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Germanistisches Seminar
Sommersemester 2016
Hauptseminar
Oberseminar
Prof. Dr. Michaela Kopp-Marx
Heidelberger Poetikdozentur 2016: Felicitas Hoppe
Heidelberg Poetics Lectures 2016: Felicitas Hoppe
Do, 14:15 - 16:30
Beginn: 28.04.2016
Raum: PB SR 133
Gegenstand:
Im Mittelpunkt des Seminars, das die Heidelberger Poetikdozentur 2016 begleitet, steht das Werk der
»Fundamental-Erzählerin« Felicitas Hoppe.
Nach ihrem Prosa-Debüt »Picknick der Friseure« aus dem Jahr 1995 wurde Felicitas Hoppe, obwohl bereits 36-jährig,
einer »Fräuleinwunder« genannten Gruppe neuer junger Autorinnen zugerechnet. Dass sie indessen einen sehr
eigenen individuellen Ton in die deutsche Gegenwartsliteratur eingeführt hat, wurde seit ihrem ersten Roman
»Pigafetta« (1999) augenscheinlich – dem Bericht einer Umrundung der Erde und den Ereignissen an Bord eines
Containerschiffs, der sich auf Antonio Pigafetta, Chronist der ersten Erdumsegelung unter Ferdinand Magellan, beruft.
Der vorläufige Höhepunkt in Felicitas Hoppes schriftstellerischer Laufbahn wurde mit »Hoppe« (2012) erreicht, dem
vierten Roman, einer fiktiven Autobiographie, die drei verschiedene Hoppes miteinander ins Spiel bringt und ihrer
Autorin den Büchner-Peis eintrug. Hinsichtlich des Antriebs ihres Schreibens bekundete Hoppe einmal, ihre Bücher
erzählten »von dem großen Wunsch zu handeln und dem Eingesperrt-Sein im Erzählen darüber«.
Die Handlung ihrer Bücher, in denen Logik und Psychologie wenig gelten, wirkt verfremdet wie im Traum, zugleich
kindlich einfach. Variiert werden archetypische Lebenssituationen und -erfahrungen: Aufbruch, Suche, Prüfung, Rettung,
Heimkehr. Die Figuren sind flächig und typisiert, gegenwärtige treten mit historischen Personen in Beziehung. Die
Geschichten sind wenige Seiten lang, auch die Romane zerfallen in kurze Prosastücke. Zusammengehalten werden sie
von einem eigenwilligen, frischen, knappen Ton sowie einer sprunghaften, an den Surrealismus erinnernden
Kombinatorik. Der Reise-, Abenteuer- und Schelmenroman sind ebenso vorbildhafte Modelle wie das Märchen und die
Legende. Auffallend ist die Vorliebe für das Burleske, Komische, Skurrile, wie z.B. das Vorkommen von Zwergen mit
großen Ohren erweist oder das Erscheinen kleiner Ritter in Leichtmetallrüstungen.
Vor allem aber kann man an Felicitas Hoppes episodenhaften Texten die typischen Themen und Strategien der
literarischen Postmoderne studieren: das Spiel mit Fakten und Fiktion, die lustvolle Verunsicherung von Identität und
Autorschaft, die Metafiktionalität, die das Erzählte zugleich kommentiert, die Kombination verschiedener Gattungen
(Biographie, Historienroman, Reise-, Abenteuer- und Ritterroman, Schelmenroman und Märchen), die allgegenwärtige
Intertextualität in Gestalt des durchgängigen Anspielens auf andere Texte der Weltliteratur sei es Nabokov, Kafka, die
Bibel, »Pinocchio«, Jules Vernes usw., nicht zu vergessen die Ironie, die über allem schwebt.
Im Seminar wollen wir uns die literarischen Strategien Felicitas Hoppes in einem Querschnitt durch ihr erzählerisches
Werk genauer anschauen und dem Sinn der Texte im direkten Austausch mit der Autorin auf die Spur kommen.
Organisationsform:
Das Seminar bereitet auf die am 1. Juni beginnenden dreiwöchigen Poetikvorlesungen von Felicitas Hoppe vor –
anhand einer gemeinsamen Analyse des Werks per Referat und Diskussion. Der Besuch der Poetikvorlesungen am
1.6., 8.6., 15.6. ist Pflicht. Ein weiteres Ziel des Seminars ist die Vorbereitung der beiden Seminargespräche am 9.6.
und 16.6. mit Felicitas Hoppe. Die Werke Felicitas Hoppes sind ab den Wintersemesterferien im Hand-Apparat der
Seminarbibliothek zugänglich.
Um eine Anmeldung per e-mail ([email protected]) bis zum 11.04.2015 wird gebeten, um den
Seminarplan vorab zuschicken zu können. Aufgrund der beiden Feiertage am 05.05. und 26.05. werden wir uns
ausnahmsweise zweimal mittwochnachmittags zur selben Uhrzeit (14:15) treffen (04.05. und 25.05.).
Literatur:
Felicitas Hoppe: »Pigafetta«. Roman. Frankfurt a.M.. S. Fischer, 1999; dies.: »Paradiese, Übersee«. Roman. Frankfurt
a.M.: S. Fischer,2003; dies.: »Verbrecher und Versager. Fünf Porträts«. Hamburg: Mare,2004; dies.: »Johanna.
Roman«. Frankfurt a.M.: S. Fischer,2006; dies.: «Sieben Schätze. Augsburger Vorlesungen». Frankfurt a.M.: S.
Fischer,2009; dies.: »Abenteuer – was ist das?« Göttingen: Wallstein, 2010; dies.: »Hoppe. Roman«. Frankfurt a.M.: S.
Fischer,2012.
Alle Erzählungen und Romane gibt es im Taschenbuch (S. Fischer).
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Germanistisches Seminar
Sommersemester 2016
Sekundärliteratur:
Peer Trilcke (Hg.) »Felicitas Hoppe«. Text und Kritik, H. 207/2015. Mit ausführlicher Bibliographie.
Bachelor
BA B 3.1 Hauptseminar NDL: Literaturgeschichte (9 LP)
BA B 3.2 Hauptseminar NDL: Literaturgeschichte/Literaturtheorie/Editionswissenschaft/Literaturkritik (9 LP)
BA B 3.3 Hauptseminar NDL: Literaturgeschichte/Poetologie/Literaturtheorie/Editionswissenschaft (9 LP)
Master
2. Neuere deutsche Literaturwissenschaft (Lit.)
MA Grundlagenmodul – Oberseminar Lit. 2: Neuere deutsche Literatur nach dem Naturalismus (10 LP)
MA Vertiefungsmodul – Vorlesung Lit.: Literaturgeschichte oder Poetologie oder Editionsphilologie (4 LP)
MA Vertiefungsmodul – Oberseminar Lit. 1: Neuere deutsche Literatur (Vertiefungsmöglichkeit Poetologie) (10 LP)
MA Vertiefungsmodul – Oberseminar Lit. 2: Neuere deutsche Literatur (Vertiefungsmöglichkeit Kulturgeschichte) (10 LP)
MA Kompaktmodul – Oberseminar Lit.: Neuere deutsche Literatur mit Vertiefungsmöglichkeit in Poetologie oder Kulturgeschichte (10 LP)
Magister und Lehramt (alt)
Mag und LA (alt) Hauptseminar: Hausarbeit
Lehramt (neu)
B 1: Aufbaumodul: Hauptseminar Literaturwissenschaft: Humanismus bis Gegenwart/Poetologie/Literaturtheorie/Editionsphilologie (9 LP)
B 2: Vertiefungsmodul: Hauptseminar Neuere deutsche Literaturwissenschaft: Humanismus bis Gegenwart: 9 LP (in: HF / HF+K/M / EF+HF)
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