Sanierung Krontal - Keller Hubacher Architekten

Transcription

Sanierung Krontal - Keller Hubacher Architekten
Stadt St.Gallen
Hochbauamt
Sanierung Schulanlage Krontal
Bauherrin
Stadt St.Gallen, vertreten durch das
Hochbauamt, Projektleiter Markus Bänziger
Generalplaner
Architektur
Bauleitung
Landschaftsarchitektur
Bauingenieur
HLKS-Ingenieur
Elektroingenieur
Bauphysik / Akustik
Kunst am Bau
KHS & Partner GmbH
Keller Hubacher Architekten
Schertenleib Baumanagement
Mettler Landschaftsarchitektur
Gerevini Ingenieurbüro AG
Kempter & Partner AG
Büchler & Hiestand AG
Gerevini Ingenieurbüro AG
Diogo Graf (*1896/†1966)
Alex Hanimann
Projektablauf
Planungsbeginn
Ausführungskredit Stadtparlament
Baubeginn
Fertigstellung und Bezug
Mai 2004
März 2006
Okt. 2006
Dez. 2007
Baukosten
Vorbereitungsarbeiten
Gebäude
Umgebung
Baunebenkosten
Reserve
Ausstattung
Gesamtkosten
CHF
CHF
CHF
CHF
CHF
CHF
CHF
40‘000
5‘480‘000
854‘000
207‘000
792‘000
479‘000
7‘852‘000
Schulhaus
Turnhalle
Schulhaus
Turnhalle
m3
m3
CHF/m2
CHF/m2
Projektdaten
m3 nach SIA 116
CHF/m2 nach SIA 116
N
Herisau
Herisau
St.Gallen
Gossau
St.Gallen
St.Gallen
St.Gallen
St.Gallen
St.Gallen
St.Gallen
7‘654
8‘009
326
348
Das Areal der Schulanlage Krontal umfasst das
Primarschulhaus Buchentalstrasse 9, die Turnhalle Lindenstrasse 96, den Doppelkindergarten
Wiesentalstrasse 23 sowie weiträumige Freiflächen mit Pausenplatz und Spielwiese. Die Bauten bilden ein heterogenes und gewachsenes
Ensemble aus verschiedenen Epochen mit spezifischen architektonischen Qualitäten.
N
Erdgeschoss mit Umgebung
Der Entscheid, das Oberstufenschulhaus Krontal als Primarschulhaus zu nutzen, machte eine
grundlegende Neudisposition der Räume notwendig. Eine bauliche Erweiterung wurde von
Anfang an ausgeschlossen. Die Bauten waren
umfassend zu sanieren und innerhalb des Bestandes an die zeitgemässen schulischen Bedürfnisse und didaktischen Standards anzupassen.
Die Elektro- und Kommunikationsinstallationen
waren vollständig zu erneuern. Die energetische
Situation hatte an die heute geltenden Richtwerte angepasst zu werden, womit ein vollständiger Ersatz der Haustechnik einher ging. Weiter
wurde der bauliche Brandschutz an die seit dem
1. Januar 2005 geltenden Schweizerischen Brandschutzvorschriften angepasst. Die Umsetzung
des Behindertengleichstellungsgesetzes forderte weitreichende Massnahmen für einen barrierelosen Zugang zu allen Räumen im Schulareal.
Die Turnhalle wurde von der städtischen Denkmalpflege als architektonisch wertvolles Kulturgut eingestuft, worauf die Sanierungsmassnahmen in Zusammenarbeit mit der Denkmalpflege
zu planen und realisieren waren.
Sechs Schulzimmer bilden das Herz des Schulhauses. Der Charakter der grossen und hohen
Räume ist warm und freundlich. Drei architektonische Elemente bestimmen die Atmosphäre
der Schulzimmer: die aufgefrischten Massivholzböden in gedämpfter Buche, die grauen
Brusttäfer und Fenstereinfassungen mit den
darüberliegenden neutralweissen Flächen sowie die dezenten Farbakzente an den rückwärtigen Wänden. Räume wie der Bibliotheks- und
Informatikraum, das Zimmer der Lehrkräfte und
das Büro der Schulleitung sind im gleichen Stil
gestaltet. Der Disporaum im 2. Obergeschoss
wirkt mit seiner wandhohen Täfelung und der
lindengrünen Farbe festlich und würdevoll. Der
kleine Besprechungsraum hinter dem Liftschacht
wurde mit einer polychromen Farbgebung visuell
«vergrössert». Das Treppenhaus und die Vorräume kennzeichnen vom Untergeschoss bis unter
das Dach eine Folge von komplementären Farbakzenten.
Der Umbau des Schulhauses beschränkte sich
auf das Innere. Die Fassade wurde vom Hochbauamt aufgrund der letzten Fassadensanierung
von 1996 als noch intakt eingestuft. Mit dem
Ersatz sämtlicher Fenster konnte jedoch eine
energetische Verbesserung erzielt werden. Die
Fenster sind entsprechend historischer Fotos
des früheren Schulhauses «Tablat» proportioniert
und fein gegliedert worden. Die bestehenden
Beschattungsmarkisen erhielten neue Tücher
und Zuggurten. Im Kellergeschoss wurden alle Sandstein-Mauern und Fundamente gegen
kapillar aufsteigende Feuchtigkeit, mauerschädliche Salze und Fäulnis mit einer EigenspannungsElektroosmose saniert. Stets feuchte, teilweise
angeschimmelte, aber tragende Holzstützen
mussten durch ausbetonierte Stahlstützen ausgetauscht werden. Eine Betonplatte ersetzte den
Naturboden im östlichen Kellerraum. Die ehemalige Grube wurde aufgeschüttet und aufbetoniert.
Damit sind gute Lagerräume für die Schule und
ein Raum für den Hauswart entstanden. Die Qualität der Bausubstanz in gemauertem Backstein
und Holz war grösstenteils schlecht. Eine Beurteilung hinsichtlich Erdbebengefährdung führte
zur Nachverstärkung der Balkenlagen in den
Vorräumen. Die barrierefreie Zugänglichkeit zu
allen Räumen führte zum Einbau einer neuen Liftanlage vom Keller bis ins Dachgeschoss. Dafür
mussten drei bestehende WC-Anlagen weichen.
Eine behindertengerechte-Toilette wurde neu
erstellt und vorhandene Schwellen angepasst.
Die Umsetzung der geltenden Brandschutzvorschriften führte zu weitreichenden Eingriffen.
Die brandabschnittsbildenden Türen wurden
ersetzt. Das Treppenhaus wurde mit nichtbrennbaren Wandverkleidungen, Notlichtanlage, zwei
Wasserlöschposten sowie einem Rauch- und
Wärmeabzug ausgerüstet. Der Einbau von Sicherheitsgläsern bei nicht öffenbaren Fenstern
und Absturzsicherungen bei allen öffenbaren
Fenstern dient der Betriebssicherheit.
Im Einverständnis mit der städtischen Arbeitsgruppe «Kunst und Raum» wurde der Künstler
Alex Hanimann unter Einbezug des Werks von
Diogo Graf (*1896/†1966) für die Kunst am Bau
beauftragt. Diogo Graf hatte als Primarlehrer 25
Jahre lang im Krontalschulhaus Knabenhandarbeit unterrichtet und parallel dazu ein umfangreiches künstlerisches Werk geschaffen.
Früh entwickelte Diogo Graf eine eigene Pädagogik zur kreativen Förderung des Schulkindes,
das «gestaltende Kinderzeichnen». Resultate
wurden 1943 mit der Publikation «Kinder machen
Ornamente» öffentlich. Darin finden sich exemplarische Schülerarbeiten der 3. bis 5. Klasse:
Collagen, Stoffschnitte und Tintenzeichnungen.
Der Beitrag des 1966 verstorbenen Künstlers
wurde vom Architekten zusammen mit Alex Hanimann und in freundlicher Genehmigung mit
dem Nachlass konzipiert. Drei Seiten aus «Kinder
machen Ornamente» wurden vergrössert und in
glänzender Aluminiumfarbe in die drei Wandnischen der Turnhalle aufgemalt. Die Seitenzahlen
wurden mit einer Sport-Typographie übernommen. Die im Vorspann des Buches aufgeführten
Initialen der Urheber der Schülerarbeiten finden
sich gegenüberliegend als ein Textstreifen in der
Schrift «ETH».
Alex Hanimann hat einen Leuchtkasten an der
Decke beim Vorraum zum Lift im Schulhaus geschaffen. Er verwendete dazu eine Fotografie
aus «Gestaltendes Kinderzeichnen» von Karl
Stieger und Diogo Graf, das Schulkinder einer
Klasse beim Besprechen einer Wand mit Rasterzeichnungen zeigt. Hanimann hat die Fotografie
angeeignet, gescannt, vergrössert, ins Negativ
umgewandelt und aufgerastert und in einem
Montagesystem mehrteilig installiert; technische und künstlerische Notwendigkeit des Rasters treffen aufeinander.
Der Umbau der Turnhalle beinhaltete eine Gesamtsanierung. Das Kernstück war die Turnhalle
mit den dazugehörigen Duschen und Garderoben im Untergeschoss, die nun geschlechtergetrennt sowie separat für Schüler und Lehrpersonen angeboten werden. Die Turnhalle erhielt
eine Beschattung der südseitigen Fenster, eine
innenliegende Verdunkelung als auch eine Projektionsleinwand. So wurde eine Mehrzwecknutzung möglich. Die Turnhallenwände und die
Akustikdecke sind aus Douglasie. Der grüne,
punktelastische Sportlinoleum leitet sich aus der
Stimmung des Hauses ab, wo bereits eine grosse Palette von Grau-, Erd- und Grüntönen vorzufinden war. Der Zementsockel im Treppenhaus
wurde in komplementärem braunrot gestrichen.
Er bildet den «roten Faden» durch das Haus. Die
Werkstätten im Untergeschoss sind für handwerkliche Arbeiten neu eingerichtet worden.
Ein Highlight für die Schule ist der Medienraum
im 1. Obergeschoss. Der Mittagstisch im darüberliegenden Geschoss schafft mit raumhoher
Wandtäfelung, neuem Douglasienriemenparkett
und harmonischer Farbigkeit eine freundliche
Stimmung.
Die noch recht intakte Fassade wurde nur hinsichtlich Rissen saniert, geflickt und neu gestrichen. Die Fenster im Kopfbau waren fachgerecht
zu restaurieren, wo nötig baulich anzupassen und
in reiner Ölfarbe zu streichen. In der Turnhalle
führte man den Ersatz der grossflächigen Fenster
durch. Auf dem Dach konnten Kollektoren für die
solare Warmwasseraufbereitung installiert werden.
Die weiträumige, rund 9‘000 m2 grosse Freifläche
weist eine gute Durchgrünung auf. Verschiedene
Baumsolitäre rahmen das Schulhaus ein. Der
Charakter der Anlage wurde beibehalten oder gar
verstärkt. Die dichten und überalterten Pflanzungen konnten entlang den Grundstücksgrenzen
entfernt und durch Hecken und Solitärsträucher
erneuert werden. Als Ersatzpflanzung vier junger
Rosskastanien ergänzten drei Lindenbäume eine
vorhandene Baumreihe. Bodendeckende Gehölze und Stauden ersetzen Strauchschichten.
Belagsoberflächen wurden erneuert und Natursteinpflästerungen durch Asphaltbelag ersetzt.
Der Pausenhof ist als rechteckiges Feld aus
grünem Asphalt mit farbiger Spielfeldmarkierung geplant. Einfriedungen, Zäune und das Abwassersystem wurden revidiert und teilweise
ersetzt. Das vormals öffentliche Pissoir an der
Lindenstrasse wurde zum Entsorgungsdepot für
den Hauswart. Der Velounterstand in Sichtbeton
vereint eine zeitgemässe Architektursprache mit
den Bedingungen des Ortes.
Fotos: Jürg Zürcher
Februar 2008, www.hochbauamt.stadt.sg.ch