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VERLETZUNGEN
79
RUNNER'S KNEE
(CHONDROPATHIA PATELLAE)
Beschwerden des Kniescheibengleitlagers sind bei Läufern häufig zu beobachten, daher werden die entzündlichen
Kniebeschwerden in diesem Bereich auch »Runner’s knee« genannt. Mit dem Schuhwerk hat das Ganze mal wieder
wesentlich weniger zu tun als viel mehr mit einer guten Technik und vernünftigem Training...
TEXT: MATTHIAS MARQUARDT
FOTOS: SILKE INSEL
Die Schmerzen erwischen den Läufer nur allzu gern in umfangreichen Trainingsphasen. Die Ironman- oder Marathonvorbereitung sind typisch dafür.
Es beginnt mit leichten Schmerzen im Bereich der Kniescheibe nach höchsten
Belastungen, später schmerzt all das, was für einen erhöhten Anpressdruck
der Kniescheibe in ihrem Gleitlager sorgt: Treppensteigen und Kniebeugen
sind zwei Beispiele hierfür.
Das »Runner’s Knee«
erwischt Sportler
meistens in der
Vorbereitung auf
einen Ironman oder
Marathon.
Das Gelenk zwischen Kniescheibe und Oberschenkelknochen ist gereizt. Häufig
sind die knorpeligen Gelenkflächen überlastet, weil das Knie ungeeigneten
Arbeitsbedingungen ausgesetzt ist. Man trifft hier sehr rasch auf einen alten
bekannten unserer Verletzungsserie: die muskuläre Dysbalance. Der Oberschenkelstrecker, der die Kniescheibe führt, besteht aus vier Muskelanteilen
(M. quadriceps). Sein äußerer Anteil ist im Gegensatz zum inneren Anteil
meist gut entwickelt. Das Ungleichgewicht der Zugkräfte sorgt für eine unphysiologische Ausrichtung der Kniescheibe in ihrem Gleitlager.
Funktionsstörungen sind die Folge. Des Weiteren ist der Oberschenkelstrecker
sehr oft verkürzt und zerrt die Kniescheibe kräftig in ihr Gleitlager. Zusammen
mit einer abgeschwächten Oberschenkelrückseite, die viele Läufer nicht ausreichend trainieren, kommt es zu einer noch stärkeren Funktionsstörung im
Kniegelenk.
sich die Vor- und Mittelfußlauftechnik ideal. Wer also regelmäßige Barfußläufe
in sein Training integriert, wird neben der verringerten Überpronation beim
natürlichen Laufen auch in den Genuss einer verbesserten Aufrichtung kommen
(machen Sie sich groß beim Laufen!). Ergänzend bietet sich ein Kräftigungsprogramm der Gesäßmuskulatur an, die die Hüftstreckung sicherstellt.
Die erste Bürgerpflicht beim chondropathischen Reizknie ist es also, die muskuläre Dysbalance im Kniegelenksbereich aufzuarbeiten. Unter Anleitung eines
sporterfahrenen Physiotherapeuten muss der Oberschenkelstrecker gedehnt
und in bestimmten Anteilen (M. vastus medialis) gekräftigt werden. Die hintere
Oberschenkelmuskulatur sollte ebenfalls gekräftigt und gedehnt werden.
Moderne Laufschuhe mit dicken Dämpfungssystemen sind an der Tendenz vieler
Läufer, passiv auf die Ferse zu plumpsen und somit eine schlechte Knie- und
Hüftstreckung zu erleiden, nicht ganz unschuldig. Jedoch wächst die Gruppe
derer, die trotz der modernen Schuhentwicklung auf einen natürlichen, aktiven
Bewegungsablauf nicht verzichten wollen. Die Gesundheit dankt es in jedem Falle!
In einigen Fällen findet sich das Beschwerdebild auch ausgelöst durch eine
massive Überpronation (hierbei verdreht sich das Schienbein und stört so die
Kniegelenksmechanik). Viele Schuhverkäufer sehen deshalb noch immer die
Pronationsstütze im Schuhwerk als wichtigsten Schutz vor solchen Beschwerden.
In Extremfällen mag dies stimmen, doch in den meisten Fällen ist nicht der
Schuh, sondern viel mehr eine gute Lauftechnik der Schlüssel zum Erfolg.
Der Knieschmerz ist dementsprechend in vielen Fällen ein funktionelles Problem, muss aber vom gewissenhaften Arzt von ernsthafteren Verschleißprozessen des Kniescheibenknorpels abgegrenzt werden. Hierfür ist unter Umständen auch die Röntgenuntersuchung sinnvoll und nützlich. Andere Probleme,
wie das »Jumper’s knee«, das bei einer Entzündung der Patellasehne unter
dem Knie entsteht, müssen ebenso bedacht werden.
Schenken wir weiter der Frage Aufmerksamkeit, was eigentlich den Anpressdruck der Kniescheibe in ihrem Gleitlager verstärkt. Es ist die Beugung im
Kniegelenk! Wer permanent mit einer schlechten Streckung von Hüft- und
Kniegelenken läuft, erzeugt deshalb einen riesigen Anpressdruck der Kniescheibe im Kniegelenk und kann dieses leicht überlasten.
Ist der Schmerz jedoch eingetreten hilft zunächst nur eine kurze Laufpause von
einer bis zwei Wochen, in der der Arzt das Gelenk antientzündlich behandelt.
Hierfür sind neben Salben auch Tabletten geeignet. Kühlung und in chronischen
Fällen auch Wärmeanwendung unterstützen den Heilungsprozess gut. In der
Phase der Behandlung sollte eine umfassende Ursachensuche angestrebt
werden. Darüber hinaus sollte der Athlet die Weichen für einen optimierten
Bewegungsablauf stellen. Krafttraining und eine aktive Vor- oder Mittelfußlauftechnik bilden hierfür die Basis.
Die Lösung des Problems liegt folglich in der Vermeidung der »sitzenden«
Laufhaltung durch eine gute Hüft- und Kniegelenksstreckung. Hierfür eignet
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