
außerhalb, der auch günstige deutsche Produkte anbietet. In Italien sind die
meisten Lebensmittel (vor allem Milchprodukte) vergleichsweise teurer als in
Deutschland.
Abends bieten zahlreiche Bars einen sogenannten „Aperitivo“ an, bei dem man
sich ein Getränk an der Bar kauft und gleichzeitig so viel kleine Häppchen vom
Buffet essen darf, wie man mag. Empfehlen kann ich: Nanninis (Piazza
Matteoti) und Cacio e pere (Via di Termini).
Für Weintrinker ist der „Vino sfuso“ Laden sehr empfehlenswert. Dort wird in
die mitgebrachte PET-Flasche guter Wein zu gutem Preis abgefüllt (1,5l Chianti
für 4,50€). Zu finden gibt es so einen Laden in der Via Fontebranda oder neben
der Porta Ovile.
Studium an der Facoltà Economia
Die Facultà Economia befindet sich auf der Piazza San Francesco, 10min von
der Piazza del Campo entfernt. Wie bereits erwähnt, gibt es an der Fakultät
mehrere englischsprachige Masterstudiengänge (Economics, Finance und
Management and Governance), wobei einige Vorlesungen trotzdem auf
Italienisch abgehalten werden.
Bei meiner Kurswahl entschied ich mich für englische Masterkurse, was kein
Problem darstellte als Bachelorabsolvent. Meine Kurse habe ich auf der
Internetseite unisi.it --> "didattica" --> "corsi di studio" gefunden, indem ich
dort meinen gewünschten Masterstudiengang ausgesucht habe. Wichtig: mit
den verschiedenen Lehrstühlen in Würzburg im Voraus abklären, ob eine
Anrechnung der Kurse möglich ist!
Mein Koordinator in Siena ist mit mir meine Kurswahl durchgegangen und hat
mir bei meinem Learning Agreement geholfen. Außerdem erhielt ich von ihm
einen Plan mit den Vorlesungszeiten. Ansonsten hängt dieser Plan auch im EG
der Fakultät aus.
Im Endeffekt entschied ich mich für „Industrial Organization“ und „Behavioural
Economics“, die Ende September losgingen und bei denen Mitte November
Zwischenprüfungen stattfanden. Zudem wählte ich „International
Management“ und „International Financial Accounting“, die Anfang November
starteten. Meine Kurse geben jeweils 6ECTS in Italien und werden mit 5ECTS
in Würzburg angerechnet. Wichtig: in Italien gibt es auch viele Kurse mit
9ECTS, die jedoch trotzdem mit 5ECTS in Würzburg gewertet werden und nur
mehr Aufwand darstellen.
Die meisten Vorlesungen in Italien enden noch vor Weihnachten. Nicht unüblich
sind Zwischenprüfungen, mündliche Prüfungen und Hausarbeiten anstatt oder
zusätzlich zu schriftlichen Prüfungen.
Alle Professoren haben recht gut verständliches Englisch gesprochen und
waren sehr hilfsbereit Erasmusstudenten gegenüber. Die Vorlesungsunterlagen
sind online zu finden oder lassen sich in den Copyshops in der Nähe der Uni
erwerben. Die Prüfungsanmeldung hängt vom Professor ab, erfolgt in der Regel
aber über die „segretaria online“ Plattform 1-2 Wochen vor der Prüfung.
Achtung beim Heimflug über Weihnachten: es werden zum Teil auch Klausuren
vor dem offiziellen Prüfungszeitraum (Mitte/Ende Januar) geschrieben, d.h. vor
Weihnachten oder Anfang Januar.
Vorbereitung zur Rückreise
Vor der Rückreise müssen alle Prüfungsleistungen im persönlichen
Libretto/Booklet auf der Seite „segretaria online“ zu finden sein. Außerdem
wird ein Nachweis über die monatlichen Mietzahlungen verlangt, wenn man in
einem Wohnheim gewohnt hat.
Nachdem alle benötigten Unterschriften vorgelegt wurden wird der
Abreisezeitpunkt bestätigt. Das „Transcript of records“ (sowas wie ein Zeugnis
über die abgelegten Prüfungen) wird nach einer Bearbeitungszeit vom
International Office per Post nach Würzburg gesendet.
Fazit
Alles in allem kann ich ein Auslandssemester in Siena nur empfehlen! Ich bin
sehr froh, diese Chance ergriffen zu haben. Dort konnte ich so viele tolle
Erfahrungen machen und Momente mit Menschen aus der ganzen Welt teilen,
was mir in Deutschland wahrscheinlich so nicht passiert wäre. Ich kann es
jedem nur raten, der die Gelegenheit hat für ein halbes oder ganzes Jahr ins
Ausland zu gehen- nutze sie! Es lohnt sich definitiv! Das ist eine unvergessliche
Zeit!