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Promotion Business 30.10.2007 15:24 Uhr Akustische Markenführung Der kürzeste Weg ins Unterbewußtsein Ob Messeauftritt, TV-Spot oder POS-Maßnahme: Unternehmen aller Branchen setzen zunehmend auf Sound Branding. Es gibt Kinofilme, die man nicht vergißt. Die uns ein Leben lang begleiten, die wir dauerhaft auf der cerebralen Festplatte gespeichert haben, jederzeit bereit, die großen Bilder, die großen Emotionen in einem einzigen, schnellen Flash wieder vor unserem geistigen Auge erscheinen zu lassen. http://www.promobizz.de/modules/wfsection/print.php?articleid=259 Seite 1 von 7 Promotion Business 30.10.2007 15:24 Uhr Aber wissen Sie, was noch viel besser und nachhaltiger funktioniert als das geistige Auge, auch wenn Sie noch nichts davon gehört haben? Wir verraten es Ihnen – und melden gleichzeitig Titelschutz an: das geistige Ohr. Denn wirklich große Filme sind nicht nur auf visuellen Erfolg programmiert, sondern bedienen auch das Gehör in einmaliger Weise. Enio Morricones klagende Mundharmonika etwa ist auf ewig mit Charles Bronson in Spiel mir das Lied vom Tod verbunden, Richard Wagners „Ritt der Walküren“ gehört seit 1979 unzertrennlich zu der Attacke von US-Hubschraubern auf ein am Strand gelegenes Dorf in Apocalypse Now, und „As Time goes by“ („Play it again, Sam.“) ist seit Jahrzehnten ein Synonym für Casablanca. Aber wir müssen die Latte nicht so hoch legen, auch bei kleineren Produktionen für das Fernsehen funktioniert die Sache ebenso gut, wie nur die Erwähnung des altbekannten Tatort-Intros „dada-dada düdeldüdel-dada“ beweist. Oder haben Sie jetzt etwa nicht diese komische Spirale vor Augen? Multi-sensorische CI Kein Wunder also, daß auch Werber und werbungtreibende Unternehmen die Audio-Welt für Marketing und Markenführung entdeckt haben. Die Corporate Identity eines Unternehmens ist seitdem um eine Facette reicher: Der akustische Auftritt gehört nun ebenso selbstverständlich dazu, die Branche spricht seit einiger Zeit bereits von der „multi-sensorischen CI“. Dazu zählen • Corporate Design • Corporate Communication • Corporate Behaviour • Corporate Taste • Corporate Scent • Corporate Sound Vor allem Autohersteller leben diese CI schon seit Jahren, allerdings ohne daß es dem Kunden sonderlich auffällt: In einem bekannten, großen deutschen Auto-Konzern arbeitet ein sage und schreibe 80köpfiges Team den lieben langen Tag lang ausschließlich am „Sound“ der verschiedenen Fahrzeuge. Ob schließende Autotür, Motor oder Auspuff: Kein einziges http://www.promobizz.de/modules/wfsection/print.php?articleid=259 Seite 2 von 7 Promotion Business 30.10.2007 15:24 Uhr Geräusch bleibt dem Zufall überlassen, alles ist akustisch durchgestylt bis aufs i-Tüpfelchen. Hörbare Markenidentität Was dem Produkt recht ist, ist der Marke billig. Ob Coca-Cola, Audi oder die Allianz: Unzählige Unternehmen setzen auf akustische Markenführung oder Sound Branding. Dabei geht es aber nicht um irgendeinen beliebigen Sound zur Marke. Corporate Sound im Sinne der strategischen Markenführung will die Identität eines Unternehmens und seiner Marke(n) hörbar machen, die Differenzierung im Wettbewerb steigern und über eine effizientere Markenkonditionierung den Wiedererkennungswert erhöhen. Wer Musik für sein Marketing sucht, ist beispielsweise bei John Groves gut aufgehoben. Der Gründer und Inhaber von Groves Sound Branding, Hamburg, ist nicht nur Musiker und Komponist, sondern auch Spezialist für akustische Markenführung. „Geräusche wurden schon immer gestaltet“, erklärt Groves, „denken Sie nur an Kirchenglocken oder Kirchenorgeln. Die Kirche hat an ihrer akustischen Corporate Identity schon gearbeitet, als noch niemand auch nur einen Gedanken an McDonald`s verschwendet hat. Das gilt übrigens auch für die kirchliche Corporate Architecture.“ Wenn man von der klerikalen Variante einmal absieht, so begann die Erfolgsstory des Sound Brandings ungefähr parallel zum Start des kommerziellen Radios in den USA. Mit dem Aufkommen der Werbespots entstanden auch die ersten Jingles als Erkennungsmelodien der jeweiligen Hersteller, schließlich mußten sie sich vom Wettbewerb unterscheiden. Omnipräsenter Markenklang Das war der Anfang. Seitdem hat sich das Anwendungsspektrum deutlich erweitert. Inzwischen setzen Unternehmen Sound Elemente in allen relevanten Bereichen der Markenkommunikation ein, ob Below-the-line oder Above-the-line. Prof. Carl-Frank Westermann, Head of Sound Branding der MetaDesign AG, Berlin, zählt auf: „Auf Messen, im Schauraum, in TV- und Radio-Spots, in Image-Filmen, im Internet oder in einer Telefonwarteschleife: Der Klang einer Marke begegnet uns mittlerweile überall“. Die vier Basiselemente des Corporate Sound sind Corporate Music, Corporate Soundscape, Corporate Voice sowie das Sound Logo. Alle vier klanglichen Basiselemente leiten sich aus http://www.promobizz.de/modules/wfsection/print.php?articleid=259 Seite 3 von 7 Promotion Business 30.10.2007 15:24 Uhr Leitidee und Tonalität der Marke ab. Darauf basierend werden bestimmte Parameter zur musikalischen Übersetzung festgelegt. Entsprechend sind es nicht mehr nur Jingles, die produziert werden. Marken verfügen längst über Sound Logos, die, im Gegensatz zum Jingle, komplett ohne Claim auskommen (also Telekom-Geklingel vs. „Visa – Die Freiheit nehme ich mir“). Das Sound Logo greift dabei mindestens auf eines der Elemente Voice, Music und Soundscape zurück. - Lesen Sie weiter auf Seite 2 - Zum Sound Logo hinzu kommen weitere musikalische Marketing-Tools wie Brand Songs, die speziell auf eine Marke gemünzt sind (beispielsweise „Like Ice in the Sunshine“ von Langnese), aber auch kurze Sound Icons, etwa die Signaltöne, die beim Start eines Computers ertönen: Ein Apple-Rechner hört sich deutlich anders an als ein Windows-PC. Emotion & Assoziation Karlheinz Illner, Geschäftsführer von sonar. brandandmusic, München, über musikalisches Marketing: „Die Entwicklung eines Sound Logos allein ist nicht ausreichend. Ziel ist die Schaffung einer markanten, unverwechselbaren und emotionalen Sound Identität, die fester Bestandteil einer professionellen Markenführung sein muß. Um den individuellen Ansprüchen unserer Kunden gerecht zu werden, arbeiten wir mit verschiedenen Musikern zusammen. So sind wir nicht abhängig von den bevorzugten Musikstilen einzelner Künstler.“ Und schon ist eines der wichtigsten Stichwörter gefallen: Emotion. Gerade Musik transportiert Gefühle wie kaum ein anderes Medium. Nicht umsonst sagt Groves: „Musik ist hochgradig assoziativ und gerade deshalb der kürzeste Weg in das Unterbewußtsein der Konsumenten“. Und, mit einem Augenzwinkern: „Es gibt keinen Schutz gegen Musik. Sie können Ihre Augen schließen, aber nicht Ihre Ohren.“ Eine entscheidende Rolle spielt Musik beispielsweise oftmals im Spot-Ending, also den letzten Sekunden eines TV- oder Radiospots. http://www.promobizz.de/modules/wfsection/print.php?articleid=259 Seite 4 von 7 Promotion Business 30.10.2007 15:24 Uhr Gerade an dieser Stelle übernimmt Musik die wichtige Funktion, die Botschaft abschließend im Gedächtnis des Adressaten zu verankern. Corporate Sound bildet hier den entscheidenden Mehrwert: Er ruft noch einmal das passende Markenbild hervor und weckt Emotionen. Die Botschaft wird deshalb besser und nachhaltiger gespeichert. Harte Arbeit Die akustische Markenidentität fällt jedoch nicht einfach so vom Himmel, sondern muß hart erarbeitet werden, das Sound Branding wird aus den Markenwerten abgeleitet. Illner: „Dabei werden folgende Parameter analysiert: CI, Markenkern, Markenwert, Markenpositionierung, Zielgruppe, Marketingziele, bisheriger Einsatz von Musik, mögliche Applikationen und Sound Branding-Elemente der Wettbewerber.“ Dazu gehört auch, aktuelle Erkenntnisse aus Werbepsychologie und Neurologie zu berücksichtigen, um die Balance zwischen „Bauchgefühl“ und empirischen Werten zu halten. Wie intensiv diese Arbeit betrieben wird, verdeutlicht ein Blick auf das Groves-Team: Dort sitzt ein wissenschaftlicher Mitarbeiter, der ausschließlich damit beschäftigt ist, entsprechende Tools zu überprüfen und Kontakt zu Universitäten zu halten, um immer auf dem aktuellen Forschungsstand zu sein. Groves: „Außerdem sollte man Grundkenntnisse über die Beziehungen zwischen Visuellem und Sound haben. Simpel formuliert: Ein schreiendes Rot ist unruhig und eher laut, während Grün oder Blau mehr für Ruhe stehen. Entsprechend muß die Musik entwickelt werden.“ Auch Illner setzt auf unbewußte Prozesse im Konsumenten-Hirn: „Akustische Reize haben eine hohe Aktivierungswirkung, die Verarbeitung im limbischen System – auch Tor der Emotionen genannt – findet ohne kognitive Reflexion statt und löst unmittelbar Emotionen und innere Bilder aus. So wird auch das Low-Involvement-Publikum erreicht.“ Intensive Abstimmung Die Entwicklung eines derart komplizierten Instrumentariums erfordert lange, intensive Abstimmungsprozesse mit dem jeweiligen Kunden, die bei Groves in einem SoundWorkshop gipfeln. Dort werden gemeinsame Ziele bestimmt, Einsatzzweck und -häufigkeit definiert, Instrumente ausgewählt undundund … http://www.promobizz.de/modules/wfsection/print.php?articleid=259 Seite 5 von 7 Promotion Business 30.10.2007 15:24 Uhr Das Gedeihen der Sound Identität dauert bei Groves aufgrund der notwendigen zahlreichen Abstimmungen durchschnittlich drei bis sechs Monate, sonar. brandandmusic kalkuliert mit sechs bis zwölf Monaten. Zu haben ist eine komplette Sound Identität bei sonar. brandandmusic je nach Aufwand für 100.000 bis 250.000 Euro, einzelne Projekte wie eine Instore Music sind aber deutlich günstiger und liegen bei 15.000 bis 30.000 Euro. Prof. Westermann: „Die Entwicklung des Corporate Sound wird, vergleichbar einem Corporate-Design-Prozeß, ebenfalls aus den Markenwerten entwickelt. Auch beim Corporate Sound ist das Ziel, in der Vielfalt von Sound-Anwendungen ein konsistentes Klangbild entstehen zu lassen. Mit dem Ergebnis: Zielgruppen nehmen den Klang der Marke als unverwechselbar wahr und erkennen sie sofort wieder.“ So hat MetaDesign beispielsweise die Corporate-Sound-Anwendungen der Allianz im Jahr 2005 lanciert. Sukzessive übernahmen auch Tochterunternehmen wie Dresdner Bank und DIT die Corporate-Sound-Elemente. Darüber hinaus entwickelte MetaDesign aus dem Corporate Sound der Allianz ein akustisches Logo und eine Hymne für die Münchner Allianz Arena, deren Namenssponsor die Versicherer sind. Nicht nur Assekuranzen setzen auf professionelle musikalische Unterstützung für ihr Marketing. Coca-Cola etwa läßt die Coke light-Kampagne „Live life light“ von sonar. brandandmusic musikalisch in Szene setzen, und Groves hat mit seinem Team unter anderem den Spot für den Audi A6 Avant vertont (die jeweiligen Spots sind übrigens auf den Websites der Unternehmen zu sehen – und natürlich zu hören). Rosige Aussichten Der Blick in die Zukunft eröffnet rosige Aussichten für die Branche, denn, so Prof. Westermann: „Unternehmen setzen Klang zunehmend als emotionalisierendes und differenzierendes Instrument in der strategischen Markenkommunikation ein, denn Corporate Sound macht aus einem Look and Feel ein Look, Listen and Feel.“ Auch Groves erwartet für das Sound Branding-Business weiteres Wachstum, beispielsweise durch die Ausweitung auf neue Medien wie Podcasts. Am kürzesten beschreibt Illner die Zukunftsperspektiven: „Sehr gut.“ Auf die Gefahr hin, die gute Stimmung etwas einzutrüben, zum Schluß noch eine kleine Anmerkung: Das anfangs erwähnte „Play it again, Sam.“ aus Casablanca ist wahrscheinlich eines der bekanntesten Zitate der Filmgeschichte – aber leider falsch. Im Original sagt Ilsa http://www.promobizz.de/modules/wfsection/print.php?articleid=259 Seite 6 von 7 Promotion Business 30.10.2007 15:24 Uhr „Play it once, Sam. For old times` sake.” Das aber nur am Rande. Steve Dubois www.groves.de www.metadesign.de www.sonar-brandandmusic.de Datum: 4.9.2006 Sektion: Mixed Media Die URL dieses Artikels ist: http://www.promobizz.de/modules/wfsection/article.php?articleid=259 http://www.promobizz.de/modules/wfsection/print.php?articleid=259 Seite 7 von 7