vs. WERNHER VON BRAUN - Historisch

Transcription

vs. WERNHER VON BRAUN - Historisch
JANKE vs. WERNHER VON BRAUN Die Ideen eines Weltraumphantasten
JANKE
vs.
WERNHER VON BRAUN
Die Ideen eines Weltraumphantasten
ISBN 978-3-939468-11-0
HASENVERLAG
JANKE
vs.
WERNHER VON BRAUN
Die Ideen eines Weltraumphantasten
KARL HANS JANKE
vs.
WERNHER VON BRAUN
Die Ideen eines Weltraumphantasten
Herausgegeben von
Peter Lang und Moritz Götze
Katalog zur Ausstellung
im Historisch-Technischen Informationszentrum Peenemünde
23. Juni bis 4. November 2007
HASENVERLAG
4
Spiegelreflektor, Zeichnungsrückseite, 1954
Mirror Reflector, reverse side of a drawing, 1954
5
Peter Lang
Start einer EMW C2
„Wasserfall“ Rakete in
Peenemünde
Launch of a EMW C2
“Waterfall” rocket in
Peenemünde
Karl Hans Janke vs. Wernher von Braun
Der eine wird 1912 in Wirsitz, Provinz Posen, der andere
1909 in Kolberg, Provinz Pommern, geboren. Heute heißen
die Orte Wyrzyks und Kolobrzeg, beide liegen in Polen. Zwei
deutsche Erfinder, der eine weltbekannt, Chef eines Riesenunternehmens mit gewaltigen Budgets, der andere unbekannt
und im Verborgenen arbeitend, ohne Geld und Materialien.
Wernher von Braun, berühmt als Pionier der amerikanischen
Weltraumfahrt und wenig umstritten, stirbt 1977 in Virginia,
USA. Karl Hans Janke, dessen Wirken nie in die Öffentlichkeit
gelangte, stirbt 1988 krank und unbeachtet in Wermsdorf,
Sachsen. Der Nachlass des einen wandert heldisch verklärt
in Museen, des anderen Werke auf den Dachboden, werden
vergessen und teilweise entsorgt.
Zwei deutsche Schicksale des 20. Jahrhunderts. Dort der
dynamische, selbstbewusste Staringenieur und Manager
der amerikanischen Mondfahrten, hier der verrückte Erfinder
und technische Utopist, der vierzig Jahre lang in einer
doppelten Isolation – der Psychiatrie und der DDR – begeistert vor sich hinarbeitet und tausende an technischen Zeichnungen hinterlässt. Von Braun ist führender Part in der
Entwicklung deutscher Vernichtungswaffen und somit eng
verstrickt mit SS und Wehrmacht. Er und sein Team aus
Peenemünde entwickeln nach dem Krieg die Trägerwaffen
des Kalten Krieges. Für beide Seiten. Dann auch die Weltraumprogramme. Dass man sich nennenswert der Aufrüstung
verweigert und lieber Bügeleisen und Waschmaschinen
entwickelt hätte, ist nicht bekannt. Janke kommt gerade
noch aus der Wehrmacht davon, nachdem man ihm schon
dort bei mehreren Lazarettaufenthalten psychische Macken
bescheinigt. Er entwickelt gern technisches Gerät zum
praktischen Gebrauch. So nebenbei sozusagen.
Hier reißt der Graben der ethischen Verantwortung auf. Hier
die im Erfinden von Waffensystemen wahnsinnigen deutschen Ingenieure, die bis 5 nach 12 noch an der Wunderwaffe
schrauben und „Nach uns die Zukunft“ auf den Fahnen
geschrieben haben, dort der vergessene, unverstandene
Weltverbesserer, der an eine kollektive friedliche Zukunft
aller glaubt und dafür die Werkzeuge liefern möchte. Darf
man dieses disparate Werk zusammenbringen, dem einen
das andere gegenüberstellen? Wo treffen beide zusammen?
Peenemünde ist ein Ort dafür.
Es gibt einen gemeinsamen Ausgangspunkt: Die Begeisterung
für die Raketentechnologie und Raumfahrt in den 20er
Jahren des 20. Jahrhunderts. Das Zentrum dieser Begeisterung
liegt in Berlin. Dort gibt es einen Club der raketenbegeisterten
Techniker, Utopisten und Erfinder, den 1927 in Breslau
gegründeten Verein für Raumfahrt. Am Anfang als Spinnerei
belächelt, wird die Rakete in der Nachfolge des Zeppelins
zum gesellschaftlichen Symbol des nationalen Wiederaufstiegs. Eine der zentralen und heute nahezu vergessenen
Figuren ist Hermann Oberth, der 1923 das Grundlagenwerk
der modernen Raketenforschung, Die Rakete zu den Planetenräumen, herausbringt. Braun liest das sehr verbreitete
Buch mit einiger Mühe, vielleicht auch Janke, zumindest
lässt ein Vergleich der Zeichnungen des Buches mit denen
Jankes dieses vermuten. Wernher von Braun ist schon als
Jugendlicher von der Weltraumfahrt begeistert, Janke behauptet gleiches. Er datiert viele seiner Blätter zurück auf
den Beginn seiner Forschung, 1928, das Premierenjahr von
Fritz Langs Film Die Frau im Mond (Beratung: Hermann
Oberth). Vielleicht sieht der damals 19-jährige Janke den
Film, vielleicht ist es die Initialzündung. Braun schreibt
seinerseits 1929 mit 17 Jahren Lunetta, eine Science-FictionGeschichte.
Zur gleichen Zeit erfährt in Russland der Vater der russischen
Raketenforschung, Konstantin Eduardowitsch Ziolkowski
(1857–1935), durch die Veröffentlichungen Oberths erste
Würdigungen. Den Gipfelpunkt seiner Arbeit, die Raketengrundgleichung, hat er allerdings bereits 1903 veröffentlicht.
Er hat in der Faszination Jules Vernes mit utopischen
Erzählungen begonnen und entwickelt langsam, ganz auf
sich selbst gestellt, als Dorfschullehrer und Autodidakt,
immer mehr theoretische Gedanken. Zuerst als Spinner
verlacht und abgetan, stellt sich im Nachhinein heraus, dass
seine Untersuchungen zukunftsweisend waren. Ziolkowski,
der seine Forschungen ganz einer friedlichen Entwicklung
der Menschheit hin zu den Sternen widmete, wurde in der
UdSSR äußerst populär, noch heute kennt ihn in Russland
jedes Schulkind; das gilt allerdings auch für amerikanische
Autoren, die ein Raumschiff in den Star Trek-Serien nach
ihm benannten. Janke könnte Ziolkowsi in den 1930er Jahren
oder später im „Mosaik“ (dem populären Comicheft in der
DDR) der 1960er Jahre entdeckt haben. Es gibt von ihm eine
Zeichnung, in der er seinen Namen direkt mit dem Ziolkowskis verbindet. Erstaunlicherweise findet sich eine sehr frühe
Zeichnung von Brauns (ca. 1927), die ihrerseits sehr an
Zeichnungen Ziolkowskis erinnert. Vielleicht erzeugt allein
schon der Gegenstand, die Rakete als solche, eine gewisse
allgemeine Ähnlichkeit der Prototypen auf den Zeichnungen.
Start einer Flugbombe Fi 103
(V1) in Peenemünde
Launch of an Fi 103 flying (V1)
bomb in Peenemünde
Hier treffen von Braun und Janke aufeinander und beide
wiederum auf einen später geborenen Ingenieur und
Künstler, den Belgier Panamarenko (siehe dazu das Interview
mit Jan Hoet). Aufgewachsen ist Panamarenko mit dem
Eindruck der jaulenden und explodierenden V-Waffen in
Antwerpen. Er sieht sich trotz der umfassenden internationalen Würdigungen als Künstler unbedingt auch als ein
Ingenieur der technischen Zukunft der Menschheit, wenn
auch mit seinen Erfindungen befangen im unfreiwilligen
Scheitern. So auch Janke. Was bleibt sind ihre Entwürfe, die
über bloße Funktionalität und Anwendbarkeit hinausgehen.
Ihre Komplexität ist eine andere, als die gut ineinander
greifender Zahnräder. Sie beinhalten allerdings auch eine
entscheidende Differenz zu dem Schaffen Wernher von
Brauns: Sie sind unmilitärisch und visualisieren Träume
vom Fliegen und den Glauben an ein besseres Modell der
Zivilisation. Hierin überschreiten sie die technischen Leistungen von Brauns, des realen Ingenieurs der Raumfahrt,
und sind vielleicht von größerer Dauer, da sie mehr erfragen
als Raketen beantworten können. Es sind keine Ingenieure,
die man an welche Front auch immer rufen kann. Es sind
vielmehr künstlerisch befähigte und technisch begeisterte
Visionäre einer wünschenswerten Entwicklung der Zivilisation. Janke ist in diesem Zusammenhang und in der Komplexität seines Werkes ein würdiger Gegenspieler der ethisch
fragwürdigen ingenieurtechnischen Brillanz von Brauns.
7
Ich tat nur das, was mir Spaß machte, und das waren meistens Dinge, die nicht
auf dem Lehrplan unserer Klasse standen. (W. v. Braun)
Peter Lang
Karl Hans Janke vs. Wernher Von Braun
Konstruktionszeichnung
A4 (V2)
Technical drawing for the
A4 (V2)
The one was born in 1919 in Wirsitz, province of Posen, the
other in 1909 in Kolberg, province of Pomerania. Today the
two towns are respectively called Wyrzyks and Kolobrzeg
and belong to Poland. Two German engineers, one of whom
was the world-renowned director of a large and resourceful
enterprise, while the other remained unknown throughout
his lifetime, working in complete secrecy and without money
or materials. Wernher von Braun died a famous and ever so
slightly controversial pioneer of American space travel in
1977 in Virginia, USA. Karl Hans Janke, whose work went
without recognition or impact, passed away sick and unremembered in 1988 in Wermsdorf, Saxony. The former’s
heritage was celebrated by museums, while the latter’s
legacy was stowed away in an attic, forgotten and partly
destroyed.
Konstantin Eduardowitsch
Ziolkowski (1857–1935)
Two German destinies in the 20th century. On the one hand
the energetic, self-imbued star engineer and brainchild of
the US space programme, on the other the mad scientist and
technological utopist who, for more than forty years, lived
in double isolation – enforced by the psychiatric institution
and the GDR –, pottering away enthusiastically in his corner
and leaving behind thousands of drawings. As the mastermind of the German weapons of mass destruction project,
Von Braun was in connivance with the SS and the Wehrmacht. After the war, he and his Peenemünde team developed
the strategic missiles of the Cold War. For both sides. And
went on to manage the space programmes. They were never
put on record as having stood up against the armament race
or preferring to design irons and washing machine. Janke
barely escaped the Wehrmacht after his mental disorder
had become obvious during his stays at the military hospital.
He liked to design technological devices for everyday use.
As a side occupation, so to say.
As far as ethical responsibilities go, we are confronted with
a crucial gap: on the one side of it lies the German engineers’
craze to develop the ultimate weapon, still screwing the nuts
and bolts when it was already too late and whose banner
read, “After Us the Future”; on the other side of the rift stands
the overlooked and misunderstood world reformer who
believed in a collective and peaceful future and intended
to devise the tools it needed. Can such antagonistic positions
be reconciliated? Can they be confronted at all? And if so,
where could they meet? If any, Peenemünde is certainly the
right place.
There is a common starting point: the enthusiasm for rocket
technology and space travel in the 1920s. The centre of this
movement was Berlin with its rocket-mad technicians,
utopists and inventors who founded the Verein für Raumfahrt
[Association for Space Travel] in Breslau in 1927. In the wake
of the zeppelin, rockets, initially subject to incredulity, were
fast becoming a symbol of national resurgence. One of the
central and today nearly forgotten protagonists was Hermann
Oberth, who in 1923 published the bible of modern rocket
10
science, Die Rakete zu den Planetenräumen [The Rocket into
Planetary Spaces]. Braun read the widely distributed book,
though with some trouble, and maybe Janke did so as well,
as a comparison of his drawings with illustrations in the
book suggests. Wernher von Braun was into space travel
since adolescence, and so Janke claims to have been. In a
curious twist, Janke backdated numerous drawings to the
beginning of his research, 1928, the year Fritz Lang’s Woman
in the Moon (whose technical advisor was Hermann Oberth)
hit the movie screens. Maybe the then 19-year-old Janke
saw the film, which could well have sparked his life-long
interest in rockets. As for Von Braun, in 1927, at the age of
17, he wrote a science-fiction story titled Lunetta.
At about the same time, the father of Russian rocket science,
Konstantin Eduardovitch Ziolkovski (1857–1935) was first
recognized in his homeland thanks to Oberth’s publications.
The summit of Ziolkovski’s work, however, the so-called
rocket equation, dates back to 1903. Fascinated by Jules
Vernes’s books, he had started by writing utopian stories
and progressively developed an increasing number of theoretical concepts. A rural schoolteacher and autodidact, he
worked all by himself, and though he was initially cast off
as a nutcase, his research soon proved premonitory. Ziolkovski, who devoted his entire research to the peaceful
evolution of mankind towards the stars, became highly
popular in the USSR, and still today, is known to every
student – as he is to American screenwriters, who named
one of the spacecraft in the Star Trek series after him. Janke
could have discovered Ziolkovski’s ideas in the 1930s or
later in an issue of “Mosaik” (the popular GDR comics
magazine). There is in fact a drawing by Janke in which he
links his name to Ziolkovski’s. Interestingly enough there
is also a very early drawing by Von Braun (ca. 1927), which
in turn reminds one of Ziolkovski’s sketches. But maybe it’s
in the nature of the object, the rocket, to spur similar prototype drawings.
This is where Von Braun meets Janke, and where both link
up with the Belgian engineer and artist Panamarenko (cf.
the interview with Jan Hoet). Panamarenko grew up with
the whirring sound and explosions of V-bombs raining down
on Antwerp. Despite his global acknowledgement as an
artist, he definitely considers himself an engineer of the
technological future of mankind, though admittedly, his
inventions are unintentionally bound to fail. The same is
true for Janke. Yet their designs transcend sheer functionality
or use value and their complexity is different from that of
precisely working cogwheels. Their work furthermore presents a fundamental difference with Werner von Braun’s in
that it is thoroughly unmilitary, visualizing dreams of flying
and the faith in a better model of civilization. This is precisely
where it outmatches Von Braun’s, the real space travel
engineer’s technological achievements, and this might also
be the reason why their accomplishments, asking more
questions than rockets can answer, are bound to stay with
us longer. They are not engineers to be called to the front
line, but rather artistically skilled and technology-crazed
visionaries of a desirable evolution of civilization. In this
context, and in light of the complexity of his work, Janke is
a dignified counterpart to Von Braun’s ethically questionable
technological brilliance.
links oben: Skizze einer bemannten Rakete, Wernher von
Braun, um 1927
upper left: Sketch of a manned
rocket, Wernher von Braun,
around 1927
links unten: Ausstellung Karl
Hans (Joachim) Janke – Ein
Brevier, Künstlerhaus Bethanien, Berlin, 2003
lower left: Exhibition Karl Hans
(Joachim) Janke – Ein Brevier,
Künstlerhaus Bethanien,
Berlin, 2003
rechts: Detail Triebwerk,
A4 (V2)
right: Detail of motor, A4 (V2)
11
oben: Atom-Magnetischer Anti-Elektronik-Strahler, 1953 · top: Atomic-magnetic anti-electronic beamer, 1953
unten: Janke Ziolkowski, 1939 · bottom: Janke Ziolkowski, 1939
rechts: Skizze von Konstantin Eduardowitsch Ziolkowski · right: Sketch of Konstantin Eduardowitsch Ziolkowski
12
13
16
Weltall-Fahrzeug D-001, 1928 – 1937 – 3.12.1952 – 20.10.1954 – 1957 [Space Vehicle D-001]
Seite 14 und 15: Atom-Hochleistungs-Triebwerk, Okt. 1957 – 1959, Rückseite [High-Capacity Atomic Engine]
17
Peter Cross
Karl Hans Jankes einsame Odyssee im Weltraum
Karl Hans Jankes Leben fällt exakt in den Zeitraum der
leidenschaftlichen Liebesaffäre der Moderne mit der Raumfahrt, die mit einer reizvollen Unmöglichkeit anfing und
einer herben Enttäuschung endete. Als Beispiel für diese
wechselvolle Beziehung ließen sich drei bekannte, teils
prophetische Filme anführen, die Janke im Prinzip hätte
sehen können: Georges Méliès’ Reise zum Mond (1901), mit
dem Bild einer im Auge des Mondes steckenden Rakete als
frühe Kinoikone, Ridley Scotts dystopische Vision Blade
Runner (1982), die in einer nicht allzu weit entfernten,
albtraumhaften Zukunftswelt spielt, und dazwischen die
Krönung des Genres, Stanley Kubricks fantastische Fiktion
2001: Odyssee im Weltraum (1968), die ein Jahr vor der ersten
Mondlandung in die Kinos kam.
Modell einer Mondlandung von
Janke, 1950er Jahre
Model of a moon landing by
Janke, 1950s
Anfang des 20. Jahrhunderts erschien vielen Zeitgenossen
die Idee der Weltraumfahrt als lachhaft und nicht wenige
Wissenschaftler waren der Meinung, sie übersteige die
menschlichen Fähigkeiten. Zu ihrem Höhepunkt aber, als
die Raumfahrt sozusagen vor der Tür stand und man dachte,
sie würde bald zur universellen Erfahrung werden, beflügelte
sie die Fantasie tausender Drehbuchautoren und utopischer
Träumer, war Thema von unzähligen Fernsehserien und
Comicbüchern. Raumfahrt wurde ein bestimmendes Symbol
in der populären Rezipierung der Moderne. Dieser Traum
ist dahin: Die NASA-Weltraumstation wurde so gut wie
aufgegeben, zahlreiche Weltraumprogramme wurden aufgrund mangelnder Finanzierung eingestellt und das Publikum
interessiert sich kaum noch für die bestechenden Details
der von Erforschungssatelliten auf die Erde gefunkten Bilder
fremder Planeten. In einer Welt, die von Klimawechsel und
Celebritykult gekennzeichnet ist, scheint all dies irgendwie
redundant, fast so als sei Raumfahrt auf immer Teil des
längst vergessenen Kalten Krieges. Tatsächlich, so wissen
wir heute, wäre es ohne den Krieg nie zur Raumfahrt gekommen. Der Weltraum, das große Abenteuer, die „letzte
Grenze“, steht für ein weiteres düsteres Kapitel menschlicher
Fehlleistungen und heute deutet alles darauf hin, dass wir
unseren Planeten nie verlassen werden.
Wir wissen mit Sicherheit, dass Karl Hans Janke, der einen
Großteil seines Erwachsenenlebens in einer sächsischen
Anstalt verbrachte, keinen der eingangs erwähnten Filme
gesehen hat. Dennoch erreichten die Ausläufer der damals
weltweiten Aufmerksamkeit und Euphorie für die Fortschritte der Raumfahrt auch die Abgeschiedenheit seines Heims
in der DDR. Es ist schwierig, wenn nicht gar unmöglich, sich
den Impakt dieser Botschaft heute vorzustellen. Dennoch
sollten wir es zumindest versuchen. Vielleicht würde dann
nämlich die schwere Last der nicht eingelösten Erwartungen
oder gar der Zynismus, den wir „gescheiterten“ ModernismusProjekten mithin entgegenbringen, sich in Luft auflösen und
wir wären in der Lage, Jankes Werk so zu begutachten, wie
der Ingenieur, Wissenschaftler und Künstler es intendierte.
Das Wort „Projekt“ scheint besonders geeignet, die für Jankes
Arbeit typische Motivation, Ambition und Vision zu beschreiben. Von seinem Schaffen verbleiben tausende Zeichnungen.
Zeichnungen, besonders aber die Pläne und Blaupausen
Jankes, besitzen einen operativen und vergänglichen Charakter: Sie illustrieren, gestalten, erklären und verdeutlichen.
Jankes Zeichnungen von Triebwerken und Raumschiffen,
in denen es von handschriftlichen Anmerkungen wimmelt,
wirken wie Notizen zu einem Vortrag oder Designhandbücher
(oder gar wie die von Beuys bei seinen Vorträgen benutzten
Tafeln, die heute als Kunstwerke geführt werden). Sie deuten
auf versteckte Aktivitäten hin: Recherche und die praktische
Umsetzung von neuem Wissen. Und obwohl sie schnell
ausgeführt wurden, strahlen sie die selbstsichere Ruhe aus,
die sich aus dem Wissen um die eigene Expertise ableitet.
Vielleicht ist das eigentliche Herzstück in Jankes Arbeit
dieses Wissen. Es ist der Grundstock, der eigentliche Beweg-
18
grund der Zeichnungen und Motor seines Schaffens in den
vielen Jahren der Isolation im Asyl. Es tritt ganz besonders
auch in seinen Vorträgen in Erscheinung, die seinem Gesamtwerk eine weitere entscheidende Dimension hinzufügen.
Genau genommen ist Kommunikation der Kern seines Handelns: Erst die Kombination von Vorträgen, Zeichnungen
und Wissen gibt uns einen Einblick in die Komplexität seiner
Vision und vermittelt ein Gefühl für die Dringlichkeit seiner
Mission.
Ausschnitte aus einem Diavortrag, den Janke 1970 im Alter
von 61 Jahren hielt, offenbaren einen Präsentationsstil, der
die Zuhörer hypnotisiert haben muss. Janke beschreibt darin
eine völlig revolutionäre Energiequelle, die sich aus einer
Ansammlung von Elementen aus den Energiefeldern des
Sonnensystems ergibt, die zusammen eine Art fusionsgespeistes Magnetfeld bilden. Diese Idee war geradezu prophetisch, gründet sie doch auf einer Kreuzung aus Nuklearfusion
und Sonnenenergie. Es handelt sich hier um nicht weniger
als um das Zustandekommen eines der beständigsten
Menschheitsträume seit der Aufklärung: Unbegrenzte, saubere, kostenfreie, erneuerbare Energie, die uns und unseren
Maschinen direkt (also ohne das Zwischenmedium Benzin)
zugetragen wird. Es ist dies eine grandiose und originelle
Vision. Es ist überdies Jankes Geschenk an die Menschheit,
mit der Auflage, es nicht zu Gewinnzwecken, für persönliche
Bereicherung oder politische Ziele einzusetzen:
Raum-Inselwolken – 420 Millionen km lang – 150 Millionen km
Durchmesser! Milliarden – Milliarden – im finsteren Raum! Ich
bezeichne diese als Muttergrund-Wolken, weil sie die Nährstoffe für
die Sonnensysteme enthalten; in staubförmigem Zustand sämtliche
Elemente, die wir aus der Chemie her kennen! Darauf strahlen die
3 – 5 – 9 – 11 Sonnensysteme auf jeder Nährbodengrundwolke. Wir
Menschen werden zunächst von einem Sonnensystem zum nächsten
fahren … 1
Start einer A4 (V2) Rakete,
Peenemünde
Launch of a A4 (V2) rocket,
Peenemünde
Alles im Namen von Fortschritt, Freundschaft und Frieden.
Ein weiterer grundlegender Aspekt in Jankes Projekt ist
dessen praktische Auslegung. Jankes Vision war für die
sofortige Umsetzung und Nutzung gedacht. So schickte er
seine Zeichnungen für das Raumschiff Venusland an die
DDR-Fluggesellschaft Interflug, in der Hoffnung, man würde
es patentieren lassen. Zeitweilig, so scheint es, interessierte
man sich dort sogar dafür. Die Qualität der Zeichnungen,
ihre ungebremste Detailfreudigkeit übertüncht gewissermaßen ihren Status als „verrückte Kunst“, obwohl die Einfachheit der Mittel – Bleistift auf ausgesprochen billigem
Papier – ihre Herkunft verraten könnte. Jankes Zeichnungen
sind keine Entwürfe, die den Wandlungskräften der Welt
unterzogen werden können, sondern eine Form der Poesie.
Die Poesie in Jankes Zeichnungen ist eine modernistische:
Durchweg positiv, überspannt sie einen Zeitraum von 42
Jahren, bezeichnet 420 technische Neuerungen in allen
Lebensbereichen und beinhaltet mehr als 1.000 neue Ideen! 2
Jankes Projekt, mit seiner metaphysischen Ausstrahlung
und inhaltlichen Komplexität, ist an der hauchdünnen
Grenze zwischen „gesundem Verstand“ und Verrücktheit
angesiedelt und reflektiert demgemäß die wahre Geschichte
der Raumfahrt mit ihrer fatalen Mischung aus Utopismus
und Gewalt. Dieser Zwiespalt lässt sich wohl am besten an
den entscheidenden Jahren in der Geschichte Peenemündes
festmachen: Vom Verein für Raumschiffahrt, 1927 von über
500 Raumfahrtbegeisterten in Breslau gegründet, bis zur
Atombombe.
1 Ausschnitte aus Karl Hans
Jankes Diavortrag, 1970.
2 Alle Zahlen sind Karl Hans
Jankes Notizen entnommen.
Sonnen und -Systeme, die wachsen, wie die Blumen auf den Wiesen!
19
Raketenantrieb und die Idee des Weltraumfluges […] waren der eigentliche
Grund gewesen, warum ich überhaupt beschlossen hatte, das Ingenieurstudium aufzunehmen. (W. v. Braun)
Peter Cross
Karl Hans Janke’s Lone Space Odyssey
Karl Hans Janke’s life spanned the full course of modernity’s
passionate love affair with outer space travel, from its early
seductive impossibility to its bitter final disillusionment.
Take three internationally famous and prophetic films, all
of which Janke could, in principle, have seen: Georges
Méliès’s A Trip to the Moon (1901) with its image of the rocket
stuck in the eye of the moon as an early screen icon, Ridley
Scott’s dystopian Blade Runner (1982), set in a nightmarish
near-future world that has fallen apart and, at the fulcrum
of the genre, Stanley Kubrick’s seminal fiction 2001: A Space
Odyssey (1968), released the year before man actually landed
on the moon.
Sammelbilder aus dem Echten
Wagner Album Nr. 3,
1920er Jahre
Collector’s pictures from the
“Genuine Wagner Album”
Nr. 3, 1920s
At the beginning of the 20th century, the idea of space travel
was almost laughable, and was seen by most scientists as
beyond human capacity. At its height, when space travel
came to be seen as imminent, soon to be a universal experience, it fuelled the fantasies of thousands of screenwriters
and utopian dreamers, and prompted countless television
series and comic books. Space travel became a defining
symbol in the popular experience of modernity. The dream
is over. Today, NASA space station is largely abandoned,
space exploration programmes are cancelled due to lack of
funding and the public seems uninterested in amazingly
detailed photographs of distant planets radioed back to
earth. It all seems redundant somehow in a world of climate
change and celebrity, as though it was forever part of the
long forgotten Cold War. In fact it never would have happened, we now realise, without war. Space, the great adventure,
the “final frontier”, has become another dark human failure
and it looks as if we will never leave planet Earth.
Janke, who was institutionalised in a rural psychiatric
hospital in Saxony for most of his adult life, certainly never
saw any of the aforementioned films. Yet ripples from the
international storm of publicity and fascination for space
travel reached even this secluded backwater in the GDR. It
is hard, perhaps impossible for us to imagine the power of
the message back then. But we should try. Maybe the heavy
burden of disappointed expectations, or even the cynicism
that we bring to any “failed” modernist project such as
Janke’s, would drop away and we could see it the way Janke,
an engineer, scientist and artist, intended.
22
The word “project” might not be an inaccurate way to describe
the drive, ambition and vision that characterise this work.
What remains of Janke’s project are thousands of drawings.
All drawings, but particularly plans and blueprints such as
his, have a working and transitional character beyond
themselves: they illustrate, design, explain and clarify.
Janke’s heavily annotated drawings – of propulsion engines,
spacecraft – are like lecture notes or design manuals (or the
blackboards Beuys used in his lectures, now archived as
works of art). They point to latent activity: research, application of new knowledge. They are executed quickly, but
with the calm assurance that comes from expertise and
depth of knowledge.
Perhaps this knowledge is the true focus of Janke’s work.
It is the fundamental justification for the drawings and motor
for his work over so many years of isolation in an asylum.
It is clearly articulated in his talks, which give another vital
dimension to his work. In fact, communication is central to
everything Janke does. It is the combination of the talks,
the drawings and the knowledge that informs them that
gives us a sense of the full scope of his vision and the urgency
of his task.
Excerpts from a slide-show talk given by Janke in 1970,
when he was 61, reveal a presentation style that must have
asserted a hypnotic power over the listener. He describes a
completely revolutionary energy source: gathering elements
out of the solar system’s own energy fields to create a sort
of fusion-using magnetic power. This idea was, again, prophetic, as it literally combined nuclear fusion with solar
power. It is nothing less than the realisation of one of man’s
most persistent dreams since the Enlightenment: endless,
clean, free, renewable energy, carried directly to us and our
machines, without even the medium of fuel. It is a grand
and original vision. And it is Janke’s gift to mankind, not to
be used for profit, personal benefit or the furthering of
political power:
“Galactic island-clouds – 420 million kilometres long and 150 million
kilometres in diameter. Billions – billions – in the darkness of space!
I call them mother-nutrient clouds because they contain all the
nutrients needed by the solar system – all known chemical compounds,
existing in a dust-like state. Shining suns and systems grow wild on
it like meadow flowers! Three, five, nine, eleven solar systems on
every soil-nutrient cloud! In the early stages, man will travel from
rials used – pencil on very cheap paper – might betray their
origins subtly. Janke’s drawings are not designs that could
be subjected to the transformative powers of the world, but
a form of poetry. It is a modernist poetry in that it is entirely
positive, covering a time period of 42 years, featuring 420
technological innovations in all areas of life, and a total of
more than 1,000 new ideas! 2
Fotografie eines Raketenmodells von Janke mit Rückseite,
1954
Photograph of a rocket model
by Janke with reverse side of
page, 1954
one solar system to another …” 1
All in the name of progress, friendship and peace.
Another essential element of Janke’s project was its practicality. His was a vision for immediate use. Janke accordingly
sent his designs for the spacecraft Venusland to be patented
by the GDR airline Interflug, and there seems to have been
a moment when they showed some interest. The quality of
the drawings, the detailed richness of the content shrouds
their status as “mad art”, although the modesty of the mate-
Janke’s project, with its metaphysical power and sheer
complexity, stands on the fine divide between sanity and
madness, echoing the true story of space travel with its fatal
blend of utopianism and violence. This ambiguousness is
maybe best illustrated by the crucial years in Peenemünde’s
history: from the founding of the Verein für Raumschiffahrt
[Association for Space Travel] in 1927 by over 500 amateur
enthusiasts in Breslau to the atomic bomb.
1 Excerpts from Karl Hans
Janke’s slide show, 1970.
2 All figures quoted from Karl
Hans Janke’s writings.
23
24
Atom-Hochleistungs-Triebwerk, Okt. 1957 – 1959
[High-Capacity Atomic Engine]
25
26
Großraum Trajekte/Längs-Profil-Schnitt des Raum-Trajekts: Venusland, 1928 – 1937
[Widebody Trajectors/Longitudinal Profile of Space Trajector Venusland]
27
Peter Grampp
Zwischen Wahn und Wirklichkeit:
Karl Hans Janke und sein Werk im Spiegel seiner Zeit
Wer war Karl Hans Janke?
Karl Hans Janke wurde am 21. August 1909 in Kolberg/
Pommern geboren. Seine Eltern bewohnten erst ein Stadthaus
und übernahmen später ein Gut in Dryhn bei Kolberg, ein
Hinweis auf ein gutbürgerliches Elternhaus. Entsprechend
besuchte der Sohn nach Abschluss der Kolberger Volksschule
das Domrealgymnasium in Stettin und schloss das Abitur
an der Oberrealschule in Berlin-Lichterfelde ab. In Berlin
belegte er an der Technischen Universität Abendkurse in
verschiedenen Sprachen, um dann einige Semester Zahnmedizin in Greifswald zu studieren.
Bis zum Zeitpunkt seiner Einberufung zum Kriegsdienst war
Jankes Werdegang eher unauffällig. Das Ausscheiden aus
dem Kriegsdienst, welches Janke selbst er auf einen Herzfehler zurückführte, dürfte anhand der Aktenlage eher auf
einer psychischen Erkrankung beruht haben. Schon zu dieser
Zeit wurde eine schizophrene Tendenz angenommen, doch
Janke entging der damals geläufigen Behandlung, die für
viele Patienten den Tod bedeutete – sei es durch die
„therapeutischen“ Maßnahmen selbst (Medikamente, Gas)
oder schlicht durch Verhungern im Asyl. Nach dem Tod des
Vaters flüchtete Janke mit der Mutter aus Kolberg und kam
1947 in Großenhain an. Dort betrieb er eine kleine Erfinderfirma und versuchte mittels Kunstharz Häuser zu bauen.
Mit der Anfertigung von Spielsachen und der Reparatur von
Töpfen hielt er sich über Wasser. Nach dem Tod der Mutter
am 6. August 1948 wurde Janke zunehmend durch Mangelernährung und Verwahrlosung auffällig und kam aufgrund
einer als politische Hetze verstandenen Aktion in Polizeigewahrsam. Von dort erreichte er über das Bezirkskrankenhaus
Arnsdorf die Hubertusburg. In seiner Krankenakte wird er
mit folgenden Worten zitiert:
1 Zit. in Krankenakte Karl
Hans Janke, Arnsdorf,
04.06.1949.
2 Ibid, 26.07.1949.
3 Zit. in Krankenakte Karl
Hans Janke, Hubertusburg,
08.11.1950.
„Mit dem heutigen Tage dürfen keine Spielsachen für die Kinder
mehr angefertigt werden, da wir das ‘Material’ für Kanonen brauchen.
A. Hitler. Drei Dinge sollen sie haben, 1.) eine große Schnauze zum
tüchtigen Angeben. 2.) einen Fußball zum Austoben, 3.) ein Gewehr
zum Kriegführen.“ 1
4 Zit. in Krankenakte Karl
Hans Janke, Arnsdorf.
Diese Beschreibung erinnert
an Emil Kraepelins Darstellung der „Psychophrenia
phantastica“.
28
Diese Äußerung begründete Janke damit, er habe erreichen
wollen, dass seine Erfindungen geprüft würden, eine Intention, die ihn bis zu seinem Tod 1988 in der Hubertusburg
begleitete. Janke fand sich nie mit seiner Unterbringung in
der Psychiatrie und der Etikettierung als psychisch Kranker
ab und fühlte sich zutiefst unverstanden, wie diese Aussage
belegt:
„Entschuldigen sie, das glaube ich nicht. Auf technischer Basis ist
es vielleicht denkbar, weil sie nicht so informiert sind über technische
Sachen. Wer technisch informiert ist findet sich da rein.“ 2
Janke erlebte sich zu Unrecht festgehalten, war der Überzeugung, man wolle seine Erfindungen unterschlagen oder
ihn unschädlich machen. Immer wieder suchte er in der
Folgezeit nach Kommissionen und bedeutsamen Menschen,
um seine Erfindungen prüfen und sich rehabilitieren zu lassen.
An welcher „Krankheit“ soll Janke gelitten haben?
Janke litt nie an seiner Krankheit, sondern am Unverständnis
der Welt, der er sich ausgesetzt fühlte. Es findet sich bei ihm
weder ein Krankheitsgefühl noch eine entsprechende Einsicht. Die Ärzte konstatierten zu Janke:
„Patient ist über seine Person, örtlich und zeitlich orientiert. Beantwortet die an ihn gerichteten Fragen sinngemäß. (...) Patient rückt
dann bald mit seinen paranoiden Ideen heraus, gab an er habe 593
Erfindungen gemacht.“ 3
In der Folge ging man von einer paranoiden Schizophrenie
aus, die von einem Erfinderwahn geprägt sei. Betrachtet
man die bisweilen spärlichen Darstellungen während seines
vierzigjährigen Klinikaufenthaltes und befragt man diejenigen, die sich noch leibhaft an Janke erinnern, so ergibt sich
folgende Charakterisierung seiner Person:
Die Vorstellung der Bedeutung des eigenen Seins und eigenen
Erfindergeistes war tief in der Person Jankes verankert. Er
schwelgte in seinen Zeichnungen, sein Handeln und Auftreten
waren Teil seiner Überzeugung. Dabei waren die Vorstellungen nie so grotesk oder abnorm, dass man sie sofort verwerfen
konnte. Dies zeigen auch Schreiben der Leipziger Messegesellschaft, wo man Janke vorsprechen lassen wollte. Dieser
trat mit einem etwas „gezierten, hochtrabenden und salbungsvollen Wesen“ 4 in Erscheinung. Sinnestäuschungen
waren möglicherweise zum Anfang noch vorhanden, traten
jedoch bald in den Hintergrund.
Die absolute Überzeugung seiner Selbst und seines Auftrages
beherrschten das Bild durchgehend. 5 Janke hielt Distanz zu
den anderen Patienten und suchte die Nähe zu Chefärzten
und sonstigen „höher gestellten“ Persönlichkeiten der Klinik.
Darüber hinaus trug er stets seine Anzugsjacke, war gepflegt
– wie ein Ingenieur – gekleidet. Andererseits gewöhnte sich
Janke daran, wie alle anderen Patienten behandelt zu werden,
was ihn nicht davon abhielt, für sich immer wieder einen
Sonderweg zu suchen. So war er einerseits in der „Kohlenkolonne“ eingesetzt, eine schwere Arbeit, bei der aus dem
Kellerbunker die Kohleeimer zum Beheizen der Krankenräume zu holen waren. Darüber beklagte er sich jedoch
nicht direkt, sondern konstruierte Maschinen, mit der die
Arbeit erledigt werden sollte. Mithin reagierte er auf derartige
„unziemliche“ Dinge aber mit einer affektiv getragenen
Kränkung; in dieser Pose meldete er seine Ansprüche auf
Respekt an. Janke verhielt sich auch dem Pflegepersonal
und ethnischen Minderheiten gegenüber herablassend. Die
Chefärzte, die sich anboten, seine Zeichnungen an Industriekonzerne zu überliefern, waren aus seiner Sicht nur Zuträger,
denen er allenfalls eine Teileinsicht in seine Konstruktionswelt gewährte. Ihnen begegnete er insgesamt jovial und
gleichrangig:
„Ich bin kein Gesellschaftsmensch, ich habe jahrelang selbständig
gearbeitet und mich trotzdem nicht von der Welt zurückgezogen,
sämtliche Eigenarten meiner Mitmenschen sind mir auch bekannt
geworden. Ich habe teilgenommen an den Freuden und Leiden meiner
Mitmenschen, bin aber trotzdem kein Gesellschaftsmensch, kann
meine Gefühle nicht so in Worte kleiden.“ 6
In seiner Sprache und in den Bezeichnungen seiner Konstruktionen benutzte Janke gespreizte und verzierte Wortschöpfungen, die ihm würdevoll vorkamen. Hierbei halfen
ihm sicherlich seine Grundkenntnisse des Lateins, etwa
wenn er von „Terra Venussa“ oder „Trajekt“ und Ähnlichem
sprach. Dabei kam es vor, dass die Begriffe von der eigentlichen Bedeutung abwichen (Begriffsverschiebung) oder
verdichtet wurden. Entsprechend hochtrabend und geschraubt waren auch die schriftlichen Darstellungen seiner
Arbeiten, die immer das Bedeutsame herausstellten. Folglich
bleiben die Bezeichnungen vieler Maschinenteile kryptisch
und eigensprachlich, etwa wenn von der „Energienadel“
oder anderen Teilen die Rede ist. Daneben findet man in
Jankes Darstellungen auch Bezüge zu seiner Person, zum
Beispiel wenn er seine Biographie hie und dort aufwertet
oder scheinbar sinnige Begründungen für die Beendigung
seines Studiums oder der Armeezeit angibt.
Obwohl er seine Unterbringung nie akzeptierte, ließen Jankes
Bemühungen, die Klinik verlassen zu dürfen, im Laufe der
Jahre nach. Dies ging einher mit einer progressiven Abnahme
der Themenvielfalt seiner Konstruktionszeichnungen.
Daneben findet man auch in den Schreiben des Patienten
eine Vergröberungen des Denkens, etwa in der Häufung
falsch verwendeter Begriffe. Zusammengefasst geht Jankes
Krankheitsbild konform mit Karl Leonhards Beschreibung
der „Expansiven Paraphrenie“ oder Emil Kraepelins
„Paraphrenia expansiva“ 7, die beide zur Familie der Schizophrenien gehören.
Medizinisches Personal in der
Psychiatrischen Landesanstalt
Schloss Hubertusburg,
Wermsdorf, 1950er Jahre
Medical personnel at the State
Psychiatric Facility Hubertusburg Castle, Wermsdorf, 1950s
5 Gerade Halluzinationen sind
für die phantastische und
konfabulatorische Paraphrenie typisch. Bei der phantastischen Paraphrenie gibt es
Größenideen, die zwar
geäußert, meist jedoch nicht
wirklich gelebt werden.
6 Zit. in Krankenakte Karl
Hans Janke, Arnsdorf,
15.06.1949.
7 Siehe hierzu Karl Leonhard,
Warum verblieb Janke nahezu 40 Jahre in der
Psychiatrie?
Man geht allgemein davon aus, dass das düstere Kapitel der
Psychiatrie mit dem Niedergang des Dritten Reichs und der
Abschaffung der Euthanasie abgeschlossen wurde. Dieses
Denken greift jedoch zu kurz, da die Euthanasie nicht ohne
die im Vorfeld in der Anstaltspsychiatrie gängigen Praktiken
erklärt werden kann. Zudem lässt sich feststellen, dass auch
im Nachgang die Asylierung psychisch kranker Menschen
unter teils fragwürdigen Bedingungen fortgesetzt wurde.
Aufteilung der endogenen
Psychosen und ihre differenzierte Ätiologie [Hg. Helmut
Beckmann], 6. Auflage,
Georg Thieme Verlag, Stuttgart/New York, 1995, sowie
Karl Leonhard, Aufteilung
der endogenen Psychosen
und ihre differenzierte Ätiologie, 6. Auflage, AkademieVerlag, Berlin (Ost), 1986,
und Emil Kraepelin, Psychiatrie, 8. Auflage, Bd. III,
Ambrosius Barth, Leipzig,
1913.
29
Im Vergleich zu den Tollhäusern, Irrenhäusern (beziehungsweise Narrenhäusern) des 18. Jahrhunderts stellten Asyle
zweifellos eine humanitäre Verbesserung dar. Sie waren
naturnahe und abseits gelegen, boten einigermaßen angemessene Unterbringung und Arbeitsmöglichkeiten. An diese
Tradition knüpfte man nach dem Zweiten Weltkrieg wieder
an. Dies kann allerdings nicht darüber hinweg täuschen,
dass die Patienten nicht selten schweren Repressalien
unterzogen waren: Sie wurden unter Zwangausübung der
Hausordnung unterstellt, waren dem Pflegepersonal untergeordnet und dessen Willkür ausgeliefert, mussten Beschränkungen in der Freizügigkeit und die völlige Aufgabe ihrer
Intimsphäre hinnehmen. Die Räumlichkeiten bestanden aus
Bettensälen, Gemeinschaftswaschräumen und -duschen;
Rückzugsmöglichkeiten fehlten gänzlich. Letztlich bleibt
festzustellen, dass Asyle nicht aus Gründen der Unmenschlichkeit oder als Resultat der Rodewischer Thesen und der
so genannten „Psychiatrie-Enquête“ (1975) geschlossen wurden, sondern vielmehr aus ökonomischen Motiven.
8 Seiner psychoaktiven Wirk-
stoffe wegen galt der Fliegenpilz als dionysische
Quelle des Glücks und der
Heiterkeit. Sein Sekret
wurde überdies als Fliegentöter benutzt. Der torkelnde
Flug der Fliege wiederum
galt als Modell der Verwirrtheit.
30
In den Grundrechten der deutschen Staaten waren die Würde
der Person und der individuelle Anspruch auf Freiheit
verbrieft. Nur in berechtigten Fällen, wenn die Rechte Dritter
eingeschränkt oder gefährdet waren, konnte die persönliche
Bewegungsfreiheit eingeschränkt werden. Beabsichtigte
man die lebenslange Isolation eines Menschen von der
Umwelt entgegen dessen Willen, so bedurfte es eines Beweises der ausgesprochenen Gefährlichkeit für andere. Janke
wurde die Teilhabe am Leben in der Gemeinschaft während
nahezu vierzig Jahren verwehrt, obwohl er sich allenfalls
etwas eigentümlich, unvernünftig verhielt. Die Unvernunft
in Jankes Fall bestand aus seiner Idee, über die Luft Energie
zu zapfen, um damit ein Perpetuum Mobile zu betreiben.
(Angesichts der aktuellen Diskussion zur Energiefrage mag
diese Einschätzung zumindest verwundern.) Die Asylierung
Jankes muss demnach im Kontext eines Zeitgeistes betrachtet
werden, in dem trotz der Aufklärung zahlreiche althergebrachte Vorstellungen vorherrschten. Zu jener Zeit wirkte
noch beispielsweise das mittelalterliche Bild der „Fliegen“
als Gestalt der Geistesverwirrtheit nach; wer „Fliegen im
Kopf hatte“ war verrückt. 8 Diese Metapher geistert auch
heute noch im kollektiven Unterbewusstsein umher.
Jankes Konstruktionen vor dem Hintergrund seiner
Person, seiner Krankheit und seiner sozialen Umwelt
Umso nachdenklicher stimmt es also, wenn man eines der
zentralen Themen Jankes – die Konstruktion von Flugobjekten – betrachtet. Der mittelalterliche Mythos „der Fliegen“
scheint sich zu jenem „des Fliegens“ verschoben zu haben.
Würde man Jankes Arbeit aber auf diesen Aspekt beschränken, würde man verkennen, dass er sich weniger für das
Fliegen als vielmehr für den Einsatz seiner Motoren interessierte und dass viele seiner Konstruktionszeichnungen
Alltagsdingen und einer eher philosophischen Betrachtung
dessen galten, was die Welt im Innersten zusammenhält,
also der Weltformel. In früheren Jahren hatte Janke Alltagsgegenstände wie Bohnermaschinen und Rasiergeräte mit
seinen Motoren versehen, um Raketenbusse und mit Raketen
betriebene Postautos entstehen zu lassen. Dies zeigt, wie
sehr Alltagsärgernisse die Konstruktionen Jankes beeinflusst
haben. In dieser Zeit fand Janke auch eine Bildersprache
für seine Weltformel in Form von diaartigen Bildern, die
seine anthropologischen Interpretationen zusammenfassen.
Verwundern kann auch, dass Janke vor vierzig Jahren vom
Gedanken getrieben war, mittels Energie aus der Luft abgasfreie Perpetuum Mobiles zu konstruieren – als ob er die
heutigen Probleme wie Klimawandel und Energiemangel
vorausgeahnt hätte.
Jankes Passion galt dem Beständigen, der Zeitlosigkeit der
freien Beweglichkeit. Dieses Thema, welches unterschwellig
an die Begrenzung durch die Klinik anknüpft, begleitete
Janke seine gesamte Zeit und drückt sich in seinen Flugfahrzeugen und Trajekten sowie der Terra Venussa aus. Dahingehend sind Jankes Konstruktionszeichnungen und Bilder
als Kommunikation und Sprache seiner Innenwelt zu verstehen. Janke schuf aus seiner Sicht keine Kunst, sondern
konstruierte eine Welt, die seinen Wünschen entsprach.
Interessanterweise sind unter all diesen Erfindungen keine
Waffen zu finden, sondern ausschließlich Maschinen zum
Wohle der Menschheit (zu der auch jene gehörten, die ihm
die Freiheit verweigerten). Wenn heute Fragen zur „Kunst
von Janke“ aufkommen, so gelten diese den Gebilden eines
Menschen, dessen Erkrankung ihm eine Konstruktion aufgab,
die sich in betont symmetrischen Bildern äußert. Seine
Zeichnungen führen den Blick zumeist von links nach rechts
(mit einer Blickbeschleunigung links) und laden zum Ver-
weilen in der Mitte ein, bevor sie ein Weitergleiten nach
rechts begünstigen. Die Mittelachse, wo meist die Motoren
angesiedelt sind, ist ein Fixpunkt, der dem Gesamtbild eine
gewisse Ruhe verleiht. So gesehen geht Jankes Zeichnen
über die reine Konstruktion von Motoren hinaus. Vieles an
seinen Maschinen und Fluggeräten erinnert zudem mehr
an biologische Körper als an klassische Maschinen, ein
Prinzip, das insbesondere in seiner Bilderreihe auffällt, in
der er den Brückenschlag zwischen Menschen und Motoren
bewerkstelligt.
Damit schafft Janke auch eine Art Perpetuum Mobile in der
Verschmelzung von Mensch und Technik. Dies lässt sich
überdies in den Zeichnungen erkennen, wo er Menschen
zur Verdeutlichung der Größe der Maschinen einsetzt.
Einerseits drohen diese Gestalten, sich im Bild zu verlieren,
andererseits stellen sie das Bindeglied zwischen Mensch
und Technik dar. Hier drückt Janke erneut seine eigene
Situation aus, die eines der Übermacht des Systems ausgelieferten Menschen, der sich aber mithilfe der Konstruktion
eine überdimensionierte Stellung verschafft. Auch
Peenemünde steht gewissermaßen für den gemutmaßten
Wahn, anhand der Technik unsere Begrenztheiten zu
überkommen. Diese Wahnvorstellung wurde mit den
Weltraumflügen Wirklichkeit, für die es expansiver und
„verrückter“ Ideen bedurfte, die das nicht für möglich Gehaltene möglich werden ließen. Raketen können demnach
als Chiffre für die evolutionäre Antwort auf die „Fliegen“
des Mittelalters verstanden werden.
Karl Hans Janke war vieles: Ein Mensch, ein Visionär, ein
Entrechteter und ein Sterblicher, der seiner Erkrankung und
seiner Vision der Bewegung in der Zeitlosigkeit und Unsterblichkeit eine eigene Sprache verlieh. Leider fehlte es zu
seinen Lebzeiten an Möglichkeiten, dieser Sprache eine
Öffentlichkeit zu verleihen. Dies zumindest ansatzweise zu
richten, ist Ziel dieser Ausstellung.
Mitpatienten Jankes im
Außenarbeitseinsatz, 1953
Janke’s fellow patients at work
outside the facility, 1953
31
Es ist nicht ein Stückchen Wahrheit an all den Behauptungen, die A-4 oder V2
sei von Beginn an als eine Waffe konzipiert gewesen, mit der London verwüstet
werden sollte. (W. v. Braun)
Peter Grampp
Between Madness and Reality:
Karl Hans Janke and His Work In the Mirror of Time
Who was Karl Hans Janke?
“Excuse me but I don’t think so. Maybe it is technically possible,
since you are not informed about certain things. Anyone with technical
Karl Hans Janke was born on 21 August 1909 in Kolberg/
Pomerania, where his parents inhabited a town house before
taking over an estate in Dryhn near Kolberg, a situation which
points to a lower-bourgeois background. After completing
primary school, Janke thus went to the Domrealgymnasium
in Stettin and graduated at the Oberrealschule in BerlinLichterfelde. In Berlin he took night courses in various languages at the Technical University of Technology and went
on to study several semesters of dental medicine in Greifswald.
knowledge is able to find their way through it.” 2
Janke thought he was unjustly institutionalized, his conviction
being that people wanted to steal his inventions or disable
him. He was therefore constantly looking for commissions
or important people who would be able to verify his inventions and rehabilitate him.
What was Janke’s presumed “disease”?
1 Quoted from Karl Hans
Janke’s medical file, Arnsdorf, 04.06.1949.
2 Ibid., 26.07.1949.
3 Quoted from Karl Hans
Janke’s medical file Hubertusburg, 08.11.1950.
4 Quoted from Karl Hans
Janke’s medical file, Arnsdorf. This description matches Emil Kraepelin’s
“depiction of psychophrenia
phantastica.”
5 Hallucinations are typical of
fantastic and confabulatory
paraphrenia. Fantastic paraphrenia is characterized by
delusions of grandeur, which
are expressed but not necessarily lived out.
34
Until he was drafted, Janke’s biography was rather unremarkable. From what we know today, his dismissal from military
service, which he claimed to have been caused by an innate
heart problem, is more likely to have resulted from psychological troubles. Though he was suspected to be suffering
from schizophrenia he was able to avoid undergoing treatment which, back then, often resulted in the patient’s death
– either caused by the “therapeutic” measures as such
(medication, gas) or simply the living conditions in asylums
(starvation). After his father’s death Janke and his mother
fled from Kolberg and settled in Grossenhain in 1947, where
Janke ran a small inventor company, trying to make housing
from artificial resin. In the wake of his mother’s death on
6 August 1948, Janke’s behaviour became increasingly erratic,
while he started showing signs of malnutrition and neglect.
After a public address that was wrongly interpreted as
political agitation, he was arrested by the police. He was
then sent to the District Hospital in Arnsdorf, from where
he was transferred to the Hubertusburg asylum. In his
medical file he is quoted as having said:
“From this day, we shall cease the production of toys for kids, as we
need the ‘material’ for canons. A. Hitler. They should have three
things: 1. a big mouth for boasting, 2. a football to romp about, and
3. a rifle to make war.” 1
Janke claimed to have made these statements for the sole
purpose of attracting public attention to his inventions, an
intention he pursued his entire life at the Hubertusburg up
until his death in 1988. Janke never accepted his internment
nor being considered mentally ill, and always felt deeply
misunderstood, as can be inferred from one of his many
comments:
Janke never suffered from his disease as such but rather
from a lack of understanding on behalf of his environment,
to which he felt subjected. He was never found to feel ill
nor accept that he actually was – as shows his doctors’
assessment:
“Patient is aware of his own persona in time and place. Answers the
questions he is asked with discernment. (...) Patient then proceeds
to disclose his paranoid ideas, claiming he has made 593 inventions.” 3
It was established that Janke was suffering from paranoid
schizophrenia and a “mad scientist” syndrome. Analyzing
the rather scant descriptions of his forty-year-long internment
and interviewing those who still recollect him, his character
could be described as follows:
Janke had a deeply rooted sense for his own importance
and his genius as an inventor. He boasted with his drawings,
and his public acts and appearance betrayed this conviction.
His ideas were never so grotesque or abnormal that they
could be dismissed without further ado, as becomes apparent
in a letter to the Leipzig Trade Fair Society, which at one
point thought of inviting him for an interview. Janke’s general
social demeanour was “affected, grandiloquent and
unctuous” 4, and while at the inception of his disease he
might have suffered from illusions, these soon became less
apparent.
The unmitigated self-assurance in respect to his own persona
and mission dominated his entire character. 5 He kept his
distance from the other inmates, seeking contact with doctors
and other “higher ranked” people in the hospital. He always
wore a jacket; his way of dressing was impeccable, making
him look like an engineer. Janke nevertheless got used to
being treated in the same way than the other patients, though
this never prevented him from trying to make out a different
path for himself. He was for instance working in the “coal
brigade”, whose strenuous task was to carry buckets with
coal for heating from the cellar to the rooms; instead of
complaining he proceeded to invent machines that would
do the work. He was however likely to react to such
“improper” situations as though he was personally offended
– his particular way of commanding respect. Janke’s attitude
towards the nursing auxiliaries and minorities was condescending, while in his eyes the doctors he asked to transmit
his drawings to industrial companies were mere middlemen
whom he reluctantly granted partial insight into his construction world. His general behaviour towards them was jovial,
as he considered himself to be on par with them:
“I’m not a socialite, I have worked independently for years yet I did
terminologies. In short, Janke’s symptoms conform to Karl
Leonhard’s description of “expansive paraphrenia” or Emil
Kraepelin’s “paraphrenia expansiva” 7, both pertaining to
the category of schizophrenic diseases.
Janke vor der Psychiatrischen
Landesanstalt Schloss Hubertusburg, 1950er Jahre
Janke in front of the State Psychiatric Facility Hubertusburg
Castle, 1950s
Why did Janke remain 40 years in psychiatry?
not seclude myself from the world and I have learned all my fellow
humans’ particularities. I have taken part in their joys and pains yet
I’m not a socialite, I cannot easily put my feelings into words.” 6
In the titles and descriptions of his constructions Janke liked
to use affected and convoluted neologisms he deemed dignified. He presumably relied on his basic knowledge of Latin,
for instance, when he spoke of “Terra Venussa”, “trajector”
and similar objects. It often happened that these terms were
deviated from their original meaning (sense shifting) or
condensed. Janke’s written instructions were accordingly
pompous and artificial, always emphasizing their own importance. Many names for machine parts therefore remain
cryptic and linguistically hermetic, for instance, when he
designates an “Energienadel” (Energy Needle) and the like.
In Janke’s notes we also find references to himself, as when
he embroiders his biography or provides seemingly plausible
explanations on his dropping out of university or military
service.
Although Janke never acknowledged the legitimacy of his
internment, his attempts to leave the clinic gradually subsided
over the years. This went hand in hand with a progressive
decrease in complexity of the issues addressed in his drawings. His writing also betrays a simplification of thought,
most notably in his increasingly frequent use of wrong
It is widely assumed that the darkest chapter of psychiatry
ended with the fall of the Third Reich and the abolition of
euthanasia. Yet this appreciation falls short of the truth
since euthanasia itself cannot be explained without taking
into account the common practices that preceded the establishment of psychiatric institutions. It is another undisputed
fact that in many instances the internment of mental patients,
even after the war, took place under questionable premises.
In comparison with 18 th-century madhouses and loony bins,
asylums were no doubt a humanitarian advancement. They
were established in remote places, often in the proximity of
nature, and offered relatively decent accommodation and
working opportunities. The fact that this tradition was again
picked up after the Second World War should not conceal
that patients were frequently subjected to severe treatment:
they were forced to abide by the house regulations, were
entirely dependent on the whims of the nursing personnel
and had to comply with heavy restrictions in terms of
freedom and intimacy, as in those days, most facilities
featured communal bedrooms and showers. In this context
it is worthwhile noting that asylums were closed down not
in reaction to the so-called “Rodewischer Thesen” [a series
of progressive approaches developed throughout the 1960s
in an institution in the eponymous former Eastern German
6 Quoted from Karl Hans
Janke’s medical file, Arnsdorf, 15.06.1949.
7 On this matter, see Karl Le-
onhard, Aufteilung der endogenen Psychosen und ihre
differenzierte Ätiologie [Ed.
Helmut Beckmann], 6th edition, Georg Thieme Verlag,
Stuttgart/New York, 1995, as
well as Karl Leonhard, Aufteilung der endogenen Psychosen und ihre differenzierte Ätiologie, 6th edition, Akademie-Verlag, Berlin (East),
1986, and Emil Kraepelin,
Psychiatrie, 8th edition, Vol.
III, Ambrosius Barth, Leipzig,
1913.
35
town] or the 1975 “Psychiatrie-Enquête” [a nationwide inquiry
into the state of psychiatric institutions] but for merely
economical reasons.
Inszenierung Jankes eigener
Modelle, 1950er Jahre
Staging of Janke’s own models, 1950s
Without exception the constitutions of the different German
states comprised amendments proclaiming the inviolability
of human dignity and the individual right to freedom. Individual mobility could only be restricted if duly argued, for
instance, when the rights of third parties were infringed or
threatened. If a person was to be kept in lifelong isolation
against their will, substantial evidence on the danger they
represented had to be given. In actual fact Janke was denied
the right to live in society for more than forty years, although
he merely acted a bit strange and unreasonable. Janke’s
irresponsibility was derived from his apparently outlandish
idea to extract energy from the air and use it to fuel a
perpetuum mobile. (In light of the current debate on renewable energies, this assessment may seem somewhat
curious, to say the least.) Janke’s internment therefore has
to be seen in the context of a time which, despite the Enlightenment, was still haunted by countless folk beliefs. Among
others, the medieval image of “flies” as a symbol of mental
disarray was still firmly rooted in people’s minds; “having
flies in one’s head” circumscribed madness. 8 This metaphor
is actually still buried in the collective subconscious.
Janke’s constructions in the context of his persona, his
illness and his social environment
8 Because of its psychoactive
substances fly agaric, or fly
mushroom, was considered
a Dyonisian source of happiness and joy. Its secretions
were also used to attract and
kill flies. The drowsed fly’s
movements were an image
of mental disarray.
36
It is therefore all the more interesting that one of Janke’s
central themes should have been the construction of aircraft.
The medieval myth of “flies” here seems to have shifted to
the motif of “flying” as such. Yet reducing Janke’s work to
this aspect would not account for the fact that his interest
lay not so much in the flying than in the practical use of his
engines, and that many of his construction drawings concern
everyday objects as well as philosophical ponderings on
what makes the world go round – or the universal formula,
as it were. In his early years, Janke planned to fit common
household objects such as floor-polishing machines and
shavers with his engines, and conceived rocket-propelled
busses and postal trucks. This goes to show how much
everyday nuisances affected Janke’s thinking and planning.
Around the same time Janke also devised an iconography
for his universal formula in the shape of slide-like images
summing up his anthropological interpretations. It is quite
astonishing to see that, forty years ago, Janke should have
been driven by the idea to devise non-polluting perpetuum
mobiles operating on energy gained from the air – as though
he had anticipated today’s climate change and energy
shortage.
Janke’s passion applied to persistence – the timelessness of
unrestrained mobility. This topic, which tacitly points to the
restrictions his internment enforced on him, was addressed
by Janke throughout his life, influencing his aircraft and
trajects as well as Terra Venussa. Janke’s construction
drawings and imagery are therefore to be seen as a means
of communication, a language he used to express his inner
feelings. Seen under this light, Janke was not making art
but intended to construct a world that lived up to his expectations. Interestingly enough there are no weapons among
his inventions, but only machines devised for the good of
humanity (including the individuals who destituted him).
When asking the question of “Janke’s art”, we should not
lose sight of the fact that we are dealing with the structures
of an individual whose illness literally compelled him to
conceive pointedly symmetrical constructions. In most
drawings, the observer’s attention is thus drawn from left
to right (with a slight acceleration on the left-hand side) and
shortly rests in the middle before drifting off to the right.
The central axis mostly features the engine, becoming a
fixed point that stabilizes the entire structure. When considered under these premises, Janke’s drawings are not just
about the construction of engines. Many features of his
machines and aircraft are furthermore reminiscent of organic
bodies rather than traditional engines, a principle that is
best observed in a series of images where he links the worlds
of man and technology.
ideas to make possible what had hitherto been considered
impossible, this delusion became real. Rockets may therefore
be seen as symbols for the evolutionary equivalent of the
medieval representation of “flies”.
Schloss Hubertusburg in
Wermsdorf, 1926
Hubertusburg Castle in
Wermsdorf, 1926
Karl Hans Janke was many things: a man, a visionary, a
dispossessed and a mortal individual who expressed his
illness and his vision of unrestrained mobility in time and
space by means of a distinctly personal language. Unfortunately his contemporaries were lacking the tools to render
his speech public. This exhibition is a posthumous attempt
to make amends.
In these representations, Janke creates a sort of perpetuum
mobile by uniting man and technology. This recurring feature
in his drawings is primarily used to give viewers a sense of
the scale of the machines. But while the figures almost
threaten to vanish in the image, they also represent the link
between man and technology. Janke thus once again expresses his own situation as an individual who, though entrapped
in an overwhelmingly powerful system, is able to gain a
greater dimension by way of his constructions. Peenemünde
equally stands for the supposed madness that pushes human
beings to surpass their limits with the help of technology.
With space travel, which demanded far-reaching and “crazy”
40
37
Deutsches Atom-Triebwerk, 1928 – 2.12.1952 – 20.10.1957 [German Atomic Engine]
38
39
Weltall-Fahrzeug D-001/Deutsches Raum-Trajekt: Venusland, 1928 – 1937 – 3.12.1952 – 20.10.1954 – 1957
[Space Vehicle D-001/German Space Trajector Venusland]
41
42
Weltall-Fahrzeug D-001/Deutsches Raum-Trajekt: Venusland, 1928 – 1937 – 3.12.1952 – 20.10.1954 – 1957
[Space Vehicle D-001/German Space Trajector Venusland]
Seiten 44 und 45: Ultraschall-Triebwerk 1954–57 [Ultrasound Engine]
43
46
Schnellste Maschine der Welt! 1928/68
[Fastest Machine on Earth!]
47
48
49
50
Atom-Magnetischer, reaktiver Strahl-Kessel-Antrieb, 1928 – 3.12.1952 – Juli 1953 – Aug. 1955
[Atomic-Magnetic Reactive Steam-Ray-Boiler Propulsion]
Seiten 48 und 49: Düsen-Kupole, o. J. [Jet Cupola]
51
52
Raumflug-Triebwerk/atommagnetische Stoßdampf-Düse, 1928 – 37 – 1952 – 1959
[Spaceflight Engine/Atomic-Magnetic Steam Valve]
53
54
MSKA, Magnetisches Saug-Kompressor-Aggregat, 1926 – 3.12.1952 – 1959/60
[Magnetic Suction Compressor Aggregate]
55
56
Trommelanker-Turbine als Stabmotor für selbsttragende Luft- und Raum-Fahrzeuge, 1928 – 3.12.1952 – März 1956
[Barrel Anchor Turbine as Rod Engine for Self-Supported Air and Space Vehicles]
57
Atom-Magnetischer Strahl-Hitze-Kolben, 1928 – 3.12.1952 – 29.7.1953 – 1954 [Atomic-Magnetic Heat-Ray Piston]
58
59
Lok mit Raumelektrizitäts-Antrieb, 1977 [Locomotive with space-electricity drive]
Seite 60: Tiefsee-Tauch-Kugel, 1963 [Deep sea diving bell]
61
oben: Kippflächen-Segelflugzeug, 1958 [Tilt-wing glider]
unten: Kabine des Trajekts, 1955 [Cabin of the trajector]
62
oben: Tragfläche für Leichtflugzeuge, 1956 [Wing for light airplane]
unten: Weltraum-Luftschiff mit Kreiselhubschrauber, 1955 [Space blimp with gyroscopic helicopter]
63
Sputnik-Rakete mit abwerfbarem Behälter, 1957
[Sputnik rocket with disposable container]
64
Das Deutsche Raum-Elektronen-Atom, 1978
[The German space-electron atom]
65
66
Stator und Rotor der Saugpumpe für Raumelektrizität, 3.12.1952 und Atom-Nadel Antenne, 1963 – 2.9.78
[Stator and Rotor Blade of Suction Pump for Ambient Electricity; Atomic-Needle Antenna]
67
68
Weltall-Kugel-Trajekt, 1937 – 3.12.1952 – 1960 – 1978
[Space Globe Trajector]
72
69
Vakuolen-Register, 1963 – Okt. 1978 und Weltall-Kugel-Trajekt, 1937 – 3.12.1952 – 15.3.1978 [Vacuole Register; Space Globe Trajector]
70
71
Impuls-Strahl-Triebwerk – Positive Elektrode, 1928 – 3.12. – 12.12.1952/54
[Impulse-Ray Engine – Positive Electrode]
73
Jan Hoet
Universelle Obsession und „totale Wahrhaftigkeit“
Jan Hoet, der ehemalige Direktor des Stedelijk Museum voor
Actuele Kunst (SMAK) in Gent, zeigte im Sommer 2001 im
belgischen Geel die Ausstellung „Yellow“. In dieser Schau
konfrontierte er Arbeiten von professionellen Künstlern
und psychiatrischen Patienten. Der 1936 geborene Kunsthistoriker – der 1992 auch künstlerischer Leiter der „Documenta IX“ war – präsentierte die Werke indessen an einem
besonderem Ort: seinem Elternhaus. Hoets Vater, ein renommierter Psychiater, hatte dort ein ungemein fortschrittliches
Modell für den Umgang mit psychisch Kranken in die Tat
umgesetzt und lebte mit Frau und Kindern in einer Art
Wohngemeinschaft mit den Patienten. Die Ausstellung in
Geel versammelte unter anderem Arbeiten von Bruce Nauman, Hans Krüsi und Jason Rhoades. Sie enthielt aber auch
einige Zeichnungen von Karl Hans (Joachim) Janke, die Hoet
dem „Archeopterix Nr. 2“ von Panamarenko – einer filigranen
Skulptur eines Urvogels – gegenüberstellte. Andreas Höll,
Redakteur für bildende Kunst bei MDR-Kultur, dem Hörfunkprogramm des Mitteldeutschen Rundfunks, interviewte
Jan Hoet am 21. Mai 2001 im SMAK.
Andreas Höll: Gestern wurde die Ausstellung „Yellow“ eröffnet. Warum haben Sie sich entschieden, Arbeiten von Karl
Hans Janke in Ihrer Ausstellung zu zeigen?
dass ich mich auch mit diesem Thema beschäftige. Ich wollte
eine Ausstellung mit Arbeiten von Patienten und Werken
von Panamarenko zusammenstellen. Die Ausstellung sollte
in Geel sein, wo ich mit psychiatrischen Patienten aufgewachsen bin. Ich wollte einen Dialog zwischen psychiatrischer Patienten-Kunst und autonomer Kunst machen.
Peter Lang erzählte mir, dass er die Werke eines Künstlers
aus Ostdeutschland kennen gelernt habe und es fantastisch
wäre, das miteinander zu verbinden. Ich sagte, ich müsse
es sofort sehen. Dieser Künstler, Janke, zeichnet Raumschiffe,
Flugzeuge, Raketen usw., aber mit einer gewissen utopischen
Qualität, als wolle er eine Rakete konstruieren, ohne Treibstoff zu benutzen.
Ich fand es fantastisch, diese Arbeit in der Ausstellung in
Geel mit Panamarenko in einen Dialog zu bringen. Dann
haben wir einen Deal gemacht. Ich gab eine Arbeit von
Panamarenko und erhielt welche von Janke. So einfach
entstand es. Das war zufällig, aber solche Dinge entstehen
eben zufälligerweise. Es gibt bestimmte Leute auf der ganzen
Welt, die entflammbar, die neugierig sind. Neugierig – was
bedeutet das? Man ist nur neugierig auf das, was man nicht
kennt und das ist das Entscheidende.
Andreas Höll: Was fasziniert Sie an den Bildern von Janke?
Jankes Modell „Solcamara“,
1950er Jahre
Janke’s model “Solcamara”,
1950s
Jan Hoet: Das war total zufällig. Eines Tages kam der ostdeutsche Kurator Peter Lang zu mir. Er bat mich um eine Arbeit
von Panamarenko, die er den Werken eines psychisch kranken Künstlers gegenüberstellen wollte. Ich erzählte ihm,
Jan Hoet: Mich fasziniert zunächst die Verbindung zu Panamarenko, die ich hergestellt habe, weil er auch utopische
Flugzeuge konstruiert. In seinen Ideen, die er auf Videos
und in Metamorphosen verwirklicht, steht er Ikarus und
Daidalos nahe, viel näher als Leonardo da Vinci. Dann habe
ich gesehen, dass Janke viel mehr mit Leonardo da Vinci zu
tun hat, dass er versucht, aus seiner Obsession heraus eine
Art Funktionalität zu kreieren. Das war interessant für mich,
diese beiden Elemente miteinander zu verbinden. Man sieht
das auch. Panamarenko suggeriert Funktionalität, hört aber
einen Moment vorher damit auf, wenn der Traum noch da
ist, während Janke sich konsequent mit einer neuen Funktionalität auseinandersetzt.
Das fand ich so interessant, dass ich dachte, das muss man
miteinander verbinden. Ich habe kein Flugzeug von Panamarenko in dieser Ausstellung gezeigt, weil es zu literarisch
wäre. Man hätte es nicht verstanden. Ich habe Panamarenko
nur als Begriff zeigen wollen und dem wollte ich die Arbeiten
74
von Janke gegenüberstellen. Was mich auch bei Janke
interessiert, ist, dass seine Obsession immer mit einer formalen Gestaltung verknüpft ist, etwa so: Das Blatt ist von
links nach rechts, von oben nach unten vollkommen. Es ist
perfekt. Man kann nichts hinzufügen – nichts. Man kann
auch nichts wegnehmen. Bei Kandinsky, beispielsweise,
kann man viel wegnehmen. Es gibt viele Linien bei ihm, die
überhaupt nicht nötig sind. Bei Panamarenko dagegen kann
man auch nichts hinzufügen. Bei ihm sind die Blätter
ebenfalls vollendet. Man kann nichts wegnehmen und man
kann auch nichts hinzufügen.
Andreas Höll: Sie haben gerade die Verbindungslinie zu
Leonardo da Vinci gezogen. Welche anderen Traditionslinien
sehen Sie bei Janke, welche anderen Geistesverwandten
gibt es noch?
Jan Hoet: In den Arbeiten von Adolf Wölfli und Jean Dubuffet
aus Frankreich gibt es ähnliche Ideen, aber das ist richtige
Art Brut. Dass Janke das Blatt Papier, so wie es ist, vollständig
benutzt und ausfüllt, das finde ich bei ihm so fantastisch.
Andreas Höll: Sie haben vorhin als Gemeinsamkeit von Janke
und Panamarenko die formale Vollkommenheit ihrer Zeichnungen genannt. Wo sehen Sie die wichtigsten Unterschiede?
Jan Hoet: Panamarenko hat aus meiner Sicht mit einer
kulturellen Zeit zu tun. Er kommt aus einer Zeit, von der er
sich befreien musste. Er musste sich von der Autorität der
Kunst, das heißt: der Akademie, befreien, und er tat es. Das
waren die Spielregeln der Avantgarde. Panamarenkos Arbeiten haben mit Zeit zu tun und man kann sie perfekt
innerhalb einer Zeit oder Mode einordnen. Das interessiert
mich nicht besonders, denn jeder große Künstler hat mit
Zeit zu tun, vom 14. Jahrhundert bis heute. Janke hat weder
mit der Zeit noch mit der Akademie – und das heißt auch
mit der handwerklichen Ausbildung, die dort vermittelt
wird – etwas zu tun. Er zeigt Schwächen, aber die Schwächen
und Obsessionen sind zugleich auch die Qualität. Man kann
seine Werke auch in eine andere Zeit projizieren, als in der
er sie gemacht hat.
Jan Hoet: Janke war vielleicht Ingenieur und Panamarenko
ist kein Ingenieur. Er möchte gern Ingenieur sein, besser als
ein Ingenieur sein. Das ist sein Problem. Das ist der Unterschied.
Andreas Höll: Sie haben sich ja intensiv mit Panamarenko
befasst. Wie würden Sie den künstlerischen Rang des Ingenieurs Janke beurteilen?
Jan Hoet: Als eine universelle Welt. Als universelle Obsession,
universeller Wert, als ein Impuls, den jeder für sich nutzen
kann. Wie Beuys gesagt hat, jeder Mensch ist ein Künstler.
Dafür ist Janke ein typisches Beispiel.
Andreas Höll: Ist Janke eine singuläre Erscheinung?
Jan Hoet: Janke ist in jedem Fall eine singuläre Erscheinung.
Er hat richtig verstanden, was er ist. Alles kommt aus ihm
selbst und er macht es für sich selbst. Es ist totale Wahrhaftigkeit. Das hat eigentlich nichts mit Kunst zu tun, das ist
viel mehr als Kunst.
Andreas Höll: War Janke auch für Sie – als Kenner der Kunst
von psychisch Kranken – eine richtige Entdeckung?
Jan Hoet: Ja, das ist eine richtige Entdeckung für mich. Ich
bin eifersüchtig, dass ich keine Arbeiten von diesem Mann
habe. Es wäre fantastisch, in diesem Museum in Gent Jankes
Ideen mit Panamarenko zu konfrontieren. Für die Arbeiten
von Panamarenko wäre das eine Verstärkung. Panamarenko
braucht das vielleicht, aber Janke nicht. Er ist eine Einzelfigur,
ein totaler Einzelgänger. Panamarenko ist Einzelgänger im
kulturellem Sinne. Er ist Einzelgänger innerhalb einer
menschlichen Diskussion, innerhalb eines menschlichen
Diskurses.
Andreas Höll: Janke hatte optimistische Fantasien, wie der
technische Fortschritt der Menschheit ein besseres und
gerechteres Leben ermöglichen kann. Jetzt schreiben wir
das Jahr 2001 und viele technologische Utopien des vergangenen Jahrhunderts haben sich nicht erfüllt. Wo sehen Sie
in diesem Kontext die Aktualität Jankes?
Andreas Höll: Janke hat sich ja wahrscheinlich gar nicht so
sehr als Künstler, sondern vielmehr als Ingenieur verstanden.
75
Seine Arbeiten sind nicht rein logisch. Sie sind nicht extrovertiert-logisch, vielmehr introvertiert-logisch – das ist das
Interessante. Das Individuelle ist wichtig in einer Welt, die
immer mehr versucht, zu generalisieren.
Andreas Höll: Janke wurde in der Isolation eines abgelegenen
psychiatrischen Krankenhauses zum Künstler. Panamarenko
dagegen ist den klassischen Weg eines Künstlers gegangen,
der von der Akademie kommt und im internationalen KunstDiskurs zu großer Berühmtheit gelangt. Ist das Label
„psychisch krank“ bei Janke und „psychisch gesund“ bei
Panamarenko überflüssig?
Jankes Modell Weltraumschiff
„Sonnenland“, 1950er Jahre
Janke’s model space ship
“Sonnenland”, 1950s
Jan Hoet: Meiner Meinung nach sollte jeder versuchen,
seinen Ideen Form zu geben. Das ist immer gültig, für jede
Zeit. Es gibt viele Leute, die Angst haben, sich auszudrücken
oder ihren Ideen und Gedanken Form zu geben. Janke macht
es – ohne Auftrag, ohne die opportunistische Absicht, mit
seinem Werk in ein Museum zu kommen oder einem wissenschaftlichen Denken zu genügen. Er ist einfach überzeugt
von seiner isolierten Position. Er ist der Andere, weil er der
Andere sein will. Er fühlt sich dabei nicht frustriert. Ich
finde, dass Janke ein Modell für jeden Menschen ist.
Andreas Höll: Janke war psychiatrischer Patient, er galt als
krank. Sehen Sie darin eine besondere Qualität?
Jan Hoet: Seine Krankheit ist unbedingt eine Qualität. Das
Problem ist, dass wir Menschen immer bezüglich ihrer Logik
aufnehmen und nicht bezüglich ihrer körperlichen Erfahrungen. Die Logik dient dazu, körperliche Erfahrungen zu
verfeinern. Janke hat das Körperliche an sich in sich selber
aufgenommen und ausgedrückt. Deswegen ist das so wichtig.
Heute entdeckt die männliche Gesellschaft viel mehr die
Wichtigkeit des Körpers als zum Beispiel vor zehn Jahren.
Janke ist sensibel für das Körperliche. Die Art und Weise,
wie er die Form auf einem Blatt Papier gestaltet, ist körperlich.
Es ist eine körperliche Erfahrung, die kein Konzept hat.
76
Jan Hoet: Eine Welt, in der das alles durcheinander geht,
wäre doch viel schöner. Jetzt haben wir in Wirklichkeit aber
alles in Kategorien bestimmt: Das ist Kunst, das ist Wissenschaft. Aber wo ist der Mensch? In vielen Fällen geht es nur
um die Kunst und nicht um den Künstler, nicht um die
Persönlichkeit des Künstlers, nur um die Kunst. In vielen
Fällen geht es nicht einmal um die Kunst, es geht nur um
den Besitz der Kunst. Das ist das Schwierigste.
Andreas Höll: Sie haben sich spontan für die Arbeiten Jankes
begeistert. Was hat Sie in Ihrer Kindheit geprägt, dass Sie
für solche Künstler besonders sensibel sind?
Jan Hoet: Mein Vater war Psychiater. Wir waren sieben
Kinder: fünf Söhne und zwei Töchter. Neben den Kindern
hatte mein Vater noch fünf psychiatrische Patienten in die
Familie aufgenommen. Sie schliefen bei uns, aßen bei uns,
spielten mit uns, machten etwas, scheinbar ohne Ziel. Es
gab zum Beispiel eine mikrozephalische Frau [Anmerkung
AH: Mikrozephalie bedeutet laut medizinischer Definition
„eine abnorme Kleinheit des Kopfes infolge primärer Fehlentwicklung des Gehirns“] – doch trotzdem war sie immer
so glücklich. Sie strahlte ein unglaubliches Glück aus, durch
ihren Blick, ihren Mund – und lachte immer. Sie kannte
noch alle Namen, als ich sie 20 Jahre später wieder traf. Sie
konnte sich an alles erinnern. Sie hatte ein unglaubliches
Gedächtnis. Dabei hat das Mädchen jeden Tag nur Pullover
gestrickt. Sie strickte, jeden Tag von sechs Uhr morgens bis
zehn Uhr abends, aber ohne Ziel. Sie unterbrach ihre Arbeit
nur zum Essen und Schlafen. Das war alles. Da war diese
Ausstrahlung, die wir als Kinder brauchten. Wenn wir zur
Schule gingen, gab sie uns ihr strahlendes Lächeln mit und
Inszenierung Jankes eigener
Modelle, 1950er Jahre
Staging of Janke’s own
models, 1950s
das war fantastisch. Das waren Dinge, die wir nicht verstanden, weil es nicht in uns ist. Diese Welt faszinierte uns so
stark, eine Welt, die nicht die unsrige ist. Wir nannten die
Patientin immer die „Krise“, und mein Vater war sehr böse,
wenn wir das sagten. Mein Vater nannte sie dagegen immer
die gesunden Anderen. Ich finde, das ist ein fantastisches
Modell, besonders in einer Zeit, in welcher der andere oft
als Fremder angesehen wird.
Andreas Höll: Das ist ein unglaublich fortschrittliches Modell,
vor allem zu der Zeit in den 40er und 50er Jahren, als Sie
aufgewachsen sind.
Jan Hoet: Es liegt 55 Jahre zurück. Bis ich 20 Jahre alt war,
habe ich immer mit psychiatrischen Patienten in einem
Haus gelebt. Es gab eine Zeit, da wusste ich nicht, sind sie
meine Brüder oder nicht? Was ein Bruder ist, das weiß man
nicht einfach, denn das hat eine kulturelle Bedeutung. Wenn
man mit ihnen lebt und die Eltern nicht sagen, das ist deine
Schwester, das ist dein Bruder, dann hätten wir es wahrscheinlich nicht gewusst. Man lernt es. Das war ein Gefühl,
alles hatte einen großen affektiven Wert. Wir haben nicht
gedacht, diese Menschen sind krank oder anders als wir
und wir haben nichts damit zu tun – sie waren ein Teil der
Familie.
Andreas Höll: Was ich sehr faszinierend finde, ist das Bild
von der Frau, die ziellos jeden Tag gestrickt hat, also im
Prinzip etwas Zweckloses, Absichtsloses getan hat.
Jan Hoet: Kunst ist auch absurd. Man kann nichts mit Kunst
machen. Kunst kann man nur anschauen. „Just look at it!”
Das ist alles, was man machen kann. Man kann nichts damit
tun. Man kann Kunst verkaufen, aber das ist relativ. Das ist
eine ökonomische Annäherung der Kunst, aber das hat nicht
direkt mit Kunst zu tun. Kunst ist absurd – sie ist eine
absurde Tätigkeit.
Andreas Höll: Sie hatten sich schon früh mit den Grenzbereichen von Kunst und Psychiatrie beschäftigt. Wie hat sich
Ihr Blick auf die Kunst von den „gesunden Anderen“ – wie
Ihr Vater sagte – in den letzten Jahrzehnten verändert?
Jan Hoet: Es ist vielleicht die Neugier auf Dinge, die außerhalb
einer Persönlichkeit entstehen, die man selber nicht hat.
Wir haben immer in unserer Gesellschaft gelernt: Was man
tut, muss eine direkte Rentabilität, eine Funktionalität haben.
Es muss ein Interesse zwischen mir selbst und dem Anderen
vorhanden sein. In der Kunst hingegen gibt es das nicht.
Man kann etwas geben, was der andere nicht braucht oder
nicht mag. Kunst ist anders. Sie hat keine direkte Auswirkung, keinen direkten Effekt.
Andreas Höll: Janke wollte dagegen tatsächlich Flugzeuge
bauen, wie zum Beispiel das Trajekt Hiddensee, mit dem er
Leute in den Urlaub fliegen wollte. Er wollte etwas Nützliches schaffen. Doch das Nützliche wurde nicht realisiert.
Jan Hoet: Weil die Gesellschaft gesagt hat, wir hören dort
auf. Weil es keine Antwort ist auf die Dinge, die wir konzipieren und konstruieren. Es ist als absurd, individuell,
schizophren und nutzlos bezeichnet worden. Aber es wäre
fantastisch, wenn man so etwas bauen würde. Das wäre
unglaublich.
Andreas Höll: Janke wollte die Welt verbessern, aber – was
wir vorhin schon angesprochen haben – er wollte höchstwahrscheinlich keine Kunst machen.
Jan Hoet: Janke wollte nur etwas ausdrücken, eine Botschaft
übermitteln, wie er die Welt beobachtet. Er sah, dass es
fantastisch wäre, wenn wir alle diese Instrumente, die man
jetzt benutzt, nicht nötig hätten, wenn man etwas total
unabhängig vom Bestehenden machen könnte. Das ist doch
unglaublich schön, das ist doch etwas Menschliches.
Andreas Höll: Sie haben vorhin erwähnt, dass Sie gerne
einmal Jankes Arbeiten in einer größeren Schau zeigen
würden – und zwar gemeinsam mit Werken von Panamarenko …
Jan Hoet: Das wäre die schönste Ausstellung: Panamarenko–
Janke. Man könnte besser sehen und vielleicht beide Künstler
besser verstehen. Beide machen Vorschläge, wie Individualität in einer Welt aussehen kann, die mehr und mehr
kollektiv denkt.
Erstveröffentlichung in Karl Hans (Joachim) Janke –
Ein Brevier, Künstlerhaus Bethanien, Berlin, 2003
77
Meine einzige Rolle bestand darin zu überprüfen, daß exakt nach unseren Zeichnungen und Konstruktionen gearbeitet wurde und die Raketen, die das Werk
lieferte, auch wirklich funktionieren konnten. (W. v. Braun)
Jan Hoet
Universal Obsession and “Absolute Truth”
In the summer of 2001, Jan Hoet, Director of the Stedelijk
Museum voor Actuele Kunst (SMAK) in Ghent, presented
the exhibition “Yellow” in Geel, Belgium, where he confronted
the art made by mental patients with that of professional
artists. The art historian – born in 1936, who served as
artistic director of “Documenta IX” in 1992 – showed these
works in an usual setting: his parents’ home. Hoet’s father,
a respected psychiatrist, developed an extremely progressive
approach to treating the mentally ill: the doctor – together
with his wife and children – lived with the patients under
the same roof, in a kind of collective. The Geel exhibition
brought together works by the likes of Bruce Naumann,
Hans Krüsi, and Jason Rhoades. A few drawings by Karl
Hans (Joachim) Janke were displayed here as well, shown
alongside Panamarenko’s Archeopterix Nr. 2 – the filigree
sculpture of a primeval bird. Andreas Höll, editor for visual
arts at MDR-Kultur, the cultural program of the Central
German radio broadcasting network, interviewed Jan Hoet
at the SMAK, on 21 May 2001.
All over the world you find passionate people, curious people.
But what does “curious” mean? Only what we don’t know
makes us curious – and that’s what counts.
Andreas Höll: Yesterday was the opening of the exhibition
entitled “Yellow”. What made you decide to include works
by Karl Hans Janke in your show?
I found these diverse approaches so interesting that I thought
one should connect them. I didn’t show a single one of
Panamarenko’s airplanes in the exhibition. That would have
been too literal a reference. In the end, it would have confused
people. Instead, I tried to present Panamarenko as a “term”,
or concept, to study the works of Janke. What amazed me
about Janke was that his obsession always linked with
fundamental principles of designing, more or less in this
way: from left to right, and from top to bottom, the sheet is
complete. It’s perfect. You can’t add a thing. Nor can anything
be removed. With Kandinsky, for example, a lot can be
removed. Many lines are superfluous. With Panamarenko,
too, nothing can be removed. His drawings are perfect. They
resist the removal or addition of an element.
Jan Hoet: That happened by coincidence. One day the East
German curator Peter Lang approached me, and he asked
for a work by Panamarenko to display alongside works by
mentally ill artists. I told him that this was my field of study,
too, and that I wanted to organize an exhibition with works
by patients and Panamarenko. The exhibition would take
place in Geel, where I grew up with psychiatric patients. The
idea was to create a dialogue between the art of psychiatric
patients and autonomous art. When Peter Lang told me he
knew of the works of a unique, East German artist, and
thought it would be wonderful to combine our interests, I
told him that I wanted to see these works immediately. This
artist, Janke, draws space ships, airplanes, and rockets, but
he gives them a certain utopian quality, as though he wants
to construct a rocket without considering the use of fuel.
It seemed a great idea, for the Geel exhibition, to engage
these work in a discourse with Panamarenko. So we made
a deal. I gave up a Panamarenko, and received, in exchange,
a few artworks by Janke. It was as simple as that. It all
happened by chance, the way things like this usually do.
80
Andreas Höll: What is it that fascinates you about Janke’s
pictures?
Jan Hoet: First of all, I’m fascinated by the connection that
I established with Panamarenko, because he also constructs
utopian airplanes. But the concepts behind Panamarenko’s
videos and metamorphic ideas are easier to link to the myth
of Icarus and his father, Deadalos, than to Leonardo da Vinci.
It was then that I realized how Janke has more to do with
Leonardo da Vinci. He tries to create a functionality from
his obsession. The attempt to connect these two approaches
was interesting for me. You can see that. Panamarenko
suggests functionality, but stops at the threshold of the
dream, while Janke goes much deeper into this aspect of
functionality.
Andreas Höll: You’ve already alluded to Leonardo da Vinci.
What other traditions or spiritual affinities would you associate with Janke?
Jan Hoet: Similar approaches exist in the works of Adolf
Wölfli and the French artist Jean Dubuffet. But that’s authentic
Art Brut. What’s so remarkable about Janke is that he uses
and fills every inch of the page, so to speak.
Andreas Höll: You pointed out similarities of Janke’s and
Panamarenko’s formal perfection with regard to their drawings. Where do you see significant differences?
engineer, though. In fact, he wanted to be much more than
an engineer. That’s his problem – and that’s the difference
between these two artists.
Jan Hoet: From my point of view, Panamarenko deals with
a cultural time-period. He comes from a period when liberation was a necessity. He had to free himself from the authority
of art, meaning here from the Academy. That’s exactly what
he did. Those were, after all, the rules of the avant-garde.
Because Panamarenko’s works are conscious of the time in
which they were made, it’s possible to see them in connection
with specific periods and fashions, which doesn’t interest
me very much. Every great artist – from the 14th century up
to the present – has had to come to terms with his or her
own time period. Janke, however, has no connection with
a time period or Academy, which also means he has nothing
to do with acquired, academic skills. His works have their
weaknesses, but the weaknesses and obsessions are also
what create the quality of his work. Theoretically speaking,
you could even shift his work to a period other than the one
that they were made in.
Andreas Höll: You’ve dealt intensively with Panamarenko.
How would you rate the engineer Janke in the art world?
Andreas Höll: Janke probably thought of himself more as an
engineer than an artist.
Jan Hoet: Janke was, perhaps, an engineer, and Panamarenko
is by no means an engineer. Panamarenko wanted to be an
Janke vor dem Modell Weltraumschiff „Sonnenland“ in
seiner Ausstellung im Schloss
Hubertusburg, 1950er Jahre
Janke in front of the model
spaceship “Sonnenland” at his
exhibition in Hubertusburg
Castle, 1950s
Jan Hoet: For me, he embodies a universal world, a universal
obsession, a universal value and an impulse that everyone
has access to. Joseph Beuys once said, “Everybody is an
artist”. Janke is the perfect example of this.
Andreas Höll: Is Janke a unique phenomenon?
Jan Hoet: Janke is a unique phenomenon in any case. He
understood in full what he was. He pulled everything from
himself, and made this everything for himself. He’s the
absolute truth, which has nothing to do with art. It’s more
than art, actually.
Andreas Höll: For someone like yourself, an expert in mental
illnesses, was Janke a genuine discovery?
Jan Hoet: He was, by all means, a discovery. I’m even upset
now that I don’t own any of his works. It would be great to
arrange a confrontation in this museum in Ghent between
Janke’s and Panamarenko’s ideas. It would certainly enrich
81
Panamarenko’s works. Although Panamarenko might need
this, Janke certainly doesn’t – he’s such a singular figure,
and total outsider. Instead Panamarenko is an outsider in
the cultural sense, within a human discussion, within a
human discourse.
Andreas Höll: Janke’s fantasies – regarding technological
innovations that would ensure mankind a better and just
existence – were optimistic fantasies. Now, in the year 2001,
we see how many of the last century’s technological utopias
remained fantasies themselves. Where do you see Janke’s
relevance in this context?
Jan Hoet: I’m of the opinion that everyone should try to give
form to his or her ideas. This always applies. Many people
are afraid of giving form to their ideas and thoughts. But
Janke does precisely that – without a commission, without
opportunistic intentions, and without relying on any scientific
standards. That’s how convinced of his own isolated position
he is. He’s the “other” because he wants to be the other,
which doesn’t frustrate him in the least. I think that Janke
is potentially a model for us all.
Jan Hoet: In an ideal world, all of this labeling would mix
together and cease to matter. In reality, however, everything
is assigned to a category: this is art, this is science. But what
about the human being? In many cases, only art matters,
and never the artist or the artist’s personality. In many cases,
instead of art, all that matters is owning art. That’s the most
complicated part.
Andreas Höll: You were immediately enthusiastic about
Janke’s works. What kinds of formative, childhood experiences explain your sensitivity towards such artists?
Jan Hoet: His illness is, by all means, a quality. The problem
is that people try to grasp illness using logic alone, instead
of with physical experiences. Yet logic is what sensitizes us
to physical experiences. Janke was acutely aware of his
physicality, and he expressed it. This is an important aspect.
In today’s society, males realize the importance of being
aware of their bodies more than they did ten years ago.
Janke is very sensitive to the physical. The way in which he
designs his forms on a sheet of paper is physical. It’s a purely
physical experience without a concept. His works are not
products of pure logic. They’re never logical in the extroverted
sense, but more so in the introverted sense. That’s what’s so
interesting. In a world plagued with generalizations, the
existence of the individual is extremely important.
Jan Hoet: My father was a psychiatrist. We were seven
children: five boys and two girls. My father brought five of
his psychiatric patients into our family. They slept in the
house with us. They ate with us. They played with us. They
kept themselves busy – if aimlessly. There was, for example,
the microcephalic girl [microcephalia is medically defined
as “an abnormal smallness of the head caused by a primary
malformation of the brain”; A. H.]. This girl was perpetually
happy. An unbelievable happiness flashed from her eyes,
and from the corners of her mouth. She always laughed.
When I met her twenty years later, she still remembered
everyone’s names. Her memory was phenomenal. This was
the girl who knitted sweaters, day after day, from six in the
morning to ten at night, for no apparent reason. She only
paused to eat and sleep. That was all she did. As children,
we came to depend on her personality and her company.
When we left for school in the morning, she gave us a huge
smile that we found fantastic. We never quite understood
these things because they never existed inside us. On the
other hand, this world fascinated us because it wasn’t our
world. Whenever we called this patient of his “The Crisis”,
my father flew into a rage. He always referred to them as
the “sane others”. I think, this was a remarkable approch of
treating them, especially at a time when the so-called “other”
was often seen as a stranger.
Andreas Höll: Janke became an artist in the isolation of a
psychiatric ward. By comparison, Panamarenko enjoyed a
classic artistic upbringing, attended the Academy, and found
Andreas Höll: That was really an unbelievably, progressive
form of treatment, especially in the 1940s and 50s, during
the time when you were growing up.
Andreas Höll: Janke was the inmate of a psychiatric ward,
and was diagnosed insane. Do you see some special quality
in that status?
82
fame on the intellectual platforms of the art world. Does
attaching the label “mentally ill” to Janke and “sane” to
Panamarenko have no deeper meaning anymore?
Inszenierung Jankes eigener
Modelle, 1950er Jahre
Staging of Janke’s own
models, 1950s
Jan Hoet: That was 55 years ago. Up until the age of twenty,
I always lived in a house with psychiatric patients. There
were times when I didn’t know whether or not they were
my brothers. Because of the cultural implication, you can’t
always say what a brother really is. But when you live with
others, and your parents never tell you who is and isn’t your
brother or sister, you probably wouldn’t know anyway. It’s
something you learn. In my case, it was a feeling. Everything
had a heightened, affective value to it. We never thought of
these people as being ill, different from us, or not our problem.
They were simply part of the family.
Andreas Höll: What fascinates me most is the girl who knitted
day after day, doing, in effect, something useless without
any real intention in mind.
Jan Hoet: Art is absurd, too. You can’t do anything with art.
Art can only be stared at, looked at. What else can you do
with it? Nothing. Art can, of course, be sold, but that’s relative.
That’s merely the economic angle, which also has nothing
to do with art. Art is absurd – it’s an absurd activity.
Andreas Höll: At an early stage, your studies brought you
to the borderline between art and psychiatry. Over the last
years, what made you change your focus on art of what your
father called the “sane others”?
Jan Hoet: It was, perhaps, being curious about things that
emerge from a personality that’s separated from one’s own.
In society, we learn that everything we do is meant to be
justifiable and functional, and that a sympathy has to exist
between oneself and the others. This isn’t the case with art.
In art, you can offer what the other neither likes nor needs.
Art is different. There’s no direct result, no direct effect.
Andreas Höll: In contrast to that, Janke wanted to construct
real airplanes, didn’t he? There was his “trajector” entitled
Hiddensee, conceived as a holiday-transportation device. He
wanted to create something useful. But that was never put
into effect.
Jan Hoet: Because society said, “That’s as far as we can go”,
because there’s no real explanation for the things that we
imagine and construct. They simply fall under the category
of absurd, individual, schizophrenic, and meaningless
behaviour. But wouldn’t it be great to actually build something
like that? It would be incredible.
Andreas Höll: Janke was interested in building a better world
probably more than he was in making art. We talked about
that earlier.
Jan Hoet: Janke wanted to convey a message that expressed
how he saw the world. He realized how amazing it would
be if all of today’s instruments were rendered useless, and
if something new and totally independent of them was
created instead. I find this a beautiful and very humane
idea.
Andreas Höll: You mentioned earlier that you wanted to
present Janke’s works in a larger show, together with
Panamarenko’s works …
Jan Hoet: That would be the ideal exhibition: Panamarenko
– Janke. Viewers would learn to see, and to perhaps understand both artists better. Both artists propose ways of depicting individuality in a world that thinks, more and more, in
collective terms.
First publishing in Karl Hans (Joachim) Janke – Ein Brevier,
Künstlerhaus Bethanien, Berlin, 2003
83
Kleintrajekt, 1954
[Small trajector]
84
Turbinen-Trajekt, 1954
[Turbine trajector]
85
Kreisel-Hubschrauber, 1939
[Gyroscopic helicopter]
86
Stratosphären-Pfeil: Flugzeug mit Überschallgeschwindigkeit, 1954
[Stratosphere arrow: supersonic plane]
87
Clemens Füsers
Raumbasis Hubertusburg
oder
Die Geschichte des sächsischen Ikarus
Leicht angewinkelt der Arm, die Faust geballt bereit zum
Schlag, die schmutzige Kleidung wie nach einer von Geistesblitzen erhellten Nacht in der Werkstatt, der kantige
Bauernschädel fest auf den stämmigen Schultern und der
Blick voll trotziger Entschlossenheit. Der Mann mit dem
verrutschten Oberlippenbart wirkt wie eine Mischung aus
einem verarmten Kaiser Wilhelm und einem nicht ganz so
braven Schweijk und dennoch: Auf dem Foto von 1958 blickt
ein Mann mit Visionen in die Kamera, beziehungsweise in
die Zukunft. Neben ihm ein stromlinienförmiges, glänzendes
Raumschiffmodell, so wie es Flash Gordon bestieg, um die
Welt zu retten, und obwohl wir nicht wissen, ob Karl Hans
Janke je einen der alten Comics gelesen hat, kann diese
nahezu identische Kopie kaum Zufall sein. Im Gegensatz
zum Superhelden Flash trägt Janke kein körperbetontes
Trikot, das hat er nicht nötig, er kann die Welt allein mit
seinen Gedankengängen retten, der Mann aus Kolberg in
Pommern sieht die Zukunft vor sich auf einem weißen Blatt
Papier, in seinem Gehirn bündeln sich die Fantasien der
schönen, neuen Welt, und diese Welt hat nie erfahren, dass
er, Janke seiner Zeit weit voraus war. Aber wusste Janke das
selbst? Er, der große Einzelkämpfer, schien gewusst zu haben,
was die Welt im Innersten zusammenhält, nur zu dumm,
dass kein Mephisto je einen Pakt mit ihm schließen wollte.
Auf kaum einen Visionär passt der Mythos von Genie und
Wahnsinn so perfekt wie auf Karl Hans Janke, doch die
Frage, welches dieser beiden Attribute bei ihm letztendlich
die Oberhand gewann, wird wohl auf ewig unbeantwortet
bleiben.
Seine akribischen Entwürfe sind kunstvoll bis ins Detail,
doch keine Kunst. Den Großteil seiner Erfindungen meldet
Janke zum Patent an, die er aus Angst vor Ideenklau stets
signiert mit: „Beeidige: eigene technische Idee“. In der
Beschreibung zur Patentanmeldung eines weiteren Raumfahrzeuges namens Venusland beschreibt er das Antriebsverfahren seines „Raum-Trajekts“:
„Das nach dem Prinzip der frühen Luftfahrtschiffe konstruierte
Raumfahrzeug ‘Venusland’ ist gekennzeichnet durch eine pfeilförmige
Rumpfbauform mit Balanceflächen und einer Ganzmetall- oder
Kunststoff-Plankenschale, ferner durch bandagierte, kältegeschützte
elektrisch erwärmbare Traggaskessel, in denen unbrennbar gemachtes
Edelgas den Auftrieb erzeugt, wobei atom-elektrisch betriebene,
peristaltisch arbeitende magnetische Hitze- oder Blitz-Impulsstrahltriebwerke mit vorheizbaren, hochtourigen, atom-elektrischen Stabturbinen oder Vorflutgebern die Raumluft, bzw. die raum-elektronische
Füllung in Fluß, bzw. in Anstoß versetzen, wobei die Steuerung der
Fahrzeuge im Raum durch eine magnetische Strahlablenkung erfolgt.“
Das Modell des „Weltraumschiffs“ auf dem Foto von 1958
trägt den naturverbundenen Namen Sonnenland, entsprungen der Phantasie eines Comiczeichners ähnelt es verblüffend den hochmodernen Raumgleitern, die zurzeit von der
NASA getestet werden und in einigen Jahren die anfälligen
Space Shuttles ersetzen sollen. Die Sonnenland ist nur einer
von fast 4.500 Zeichnungen und rund 400 technischen
Erfindungen, die Janke in seinem Leben anfertigte, doch
statt an der Seite von Wernher von Braun in die Geschichte
der frühen Raumfahrt einzugehen, betrieb er seine Forschungen in der geborgenen Atmosphäre des psychiatrischen
Klinikums Schloss Hubertusburg in Wermsdorf, Sachsen.
Von Braun entwarf für den Endsiegs Hitlers, Janke für den
Sieg der Menschheit über die Schwerkraft; Von Braun erschien den Amerikanern nach Kriegsende unverzichtbar,
auf Janke verzichtete die Gesellschaft und nannte ihn
„chronisch paranoid schizophren“. Für Hitler hat Janke nicht
einen Strich gezeichnet.
88
Klingen diese Beschreibungen schizophrener als der von
Gene Roddenberry erdachte Warp-Antrieb, der längst zum
allgemeinen Sprachgebrauch geworden ist? Der Unterschied
scheint nur darin zu bestehen, dass Jankes Venusland auf
einen öligen, profilsüchtigen Käpten Kirk verzichten konnte.
Wer Jankes Technikbeschreibungen in ihrem einwandfreien
Physik-Deutsch liest und seine präzisen Konstruktionszeichnungen mit den 3D-Modellen eines Großraumfliegers für
bis zu 800 Personen vergleicht, kommt rasch zu der Erkenntnis: „Die spinnen, die von Airbus!“
Als das Einzelkind Janke im pommerschen Kolberg in ländlicher Umgebung aufwächst, schweben außer den Wolken
als einzige Flugkörper die Zeppeline über die Köpfe der
staunenden Menschen hinweg. Die aerodynamische Zigarrenform bleibt für ihn zeitlebends die Ikone des technischen
Fortschritts, das Symbol des Aufbruchs, das ihn in die große
Welt und die Menschheit ins Universum erheben sollte. Die
majestätischen, lautlosen Luftgleiter mögen den verträumten
Jungen verzaubert haben und gaben den Anstoß zur Bildung
einer Kosmologie, in der Janke wie ein Moses in Cordhosen
die Menschen aus dem Dunkel der Unwissenheit zum Licht
der Erkenntnis führt.
1928 entwarf Fritz Lang in seinem Film Die Frau im Mond
das Reisen der Zukunft. 1928 ist auch das Jahr, in dem Janke
beginnt, sich als Erfinder zu begreifen, während er an der
TU Berlin Abendkurse belegt und Zahnmedizin studiert. So
werden später alle seine Aufzeichnungen doppelt datiert,
einmal mit der aktuellen Jahreszahl der Erfindung, ein
weiteres Mal mit 1928, dem geistigen Geburtsjahr des verkannten Genies, ein unübersehbarer Hinweis auf seine langjährige Erfahrung und seine kontinuierliche Arbeitsweise.
Im Zweiten Weltkrieg ist Janke für den Dienst an der Waffe
untauglich, die Raketen der Zukunft hat er schon im Kopf,
dennoch träumt er von einem dauerhaften Weltfrieden, in
dem Kinder aller Nationen die Aufteilung der neuen
außerirdischen Territorien durch das Los bestimmen sollten.
Ein Krieg der Sterne hätte Janke zutiefst abgestoßen, doch
eine Föderation der vereinten Planeten wie in Star Trek
wäre ganz in seinem Sinne gewesen.
Während die Bomber der Alliierten den Himmel über
Deutschland verdunkeln, basteln die Ingenieure im Auftrag
ihres Führers in Peenemünde an der ultimativen Vernichtungswaffe V2; die zahllosen Fehlschläge verheimlicht man
der Bevölkerung, doch in den propagandistischen Wochenschaufilmen wird den kriegsmüden Zuschauern die deutsche
Wunderwaffe präsentiert, deren Besitz automatisch zur
Weltherrschaft führen muss. Viele glaubten, Janke wäre
dabei gewesen, doch hätte er sich das gewünscht? Wohl
kaum; seine Begeisterung beschränkt sich auf einen fortschrittsgläubigen Technikwahn, denn sein Leben lang schafft
Janke zum Wohle der ganzen Menschheit. In seinem Vermächtnis heißt es: „Ich bitte, die Bilder und Alben aufzubewahren, mit den vielen Zeichnungen und Modellen, die ich
für Euch Menschen geschaffen habe.“
Janke in der Psychiatrischen
Landesanstalt Schloss Hubertusburg, 1950er Jahre
Janke in the State Psychiatric
Facility Hubertusburg Castle,
1950s
89
Janke mit eigenem Weltraumbild in der Psychiatrischen
Landesanstalt Schloss Hubertusburg, 1950er Jahre
Janke with his own space
picture in the State Psychiatric
Facility Hubertusburg Castle,
1950s
Wenn Janke sich von diesem nationalen Größenwahn nicht
hat mitreißen lassen, dann verheißt der Vorstoß ins All
vielleicht die Erfüllung erotischer Phantasien, denn in
Anlehnung an Fritz Langs frühe Visionen räkelt sich auf der
Spitze der V2-Rakete eine leicht bekleidete Frau auf einer
Mondsichel. Mit der V2 zum Planeten der Frauen? Mit der
Venusland durch das Wurmloch in den Garten der Lüste?
Dieser Traum bleibt einer und Janke unbeweibt.
Als der Krieg zu Ende ist, gibt es auch die Familie Janke
nicht mehr. Nach dem Tod seines Vaters schlägt Janke sich
als Kesselflicker und Spielwarenbauer durch, möglicherweise
der Grundstein für seine Flugkörper- und Raumgleitermodelle. Eine aus Blechdosen oder Zigarrenkisten gefertigte
Mondrakete hätte zu Janke gepasst wie die auf einer Serviette
skizzierte Filmidee zu Hitchcock. Als kurz darauf auch noch
die Mutter stirbt, wird Janke zusehends sozial auffälliger
und verwahrlost. So wenig er sich der Gesellschaft und
seinen Mitmenschen gewillt scheint anzupassen, desto
konkreter und detailversessener widmet er sich seinen
technischen Entwürfen und physikalischen Theorien. Er
wirkt so abgemagert, dass er sich augenscheinlich nur von
seinen Ideen ernährt. Schließlich kommt er 1950 in die
Psychiatrische Landesanstalt Hubertusburg, die er bis zu
seinem Tod 1988 nicht mehr verlassen wird.
90
Trotz der unfreiwilligen Isolation hinter den beiden Mauern
– der von Hubertusburg und der des eisernen Vorhangs –
bleibt Janke kein weltabgewandter Tüftler im Elfenbeinturm;
er folgt 1966 dem Ruf nach Innovationen und schickt dem
Büro für Neuerer der Fluglinie Interflug seine Konstruktionspläne für das Raum-Trajekt Venusland. Zunächst verspricht man ihm Hilfe bei der offiziellen Einreichung zur
Patentanmeldung, doch nach genauerem Hinsehen verweist
man ihn an die Kunst. Die Sektion Bildende Kunst der
Deutschen Akadmie für Dichtkunst bemüht sich um einen
Kontakt zum Verein bildender Künstler, prompt beschwert
sich Janke bei der Berliner Akademie; schließlich ist er kein
Picasso oder Giacometti, der einer spontanen Inspiration
folgt, sondern ein Pionier der Technik, der streng wissenschaftlich und nach den Gesetzen der Logik arbeitet;
zumindest ist er sein Leben lang davon überzeugt. Hätte
Janke den Ruf von Joseph Beuys erhört, wonach „jeder
Mensch ein Künstler ist“, hätte er womöglich sein Metier
einfach umbenannt und hinge längst im Museum of Modern
Art. Vielleicht war sein ganzes Leben nur ein Irrtum, ein
dummes Missverständnis, in dem die Liebe zwischen Kunst
und Wissenschaft einen Riss bekommen hat. Auf eine Zeichnung seines Klinikbettes schreibt er: „Ich bin kein Idiot, ich
bin ein normalschaffender Mann mit höherer Schule!“
Der Fantast und Flugvisionär Janke, der ein solch imposantes
Oeuvre hinterließ, kann kein Idiot gewesen sein, nur ein
unglücklicher Ikarus, der etwas anderes schuf, als er dachte.
Karl Hans Janke war und blieb immer ein bescheidener
Mensch. Er kannte nur ein Ziel, nämlich die Menschheit aus
ihrem Gefängnis zu befreien und sie in eine bessere Welt
zu führen. Genau das ist ihm auch gelungen, nicht mit
Raketen oder Raumfähren, sondern mit seiner Kunst.
Jankes Entwurf eines Abzeichens, 1954
Janke’s design for a badge, 1954
91
Hat der einzelne Bürger ein Recht wegzulaufen, oder ist es seine Pflicht, bei seiner
Arbeit zu bleiben, sei es zum Guten oder zum Bösen? […] Ich entschied mich dafür,
bei meinen Raketen zu bleiben. (W. v. Braun)
Clemens Füsers
Space Base Hubertusburg
Or,
The Story of the Saxon Icarus
With his arm slightly bent, his clenched fist ready to strike
and his stained clothing – as though he had spent the night
brainstorming at the workshop –, the square-faced and
broad-shouldered man with the slightly tilted moustache
and a wildly resolute stare looks like a cross between an
impoverished Emperor William and a not-so-good soldier
Schweijk. Yet on this photograph from 1958 it is a man with
visions that we see gazing into the camera lens, or the future
as it were. Next to him stands a streamlined, gleaming model
of a spaceship, similar to the one Flash Gordon boarded
when he set out to save the world. And though we have no
idea whether Karl Hans Janke read any of those old comic
books, it is hard to believe this obvious likeness is a mere
coincidence. But unlike the superhero Flash, Janke isn’t
wearing a tight suit; he requires no such gadget, for he can
save the world with the sheer power of his thoughts. The
man from Kolberg in Pomerania sees the future lying out
before him on a sheet of paper; his brain summons up
fantasies of a brave new world – though this world never
acknowledged that he was far ahead of his time. But was
he aware of it himself? Janke, the great solitary fighter,
seemed to know what kept the world running; too bad there
was no Mephisto around to make a pact with him.
Kugeltank zur Druckluftversorgung einer A4 (V2) Rakete
Spherical compressed-air tank
for a A4 (V2) rocket
The “spaceship” model on the 1958 photograph carries the
nature-minded name Sonnenland [Sun Land]. Born from the
imagination of a comic-book designer, it bears an eerie
resemblance to the space gliders currently tested by NASA,
which are scheduled to replace the problem-ridden Space
Shuttle in a few years’ time. Sonnenland is but one of the
nearly 4,500 drawigns and 400 technological inventions
Janke fathered in his lifetime. But instead of going down in
history with Wernher von Braun as one of the great minds
of early space technology, Janke carried out his confidential
research in the sheltered atmosphere of the psychiatric
hospital of Hubertusburg Castle in Wermsdorf, Saxony.
Whereas Von Braun was planning for Hitler’s final victory,
Janke struggled for mankind’s defeat of gravity. And while
after the war Von Braun seemed indispensable to the Americans, society stubbornly ignored Janke, considering him
“chronically paranoid schizophrenic”. Janke never drew a
single line for Hitler.
More than any other visionary, Karl Hans Janke lives up to
the myth of the mad genius, but the question as to whether
genius or madness eventually prevailed will probably never
be answered. Although his meticulous and intricate drawings
can be said to be artful, they can hardly be called art. Janke
tried to patent most of his inventions, to which, for fear of
plagiarism, he invariably added the handwritten mention
“I swear: own technological idea”. In the description accompanying his patent registration of a spaceship called Venusland he explains the propulsion system of his “space
trajector”:
“The spaceship ‘Venusland’, which was constructed according to the
principles of early aircraft, is characterized by an arrow-shaped
fuselage with equilibrating surfaces and a metal or plastic plank
shell as well as bandaged, cold-protected electrically heatable buoyantgas boilers in which uninflammable rendered inert gas causes
buoyancy by which atomic-electrically-powered, peristaltically-working
magnetic heat- or lightning-impulse-ray engines with preheatable,
high-revving, atomic-electrical rod turbines or drain inducers set the
space-air, respectively the space-electronic matter, in flow, respectively
in motion, the steering of the vehicles in space being ensured by a
magnetic-ray deviation.”
Do these descriptions sound any more schizophrenic than
Gene Roddenberry’s warp propulsion, which has long since
become common knowledge? The only notable difference is
that Janke’s Venusland dispenses with a slimy, self-important
Captain Kirk. When looking at Janke’s technological descriptions and their impeccable physics jargon and comparing
his precise construction drawings with the 3D models of a
contemporary wide-body aircraft seating up to 800 passengers, one is tempted to think that the guys at Airbus must
be crazy.
At the time Janke was growing up as a single child in rural
Pomerania, apart from clouds the only flying objects hovering
above people’s heads where zeppelins. For Janke, their
aerodynamic cigar-shaped bodies became an icon of technological progress, the symbol for the start of a new era, which
would carry him out into the world and humanity into the
universe. The majestic-looking, silent air gliders might have
cast a spell on the dreamy little boy, becoming an incentive
for a cosmology in which Janke, a Moses in corduroys, was
leading mankind from the darkness of ignorance into the
light of knowledge.
In 1928 Fritz Lang, in his film Woman in the Moon, pictured
his interpretation of future travel. This was the same year
in which Janke started considering himself to be an inventor,
while taking night courses at the Berlin University of Technology and studying dental medicine. Henceforth his notes
were double-dated, featuring the actual year of the invention
as well as the year 1928, the mental coming-of-age of a
disregarded genius, thus explicitly referring to his longstanding experience and steady working method.
During WWII Janke, deemed unfit for military service, was
already devising the rockets of the future in his head. In his
dreams of long-lasting world peace, children of all nations
were to divide the newly conquered extraterrestrial territories
by drawing lots. Janke would have been deeply appalled by
the concept of Star Wars, and would have applauded the
federation of planets in Star Trek instead.
Postkarte, Hafen Peenemünde, 1902
Postcard, Peenemünde
harbor, 1902
While allied bombers clouded the German skies, engineers
in Peenemünde were devising the V2, the ultimate weapon
of mass destruction, at the Führer’s behest. The numerous
setbacks in the testing programme were carefully hushed
up, while propaganda films praised the virtues of the presumed wonder weapon that was to enforce world domination
– albeit to a war-tiring public. Many thought that Janke took
part in this scheme, but could he really have wished for
something like this? Hardly. Janke’s enthusiasm was no
more than an obsession with technological progress, and
throughout his life, he worked for the benefit of humanity.
His testament states: “I ask you to keep the images and
albums with the numerous drawings and models that I
created for you humans.”
While Janke was not infected by the national megalomania,
space exploration might have carried the promise of a
fulfilment of erotic fantasies; in reference to Fritz Lang’s
early visions, the tip of the V2 rocket featured the image of
a scantily clad woman riding on a crescent moon. On to the
Planet of Women aboard the V2? Through the wormhole
into the Garden of Pleasure with the Venusland? This vision
remained a dream and Janke a bachelor. When the war was
gone, so was the Janke family. After the death of his father,
Karl Hans earned a living as a tinker and toy manufacturer,
which was maybe the starting point to his aircraft and space
glider models. A moon rocket made from tin cans or cigar
95
Arbeitszimmer, Heeresversuchsanstalt, Peenemünde,
1940er Jahre
Working room, army experimental facility, Peenemünde,
1940s
boxes would have been as typical of Janke as a movie script
scribbled on a paper napkin was of Hitchcock. His mother
having died shortly later, Janke’s behaviour became increasingly erratic as he started betraying signs of neglect. The
less he seemed willing to adapt to society and his fellow
humans, the more concrete and detailed became his obsession
with technological designs and physics theory. He soon
looked so emaciated that he appeared to be feeding off ideas
only. In 1950 he was eventually interned in the Federal
Psychiatric Institution Hubertusburg, where he would remain
until his death in 1988.
Despite his forceful isolation behind two walls – the institution and the Iron Curtain – Janke never indulged in the
behaviour of an unworldly scientist in the ivory tower. In
1966 he answered the call for innovations by sending the
State airline Interflug’s Büro für Neuerer [Office for Reformers] his construction plans for the space trajector Venusland.
Though he was first promised assistance in submitting a
patent, the committee in charge took a second look at his
work and stamped it as “art”. The Visual Arts Section of the
German Academy of Poetry tried to establish contact with
the Artists Union, upon which Janke filed a complaint with
the Berlin Academy. After all, he was no Picasso or Giacometti
following a spontaneous inspiration but a pioneer of technology working in a strictly scientific way and according to
the laws of logic – or so he thought throughout his life. If
96
Janke had picked up Joseph Beuys’s assertion that “every
man is an artist”, he might have simply renamed his work,
which would thus have been introduced into the Museum
of Modern Art a long time ago. Maybe his entire life was
one big mistake, a silly misunderstanding in which the loving
relationship between art and science was shattered. On a
drawing of his hospital bed he wrote: “I’m not an idiot, I’m
a normally working man with higher education!”
The dreamer and visionary Janke, leaving behind an impressive body of work, surely wasn’t an idiot – only a luckless
Icarus who had created something else than what he thought.
Karl Hans Janke was and always remained a modest man.
He knew only one goal, which was to liberate humanity
from its prison and lead it into a better world. And this is
precisely what he managed to do; not with rockets or spacecraft but with his art.
Veranstaltungsplakat, 1920er Jahre
Poster for an event, 1920s
97
Atom-Strom-Generator, 1978
[Atomic electricity generator]
98
Kanal-Erhitzer u. Induktions-Strahl-Beschleuniger, 1955
[Channel heater and induction-beam accelerator]
99
Kopier-Apparat: Film auf Film, 1967
[Copying machine: film to film]
100
Kupol-Kocher, 1956
[Kupol cooker]
101
Auszug aus einem Lichtbildervortrag Jankes (1970)
… Mein Atom dagegen, welches auch als RaumelektronenAtom angesprochen werden könnte, ist eine Stromsammlerund Komprimier-Maschine, wobei der Strom selbst aus dem
magnetischen Kraftfeld der Erde, beziehungsweise aus dem
ganzen Sonnensystem gezogen wird! Ich erinnere an die
zentrale, magnetische Straße im Sonnenringsystem! Der
Strom als solcher befindet sich bereits im Raum, unsere
Lufthülle, unsere Erde ist erfüllt mit diesem Strom! Eine
reichliche Nachfüllung erfolgt von der Sonne aus! Milliarden
Raumelektronen, die Jahrtausende lang von der Sonne in's
System gedrückt wurden, erzeugen diesen Strom, den ich
dann mit geeigneten Akzeptoren, Antennen, Sensibilisatoren
etc. aufnehme und vermittels präzise gebauter Kompressoren
in die stationäre (oder transportable) Anlage pressen lasse!
…
Und da aus vielen Raumelektronen der Strom in meinem
Kraftwerk wird, kann man dieses mit gutem Recht als
Atomkraftwerk bezeichnen; in der Gegenüberstellung zum
Sowjetischen Atom – als, „Deutsches-Atom“! Bevor ich Ihnen
einige Darstellungen des Kraftwerkes vorführe, möchte ich
kurz über die Möglichkeit seiner Verwendung als Stromerzeuger - ohne Zugrundelegung oder Verwendung anderer
Treibstoffe für den Betrieb desselben – sprechen. (Bild:
Hausdach-Anlage) Man kann derartige Kraftanlagen auf
allen Hausdächern montieren; d. h. die Akzeptoren dafür;
die Kraftanlagen selbstverständlich unter dem Hausdach,
in den oberen Bodenräumen! Mit Hilfe des daraus gewonnenen Stromes, kann man sämtliche – Licht- und Kraftstromverbrauchende Apparate, Aggregate oder Motoren betreiben!
Das ist natürlich ein kolossaler Fortschritt, weil erstens
sämtliche Fernleitungen fortfallen, ferner die Ausgaben für
Gas, Öl und Antriebsstoffe, drittens die Sperrzeiten und
viertens das Frieren im Winter!
…
Land-, Luft-, Wasser- und Raumfahrzeuge fahren und fliegen
eines Tages mit diesem Atom! Selbst ein dem Moped ähnliches Atomrad fährt damit ununterbrochen 1 bis 1,5 Monate
lang. Dann setzt man einige Teile neu ein! Derartige Kraftfahranlagen sind – zu Anfang ihrer Einführung noch 30 bis
40 % teurer als die heute gebräuchlichen Antriebe; aber im
Laufe der Zeit dürfte auch hier der Preis sinken! Schließlich
muß man immer bedenken, daß unser Kraftwagen, von der
alten Kutsche des Carl Benz bis zum heutigen Luxuswagen
eine lange Zeit mühevoller Entwicklungsarbeit kostete; selbst
das Fahrrad war seinerzeit nicht das, was es heute ist! Und
102
so wird sich auch dieses Raumelektronen-Atom und -Kraftwerk weiter entwickeln durch die Jahrtausende; aber
jedenfalls wurde hier in Hubertusburg-Wernsdorf (Sachs.)
erst einmal – der – heute schon brauchbare Anfang gemacht!
Man wird dieses Atom auch verwenden, um riesige SendeAnlagen zu erbauen. Das Modell eines solchen Senders
führte ich hier auf einer großen Ausstellung meiner Sachen
im Jahre 1959/60 etwa 985 Besuchern vor. (Bild: Atomsender)
Es war ein Turm mit kugelförmigem Aufsatz, abgeplankt
mit einer gepreßten Wabenschalfläche aus wetterfestem
Kunststoff (1935 bereits erstes Schutzrecht auf WabenwandVerschalungen!), der die Speicherkapazitäten, Stellkapazitäten – Drehkondensatoren, Röhren und dergl. aufnahm!
Letztere befanden sich im oberen Kopfteil, welches – wie
gesagt – kugelförmige Gestalt hatte. Die Fascetten einer
solchen Kugelkuppel sind für mich seit 1937 durch
‘Deutsches Reichspatent’ (DRP) patentamtlich geschützt!
Trotz dieser Tatsache – und zu meinem großen Befremden
eignete man sich diese Idee in Berlin an und erbaute damit
den 1. Funkturm mit Kugelkopf! Es ist eine eigenartige,
bedauerliche Tatsache, daß sich bisher in den 20 Jahren, wo
ich hier in der Hubertusburg bivakiere, noch niemand vom
Staate um mich bekümmert hat und auch meinen Sachen
bisher keine Beachtung schenkte, obwohl ortsansässige und
benachbarte Fachleute sich bereits sehr anerkennend aussprachen über meine Arbeit, die wohl eine der schwierigsten
und kompliziertesten der Technik ist!
…
Zusammenfassend – komme ich nun dazu, festzustellen, daß
ein Spiralnebel, ein Stabmagnet, ein Baum oder Strauch,
eine Schwalbe, Tiere und Menschen mit Kopf und motorischen Organen, ebenso wie Wolken, Steine, Atomsysteme,
Sender – selbst Erscheinungsformen wie Krieg und Frieden
etc. etc. alles alles, nach einer einzigen Form zu bemessen
ist! Das ist das Bild der ‘Lebensfigur’! (Bild: Lebensfigur)
Fische mit Flossen, Auto’s mit Rädern, seitlichen Antriebsorganen; Tiere und Menschen mit Bewegungsorganen, alle
Gegebenheiten der Natur sind in dieser Lebensfigur enthalten! Selbst ein Sonnensystem mit „Kopf“, „Körper“ und
Abstrahlern (Nebelschwaden – oben und unten!), „Armen“
und „Beinen“ ist hier zu finden! Ich habe einige Zusammenhänge entdeckt zwischen den Dingen und Erscheinungsformen der Natur und dem menschlichen, tierischen und
pflanzlichen Leben! Eine ganz neue Wissenschaft, deren
höchste Entfaltung gipfelt in riesigen Atomkraftwerken,
Luft-, Land-, Wasser- und Raumfahrzeugen: eine neue radioatomelektrische Zukunft!
…
Und nun will ich Ihnen noch mein Kraftwerk vorführen,
und darüber noch einige Worte zu Ihnen sprechen! (Bild:
Atom-Erde) Dieses Bild zeigt einen Querschnitt unserer Erde
mit ihren Metallmassen, radioaktiven, zentralen Feuern und
ihrer Lufthülle, die, durch die Erdrotation bedingt, sich in
Spiralen, wie eine Radiospule, um den Erdkörper aufrollt!
Durch die Sonne als Sensibilisator – und die Polströmung
aufgeladen, speichert unsere Erde die riesigen Mengen an
Elektrizität, die wir nur abzuzapfen brauchen! Dazu wird –
nach meiner Technik – nur ein ganz geringes Quantum an
reaktiver Substanz benötigt, ca. 24 % dessen, was im Sowjetischen Reaktorkraftwerk verbraucht wird, weil ich diese
Strahlmassen in geschlossenen Röhrenkolben zur Anwendung bringe! So sieht also nun unser Raumelektronen-AtomGroß-Kraftwerk aus! (Bild: Atomkraftwerk) Im Kugelkopf
Röhren, Sensibilisatoren, Akzeptoren, Kapazitäten, Spulen,
etc. Im Turm Speichereinheiten, reaktive Sonden, Stellkapazitäten, Neutral- und Ladestrecken. Im Gebäudeteil Translatoren, Großkessel-Verteiler, Abstrahl-Antennen-Aggregate,
Gegengewichte, Blitzsicherungen und Ölschalter nebst Stromableitungen. Die gleiche Anlage, mit fast den gleichen Teilen,
befindet sich in jedem Raum-Trajekt; in verkleinerter Form
in jedem Fahrzeug; eines Tages in Atomuhren mit gesendetem
Zeigertrio, Musikempfängern, Kofferradios oder dergl.
zum nächsten fahren! Diese Raum-Insel-Wolke – meine
eigene wissenschaftliche Hypothese – keines anderen Wissenschaftlers auf Erden – nähern und entfernen sich im
Laufe von Jahrhunderten und Jahrtausenden. Sie ziehen
durch den ewigen Raum ohne Grenzen, nach oben, nach
unten, nach rechts und nach links – wie die Wolken über
unserer Erde! Zu einem Zeitpunkt des Anlagerns – solcher
Rauminselwolken, werden wir überwechseln mit unseren
Fahrzeugen zur nächsten Rauminselwolke – und so fort –
in Ewigkeit durch’s ewige All!
Kinder in Wermsdorf mit einem Modell Jankes,
1960er Jahre
Children in Wermsdorf with
one of Janke’s models, 1960s
Diese Arbeit umfaßt einen Arbeitszeitraum von 42 Jahren,
mit über 420 technischen Neuerungen auf allen Gebieten
des Lebens, insgesamt über 1000 neuen Gedanken!
…
Und nun, liebe Anwesende, beende ich meinen Vortrag mit
einer herzlichen Bitte: „Wenn Sie jemals an Raumfahrt
denken – dann bitte – behalten Sie mich und meine toten
Eltern in guter Erinnerung! Ich war der erste unseres Volkes,
der alles hierfür fertigstellte – und sagt dann – recht schön
danke – das hast Du uns geschenkt, Karl Hs. Janke!
Beeidige, eigene Arbeit: 1928/70
Karl Hans Joachim Janke
Sie sehen in den beiden nächsten Bildern nun noch ein
Modell des Atomkraftwerkes und ein Modell der gesendeten
Uhr! (Bild: Modell Kraftwerk u. Uhr) Solch ein Kraftwerk
kann (bis zu) 6 bis 8 Türme aufweisen. Eine ganze Stadt
könnte dadurch Licht erhalten.
…
Zum Abschluß meines Vortrages will ich Ihnen noch eine
„Aufnahme“ aus dem Weltall präsentieren! (Bild: Weltall)
Raum-Inselwolken – 420 Millionen km lang – 150 Millionen
km Durchmesser! Milliarden – Milliarden – im finsteren
Raum! Ich bezeichne diese als Muttergrund-Wolken, weil
sie die Nährstoffe für die Sonnensysteme enthalten; in
staubförmigem Zustand sämtliche Elemente, die wir aus der
Chemie her kennen! Darauf strahlen die Sonnen und -Systeme, die wachsen, wie die Blumen auf den Wiesen! 3 – 5
– 9 – 11 Sonnensysteme auf jeder Nährbodengrundwolke.
Wir Menschen werden zunächst von einem Sonnensystem
103
Mein Land hat zwei Weltkriege verloren. Diesmal möchte ich auf der Seite der
Sieger stehen. (W. v. Braun)
Excerpts from a Slide Show by Karl Hans (Joachim) Janke, 1970
My atom, on the other hand, could also be called a spaceelectron atom. It’s an energy-collecting and condensation
mechanism, in which case energy is absorbed respectively
from the earth’s magnetic field and likewise the entire solar
system. Let me remind you of the central, magnetic strait in
the solar ring-system. The energy as such already exists in
space, as well as in our atmosphere. Our earth teems with
such energy and the sun provides a great supply of it. Billions
of space-electrons, pressed into the system over thousands
of years by the sun, generate the energy that I then retrieve
using the suitable acceptors, antennas, sensibility gages etc.,
and, with the help of precisely constructed compressors,
press into the stationary (or mobile) system.
…
Since countless space-electrons are turned into energy in
my power plant, it would be correct to call this a nuclear
power plant. In contrast to the Soviet atom, I refer to my
atom as the “German atom”. Before acquainting you with
my power plant, let me briefly mention the different ways
of using it as a generator – without its operation calling for
the use of any form of fuel. (picture: roof antenna). The power
systems can be installed on all roofs, meaning here the
acceptors for them. Power systems will be installed under
the roof, of course, in the attic. The energy derived in this
way is capable of powering all machines, units, and motors,
which use light or electricity. This is, in fact, a tremendous
innovation. Firstly, because power lines become unnecessary;
secondly, because the expenses for gas, oil, and combustion
material cease; thirdly, because of power cuts; and fourthly,
for warmth in the winter.
…
One day, the operation of all land, air, sea and space-vehicles
will rely on this atom. On the basis of this power source, an
atomic bike, similar to a motorbike, can operate from 1 to
1.5 months, after which time only a few parts would need
to be exchanged. In the initial stages, when first introduced
on the market, these power-systems will be 30 % to 40 %
more expensive than regular systems; but, in time, the overall
costs will drop. Consider here the arduous period of development that led our motor vehicles from the antique coach
by Carl Benz to today’s luxury car. Even bicycles were less
developed than they are today. The same applies to further
developments on the space-electron atom, and power plant,
seen over thousands of years to come. But today, at least
here, in Hubertusburg, Wermsdorf (Saxony), the constructive
106
first step has already been taken. The atom will also be used
to erect huge transmitters. A model of this transmitter was
shown to more than 985 visitors, in 1959/1960, at a large
exhibition of my inventions. (picture: atomic transmitter).
It was a tower with a spherical top, covered by a pressed
honeycomb-like material made of weatherproof plastic (since
1935, honeycomb panels are protected by copyright), and
outfitted with storage capacities, turning condensers, valves
etc. These were located in the upper portion, with the
aforementioned spherical shape. The facets of such a spherical cupola have been protected by the Deutsches Reichspatent – DRP patent office since 1937. Yet, to my astonishment, my idea was exploited in Berlin, where the first radio
tower with a spherical top was erected. It’s both strange and
unfortunate that, over the 20 years in which I’ve lived in
Hubertusburg, no government official has ever noticed or
even shown interest in my work, although, being among the
most difficult and complicated work in the world of technology, it was praised by local and neighbouring specialists.
In sum, I would like to state that a spiral nebula, bar magnet,
tree or bush, a swallow, animals, and human beings with
head and motor organs, as well as clouds, stones, atomic
systems, transmitters – even manifestations such as war
and peace – should all be measured using a single form!
This is the image of the Figure of Life (picture: Figure of
Life). Fish with fins, cars with wheels – propulsion organs
on the side; animals and humans with motor organs, and all
given facts of nature, exist within this figure of life! One can
even find here a solar system with “head”, “body”, “arms”,
and “legs” branching off (nebula patches, top and bottom).
I discovered connections between facts and manifestations
of nature, and the life of humans, animals and plants – an
entirely new science whose development will culminate in
enormous nuclear plants, as well as countless air, land, sea
and space-vehicles: a new electrically-powered radio-nuclear
future!
…
Now I would like to demonstrate how my power plant works,
and share some information with you. (picture: atom-earth)
This picture shows a cross-section of our earth with all the
centrally-located metal masses and radioactive fires, and
the atmosphere, caused by the earth’s rotation, winding
itself around the globe of the earth as though on a radiospool. Charged by the sun’s sensitizing function, and the
polar flow, our earth stores huge amounts of electricity, and
we simply have to draw it off. Therefore – according to my
technology – only a minute quantum of reactive substance
will be needed. This is approximately 24 % of what’s used
in Soviet-based nuclear plants, since I make use of radiating
masses in sealed piping. This is what our large, space-electron
nuclear power plant looks like (picture: nuclear power plant).
In the spherical head, we find tubes, sensibility gauges,
acceptors, capacities, valves etc. The tower’s body contains
storage units, reactive probes, capacities, and neutral as well
as charged sections. In the tower’s building, we have converters, boiler systems, radiating-antenna units, counterweights, lightning conductors, and oil switches with current
conductors. The same system, with almost identical parts,
is installed in every space traject; a smaller version will
exist in every vehicle and, sooner or later, in atomic clocks
with a trio of transmitted hands, music receivers, suitcase
radios, and other items. In the following two pictures, you
see models of the nuclear power plant and the transmitted
clock. (picture: models of the power plant and clock). A
power plant of this kind can have six to eight towers, and
provide light for an entire city.
…
To conclude my lecture, I would like to present an “exposure”
made in outer space (picture: outer space). Galactic islandclouds – 420-million-kilometers-long and 150-millionkilometers in diameter. Billions – billions – in the darkness
of space! I call them mother-nutrient clouds because they
contain all the nutrition needed by the solar system – all of
the known chemical compounds, existing in a dust-like state.
Shining suns and systems grow wild on it like meadow
flowers! Three, five, nine, eleven solar systems on every soilnutrient cloud! In the early stages, humans will travel from
one solar system to another. These space-island clouds –
according to my own scientific hypothesis, and discovered
by no other scientist on earth – will draw closer and move
away again over a period of thousands and thousands of
years. They roam through eternal space without borders,
drift up and down, and to the right and left – like the clouds
above our earth. When such space-island clouds meet and
align, we’ll make transfers with our vehicles from one cloud
to the next, and continuously drive through eternal space.
This work covers a time period of 42 years, 420 technological
innovations in all areas of life, and a total of more than 1,000
new ideas!
Deutsches Raumelektrizitätskraftwerk, Modell Jankes,
1954
German space electricity
power plant, Janke’s model
107
Schneller Höhenjäger mit Kreisel-Hubschraube, 1935 – 1955
[Fast high-altitude fighter with gyroscopic helicopter]
108
Vergleich Sonnensystem-Mensch u. a., 1950 – 1955
[Comparison between the solar system and human beings and other things]
109
oben: Übersiedlung der Menschen von Stern zu Stern, 1928 – 1968 [Human emigration from star to star]
unten: Erde-Mond: Verkehrsregeln Abflug – Ankunft, 1969 [Earth-Moon traffic regulations departure-arrival]
110
oben: FDGB-Trajekt, 1928/57 [FDGB Trajector]
unten: Interferenz-Wolken hinter dem atommagnetischen Raumschiff, o. J.
[Interference clouds behind the atomic-magnetic rocket]
111
112
Beheizbare Kondens. Positrode des Impuls-Strahl-Triebwerks, 20.10.1957
[Heatable Condensation Positrode of Impulse-Ray Engine]
116
113
Super-Tornado Strahl-Düse, 1928 – 1935 – 1937 – 1952 – 1966 [Super Tornado Ray Jet]
114
115
Deutsches Raum-Trajekt: Venusland, 1928 – 1937 – 3.12.1952 – 20.10.1954 – 1957
[German Space Trajector Venusland]
117
118
Serienbauteile, 1952
[Serial components]
119
120
Dreistufiges Atom-Magnetisches Blitz-Düsen-Triebwerk, 1928 – 3.12.1952 – 20.10.1957
[Three-Level Atomic-Magnetic Lightning-Jet Engine]
121
Dampf-Düsen-Schiff Orionstadt, 1955 – 1957
[Steam-jet ship Orionstadt]
122
Weltall – Oscillationsringe des Sonnensystems, 1928 – 1968
[Space – oscillation rings of the solar system]
123
124
Weltall-Fahrzeug D-001/Deutsches Raum-Trajekt: Venusland, 3.12.1952/14h20 MEZ [CET]
[Space Vehicle D-001/German Space Trajector Venusland]
125
oben: Landung zwischen Packeishalden am Nordpol des Mondes, 1969 [Landing between heaps of pack ice at the moon’s North Pole]
unten: Planeten-Trajekt: Orion 359 d-2 der Internationalen Trajekt-Linien-Gesellschaft Terrafortune, 1928 – 1958
[Planet trajector: Orion 359 d-2 of the International Trajector Lines Company Terrafortune]
126
oben: Lunapolis – Stadt auf dem Mond? Raumbild-Reportage, o. J. [Lunapolis – City on the Moon? Space image report]
unten: Transport austral. Tiere per Trajekt statt Schiff, 1969 [Transport of Australian animals by trajector instead of ship]
127
Übersiedlung der Menschen von Stern zu Stern, 1928 – 1954
[Human emigration from star to star]
128
Ankunft einer Raum-Kugel auf dem Standard-Flugplatz, 1928 – 1968
[A space sphere arrives at a standard airport]
129
Raum-Kugel-Trajekt, 1937 – 1969
[Space sphere trajector]
130
Raumkugel-Trajekt, 1956 – 1977
[Space sphere trajector]
131
Raum-Trajekt Terra Venussa, Plutonia, 1925 – 37 – 1952 – 54 – 59 – 72
[Space trajector Terra Venussa, Plutonia]
132
Magnetisches Turbinen-Düsen-Hitzestrahl-Triebwerk, 1953 – 1956/57 – 1972
[Magnetic turbine jet heat-beam engine]
136
Magnet. Raumelektron Plutonia, 1928 – 1957 – 1960
[Magnetic space electron]
133
Elektronen-Strom-Generator, 1969, Atom-Sonne, 1968/69 und Raum-Elektrizitäts-Akzeptor, 3.12.1952
[Electron Power Generator; Atomic Sun; Ambient Electricity Acceptor]
134
135
Atomelektrisches … Raketen-Triebwerk, 1953 – 57
[Atomic-electrical … rocket engine]
137
Karl Hans (Joachim) Janke
Biografie
Biography
21.8.1909
Geburt von Karl Hans Janke in Kolberg/Pommern (heute Kolobrzeg, Polen)
Karl Hans Janke is born in Kolberg/Pomerania (today Kolobrzeg, Poland)
15.2.1988
Nach längerer Pflegebedürftigkeit Tod Jankes in Wermsdorf
Janke dies in Wermsdorf after long nursing period
Einzelkind, wächst in bürgerlichen Verhältnissen in Kolberg auf, die Eltern
besitzen ein großes Mietshaus. Nach dem Verkauf des Hauses erwerben sie
ein Gut in Dryhn und betreiben Landwirtschaft.
Grows up as the single child of a lower-bourgeois family that owns a large
apartment house in Kolberg. After selling the house, in Dryhn they run a
farming estate.
Besucht Volksschule Kolberg und Domrealgymnasium Stettin
Studies at the Kolberg Public School and the Stettin Gymnasium
Abitur an der Oberrealschule Berlin-Lichterfelde
Graduates from the Berlin-Lichtenfelde High School
Nach dem Abitur besucht er Abendkurse an der Technischen Universität
Berlin und studiert wahrscheinlich bis 1932 Zahnmedizin an der Universität
Greifswald.
After graduation he takes night courses at the Berlin University of Technology
and presumably until 1932 studies dental medicine at the Greifswald University.
Ab 1940 Kriegsdienst, Aufenthalt in 5 Lazaretten, erster Verdacht einer
psychischen Störung, 1943 Entlassung aus der Wehrmacht aus gesundheitlichen Gründen
Drafted in 1940, 5 stays at military hospitals, first suspicions of psychological
disorder, in 1943 he is dismissed from the army for health reasons
2000
Wiederentdeckung der Werke Jankes auf einem Dachboden durch Dr. Peter
Grampp, zur Aufarbeitung erhält es der Rosengarten e. V.
Janke’s body of work is rediscovered in an attic by Dr Peter Grampp and
entrusted to the Rosengarten e. V. Association for archiving and research
purposes
Beginn der Recherche und der Vorbereitungen von Ausstellungen zum Werk
Jankes im Kunstkontext durch den Kurator Peter Lang
Curator Peter Lang starts research and preparation work for exhibitions on
Janke’s work in the visual arts context
1945
Tod des Vaters, Flucht aus Pommern und Ankunft in Großenhain (Sachsen)
Father dies, Flight from Pomerania and arrival in Grossenhain (Saxony)
1948
Tod der Mutter, Janke ist verwahrlost und unterernährt, führt „auffällige
Lebensweise“
Mother dies, Janke shows signs of neglect and malnutrition, has “conspicuous
life style”
Kurze Haftstrafe
Short prison sentence
4.6.1949
Einweisung in die Nervenklinik Arnsdorf (Sachsen)
Internment in the Clinic for Nervous Diseases Arnsdorf (Saxony)
8.11.1950
Verlegung in die Psychiatrische Landesanstalt Hubertusburg in Wermsdorf
(Sachsen), Diagnose: „chronisch paranoide Schizophrenie“, ein Symptom dafür
sei „wahnhaftes Erfinden“
Transfer to the Federal Psychiatric Institution Hubertusburg in Wermsdorf
(Saxony), a “chronically paranoid schizophrenia” is diagnosed, one of the
symptoms being a “mad scientist” syndrom
In den folgenden fast vier Jahrzehnten entstehen ca. 4.500 Zeichnungen, 400
Erfindungen und zahlreiche Modelle von Flugmobilen, Energiestationen und
futuristischen Raumschiffen. Janke hält Lichtbildervorträge und veranstaltet
in der Klinik eine Ausstellung zu seinen Theorien.
In the following four decades, he produces nearly 4,500 drawings, 400
inventions and numerous models of aircraft, energy stations and futuristic
spacecraft. Janke gives slide-show lectures and organises an exhibition on
his theory in the clinic.
138
2001
In Zusammenarbeit mit Jan Hoet (ehemaliger Leiter der „Documenta IX“)
erstmalige Ausstellung von Werken Jankes in der Kunstausstellung „Yellow“
im belgischen Geel
In collaboration with Jan Hoet (former director, “Documenta IX”), Janke’s
works are shown for the first time as part of the art exhibition “Yellow” in
the Belgian town Geel
2003
Präsentation des Werkes im Berliner Künstlerhaus Bethanien, aus diesem
Anlass erscheint der Katalog „Karl Hans (Joachim) Janke – ein Brevier“
Janke’s work is shown at the Künstlerhaus Bethanien in Berlin, the catalogue
“Karl Hans (Joachim) Janke – ein Brevier” is published as part of the exhibition
2003/04
Das Festspielhaus Hellerau in Dresden (heute umbenannt in Europäisches
Zentrum der Künste Hellerau) zeigt die Ausstellung „Stille des Fliegens“.
The Festival Theatre Hellerau in Dresden (today renamed European Centre
for the Arts Hellerau) stages the exhibition “Stille des Fliegens” [On the
Quietness of Flying].
2005
Präsentation der Arbeiten in Le Manège – Scène Nationale, Maubeuge, und
Maison des Arts de Créteil, Frankreich
The works are presented in Le Manège – Scène Nationale, Maubeuge, and
at the Maison des Arts de Créteil, France
Medienberichte erscheinen bei MDR-Kultur, in der Sächsischen Zeitung, in
der Berliner Zeitung, in der Süddeutschen Zeitung, heise online, Scheinschlag
(Berlin) u. a.
Media reports on MDR-Kultur (Public radio cultural broadcast), in the Sächsische Zeitung (Saxony), Berliner Zeitung, Süddeutsche Zeitung (Southern
Germany), heise online, Scheinschlag (Berlin) a. o.
Die Autoren
The authors
Peter Lang
Autor und Ausstellungsmacher, Berlin
Author and curator, Berlin
Moritz Götze
Künstler und Ausstellungsmacher, Halle
Artist and curator, Halle
Peter Cross
Autor und Kurator, Berlin, London
Author and curator, Berlin, London
Dr. Peter Grampp
Chefarzt der Psychiatrie, Fachkrankenhaus Hubertusburg, Wermsdorf
Head Physician at the Psychiatric Hospital Hubertusburg, Wermsdorf
Jan Hoet
Künstlerischer Direktor MARTa Herford
Artistic Director MARTa Herford
Andreas Höll
Redakteur und Kunstkritiker beim Kulturradio des MDR
Writer/editor for culture and visual art at MDR KULTUR radio
Clemens Füsers
Autor und Schriftsteller, Berlin
Author, Berlin
Janke über Janke:
– behauptet Abendkurse an der TU Berlin belegt, ein Dolmetscher-Examen
abgelegt sowie in Greifswald drei Semester Zahnmedizin studiert zu haben;
nachgewiesen ist die Immatrikulation in Greifswald für ein Semester
Zahnmedizin
– gibt an, er hätte in Großenhain sein Geld als Konstrukteur verdient und
Töpfe genietet sowie eine kleine Werkstatt zur Spielsachenherstellung
betrieben
– sieht sich selbst als Erfinder, Ingenieur, Künstler und Original-Genie und
formuliert seine eigenen Theorien zur Geschichte des Weltalls, der Evolution
und zur friedlichen Nutzung einer regenerativen Energie, des „Jankeschen
Atoms“
Janke on Janke:
– claims to have taken night courses at the TU Berlin, to have passed an
interpreter exam and to have studied three semesters of dental medicine
in Greifswald; the only existing proof is a one-semester immatriculation
in Greifswald
– claims to have earned a living in Grossenhain as a constructor and tinker
and by running a small toy workshop
– considers himself an inventor, engineer, artist and original genius and
formulates his own theories on the history of the universe, on evolution
and the peaceful use of a renewable energy, the so-called “Janke Atom”
139
Impressum
Katalog zur Ausstellung
im Historisch-Technischen Informationszentrum Peenemünde
vom 23. Juni bis 4. November 2007
Herausgeber, Ausstellungskonzeption und Redaktion
Moritz Götze und Peter Lang
Assistenz
Verena Lehmbrock, Dirk Ockhardt und Roland Boden
Übersetzungen
Boris Kremer, Berlin
Andreas Brunstermann, Berlin (Interview Hoet/Höll und Auszug aus einem
Lichtbildervortrag Karl Hans Jankes)
Mitch Cohen, Berlin (Titel Archivbilder)
Zitate auf den Doppelseiten mit Landschaftsfotografien der ehemaligen
Heeresversuchsanstalt Peenemünde
Wernher von Braun, Als wir noch Lausbuben waren, München, 1966.
Wernher von Braun, Erinnerungen an den Sommer 1930, Ms., 1973.
Wernher von Braun, British Interplanetary Society Journal, 1951.
Wernher von Braun, Mein Leben für die Raumfahrt, Offenburg, 1969.
Wernher von Braun, The American Weekly, 1958.
Gestaltung
Jo Schaller, Halle (Saale)
Fotografien
Historisch-Technisches Informationszentrum Peenemünde
Rosengarten e.V., Wermsdorf
Deutsche Fotothek, Dresden (Luftbild Seite 37)
Trotz sorgfältiger Nachforschungen konnten die Rechteinhaber nicht in allen
Fällen ermittelt werden.
Herstellung
Scan Color Leipzig GmbH
© Alle Rechte bei den Autoren, für die Fotografien und Arbeiten Karl Hans
Jankes beim Rosengarten e.V. Wermsdorf
Historisch-Technisches Informationszentrum Peenemünde
www.peenemuende.de
Peenemünde, Juni 2007
HASENVERLAG GmbH, Halle (Saale)
www.hasenverlag.de
ISBN 978-3-939468-11-0
Mit Unterstützung des Ministeriums für Bildung, Wissenschaft und Kultur
des Landes Mecklenburg-Vorpommern
im Rahmen der Kulturförderung des Landes 2007
Besonderer Dank an Dr. Peter Grampp und den Rosengarten e.V. sowie
Ralf Lenk und Karin Häberle (Scan Color Leipzig GmbH)