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HandelsblattNr. 090 vom 11.05.2016 Seite 044 Specials Mit Extras auf Mandantenfang Personalberater profilieren sich durch Zusatzangebote. Das eröffnet Headhuntern neue Karrierewege. Steffen Ermisch Köln W ie müssen wir uns für die Arbeitswelt 4.0 aufstellen? Welchen Personalstamm brauchen wir für unser internationales Wachstum? Lange ließ Joachim Schronen seine Kunden bei Fragen wie diesen abblitzen. Als damaliger Partner bei Deininger Consulting verstand er sich als reiner Headhunter: Er suchte nach definierten Anforderungen geeignete Fachund Führungskräfte – aus strategischen Themen hielt er sich gemäß der Firmenphilosophie heraus. Heute ist das anders. Vor zwei Jahren hat sich Schronen selbstständig gemacht – und in Berlin eine Personalberatung gegründet, die deutlich mehr bieten will. „Den Mandanten reicht es nicht, dass jemand für sie gute Führungskräfte findet. Sie brauchen eine ganzheitliche Unterstützung.“ Besonders stark wachse der Bedarf im Mittelstand, wo viele HRAbteilungen schon mit administrativen Tätigkeiten ausgelastet seien. Neben Executive Search bietet Schronen, der lange selbst Personalverantwortung beim Logistiker Schenker und in der Konsumgüterindustrie trug, auch Beratung auf den Feldern strategisches Personalmanagement sowie Führungskräfteentwicklung an. Vergütungsstrukturen stehen deswegen ebenso auf der Tagesordnung wie etwa das Coaching neuer Spitzenkräfte oder Fragen der Mitarbeiterführung. 60 Prozent bei Executive Search, der Rest je 20 Prozent – diese Umsatzanteile veranschlagt Schronen für seine drei Geschäftsfelder. KONGRESS IN KÖNIGSWINTER Branchentreff Zum 18. Mal richtet der Bundesverband Deutscher Unternehmensberater (BDU) den Deutschen Personalberatertag aus. Er findet am 11.Mai in Königswinter statt und richtet sich sowohl an die Berater als auch an ihre Auftraggeber in Unternehmen. Programm Ein Themenschwerpunkt des Kongresses ist die Frage, wie sich die Digitalisierung auf Arbeitswelt und Recruiting auswirkt. Die Redner geben außerdem einen Ausblick auf künftige Anforderungen an Personalberater. Eine solch breite Ausrichtung ist ungewöhnlich. Die Mehrzahl der Personalberatungen konzentriert sich noch auf die klassische Direktansprache, die weiter hohe Honorare verspricht. Doch ein zu enger Fokus könnte sich künftig als kurzsichtig erweisen. „Der Gesamtmarkt wächst zwar noch“, sagt Mark Brenner, der sich mit seinem Kompagnon Dirk Tekath auf die Personalsuche für die Branche selbst spezialisiert hat. „Doch die Zahl der Anbieter wächst noch schneller.“ Konkurrenz machen angestammten Headhuntern nicht nur einstige Partner oder Mitarbeiter, die sich selbstständig machen. Anbieter aus dem angelsächsischen Raum drängen verstärkt auf den deutschen Markt, sagt Brenner. „Darüber hinaus haben viele Zeitarbeitsfirmen und Personalvermittler die dauerhafte Besetzung offener Spezialistenpositionen für sich entdeckt.“ Etablierte Headhunter rümpfen gerne die Nase über die vermeintliche Massenabfertigung bei den ungeliebten Wettbewerbern – tatsächlich stellen sie aus Sicht der Auftraggeber bei der Besetzung vieler Positionen die günstigere Alternative dar. Die Folge: Personalberater müssen sich zunehmend damit auseinandersetzen, wie sie ihren Mandanten noch einen Mehrwert bieten können. Ein Ansatz sind weiterführende Dienstleistungen. Die Branchenriesen machen es vor: So hat der internationale Marktführer Korn Ferry Ende des Jahres die auf Mitarbeiterentwicklung spezialisierte Beratung Hay Group übernommen – das gemeinsame Unternehmen beschäftigt knapp 7 000 Mitarbeiter. Und die Headhunter von Egon Zehnder, die in Deutschland marktführend sind, drängen bei einigen Aufträgen immer mal wieder in die Domäne der Strategie - und Managementberatungen vor. Die Ausgangssituation der Branche ist gut, glaubt Wolfgang Drews, geschäftsführender Gesellschafter der Anfang November gestarteten Beratungsgesellschaft HEP Hamburger Elblotsen. „Es wird immer bedeutender, dass Persönlichkeit des Kandidaten und Unternehmenskultur zusammenpassen.“ Wolle man das als Externer evaluieren, seien vertiefte Recherchen beim Auftraggeber nötig. Das wiederum öffne auch die Tür für Analysen und Beratungen in strategischen Fragen, argumentiert Drews. Die Herausforderung für kleinere Dienstleister indes ist es, das gewünschte Spektrum tatsächlich abdecken zu können. Bei HEP Hamburger Elblotsen sind deswegen auch zwei Trainer mit an Bord. Zusätzlich gibt es Kooperationen mit anderen Beratungen – etwa für Persönlichkeitstests. „Für unsere Mandanten ist wichtig, Dienstleistungen aus einer Hand zu erhalten, aber trotzdem bestmöglich beraten zu werden.“ Schronen setzt für bestimmte Angebote ebenfalls auf die Zusammenarbeit mit Spezialisten. In größeren Beratungsfirmen ergeben sich je nach Dienstleistungsangebot neue Karrierechancen. So finden sich etwa bei Signium unter den rund 50 Mitarbeitern Berater mit Erfahrungen im Führungskräfte-Consulting. Denn die zwölf Partner bieten neben Executive Search auch Leadership-Audits an – also Bewertungen der Persönlichkeit von Führungskräften und der Leistungsfähigkeit von Managementteams. Zum Portfolio gehört außerdem ein Executive Coaching, das zum Beispiel auf die Übernahme von Führungsaufgaben vorbereitet. „Beratungs-Add-ons gewinnen an Bedeutung“, so Hellmuth Wolf, geschäftsführender Gesellschafter bei Signium. „Die Unternehmen stehen etwa durch die Digitalisierung vor einem immer schnelleren Veränderungsbedarf.“ Die Audits passten zur Kernkompetenz von Personalberatern – genutzt würden analog zum Search-Bereich strukturierte Interviews. Grundlegend neue Anforderungen an die eigene Zunft sieht Wolf nicht. Entscheidend bleibe insbesondere die Fähigkeit, Kandidaten von neuen Aufgaben zu überzeugen. Auch Mark Brenner erwartet, dass Executive Search das mit Abstand wichtigste Standbein der Personalberatung bleibt. Verändern müssten Headhunter aber ihre Attitüde: „Mit Einstecktuch und Manschettenknöpfen lässt sich ein 28-jähriger Softwareentwickler nicht beeindrucken.“ Verbesserungspotenzial gebe es auch in der Kundenansprache. Brenner macht das fest an den Suchaufträgen, die er aus der Branche bekommt. Auf der Anforderungsliste ganz oben stehen nicht mehr Internationalität oder Branchenspezialisierung – sondern Vertriebstalent. „Der Wettbewerb macht eine verstärkte Neukundenakquise unumgänglich“, sagt Brenner. Allein auf ihre Netzwerke können sich die Berater nicht länger verlassen. Damit einhergeht, dass Marketingkompetenzen wichtiger werden: „Auch als klassischer Personalberater muss man sich zumindest mit Suchmaschinenoptimierung befassen.“ © Handelsblatt GmbH. Alle Rechte vorbehalten. Zum Erwerb weitergehender Rechte wenden Sie sich bitte an [email protected].