[BVRN 04-08] BVR Nachrichten FINAL web

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[BVRN 04-08] BVR Nachrichten FINAL web
BVR Nachrichten
AUGUST 2004
Regierechte in Gefahr
Produzentenlobby bläst zum Generalangriff auf Filmurheber
Es ist nunmehr zwei Jahre her, daß der BVR gemeinsam mit anderen Künstlervereinigungen erfolgreich das "Gesetz zur Stärkung der Stellung von Urhebern und ausübenden
Künstlern" erstritten hat. Von der Stärkung der Filmurheber durch das Urhebervertragsgesetz ist nur leider bis heute wenig zu spüren. Die in diesem Gesetz vorgesehene angemessene Vergütung soll von Verwertern und Urhebern in "gemeinsamen Vergütungsregeln"
festgelegt werden. Doch die zwischen den Produzentenverbänden einerseits, den Künstlerverbänden und ver.di andererseits geführten Verhandlungen ziehen sich seit geraumer Zeit
aus verschiedenen Gründen in die Länge.
Obwohl also keine nennenswerten Verbesserungen für Filmurheber festzustellen sind und
die Produzenten bislang auch keinen Cent mehr zu zahlen haben, drängt die Produzentenlobby beim Gesetzgeber aus ihrer Sicht auf einen "Ausgleich der Benachteiligungen durch
das Urhebervertragsrecht". Dieser vermeintliche Ausgleich soll durch eine Stärkung der
Stellung der Produzenten in einem weiteren gesetzgeberischen Akt, genannt "Urheberrecht - Korb II", vollzogen werden. Wer aber in Kenntnis der deutschen Film- und Fernsehwirtschaft glaubt, die Produzenten würden ihr Heil in einer Stärkung ihrer Stellung gegenüber der Übermacht deutscher Fernsehsender oder amerikanischer Verleiher suchen,
sieht sich getäuscht: Die mittlerweile 4 (in Worten: vier) Produzentenverbände sehen ausgerechnet in den Filmurhebern den Hemmschuh für das Geldverdienen. (weiter auf Seite 2)
Volker Schlöndorff neuer Ehrenpräsident des BVR
Am 2. Juli wurde Volker Schlöndorff für seinen neuen Film Der neunte Tag mit dem Bernhard-Wicki-Filmpreis "Die Brücke - Der Friedenspreis des deutschen Films" ausgezeichnet.
Aus diesem Anlass, wegen seiner großen Verdienste um den deutschen Film und wegen
seines filmpolitischen Engagaments ernannte ihn der BVR zum Mitglied des Ehrenpräsidiums.
Die von Andrzej Wajda verfasste Laudatio wurde bei der festlichen Verleihung von BVRVorstandsmitglied Eberhard Hauff vorgetragen und ist in diesen BVR Nachrichten auf
Seite 6 nachzulesen.
Direktive zur Harmonisierung der europäischen
Urhebersituation im Filmbereich und damit eine
Festschreibung des Urheberprinzips erreichen
konnte. In dieser Direktive wurde auch klargestellt,
daß (neben den Urhebern der vorbestehenden
Werke, Drehbuch und Komposition) der Regisseur
der Urheber der Filmwerke ist. Der Erlaß dieser
Direktive hatte zahlreiche Auswirkungen z.B. für die
bis dahin unter dem Copyright-System arbeitenden
Kollegen in Großbritannien, bis hin zur Einführung
von Wiederholungshonoraren. Um aber das alte
Rechtssystem in Großbritannien nicht völlig auf den
Kopf zu stellen, besagt die EU-Direktive, daß einzelne EU-Mitgliedsstaaten "weitere Miturheber"
benennen können, eben in Großbritannien die Produzenten. Genau daran knüpft nun eine der Kernforderungen der deutschen Filmwirtschaft an:
Regierechte in Gefahr
(Fortsetzung von Seite 1)
Eine angeblich komplizierte urheberrechtliche Situation koste Deutschland im Vergleich zum angloamerikanischen Markt mit dem Copyright-System
die Wettbewerbsfähigkeit. Der weltweite Vertrieb
audiovisueller Werke werde durch die hiesige Rechtesituation behindert. Dabei wird jedoch verschwiegen, daß der deutsche Fernsehmarkt mittlerweile
der zweitgrößte der Welt ist und sich Krimiserien
wie Derrick oder Kommissar Rex im Ausland verkaufen wie geschnitten Brot, allerdings (international unvergleichlich) ohne Erfolgsbeteiligung der
Filmemacher hierzulande. Statt über die wirklichen
Hindernisse für den Auslandvertriebs zu sprechen beispielsweise die unterschiedlichen Produktionssprachen und die Folgen für die Synchronisierung oder sich anzuschauen, wie Frankreich seinen Film
als Kultur- und Wirtschaftsgut gegenüber der amerikanischen Dominanz behauptet, sucht man das Heil
im Kopieren amerikanischer Rechtssysteme. Dabei
wird natürlich nur auf die Gesetzeslage geschielt,
das dem amerikanischen Copyright-System
zugrundeliegende Prinzip des "work made for hire",
also das dem Produzenten zustehende Verwertungsrecht an der Arbeitsleistung der Regisseure.
Daß aber der produzentenfreundlichen amerikanischen Gesetzeslage zum Ausgleich ein ausgefeiltes
kollektives Regelwerk zwischen den Studios und
z.B. der Directors Guild of America (DGA) gegenübersteht, welches den Regisseuren durch die USamerikanischen Tarifverträge ein starke Stellung
vom Produktionsprozeß bis zur Erfolgsbeteiligung
in allen Verwertungsstufen garantiert, wird in den
Stellungnahmen der deutschen Filmindustrie verschwiegen. Am liebsten möchte sie beides: sowohl
das die Produzenten bevorzugende Rechtssystem
einerseits als auch die für die Kreativen schwache
Tarifsituation in Deutschland andererseits.
Nachdem aber die kontinentaleuropäische Rechtskultur auf dem Schutz des geistigen Eigentums der
Urheber als Schöpfer der Werke aufbaut, ist der
Filmindustrie hierzulande bewusst, daß mit einer
einfachen Forderung nach amerikanischen Regelungen kein Blumentopf zu gewinnen ist, zumal erst
vorletztes Jahr der BVR im Verbund mit den anderen europäischen Regieverbänden bei der EU eine
BVR-Nachrichten August 2004
Wer ist Urheber der Filmwerke?
Die hiesigen Produzenten wollen mit einem "Produzentenurheberrecht" ebenfalls als Urheber
definiert werden, unter anderem mit der merkwürdigen Begründung, der Produzent sei der eigentliche
Kreative, wohingegen der Regisseur jederzeit
austauschbar wäre. So stellten es jedenfalls der
Geschäftsführer des Auftragsproduzentenverbandes, Dr. Johannes Kreile und die Produzentin Gloria
Burkert, bei einer Tagung des Instituts für Urheberrecht dar. Der BVR konterte diese Argumentation
mit dem Hinweis, daß jeder noch so versierte Urheberjurist sich nur als Zuschauer zu fragen brauche,
ob er einen Spielfilm beispielsweise von einem Regisseur wie Dieter Wedel von dem eines Dominik
Graf unterscheiden könne und ob er dies in gleicher
Weise von einem von der Firma X oder Y produzierten sagen könne, um festzustellen, wer im Filmherstellungsprozeß tatsächlich austauschbar ist und
wer nicht. Bei einer kürzlichen Anhörung im Bundesjustizministerium zu dem anstehenden "Korb 2"
warf der BVR die Frage auf, wer bei einem solchen
"Produzentenurheberstatus" dann eigentlich als
Schöpfer gelten solle. Die herstellende Firma als
bloße juristische Person könne dies kaum sein, im
Falle von Koproduzenten wäre Streit programmiert
und vertraglich könne wohl kaum das unveräußerliche Statusrecht des Werkschöpfers vereinbart werden. Am ehesten stünde der Status des Kreativen
wohl dem beim Produzenten angestellten Producer
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zu, ein Zustand, der sicher auch nicht gewollt ist.
Außerdem stünde dann, wie von DegetoGeschäftsführer Klamroth schon einmal proklamiert,
sicher auch der Fernsehredakteur in den Startlöchern, den anscheinend so begehrenswerten Status
des Urhebers zu erringen. Einmal abgesehen von
der deutschen Urheberrechtssystematik, darf also
auch stark bezweifelt werden, daß ein "Produzentenurheberrecht" die deutsche Rechtslage vereinfachen würde.
auch durch einen intensiven (elektronischen) Dialog
des Autors mit seinen Lesern. Leider hat die Bundesregierung hier schon ein Einlenken gegenüber
der Musik- und Videoindustrie signalisiert. Obwohl
seit Bestehen des Urhebergesetzes diesem eine
Doppelfunktion zugesprochen wurde, nämlich
zugleich Wirtschaftsgesetz und Kulturgesetz zu
sein, entfernt sich die Bundesregierung zunehmend
von diesem Grundsatz. Auf einer Veranstaltung
einer Kanzlei der Filmindustrie bekannte der für das
Urheberrecht im Bundesjustizministerium zuständige leitende Ministerialbeamte Elmar Hucko, daß bei
der Bundesregierung im Hinblick auf die unbekannten Nutzungsarten ein Umdenken einsetze, "denn
das Urheberrecht ist Wirtschaftsrecht und die Bundesregierung werde alles unternehmen, die wirtschaftliche Verwertung zu fördern". Von den Rechten derjenigen, welche die Kultur schaffen, oder wie
man die Kulturgüter in einer kommerzialisierten
Werteordnung schützen kann, ist offenbar keine
Rede mehr.
Vorausabtretung künftiger Nutzungsarten?
Als nächster Punkt steht die Abschaffung des § 31
Abs. 4 UrhG, des Verbotes der Abtretung der unbekannten Nutzungsart, auf der Wunschliste.
Gerade die künftige Nutzung mit "video-on-demand"
verlange, daß der Gesetzgeber dafür Sorge trage,
die von den Urhebern geschaffen Werke einer uneingeschränkten Verwertung zuzuführen. Der BVR
erinnerte in der Debatte daran, daß das Verbot der
Abtretung aus gutem Grund im Gesetz steht. Zum
einen kann zu einem Zeitpunkt, bei dem weder
Urheber noch Verwerter geschweige denn Nutzer
wissen, wie solch künftige Nutzungen aussehen,
keiner beurteilen, wie eine angemessene Vergütung für die neue Nutzungsart aussehen könnte.
So sind z.B. viele Filme zu einem Zeitpunkt entstanden, als noch nicht absehbar war, daß der Umsatz aus der Videoverwertung den Umsatz aus der
Kinoverwertung übersteigen würde. Zum anderen
schützt die Regelung auch das Urheberpersönlichkeitsrecht des Kulturschaffenden sowie das Kulturgut selbst. Mit jeder neuen Verwertungsform kann
auch auf das Kulturgut selbst erheblichen Einfluß
genommen werden, z.B. durch das Umschneiden
eines Films für den DVD-Vertrieb. Die wichtigste
Aufgabe des Urheberrechts, der Werkschutz durch
die Bewahrung der Integrität des Kulturgutes, kann
nur aufrecht erhalten werden, wenn der Urheber
des Werkes vor der neuen Nutzung gefragt werden muß. Auch kann eine neue Nutzungsart eine
ganz neue Beziehung zwischen dem Urheber und
dem eigentliche Nutzer herstellen. So hat z.B. der
amerikanische Autor Steven King unter Ausschaltung der gesamten Verwertungskette ein Buch direkt im Internet geschrieben. Die Fortsetzung der
einzelnen Kapitel entstand nicht nur durch die finanziellen Beiträge direkt von den Nutzern, sondern
BVR-Nachrichten August 2004
"Cessio Legis": Enteignung der Filmemacher?
Als weiteres Folterinstrument für Filmemacher haben sich die Kanzleien der Filmindustrie die sogenannte "cessio legis" ausgedacht. Mit dieser Forderung aus der von der Spitzenorganisation der
Filmwirtschaft (SPIO) und Film20 in Auftrag gegebenen Stellungnahme würde der Produzent kraft
gesetzlicher Fiktion sämtliche Nutzungsrechte
von den Filmurhebern erwerben. Begründet wird
diese Forderung unter anderem mit dem Argument,
daß die Produzenten künftig womöglich nicht nur
mit den Autoren und Regisseuren die Rechte klären
müßten, sondern auch von den nunmehr ebenfalls
eine Miturheberschaft beanspruchenden Kameraleuten und Cuttern, mit der Folge, daß diese eine
sogenannte Gesamthandsgemeinschaft (wie bei
einer Erbengemeinschaft) bilden würden. Daher
müßten die Produzenten vor einer solchen Vielzahl
von Urhebern geschützt werden und durch die cessio legis alle Rechte sofort dem Produzenten zufallen. Dies wäre in der Tat geeignet, Produzenten von
einem Teile ihrer Aufgaben zu befreien, da die bisweilen langwierigen Vertragsverhandlungen mit
Autoren und Regisseuren entfielen. Folge wäre
nämlich, daß jede Kreativität in derselben Sekunde
in der sie beim Autoren oder Regisseur entsteht, in
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ihrer Verwertung bereits dem Produzenten gehört –
kraft Gesetzes.
Daher hat der BVR bei der genannten Anhörung im
Justizministerium klargestellt, daß eine solche gesetzliche Maßnahme das auf dem französischen
"droit d’auteur" beruhende und von Hegel als "geistiges Eigentum" zur Grundlage aufklärerischen
Denkens ausgerufene kontinentaleuropäische Urheberrecht ad absurdum führen würde. Eine bereits
gleichzeitig zur Werksentstehung einsetzende Übertragung sämtlicher Rechte bezeichnete der BVR als
"geistige Enteignung" der Filmemacher. Bei
einem solchen Schritt möge der Gesetzgeber auch
gleich darüber nachdenken, das "Urhebergesetz"
in "Verwertungsgesetz" umzubenennen, um der
Realität Rechnung zu tragen. Die deutschen Filmemacher müssten ohnehin ihre Kreativleistung in
ständiger Auseinandersetzung mit dem typisch
deutschen Rechtsbegriff "total-buy-out" erbringen.
Daher wäre eine solche Gesetzesänderung geeignet, nicht nur die Regisseure als Leistungsträger
des deutschen Films, sondern dadurch auch den
Film als Kulturgut zu beschädigen.
In den anstehenden Monaten ist ein starker BVR
gefordert – als Berufsverband, als Künstlervereinigung und als Anwalt der Filmemacher.
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Menge Know-how aus der internationalen Filmproduktion und dem Filmvertrieb mit".
Dass mit der Münchener VIP-Gruppe (u.a. Oscar für
Monster) der größte bankenunabhängige Initiator
seine Unterstützung bereits zugesagt hat, Projekte
des Verbandes zu prüfen und zu produzieren, wenn
die Eckdaten des Fonds erfüllt seien, zeigt die
Ernsthaftigkeit des Wunsches nach mehr Zusammenarbeit. Die Laufzeit der Kooperation ist zunächst bis Ende 2005 geplant. Mit ersten Umsetzungsgesprächen rechnet der BVR noch im Herbst.
Constantin knebelt Kinos
Mit merkwürdigen Methoden geht der Filmverleih
der Constantin beim Vertrieb seines Kassenschlagers (T)raumschiff Surprise mit den Kinobetreibern
um: Statt wie sonst bei deutschen Filmen üblich mit
47 Prozent Filmmiete verlangt Constantin ganze 53
Prozent der Einnahmen an der Kinokasse. Vor allem aber verlangt der Verleiher von den Kinos, dass
sie vor dem Film die mitgelieferten Werbetrailer für
zwei weitere Filme aus dem Hause Constantin zeigen. Wer sich nicht daran hält, muss zur Strafe 55
Prozent Filmmiete zahlen.
RegieGuide
Der neue RegieGuide, der kein reines Print-Produkt
mehr sein wird, sondern online im Internet zur Verfügung stehen wird, ist auf dem Weg. Der Kooperationspartner, mit dem der BVR eine leistungsfähige
Datenbank entwickeln und für die Konvertierung
und Aktualisierung des vorhandenen Datenmaterials sorgen wird, ist gefunden.
In Kürze wird für alle Mitglieder die Möglichkeit bestehen, ihre Daten online selbst auf den neuesten
Stand zu bringen und so die nächste Printausgabe
des Guide mit vorzubereiten.
Kooperation: VIP-Medienfonds
Mit neuen Finanzierungswegen mehr Chancen
für deutsche Filmemacher: Durch Kooperation mit
VIP-Medienfonds soll eine neue finanzielle und
fachliche Förderung deutscher Regisseure möglich
werden. Querdenken, Vordenken, Handeln. In Zeiten knapper Staatskassen will der Bundesverband
Regie neue Wege der Filmfinanzierung beschreiten
und durch Kooperationen mit professionellen Medienfonds-Initiatoren mehr qualitativ hochwertigen
Kinofilmen "made in Germany" eine RealisierungsChance geben. Eberhard Hauff: "Wir wollen eine
Plattform, ja einen Marktplatz für Filmschaffende
und Finanziers schaffen". Statt einfach nur zu kritisieren, dass deutsche Investoren Hollywood-Filme
finanzieren, sollen durch einen "Dialog der Macher"
die Voraussetzungen für eine kontinuierliche Steigerung deutscher Filme mit internationalem Format
geschaffen werden. Hauff: "Medienfonds-Initiatoren
bringen schließlich nicht nur Geld, sondern jede
BVR-Nachrichten August 2004
Honorarumfrage
Um die BVR-Mitglieder über die aktuellen marktüblichen Regiehonorare zu informieren, wird der BVR
Gagenspiegel aktualisiert. Alle Regisseure werden
in einem Brief über die Hintergründe der anstehenden Verhandlungen informiert und bekommen einen
Fragebogen, der auch von unserer Homepage heruntergeladen werden kann.
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"rannehmen" musste und das Ergebnis überzeugte.
All seine Werbefilme sind durch Menschlichkeit und
Emotionen gekennzeichnet - er verstand es, diese
in 30 Sekunden aufs Zelluloid zu bannen. So war er
bei allen Agenturen bekannt und geschätzt. Seit
1996 gab er sein Wissen als Dozent an der Filmakademie Ludwigsburg an den Nachwuchs weiter.
Und das mit Erfolg: In einem 2003 durchgeführten
Ranking unter deutschen Schulen, die kreativen
Nachwuchs ausbilden, belegte seine Klasse den
ersten Platz.
Nachruf auf Hatto Kurtenbach
Völlig unerwartet, von "einer Sekunde auf die andere", starb Hatto Kurtenbach. Mitten aus dem Leben
gerissen hat ihn der plötzliche Tod, nicht die leiseste Chance einer inneren Vorbereitung gab es für
ihn. Er liebte das morgendliche Joggen an der Isar.
So auch am 2. März 2004. Erfrischt und fröhlich
kam er nach Hause und fiel dort wie vom Blitz getroffen seiner Frau tot in die Arme.
Neben der Werbung galt sein Interesse dem Dokumentarfilm. Aus eigenen Mitteln finanzierte er 1992
den preisgekrönten Dokumentarfilm Die Shaker
(Prädikat: besonders wertvoll), der in eindringlicher
Art und mit visuell starken Bildern die Historie der
amerikanischen Shaker nachzeichnet.
Mit Hatto Kurtenbach starb einer der kreativsten
deutschen Werbefilmer. Er war Regisseur und Kopf
seiner INTERTEAM Filmproduktion in Grünwald, die
er 1970 mit Partnern gründete und bis zu seinem
Tod leitete. Zwischenzeitlich unterhielt die INTERTEAM Gruppe Filialen in Frankfurt, München, Hamburg, Paris, New York und Sao Paulo. Sein Leben
war von Anfang an auf eine kreative Laufbahn ausgerichtet: 1938 in Bonn geboren, Abitur 1960, Studium an der damals legendären Hochschule für
Gestaltung in Ulm (Abteilung visuelle Kommunikation). Von 1963/64 wurde Hatto Kurtenbach Regieassistent bei Edgar Reitz und arbeitete mit ihm an
der ersten Heimat-Staffel. Dann folgten Stationen
als Producer bei der Werbeagentur DDB in Düsseldorf und New York, um dann 1970 mit der Gründung der INTERTAEM Filmproduktion den Schritt in
die Selbständigkeit zu wagen.
Der Mensch Hatto Kurtenbach war warmherzig und
fröhlich - immer hatte er ein Ohr für sein Team und
seine Mitarbeiter. Er war mein Mentor, Partner und
Freund. Viele Jahre haben wir gemeinsam verbracht, viele, viele Stunden Ideen gewälzt und nach
Neuem gesucht. Die Gespräche waren immer
fruchtbar und trotz oft kontroversrer Meinungen am
Ende immer versöhnlich. Er war gebildet und, was
man in unserer Branche nur äußerst selten findet,
er war ein absoluter Gentleman!
Die Kraft für seine Arbeit und um den Alltag im hart
umkämpften Werbegeschäft unbeschadet überstehen zu können, bezog Hatto Kurtenbach aus seiner
Familie. Ihr galt seine ganze Liebe. Er hinterlässt
eine Frau und drei Kinder. Er wird uns allen fehlen!
In den 33 Jahren hat er über 1.500 Werbespot in
der ganzen Welt gedreht. Zahlreiche Preise und
Ehrungen zieren die Wände der INTERTEAM (u.a.
Cannes Lions, ADC Auszeichnungen, New York
Festival Preise u.a.). Kaum eine bekannte deutsche
Marke, die in den 33 Jahren nicht von Hatto Kurtenbach in Szene gesetzt wurde. Er war ein Perfektionist, auch wenn seine Drehs von außen betrachtet
immer sehr locker aussahen: Man lachte, schwatzte
und hatte Spaß. Aber das war seine Art Regie zu
führen: Die Atmosphäre am Set musste stimmen!
Mark von Seydlitz
IMPRESSUM
V.i.S.d.P. Steffen Schmidt-Hug;
Redaktion: Martin Frei-Borchers, Steffen Schmidt-Hug,
Eberhard Hauff, Suzanna Haritonov
Redaktionsanschrift: BVR, Brienner Str. 52, 80333
München, Tel. 089 / 340 19 109, [email protected]
Hatto hatte ein geniales Einfühlungsvermögen für
Stimmungen und zwischenmenschliche Schwingungen. Er nahm sie auf und nutzte sie für seine
Arbeit. Er wusste, wen er hart und wen er weich
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Laudatio auf Volker Schlöndorff von Andrzej Wajda
anlässlich der Verleihung des Bernhard-Wicki-Filmpreises "Die Brücke - Der Friedenspreis des deutschen Films" am 2. Juni 2004 in München vorgetragen von Eberhard Hauff
"Ob es jemandem gefällt oder nicht, die Schicksale von
Polen und Deutschen sind miteinander verbunden im
Guten wie im Bösen seit den Zeiten von Kaiser Otto und
der Taufe Polens bis hin zur großen Gewerkschaftsbewegung Solidarnosc, die bei unseren deutschen Freunden eine wichtige Unterstützung fand.
Ich beginne bei Bernhard Wicki, den ich glücklicherweise
auf dem Filmfestival in Mar del Plata kennenlernte, bei
dem gleichzeitig zwei Filme gezeigt wurden, die einander
so nahestehen in ihren Antikriegs-Aussagen, nämlich Die
Brücke und mein Film Kanal.
Zu jener Zeit lebte ich jenseits der Berliner Mauer und
war mir dessen nicht bewusst, dass in Deutschland
Künstler am Werk sind, die ebenso wie ich in einem
Gefühl der Absurdität des Krieges leben.
Der Film von Bernhard Wicki überzeugte mich davon so
sehr, dass ich ihm - im vollen Bewusstsein dieser Geste die Hand küsste, weil ich in ihm - neben der Bewunderung für seine großartige Regiekunst - einen Verbündeten in meinem Ringen mit der grausamen und schmerzhaften Kriegsvergangenheit Polens und Deutschlands
sah, mit der wir beide uns in unseren Filmen auseinander
setzten.
Wenn ich auf diese Weise meine Bewunderung für den
Künstler Bernhard Wicki zum Ausdruck bringe, dessen
nach ihm benannten "Bernhard Wicki Filmpreis Die Brücke - Der Friedenspreis des deutschen Films" heute
Volker Schlöndorff erhält, kann ich das Ereignis meiner
ersten Begegnung mit dem Preisträger nicht unerwähnt
lassen.
Bevor die polnische Ausgabe der "Blechtrommel" erschien, bat mich Günter Grass zu einem Gespräch über
die Verfilmung dieses Romans.
Ich wusste, dass die polnischen Behörden ihr Einverständnis für meine Kandidatur nicht geben würden. Aber
meine Begeisterung für den Roman von Günter Grass
machte mich zu einem freien Menschen und befahl mir,
die polnische Zensur zu vergessen und in Berlin zu erscheinen. Leider gab es noch ein Hindernis, das es zu
überwinden galt - das Drehbuch, welches ich nicht imstande war zu schreiben. Es ist also nicht verwunderlich,
dass es in die Hände eines anderen Regisseurs gelangte.
Volker Schlöndorffs Film begeisterte mich, alles an diesem Film war außergewöhnlich und überraschend, es
überstieg das, was ich mir selbst hätte ausdenken und
realisieren können.
BVR-Nachrichten August 2004
So wurde vor meinen Augen einer der wichtigsten Filme
unserer Zeit geboren, zu dem ich - über die Berliner
Mauer hinweg - meine Hand in freundschaftlicher Verbundenheit ausstreckte.
Den langen und reichhaltigen filmischen Weg des heutigen Preisträgers, der in besonderer Weise den Weg zu
meinem Herzen gefunden hat, beginne ich mit dem Zögling Törless. Die Wahrheit, die einem aus diesen Bildern
entgegenschlägt, ist überwältigend.
Durch Die verlorene Ehre der Katharina Blum über Eine
Liebe von Swann und den Homo Faber bis hin zum Unhold, der in Polen gedreht wurde, war Volker Schlöndorff,
auch wenn er Autoren und Themen wechselte, in meinem Bewusstsein immer präsent als ein mir Nahestehender und für mich Wichtiger, der unablässig den Weg
der Wahrheit und Gerechtigkeit verfolgte.
Am 30. August werden in Warschau die Feierlichkeiten
zum 60. Jahrestag des Aufstandes von 1944 beginnen.
Im Vorgriff auf dieses Datum hatte ich ein Gespräch mit
einer der legendären Gestalten des polnischen Untergrundes, nämlich mit Jan Nowak-Jezioranski. Dabei habe
ich ihm als Regisseur des Films Kanal die Frage gestellt,
ob der Aufstand gewonnen oder verloren wurde. Die
Antwort hat mich verblüfft und ich zitiere sie, weil sie zum
Ausdruck gebracht hat, dass nämlich die Schicksale von
Polen und Deutschen untrennbar miteinander verbunden
sind:
"Der Warschauer Aufstand, welcher 63 Tage dauerte, hat
die sowjetische Offensive um fast sechs Monate aufgehalten. Während dieser Zeit haben die Alliierten den
Atlantikwall überwunden und einen Großteil Deutschlands besetzt, das - wenn es den Widerstand der Polen
nicht gegeben hätte - zur Gänze in den Machtbereich der
Sowjets gefallen wäre. Dieses Paradox ist in unserem
Bewusstsein nicht präsent. Man sollte jedoch fragen: Wie
würde die Geschichte Europas heute aussehen und
würde überhaupt jemand unter den Anwesenden (...) den
Fall der Berliner Mauer erlebt haben?"
Deshalb, liebe Initiatoren des "Bernhard Wicki Filmpreis
Die Brücke - Der Friedenspreis des deutschen Films",
konntet Ihr keinen besseren und um die große Sache der
Einigung Europas verdienteren Künstler als Volker
Schlöndorff finden. Unsere langjährige Freundschaft
hingegen möge ein Beweis dafür sein, dass es weder
politische Systeme, noch Stacheldrähte, Hindernisse aus
Beton oder Mauern gibt, über die hinweg die ausgestreckten Hände von Freunden sich nicht finden würden."
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Teilerfolg der BVR-Lobbyarbeit
Während Angelika Krüger-Leißner aus Angst vor
einer Kettenreaktion weiterer Berufsgruppen wenig
Aussicht auf eine gesetzliche Sonderregelung für
die Filmschaffenden - denn die Gesetze seien
schließlich "für die gesamte Gesellschaft" - versprach, die sie als "inhomogene kleine Gruppe"
bezeichnete, bemühte sich DGB-Vorsitzender Fritz
Schösser um Anerkennung des Sonderstatus, dieser müsse nur richtig beschrieben werden, um eine
"Vergleichbarkeit der atypischen Arbeitsverhältnisse" zu erreichen. Gemeint sind damit auch die oft
unbezahlten Vor- und Nachlaufleistungen einer
Filmproduktion - ein unverzichtbares Spezifikum der
Branche. "Film lebt von Überstunden" gab auch
Produzent Eberhard Junkersdorf zu bedenken, der
das Erreichen der in den Hartz-Gesetzen geforderten 360 Arbeitstage für "völlig utopisch" hielt, aber
bereit war, über die von Frau Leißner vorgeschlagene Einrichtung von Arbeitszeitkonten zu reden.
Seiner Meinung nach hätte ein Produzent in
Deutschland ohnehin "kaum noch Luft" und müßte
mit demselben Budget wie vor zehn Jahren auskommen. Die schlechte wirtschaftliche Lage erfordert also ein Zusammenspiel von Politik und Filmherstellern, um Lösungen zu finden. Eine "Umverteilung" sei notwendig, auf keinen Fall dürften Neuerungen nur zu Lasten des Produzenten gehen.
Zypries will Abgaben auf PCs und MP3-Player
Die langjährige Interessenpolitik von Eberhard Hauff
und Stefan Meuschel scheint erneut Früchte zu
tragen: Die Bundesjustizministerin hat nach einer
Meldung der Süddeutschen Zeitung eingesehen,
dass die Abgaben auf veraltete Kopierträger wie die
aussterbende VHS-Kassette einer Überarbeitung
bedürfen. Seit einigen Jahren fordert schon der
BVR eine Abgabe auf das eigentliche Kopierwerk.
den PC selbst. Nur damit ist künftig der Fortbestand
einer halbwegs angemessenen Vergütung der
Zweitrechte über unsere VG Bild-Kunst gesichert.
Schlussklappe 2006?
Crashsituation für Filmschaffende
Podiumsdiskussion beim Filmfest München
Am Samstag, den 26.06.2004 diskutierte Medienjournalistin Sissi Pitzer im Rahmen des Filmfests
München in der Black Box des Gasteigs mit fünf
Experten aus Kultur und Wirtschaft über die neuen
Hartz-Regelungen.
Die 2006 in Kraft tretenden Änderungen betreffen
alle auf Lohnsteuerkarte beschäftigten Filmschaffenden - vor allem die Verkürzung der sogenannten
Rahmenfrist von drei auf zwei Jahre, auf die verteilt
ein volles Beschäftigungsjahr nachgewiesen werden muss. Das ist allerdings selbst für die zu den
gut Beschäftigten zählenden Künstler und Techniker in der momentanen wirtschaftlichen Situation
beinahe unmöglich. Droht die Branche also durch
die neuen Gesetze eine Vielzahl an Mitarbeitern
zwangsläufig ganz zu verlieren?
In Frankreich ist Film ein vielfach gefördertes und
geachtetes Kulturgut, was Héléne Conand bestätigte, indem sie von einem zusätzlichen Fond berichtete, durch den der Staat in der Lage ist, diejenigen
finanziell aufzufangen, die keine entsprechende
Arbeitsstundenzahl im gegebenen Zeitraum nachweisen können. Warum ist so etwas in Deutschland
nicht möglich?
Auch der Geschäftsführer des Bundesverbandes
Regie, Steffen Schmidt-Hug, war der Meinung, dass
die Franzosen ihre Kultur ernster nehmen und dass
sich "ein Kulturstaat schließlich vor allem darüber
definiert, wie er mit seinen Kulturschaffenden umgeht." Hier schneidet unser Heimatland also entschieden schlecht ab, obwohl es sich doch nur zu
gern mit seinen Künstlern schmückt. Schmidt-Hug
befürchtet zu Recht, "dass unsere Kultur unter die
Räder kommt".
Angelika Krüger-Leißner (MdB), Fritz Schösser
(MdB, DGB-Vorstand Bayern), Eberhard Junkersdorf (Vorsitz AG Neuer Deutscher Spielfilmproduzenten), Hélène Conand (Medienattacheé an der
Französischen Botschaft Berlin) und Steffen
Schmidt-Hug (Geschäftsführer des BVR) setzten
sich auf der Suche nach Auswegen aus der Misere
mit den gravierenden sozialpolitischen Änderungen
auseinander.
BVR-Nachrichten August 2004
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Für die erwachsenen Filmfreunde bot das ebenfalls
durch Andreas Ströhl leicht umstrukturierte Reihenkonzept ein vielfältiges und übersichtliches Programm. Thematischer Schwerpunkt war dabei der
Musikfilm. Besondere Beachtung fand außerdem
dieses Jahr neben dem englischen Ehrengast Alan
Parker das vielschichtige Werk der finnischen Regisseure Mika und Aki Kaurismäki, denen eine umfassende Werkschau von Leningrad Cowboys bis
Ten Minutes Older gewidmet war.
Es bleibt nur zu hoffen, dass sich das Ministerium
durch die zahlreichen schlagkräftigen Argumente
von der absoluten Notwendigkeit eines neuen vernünftigen Systems überzeugen lässt, um die Zukunft des deutschen Films und seiner Mitarbeiter zu
retten. Andernfalls würde im Jahre 2006 nicht nur
nach Ansicht von Steffen Schmidt-Hug vermutlich
endgültig "die Schlussklappe" fallen.
Felicitas Darschin
Zusätzlich zu der zwar qualitativ hochwertigen, aber
sinnvollerweise geschmälerten Sparte des "deutschen Fernsehfilms" war das "neue deutsche Kino"
mit aktuellen Würfen junger und gestandener einheimischer Macher stark präsent. Rudolf Thome
zeigte seinen in ruhigen, beklemmenden Bildern
erzählten Frau fährt, Mann schläft. Marco Kreuzpaintner begeisterte das Publikum mit seinem einfühlsamen Coming of Age Drama Sommersturm.
Die magische Filmmeile
Mit dem Filmfest München 2004 ging eine intensive
Woche visuellen Erlebens mit einem fröhlichen,
multikulturell bevölkerten - erstmals öffentlichen Abschlussfest in den Räumlichkeiten des Münchner
Gasteigs zu Ende.
Wohltuend frisch war nicht nur die kühle Brise, die
das Filmfestwetter vom 26. Juni bis 3. Juli nie wirklich zu eindeutig beständigem Sommerklima werden
ließ. Auch Programm, Standort und die Leitung des
22. Festival - erstmalig durch Andreas Ströhl - waren zu neuen Ufern aufgebrochen. Das neue Ufer in erster Linie örtlich gesehen - war "die Meile" zwischen Rio Kino, Gasteig und Maxx Kino, die acht
Tage lang zu einer einzigen Filmpassage mutierte.
Scharenweise pilgerten Journalisten, Fachbesucher
und Cineasten zwischen den über 150 Vorführungen und zahlreichen Rahmenveranstaltungen entlang der Meile hin und her.
Den mit 40.000 Euro dotierten, durch die Bavaria,
die Hypovereinsbank und den Bayerischen Rundfunk vergebenen Förderpreis Deutscher Film räumte allerdings Hans Weingartner ab - mit seiner durch
Daniel Brühl bereicherten gesellschaftskritischen
Studie Die fetten Jahre sind vorbei. Die Zeiten, in
denen man Nachwuchs sein musste, um einen
"Förderpreis" zu bekommen, gehen mit dieser Entscheidung der Jury - bestehend aus Filmkritiker
Michael Althen, Schauspielerin Sophie von Kessel
und Regisseur Hans-Christian Schmid - wohl auch
zu Ende. Nicht dass Weingartner die Auszeichnung
nicht verdient hätte, im Gegenteil, er zeichnet mit
Die fetten Jahre sind vorbei ein erschreckend realistisches Bild unserer Zeit. Doch ist er nach immerhin
zwei erfolgreichen Spielfilmen, u.a. dem ebenfalls
preisgekrönten Das weiße Rauschen, wohl eher als
gestandener Regisseur anzusehen, und es ist einfach ein bisschen schade, dass die Jury sich offenbar nicht getraut hat, einem wirklich neuen Stern am
Filmhimmel auch mal eine Chance zu geben.
Wegweisende Orientierung war dabei, ähnlich wie
der Abendstern für die Heiligen Drei Könige, ein
grünlicher Laserstrahl, dessen punktiertes Ende auf
den Backsteinmauern des Gasteigs nicht etwa die
biologische Abbaubarkeit des Filmfests bedeutete,
sondern ein schönes Symbol dafür war, dass ein
Filmfest eine Stadt tatsächlich "erleuchten" kann.
Strahlend waren auch die Gesichter der Kleinen,
denen die Kinderfilmreihe wie jedes Jahr ein paar
besonders wertvolle filmische Perlen schenkte. Die
Blindgänger von Bernd Sahling war zum Beispiel
dabei, dessen rührende Erzählung über eine pfiffige
Musikertruppe aus blinden Kindern uns Sehende
wieder ein bisschen mehr sehend machte.
BVR-Nachrichten August 2004
Außer Konkurrenz flimmerten die ausländischen
Schmankerl fürs Auge über die Leinwände. Les
sentiments aus der Reihe "Nouveau Cinema Francais" beispielsweise beschäftigt sich auf bemerkenswert pfiffig-absurde Weise mit den Irrungen und
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Wirrungen von Gefühlen, also dem Ursprung aller
Geschichten. Die beiden Regisseurinnen Noémi
Lvovsky und Florence Seyvos erzählen mit humorvoll-bissigem Blick das tragisch-komische Liebesleben von vier Menschen - auf jeden Fall ein das Herz
erwärmendes Highlight des Programms.
wichtigen Weiterbildungsmöglichkeiten die drei
großen "A´s" Apple, Avid und Arri, die zum Beispiel
einen fundierten Vortrag über digitale Lichtbestimmung und die damit verbundenen kreativen Möglichkeiten anboten. Gefachsimpelt wurde auch beim
traditionellen Treffen der Filmszene auf Kosten des
FilmFernsehFonds Bayern, der mehr als nur Häppchen zu vergeben hatte, nämlich den Drehbuchpreis des Marktes Garmisch Partenkirchen an Autor
Philipp Roth für sein Script Schwere Jungs. Neue
Locationbündnisse im Filmland Bayern wurden
ebenfalls durch den FFF-Geschäftsführer Klaus
Schäfer bekanntgegeben.
Das junge asiatische Kino bot mit innovativen filmischen Reigen wie Last in the universe von Pen-ek
Ratanuruang spannende Einblicke in eine fremde
Kultur. Die "American Independents" stellten mit
mutigen Werken wie dem Oscar prämierten Dokumentarfilm The Fog of War von Errol Morris mehr
als nur eine Randerscheinung des großen amerikanischen Kinos dar. Im internationalen Programm
gab es ein besonders breites Genrespektrum zu
sehen, von routinierter Thrillerware wie Strange
Crime des Italieners Roberto Andó oder The Spartan - von David Mamet mit bekannter dialogischer
Pointiertheit in Szene gesetzt - bis zu leisepoetischen Bilderbögen wie Three steps dancing
von Salvatore Mireu, König der Diebe von Ivan Fila
und nicht zuletzt Peter Webbers in gedeckten Farben gehaltenes Vermeer Portrait Das Mädchen mit
dem Perlenohrring, zugleich Eröffnungsfilm, der
durch seine zurückgenommene Erzählhaltung einen
angenehm unprätentiösen Auftakt des Filmfests
darstellte.
Auch der Kurzfilm und somit der Regienachwuchs
kam mit den "Short Tiger" Auszeichnungen durch
die Filmförderungsanstalt FFA sowie die wilde Party
Nacht der "Shocking Shorts" des Premiere Spartenkanals 13th Street nicht zu kurz.
Desweiteren traf man sich auch bei Veranstaltungen der Sender ARD, des ZDF, BR und Arte, die
alle diverse Produktionen in der Fernsehreihe des
Filmfests laufen hatten. Die mit Maria Simon in der
Hauptrolle brillant besetzte Colonia Media Produktion Kleine Schwester von Sabine Derflinger erhielt
dieses Jahr den begehrten TV-Movie Award der
Verwertungsgesellschaft der Film- und Fernsehproduzenten. Auch der Bernhard Wicki Filmpreis "Die
Brücke" ging an einen deutschen Film: Der neunte
Tag von Volker Schlöndorff. Eine beklemmende
Charakterstudie des luxemburgischen Abbé Henri
Kremer, der sich im Angesicht des Grauens durch
das KZ zwischen seinem Glauben und seinem Leben entscheiden muß. Zu Recht ausgezeichnet als
"Brücken schlagendes" Werk für den Frieden.
Vielleicht auch ein Statement der Festivalleitung:
Weniger ist mehr! Mehr Film und weniger Partys
und Empfänge, dieser Gedanke wurde zumindest
ansatzweise in Angriff genommen. Gestrichen wurden dieses Jahr erstmalig der Experimentalfilmpreis
sowie der "High Hopes Award", der immer den Abschluss der acht Feiertage ausgemacht hatte. Stattdessen durften erstmals alle Filmvolkanhänger - ob
berühmt oder bloß begeistert - gemeinsam eine
große Abschlussparty feiern, an deren Eingang mal
kein vierschrötiger Türsteher über Wohl und Weh
des Dazugehörens entschied. Geschadet hat das
der Stimmung nicht, im Gegenteil, das Ende der
Filmtage fiel wunderbar entspannt aus.
Eine erlebnisreiche Woche voller magischer Filmmomente ging im Fluge vorbei und lässt auf weitere
intensive Festivaljahre hoffen. Aufbauend auf dem
Fundament der bewährten, geschmackvollen Tradition des ehemaligen Festivalleiters Eberhard Hauff,
sowie bereichert durch die innovativen Leistungen
von Andreas Ströhl. Die Filmstadt München ringt
weniger um Glamour, sondern lässt sich mehr vom
Glanz solider Celluloid-Kunst bestrahlen. Und genau das steht ihr sehr gut.
Felicitas Darschin
Mal mehr mal weniger steifes Rumgestehe und
Sektgeschlürfe gab es nichtsdestotrotz noch genug
an all den andern Tagen. Es luden mit leckerem
Buffet der italienische Außenhandel, lockten mit
BVR-Nachrichten August 2004
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REGIE
TITEL
SENDER / PRODUKTION
REGIEASSISTENZ / CONTINUITY
DREHBUCH
SPARTE
Norbert Skrovanek
Hinter Gittern (2 Folgen)
RTL / Grundy UFA
I.Nehls / F.Grüsser
C.Köhler / P.Bodenbach
TV-Serie
Hans-Jürgen Tögel
Siska "Schlangengrube"
ZDF / NMF
Inge Kuta
Albert Sander
TV-Serie
Hans-Jürgen Tögel
Siska "Ein Stich ins Herz"
ZDF / NMF
Inge Kuta
Albert Sander
TV-Serie
Thomas Freundner
Tatort "Großstadttote"
HR
Beatrice M. Hoffmann
Stefan Falk /
Thomas Freundner
TV-Serie
Doris Jahn
TV-Serie
Martina Klein
Kino
Gerlinde Wolf
TV-Reihe
Tony Gilroy
Kino
Anne Braucks
Christoph Darnstädt
TV-Spiel
TV-Serie
TV-Film
Wolfgang F. Henschel
Der Bulle von Tölz "In guten Händen"
SAT 1 / Alexander Film
Christiane Middendorf /
Corinna Esterle
Catharina Deus
About a girl
ZDF / Credofilm
Michaela Hangkofer
Anke Köster /
Dorthe Peperkorn
Thorne Mutert /
Tony Gilroy
Thomas Jauch
Tatort "Nicht jugendfrei"
BR / Bavaria Film
Thomas Louis Pröve
(2ndUnit)
The Bourne Supremacy
Frmage Film / UIP
Andreas Senn
Romantic Suite
SAT 1 / Typphoon Films
Werner Siebert
Soko 5113 "Ein ordentliches Haus",
"Inas Rückkehr"
ZDF / UFA
Karola Keller / Gilda Gras
P. Dommaschk &
R. Hummel, O. Betke
Markus Fischer
Tod einer Ärztin
SF DRS Zürich
Nicole Front / N.N.
Markus Fischer
Uwe Janson
Eine Liebe in Saigon
SAT 1 / Allmedia Pictures
S. Illner / N.N.
Uwe Janson
TV-Spiel
Hans Werner
SK Kölsch ( 4 Folgen)
SAT 1 / Nostro-Film
Frank Gotthardy / N.N.
M. Illner, R. Huttanus
TV-Serie
Peter Weissflog
Sommer auf Aiderbichl
ORF + MDR / DEGN-FILM
Peter Mazzuchelli
TV-Spiel
Thomas Piepenbring
Sechserpack, 6 Folgen
SAT 1 / Sony Pictures FFP
Rainer Bender &
Markus Barth
TV-Serie
Matthias Dinter
Die Nacht der lebenden Loser
Matthias Dinter
Kino
Wolfgang Frank
Soko Wismar, 3 Folgen
Rainer Berg, Andreas
Kuntoff, Joachim Scherf
TV-Serie
Bernd Schirmer, Jörg
Hauser, Ulli Wohlers
TV-Serie
Petra Clever
Ariane Blank /
Dagmar Rohden
Sven Keller /
Shalini Sonntag
Hofmann+Voges Entertainment
in Coproduction mit Constantin Ali Gülec / Anke Reichert
Film
Wibke Niedersen /
ZDF / Cinecentrum Berlin
Matthias Junge
Torsten Junker /
RTL / Teamworx
Sabrina Roessel
Fred Willitzkat /
ZDF/ NOVA Film
Dominique Arce
WDR / Müller+Seelig FilmproSurk-Ki Schrade
duktion
Torsten Künstler /
Barepotfilms
Anne Lensing
Gunter Krää
Der Landarzt, 12 Folgen
Kaspar Heidelbach
Münster Tatort: "Eine Leiche zuviel"
Til Schweiger
Barfuss
Joachim Massanek
Die wilden Kerle II
Sam Filmproduktion
Christian Tromboukis
Christoph Weinert
Stürmische Zeiten, 3 Folgen
NDR / Eco Media
Dirk Manthey / N.N.
Christoph Weinert
DokuReihe
Dietmar Klein
Liebe und andere Verkehrssünden
ARD / DEGETO / Bavaria Film
Petra Erler / Gilda Gras
Eva und Horst Kummeth
TV-Film
Konrad Herrmann
Jetzt oder nie - die Grenzgänger von
Sopron
ZDF / Herrmannfilm
Christoph Mat
Konrad Herrmann
Doku
Christian Görlitz
Die Verlorenen
NDR / ndF
Walter Bednarik
Christian Görlitz
TV-Spiel
Axel de Roche
Der Fürst und das Mädchen,
Folge 13-18
ZDF / ndF
Brigitta Nübel
Michael Baier
TV-Serie
Sergej Stanojkovski
Kontakt (AT)
ZDF / Arte / BusseHalberschmidt, Filmstudio,
Horizont 2000
N.N.
Sergej Stanojkovski
Kino
Stephan Meyer
Gegen jedes Risiko
ZDF / Aspekt-Telefilm
Gisela Sydow /
Sybille Steinfartz
Jeltsch / Hüttmann
TV-Film
Michael Verhoeven
Bilder einer Ausstellung (AT)
BR / Arte / Sentana Filmproduktion
Michael Verhoeven
dokumentarischer
Essay
Ulrike Hamacher
Halt durch, Paul, 5 Folgen
ZDF / Network movie
Lars Albaum, u.a.
TV-Serie
Michael Illner,
Alfred Roesler-Kleint
TV-Film
Conny Lens
TV-Serie
Thomas Kirdorf
TV-Film
Christian Pfannenschmidt
TV-Serie
diverse
TV-Serie
Maris Pfeiffer
Das Schwalbennest
ZDF / Polyphon
Bodo Schwarz
SOKO 5113 Spezial "Ein Engel stirbt" ZDF / UFA
Stephan Klose /
Claudia Brede
Frank Gotthardy /
Brigitte Bruch
Katja Becker / Sabine Utz
Klaus Gietinger
Fliege hat Angst
HR
Thomas Herrmann
Die Albertis, Folge 10-13
ZDF / Network Movie
Michael Werlin
Die Fallers / 51. Staffel
SWR
BVR-Nachrichten August 2004
Luise Lindermair
-10 -
Numi Teusch /
Béatrice Hoffmann
Matthias Meyer-Hanno /
Tina Bass
Armin Ullrich /
Priska Fenever
TV-Serie
Til Schweiger / Jann Preuss
Kino
Kino
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Stellenausschreibung
Kunsthochschule für Medien Köln
Academy of Media Arts
www.khm.de
Die Kunsthochschule für Medien Köln vermittelt ihren Studierenden in theoretischer und praktischer
Lehre den künstlerisch gestaltenden Umgang mit Medien. Im interdisziplinären und projektorientierten
Studium „Audiovisuelle Medien“ arbeiten Studierende, Lehrende, Fellows in den Fächergruppen Fernsehen / Film, Kunst- und Medienwissenschaften, Mediengestaltung und Medienkunst zusammen.
In diesem Rahmen ist eine Professur (C 4 BBesO) zu besetzen.
Innerhalb der Fächergruppe Fernsehen / Film zum April 2005:
Professur „Spielfilmregie“ (C 4 BBesO)
(Nachfolge Professorin Jeanine Meerapfel).
Es handelt sich um eine hauptberufliche Professur, die zunächst bis zum 31. Juli 2008 nur in Form
einer Teilzeitbeschäftigung mit der Hälfte der Dienstaufgaben einer Vollzeitprofessur wahrgenommen
werden kann; zum 01.August 2008 ist dann eine Vollzeitbeschäftigung möglich.
Gesucht wird eine Spielfilmregisseurin / ein Spielfilmregisseur mit vielfältiger Berufserfahrung im Kino
und Fernsehen, die / der bereit ist, sich kontinuierlich in der Lehre zu engagieren. Der Aufgabenbereich umfasst insbesondere die Durchführung von Fachseminaren im Bereich Filmregie, die Leitung
von Schauspielerübungen, die Betreuung von studentischen Filmen, die Mitarbeit bei der Organisation
des Studiums und in der Selbstverwaltung der Hochschule.
Wünschenswert ist ein abgeschlossenes Studium an einer Filmhochschule oder in einem verwandten
Bereich. Pädagogische Begabung ist Voraussetzung. Gute Kenntnisse in ein oder zwei Fremdsprachen (insbesondere Englisch) werden erwartet.
Die Hochschule ist bestrebt, ihren Anteil an weiblichen Mitgliedern in Forschung und Lehre zu erhöhen. Frauen werden daher bei gleicher Eignung, Befähigung und fachlicher Leistung bevorzugt eingestellt. Schwerbehinderte Bewerberinnen bzw. Bewerber werden bei gleicher Eignung bevorzugt berücksichtigt. Eine Ausweisung dieser Planstelle nach Besoldungsordnung W des LBesG NRW zum
01.Januar 2005 bleibt vorbehalten. Ausführliche Bewerbungen mit den üblichen Unterlagen werden
innerhalb von vier Wochen nach Erscheinen dieser Anzeige erbeten an den
Rektor
der Kunsthochschule für Medien Köln
Peter - Welter - Platz 2
50676 Köln
Tel. 0221 - 20189 - 0
Auskünfte erteilt die Fächergruppe Fernsehen / Film (Nebenstelle 136).
BVR-Nachrichten August 2004
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