Hochschuljahr 14/15 - Universität Bremen
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Hochschuljahr 14/15 - Universität Bremen
Erfahrungsbericht Erasmus Auslandssemester England University of Warwick 2014/2015 1. Vorbereitung Bereits seit meinem ersten Studiensemester an der Universität Bremen wollte ich ein Auslandssemester absolvieren. Für mich war von Anfang an klar, dass es nach England gehen sollte da die Universitäten dort auf einem hohen Niveau unterrichten und ich gerne mein Englisch verbessern beziehungsweise lockerer im Umgang damit werden wollte. Ich habe mich deshalb schon im Vorhinein im Internet mit der University of Warwick auseinandergesetzt, habe mir Erfahrungsberichte durchgelesen, Rankings verglichen und den Social Media auftritt der Universität verfolgt. Einen Englischkurs hielt ich für mich persönlich als nicht notwendig. Mir war auch klar, dass ich gerne im 5ten Semester ins Ausland gehen wollte da ich bis dahin überwiegend alle Pflichtmodule abgeschlossen hätte und in dem Semester viel Freiraum gelassen wird für mögliche Praktika oder eben Auslandsaufenthalten. Sehr viel mehr Vorbereitungen habe ich bis zu diesem Zeitpunkt nicht gemacht, erst als es in die Bewerbungsphase ging habe ich mich wieder intensiver mit dem Thema auseinandergesetzt. 2. Formalia Zu den Formalia lässt sich sagen, dass man sich bloß nicht davon abschrecken lassen sollte. Im Nachhinein war es wirklich nicht viel Aufwand, auch wenn es einem am Anfang vorkommt als müsste man einen großen Berg von Aufgaben bewältigen. Zunächst einmal bewirbt man sich zwischen Januar und Februar falls man im Wintersemester ins Ausland gehen möchte. Man sucht sich auf einer Liste von Universitäten heraus welche mit dem eigenen Fachbereich und Studiengang kooperieren und liest sich anschließend deren Profile im Internet durch. Dazu lässt sich auch sagen, dass selbst wenn Interesse an einer Universität besteht die nicht mit dem eigenen Studiengang oder Fachbereich kooperiert, es Möglichkeiten gibt trotzdem diese zu besuchen. Für mich stand es leider bis zum Ende auf der Kippe ob die University of Warwick doch beim Erasmus Plus Projekt mitmacht, deswegen musste ich bis zum Ende bangen. Eine Woche vor Bewerbungsschluss stand endgültig fest, dass die Partnerschaft zustande kommen würde und ich fing an meine Bewerbung zu schreiben. Die Bewerbung besteht aus einem Motivationsschreiben, einen Leitfaden dazu gibt es auf der Uni Bremen Seite. Zusätzlich legt man noch ein Pabo Zeugnis bei, dass den bisherigen Studienverlauf zeigt. Gute Noten sind keine Voraussetzung für einen Platz an einer ausländischen Universität allerdings sollte erkenntlich sein, dass man keine großen Defizite im Studienverlaufsplan aufweist. Die Bewerbung eingereicht heißt es nun erstmal abwarten und Tee trinken. Ungefähr einen Monat später bekam ich dann das Angebot an die University of Warwick zu gehen. Zu dem Auswahlverfahren kann ich leider nichts sagen, weil ich die einzige Person war die sich auf diesen Studienplatz beworben hat und im Endeffekt natürlich auch genommen wurde. In anderen Fällen ist meist das Motivationsschreiben ausschlaggebend. Sobald man eine Zusage für ein Auslandssemester bekommen hat ist es wichtig, sich für Auslandsbafög zu bewerben da dies oftmals sehr lange dauert. Ich habe meine Unterlage direkt im März abgeschickt und deshalb passend zu Semesterbeginn im September Geld bekommen. Im Internet kann man sich Informieren welches Bafögamt für die Hochschule im jeweiligen Land zuständig ist. Für Englische Universitäten ist es das Auslandsbafögamt in Hannover. In England angekommen, ist es wichtig sich erstmal um ein Bankkonto zu kümmern oder aus Deutschland mit einer Kreditkarte anzureisen die unter Umständen mit englischen Banken kooperiert. Allerdings wird einem in der Orientation Week der University of Warwick alles genauestens erklärt. Es sind sogar Banken vor Ort um ein Konto zu eröffnen. Eine Krankenversicherung die im Ausland greift hatte ich zwar, allerdings wird man an der University of Warwick direkt in der ersten Woche im NHS (National Health Service) registriert und kann mit dieser Karte sowohl die Arztpraxis an der Universität kostenlos besuchen als auch das städtische Krankenhaus. Generell macht es die Universität einem sehr einfach im neuen Land anzukommen und steht bei allen Fragen gerne zur Verfügung. 3. Allgemeine Informationen zur Hochschule Am 16. September 2014 ging es dann mit dem Germanwings Flieger von Hamburg nach Birmingham, welches 15 min Zugfahrt von Coventry entfernt ist. Mit germanwings und flybee kommt man sehr günstig von Hamburg oder Hannover nach Birmingham. Die University of Warwick liegt anders als erwartet im 317.000 Einwohner Städtchen Coventry, ziemlich genau in der Mitte Englands. Dadurch, dass die Universität so viele internationale Studenten hat, gibt es vor der sogenannten ‚freshers week‘ noch eine ‚international orientation week‘ für alle internationalen Studenten in der einem von den paradoxen Englischen Wasserhähnen bis hin zum persönlichen Verhalten gegenüber Studierenden anderer Länder alles sehr genau erklärt wird. Die Orientierungswoche lässt keine Fragen offen und ist eine sehr gute Möglichkeit Leute kennenzulernen und Kontakte zu knüpfen. Zwar kostet sie 200 Pfund was wirklich viel ist für 4 Tage, beinhaltet aber auch Unterkunft und Essen und war im Nachhinein sehr essenziell für mein Auslandssemester. Auf dem Campus gibt es alles was man zum Leben braucht. Eine Arztpraxis, Apotheke, einen Supermarkt, ein Kino, ein Theater, Restaurants, Bars, Clubs, ein Museum und Freizeiträume mit Kickern und Billardtischen. Langweilig wird einem dort nicht und falls doch kann man mit dem Bus jeweils eine halbe Stunde entweder nach Coventry oder Leamington reinfahren. Akademisches Leben Wie schon vorhin ein bisschen vorweggenommen gibt es in der Orientierungswoche zahlreiche Veranstaltungen und man wird quasi an die Hand genommen was Immatrikulation, Bankkonto Eröffnung, Krankenkassen Registrierung und Lehrveranstaltungen angeht. Zusätzlich bekommt jeder Student einen personal tutor den er jederzeit bei allen möglichen Fragen und Problemen kontaktieren kann. Dieses Prinzip funktioniert sehr gut und man kann es so intensiv nutzen wie man möchte, es sind nur 2 Termine pro Term festgelegt in denen man sich mit seinem personal tutor darüber unterhält wie es einem geht und ob man Schwierigkeiten hat. Zusätzlich gibt es auf dem Campus ein Team von Psychologen die einen bei Schwierigkeiten betreuen können. Zusammenfassend kann gesagt werden, dass die Universität wirklich sehr viel für das Wohlbefinden ihrer Studenten unternimmt und einem bei Problemen sehr entgegenkommt. Das Ankommen, der Aufenthalt und die Einbindung ins soziale Leben werden einem damit sehr vereinfacht und man fühlt sich sofort wohl und sicher. Essen an der Universität ist eher schwierig da es dort keine klassische Mensa gibt sondern nur richtige Restaurants die etwas ins Geld gehen. Es gibt einen Sandwich Laden der eine sehr gute Alternative bietet und einen Supermarkt bei dem man sich eigentlich auch alles besorgen kann was man essen möchte. Die Bibliothek kann man uneingeschränkt mit seinem Studentenausweis nutzen, ähnlich wie der Internetzugang eduroam der auch problemlos funktioniert. Unterkunft Wenn man an der Universität angenommen wird, kann man sich ebenfalls für eine Unterkunft bewerben und bekommt auch eine zugewiesen. Studierende die nur 1 oder 2 terms da sind leben dann auf dem Campus, Studierende die 1 ganzes Jahr lang dort sind leben off campus entweder in Earldson, Coventry oder in Leamington, einer angrenzenden Stadt. An der Universität gibt es verschiedene Studentenwohnheime die sich in Qualität und Preis unterscheiden. Es gibt Einzelzimmer, Doppelzimmer und En-suite Zimmer in verschiedenen Studentenwohnheimen, am besten informiert man sich auf der Homepage und bewirbt sich dann für dasjenige, was einem am meisten zusagt. Ich persönlich habe mich nicht auf eine Unterkunft beworben, weil ich nicht auf dem Campus wohnen wollte. Diese Entscheidung ist jedem frei überlassen, es ist auf jeden Fall machbar eine eigene Unterkunft für weniger Geld zu finden, man sollte sich nur lieber von Agenturen fernhaften und auf flatshare. com oder ähnlichen Seiten nach privaten landlords suchen. Falls man sich eine eigene Unterkunft sucht sollte man dies lieber in Earldson Coventry machen, da dort alle Erasmus Studenten wohnen. Leamington ist jedoch der schönere Ort und hat viele gute Clubs, Bars, Restaurants, allgemein ein aktives Nachtleben da dort überwiegend Studierende aus dem 3.ten Jahr wohnen. Wenn man die Orientierungswoche mit bucht sind 4 Tage in einem Studentenwohnheim vorgesehen, danach geht es direkt in die andere gebuchte Unterkünfte. Ich bin schon eine Woche vorher angereist und habe mir privat eine Unterkunft gesucht. Man findet auf jeden Fall auch kurzfristig eine Wohnung, wem das Risiko zu hoch ist der kann entweder vorher schon einmal nach Coventry reisen oder sich an der Universität für eine Unterkunft eintragen. 6. Öffentliche Verkehrsmittel Es gibt mehrere Busunternehmen, für die man verschiedene Tickets braucht. Wenn man sich das 280 Pfund teure Jahresticket für den Bus kauft kann man damit zur Universität fahren und an einige andere Orte. Die Busse kommen allerdings sehr unregelmäßig und oft verspätet deswegen sollte man sich lieber überlegen ob man nicht in ein Fahrrad investiert da die Entfernungen nicht so groß sind. Die Verbindungen in andere Städte sind von Coventry großartig. Man ist in nur einer Stunde in London und in 5 Stunden in Edinburgh. Es gibt sowohl Virgin Train Züge, die schnelleren aber auch teureren, als auch London Midlands, etwas langsamer aber auch viel preiswerter. Wenn man viel reist lohnt es sich, sich eine Railcard zu kaufen und 30 Prozent Ermäßigungen auf alle Fahrten zu kriegen. Wer noch billiger reisen möchte sollte sich an megabus halten, oftmals kann man schon für 3 Pfund nach London und zurück. Generell ist zu sagen, dass Coventry kein schöner Ort ist und auch schnell langweilig werden kann, deswegen würde ich jedem ans Herz legen viel von dem Land zu erkunden zumal es nicht so teuer ist und man vielleicht nie wieder die Chance haben wird so schnell in verschiedene Städte Englands zu kommen. 7. Studentenjobs Dazu kann ich leider nicht viel sagen, da ich mich Vorort nicht um einen Job bemüht habe. Einige Kommilitonen haben in Pubs oder Cafes nach Jobs angefragt. Generell glaube ich, dass es möglich ist in England zu arbeiten aber man muss selber abschätzen wie hoch der eigene Arbeitsaufwand in der Uni ist und ob man die Zeit für einen Nebenjob aufbringen kann. 8. Nach der Rückkehr Nach der Rückkehr bleibt eigentlich nur letzte Scheine auf mobility online hochzuladen oder im international office abzugeben und einen Erfahrungsbericht zu schreiben. Die Anerkennung der Studienleistungen muss man bereits vor Abreise mit einem Transcript of Records festhalten und im Nachhinein noch einmal mit der/ dem zuständige/n Koordinator/in absprechen. Grundsätzlich werden die Kurse so anerkannt wie Anfangs besprochen, wenn man alles im Ausland bestanden hat. Sobald die Universität ein Formular mit allen bestandenen Kursen und Noten an die Heimatuniversität schickt oder vielleicht einem schon bei Abreise mitgibt, kann mit der Anerkennung der Studienleistung verfahren werden. In England sind die Module sehr genau definiert von daher fiel es mir einfach Kurse rauszusuchen, die mir hier als Pflichtkurse anerkannt wurden. 9. Probleme/Anregungen/Sonstiges/Persönliche Empfehlungen/ evtl. Hinweise zur Sicherheit Um es sich selber ein bisschen einfacher zu machen sollte man sich gut an die Universität halten. Falls es Probleme oder Fragen gibt, sollte man sich an die Zuständigen wenden. 10. Besondere Erlebnisse im Gastland Mir persönlich ist das ständige Reisen und der sehr enge Kontakt zu vielen internationalen Studenten sehr positiv in Erinnerung geblieben. England ist ein sehr diverses Land und es ist sehr interessant so viele Menschen aus anderen Orten an einem Ort kennenzulernen. Diese Chance sollte man definitiv nutzen, versuchen sich ein breites Netzwerk aufzubauen und möglichst viel zu unternehmen so lange man da ist. Zwar hat die Universität hohe Ansprüche die auch einen gewissen Arbeitsaufwand mit sich bringen aber man sollte versuchen zumindest die Term breaks, sogenannte Semesterferien die einen Monat dauern und nach jedem Term eingeplant sind, für mögliche Reisen mit den Kommilitonen einzuplanen und um das Land näher kennenzulernen. 11. Fazit Schussendlich lässt sich sagen, dass es die absolut beste Entscheidung war nach England zu gehen. Ich weiß nicht ob ich wieder die Chance bekommen werde an einer Elite Universität zu studieren ohne die 13.000 Euro Studiengebühren zu zahlen. Der Auslandsaufenthalt hat meinen Horizont maßgeblich erweitert und ich habe nicht nur sehr viel über England erfahren, sondern auch so viel mehr über alle möglichen Länder dieser Welt aus dem einfachen Grund, dass so viele verschiedene Menschen auf der University of Warwick zusammenkommen. Das Niveau auf dem gelehrt wird, die verschiedenen und interessanten Module und Seminare und der aktuelle Bezug dieser, machen den Uni-Alltag sehr spannend. Dieser Auslandsaufenthalt hat für mich persönlich bewirkt, dass ich meinen Master sehr gerne an einer englischen Universität machen würden. Zudem habe ich viele Events besucht auf denen ich mehr über meine Berufswahl nachgedacht habe und anschließend beschlossen habe neue Optionen in Erwägung zu ziehen. Diese 7 Monate waren eine unglaublich spannende und lehrreiche Zeit und ich würde jedem ans Herz legen sich zu überlegen ob England vielleicht doch eine Option wäre. Die Sonne scheint zwar nicht viel und ich habe sicherlich auch schon besseres Essen gegessen aber die Universität und die Menschen dort haben mich gelehrt, dass es noch sehr viel mehr gibt als das, was wir kennen und dass es sehr spannend ist rauszukommen um über den eigenen Tellerrand zu schauen. 12. Fotos Einige Bilder vom Campus Die „Piazza“. Ein Treffpunkt für viele Studierenden auf dem Campus während der Pausen. Eines von den Cafes auf dem Campus namens ‚Curiosity‘. Busrundfahrt am ersten Tag der Orientierungswoche durch Warwick, Leamington, Kenilworth und umliegende Orte. Das „Arts Center“. Dort befinden sich ein Kinosaal, ein Konzertsaal, ein Veranstaltungssaal, ein Museum, ein Cafe, ein Restaurant und ein Bookshop wo man sich mit allen möglichen Büchern aber auch mit „University of Warwick“ Pullis und vielen anderen Artikeln. Einführungsveranstaltungen in der Orientierungswoche im großen Kinosaal im Arts Center. Abschlusszeremonie der Orientierungswoche in der Butterworth Hall mit Tanzvorführungen und Reden. Auf der Piazza finden regelmäßig verschiede Veranstaltungen statt so wie hier, der Verkauf von Pflanzen. Auf der Societies Fair kann man sich unter den 200 societies für beliebig viele Entscheiden. Der Beitritt kostet meist 2-3 Pfund, einige sind auch umsonst. Von dance oder sports societies über good food societies oder freiwillige Organisationen bis hin zur Beer Society ist wirklich alles dabei. Die Uni bietet auch viele Tagestrips an, wie hier als es nach Cambridge ging. Oder ins leider regnerische Oxford. Oftmals lässt sich das Artscenter auch etwas einfallen und hat wie hier „The pool“ mitten auf dem Campus installiert. Die Runden Platten haben ihre Farbe gewechselt wenn man sich drauf gestellt hat. Der ein oder andere Streetfood Market hat dann auch von der eher speziellen kulinarischen Vorliebe der Briten abgelenkt. Von Kangoroo Burger über Zebra Steaks und Baklava gab es dort alles was das Herz begehrt.