Erfahrungsbericht Erasmus Madrid
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Erfahrungsbericht Erasmus Madrid
Wintersemester 2010/11, Sommersemester 2011 Erfahrungsbericht ERASMUS 1. Name Brigitte Rohm, Kontakt: [email protected] 2. Land und Partnerhochschule Spanien, Universidad Complutense de Madrid 3. Studienfach BA-Hauptfach Kunstgeschichte 4. Betreuungspersonen In Freiburg Frau Margarita Augustin (kunstgeschichtliches Institut) und Herr Ulrich Eckelt vom International Office (Fahnenbergplatz). In Madrid die Mitarbeiter der „Secretaría de alumnos“ der „Facultad de Geografía e Historia.“ Das Sekretariat befindet sich im Untergeschoss des Gebäudes „Filología B“ – das ist auch das Gebäude, in dem die Kurse stattfinden. Je nachdem, wo man wohnt, erreicht man es von Moncloa aus mit dem Bus, oder von der Metrostation Ciudad Universitaria aus zu Fuß in etwa 10 Minuten. Einen Plan des Geländes findet man auch unter http://www.ucm.es/centros/webs/fghis/ (die zentrale Seite für Informationen unserer Fakultät!) „Localización“ „Plano de situación.“ Das Sekretariat hat zwar vormittags und nachmittags geöffnet, aber häufig sind die Mitarbeiter, die für Erasmus-Angelegenheiten zuständig sind, nur am Vormittag dort, also Mo-Fr von 9-12 Uhr. 5. Anmelde- und Einschreibformalitäten Da ich mich sehr kurzfristig beworben hatte, konnte ich an keiner Informationsveranstaltung zum Thema Auslandsaufenthalt teilnehmen. Ich würde dies aber jedem empfehlen, der die Möglichkeit dazu hat, weil es mit Sicherheit einen guten Überblick liefert. Generell solltet ihr aber keine Angst vor der Bürokratie haben, es hat bisher noch immer alles geklappt. Zuerst bewirbt man sich am kunstgeschichtlichen Institut um einen Erasmus-Platz. Wenn man angenommen wird, kommt als nächstes die Anmeldung an der Universidad Complutense, für die man ein Formular mit einigen persönlichen Daten im Internet ausfüllen, ausdrucken und unterschreiben bzw. stempeln lassen muss, und den Bogen am Besten per Fax oder per Post noch einmal nach Madrid schickt (ich habe das im Sekretariat zusammen mit Frau Augustin getan). Beim ersten Gang zur Uni in Madrid sollte man diese Unterlagen (als Kopie) noch einmal im Sekretariat zeigen, und sich seine Ankunftsbestätigung (Certificado de llegada) unterschreiben lassen. Das Learning Agreement müsste man zwar theoretisch schon vor Beginn des Aufenthalts ausfüllen, allerdings ist das nicht besonders sinnvoll. Vor Ort hat man nämlich dann noch ca. einen Monat Zeit um sich verschiedene Kurse anzuschauen (bei mir hat das Semester am 27.9. begonnen, und die Frist ging bis zum 30.10.). Erst dann muss endgültig das Learning Agreement ausgefüllt und abgegeben werden (und kann auch nur noch in Ausnahmefällen geändert werden). Gleichzeitig macht man dann seine „Matrícula“, also die uni-interne Einschreibung, in der man noch einmal seine Kurse auflistet. Möglichst schon vor dem Gang zum Sekretariat die genaue Bezeichnung, Code-Nummer, den Professor usw. notieren (steht im Vorlesungsverzeichnis), weil man das alles selbst eintragen muss. Für euren Studentenausweis (ihr bekommt auch eine Erasmus-Matrikelnummer) könnt ihr nach eurer Ankunft und dem ersten Gang zum Sekretariat in die „Oficina de Relaciones Internacionales“ gehen (im Pabellón del Real Jardin Botánico Alfonso XIII, auf dem Unigelände, von der Station „Ciudad Univeritaria“ geradeaus bis zur Kreuzung, bevor ihr zu „unserem“ Gebäude abbiegt). Dort im Informatikraum macht jemand ein Foto von euch und fragt euch nach der Adresse, um euch den Ausweis zuschicken zu können. Dies hängt aber wohl mit der „Matrícula“ zusammen, denn alle Studenten haben meines Wissens den Ausweis erst nach über einem Monat bekommen. Die Noten werden von der Complutense am Ende direkt nach Freiburg geschickt, ihr braucht euch also kein Transcript of Records ausfüllen zu lassen. Sicherheitshalber würde ich aber vor der Abreise noch einmal fragen, ob alles geklappt hat – um sich den „Nachweis über einen Erasmusaufenthalt“ geben zu lassen, muss man am Ende ja ohnehin noch einmal zum Sekretariat. Um eure Noten nach den Prüfungen zu erfahren, müsst ihr entweder am schwarzen Brett vor dem Raum nachsehen, in dem ihr Unterricht hattet, oder auf www.ucm.es unter UCMnet. Das ist sozusagen euer spanisches „Campus Management“ mit Noten, belegten Kursen usw. Ein Passwort und Informationen bekommt ihr im Sekretariat. Die PCs in den Informatikräumen könnt ihr aber schon vorher benutzen, dafür benötigt man kein Passwort. Manche Professoren nutzen auch „Campus Virtual“ (ebenfalls auf der Homepage), um Unterrichtsmaterialien und Informationen zu teilen – dafür gibt es noch einmal andere Zugangsdaten. 6. Vorbereitung auf das Auslandsstudium Wenn ihr euch schon vorher einen Eindruck von den Stundenplänen verschaffen wollt, findet ihr die Kunstgeschichtsseite auf der (sehr verwirrenden) Homepage unter Centros Facultades y Escuelas Universitarias Facultad de Geografía e Historia página web, und dann „Horario“ von „Grados“ oder „Licenciaturas.“ Allgemeine Informationen zu Erasmus findet ihr von der Startseite aus unter der Rubrik „Internacional.“ 7. Sprache und sprachliche Vorbereitung Ich konnte vor meinem Erasmusjahr schon sehr gut Spanisch, da ich meine Abiturprüfung in Spanisch gemacht habe und es momentan als Nebenfach studiere. Man hat es auf jeden Fall schwer in Madrid, wenn man noch keine guten Spanischkenntnisse hat, denn mit Englisch kommt man nicht weit. Ich würde daher jedem empfehlen, vor dem Auslandsaufenthalt noch so viel wie möglich zu lernen, und sich am Besten einen Tandempartner zu suchen. Es gibt einen kostenlosen Intensiv-Sprachkurs für Erasmusstudenten, der im September angeboten wird, und für den man sich gleich bei der Anmeldung im Internet eintragen kann. Da ich diesen aber wie gesagt nicht belegt habe, kann ich zur Qualität und Organisation leider nichts sagen. Alle anderen Sprachkurse während des Semesters sind jedenfalls nicht mehr kostenlos, daher lohnt sich der Kurs im September auf jeden Fall, auch, um sich vor Studienbeginn an die Stadt zu gewöhnen und ein bisschen einzuleben. 8. Unterschiede zum deutschen Studiensystem Das Studiensystem befindet sich gerade im Umbruch und ist daher recht verwirrend: Es gibt noch das Auslaufmodell „Licenciatura“ (ähnlich unserem Magister), und ich hatte das Glück, als letzter Jahrgang aus dem vollen Programm der dafür vorgesehenen Kurse auswählen zu können. Ab dem Wintersemester 11/12 gibt es leider schon deutlich weniger Veranstaltungen. Die Unterteilungen in Jahrgangsstufen (Primero, Segundo, Tercero, Cuarto, Quinto) und die Uhrzeitengruppen A, B, C, D usw. sind für Erasmus-Studierende unwichtig. Man sollte aber beachten, dass manche Kurse ein ganzes Jahr lang dauern (anual), die meisten aber entweder im ersten Halbjahr (primer cuatrimestre, September bis Mitte Februar) oder im zweiten Halbjahr (segundo cuatrimestre, Februar bis Juni) stattfinden. Wie das neue Studienmodell „Grado“ (ähnlich unserem Bachelor, aber für acht Semester angelegt) organisiert ist, kann ich leider nicht genau sagen. Ich habe nur gehört, dass einige neue Kurse geschaffen wurden, die alte ersetzen (das Programm war davor immer sehr ähnlich), und sich die Zeiten und die Dauer der einzelnen Veranstaltungen verändert haben. Ich gehe mal davon aus, dass man sich sowohl aus dem Licenciatura-, als auch aus dem Grado-Programm Kurse aussuchen darf, sofern sie in den Stundenplan passen, aber ich würde das noch einmal im Sekretariat erfragen. Es gibt generell keine Unterscheidung zwischen Vorlesungen, Seminaren etc., der Unterricht wird immer ähnlich abgehalten und ist sehr frontal – ein einziges Mal habe ich praktische Einbeziehung der Studenten erlebt, da von uns ein Gruppenreferat verlangt wurde. Die Kurse finden, im Gegensatz zu hier, zwei bis dreimal die Woche statt, entweder Montag und Dienstag oder Donnerstag und Freitag, und zusätzlich ggf. mittwochs. Die meisten geben 6 créditos (die 1:1 in ECTS-Punkte umgerechnet werden), einige auch nur 4,5, diese finden dann auf jeden Fall nur zweimal die Woche statt. Der Mittwoch ist für sogenannte „prácticas“ reserviert, was bedeutet, dass manche Dozenten normal Unterricht geben, andere stattdessen eine Tagesexkursion im Laufe des Semesters einplanen, und wieder andere ein kurzes Referat oder ein „trabajo“ (also eine Hausarbeit) verlangen. Dies wird aber meist in der ersten Sitzung bekannt gegeben. Ein weiterer Unterschied ist das Prüfungssystem: es gibt sehr selten Hausarbeiten, die meisten Prüfungen bestehen aus „Klausuren“, bei denen man jedoch keine Fragen beantworten muss, sondern Dias gezeigt bekommt. Meistens sind es zwischen drei und sechs Dias, für die man jeweils ein paar Minuten Zeit hat, um alles aufzuschreiben, was einem wichtig erscheint. Oft gibt es auch zwei Bilder zum Vergleich, oder ein Bild, für das man etwas länger Zeit bekommt. Es wird kaum Wert auf die eigene Meinung gelegt, man sollte versuchen wiederzugeben, was der Dozent gelehrt hat. Und man sollte sich nicht von den spanischen Kommilitonen verunsichern lassen, die in der Regel jedes Wort mitschreiben, anstatt sich Stichworte zu machen – es klappt auch mit „unserem“ System sehr gut. Allerdings sollte man sich für die Prüfungsvorbereitung schon ein wenig mehr Zeit einräumen als gewohnt, da die Kurse eben häufiger stattfinden und somit wesentlich mehr Stoff zu bewältigen ist, von der Sprachbarriere ganz zu schweigen – gerade das Fachvokabular ist natürlich anfangs schwierig. Es gibt in Spanien keine Semesterferien zwischen Winter- und Sommersemester, die neuen Veranstaltungen beginnen gleich nach den Prüfungen. Dafür ist man aber im Sommer schon sehr früh fertig, was auch nicht unbedingt schlecht ist. Eigentlich ist an der Universität fast alles ein wenig anders als in Deutschland organisiert, aber es ist auf jeden Fall spannend, das alles einmal persönlich zu erleben und sich sein eigenes Urteil zu bilden – ich habe am Ende Vorteile und Schwächen in beiden Systemen gesehen, und fand es sehr gut, sie für mein Studium kombinieren zu können. 9. Belegte Veranstaltungen Wenn man möchte, kann man auch einige fachfremde Veranstaltungen belegen, ich habe aber nur mein Hauptfach Kunstgeschichte studiert. Das Vorlesungsverzeichnis (sowohl für Licenciatura als auch für Grado) findet man wie bei Punkt 6 beschrieben, oder auch am schwarzen Brett im Erdgeschoss – dort stehen auch schon ab Beginn des Semesters die Prüfungstermine. Ich empfehle, sich erst einmal alles herauszusuchen, was interessant klingt (tendenziell finden wich die spannendsten Kurse unter den „Optativas“, also den Wahlfächern für die spanischen Studenten), und sich in den ersten Wochen so viel wie möglich anzuschauen, bevor man sich entscheiden muss. Durch die Umstellung auf den Grado entfallen leider einige Kurse, die ich belegt hatte, weil es sie in dieser Form nicht mehr gibt. Weiterhin im Vorlesungsverzeichnis und sehr zu empfehlen ist der Kurs „Historia de las ideas estéticas I“ bei Dr. Ricardo Abrantes Bernardo. Wenn man sich für die Philosophie der Antike interessiert, ist der Kurs auf jeden Fall gut, da er sich vor allem mit Platon, Aristoteles etc. und ihren Auffassungen der Begriffe „Schönheit“, „Kunst“ usw. beschäftigt. Dies ist natürlich sehr theoretisch, aber der Dozent ist kompetent, unglaublich nett und hilfsbereit, spricht langsam und deutlich, und wiederholt sich sehr oft. Ich hatte somit keine Probleme, dem Stoff zu folgen und ich habe diese Veranstaltung sehr gerne besucht. „Arte hispanomusulmán“ bei Dr. Antonio Momplet (einem Experten auf diesem Gebiet) kann ich auch empfehlen, allerdings ist dieser Kurs sehr arbeitsaufwändig. Wenn man sich, so wie ich, für die arabische Kunst und vor allem Architektur in Spanien begeistern kann, lohnt es sich auf jeden Fall, weil man in dieses faszinierende Thema sonst kaum so gute Einblicke bekommt. Allerdings sind die arabischen Termini nicht gerade einfach. Man sollte sich das Buch des Dozenten kaufen, dort findet man ein ausgezeichnetes Glossar, und es ist auch sehr gut für die Prüfungsvorbereitung, weil der Unterricht sich am Inhalt des Buches orientiert. Ich weiß nicht, ob es jedes Jahr angeboten wird, aber wir hatten mit diesem Kurs außerdem eine Exkursion nach Toledo. Der Kurs „Arte europeo 1700-1750“ wird nun leider nicht mehr von Dr. Jesús Cantera Montenegro abgehalten, in dieser Veranstaltung hatte ich sehr viel Spaß und habe einen guten Überblick über den – vor allem französischen und deutschen – Rokoko bekommen. Den neuen Professor kenne ich leider nicht, aber dieser Kurs ist auf jeden Fall einen Blick Wert. Cantera war allerdings einer der besten und nettesten Dozenten, der ein großes Herz für Erasmus-Studenten hat – daher empfehle ich im Prinzip auch jeden Kurs, der von ihm geleitet wird. Den Kurs „Goya“ habe ich leider nicht belegt, aber Dr. Jaime Brihuega Sierra ist einer der beliebtesten Dozenten an der Universität, dies könnte also auch interessant sein. Und wer sich für Velázquez interessiert, kann auch einen gleichnamigen Kurs belegen, bei Dr. José Manuel Cruz Valdovinos. Ich hatte diesen Kurs und muss leider dazu sagen, dass der Dozent zwar sehr entgegenkommend und hilfsbereit ist, aber auch sehr schnell redet und es oft schwierig war, ihm zu folgen. Außerdem wird in der Klausur ein umfangreiches Detailwissen erwartet, was natürlich eine Herausforderung ist, wenn es um einen einzigen Künstler geht, der zudem hauptsächlich Porträts gemalt hat. „El cubismo y las primeras vanguardias“ gibt trotz des irreführenden Titels einen guten Überblick über die verschiedenen Strömungen der Kunst der Moderne – Kubismus ist hierbei nur ein kleines Teilgebiet. Ich fand den Kurs sehr gut, hatte jedoch selbst eine andere Dozentin. Definitiv abraten kann ich von dem Kurs „Arte del siglo XX en Latinoamérica“ bei Dr. Estrella de Diego Otero, da die Dozentin so schnell und verwirrend spricht und erklärt, dass selbst die spanischen Studenten große Probleme haben, sie zu verstehen. Trotz der Empfehlung einer meiner Vorgängerinnen empfand ich auch den Kurs „Arte Hispanoamericano“ bei Dr. Cristina Esteras als sehr schwierig aus sprachlicher Sicht, und die vielen lateinamerikanischen Begriffe mit Indio-Wurzeln machen das Fach ähnlich aufwändig wie „Arte hispanomusulmán.“ 10. Umsetzung der eigenen Studienplanung an der Gastuniversität Ich hatte mir für jedes Semester jeweils vier Kurse vorgenommen, allerdings habe ich am Ende nur jeweils drei Prüfungen absolviert. Der Arbeitsaufwand ist vergleichsweise wirklich hoch, was man nicht unterschätzen sollte, selbst wenn man sprachlich gut mitkommt. 11. Anrechnung von Studienleistungen Mir wurde in unserem Studentensekretariat erklärt, dass man sich grundsätzlich nur in einem Semester Leistungen anrechnen lassen kann, weil man bei einem ganzen Jahr im Ausland ein Auslandssemester und für das zweite ein Urlaubssemester beantragt. Mein Plan war daher, mir meine drei Kurse des ersten Semesters anrechnen zu lassen, und zwar einen für eine Vorlesung zu einem kunstgeschichtlichen Thema, die mir noch fehlte, und zwei andere Kurse zusammengerechnet als Hauptseminar. Ob und wie das realisierbar ist, solltet ihr vorab mit Frau Augustin klären. 12. Hilfreiche Verwaltungsstellen/Studenteninitiativen Die Verwaltungsstellen sind nicht sonderlich hilfreich, man bekommt zu Beginn kein „Informationspaket“ für Erasmus-Studenten oder ähnliches, muss also bei jeder Frage, die sich ergibt, gesondert zum Sekretariat oder zum International Office. Die Willkommensveranstaltung findet kurz vor Beginn des Semesters statt, und ist ebenfalls nicht besonders nützlich, da die meisten Informationen, die man dort erhält – etwa Broschüren mit günstigen Hostels, einen Stadtplan usw. – doch etwas zu spät kommen, weil man ja meistens schon seit ein paar Wochen in Madrid lebt. Von Interesse ist aber vielleicht die Studenten-Initiative „ESN Complutense“ (Erasmus Student Network), die sich dort vorstellt. Sie erklären u.a., wo man sich gegen eine geringe Gebühr einen Ausweis machen lassen kann, um von dem vielfältigen Programm zu profitieren. Es werden beispielsweise günstige Gruppenreisen in viele spanische Städte angeboten, die einige meiner Kommilitonen sehr gerne genutzt haben. Auf der Internetseite (www.esnucm.org) findet man nützliche Informationen zu Zimmersuche und zur Uni allgemein, außerdem gibt es die Programme „Tutor“ und „Tandem“, bei denen man sich schon vorab einen spanischen Tandempartner oder einen persönlichen Tutor vermitteln lassen kann, der per Mail und in der Anfangszeit mit Rat und Tat zur Seite steht (allerdings gibt es wohl bedeutend weniger Tutoren als Studenten, man braucht also etwas Glück). 13. Universitäres und kulturelles Rahmenprogramm Neben dem Rahmenprogramm des ESN gibt es eine Fülle an Angeboten der Universität, von Sport bis zu Theaterkursen, allerdings oft nicht ganz billig. Informationen dazu findet man an den schwarzen Brettern. Es gibt auch hin und wieder spezielle Veranstaltungen wie zum Beispiel die „Semana de las letras“, in der Lesungen, Poetry Slams und vieles mehr an der Uni stattfand. Auch das erfährt man aber schon frühzeitig über Plakate und Flyer. 14. Anreisetipps Am einfachsten und günstigsten kommt man vom Euroairport Basel aus mit EasyJet nach Madrid – am Besten frühzeitig buchen. Mit der Metro geht es dann einfach und direkt ins Stadtzentrum (jedoch mit mindestens einmal Umsteigen). Der Flughafen in Madrid verlangt beim Betreten und Verlassen immer ein „suplemento“, das 1€ kostet, für eure erste Fahrt wählt ihr also am Besten gleich „sencillo + suplemento“ für 2€. 15. Öffentliche Verkehrsmittel Mit Metro und Bus kommt man in Madrid praktisch überallhin. Tipp: in der Innenstadt sind die Entfernungen oft kleiner, als man denkt, und man kann problemlos in kurzer Zeit rund um Sol und durch die Stadtviertel Lavapiés und La Latina oder Chueca und Malasaña spazieren. Da die Uni aber ein gutes Stück außerhalb liegt und man natürlich trotzdem sehr oft die Metro nutzen wird, lohnt sich mit Sicherheit ein Monatsabo (abono). Wer unter 22 Jahre alt ist, kann ein „Abono joven“ für 30,50 € pro Monat nutzen, allerdings gilt es nur bis zum 30.Juni des Jahres, in dem man 23 wird – es lohnt sich aber auf jeden Fall, selbst wenn es nur für zwei Monate sein sollte, das normale „Abono Transportes“ kostet nämlich schon gleich 47,60 €. In beiden Fällen müsst ihr – zunächst vielleicht ungewohnt – zu einem „Estanco“, einem Tabakladen. Dort könnt ihr mit einem Passfoto und einigen persönlichen Daten ein Abono beantragen. Achtung, nicht vergessen, die Option anzukreuzen, dass man es euch per Post zuschickt! Die Wartezeit beträgt etwa zwei Wochen, also früh beantragen. Die jeweilige neue Monatsmarke bekommt ihr dann an jedem Automaten in der Metro. Die letze Metro fährt um 1:30 Uhr, Nachtbusse („buhos“ = Eulen) fahren ab „Plaza de Cibeles“ jede Nacht in alle Richtungen. Am Wochenende gibt es zusätzlich noch die „L“-Busse, die genau die Strecken der Metro abfahren, also L2 entspricht z.B. der Metrolinie 2. Sollte man einmal keine Lust haben zu warten: Taxis sind in Spanien relativ günstig und im Notfall immer eine Option. 16. Zimmersuche und Miete Ich hatte das Glück, mein Zimmer über eine Freundin zu bekommen, und kann daher nicht von eigenen Erfahrungen zum Thema Zimmersuche berichten, sondern nur Tipps von Bekannten weitergeben: wer vor Ort suchen möchte, sollte sich möglichst früh einen Platz in einer Jugendherberge oder in einem der vielen, günstigen Hostels reservieren, und von dort aus suchen. Gute Internetseiten sind anscheinend www.loquo.com, www.idealista.es und www.segundamano.es. Man kann es auch über den ESN versuchen (s.o.). Einige Kommilitoninnen haben über die Seite www.aluni.net ein schönes Zimmer gefunden, sogar schon von Deutschland aus. Das ist eine Agentur, die unkompliziert Wohnungen vermittelt, die meist etwas außerhalb des Zentrums liegen, aber modern und gut ausgestattet sind. Man hat allerdings kein Mitspracherecht bezüglich der Mitbewohner, meistens sind es ebenfalls Erasmus-Studenten. Es ist recht unwahrscheinlich, in einer WG mit Spaniern zusammen zu wohnen, es sei denn, sie sind berufstätig. Spanische Studenten wohnen fast immer noch bei den Eltern. Die Miete wird meist bar bezahlt, es gibt auch nicht immer einen Mietvertrag – um eine Bescheinigung für das Bafögamt müsst ihr euch ggf. selbst kümmern. In der Regel sind die Zimmer bereits möbliert, wesentlich kleiner (und oft auch dunkler, wegen der spanischen Bauweise mit Innenhöfen/Hinterhöfen) als in Deutschland, und kosten im Durchschnitt mit allen Nebenkosten ca. 400 €, Kautionen sind durchaus üblich. Um unangenehme Überraschungen zu vermeiden, fragt ihr am Besten schon am Telefon, ob das Zimmer ein Fenster hat, und wie es mit der Heizung aussieht – die ist nämlich nicht immer Standard, und im Winter kann es auch mal kalt werden, selbst in Spanien. 17. Bankkonto Mit dem Sparkonto der Postbank könnt ihr bis zu zehn Mal im Jahr kostenlos Geld abheben, was aber wahrscheinlich nicht reichen wird. Ich habe gehört, dass man mit einem Girokonto bei der Deutschen Bank bei den entsprechenden Filialen im europäischen Ausland (es gibt davon einige in Madrid) ebenfalls kostenlos Geld abheben kann, allerdings müsste man sich dafür noch einmal bei der Bank informieren. Ich fand es am unkompliziertesten, einfach ein spanisches Bankkonto zu eröffnen, und habe mich für das kostenlose Konto (cuenta corriente) bei der Banco Santander entschieden. Bei der Filiale auf dem Campusgelände ist dies wirklich für ErasmusStudenten sehr einfach. Falls ihr trotzdem Hilfe benötigt, könnt ich sicherlich Unterstützung beim ESN finden. Santander gehört zur Gruppe „Telebanco“, wie z.B. auch die Banco Popular. Bei allen Telebanco-Automaten könnt ihr somit kostenlos Geld abheben. 18. Lebenshaltungskosten Die Lebenshaltungskosten sind in Madrid deutlich höher als in Deutschland, man muss mit Mehrkosten von etwa 200 Euro rechnen. Eigene Ersparnisse sind auf jeden Fall von Vorteil. Als Student zu jobben ist unüblich, meine (zweisprachige) Mitbewohnerin hat hin und wieder spielerischen Deutschunterricht/Nachhilfe für Kinder gegeben. 19. Kommunikation Die meisten Erasmus-Studenten (inklusive mir) hatten für ihr spanisches Handy eine Sim-Karte von „Happy Móvil“ oder „Lebara“, die die günstigsten Tarife für Festnetzgespräche nach Deutschland anbieten (ca. 8 Cent/Minute). Ich hatte mich für Happy Móvil entschieden, weil die Gespräche zu anderen „Happy“-Handys kostenlos sind, und man bei jedem „Phone House“, die in der ganzen Stadt verteilt sind, sein Guthaben aufladen kann. Generell sind die Verbindungsgebühren in Spanien sehr teuer, wie auch Anrufe auf Handys anderer Telefongesellschaften. Für euren Postverkehr ist es wichtig, eure Adresse immer ganz genau anzugeben: in Spanien stehen die Namen nämlich nicht an der Türklingel. Ihr wohnt z.B. in der „calle XY, Hausnummer“, „2 Esc.“ (segunda escalera, das wäre die 2. Treppe, bzw. der zweite Aufzug zum Innenhof hin), „3 DHA/IZQ.“ (dritter Stock, rechte Tür (derecha)/linke Tür (izquierda)). 20. Versicherungen Mit eurer gesetzlichen Versicherungskarte bekommt ihr in der Regel EU-weit medizinische Versorgung, solltet ihr zum Arzt müssen. Allerdings sind die riesigen „Centros de salud“, zu denen ihr in diesem Fall gehen müsstet, nicht wirklich zu empfehlen. Es geht zwar relativ einfach, man muss auf Vorlage seiner Karte ein Dokument ausfüllen, das dann als dortige „Karte“ gilt, und es wird alles mit der Krankenkasse abgerechnet. Man bekommt aber – wie die Spanier auch – einfach irgendeinen Arzt zugeteilt, der sich nicht viel Zeit nimmt und auch oft nicht spezialisiert ist, sondern als „Familien-Arzt“ arbeitet. Wenn ihr eine bessere Betreuung bei einer privaten Praxis möchtet, braucht ihr eine Zusatzversicherung. 21. Freizeitgestaltung Madrid ist bekanntlich die Stadt, die niemals schläft – und das stimmt wirklich. Es gibt zu jeder Tages- und Nachtzeit unendlich viele Möglichkeiten, sich zu beschäftigen. Auf der Seite www.guiadelocio.com findet man einen Überblick über Veranstaltungen, Kino-Programme usw. Die berühmten Museen wie Prado, Reina Sofia und Thyssen-Bornemisza sind natürlich Pflicht, und für Studenten meist umsonst (außer dem Thyssen, das ein privates Museum ist). Den Palast, die Klöster und einige andere Sehenswürdigkeiten kann man mittwochs als EU-Bürger kostenlos besichtigen. Sehr empfehlen kann ich das Freizeitzentrum „El Horno“ (www.centroelhorno.com), wo es zu günstigen Preisen alles gibt, was man sich vorstellen kann, von Tanzkursen in verschiedensten Disziplinen, über Yoga und Kampfsport bis hin zu einer Chorgruppe und Entspannungsmassagen. Besonders gut ist der Flamencounterricht bei Yara, sie gibt auch Einsteigerkurse speziell für Erasmus-Studenten. Wer Poetry Slam mag, sollte auf jeden Fall den großartigen Poetry Slam Madrid besuchen, der jeden letzten Mittwoch im Monat im Café Libertad 8 stattfindet (www.poetryslammadrid.blogspot.com). Aus einer ehemaligen Tabakfabrik wurde ein faszinierendes, alternatives Kulturzentrum: „La Tabacalera“ (latabacalera.net) – Kunst, Konzerte, Workshops und vieles mehr in einem riesigen, bunten, besetzten Haus. Es gibt auch ein paar Videos auf youtube, die davon einen ganz guten Eindruck vermitteln. Man sollte unbedingt gründlich die verschiedenen Stadtviertel erkunden: die besten Tapas gibt es in La Latina, Second-Hand-Läden, schnuckelige Cafés und tolle Bars in Malasaña, exotische (vor allem sehr gute indische) Restaurants in Lavapiés. Die schönsten Plätze zum Entspannen sind eindeutig der Retiro-Park und der Templo de Debod mit seinen schönen Sonnenuntergängen. Rund um Madrid muss man sich – gerade als Kunsthistoriker – natürlich Toledo ansehen, auch Córdoba ist nicht weit, und viele andere Ziele sind ebenfalls toll für einen Ausflug, z.B. El Escorial, Ávila und Segovia. Mit Bus und Bahn kommt man günstig und schnell dorthin. Auf jeden Fall so viel wie möglich sehen und erleben – die Erasmuszeit geht viel schneller vorbei, als man denkt. Nutzt sie und verliebt euch in diese wunderschöne Stadt!