Management von Beckenverletzungen - Klinik für Unfall-, Hand

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Management von Beckenverletzungen - Klinik für Unfall-, Hand
Management der
Beckenverletzungen
I. Marintschev
Klinik für Unfall-, Hand- und
Wiederherstellungschirurgie
Friedrich-Schiller-Universität Jena
Management der Beckenverletzungen
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Klinische Untersuchung
Bildgebende Diagnostik
Klassifikation
Die lebensbedrohliche
Beckenverletzung
• Notfalltherapiekonzept
Probleme der
Beckenringverletzungen:
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•
•
potentiell lebensbedrohliche Verletzung
häufig im Rahmen einer Mehrfachverletzung
nicht selten mit Begleitverletzungen verbunden
häufig operative Notfalltherapie erforderlich
unzureichende Einrichtung und Stabilisierung der
Verletzung führt zur Beeinträchtigung der
Leistungsfähigkeit
Klinische Untersuchung
Klinische Untersuchung
•
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•
•
Prellmarken, Hämatome
Prüfung Beckenstabilität
Inspektion der Orificien
Rektaluntersuchung
Vaginaluntersuchung
Sensitivität 44%
Spezifität 99%
Pehle B, Nast-Kolb D et al
Unfallchirurg 106(2003):642-8
Bildgebende Diagnostik
• Technikauswahl:
a) Projektionsradiographie
b) CT
c) MRT
Bildgebende Diagnostik
• Beckenübersicht
aus Tscherne, Pohlemman (1998) Becken und Acetabulum
Bildgebende Diagnostik
• Inlet
aus Tscherne, Pohlemman (1998) Becken und Acetabulum
Bildgebende Diagnostik
• Outlet
aus Tscherne, Pohlemman (1998) Becken und Acetabulum
Stellenwert der konventionellen
Rö-Diagnostik
• 66 bis 88% aller Beckenverletzungen
werden in der Beckenübersicht erkannt.
Berg EE 1996 J Trauma
Edeiken-Monroe 1989 Clin Orthop
• In 80% konnte die Acetabulumbeteiligung
an der Beckenverletzung nicht erkannt
Resnik CS 1992 Am J Roentgenol
werden
Pelvic radiology in blunt trauma
resuscitation: a diminishing role
Rö-Beckenübersicht in 638 Traumapat.:
Sensitivität 68%
Spezifität 98%
Rö-Becken im Schockraum
nur bei instabilen Patienten,
wenn kein CT durchgeführt werden kann.
Guillamondegui OD 2002 J Trauma
Konzept
wache, adequate
Patienten
bei klinischer
Symptomatik
• Rö-Beckenübersicht
• Bei Frakturnachweis
CT des Beckens
Polytrauma,
bewußtlose o.
analgosedierte
Patienten
• Beckendiagnostik im
Rahmen der CTPolytraumaspirale
Klassifikation
Vordere Beckenring- und
Randfrakturen
Widerspruch
1 Jahr nach Unfall, Implantatentfernung
Konzept
• B-Verletzung ist nicht gleich B-Verletzung
• Differenzierte Stabilitätsprüfung der B2Verletzungen klinisch und mit
Durchleuchtung zur Op-Indikationsklärung
• Größter Patientenkomfortgewinn in dieser
Patientengruppe – Schmerzen,
Mobilisation, Belastung
Die lebensbedrohliche
Beckenverletzung
Komplextrauma des
Beckens
Frakturen des Beckens u./o. des Acetabulums
mit zusätzlichen peripelvinen Verletzungen des
Haut-Weichteil-Mantels, des Urogenitalsystems,
des Darmes, der großen Gefäße u./o.
der großen Nervenbahnen
(mit pelvinen Blutungen aus zerrissenen Beckenvenen
inkl. venösen Plexus)
Nur 10% der Beckenverletzungen sind komplex,
aber die Letalität dieser Verletzungen liegt bei 20%,
steigt sogar bei initialer Kreislaufinstabilität auf 33%
AG Becken I der DGU
Hypotension causes in the
blunt trauma patient
n=231
Leberverletzung
13 %
Milzverletzung
10 %
Beckenverletzung
12 %
Extremitätenverletzung
12 %
Isoliertes SHT
13 %
Rückenmarksverletzung
6%
keine eindeutige Ursache 22 %
Mahoney EJ, Biffl WL et al
J Trauma 55(2003):1065-9
Konkurrierende
Schockursachen
• Exakte Identifikation durch Polytrauma-CT
• Voraussetzung für eine differenzierte
Volumentherapie
– Normotonie bei SHT
– Permissive Hypotension bei aktiver Blutung
• Gezielte Indikationsstellung für Notfall-Op
pelvin bedingte
Kreislaufinstabilität
• Initialer Blutverlust >2000ml
nach Bone
• Blutverlust >150ml/min
nach Trunkey
Blutungsquellen und Ausbreitung
aus Tscherne, Pohlemman (1998) Becken und Acetabulum
Potentiell blutende
Beckenverletzungen
B-Verletzungen
C-Verletzungen
Möglichkeiten zur notfallmäßigen
Stabilisierung des Beckens
• externe Kompression
• Fixateur externe
• Beckenzwinge
• Tamponade
• Angiographie,
Embolisation
Notfallalgorithmus
Unfallanamnese
initiale Bewertung
A–B-C
ja
Schockmaßnahmen
Hämodynamische
Instabilität
ATLS®
Stop the bleeding!
nein
Diagnostik nach
Polytraumaprotokoll
Notfallalgorithmus
Hämodynamische
Instabilität
+ instabiles Becken
ATLS®
Stop the bleeding!
forcierte Schockmaßnahmen
Notfallstabilisierung des Beckens
z.B. Beckenzwinge, Tuchbinde
ja
Notfall-OP
Schock
nein
Diagnostik nach
Polytraumaprotokoll
Notfallalgorithmus
FAST
-
+
Notfall-OP
Beckenzwinge
vs. Fixateur
Laparotomie
Tamponade
ggfs. Rückzugsosteosynthese
Notfall-OP
Beckenzwinge
vs. Fixateur
+
extraperitoneale
Tamponade
Schock
-
Diagnostik nach
Polytraumaprotokoll
Notfallalgorithmus
Schock
-
+
forcierte Schocktherapie
forcierte Gerinnungstherapie
Angiographie
Embolisation
+
Retamponade
Schock
Diagnostik nach
Polytraumaprotokoll
Beckenzwinge
Beckenzwinge
Vorteile
• Rasche und effiziente Kompression und
Stabilisierung von Beckenringverletzungen
• Keine Beeinträchtigung von weiteren
diagnostischen und therapeutischen
Maßnahmen
• CT-fähig
• MR-fähig
• Ungehinderter Zugang zum Abdomen,
Becken und prox. Femur
• Anlage im Schockraum möglich
Beckenzwinge
Absolute Kontraindikationen
• Transiliakale Frakturen
• Transiliakale Luxationsfrakturen
„crescent fractures“
Structures at risk
Iliumperforation
Glutealgefäße
und N. ischiadicus
Glutealgefäße und Nerven
Alternativen
Alternativen
Fixateurmontagen
Konzept
• Erkennen und Therapie einer vitalen
Bedrohung, die von einer komplexen
Beckenverletzung ausgehen kann.
• Schnelles Schockraum-CT ist einer RöBeckenübersicht und eines Abdomen
Ultraschalls vorzuziehen
(Logistik-abhängig)
Konzept
• Prinzip der parallelen Kreislaufstabilisierung und
mechanischen Stabilisierung des Beckens
• Zur notfallmäßigen Stabilisierung sind nur
einfache und rasch anwendbare Verfahren
geeignet
– Beckenzwinge
– supraacetabulärer Fixateur externe
– Tuchbinden
Konzept
• Bei fortbestehender Kreislaufinstabilität
Blutstillung
– Tamponade des kleinen Beckens
– Embolisation
– Retamponade erwägen