Benzodiazepin-Konsum unter Substitution
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Benzodiazepin-Konsum unter Substitution
Katholische Hochschule Nordrhein-Westfalen, Abteilung Köln Masterstudiengang (M.Sc.) Master of science of addiction prevention and treatment Benzodiazepin-Konsum unter Substitution Eine qualitative Erhebung über den praktischen Umgang mit substituierten Patienten mit problematischen Konsum anderer gefährdender Substanzen Ein Annäherungsversuch aus rechtlicher und medizinischer Sicht Masterthesis vorgelegt von Cornelia Drosdziok 1. Gutachter: Prof. Dr. Rolf Jox 2. Gutachter: Dr. Klaus Weckbecker Haltern am See, Oktober 2012 Inhaltsverzeichnis: Abstract ................................................................................................................... 3 1. Einleitung ............................................................................................... 4 2. Theoretischer Hintergrund .................................................................... 5 2.1 Opiatabhängigkeit - ein geschichtlicher Abriss ......................................... 5 2.2 Folgen der Opiatabhängigkeit .................................................................. 6 2.2.1 Krankheitsbild – Abhängigkeit .................................................................. 6 2.2.1.1 Somatische Erkrankungen ....................................................................... 6 2.2.1.2 Psychische Erkrankungen ........................................................................ 7 2.2.1.3 Polytoxikomaner Konsum ........................................................................ 7 2.3 Substitution .............................................................................................. 8 2.3.1 Anfänge ................................................................................................... 9 2.3.2 Substitution in der BRD ............................................................................ 9 2.3.3 Wirkungsweise und Substanzen ............................................................ 12 3 Rechtlicher Rahmen für die Substitutionsbehandlung ..................... 13 3.1 Betäubungsmittelgesetz (BtMG) ............................................................ 13 3.2 Betäubungsmittel-Verschreibungsverordnung (BtMVV) ......................... 15 3.3 Richtlinien der Bundesärztekammer zur Durchführung der substitutionsgestützten Behandlung Opiatabhängiger (RL-BÄK)............ 15 3.4 Richtlinie Methoden vertragsärztlicher Versorgung (RMvV) ................... 16 3.5 Weitere rechtliche Regelungen .............................................................. 16 3.6 Ablauf der Substitutionsbehandlung ....................................................... 16 4 Benzodiazepine .................................................................................... 17 4.1 Definition ................................................................................................ 17 4.2 Indikationen ........................................................................................... 17 4.3 Kontraindikation ..................................................................................... 18 4.4 Neben- und Wechselwirkungen ............................................................. 18 4.5 Low-dose-dependency - high-dose-dependency .................................... 19 4.6 Missbrauch und Komorbidität bei opiatabhängigen Patienten ................ 20 5 Theoretische Überlegungen zum Umgang in Praxen ........................ 21 5.1 Praxisform.............................................................................................. 21 5.2 Erfahrung und Handeln .......................................................................... 22 1 5.3 Kontrolle in der Substitution ................................................................... 22 5.3.1 Vertrauen und Kommunikation im Arzt-Patienten-Kontakt...................... 23 5.3.2 Ambulante Behandlung .......................................................................... 24 5.3.3 Sanktionen ............................................................................................. 25 5.3.4 Die Verordnung von Benzodiazepinen ................................................... 26 5.4 Psychosoziale Betreuung....................................................................... 26 5.5 Gesetzliche Vorschriften ........................................................................ 27 5.6 Fragestellungen ..................................................................................... 27 6. Untersuchungsdesign ........................................................................ 28 6.1 Die qualitative Erhebung ....................................................................... 28 6.2 Experteninterview.................................................................................. 28 6.3 Entwicklung eines Interviewleitfadens ................................................... 29 6.4 Stichprobe und Selektionskriterien ........................................................ 29 6.5 Durchführung und Transkription ............................................................ 30 6.6 Auswertungsmethoden ......................................................................... 31 6.7 Induktive Kategorienbildung .................................................................. 32 7. Ergebnisse........................................................................................... 33 7.1 Untersuchungsgruppe und Einrichtungsformen..................................... 33 7.2 Bedeutung der Erfahrung ...................................................................... 36 7.3 Urinkontrollen / Screenings ................................................................... 38 7.4 Interventionen ....................................................................................... 42 7.4.1 Positiver Benzodiazepinbefund vor Beginn der Behandlung ................. 42 7.4.2 Kommunikation ..................................................................................... 43 7.4.3 Ambulante Behandlungsmaßnahmen ................................................... 44 7.4.4 Sanktionen ............................................................................................ 47 7.4.5 Bekanntwerden der Verordnungsquelle ................................................ 49 7.5 Bedeutung der Psychosozialen Betreuung (PSB) ................................. 50 7.6 Wünsche und Ideen für gesetzliche Grundlagen ................................... 52 8. Diskussion und Zusammenfassung ....................................................... 53 Literatur 66 Anhang 2 Abstract Zusammenfassung: Fragestellung: Es wurde der Umgang von Praxen und Vergabestellen mit substituierten Patienten mit Benzodiazepin-Konsum und die subjektiven Einflussfaktoren der verantwortlichen Mediziner und des Vergabepersonals untersucht. Methodik: Entsprechende Daten wurden qualitativ mit Hilfe von Experteninterviews erhoben, an denen neun Ärzte und fünf medizinische Fachangestellte aus unterschiedlichen Praxen in NRW beteiligt waren. Die Auswertung erfolgte durch die qualitative Inhaltsanalyse nach Mayring, mit einer induktiven Kategorienbildung. Die Themenbereiche umfassen: Praxisform (1), Erfahrung (2), Kontrolle (3), Interventionen: Aufnahme bei positivem Benzodiazepinbefund, Kommunikation, ambulante Behandlungsmaßnahmen, Sanktionen, Bekanntwerden der Verordnungsquelle (4), psychosoziale Betreuung (5) und Wünsche für die gesetzlichen Grundlagen (5). Ergebnisse: Der Umgang mit den Patienten ist höchst divergent. Bei der Verfahrensweise des regelmäßigen Screenings ergaben sich Differenzen in der Vorgehensweise bei der Urinabgabe selbst und des Intervalls. Zudem variieren die Entscheidungsträger (Arzt und medizinische Fachangestellte) für die durchzuführenden Urinkontrollen. Es zeigten sich bei den ambulanten Behandlungsmaßnahmen Unterschiede. So ergaben sich folgende Vorgehensweisen: die ambulante Entwöhnung, die Dosisanpassung, die Substitution mit Benzodiazepinen und die ambulante fachärztliche Versorgung durch den Psychiater und Neurologen. Zudem ist die Behandlung von subjektiven Faktoren des verantwortlichen Mediziners, wie die Rolle der Erfahrung, der Sicht auf die Patientengruppe und die Intensität der Kooperation mit der psychosozialen Betreuung geprägt. Schlussfolgerungen: Die Handhabung und Auslegung der Richtlinien und gesetzlichen Grundlagen wird durch subjektive Faktoren, wie beispielsweise fachärztliche Ausrichtung, Einstellung zum Patienten und die jeweilige Erfahrung beeinflusst. Eine Vereinheitlichung des Umgangs ist aufgrund des Pluralismus, den es sowohl innerhalb der Gruppe der Patienten, als auch unter den Ärzten gibt, nur schwer umzusetzen. So wurden in der Zusammenfassung dieser Arbeit Handlungsansätze für den Umgang mit substituierten Patienten mit zusätzlichem Konsum von Benzodiazepinen, aus dem Querschnitt der einzelnen Aussagen diskutiert. 3 1. Einleitung In meinem beruflichen Alltag als „Streetworkerin“ begegnen mir viele Menschen mit verschiedenen Suchterkrankungen. Ein großer Teil ist abhängig von illegalen Drogen und häufig in Substitution. Der Zugang zur Klientel ist dabei sehr direkt und niederschwellig. Dabei müssen die professionellen Grenzen bei diesen Beziehungen immer wieder neu gesteckt werden. Der Kontakt ist im Gegensatz zu einer Beratungsstelle mit Termin und einer Gesprächssituation in einem Büro offen und ungezwungen. In unzähligen Gesprächen über Substitution, „Beikonsum“ und Beschaffung kristallisierten sich für mich deutliche Probleme innerhalb von Substitution und dem Verhalten der Patienten heraus. Die Erzählungen und Berichte der Patienten vermittelten den Eindruck, dass die substituierenden Arztpraxen mit dem Problem des Konsums zusätzlicher Substanzen sehr unterschiedlich umgehen. Dabei liegt die Gefährdung durch einen „bunten Mischkonsum“ klar auf der Hand. Bei näherer Betrachtung der Richtlinien und gesetzlichen Regelungen für substituierende Ärzte fällt auf, dass es keine konkreten Handlungsweisen bei zusätzlichem, gefährdendem Konsum anderer Substanzen gibt. Die gleichzeitige Einnahme von Methadon, Alkohol und Benzodiazepinen ist risikobehaftet und erfordert viel Fingerspitzengefühl des zuständigen Arztes, um den Patienten in die Schranken zu weisen, ohne die Substitution gleich abzubrechen. So stellt sich für jeden einzelnen substituierenden Arzt die Frage, wo Hilfe aufhört und die Subvention des süchtigen Verhaltens anfängt. So weist die Bundesärztekammer in den Zielformulierungen des Therapiekonzeptes der Substitutionsbehandlung deutlich darauf hin, dass der einzelne Patient und sein Verhalten bei der Behandlung eine Rolle spielt. Doch eine Sanktionierung durch Abdosierung oder einen Arztwechsel gefährdet die einzige Kontinuität, die der Patient in seinem Alltag hat und spätestens, wenn er das gleiche Verhalten beim nächsten Arzt zeigt, ergeben sich früher oder später dieselben Probleme. Die Behandlungsformen in den einzelnen Praxen können Aufschluss darüber geben, wie im Einzelnen mit Patienten mit gefährdendem Konsum anderer Substanzen umgegangen wird. Die Beschaffung und damit auch der Konsum von Benzodiazepinen sind weiterhin möglich, auch wenn mittlerweile Novellierungen der entsprechenden Anlagen mit den jeweiligen Wirkstoffen dieser Medikamentengruppe in der BtMVV stattgefunden haben. Durch die Masse der zugeführten Medikamente lassen sich trotz allem toxische Zustände erreichen. 4 „Dosis facit venenum. – Die Menge macht das Gift.“ (Theophrastus Bombastus von Hohenheim) Aber auch kleinere Mengen können einen dauerhaften Schaden zufügen. Durch die theoretischen Vorüberlegungen zu dieser Arbeit ist die Idee für eine qualitative Untersuchung entstanden, durch die einzelne Vorgehensweisen und Einstellungen von substituierenden Praxen zu der Problematik erfasst und ein Querschnitt für Handlungsvorschläge erstellt werden sollen. Trotz der negativen Anhaftung und des umgangssprachlichen Wertes werden in dieser Arbeit die Begriffe Beikonsum und Beigebrauch für den allgemeinen und speziellen Konsum neben dem des verordneten Substituts verwendet, da sie auch von den Probanden im Alltag und in den Interviews benutzt werden. 2. Theoretischer Hintergrund 2.1 Opiatabhängigkeit - ein geschichtlicher Abriss In vielen der uns heute bekannten Kulturen der Menschheitsgeschichte lässt sich die Einnahme von berauschenden Mitteln nachweisen und in einigen Epochen gesellschaftlich angesehen. Opium spielt laut Springer (2007) geschichtlich betrachtet in verschiedenen Kulturen eine Rolle. Seefelder (1996) beschreibt den Schlafmohn als Nutzpflanze. Der nahrhafte Samen und der getrocknete Saft der unreifen Kapsel wurden an Kultstätten und unter medizinischen Gesichtspunkten verwendet. Mit dem Niedergang der heidnischen Antike und der Verbreitung des Christentums kam es zu einem Verbot des berauschenden wie schmerzlindernden Opiums. Morphin, ein Haupt-Alkaloid des Opiums, wurde mit dem Beginn des 20. Jahrhunderts als schmerz- und hustenstillendes Medikament entdeckt und stellt die Grundlage für Heroin dar. Patienten, die mit Heroin, ein Morphin-Derivat, behandelt wurden, haben in dieser Zeit noch nicht unter einer Stigmatisierung gelitten, da es diverse Indikationen für die Anwendung des damaligen Medikamentes gab. Die suchterzeugende Wirkung von Morphin und Diacetylmorphin wurde zunächst nicht erkannt. Zunächst versuchte man, durch Sanktionierung die gesellschaftlichen Folgen der Heroinabhängigkeit in den Griff zu bekommen. Durch die Kriminalisierung wurde jedoch lediglich das mit der Krankheit verbundene Verhalten bestraft. Das StGB hält bis heute in §64 an einer Bestrafung fest, wenn der Kontrollverlust eines Abhängigen schwerwiegende Folgen hat. 5 Erst später begann man, opiatabhängige Patienten mit Ersatzstoffen zu behandeln und somit die somatischen, psychischen und psychosozialen Folgen zu lindern. 2.2 Folgen der Opiatabhängigkeit 2.2.1 Krankheitsbild – Abhängigkeit Die Definition der Suchterkrankung wird nach der WHO in vier Punkten zusammengefasst. (Vgl. Backmund (2008)) 1. Zunächst besteht der Druck, die gewünschte Substanz weiter zu sich zu nehmen und sich diese unter allen Umständen zu beschaffen. 2. Daneben gibt es eine tendenzielle Steigerung der Dosis. 3. Die psychische und in der Regel auch physische Abhängigkeit nach den Kriterien des ICD 10 ist ein weiteres Merkmal. 4. Die psychosozialen und gesellschaftlichen Folgen, die für den Betroffenen, als auch für die Öffentlichkeit eine Gefahr darstellen, sind bei der Opiatabhängigkeit besonders ausgeprägt. Die Kriterien der Abhängigkeitserkrankung nach ICD 10 sind: 1. Ein Zwang bzw. starker Wunsch, die Substanz konsumieren zu wollen. 2. Der Verlust der Kontrolle in Bezug auf Beginn und Beendigung des Konsums. 3. Das Einsetzen von körperlichen Entzugssymptomatiken nach Absetzung oder Reduktion der Substanz. 4. Die Toleranzentwicklung und Steigerung der Dosis. 5. Das fortschreitende Versäumen von Verpflichtungen und Interessen. 6. Der fortlaufende Konsum trotz negativer Folgen (z.B. Schädigung von Organen). Wenn drei der sechs Punkte im letzten Jahr zeitgleich bestanden haben, liegt eine Abhängigkeitserkrankung vor. Die somatische und psychische Komorbidität stellt bei der Behandlung einer Abhängigkeit von psychotropen Substanzen eine Schwierigkeit dar. So müssen neben der ursächlichen Erkrankung die Faktoren der Komorbiditäten beachtet und behandelt werden. 2.2.1.1 Somatische Erkrankungen In der sogenannten „Premos Studie“ wurde durch Wittchen, Bühringer und Rehm (2011) eine 4fach höhere somatische Morbiditätsprävalenz nach einer langjährigen 6 Opiatabhängigkeit und Substitution nachgewiesen, als in der alters- und geschlechtsspezifischen Durchschnittsbevölkerung. So hatten wiesen 77% der untersuchten Patienten in der Baseline eine oder mehrere schwerwiegende körperliche Erkrankungen. 32,1% litten unter einer Multimorbidität. Zu den festgestellten Erkrankungen gehörten chronische Hepatitis C Infektionen, pulmonale- und kardiovaskuläre Erkrankungen. Die HIV-Infektion und AidsErkrankung ist nach einer Studie der vereinten Nationen ein weiteres Merkmal der Opiatabhängigkeit. Laut Aceijas et al. (2004) weisen hier 10% allen HIV-infizierten Menschen weltweit eine Drogenabhängigkeit auf. Hauptrisiko ist der intravenöse Konsum. Dies gilt auch für die Hepatitis C Erkrankungen. Jurna (1984) weist darauf hin, dass die Wirkung von Heroin und Diacetylmorphin u.a. euphorisierend, analgetisch, fieber-, pulsfrequenz-, und blutdrucksenkend ist. Der Betroffene verspürt zudem keine Atemschwäche. Die Symptome der verschiedenen Schädigungen an den Organen können durch diese Wirkungen abgeschwächt werden und dadurch eine Diagnose und Behandlung bestehender Erkrankungen erschweren. 2.2.1.2 Psychische Erkrankungen Die psychischen Erkrankungen lagen bei der Premos Studie ebenfalls mit 64,6% sehr hoch. Das ergibt eine 3fach höhere Prävalenz als in der Durchschnittsbevölkerung. Verbreitet sind Depressionen, Persönlichkeits- und Angststörungen. Insgesamt 30% sind multimorbid erkrankt. Auf die hohe Zahl der psychischen Störungen unter Opiatabhängigen weist auch Berthel (2007) hin und macht dafür Traumatisierungen und gestörte Persönlichkeitsentwicklungen verantwortlich. Die Selbstmedikation der psychischen Störung mit Opioiden kann nach Backmund (2008) ein Grund für die Entstehung einer Abhängigkeitserkrankung sein. Allerdings kann auch ein fortschreitender Konsum psychotroper Substanzen diverse psychische Störungen auslösen. 2.2.1.3 Polytoxikomaner Konsum Der Gebrauch verschiedener Substanzen, die zum Zweck der psychotropen Beeinflussung des Bewusstseins genutzt werden, wird als polytoxikomaner Konsum bezeichnet. 7 Haas (2007) beschreibt den polytoxikomanen Konsum als Folge der hohen Preise von Heroin auf dem Schwarzmarkt und der guten Verfügbarkeit anderer Substanzen, wie Alkohol und Benzodiazepine, früher auch Barbiturate. Nach Haller (2012) die fehlende Erreichbarkeit von Heroin für die Entstehung neuer Abhängigkeiten verantwortlich gemacht werden. Nach Heinz, Poehlke und Stöver (2010) kann bei einem abhängigen Konsum von mindestens drei verschiedenen Substanzen über einen Zeitraum von sechs Monaten von einer manifesten Polytoxikomanie gesprochen werden. Barkmann (2004) legt in seiner Studie die Folgen des Langzeitgebrauchs verschiedener Substanzen differenziert dar und geht auf die Grundsubstanzen und die entsprechenden Wechselwirkungen mit weiteren Substanzen ein. Der multiple Substanzgebrauch ist im ICD-10 unter den Ziffern F.19. zu finden. Der Anteil an intermittierendem, polytoxikomanen, missbräuchlichem Konsum stellt jedoch den höheren Anteil dar. Somit steigt auch die Gefahr der zusätzlichen Abhängigkeiten. Die sozialen Folgen einer Opiatabhängigkeit mit tendenziellem, polytoxikomanem Konsummuster sind durch die gesellschaftliche Stigmatisierung und Kriminalisierung enorm geprägt. (Vgl. Haller (2012)) Eine relative Akzeptanz als Erkrankung und die Behandlungsmöglichkeiten wurde mit der Einführung der Substitutionsbehandlung erreicht. 2.3 Substitution Das Wort „substituere“ bedeutet im Lateinischen soviel wie „ersetzen“. Bei der Substitution opiatabhängiger Patienten wird die von den Betroffenen konsumierte illegale Substanz (z.B. Heroin) durch ein Medikament ausgetauscht. Kellermann (2005) bezeichnet die gesellschaftlichen und individuellen Folgen einer Abhängigkeit von illegalen Substanzen als künstlich erzeugt. Durch eine legalisierte Behandlung der Abhängigkeit mit Austauschstoffen könnten diese zumindest teilweise ausgeschaltet werden. Die Grundidee zur Substitution ist somit nach Haltmayer (2007) die Schadensbegrenzung, „harm reduction“. Die Folgen des illegalen Drogenkonsums sollen eingeschränkt und die Rückkehr in ein drogenfreies Leben erleichtert werden. Aber auch wenn dies nicht erreicht werden kann, hat die Schadensminderung zum Schutz der Gesellschaft Vorrang. Wichtig bei der Substitutionsbehandlung ist neben der medizinischen, auch eine psychosoziale Versorgung. Weber und Schröder–Printzen (2009) weisen auf ein Urteil des BGH vom 17.05.1991 hin, dass eine psychosoziale Indikation zur Reduk- 8 tion der Kriminalität ebenso ein Grund zur Substitution rechtfertigt, wie ein medizinischer. Aus medizinischer Sicht muss betont werden, dass die Substitution zunächst ein Hilfsinstrument zum Überleben darstellt und dem Patienten Freiräume schaffen soll, um sich auf medizinischer, psychischer und psychosozialer Ebene behandeln und rehabilitieren zu lassen. 2.3.1 Anfänge Die ersten Substitutionsversuche mit Methadon gab es 1963 am New Yorker Rockefeller Hospital. Federführend für die Durchsetzung des ersten Methadonbehandlungskonzeptes im Jahr 1970 waren, der Pharmakologe Vincent Dole und die Psychiaterin Mary Nyswander. (Vgl. Heinz et. al. (2010)) Dort wird auch beschrieben, wie durch den Erfolg der ersten Behandlungen in den USA die Substitution 1966 über Schweden nach Europa kam. 2.3.2 Substitution in der BRD Aufgrund der fehlenden Vorschriften und der Festlegung als verschreibungspflichtiges Medikament dauerte es einige Jahre bis Methadon als Substitut eingeführt werden konnte. In der Bundesrepublik Deutschland setzte es sich erst 1994 durch. Die ersten Substitutionsversuche mit Codein und Levomethadon gab es jedoch schon Ende der 80er Jahre. Durch die Richtlinien des gemeinsamen Bundesausschusses zu Untersuchungs- und Behandlungsmethoden der vertragsärztlichen Versorgung, die unter 3.4 näher erläutert werden, konnte dann auch mit Methadon substituiert werden. Codein wurde unter das BtMG gestellt, um eine reine Codeinsubstitution zu verhindern, wobei es weiterhin in Ausnahmefällen als Substitut verwendet werden kann. Seit dem Jahr 2002 ist Buprenorphin als weiteres Medikament zur Substitution erhältlich. Die Zahl der substituierten Patienten in Deutschland stieg laut Heinz et. al. (2010) mit jedem weiteren Substitutionsmittel und den Möglichkeiten der individuellen Versorgung von opiatabhängigen Patienten an. Die Zahlen des Drogen- und Suchtberichtes der Bundesregierung 2011 und des Bundesinstitutes für Arzneimittel und Medizinprodukte sprechen für diese Annahme. Im Jahr 2002 waren demnach 46.000 Substitutionsbehandlungen gemeldet. 2010 waren es schon 77.400. (Vgl. Dykmans (2012)) 9 Abbildung 1 Quelle: Drogen- und Suchtbericht 2011 Ärzte müssen seit April 2001 eine Qualifikation zur „Fachkunde suchtmedizinischer Grundversorgung“ erreichen. Zur Unterbindung von doppelten Behandlungen müssen sie ihre Patienten in ein zentrales Substitutionsregister eintragen lassen. Parallel zu den Patientenzahlen sind die Zusatzqualifikationen gestiegen. Allerdings ist die Zahl der substituierenden Ärzte fast gleich geblieben. (Vgl. Abbildung 2) Die Masse der Patienten hat sich dementsprechend auf die bestehenden Praxen und Vergabestellen verteilt. Diese quantitative Zunahme kann nach Hönekopp (2011) die Qualität der Substitutionsbehandlung gefährden. Das geringe Interesse an der Arbeit mit abhängigen Patienten kann in der Vielzahl von Vorurteilen gegenüber Suchtkranken begründet sein, die auch unter medizinischem Fachpersonal verbreitet sind (vgl. Backmund (2008)), besonders bei Abhängigkeit von illegalen Substanzen. Dies hat dazu geführt, dass das Angebot einer adäquaten Behandlung des erkrankten Personenkreises einer langen Vorlaufzeit bedurfte. So fehlt es bis heute nach Keppler, Knorr und Stöver (2011) an einer flächendeckenden Substitution inhaftierter Patienten. Eine individuell ausgerichtete Behandlung mit unterschiedlichen Substanzen ist in der Praxis ebenfalls eher selten. 10 Abbildung 2 Quelle: Drogen- und Suchtbericht 2011 Die sogenannte „Cobra-Studie“ belegt, dass der überwiegende Teil der Patienten, unterteilt auf die jeweiligen Praxisformen, mit Methadon bzw. L-Polamidon substituiert wird. Die Versorgung liegt bei durchschnittlich 75%. Kleinere Praxen substituieren etwas individueller. Hier lag der Anteil der Patienten mit Methadon/L-Polamidonbehandlung bei 69%. Auch nach Schäffer (2012) werden von insgesamt 702 Patienten im ganzen Bundesgebiet 41,3 % mit Methadon und 33,9% mit Polamidon behandelt. Wittchen et. al. (2011) belegen ebenfalls, dass Wechsel der Substitute eher selten sind und bei ca. 10% liegen. Im Betrachtungszeitraum von sechs Jahren wurden jedoch bei 36% der Patienten durchaus mehrfache Wechsel vorgenommen. Cobra- und Premos-Studie haben im Hinblick auf den Erfolg der Substitutionsbehandlung eine deutliche Besserung in Bezug auf die Behandlungsziele und die Morbiditätsrate nachgewiesen. Trotz dieser Erfolge sieht Hönekopp (2011) Handlungsbedarf, um die Aufnahme opiatabhängiger Patienten in niedergelassenen Praxen zu erleichtern, die durch die Masse der gesetzlichen Regelungen zum Teil abgeschreckt werden, eine Substitutionsbehandlung in ihrem Praxiskonzept zu installieren. 11 2.3.3 Wirkungsweise und Substanzen Substitute besetzten stärker die körpereigenen Opioidrezeptoren am synaptischen Spalt zwischen den Nervenzellen als Heroin, sodass bei fortgeführtem Konsum eine schwächere bzw. regelhafte Wirkung ausbleibt. Die Beeinflussung des Bewusstseins ist je nach Substanz unterschiedlich stark ausgeprägt. Codein ist das älteste Substitutionsmittel und durch die BtMVV nur noch eingeschränkt einsetzbar. Aufgrund einer körperlich geringen Umsetzung des Substitutes ist eine einmalige Einnahme pro Tag nicht ausreichend. Codein wird als Kapsel in verschiedenen Dosierungen und als Saft verabreicht. Laut Heinz (2010) liegt die Vergabe der täglich üblichen Dosierung zwischen 700 und 900mg Dihydrocodein. Aufgrund der mehrfachen Einnahme täglich muss der zuständige Arzt entscheiden, ob der Patient sich die Einzeldosen selbstständig zuführen und verantwortungsbewusst mit seiner Medikation umgehen kann. Heinz (2010) meint, dass der Erfolg einer DHC- bzw. Codeinsubstitution mit der Methadonbehandlung vergleichbar ist, es gibt allerdings diesbezüglich nur wenige Forschungsergebnisse. Levomethadon ist unter dem Namen L-Polamidon® ein nach BtMVV zugelassenes Mittel zur Substitution. Es wird in der Regel einmal täglich als Lösung in einer Dosierung von 0,5-100 mg oral verabreicht. Dieser Wirkstoff ist auch in Methadon enthalten. Es besteht zur Hälfet aus Levomethadon und Dextromethadon. Heinz (2010) konstatiert, dass die austauschende Wirkung bei beiden Mitteln gleich ist. Jedoch gibt es bei den Patienten unterschiedliche Verträglichkeiten und Nebenwirkungen bei der Verwendung von Detromethadon, die aber durch eine Umstellung der Medikation auf Levomethadon, bzw. Polamidon abgestellt werden können. Hierzu gehören u.a. psychische Störungen sowie Schwitzen oder Schlaflosigkeit. Zudem kann eine verkürzte Wirkdauer hinzukommen. Methadon gibt es neben der Zubereitung als Lösung auch in Tablettenform unter dem Namen Methaddict®. Die tägliche Dosierung liegt hier zwischen 1-200mg. Buprenorphin ist als sublinguale Tablette erhältlich. Die Tagesdosis kann zwischen 0,4 – 24mg liegen und ist täglich einzunehmen. Die Entzugssymptomatik ist bei Patienten, die mit diesem Mittel behandelt werden nur sehr gering bis gar nicht vorhanden. Subutex® wird bei der Behandlung im nied- 12 rigen Dosierungsbereich eingesetzt, um bis zum vollständigen Absetzen zu überbrücken. Heinz (2010) hebt die positiven Erfahrungen mit schwangeren Patientinnen und der anschließenden Behandlung der Neugeborenen hervor und erklärt, dass es kaum neonatale Entzugssymptome gab. Daneben gibt es Buprenorphin auch als Kombipräparat zusammen mit dem Wirkstoff Naloxon als sublinguale Tablette. Dies ist unter dem Namen Suboxone® erhältlich. Die Tagesdosis liegt zwischen 2 – 24 mg. Der im Medikament enthaltene Antagonist Naloxon soll das Spritzen in die Venen verhindern, da er bei unsachgemäßer Anwendung die Opiatrezeptoren besetzt und eine Entzugssymptomatik auslösen kann. Der Wirkstoff Diacetylmorphin unterliegt als Substitut eigenen Vorschriften, die am 05.07.2009 mit der Aufnahme der Substanz in die Anlage III des BtMG beschlossen wurden. Seither ist Diacetylmorphin verschreibungsfähig geworden. Der gemeinsame Bundesausschuss hat die Anforderungen an Einrichtungen zur Substitution mit Diamorphin in §10 der Richtlinien zur vertragsärztlichen Versorgung im November 2011 separat aufgenommen. Die Vergabe unterliegt dem Gesetz zur diamorphingestützten Substitutionsbehandlung und ist in Einrichtungen zu substituieren, die über einen speziellen Vergaberaum verfügen. Zudem muss der Patient zwei Mal täglich in der Vergabestelle erscheinen, um sein Substitut zu erhalten. 3 Rechtlicher Rahmen für die Substitutionsbehandlung Aufgrund der rechtstaatlichen Regelungen ist die Behandlung mit Substituten an eine Fülle von Vorschriften gebunden. Im Folgenden sollen diese näher dargestellt werden. Die Darstellung des BtMG wird sich in diesem Kapitel auf die für die Substitutionsbehandlung wichtigen Paragraphen beschränken müssen. 3.1 Betäubungsmittelgesetz (BtMG) Das Betäubungsmittelgesetz ist die Grundlage aller weiteren Verordnungen, die für die Substitutionsbehandlung mit den zugelassenen Medikamenten entscheidend sind. Das BtMG soll den Missbrauch berauschender Substanzen verhindern helfen, indem es den Anbau, die Produktion und den Verkauf unter staatliche Kontrolle stellt. (Vgl. Weber und Schröder-Printzen (2009)) 13 Das BtMG trat 1982 in Kraft und löste damit die gesetzlichen Bestimmungen aus dem Jahre 1929 ab. Die § 1 und 2 beschäftigen sich mit Begriffsbestimmungen der Betäubungsmittel und sonstiger Begriffe. Im zweiten Abschnitt (§§ 3-10a) finden sich die Vorschriften zu Erlaubnis und Erlaubnisverfahren zum Verkehr mit Betäubungsmitteln. Voraussetzung für den Umgang mit Betäubungsmitteln ist nach des § 3 Abs.1 eine Erlaubnis des Bundesinstitutes für Arzneimittel und Medizinprodukte. Im dritten Abschnitt (§§ 11-18a) sind die Pflichten im Betäubungsmittelverkehr festgehalten. In § 13 Abs. 1 wird die Abgabe im Rahmen der ärztlichen Behandlung hervorgehoben. Es wird ausschließlich von einer für die Behandlung essenziellen Verabreichung gesprochen. Sie muss medizinisch begründet und verhältnismäßig sein. Hierbei ist laut Weber und Schröder-Printzen (2009) zu beachten, dass die Verwendung dann unzulässig ist, wenn dem Patienten auch auf andere Weise geholfen werden könnte. Der Arzt ist ständig aufgefordert, die Maßnahmen zu überprüfen und gegebenenfalls zu überdenken. Bewahrt der behandelnde Arzt die Substitute in seiner Praxis auf, hat er diese nach § 15 zu sichern, sowie nicht mehr verkehrsfähige Betäubungsmittel nach § 16 zu vernichten. Dies gilt auch für nicht täglich verbrauchte Substitutionsmittel, da die Behandlung einer Betäubungsmittelabhängigkeit einen unmittelbaren Verbrauch des benötigten Substitutionsmittels voraussetzt. Nach § 17 ist er außerdem verpflichtet, den Verkehr zu dokumentieren und diesen dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte zu melden (§ 18). Der vierte Abschnitt regelt die Überwachung des Betäubungsmittelverkehrs. Dafür ist nach § 19 das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte zuständig. Der sechste Abschnitt (§§ 29-34) führt die Strafregelungen für Straftaten und Ordnungswidrigkeiten bei Missbrauch auf. Daneben gelten die einschlägigen Paragraphen des Strafgesetzbuches (StGB), die diesen Abschnitt ebenfalls betreffen. Der siebente Abschnitt (§§ 35-38) enthält die Regelungen für betäubungsmittelabhängige Straftäter. So ist nach § 35 Rückstellung der Strafe möglich, wenn der Betroffene sich einer Rehabilitation unterzieht und an seiner Erkrankung aktiv arbeitet. Dieses kann nur in Kraft treten, wenn die begangenen Straftaten im Zusammenhang mit der Abhängigkeit von Betäubungsmitteln stehen, und es bedarf der Zustimmung durch die entsprechenden juristischen Instanzen. In Anlage III BtMG sind die Substanzen aufgeführt, die für die Substitution opiatabhängiger Patienten vorgesehen sind. 14 3.2 Betäubungsmittel-Verschreibungsverordnung (BtMVV) Der § 13 Abs. 3 BtMG bildet die Rechtsgrundlage für die Betäubungsmittelverschreibungsverordnung (BtMVV). Es regelt Verschreibung von Betäubungsmitteln, um dem im BtMG definierten Kontrollanspruch des Staates zu erfüllen. In § 1 BtMVV werden zunächst die Grundsätze der Rechtsverordnung erläutert. Die §§ 2-4 BtMVV regeln die Einzelheiten für das Verschreiben von Betäubungsmitteln durch Ärzte, Zahn- und Tierärzte. Es geht hier um Stoffe, Höchstmengen und Zeiträume der zu verschreibenden Medikamente. Für die Substitution ist der § 5 BtMVV ausschlaggebend. Diese regelt die Verschreibung entsprechender Substanzen. Die Behandlung opiatabhängiger Patienten mit Substituten soll im Sinne des § 5 Abs. 1 nur dann unternommen werden, wenn eine schrittweise Betäubungsmittelabstinenz mit gesundheitlicher Besserung und Stabilisierung das Ziel ist, sowie zur begleitenden Behandlung einer weiteren schweren Erkrankung und zur Minimierung der Risiken bei Schwangerschaft und Geburt. In § 5 Abs. 2 Nr. 6 BtMVV ist für einen substituierenden Arzt die Anforderung einer suchttherapeutischen Qualifikation vorgeschrieben, deren genauer Anspruch nach wissenschaftlichem Stand durch die Ärztekammern der jeweiligen Bundesländer festgelegt werden soll. Diese zertifizierte Qualifikation stellt eine führungsberechtigte Zusatzweiterbildung dar. Das medizinische Fachpersonal muss bei einer Beteiligung an der Vergabe lediglich vom Arzt nach § 5 Abs. 6 BtMVV eingewiesen werden. Es gibt keine gesonderten Qualifizierungsmaßnahmen für medizinisches Fachpersonal. Die Vorschriften und Vorgehensweisen der BtMVV während der Substitutionsbehandlung sind unvermeidbar einzuhalten, da sich bei unsachgemäßer Handhabung Ordnungswidrigkeiten und Straftatbestände nach § 16 und § 17 schnell ergeben können. 3.3 Richtlinien der Bundesärztekammer zur Durchführung der substitutionsgestützten Behandlung Opiatabhängiger (RL-BÄK) Die Bundesärztekammer ist ein Zusammenschluss der Landesärztekammern und damit ein nichtrechtsfähiger Verein. Nach Beachtung aller beteiligten Gruppierungen wurde durch sie die Richtlinien zur Durchführung der substitutionsgestützten Behandlung Opiatabhängiger herausgegeben. Sie stellen den anerkannten wissenschaftlichen Stand dar, dessen Rechtsgrundlage sich in § 5 Abs. 11 BtMVV findet und damit für alle substituierenden Mediziner Gültigkeit besitzt. Hönekopp (2011) 15 erklärt, dass die Substitutionsbehandlung durch die Weiterentwicklung der Medizin und der Behandlungsmethoden als Wissenschaft einem ständigen Wandel unterliegt und dass die Richtlinien schneller angepasst werden können als die gesetzliche Grundlage im BtMG und BtMVV. Die aktuellste Fassung ist vom 19.02.2010. 3.4 Richtlinie Methoden vertragsärztlicher Versorgung (RMvV) Der gemeinsame Bundesausschuss, als oberstes Beschlussgremium der gemeinsamen Selbstverwaltung der Ärzte Krankenhäuser und Krankenkassen, hat zur Regelung der Untersuchungs- und Behandlungsmethoden der vertragsärztlichen Versorgung ebenfalls Richtlinien herausgegeben. Die substitutionsgestützte Behandlung Opiatabhängiger ist in der überarbeiteten Fassung vom 24.11.2011 in Anlage I Nr. 2 zu finden. Die hier vorgeschriebenen Behandlungsmethoden sind Grundlage für die kassenärztliche Versorgung nach § 27 SGB V und regelt die Umsetzung auf der Grundlage der BtMVV. 3.5 Weitere rechtliche Regelungen Der Einheitliche Bewertungsmaßstab (EBM) ist das Verzeichnis, nach dem vertragärztliche, ambulante Leistungen mit den gesetzlichen Krankenkassen abgerechnet werden können. Die gesetzliche Grundlage dieses Verzeichnisses ist das Sozialgesetzbuch V, in dem die Vorschriften der gesetzlichen Krankenversicherungen enthalten sind. Hier ist der EBM in § 87 Abs. 2 SBG V als Abrechnungs- und Leistungsverzeichnis legitimiert. Außerdem ist innerhalb der vertragsärztlichen Versorgung noch die „Arzneimittelrichtlinie des gemeinsamen Bundesausschusses bei der Substitutionsbehandlung“ von Bedeutung. Das Arzneimittelgesetz (AMG) regelt den Verkehr mit Arzneimitteln. Das BtMG bleibt jedoch durch das AMG unberührt. Das ASTO-Handbuch wurde als Projekt von der Ärztekammer Westfalen-Lippe entwickelt und bietet entsprechende Qualitätsrichtlinien für die Behandlung mit Substitutionsmitteln. 3.6 Ablauf der Substitutionsbehandlung Das umfassende Therapiekonzept nach Nr. 3 ff BÄK-RL beinhaltet viele einzelne Regelungen für den Ablauf einer Substitutionsbehandlung, vom Aufklärungsge- 16 spräch zu Behandlungsbeginn, über eine ausführliche Anamnese bzw. diagnostische Abklärung des Krankheitsbildes, bis hin zur Qualitätssicherung und Dokumentation des Verlaufes. Der Patient muss je nach Substitut mindestens einmal täglich in die Praxis bzw. Vergabestelle kommen, um es zu erhalten. Hier ist es ihm zum direkten, unmittelbaren Verbrauch nach § 5 Abs. 6 BtMVV und unter kontrollierten Bedingungen nach Nr. 8 BÄK-RL auszuhändigen. Behandlungen mit Diacetylmorphin erfordern mehrmals tägliches Erscheinen und finden eine Sonderregelung in § 10 RMvV und §§ 9a BtMVV. Außerdem sind zusätzliche Regelungen in der RMvV unter Nr. 4 ff zu finden. Eine Sondernorm stellt die Take-home-Vergabe dar. (Vgl. Nr. 9 BÄK-RL bzw. die Überlassung des Substitutionsmittels nach § 5 Abs. 8 BtMVV) So kann dem Patienten, nachdem die Einstellung des Substitutionsmittels abgeschlossen ist, das Substitut zur eigenverantwortlichen Einnahme überlassen bzw. das Rezept für maximal sieben Tage ausgehändigt werden. Der Patient muss sich zuerst klinisch stabilisiert haben, darf keine weiteren Substanzen konsumieren und eine Selbst- und Fremdgefährdung muss ausgeschlossen werden können. Die Kontakte zum Arzt und der psychosozialen Begleitung müssen erfüllt sein. 4 Benzodiazepine 4.1 Definition Die ersten Benzodiazepine sind Anfang der 1960er Jahre unter dem Namen Librium® und Valium® auf dem Markt erschienen. Bei diesen Medikamenten handelt es sich um organische Verbindungen, die ins Nervensystem eingreifen und durch ihre Bindung an die GABA-Rezeptoren helfen, die Geschwindigkeit der Reizleitung zu drosseln. Auf diese Weise wirken sie anxiolytisch, sedierend, muskelrelaxierend, schlafanstoßend, antikonvulsiv und amnesiogen. Es muss im Zusammenhang mit substituierten Patienten explizit erwähnt werden, dass es keine antidepressive Wirkung bei Benzodiazepinen gibt. (Vgl. Schütz (1995)) Je nach Substanz, Anflutung und Halbwertzeit sind die Wirkungen unterschiedlich ausgeprägt und somit auch bei unterschiedlichen Indikationen einzusetzen. (Vgl. Ashton (2012)) 4.2 Indikationen Zu den Indikationen für die Behandlung mit Benzodiazepinen gehören nach der Roten Liste® Angststörungen, Erregungs- und Spannungszustände, Zwangsstörungen 17 und Panikattacken. Ebenso stellt die akute Behandlung von Schlafstörungen eine Indikation dar. Bei Krampfanfällen, z.B. bei Epilepsie, helfen im Akutfall Rectiolen mit Diazepam durch die antikonvulsive und muskelrelaxierende Wirkung. Benzodiazepine, im speziellen Distraneurin® mit dem Wirkstoff Clomethiazol, werden bei der Entgiftung von Alkohol und bei Delirium tremens eingesetzt. Es hemmt die Entzugssymptome wie Angst, Unruhe und Erregung, wirkt schlafanstoßend und senkt das Risiko eines Krampfanfalls. Die Behandlung sollte jedoch nur stationär beaufsichtigt in der Klinik erfolgen. Ulmer (2012) dagegen stellt ein ambulantes Behandlungskonzept mit Clomethiazol bei Patienten mit Alkoholabhängigkeit vor das unter den gegebenen Bedingungen Behandlungserfolg aufweisen kann. In der Anästhesie werden Benzodiazepine als Prämedikation und als Sedativum bei kleineren Eingriffen eingesetzt, z.B. Dormicum® i.V. mit dem Wirkstoff Midazolam bei Gastro- oder Coloskopien. Der Einsatz von Anxiolytika in der Palliativmedizin wird mit der angstlösenden und sedierenden Wirkung begründet. 4.3 Kontraindikation Die aufgeführten Indikationen für die Behandlung mit Benzodiazepinen gelten durchgehend kurzfristig und bei akuten Beschwerden. Kontraindiziert sind somit zunächst einmal alle langfristigen Anwendungen. Auch Menschen mit Abhängigkeitserkrankungen oder tendenziellem Missbrauch von Alkohol und anderen Substanzen sollten nicht ohne weiteres mit Wirkstoffen dieser Gruppe behandelt werden. Eine Muskelschwäche, wie bei der Erkrankung Myasthenia gravis und eine Störung der Bewegungskoordination (Ataxie), sind ebenfalls für die Anwendung von Benzodiazepinen kontraindiziert. Bestimmte Wirkstoffe, wie z.B. Flunitrazepam, Nitrazepam und Clorazepat, beanspruchen die Leber bei der Metabolisierung in besonderer Weise. Daher ist eine starke Einschränkung der Leberfunktion für eine Behandlung nicht günstig. Aufgrund der atemdepressiven Wirkung sollten Patienten mit einer Atemschwäche, z.B. COPD oder einer Schlafapnoe nicht mit Benzodiazepinen behandelt werden. Eine weitere Kontraindikation ist die Augenerkrankung Engwinkelglaukom. 4.4 Neben- und Wechselwirkungen Dolinar, Gösslar, Kügler und Meemken (2002) unterscheiden pharmakokinetische und pharmakodynamische Wechselwirkungen, im Speziellen in Verbindung mit Opi- 18 oidkonsum und beschreiben die Wechselwirkungen von bestimmten Wirkstoffen der Gruppe der Benzodiazepine mit Opioiden genauer. Im Folgenden wird eine kurze Zusammenfassung der bekannten Neben- und Wechselwirkungen vorgestellt. Da ist zum einen die sedierende Wirkung, die eine Herabsetzung der Reaktionsfähigkeit bedingt. Zudem kann es nach Ashton (2012) zu Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten kommen, speziell mit weiteren Tranquilizern, Hypnotika und Antidepressiva, die ebenfalls sedierende Eigenschaften haben. Auch in Verbindung mit Opiaten, Opioiden und Alkohol treten verstärkende Wirkungen auf. Es sind Überempfindlichkeiten gegen Licht beobachtet worden. Eine retrograde Amnesie ist bei chirurgischen Eingriffen eine gewünschte Wirkung, kann aber auch bei Überdosierung oder Verabreichung von Benzodiazepinen bei Angstzuständen und Schlafstörungen eine unerwünschte Nebenwirkung darstellen. Gelegentlich kann es zu paradoxen Effekten kommen. Dann ist die Wirkung eher symptomverstärkend, z.B. bei Angstzuständen, Schlaflosigkeit, krampfauslösende Wirkung bei Epilepsie, hyperaktives- bis hin zu aggressivem Verhalten. Die lange, regelmäßige Einnahme kann zu Depressionen und emotionaler Abstumpfung führen. Die Toleranzentwicklung ist besonders bei der „high-dose-dependency“ ein Problem. 4.5 Low-dose-dependency - high-dose-dependency Eine Abhängigkeit von Benzodiazepinen kann sich laut Piest (2012) schon nach wenigen Wochen entwickeln. Diese lässt sich in zwei verschiedene Abhängigkeitsformen einteilen. a.) Die „low-dose-dependency“ ist die häufigste Form und zeichnet sich durch eine konstante Einnahme des Wirkstoffes in der entsprechenden therapeutischen Breite aus, die je nach Wirkstoff variiert. Eine Dosissteigerung bleibt aus und die Einnahme erfolgt meist über Jahre. Häufig wird das entsprechende Medikament nach Glaeske (2011) zunächst als Schlafmittel eingenommen. (Vgl. Glaeske (2011)) Es geht mit einer anxiolytischen, angstlösenden Wirkung einher. Durch die stetige Einnahme entwickelt sich eine Toleranz gegenüber der schlafanstoßenden Wirkung, der angstlösende Effekt bleibt bestehen. Der Patient kommt nicht mehr ohne das Mittel aus. Hier sind laut Glaeske (2012) häufig ältere Menschen betroffen. b.) Die „high-dose-dependency“ geht mit einer Steigerung der verschriebenen Menge oberhalb der therapeutischen Breite des jeweiligen Wirkstoffes ein- 19 her. Der Patient nimmt häufig Kontakt zu mehreren Ärzten auf, um die entsprechenden Mengen zu erhalten. Es treten bei massivem Gebrauch akute Intoxikationserscheinungen auf, wie verwaschene Sprache, Bewusstseins- und Bewegungsstörungen. Betroffene Patienten haben häufig ein polytoxikomanes Konsummuster und gebrauchen verschiedene Substanzen, um ihr Bewusstsein zu beeinflussen und zu steuern. Hier geht oft der Konsum von Benzodiazepinen mit der Einnahme von Alkohol und illegalen Substanzen einher. 4.6 Missbrauch und Komorbidität bei opiatabhängigen Patienten Die Wirkungen von Benzodiazepinen entsprechen häufig dem Wirkungswunsch opiatabhängiger Patienten. Zudem können sie bei gleichzeitiger Einnahme anderer Sedativa die Wirkung verstärken. Jedoch ist das Suchtpotential dieser Medikamente enorm. Bei der Benzodiazepinabhängigkeit handelt es sich laut Koc (2010) in Deutschland um die dritthäufigste Suchterkrankung. Der „Suchtbericht 2011“ verweist auf die „PHARM-MON“ Ergebnisse von 2010, aus denen hervorgeht, dass der missbräuchliche Konsum von Medikamenten primär von Opiatabhängigen betrieben wird. 66% der Stichprobe waren Teil dieser Gruppe. Bei opiatabhängigen Patienten wurde nach Piest (2012) eine mit 17% hohe Prävalenz des Benzodiazepin-Konsums bei Substitution festgestellt. Zu beachten ist, dass die gleichzeitige Einnahme von Benzodiazepinen, Alkohol und Opioiden bzw. Opiaten wie beschrieben erhebliche Nebenwirkungen mit sich bringt. Alle Substanzen rufen in Kombination eine Atemdepression hervor. So können diese durch einen verursachten Atemstillstand zum Herz-Kreislaufversagen führen. De Vries (2002) vermutet bei der häufigen Kombination aus Opiat- und Benzodiazepinabhängigkeit einen Zusammenhang mit dem zentralen Opioid- und Gabasystem. Backmund, Meyer, Henkel, Reimer und Schütz (2005) zeigen auf, dass Patienten, die Methadon oder Codein zu sich nehmen, häufiger Benzodiazepine konsumieren als die reinen Heroinkonsumenten. So wurde bei 44,4% dieser abhängigen Patienten ein täglicher Benzodiazepin-Konsum ermittelt. Einer Beobachtungstudie, die in Baltimore (Maryland/USA) gemacht wurde, ließ sich beobachten, dass 54% der substituierten Patienten, die neben ihrem Substitut Benzodiazepine konsumierten, mit der Einnahme erst nach der Aufnahme in das Substitutionsprogramm angefangen haben. (Vgl. Chen et. al. (2011)) Eiroa-Orosa, Haasen, Vertheim, Dilg, Schäfer und Reimer (2010) haben ebenfalls einen Unterschied zwischen dem Benzodiazepin-Konsum unter Methadon- und Di- 20 acetylmorphinsubstitution festgestellt. Demnach ging der Konsum in der Gruppe der Patienten mit Diacetylmorphinsubstitution deutlich zurück. Reine Heroinkonsumenten sind auf die täglichen Dopaminausschüttungen nach dem Konsum angewiesen. Hier wird GABA ausgeschaltet. Fehlt diese Ausschüttung, z.B. in der Substitution, bleibt GABA zwar aktiv, jedoch nicht aktiv genug, um den Fluss an Informationen, die das Gehirn überschwemmen, in den Griff zu kriegen. Es entstehen Angstgefühle und Schlaflosigkeit. Der Weg zum Benzodiazepin-Konsum ist für den Patienten jetzt legitim. Sie helfen ihm, seine Gefühle wieder zu regulieren und zu betäuben. Es handelt sich daher beim abhängigen Konsum von Benzodiazepinen durch opiatabhängige Patienten um eine manifeste Komorbidität. Davon zu unterscheiden gilt es jedoch, wenn abhängige Patienten die Wirkung eines Medikamentes oder Opiats zunächst verstärken wollen, wie es beispielsweise mit Rohypnol® mit dem Wirkstoff Flunitrazepam häufig versucht wird. Allerdings wurde Flunitrazepam 2mg im November 2011 unter das BtMG gestellt und ist daher nur noch auf entsprechendes Rezept erhältlich. Die Ärztekammern Nordrhein und Westfalen-Lippe haben im Jahr 2001 eine Handlungsempfehlung für den Umgang mit opiatabhängigen Patienten an Ärzte und Apotheker herausgegeben. Die sächsische Landesärztekammer folgte im Jahr 2004. Eine Indikation und Verschreibung an opiatabhängige, substituierte Patienten ist seither nur in Ausnahmefällen erlaubt. Das Rezept muss mit dem Vermerk „necesse est“ (medizinisch notwendig) aufweisen. So können die betroffenen Patienten bei entsprechenden psychiatrischen Krankheitsbildern mit Benzodiazepinen behandelt werden, z.B. bei Epilepsie. 5 Theoretische Überlegungen zum Umgang in Praxen 5.1 Praxisform Für die Vergabe der unterschiedlichen Substitute und den Konsum anderer Substanzen spielt die Größe der Praxis bzw. die Zahl der substituierten Patienten eine Rolle. In der Cobra Studie sind in den unterschiedlichen Praxisformen auch differenzierte Substitutionsformen ermittelt worden. Schäffer (2011) kritisiert Praxen und Ambulanzen mit mehr als 100 Patienten ohne ausreichendes medizinisches Personal, räumt aber ein, dass die Versorgungslage substituierter Patienten keine anderen Möglichkeiten lässt. Nach den Qualitätskriterien in Nr. 15 der BÄK-RL ist die Zahl der Patienten nach den Möglichkeiten der Praxis auszurichten. Zur Form einer Praxis, hier ist beson- 21 ders von den niedergelassenen Praxen die Rede, gehört auch die Fachrichtung des leitenden Mediziners. Schäffer (2011) weist z.B. darauf hin, dass viele substituierende Mediziner Patienten Fragen bezüglich z.B. einer Hepatitis- oder HIVBehandlung an Fachärzte verweisen. Er hält es für besser, die Behandlung in einer Hand zu halten, um dem Patienten Wege zu ersparen und einen kontinuierlichen Behandlungsverlauf zu haben, damit bei Bedarf schnell interveniert werden könne. Arzthelferinnen bzw. medizinische Fachangestellte sind unterschiedlich stark in die Behandlung mit eingebunden. Das Delegieren der Vergabe nach § 5 Abs. 6 BtMVV bzw. Anlage I Nr.2 RMvV stellt eine Teilung der Verantwortung dar. So hat der Kontakt zu den Patienten eine andere Qualität, als wenn der Arzt die Vergabe des Substitutes alleine trägt. 5.2 Erfahrung und Handeln Witte (2010) hat das ärztliche Handeln im Praxisalltag auf den Ebenen der Interaktion und des biographischen Einflusses hin untersucht so beobachtet er, dass jegliches Handeln sich im Lebenslauf sequenziell anhäuft und dass weiteres Handeln durch erlebte Prozesse beeinflusst wird. Diese biographischen Erfahrungen bringt der Arzt in der Interaktion mit dem Patienten mit ein. Stamer (2011), dessen Untersuchung die hausärztliche Versorgung in den Focus nahm, beschreibt, wie Wissen, Erfahrungswissen und Handeln untereinander verknüpft sind. Die Erfahrungen die ein substituierender Arzt im Laufe der Zeit macht, haben ebenfalls Einfluss auf sein Handeln und sind subjektiv geprägt. 5.3 Kontrolle in der Substitution Das umfassende Therapiekonzept, das nach den Richtlinien der Bundesärztekammer und des gemeinsamen Bundesauschusses bei der Aufnahme eines neuen Patienten vom Arzt erstellt werden muss, beinhaltet ein erstes Screening zur Erfassung des Opiatgebrauchs und des Gebrauchs weiterer Substanzen. Vorgeschrieben sind hier zur Feststellung des aktuellen Konsums bis auf die Opiate keine weiteren, genauer benannten Stoffe. In den Aufnahme- und Dokumentationsbögen der Landesärztekammern sind folgende Substanzen zu finden: Methadon, Buprenorphin, Opiate, Benzodiazepine, Alkohol, Kokain, THC und Amphetamine. 22 Da nach Heinz et. al. (2010) in ersten beiden Quartalen bis zu 40 Einzelbestimmungen durchgeführt und von den Krankenkassen bezahlt werden können, kann die Bestimmung der Substanzen von Praxis zu Praxis variieren. Die Entscheidung bzgl. weiterer Screenings liegt beim zuständigen Arzt bzw. nach Delegation auch beim zuständigen medizinischen Fachpersonal. Die Kontrollintervalle sind nach Nr. 8 der BÄK-RL dem Behandlungsverlauf anzupassen und müssen zu Beginn und in schwierigen Phasen der Behandlung enger gesetzt werden. Die Gewichtung der Kontrollinstanz Urinkontrolle ist ein Indikator für den Umgang mit substituierten Patienten. Insbesondere gilt dies für die Urinkontrolle unter Sicht. Ist der Patient beim Screening vor Aufnahme mit Benzodiazepinen positiv, so ist das - rein fachlich gesehen-, ein Ausschlussgrund zur Substitution. (Vgl. hierzu § 4 Nr. 1+2 Richtlinien des gemeinsamen Bundesausschusses) Die Richtlinien der Bundesärztekammer legen unter Punkt 2 der Indikation fest, dass der Gebrauch weiterer gefährdender Substanzen bei Beginn der Behandlung berücksichtigt und behandelt werden muss. 5.3.1 Vertrauen und Kommunikation im Arzt-Patienten-Kontakt Vertrauen und eine gute Kommunikation zwischen Arzt und Patient ist für jedes Arzt-Patienten-Verhältnis von Wichtigkeit und hat einen großen Einfluss auf den Behandlungsverlauf. Bei substituierten Patienten haben sie eine ganz besondere Stellung. Schäffer (2012) legt in seinem Bericht über die Befragung von Patientinnen und Patienten in Bezug auf ihre Zufriedenheit mit ihrem behandelnden Arzt dar, dass diese eher durchschnittlich bewertet wurde. Dies hat laut dieser Untersuchung verschiedene Gründe, z.B. die Sanktionen bei versäumten Vergabezeiten, der Unzufriedenheit mit dem verordneten Medikament und die Gründe gegen eine Takehome-Vergabe. In der medizinisch ausgerichteten Literatur zur Substitutionsbehandlung und der Qualifikation zur suchtmedizinischen Grundversorgung hat Kommunikation ihren eigenen Platz, allerdings muss nach Peters (2008) in besonderer Weise der Einfluss der Macht beachtet werden. Das bedeutet der Arzt verfügt über die Autorität die Behandlung zu steuern. Witte (2010) sagt, dass eine gelungene Arzt-Patienten-Beziehung alleine schon als Erfolg gewertet werden kann. 23 Der substituierte Patient muss in der Regel täglich in der Praxis erscheinen und sollte sich dort aufgehoben und verstanden fühlen. Auch nach Schäffer (2012) wäre ein vertrauensvolles Arzt-Patientenverhältnis von Bedeutung. 5.3.2 Ambulante Behandlung Die ambulante Behandlung einer Benzodiazepinabhängigkeit ist weitreichend beschrieben. So dokumentierte Piest (2012) den Verlauf der ambulanten Langzeitentgiftung eines Patienten über einen Zeitraum von 6 Jahren, in der es immer wieder zu Rückfällen kam. Das Absetzen der entsprechenden Substanzen führte zu Entzugssymptomatiken, die der Patient mit der Einnahme weiterer Medikamente ausglich. Auch ein langsames Absetzen der Dosierungen war nur unter großen Schwierigkeiten möglich. Kruse (2004) weist darauf hin, dass bei der ambulanten Entwöhnung eine hohe Motivation und Verlässlichkeit des Patienten vorhanden sein muss. Eiroa-Orosa et. al. (2010) diskutieren die Benzodiazepinsubstitution als Vorgehen gegen die Abhängigkeit, beschreiben aber die erhöhte Gefahr des zusätzlichen Konsums neben den substituierten Benzodiazepinen. Die Reduktion der Entzugssymptomatiken und eine Behandlung mit trizyklischen Antidepressiva lösen ebenfalls Diskussionsbedarf aus. Heinz et.al. (2010) gehen aufgrund des begrenzten Wirkungsgrades näher darauf ein. Schütz (1995) weist darauf hin, dass es in Verbindung mit Benzodiazepinen und trizyklischen Antidepressiva vermehrt zu Intoxikationen kommen kann. Eine andere ambulante Interventionsmöglichkeit beim Konsum weiterer Substanzen wie den Benzodiazepinen, ist die Änderung der Dosierung des Substitutes in beide Richtungen. Die Abdosierung bzw. Reduktion könnte die Gefahr der Wechselwirkung zwischen Benzodiazepinen, Opioid und Alkohol senken. Eine Steigerung der Dosierung hingegen könnte das Craving reduzieren. Auch ein Wechsel des Substitutes ist eine weitere Möglichkeit das Craving ggf. zu lindern. (Vgl. Cimander (2010)) In der STABIL-Studie wurde eine signifikante Verbesserung des Allgemeinzustandes der Patienten und damit auch des zusätzlichen Konsums weiterer Substanzen bestätigt. In Bezug auf Benzodiazepine wurden 94,9 % der Methadon- und 92,7% der Levomethadon Patienten untersucht. 45,0% der Methadon Patienten konsumierten Benzodiazepine, bei den Levomethadon-Patienten waren es nur 22,2%. 24 5.3.3 Sanktionen Unter den Sanktionen sind disziplinarische Maßnahmen zu sehen, die zum Beispiel zur Entlassung oder Verlegung der Substitutionsbehandlung führen können. Schröder-Printzen (2012) führt aus, dass nach Auslegung der vertragsärztlichen Richtlinien (RMvV) ein grundsätzlicher Konsum anderer Substanzen ausreichend ist, um die Substitution abzubrechen. Eine Gefährdung des Patienten ist keine erforderliche Voraussetzung. In einem Urteil des BSG vom 23. Juni 2010 (Az: B 6 KA 12/09 R) stellte das Gericht lediglich den Gebrauch von Benzodiazepinen als ausreichend fest, um die Behandlung zu beenden. Die BÄK-RL und die BtMVV waren für diese Entscheidung nicht ausschlaggebend, da es sich nicht um eine strafrechtliche Angelegenheit handelte. Die Dauer des Konsums der Substanzen (hier im Speziellen Benzodiazepine) war für das Urteil von Bedeutung. Die Frage nach einer bestehenden Komorbidität wurde nicht behandelt. Die Gefährdung des Patienten nach der BtMVV und den BÄK-RL liegt dann vor, wenn der Arzt den Konsum weiterer Substanzen im Rahmen der Therapie nicht mehr beherrscht. Um eine Komorbidität zu diagnostizieren, bedarf es einer oder mehrerer medizinisch klar abzugrenzende Krankheitsbilder. Weitere Abbruchkriterien durch den Arzt beschreibt Nr.12 der BÄK-RL: Ausübung von Gewalt, Weitergabe von Substituten, Nichteinhaltung von Terminen, Verweigerung von Kontrollen und Verweigerung von psychosozialen Begleitmaßnahmen. Kontrollen und die Möglichkeit einer Entlassung aus der Behandlung als disziplinarische Maßnahme sind nach BÄK-RL berechtigte Sanktionen. Auch die Entgiftung kann im Zusammenhang mit Substitution als sanktionierendes Mittel genutzt werden. Die individuelle Konstitution des Patienten wird durch den Konsum weiterer Substanzen bestimmt. (Vgl. Cimander (2010)) Dieser kann weitreichende Folgen für den somatischen, psychischen und psychosozialen Zustand des Patienten mit sich bringen. Das Abwägen der ambulanten Behandlungsmöglichkeiten schließt die Überweisung in einen stationären Kontext zur Entgiftung der entsprechenden Substanzen mit ein. Die stationäre Entgiftung stellt nach Gastpar (2003) auch den ersten Schritt zur Rehabilitation dar und ist aber auch bei wenig motivierten Patienten das Mittel der Wahl. (Vgl. Kruse (2004)) Nach Nr. 11 der BÄK-RL ist ein stationärer Entzug indiziert, wenn ein gefährdender Konsum weiterer psychotroper Substanzen vorliegt. 25 5.3.4 Die Verordnung von Benzodiazepinen Die Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde hat eine Stellungnahme zu den Empfehlungen der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft zur Verordnung mit benzodiazepinhaltigen Hypnotika von 11. September 2008 veröffentlicht. (Vgl. Gründer et.al. (2012)) Laut dieser Stellungnahme hat die Verordnung von Benzodiazepinen auf Privatrezept zugenommen. Im Februar 2011 hat u.a. die Ärztekammer Hamburg eine gemeinsame Handlungsempfehlung an Ärzte und Apotheker ausgegeben, die die Verordnung von Benzodiazepinen und deren Analoga regeln soll, damit Abhängigkeiten erkannt und dem Missbrauch entgegengewirkt werden kann. Hier wird auf den § 2 Abs. 2 der Berufsordnung der Ärzte hingewiesen, die diese in die Pflicht nimmt, ihren Beruf gewissenhaft auszuüben und das Handeln auf das Wohl der Patienten auszurichten. Zudem haben sie nach § 34 Abs. 4 der Berufsordnung einer missbräuchlichen Anwendung der Verschreibung keinen Vorschub zu leisten. Trotz alledem werden nach Glaeske (2011) immer noch zu viele Benzodiazepine und Hypnotika an abhängige Patienten verschrieben. Patienten, die zusätzlich Benzodiazepine zu ihrem täglichen Substitut konsumieren, sind auf Verordnungsquellen angewiesen und können diese nach heutigem Kenntnisstand weiterhin nutzten. Glaeske (2004) fordert daher, Verstöße konsequent zu sanktionieren und über die Voraussetzung einer medikamentösen Therapie aufzuklären. Er verweist auf die Voraussetzung des SGB V und die Arzneimittelverordnung. 5.4 Psychosoziale Betreuung Die psychosoziale Betreuung ist nach § 5 Abs.2 Nr.2 BtMVV, § 7 Abs.1 RMvV und Nr. 3 der BÄK-RL Voraussetzung für die Behandlung mit Substitution bei Opiatabhängigkeit. Die BtMVV setzt als Verschreibungsgrundlage psychiatrische, psychotherapeutische oder psychosoziale Behandlungsmaßnahmen voraus. Dagegen ist durch die RMvV eine psychosoziale Betreuung vorgeschrieben und die Durchführung zu dokumentieren und gegebenenfalls eine nicht erforderliche Ausführung der Maßnahme zu dokumentieren. Die BÄK-RL fordern eine ständige Koordination der psychosozialen und medizinischen Behandlung. Bei akuten medizinischen Krisen darf die Substitution auch ohne psychosoziale Interventionen durchgeführt werden. 26 Die Richtlinien betonen ausdrücklich, dass psychiatrische und psychotherapeutische Maßnahmen eine psychosoziale Betreuung nicht ersetzten kann. Gerlach (2011) kritisiert, dass es keine einheitliche Definition des Begriffes gibt und Leitlinien, die konkrete Aufgaben seitens der Leistungsanbieter beschreiben, fehlen. Zudem bleibt häufig die von den BÄK-RL geforderte Zusammenarbeit zwischen medizinischer und psychosozialer Instanz aus. Er führt dafür u.a. die begrenzten zeitlichen Mittel, fachliche Spannungen und mangelnde Gewichtung einer psychosozialen Unterstützung an. Voraussetzungen für eine funktionierende psychosoziale Betreuung beschreibt Rukiek (2011). Er hebt die Wichtigkeit der Zusammenarbeit von psychosozialer und medizinischer Hilfe im Zusammenhang mit Substitution hervor, um die Qualität der Behandlung bei guter Koordination zu gewährleisten. 5.5 Gesetzliche Vorschriften Die gesetzlichen Vorschriften für den Konsum weiterer Substanzen unter Substitution und die unterschiedliche Definition von Komorbidität und Missbrauch in den verschiedenen Gesetzten und Leitlinien machen das Abwägen der Behandlungsmöglichkeiten schwierig. (Vgl. Schröder-Printzen (2012)) Änderungen der Vorschriften, wie beispielsweise das Streichen des Zusatzes „ausgenommene Zubereitungen“ bei Flunitrazepam unter dem BtMG i.V.m. der BtMVV sollen nach Patzak (2012) dem Missbrauch und der Abhängigkeit entgegenwirken. Hier ist das Verschreiben auf Kassen- und Privatrezept nicht mehr möglich. 5.6 Fragestellungen Durch die theoretischen Vorüberlegungen ergeben sich nun folgende Fragestellungen: 1. Welche persönlichen Einstellungen zu der bestehenden Problematik haben Einfluss auf die Praxis? 2. Wie wird die Behandlung Benzodiazepin konsumierender Patienten in der Praxis gehandhabt? 27 6. Untersuchungsdesign 6.1 Die qualitative Erhebung Der Fragestellung schließt sich die Suche nach der richtigen Methode an. So lässt sich zwar leicht mit einem Fragebogen erheben, wie quantitativ mit dem Problem des Konsums von Benzodiazepinen neben der Substitution umgegangen wird. Allerdings können die tatsächliche, subjektive Einstellung des Probanden zu diesem Thema und der tatsächliche Umgang mit den entsprechenden Medikamenten so nicht erhoben werden. Um diese Problematik zu untersuchen, bietet sich die qualitative Erhebung an. Nach Przyborski und Wohlrab-Sahr (2008) werden die gefragten Sachverhalte durch die qualitativen Methoden der Sozialforschung rekonstruiert. So ist das quantitative Paradigma vom interpretativen Paradigma abzugrenzen. Es geht weniger darum, bekannte Sachverhalte objektiv zu überprüfen, sondern neue Aspekte subjektiv zu erfassen. Nach Flick (2010) werden so alltägliche Konstrukte sozialer Zusammenhänge und menschlichen Handlungsweisen in ihrer Ganzheitlichkeit aufgenommen und untersucht. Als Grundlage für die Datenerhebung wurden die aus den theoretischen Vorüberlegungen entstandenen Zuordnungen für die Umsetzung und Durchführung der Behandlung verwendet. 6.2 Experteninterview Aufgrund zeitlicher Begrenzung, bedingt durch das Arbeitsfeld der Probanden, bietet sich das Experteninterview als Erhebungsinstrument an. Es geht darum, einen bestimmten sozialen Kontext zu untersuchen, deren Inhalt stark fokussiert ist. In diesem Fall ist der zu untersuchende Gegenstand der Umgang in Praxen mit substituierten Patienten, die ohne Indikation Benzodiazepine konsumieren. Die Experten, hier Ärzte und medizinische Fachangestellte, sind nach Gläser und Laudel (2009) Zeugen dieses Prozesses, die ihr implizites Wissen im Interview verbal zur Verfügung stellen und wiedergeben können. Durch diesen Personenkreis werden Entscheidungen getroffen, die Einfluss auf den zu untersuchenden Prozess haben. So sollen Aufbau und Zusammenhänge des Expertenwissens erfasst und interpretativ analysiert werden. Meuser et. al. (2005) sprechen von der Erschließung von Betriebswissen in Bezug auf das im Folgenden zu untersuchende Handlungsfeld. Der Kontext ist nach Meuser und Nagel (2005) ein organisatorischer Zusammenhang, in dem die zu interviewende Person lediglich einen Faktor bildet. 28 Um die Offenheit des Interviews zu bewahren, soll eine leitfadenorientierte Gesprächsführung helfen, das Interesse thematisch zu begrenzen, wobei auch ein zeitlicher Rahmen hilft. So können innerhalb des Gesprächs die entsprechenden Inhalte abgearbeitet werden. Auch Gläser und Laudel (2009) sprechen sich für das in der Regel leitfadengestützte Interview aus, wenn es um die Begrenzung von Wissen, bzw. Selektivität geht. 6.3 Entwicklung eines Interviewleitfadens Der erste Schritt zur qualitativen Erfassung ist die Konstruktion eines der Fragestellung entsprechenden Leitfadens. Die theoretischen Vorüberlegungen helfen, das Informationsgebiet einzugrenzen und in verschiedene Themen und Fragen zu formulieren. Der Fragebogen bzw. der Leitfaden ist nach Gläser und Laudel (2009) ein Erhebungsinstrument und unter qualitativen Aspekten als eine Art Grundstruktur für die zu erfassenden Daten zu verstehen. Er lässt dem Forscher viel Freiraum, wie und welche Fragen gestellt werden, um die gewünschten Informationen zu erhalten. Für die Konstruktion und den Ablauf des Leitfadens gilt jedoch folgende Regel: vom Allgemeinen zum Speziellen. Hierbei muss die Offenheit bewahrt werden, da der Leitfaden nur ein flexibles Gerüst für die zu erhebenden Informationen darstellt. Der Interviewleitfaden zu dieser Untersuchung ist im Anhang zu finden. Er gliedert sich in die durch die theoretischen Vorüberlegungen entstandenen Strukturen und führt vom Allgemeinen zum Speziellen. 6.4 Stichprobe und Selektionskriterien Ein Sampling zur qualitativen Forschung kann nach Przyborski et. al. (2008) nur in kleinen Stichproben erfolgen, da der Zeitaufwand zu groß und das Ergebnis durch die unterschiedlichen Ausprägungen sehr verzerrt sein würde. Die Auswahl der Stichprobe ist der Grundstein für eine Generalisierbarkeit der Ergebnisse. Es steht die soziale Interaktion und das professionelle Handlungsfeld an dieser Stelle im Vordergrund. Die Probanden kommen aus den Berufsfeldern Mediziner/Ärzte und medizinische Fachangestellte. Der tägliche Umgang mit den entsprechenden Patienten und deren Problematiken sind Teil ihrer Arbeit und ihre Einstellungen und Entscheidungen können Einfluss auf die Behandlung der Suchterkrankung nehmen. 29 Zunächst habe ich versucht, in einem mir bekannten kommunalen Qualitätszirkel, an dem viele substituierende Ärzte teilnehmen, über die verantwortlichen Mediziner medizinische Fachangestellte anzuwerben. Die Reaktion der Teilnehmer war deutlich ablehnend. So habe ich die Untersuchungsgruppe auf verantwortliche Mediziner erweitert und die Probanden durch mich selbst und durch Kollegen diverser Drogenhilfe-Einrichtungen in unterschiedlichen Städten in NRW persönlich und telefonisch angeworben. Die Interviews wurden aufgrund der sensiblen Thematik anonymisiert. 6.5 Durchführung und Transkription Die Interviews wurden in dem Zeitraum 03.07.–06.08.2012 durchgeführt und mit einem digitalen Diktiergerät aufgezeichnet. Aufgrund der Tatsache, dass sich die Expertinnen in einer sozialwissenschaftlichen Experimentiersituation befanden, war die Wahl der Umgebung wichtig. Die Interviews sollten in einer „natürlichen Umgebung“ stattfinden, in der sie sich so wohl wie möglich fühlen. So erfolgten 12 der 14 Interviews der Untersuchung entsprechend in den jeweiligen Arztpraxen. Auf Wunsch zweier Probanden besuchte ich diese zu Hause. Der Umfang der einzelnen Interviews im zu untersuchenden Handlungsfeld sollte zwischen 15 und 20 Minuten betragen, was im Nachhinein schwierig umzusetzen war, da einerseits der laufende Praxisbetrieb die Durchführung sehr gestört hat und die Probanden teilweise sehr blockiert waren und die Fragen nur knapp beantwortet haben. Vor dem Interview wurde die Erlaubnis für die Aufnahme mit dem Diktiergerät eingeholt und die Zusicherung der Anonymität und Vertraulichkeit der erhobenen Daten zugesichert. Zudem wurde ein Protokoll geführt, in dem die jeweilige Situation mit Datum und Zeit und die Verfassung der Probandin und Expertin festgehalten wurden. Die Transkription sollte nach Gläser und Laudel (2009) möglichst vollständig erfolgen und wurden wie die Protokolle in das Auswertungsprogramm MAXQDA eingefügt. Den Probanden wurden der Berufsbezeichnung nach mit MFA (medizinische Fachangestellte) und A (Arzt) gekennzeichnet und der Reihenfolge der Interviews nach durchnummeriert. 30 Da es nach Gläser und Laudel (2009) keine einheitlichen Regeln in der qualitativen Auswertung gibt, sind die allgemeinen Regeln für die Transkription in dieser Arbeit folgende: Das Einfügen von Pausen mittels Klammern und Strichen, längere Pausen mit entsprechend mehr Strichen in kursiv: (_) = kurze Pause, (__) = lange Pause Standardorthographie, wort-wörtliche Abschrift, keine literarische Umschrift Anmerken von Unterbrechungen in kursiv Zur Wahrung der Anonymität werden Namen und Städte in kursiv zensiert. 6.6 Auswertungsmethoden Die Vergleichbarkeit der Experteninterviews ist durch den institutionell-organisatorischen Hintergrund und die leitfadengestützte Interviewführung gewährleistet. Die Wahl der Methode für die Auswertung fiel auf die qualitative Inhaltsanalyse nach Mayring. Das Modell (vgl. Abb.1) für den Ablauf inhaltsanalytischen Vorgehens bietet sich durch ein transparentes, systematisches Vorgehen für die Verarbeitung der Datenmengen an. Grundlagen für die qualitative Inhaltsanalyse nach Mayring sind der „grounded theory“ zu entnehmen. Das Ziel der ist das deutlich machen grundlegender sozialer Besonderheiten. Zudem hat Mayring bedeutende Aspekte der klassischen Kommunikationsforschung übernommen. Hierzu gehören im Besonderen die Einordnung in ein Kommunikationsmodell, Qualitätsmerkmale und die Bildung von Kategorien. Für die Analyse des Datenmaterials und die Codierung wurde das Programm MAXQDA verwendet. Nach Kuckartz (2007) hat das Arbeiten mit QDA Programmen in der qualitativen Sozialforschung diverse Vorteile. Es kann schnell auf die einzelnen Texte zugegriffen, und diese aber auch gleichzeitig verwaltet werden. Die Texte können in Form von Untergruppen und nach Kriterien der Nutzer geordnet werden. Hier können auch die Kategoriendefinitionen und die Konstruktionen eines Kategoriensystems erstellt werden, was ein schnelleres Arbeiten möglich macht. Weitere Vorteile sind die Visualisierung von Überschneidungen der Kategorien, die Suche nach komplexen Mustern, die automatische Codierung, das Erstellen von Baumstrukturen und Netzwerkansichten und das Anheften von Memos an markanten Stellen des Textes. 31 1.Schritt Bestimmung der Analyseeinheiten 2. Schritt Paraphrasierung der inhaltstragenden Textstellen (Z1-Regeln) 3. Schritt Bestimmung des angestrebten Abstraktionsniveaus Generalisierung der Paraphrasen unter diesem Abstraktionsniveau (Z2-Regeln) 4. Schritt Ein Schritt bei großen Mengen Erste Reduktion durch Selektion, Streichen bedeutungsgleicher Paraphrasen (Z3-Regeln) 5. Schritt Zweite Reduktion durch Bündelung, Konstruktion, Integration von Paraphrasen auf dem angestrebten Abstraktionsniveau (Z4-Regeln) 6. Schritt Zusammenstellung der neuen Aussagen als Kategoriensystem 7. Schritt Rücküberprüfung des zusammengefassten Kategoriensystems am Ausgangsmaterial Abb. 3: Ablaufmodell zusammenfassender Inhaltsanalyse (Eigendarstellung) vgl. Mayring (2010) 6.7 Induktive Kategorienbildung Der Überlegung der Auswertungsmethode schließt sich die Wahl der Kategorienbildung an. Diese gibt die Richtung der Analyse der auszuwertenden Daten vor. Für die qualitative Inhaltsanalyse nach Mayring (2010) bietet sich die induktive Kategorienbildung an. Diese kann direkt aus dem Ausgangsmaterial abgeleitet und 32 verallgemeinert werden, ohne sich auf Theoriekonzepte zu berufen. Die Themen für die Kategorienbildung setzten sich aus der Struktur der Vorüberlegungen zusammen. Die zusammengetragenen Textstellen zu den Themen wurden mittels MAXQDA im ersten Durchgang codiert und als erste Reduktion pro Proband in Kategorien zusammengefasst. In der zweiten Reduktion wurden diese miteinander verglichen und neue Kategorien gebildet um einen Querschnitt zu erhalten. In den Ergebnisdarstellungen werden diese mittels Textbeispielen erläutert und gegensätzliche Ansichten und Vorgehensweisen gegenübergestellt. 7. Ergebnisse Trotz einiger verzerrter Interviewsituationen, in denen die Probanden blockiert wirkten und nur sehr knapp geantwortet haben, der teilweise sehr störenden Interviewbedingungen im laufenden Praxisbetrieb und anderer nicht den sozialwissenschaftlichen Vorgaben entsprechenden Voraussetzungen sind alle Interviews mit in die Auswertung eingeflossen. So bestanden u.a. die medizinischen Fachangestellten der unter MFA4 gefassten Probandin darauf, zusammen interviewt zu werden und sind in 1MFA4 und 2MFA4 unterteilt worden. Proband A1 räumte zu Beginn des Gespräches lediglich fünf Minuten Zeit zur Durchführung des Interviews ein, sprach seine Antworten direkt in das Diktiergerät und schnitt dabei die gestellten Fragen heraus. Die Zusammensetzung der Untersuchungsgruppe und die verschiedenen Einrichtungsformen werden im nächsten Punkt näher erläutert. 7.1 Untersuchungsgruppe und Einrichtungsformen Bei der Untersuchung wurden in zwei Berufsgruppen Probanden gewonnen, die bei der Auswertung zum Teil differenziert behandelt werden. Neun Interviews wurden mit Ärzten mit suchttherapeutischer Qualifikation geführt. Hier gab es fünf männliche und vier weibliche Probanden. Proband A1 führt eine eigene niedergelassene allgemeinmedizinische Praxis und arbeitet seit 17 Jahren mit drogenabhängigen Patienten. 35 Patienten werden bei ihm in der Substitutionsbehandlung versorgt. Die tägliche Vergabe übernimmt er alleine. Probandin A2 ist Allgemeinmedizinerin, die seit acht Jahren in der eigenen Praxis Patienten substituiert. Als sie in der Klinik gearbeitet hat, fühlte sie sich für opiatab- 33 hängige Patienten verantwortlich und hat Dienste und Urlaubsvertretungen für niedergelassene Kollegen übernommen. In ihrer Praxis werden zurzeit 37 Patienten substituiert. Die tägliche Vergabe hat sie teilweise an ihre Mitarbeiter delegiert. Proband A3 ist Neurologe, der in eigener niedergelassener Praxis tätig ist. Er arbeitet seit 1988 mit substituierten Patienten und übernimmt zurzeit Substitutionsbehandlungen für circa 85 Patienten. Die tägliche Vergabe übernimmt er alleine. Der Proband A4 ist leitender Mediziner einer Ambulanz und arbeitet dort seit 1993. Die Ambulanz versorgt 38 Patienten und die Vergabe übernehmen neben dem Arzt eine Sozialarbeiterin und eine medizinische Fachangestellte. A5 ist Internist und arbeitet seit 12 Jahren in einer eigenen niedergelassenen Praxis. Vor dieser Tätigkeit war er drei Jahre in einer Klinik für medikamenten- und alkoholabhängigen Patienten zuständig. Zurzeit behandelt er 110 Patienten. Er hat neben seiner hausärztlichen Versorgung eine tägliche Suchtsprechstunde eingerichtet, in der er sich die Vergabe mit einer medizinischen Fachangestellten teilt. Proband A6 ist in der eigenen niedergelassenen internistischen Gemeinschaftspraxis tätig und hat Ende der achtziger Jahre als einer der ersten Mediziner in Deutschland HIV positive bzw. AIDS-kranke Patienten substituiert. In seiner Praxis sind mehr als 100 Patienten in Substitution und die Vergabe machen primär die medizinischen Fachangestellten. Er selbst führt die Vergabe pro Patient einmal in der Woche durch. A7 ist Allgemeinmedizinerin, die seit zehn Jahren in der ambulanten und stationären Drogenhilfe tätig ist. In der stationären Einrichtung ist sie für die Substitution zuständig und versorgt über 50 Patienten. Diese sind aufgrund ausgeprägter somatischer und psychischer Einschränkungen nicht in der Lage alleine zu leben, was auch eine ambulante Versorgung ausschließt. Die Vergabe übernehmen in erster Linie die medizinischen Fachangestellten und einmal in der Woche die Probandin. Probandin A8 ist praktizierende Gynäkologin und versorgt ausschließlich weibliche, substituierte Patienten. Diese kommen zu ihr in die Behandlung, wenn sie schwanger sind und Kinder zu versorgen haben. Seit 12 Jahren arbeitet sie mit substituierten Patientinnen und behandelt zurzeit circa 22 Personen. Die medizinischen Fachangestellten führen die Vergabe sechs Tage in der Woche durch und einmal in der Woche die Probandin. Die Probandin A9 leitet eine Ambulanz und arbeitet seit 1995 mit substituierten Patienten. 148 Patienten werden zurzeit durch die Ambulanz versorgt. Die Vergabe übernehmen neben der Probandin eine Krankenschwester, eine MTA, eine Sozialarbeiterin und eine geschulte Verwaltungskraft. 34 Proband A1 A2 A3 A4 A5 A6 A7 A8 A9 Summe ♀ ♂ Einrichtungsform Facharzt 1 Niedergelassen Niedergelassen Niedergelassen Ambulanz Niedergelassen Niedergelassen Stationär Niedergelassen Ambulanz n=6; a=2; st=1 Allgemein Allgemein Neurologe Allgemein Internist Internist Allgemein Gynäkologe Allgemein a=5; i=2; n=1; g=1 1 1 1 1 1 1 1 1 4 4 mittlere Einrichtung 20–40 Pat. 35 37 große Einrichtung > 40 Pat. ~ 85 38 110 > 100 > 50 ~ 22 ~ 132 148 ~ 493 Tabelle 1: Zusammensetzung der Untersuchungsgruppe „Arzt“ Bei den vier Interviews mit den medizinischen Fachangestellten (MFA) handelt es sich ausschließlich um weibliches Personal. Probandin MFA1 ist in einer niedergelassenen, allgemeinmedizinischen Praxis tätig und arbeitet seit circa 15 Jahren mit substituierten Patienten. Die Praxis versorgt zurzeit 21 Personen. Probandin MFA2 arbeitet seit 1994 mit substituierten Patienten. Ihr Arbeitsplatz ist eine niedergelassene, allgemeinmedizinische Praxis, mit zurzeit mehr als 70 Patienten in Substitution, dessen tägliche Versorgung mit Substituten sie und der Arzt übernehmen. MFA3 ist seit 1994 in einer internistischen, niedergelassenen Praxis und arbeitet seitdem auch mit substituierten Patienten. Sie und der zuständige Arzt teilen sich die Vergabe an 150 Patienten. Die Probandinnen 1MFA4 und 2MFA4 sind in einer allgemeinmedizinischen niedergelassenen Praxis tätig, in der zurzeit 28 Patienten versorgt werden. Die Praxis substituiert opiatabhängige Patienten seit ca. drei Jahren. MFA5 arbeitet seit ca. sechs Jahren mit substituierten Patienten. Sie ist in einer niedergelassenen, allgemeinmedizinischen Praxis tätig und ist neben den Ärzten auch für die Vergabe zuständig. Proband Einrichtungsform Fachrichtung MFA1 MFA2 MFA3 MFA4 MFA5 Summe Niedergelassen Niedergelassen Niedergelassen Niedergelassen Niedergelassen n=5 Allgemein Allgemein Internistisch Allgemein Allgemein a=3; i=1 mittlere Einrichtung 20–40 Pat. 21 70 - 80 150 28 49 Tabelle 2: Zusammensetzung der Untersuchungsgruppe „medizinische Fachangestellte“ 35 große Einrichtung > 40 Pat. ~ 110 ~ 335 7.2 Bedeutung der Erfahrung Die Probanden wurden zu Beginn des Gespräches nach der Rolle ihrer Erfahrung im Umgang mit substituierten Patienten und den Unterschieden zu anderen Patienten befragt. Diese Fragen dienten zunächst der Strukturierung vom Allgemeinen zum Speziellen. Für Proband A1 spielt die Erfahrung „eine sehr große Rolle.“ (Z. 9) „Die 17 jährige Tätigkeit bringt sehr viele Vorteile.“ (Z. 10) Er sieht „keine Unterschiede zu anderen Patienten.“ (Z. 6) Für Probandin A2 ist es wichtig „im Arbeiten mit allen Menschen ein Stück weit empathisch zu sein“ (Z. 33) und Erfahrung macht es ihr leichter, in der Arbeit mit substituierten Patienten „zu wissen, dass viele kleine Schritte wichtig sind.“ (Z. 38) Sie sagt substituierte Patienten, “... Das sind für mich jetzt genauso chronisch Erkrankte wie jemand mit einer chronischen Blutdruckerkrankung.“ (Z. 12-13) A3 sagt, dass Erfahrung eine große Rolle in der Arbeit mit substituierten Patienten spielt, „ich mache alles aus der Erfahrung heraus.“ (Z. 14) Für ihn gibt es „große Unterschiede“ (Z. 7) zu anderen Patienten und er sagt sie sind „ungeduldiger.“ (Z. 10-11) Proband A4 merkt an, dass er „nicht mehr so verletzlich“ (Z. 34) ist, wie zu Beginn seiner Tätigkeit. Er sagt, er wird „zynischer, klarer, von Jahr zu Jahr“ (Z. 31) und äußert, dass er am Anfang fast an seinen „eigenen Erwartungshaltungen zerbrochen wäre, weil ich dachte, ich könnte die heilen.“ (Z. 39-40) Für ihn gibt es Unterschiede in der „compliance“ (Z. 21) der Patienten und er sagt „Die wollen ihre Krankheit ja nicht loswerden.“ (Z. 25) A5 findet in der Arbeit mit substituierten Patienten wichtig, dass diese „angereichert, bereichert werden durch die Hinzunahme … anderer Hilfesysteme“. (Z. 32-33) Aufgrund der „Drogenkarriere, des anstrengenden Drogenlebens“ (Z. 17-19) seiner Patienten, sieht er den Unterschied in der biologischen Voralterung und den „Suchtbegleiterkrankungen.“ (Z. 23) Proband A6 sagt, dass man „anfangs, wenn man neu im Geschäft ist, häufig auf´s Kreuz gelegt wird und erkennen muss nicht die Wahrheit sagen und Beigebrauch ist ein Teil der Krankheit.“ (Z. 56-59) Zu seinen Patienten meint er: „Sucht ist ne Krankheit wie jede andere auch. Sobald Sie anfangen, Unterschiede zu machen, machen Sie auch was falsch.“ (Z. 45-46) A7 hat die Erfahrung gezeigt, dass „Patienten, die 30 Jahre Benzodiazepine genommen haben, sind sehr schwierig Benzo-frei zu bekommen.“ (Z. 11-13) Für sie liegen die Besonderheiten der substituierten Patienten in der Abhängigkeit von Ge- 36 sundheitssystem (Z. 30-31). Außerdem hat der Arzt eine „kontrollierende Funktion“ (Z. 33) in der Behandlung. Probandin A8 sagt: „Man wird sehr viel ruhiger und toleriert viele Sachen dann auch eher, als am Anfang.“ (Z. 33-34) Die Patienten sind für sie besonders am Anfang „sozial meistens sehr schwierig zu führen“ (Z. 18) und unterscheiden sich zu Beginn schon „rein äußerlich“ (Z. 19-20) von anderen Patienten. Probandin A9 gibt die Erfahrung „Eine gewisse Gelassenheit … Andererseits macht´s manchmal auch lange Zähne … wenn man die Geschichten schon hundertmal oder tausendmal gehört hat.“ (Z. 11-14) Von ihren Patienten sagt sie: „Speziell in dieser Ambulanz haben wir natürlich Leute, ... von denen man so sagt: Die sind nicht praxisgängig!“ (Z. 27-29) „Bei einer gut laufenden Substitution, gibt es für mich keinen Unterschied ... zu einem „normalen“ Patienten.“ (Z. 34-36) Bei den Probandinnen der Gruppe MFA ist es durchgehend wichtig, auf die einzelnen Patienten eingehen zu können. MFA1sagt: „Weil ich die schon so lange kenn und die kommen schon mit ihrem einen oder anderen Problem halt dann zu mir.“ (Z. 168-170) Sie macht keine Unterschiede zwischen den Patienten und sagt: „Ich behandle die wie normale, andere Patienten auch.“ (Z. 12) Probandin MFA2 meint: „Es spielt eine große Rolle, weil man ja auch auf jeden Einzelnen eingehen kann, weil ja auch nicht alle gleich sind.“ (Z. 7-8) Für MFA3 ist es wichtig, „Wenn man die Leute kennt. Man weiß, wie man mit denen umzugehen hat.“ (Z. 26-27) Sie sagt: „Sie sind ... ein bisschen auffälliger.“ (Z. 12) Manche kommen auch mal „sediert ... oder unter Alkoholeinfluss“ (Z. 15) in die Praxis. 1MFA4 antwortet auf die Frage nach der Erfahrung, dass sie zu Beginn der Substitutionsbehandlung in der Praxis Angst gehabt hat, „Weil ich kannte die ja nicht so, wie die vom Wesen her sind. Ich dachte, wenn die nicht direkt ihren Willen kriegen, dass die dann eine Nadel oder ein Messer aus der Tasche ziehen, aber … Die sind alle nett.“ (Z. 35-38) Die Probandinnen sagen: „Die werden von uns genauso lieb behandelt wie die anderen. Da machen wir keinen Unterschied.“ (Z.22-23) MFA5 meint: „Bei dem einen muss man ganz, ganz sensibel sein … und bei dem anderen muss man schon hart durchgreifen … Das ist ganz unterschiedlich von Patient zu Patient.“ (Z. 31-36) Über die Unterschiede der Patienten sagt sie: „Es sollte eigentlich so sein, dass die Patienten ... genauso behandelt werden wie jeder „normale Patient“, ... Aber die Patienten, schieben sich ... selbst in die Schublade 37 und sagen: Nur weil ich hier jetzt nen Junkie bin, muss ich hier ständig Urin lassen.“ (Z. 15-18) 7.3 Urinkontrollen / Screenings Die Frage nach den zu testenden Substanzen im Aufnahmescreening wurde in unterschiedlicher Form beantwortet und wird mit den entsprechenden Antworten als Tabelle angeben. Proband A1 Zeile 16- 17 Antwort „Ich teste auf Kokain, Benzodiazepine, Amphetamine, Methadon, … Heroin und TSH.“ A2 63- 64 „Im Urin und im Blut alle. Also, komplett von Heroin bis Cannabis und THC wird alles getestet.“ A3 20 „Opiate, Kokain, Amphetamine, THC, Benzodiazepine und Methadon.“ A4 46- 47 „Ja, alles. Was ist denn da im Screening drin? Also, alles Opiate, Benzos, Amphetamine … ja, eigentlich alles durch.“ A5 71- 72 „Opiate, Methadon, Buprenorphin, THC, Amphetamine, Kokain, Benzodiazepine und Alkohol.“ A6 73- 78 „Was ich nicht mitmache, ist ähm, THC … Wir machen Opiate, ähm, dann, äh, Amphetamine, dann äh, Benzos natürlich, und Koks.“ A7 52- 53 „Wir testen auf, ähm auf Benzos, Opiate, auf Kokain, auf Methadon oder Methadonmetabolite oder halt Buprenorphin, … also nicht auf THC.“ A8 74- 75 „Äh, das ist Kokain, Heroin, äh, Benzos, und äh, Methadon bzw. Polamidon, kein THC.“ A9 47- 48 „Wir testen Benzodiazepine, Kokain, Opiate, Methadon, Buprenorphin und das, was so eventuell noch nötig ist, äh und Alkohol, natürlich.“ MFA1 22- 24 „Cannabis, Benzodiazepine, Opiate, Methadon, auf die vier Substanzen, genau!“ MFA2 16 „Das machen wir auf Morphin, Heroin, Kokain! … Ja, ich glaub das war´s.“ MFA3 40- 41 „Opiate, Benzodiazepine, Amphetamine … hab ich jetzt alle fünf? … Methadon und Kokain. … THC ist jetzt nicht so wichtig für uns.“ 1MFA4 53 „Ein großes Drogenscreening, ein komplettes, ja.“ MFA5 54- 55 „Opiate, Methadon oder Polamidon, Buprenorphin, äh, Kokain, Benzodiazepine, THC und … Amphetamin.“ Tabelle 3: Screening - Substanzen bei Aufnahme 38 Es fällt auf, dass das Screening bei Aufnahme unterschiedlich gewichtet wird. Von der Betonung aller Substanzen (hier A2, A4 und MFA4) bis hin zu lediglich drei Substanzen (hier MFA2). Die Probanden A6, A7, A8 und MFA3 erwähnen gesondert, dass sie bewusst nicht auf THC testen. Es wird angenommen, dass der Proband A1 das THC aufgrund des schnell geführten Interviews mit dem Schilddrüsenhormon TSH verwechselt hat. Die folgende Auswertung bezieht sich auf die Durchführung der Urinscreenings. Die Selektion beinhaltet die Entscheidungskriterien und Regelungen, die bei der Durchführung der Screenings wichtig sind. So ergaben sich folgende Kategorien 1. allgemeine Regeln 2. nachrangige Handhabung 3. UK unter Sicht Unter die erste Kategorie der allgemeinen Regeln fallen nach der Auswertung ein festes Intervall, die Kontrolle nach Auffälligkeiten und die unangekündigte Durchführung. Zwei Probanden betonen unter der zweiten Kategorie die nachrangige Handhabung der Urinkontrollen. Die Durchführung der Urinkontrolle unter Sicht als dritte Kategorie ist in der Tabelle 4 als Übersicht dargestellt. Proband A1 entscheidet spontan und nach Auffälligkeiten, „Vermehrte Ermüdbarkeit, vermehrte Reizbarkeit … Reduzierung des Allgemeinzustandes“ (Z. 30-31) über Urinkontrollen und führt diese nicht unter Sicht durch, „Es sei denn, es findet eine Speichelprobe statt“, hier: „Bei einigen Patienten auch grundsätzlich.“ (Z. 3335) Die Probandin A2 entscheidet unter den allgemeinen Regeln nach Auffälligkeiten und festem Intervall. „Es gibt so Spezialisten, da mache ich es ein bisschen häufiger. Aber so alle 6 Wochen jeder … Wenn mir einer komisch ist, dann kriegt der auch mal wöchentlich oder so dreimal die Woche und dann ist wieder gut.“ (Z. 9297) Außerdem werden bei Auffälligkeiten bzw. bei Bedarf Urinkontrollen unter Sicht durchgeführt, „ … wenn ich den Urin in der Hand hab und der ist mir schon ein bisschen kühl.“ (Z. 102-103) Der Proband A3 führt Urinkontrollen kostenorientiert durch. Für ihn ist eher der klinische Aspekt entscheidend. „Es gibt Patienten, die haben nur einmal im Monat eine ... maximal drei im Quartal, weil nur die von der Krankenkasse bezahlt werden.“ (Z. 35-38) Es finden keine Urinkontrollen unter Sicht statt. „Meine einzige Probe beim Urin ist, die Temperatur im Becher zu überprüfen, … Für mich sind die Urinproben nicht so wichtig. Ich gucke mehr nach der Klinik, wie und auf welche Art und Weise die mir intoxikiert erscheinen.“ (Z. 45-49) 39 Die vorschriftsmäßige Urinkontrolle nach qualitativen Linien ist auch Grundlage bei Proband A4 sowie die Durchführung nach individueller Entscheidung. „Ja, einmal ist es ja festgelegt … in diesem … Asto-Handbuch, dann auch nach der Kasse und wie oft im Quartal und dann natürlich spontan, wie wir so drauf sind, was wir meinen, was … wir so wissen wollen.“ (Z. 73-76) Zudem erwähnt er die Spontaneität der Durchführung. „Die kommen immer ganz überraschend.“ (Z. 78-79) Die Urinkontrolle unter Sicht ist nicht Teil des Behandlungskonzeptes. „Es gibt so gesehen keine richtige Sicht … Also, das wird ja ganz kompliziert. Da müsste, da erzählte eben noch ein Patient: Ja, im Gefängnis nackend ausziehen und … will ich auch gar nicht, wir sind ja nicht im Gefängnis.“ (Z. 84-87) Proband A5 führt die Urinkontrolle nach allgemeinen Vorgaben durch und dem AZ des Patienten. „UK entscheide ich nach dem klinischen Aspekt, nach den Vorgaben, die man in regelmäßigen Abständen durchführen soll.“ (Z. 125-126) Bei Bedarf werden Urinkontrollen unter Sicht durchgeführt. (Z. 169) Proband A6 hat die Verantwortung für die Urinkontrollen an seine medizinischen Fachangestellten delegiert. Da er keine UK unter Sicht durchführen lässt, sind für ihn wie für Proband A3 die klinischen Aspekte eher von Bedeutung. „Ich entscheide gar nicht über UKs. Das machen die Damen, die vergeben. …Die ganzen UK´s sind alle für die Katz, weil, wenn Sie eine Frau sind und substituieren und haben Männer, die Sie substituieren, gehen Sie mit ihnen aufs Klo? Schicken Sie Ihre Arzthelferin mit aufs Klo? Nein … Ich mach nen UK wenn er auffällig ist, ja.“ (Z. 107-120) Die Probandin A7 führt immer donnerstags Urinkontrollen unter Sicht durch. Diese werden jedoch verdeckt getestet, d.h., dass die Patienten nicht wissen, an welchem Tag ihr abgegebener Urin kontrolliert wird. Jedoch maximal „ … vier UKs im Quartal.“ (Z. 95-103) Die Kontrolle außerhalb des wöchentlichen Rhythmus ist aufgrund der stationären Gegebenheiten jederzeit möglich. „Wir können auch zu anderen Zeitpunkten jederzeit UKs machen. Die kontrollieren wir dann außer der Regel, also unerwartet, die wecken wir auch aus dem Schlaf, wenn es sein muss.“ (Z. 88-93) Patientinnen der Probandin A8 müssen ebenfalls in einem festen Intervall zur Urinkontrolle. „Ich hab ja viele Schwangere und Frauen, die dann immer ihre Kinder betreuen müssen. Da läuft es üblicherweise zweimal im Monat.“ (Z. 101-102) Die Urinkontrolle erfolgt generell unter Sicht und wird bei Auffälligkeiten direkt wiederholt. „Eine Arzthelferin geht mit … die Tür ist offen und der Urin wird dann auch auf Temperatur überprüft … Außerdem gibt es da noch einen kleinen Trick. Die machen einmal Pippi und dann ist der kalt oder wir haben Zweifel. Dann können sie eine Stunde bei uns sitzenbleiben und dann dürfen sie ein zweites Mal unter Aufsicht Pippi machen.“ (Z. 116-130) 40 Probandin A9 beschreibt den Ablauf nach der Kategorie der allgemeinen Regeln und betont die generelle UK unter Sicht. „Wir machen mindestens einmal im Monat, unangekündigt, unter Sicht eine Urinkontrolle für alle, ähm, bei Bedarf, auch zwischendurch noch mal. Bedarf kann teilweise sein, einfach, dass ich die Kontrolle habe, teilweise, wenn auch die Patienten selber die Kontrolle wünschen … und bei ... unseren Take-homern läuft das bis zu wöchentlich so, bei den sechs Tage Takehomern gucken wir, dass wir mindestens zwei UKs im Monat haben, teilweise vier.“ (Z. 78-85) In der Praxis der Probandin MFA1 erfolgen die Urinkontrollen nach den allgemeinen Regeln: regelmäßiges Intervall, bei Auffälligkeiten, unangekündigt. „Da wir das ja generell alle vier Wochen machen, wenn derjenige in dem Monat noch nicht dran gewesen ist, dann schicken wir die zur Toilette … wenn der jetzt positiv vielleicht mal war, dann schicken wir die dann halt entweder noch mal oder zu nem anderen Zeitpunkt.“ (Z. 39-46) Urinkontrollen unter Sicht „werden nicht durchgeführt“ (Z. 55) Die Urinkontrollen in der Praxis der Probandin MFA2 werden unangekündigt und in regelmäßigem Rhythmus durchgeführt. Sie beschreibt das mit „einmal im Monat, dann ad hoc.“ (Z. 31) Die Patienten werden streng zur Toilette begleitet. „Die Ärzte gehen mit den Männern auf die Toilette oder tasten sie komplett ab oder die müssen sich halt ausziehen, dass man sehen kann, dass nichts dabei ist. Und wir gehen mit den Frauen auf die Toilette.“ (Z. 35-38) Die Probandin MFA3 erklärt, dass der zuständige Arzt jeden Morgen entsprechende Listen zur Urinkontrolle anfertigt. Die Regelmäßigkeiten können von Patient zu Patient variieren. „Wir versuchen, es regelmäßig zu machen. Wenn wir merken, dass die Patienten Probleme haben, dann machen wir öfters UK Kontrolle. Ansonsten halt so regelmäßig.“ (Z. 75-79) Urinkontrollen unter Sicht macht die Praxis „gar nicht.“ (Z. 95) In der Praxis der Probandinnen MFA4 werden die Urinkontrollen in einem festen Intervall und spontan durchgeführt. „Wir machen das immer so monatsweise … nicht immer an dem gleichen Tag, … damit die Patienten das nicht so merken“ (Z. 82-84) Urinkontrollen unter Sicht „das machen wir nicht.“ (Z. 99) 1MFA4 meint: „Ist ja irgendwie unmenschlich, unwürdig.“ (Z. 173) Probandin MFA5 fertigt morgens selbst eine Liste mit den entsprechenden Patienten an. Hier erfüllen die Aussagen wieder die Kategorie allgemeiner Regeln: festes Intervall, bei Auffälligkeiten und unangekündigt. „Also jeder ist mal dran und jeder auch eigentlich gleich oft und ... das mache ich, wenn ich jetzt mein, Herr Müller/Meier sieht ganz bescheiden aus, dann muss der Herr Müller/Meier mal runter.“ (Z. 76-78) 41 Urinkontrollen unter Sicht werden „nicht größtenteils“ (Z. 84), sondern bei Bedarf durchgeführt. Proband A1 A2 A3 A4 A5 A6 A7 A8 A9 MFA1 MFA2 MFA3 MFA4 MFA5 Summe Zeile 33 100 43 87 171 114 246 117 87 56 35 96 99 85 UK unter Sicht Bei Bedarf 1 1 Nicht üblich 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 G=4 1 1 G=3 1 1 G=7 Tabelle 4: Verteilung: Urinkontrollen unter Sicht Tritt ein positiver Befund bei einem Screening auf, gibt es für den behandelnden Arzt diverse Interventionsmöglichkeiten, die unter dem nächsten Punkt zusammengefasst werden. 7.4 Interventionen 7.4.1 Positiver Benzodiazepinbefund vor Beginn der Behandlung Das Abstraktionsniveau wird durch die Selektionskriterien Auswirkungen und Maßnahmen zur Aufnahme bestimmt. Hier reichte eine erste Reduktion zur Gewinnung der Daten aus. Die Kategorien der Gruppe A sind: 1. In jedem Fall Aufnahme trotz positivem Benzodiazepin-Screening 2. Maßnahmen: ein ausführliches Gespräch, evtl. Blutspiegeluntersuchungen, ambulante Entwöhnung, stationäre Entgiftung und einen verzögerten Substitutionsbeginn bei Intoxikationen. Der Proband A1 sagt, dass sich „die Höhe der Anfangsdosierung ... auch nach dem Beigebrauch des Patienten“ (Z. 20-21) richtet. Die Probanden A2, A3 und A9 bieten schon bei Aufnahme gegebenenfalls die ambulante Entwöhnung an. A9 sagt zudem: „Bei extremem Konsum sag ich den Patienten auch, dass sie zunächst stationär entgiftet werden müssen.“ (Z. 60-61) 42 A5 meint zur Entgiftung vor Aufnahme: „… eine Beikonsumentgiftung, halt ich für Blödsinn, … dann ist der Patient weg … den Patienten muss man über die Substitution anbinden und dann natürlich bezüglich des weiteren BenzodiazepinBeikonsums engmaschig sehen.“ (Z.89-92) Die Blutspiegeluntersuchungen benennt A5 als übliches Instrument bei Abweichungen zwischen Klinik und Aussagen des Patienten: „…Dann behalten wir uns doch vor, auch Spiegelbestimmungen im Blut zu machen, um einfach mal so eine Orientierung zu haben, bewegen die sich noch im therapeutischen oder doch auch im toxischen Bereich.“ (Z. 77-79) Probandin A8 führt ebenfalls Blutscreenings durch: „Wenn da wirklich kein Beigebrauch ist, dann sagen … die Patientinnen auch: „Hier können sie Blut abnehmen.“ Und das machen wir dann auch.“ (Z. 155-156) Proband A4 hingegen meint: „Aber das ist natürlich technisch nicht drin, dass man bei einem Junkie in den Venen rumprockelt oder am Hals noch Blut abnimmt, bloß um da ein Screening zu haben. Das wäre der helle Wahnsinn.“ (Z. 109-111) A6 verzögert den Beginn der Substitution bei Intoxikation: „Wenn der intoxikiert ist, fang ich natürlich nicht an dem Tag an.“ (Z.83-84) In der Gruppe der MFA wird die Aufnahme ebenfalls trotz positivem Benzodiazepinbefund grundsätzlich ohne Konsequenzen erfolgen. Probandin MFA1 sagt, dass es keinen Unterschied macht, „weil die meisten sowieso alle vorab“ (Z. 29) positiv seien. MFA5 meint, der Patient „wird darauf hingewiesen, dass wir hier nicht mit Benzodiazepinen substituieren und wird dann, wenn er es wirklich benötigt, zum Neurologen geschickt.“ (Z. 58 - 59) 7.4.2 Kommunikation Die Selektionskriterien umfassen Hinweise im Ausgangsmaterial, die für die Kommunikation und Gesprächsführung bei auffälligen Patienten von Bedeutung sind. Nach der zweiten Reduktion konnte das Material der Gruppe A in vier Kategorien zusammengefasst werden: 1. Der Umgang mit auffälligen Patienten wird offen, direkt, individuell und regelmäßig gehandhabt. 2. Wichtig für die Kommunikation mit dem Patienten ist es sich Zeit zu nehmen, Fortschritte zu loben, Probleme zu thematisieren, Ziele zu formulieren und Grenzen zu setzen. 3. Zudem soll man sich nicht vom Patienten täuschen lassen. 43 4. Hilfreich beim Abwägen der Behandlungsmöglichkeiten können Verständnis und Empathie sein. Bei der Gruppe der MFA sind folgende Kategorien entstanden: 1. Erste Intervention bei Auffälligkeit ist das Arzt-Patienten-Gespräch. 2. Wichtig für die Kommunikation ist es, sich nicht vom Patienten täuschen zu lassen, sich Zeit zu nehmen, lösungsorientiert zu handeln, individuell auf den Patienten einzugehen und Grenzen zu ziehen. 7.4.3 Ambulante Behandlungsmaßnahmen Das Abstraktionsniveau umfasst alle Maßnahmen, die eine ambulante Intervention beinhalten. Die Selektionskriterien werden durch die Gewichtung der Maßnahmen durch den Probanden bestimmt. Es konnten nach der zweiten Reduktion vier Kategorien gewonnen werden: 1. ambulante Entwöhnung und alternative medikamentöse Behandlung 2. Dosisanpassungen des Substitutes 3. Substitution mit Benzodiazepinen 4. ambulante fachärztliche Versorgung in erster Linie durch einen Neurologen oder Psychiater Die Probanden A2, A3 und A9 führen selbst ambulante Entwöhnungen in eigener Praxis durch. Die Probandin A2 führt diese im Austausch mit trizyklischen Antidepressiva durch: „Ich nehm dann meistens Amitriptylin, in einschleichender Dosierung, eben zur Nacht … Bei einem Drittel von diesen Patienten setz ich dann oft … Cymbalta morgens ein.“ (Z. 189-193) Proband A3 sagt, der Patient „… kriegt … ein Schlafmittel angeboten, das nicht süchtig macht“ (Z. 68), bevor er die Benzodiazepinabdosierung in Betracht zieht. Probandin A9 versucht lediglich zu Beginn, wenn ein Patient aus einem stationären Setting in die Ambulanz mit Benzodiazepinen kommt, in Zusammenarbeit mit einem Psychiater „… ein Reduktionsregime zu installieren, das klappt manchmal, manchmal auch nicht.“ (Z. 57-58) A5 hält die ambulante Entwöhnung in seiner Praxis nach einem stationären Aufenthalt, in dem der Patient mit Benzodiazepinen eingestellt wurde, für „… oft sehr, sehr schwierig“ (Z. 95-96), versucht es aber hin und wieder. 44 Nur in Ausnahmefällen, wenn der Patient Proband A6 von einer ambulanten Entwöhnung überzeugen kann, würde er ihm diese auch anbieten. Ansonsten sagt er: „Hab ich eigentlich nur schlechte Erfahrung gemacht.“ (Z. 177) Die medikamentöse Behandlung impliziert im Wesentlichen Antidepressiva, Neuroleptika und im Fall von A3, Hypnotika ohne Abhängigkeitspotenzial. Proband A4 beschreibt das Konzept seiner Substitutionsbehandlung mit: „Keine Substitution oder Ersatzdrogen oder irgendwas“ im Austausch für Benzodiazepine. (Z. 58-59) Proband A5 ist es dagegen wichtig, „… das Motiv, den Grund zu nehmen, weshalb ein Benzodiazepin-Beikonsum betrieben wird … wenn“ der Patient „sagt: Die Benzos brauch ich, um gut zu pennen … Wir arbeiten dann ganz gerne mit sedierenden Antidepressiva.“ (Z. 104-106) Er weist als Internist darauf hin, dass aufgrund der „kardiovaskulären Nebenwirkungen“ (Z. 117) und der Gefahr, dass man „einen Medikamentencocktail“ (Z. 179-185) für jeden Patienten kreiert, der somatische Zustand genau untersucht werden muss. Im Gespräch mit dem Patienten legt A1 fest „... ob die Dosis erhöht werden muss.“ (Z. 46-47) Probandin A2 lässt den Patienten in Bezug auf die Dosierung mitbestimmen und sagt: „Das wissen die Patienten selbst. Ich frag dann auch immer … die kennen sich selbst am besten. Ich weiß nicht, warum ich denen eine Dosis vorschreiben müsste.“ (Z. 123-126) Dagegen meint A5: „Ich würde davor warnen … der Automatismus: Beikonsum findet statt, also Substitutionsmenge zu wenig, muss angehoben werden. Das kann ein offenes Ende im negativen Sinne geben … auf der anderen Seite muss man … natürlich auch diskutieren … Beikonsum recht hoch … dass es vielleicht Sinn macht aus Sicherheitsgründen das Substitut zu reduzieren … das muss individuell entschieden werden. (Z. 149-157) Proband A4 sagt: „Bei Benzodiazepinen? Dosisveränderungen von Methadon? Nein … gibt für mich keinen Zusammenhang.“ (Z. 126-127) A6 meint zu Dosisveränderungen: „Wenn jemand intoxikiert ist, kriegt er die halbe Dosis oder keine. Wenn jemand Benzo-Beigebrauch hat, kriegt er keine Veränderung der Dosis, es sei denn, er ist intoxikiert.“ (Z. 136-138) A7 führt nur kleine Anpassungen beim Höherdosieren selbst durch, sonst müssten die Patienten in ein stationäres Setting, auch zum Umstellen des Substitutes. (Z. 7376) „Aber wenn es um Runterdosierung geht, dann spreche ich das in der Regel mit 45 der psychosozialen Betreuung ab … die kennen den Patienten viel besser als ich.“ (Z. 194-198) Probandin A8 erläutert: „Dosisveränderungen mache ich mehr, sozusagen auf Wunsch, das diskutiert man, ob Suchtdruck da ist … wenn da wirklich Suchtdruck ist und die nehmen häufiger Benzos, dann biete ich ihnen an, zur Klinik zum Entzug“ zu gehen. (Z. 186-188) In der Ambulanz der Probandin A9 werden häufig Benzodiazepine konsumiert, weil sie „eigentlich unzureichend eingestellt sind. Aber bei den meisten meiner Patienten ist der Wunsch eher nach weniger Methadon … und dann nimmt man halt ne Pille … in solchen Fällen haben wir … dann schrittweise in Absprache mit dem Patienten wieder erhöht.“ (Z. 141-150) Die Substitutionsbehandlung von Probandin A7 ist durch das stationäre Gefüge und die schwerstabhängigen Patienten geprägt. Hier gibt es Patienten, die seit mehreren Jahrzehnten täglich Benzodiazepine konsumieren und aufgrund dessen von einem Psychiater, der einmal im Monat eine Sprechstunde in der Einrichtung mit der Probandin durchführt, Benzodiazepine neben ihrem Substitut erhalten. „Wir versuchen … seit einiger Zeit … zumindest eine Reduzierung vorzunehmen, das sorgt für sehr viel Unruhe … das war am Anfang sehr hart … aber die wissen auch, dass wir das nicht mit der Brechstange machen, sondern auch in Absprache mit denen“ (Z. 114119). „Gut, man kann das nicht ausschließen, dass sie auch, wenn sie von uns Benzos bekommen, sich nebenher noch welche besorgen. Das ist wirklich mit sehr viel Fingerspitzengefühl so von: ja, bei wem macht es Sinn … und bei wem unterstützt man halt den unkontrollierten Konsum … das ist nicht so einfach.“ (Z. 138-143) Wegen psychiatrischer Indikation werden Patienten von Proband A1 Benzodiazepine vom Neurologen verordnet. (Z. 69-70) Probandin A2 steht der neurologischen Behandlung ihrer Patienten eher kritisch gegenüber und sagt: „Viele scheuen mittlerweile den Neurologen oder Psychiater, wenn sie die in der Klinik kennengelernt haben.“ (Z. 203-205) Da A3 selber Neurologe ist, berichtet er: „Manche Praxen schicken mir zur Benzodiazepinabdosierung Patienten. Das ist ziemlich häufig so.“ (Z.100-101) In der Ambulanz von Proband A4 werden in Absprache mit Psychiatern an psychisch Erkrankte bzw. psychotische Patienten Neuroleptika ausgegeben. „Das sind Medikamente, die hochpotent und hochwichtig sind … das ist sachlich-fachlich korrekt… das andere ist alles Suchtförderung.“ (Z. 201-205) 46 Proband A6 sagt: „Ich hab den Eindruck, dass mindestens 30% meiner Patienten … gleichzeitig eine intensive psychiatrische Erkrankung haben … und die brauchen dann Antidepressiva, aber … vom Psychiater.“ (Z. 183-188) Das Kontaktieren des Facharztes und der Dokumentation der neurologischen Indikation ist für Probandin A8 wichtig. „Ich bin Gynäkologe … Ich bin primär für die Vergabe zuständig. Wenn Probleme sind, kann ich sie nur zum Neurologen schicken … die sich damit besser auskennen.“ (Z. 218-222) So lässt auch Probandin A9 Abdosierungen vom Neurologen durchführen (Z. 187). Bei der Gruppe der MFA gibt es drei Kategorien der ambulanten Behandlungsmaßnahmen: 1. Dosisanpassung und den Wechsel des Substituts 2. ambulante Behandlung mit Benzodiazepinen 3. fachärztliche Behandlung Bis auf Probandin MFA5 wurde der Substitutwechsel als übliche Maßnahme beschrieben. Auch Dosisveränderungen sind in der Praxis von MFA5 nicht üblich. Die Probandin MFA2 berichtet von der Benzodiazepinbehandlung von 30-40 Substitutionspatienten in der eigenen Praxis und sagt zur Frage der Indikation: „Viele sind ja auch so unruhig oder können nicht schlafen.“ (Z. 99) Die ambulante Entwöhnung und auch zum Teil die Substitution werden bei den Patienten der Probandin MFA3 durchgeführt. Dann gibt es „halt auch, dass der Doktor den Patienten anbietet, dass die Rivotril kriegen, dass wir das hier auch so dosieren, wenn die dann täglich kommen, zur Vergabe.“ (Z. 125-127) Zur Kontrolle werden bei diesen Patienten Benzodiazepindifferenzierungen in Bezug auf Wirkstoffe und Mengen durchgeführt. (Z.134-143) Die Probandin schätzt, dass fünf von diesen Patienten „eigentlich auf die Dosis eingestellt sind und die ... immer nehmen ... die haben dann keinen Beigebrauch. Die nehmen wirklich nur diese eine Tablette oder höchstens zwei, über Jahre.“ (Z. 198-203) Die Probandinnen MFA1 und MFA5 haben beide zurzeit einen einzigen Patienten der Benzodiazepine verschrieben bekommt. Der Patient von MFA5 wird gerade abdosiert. Die fachärztliche Behandlung wird lediglich von MFA5 als übliche Maßnahme beschrieben. 7.4.4 Sanktionen Das Abstraktionsniveau und die Selektionskriterien umfassen disziplinarische Maßnahmen, die das symptomatische Verhalten des Patienten unterbrechen sollen. 47 So ergaben sich in der Gruppe A drei Kategorien: 1. Entzug der Take-home-Vergabe 2. stationäre Entgiftung 3. Entlassung und der Arztwechsel Der Zeitraum des Take-home-Entzugs ist unterschiedlich ausgeprägt. Bei Probandin A2 muss der Patient „mal wieder sechs Wochen täglich“ (Z. 133-134) zur Vergabe in die Praxis. Proband A5 entzieht den auffälligen Patienten, die versuchen zu manipulieren das Take-home „auf unbegrenzte Zeit.“ (Z. 166-167) A6 meint, dass „wenn einer jetzt … zwei Jahre Take-home hat und hat einmal Benzos drin und hat einen vernünftigen Grund … und ich weiß, dass er sonst sauber ist, dann werde ich dem auf keinen Fall Take-home entziehen … dann kriegt der die Gelbe Karte, so fußballmäßig.“ (Z. 143-148). Die stationären Entgiftungen sind ein Mittel um Veränderungen zu erwirken. Für Proband A1 gehört die „Androhung einer stationären Behandlung“ (Z. 50) zur Sanktion. Probandin A2 sieht den stationären Entzug kritisch, weil „die Menschen werden da entlassen und viele wissen nicht, dass die eigentliche Reaktion erst zuhause auftritt … weil … die Substanz … bis zu neun Wochen … aktiv im Körper drin“ ist. (Z. 7981) Für Proband A3 ist es das Mittel der Wahl, wenn der Patient die ambulante Entwöhnung nicht schafft. „Meistens klappt das nicht, … dann ... muss er zur stationären Entgiftung.“ (Z. 70-71) In der Ambulanz von A4 wird eine Frist gesetzt und gesagt: „Wenn das nicht aufhört, müssen sie ins Krankenhaus zum Teilentzug.“ (Z.133-134) A6 gibt an, dass die Entgiftung „der häufigste Grund für die Einweisung“ ist. (Z.172) In der stationären Einrichtung von Probandin A7 werden Patienten, „die ständig oder öfters Benzos im Urin haben … regelmäßig“ zum Entgiften geschickt, „vor allem, wenn die … selber halt die Benzos besorgen.“ (Z. 122-124) Probandin A8 kann den Konsum von Benzodiazepinen aufgrund der Verantwortlichkeit und Aufgaben der Patientinnen gegenüber ihren Kindern „nicht tolerieren“. Sie bietet ihnen zunächst „an zur Klinik zum Entzug“ (Z. 188) zu gehen. Die stationäre Entgiftung für Patienten mit gefährdendem Konsum wird in der Ambulanz von A9 mithilfe von „sogenannten Beikonsumentgiftungsauflagen“ (Z. 125) erwirkt. 48 Proband A1 bricht die Substitutionsbehandlung „bei massivem Missbrauch“ (Z. 50) ab. Die Patienten, die sich nicht anpassen können, „machen sich meistens selbst vom Acker“ (Z. 78-79), meint Proband A3. A4 sagt, wenn die Frist für einen stationären Aufenthalt überschritten ist und der Patient nicht reagiert hat, „dann legen wir ihm auch nahe, den Arzt wechseln zu müssen.“ (Z. 134-135) Proband A6 sieht den Konsum anderer Substanzen als Symptom der Erkrankung. Daher „Sanktionen im Sinne von Rausschmeißen gibt es ... nicht bei mir.“ (Z. 149150) A8 gibt an, dass die Patientinnen die nicht von dem Angebot der stationären Entgiftung Gebrauch machen, „leider aus dem Programm aussteigen“ müssen. (Z. 192193) Die Probandin A9 sagt: „Wir haben auch schon Patienten wegen Beikonsum entlassen.“ (Z.125-126) Bei den medizinischen Fachangestellten ist die erste Kategorie, 1. stationäre Entgiftung 2. Abbruch der ambulanten Entwöhnung 3. Entlassung und der Arztwechsel Zum Abbruch der ambulanten Entwöhnung meint MFA 3: „Sanktionen sind schwierig. Gut, wenn sich gar nichts ändert, dann bricht der Doktor natürlich die Behandlung … mit Rivotril … ab.“ (Z. 145-146) Die Probandin MFA2 gibt an, dass Patienten nur im „Härtefall“ entlassen werden, „wenn die zugedröhnt sind über einen ziemlich langen Zeitraum, dass man das nicht mehr gut heißen kann …“ (Z. 56-57) und wenn „wir erfahren, dass sie sich bei einem anderen Hausarzt oder mehreren … was holen, dann kriegen die bei uns gar nichts mehr.“ (Z. 106-108) Die Praxis der Probandinnen MFA4 haben bei Betrugsversuchen schon Patienten entlassen. „Aber kommt selten vor.“ (Z. 129-130) Probandin MFA5 gibt zudem den Arztwechsel als Sanktion an. (Z. 109-112) 7.4.5 Bekanntwerden der Verordnungsquelle Das Abstraktionsniveau ist die Reaktion der behandelnden Praxis auf das Bekanntwerden des verordnenden Arztes. Die Selektionskriterien umfassen alle Interventionsversuche. 49 Es ergeben sich nach der Auswertung drei Kategorien: 1. Kontakt in telefonischer uns schriftlicher Form 2. Anzeige 3. Keine Reaktion Der Erfolg der Kontaktaufnahme wird als eher mäßig beschrieben. A9 spricht sogar von „beratungsresistenten Verordnungsquellen“ (Z. 197-198) und A4 sagt, dass er erkennen musste, dass er „keine Chance“ hat „gegen diese Mafia anzugehen dadurch wird man auch Zyniker im Laufe der Zeit“ (Z. 118-220). Die Kontaktaufnahme gilt in erster Linie der Information bzgl. der Substitution, da die Patienten bei der Behandlung durch Fachärzte ihre Opiatabhängigkeit manchmal verschweigen. A7 berichtet, dass die Leitung der stationären Einrichtung „... schon mehrmals Ärzte angezeigt hat, die Benzos verschreiben. Da ist nie was passiert.“ (Z. 168-169) Proband A1 sagt, wenn ihm die Verordnungsquelle bekannt wird, „findet eine Reaktion bei dieser Person in der Regel nicht statt.“ (Z. 72-73) Der Proband A3 reagiert ebenfalls nicht, wenn er von der Verordnungsquelle erfährt. (Z.105) Ebenso A4: „Das ist nichts Besonderes. Das wissen wir alle.“ (Z. 207) Probandin A8 meint dazu: „Ja, es ist schwierig. Man möchte den Kollegen auch nicht … sagen … ihr macht was falsch“ (Z. 234-235). In der Gruppe MFA wird durchweg der Kontakt zur verordnenden Praxis gesucht, in schriftlicher und telefonischer Form. 7.5 Bedeutung der Psychosozialen Betreuung (PSB) Das Abstraktionsniveau stellt die Gewichtung der psychosozialen Betreuung dar. Die Selektionskriterien umfassen den Kontakt, die Intensität der Kooperation und Kooperationsbereitschaft. Es ergeben sich vier Kategorien: 1. hohe Bedeutung der PSB im Behandlungskonzept der Praxis: regelmäßige Absprachen zwischen Arzt und Berater, sowie die Verfügbarkeit und Gleichwertigkeit zur medizinischen Versorgung 2. geringe Bedeutung der PSB im Behandlungskonzept der Praxis: lediglich das regelmäßige einreichen der PSB Bescheinigungen, hier sind keine weiteren Kontakte zwischen Praxis und Beratung vorgesehen 50 3. betreutes Wohnen als Ergänzung zur psychosozialen Beratung 4. nicht generelle psychosoziale Hilfebedürftigkeit substituierter Patienten Durch die unterschiedlichen Formen der Einrichtungen ergeben sich verschiedene Verfügbarkeiten der psychosozialen Betreuung. So sind die Ambulanzen und die stationäre Einrichtung mit einem integrierten Konzept ausgestattet, was für die hohe Relevanz der psychosozialen Arbeit spricht und von den Probanden auch so benannt wird. Hier sind die Sozialarbeiter täglich erreichbar und Absprachen und Teambesprechungen Teil der täglichen Arbeit. Die Gewichtung der psychosozialen Betreuung in den niedergelassenen Praxen ist im Allgemeinen ebenfalls als hoch zu werten. Lediglich im Behandlungskonzept von Proband A3 hat die PSB eine „eher geringe“ Bedeutung. (Z. 108) Dies ist unter der zweiten Kategorie zusammengefasst. Er beklagt „zum Teil große Spannungen“ mit Kollegen aus der Drogenhilfe und nimmt lediglich Kontakt auf, wenn es um PSB - Bescheinigungen, Problemen mit Patienten im Konsumraum oder die Überprüfung von Aussagen der Patienten geht. (Z. 109-121) Wichtig für die Probanden, die unter Kategorie eins der PSB eine hohe Bedeutung beimessen, sind die regelmäßige, wöchentliche Verfügbarkeit durch Sprechstunden in den Praxen, die offenen Bürosprechstunden und die regelmäßigen Absprachen mit den Beratern bei Problemen. Proband A4 ist zudem eine Gleichgewichtung der Arbeit wichtig: „Das ist gleichgewichtig. Also, ich würde da jetzt … keinen Unterschied machen.“ (Z. 236-238) Die Probanden A2 (Z. 48-49) und A5 (Z. 43-44) benennen als Ergänzung zur psychosozialen Betreuung das betreute Wohnen unter der dritten Kategorie. A6 (Z. 317) und A9 (Z. 205) haben Patienten, die keine PSB benötigen. A6 kritisiert deshalb eine Verallgemeinerung der psychosozialen Hilfsbedürftigkeit durch die BÄK und KV. Dies ist unter der vierten Kategorie zusammengefasst. Als Gründe für die Kontaktaufnahme vom Arzt zur PSB werden unterschiedliche Situationen genannt. So nennt A2 beispielsweise „die Verwaltungsarbeit … Wohnung, Wohnungsqualität, evtl. Umzug“ (Z. 241-245), A7 sagt: „Wenn es um Runterdosierungen geht, dann spreche ich das auch in der Regel mit der psychosozialen Betreuung ab … die kennen den Patienten viel besser als ich.“ (Z. 197-198) und A8 meint „fast immer ist es der Beigebrauch … familiäre Probleme, wenn Kinder in der Familie sind … Termine einzuhalten, aber auch Wohnungssuche.“ (Z. 255-262) Bei den medizinischen Fachangestellten ergeben sich zwei Kategorien: 51 1. hohe Bedeutung der PSB im Behandlungskonzept der Praxis: regelmäßige Erreichbarkeit, Verfügbarkeit und Absprachen 2. geringe Bedeutung der PSB im Behandlungskonzept der Praxis: lediglich Vorschrift, kaum Kontakt Bei den Probandinnen MFA1, MFA3 und MFA5 ist die Bedeutung der PSB hoch zu werten. Hier gibt es regelmäßige Sprechstunden in den Einrichtungen und die telefonische Erreichbarkeit ist gegeben. Zudem findet bei Problemen in der Behandlung regelmäßig ein Austausch zwischen den Beratern und Praxen statt. Probandin MFA2 gibt an lediglich Vorschriften erfüllen zu müssen und kaum Kontakt mit den Beratern aufzunehmen. Sie hält die PSB dennoch für wichtig. (Z. 120-124) Für die Praxis von MFA4 ist das regelmäßige Einfordern der PSB Bescheinigungen wichtig, „weil der Doktor möchte, dass die Patienten regelmäßig mit den Drogenberatern in Kontakt ... sind.“ (Z. 176-177) Allerdings gibt es keinen weiterführenden Kontakt zwischen Praxis und Beratern. (Z. 183-184) 7.6 Wünsche und Ideen für gesetzliche Grundlagen Die letzte Frage bezieht sich auf die Erleichterung des Arbeitsalltags im Hinblick auf die Problematik Benzodiazepine unter Substitution. Die Selektionskriterien umfassen alle Wünsche und Ideen, die mit den rechtlichen Rahmenbedingungen in Verbindung stehen. Es ergeben sich Kategorien für die Gruppe A: 1. strengere Prüfung des Verschreibungsverhaltens bei massenhafter Verschreibung 2. keine Verurteilung verantwortungsvoller Substitutionsmediziner die Rezepte mit „necesse est“ ausstellen 3. Rezeptpflicht für Benzodiazepine im Sinne des BtMG 4. mehr Flexibilität im gesetzlichen Rahmen Die Probanden A1 und A3 haben keine Wünsche geäußert und sich mit den gesetzlichen Vorgaben arrangiert. Dagegen wünschen sich die Probanden A4 und A9 von der KV eine strengere Prüfung des Verschreibungsverhaltens einiger Ärzte. Proband A4 ärgert sich zudem bis heute über „die Apotheker, die die Privatrezepte nicht abstempeln.“ (Z. 168-169) Proband A5 äußert den Wunsch, dass „ein verantwortungsvoll agierender Substitutionsmediziner“ nicht „dafür belangt werden“ darf, wenn er ein Kassenrezept „mit 52 dem Zeichen „necesse est“, ... also medizinisch notwendig“ kennzeichnet und einem substituierten Patienten auszustellt. (Z. 210-215) Die Probandinnen A7 und A9 halten die Verschreibungspflicht nach dem BtMG für Benzodiazepine für eine geeignete Lösung, das Problem einzudämmen. Probandin A2, die meint: „Ich finde, sie gehören in die Hände der Anästhesisten und nirgends woanders hin.“ (Z. 264-265) Allgemein gefasst: Proband A5, A6 und A8 wünschen sich mehr Flexibilität für den gesetzlichen Rahmen. Die Probandin A8 beklagt: „... die gesetzlichen Vorschriften sind sehr streng, und wenn man sich nicht dran hält, hat man hinterher selber juristische Probleme ...“ (Z. 284-286) A7 meint im Bezug auf die Problematik: „Es wäre wirklich gut, wenn man etwas weniger rigide halt mit dem Beikonsum umgehen könnte ...“ (Z. 205-206) Den Probandinnen MFA1 (Z. 200) und MFA4 (Z. 193) fallen keine Wünsche ein. MFA2 (Z.139) ist mit den Vorschriften zufrieden. So ergeben sich lediglich zwei Kategorien: 1. MFA3 würde sich wünschen, dass man Benzodiazepine nur noch auf BtMRezept erhält. (Z. 246-248) 2. Mehr Kontrolle für Ärzte, die Benzodiazepine in Massen verschreiben, wünscht sich MFA5. (Z. 169-170) 8. Diskussion und Zusammenfassung In der folgenden Zusammenfassung der Ergebnisse sollen Handlungsvorschläge für den Umgang mit Benzodiazepin-Konsum unter Substitution diskutiert und dargestellt werden. Die Probanden verfügen alle über unterschiedlich viel Berufserfahrung (~ 8 bis 24 Jahre). Es handelt sich um Praxen, die sich in das Suchthilfesystem integriert haben und nach ihren Möglichkeiten als ausgelastet zu bezeichnen sind. Hönekopp (2011) stellt dar, dass substituierende Vertragsärzte im Schnitt über 50 Jahre alt sind und dass das in naher Zukunft in der Versorgung opiatabhängiger Patienten spürbar sein wird, worauf auch Proband A5 hinweist. (Vgl. Z. 230-233) Aufgrund der stagnierenden Zahlen substituierender Ärzte und der steigenden Anzahl substituierter Patienten ist dies vielleicht ein Grund dafür, dass heute schon in 53 der Auswahl der Probanden ein relativ hoher Anteil großer Praxen mit mehr als 40 Patienten (8 von 14) zu finden ist. Bei den Vorüberlegungen zum Theorieteil sind die fehlenden bzw. mangelhaften Fortbildungsmöglichkeiten für das medizinische Fachpersonal aufgefallen. (Vgl. Kapitel 3.2.) Weber und Schröder-Printzen (2009) weisen in diesem Zusammenhang auf die erste anerkannte Fortbildungsmaßnahme der Landesärztekammer SachsenAnhalt hin. (Vgl. LÄK (2012)) Die allgemeine Voraussetzung für eine entsprechende suchtmedizinische Fortbildung für medizinische Fachangestellte wäre aufgrund der Möglichkeit der Aneignung fundierten professionellen Wissens und adäquaten Vorgehensweisen ein qualitativer Gewinn in der täglichen Versorgung substituierter Patienten. Geschah die Auswahl der Probanden und den entsprechenden Praxisformen zunächst lediglich anhand der Anzahl der Patienten, so sind weitere Differenzierungsmöglichkeiten und Sonderformen der Versorgung substituierter Patienten aufgefallen. So finden sich neben der hausärztlichen Versorgung noch zwei Ambulanzen, eine fachärztliche Praxis für die Zielgruppe Schwangere und Mütter mit Kindern sowie die stationäre Einrichtung mit schwerstabhängigen Bewohnern. Die Substitutionsambulanzen werden von Heinz et. al. (2010) als spezialisierte interdisziplinäre Einrichtungen beschrieben. Es muss beachtet werden, dass die hausärztlichen und fachärztlichen (gynäkologischen und psychiatrischen) Praxen zusätzlich neben dem üblichen Praxisbetrieb die Substitutionsbehandlung anbieten, was Einfluss auf die Intensität der Betreuungsund Behandlungsmöglichkeiten hat. Alle Praxen der Probanden nehmen grundsätzlich Patienten auf, die auf Benzodiazepine vorab positiv getestet wurden. Die Indikatoren für einen verzögerten Beginn der Substitution sind für A6 Intoxikationserscheinungen. Hier müssen das Konsummuster und der weitere Behandlungsverlauf abgestimmt werden. Wenn der Patient schon länger in Behandlung und plötzlich positiv ist, so ist die erste Handlung bei dieser Untersuchung das Gespräch mit dem Arzt, auch außerhalb des üblichen Behandlungsrhythmus. Es wird erfasst, wie der Konsum entstanden ist und wie er zurzeit betrieben wird, um im Einzelfall eine neue Behandlungsstrategie zu entscheiden. (Vgl. A1 und A9) A2 und A8 weisen darauf hin, dass Benzodiazepine ggf. auch als Streckmittel für das konsumierte Heroin verwendet werden und die Patienten nicht merken, dass sie diese mit dem gestreckten Heroin zu sich genommen haben. Die weiteren Maßnahmen vor Substitutionsbeginn unterscheiden sich hier allerdings deutlich von Praxis zu Praxis und reichen vom Angebot der ambulanten Entwöh- 54 nung, der stationären Entgiftung und Einstellung bis hin zur Dosisanpassung nach Beigebrauch. Die stationäre Entgiftung vor Behandlungsbeginn aufgrund eines positiven Befundes sieht A5 als eher schwierig an, da der Patient dann nicht angebunden werden kann (Z. 88-92). Es wäre zu überlegen, ob es nicht besser ist, den Patienten mit einer Dosis einzustellen, die dem Beigebrauch entspricht und ihn unter der Bedingung aufzunehmen, in einem gewissen Zeitrahmen einen stationären Aufenthalt einzuplanen. Hilfreich wäre hier sicherlich auch die Zusammenarbeit mit der psychosozialen Begleitung. Vgl. MFA3 (Z. 150-152). Handlungsvorschlag 1: Die grundsätzliche Aufnahme des Patienten trotz positiven Befundes ist aus Gründen der Anbindung durch die Substitutionsbehandlung an die medizinische Versorgung gerechtfertigt. Wichtig ist, das Konsummuster zu erfragen und die Dosierung des Substituts dem zusätzlichen Konsum anzupassen sowie bei Aufnahme klar zu vereinbaren, dass dieser abgestellt, bzw. zunächst reduziert werden muss. Das Screening zur Aufnahme hat eine unterschiedlich starke Gewichtung in Bezug auf die ausgesuchten Substanzen, was nach Heinz et. al. (2010) mit der individuell zu gestaltenden Verteilung der Einzelbestimmungen zusammenhängen kann. Interessant an dieser Stelle ist, dass vier der vierzehn Probanden nicht auf THC testen und es explizit benennen. Hier wurde in erster Linie als Grund die Verfälschung der Testergebnisse durch das Screeningverfahren angeführt. Außerdem betrachteten die entsprechenden Probanden THC für die Substitutionsbehandlung als eher zweitrangig. Vgl. A6 (Z.73-78), A7 (Z.55), A8 (Z.150-161) Ein Grund für die Nachrangigkeit des THC Screenings könnte sein, dass es beim Konsum zunächst keine akuten, die Substitution gefährdenden Wechselwirkungen, wie beim Gebrauch von Benzodiazepinen in Verbindung mit Opioiden gibt. Handlungsvorschlag 2: Um sich ein möglichst gutes Bild von der Intensität der Abhängigkeitserkrankung machen zu können, empfiehlt es sich, bei Aufnahme zunächst ein komplettes Screening aller Substanzen durchzuführen. 55 Bei der Behandlung variieren die festen Intervalle zwischen sechs und acht Wochen. Das hängt zum einen mit der Praxisform und der Patientengruppe zusammen, wie bei der Probandin A8, ist aber auch mit von finanziellen Gesichtspunkten abhängig. Die klinischen Aspekte sind für die Kontrollen außerhalb der Intervalle wichtig. In erster Linie sind es Intoxikationserscheinungen wie Gangunsicherheit, verwaschene Sprache, reduzierter Allgemeinzustand und Benommenheit. Vgl. A1 (Z. 30-31), A6 (Z. 103-105). Nach Weber und Schröder-Printzen (2009) sollte die Durchführung der Urinkontrollen grundsätzlich unter Sicht durchgeführt werden oder vorher eine Durchsuchung stattfinden. Die Verteilung der grundsätzlichen Urinkontrollen unter Sicht, bei Bedarf und nicht üblichen Urinkontrollen unter Sicht zeigt, dass diese Handhabung in 50% der Einrichtungen nicht durchgeführt wird (7 von 14). In der Literatur zur professionellen Pflege wird der Zusammenhang zwischen Sexualität, Scham und der professionellen Handlung beschrieben. (Vgl. Ekert (2005) und Pernlochner-Kügler (2010)) Ähnlich könnte man diese Gesichtspunkte auf die Urinkontrolle unter Sicht in der Substitutionsbehandlung übertragen. Das Gefühl des Ausgeliefertseins wird schon durch die Substitutionsbehandlung an sich ausgelöst. Durch die zwangsweise unter Sicht durchgeführte Urinkontrolle verstärkt sich die Scham zusätzlich und ohne Verdacht auch unnötig. Eine gute Zwischenlösung ist sicherlich die Durchführung der Urinkontrolle unter Sicht bei Bedarf (5 von 14). Die Probanden nennen hier zum Beispiel den kühlen Urin als Indikator. Vgl. A2 (Z.102-103). A5 betont, dass man bei einer Substitution, bei der es zunächst um die Sicherung des Überlebens geht, positive Urinkontrollen länger duldet, als bei zunächst stabilen Patienten. (Z. 127-129) Handlungsvorschlag 3: Es ist angebracht, bei Auffälligkeiten, wie kühlem Urin oder Intoxikationserscheinungen grundsätzlich, eine Urinkontrolle ggf. unter Sicht durchzuführen. Die Kommunikation hat in der Behandlung substituierter Patienten einen besonderen Status. Ein vertrauensvolles Arzt-Patienten-Verhältnis, das aus der Kommunikation wächst, kann für eine gelungene Substitutionsbehandlung entscheidend sein. 56 Constantinescu-Fomio, Rath, Werner, und Grec (2008) betonen die Wichtigkeit der Gesprächsführung im Kontext Arzt-Patient. Die untersuchten Interviews spiegeln auf der Ebene der Kommunikation ebenfalls eine hohe Gewichtung des Arzt-Patientengespräches wider. Die Intervention „Gespräch“ ist ein wichtiges Instrument, um die Grenzen und Ziele der individuellen Behandlungsmöglichkeiten neu zu setzen. Vgl. A1 (Z. 42-44), A2 (Z. 145-152), A3 (Z. 67-68), A4 (Z. 52-54), A5 (Z. 140), A6 (Z. 127-131), A7 (Z. 4950), A8 (Z. 159), A9 (Z. 55-58). Die Regelmäßigkeit der Gespräche im Besonderen bei einem instabilen Behandlungsverlauf spielt eine wichtige Rolle. Die BtMVV führt unter dem § 5 Abs. 2 Nr.5 die Regelung der wöchentlichen Konsultation an, an die sich die Praxen auch halten. Vgl. zum Beispiel MFA4 (Z. 42-44) und A7 (Z. 46-50). Probandin A9 merkt bei regelmäßigem Benzodiazepin-Beikonsum an, dass man Handlungsalternativen im Gespräch erarbeiten und der Patient sich über die Funktion des zusätzlichen Konsums bewusst werden muss. (Z. 111-117) A5 betont die Wichtigkeit der engmaschigen Konsultationen beim regelmäßigen Benzodiazepin-Konsum (Z. 93). Es empfiehlt sich für das Arzt-Patienten-Gespräch in der Suchtmedizin die Methode des „motivational interviewing“ (MI) nach Miller und Rollnick. Diese Methode arbeitet mit den Ambivalenzen des Patienten und lässt ihn Argumente zur Veränderung selbst benennen. So verstärkt man die Veränderungspotentiale und schafft erkennbare Veränderungsoptionen. Körkel (2012) beschreibt die Methode in einem Überblick und als Manual in der Arbeit mit abhängigen Patienten. Heinz et.al. (2010) weisen darauf hin, dass sich MI in der ambulanten Arbeit der Suchthilfe etabliert hat. Demmel (2010) beschreibt MI als Methodik in der Verhaltenstherapie. Die weiteren Regeln der Probanden für die Gesprächsführung sind ein offener, direkter Umgang mit der Problematik, der individuell gesehen werden muss. Außerdem ist es ihnen wichtig, sich Zeit zu nehmen, Probleme zu thematisieren, Ziele zu formulieren, Fortschritte zu loben und Grenzen zu setzen. Das Bewusstsein für krankheitsbedingte Täuschungen der Patienten beugt einer persönlichen Verletzbarkeit vor. Empathie und Verständnis können in der Behandlung hilfreich sein. Handlungsvorschlag 4: Für eine gelungene Arzt-Patienten Beziehung ist der regelmäßige Kontakt mit einem offenen, direkten Umgang wichtig. Gespräche sollten bei substituierten Patienten nach Möglichkeit unter den Aspekten des motivational interviewing geführt werden. 57 Es haben sich Unterschiede in den Interventionsformen zwischen den verschiedenen Praxen herausgestellt, was mit den Praxisformen, der Intensität des ArztPatienten-Verhältnisses und der Kontrollfähigkeit des Patienten zusammenhängt. Die ambulante Entwöhnung allein findet in unterschiedlichen Formen statt. Während beispielsweise bei der Probandin A2 das stufenweise Ausschleichen der Benzodiazepine im Austausch mit trizyklischen Antidepressiva üblich ist (Z. 73ff), berichtet A6, dass er mit der ambulanten Entwöhnung eher schlechte Erfahrung gemacht hat und diese nicht in seiner Praxis anbietet (Z. 177-179). In der Praxis der Probandin MFA3 werden Patienten, die regelmäßig Benzodiazepine konsumieren, Rivotril in ausschleichender Dosierung angeboten (Z. 125-127), wobei ein kleiner Teil dieser Patienten auf Dauer Rivotril bekommt und damit ohne weiteren Konsum leben kann (Z. 198ff). Es werden kostenintensive Benzodiazepindifferenzierungen qualitativ und quantitativ vorgenommen, um einen zusätzlichen Konsum zu verhindern (Z. 133-143). Bei langjähriger bis jahrzehntelanger Abhängigkeit, vgl. A7 (Z. 113ff), ist zu überlegen, ob eine Substitution mit Benzodiazepinen nicht eher eine Alternative darstellen kann, wenn man die Nebenwirkungen von trizyklischen Antidepressiva bedenkt, z.B. Beeinflussung des Blutdrucks und des Herzschlags, Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Verstopfung. Bei einem dem Drogenkonsum geschuldeten, fortgeschrittenem Alterungsprozess (vgl. Vogt, Eppler, Ohms, Stier und Kaucher (2010)) kann eine Beeinflussung des Herz-Kreislaufsystems durch Verabreichung von Antidepressiva nicht die Behandlung der Wahl sein, sondern eher eine angepasste Substitution, ggf. auch mit Benzodiazepinen. Das Problem des zusätzlichen Konsums bleibt hierbei jedoch bestehen. (Vgl. Weizman et. al. (2003)) Er ist nur bedingt zu kontrollieren, da weiterreichende Kontrollmaßnahmen den Kostenrahmen sprengen. Vgl. A7 (Z.211-215). Daher ist das Abwägen der Behandlungsmethoden hier die einzige Möglichkeit zu entscheiden, bei welchen Patienten eine Substitution mit Benzodiazepinen funktionieren könnte. Vgl. A7 (Z. 141-144). Die Mischung von verschiedenen Medikamenten in der Substitution birgt allgemein die Gefahr von zusätzlichen Organschädigungen, wie der Leber und ggf. Wechselwirkungen mit HIV- oder Hepatitis-C-Medikamenten. (Vgl. Estler und Schmidt (2007)) Vor einem Mischkonsum verschiedener Substanzen und dem individuellen Medikamentencocktail warnt auch Proband A5 (Z. 114-116; 180-185). 58 Benzodiazepin-Analoga verschlimmern das Problem des Mischkonsums. Es handelt sich um Medikamente mit einer ähnlichen Wirkung wie die der Benzodiazepine, auf die auch Probandin A2 (Z. 272-277) hinweist. Handlungsvorschlag 5: Bei der medikamentösen Einstellung des Patienten ist zum einen die fachärztliche Ausbildung ein Aspekt die Einfluss auf die Behandlung hat. Je nach Patient und Konsummuster empfiehlt es sich, zwischen allen Behandlungsmöglichkeiten abzuwägen. Zu prüfen ist allerdings in jedem Fall, ob eine psychische Störung vorliegt, die mit dem zusätzlichen Konsum durch den Patienten selbst behandelt wird. Eine andere gängige Methode ist in den meisten Praxen die Anpassung der Dosierungen des Substitutes, wenn im Gespräch festgestellt wird, dass die Dosis zu gering angesetzt ist. Werner, Schwejda und Tretter (2008) beschreiben dieses Vorgehen beim fortführenden Craving. Ebenso wird aber auch aus Sicherheitsgründen die Dosierung herabgesetzt oder ausgelassen, wenn der Arzt den Konsum als sehr massiv einstuft. Vgl. MFA4 (Z. 115-120), A5 (Z. 149-157), A6 (Z. 148-149). Bei Veränderungen der Dosierung ist der Patient mit einzubeziehen, da er der Spezialist seiner Erkrankung ist. Probandin A2 fragt regelmäßig nach Suchtdruck und bezieht ihn in den Entscheidungsprozess mit ein. (Z. 123-125) Als weniger üblich wird der Wechsel des Substitutes nach dieser Untersuchung wahrgenommen. Dies könnte zum einen daran liegen, dass Craving und Beikonsum nicht als Nebenwirkung des Substituts gesehen werden und lediglich die körperlichen Symptome, wie zum Beispiel vermehrtes Schwitzen, Übelkeit und Obstipation als Anlass genommen werden, einen Wechsel durchzuführen. Vgl. MFA4 (Z. 125). Zum Beispiel sieht Proband A4 keinen Zusammenhang zwischen einem Benzodiazepin-Konsum und dem Substitut. (Z. 128-129) Nach der theoretischen Vorbereitung- insbesondere den Informationen aus der STABIL-Studie und den Ergebnissen dieser Untersuchung- stellt der Wechsel des Substituts von Methadon auf Polamidon eine relativ unproblematische Methode dar, um festzustellen, ob nach Umstellung eine Besserung des Allgemeinzustandes und des Suchtdrucks auftritt. 59 Ein Grund für die fehlende verbreitete Umstellung können die unterschiedlichen Kosten sein. So liegt laut AOK Nordwest (2012) die Rezeptur von 120mg Methadon bei 3,00 € pro Tag, 60mg Levomathdon als Einzeldosis dagegen kostet 5,46 € pro Tag. Handlungsvorschlag 6: Bei der Änderung der Dosierung spielen individuelle Aspekte und die Ausprägung des Konsums eine Rolle. Die Änderung der Dosierung sollte ausführlich mit dem Patienten be- und abgesprochen werden. Bei ausgeprägtem Konsum anderer Substanzen und einer Reduzierung des Allgemeinzustandes sollte zunächst ein Wechsel des Substituts in Betracht gezogen werden, um festzustellen, ob der Patient sich mit einer anderen Substanz stabilisieren kann. Die ambulante fachärztliche Versorgung von Patienten mit BenzodiazepinBeikonsum oder psychiatrischen Erkrankungen ist für die meisten Probanden das Mittel der Wahl. In der Praxis der Probandin MFA5 wird der Patient schon zu Beginn der Substitution zum Neurologen geschickt, wenn es um den zusätzlichen Konsum von Benzodiazepinen geht. (Z. 58-59) Für die Probandin A8 liegt ihr Schwerpunkt auf der Vergabe und der Psychiater ist zuständig, wenn es psychiatrische Schwierigkeiten gibt. (Z. 220-222) Probandin A2 ist sehr kritisch, wenn es um die konsiliarische Behandlung durch einen Psychiater geht und hält die Fäden lieber selber in der Hand. (Z. 203ff) Durch die gemeinsamen Sprechstunden in der Vergabestelle der stationären Einrichtung von Probandin A7 ergibt sich ein direkter Kommunikationsweg, der bei der Versorgung der Patienten von Vorteil ist. In der Ambulanz von A4 werden psychiatrisch angeordnete Medikamente morgens mit herausgegeben. (Z. 199-205) Dies ist eine weitere Möglichkeit, den Patienten jeden Tag im Blick zu haben und zu wissen, welche Medikamente er wirklich nimmt. Bei Schwierigkeiten kann der Psychiater/Neurologe schnell informiert werden. Auch Zemke und Paschke (2011) berichten von dieser Vorgehensweise und von guten Erfahrungen mit telefonischen Absprachen. 60 Handlungsvorschlag 7: Es empfiehlt sich eine fachärztliche, kollegiale Beratung und konsiliarische Überweisungen mit kurzen Informationswegen und ggf. Medikamentenausgabe über die Vergabestelle. Idealerweise führen Psychiater und Substitutionsarzt gemeinsame Sprechstunden durch. Probandin A2 wünscht sich die Möglichkeit einer flächendeckenden, psychotherapeutischen Behandlung für posttraumatisierte Patienten, die sich mit Benzodiazepinen selbst behandelt haben und kritisiert die häufige Grundvorrausetzung der abgeschlossenen Substitution, aufgrund des anhaltenden das Bewusstsein beeinflussenden Zustandes. Ein Wechsel des Substituts- beispielsweise von Polamidon auf Suboxone- durch den Arzt kann ihrer Überzeugung nach den Patienten therapiefähig machen. Vgl. Z. 156-182. Stationäre Entgiftungen sind für alle Praxen ein übliches Mittel, eine Verhaltensänderung beim Patienten zu erwirken. Probandin A9 versucht das bei besonders schwierigen Fällen mit „BeikonsumEntgiftungsauflagen“ (Z. 124-126). Bei einem instabilen Verlauf muss bei den Probanden A4 (Z. 132-137) und A5 (Z. 133-135) ein individueller Zeitrahmen bestimmt, und über eine Beikonsum-Entgiftung gesprochen werden. Im Interesse des Patienten darf das Druckmittel stationäre Entgiftung genutzt werden, wenn das Verhalten nicht selbstständig vom Patienten durchbrochen werden kann. So kann zunächst eine physische Erholungsphase erwirkt werden. Die disziplinarische Entlassung wegen massiven Beikonsums kann nach der Auswertung eher als ein untypisches Mittel und nur als bedingt gängig beschrieben werden. Zudem macht es in Anbetracht der Problematik Opiatabhängigkeit auch wenig Sinn den Patienten entweder regelmäßig zwischen den Praxen hin und her zu reichen oder ihn aus der Behandlung zu entlassen. Eine stabile Patienten-Arzt Beziehung stellt nach Hönekopp (2011) eine Konstanz dar, die viele Patienten sonst nicht erfahren und schafft so ein Vertrauensverhältnis, das die Chancen für langfristige Verhaltensänderungen schaffen kann. Diese brauchen oft sehr lange, bis zu mehreren Jahren und sind mit vielen Rückschlägen verbunden. (Vgl. Piest (2011)) 61 Auch für den Arzt kann bei falschen Vorstellungen bezüglich Abhängigkeit und Sucht und den entsprechenden Chancen auf Heilung ein Rückschlag als persönliche Niederlage empfunden werden. Vgl. A4 (Z. 31-40). Hönekopp (2011) macht klar, dass der Behandlungsprozess nicht ohne Konflikte ablaufen kann. Bei manifestem Konsum von Benzodiazepinen, mit gehäuften Intoxikationsphasen ist nach A6 abzuwägen, ob die Gefahr der Abdosierung und Entlassung größer ist, als die Fortführung der Substitution mit angepasster, entsprechender Dosierung (Z. 152-155). Proband A5 spricht besonders bei einer langen Fortführung der Substitution, nicht mehr von Abstinenzorientierung der Substitutionsbehandlung, sondern von einer lebenserhaltenden Maßnahme (Z. 21-22). Handlungsvorschlag 8: Bei massivem Konsum sollte ein Zeitrahmen für die stationäre Entgiftung gesetzt werden. Allerdings ist von einer Sanktion in Form von Entlassung abzusehen, da es zunächst um das Überleben des Patienten geht. Es muss beachtet werden, dass eine kontinuierliche Arzt-Patienten-Beziehung in der Substitution nicht konfliktfrei ist und nach Lösungen gesucht werden muss. Die Bedeutung der psychosozialen Betreuung in den Behandlungskonzepten der Einrichtungen ist als hoch zu werten. Die regelmäßige Präsenz in den Praxen und die integrierten Beratungsstellen in den Ambulanzen bzw. der stationären Einrichtung haben den Vorteil der „kurzen Wege“ zwischen behandelndem Arzt und Berater. Auch in der Behandlung des Konsums anderer Substanzen kommt der PSB eine wichtige Aufgabe zu und kann einer destabilisierten Lebenslage vorbeugend wirken, indem Arzt, Berater und Patient eng zusammenarbeiten. Vgl. A5 (Z. 50-55). Auch Rukiek (2011) spricht sich für eine Synthese medizinischer und psychosozialer Versorgung aus. Zudem beschreibt Piest (2012), wie die PSB bei einer Integration in das Behandlungskonzept eine Ergänzung zur ambulanten Langzeitentgiftung darstellen und bei der Therapiemotivation besonders zu Beginn erfolgreich unterstützen kann. Im Gegensatz dazu ist jedoch anzumerken, dass eine Verallgemeinerung der psychosozialen Hilfsbedürftigkeit Kapazitäten in den ambulanten Beratungsstellen kos- 62 tet. So äußern die Probanden A6 (Z. 323ff) und A9 (Z. 205-208), dass es Patienten in ihren Praxen gibt, die keine psychosoziale Betreuung benötigen. So empfiehlt Gerlach (2011) eine angemessene Unterstützung durch die psychosoziale Betreuung nach ausführlicher Erhebung der Hilfsbedürftigkeit. Die Praxen der Probanden A3, MFA2 und MFA4 haben keinen regelmäßigen Austausch mit den entsprechenden Hilfesystemen. Daher erfüllen sie auch nicht die von den RL-BÄK geforderte Koordination der medizinischen und psychosozialen Maßnahmen unter dem Therapiekonzept. Das Einfordern der PSB-Bescheinigungen allein reicht hier nicht aus. Handlungsvorschlag 9: Es empfiehlt sich die regelmäßige Verfügbarkeit durch eine Sprechstunde der PSB in der Praxis. Die Kommunikationswege werden dadurch sowohl zwischen Beratern und Patienten, als auch zwischen Beratern und Arzt erleichtert und ermöglichen regelmäßige Absprachen. Der Konsum weiterer Substanzen in kontinuierlicher Form kann die Intervention durch die PSB erfordern. Dies setzt die Abstimmung zwischen Mediziner und Berater voraus. Zudem kann das ambulant betreute Wohnen die Beratung ergänzen. Das Bekanntwerden der Verordnungsquelle löst bei fünf von neun Probanden der Gruppe A eine Reaktion in Form von Kontaktaufnahme zum entsprechenden Mediziner aus. Auch bei den Probandinnen der Gruppe MFA wird in vier von fünf Fällen durch die Praxis Kontakt aufgenommen. Der § 2 Abs.2 der Berufsordnung für die in Deutschland tätigen Ärztinnen und Ärzte, schreibt die gewissenhafte Ausübung der ärztlichen Tätigkeit vor, die am Wohl der Patientinnen und Patienten auszurichten ist. Für die meisten Probanden gehören nach dieser Untersuchung auch das Informieren der Kollegen und das eventuelle Anmahnen des Verschreibungsverhaltens dazu, auch wenn der Erfolg als eher mäßig beschrieben wird. Was an dieser Stelle unverständlich erscheint, ist die Reaktion der Praxis von Probandin MFA2, die den Patienten mit einer Entlassung sanktioniert, wenn dieser sich bei anderen Ärzten mit Benzodiazepinen versorgt. Vgl. Z. 106-108. Proband A6 betont dagegen, dass der Beigebrauch von jeglichen Substanzen Teil der Erkrankung ist. Vgl. Z. 61-63. Der Patient ist der Symptomträger und wird dafür bestraft. 63 Handlungsvorschlag 10: Es sollte immer in schriftlicher oder telefonischer Form Kontakt zu den verordnenden Praxen bzw., den verantwortlichen Mediziner aufgenommen werden. Fehlende Informationen bezüglich der Substitutionsbehandlung können auf diesem Weg weitergegeben und an die genaue Überprüfung der Behandlungsmethode erinnert werden. Die Wünsche an den Gesetzgeber wurden in sehr unterschiedlicher Weise geäußert. Eine Übereinstimmung gab es jedoch bei den Probandinnen A7, A9 und MFA3, die sich allgemein für eine Aufnahme der Benzodiazepine in das BtMG, wie beim Flunitrazepam, vorstellen könnten. A4, A9 und MFA5 wünschen sich mehr Kontrolle für die Ärzte die Benzodiazepine in Massen verschreiben. A5 hält dies für schlecht, da er Bedenken hat, dass es zu einem Generalverdacht gegenüber Ärzten die Benzodiazepine verordnen, kommen könnte. Vgl. Z. 200-204. Die Kontrollen wären zudem schwer umzusetzen und kostenintensiv. Handlungsvorschlag an den Gesetzgeber: Aufnahme der Benzodiazepine in das BtMG, um das allgemeine Risiko der Abhängigkeitserkrankung einzudämmen und die Medikamentengruppe ggf. für eine Substitution bei schwerer Abhängigkeit verschreibungsfähig zu machen. Nach der Analyse der Daten kann man Unterschiede in der Handhabung mit dem bestehenden Problem des zusätzlichen Benzodiazepin-Konsums unter Substitution erkennen. Die Forschungsfragen wurden durch die Betrachtung der untersuchten Substitutionsformen beantwortet und spiegeln so die Heterogenität der Behandlung und der subjektiven Entscheidungsmuster wider. Unterschiedliche Handhabungen und Meinungen konnten gegenübergestellt und Gemeinsamkeiten in Form von Handlungsvorschlägen verfasst werden. Beim Sampling fielen verschiedene Dinge auf. Da wären zunächst die Widerstände der Ärzte im Qualitätszirkel, die sich gegenüber dem Thema Umgang mit Benzodiazepin-Konsum unter Substitution und einer Befragung ihrer medizinischen Fachangestellten verschlossen haben und signalisierten „an uns kommen sie nicht vorbei“ (Zitat). Diese Reaktion könnte die Sensibilität des bearbeiteten Themas, aber auch den Umgang mit der Problematik Konsum anderer Substanzen unter Substitution allgemein signalisieren. 64 Dann fällt die ungleichmäßige Stärke der Vernetzung der substituierenden Ärzte in den Kommunen auf. Zudem gestaltet sich die kollegiale Kommunikation und Zusammenarbeit mit den ambulanten Hilfesystemen sehr unterschiedlich. In einer Stadt mit über 500.000 Einwohnern, in der eine große DrogenhilfeEinrichtung tätig ist, kommuniziert die psychosoziale Betreuung zum Beispiel kaum mit den Praxen und den behandelnden Ärzten. So konnte hier auch niemand für diese Untersuchung angeworben werden. Es stellte sich im Hinblick auf die variierende Intensität der Kommunikation untereinander während der Vorbereitung des theoretischen Teils und bei der Auswertung der Ergebnisse die Frage, wie eine flächendeckende, einheitliche Qualität in der Substitutionsbehandlung aussehen könnte, ohne wieder neue, ergänzende Richtlinien und Gesetzesgrundlagen einzuführen. Da die Untersuchungssituationen zum Teil sehr schwierig waren, sind die Längen der jeweiligen Interviews dementsprechend knapp ausgefallen. Die qualitative Inhaltsanalyse ist hier nicht als Mittel der Wahl zu sehen, da größere Mengen benötigt werden. Rückblickend würde sich die deduktive Kategorienbildung für diese Untersuchung anbieten. Die vorformulierten Kategorien wären messbar eingebettet und die Aussagen leichter zuzuordnen. Die Interviewlängen sollten auf 40 Minuten erhöht und tiefergehende Fragen formuliert werden, um die Handhabung mit dem Problem Benzodiazepin-Konsum unter Substitution stärker zu fokussieren. Beispielsweise wäre eine Untersuchung der individuellen Faktoren in Bezug auf den einzelnen Klienten während der Behandlung, die bei den Befragungen immer wieder erwähnt wurden, differenzierter zu betrachten. Für Take-home-Patienten, die sich in einer relativ stabilen Lebenssituation befinden und mit Benzodiazepinen einmalig rückfällig werden, muss es andere Interventionsmöglichkeiten und Gewichtungen geben, als für den langjährigen, täglich in der Praxis erscheinenden, von Zeit zu Zeit intoxikierten Patienten. Eine weiterführende Idee ist daher die Erstellung einer quantitativen Erhebung in Form eines Fragebogens, in dem Patienten mit unterschiedlichen Konsummustern, Lebensentwürfen und sozialen Verhältnissen beschrieben und entsprechende Behandlungsmethoden abgefragt werden könnten. Diese Untersuchung bietet an dieser Stelle nur einen subjektiven Einblick und könnte so quantitativ ergänzt werden. 65 Literatur Aceijas, C.; Stimson, G.V.; Hickman, M.; Rhodes, T.(2004) on behalf of the united nations reference group on HIV/AIDS. Prevention and care among IDU in developing and transitional countries. AIDS 18: S.2295-2303 Backmund, M. (2008): Heroinabhängigkeit – Hepatitis C – HIV – Bedeutung in der Substitution, Landsberg: Verlagsgruppe Hüthig Jehle Rehm GmbH Backmund, M ; Meyer, K.; Henkel, C.; Soyka, M.; Reimer, J.; Schütz, C.G.(2005): In: heroin users, methaddone-substituted and codein-substituted patients. Jaddict Dis, 24 (4): S.17-29 Barkmann, N. (2004): Polytoxikomanie – der kombinierte Drogenmissbrauch. Norderstedt: Grin Verlag Berthel, T. (2007): Agieren und Mitagieren in der Behandlung von Substanzabhängigen. In: Beubler, E.; Haltmayer, H.; Springer, A. 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Einstieg • Wie lange arbeiten Sie bereits mit substituierten Patienten? • Welche Rolle spielt für Sie die Erfahrung im Umgang mit substituierten Patienten? Wie wichtig ist für Sie die Erfahrung? 2. Praxisform • Wie viele Patienten werden in Ihrer Praxis aktuell substituiert? • Wer ist an der Vergabe beteiligt? 3. Kontrollinstanz • Auf welche Substanzen testen Sie bei Aufnahme? • Wie gehen Sie vor wenn die Urinkontrolle vor Aufnahme Benzodiazepin positiv ist? Was passiert wenn der Patient vor Aufnahme Benzodiazepin positiv ist? • Wie häufig führen Sie Urinkontrollen durch? Wer entscheidet über eine Urinkontrolle? Wie entscheiden Sie über eine Urinkontrolle? • Wann werden Urinkontrollen unter Sicht durchgeführt? 1 4. Interventionen / Maßnahmen / Behandlung • Wie wird in Ihrer Praxis mit einer Benzodiazepinabhängigkeit umgegangen? Wenn zum Beispiel ein Patient das erste Mal seit sechs Monaten mit einer positiven Urinkontrolle auf Benzodiazepine auffällig ist? • Arzt-Patienten Gespräch? • Dosisveränderungen? • Substitutwechsel? • Sanktionen? • Welche besonderen Schwierigkeiten sehen Sie? • Behandeln Sie selbst Patienten mit Benzodiazepinen? • Werden Patienten in Absprache mit Ihrer Praxis durch Fachärzte mit Benzodiazepinen behandelt? • Wie reagieren Sie wenn die Verordnungsquelle bekannt wird? 5. Psychosoziale Betreuung • Welche Bedeutung hat die Kooperation mit der psychosozialen Betreuung in Ihrem Behandlungskonzept? • Nehmen Sie Kontakt mit dem Berater auf? Wann nehmen Sie Kontakt mit dem Berater auf? 6. Gesetzliche Grundlagen • Welche Wünsche haben Sie an den Gesetzgeber um Ihren Arbeitsalltag im speziellen im Umgang mit Benzodiazepinkonsum zu erleichtern? 2 Protokoll A1: Freitag, 06.07.2012; 11.00 Uhr Niedergelassene Praxis (Allgemeinmedizin) Geschlecht: m Vor dem Interview: Am Morgen habe ich in der Praxis angerufen, um mir den Termin der um 12.00 Uhr angesetzt war, bestätigen zu lassen. Auf Nachfrage stellte sich heraus, dass der Proband den Termin vergessen hatte und bestellte mich unerwartet eine Stunde früher in die Praxis. Die Stimmung in der Praxis war aufgrund des Sprechstundenschlusses sehr hektisch und hat sich auf mich übertragen. Der Proband bat mich direkt in sein Arztzimmer und gab mir lediglich fünf Minuten für die Durchführung des Interviews. Dadurch blieb mir keine Zeit für einleitende Vorbereitungen. Während des Interviews: Der Proband nahm ungefragt mein Diktiergerät und sprach die Antworten kurz und sehr knapp hinein. Dabei schnitt er meine Fragen durch das Drücken der Stopptaste heraus. Die Tür des Arztzimmers war während des Gespräches geöffnet, was für zusätzliche Unruhe sorgte. Nach dem Interview: Die Dauer betrug 6 Minuten. Anschließend war ich sehr verunsichert und hatte das Gefühl, dass der Proband froh war, mich wieder los zu sein. Interview Proband A1 5 F: Wie lange arbeiten Sie bereits mit substituierten Patienten? A: Seit 17 Jahren arbeite ich mit drogenabhängigen Patienten. F: Erkennen Sie Unterschiede zu Ihren anderen Patienten? A: Keine Unterschiede zu anderen Patienten. F: Welche Rolle spielt für Sie die Erfahrung im Umgang mit substituierten Patienten? A: 10 15 Die Erfahrung spielt eine sehr große Rolle. (_) Nach 17 jähriger Tätigkeit (__) Die 17 jährige Tätigkeit bringt sehr große Vorteile. F: Wie viele Patienten werden in Ihrer Praxis aktuell substituiert? A: Zurzeit werden 35 Patienten in meiner Praxis substituiert. F: Wer ist an der Vergabe beteiligt? A: Die Vergabe übernehme nur ich. F: Auf welche Substanzen testen Sie bei Aufnahme des Patienten? A: Ich teste auf Kokain, Benzodiazepine, Amphetamine, Methadon, (_) Heroin, TSH. F: Wie gehen Sie vor, wenn die UK vor Aufnahme auf Benzodiazepine positiv ist? A: Bei positivem Befund des Urinscreenings vor Aufnahme wird ein ausführliches 20 Gespräch mit dem Patienten geführt und eine Zielrichtung dargestellt. Die Höhe der Anfangsdosierung richtet sich auch nach dem Beigebrauch des Patienten. F: Wie ändert sich der Konsum anderer Substanzen im Laufe der Behandlung? A: Häufig ändert sich der Drogenbeigebrauch und zwar dahingehend, dass die Patienten deutlich weniger nehmen, sollte das nicht der Fall sein, wird dem Pa- 25 tienten nahegelegt sich stationär behandeln zu lassen. F: Wie entscheiden Sie über eine Urinkontrolle? A: Die Urinkontrolle richtet (_) wird meist spontan durchgeführt bzw. wenn ich Auffälligkeiten feststelle, wird sie besonders angeordnet. 30 F: Was sind das für Auffälligkeiten? A: Auffälligkeiten sind vermehrte Ermüdbarkeit, vermehrte Reizbarkeit (__) Reduzierung des Allgemeinzustandes usw.. F: Wann werden bei Ihnen UKs unter Sicht durchgeführt? A: Die UKs werden nicht unter Sicht durchgeführt, es sei denn die Kontrollen finden durch eine Speichelprobe statt. In der Regel wird aber die Untersuchung per 35 Urinscreening gemacht, aber bei einigen Patienten auch grundsätzlich über 1 Speicheluntersuchungen. Diese Untersuchung führe ich hier, bei mir selber in der Praxis durch. F: Wie wird in Ihrer Praxis grundsätzlich mit einer Benzodiazepin- und Opiatabhängigkeit umgegangen? Da ist zum Beispiel ein Patient der seit zwei Jahren 40 bei Ihnen in der Substitution ist und das erste Mal seit einem halben Jahr nach einer positiven UK mit Benzodiazepinen auffällig wird. Wie gehen Sie vor? A: Bei plötzlichen Auffall und Nachweis von Heroin und Benzodiazepinen finden ausführliche Gespräche mit dem Patienten statt. Es wird gefragt, wieso es zu dem Beigebrauch kommt, es werden Therapieziele dargestellt usw. 45 F: Wird die Dosis verändert? Wie wird die Dosis verändert? A: Während dieses Gesprächs wird festgelegt, ob die Dosis erhöht werden muss oder nicht. F: Wie sehen Sanktionen aus? A: Es finden auch Sanktionen statt, allerdings selten. Sanktionen sind (__) äh, die 50 Androhung einer stationären Behandlung oder bei massivem Missbrauch, Abbruch der Substitution. F: Wann wir die nächste Urinkontrolle durchgeführt? A: Die nächste Urinkontrolle, wird je nach Zustand des Patienten durchgeführt, genaue Tage oder Wochen habe ich nicht. 55 F: Welche Faktoren sprechen für eine Weiterbehandlung? A: Sollte der Beigebrauch die Substitution nicht stören findet eine Weiterbehandlung statt. F: Wo sehen Sie besondere Schwierigkeiten bei der Problematik des Benzodiazepinkonsums? 60 A: Schwierigkeiten bei einem Missbrauch von Benzodiazepinen sehe ich darin, wenn eine zunehmende Ermüdbarkeit, Desorientierung und auch depressive Symptome auftreten, dann wird die Substitution beendet und der Patient stationär eingewiesen. 65 F: Behandeln Sie in Ihrer Praxis Patienten mit Benzodiazepinen? A: Eine Behandlung mit Benzodiazepinen mit Drogenabhängigen findet bei mir nicht statt. F: Werden Patienten in Absprache mit Ihrer Praxis durch andere Ärzte mit Benzodiazepinen behandelt? A: 70 Ich habe Patienten die Benzodiazepine benötigen, z.B. wegen schizophrener Erkrankungen, diese werden allerdings vom Neurologen verordnet. 2 F: Wie reagieren Sie wenn die Verordnungsquelle bekannt wird? A: Wenn mir die Verordnungsquelle für den Benzodiazepinabusus bekannt wird, findet eine Reaktion bei dieser Person in der Regel nicht statt. F: 75 Welche Bedeutung hat die Kooperation mit der psychosozialen Beratung in dem Behandlungskonzept in Ihrer Praxis? A: Die Betreuung mit der PSB Stelle hat einen hohen Stellenwert bei mir. Es finden wiederholt Kontakte oder, oder regelmäßige Kontakte mit der PSB statt. F: Wann nehmen Sie Kontakt mit dem Berater auf? A: Bei Auffälligkeiten des Patienten mit dem Berater bzw. mit der Beraterin aufge- 80 nommen, teils telefonisch, teils aber auch weil die Beraterinnen ständig oder regelmäßig bei mir in der Praxis sind. F: Merken Sie in der Behandlung, wenn in der PSB mit dem Patienten gearbeitet wird? A: 85 Nach Rücksprache mit der PSB werden häufig Verbesserungen bei den Patienten festgestellt. F: Haben Sie Wünsche oder Ideen an den Gesetzgeber um Ihren Arbeitsalltag im speziellen im Umgang mit manifestem Benzodiazepinkonsum zu erleichtern? A: Mit den Vorstellungen des Gesetzgebers komme ich klar. In der Regel gibt es keine Probleme. 90 F: Vielen Dank. 3 Protokoll A2: Donnerstag, 12.07.2012, 08.30 Uhr Niedergelassene Praxis (Allgemeinmedizin) Geschlecht: w Vor dem Interview: Das Telefonat zur Terminabsprache war angenehm freundlich. Die Probandin gab mir einen frühen Termin, damit sie genug Zeit für mich hatte. Beim Eintreffen in der Praxis, die sehr hell und freundlich eingerichtet ist, wies man mich zunächst in das Wartezimmer und nach wenigen Minuten wurde ich in das Sprechzimmer gebeten. Ich fühlte mich aufgrund des letzten Interviews etwas verunsichert, aber die positive Atmosphäre in der Praxis ließ das in den Hintergrund rücken. Einleitend zum Gespräch habe ich von mir und meinem Anliegen zum Interview erzählt. Die Probandin war sehr interessiert und mit der Aufzeichnung des Gespräches einverstanden. Während des Interviews: Der Rahmen war durch eine geschlossene Tür und die Ruhe im Praxisbetrieb sehr angenehm. Die Probandin nahm sich Zeit und antwortete teilweise sehr ausführlich auf meine Fragen. Nach dem Interview: Die Dauer betrug 20 Minuten. Aufgrund der Offenheit und des Interesses am Thema fühlte ich mich nach dem Gespräch sicher. Interview Probandin A2 F: Gut. Wie lange arbeiten Sie bereits mit substituierten Patienten? A: 8 Jahre in dieser Praxis (_) und ähm in der Klinik war ich schon immer auch die- 5 jenige, sag ich jetzt mal eher für die Substituierten zuständig war oder auch dann den ambulanten Kollegen zugeführt hat. Und in Vertretung vom Krankenhaus aus auch ähm bei einer niedergelassenen Kollegin, die auch substituiert hat. Also, im Urlaub hab ich sie dann auch im Urlaub vertreten, in der niedergelassenen Praxis, auch mit Suchtmedizin und so hat sich das für mich irgend- 10 wann angeboten, auch in die Richtung zu gehen. F: Und wo liegen da für Sie die Unterschiede für Sie zum „normalen“ Patienten? A: Ähm, gar nicht, das sind für mich jetzt genauso chronisch Erkrankte wie jemand mit einer chronischen Blutdruckerkrankung oder einer chronischen Esssucht, eine Anorexie oder Bulimie. Für mich ist da kein Unterschied, das ist eine chroni- 15 sche Erkrankung und ich find halt oft, das sag ich nur, wenn man sich die Anamnesen anguckt, die Familiengeschichten vor allen Dingen, dass ganz oft eben posttraumatische Belastungsstörungen oft bei den Substituierenden mit drin sind oder eben auch wirklich vorher schon im Vorfeld ein Anflug von Angsterkrankungen oder eine Depression war und die gemerkt haben: Ja, das 20 klappt ja mit den Drogen ganz gut, die Ängste oder die Depressionen damit in den Griff zu bekommen und sind dann hängen geblieben. Klar, gibt es welche die auch durch die Substitution auch Psychosen bekommen, aber ich find es schon auffällig, wie viele in der Familiengeschichte, wenn man mal genauer nachfragt, die müssen mir nicht nur einen Lebenslauf, sondern auch noch so ein 25 bisschen mehr so ein bisschen auch schriftlich geben, dann ist da so in der Vitae, ist da schon einiges, wo man sagt (_): Ok, das ist (_), das hätte man auch gut abfangen können. F: Welche Rolle spielt für Sie denn die Erfahrung im Umgang mit diesen Patienten? 30 A: Inwiefern? F: Ist es wichtig? A: Doch. (_) Zweigeteilt. Also, ich denke es ist für mich wichtig, aber auch im Arbeiten mit allen Menschen ein Stück weit empathisch zu sein, weil wirklich suchtabhängig möchte keiner sein. Ja, (_) ich denke das sollte man auch mal ein 35 Stück anerkennen, dass sie darüber auch vom Umfeld her recht schwierige Si- 1 tuationen haben und ganz oft einfach überfordert sind. Da sag ich mal, macht es mir Erfahrung leichter, aber auch zu wissen (_) also, einfach auch zu wissen ähm, dass viele kleine Schritte wichtig sind und dass man die, (_) also, ich lob die denn dann auch die kleinen Schritte. ja und jeder Rückfall ist für mich auch 40 was wo ich sag: Ja, dann üben wir halt wieder. Sie wissen ja wie es geht. Ja, also, da wird nicht geschimpft oder so. Da sag ich: Jo, was war denn los? Ja, ok, gut. Aber ein Rückfall ist ja auch dazu da, wieder zu üben. Sie wissen wie es geht. Sie können´s auch anders. Also bitte, ja. Ist ja nicht so, dass ein anderer chronisch Erkrankter nicht auch ständig seine 45 Tabletten nimmt, ja. Ähm, und für mich wird immer wichtiger, so im Laufe der Zeit auch zu sehen, dass schon so das Umfeld, ähm, stabil gehalten werden sollte, ja. Also, deswegen war es für unseren Substituierenden Verein wichtig, dass auch wir das betreute Wohnen eingeführt haben, das war mir vor sieben Jahren ganz, ganz wichtig, zusammen mit dem paritätischen Verband, dass ich 50 gesagt hab: Ich hab einige die müssen in betreutes Wohnen. Die kippen immer wieder weg, wenn das soziale Umfeld eben nicht da ist und das ist auch einfach eine Kategorie Mensch der einfach an die Hand genommen werden muss. Und früher haben das auch Gemeinden oder Kirchen mehr abgefangen, ähm das fehlt, find ich und dann müssen andere Institutionen her, um das ein bisschen 55 60 abzufangen. F: Hat das geholfen dass sie in dieser Wohngruppe jetzt wohnen? A: Ja, (_) deutlich stabiler. F: Wie viele Patienten werden in Ihrer Praxis aktuell substituiert? A: 37. F: Und wer ist an der Vergabe selbst beteiligt? A: Meine Mitarbeiter und ich. F: Auf welche Substanzen testen Sie bei Aufnahme des Patienten? A: Im Urin und im Blut alle. Also, komplett von Heroin bis Cannabis und THC wird alles getestet. 65 F: Wie viele Stoffe sind das insgesamt? A: Sieben. F: Wie gehen Sie vor, wenn vor Aufnahme der Test Benzodiazepin-positiv ist? A: Ich sprech es an. Ich sprech vor allen Dingen an, welche Substanz. Es gibt auch Patienten die nicht wissen, dass Benzodiazepine drin sind, weil das einfach dem 70 Stoff beigemengt ist, ne. Das erhöht ja den Suchtdruck, macht ja abhängiger, 2 das wissen auch Dealer, gar kein Thema. Ähm, wenn wirklich ein langer Konsum da ist, dann besprech ich das, dass es da andere Möglichkeiten gibt, dass sie sich das überlegen sollen, dass sie keine Angst haben sollen, sondern wir gehen halt schrittweise mit dem trizyklischen Antidepressiva rein und in der 75 Form in der wir die Dosis aufbauen, gehen wir Schritt für Schritt mit den Benzodiazepinen runter. Und es ist eben anders, das ambulante Entwöhnen, weil ich für einen Stoff sozusagen einen anderen gebe, der aber nicht abhängig macht, weil viele eben den stationären Entzug im Kopf haben und das ist schon anders. Ja, (_) also, die Leute, (_) die Menschen werden dann eben entlassen 80 und viele wissen nicht, dass dann die eigentliche Reaktion erst zuhause auftritt. Weil wir wissen´s, bis zu neun Wochen ist die Substanz aktiv im Körper drin und das eigentliche kommt dann erst nach dem stationären Aufenthalt und diese Erfahrung macht oft Angst, ne. Also, dass ich mir wünschen würde, dass das während des stationären Aufenthaltes halt im-mer- wie-der (klopft mit den Silben auf 85 den Tisch) gesagt wird und dass da auch schon was mitgegeben wird aufbauend und dass das ambulante Entwöhnen hier, ähm, viel geschmeidiger ist und dass ich den Leuten immer wieder klar machen muss: Ja, wir machen´s einfach und wenn sie merken es geht nicht, dann sagen sie es einfach, ne. Und sie kriegen auch nen Plan und sie dürfen auch mit ihrer Dosierung selbst im gewis- 90 sen Rahmen spielen und das können sie auch ganz gut. (__) F: Ähm , wie häufig führen Sie Uk´s durch? Oder wie entscheiden Sie über UK´s? A: Kommt drauf an mit wem würde ich sagen (lacht) Es gibt so Spezialisten da mache ich es ein bisschen häufiger, aber so alle 6 Wochen jeder. 95 F: Aber Sie entscheiden über die UK´s? A: Also, alle sechs Wochen müssen alle, das ist Routine und (__) ähm, wenn mir einer komisch ist dann kriegt der auch mal wöchentlich oder so dreimal die Woche und dann ist wieder gut. Das sind dann auch eher manchmal pädagogische Maßnahmen. 100 F: Werden bei Ihnen Uk´s unter Sicht durchgeführt? A: Zum Teil ja. F: Was sind das dann für Kandidaten? A: Ähm, (_) wenn ich den Urin in der Hand hab und der ist mir schon ein bisschen kühl, so. F: Dann gehen die Mitarbeiterinnen mit? 3 105 A: Ja, aber es ist wirklich selten, ne. Ansonsten würd ich auch eher mitgehen. Ich möchte das nicht meinen Mitarbeiterinnen zumuten. Wenn ich das möchte, dann mach ich das auch selbst. Habe ich auch kein Problem mit. F: Wie wird allgemein mit einer Benzodiazepin- und Opiatabhängigkeit in Ihrer Praxis umgegangen? Da ist ein Patient der ist seit zwei Jahren bei Ihnen in der 110 Substitution und der wird nach sechs Monaten plötzlich mit Benzodiazepinen auffällig. A: Dann frag ich was los ist. F: Dann kommt der erst zum Gespräch zu Ihnen rein. A: Ja, die kriegen dann direkt ein (_) also, wenn sie sagen, wenn sie täglich in der 115 Substitution sind, müssen sie direkt zu mir und wenn es ein Take-homler ist, dann ist es sowieso ein längeres Gespräch. F: Ändert sich was an der Dosierung? A: Ähm, ja zum Teil. Also, wird dann hochgegangen auch. Ja und wie gesagt wird begleitend dann auch äh ein neues Medikament mit reingenommen oder es 120 hieß dann auch: Ich war auf ner Party. Ich war blöd. Ich hab mir ne Pille geben lassen und ist gut. F: Gibt es eine Faustregel wo man sagen kann wie die Dosis erhöht wird? A: Das wissen die Patienten selbst. Ich frag dann auch immer: Ist denn jetzt der Suchtdruck da oder? Ja. Und wie viel das wissen die selbst, die konsumieren 125 seit Jahren. Die kennen sich selbst am besten. Ich weiß nicht warum ich denen eine Dosis vorschreiben müsste. Ja, ist so. Ich frag dann immer: Reicht´s? Und äh, (_) manchmal sehe ich einfach, also, nicht dass meine Dosierung zuviel ist, sondern dass einfach Phasen da sind vom erhöhtem Alkoholkonsum. Ja, das ist ja (_) die legale Droge ist ja auch noch da, muss man ja einfach sagen. Auch 130 wenn die nicht in den UK´s oder so getestet wird. Ähm, ich finde auch die sollte angesprochen werden. F: Gibt es Sanktionen? A: Bei (_) ja, also beim Take-homler, der darf dann auch mal wieder sechs Wochen täglich hier rein und darf auch am Wochenende zur Vergabe, was viele natürlich 135 scheuen, ne. Man muss es offen sagen, natürlich auch die Dealer an der Vergabe stehen, obwohl wir das hier mit Sicherheits- und Wachpersonal eindämmen wollen, aber die sind nicht doof und die wissen wo sie hin müssen um an die Kunden zu kommen, klar (hustet) (_) Und von daher, das wird also schon 4 gescheut, ähm (_) und bei der täglichen Vergabe, ähm, sprech ich es einfach an 140 und frage was dann los ist und so, ne. F: Und das kriegt man dann auch meistens wieder in den Griff? A: Ja. (__) Aber ich arbeite nicht gerne mit Angst und Drohungen, sondern eher mit positiver Verstärkung und das bewährt sich eigentlich auch und ich hab nicht den Eindruck (hustet) dass ich ein ganz katastrophales Klientel hab. Ich nehm 145 mir ja auch die Freiheit raus, wenn einige sehr schmerzfrei sind, die auch weiter zu loben, auch wenn ich merk dass in der Zusammenarbeit mit meinen Mitarbeitern, ne, also die PSB Bescheinigung kommt nicht, ne, einfach die fünf Euro für die Wochenendrezeptvergabe kommt nicht rein und einfach nach meiner Kulanzzeit von drei Monaten, wenn ich dann merk der ist auch noch nicht in unse- 150 rem Praxisrhythmus drin, dann hol ich mir den außerhalb der Untersuchungen auch noch mal rein und mach hier schon mal klar: Wir sind kein Kiosk. Das ist ne Arztpraxis, ne, so. Und das ist ein Miteinander und kein gegenseitiges Arbeiten. F: 155 Sie haben gerade schon angesprochen, das Problem mit den Psychotherapeuten. A: Ja. F: Vielleicht können Sie dazu noch mal was sagen. A: Ja, also, ich würd mir wirklich wünschen, dass äh, es eine ambulante Möglichkeit gibt auch Patienten eben einer Psychotherapie zuzuführen. Ja, und da geht 160 es mir vor allem um, ähm (_) ja posttraumatisierte Patienten, den auch einfach sag ich mal, mit kleinen Maßnahmen, ja und ein Ort des sicheren Geschehens oder irgendwas auch mal zugeführt werden kann, weil das kann ich ambulant wirklich nicht mehr leisten. Das sprengt dann wirklich den Rahmen. Ähm, das fände ich wirklich sehr schön. Das ist nämlich mit normalen, also, sag ich jetzt 165 mal allgemeinen niedergelassenen Psychotherapeuten, (_) die nehmen keine Substituierten, ja (_). Und es ist ja, muss man ja auch sagen, natürlich haben die eine Substitution, aber die Erwartungshaltung zum Teil: Jemand muss Beikonsumsfrei oder außerhalb oder schon völlig entwöhnt sein, um ihm eine Psychotherapie zuzuführen, äh, kann ich so ganz nicht nachvollziehen, weil die sind 170 auch jetzt und hier im Alltag und brauchen jetzt und hier eine Unterstützung. Natürlich ist es ein anderes Arbeiten, aber ich kann ja auch bei der Auswahl der substituierenden Substanzen, ja auch Einfluss nehmen. Ich hab sehr wohl Patienten die sehr wohl am Anfang mit Polamidon zu mir kamen, ähm, wo ich so 5 nach vier, fünf Monaten, gemerkt hab, OK sie werden ruhiger. Es wird regulärer. 175 Das Erscheinen ist sehr regelmäßig, auch bei den Terminen zu der Sozialarbeiterin die einmal die Woche zu mir in die Praxis kommt. Damit die nicht eine Hemmung haben irgendwo reinzugehen, sondern dass die wissen, einmal die Woche ist die hier und können sich einfach in einen der anderen Räume hier hinsetzten. Wenn ich so merk das wird ruhiger, ähm und dass so jemand sag 180 ich mal kognitiv das auch umsetzten kann, biete ich auch Suboxone, ja Suboxone biete ich auch eben an, weil das macht den Kopf klar und jeder Patient mit Suboxone ist einer Therapie zuführbar, definitiv, ja. Da ist eigentlich kein Unterschied für mich, das merk ich ja auch in Gesprächen. (_) 185 F: Behandeln Sie in Ihrer Praxis auch Patienten mit Benzodiazepinen? A: Ja. F: Am Anfang, wenn die dann kommen und Sie die ausschleichen, so wie Sie das gerade gesagt haben, ambulant? 190 A: Ja. F: Tauschen Sie es dann gegen das Antidepressiva aus? A: Ja, genau, nur Antidepressiva. ich nehm dann meistens Amitriptylin, in einschleichender Dosierung, eben zur Nacht, ähm, und sag ich mal, bei einem Drittel von diesen Patienten setz ich dann oft, ja bei den Männer Cymbalta morgens ein, ähm und dann noch mal so ein anregendes, aber nicht erregendes Substitut mit drin zu haben und das klappt in der Regel ganz gut. 195 F: Wie viele Patienten sind das von den 38 die Sie so behandeln? A: Ähm, acht. F: Ähm, gibt es auch andere Indikationen, außer die Sucht, die Benzodiazepinsucht an sich, wo Sie diese verordnen? A: 200 Ich verordne gar keine Benzodiazepine. Meinen Sie die Antidepressivabehandlung? Die haben einige auch ohne die Benzos, die haben einige, auch verschiedene, ich habe auch drei dabei die eine schizoide Psychose haben und darauf eingestellt sind. 205 F: Dann auch über andere Praxen? A: (schüttelt den Kopf), weil es zum Teil auch schwierig ist, ne. Viele scheuen mittlerweile einen Neurologen oder Psychiater, wenn sie die in der Klinik kennengelernt haben (lacht): Der setzt mir erstmal alles ab was ich kenne und was gut war. Ja, das ist dann auch schwierig und teilweise es ist aber auch für mich schwierig, weil ich dann denke: Oh, der war jetzt gerade mit den Beisubstanzen 6 gut eingestellt. Muss das jetzt, auf die Psychose bezogen, im stationären Be210 reich jetzt umgesetzt werden? Also, das ist dann auch für einen niedergelassenen Arzt so ein bisschen, ah, Heiland es gibt ein Telefon, da kann man auch mal einen kurzen Dienstweg haben und da auch mal zum Telefon greifen, ja, weil es wird sich der Kollege auch im niedergelassenen Bereich was dabei gedacht haben. Ja, es ist zwar schön wenn jemand meint mal ne neue Substanz auspro- 215 bieren zu müssen, aber nicht an meinem Patienten stationär. Wirklich, das ist schwierig. Ich bin immer froh, wenn sie, sag ich jetzt mal, ruhig im Fahrwasser sind und dann ist mir Stabilität eigentlich das oberste Gebot und wenn ich das Gefühl hab deswegen auch mit den Ambulanten, auch mit den Benzos, wenn sie einfach noch brauchen zur Stabilität, ja gut, aber es wird offen ein Zeitraum 220 vorgegeben, ne, wir nehmen uns jetzt ein halbes Jahr. Oh das ist lang, ja ok. Dann merken sie aber auch relativ schnell, so nach eben ja 12 Wochen: Oh, bin ja schon ganz anders drauf, vielleicht brauche ich ja gar kein halbes Jahr. Ja, und ähm, und wichtiger ist ja auch, sag ich jetzt mal mit den Gewohnheiten, auch gleichzeitig am Umfeld ein bisschen zu schrauben. Zu sagen: sie brauchen 225 ja jetzt nicht am Stadtgarten rumzugehen, ja (_) wo irgendwie schon mit den Pillen geworfen wird, dann umgehen sie es auch erstmal, ja. Ist ja klar wenn se versuchen da schon wieder, dann wird´s auch schwieriger. F: Wie reagieren Sie wenn eine Verordnungsquelle bekannt wird? (___) Reagieren Sie überhaupt? 230 A: (__) Die machen ja auch offizielle Einladungen (lacht) Nein, ich ruf dann auch schon mal an, hm, (nickt) ich ruf dann auch schon mal an. F: Ähm, welche Bedeutung, das haben Sie gerade schon angedeutet, aber welche Bedeutung hat die Kooperation mit der PSB in Ihrer Praxis? A: 235 Ne hohe, ne hohe für mich und wie gesagt wir haben, also ich find das schön und genieße es auch seit über acht Jahren, in der vorherigen Praxis war das halt nicht so, ne, dann, aber ich find das sehr schön, dass einmal die Woche zumindest meine Patienten die Möglichkeit haben solche Ansprechpartner zu haben und natürlich hat die Bürozeiten, noch mal extra, ne, Telefon, zum anrufen. Ich find das schon sehr, sehr wichtig. 240 F: In welchen Situationen nehmen Sie dann Kontakt mit Ihr auf? A: In ganz verschiedenen, also, ganz unterschiedlich. Also, es geht einfach wirklich um einfach die die Verwaltungsarbeit, ja, mit der ganz viele Patienten überfordert sind, es wird gelernt so einfach mit den Briefen mal irgendwo aufzuschla- 7 gen und dass die nicht irgendwo rumgammeln in der Wohnung, überhaupt 245 Wohnung, Wohnungsqualität, evtl. Umzug, ja. Wir haben uns über den Verein noch mal einen kleinen Bulli angeschafft, weil das anders gar nicht mehr zu leisten war, weil viele, also das Klientel was ich hier zum Teil übernommen hab, in Wohnsituationen war, wo ich gesagt hab: Das geht gar nicht, ja. Und die ganz überrascht waren, dass man das anders machen könnte (lacht) Das sind so Sa- 250 chen, ne und das find ich schon wichtig oder die Kleinigkeiten. Jetzt wollte, ein substituiertes Pärchen wollte unbedingt Katzen haben, da haben wir lange überlegt und haben gesagt, wir gucken uns das gemeinsam an und es werden auch Hausbesuche stattfinden und wenn wir das Gefühl haben das klappt nicht, dann sind die Katzen auch wieder draußen, ne. Nicht nur haben wollen, sondern dann 255 auch drum kümmern. F: Also, Sie gucken sich dann die Wohnungen auch an? A: Die PSB macht dann Hausbesuche. F: Ah, die PSB. A: Genau, das haben wir auch zusammen so abgesprochen, das ist dann in der 260 Form OK. Und sie ist dann mittlerweile auch für die Frau Betreuerin geworden und dann klappt das auch ganz gut. F: Gibt es Wünsche die Sie an den Gesetzgeber haben, wenn es um den allgemeinen Umgang von Benzodiazepinen geht, um ihren Arbeitsalltag zu erleichtern? 265 A: Ich weiß gar nicht warum die überhaupt noch auf dem Markt sind. Ich finde sie gehören in die Hände der Anästhesisten und nirgends woanders hin. Das braucht kein Mensch. Also, was ich öfters mache ist, wenn ich wirklich aus der Klinik, chirurgische oder orthopädische Klinik lese, dass einem Benzodiazepine gegeben worden sind, obwohl ich weiß es schreiben ja nicht alle in den Brief 270 rein, dann greif ich zum Telefon und lasse mir den Chef geben. Also, das ist etwas, ich finde die sollten gar nicht mehr auf dem Markt sein. Gibt keinen Grund dafür, keinen einzigen. Es gibt gute Alternativsubstanzen. Ähm, was mir auch nicht gefällt, ist auch die, wie soll ich sagen, die Beratung oder Besprechung von Zypiclon oder Zolpidem, was ja angeblich nicht abhängig machen soll. Das ist 275 Schwachsinn, das ist ein Abkömmling eines Benzodiazepins und hat natürlich nicht die gleichen Wirkungen wie ne Fluni, aber ist ein Abkömmling, darum müssen diese Substanzen nicht auf dem Markt sein. Ja, ich kann das sehr wohl mit anderen Substanzen, ne, ja, auch, definitiv koordinieren, das geht. 8 280 F: OK. Danke schön. A: Bitte schön. 9 Protokoll A3: Donnerstag, 12.07.2012, 17.30 Uhr Niedergelassene Praxis (Neurologie) Geschlecht: m Vor dem Interview: Die Kontaktaufnahme zum Probanden erfolgte direkt auf telefonischem Weg. Er sagte, ich könne jederzeit im laufenden Betrieb in die Praxis kommen. So entschied ich mich am späten Donnerstagnachmittag das Interview durchzuführen. Nachdem ich die zu diesem Zeitpunkt noch sehr volle Praxis betreten hatte, wurde ich direkt in ein Arztzimmer gebeten und musste nur wenige Minuten warten. Der Proband wirkte trotz der vollen Praxis sehr ruhig. Ich fühlte mich durch den Vorzug den ich gerade gegenüber den Patienten erhalten hatte, in der Pflicht, mein Anliegen schnell vorzutragen. Mit der Aufzeichnung erklärte sich der Proband einverstanden. Während des Interviews: Die Tür des Sprechzimmers blieb während des Gespräches geschlossen. Der Proband antwortete ruhig, aber auch sehr knapp auf meine Fragen, was mich verunsicherte. Das Gespräch war daher sehr schwer zu führen. Nach dem Interview: Die Dauer betrug 9 Minuten. Ich habe mich durch den Vorzug und die knappen Antworten des Probanden sehr irritieren lassen und fühlte mich unzufrieden. Interview Proband A3 5 F: Wie lange arbeiten Sie mit substituierten Patienten? A: Seit 1988, macht 24 Jahre. (_) F: Finden Sie, dass es entscheidende Unterschiede gibt zu anderen Patienten oder normalen Patienten? A: Große Unterschiede. (_) F: Und wo liegen die? A: Das sind Patienten, die ungeduldiger sind und man immer sofort reagieren 10 muss, die Kassenpatienten sind gewohnt zu warten und sich zu gedulden, das sind die Substitutionspatienten nicht. (__) F: Ähm, welche Rolle spielt für Sie die Erfahrung im Umgang mit substituierten Patienten? 15 20 A: Eine ganz große. Erfahrung, ich mach alles aus der Erfahrung heraus. (__) F: Wie viele Patienten werden in Ihrer Praxis aktuell substituiert? A: So 85. (_) F: Wer ist an der Vergabe mitbeteiligt? A: Ausschließlich ich selber. (__) F: Auf welche Substanzen testen Sie bei Neuaufnahme? A: (_) Auf Opiate, Kokain, Amphetamine, THC, Benzodiazepine und Methadon (___) F: Wie gehen Sie vor wenn die UK vor Aufnahme Benzodiazepin positiv ist? A: Ich sag es dem Patienten, dass er eine Runterdosierung mit mir machen könnte (__) 25 F: Verändert sich der Konsum im Laufe der Substitution, wenn die Patienten bei Ihnen ankommen? A: Der Benzodiazepinkonsum? Ja, der ist vielen Schwankungen und Faktoren (__) unterlaufen und da wird man immer wieder drauf zurückkommen, wenn es da laufend Schwierigkeiten gibt, es ist häufig einfach ein praktisches Problem. 30 F: Wie wird bei Ihnen über UKs entschieden? A: Wann die stattfinden? F: Ganz genau. A: Nach meinem Geschmack, wie es mir gerade einfällt und in den Sinn kommt. Ich hab kein Zufallsgenerator, der das dann sagt und die Häufigkeit von Urin- 35 proben ist auch sehr unterschiedlich. Es gibt Patienten die haben nur einmal im 1 Monat eine, die maximale Zahl ist bei mir drei pro Quartal, also eine im Quartal ist bei allen, aber maximal drei im Quartal, weil nur die von der Krankenkasse bezahlt werden. Außer zu Beginn der ersten beiden Behandlungsquartale, da darf man sechs Urinproben im Quartal machen. (_) 40 45 F: Aber einmal im Quartal ist jeder dran, sozusagen? A: Da ist jeder dran, ja. (_) F: Und werden bei Ihnen Uk´s unter Sicht durchgeführt? A: Nein, unter Sicht gar nicht. F: Diesen Speicheltest, gibt es den bei Ihnen? A: Den gibt es zwar bei mir aber den hab ich fast nie an. (__) Meine einzige Probe beim Urin ist die Temperatur im Becher zu überprüfen, (__) sonst mache ich aus den Urinproben nicht so eine große Diskussion, für mich sind die Urinproben nicht so wichtig. Ich gucke mehr nach der Klinik, wie und auf welche Art und Weise die intoxikiert mir erscheinen, wie die hier ankommen und wie die sind, 50 weil die meisten Patienten die ich hier habe kenne ich schon sehr, sehr lange und da weiß ich wie die sind wenn die was nehmen und wenn die nichts nehmen. F: Ist die Fluktuation bei Ihnen nicht so hoch? A: Ich großes Stammpublikum, viele Patienten die schon 15, 20 Jahre zu mir 55 kommen. (__) F: Dann wahrscheinlich auch mit Unterbrechung, wenn die in der JVA sind und dann wiederkommen? A: Ja, aber auch welche die schon die ganze Zeit da sind. (_) Mein ältester Patient der war heute Nachmittag hier, der wird auch schon seit 1988 substituiert. 60 F: Da waren sie sicher einer mit der Ersten die Substituiert haben. A: Ja, ich habe nur nicht hier, sondern in Göttingen gelernt und hierher bin ich 1992 gekommen. F: Wie wird in Ihrer Praxis mit einer manifesten Benzodiazepin- und Opiatabhängigkeit umgegangen? Zum Beispiel ist da ein Patient der seit zwei Jahren bei 65 Ihnen in Substitution ist und nach einem halben Jahr plötzlich mit Benzodiazepinen auffällig wird. A: Dann kriegt er erstmal gesagt er soll von selbst aufhören, wenn er das nicht schafft, dann kriegt er ein anderes Schlafmittel angeboten, das nicht süchtig macht, wenn das auch nicht hinhaut kriegt er eine Benzodiazepinabdosierung 2 70 angeboten, wenn er das nicht hinkriegt, und meistens klappt das nicht, muss er dann zur stationären Entgiftung. (__) 75 F: Gibt’s noch andere Sanktionen? A: Nein, eigentlich nicht. F: Stellen Sie auch mal um, von Methadon auf Polamidon? A: (schüttelt den Kopf) F: Was spricht für Sie für eine Weiterbehandlung des Patienten? A: (__) Ich halte die gerne fest die ich lange kenne und die ich verlässlich finde und die wo ich weiß da geht alles drunter und drüber die machen sich meistens selbst vom Acker. (__) 80 F: Wo sehen Sie die Schwierigkeit bei der Problematik Benzodiazepine? A: (__) Ja, eigentlich das meiste ist die Kriminalität unter Benzodiazepinen, dass viele klauen gehen, wenn sie unter Benzodiazepineinfluss stehen. Da ist grad auch die junge Frau die da draußen sitzt, ist eine Meisterdiebin, wenn die Rivotril nimmt und das führt dann zu Inhaftierungen und juristischen Schwierigkei- 85 ten und der zweite Punkt ist dass unter Benzodiazepinen das blaue vom Himmel runter gelogen werden (__) F: Sie sprechen aber auch hier dann nicht von den Patienten die nur eine oder zwei nehmen, sondern von einer high-dose-dependence? 90 A: Ja, richtig. F: Sie haben gerade schon gesagt, Sie behandeln in Ihrer Praxis auch mit Benzodiazepinen. Ist das ausschließlich diese Abdosierung? A: Ja, das ist ausschließlich, hm, die kann sich aber sehr lange hinziehen, bis zu einem Jahr. 95 F: Gibt es noch andere Indikationen? A: Ich behandle manche Epilepsiepatienten auch mit Benzodiazepinen, aber sonst bin ich mit Benzodiazepinen auch bei meinem Kassenarztpublikum sehr zurückhaltend. (__) F: Werden Patienten in Absprache mit Ihnen durch andere Praxen mit Benzodiazepinen behandelt? 100 A: (_) Nein, aber manche Praxen schicken mir zur Benzodiapinherabdosierung Patienten, das ist ziemlich häufig so. F: Wenn eine Verordnungsquelle bei Ihnen bekannt wird und ein Patient kommt zu Ihnen und erzählt Ihnen der und der Arzt hat mir das und das verschrieben, wie reagieren Sie dann? 3 105 A: Ich sag dann: Ist ja interessant und mehr mach ich da einfach nicht. (_) F: Welche Bedeutung hat die Kooperation mit der psychosozialen Betreuung in Ihrem Behandlungskonzept? A: Eher eine geringe. Die Patienten werden aufgefordert Bescheinigungen über ihre PSB zu bringen, das gelingt häufig gar nicht, ich arbeite hier mit der Dro- 110 genhilfe eng zusammen und gut. Verständnis ist ausgezeichnet. Mit den anderen Kollegen aus (Zensur) muss ich sagen, mit manchen, den älteren die ich noch kenne als ich selbst dort gearbeitet habe, verstehe ich mich gut und mit den jüngeren Sozialarbeitern hab ich da zum Teil sehr große Spannungen. 115 F: Also da gibt es so gut wie keinen Kontakt? A: (schüttelt den Kopf) F: Nehmen Sie denn Kontakt zum Berater auf in bestimmten Situationen? A: Na, auch ganz selten. Wenn der Patient mir irgendwas berichtet was ich nicht glauben kann, dann lass ich mir das gerne bestätigen (_) oder wenn es um den Druck- und Konsumraum geht und da Probleme aufgetreten waren mit meinen 120 Patienten, dann halte ich gerne mit denen Rücksprache und mit denen verstehe ich mich auch sehr gut. (__) F: Gibt es Wünsche an den Gesetzgeber, die Ihnen den Umgang mit der Problematik erleichtern könnten? 125 A: Nein, nicht von meiner Seite aus. F: Vielen Dank. 4 Protokoll A4: Montag, 16.07.2012, 11.00 Uhr Ambulanz (Allgemeinmediziner) Geschlecht: m Vor dem Interview: Die Kontaktaufnahme erfolgte auf direktem Weg. Zunächst sollte die medizinische Fachangestellte interviewt werden, die sich jedoch entschieden hatte das nicht zu tun. Auf Anfrage erklärte sich der zuständige Mediziner bereit, ein Gespräch mit mir zu führen. So bin ich nach der Methadon-Vergabezeit in die Ambulanz bestellt worden und wurde direkt in das Arztzimmer gebeten. Nach kurzer Einleitung und Einholung des Einverständnisses zur Aufzeichnung des Gespräches, spielte er mir zunächst „mother little helpers“ von den Rolling Stones vor. Während des Interviews: Der Proband war freundlich und mir zugewandt und antwortete teilweise sehr ausführlich, was die Führung des Interviews sehr erleichterte. Die Tür stand während des Gespräches auf, was aber nicht weiter störte, da die Vergabe mittlerweile beendet war. Nach dem Interview: Das Gespräch hatte eine Dauer von 22 Minuten. Aufgrund des Verlaufes und der Zeit die sich der Proband für mich genommen hatte, fühlte ich mich gut. Interview Proband A4 5 A: Kennen Sie „mothers little helper“? Das sind ja Mutters kleine Helfer. F: Achso, von den rolling stones. A: Genau. Ich find ja youtube so toll (__) (spielt das Lied auf youtube am PC) A: …please, please, please doctor more likes these…(lacht) (die Sozialarbeiterin unterbricht kurz) 10 F: Wie lange arbeiten Sie schon mit substituierten Patienten? A: (summt das Lied mit) (__) 93 F: Immer hier? A: Immer hier. F: Finden Sie, dass es einen Unterschied gibt zu anderen bzw. normalen Patienten? 15 A: Ja, klar. F: Wo liegen die für Sie? A: Ach, nehmen Sie schon auf? Dann muss ich ja mal ein bisschen leiser machen (macht die Musik aus) …please, please more like these, ja…. Ja, ähm. Ich mein es ist ja jetzt ein Unterschied ob man psychiatrische Patienten 20 hat oder ob ich Sportstudenten habe, oder so was, ne, natürlich ganz klar, in der compliance wie man wissenschaftlich sagt. Ne, also nehmen wir einen Sportstudenten, der kommt hierher mit ner Außenbandruptur, der will unbedingt gesund sein,. Der sagt: bitte, bitte, was soll ich machen und der ist hoch motiviert und der macht alles während (_) ich bin ja hier, die wollen ja was von mir, ne, in 25 einer anderen Form, die wollen, die wollen ihre Krankheit ja nicht loswerden im Gegensatz zum Sportstudent der möglichst schnell wieder (_) äh, ich soll da Krücken und Hilfsleistungen machen, ne (_) äh, und das ist der Unterschied. 30 F: Welche Rolle spielt die Erfahrung dabei im Umgang mit Substituierten? A: (___) Das ist ja anonymisiert, ne? F: Ja, richtig. A: (_) Man wird zynischer, klarer, von Jahr zu Jahr. Ähm, am Anfang hab ich unheimlich viel geglaubt und war dem Gutmenschentum noch verhaftet. Nicht dass ich jetzt nicht helfe, aber ich lass mich so gut wie gar nicht mehr verarschen. (__) Also, (_) bin ich (_) da nicht mehr so verletzlich, weil ich weiß, wie ein Son- 35 derschullehrer auch, dass ich eigentlich nur ganz wenig bewerkstelligen kann. 1 Der junge Sonderschullehrer möchte auch, dass alle einen Hauptschulabschluss machen, merkt mit der Zeit, das geht nicht und ich merke auch, ähm, dass ich nur ganz wenig machen kann und an meinen eigenen Erwartungshaltungen in jungen Jahren auch fast zerbrochen wäre, weil ich dachte, ich könnte 40 45 die heilen. Ich kann sie am Leben erhalten wenn ich Glück hab. F: Wie viele Patienten substituieren Sie momentan? A: 38. F: Wer ist an der Substitution beteiligt? Also, an der Vergabe? A: Hier jetzt? (_) Eine Arzthelferin, eine Sozialarbeiterin und ich. F: Auf welche Substanzen wird bei Ihnen bei Aufnahme getestet? A: (_) Ja, alles. Was ist denn da im Screening drin? Also, alles Opiate, Benzos, Amphetamine (_) ja, eigentlich alles durch. F: Was passiert, wenn jemand bei ihnen vor Aufnahme mit Benzodiazepinen positiv ist? 50 A: Vor Aufnahme? F: Ja. A: Das ist ja da Standard. Ja, nix, passiert da, das wird natürlich thematisiert, problematisiert, alles mögliche, aber für die Aufnahme hat das keine Konsequenzen, weil wir ja davon ausgehen, dass die Mehrheit polytoxikoman hier sind, d.h. Al- 55 kohol, Benzos und äh Heroin nehmen. F: Hat das auch Auswirkungen auf die Dosierung? A: Nee, weil das Methadon greift ja nur die Synapsen da im Gehirn an, die dafür zuständig sind. Keine Substitution oder Ersatzdrogen oder irgendwas für (__) Benzodiazepine. 60 F: Ändert sich der Konsum, wenn die Patienten hier aufgenommen werden? Also, der weiterer Substanzen? A: (__) Also, ich mein jetzt ist ja jeder Patient anders, aber im Grunde genommen, also jetzt speziell bei Benzodiazepinen, also, ob sich da der Konsum verändert? 65 F: Ja. A: (_) Ja, wir schicken sie ja immer wieder ins Krankenhaus zum Teilentzug, aber nur mit geringem Erfolg. Summa summarum, also Benzodiazepinsucht, Paralellsucht scheint schon sehr stark zu sein. (_) Aber wir achten darauf, diskutieren das immer wieder und schicken die wieder ins Krankenhaus, aber dass ich jetzt so im Kopf hätte, ein Dutzend Patienten, die wirklich davon geheilt und wegge- 70 kommen wären, wüsste ich nicht. Ist schon schwer. 2 F: Wie entscheiden Sie über UK´s? A: Ja, einmal ist es ja festgelegt von der Kasse in diesem, puh, wie heißen die noch, die Regeln (steht auf und sucht) so ein dickes Handbuch, äh (_) AstoHandbuch, ne, Asto Handbuch, ne, dann auch nach der Kasse und wie oft im 75 Quartal und dann natürlich spontan wie wir so drauf sind, was wir meinen was (__) was wir so wissen wollen. F: Sprechen Sie das vorher ab? A: Nein, ja, nene. Die kommen immer ganz überraschend, weil wenn wir das absprechen dann ist das zuviel. 80 F: Ich meine beim Personal untereinander, wer jetzt dran sein könnte bei einer UK außerhalb. 85 A: Ja, das ist kein Problem. F: Werden UK´s unter Sicht durchgeführt? A: (__) Hm, das ist also jetzt ein Thema von einer Stunde. Es gibt so gesehen keine richtige Sicht. (__) Also, das wird ja ganz kompliziert, da müsste, da erzählte eben noch ein Patient: Ja, im Gefängnis nackend ausziehen und so. Das geht erstmal technisch nicht, will ich auch gar nicht, wir sind ja nicht im Gefängnis. Man muss ja davon ausgehen, was weiß ich, kennen Sie die Kunststoffpenisse die im Internet angeboten werden? Also, da müsste man schon ganz verrückte 90 Sachen machen, weil es gibt ja auch Leute die den Urinbeutel unter dem Arm haben und Kunststoffpenis aus der Hose, den gibt’s sogar für Afrikaner und Asiaten und so was und ich werd mich hüten. Und auch bei den Frauen, irgendwas, ne zu machen. Also, unter Sicht das ist. (_) Manchmal gehe ich mit um so ein bisschen zu tricksen damit sie nicht soviel Urin so in der Hand haben. Und jetzt 95 machen wir auch neuerdings auch nochmal mit so nem Testverfahren: wie kalt, wie warm der ist, direkt dran kleben, aber unter Sicht, geht eigentlich gar nicht. Es sei denn im Gefängnis, so richtig unter Sicht und selbst da können ja Frauen ohne weiteres in ihrer Vagina noch irgendein Gefäß haben, ein Plastikgefäß, ne. Ich halte das eigentlich für Blödsinn, wenn ich z.B auch weil ich ja auch andere 100 Tätigkeiten mache, Leute die vom Straßenverkehrsamt erwischt werden, ne, mit Haschisch Auto fahren, da kommen die mit nem Personalausweis, dann kremple ich den Ärmel hoch, dann wird Blut entnommen und weggeschickt zum toxikologischen Institut, dann weiß ich hundertprozentig, das ist der Patient und dem hab ich Blut abgenommen und das wird weggeschickt, das kostet 140 €, 105 dann weiß ich, das ist von dem und das ist auch Rechtssicherheit dem kann 3 man dann auch die Fleppe wegnehmen und der kann dann auch mit ´nem Rechtsanwalt kommen. Das wäre, sag ich mal wenn man wirklich zu hundert Prozent wissen wollte ist es das und was ist drin. Aber das ist natürlich technisch nicht drin dass man bei einem Junkie in den Venen rumprockelt oder am 110 Hals noch Blut abnimmt (lacht) bloß um da ein Screening zu haben. Das wäre der helle Wahnsinn, also das kann man nur machen bei solchen Führerscheinsachen oder kriminellen Sachen. F: Machen Sie auch hin und wieder Benzodiazepindifferenzierung? A: Ja, also wir haben ja verschiedene Sachen, wir haben einmal die teuren Scree- 115 nings, die zum Hygieneinstitut gehen und dann die Sticks und bei den äh, (_) die zum Hygieneinstitut gehen, die natürlich teuer sind, die man nicht dauernd machen darf, da gibt´s ne Quantifizierung. Wobei, ähm da auch meist mehr als 5000 Einheiten sind. Also das ist auch so ne, ne relative Größe, weil das (_) ja. 120 F: Gibt es Speichelproben? A: Nee. F: Wie ist das allgemein, wenn Sie merken da ist beispielsweise jemand nach einem halben Jahr wieder mit Benzodiazepinen auffällig? Ändern Sie etwas an den Urinkontrollen, an den Intervallen? 125 A: Nee, die werden immer gleich durchgeführt oder so was. F: Gibt es Dosisveränderungen? Gibt es Faustregeln für Dosisveränderungen? A: Bei Benzodiazepinen? Dosisveränderungen von Methadon? Nein, nein. Gibt für mich keinen Zusammenhang. 130 F: Gibt es Wechsel von Methadon auf Polamidon? A: Nee, auch nicht. Also, nicht in dem Zusammenhang. F: Gibt es Sanktionen für den Patienten, wenn Sie merken, dass sich tatsächlich nichts ändert? A: (__) Ja, also, wir können natürlich, das machen wir auch, wir setzen dann ne Deadline und sagen: Wenn das nicht aufhört, dann müssen sie ins Krankenhaus. Und wenn einer sagt: Ich will nicht ins Krankenhaus zum Teilentzug, dann 135 legen wir denen auch nahe, dass sie den Arzt wechseln müssen. Das ist klar, wir müssen ja irgendwie Flagge zeigen in irgendeiner Art und Weise, sonst wird ja nur abgenickt und gar nichts getan. 140 F: Und gibt es da einen Zeitraum irgendwie? A: Nein, das ist individuell verschieden. Ja, jeder ist da anders, welche Menge und wie chronisch oder wie wirkt sich das aus. Ähm, (__) wobei ich jetzt noch mal 4 sagen muss, was ich hier jetzt zurzeit erlebe ist für mich alles lächerlich, weil ich ja die Rohypnol-Zeit mitgemacht habe. Das war ja etwa eine, Rohypnol hat die 50fache Potenz von den Tabletten, die wir heute haben. Da bin ich hier hinten im Arztzimmer gesessen und hatte die Türe auf und vorne schon gehört wie lal145 lend die da rein kamen und ähm, Rohypnol war ja auch der Grund weshalb die ganzen Heroinsüchtigen gestorben sind. Die sind ja nicht damals an Heroin gestorben, sondern weil der Zeitrahmen völlig durcheinander war, ob es jetzt vier Minuten her war oder vier Stunden das war ja gar nicht mehr für die drin und dann haben die sich in viel zu kurzer Zeit nachgelegt ein Schuss und sind daran 150 gestorben. Also, was als Herointoter galt, war damals Rohypnol. Das haben die ja noch intravenös applizieren können. Also, das waren Zeiten. Damals waren die hochgradig süchtig und so durch den Wind, zumal ja eine retrograde Amnesie damit im Zusammenhang war und für mich ein Phänomen diese Klaugier. Also, jeder der Rohypnol nahm, meinte er hätte so ein Tarnkäppchen auf und 155 hat ne Klausucht gehabt, was die auch selbst bestätigen. Also, das war für mich die schlimmste Zeit, von daher. Damals hatte ich auch wirklich auch montags das Gefühl: Ob die noch alle leben? Das ist ja inzwischen, Gott lob, erstmal weg, diese Wahnsinns Rohypnol-Sucht. Von daher sehe ich das heute alles schon gelassener, weil ich die schlimme, schlimme Zeit miterlebt hab. Rohypnol 160 intravenös, das ist wirklich. (_) Zumal man konnte sich mit keinem mehr unterhalten, weil die kriegten das ja gar nicht mit, wenn man die am nächsten Tag reinholte und sagte: wir müssen das Gespräch von gestern fortsetzten, dann wussten die ja gar nicht mehr, dass die ein Gespräch hatten (_) , ne. F: 165 Gibt es denn heute noch spezielle Schwierigkeiten im Umgang mit Benzodiazepinkonsum? A: Ja, man sieht´s ja immer gemessen daran was man mal so gehabt hat, ne. Also, für mich ist das hochärgerlich immer noch und auch die Mafia der Ärzte die Massen verschreiben und die Apotheker, die die Privatrezepte nicht abstempeln, das ärgert mich bis heute immer noch. Aber (_) na, das ist wie mit dem Al- 170 koholbeikonsum, ne, dies und das, also ich seh das so (_) als gegeben und fast gar nicht zu therapieren, wenn nicht von deren Seite ein enormer Therapiewille da ist. (__) Ich kann das schlimmste verhüten so. F: Würden Sie bei dem Benzokonsum substituierter Patienten eher vom Missbrauch oder von eine Abhängigkeit sprechen? 5 175 A: (__) Missbrauch oder Abhängigkeit, das ist aber philosophisch (lacht) Also, das wird jetzt ganz schwierig, was ist Missbrauch, was ist Abhängigkeit, soll Missbrauch selbstgesteuert sein? Und Abhängigkeit nicht? Also, ich mein wo ist jetzt da der Unterschied, eher abhängiger Missbrauch, wüsste ich jetzt wirklich nicht so zu unterteilen. 180 F: Behandeln Sie Patienten mit Benzodiazepinen? A: Abusus? Ja, klar die Mehrheit hat es ja. F: Aber behandeln Sie MIT Benzodiazepinen? A: Ach so, mit, ach so, ähm, also als ob ich so was verschreiben würde, ach so. Niemals, nein, ich wüsste auch die Indikation: Ich bin so nervös und ich kann so 185 schlecht schlafen, kotzt mich auch eigentlich an, wenn ich das immer höre, weil ich wüsste jetzt auch keinen der wirklich da (__) ne Indikation hätte. Also, selbst bei gesunden Patienten kann man höchstens in ganz gewissen Krisensituationen kurzzeitig mal so was machen. Also, nehmen wir mal an, da verstirbt ein Mann nach dreißig Ehejahren und die Frau ist wirklich völlig durch den Wind, 190 dass man da temporär für ne gewissen Zeit lang, leicht gesteuert, aber nicht dieses generelle. Ne, und damit ist für mich ähm ein ganz großes Weltproblem, ne, wer wann welche Benzos weltweit nimmt. F: Werden Patienten von Ihnen in Absprache mit anderen Praxen mit Benzodiazepinen behandelt? 195 A: (___) Ja, was heißt behandelt die gehen zu anderen Ärzten, die von der Sucht leben und lassen sich da verschreiben, ich red da nicht von behandeln. F: Es ist aber jetzt nicht so dass da beispielsweise ein Neurologe ist der Ihnen sagt: „Dem muss ich jetzt Benzodiazepine verschreiben.“ A: 200 Nein, wir haben natürlich richtig hochgradig kranke Patienten, die psychotisch sind. Die bei einem richtigen Psychiater sind. Die auch Neuroleptika kriegen, die wir auch hier verteilen für die, das sind Medikamente, die hochpotent und hochwichtig sind, sowie jetzt Patientin XY, die jetzt acht Wochen in der Uniklinik war. Dann rufen die hier an, dann vergeben wir die Medikamente. Das ist sachlichfachlich korrekt. Die braucht die auch und die verteilen wir auch mit. Das andere 205 ist alles Suchtförderung und „Geld-machen“. Ist so. (__) F: Wie reagieren Sie wenn die Verordnungsquelle bekannt wird? A: Welcher Arzt das ist? Das ist nix besonderes, das wissen wir alle, aber ich hab mit der Amtsapothekerin schon vor 15 Jahren darüber geredet und hab mich damals sehr, sehr engagiert und ich dachte man könnte da was machen, be- 6 210 sonders weil das damals mit den Rohypnol-Toten das war. Das ist mir sehr zu Herzen gegangen und ich hatte auch Rezepte gesehen von Apothekern, die nie abgestempelt wurden, die waren schon ganz dreckig. Also, da konnte der Patient jedes Mal hingehen, wieder Rohypnol kriegen und dann zur Platte gehen und das verkaufen. Also, das war ein Riesen-Geschäft da überall und dann hab 215 ich auch gesagt: Es muss über den Großhandel total locker sein, über den Computer festzustellen, welche Apotheke, ich sag mal nur drei Päckchen pro Monat Rohypnol ausgibt oder dreihundert oder dreitausend, Und dann hab ich damals mitgekriegt, dass ich keine Chance hab gegen diese Mafia anzugehen. Das hat man mir demonstriert und dann ließ ich es sein. Dadurch wird man auch 220 Zyniker im Laufe der Zeit. F: Welche Bedeutung hat für Sie die Zusammenarbeit mit der PSB? A: (_) Ja, ich bin natürlich in der privilegierten Lage, dass die PSB im Raum nebenan sitzt und von daher gibt es gar keine Schwierigkeiten, weder mit der Erreichbarkeit noch der Kompetenz noch. Das ist aber eine einmalige Super- 225 Ausnahme, ne. (_) Liegt aber auch an der Person, ich hab auch schon Zeiten in der PSB gehabt, wo die PSB nebenan saßen, eine andere Person und die Rolle der guten Mutter übernommen hat und alle Patienten geduzt hat und ich war der Arzt, ich war der böse, der alles verbot und dann konnte man natürlich auch, also, ich hab alle Scheiße miterlebt die es gibt und alles gegeneinander arbeiten 230 und jedes austricksen vom Patienten. Aber seit vielen Jahren hab ich den großen Vorteil, dass Arzt und Sozialarbeiterin hundertprozentig an einem Strick ziehen, sich absprechen und von keinem Junkie austricksen lassen, die ja Spalterweltmeister sind (lacht), aber hier jetzt keine Chance mehr haben. Aber ich weiß wie scheiße das sein kann, wenn die gute Mutter und der böse Vater 235 hier sitzen. F: Also, ist PSB schon wichtig? A: Ja, natürlich, das ist also eins zu eins, da hab ich kein Problem mit, ne oder anders: Das ist gleichgewichtig, also, ich würde da jetzt zwischen meiner Helferin und mir jetzt keinen Unterschied machen. 240 F: Gibt es von Ihrer Seite aus weitere Wünsche die Sie evtl. an den Gesetzgeber haben, um Ihren Arbeitsalltag zu erleichtern? A: (__) Fällt mir im Augenblick nix zu ein. (_) Ich träum natürlich immer noch dass irgendwann mal aus Afghanistan nicht mehr 96% von dem Heroin kommt, aber das sind so alte Träume, dass man mal kausal an der Wurzel anpackt, weil 7 245 letztendlich weiß ich ja, dass ich am Ende einer ganz langen Entwicklung bin und es wäre ja ein schöner Traum, wenn die Weltgemeinschaft mal vernünftig würde und den Bäuerlein in Afghanistan irgendwelche Pflanzen dahinsetzten würde von denen sie sehr gut leben könnten und ein ruhiges Leben führen können und nicht diese Scheiße anbauen müssten. Aber das sind so Träume von 250 mir hier. F: (__) Ok, danke schön. 8 Protokoll A5: Dienstag, 17.07.2012, 11.30 Uhr Niedergelassene Praxis (Internist) Geschlecht: m Vor dem Interview: Der Proband bestellte mich auf telefonische Anfrage zum Interviewtermin um 11.30 Uhr während der Suchtsprechstunde in die Praxis. Nachdem ich die Praxis betreten hatte, wurde ich zunächst in das Wartezimmer und nach wenigen Minuten in ein Arztzimmer gebeten. Der Proband wirkte interessiert und war nach Vorstellung und Einleitung, mit der Aufzeichnung des Gespräches einverstanden. Durch die gegebenen Umstände fühlte ich mich wohl. Während des Interviews: Der Proband war freundlich und mir zugewandt. Die Antworten waren zum Teil sehr ausführlich, was die Gesprächsführung sehr erleichtert hat. Der Praxisbetrieb war als ruhig zu bezeichnen und durch die geschlossene Tür nicht wahrzunehmen. Nach dem Interview: Die Uhr des Probanden piepste nach 20 Minuten und er nahm sich noch drei Minuten mehr Zeit, um mir auf meine letzten Fragen zu antworten. Durch das Interesse und die Zeit, die er sich zusätzlich nahm, fühlte ich mich gut aufgehoben. Interview Proband A5 F: Wie lange arbeiten Sie schon mit substituierten Patienten? A: Also, niedergelassen seit zwölf Jahren, also auch seit zwölf Jahren mit Drogen- 5 abhängigen, also substituierten Patienten und über 15 Jahre mit Suchtpatienten. Die letzten drei Jahre vor der Niederlassung von 97 bis 2000 war ich dann hier im Hospital in (Zensur) mit den legalen Süchten sprich Alkohol, tablettenabhängigen Patienten, wo auch die Benzodiazepinabhängigkeit ne große Rolle spielt, beschäftigt. 10 F: Unabhängig von Substitution. A: Genau, das waren die sogenannten legalen Süchte, genau. F: Wo liegen für Sie die Unterschiede zu Ihren „normalen“ Patienten? A: Ich seh, ich sag mal so, die.(_) Also, wichtig ist erstmal für mich, wir haben hier ja auch eine recht große hausärztliche Praxis die wir betreiben. Äh für mich ist 15 es wichtig zu betonen, dass die Suchtpatienten oder Substitutionspatienten sind keine Selbstläufer. Dank der Substitutionsbehandlung werden die immer älter und gewisse Patienten, die, man muss ja sagen aufgrund ihrer Drogenkarriere, des anstrengenden Drogenlebens sind die ja biologisch in der Regel zwanzig Jahre älter und ich muss sagen wenn ich hier vierzig, fünfzigjährige Substituti- 20 onspatienten habe, geht’s bei vielen gar nicht mehr um die, ausschließlich um die Fortführung der Substitution, die in meinen Augen dann nicht mehr abstinenzorientiert ist, sondern lebenserhaltend ist, sondern auch genau draufzugucken auf die Folgen, die Suchtbegleiterkrankungen. Das sind in meinen Augen die Hochrisikopatienten in der Praxis. Gut, wir haben hier auch 80 jährige haus- 25 ärztlich zu führende Patienten mit schweren Herzerkrankungen, aber man muss doch aufpassen bei den Substitutionspatienten ab einem gewissen Alter, dass man da die Co-Erkrankungen, also die Suchtbegleit- und Folgeerkrankungen nicht außer acht lässt. F: 30 Welche Rolle spielt für Sie die Erfahrung im Umgang mit substituierten Patienten? A: Erfahrungen sammelt man ja tagtäglich, ist wichtig. Wichtig, die Erfahrungen sollten auch angereichert, bereichert werden durch Hinzunahme oder auch andere Akzeptanz der anderen Hilfesysteme, wie ihre Berufsgruppen. Deshalb auch die psychosoziale Begleitung, Betreuung, die ja vielerorts schwierig zu ge- 35 stalten ist, weil einfach der Bedarf an Sozialarbeitern, die das leisten können zu 1 gering ist. Wichtig ist einfach dort, einfach die Aspekte, die die Patienten denen, ihren Berufsvertretern gegenüberstellen, einfach noch mal ne ganz andere und noch mal von einer ganz andere Tragweite, als uns gegenüber, also wichtig ist, dass möglichst viele da im gemeinsamen Boot drin sind. 40 F: Besteht von Ihrer Seite aus Kontakt zur psychosozialen Beratung? A: Also, bei mir, wir sind hier angebunden, die Kollegen die sich in einem Verein zusammengeschlossen haben, da haben wir ja mehrere Sozialarbeiter die neben der PSB auch das ambulant betreute Wohnen mit begleiten. Also, in meiner Praxis, wir haben so über hundert Substituierte, läuft es so ab, dass einerseits 45 die Patienten einerseits die Möglichkeit haben in die offene Sprechstunde in die Büroräume des Vereins in der (Zensur) straße zu gehen, aber andererseits, was die Sache in meinen Augen wesentlich erleichtert, finden zweimal die Woche hier Sprechstunden der PSB direkt in meiner Praxis statt. 50 F: Und da nehmen Sie auch öfter Kontakt auf. A: Genau, so ist es. Es werden auch oft Gespräche zu dritt geführt und vor allen Dingen man weiß, wenn man Patienten dann doch bittet oder drängt: Es ist bedarf da, mit der PSB ein Gespräch zu führen, dann ist es sicherlich leichter hier zu sagen: Äh, viertel nach elf biste hier, um dein Substitut zu erhalten und du wartest bitte bis um halb zwölf der Sozialarbeiter da ist, das Gespräch entweder 55 zu zweit, mit ihm oder mit mir zu dritt geführt wird, das halte ich für sehr wichtig. F: Wie viele Patienten werden aktuell bei Ihnen substituiert? A: 110. F: Wer ist an der Substitution beteiligt? Also an der Vergabe? A: Vergabe, also Vergabe ist bei uns so in der Regel, wenn die nicht gerade be- 60 rufstätig sind, worauf man natürlich Rücksicht nehmen sollte, berufliche Reintegration ein ganz, ganz wichtiges Thema, weil es auch den Substitutionsverlauf positiv beeinflusst, wenn die nicht zeitlich gebunden sind, findet in der Regel zwischen 11 und 12.30 Uhr die Vergabe statt. Eine Kraft ist speziell dafür da und auch ich versuche auch zwischen 11 und 12.30 Uhr die Suchtsprechstunde 65 ausschließlich zu machen. Wir versuchen also, so die hausärztliche Versorgung eben so zu gestalten, dass wir Kernpunkt von 8 bis 11 Uhr und nachmittags, dass wir also wirklich auch zu versuchen das bis kurz nach elf spätestens beendet zu haben, damit ich mich dann ausschließlich der Suchtsprechstunde widmen kann. 70 F: Auf welche Substanzen testen Sie bei Aufnahme? 2 A: Opiate, Methadon, Buprenorphin, THC, Amphetamine, Kokain, Benzodiazepine und Alkohol. F: Wie gehen Sie vor wenn die UK vor Aufnahme mit Benzodiazepinen positiv ist? A: Befragen, wie der Benzodiazepinabusus oder Beikonsum betrieben wird. Ähm 75 bei Hinweisen, dass die Mengenangabe vom klinischen Befund, Stichwort: Benzodiazepinsabber, verwaschene Sprache oder ähnliches divergieren und auch im weiteren Verlauf behalten wir uns doch vor, auch Spiegelbestimmungen im Blut zu machen, um einfach mal so eine Orientierung zu haben, bewegen die sich noch im therapeutischen oder doch auch im toxischem Bereich. Mach ich 80 auch zum Beispiel bei Patienten mit Medikamentenabhängigkeit wie Tramadol oder Tilidin, um einfach noch mal festzustellen, was die angeben korreliert das mit den pharmakologischen Messparametern. Die sind zwar manchmal ein bisschen labil aber geben einem auch ein bisschen Sicherheit, dass man sich da nicht im toxischen Bereich bewegt. Ich versuche den Benzodiazepinbeigebrauch 85 natürlich möglichst schnell rauszukriegen. Ist sicherlich nicht Sinn und Zweck, wenn ein Patient in der Aufnahme UK, die ja sozusagen den Startschuss hergeben soll in die Substitutions-, in die ambulante Substitutionsbehandlung zu kommen, als erstes zu sagen: Nee, du hast hier aber noch weitere Subs, psychotrope Substanzen im Urin und zu sagen: Du machst erstmal eine Beikonsu- 90 mentgiftung, halt ich für Blödsinn. Dann ist der, dann ist der Patient weg. Also, den Patienten muss man über die Substitution anbinden und dann natürlich bezüglich des weiteren Benzodiazepinbeikonsums engmaschig sehen. Versuche gibt es ambulant, (_) äh, die ersten, die erste Zeit, die hier mit der täglichen Vergabe auch mit einem entsprechenden dosierenden Menge an Benzodiazepi- 95 nen zu versorgen. Ist nun mal sehr oft sehr, sehr schwierig, muss ich ganz offen sagen. F: Geben Sie auch diese trizyklischen Neuroleptika? A: Wir geben, also meistens sind Neuroleptika, also, ich sag mal so, die je nachdem wenn man auch Patienten die ja nun mal auch psychiatrische Co- 100 Morbiditäten haben, dann doch auch mal im stationären Rahmen settet, also es gibt ja Kliniken die arbeiten lieber mit Neuroleptika, andere mit Antidepressiva. Sinn und Zweck, wenn man sagt: also, die Benzos brauch ich um gut zu pennen, dann muss ich natürlich zusehen, dass ich sie mit nem sedierenden Antidepressivum möglichst, also das Motiv, den Grund zu nehmen weshalb nen 105 Benzodiazepinbeikonsum betrieben wird. Wir arbeiten dann ganz gerne mit se- 3 dierenden Antidepressiva zusammen. Neuroleptika, gut. Ich sag mal, machen wir auch, es gibt dann natürlich phasenweise gibt es dann bestimmte Antidepressiva neuester Art, die dann so en vouge sind, wo man auch merkt: Ach, guck mal die Kliniken stellen jetzt viele Patienten auf das und das ein. Die natür110 lich dann hier auch das Budget eines Hausarztes sehr schnell sprengen können. Also, wir können nicht jeden mit Seroquel einstellen, ob Seroquel oder Valdoxan, das sind im Moment so die Modesubstanzen, einstellen. Zumal wenn sie vorher mit anderen Medikamenten wie Mirtazapin, ja eh ganz gut gefahren sind, sollte man das auch tun. Vorab muss man allerdings sagen, man spricht ja hier 115 schon, man fängt ja dann eventuell auch an so einen Medikamentencocktail zu kreieren, individuell auf den Patienten abgestimmt. Was wir ja auf jedem Fall auch immer machen, einfach da auch kardiovaskuläre Nebenwirkungen auszuschließen, jeder Patient der hier in die Substitution kommen will, muss vorab also neben ner somatischen Anamnese auch eben Infektionsstatus, Leberstatus, 120 EKG bekommen, um überhaupt zu sehen, ob der Einsatz bestimmter Antidepressiva oder Neuroleptika die das Herz-Reizleitungssystem am Herzen beeinflussen können überhaupt gerechtfertigt und möglich ist, durchführbar ist. Das ist wichtig. 125 F: Wie entscheiden Sie über UK? A: UK entscheide ich nach dem klinischen Aspekt, nach den Vorgaben, die man in regelmäßigen Abständen durchführen soll. Ähm, was wichtig ist man muss natürlich gucken welche Patienten hat man hier. Es gibt welche, wo man weiß die werden eher niedrigschwellig substituiert, wo man weiß, es geht erstmal um die Sicherung des Überlebens. Ähm, da wird man sicherlich positive UKs länger 130 dulden wollen, als welche die einem jetzt nen Hokuspokus erzählen, wo man eigentlich erwarten kann, die gesamten Rahmenbedingungen sind eigentlich soweit geschaffen, dass es eigentlich gelingen müsste beikonsumfrei sein Dasein zu fristen. Da muss man dann auch und eben bei klinisch instabilem Verlauf muss man eben auch dann, aber der Zeitrahmen wann das ist, das muss man 135 individuell abstimmen über eine Beikonsumentgiftung, ganz klar, diskutieren. F: Wie darf man sich das praktisch vorstellen? Also, sie haben nehmen wir mal an einen Patienten der das erste Mal seit sechs Monaten mit Benzos auffällig wird. A: Ja, es wird thematisiert warum. F: Also, der wird zu ihnen reingeschickt? 4 140 A: Der wird reingeschickt bei positivem Befund, es wird thematisiert warum. Ist dann natürlich auch immer willkommen, also, da muss man natürlich auch immer nachhaken: Ich war beim Orthopäden, der hat mir ein Muskelrelaxans aufgeschrieben. Und es gibt natürlich immer wieder Gründe, warum zum Beispiel auch Opiate positiv sind: Ich war beim Zahnarzt und hab entsprechende 145 Schmerzmittel bekommen. Ist natürlich unpfiffig, wenn das die ehrliche Antwort ist, den mitbehandelnden Fachärzten nicht von seiner Drogensucht zu erzählen. Nein, muss thematisiert werden und möglichst rasch abgestellt werden. F: Ändert sich eventuell was an der Dosis? A: Dosismäßig, würde ich sagen, also wenn ich merke (_) Ich würde davor warnen, 150 also, was ich nicht für gut halte, ähm, der Automatismus: Beikonsum findet statt, also, Substitutionsmenge zu wenig, muss angehoben werden. Das kann ein offenes Ende im negativen Sinne geben, dass die auf einmal so hochgeschossen sind mit ihrer Substitutionsmenge. Auf der anderen Seite muss man natürlich andersherum auch diskutieren, ähm, Beikonsum recht hoch oder doch die Be- 155 einträchtigung durch den Beikonsum recht hoch, dass es vielleicht Sinn macht aus Sicherheitsgründen das Substitut zu reduzieren. Sowohl in die eine als auch in die andere Richtung, das muss individuell entschieden werden. F: Gibt es Sanktionen? A: Sanktionen gibt es wenn man versucht zu bescheißen, ne. Also, es geht darum, 160 wir haben ja, ich denke jetzt auch hier eine Schnittstelle. Es gibt Patienten die hier täglich erscheinen müssen. Es gibt welche die bleiben nicht beikonsumfrei und die hat man hier jahrelang täglich. Ja, auch aus Sicherheitsgründen werden die hier am Wochenende zur zentralen Wochenendvergabe geschickt und so weiter. Und die diskutieren, die diskutieren mit einem auch nicht all zu viel. 165 Wichtiger ist es natürlich, die ich sag mal bestens präparierten Take-home Patienten, die man nur einmal die Woche sieht, ähm, wenn die einen versuchen zu vernatzen, ne. Also, dann wird das Take-home gestrichen auf unbegrenzte Zeit. Die haben täglich zu erscheinen, inklusive Wochenendvergabe etc. Und die müssen dann auch UK unter Sicht abgeben. 170 F: Wo liegen da für Sie die besonderen Schwierigkeiten bei den Patienten mit Benzodiazepinkonsum? A: Benzodiazepinpatienten, also, für mich sind die Schwierigkeiten eher noch, also, ich glaube die Zeiten wie früher, wenn man hier so Alt-Junkies hier befragt, 50 jährige, wie die vor 30 Jahren 20 Rohypnols am Tag gefuttert haben, liegen, 5 175 denk ich mal, weil´s vielleicht heute, obwohl es ist noch immer sehr leicht an Benzodiazepine auf dem Schwarzmarkt zu kommen, aber die das Ausmaß, die Menge, der im Umlauf befindlichen Benzodiazepine hat doch nachgelassen, weil ich denke die Ärzte sind auch sensibilisiert die Benzodiazepine vorsichtiger generell einzusetzten. Wo ich ein bisschen Sorge hab, ist eben die Mischung. 180 Also, hier mal ein Antidepressiva, da noch ein Neuroleptikum, da noch ein Benzodiazepin vielleicht auch noch parallel eine fachärztliche Behandlung durch den Neurologen, der weiß gar nicht was kommt außer dem Substitut noch aus den Händen des Substitutionsmediziners. Und dieser Cocktail, da hab ich manchmal ein bisschen Sorge, dass man da Gefahr läuft aus Unwissenheit den 185 Überblick zu verlieren. F: Haben Sie gerade schon gesagt, so eine Verordnung, wenn Ihnen das bekannt wird, wie reagieren Sie dann? 190 A: Ich würd anrufen, da wird angerufen und angemahnt. F: Meistens wissen die wahrscheinlich gar nicht, dass die in Substitution sind. A: Ja, das ist, man hat, man kennt, also, so ab und an kennt man schon im eigenen Umfeld Praxen, wo wie eben unsere Substituierten hingehen und tatsächlich Benzodiazepine auf Rezept erhalten mit der Angabe Großmutter oder Oma, Opa ist gestorben und die sterben dann vier Tode in der gleichen Person im gleichen Jahr. Das ist dann natürlich auffällig und dann muss man auch wirklich 195 mal zur Seite ziehen und äh, mit der Bitte das Verordnungsverhalten doch diesbezüglich zu überprüfen. F: Gibt es Wünsche an den Gesetzgeber die Ihren Arbeitsalltag erleichtern könnten in Bezug auf Benzodiazepinkonsum? A: 200 (_) Ähm, es geht um den Gesetzgeber, also was uns hier in NordrheinWestfalen bekannt geworden ist, dass zum Beispiel die AOK gemeinsam mit sogenannten Psychiatern, ähm Programme entwickelt, um eben die Kolleginnen und Kollegen zu identifizieren die in hohen Mengen oder in überdurchschnittlich hohen Mengen Benzodiazepine verordnen, und dass es dann wieder so einen Generalverdacht, halt ich für nicht gut, halt ich für schlecht, zumal man ja auch 205 sagen muss, viele versuchen ja, äh, dieses Problemfeld, in dieses Problemfeld gar nicht zu geraten und das verurteile ich total. Und da sollte man eher nachlegen und fordern die Benzodiazepine durchweg auf Privatrezepten, die natürlich der Prüfung durch die gesetzlichen Krankenkassen, das, äh, die Prüfung dadurch erschwert für die gesetzlichen Krankenkassen, dennoch halt ich für 6 210 fahrlässig, da muss ich sagen, ist nicht in Ordnung. Auf der anderen Seite darf auch nicht ein verantwortungsvoll agierender Substitutionsmediziner dafür belangt werden, da obwohl er dann mit dem Zeichen „necesse est“, das ist also medizinisch notwenig, auf dem Kassenrezept, die Benzodiazepine auf Kassenrezept verordnet. Da dürfte er in meinen Augen nicht in Haftung genommen 215 werden, äh, kommen oder belangt werden. Das und, äh, das betrifft weniger die Benzodiazepine als insgesamt der, die Handhabung, äh, der Führung, also ich finde, ähm, sehr im Bereich der Substitutionsmedizin, sind sehr viel Kontrollinstanzen und sehr viel Kontrollmechanismen, die man gerne auch für andere Bereiche der inneren Medizin, es geht immer so drum: Ja, birngt´s beim Patien- 220 ten was, ja, wie ist das weitere Procedere, Qualitätsicherungskommission und so weiter, wünschte ich mir gerne auch für andere Bereiche, wir sprechen hier, von illegalen Bereichen brauchen wir nicht reden, aber zum Beispiel ein Diabetiker kann auch zur volkswirtschaftlichen Belastung werden, wenn er trotz Insulinpflichtigkeit seine Ernährungsgewohnheiten nicht umstellt, sondern sagt: Ob 225 ich jetzt 20 oder 200 Einheiten Insulin am Tag verschieße, ist mir egal und die Kosten interessieren ihn nicht. Um Kostendämpfung, Kostenregulierung, denke ich (_) äh, wäre mehr Spielraum in anderen Feldern der Medizin und es wäre eine gewisse Flexibilität wär leicht, also, dass einfach die Art, die (_) Befürchtung liegt ja nah (_) es kommen wenig Substitutionsmediziner nach, rund 2/3 230 der, Moment meines Wissens, in Deutschland agierenden Substitutionsmediziner sind über 55 und es wird irgendwann einen Versorgungsengpass geben, weil einfach zu wenig Substitutionsmediziner da sind und das hat auch mit den rechtlichen Rahmenbedingungen zu tun, dass man, also wenn man nicht aufpasst mit allen einem Bein (Uhr von A piepst) vorm K ist. Stichwort: wenn sie 235 morgen früh nicht zum Abschlucken kommen, haben aber nen, Mittwoch kurzer Tag, nen wichtigen Amtstermin, früher wurde gesagt: Substitut mitgeben. Substitut aus der Praxis mitgeben erfüllt einen strafrechtlichen Tatbestand. Also, muss man für ein Tag ein Ein-Tages-Rezept dann ausstellen, weil der Apotheker das Vergaberecht dann hat, wir Ärzte aber nicht, das sind dann so in meinen 240 Augen und das sind so in meinen Augen dann so büro, nicht bürokratische sondern strafrechtliche Hürden die viele nicht mehr bereit sind in Kauf zu nehmen. F: Danke schön. 7 Protokoll A6: Mittwoch, 18.07.2012, 15.00 Uhr Niedergelassener Arzt (Internist) Geschlecht: m Vor dem Interview: Auf Wunsch des Probanden sollte das Interview wegen der Unruhe in der Praxis nicht dort stattfinden. So gab er mir nach kurzem E-mail-Kontakt einen Termin an einem Mittwochnachmittag bei sich zu Hause. So nahm ich in seinem Wohnzimmer platz und nach kurzer gegenseitiger Vorstellung, Einleitung zum Interview und des Einholens des Einverständnisses zur Aufzeichnung, begann das eigentliche Gespräch. Aufgrund der angenehmen zugewandten und interessierten Atmosphäre fühlte ich mich wohl. Während des Interviews: Durch die Offenheit und Begeisterung die der Proband an seiner Arbeit hatte und die er auch nach außen transportierte, war der Gesprächsfluss kontinuierlich und die Antworten zum Teil sehr ausführlich. Nach dem Interview: Das Gespräch dauerte 28 Minuten und gab mir durch das gezeigte Interesse ein gutes Gefühl. Interview Proband A6 F: Wie lange arbeiten Sie schon mit substituierten Patienten? A: Äh, ich bin der erste der überhaupt in Deutschland substituiert hat und die erste 5 Substitution hab ich gemacht. Es gab einen Heinemann-Erlass, ich weiß nicht ob Sie den kennen, ähm, in Nordrhein-Westfalen, Heinemann war unserer früherer Sozialminister. 10 F: Ah, ja. A: im Land NRW, der aus Dortmund stammt. F: Hm. A: Und äh, der hat gesagt, dass Leute die Aids haben auch behandelt werden müssen. Das war 1989 oder 88. F: Hm. A: Hat einen Erlass gemacht, der war natürlich nicht rechtsverbindlich, was jeder 15 wusste. Ich bin das einzige schwarze Schaf aus der Juristenfamilie, denn der kann ja nicht das Bundesgesetz machen oder BtMVV machen und da bin ich am Tag danach angefangen und äh, hatte, hab damals schon Aidspatienten gehabt so. Hab bei drei Leuten angefangen gleichzeitig. Hatte den ersten, die erste Anzeige vom Bundesgesundheitsamt am Hals, ähm, nach ungefähr 14 Tagen und 20 hab dann aber gleichzeitig ne Anzeige sofort gegen mich gemacht und gegen den Chef vom Bundesgesundheitsamt. F: Hm. A: Ja, weil dem ich vorher genau erzählt hatte, was ich vorhatte. Ja, und fing das an und dann das, ja war. Und es ging darum sie mussten am Wochenende auch 25 vergeben und nach der Gesetzeslage ging das nicht, weil sie müssen es immer selber tun. Das ging aber gar nicht, theoretisch wunderbar, aber de facto nicht möglich, ja. Das hab ich dem geschrieben und der hat mir nicht geantwortet. 30 F: Hm. A: (_) Und sonst, seitdem mache ich das, also 1989. F: Hm. Ich hatte mit einem Kollegen gesprochen, der hat gesagt, dass er seit 1988 dabei ist. 35 A: Das kann nicht sein, weil 1989 ist der Erlass erst gewesen. F: Ok. A: Da hat er gelogen oder falsch erinnert. F: Oder sich vertan. 1 A: Nein, damals gab´s noch nicht die Möglichkeit. Und damals nur für Aidspatienten. 40 F: Hm. Für Patienten mit schweren Co-Erkrankungen? A: Nicht schwer, mit Aids, Aidserkrankungen, stand in dem Erlass drin, Aidskranke. F: Ok. Wodurch unterschieden sich für Sie die substituierten Patienten von Ihren „normalen“ Patienten die Sie haben? A: Überhaupt nicht. F: Überhaupt nicht. A: Ne Sucht ist ne Krankheit wie jede andere auch und äh, sobald Sie anfangen 45 Unterschiede zu machen, äh (_), machen Sie auch was falsch. F: Hm. A: Man muss andere Regeln einführen, muss sich anders verhalten gegenüber denen manchmal, das ist klar, aber das ist bei verschiedenen anderen Krankheiten auch so. 50 F: Hm. A: Und die Substitutionspatienten sind Suchtpatienten. Die häufigsten Suchtpatienten sind Raucher und Alkoholiker, (_) und die unterscheiden sich nur marginal. F: OK. Welche Rolle spielt für Sie die Erfahrung die Sie im Laufe der Zeit gewonnen haben im Umgang mit substituierten Patienten? 55 A: (_) Ah, Erfahrung ist immer wichtig, ähm, man wird anfangs, wenn man frisch im Geschäft ist häufig, ähm, auf´s Kreuz gelegt, weil man Leuten glaubt die einem Lügen erzählen und Lügen oder nicht die Wahrheit sagen, ist ein Teil der Krankheit. 60 F: Hm. A: Beigebrauch, Benzodiazepine, ist ein Teil der Krankheit, deswegen das Wort Beigebrauch. Findet in den neuen Richtlinien, Bundesrichtlinien gar nicht mehr statt, gibt´s nicht mehr. 65 F: Wie viele Patienten substituieren Sie zurzeit? A: Derzeit, ph, ich zähl sie nicht, irgendwas über hundert. F: Und wer ist an der Vergabe selber beteiligt? A: (_) Die Vergabe machen also, in der Regel, also, in der Woche die Arzthelferinnen und ich sehe jeden Patienten einmal pro Woche im Schnitt. Das ist Vorschrift in der BtMVV. Ist eine Soll-Vorschrift, aber in der Regel steht da, aber die halten wir relativ streng ein. 70 F: Auf welche Substanzen testen Sie bei Aufnahme des Patienten? 2 A: Ähm, bei Aufnahme des Patienten ist vorgeschrieben von den Bundesrichtlinien, dass Sie einmal ein Urinscreening machen. Was ich nicht mitmache ist ähm, THC, weil das hat hier jeder drin, das mach ich auch nicht zwischendrin. Äh, in der, es gab ja mal so ein Landesprogramm, die hatten glaube ich 95% hatten 75 THC, auch die die sauber waren hinterher, also, das teste ich nicht mit. Ähm, wir machen Opiate, ähm, dann, äh, Amphetamine, dann äh, Benzos natürlich, und Koks. F: Wie gehen Sie vor wenn die UK vor Aufnahme des Patienten Benzodiazepin positiv ist? 80 A: Genauso, als wenn sie negativ wär. Der Patient, egal jetzt ob, was er nimmt, er hat Beigebrauch, sonst hätte er keinen Druck und würde nicht kommen und äh, was ich mache ist, wenn der intoxikiert ist, fang ich natürlich nicht an dem Tag an. Aber wenn er nicht intoxikiert ist, also wenn er normal ist, also ansprechbar ist und keinerlei Vergiftungserscheinungen, kriegt die Dosis natürlich niedrig do- 85 siert am Anfang. F: Hm. Und dann geht’s höher? A: Wir fangen beim Methadon an mit 30 – 40 mg je nachdem. Beim Polamidon π mal Daumen die Hälfte und bei Subutex fang ich meist mit 8 mg an. F: 90 Ändert sich der Konsum im Laufe der Zeit, wenn die bei ihnen ankommen und die waren Beikonsum intoxikiert? A: Äh, ich red mit den Patienten am Anfang ausführlich und sag denen wo die Risiken sind. Ich erzähl denen, dass es keinen Drogentoten in Deutschland gibt der nicht, oder so gut wie keinen, der nicht die Kombination Alkohol, Benzos und Opiate, egal ob jetzt Substitut oder Heroin, äh, in sich hat. Und dass ich deswe- 95 gen Benzos als solches, mir auf den Zeiger geht. Äh (_), wenn die exzessiv machen, dann werde ich auch exzessiv, dann setzte ich denen so ein bisschen die Pistole auf die Brust, je nachdem was für einen Menschen ich vor mir habe. Wenn die geringen Beigebrauch haben an Benzos, dann seh ich das etwas weniger eng als die meisten. 100 F: Wo liegt der geringe oder wo unterscheidet sich der geringe von dem extremen Benzos Beigebrauch? A: Also, ich mach das nicht an Milligramm fest, eher daran wie der Patient sich benimmt. Wenn einer Rohypnol nimmt, äh, das seh ich, das hör ich, da brauch ich keinen Test. Die lallen. 105 F: Ja. Ok. Wie entscheiden Sie über Uks? 3 A: Ich entscheide gar nicht über UKs. Das machen die Damen, die vergeben. Ich sag manchmal: Ich brauch jetzt einen. So, bei mir ist das jetzt meistens dann, dass ich mal einen brauche, wenn ich einem Take-home geben will. Ansonsten machen das die Damen in regelmäßigen oder unregelmäßigen Umständen. Die 110 ganzen UK´s sind alle für die Katz, weil, wenn Sie eine Frau sind und substituieren und haben Männer die Sie substituieren, gehen Sie mit ihnen aufs Klo? Schicken Sie Ihre Arzthelferin mit aufs Klo? Nein. So, das heißt die UK´s sind Blödsinn. Wenn man wirklich ein UK machen will, der wirksam ist, da gibt’s ne Methode mit Zucker anreichern, wo Sie dann genau wissen, ob der von diesem 115 Patienten ist oder nicht, ähm, die zweite Möglichkeit sind Abstriche aus dem Mund zu machen, beides zu teuer, als dass man´s regelmäßig macht. Wir machen´s dann, wenn ein Problem da ist. Patient ist für mich wichtig, dass wir, dass wir genau nachgucken, dann wenn er auffällig wird und das mach ich nicht vom UK abhängig. Ich mach nen UK wenn er auffällig ist, ja. 120 F: Ok. Wie darf ich mir das denn dann praktisch vorstellen? Also, wenn Sie sagen wir mal da einen Patienten haben der das erste Mal seit sechs Monaten mit Benzos auffällig wird, wie ist dann so der Ablauf? Was passiert dann? A: Wenn der auffällig wird mit Benzos, frag ich ihn erstmal warum. Warum hast du Benzos genommen? 125 F: Da kommt der zu Ihnen zum Gespräch ins Arztzimmer. A: Da kommt der zu mir zum Gespräch ins Arztzimmer, selbstverständlich. Wenn ein Patient auffällig wird, kommt der immer zu mir oder zu meiner Kollegin. Wir sind eine Gemeinschaftspraxis. Äh, wenn er, als zweites, sprech ich dann den, den, äh psychosozialen Betreuer an. Das ist bei mir in der Regel, der kommt zu 130 mir in die Praxis jeden Freitag, in der Regel, der Geschäftsführer unseres Vereins, ein Verein der substituierenden Ärzte in (Zensur). Da bin ich im Vorstand und der äh, kennt sich wirklich noch besser aus als ich, ist opti und zusammen reden wir mit dem. Ob wir was erreichen, ist die zweite Frage, ne. 135 F: Ändert sich was an der Dosis? A: Wenn jemand intoxikiert ist, kriegt er die halbe Dosis oder keine. Wenn jemand Benzos-Beigebrauch hat, kriegt er keine Veränderung der Dosis, es sei denn er ist intoxikiert. (_) Wie gesagt Beigebrauch, ich sags jetzt immer weil das ihr Thema ist, aber Beigebrauch gibt’s nicht mehr. Ist ein Teil der Krankheit und deswegen irgendwas bei Patienten zu ändern im Verhalten ihm gegenüber nur, 140 weil der in Anführungsstrichen Beigebrauch hat mach ich nicht. 4 F: Gibt es Sanktionen? A: Sanktion ist kein Take-home oder Take-home verlieren. Wenn einer jetzt meinetwegen seit zwei Jahren Take-home hat und hat einmal Benzos drin und hat einen vernünftigen Grund: Mein Gott, wir waren abends weg und da hatte einer 145 ne Tablette, hab ich genommen und ich kenne den und weiß, dass der sauber ist, dann werde ich dem auf keinen Fall Take-home entziehen. Und dann kriegt der die gelbe Karte, so fußballmäßig, aber nur wenn. Aber Sanktionen im Sinne von Dosisveränderungen gibt es nicht, nur wenn einer intoxikiert ist. Sanktionen im Sinne von rausschmeißen gibt es auch nicht bei mir, weil noch mal Teil der 150 Erkrankung. Wenn der Beigebrauch hat, mach ich was falsch. Er auch, aber ich auch. (_) Wenn er exzessiven Beigebrauch hat, wo es ans Leben geht, dann ist ne Frage die sich der Arzt stellen muss: Wie stirbt er eher? Wenn ich weiter substituiere oder wenn ich ihn rausschmeiße? In (Zensur) weniger ein Problem, weil wir genug Ärzte haben, in anderen Städten ein Riesen Problem. 155 F: Machen Sie denn auch Arztwechsel? A: Wir gehen da auch sehr kollegial miteinander um, äh, und wenn ich einen Patienten rauswerfe, in Anführungsstichen, passiert alle fünf Jahre einmal, also, dass ich mich von ihm trenne, das meiste hat dann aber mit Gewalt zu tun oder mit Benehmen zu tun ha, indem er meinetwegen unsere Arzthelferin anmacht 160 oder irgendwas. Wenn das so ist, dann sag ich dem: Sie kriegen weiter hier Methadon bis wir einen neuen Kollegen haben. Geb ihm sogar Namen von Kollegen, das ist bei uns im Internet abrufbar und sag ihm die Internetadresse, die Plätze frei haben und kriegt ne Überweisung zur Weiterbehandlung. Und solange substituiere ich ihn weiter für 14 Tage, drei Wochen, es sei denn es ist was 165 extremes, das geht natürlich nicht. Und ich biete ihm an eine Einweisung zu kriegen zum Entzug. Beigebrauch-Entzug, das ist die häufigste Reaktion die man hat, aber ist ja keine Sanktion, sondern ein Angebot und das sind die beiden Sachen, er kriegt ne Einweisung. F: 170 Arbeiten Sie da auch mit Entgiftungen zusammen, wenn Sie meinen dass der zum Teilentzug muss? A: Ja, das ist der häufigste Grund für die Einweisung, dass jemand zum Beigebrauch-Entzug in Anführungsstrichen, das ist der häufigste Grund. Und ich arbeite zusammen mit (Zensur) von der (Zensur) Klinik und dann natürlich mit äh, (Zensur). Das sind die beiden Kliniken. 175 F: Hm. Ambulante Entwöhnung von Benzos? 5 A: (_) Also, hab ich eigentlich nur schlechte Erfahrung gemacht. Wenn einer das möchte, gut, wunderbar, soll er probieren. Die wissen, dass ich von vornherein sehr skeptisch bin, aber wenn er das schafft und mich überzeugt, wunderbar. 180 F: Im Austausch mit Antidepressiva dann oder einfach runterdosieren? A: Nein, Antidepressiva das ist ein Ausweg, den sollte man bei Drogenpatienten nach Möglichkeit nicht suchen, es sei denn, er hat ne Depression. Es gibt ja nun viele oder ich kenne keine einzige Statistik, aber ich hab den Eindruck dass mindestens 30% meiner Patienten die Suchtpatienten sind und substituiert werden, gleichzeitig eine intensive psychiatrische Erkrankung haben, vom Borderli- 185 ner, über schizoide Geschichten bis hin zur endogenen oder schweren Depression und Verhaltensstörungen, ganz, ganz oft und die brauchen dann Antidepressiva. Aber Antidepressiva nicht von mir, immer nur vom Psychiater. F: Aber Sie arbeiten auch mit anderen Ärzten zusammen, die in Absprache mit Ihnen dann Medikamente verordnen? 190 A: Ja, ja, natürlich, selbstverständlich, selbstverständlich. In (Zensur) gibt’s eine psychiatrische Abteilung die sich drauf spezialisiert hat. Außerdem gibt’s Ambulanzen der (Zensur) Klinik, wenn man da anruft die helfen immer weiter. F: Ok. Wo sehen Sie die besonderen Schwierigkeiten im Umgang mit dem Benzodiazepin-Beigebrauch? 195 A: Das Risiko ist das ähm, spezielle Problem, das Risiko, dass sie noch Alkohol trinken. Da steck ich nicht drin und dann irgendwann gefunden werden auf der Bahnhofstoilette. Vom Heroin alleine sich umzubringen ist sehr schwierig. Kann man auch, aber das sind schon Dosen die äh, normalerweise nicht bezahlbar sind für einen Drogenkranken. Ähm, im Umgang äh, da vielleicht dass sie 200 manchmal, wenn Sie exzessiv Sachen nehmen, vor allen Dingen wenn sie wirklich äh, überfüllt sind, dass dann die Leute nicht mehr zugänglich sind für ein Gespräch. Aber die schicken wir dann weg, die kriegen dann kein Methadon mehr morgens und dann: Komm heute Nachmittag wieder, wenn du clean bist und dann reden wir, ne. 205 F: Behandeln Sie in Ihrer Praxis Patienten mit Benzodiazepinen? A: Nein. (_) Ja, halt, also jetzt müssen wir zwischen Drogenpatienten und NichtDrogenpatienten unterscheiden. Ich verschreibe keinem substituierenden Patienten Benzodiazepine. Wenn das ein Kollege tut, hat er mich am Hals, wenn er auffällt, ja, wenn also irgendwelche, angenommen stirbt einer, hat Benzodiaze- 210 pine im Blut, das ist so mit die häufigste Sache oder Apotheker ruft an kriegt 6 gleichzeitig Benzodiazepine, dann landet das bei der Ärztekammer und dann bei mir auf dem Schreibtisch und ich würde so etwas nie tun. Natürlich habe ich Patienten die Benzodiazepine kriegen. Ich halte die, die, die (_) das was im Augenblick in Deutschland läuft an Dingen die über Benzos gesagt werden für total 215 Banane. Ich hab mich häufig auf Fachveranstaltungen mit Leuten gekloppt, es gibt also einen Kollegen der also Benzodiazepinentzüge macht. So relativ schnelle Entzüge bei normalen, also nicht bei Suchtpatienten, sondern bei Benzodiazepinpatienten. Die kommen normalerweise wenn sie wiederkommen von Herrn (Zensur) dann kommen die bevor die bei mir in die Praxis kommen haben 220 die schon das erste Ding genommen, d.h. wenn ich eine alte Dame hab, die seit zwanzig Jahren, Benzos gibt’s so seit den 70er Jahren, wir wussten alle am Anfang nicht, das das süchtig macht, jetzt haben wir eine zweite Substanz das ist Zopiclon, die gleiche Entwicklung, das ist, deswegen haben wir teilweise Patienten die sammeln sich natürlich in so Praxen, wie bei mir, weil alle wissen, dass 225 ich in der Suchtmedizin was mache, so, wenn da die eine Tavor am Abend nimmt und macht das seit 20 Jahren, soll ich der 80 jährigen Dame die wegnehmen? Die zum (Zensur) zum Entzug schicken? Nee. So, und da gibts Leute die sehen das ganz anders, zum Beispiel hab ich mich mit einer Oberärztin aus dem (Zensur) Hospital, ich hab mal die Prüfung gemacht, bei der Kammer für 230 die Zusatzbezeichnung, die war ganz anderer Ansicht hatte auch vernünftige Argumente. Argument war: Und dann steht die Dame abends, nachts auf und holt sich nen Oberschenkelhalsbruch, weil sie duhn ist, klar. Das ist das Risiko, aber ich wiederhol noch mal: Einer Dame die seit 20 Jahren, einer älteren Dame, weil es sind häufiger Frauen, Benzodiazepine nimmt wird ich einen Teufel 235 tun, wenn das nicht exzessiv ist, ihr die wegzunehmen. Dann Krebspatienten kriegen manchmal bei mir Benzodiazepine, dann äh, Patienten mit chronischen Schmerzen kriegen manchmal Benzodiazepine, aber Krebspatienten mir chronischen Schmerzen, äh, ansonsten, nein, also ich geb keinem Benzodiazepine zur Beruhigung. Ach so, also, Angstpatienten doch manchmal. 240 F: Aber alles nur nicht substituierte Patienten? A: Ich red nur von nicht-substituierten Patienten, ansonsten gibt’s bei mir keine Benzos. Aus Prinzip nicht, wenn sie die auf der Szene kaufen, dann kann ich nix dran machen, aber hier nicht. F: Wie regieren Sie wenn eine Verordnungsquelle bekannt wird? 7 245 A: Das ist ganz häufig gewesen, wenn eine Verordnungsquelle bekannt wird nehme ich den Hörer hoch und ruf den an und sag, (_) ich mach dem ein klein wenig komisches Gefühl, dass ich sag: Ich hätte das und das erfahren. Ich wäre bei der Ärztekammer dafür zuständig, das wäre jetzt ein inoffizielles Gespräch, ich red als (Zensur) und nicht als Ärztekammermensch und darf dringend bitten 250 das abzustellen, denn wenn es offiziell wird, dann gibt´s leider ein Kammerverfahren und das gibt es dann auch. F: Reicht da schon eine einzige Verordnung aus? A: Nein. Es gibt auch Kollegen und Kolleginnen die auch aufs Kreuz gelegt werden und so was: Ich flippe aus, bin völlig fertig. Nein, es geht um die Leute die, also, 255 Kollegen, sind wenige, wirklich wenige, aber Kollegen die exzessiv an Drogenkranke und an Substituierte Benzos verschreiben und die werden auch irgendwann bekannt und das darf man sich nicht gefallen lassen. Da geht es um die Patienten. So und das ist mein Job da ein bisschen was gegen zu tun und das funktioniert auch wunderbar, normalerweise. Also, in (Zensur) haben wir wenig 260 Probleme. (__) Liegt aber auch an den vielen substituierenden Ärzten. F: Und an der Zusammenarbeit, so wie ich das verstanden hab, ne? A: Wir haben zusammen gegründet, den Verein (Zensur). Treffen uns so alle paar Monate mal zu einer Fortbildungsgeschichte. Ähm, einmal im Jahr zu einer großen Fortbildung, das ist im November. Immer mit verschiedenen Themen, da 265 werden zum Beispiel gleichzeitig Drogenhilfe-Professionelle und Ärzte würd ich sagen das sind immer Veranstaltungen so mit 160, 180 Leuten, die im November, da geht’s zum Beispiel drum Verkehrstüchtigkeit, Führerschein, Drogen. Zweite Thema ist, äh, moderne Drogen. Da gibt’s einen Kollegen der (lacht) unglaublich ist, den hoff ich zu kriegen, aus Hamburg. Der dann einen Vortrag hält, 270 was also, man kann zum Beispiel für, sich bestimmte Drogen bei Amazon kaufen und zusammenmixen und da haben sie Sachen wie, wie Zyankali. Wenn Sie Zeit haben am 14.November hier in (Zensur) von (Zensur). Es gibt also die tollsten Sachen und dritte Punkt ist äh, weiß ich gar nicht mehr. (_) Nee, wir arbeiten toll zusammen und am Wochenende kommen die Leute, die kein Take-home 275 haben, alle ins Gesundheitsamt. Die Stadt (Zensur) macht da auch wunderbar mit. Hat also, stellt uns die Räume umsonst zur Verfügung und äh, jeder Kollege hat Dienst abwechselnd, so dass man dann 300, 400 Patienten hat, die das Substitut kriegen, mit zwei Sozialarbeitern. Die Kollegen die den Dienst haben, die verdienen ja auch an der Vergabe. Die zahlen die Sozialarbeiter und die Or- 8 280 ganisation und da bleibt immer noch eine Menge über. Damit finanzieren wir einen Großteil der psychosozialen Betreuung, mit den Ärzten, also das bezahlen die Ärzte selber und sind wir, also bin ich zumindest unheimlich stolz drauf, dass das hier so läuft. 285 F: Das läuft in anderen Städten bestimmt nicht so (lacht). A: Das weiß ich. Also, wie gesagt, wir kriegen pro Vergabe so um, etwas um die 10 € und 4 € geben wir davon ab. Davon wird sowohl die, die äh, Vergabe als solches organisiert, da muss ja, die Substitute müssen geholt werden und solche Geschichten. Das machen wir mit der Apotheke zusammen, die das umsonst macht, dafür darf sie das mixen, also das läuft hier in (Zensur) optimal und da- 290 von werden die Sozialarbeiter bezahlt oder Arzthelferin, erfahrene und wie gesagt mehrere Angestellte der psychosozialen Betreuung und wir haben gesponsert noch das betreute Wohnen, am Anfang. Aber das trägt sich inzwischen selber. 295 F: Hm, über den Landschaftsverband. A: Über den Landschaftsverband. Also, das macht der Verein auch, das betreute Wohnen. F: Die psychosoziale Betreuung hatten Sie ja gerade schon angerissen. Welche Bedeutung hat Sie in Ihrem Behandlungskonzept? A: 300 Also, ich war dabei als das Wort erfunden wurde. Wir haben, das war äh, irgendwo der Beratungsvorsitz des Exekutivkomitees, vor 22 Jahren oder irgend so was. Und wir haben damals die ersten Richtlinien gemacht für WestfalenLippe und damals saß neben mir Professor Tölle, das war der damalige Chef der Psychiatrie in Münster an der Uni und noch ein paar andere Drogenspezialisten. Wir überlegten so als Kind brauchten war uns klar, wir brauchten jeman- 305 den der denen hilft wenn sie finanzielle Probleme haben, wenn sie soziale Probleme haben, wenn sie psychische Probleme haben, wie nennen wir das? Und haben uns unheimlich gekloppt, so zwei Stunden und da sagt der: Ihr seid alle bekloppt: psychosoziale Betreuung, da ist doch alles drin. Ja, gut. Recht hat er und seit dem gibt’s das Wort. Ich kann mich schwarz ärgern, dass wir das da- 310 mals nicht weiter definiert haben. Was inzwischen die kassenärztliche Vereinigung und die Bundeskassenärztliche Vereinigung unter psychosozialer Betreuung versteht ist total Banane. Nein, die verlangen jetzt hier bei uns in WestfalenLippe, dass wir bei jedem Patienten den vorstellen müssen (_) und Bescheinigung brauchen von dem, total Banane, im BtMVV steht drin in den Richtlinien, 9 315 auch in den Ärztekammer Richtlinien, dass bei Bedarf das gemacht werden muss. Nicht jeder braucht psychosoziale Betreuung. Damit verstopfen wir das System nach und nach in einer Art und Weise, dass Leute die es wirklich brauchen, es dann nicht haben. Bei mir, äh, der bei mir psychosoziale Betreuung macht, es gibt auch andere die es machen, aber die meisten Patienten sind 320 beim jemandem, dem Chef vom Verein und gleichzeitig ein guter Freund. Und sitzen da, wo sie jetzt sitzen, sitzen wir da und trinken und überlegen was wir mit den Patienten machen. Das zweite ist das, was die Kassenärztliche Vereinigung verlangt steht in den Richtlinien der Kassenärztlichen Vereinigung drin, in den Bundesrichtlinien, da auch da ist ne Sollbestimmung drin. Es ist nicht draus ab- 325 zuleiten, dass man das macht und wir haben jetzt die Heroinrichtlinien die mit da drin sind, ja und in den Heroinrichtlinien steht, dass der Arzt bestimmt, dass der Arzt nach Rücksprache mit dem psychosozialen Betreuer bestimmt, ob er weiter psychosoziale Betreuung braucht, nur so kann´s sein. Ich hab nichts gegen Sozialarbeiter und Sozialpädagogen, im Gegenteil, wie gesagt, mein Freund ist so 330 was, der hier sitzt, nein, nur die letzte Entscheidung bei der Behandlung des Patienten muss ein Arzt fällen, kein anderer und der verschreibt schließlich das Substitut und das steht anders in den Richtlinien drin. Äh, ich persönlich, wenn ich gefragt werde, manchmal werden ja so Kontrollen gemacht, weigere mich immer diese Bescheinigung vorzulegen, bisher ist noch nichts passiert. (_) 335 F: Ok. Haben Sie noch wünsche an den Gesetzgeber die Ihnen den Arbeitsalltag erleichtern im Bezug auf den Umgang mit Benzodiazepinen? A: Jein. (_) Äh, also ich möchte nicht, dass die Benzodiazepine in den Gesetzen auftauchen, weil dann müssten wir eben außerhalb der Substitution Dinge machen, dass sie in den Richtlinien auftauchen von der Bundesärztekammer ist 340 völlig richtig, was man macht wenn jemand Beigebrauch hat, ist bis dahin, also wirklich völlig Konsens. Ich sehe es ein bisschen individueller, ich kann mir auch vorstellen jemanden zu substituieren, der exzessiv Benzos nimmt, weil wenn jemand auf der Straße ist, der meinetwegen Aids hat oder sonst was und wenn ich ihn auf die Straße setzte und der oder die Angst haben muss dass er stirbt, 345 das ganz niedrigschwellig also zu vergeben. Man ist ja an die gesetzlichen Richtlinien gebunden, an die halt ich mich, keine Frage, aber (__) ähm, ich hab da schon ein bisschen weiteres Herz, als wenn ich das so nach den Richtlinien, wenn ich nur die alleine nehmen würde, haben würde. Äh, es ist ne scheiß Krankheit und äh (_) ich wiederhole auch noch mal, wenn ich weiß dass jemand 10 350 zum Beispiel überhaupt kein Geld hat, um irgendwas zunehmen und irgendwas zu tun und auf der Straße lebt, da darf man ja an sich schon nicht substituieren, wenn er keine feste Wohnadresse hat, das seh ich völlig anders. Nein, ich hab keine Wünsche an den Gesetzgeber, es lockerer zu machen. Heroinsubstituiton, wenn sie wollen, könnte ich morgen anfangen, überhaupt gar kein Problem, das 355 ist, (_) wer, ich hab´s mir in der Schweiz angeguckt, es ist das einfachste der Welt. Braucht überhaupt nichts geändert werden, in den Gesetzten aber die haben die Gesetze gemacht und Vorschriften gemacht, dass wir ne Finanzierung brauchten in (Zensur). Alleine von 600 000 bis 700 000 €, um das auf die Beine zu stellen, für 10 bis 20 Leute die dafür in Frage kommen, drei Sozialarbeiter, 360 drei Ärzte, drei Räume, bestimmte, die Räume müssen gesichert sein, die müssen dann mit Panzerglasscheibe äh, arbeiten und so ein Schrott und deswegen findet Heroinsubstitution in Deutschland so gut wie nicht statt. Außer die Leute die es gemacht haben bevor die Richtlinien rauskam als Probegeschichte, total Banane, also ich bin dafür das lockerer alles zu machen, ein bisschen lockerer 365 dranzugehen und nicht gleich so darzustellen, dass jeder Arzt ein Verbrecher ist und jeder Patient der Benzodiazepine nimmt auch ein Verbrecher ist. Wenn man das raus tun würde, nämlich dass das Gesetz ein bisschen raushalten würde, das würde uns die Arbeit wahnsinnig erleichtern. (__) Echt. F: Danke schön. 11 Protokoll A7: Donnerstag, 26.07.2012, 17.00 Uhr Stationäre Einrichtung (Allgemeinmedizinerin) Geschlecht: w Vor dem Interview: Die Vermittlung fand durch die Leitung der Einrichtung statt und nach einem telefonischen Kontakt wurde ein Termin am Donnerstagnachmittag vereinbart, an dem die Probandin vor Ort war um ihre Sprechstunde durchzuführen. Nachdem ich das Haus betreten hatte, wurde ich von einem Mitarbeiter zum Arztzimmer begleitet. Die Probandin bat mich in das Arztzimmer. Nach kurzer Vorstellung und Einholen des Einverständnisses zur Aufzeichnung, begann das Gespräch. Während des Interviews: Die Probandin war interessiert und mir zugewandt und antwortete ausführlich. Die Tür war während des Gesprächs geöffnet und die medizinische Fachangestellte kam zwischendurch in den Raum, was das Gespräch aber nur marginal störte. Nach dem Interview: Das Interview dauerte 23 Minuten. Durch das Interesse und die ehrlichen Schilderungen der alltäglichen Probleme mit Benzodiazepinen war ich sehr beeindruckt über den Umgang. Interview Probandin A7 F: Wie lange arbeiten Sie schon mit substituierten Patienten? A: (_) Äh. (_) Ja, gut, das ist schwer zu beantworten, ich bin seit 10 Jahren, seit gut 5 10 Jahren in der Drogenhilfe in (Zensur) und da werden natürlich auch manche substituiert, manche aber auch nicht. Also, aber das ist eher niedrigschwellig, also Drogenkonsumraum und DTA und seit 2011 bin ich hier in (Zensur), also, wo halt fast alle substituiert sind, also meine Patienten hier. F: 10 Welche Rolle spielt für Sie die Erfahrung, die Sie im Laufe der Jahre gesammelt haben? A: (___) Ja, also, die Erfahrung sagt halt Patienten die sag ich mal 30 Jahre Benzos genommen haben, die sind sehr schwierig Benzo-frei zu bekommen. Also, (_) und ich denke, das ist ne Erfahrung die jeder der in der Praxis arbeitet, also macht (_) und (_) diese Erfahrungen haben natürlich Leute die in den Kranken- 15 kassen arbeiten, nicht ne deswegen auch die unterschiedlichen Meinungen dazu, ne. (_) Also, meine Erfahrung sagt mir schon, es ist glaube ich utopisch zu glauben man bekommt jeden Patienten Benzo-frei. (_) So erstrebenswert wie das auch ist, ne, also ich bin auch nicht für Benzos, ich find die auch nicht gut, aber (_) 20 F: Das trifft wahrscheinlich auf den Beikonsum auch im Allgemeinen zu, jemanden Beikonsum-frei zu bekommen. A: Ja, das ist natürlich, das bleibt das Ziel, ja. Aber bei manchen ist das Ziel nicht zu erriechen, glaube ich mittlerweile, mit meiner Erfahrung sagen zu können, ja. F: 25 30 Wodurch unterscheiden sich die substituierten Patienten von „normalen“ für Sie? A: Was, was heißt normal? F: Oder was sind für Sie die Besonderheiten bei diesen Patienten? A: Im Vergleich zu anderen Patienten? F: Ganz genau, ja. A: (__) Naja, die substituierten Patienten sind natürlich abhängig vom, vom Gesundheitssystem, mit ihrer Sucht und äh, ja gehen diese Anhängigkeit auch ein teilweise, aber versuchen auch halt trotzdem ihre Freiheiten rauszunehmen, ne. Also, man hat ne kontrollierende Funktion bei substituierenden, äh, substituierten Patienten, die man bei „normalen“ also, nicht substituierten Patienten nicht 35 hat. Also, man muss hier also wirklich UKs machen, ne, also haben sie Beikon- 1 sum und schlucken sie ihr Konsum, äh, ihr Substitut und ähm, wenn sie Takehome haben, gehen sie auch verantwortlich damit um, also es kommt ne kontrollierende Funktion halt dazu. 40 F: Hm. Wie viele Patienten substituieren Sie aktuell? A: Puh, also etwas über 50. F: Insgesamt, mit beiden Stellen? A: Ich substituiere nur hier. In (Zensur) ist das ein Konsumraum und äh, Substituierte dürfen nicht in den Konsumraum und die Substituierten die in die DTA kommen und die dann substituiert sind, äh, die kriegen das woanders. 45 F: Ok. Wer ist an der Vergabe selbst beteiligt? A: Also, ich mach die einmal in der Woche und die anderen sechs Tage machen das halt die medizinischen Fachangestellten. Aber die UKs werden immer donnerstags gemacht, wenn ich da bin und da mach ich halt auch die Vergabe und sichte die Patienten und seh die auch alle, also ich seh alle Patienten einmal in 50 der Woche. F: Auf welche Substanzen wird bei Aufnahme getestet? A: (_) Wir testen auf, ähm auf Benzos, Opiate, auf Kokain, auf Methadon oder Methadonmetabolite oder halt Buprenorphin, (_) also nicht auf THC. 55 F: Hm, das hab ich auch schon öfter gehört. (lacht) A: Ja. THC würde bedeuten äh: Alle wären positiv (lacht) F: Das war auch die Antwort beim letzten Mal. Was passiert wenn die UK vor Aufnahme Benzo-positiv ist? Wirkt sich das aus? 60 A: Vor Aufnahme, äh, hier in der Einrichtung? F: Ja. A: Nee, also, ähm ,die Leute die hier aufgenommen werden, die haben teilweise noch einen Konsum, das wissen wir auch, also, ähm, clean zu sein ist hier keine Bedingung, es darf nur nicht im Haus konsumiert werden und ähm, gut wenn Benzos drin sind, das ist also, das erfahren wir erst, gut, vor Aufnahme, weiß ich (_) doch die müssen einmal zu Dr. (Zensur) und müssen da auch ne UK abge- 65 ben, aber das hat überhaupt keine Konsequenzen für die Bendingungsaufnahmen, äh, Aufnahmebedingungen (lacht). F: Hat das Auswirkungen auf die Dosis? A: Die kommen hier schon eingestellt rein. Denn das ist für mich sehr schwierig für mich die Leute einzustellen, wenn ich nur einmal in der Woche da bin. Das geht 2 70 also nicht, also die werden halt, also, entweder sind sie schon eingestellt oder sie werden halt in die Klinik gehen und sich da einstellen lassen. F: Hm. A: Und auch wenn die jetzt, ähm (_) Umstellungen nötig sind, also was weiß ich jetzt von einem auf das andere Substitut, dann gehen die auch halt in die Klinik 75 und werden halt stationär umgestellt, so kleine, ähm, Anpassungen mache ich selber. Aber da wo man halt auch täglich gucken muss, also wie es denen geht das kann ich hier nicht leisten. F: Was sind das so für Situationen wo im Einzelnen geguckt werden muss, wenn angepasst wird? 80 A: Ja, manchmal kommt es halt vor, äh, dass, dass Leute doch lieber auf ein anderes Substitut eingestellt werden wollen oder ähm, (__) gut, wenn sie halt komplett entgiften wollen, also, ganz weg vom Substitut, kommt nicht so oft vor, ne, aber ab und zu gibt’s so was mal oder ja, sonst gehen die halt nur zum Entgiften vom Beikonsum. 85 (MFA unterbricht kurz) F: Wie wird über eine UK entschieden? Werden die dann alle immer donnerstags gemacht? A: Die werden in der Regel immer donnerstags gemacht, aber wir können auch zu anderen Zeitpunkten jederzeit UKs machen. Also wir haben ja schon mal so Fäl- 90 le von Leuten, wo dann bekannt wurde, dass die versucht haben zu bescheißen, sag ich jetzt mal (lacht), äh, ja. Da müssen wir natürlich entgegenwirken, die kontrollieren wir dann außer der Regel, also unerwartet, die wecken wir auch aus dem Schlaf, wenn es sein muss, also (_). 95 F: Hm. A: In der Regel, also donnerstags, haben wir Vermutungen, dass da was nicht richtig läuft, machen wir das auch mal anders. 100 F: Und donnerstags immer alle dann oder? A: Alle. Das heißt alle müssen eine UK abgeben, aber nicht alle werden getestet. F: Ah. Ok. Die wissen dann auch nicht wer gestestet wird und wer nicht. A: Ne, das ist überraschend. So durchsichtig ist es dann auch nicht. Es ist schon natürlich, etwas vorher- oder sehr vorhersehbar, dass man Donnerstag möglichst sauber sein muss, aber man weiß ja nie: bin ich diesen Donnerstag dran oder vielleicht nächsten. (_) Aber es gibt ja vier UKs im Quartal, das ist ja jetzt auch nicht so viel. (_) Ich weiß nicht inwiefern, also ich denke einige wissen 3 105 dass es vier UKs im Quartal gibt. Obwohl ich glaube manche sind dann noch überrascht und sagen: Wie nicht getestet? Ich bin letzte Woche nicht getestet? Also, manche glauben tatsächlich es wird jede Woche getestet. 110 F: Ist ja auch nicht verkehrt. A: Ist auch nicht verkehrt, eben. F: Wie wird denn mit nem Benzokonsum umgegangen, wenn jetzt jemand nach einem halben Jahr auffällig wird, auf einmal, mit Benzos? A: Ja, hier gibt es welche die sind ständig Benzo-positiv, also, (_) (atmet deutlich ein und aus) , also es gibt welche hier die kriegen noch Benzos verschrieben, neben der Substitution. Also, wir versuchen jetzt, ähm, seit einiger Zeit, also 115 zumindest eine Reduzierung vorzunehmen. Das sorgt für sehr viel Unruhe, aber es hat sich, ja ich glaube, die Leute haben sich drauf eingestellt, die wissen: Wir müssen runter, es muss nicht sehr schnell gehen, aber der Trend muss runter sein und ähm, das war am Anfang sehr hart, aber die wissen auch, dass wir das jetzt nicht mit der Brechstange machen, sondern auch in Absprache mit denen 120 und wir fragen wie es denen geht und wir geben denen auch die Zeit sich daran anzupassen. Also, es geht sehr langsam, also. (_) Außerdem, gut, schicken wir natürlich Leute die, die ständig so, oder öfters Benzos im Urin haben, ähm lassen wir regelmäßig entgiften, (__) ähm. (_) Vor allem, wenn die natürlich selber halt die Benzos besorgen, nicht wenn wir die verschreiben. Gut, dann wissen wir 125 natürlich nicht ob sie noch welche nebenbei nehmen, ne. Dann ist der UK halt positiv und ob das dann nur von den verschriebenen Benzos ist oder ob die nebenbei auch noch konsumieren, das können wir nicht genau sagen. Das können wir halt nur vermuten, halt, ja, dass sie intoxikiert sind: ja oder nein. (_) Ja, also, das halt die zwei Möglichkeiten: Entgiften, immer wieder, also hier wird sehr viel 130 in Entgiftung geschickt, immer wieder und halt die langsame Abdosierung. F: Eine ambulante Entwöhnung im Prinzip über einen sehr langen Zeitraum. A: Genau, genau. F: Hm. Und was für Indikationen, also warum bekommen die hier Benzos verschrieben? 135 A: Weil die das schon seit dreißig Jahren bekommen. Das ist ne komplette Abhängigkeit, ja. (__) Und wenn wir die wirklich in Entgiftung schicken würden und die würden dann, sag ich mal clean wiederkommen, die würden am nächsten Tag ihre Benzos besorgen, ne. Und unkontrolliert, ähm. (__) Gut, man kann das nicht ausschließen dass sie auch, wenn sie von uns Benzos bekommen, sich 4 140 nebenbei noch welche besorgen. Das ist wirklich mit sehr viel Fingerspitzengefühl so von: Ja, bei wem macht es Sinn die zu verschreiben und bei wem, ähm, ja unterstützt man halt den unkontrollierten Konsum indem man selber auch noch Benzos verschreibt, ne? Also, das ist nicht so einfach. F: 145 Hm. (__) Bekommen, denn teilweise auch von Psychiatern welche verschrieben? A: Ja, wir haben das hier so geregelt, dass im Prinzip ich in der Regel keine Benzos verschreibe, sondern dann ein Neurologe oder Psychiater der hier einmal im Monat seine Sprechstunde dann hält, mit mir wo er dann halt die ganzen Patienten durchgeht, die die bekommen und die dann halt auch langsam versuchen 150 abzudosieren oder zumindest runter zu dosieren, ähm, ja. Und wenn es nötig ist, dann auch wieder Benzos zu verschreiben, wenn es nicht geht ohne, ne, weil das einfach zu viele andere Probleme da mit sich bringt (__). F: Hm. A: Also, ich persönlich bin da eigentlich raus. Ich kann immer sagen, also: Ich seh 155 dein Problem, aber Benzos verschreibe ich hier nicht, sondern der Psychiater der kommt. Der kommt dann und dann und dann sprechen wir darüber. F: Hm. A: Da ist dann auch immer noch so eine Zeitverzögerung, was auch manchmal sehr sinnvoll ist, einfach für die, äh, für den Kopf. Das wird besprochen, aber da 160 gehen dann auch wieder ein paar Wochen drüber hinweg und ähm, manchmal reicht das dann auch schon um die Entzugserscheinungen zu reduzieren. Das ist vielleicht nicht mehr so viel mehr dann (_) also, ja. Wir müssen hier wirklich mit vielen Tricks arbeiten (lacht). 165 F: Und mit Fingerspitzengefühl. A: Ja. F: Es gibt ja auch welche die sich die Benzos von woanders besorgen. Wie reagieren Sie wenn die Verordnungsquelle bekannt wird? A: (__) Also, in der Regel wird die nicht bekannt. Ähm, (_) ich weiß von der Leitung hier, die schon mehrmals Ärzte angezeigt hat, die Benzos verschreiben. Da ist 170 nie was passiert, also, deswegen. F: Schwierig, ja. A: Also, keine Ahnung. Also, ich hab noch nie jemanden angezeigt. Ich fahr jetzt auch in der Regel. Ich kenn die Ärzte hier nicht. Ich weiß jetzt nicht wie es hier in (Zensur) ist. Welche Ärzte, also, ich weiß von einem der reist immer nach (Zen- 5 175 sur) (_) und hat sich dann immer da ein Arzt oder ich weiß nicht, auf der Platte oder ob er da einen Arzt hatte wo er sich die besorgt hat. Das hat zumindest dafür gesorgt, dass er da beim Schwarzfahren erwischt wurde und deswegen ein Verfahren am Hals hat, also, hm. (_) Da haben wir gesagt: Gut, wir verschreiben dir eine kleine Menge, damit du auch nicht wieder straffällig wirst. Aber damit 180 musst du dann auch zufrieden sein und wir bauen das dann auch im Laufe der Zeit ab, langsam, aber es wird reduziert, aber so dass du auch damit klar kommst, ne, also, ja, das ist so ein Kompromiss. (__) Also, ich, in der Regel erzählen die auch nicht, wo sie ihre Benzos herkriegen, ne, die wären ja ganz schön blöd, ne. 185 F: Gut. Aber vielleicht kann es dem einen oder anderen einmal rausrutschen. A: Ja, aber da sind sie sehr diskret. (lacht) F: Ähm, gut, das ist jetzt ne stationäre Einrichtung, aber welche Bedeutung hat denn die psychosoziale Betreuung hier in der Substitution? A: 190 (_) Ja, eine sehr große. Denn hier passiert sehr wenig ohne die psychosoziale Betreuung, ähm. (__) Also, der Kontakt könnte besser sein, weil ich natürlich nur einen Tag in der Woche hier bin und nicht alle Sozialarbeiter donnerstags auch hier sind, aber, ähm, wenn also ein Patient irgendeine Änderung haben möchte, gut es sei denn er sagt, äh: Ich bin irgendwie entzügig, das Substitut reicht mir nicht, das entscheide ich dann schon alleine, aber wenn es um Runterdosierung 195 geht, dann spreche ich das auch in der Regel mit der psychosozialen Betreuung ab, also. (_). Also, dann sag ich: Sprich mit deinem Betreuer, komm mit dem vorbei, dass wir das dann gemeinsam besprechen, also denn. Die kennen den Patienten viel besser als ich. Ich bin hier nur einmal in der Woche und seh die dann auch nur ein paar Minuten. Und äh, (_) deswegen, das finde ich schon 200 sehr sinnvoll auch die Betreuung da dabeizuhaben. F: Hm. (_) OK. Über den Gesetzgeber haben wir gerade schon gesprochen. Hm, gibt es da irgendwelche Wünsche die einem substituierenden Arzt den Alltag im Umgang mit Benzodiazepinkonsum erleichtern könnten, an den Gesetzgeber? A: 205 (_) (hustet)(_) Ja, also ich denke, also, für (_) Einrichtungen, also und ich denke auch für die substituierenden Ärzte, dass (_) es wäre wirklich gut, wenn man etwas weniger rigide halt mit dem Beikonsum umgehen könnte. Also, auch vom Gesetzgeber, also. Jetzt ist offiziell Beikonsum von Benzodiazepinen ist einfach verpönt, geht einfach nicht zusammen, ne, es wird halt ähm, von vielen Ärzten halt geduldet, weil sie halt auch alle sehen, also, (_) das lässt sich nicht ändern, 6 210 irgendwie, ne, also zumindest nicht auf kurze Sicht, also und auch wenn Patienten halt nichts dazu nebenher nehmen, wie will man die kontrollieren, ne. So außer die UKs die man macht (_) aber, man kann das nicht kontrollieren, ob die jetzt irgendwo Benzos besorgen oder nicht, also. (__) Also, ich denke auch für hier haben wir jetzt wirklich gemerkt, wir haben versucht wirklich langjährige 215 Konsumenten von Benzos wirklich abzudosieren und sind gescheitert. F: Hm. A: Und das waren Leute die wirklich, (__) seit mehreren, also, wie sagt man, also zig Jahre Benzos genommen haben. Die kriegt man nicht mal eben, äh, entgiftet, ne und schon gar nicht in drei Wochen. Das ist unmöglich, die brauchen ein 220 Jahr, mindestens schätze ich mal bevor die wirklich, also dann, wo alles raus ist, ne. Also, dass man zumindest Zeit auch bekommt die auch runterzudosieren und nicht so wie es in der roten Liste steht, also, maximal zwei Wochen (_) verschreiben darf und danach ist es eigentlich nicht mehr verschreibungsfähig, ne und damit auch nicht erstattungsfähig. 225 F: Hm. A: Also ich denke da muss man differenzierter gucken, also ich bin auch wirklich nicht dafür, äh, wahllos Benzos zu verschreiben überhaupt nicht. (_) Und wenn man die Verschreibung auflockern würde, dann würde das natürlich schon voraussetzten, dass alle Ärzte da auch verantwortungsvoll mit umgehen und das 230 ist auch nicht der Fall. Es gibt genügend Ärzte, die Benzos haufenweise verschreiben, einfach weil, ja warum weiß ich nicht, aus, ja weil die keine Lust mehr haben zu diskutieren oder weil es Geld bringt, keine Ahnung. Es sind in der Regel dann, vermute ich mal auch Ärzte die weniger mit Suchtmedizin zu tun haben. (__) Naja, also (__) vielleicht wäre es sogar besser, die Benzos auch, alle 235 auf BtM, nur verschreibungsfähig zu machen, dann hätte man das auch besser unter Kontrolle, aber auf der anderen Seite auch etwas, also weniger rigide damit umgehen zu müssen. Also, so ähnlich wie bei der Opiatsubstitution, ne. Also, das Ziel ist immer noch Abstinenz, aber auf lange Dauer, bei den Leuten die es schon so lange nehmen (_) und wenn man es natürlich auf BtM Rezept 240 macht, dann hat man auch ne bessere Kontrollmöglichkeit (_). F: Ok. Eine Frage, die habe ich gerade vergessen: Machen Sie Uks unter Sicht. A: Hm? F: Machen Sie Uks unter Sicht oder gehen die alleine auf Toilette? 7 A: 245 Achso, ja, die gehen alleine auf Toilette. Die Toilette ist aber hier im Raum, ähm. Ja, (_) ich will nicht sagen, dass die gar nicht (_) nicht türken können, aber (_) gut, wir kontrollieren natürlich die Temperatur und gucken auch wie der Urin aussieht. (_) Ähm, gut, manche die, äh, betrügen schon, das kommt aber meistens raus indem geredet wird, halt, ne (lacht) und ja, äh, filzen mache ich schon, aber auch nicht bei allen. Nur wenn ich einen Verdacht habe, dass da was läuft, 250 ja. F: Ok. Danke schön. 8 Protokoll A8: Freitag, 27.07.2012, 15.00 Uhr Niedergelassene Praxis (Gynäkologie) Geschlecht: w Vor dem Interview: Die Probandin ist mit Proband A6 verheiratet und ließ mir durch ihn per E-mail-Kontakt mitteilen, dass ich sie am Freitagnachmittag zu Hause aufsuchen sollte. Da ich den Ort schon kannte, gab es eine gewisse Vertrautheit und ich fühlte mich wohl. Wir saßen auf der Terrasse im Garten und nach Vorstellung und Einleitung holte ich mir die Erlaubnis zur Aufzeichnung des Gespräches ein. Während des Interviews: Die Atmosphäre war sehr ruhig. Die Probandin war zugewandt, nahm sich Zeit und antwortete ausführlich. Nach dem Interview: Die Länge des Interviews betrug 23 Minuten und war durch die ruhige Art der Probandin sehr angenehm. Interview Probandin A8 A: Aber es ist ja so, wenn sie nur schwangere haben, die sind ja irgendwann nicht mehr schwanger. 5 F: Richtig. A: Und dann bleiben die trotzdem bei einem und dann wird das Klientel immer weiter. F: Klar. Das vergrößert sich dann, aber dann sind Sie ja im Prinzip spezialisiert. A: Ja, mehr so für Frauen, so in der Richtung. Also, ich hab nicht dieses ganz ka- 10 tastrophale Klienten, äh, Klientel, wie mein Mann das hat. Also, so dass das mit den Benzos bei mir nicht so dramatisch ist. Meistens ist die Motivation dadurch dass die schwanger waren, ja doch relativ groß beigebrauchsfrei zu sein. Deswegen bin ich hier eher der positive Aspekt hier. 15 F: Wie lange arbeiten Sie schon mit substituierten Patienten? A: 12 Jahre rum. F: Hm. Wodurch unterscheiden sich ihre substituierten Patienten von den „normalen“? A: Sozial, meistens sehr schwierig zu führen, besonders am Anfang. Sie, wenn sie, äh, die Drogenabhängigen reinkommen, sind sie ja sehr häufig, sagen wir mal 20 rein äußerlich schon zu unterscheiden, von „normalen“ Patienten. Sie sind ja sehr häufig ungepflegt, ein bisschen aggressiv oder depressiv und äh, sie sind, ja sie benehmen sich auch weniger ruhig und fallen schon auf, auch die Kleidung ist meistens noch und die Körperpflege ist ja doch ein bisschen, sagen wir mal, lässt oft zu wünschen übrig. Und das ändert sich aber im Laufe, wenn sie 25 normalerweise, wenn sie ja dann doch bei uns bleiben oft innerhalb von wenigen Wochen, dass sie rein äußerlich schon, ja, dass sie kaum noch zu unterscheiden sind. Normalerweise ja gut dann gepflegte Kleidung, zumindest Second-Hand und gewaschen und sind auch so mit dem ganzen, mit der Praxisführung und wie alles läuft dann sehr vertraut und dann geht das an sich sehr 30 gut. F: Welche Rolle spielt diese 12 jährige Erfahrung die Sie jetzt mit diesen Patienten haben im Umgang mit denen? A: Ach, man wird sehr viel ruhiger und (lacht) toleriert viele Sachen dann auch eher, als ganz am Anfang. Aber man ist auch also durch die Erfahrung kann man 35 auch sagen manchen Patienten: Kinder, ihr passt hier nicht rein. Ihr wollt euch 1 nicht integrieren. Ihr werdet immer rückfällig, äh. Bei uns geht das nicht, dann müsst ihr wieder gehen. Dann muss man sich manchmal auch trennen, passiert nicht häufig, aber (_) und wenn man dann weiß, wie es läuft und man lange Erfahrung hat dann ist es auch kein Problem. Man sagt seine Meinung, man strei40 tet sich auch gar nicht mehr, sondern sagt einfach: So geht’s nicht, wie, ich glaub, wie in einer guten Familie. Irgendwann sagt die Mutter oder der Vater: Nee, so geht’s nicht, aufgeräumt werden muss schon. F: Was sind das für Dinge die man am Anfang eher toleriert hat? A: Am Anfang tolerieren vor allen Dingen Beigebrauch. Den muss man immer am 45 Anfang tolerieren, weil die sind ja nicht innerhalb von einer sind die ja nicht clean. Und äh, als ich anfing da dachte ich immer ich müsste, ich sei der Heilsbringer, ich müsste jeden Patienten jetzt Beigebrauchsfrei kriegen und den Zahn kann man sich ziehen lassen. Das passiert ja sehr (_), das passiert, also, das sind ja die Erfolgsbeispiele, wenn die nach einem halben Jahr dann Take-home 50 kriegen und bleiben tatsächlich bei der Stange und haben keine Rückfälle oder wenig Rückfälle, dann ist man irgendwie ein bisschen stolz. F: Hm. Das glaub ich. A: Und jetzt ist es so, dass ich ein dickeres Fell auch hab, wenn jemand Beigebrauch hat. Letztendlich dreht es sich darum: Der Mensch muss erstmal überle- 55 ben. Erstmal muss der weiterkommen und man kann nicht immer schwere Vorwürfe machen. Manches muss man auch tolerieren später und manches kann ich jetzt besser tolerieren. 60 F: Wie viele Patienten werden aktuell in Ihrer Praxis substituiert? A: Es müssen so um die 22 sein. F: Wer ist an der Vergabe beteiligt? A: Äh, primär die Arzthelferinnen. Ich habe drei voll angestellte Arzthelferinnen, die sich damit auch beschäftigt haben mit der Vergabe und außerdem, ja ich natürlich und meine Kollegin, wenn ich nicht da bin, im Urlaub, dann hab ich eine Jobsharing Assistentin, die auch Fachärztin ist und äh. Sie vertritt mich dann. Im 65 Zweifelsfall ist mein Mann in der Praxis unten. Der hat ja eine Gemeinschaftspraxis und er als Internist übernimmt dann schon die problematischen Fälle, wenn manchmal auch die internistischen Problematiken im Vordergrund stehen, nicht im Vordergrund aber mitbehandelt werden müssen, zum Beispiel Hepatitis und Aids, Hepatitis C ja jetzt vor allen Dingen, äh. Da wird auch möglichst vor- 70 her am Anfang der Vergabe von uns aus gesagt: Der Internist muss drauf gu- 2 cken und wenn es mein Mann nicht ist, dann zu den Ärzten, also, den Hausärzten wo sie vorher auch hingegangen sind. F: Auf welche Substanzen testen Sie vor der Aufnahme? A: Äh, das ist Kokain, Heroin, äh, Benzos, und äh, Methadon bzw. Polamidon, kein 75 THC. F: Wie gehen Sie vor wenn vor der Aufnahme die Benzos positiv sind? Was passiert dann? A: Ja, egal, ob die po (_) ja, äh, das ist egal, die werden darauf aufmerksam gemacht: Beigebrauch geht nicht, egal in welcher Form. Für Benzos gilt das ge- 80 nauso, wie für Heroin und Kokain. Ziel ist auf jeden Fall, äh, Beigebrauchsfreiheit. 85 F: Das wird dann am Anfang im Gespräch vermittelt? A: Auf jeden Fall. Also, das ist das Ziel. Ob es erreichbar ist, ist fraglich. F: Ändert sich das denn dann im Laufe der Substitution? A: Die Patienten möchten gerne. Die sagen am Anfang alle: Ja, will ich, dann, äh, wenn offensichtlich Benzos genommen werden, dann muss äh, gibt’s ja nur zwei Möglichkeiten, entweder, also ich kann´s nicht tolerieren, ähm, dann müssen sie zum Neurologen oder sie scheiden aus dem Programm. Nein, Entschuldigung, sie gehen zum Entzug in die Klinik oder man muss sich trennen und 90 wenn, gut, es gibt aber auch Frauen, ne, ich hab ja nur Frauen (lacht), ähm, da ist der Benzobeigebrauch gar nicht mal ganz bewusst. Die nehmen dann Heroin oder Kokain und anscheinend wird das dann auch schon mal gestreckt. Vielleicht ist dann ein bisschen was drin, dann sind die Teste natürlich positiv, ohne dass die Patienten echt ähm, Benzo-abhängig wären, aber die Urinscreenings 95 sind dann trotzdem positiv. Gut, da muss man einfach sagen, von den anderen Substanzen müssen sie auch von äh, wegkommen von Heroin und Kokain. F: Ist immer ein Paket, sag ich jetzt mal. A: Ja, ja. Jemand der ganz alleine Benzo-abhängig ist, die hab ich nicht. Das ist immer nur ein Stück Beigebrauch. 100 F: Wie entscheiden Sie über UKs? A: Äh, ich hab ja viele Schwangere und Frauen die dann immer ihre Kinder betreuen müssen. Da läuft es üblicherweise zweimal im Monat. 105 F: Hm. A: Und bei Bedarf bekommt das Jugendamt dann auch eine Info oder die Betreuer eine Info, ob sie clean sind oder nicht 3 F: Und Sie schauen dann wer, wie, wann dran ist und schreiben es dann auf? A: Ja, das wird notiert, die Leute wissen dann meistens vorher schon Bescheid, bald sind sie wieder fällig und viele sagen eben: Ja, können sie ruhig heute machen, ich bin sauber. Und äh, weil der Motivationszwang clean zu werden ist bei 110 Frauen mit Kindern glaube ich deutlich größer und ich glaub, also, ich hab das nie statistisch ausgewertet, aber ich glaube, dass die Frauen die nur mit dem Methadon oder Polamidon klarkommen, dass da bei mir die Erfolgsquote größer ist, als wahrscheinlich in der Praxis meines Mannes, weil sonst die Kinder aus der Familie evtl. rausgenommen werden könnten. (__) 115 F: Machen Sie UKs unter Sicht? A: Ja, Pippi wird, äh, also, das Schema ist so: eine Arzthelferin geht mit, äh, die machen dann, also, die sind nicht direkt dabei, aber die Tür ist offen und der Urin wird dann auch auf Temperatur überprüft und dann gab es manchmal auch schon Zwischenfälle, was heißt Zwischenfälle, äh, aber da war der Urin kalt und 120 äh. Also, seitdem wir wissen, dass die Patienten, also, äh, schummeln und dann laut protestieren: Das ist doch mein Urin, dann wird vorher das Thermometer eben reingehalten und wenn Pippi nicht 37° Grad hat, dann ist das kein frischer Urin. 125 F: Das fühlt man ja dann auch äußerlich. A: Ja, nur manche sagen, die haben sich verfühlt, die Arzthelferin, die kann nicht richtig tasten und dann haben wir ein Thermometer dafür. F: Ah ja. OK. (lacht) A: Außerdem gibt es da noch einen kleinen Trick: Die machen einmal Pippi und dann ist der kalt oder wir haben Zweifel, dann können sie eine Stunde bei uns 130 sitzen bleiben und dann dürfen sie ein zweites Mal unter Aufsicht Pippi machen, ja und dann können sie nicht mehr mogeln. F: Dann geht’s nicht mehr. Was passiert wenn jemand nach einem halben Jahr wieder auffällig wird mit, speziell jetzt mit Benzodiazepinen? A: 135 Ach so, ich hab die Frage nicht zu Ende beantwortet. 14 tägige UK bei den Frauen mit Kindern, egal ob schwanger oder in der Familie Kinder. Wenn die hinterher, wenn die Kinder aus dem Haus sind und die haben keine, äh, die Kinder leben nicht im Haushalt, dann machen wir es alle vier Wochen, ca. alle vier Wochen. F: Dreimal im Quartal dann. 4 140 A: Ja, kann man sagen, kann auch mal sechs Wochen werden je nachdem, gibt auch Menschen die sind so zuverlässig, da guckt man auch schon mal etwas drüber hinweg. Aber im Schnitt alle vier Wochen. F: Gibt es auch Ausnahmen wo man zwischendurch mal so denkt. Äh, der müsste mal? 145 A: Ja, ne, das ist bei Alkohol. Wir machen also Alkohol, jetzt nicht das normale Sreeningprogramm, dass man die pusten lässt, aber sobald wir den Gedanken haben oder man weiß dass die Alkoholanhängig sind, dann wird überraschenderweise, dürfen sie mal pusten oder manchmal auch täglich, um sie bei der Stange zu halten. Also, das ist beim Alkohol ist natürlich eher ohne Voran- 150 sage. F: Ja, gut, ist ja auch schnell gemacht. Da kann man auch nicht schummeln. A: Ja, und da können sie es ja auch schneller feststellen, was wirklich Tatsache ist. Die Urinscreenings sind ja nicht so ganz äh, OK, sind sehr hoch sensibel und es kommt öfter mal vor, dass die auch auf Benzos positiv reagieren oder auch auf, 155 ähm, hatten wir jetzt auch auf Kokain. Und dann wenn da wirklich kein Beigebrauch ist dann sagen die Mädels, äh, die Patientinnen auch: Hier können sie Blut abnehmen und das machen wir dann auch. Vor allem wenn Kinder da sind und fast immer ist es so dass die Patientinnen recht haben dass das Urinscreening hoch, äh, zu sensibel dann war und dass wirklich im Blut nichts drin war. 160 Auch THC ist häufig positiv und wir haben es einfach rausgenommen. Also,(_) ja, vielleicht muss man da ein bisschen drüber weggucken. Ich, äh, bin kein Politiker, aber ich glaube man sollte das nicht zu dramatisch sehen. F: (__) Was passiert wenn jetzt jemand sagen wir mal nach einem halben Jahr mit Benzos auffällig wird? 165 A: Ja, zunächst rede ich da mit den Patientinnen. Dann muss ich sagen, dass normalerweise, da hab ich also, zwei Sorten von Patientinnen, eine kriegt das manchmal durch den Neurologen, dann ist man manchmal erstaunt oder hat vom, von irgendwoher, weil sie mal einen Tag keine Vergabe hatten, dann haben sie sich was besorgt, also, einmal durch einen Arzt tatsächlich, durch den 170 Neurologen, ist ja legitim, angenommen die haben Krampfanfälle und sind bei ihrem Neurologen oder haben Depressionen oder wie auch immer und der Neurologe hat denen dann was gegeben. Das ist ja abgesegnet. Dann manchmal setzte ich mich mit dem Neurologen in Verbindung, ruf mal an und frage: Was ist denn da mit der Patientin? Ja, die kriegt bei mir immer oder gerade jetzt ganz 5 175 akut kriegt sie ein Benzopräparat. Gut. Dann schreib ich hin: neurologisch, neurologische Ursache und manchmal ist es auch so dass die das als Überbrückungsmedikament dann genommen haben, weil sie mal zur Vergabe nicht kommen wollten und hatten dann mal eben vom Opa oder sonst wo, von der Oma ein paar Benzos dann eingeschmissen. Gut, dann muss ich sagen, das ist 180 ein Rückfall, äh, mal gucken, dauert ja eine Ecke bis es raus ist, kriegen sie vorübergehend eben kein Take-home mehr, also das sind ja dann immer Leute die Take-home hatten. Dann wird das Take-home erstmal gestrichen, bis zum nächsten Test der dann, Urinscreening. Wenn es dann wieder in Ordnung ist, dann kann man ja schreiben, ähm, problemloser Beigebrauch, einmaliger Rück- 185 fall und dann kriegen sie auch wieder ihr Take-home. F: Spricht irgendwas für eine Dosisveränderung? A: Dosisveränderung mache ich mehr, sozusagen, auf Wunsch. Das diskutiert man, ob Suchtdruck da ist und ähm, wenn da wirklich Suchtdruck ist und die nehmen häufiger Benzos, dann biete ich ihnen an zur Klinik zum Entzug oder 190 ich kann es nicht tolerieren. Dann müssen sie leider aus dem Programm aussteigen. 195 F: Das sind dann die Sanktionen, die daraus folgen können? A: Ja. F: Was sind die besonderen Schwierigkeiten beim Benzokonsum? A: Ja, ist schwierig. Wer einmal Benzoabhängig ist, Heroin ist glaube ich noch das, äh, die einfachste Art wovon man runterkommen kann, habe ich so den Eindruck, Kokain ist ganz großer Mist und Benzos sehe ich ähnlich, ist ganz, ganz schwer von den Benzos runterzukommen. Auch wegen der langen Halbwertszeit, das ist ja auch noch endlos in, äh, nachzuweisen. Also, äh, bei Heroin, ne 200 Woche später kann man sagen, müsste man an sich wieder clean sein und bei Kokain und bei Benzos, kann das durchaus auch zwei, drei Wochen dauern bis die wieder sauber sind. Also so, ich kann das jetzt nicht sagen, ist wahrscheinlich auch unterschiedlich von Mensch zu Mensch, aber Benzos ist ein ganz großes Problem, äh, die davon sauber zu kriegen. 205 F: Gibt es sonst noch besondere Schwierigkeiten im Bezug auf Schwangere? A: Nö. Benzos und Kokain. Also, meistens kommen sie ja und haben das ganze Programm, dass jemand nur Heroin nimmt und damit sozusagen bei mir ankommt, das hab ich wirklich selten erlebt. Meistens ist alles im Urinscreening 6 und überhaupt, die geben es ja auch zu. Die kommen ja auch nicht zum Spaß 210 zu mir, die sagen: Hier, ich brauch Hilfe. F: Behandeln Sie in Ihrer Praxis Patienten mit Benzodiazepinen? A: Ähm, ja, aber das sind dann, tolerieren kann ich es ja nicht, wenn einer Benzodiazepinabhängig ist, also, wenn das Urinscreening das beeinhaltet, dann muss ich mich rückversichern, bei den Psychiatern oder Neurologen, ob das er- 215 220 laubte, also als Medikament eingesetzt wird, dann toleriere ich es natürlich. F: Hm. A: Aber sonst kann man es nicht tolerieren. F: Bieten Sie dem Patienten auch an eine ambulante Entwöhnung zu machen? A: Ja, nicht bei mir, das äh, kann ich nicht übernehmen ich bin Gynäkologe. F: Hm. A: Ich bin primär für die Vergabe zuständig. Wenn Probleme sind kann ich sie nur zum Neurologen schicken oder wir haben so Psychiater in (Zensur), die ja dann die, ähm, sich damit besser auskennen, aber so nach meinem Dafürhalten dann zuerst mal in die Klinik und werden prompt dann irgendwann auch mal wieder 225 rückfällig, ja, nicht alle. Ist immer pauschal gesagt, also, äh, der stationäre Entzug, käme dann, also, würde ich den Leuten immer eher ans Herz legen. A: Ich habe keine Patienten die da vom Neurologen da runterdosiert werden oder so. (_) F: 230 Wie reagieren Sie, wenn so eine Verordnungsquelle bekannt wird? Also, jetzt nicht nur ein Neurologe von dem Sie wissen, dass der Patient da in Behandlung ist. A: Hab ich mich telefonisch mit in Verbindung gesetzt und hab gesagt, dass das für ihn ein hohes Risiko ist, dass er dann mal irgendwann zur Kasse gebeten wird. 235 F: Hm. A: Also, äh, würd ich mal sagen, ja, (__) ja es ist schwierig, ich äh. Man möchte mit den Kollegen auch nichts, äh, denen so sagen, ihr macht das falsch. F: Hm. A: Aber zumindest als das sehr auffällig wurde. Das waren aber nur zwei Ärzte im Laufe dieser langen Zeit, wo ich mich dann telefonisch mit in Verbindung gesetzt 240 hatte und da war auch zu vermuten, dass sie die Benzos, die sich die Benzos haben aufschreiben lassen und wieder verkauft haben. Ich bin da gar nicht sicher dass die das alles selber geschluckt haben. F: Hm. (__) Und wie war die Reaktion? 7 A: 245 Tja, was soll man da sagen, (__) Schweigen im Walde erstmal. Ja, danke für die Information. (__) F: Welche Bedeutung hat die Kooperation mit der PSB in Ihrem Behandlungskonzept? A: Ne sehr hohe. Das läuft sehr gut, wir haben mehrere Stellen hier in (Zensur) äh, die sich darum äh, kümmern. Eine Beratung läuft ja bei uns in der Praxis, in der 250 Praxis meines Mannes, dann haben wir da die offenen Beratungsstellen, die die Stadt (Zensur), dann die Drobs und äh, an sich herrscht da kein Mangel und die Kontakte sind auch gut. Wenn man denkt da seinen Probleme, nimmt man den Telefonhörer hoch und versucht mal zu eruieren warum das bei dem Patienten nicht gut läuft. 255 F: Und was sind das so für Probleme? Wann nehmen Sie da Kontakt auf? A: Das ist einmal, also fast immer ist es der Beigebrauch, dass man denkt die rutschen wieder total ab, verstärkter Beigebrauch, dann familiäre Probleme, wenn Kinder in der Familie sind, dass man dann schon mal sagt: Wie sieht das aus? Muss man da in der Familie vielleicht eher, in der Familie Betreuung machen? 260 Und, äh, die überhaupt dann auch zu motivieren regelmäßig, äh, zur PSB hinzugehen. Das ist also, oft sehr schwierig die Leute zu motivieren, wirklich dahin zu gehen, denn sonst fliegen sie aus dem Programm raus. Termine einzuhalten, aber auch Wohnungssuche, ich habe eine Frau, die ist jetzt schon seit langer Zeit auf der Straße. Die brauchte Hilfe, aber die ist, tschuldigung, zu dumm um 265 sich helfen zu lassen. Also, Wohnungssuche ist, äh, äh, Wohnungswechsel ist auch ein Problem, gar nicht mal so Kleidung oder Essen und so, aber in ein geordnetes Millieu wieder reinzukommen. (__) 270 F: Also, die PSB ist schon wichtig. A: (nickt) F: Haben Sie Wünsche an den Gesetzgeber speziell im Bezug auf die Benzodiazepine, um Ihnen den Arbeitsalltag zu erleichtern? A: Äh, das ist, ähm, die gesetzlichen Vorschriften, ähm, der Papierkram, der Papierkrieg. Das ist also immer, aber das gilt nicht nur für Benzos, das ist ja in dem ganzen Rahmenprogramm, egal, womit sie Beigebrauch haben, äh, ja, wie soll 275 man das formulieren? Ich würde gerne weniger Formulare ausfüllen und etwas mehr gerne selbstverantwortlich dafür sein. Auch die Screenings und äh, die Beobachtung der Patienten auch dem Gefühl mal zu überlassen und nicht nur immer stur nach Standard zu gehen. Auch die Take-home, dass man das Take- 8 home zum Beispiel individualisieren kann. Sie können ja an sich wenn jemand 280 Take-home, äh, wenn jemand Beigebrauch hat, Benzos auch, dann können sie ihm ja an sich kein Take-home geben. Aber manchmal ist das auch familiären Gründen oder soziale Umstände doch mal, da wär´s doch schön, wenn man dann doch mal drei, vier Tage Take-home geben könnte und sagt: Dieser Mensch ist jetzt gerade auf Wohnungssuche. Lasst den doch jetzt erstmal die 285 Wohnung suchen. Nur, man darf´s aber nicht, also so ein bisschen die gesetzlichen Vorschriften sind sehr streng und wenn man sich nicht dran hält, hat man hinterher selber juristische Probleme. Also, ich würde gerne nicht immer das Damoklesschwert der Juristerei über mir hängen haben, wenn ich was versäume dass ich dann belangt werden kann. 290 F: Mehr Eigenverantwortung. A: Mehr Eigenverantwortung. Weil ich den Patienten sicher besser ab, also, beurteilen kann, als äh, mit strengen Regeln, ja nicht die Regeln. Ich würde das alles akzeptieren, nur wenn ich sie nicht einhalte, dass ich dann juristisch belangt werden kann, das nervt. 295 F: Hm. A: Und ich hab ein dickes Fell, mein Mann steht mir zur Seite, als Internist und Chef der Drogenkommission, wenn ich das alleine machen würde hätte ich schon aufgegeben. 300 F: Ist ja auch ein kleiner Patientenstamm mit 22 Patienten. A: Ja, obwohl das schon relativ viel ist, es gibt viele Arztpraxen auch in (Zensur) die haben weniger Patienten. Und das in einer normalen Praxis, man muss ja auch, davon seh ich ja zehn mindestens jeden Tag. Das hält doch auf, ja. F: Danke schön. A: Ach, das war´s schon. 9 Protokoll A9: Montag, 06.08.2012, 12.00 Uhr Ambulanz (Allgemeinmedizinerin) Geschlecht: w Vor dem Interview: Die Probandin wirkte bei der telefonischen Anfrage gestresst, nahm sich aber Zeit und gab mir einen Termin in ihrer Mittagspause am Montagmittag. Kurz vor Ende der Vergabe am Vormittag musste noch ein Patient versorgt werden, daher fand das Gespräch nach einer halben Stunde Wartezeit in einem Arztzimmer statt. Nachdem wir uns hingesetzt hatten, kehrte etwas Ruhe ein. Aufgrund der etwas kühlen, dürftigen Umgebung fühlte ich mich zunächst nicht wohl. Nach Vorstellung und Einleitung zum Interview holte ich mir die Erlaubnis zur Aufzeichnung des Interviews ein. Während des Interviews: Die Probandin war ruhig und zugewandt während des Gespräches und antwortete ausführlich. Das Gespräch wurde zweimal durch die Krankenschwester unterbrochen. Sonst war die Tür geschlossen und wir waren unter uns. Nach dem Interview: Das Interview dauerte 23 Minuten und hinterließ durch die ausführlichen Antworten bei mir ein gutes Gefühl. Interview Probandin A9 F: Wie lange arbeiten Sie mit substituierten Patienten? A: Also, in der Substitution selber seit 1997, vorher im Rahmen der Sucht stationär. 5 Also, sprich mit ambulant substituierten Patienten, die zur Krisenintervention gekommen sind oder ähnlichem. F: Hm. A: Ph, weiß ich nicht, ungefähr seit 1994 (__) 95, ja 95 war´s. F: Welche Rolle spielt für Sie die Erfahrung die Sie im Laufe der Jahre gewonnen 10 haben? A: (_) Gibt eine gewisse Gelassenheit (lacht) und äh, ähm ist einerseits sicherlich ein Punkt mit dem man arbeiten kann. Andererseits macht´s dann auch manchmal lange Zähne, also wenn man die Geschichten alle schon hundertmal oder tausendmal gehört hat, muss man gucken, dass das dann nicht auf den einzel- 15 nen Patienten zurück schließt. F: Man neigt dann dazu das zu verallgemeinern? A: Ja, beziehungsweise, also am schlimmsten sind die Patienten die einem höchstpersönlich mehr als hundertmal dieselbe Geschichte erzählen. Also, ich sehe die Patienten, ja, doch mindestens einmal in der Woche 20 F: Hm. A: Und äh, naja, wenn man das dann sagen wir mal so 10 Jahre gemacht hat und immer noch dieselben Geschichten hört, dann wird man schon manchmal etwas müde und muss dann gucken dass man einen neuen Ansatz findet. F: 25 Wo liegen für Sie die Unterschiede zwischen den substituierten Patienten und „normalen“ Patienten? Sag ich jetzt mal in Anführungsstrichen. A: Ich weiß nicht was ein normaler Patient ist. So. (lacht) Ähm, ne, so kann man das nicht sagen, hier speziell in dieser Ambulanz, haben wir natürlich Leute die oder sagen wir mal viele Leute von denen man so sagt: Die sind nicht praxisgängig. Also, ähh, viele multimorbide Patienten, also, ca., wenn wir jetzt mal die 30 somatischen Krankheiten noch rauslassen, äh, über gut reichlich über 10% Psychotiker, also mit Doppeldiagnosen. Wir haben natürlich ganz viele Angsterkrankte, Depressive und bei den Persönlichkeitsstörungen muss man ja immer gucken, wo setzt man da die Grenze. Aber das (lacht) sind natürlich auch ganz viele Patienten. Ähm, und eine gut laufende Substitution finde ich, bei einer gut 35 laufenden Substitution gibt es für mich keinen Unterschied zu nem äh, zu einem 1 „normalen“ Patienten, so. Bei nem schlecht laufenden, naja, die schlecht laufende Substitution hauptsächlich oder im Wesentlichen das worum sich die Interaktion hier dreht, aber halt eben auch das Leben der Patienten, so. 40 F: Wie viele Patienten werden hier zurzeit substituiert? A: 148. F: Wer ist an der Vergabe beteiligt? A: Im Wesentlichen macht das unser Vergabepersonal. Das ist eine Krankenschwester, eine MTA und eine Verwaltungsfachkraft, die über langjährige Erfahrung einfach und enge Anbindung da ist, teilweise ich selbst, teilweise eine So- 45 zialarbeiterin. F: Auf welche Substanzen testen Sie bei Aufnahme? A: Wir testen Benzodiazepine, Kokain, Opiate, Methadon, Buprnorphin und das was so eventuell noch nötig ist, äh und Alkohol, natürlich. 50 F: Wie gehen Sie vor, wenn die UK vor Aufnahme Benzodiazepin positiv ist? A: Ah, also wir machen vor Aufnahme sowieso eine gründliche körperliche Untersuchung. So und neurologische Untersuchung, psychopathologischen Befund und eine möglichst ausführliche Sozialanamnese und eine Konsum, Suchtanamnese und erfassen natürlich den aktuellen Konsum, ähm. Ich verschreibe in neunundneunzig Komma irgendwas Prozent nicht selber Benzodia55 zepine, sondern da sind die Patienten auf ihre bisherigen Quellen noch angewiesen und wir thematisieren aber die Benzodiazepine oder jeglichen Konsum ausführlich und probieren, also ein Reduktionsregime zu installieren. Das klappt manchmal, manchmal auch nicht. 60 F: Hm. A: Bei extremen Konsum sag ich den Patienten auch, dass sie zunächst stationär entgiftet werden müssen, weil teilweise die Konsummengen so immens sind, dass ich denke, dass eine ambulante Einstellung von vornherein unmöglich ist oder zumindest sehr, sehr schwer. 65 F: Der positive UK hat jetzt aber keine Konsequenzen in Bezug auf die Aufnahme? A: Nein, also, ich glaub ich hab, Moment, eins, zwei, drei, ich hab vier Patienten mit einer Opiatabhängigkeit, davon haben zwei zumindestens manchmal einen Benzodiazepinabusus in geringem Ausmaß. Also, (lacht) dann hätte ich keine Patienten mehr oder kaum. F: Also, zwischendurch konsumieren die mal Benzodiazepine? 2 70 A: Also, vor Aufnahme Benzodiazepine sind häufiger drin. Also viele kommen ja, wenn die Versorgung mit Heroin auf die eine oder andere Art nicht klappt. Das befördert den Veränderungswunsch wirklich enorm (lacht) ne, und das wird dann teilweise auch alternierend genommen. Also, auch von Leuten die keine Benzodiazepinabhängigkeit haben, die dann auch mal, tatsächlich mal Benzodi- 75 azepine nehmen, wenn das mit dem Heroin wieder gerade mal nicht so geklappt hat. F: Wie häufig führen Sie UKs durch? Wie entscheiden Sie über UKs? A: Wir machen mindestens einmal im Monat unangekündigt, unter Sicht eine Urinkontrolle für alle. Ähm, bei Bedarf, auch zwischendurch noch mal. Bedarf kann 80 teilweise sein, einfach dass ich die Kontrolle habe, teilweise wenn auch die Patienten selber die Kontrolle wünschen, gibt´s also auch relativ häufig, also um so anzustacheln, jetzt die letzten Schritte auch noch mal zu tun, so und bei äh, unseren Take-homern läuft das bis zu wöchentlich. So bei den sechs Tage Takehomern gucken wir dass wir mindestens zwei UKs im Monat haben, teilweise 85 vier. F: Und alle unter Sicht? A: Alle unter Sicht, außer ein Patient sagt: bei mir ist eh alles drin. Dann ist es zum Teil auch nicht unter Sicht. 90 F: Speichelproben? A: Machen wir selten. Wir haben Patienten bei denen das mit den UKs sehr schwierig ist, aber die meisten müssen da doch irgendwie durch, wir haben es gemacht. Die äh, das Hauptproblem dabei ist äh, die Nicht-Nachweisbarkeit von Benzodiazepinen. Deshalb haben wir vielleicht, also, naja, zwei, drei Proben, Tests im Monat, aber das ist halt minderrelevant, was so ein Test aussagt und 95 die sind für uns jetzt auch keine Grundlage für Take-home Entscheidungen machbar oder nutzbar. F: Das ist nur der UK dann? A: Ja, also. F: Wie sieht das jetzt so praktisch aus? Also, da ist jemand der ist das erste Mal 100 seit einem halben Jahr wieder auffällig mit Benzodiazepinen. Wie ist da so der Ablauf? Was passiert dann? A: Also, zum einen probieren wir unseren Patienten zu vermitteln, zu sagen, also dass sie selber ihren Konsum auch benennen, wird bei uns auch regelmäßig abgefragt. Aber wir fordern auch auf, das zu benennen und zwar nicht nur am 3 105 Tag der UK, ne. Also, natürlich hör ich auch bei UK, dass gerade gestern, also 30% der Patienten, oder 20% der Patienten eigentlich ganz sauber waren, aber gerade gestern irgendwas passiert ist. Aber eben halt, es wird thematisiert, also bei Patienten die Benzodiazepinabhängig sind, dass nicht äh, ähm, das nicht verändern, wird es nicht so regelmäßig, also, nicht bei jedem Gespräch themati- 110 siert. Weil man kann nicht 50 Gespräche im Jahr über dasselbe führen und wir gucken bei jedem Beikonsumer oder versuchen so mit jedem Patienten zu erarbeiten: erstens wie viel nimmt er. Wenn er dann nicht weiß wie viel er nimmt, wie er das eventuell zumindest mal erfassen kann, wie viel er nimmt und auch in welchen Situationen. Also, welche Funktion hat der Beikonsum. Wie schränkt 115 ihn der Beikonsum ein, äh. Was gibt es so an Handlungsalternativen. Also, vom Vermeiden an bestimmten Stellen vorbeizugehen oder bestimmte Leute bei sich aufzunehmen oder mit bestimmten Gefühlen anders umzugehen, hm. F: Gibt es auch Sanktionen? A: Also, die wesentlichste Sanktion ist natürlich, (__) dass man kein Take-home 120 bekommt, beziehungsweise eine Take-home Sperre bekommt auch, hm, also, wenn man schon mal soweit war (_) ähm. Je nach, je nachdem, also, wenn wir zum Beispiel jemanden haben von dem wir denken der könnte das schaffen oder bei jemanden wo wir denken das, äh, sprengt so den Rahmen eines äh, einigermaßen ungefährlichen Lebens und behindert ihn sehr, machen wir teilwei- 125 se auch sogenannte Beikonsumentgiftungsauflagen und wir haben auch schon Patienten wegen Beikonsum entlassen. (_) Selten, kommt selten vor, aber wir machen es (lacht) F: Entlassen oder vermittelt dann an einen anderen Arzt? A: Nee, bei uns ist die Entlassung, also, aufgrund von Beikonsum auf jeden Fall 130 nicht unvermittelt, sondern, ne, da hat man schon eine längere Zeit mit intensiven Gesprächen hinter sich (lacht) und wir sagen dann äh, das wir äh, ihm (_) wenn wir die disziplinarische Entlassung aussprechen, dass der dann zwei Wochen Zeit hat sich einen anderen Arzt zu suchen. In (Zensur) ist die Situation relativ gut, muss man sagen, ne. Und erst dann erwägt man entweder eine ambu- 135 lante Abdosierung oder äh, die dann allerdings in recht kurzer Zeit oder eben halt ein öh, das Angebot eines stationären Entgiftungsplatztes. F: Gibt es Dosisveränderungen? A: Laufend. (lacht) F: Auch aufgrund von Beikonsum und auf Wunsch des Patienten? 4 140 A: Ja, auch, ähm, also, je nachdem, also wenn man zum Beispiel, äh. Viele Patienten konsumieren ja auch Benzodiazepine, weil sie eigentlich unzureichend eingestellt sind, aber bei den meisten meiner Patienten ist der Wunsch eher nach weniger Methadon. So und dann geht man ganz toll runter und dann kann man so schlecht schlafen und dann redet man auch nicht darüber, weil das ist ja 145 peinlich sonst kriegt man noch gesagt man soll doch ein klein bisschen wieder hoch gehen mit dem Methadon und äh, dann nimmt man halt mal ne Pille, ne. So und dann nimmt man vielleicht auch jeden Tag ne Pille oder zwei oder drei, so, ne. Also, in solchen Fällen haben wir auch schon aufgrund von äh, Benzodiazepinenbeikonsum, dann schrittweise in Absprache mit den Patienten wieder 150 erhöht, ne, also. (__) Das geht natürlich nur wenn eine gewisse Bereitschaft besteht auf die Benzodiazepine auch tatsächlich wieder zu verzichten. Also, so und äh, andere Apassungen sind natürlich was weiß ich ne, nach Rückfällen, bei bestimmten körperlichen Erkrankungen, also Dosisanpassung nach oben, wenn da schon mal eine passende Dosis war, nach einem Rückfall ist das an- 155 ders, ne, Erkrankungen oder wenn jemand eine Arbeit antritt oder ähnliches. F: Hm. Wo sehen Sie die besonderen Schwierigkeiten gerade im Umgang mit Patienten die Benzodiazepinbeikonsum haben? A: Äh, also, zum einen ist die Verfügbarkeit immens hoch, hm, so und äh, das Bewusstsein, dass es sich dabei um eine Anhängigkeit handelt, ist bei vielen Pati- 160 enten überhaupt noch gar nicht da. So, zum anderen, ähm, also im Hochdosisbereich oder im höher dosierten Bereich ist es auch einfach erstmal platt gefährlich (lacht), so. Und gerade bei denen, aber da, so, im höher dosierten Bereich erwartet man auch noch nicht unbedingt Introspektion oder affektive Schwingungsfähigkeit, aber gerade so im niedrig dosierten Bereich stellt sich dann her- 165 aus, bei Patienten die im Wesentlichen nur Benzodiazepine konsumieren, die schaffen es teilweise schon sich sozial ein ganzes Stück zu stabilisieren (_) aber ja, diese affektive Indifferenz, man könnte es die Abwesenheit des Ichs oder ähnliches nennen, ist denk ich dann das Hauptproblem der Benzodiazepine. 170 F: Behandeln Sie selber auch Patienten mit Benzodiazepinen? A: Nein. Also, extremst selten, ähm. (_) Zum Beispiel wenn wir einen Patienten, also, wenn wir Patienten aus irgendwelchen Krankenhäusern übernehmen, (__) ähm, kommen die häufig mit Benzodiazepinen, so. Das sind dann die Fälle, wo wir kurzfristig ne Behandlung fortsetzten, aber mit einem etwas verlängerten Entgiftungsschema. 5 175 F: Hm. Ambulant, dann ausschleichend? A: Ja, und täglicher Einteilung et cetera.. (_) Ähm, ansonsten nein. Das hat aber auch äh, (_) äh, hat auch damit zu tun, dass äh, es ist ein Stück ein Selbstschutz, also, wenn ich irgendwie quasi hier (_) äh, (__) wenn das hier rum geht, dass ich auch Benzodiazepine verschreibe, dann äh, wird das, äh, extrem prob- 180 lematisch in den Diskussionen mit all den Patienten die das nicht verschrieben kriegen. Das reicht dann schon, so. Ich mein wir behandeln mit Antidepressiva, hoch und niederpotenten Neuroleptika, aber eben nicht mit Benzodiazepinen. (Mitarbeiterin unterbricht kurz) F: 185 Werden Patienten in Absprache mir Ihrer Ambulanz durch andere Ärzte mit Benzodiazepinen versorgt? Durch Psychiater zum Beispiel. A: Ähm, nur entsprechend einem Abdosierungsschema. Also es gibt meines Erachtens, für eine längerfristige Behandlung mit Benzodiazepinen keine psychiatrische Indikation. (__) So, und auch keine, äh. Also, (__) wir hörens ja so immer wegen der Anfälle, ne, also und da gibt es Handlungs- und Behandlungsalterna- 190 tiven, so. F: Ähm, auch Neuroleptika dann? A: Äh, also, wenn es sich tatsächlich noch um was anderes handelt als die Entzugskrampfanfälle, gibt es eben halt Antiepilektika. 195 F: Wie reagieren Sie wenn eine Verordnungsquelle bekannt wird? A: (Atmet hörbar aus) Also, zum einen versuchen wir teilweise den Kontakt aufzunehmen, ne und das gibt eben halt auch äh, beratungsresistente Verordnungsquellen. (lacht) F: Das ist schön, schön gesagt. Welche Bedeutung hat die Kooperation mit der PSB in Ihrem Behandlungskonzept? 200 A: Wir haben hier die PSB integriert. (Mitarbeiterin unterbricht kurz) Wir haben hier eineinhalb Sozialarbeiterstellen, in Form von zwei Sozialarbeitern und jeder unserer Patienten ist einem von beiden zugeordnet und hat äh, hat Kontakt zu halten. Das einzige wo es anders ist, ist bei langfristig stabilen 205 Patienten, die aufgrund ihrer Berufstätigkeit, den Kontakt nicht halten können. Wir haben so eine Frühvergabe, so. Da ist das dann nicht nötig. Da läuft das quasi über Gespräche mit mir, dass ich mit vergewissern kann. F: Und da gibt es auch immer ein Austausch zwischen Ihnen und der PSB? A: Ja, wir machen immer gemeinsame Teambesprechungen. 6 210 F: Gibt es Wünsche an den Gesetzgeber die Ihren Arbeitsalltag erleichtern könnten im Umgang mit Benzodiazepinen? A: Im Umgang mit Benzodiazepinen. Ha, ha (__) also, (__) Hm, an den Gesetzgeber im speziellen. Also, zum einen (_) denke ich, also, die meisten Sachen haben mit der Kontrolle durch die KV zu tun. Sprich das Verschreibungsverhalten 215 bestimmter Kollegen genauer unter, hm (_) die Augen zu nehmen. Ich denke der Schritt, äh, Flunitrazepam 2 mg auf das BtM Rezept zu tun, war schon mal sehr gut, es wird sich, hoffentlich in der Richtung noch das ein oder andere entwickeln. Also, soweit ich das mitgekriegt habe, hat es weniger kritische Überdosierungen seitdem gegeben, so, aber man kann natürlich noch. (lacht) 220 F: Wirkt sich das hier im Alltag auch aus, also merkt man das seit November ist das glaube ich? A: Ich weiß das gar nicht mehr seit wann, aber es hat eine Veränderung gegeben. Also, ich meine, also, für viele meiner Patienten ist eine Pille auch ne Pille. Ne, und äh, ansonsten, gibt es zwar einige Sachen wo ich denke dass die BtMVV 225 und das BtMG verändert werden könnten, um Substitution günstiger zu machen, aber im speziellen auf den Benzodiazepinkonsum fände ich es nur allenfalls zu überlegen also, diese BtM Rezeptpflichtigkeit eventuell auszuweiten, ne. Also, was der Gesetzgeber machen kann. 230 F: Und äh, so ein allgemeiner Wunsch bezüglich BtMG oder BtMVV? A: Ähm, also mal ganz, äh, bei ganz profanen Dingen, äh, im Prinzip dürfen die Patienten ja nicht in Deutschland Urlaub machen. (lacht) Wir müssen ins Ausland im Prinzip, ne und ja, äh, ich könnte es jetzt durchgehen und dann hätte ich so verschiedene Anmerkungen, aber im Moment hab ich nicht alles auf dem Schirm. So. 235 F: Ist Ok. Danke schön. 7 Protokoll MFA1: Dienstag 03.07.2012, 12.00 Uhr Niedergelassene Praxis (Allgemeinmedizin) Vor dem Interview: Nach Absprache mit dem zuständigen Substitutionsmediziner durfte ich die Probandin interviewen, die ebenso wie ich vor dem Gespräch sehr aufgeregt wirkte. Sie bat mich, nach Betreten der Praxis in ein Arztzimmer. Nach kurzer Vorstellung und Einleitung zum Interview holte ich mir die Erlaubnis zur Aufzeichnung des Gespräches ein. Während des Interviews: Die Tür des Arztzimmers war geschlossen und der noch laufende Praxisbetrieb störte das Interview nicht. Die Probandin antwortete jedoch teilweise sehr kurz und da dies mein erstes Interview war, fiel es mir sehr schwer das Gespräch flüssig zu führen. Nach dem Interview Die Länge betrug lediglich 12 Minuten. Ich fühlte mich durch die ungeplante Kürze des Gespräches verunsichert. Interview Probandin MFA 1 F: Wie lange arbeiten Sie bereits mit substituierten Patienten? MFA: (___) Hm, ja, ich bin jetzt seit, also Ende des Jahres seit 27 Jahren hier und zur 5 Substitution, mein Gott, wann haben wir da angefangen, vor 15, 18 Jahren so circa, ja. F: Welche Rolle spielt die Erfahrung im Umgang mit substituierten Patienten für Sie? MFA: (_) Ich kenn die halt alle jetzt schon lange, das spielt schon eine Rolle. 10 (lacht) F: Worin unterscheiden sich die substituierten von ihren anderen Patienten? (__) MFA: Gibt es nicht. Ich behandle die wie normale, andere Patienten auch. F: 15 Wie viele Patienten werden in Ihrer Praxis aktuell substituiert? MFA: (_) Zurzeit sind´s 20(_) nee, 21.(__) F: Wer ist an der Vergabe beteiligt? MFA: (_)Das bin ich einmal. F: Hmm. (_) MFA: Und. Öh..ja, gut ich bin ja eh nur vormittags da und wenn ich nicht da bin, dann 20 macht das ne Kollegin. F: Auf welche Substanzen testen Sie bei Aufnahme des Patienten? MFA: Ähm, Heroin, Cannabis. (____bedient den Computer) Kann ich Ihnen gleich sagen (lacht) Moment, muss ich einmal hier eben, (__) also, Cannabis, Benzodiazepine, Opiate, Methadon, auf die vier Substanzen, genau. 25 F: Wie ist die Vorgehensweise wenn die Patienten vor Aufnahme Benzodiazepinpositiv sind? MFA: (__atmet hörbar aus_) F: Hat das zunächst keinen Einfluss auf die Behandlung? MFA: (_) Nee, weil die meisten sowieso alle vorab was (__). 30 F: Sowieso die ganze Reihe durch an Substanzen konsumiert haben? MFA: Ja. Und die kommen ja, ich sag mal jetzt, clean hier hin in dem Sinne so dass Heroin negativ ist. F: Stellen Sie im Laufe der Behandlung fest dass sich das verbessert, also der Konsum anderer Substanzen abnimmt? 35 MFA: Ja, doch, auf jeden Fall. 1 F: Wie häufig führen Sie UKs durch? Gibt es Intervalle? MFA: Ja, ca. alle vier Wochen. F: Und wer entscheidet über die UK? MFA: Da wir das ja generell alle vier Wochen machen, wenn derjenige in dem Monat 40 noch nicht dran gewesen ist, dann schicken wir die zur Toilette. F: Gibt es Fälle wo Sie entscheiden der muss jetzt außerhalb der Intervalle zur UK? MFA: Ja, wenn der jetzt positiv vielleicht mal war, dass wir dann sagen: so (_) weil so ungefähr können die ja schon selbst schon abchecken, so. dann und dann, so 45 (_) und ganz so (tippt sich an die Stirn) sind wir ja auch nicht (lacht), dann schicken wir die dann halt entweder noch mal oder zu nem anderen Zeitpunkt, so dass wir nicht, wenn die sich ausrechnen. Meinetwegen zum ersten hin und dass wir die dann erst am zehnten oder so schicken.(__) also, so. Aber einmal im Monat auf jeden Fall. 50 F: Ändern Sie den Intervall, wenn Sie eine physische oder psychische Veränderung am Patienten feststellt und denken, oh, den sollte ich mal zur UK schicken? MFA: Ja, das gibt es auch. F: Werden in Ihrer Praxis UKs unter Sicht durchgeführt? MFA: (_schüttelt den Kopf) 55 F: Werden nicht durchgeführt. MFA: Nein. F: Wie wird im Allgemeinen in ihrer Praxis mit einer BZD und Opiatabhängigkeit umgegangen? Zum Beispiel wenn jemand nach sechs Monaten plötzlich positiv auf Benzodiazepine ist? 60 MFA: Der muss erstmal zum Doktor rein. Also, jeder wo die UK positiv ist, die müssen zum Doktor, direkt im Anschluss F: Gibt es dann auch mal eine Änderung der Dosierung? MFA: Gibt es auch, ja. F: 65 Stellen Sie auch schon mal um von Methadon auf Polamidon? MFA: Ja, haben wir auch schon gemacht. F: Was spricht für eine Weiterbehandlung und gibt es Sanktionen? MFA: (___schaut fragend) F: Also, wenn der Patient sich besondere Mühe gibt und mitarbeitet oder haben Sie schon einmal jemanden aus der Behandlung genommen, wenn das nicht in 70 den Griff zu kriegen war? 2 MFA: Also bis jetzt noch nicht. F: Kann man in der Behandlung immer vom Auf und Ab sprechen, so dass es mal besser und mal schlechter läuft? MFA: Ja, und man sieht auch wenn die jetzt, weiß ich nicht vielleicht ein paar mal hin75 tereinander positiv wären, gut dann sagt man sich auch: So nicht. Entweder werden die dann, ja klar, höher dosiert oder dann halt auch abdosiert, weil die dann gar nicht. (_) Aber dann fangen sie sich auch wieder, ne. Weil, die müssen schon kooperieren. Also auf´e Nase rumtanzen lassen. (_schüttelt den Kopf_) Die versuchen´s ja sowieso immer, ein paar einzelne, ist klar, aber. (lacht) 80 F: Und dann gibt es Intervalle wo es mal besser oder mal schlechter läuft, bei einzelnen Patienten? MFA: Ja. Dann gehen die aber auch in die Entgiftung. F: Gibt es Punkte an denen es besonders auffällt, wenn ein Patient unerwartet Bezodiazepine konsumiert? Erkennen Sie das? 85 MFA: Ja, die sind besonders müde, schläfrig oder lallen dann, also dann vom sprechen her. Wenn die dann morgens rein kommen merkt man denen das schon an. F: Gibt es besondere Schwierigkeiten die genau diese Patienten in der Behandlung machen? 90 MFA: (_) F: Oder gibt es keinen Unterschied zum Konsum anderer Substanzen? MFA: (__) Schwieriger, nee, würd ich jetzt nicht sagen. Ich meine wir haben jetzt auch nur einen einzigen, der so Benzos. (___) F: 95 Der nebenher ohne ärztliche Indikation Benzos konsumiert? MFA: Ja. (_) Und ja gut, die sind ruhiger oder ich mein ich kenn das ja auch schon, von die jetzt von früher weil, die sind ja auch schon mehrere Jahre, die sind ja jetzt auch, n paar sind ja schon weg, ja. (___) Nein, die sind einfach auch viel ruhiger, auch nicht so ansprechbar, sag ich jetzt mal, es kommt drauf an, wie viele Tabletten die sich jetzt reingeschmissen haben, ne. Aber. (___) 100 F: Sind die betroffenen Patienten dann auch ehrlich und sagen Ihnen, wie viele Tabletten konsumiert wurden? MFA: Die meisten, die meisten, schon. F: Die Patienten muss man nicht bei der UK erwischen? MFA: Nein, also das, ich muss sagen, also hier die Patienten so 80%, 90% würde ich 105 sagen die sind wirklich ehrlich und wir haben auch nicht so viele. Ich sag mal so 3 vielleicht in anderen Praxen, weil da so, so viel ist, kann man sich vielleicht auch nicht so, gesprächsmäßig vielleicht mal, um die einzelnen so ein bisschen mehr kümmern. Weil die meisten die dann hier hinkommen die suchen dann halt doch schon mal auch ein Gespräch und ne, und wenn es dann nur fünf Minuten 110 sind aber das tut denen dann auch mal ganz gut oder wenn man dann auch über belanglose Sachen vielleicht einfach noch mal spricht, ne. F: Da gibt es also einen besseren Überblick, wenn man nur wenige Patienten hat? MFA: Ja. F: 115 Behandeln Sie in Ihrer Praxis Patienten mit Benzodiazepinen? MFA: Ja, einen. F: Und welche Indikation besteht? Eine Anhängigkeit oder eine psychische Störung? MFA: (schüttelt den Kopf) F: 120 Eine Abhängigkeit. MFA: (nickt) F: Werden Patienten in Absprache mit Ihrer Praxis durch andere Ärzte mit Benzodiazepinen behandelt? MFA: Nein. Also nicht nach meinem Wissen. (lacht) Ich mein, was die einzelnen unter der Hand machen weiß man nicht und es fällt auch nicht immer alles im Urin 125 auf. Gut, wenn der kalt ist, merkt man´s, ne, wenn se versuchen irgendwas zu vertuschen, aber (_) ähm, (_) die kommen ja mit den tollsten Klamotten manchmal oder kann vorkommen, ne, dass sie dann warmen Urin mitbringen dann, sag ich jetzt mal, aber da wir nicht daneben stehen, kann das nicht immer alles hundertprozentig, ne, weiß man nicht. 130 F: Ja, das ist schon schwierig, aber Sie fühlen ob der Urin kalt oder warm ist? MFA: Ja, das auch jeden Fall. F: Und wie reagieren Sie wenn Sie hören, wer die Benzos verordnet hat bzw. die Verordnungsquelle bekannt wird wo regelmäßig verordnet wird? MFA: Also, wir würden dann anrufen bei dem Arzt und würden dann halt sagen, dass 135 er hier in Behandlung ist, dass er halt substituiert wird und der Doktor wird davon in Kenntnis gesetzt und dann muss der Patient dann darein, halt zum Doktor, ja. (_) Ich mein sofort rausfliegen wird er dann nicht, aber ein Gespräch wird stattfinden, wie der Doktor dann entscheidet, hm, ich mein bisher hatten wir noch keinen Fall der jetzt so rausgeflogen ist. Dass die ähm vom anderen Arzt, 140 nicht wissentlich natürlich was verschrieben haben, das ist uns bisher noch nicht 4 zu Ohren gekommen, die werden sich dann eh wahrscheinlich eher was auf der Platte holen, denk ich mal. F: Aber irgendwer muss das ja auch zur Platte mitbringen oder? MFA: Ja. 145 F: Das wird wahrscheinlich in mehreren Praxis so gehandhabt, dass bei Bekanntgabe angerufen und informiert wird. MFA: Ja, dass die andere Praxis dann auch weiß, aha, der wird substituiert und dann haben die ja auch die Möglichkeit mit ihrem Chef zu reden, dass der dann auch sagt: Ja, junger Mann / junge Frau. (_) Weiß ich nicht. Das ist ja, die müssen ja 150 dann auch sagen: Nee, so nicht. F: Das ist aber bei Ihnen auch noch nicht vorgekommen? MFA: Ganz früher mal, aber jetzt, so mit unserem Methadonpatienten, nee. F: Welche Bedeutung hat die Kooperation mit der PSB in dem Behandlungskonzept ihrer Praxis? 155 MFA: (___)Hhm, ist ja jetzt runtergesetzt so auf alle vier Wochen. Vorher war´s so einmal im Quartal und jetzt sollten se so alle vier Wochen vorstellen, ähm, ja gut. Einige Leute möchten das ja gar nicht, sich dann da hinsetzten und von ihrem Problemen reden, aber zur Begleitung, damit die, ich sag mal, wenn jetzt einer komplett davon runter möchte. Es gibt auch welche, ich sag mal, die das 160 Methadonprogramm nur nutzen, damit sie nicht kriminell werden. (__) Nein, aber zur Unterstützung für die Patienten selber damit sie in ihrem Leben besser klar kommen, auf jeden Fall und manche die wollen das ja vielleicht gar nicht, aber ich sag mal beim zweiten oder dritten Anlauf öffnen sie sich dann vielleicht doch mal und wenn das dann alles mal so raussprudelt, ne. 165 F: Würden Sie sagen hier werden Dinge behandelt die sie so im medizinischen Kontext nicht übernehmen können? MFA: Sagen wir mal so, also bei uns in der Praxis, also ich bin schon (_) der Ansprechpartner für die, also die alten Hasen, sag ich jetzt mal, weil ich die schon so lange kenn und die kommen schon mit ihrem einen oder anderen Problem 170 mal dann halt zu mir und fragen: Hasse mal ein paar Minuten und ähm (_) weil ich, ja (ja), sag ich mal, auch sehr vertrauenswürdig für die bin und ich bin aber auch muss ich sagen, ja so mit Leib und Seele dabei. Das ist nicht so: So jetzt hasse hier dein Zeug und tschüss. (lacht) Nein also das ist schon äh (__) F: 175 Wenn man die Patienten so lange kennt dann hat man auch einen anderen Bezug zu ihnen. 5 MFA: Ja, genau. (_) Nein, ist aber schon wichtig, diese psychosoziale Betreuung und muss auf jeden Fall nebenbei, damit die auch wenigstens, auch wenn sie zwei-, dreimal vielleicht sagen: Hab kein Bock drauf und beim vierten Mal: Ich hab da doch ein Problem. Da ist aber jemand so, der kann mir helfen und (__) dass sie 180 auch wissen, dass Unterstützung und Hilfe auch da ist, wo sie zupacken können. F: Sei schauen dass die Patienten regelmäßig alle vier Wochen zum Berater gehen? MFA: (___) Wir versuchen es. (lacht) Nein, klappt aber schon ganz gut. Die Beraterin 185 die in die Praxis kommt schreibt regelmäßig Termine auf und man sieht ja auch wer mehr Bedarf und wer weniger Bedarf. So, wer jetzt mehr Bedarf hat kriegt jetzt halt mal kurz hintereinander einen Termin und wo man sagt, bei dem ist eh nichts, dann kann der auch noch mal zwei Wochen länger warten. Dann nimmt man lieber einen anderen vor, der jetzt momentan akut Bedarf hat. 190 F: Würden Sie sagen dass, wenn enger Kontakt zur PSB besteht und man auch merkt dass da gearbeitet wird, dass sich auch am Konsum was ändert? MFA: (_atmet aus_) Ja, gut kommt darauf an was sie für Probleme haben, weil die versuchen ja dann schon durch den Beikonsum auch die Probleme (__) F: 195 … zu betäuben? MFA: Ja, genau. F: Aber pauschal kann man das nicht sagen? MFA: Nicht unbedingt, weiß ich jetzt nicht. F: Haben Sie wünsche oder Ideen vielleicht auch vom Gesetzgeber her die Ihnen den Alltag erleichtern können? 200 MFA: (____) Hm F: Sind Sie so zufrieden? MFA: (lacht) Ja, ich bin schon so zufrieden. Ich wüsste jetzt nicht, auf Anhieb fällt mir da jetzt nichts ein. F: 205 OK, das war´s schon. War gar nicht so schlimm oder? MFA: Nee. (lacht) F: Danke. 6 Protokoll MFA2: Mittwoch 04.07.2012, 11.30 Uhr Niedergelassene Praxis (Allgemeinmedizin) Vor dem Interview: Nach Terminabsprache bestellte mich die Probandin am Mittwochmittag in die Praxis. Ich wartete an der Straße, da schon alle Fenster dunkel waren und mir niemand öffnete. Kurze Zeit später kamen zwei medizinische Fachangestellte aus der Praxis und ich sprach sie an. Dabei stellte sich heraus, dass mein Termin vergessen wurde und die Probandin ging mit mir zurück in die dunkle Praxis und bat mich im Arztzimmer platz zu nehmen. Ich war erleichtert, dass sie sich noch Zeit für mich nahm, fühlte mich aber auch verpflichtet das Gespräch schnell zu führen. Nach kurzer Vorstellung und Einleitung, holte ich mir die Erlaubnis zur Aufzeichnung des Gespräches ein. Während des Interviews: Die Probandin antwortete sehr kurz und knapp, da sie auch schnell ihren Dienst beenden wollte. Die Gesprächsführung war für mich nicht einfach. Da es keinen Praxisbetrieb mehr gab, sind Störungen von außen ausgeblieben. Nach dem Interview: Die Länge des Interviews betrug 9 Minuten und ich fühlte mich ein wenig abgefertigt nach dem vergessenen Termin. Interview Probandin MFA2 F: Wie lange arbeiten Sie bereits mit substituierten Patienten? MFA: (_) Ähm, also ich persönlich seit 1994. 5 F: Und welche Rolle spielt für Sie die Erfahrung, die Sie im Laufe der Jahre gesammelt haben im Umgang mit substituierten Patienten? MFA: Ich finde eine, es spielt eine große Rolle. Weil man dann auch auf jeden einzelnen eingehen kann, weil ja auch nicht alle gleich sind. F: 10 Wie viele Patienten werden aktuell in Ihrer Praxis substituiert? MFA: Ähm, (_) es schwankt immer so zwischen 70 und 80. F: Und mittlerweile, also aktuell sind es? MFA: Ich schätze Mitte 70. F: Wer ist an der Substitution beteiligt, also an der Vergabe? MFA: Der Doktor und wir auch. 15 F: Auf welche Substanzen testen sie bei Aufnahme der Patienten? MFA: Das machen wir auf Morphin, Heroin, Kokain. (_) Ja, ich glaub das war´s. F: Und wie gehen Sie vor wenn die Urinkontrolle vor Aufnahme auf Benzodiazepine positiv ist? Hat das einen Einfluss auf die Behandlung? MFA: (Probandin schüttelt den Kopf) 20 F: Wird der Patient auf jeden Fall aufgenommen? MFA: Nein, der wird auf jeden Fall aufgenommen. Der kommt ja nicht einfach so. (lächelt) F: Ändert sich dann der Konsum im Laufe der Behandlung, also der Konsum anderer Substanzen? Stellen Sie eine Veränderung fest? 25 MFA: Andere Substanzen außer den Benzodiazepinen oder? F: Allgemein. Ändert sich der sogenannte Beikonsum? MFA: Ja, das ändert sich schon. Meistens zum positiven. (lächelt) F: Wie häufig führen Sie UKs durch und wer entscheidet über die UKs? MFA: Wir machen das einmal im Monat und die Patienten müssen dann Urin abge30 ben, wenn wir das sagen, das das also, dass die nicht wissen: Morgen, sondern (_) einmal im Monat, dann adhoc. F: Ok. Werden bei Ihnen UKs unter Sicht durchgeführt? MFA: Ja. F: Und in welchen Situationen? 1 35 MFA: Also, wir machen das nur noch unter Sicht. Der (_) also, die Ärzte gehen mit den Männern auf die Toilette oder tasten sie komplett ab oder die müssen sich halt ausziehen, dass man sehen kann, dass nichts dabei ist. Und wir gehen mit den Frauen auf die Toilette. F: 40 Aber grundsätzlich? MFA: Ja. F: Wie wird in ihrer Praxis allgemein mit einer manifesten Benzodiazepin- und Opiatabhängigkeit umgegangen? Zum Beispiel wenn jemand 6 Monate nur Methadon bekommt und dann plötzlich auf Benzodiazepine positiv ist? Was passiert dann? 45 MFA: Erstmal ein Gespräch mit dem Doktor, aber da passiert jetzt nicht dass der rausfliegt oder so, also. (_) Irgendwo ist ja die Sucht vorhanden und das kann man dann ja auch nicht sofort abstellen. F: Passieren noch weitere Dinge außer dem Gespräch mit dem Doktor? Wird die Dosierung geändert evtl.? 50 MFA: Wenn das notwendig ist, ja. F: Stellen Sie auch manchmal um, von Methadon auf Polamidon? MFA: Ja. F: Sanktionen gibt es also, gar nicht. Oder wird auch mal abdosiert? MFA: Das machen wir nur im absoluten Härtefall. (lacht) 55 F: (lacht) OK. (_) Und wie sieht der Härtefall dann aus? MFA: Das ist wenn die so zugedröhnt sind und das über einen ziemlich langen Zeitraum, dass man das nicht mehr gutheißen kann oder wenn die, wir haben auch ein Alkoholtestgerät da und wir haben dann ja eine bestimmte Grenze. Alles was unter 0,5 ist (_) das ist für mich persönlich nicht OK, aber für die ist es ja 60 anders. Und wenn es darüber ist, dann (_) schicken wir die auch nach Hause, dass die nachmittags noch mal wiederkommen müssen und dann muss es weniger sein. Und ansonsten gibt es nichts. F: Und auf Null sollte es dann sein? MFA: Nee, können die ja auch nicht, wenn die, wir haben ja auch schon mal welche 65 gehabt mit zwei Promille. Dann können die ja nachmittags nicht auf Null haben. F: Gut (nickt) OK. Was spricht dann im speziellen für eine Weiterbehandlung, wenn jetzt ein Patient Beikonsum hat? Gibt es Faktoren die für eine Weiterbehandlung sprechen? MFA: Wenn er Beigebrauch hat? 2 70 F: Ja, genau. MFA: Es spricht ja auch nichts gegen eine Nicht-Weiterbehandlung. (lacht) F: Kooperation ist aber schon ein großes Thema, nehme ich mal an. Also, dass der Patient kooperiert? MFA: Sicher, wenn es ihm möglich ist. Aber manchmal sind sie ja schon ein bisschen 75 fertig dann, ne. Also wir schmeißen sie jetzt nicht raus nur weil sie mal was genommen haben. Dann müssen sie halt erstmal entgiften. F: Wodurch fallen Ihnen die betroffenen Patienten dann auf? Also wenn die plötzlich anfangen nebenher zu konsumieren? Was sagt Ihr medizinischer Blick? MFA: Man sieht das schon in ihrer ganzen Art. Sie sind dann oft auch aggressiv oder 80 auch (_) wie sie sich bewegen oder wie sie gucken oder (_) halt auch der Urinbefund, ne.(_)Viele streiten das ja dann auch ab, aber der Urinbefund ist ja eindeutig. F: Lässt sich ja dann nicht abstreiten, speziell unter Sicht. MFA: Genau. 85 F: Gibt es besondere Schwierigkeiten in der Behandlung oder im Umgang mit dieser Problematik Benzodiazepine? Wie sehen Sie das? MFA: (__)Schwierigkeiten, jetzt eigentlich nicht. F: Nicht anders als bei anderem Beikonsum auch? MFA: Eben. Ja. 90 F: OK. Behandeln Sie in Ihrer Praxis Patienten mit Benzodiazepinen? MFA: Ja. F: Und wie viele sind das ungefähr? MFA: Vielleicht 30, 40. F: 95 Also ein Drittel. MFA: Jetzt nur die von den Substitutionspatienten. F: Ja. MFA: Vielleicht ein bisschen mehr. Kann man jetzt schlecht sagen. F: Was ist die Indikation? Also, warum bekommen die dann Benzodiazepine? MFA: Viele sind ja auch so unruhig oder können nicht schlafen. 100 F: Also, so eine psychiatrische Indikation. MFA: Hm. F: Aber halt auch wegen einer Benzodiazepinabhängigkeit? MFA: Ja, natürlich. 3 F: 105 Werden Patienten in Absprache mit Ihrer Praxis durch andere Ärzte mit Benzodiazepinen behandelt? Also auch Psychiater zum Beispiel? MFA: Ich glaube nicht. Das sind die wenigsten und wenn wir erfahren dass sie sich bei einem anderen Hausarzt oder bei mehreren auch noch was holen, dann kriegen die bei uns gar nichts mehr. F: 110 Das ist ein gutes Thema: Wie reagieren Sie denn, wenn eine Verordnungsquelle bekannt wird? MFA: Dann stellen wir das ein. Wir sagen dem Patienten das und sagen: Dann geh woanders hin. F: Die komplette Substitution nicht mehr? MFA: Das haben wir einmal gemacht, ja. 115 F: Nehmen Sie auch Kontakt mit den entsprechenden Arztpraxen auf wenn Ihnen das bekannt wird? MFA: Ja, das machen wir auch. F: Welche Bedeutung hat die psychosoziale Betreuung in Ihrem Behandlungskonzept Ihrer Praxis? 120 MFA: Ja, das ist ja wichtig für die ganzen Vorschriften, die wir erfüllen müssen, dass wir diese P(_)SB? Heißt sie glaube ich, ne? F: Genau. (nickt) MFA: Dass wir die mit einreichen müssen und dass die auch so ein bisschen psychosozial betreut werden. Das sind ja schon Menschen die das brauchen. 125 F: Also, Sie sehen da schon einen Sinn drin? MFA: Ja, natürlich. F: Können Sie denn auch von Erfolgen sprechen, wenn mit der PSB regelmäßig Kontakt aufgenommen und gearbeitet wird? MFA: Ja. Das,.ich glaub der Erfolg ist ja dann ganz am Ende, wenn die Leute entwe130 der gar keine Drogen mehr nehmen und vielleicht nur noch das Substitut brauchen oder wenn sie überhaupt nichts mehr brauchen. Das wär natürlich das Optimalste. F: Wann nehmen Sie Kontakt mit dem Berater auf? Gibt es da, außer dass man die Bescheinigungen braucht, gibt es da auch Kontakt mit dem Berater, dass 135 Sie mit dem sprechen? MFA: Nein, das ist eigentlich nicht so häufig. F: Gibt es in Ihrem Alltag Wünsche die Sie vielleicht auch an den Gesetzgeber haben, damit der Umgang mit manifestem BZD Konsum erleichtert wird? 4 MFA: Nein, das läuft alles ganz gut. 140 F: Vielen Dank, das war es schon. 5 Protokoll MFA3: Donnerstag, 05.07.2012, 13:00 Uhr Niedergelassene Praxis (Internist) Vor dem Interview: Die Probandin machte schon bei der telefonischen Absprache einen aufgeschlossenen Eindruck, da sie mir hinterher telefoniert hat. Als ich die Praxis betreten hatte, wurde ich freundlich begrüßt und direkt in eine Art Medikamentenraum gebeten, in dem zwei Stühle standen. Aufgrund des warmen Empfangs und der aufgeschlossenen Art fühlte ich mich sehr wohl. Vor dem Gespräch bin ich auch noch kurz von dem zuständigen Mediziner begrüßt worden. Die Probandin wirkte zunächst sehr aufgeregt. Nach kurzer Vorstellung und Einführung zum Interview holte ich mir die Erlaubnis zur Aufzeichnung ein. Während des Interviews: Ein heftiges Gewitter begleitete die ausführlichen Antworten der Probandin während des Interviews. Die Tür stand zwar während des Interviews auf, störte das Gespräch aber kaum, da der Praxisbetrieb schon pausierte. Die Aufregung der Probandin legte sich während des Gespräches. Nach dem Interview: Das Gespräch dauerte 20 Minuten und gab mir durch die ausführlichen und offenen Antworten ein gutes Gefühl. Interview Probandin MFA3 F: Wie lange arbeiten Sie schon mit substituierten Patienten? MFA: Äh, ich arbeite jetzt seit 94 hier in der Praxis. Also auch seit 94 mit Suchtpatien5 ten. F: Die gab es hier vorher auch schon. MFA: Ja, ja, genau. Das war so der Anfang. Wir hatten so anfangs 10 Patienten. Mittlerweile haben wir 150. F: 10 Stellen Sie Unterschiede fest zu den anderen Patienten fest? MFA: Ja, schon. F: In welchem Bezug zum Beispiel? MFA: Ja gut, sie sind alle ein bisschen auffälliger. Nicht alle. Also manche rutschen so durch. Denen merkt man das auch nicht an, aber es sind natürlich auch welche dabei die da ganz offen mit umgehen, mit ihrer Suchtgeschichte. Das auch er15 zählen oder auch mal sediert hier ankommen oder unter Alkoholeinfluss. (_) Das fällt dann schon auf, ne. Und wir haben auch viele Patienten, das ist dann klar wenn die sich hier treffen, viele kennen sich ja dann auch aus der JVA oder von früher, aus der Szene sowieso. Dann hat man das Gefühl die kennen sich alle. (_) Und dann gibt’s natürlich auch Gespräche vor der Praxis. Die rauchen dann 20 und das fällt dann natürlich schon auf. (_) Also ist nicht immer so toll für die anderen Patienten. (lacht) F: Welche Rolle spielt da die Erfahrung beim Umgang mit diesen speziellen Patienten? MFA: Puh. (_) Was heißt jetzt Erfahrung? Ich meine ich kenn jetzt schon viele, die 25 meisten kenne ich schon 10 Jahre, ne. (__) Dass man halt, wenn man die Leute kennt, man weiß wie man mit denen umzugehen hat und man weiß wo, wenn sie schlecht drauf sind, wie weit man gehen kann oder ein tröstendes Wort oder kann ich jetzt gar nicht sagen (__) Erfahrung. (_) Bringt einfach so der Beruf mit sich, wenn man sie jeden Tag sieht, auch über Jahre hinweg, dann kennt man 30 sie halt. F: Aber ist schon ein wichtiger Aspekt die Erfahrung? MFA: Ja. F: Wie viele Patienten werden aktuell in Ihrer Praxis substituiert? MFA: 150. 35 F: Wer ist an der Substitution also an der Vergabe beteiligt? 1 MFA: Also, mein Chef, der Doktor und ich. F: Sie machen das beide? MFA: Ja. F: 40 Auf welche Substanzen testen Sie bei Aufnahme? MFA: Äh, Opiate, Benzodiazepine, Amphetamine. (__) Hab ich jetzt alle fünf? (_) Methadon und Kokain. (__) THC ist jetzt nicht so wichtig für uns. F: Wird auch nicht getestet? MFA: Eigentlich nicht. Nur wenn die Patienten das wünschen, ne. F: 45 Was passiert wenn der Patient bei Aufnahme auf Benzodiazepine positiv ist? Hat das Einfluss auf die Aufnahme und die Behandlung? MFA: Nein, nein, hat keinen Einfluss. Also, wir nehmen ja grundsätzlich alle Patienten auf. F: Stellen Sie eine Änderung fest von der Aufnahme und im Laufe der Substitution? Ändert sich der Konsum bzw. der Beikonsum? 50 MFA: Ja, klar. Wenn sie gut eingestellt sind, muss man halt sehen, wie lange die brauchen bis sie ihre Dosis gefunden haben, sag ich mal so zwei drei Tage, dürfen auch zweimal am Tag kommen. Wenn sie nachmittags, wenn sie merken, das hat noch nicht gereicht, dann kommen sie lieber noch mal. Das sagen wir denen dann auch immer, sonst meist ist es ja nachts kritisch, dann merken sie 55 sind doch entzügig, dann holen sie sich oft noch was. Dann sagen wir denen auch nochmal vorher, die sollen dann doch bitte vorher noch mal kommen. F: Bekommen alle die gleiche Einstellungsdosis? MFA: Also, wir fangen mit, mit relativ wenig an. Wenn die früh kommen, wir sagen das auch oft wenn jemand kommt und anruft: ich möchte zur Substitution, mich ein60 stellen lassen, dann sagen wir: Kommen sie ganz früh, dann können sie mittags noch mal kommen, nachmittags noch mal. Ist ja, ich mein gut, man kann ja, viele die kaufen sich das ja auch schon so und sagen dann, kommen dann an: Ah, ich vertrag 10 ml Polamidon, das weiß ich und so. Das hört man ja oft, aber da kann man sich ja nicht drauf verlassen. Man weiß ja nicht wie viel konsumieren 65 sie noch, haben sie noch was zuhause oder haben vorher schon was genommen, ne. Das ist natürlich dann schwierig. So muss man dann einfach ganz niedrig dosiert dann anfangen. F: Aber die haben die Möglichkeit im laufe des Tages dann wiederzukommen. MFA: Genau. Ja, ja und mein Chef hat da natürlich die Erfahrung und er spricht dann 70 halt immer mit denen und fragt: Was ist? Was merkste? Und, ne, der weiß dann 2 natürlich genau wie viel er dann noch geben kann. Ich mein das hat bisher die ganzen Jahre so geklappt. (lacht) Ist noch keiner umgefallen. F: Wenn man so klein dosiert anfängt sollte ja auch nichts passieren. (lacht) Wie entscheiden Sie in der Praxis über Urinkontrollen? 75 MFA: Ja, das macht der Chef. Wir versuchen´s regelmäßig zu machen. Klar, wenn wir merken, dass die Patienten Probleme haben sagen sie ja auch oft, was für Probleme. Ob es jetzt mit Beikonsum ist oder (_) der Doktor sieht sie ja regelmäßig und merkt ja dann auch wenn der Patient sich verändert oder Probleme hat. (_) Dann machen wir öfters UK Kontrolle. (_) Ansonsten halt so regelmäßig, 80 ne. F: Und wie läuft das? Schreibt der Chef das täglich auf? MFA: Der Chef, genau. Nicht ich entscheide das, sondern der Chef. F: Dann gibt es eine Liste, da steht dann drauf: der und der müssen heute zur UK. MFA: Genau. 85 F: Und die Intervalle sind? MFA: Das ist ganz unterschiedlich. Das ist ganz unterschiedlich, von einmal wöchentlich, zweimal wöchentlich, bis einmal im Monat. Also, das ist ganz unterschiedlich. F: 90 Das kommt dann wahrscheinlich auch drauf an auf die Menge des jeweiligen Konsums. MFA: Auf den jeweiligen Patienten. Wie der halt, ne, (_) wie gut der zurecht ist, wie stabil der eingestellt ist, wie viel Jahre ohne Beinkonsum. Das entscheidet der Chef dann. F: 95 Werden bei Ihnen Urinkontrollen unter Sicht durchgeführt? MFA: Nein. F: Gar nicht. MFA: Nein, nein. F: Aber Sie fühlen dann wahrscheinlich den Urin ob der warm oder kalt ist? MFA: Genau, genau. 100 F: Gibt es denn dann auch welche, die schon vorher sagen, bevor Sie zur Kontrolle müssen: oh,oh heute? MFA: Ich bin positiv? Ja. (nickt) F: Sind denn dann auch viele ehrlich und sagen dann so und so? MFA: Also die meisten ja. Es gibt natürlich auch welche die tricksen, klar. Das kommt 105 immer vor. Das merken wir dann auch. Mein Gott, wenn sie einen kalten Urin 3 abgeben. (_) Äh. (_) Das bespricht dann aber der Chef, also. Dann sagen wir nicht sofort: ah, ist ein kalter Urin abgegeben und dann gibt’s hier ne Riesen Diskussion. Dann müssen die sich hier öffnen und das ist dann blöd. Das macht dann der Chef, weil er dann weiß: Gut der hat ein Problem, der brauch meine 110 Hilfe und dann (_) bespricht er das dann mit dem. F: Ist er da einfühlsam? MFA: Ja, ja. (_) Also da fahren wir am besten mit, ne. F: Wenn man da das Vertrauen gewinnt. MFA: Ja,ja. 115 F: Wahrscheinlich gibt’s dann aber auch mal welche die sagen: ich hab gar nichts genommen. MFA: Das kommt natürlich immer vor. F: Können Sie mir beschreiben wie bei Ihnen mit einer manifesten Benzodiazepinund Opiatabhängigkeit umgegangen wird? Nehmen wir mal an wir haben einen 120 Patienten, der ist jetzt seit 2 Jahren hier bei Ihnen substituiert, der war jetzt ein halbes Jahr Beikonsum- speziell Benzodiazepinkonsum frei und ist jetzt plötzlich wieder positiv. Was passiert dann? Wie ist der Ablauf? MFA: Erstmal Gespräche mit dem Doktor und je nach dem was für ein Problem festgestellt wird, weil irgendein Problem muss er ja haben, weil er es ja wieder 125 nimmt, dann wird natürlich die psychosoziale Betreuung auch mit hinzugezogen, (_) Dosiserhöhung evtl. wenn da Bedarf ist oder halt auch, dass der Doktor den Patienten anbietet, dass die Rivotril kriegen, dass wir das hier auch so dosieren wenn die dann täglich kommen zur Vergabe, also, dann auch Rivotril bekommen, zwei oder eine. (_) Und äh, ja, mal wieder Gespräche. 130 F: Ändert sich dann auch an den Urinkontrollen was? MFA: Wie meinen Sie das jetzt? F: Gibt es eine engere Staffelung dann wieder? MFA: Ja und wir schicken das dann auch ein um zu kontrollieren ob die auch wirklich bei den zwei Tabletten, nehmen wir mal an die sind auf zwei Tabletten einge135 stellt. Dann schicken wir das ein. Machen diese Benzodiazepindiffernzierung, um zu sehen ob die sich daran halten. Ob die also nicht 20 oder Oxas nehmen oder was weiß ich, ne. Weil meistens, wenn die dann kommen sind die ja klar. Man weiß natürlich nicht was die den Tag über machen, ne. Die holen ihre zwei Tabletten ab und nehmen dann vielleicht noch später 20 dazu. Das weiß man 140 leider nicht. 4 F: Kann man da die Menge auch feststellen? MFA: Genau, ja, das kann man ganz genau feststellen. Ddie Wirkstoffe und äh, wie hoch die Konzentration ist. (__) Ja und dann findet wieder ein Gespräch statt und dann sehen wir mal weiter. 145 F: Gibt’s auch Sanktionen wenn man merkt, dass sich nichts ändert? MFA: (_) Sanktionen, ist schwierig. Gut wenn sich gar nichts ändert, dann bricht der Doktor natürlich die Behandlung ab, mit Rivotril, wenn sich das gar nicht lohnt. F: Nur Rivotril, nicht die Substitution? MFA: Nein, also, dass Patienten dann ihr Methadon nicht mehr kriegen oder nicht 150 mehr kommen dürfen, das passiert auf gar keinen Fall. Nee, dann versuchen wir natürlich, dass die stationär entgiften, ne. Mit der psychosozialen Betreuung reden, dann mit dem Krankenhaus sprechen, dass wir dann vermitteln dass er entgiften kann. Also so halt, ne. F: 155 Und Abdosierungen? Also dass Sie ihn dann runterdosieren, wenn er vom Beikonsum nicht ablässt? MFA: Meinen Sie jetzt mit dem Rivotril? F: Nee, auch vom Methadon. MFA: Nee, das nicht, nein, nein. F: 160 Wird auch mal umgestellt von Methadon auf Polamidon? MFA: Das machen wir. (nickt) Also wenn die Patienten sagen. Ich komm damit einfach nicht klar, das hilft mir nicht oder das hält nicht lange genug an, dann versuchen wir natürlich auch das andere. Je nach dem Polamidon, Methadon. Also das können die Patienten sich aussuchen. Das besprechen sie dann mit dem Doktor und dann machen wir das, ja. 165 F: Sehen Sie besondere Schwierigkeiten im Bezug auf diese Problematik Benzodiazepine, wenn Sie an die Patienten denken? MFA: Ja, also für mich persönlich jetzt nicht, weil hackedicht kommen die hier nicht hin oder selten. (lacht) Und dann sind sie immer noch lieb. Wie gesagt, ich kenn sie ja schon lange. Ist selten, dass die mal, ich hör das oft aus anderen Praxen, 170 dass die dann da richtig Stress machen und rumgröhlen. Also das, das haben wir hier eigentlich nicht. Ich merk das schon wenn wir Vertretung haben und Patienten aus der anderen Praxis kommen, dann hab ich da schon mal Schwierigkeiten mit. Ja, dann sind die schon aggressiv. Dann heißt es natürlich, dann sag ich natürlich: Du musst erst zum Doktor rein, ich kann dir nichts geben, du bist 175 sediert, ne oder hast irgendwas genommen, ich weiß ja jetzt nicht was und Urin 5 wollen die dann natürlich auch nicht abgeben und dann geb ich natürlich nichts raus und die müssen erst zum Doktor rein und dann ist schon Alarm. Dann geht’s hier schon mal richtig zur Sache. F: 180 Aber das sind Patienten aus anderen Praxen dann? MFA: Ja, ja, das is oft, ne. Weil man kennt die halt nicht so gut. Ich mein man kennt se schon, weil man ja öfters Vertretung macht, aber die sind dann halt nicht so eingebunden, da ist das die erste Woche immer schwierig. Wenn sie länger da sind, dann merken sie man tut ihnen nichts. Man hilft ihnen nur und dann werden sie auch ruhiger. 185 F: Das haben Sie gerade schon gesagt. Sie behandeln in Ihrer Praxis auch Patienten mit Benzodiazepinen. Wie viele sind das ungefähr von diesen 150? MFA: Oh, schwierig. Das weiß ich jetzt gar nicht. (__) Also 50 bestimmt. F: Also ein Drittel ungefähr. MFA: Ja, doch, 50 bestimmt. 190 F: Was ist dann da die Indikation? Ist das zum einen diese Benzodiazepinabhängikeit? MFA: Genau, ja, hauptsächlich. F: Oder auch psychiatrische Indikationen? MFA: Eigentlich nicht, ne. Ich denke schon, das ist einfach nur die Abhängigkeit. Na, 195 ich mein gut, psychische Probleme haben alle. Depressionen, da muss man halt sehen, aber da kann ich eigentlich auch gar nicht viel zu sagen. Ich habe zusätzlich Patienten die bekommen auch noch Antidepressiva. F: Und die Benzodiazepine auch vorübergehend? MFA: Es gibt auch welche die eigentlich auf der Dosis eingestellt sind und die eigent200 lich immer nehmen. Wir haben wenige die nehmen eine am Tag, aber jetzt auch schon auf Dauer. Also das gibt’s auch. Das sind nur wenige. Ich sag jetzt mal 5 Patienten, aber die kommen da einfach nicht von los und fahren da ganz gut mit. Die haben dann kein Beigebrauch. Die nehmen wirklich nur diese eine Tablette oder höchstens zwei, über Jahre und die bleiben dann darauf und es läuft 205 dann auch gut. Das sind wie gesagt ganz wenige. (____) Wie gesagt, wir machen dann auch immer wieder diese Differenzierung. Das wird natürlich, das wissen auch die Patienten, dass wir das immer wieder kontrollieren. Wir sagen natürlich nicht vorher: Wir machen´s morgen oder nächste mal, wenn du kommst. Ist klar, das wird dann ohne Ansage gemacht. Wichtig ist, dass wir das 210 überhaupt machen. Nicht dass wir dann hier große Diskussion haben. 6 F: Werden Patienten in Absprache mit Ihrer Praxis durch andere Ärzte mit Benzodiazepinen versorgt? MFA: Nein, das nicht. F: 215 Das sind dann nur diese mehr oder weniger illegalen Vergaben. MFA: Genau. Das sind ja leider viele Ärzte, die das machen. F: Wie reagieren Sie denn, wenn so eine Verordnungsquelle bekannt wird? Also, jetzt nicht auf der Platte gekauft, sondern ein Arzt der das ganze auf Privatrezept verschrieben hat. MFA: Ja, ja, also der Doktor schreibt die Ärzte an. Das macht er, aber leider oft ohne 220 Erfolg. (lacht) Aber der Chef bemüht sich, genau, um denen zu erklären, dass die auch noch substituiert werden. Manchmal wissen die Ärzte das auch gar nicht, dass die Patienten auch noch Methadon, (_) ne. F: Naja, die verschweigen das dann natürlich auch. MFA: Ja, klar. 225 F: Bis auf die spezialisierten Ärzte die das dann auch mehrmals schon verschrieben haben. MFA: Ja, leider. Das ist natürlich ein großes Problem. Ich finde auch immer (_) meiner, meiner (_) Meinung nach unverantwortlich, ne. Ich mein wenn ich einen Patienten der jede Woche kommt 50 Tabletten aufschreib, dann weiß ich genau, 230 da stimmt was nicht, ne. Sollte man vielleicht doch ein bisschen besser drauf eingehen um dem Patienten anders zu helfen, als nur ein Rezept in die Hand zu drücken, finde ich jetzt nicht OK. Aber gut, ich bin kein Arzt. (lacht) Ist meine Meinung jetzt. F: 235 Das wäre wahrscheinlich ein Wunsch den man als substituierende Praxis an den Gesetzgeber hätte oder? MFA: Ja, ja, das könnte man (_) müsste es eigentlich schon lange geben, ne. Ich meine das war ja schon immer so, dass es da gewissen Ärzte gibt, die schon seit Jahren diese, diese Tabletten verschreiben und immer an die gleichen Patienten. Das verstehe ich nicht, dass die da auch keine Schwierigkeiten auch mit 240 den Krankenkassen kriegen. F: Ja, das sind ja diese Privatrezepte, das ja gar nicht zur Krankenkasse kommt. MFA: Ja, stimmt. Ja, ja. F: Vielleicht wäre eher da so der Punkt wo man eingreifen könnte. MFA: Ja, gut. Aber es gibt ja auch die Fälle wo die Patienten mit ihren Chipkarten zu 245 20 verschiedenen Ärzten rennen, das gibt’s natürlich auch. 7 F: Dann reagieren die ja auch. MFA: Ja, aber leider zu spät. (lacht) Meist ein Jahr später oder so. (__) Also, eigentlich müsste es das ja auf BtM geben. Also, ich wäre für Benzodiazepine auf BtM Rezept. (lacht) Ist zwar kein Betäubungsmittel, aber irgendwie so in der Rich250 tung. F: Oder man dürfte es nicht mehr auf Privatrezept bekommen. MFA: Genau. F: Dann meldet sich die Krankenkasse auch schneller als nach 20 Ärzten. MFA: Ja. 255 F: Sie hatten gerade schon die PSB erwähnt. Welche Bedeutung hat die so in dem Behandlungskonzept Ihrer Praxis? MFA: Oh, die hat eine sehr große Bedeutung. Ohne die ist vieles gar nicht machbar. Die Patienten müssen irgendwo aufgefangen werden. Die haben oft so viele Probleme und ist schon ganz toll. Wir haben hier jemanden der kommt in die 260 Praxis, der Herr (Zensur),ne. Immer mittwochs und dann ist hier auch, ist die gut besucht, also. Wir könnten den jeden Tag hier sitzen haben, ja. (__) Ist schon, ist schon sehr wichtig. F: Sie nehmen dann auch Kontakt mit dem Berater auf, sagten Sie gerade? MFA: Also, die Patienten wissen auch, wenn sie irgendein Problem haben, das kön265 nen sie mir dann sofort sagen. Dann ruf ich ihn sofort an, mach einen Termin aus. Die können dann natürlich auch ins Krankenhaus gehen, jeden Tag und da auch Termine machen. Und je nachdem wie hoch der Bedarf ist, dann wird’s halt engmaschig kontrolliert. Anschließend finden dann auch immer noch Gespräche mit dem Doktor statt. Der Doktor dann auch mit dem Drogenberater, ne 270 also dass man da auf dem Laufenden ist, ne und dem Patienten dann gegebenenfalls helfen kann. Je nachdem wo er jetzt die Probleme hat. F: Stellen Sie eine Änderung fest, also wenn der Kontakt mit dem Berater relativ eng ist und Sie auch merken, dass da gearbeitet wird, ändert sich dann auch der Beikonsum? 275 MFA: Oh, das kann ich jetzt nicht sagen. (_) Das weiß ich jetzt nicht. Da hab ich noch nie so drüber nachgedacht. Na, so eng, ich mein ich seh sie dann ja auch nur kurz die Patienten, ne. Da finden so intensive Gespräche bei mir jetzt nicht statt. Beim Chef wahrscheinlich, aber der könnte da jetzt vielleicht was zu sagen. Ich mein, ich frag nur: Ist alles gut gelaufen? Ist alles OK? Und die sagen dann: ja, 280 der kümmert sich und ich hab das und das erledigt. Das ist halt so das einzige. 8 F: Aber ne allgemeine Besserung merkt man wahrscheinlich, wenn am Problem gearbeitet wird, ne? MFA: Ja, ja, doch, das schon (___) F: 285 Würden Sie sagen Ihnen fallen die Patienten jetzt ohne dass die eine UK abgegeben haben, direkt auf, wenn Sie Benzodiazepine konsumiert haben? MFA: Ja, ja. Also, ich kann jetzt nicht genau sagen: Haben die jetzt Benzodiazepine oder ne, THC genommen oder was weiß ich oder Heroin oder Kokain. Ich merk sofort dass sie irgendwas genommen haben, das merk ich schon, dass sie verändert sind, das merk ich schon wie sie reinkommen, wie sie mich angucken, 290 die Gestik und wollen sie reden, wollen sie nicht. Ich merk´s, ich fühl´s dann einfach, wenn man die Leute schon lange kennt, dann weiß man dass irgendwas im Busch ist. (_) Also wie gesagt so richtig sediert kommen die hier nicht an. Ich mein und wenn dann ist das schon ein Hilferuf. (_) Wenn die dann reinkommen und lallen und die Augen kaum aufkriegen, dann weiß man natürlich, jetzt ist, al- 295 so dann müssen sie halt zum Doktor ein, dann red ich auch nicht viel. Dann seh ich zu, dass die dann ganz schnell zum Doktor reinkommen und nicht noch erst ne Stunde warten müssen, weil dann hauen sie ab. (__) F: Danke. Das war´s schon. MFA: Oh. (lacht) 9 Protokoll MFA4: Donnerstag, 12.07.2012, 12.00 Uhr Niedergelassene Praxis (Allgemeinmedizin) Vor dem Interview: Nach telefonischer Absprache bestanden beide medizinischen Fachangestellten auf ein gemeinsam geführtes Interview, da sie befürchteten keine Antworten zu wissen. Sie machten nach Betreten der Praxis einen sehr aufgeregten Eindruck. Zum Interview wurde ich direkt in den Empfangsbereich gebeten. Dort stellte ich mich kurz vor und leitete das Gespräch mit dem Einverständnis zur Aufzeichnung ein. Während des Interviews: Ich fühlte mich sehr unwohl da ich das Interview im laufenden Praxisbetrieb durchführen musste und das Gespräch durch Patienten, Telefonate und den rein und raus laufenden Arzt gestört wurde. Die Antworten waren eher kurz und teilweise missverständlich. Nach dem Interview: Die Dauer des Interviews betrug 12 Minuten und ich fühlte mich durch die hektischen Umstände nicht wohl. Interview Probandin MFA4 F: Wie lange arbeiten Sie jetzt mit substituierten Patienten? 1MFA: Wie lange macht der das jetzt? Gute Frage. Guck mal, wer waren denn die ers5 ten? (zu 2MFA) (schauen am Computer) Wir haben zwischendurch auch abgebrochen. Wir hatten nur einen Take-homer, der einmal die Woche kam und dann haben wir gar nix ne ganze Weile gemacht und dann hat er wieder angefangen. Aber da haste auch nicht drin. (zu 2MFA) 10 (______) Da hatten wir ne dicke Pause zwischen. F: Das ist aber auch die Zeit in der sie selber mit denen gearbeitet haben? 1MFA: Ja. (__) Aber das andere das ist schon so lange her. (__) Ich glaub vier Jahre wenn überhaupt. (schauen weiter am PC) Oder guckt doch einfach mal bei (Zensur). Das waren doch eine von den ersten 15 oder? (zu 2MFA) Hier sind welche von 2009. Das wird so um den Dreh gewesen sein. F: Unterscheiden sie sich, bringen diese Patienten andere Sachen mit wie normale Patienten? 1MFA: Meinen Sie jetzt an Problemen? 20 F: Nein, im Umgang mit denen. Gibt es da einen Unterschied zu anderen Patienten? 1MFA: Also, nicht dass wir die anders behandeln. Die werden von uns genauso lieb behandelt, wie die anderen, da machen wir keinen Unterschied. Deshalb haben wir ja auch schon ein Dankeschön gekriegt. Die kommen sogar Weihnachten 25 mit kleinen Geschenken an, obwohl sie selber nicht viel Geld haben. 2MFA: Ja, obwohl sie selber kein Geld haben. F: Und würden Sie sagen dass im Umgang mit substituierten Patienten Erfahrung eine Rolle spielt? 1MFA: Erfahrung von uns aus? 30 F: Genau. 1MFA: Also, eigentlich haben wir die von Anfang an alle gleich behandelt. Also nicht, dass man jetzt wissen muss wie man die behandelt. (Telefon klingelt) Am Anfang hab ich persönlich auch ein bisschen Schiss gehabt. 2MFA: (nimmt ab) 1 35 1MFA: Weil ich kannte die ja so nicht, wie sie vom Wesen her sind. Ich dachte wenn die nicht direkt ihren Willen kriegen, dass die dann eine Nadel oder ein Messer aus der Tasche ziehen, aber das ist bei keinem der Fall. Die sind alle nett, also die wir jetzt hier haben, ne. Bei den anderen weiß ich das nicht. (___) F: 40 Wie viele Patienten werden aktuell bei ihnen substituiert? 1MFA: 28. F: Und wer ist an der Substitution beteiligt? Also an der Vergabe? 1MFA: Das machen wir beide oder der Arzt. Jeder hat jede Woche ein Rein-geh-Tag. (_) Wenn der Rein-geh-Tag ist, kümmert sich der Arzt darum und ansonsten die Woche über machen wir beide das. 45 F: Ist das immer ein anderer Tag in der Woche wo die rein müssen oder wissen die Patienten bescheid? 1MFA: Die wissen Bescheid. Wir haben hier einen Plan wo die drauf stehn, wer montags, dienstags bis freitags rein muss und die werden auch in der Woche öfters mit dem Alko-Test kontrolliert, ob se Beigebrauch an Alkohol haben, ja. Aber 50 sonst ist das immer gleich. 2MFA: (legt auf) F: Auf welche Substanzen wird bei Ihnen bei Aufnahme getestet? 1MFA: Ein großes Drogenscreening, ein komplettes, ja. F: 55 Also, die sieben Substanzen? 1MFA: Ich meine ja. Ich müsste mir einen Bogen nehmen um das abzulesen. F: Was passiert wenn der Patient vor Aufnahme mit Benzodiazepinen auffällig ist? 1MFA: Vor der Aufnahme? F: Ja. 1MFA: Ja, als erstes ist eine Urinabgabe, wenn der mit dem Arzt gesprochen hat und 60 wenn das Ergebnis kommt dann muss er halt rein und dann sagt er ob er aufgenommen wird oder nicht. Und dann wird halt einmal im Monat oder auch öfter die Urinkontrolle gemacht. F: Aber er wird auch aufgenommen wenn er positiv ist? 2MFA: Ja. (nickt) 65 1MFA: Ja. Aber das geht über die Drogenberatung. Also derjenige kann jetzt nicht dahin kommen und sagen: Hallo. Ich bin der sowieso und möchte bei ihnen substituiert werden. Das geht nicht, das muss über die Drobse gehen. F: Ändert sich der Konsum im Laufe der Substituion, also der Konsum anderer Substanzen, merken Sie das? 2 70 2MFA: Also, wenn ich da so gucke, wir haben da so ein extra Karteikarten angelegt für Urinbefunde, damit die Ärzte nicht immer mit Durchblättern müssen, äh (__) da sind meistens immer auffällig. F: Auch von der Menge her? 2MFA: Von der Menge her kann ich ja nicht sagen, weil da ja nur nachweisbar steht 75 und dann kommt die Bestätigung und die Bestätigung kommt immer dann wenn die Patienten (Telefon klingelt) schon auffällig waren und die bleiben auch so, also. 1MFA: (nimmt ab) 2MFA: Die möchten irgendwann dann mal vom Milligramm vom Methadon her vom 80 Milligramm runterdosiert werden. Aber den Beikonsum können die dann nicht weglassen. F: Wie entscheiden Sie über eine Urinkontrolle? 2MFA: Ähm, wir machen das immer so monatsweise. Also, nicht immer den gleichen Tag, alle vier Wochen, wir machen mal nach dreieinhalb Wochen (1MFA legt 85 auf) oder nach vier Wochen, damit die Patienten das nicht so merken. F: Damit die Patienten nicht wissen wann sie dran sind. 2MFA: Ja. Wir haben auch so ein bisschen mitgekriegt, dass die auch Urine äh mitbringen. F: 90 Fühlen Sie dann? 2MFA: Genau. Wir gucken immer bevor wir die wegschicken, gucken wir immer ob die warm sind. Viele wissen ja auch also kennen auch den Trick, deshalb tun die das in die Hosentaschen, haben wir mitgekriegt, damit die da auch warm bleiben. Nur die Patienten erzählen das. Da kriegt einer Take-home, guckt mal ob da was auffälliges ist oder einer gibt zu dass einer von den Patienten, den Urin 95 vom Kühlschrank weggeklaut hat. So kriegen wir das mit, aber so können wir da leider nicht. F: Machen Sie keine Urinkontrolle unter Sicht? 2MFA: Doch, so machen wir. F: 100 Aber Sie gehen jetzt nicht mit auf die Toilette und gucken ob der was dabei hat? 2MFA: Nee, das machen wir nicht. 1MFA: Wir testen aber auch immer das Methadon mit. Also, wenn kein Methadon drin ist, haben se schon Pech gehabt. Also, von der Oma können sie den Urin schon mal nicht nehmen. 2MFA: Ja, wir hatten auch mal einen Fall gehabt, Zuckerpatient (lacht) 3 105 1MFA: Ja, Zuckerpatient der kein Zucker im Urin. Normalerweise färbt sich das Stäbchen ja auch beim Urin, auch bei Zucker und da war nix und einmal hatten wir einen der kein Methadon drin hatte und das passte ja schon mal gar nicht. (Telefon klingelt) 2MFA: Aber wie gesagt wir können da nicht sagen ob die, die verpetzten sich gegen- 110 seitig, ne. 1MFA: (nimmt ab) F: Wenn die jetzt auffällig sind in der UK, was passiert dann? 2MFA: Also, bei uns ist das so: Die Patienten müssen wöchentlich zu den Ärzten rein, ob alles ok ist, um die Dosis zu prüfen und bei diesen Gesprächen geht es auch 115 darum, warum, wieso, weshalb und dann wird das halt dokumentiert. F: Und wird dann auch mal die Dosis geändert? 2MFA: Ja, auch. Trotz Beikonsum, müssen die runter. F: Weil der Beikonsum so hoch ist? 2MFA: Also, wir wissen das nicht. Aber die möchten auch trotz Beikonsum manchmal 120 zwischendurch runterdosiert werden. (weiteres Telefon klingelt) Mal 1 mg, mal 2mg, aber die lassen das dann trotzdem nicht. (nimmt ab) (____beide telefonieren; Patienten kommen ins Vorzimmer___) F: Also, rauf oder runter dosiert wird bei Ihnen auch? 2MFA: Aber auf Patientenwunsch. 125 F: Ok. Wird denn auch mal umgestellt von Polamidon auf Methadon? 2MFA: Ja, wenn die Schweißausbrüche haben und dann. Da hatten wir schon ein paar. F: Und die sind dann damit gut klargekommen, dann? 2MFA: Ja. F: 130 Gibt es auch Sanktionen? 1MFA: Rauswurf gab´s auch schon. Wenn man so verarscht wird dann reicht es irgendwann. Aber kommt selten vor. (___ambulante Pflegekraft kommt ins Vorzimmer____) F: Also, dass der Beikonsum bestehen bleibt ist schon eine Schwierigkeit im Umgang? 135 1MFA: Ja, viele sind auch mal eine Zeit so stark und sagen: ich geh jetzt runter und hör auf mit dem Zeug, ja und ruckzuck. Ich kenne keinen der richtig sauber war und der sauber geblieben ist. Die sind dann alle wieder so abgestürzt. 4 2MFA: Die geben auch, also manche geben auch zu. Dann sagen die uns: Ich habe gestern konsumiert, ja wegen anderen Problemen und so. Also, einige geben 140 auch zu. F: Die sagen dann auch ganz ehrlich, so? 2MFA: Ja. F: Und dann gibt es auch welche die nicht ehrlich sind? 2MFA: Wir haben z.B. einen Fall gehabt, der ist so ungefähr seit drei, vier Monaten bei 145 uns, da hatten wir drei Urinproben geschickt und da waren drei Benzos drin und er hat gesagt: Nee, man hat nur eine gegeben. Kann nicht sein. Aber da haben wir gesagt wir machen das jetzt so: Wir haben eine Liste gemacht. Da tragen wir das Datum ein: Uk abgegeben, Unterschrift unterzeichenen, weil da waren auch Auffälligkeiten und er hat glaube ich Angst gehabt und dann auch gelogen. 150 (___Patient verabschiedet sich kurz im Vorzimmer__) F: Werden in Ihrer Praxis Patienten mit Benzodiazepinen behandelt? (___Arzt betritt Vorzimmer) 1MFA: Doktor, werden Junkies bei uns mit Benzodiazepinen behandelt? A: 155 Nee, überhaupt nicht, kein einziger. Hier ist keiner der bei uns Benzos kriegt. Also, die werden nicht verschrieben. Es gibt welche die konsumieren, wo wir das mitkriegen. F: Werden denn Patienten in Absprache mit Ihrer Praxis durch andere Ärzte mit Benzodiazepinen behandelt? A: 160 Nein. Hatte ich mal, aber im Prinzip ist das möglich wenn der Nervenarzt sagt: Der muss, dann mache ich das. Aber wenn ich sehe, dass der Gebrauch nicht stimmt, dann unterbinde ich trotzdem. F: Danke schön. (Arzt verlässt das Vorzimmer) Passiert es schon mal, dass eine Verordnungsquelle bekannt wir? Also, dass schon mal ein Patient sagt: Ja, der und der Arzt hat mir das und das verschrie- 165 ben? 1MFA: Jetzt an Tablette und so? Nee, hatten wir nicht. F: Wie würden Sie denn reagieren, wenn so eine Quelle bekannt wird? 1MFA: Dem Doktor sagen, wenn wir das mal hören. (_) Eigentlich so verraten die sich nicht. Schon mal mit der UK, dass einer Wut auf den anderen hat und sagt: Die 170 bescheißen doch. Dann sag ich: Die Tricks kennen wir auch, wenn die ihren Urin halt woanders gelagert haben. (lacht) 5 2MFA: Ich hab auch mal bei einem Patienten mitgekriegt, dass es eine Praxis gibt wo die Mitarbeiterin dann beim Pinkeln dann bei sind. 1MFA: Ist ja irgendwie unmenschlich, unwürdig, ne. 175 (___) F: Welche Bedeutung hat die Kooperation mit der PSB in Ihrer Praxis? 2MFA: Bei uns ist das seit ungefähr 1 ½ Jahren sehr wichtig, weil der Doktor möchte dass die Patienten regelmäßig mit den Drogenberatern in Kontakt gesetzt sind und deshalb fordern wir jetzt monatsweise PSB Bescheinigungen und dann ha180 ben wir jetzt auch so eine Liste gemacht und die Patienten die die PSB Bescheinigungen halt nicht bringen, wird das abgesprochen, und manche hatten Urlaub gehabt oder die Berater haben Urlaub gehabt. F: Nimmt der Arzt oder Sie auch Kontakt zu den Beratern auf? 2MFA: Wenn wir merken, dass da seit ein paar Monaten kein Kontakt ist schon. Dann 185 rufen wir an und fragen persönlich nach den Bescheinigungen. Und die sagen dann auch immer: Ja, wir waren da, aber wir haben vergessen mitzubringen (_) Aber das sind wirklich nur paar, die restlichen bringen wirklich regelmäßig und gehen auch regelmäßig. 1MFA: Es gibt welche die bringen schon am dritten des Monats, die rennen sofort. Also, 190 da sind wir immer ganz entzückt, ne. (___Patient verabschiedet sich kurz im Vorzimmer__) F: Gibt es im Bezug auf Benzodiazepinkonsum Wünsche an den Gesetzgeber, um Ihnen den Arbeitsalltag zu erleichtern? 1MFA: Puh, dazu fällt mir jetzt nix ein. Keine Ahnung. (2MFA schüttelt den Kopf) 195 F: Das war es schon. Vielen Dank. 6 Protokoll MFA5: Freitag, 25.07.2012, 12:00 Uhr Niedergelassene Praxis ( Allgemeinmedizin) Vor dem Interview: Die Probandin musste den Termin aufgrund der Urlaubszeit und Personalengpass verschieben und hat mich zum Ende der Sprechstunde in die Praxis bestellt. Ich wurde in ein Arztzimmer gebeten. Nach kurzer Vorstellung und Einleitung des Gespräches, holte ich mir die Erlaubnis zur Aufzeichnung ein. Die Atmosphäre war freundlich und angenehm und ich fühlte mich wohl. Während des Interviews: Die Probandin war interessiert und zugewandt. Da der Praxisbetrieb schon geschlossen war, gab es keine Störungen von außen. Nach dem Interview: Das Gespräch hatte eine Länge von 13 Minuten, allerdings blieb ich noch eine halbe Stunde länger sitzen und unterhielt mich mit der Probandin, die mir von einem Patienten erzählte der sich einige Wochen zuvor mit mehreren Packungen Rivotril suizidiert hatte. Die Tabletten waren von einer der Praxis bekannten Ärztin verschrieben worden, der man aber nichts nachweisen konnte. Aufgrund des positiven Verlaufs des Gespräches und der Offenheit fühlte ich mich gut aufgehoben. Interview Probandin MFA5 F: Wie lange arbeiten Sie schon mit substituierten Patienten? MFA: Mit Unterbrechung oder ohne? 5 F: Insgesamt so. MFA: Ja, ähm, (_) zwei (__) sechs Jahre, so grob überm Daumen. Sechs Jahre würde ich jetzt sagen, ja. F: Hm. Wodurch unterscheiden sich für Sie substituierte Patienten von „normalen“ Patienten? 10 MFA: Ähm, (_) boah, schwierig. Hm, (_) eigentlich unterscheide ich die ja gar nicht, sondern die unterscheiden sich ja von alleine. F: Hm. MFA: Also, die schieben sich ja eigentlich selbst in eine Schublade, ne. F: 15 Hm. MFA: Und äh, wir haben oder es sollte eigentlich so sein, dass die Patienten eigentlich genauso behandelt werden, wie jeder „normale“ Patient, in Anführungsstrichen auch. Aber die Patienten, schieben sich eigentlich selbst in die Schublade und sagen: Nur weil ich hier jetzt n Junkie bin, muss ich hier ständig Urin lassen und nur weil ich ein Junkie bin machste das jetzt so und so. Also, die schieben sich 20 eigentlich selbst in einer Schublade. F: Hm. MFA: Und unterscheiden tue ich die eigentlich nicht, nee. F: Aber die haben schon andere Problemstellungen wie „normale“ Patienten? MFA: Ja, gut das schon ja. Also, sei es Geldprobleme oder Körperpflege (lacht) 25 F: Und welche Rolle spielt die Erfahrung im Umgang mit diesen speziellen Patienten? MFA: Wie meinen Sie das jetzt welche Erfahrung? F: Ja, Sie haben ja jetzt schon sechs Jahre lang mit Patienten gearbeitet und haben auch im Laufe dieser Jahre Erfahrungen gesammelt, wie man mit denen 30 umzugehen hat, was macht das aus? MFA: Puh, das ist schwierig zu sagen, weil bei dem einen muss man ganz, ganz sensibel sein und sonst fühlt der sich sofort auf die Füße getreten und würd sich gleich ein Strick nehmen und sich aufhängen. Und beim anderen muss man schon hart durchgreifen und muss sagen: So, bis hier hin und nicht weiter und 1 35 ähm, ansonsten müssen wir das hier beenden, aber das ist ganz unterschiedlich von Patient zu Patient. F: Also, ganz verschiedene Faktoren? MFA: Ja. F: 40 Wie viele Patienten substituieren Sie im Moment? MFA: Äh, 110 ungefähr. F: Wer ist an der Vergabe beteiligt? MFA: (___) Das ist unterschiedlich. Also, da gibt’s nicht jemand der nur die Vergabe macht. Also, äh, wir sagen jetzt nicht nur ich mach die Vergabe oder meine Kollegin oder Frau Dr. macht nur die Vergabe, sondern im Prinzip ist es so, dass 45 meine Kollegin größtenteils die Vergabe macht und leider Gottes ist es ja so, dass Patienten auch nach der Vergabezeit kommen und wir dann aber ja auch andere technische Untersuchungen haben. Dann macht halt der die Vergabe, der gerade vorne ist. Ne, es wird aber auch alles dokumentiert um wie viel Uhr die Patienten kommen, damit wir auch genau nachgucken können, falls mal ei- 50 ner doppelt kommt, wir dann wirklich sagen können: Ääh, du warst schon hier und kriegst dann auch nichts mehr. Ne, das ist alles dokumentiert, zu jedem einzelnen Patienten. F: Auf welche Substanzen testen Sie bei Aufnahme? MFA: (_) Opiate, Methadon oder Polamidon, Buprenorphin, äh, Kokain, Benzodiaze55 pine, THC und (_) Amphetamin. F: Was passiert wenn jemand bei Aufnahme mit Benzodiazepinen auffällig ist? Was passiert dann? MFA: Der wird darauf hingewiesen, dass wir hier nicht mit Benzodiazepinen substituieren und wird dann wenn er es wirklich benötigt zum Neurologen geschickt. 60 F: Hat aber keinen Einfluss auf die Dosierung oder auf die Aufnahme selbst? MFA: Nein, nein. F: Ändert sich der Konsum wenn die Leute hier ankommen, die einen extremen Beikonsum haben und dann hier eingestellt werden, merkt man eine Veränderung im Beikonsum? 65 MFA: (__) Anfangs, ja, weil ich glaube erstmal so der Abstand zum Arzt und auch der Arzthelferin ist und auch die Angst: Was passiert jetzt wenn ich Beikonsum habe? F: Hm. 2 MFA: Also, reduziere ich meinen Beikonsum, wenn sie es dann hinterher raus haben, 70 wie es funktioniert, dann glaube ich ist der Beikonsum, vielleicht geringer, aber ist immer noch da. In den meisten Fällen. F: OK. (_) Wie entscheiden Sie über eine UK? MFA: (__) Ganz spontan. Ganz spontan. Also, da hab ich kein Verfahren, wer jetzt wann dran ist, sondern das mache ich stippvisitenartig. 75 F: Hm. MFA: Also, jeder ist mal dran und jeder auch eigentlich gleich oft und äh, das mache ich, wenn ich jetzt mein, Herr Müller/Meier sieht ganz bescheiden aus, dann muss der Herr Müller/Meier mal runter. F: 80 Sie machen das am allgemeinen Zustand fest. MFA: Auch, auch. Also ich mach morgens schon eine Liste fertig, wer Urin lassen muss und wenn derjenige jetzt aber schlecht aussieht und ich den nicht auf meiner Liste stehen hab, dann muss er trotzdem mal runter, ne. F: Hm. (_) Werden UKs unter Sicht durchgeführt? MFA: Auch ja. Aber nicht größtenteils. 85 F: Was passiert wenn Sie jemanden haben, der seit einem halben Jahr Benzofrei ist und dann wieder auffällig ist? Wie ist da so der Ablauf? MFA: Äh, der muss natürlich erstmal zum Gespräch rein, zum äh, Doktor. Dann wird gefragt woher er die Tabletten hat, dann kommt immer dieses: Ja, die hab ich mir verschreiben lassen. Von welchem Arzt? Dann wird der Arzt angerufen. In 90 der Regel, wird nachgefragt ob er da war, wie viel er bekommen hat und dem Arzt dann aber auch mitgeteilt, dass er hier in Substitution ist und er es bitte unterlassen soll Tabletten aufzuschreiben, weil es keinen Sinn macht. Oder ähm, wenn er dann sagt: Hab ich auf dem Schwarzmarkt gekauft. Kann ich die nicht hier verschrieben kriegen? Nein, gibt es nicht. Brauchten sie vorher nicht, brau- 95 chen sie dann jetzt auch nicht. Wenn sie meinen sie müssten welche haben, wenn sie die Diagnosen dazu haben, dann zum Neurologen. F: Auch in Absprache dann mit der Praxis? MFA: Genau, ja. F: 100 Geben Sie die dann auch aus oder muss der Neurologe die dann verschreiben? MFA: Die muss der Neurologe dann verschreiben. F: OK. Ändert sich was an der Dosierung? MFA: Nein, nein. F: Wechseln Sie gegebenenfalls das Substitut? 3 MFA: Nein. 105 F: Gibt’s Sanktionen wenn der Patient nicht mitarbeitet? MFA: Ja. F: Wie sehen die aus? MFA: Also, Entgiftung, eventuelle Therapie. Und wenn´s gar nicht läuft ein Wechsel. Also, wir hatten, zum Beispiel auch mal einen Patienten, da, ähm, mussten wir 110 wirklich mal sagen, er muss jetzt mal zum Kollegen wechseln. War auch so mit ihm abgesprochen, dass er erstmal da ein paar Monate substituiert wird, um zu sehen wie gut er es hier eigentlich hat. F: Hm. MFA: Und dann wo er nach ein paar Monaten wieder hier her kam und es dann auch 115 eine Zeit lang gut ging und er dann leider wieder in sein altes Muster verfallen ist und jetzt in die Entgiftung musste. F: Ins alte Beikonsummuster, hm. MFA: (nickt) Ja. F: 120 OK. Hm, wodurch fallen Ihnen die Patienten auf in erster Linie, also wenn Sie dann auch mit UK und Benzos auffällig werden? MFA: Ja, das sehe ich. An den Augen, also sie gucken praktisch durch einen hindurch. Also, so merk ich das und äh, dann abzustreiten, bringt nix. Also, bis jetzt ist jeder hier aufgeflogen, jeder. F: 125 OK. (__) Wo sind die besonderen Schwierigkeiten im Umgang mit benzodiazepinkonsumierenden Patienten? MFA: Das Problem, das große Problem ist halt einfach, dass es die auf dem Schwarzmarkt zu kaufen gibt, wie alles andere ja leider auch, äh, und sie es dann halt so nehmen können wie sie es gern hätten. Und sich aber über die Konsequenzen aber nicht bewusst sind und es auch genug Ärzte gibt die die 130 halt einfach so mal verschreiben und dann sagen: Nee, der Patient war noch nie hier und tschüß. Ne, also und gar nicht hier versuchen mitzuarbeiten, sondern eher gegen uns arbeiten und das ist eigentlich das Schwierige daran. F: Also, Sie nehmen grundsätzlich Kontakt mit denjenigen auf die die verordnen? MFA: Ja, also in der Regel ja. Kann schon mal sein dass uns was untergeht. Aber in 135 der Regel ist das so, dass wir Kontakt zu den Ärzten aufnehmen und ich hatte letztens einen Fall gehabt wo die Ärztin sagte, wo ich fragte: Ist der Patient sowieso bekannt? Nein. Ist der Patient sowieso bekannt? Nein und jetzt auf wieder 4 hören, tschüß. Wo ich dann sagte OK. Also, da wusste sie wohl schon, dass sie da was gemacht hat, ne. 140 F: Behandeln Sie selbst auch mit Benzodiazepinen in Ihrer Praxis? MFA: In der Regel nicht, nein, nein. F: Gibt es denn schon mal jemanden mit der Indikation Abhängigkeit? MFA: Ja, also, wir haben jetzt einen Fall, äh, der kann nicht ohne Benzodiazepine, weil der sonst epileptische Anfälle sofort hat und den haben wir jetzt hier, aber 145 der wird auch wieder abdosiert. Aber halt auch langsam, ja. F: Und wie ist da so die Erfahrung mit dem Abdosieren? MFA: Wir haben schon einige gehabt die haben wir abdosiert und das klappte eigentlich ganz gut, bei dem Fall den wir jetzt haben, bin ich mir noch nicht ganz sicher ob das funktioniert. Also da müssen wir abwarten wie es ist, wenn wir auf Null 150 sind. F: Stellen Sie ihn dann auch um auf Neuroleptika? MFA: Ja, genau. Hm. F: OK. Welche Bedeutung hat die Kooperation mit der PSB in dem Behandlungskonzept Ihrer Praxis? 155 MFA: Also, PSB ist eigentlich der nächste Ansprechpartner, wenn es Probleme mit unseren Patienten gibt. Da die doch einen anderen Einfluss darauf haben und denen auch besser vermitteln können was die Konsequenzen sind wenn sie hier nicht mitarbeiten. Und, äh, ohne psychosoziale Betreuung, keine Substitution und dann haben die doch mehr in der Hand als wir als Praxis und äh, wir kon- 160 taktieren eigentlich immer die psychosoziale Betreuung wenn es Probleme gibt, immer. F: Wie läuft das mit dem Kontakt genau? MFA: Ja. F: 165 Wie? MFA: Wie? Also, entweder telefonisch oder hier vor Ort in der Praxis zwei Mal in der Woche. F: Gibt es im Bezug auf Benzodiazepinkonsum Wünsche an den Gesetzgeber, um Ihnen den Arbeitsalltag zu erleichtern? MFA: Es ist nur ärgerlich dass es Ärzte gibt die sie verschreiben wie Bonbons. Und 170 denen egal ist, ob sie letzte Woche schon da waren oder gestern, ja. F: Danke schön. 5 1.Reduktion - Urinscreening Gruppe A Abstraktionsniveau: Beschreibung der Entscheidungskriterien und Regelungen zur Durchführung von Urinscreenings. Proband A1 Zeile 27 – 28 Nr. 1 Paraphrasierung Die Urinkontrolle wird spontan durchgeführt und wenn Auffälligkeiten, wie vermehrte Ermüdbarkeit, Reizbarkeit oder reduzierter Allgemeinzustand festzustellen sind Generalisierung Spontan Bei Auffälligkeiten A1 33 2 Keine Urinkontrolle unter Sicht Keine UK unter Sicht A1 33 - 37 Bei Bedarf finden Kontrollen durch Speichelproben, bei einigen Patienten auch grundsätzlich statt Speichelproben als Kontrollinstanz A2 93 3 Routinemäßig werden UK alle sechs Wochen durchgeführt UK alle sechs Wochen A2 95 - 103 4 Wenn mir jemand anders erscheint dann erfolgt die UK enger, z.B. bei kühlem Urin Individuelle Entscheidung bei Veränderung A2 100 5 UK werden zum Teil unter Sicht durchgeführt UK unter Sicht bei Bedarf A3 33-52 6 Die Durchführung der UK erfolgt stichprobenartig nach meiner Entscheidung, UK sind nicht wichtig, eher die Klinik Individuelle Entscheidung, UK eher zweitrangig Reduktion K1: wichtig für UK: Bei Auffälligkeiten, z.B. Ermüdbarkeit, Reizbarkeit und reduziertem AZ Spontan Keine UK unter Sicht Ggf. Speichelproben K2: wichtig für UK: fester Intervall alle 6 Wochen bei Auffälligkeiten, z.B. kühlem Urin UK unter Sicht bei Bedarf K3: - A3 37 7 A3 42 8 A4 73-77 9 Maximal drei UK pro Quartal nach finanziellem Aspekt Unter Sicht werden keine UK durchgeführt Finanziell gesteuerte Durchführung der UK Intervall nach ASTO Handbuch und Finanzierung und was wir meinen Wissen zu müssen UK Intervall nach Vorschrift und individuelle Entscheidung Urinkontrolle ist eher nachrangig, sonst kostenorientiert AZ ist entscheidender Keine UK unter Sicht Keine UK unter Sicht K4: - A4 79 10 UK kommt überraschend Unangekündigte UK A4 99-100 11 UK unter Sicht funktioniert nicht wirklich, so genau kann man da nicht hingucken Keine UK unter Sicht A5 126- 127 12 UK werden nach klinischem Aspekt und den allgemeinen Vorgaben entschieden Feste Intervalle nach Vorgaben und individuelle Entscheidung nach Klinik UK werden nach Vorschrift durchgeführt und nach individueller Entscheidung Unangekündigt Keine UK unter Sicht K5: - UK werden nach Vorschrift durchgeführt und nach klinischen Aspekten Bei Bedarf UK unter Sicht, z.B. bei Manipulation A5 170 - 171 13 Take-home Patienten die beim Manipulieren erwischt werden müssen unter Sicht Urin abgeben Bei Bedarf UK unter Sicht A6 108 – 111 14 UK werden von den MFA in regelmäßigen oder unregelmäßigen Abständen durchgeführt Keine festen Regeln für UK A6 112 – 115 15 UK werden nicht unter Sicht durchgeführt und sind daher eher zweitrangig UK zweitrangig, wenn sie nicht unter Sicht durchgeführt werden K6: - A6 119 – 121 16 Es ist eher wichtig nach Auffälligkeiten zu gucken, dann macht man einen UK Die Klinik ist ein Indikator für die Durchführung einer UK A7 100 - 103 17 Vier UK im Quartal, aber alle Patienten müssen einmal in der Woche Urin abgeben, wir wecken die aber auch wenn es sein muss Fester Intervall und bei Auffälligkeiten K7: - A7 98 18 Patienten werden unangekündigt getestet UK unangekündigt A7 246 19 Patienten geben Urin indirekt unter Sicht ab UK generell unter Sicht A8 102 - 103 20 UK laufen zweimal im Monat, da es viele Patientinnen mit Kindern gibt, mit Info bei Auffälligkeiten an das Jugendamt UK nach festem Intervall, besonders bei Müttern mit Kindern - fester Intervall, spezielle Situation wegen Beteiligung von Kindern, alle zwei Wochen nach auffälliger Temperaturkontrolle Wiederholung UK unter Sicht - Unangekündigte Durchführung Fester Intervall und wenn Kontrolle nötig ist UK unter Sicht - 117 - 132 21 MFA begleitet Patientin zur Toilette und lässt die Tür auf, außerdem wird anschließend die Temperatur kontrolliert, evtl. muss innerhalb einer std. ein neuer Test durchgeführt werden UK unter Sicht Anschließend Temperaturkontrolle und bei Auffälligkeiten neue Kontrolle A9 78 22 UK mindestens einmal im Monat unangekündigt Fester Intervall ohne Ankündigung A9 79 - 82 23 Auch mal zwischendurch, wenn ich oder der Patient Kontrolle wünscht Individuelle Entscheidung A9 88 24 Unter Sicht eine Urinkontrolle für alle UK unter Sicht fester Intervall vier Mal im Quartal und bei Auffälligkeiten Unangekündigt UK unter Sicht K8: - A8 Keine festen Regeln für UK Manipulationsgefahr ist hoch daher ist Klinik Indikator für UK Keine UK unter Sicht K9: 2.Reduktion – Urinscreening Gruppe A Proband A1 Kategorie K1 A2 K2 A3 K3 wichtig für UK: Bei Auffälligkeiten, z.B. Ermüdbarkeit, Reizbarkeit und Reduziertem AZ Spontan Keine UK unter Sicht Ggf. Speichelproben Wichtig für UK: fester Intervall alle 6 Wochen bei Auffälligkeiten, z.B. kühlem Urin UK unter Sicht bei Bedarf - Urinkontrolle ist eher nachrangig, sonst kostenorientiert AZ ist entscheidender Keine UK unter Sicht Generalisierung Regeln für UK: Bei Auffälligkeiten Spontan Keine UK unter Sicht Ggf. Speichelproben Reduktion Regeln für UK: ein fester Intervall wenn etwas auffällig ist dann auch evtl. Urin unter Sicht K´1: Regeln für UK: feste Intervalle zwischen 2 und 6 Wochen individuell nach Klinik und Auffälligkeiten Unangekündigt - Klinischer Zustand ist wichtiger UK lediglich kostenorientiert Keine UK unter Sicht A4 K4 Wichtig für UK: UK werden nach Vorschrift durchgeführt und nach individueller Entscheidung Unangekündigt Keine UK unter Sicht Regeln für UK: UK nach Vorschrift Nach individueller Entscheidung Ohne Ankündigung A5 K5 Wichtig für UK: UK werden nach Vorschrift durchgeführt und nach klinischen Aspekten Bei Bedarf UK unter Sicht, z.B. bei Manipulation Regeln für UK: UK im vorgeschriebenen Intervall Nach klinischen Aspekten Bei Manipulation unter Sicht A6 K6 - A7 K7 A8 K8 A9 K9 Keine festen Regeln für UK Manipulationsgefahr hoch daher ist Klinik Indikator für UK Keine UK unter Sicht Wichtig für UK: fester Intervall und bei Auffälligkeiten Unangekündigt UK unter Sicht - fester Intervall, spezielle Situation wegen Beteiligung von Kindern, alle zwei Wochen nach auffälliger Temperaturkontrolle Wiederholung UK unter Sicht - Unangekündigte Durchführung Fester Intervall und wenn Kontrolle nötig ist UK unter Sicht - K´2: - Nachrangige Handhabung keine festen Regeln Intoxikation ist Indikator für eine UK Grundsätzlich keine UK unter Sicht Regeln für UK: fester Intervall bei auffälligem Verhalten ohne Ankündigung generell UK unter Sicht Regeln für UK: fester Intervall bei Auffälligkeiten generell UK unter Sicht Regeln für UK: ohne Ankündigung fester Intervall individuelle Entscheidung K´3: UK unter Sicht: generell bei Bedarf keine UK unter Sicht 1.Reduktion – Urinscreening Gruppe MFA Abstraktionsniveau: Beschreibung der Entscheidungskriterien und Regelungen zur Durchführung von Urinscreenings. Proband MFA1 Zeile 38 – 43 Nr. 1 Paraphrase Alle vier Wochen muss der Patient unangekündigt zur UK Generalisierung Ohne Ankündigung, einmal im Monat MFA1 44 – 50 2 Wenn der Patient mal positiv war oder anders auffällig ist muss er außerhalb des Intervalls zur UK Bei vorangegangenem pos. Befund und Veränderungen im Verhalten MFA1 55 – 56 3 erfolgen nicht unter Sicht Keine UK unter Sicht MFA2 29 – 31 4 Einmal im Monat muss jeder Patient Urin abgeben, ohne zu wissen wann Unangekündigt einmal im Monat UK MFA2 35 – 38 5 Die Ärzte begleiten die Männer und wir die Frauen auf Toilette UK grundsätzlich unter Sicht MFA3 82 - 86 6 Intervalle sind von Patient zu Patient unterschiedlich, Doktor entscheidet individuell UK Intervalle werden individuell entschieden MFA3 94 - 95 7 Urinkontrollen werden nicht unter Sicht durchgeführt Keine UK unter Sicht MFA4 82 – 84 8 Monatsweise Urinkontrollen, nicht am gleichen Tag damit die Patienten das nicht merken Fester Intervall Spontan MFA4 94 - 99 9 Wir gehen nicht mit auf die Toilette Keine UK unter Sicht MFA5 74 – 75 8 Urinkontollen werden von mir ohne besonderes System entschieden UK stichprobenartig MFA5 77 – 79 9 Wenn der Patient verändert wirkt muss er auch zur UK UK bei verändertem AZ MFA5 85 10 Urinkontrollen unter Sicht werden hin und wieder durchgeführt UK unter Sicht werden bei Bedarf durchgeführt Reduktion K1: Urinkontrolle: unangekündigt mit festem Intervall und bei verändertem AZ bzw. pos. Befund Keine UK unter Sicht - K2: Urinkontrolle: unangekündigt fester Intervall UK grundsätzlich unter Sicht K3: Urinkontrolle: individuelle Entscheidung durch Arzt keine UK unter Sicht K4: Urinkontrollen monatsweise, nicht am gleichen Tag keine UK unter Sicht K5: Urinkontrolle stichprobenartig entschieden durch MFA bei verändertem AZ UK unter Sicht bei Bedarf 2.Reduktion – Urinscreenings Gruppe MFA Proband MFA1 Kategorie 1 MFA2 2 Urinkontrolle: unangekündigt fester Intervall UK grundsätzlich unter Sicht Wichtig für UK sind ein fester Intervall, die unangekündigte Durchführung unter Sicht MFA3 3 Urinkontrolle: individuelle Entscheidung durch Arzt keine UK unter Sicht UK unterliegen der individuellen Entscheidung des Arztes, keine UK unter Sicht MFA4 4 Urinkontrollen monatsweise, nicht am gleichen Tag keine UK unter Sicht Fester Intervall Spontan Keine UK unter Sicht MFA5 5 Urinkontrolle stichprobenartig entschieden durch MFA bei verändertem AZ UK unter Sicht bei Bedarf UK wird individuell von der MFA entschieden UK unter Sicht bei Bedarf MFA5 6 Urinkontrolle stichprobenartig entschieden durch MFA bei verändertem AZ UK unter Sicht bei Bedarf UK wird individuell von der MFA entschieden UK unter Sicht bei Bedarf Urinkontrolle: unangekündigt mit festem Intervall und bei verändertem AZ bzw. pos. Befund Keine UK unter Sicht Generalisierung UK sollten unangekündigt mit festem Intervall erfolgen, zudem bei Auffälligkeiten UK werden nicht unter Sicht durchgeführt Reduktion K´1: Regeln für UK: Unangekündigte Durchführung Feste Intervalle Bei auffälligem Verhalten K´2: UK unter Sicht generell bei Bedarf keine UK unter Sicht Reduktion – Aufnahme bei positivem Befund Gruppe A Abstraktionsniveau: Beschreibung der Auswirkungen und Maßnahmen zur Aufnahme bei positivem Benzodiazepin-Befund vor Behandlungsbeginn. Proband A1 Zeile 68 - 77 Nr. 1 Paraphrasierung Ziele werden in einem ausführlichen Aufnahmegespräch formuliert, Höhe der Anfangsdosierung richtet sich nach Beigebrauch A2 68 - 77 2 Gespräch mit dem Patient, insbesondere welche Substanz, ambulante Entwöhnung, BDZ im Austausch mit Antidepressiva, ist Mittel der Wahl - zunächst keine Konsequenz bzgl. Aufnahme ambulante Entwöhnung A3 23 3 Patient bekommt Abdosierung angeboten - ambulante Entwöhnung als Maßnahme A4 53 - 56 4 Das ist bei polytoxikomanen Patienten üblich, hat keine Konsequenzen auf die Aufnahme - in jedem Fall Aufnahme A5 75 - 97 5 Gespräch bzgl. des Konsummusters, evtl. Blutspiegelbestimmung bei Auffälligkeiten, keine Entgiftung vorab sonst ist der Patient weg - Gespräch Blutspiegelbestimmung Keine Entgiftung vorab A6 82 - 87 6 Einzige Konsequenz ist ein verzögerter Beginn der Substitution und niedrige Einstiegsdosierung bei Intoxikationserscheinungen Bei Intoxikation: Späterer Beginn A6 93 - 101 7 Ausführliches Aufnahmegespräch mit Aufklärung aller Risiken - ausführliches Aufnahmegespräch A7 65 - 66 8 Clean zu sein ist keine Bedingung, Aufnahme erfolgt in jedem Fall - Aufnahme in jedem Fall A8 78 - 83 9 im Aufnahmegespräch wird ausführlich darauf hingewiesen, dass der Konsum abgestellt werden muss - Thematisierung im Aufnahmegespräch A9 50 - 57 10 - A9 56 - 58 11 Ausführliche Untersuchung und erfassen des Konsums Ausführliches Aufnahmegespräche und thematisieren der Problematik Reduzierungsversuche durch ambulante Entwöhnung Evtl. stationäre Einstellung vorab nötig Generalisierung Zielformulierungen im Gespräch Höhe der Dosierung nach Beigebrauch - Gründliche Untersuchung Thematisieren der aktuellen Konsummuster - ambulante Entwöhnung evtl. stationäres Entwöhnen Reduktion K1: Keine Konsequenzen für die Aufnahme K2: Maßnahmen: Gespräch Blutspiegelbestimmung ambulante Entwöhnung stationäre Entgiftung bei Intoxikation verzögerter Substitutionsbeginn Dosierung nach Beigebrauch Reduktion – Aufnahme bei positivem Befund Gruppe MFA Abstraktionsniveau: Beschreibung der Auswirkungen und Maßnahmen zur Aufnahme bei positivem Benzodiazepin-Befund vor Behandlungsbeginn. Proband MFA1 Zeile 30 Nr. 1 Paraphrasierung Keine Auswirkung auf Aufnahme Generalisierung Aufnahme erfolgt MFA1 32 2 Die meisten Patienten haben vorab sowieso alles positiv Generell übliche positive UK MFA2 21 3 Patient wird in jedem Fall aufgenommen, kommt ja nicht weil er nichts hat Wird in jedem Fall aufgenommen K1: generelle Aufnahme MFA3 46 4 Alle Patienten werden grundsätzlich aufgenommen Aufnahme erfolgt generell K2: Maßnahmen vorab: Hinweis, dass nicht mit BDZ substituiert wird Evtl. Überweisung an Neurologen MFA4 59 – 64 5 Gespräch mit dem Arzt, Aufnahme erfolgt aber auch bei positivem Befund Gespräch Aufnahme erfolgt auch bei positivem Befund MFA5 58 - 60 6 - Wird erklärt dass nicht mit BDZ substituiert wird Evtl. zum Neurologen geschickt keine weiteren Konsequenzen für Aufnahme - Keine Substitution mit BDZ - evtl. Einstellung durch Neurologen - Aufnahme erfolgt Reduktion 1.Reduktion – Kommunikation Gruppe A Abstraktionsniveau: Hinweise die für die Gesprächsführung und Kommunikation mit auffälligen Patienten von Bedeutung sind. Proband A1 Zeile 19- 20 Nr. 1 Paraphrasierung Bei positivem Befund vor Aufnahme wird ein ausführliches Gespräch geführt und Ziele formuliert Generalisierung Ziele formulieren A1 42- 44 2 Bei plötzlichem Auftritt eines positivem Befundes werden ausführliche Gespräche geführt und erfragt warum es zum Gebrauch kommt und Therapieziele neu formuliert Hinterfragen des Konsums Ziele neu formulieren A2 38- 39 3 Kleine Schritte lobe ich Verbesserung loben A2 41 4 Beim Rückfall wird nicht geschimpft Nicht grundsätzlich maßregeln A2 71- 72 5 Probleme spreche ich an, auch bei langem Konsum weiterer Substanzen Probleme offen ansprechen A2 114- 116 6 Bei positivem UK müssen die direkt zu mir, bei Take-home sowieso Direktes Gespräch A2 123- 124 7 Ich frage regelmäßig nach Suchtdruck und gehe bei Schwierigkeiten darauf ein Befinden A2 142- 143 8 Ich arbeite nicht mit Angst und Drohung Keine Drohungen A2 147- 152 9 Bei schwierigem Verlauf gibt es ein Gespräch nach drei Monaten außerhalb der Untersuchungen Gespräch nach Kulanzzeit A3 123 10 Bei auffälligem BDZ Konsum biete ich dem Patienten eine Abdosierung an Anbieten von Alternativen A3 27- 29 11 Konsum von BDZ schwankt häufig stark und man wird immer wieder darüber reden müssen Regelmäßige Kommunikation bei Schwierigkeiten A3 67- 68 12 Im Gespräch wird zunächst vermittelt dass er aufhören muss Forderung der Einstellung des Konsums A3 77 13 Verlässliche Patienten behalte ich gern Verlässlichkeit Reduktion K1: wichtig für die Kommunikation Ziele zu Beginn der Substitution formulieren Fragen wie es zu dem Gebrauch kommt, Therapieziele neu formulieren. K2: wichtig für die Kommunikation Fortschritte anerkennen Keine Drohungen Direktes, offenes ansprechen Regelmäßig nachfragen bezüglich Suchtdruck K3: wichtig für die Kommunikation regelmäßige Gespräche bei Schwierigkeiten Einstellung des Konsums als erste Forderung Anbieten von Alternativen Verlässlichkeit des Patienten A4 53- 54 14 Konsum wird problematisiert und thematisiert Zum Thema machen A4 78- 79 15 Das diskutieren wir immer wieder Wiederholt besprechen A4 33- 34 16 Ich lasse mir nichts mehr vorlügen Nicht anlügen lassen A4 135- 140 17 Deadline zur Einstellung des Konsums vorschreiben Grenzen setzten A5 65 18 Wir haben eine Sprechstunde in der wir uns Zeit nehmen für die substituierten Patienten Extra Sprechstunde A5 75 19 Als erste Frage wird die nach dem Konsummuster gestellt Frage nach Konsummuster A5 93- 94 20 Der Patient muss bei zusätzlichem Konsum engmaschig gesehen werden Enger Kontakt A5 141 21 Der Patient wird zu mir reingeschickt und das Problem thematisiert Problem wird thematisiert A6 58 22 Man darf sich von den Patienten nicht belügen lassen Nicht täuschen lassen A6 69 23 Ich sehe die Patienten durchschnittlich einmal in der Woche Regelmäßige Gespräche A6 93 24 Ausführliches Erstgespräch mit Hinweis auf alle Risiken und dass Beikonsum ein Problem darstellt Ausführliche Aufklärung A6 128- 131 25 Der Patient kommt als erstes zu mir wenn er auffällt, dann wird Kontakt zur PSB aufgenommen Erste Intervention ist das Gespräch A6 140- 143 26 Keine Verhaltensänderung gegenüber dem Patienten nur weil er Beikonsum hat Konsum als Symptom wahrnehmen A7 49- 50 27 Einmal in der Woche sehe ich die Patienten Regelmäßige Gespräche A7 141- 142 28 Man muss dem Patienten Verständnis signalisieren und empathisch sein Verständnis und Empathie A7 155- 156 175- 183 29 Die Probleme erkennen und darauf eingehen Probleme erkennen und drauf eingehen K4: wichtig für Kommunikation: Konsum ansprechen und zum Thema machen Regelmäßigkeit Nicht anlügen lassen Grenzen setzten K5: wichtig für Kommunikation: Konsummuster wird erfragt und thematisiert Engmaschiger Kontakt Zeit nehmen K6: wichtig für die Kommunikation regelmäßige Gespräche nicht täuschen lassen Konsum als Symptom wahrnehmen K7: wichtig für Kommunikation: regelmäßige Gespräche Verständnis Empathie A8 55- 56 30 Zunächst keine schweren Vorwürfe machen Keine Vorwürfe A8 87- 90 31 Wenn konsumiert wird muss man sagen entweder Neurologe, Entgiftung oder aus dem Programm ausscheiden Grenzen setzten A8 166 32 Als erstes rede ich mit den Patientinnen Erste Intervention ist Gespräch A9 50- 53 33 Ausführliches Aufnahmegespräch und Anamnese des Konsummusters Ausführliches Aufnahmegespräch A9 56- 57 34 Ausführliches Thematisieren jeglichen Konsums Thematisieren des Konsums A9 102- 103 35 Wir fordern regelmäßig auf den Konsum zu benennen Konsum benennen A9 111- 115 36 Wir versuchen mit den Patienten zu erarbeiten sein Konsummuster zu erfassen und zu verändern Individuelle Beratung K8: wichtig für Kommunikation: Gespräch Keine Vorwürfe machen Grenzen setzten K9: wichtig für Kommunikation Konsummuster thematisieren Individuelle Beratung 2.Reduktion – Kommunikation Gruppe A Proband A1 Kategorie 1 Generalisierung Ziele formulieren, ggf. neu formulieren Gebrauch hinterfragen Reduktion A2 2 wichtig für die Kommunikation Fortschritte anerkennen Keine Drohungen Direktes, offenes ansprechen Regelmäßig nachfragen bezüglich Suchtdruck Verbesserung hervorheben Nicht drohen Direkt und offener Umgang Regelmäßigkeit K1: Umgang muss: direkt, offen, individuell und regelmäßig sein A3 3 wichtig für die Kommunikation regelmäßige Gespräche bei Schwierigkeiten Einstellung des Konsums als erste Forderung Anbieten von Alternativen Verlässlichkeit des Patienten Regelmäßigkeit Auffordern zur Veränderung Alternativen bieten Verlässlichkeit des Patienten K2: Man muss Thematisieren, Fortschritte loben, sich Zeit nehmen, Grenzen setzten, Ziele formulieren. A4 4 wichtig für Kommunikation: Konsum ansprechen und zum Thema machen Regelmäßigkeit Nicht anlügen lassen Grenzen setzten Thematisieren Regelmäßigkeit Nicht täuschen lassen Grenzen ziehen A5 5 wichtig für Kommunikation: Konsummuster wird erfragt und thematisiert Engmaschiger Kontakt Zeit nehmen Thematisieren Regelmäßigkeit Zeit A6 6 wichtig für die Kommunikation regelmäßige Gespräche nicht täuschen lassen Konsum als Symptom wahrnehmen Regelmäßigkeit Nicht täuschen lassen Konsum ist Symptom A7 7 wichtig für Kommunikation: regelmäßige Gespräche Verständnis Empathie Regelmäßigkeit Verständnis Empthie A8 8 wichtig für Kommunikation: Gespräch Keine Vorwürfe machen Grenzen setzten Thematisieren Keine Vorwürfe Grenzen setzten A9 9 wichtig für Kommunikation Konsummuster thematisieren Individuelle Beratung Thematisieren Individuelles eingehen Wichtig für die Kommunikation Ziele zu Beginn der Substitution formulieren Fragen wie es zu dem Gebrauch kommt, Therapieziele neu formulieren K3: Man darf sich nicht täuschen lassen K4: Empathie und Verständnis helfen beim Abwägen der Behandlungsmöglichkeiten 1.Reduktion – Kommunikation Gruppe MFA Abstraktionsniveau: Hinweise die für die Gesprächsführung und Kommunikation mit auffälligen Patienten von Bedeutung sind. Proband MFA1 Zeile 62- 63 Nr. 1 Paraphrasierung Der Patient muss zuerst zum Arzt Generaliserung Erste Intervention Gespräch Reduktion K1: wichtig für Kommunikation Erste Intervention Gespräch Nicht belügen lassen Zeit nehmen Verständnis haben MFA1 48 2 Nicht auf der Nase rumtanzen lassen Nicht belügen lassen MFA1 110- 113 3 Manche wollen auch nur mal über belanglose Sachen reden und suchen das Gespräch Zeit nehmen Verständnis haben MFA1 169- 170 4 Ich bin schon der Ansprechpartner für langjährige Patienten Zeit nehmen MFA2 7- 8 5 Man muss auf jeden einzeln eingehen können Individuelles Eingehen MFA2 45 6 Als erstes ist das Gespräch mit dem Doktor üblich Gespräche erste Intervention MFA3 24- 30 7 Man lernt wie weit man gehen kann, wenn man die Patienten schon lange kennt Individualität MFA3 104- 108 8 Aus einer Auffälligkeit darf man keine große Diskussion machen, sondern muss schauen warum lösungsorientiert MFA3 123- 129 9 Regelmäßige Gespräche bei längerfristigen Problemen Regelmäßige Gespräche MFA4 42 10 Einmal in der Woche gibt es einen Rein-geh-Tag, dann müssen die Patienten zum Gespräch mit dem Arzt Regelmäßige Gespräche K4: wichtig für Kommunikation: regelmäßige Gespräche erste Intervention Gespräch mit dem Arzt MFA5 31- 34 11 Bei dem einen muss man sensibel und einfühlsam sein, bei dem anderen muss man hart durchgreifen Individuelle Behandlung Empathie K5: wichtig für Kommunikation: individuelles, empathisches Einstellen auf Patienten Grenzen ziehen Erste Intervention Gespräch mit dem Arzt MFA5 58- 59 12 Der wird darauf hingewiesen dass hier nicht mit BDZ substituiert wird Grenzen ziehen MFA5 88 13 Der muss erst mal zum Doktor zum Gespräch Gespräch ist erste Intervention K2: wichtig für Kommunikation Individuelles Einstellen auf den Patienten Erste Intervention Gespräch K3: wichtig für Kommunikation. individuelles Eingehen lösungsorientierte Behandlung regelmäßige Gespräche bei anhaltenden Problemen und als erste Intervention 2.Reduktion – Kommunikation Gruppe MFA Proband MFA1 Kategorie 1 Erste Intervention Gespräch Nicht belügen lassen Sich Zeit nehmen Verständnis haben Generalisierung Gespräch Nicht täuschen lassen Zeit nehmen Verständnis Reduktion - MFA2 2 - Individuelles Einstellen auf den Patienten Erste Intervention Gespräch Individuelles Eingehen Gespräch K1: Erste Intervention das Gespräch mit dem Arzt MFA3 3 - individuelles Eingehen lösungsorientierte Behandlung regelmäßige Gespräche bei anhaltenden Problemen und als erste Intervention Individuelles Eingehen Lösungsorientiert Gespräch K2: wichtig für Kommunikation: Nicht täuschen lassen Zeit nehmen lösungsorientiert Individuelles Eingehen Grenzen ziehen MFA4 4 - Erste Intervention Gespräch mit dem Arzt Regelmäßige Gespräche Gespräch MFA5 5 - individuelles, empathisches Einstellen auf Patienten Grenzen ziehen Erste Intervention Gespräch mit dem Arzt Individuelles Eingehen Grenzen ziehen Gespräch 1.Reduktion – ambulante Behandlungsmaßnahmen Gruppe A Abstraktionsniveau: Formulierung von Maßnahmen, die ambulante Interventionen beinhalten und deren Gewichtung durch den Probanden. Proband A1 Zeile 47- 47 Nr. 1 Paraphrasierung Während des Gespräches nach Auffall, wird festgelegt ob die Dosis des Substituts evtl. erhöht werden muss Generalisierung Dosiserhöhung Reduktion K1: ambulante Maßnahme: Neurologische Behandlungen einiger Patienten Evtl. Dosiserhöhung A1 69- 70 2 Neurologische Behandlung einiger Patienten mit Benzodiazepinen Fachärztliche Versorgung A2 71 – 76 3 Bei langen Konsum schlag ich die Möglichkeit der ambulanten Entwöhnung vor, im Austausch mit trizyklischen Antidepressiva Bei langem Konsum ambulante Entwöhnung im Austausch mit Antidepressiva A2 89 + 219 4 Die Patienten bekommen einen Plan mit und können im Rahmen mit den Dosierungen spielen, es wird ein offener Zeitraum gesetzt und am Umfeld gearbeitet Offener Zeitraum für Behandlung Dosierungsplan mit Spielraum für Patienten K2: ambulante Maßnahme: Bei langem Konsum Vorschlag einer Abdosierung im Austausch mit Antidepressiva Offener Zeit-und Behandlungsspielraum A2 118126 5 Evtl. wird die Dosierung des Substitutes höher gesetzt, wenn der Patient Suchtdruck hat, auch her kann der Patient mitbestimmen Mitbestimmung bezüglich Dosierung bei Suchtdruck K3: ambulante Maßnahme: Mitbestimmung der Substitutdosierung des Patienten bei Suchtdruck A2 204210 6 Fachärztliche Behandlungen durch Psychiater oder Neurologen sehe ich als schwierig an, sowohl für den Patienten, der durch ihn neu eingestellt wird, als auch für mich, die ich den Patienten gut kenne und eingestellt habe Fachärztliche Behandlung bei Substitution eher kritisch A3 100 101 7 Runterdosierungen sind in meiner Praxis Usus, auch Patienten aus anderen Praxen Ambulante Entwöhnung A3 68 8 Ich biete dem Patienten zunächst ein Hypnotikum ohne Abhängigkeitspotenzial an zunächst Hypnotikum ohne Abhängigkeitspotenzial A3 92- 93 9 Abdosierungen ziehen sich lange hin, bis zu einem Jahr Langer Verlauf von ambulanter Entwöhnung A4 59- 60 10 Keine Substitution oder Ersatzdroge für Benzodiazepine Keine medikamentöse Behandlung K4: ambulante Maßnahme: Runterdosierungen von BDZ mit meinen und konsiliarischen Patienten Zunächst Angebot eines Hypnotikums ohne Abhängigkeitspotenzial K5: ambulante Maßnahme: Kein Austausch oder Entwöhnung von Benzodiazepinen Keine Änderungen in Bezug auf das Substitut Fachärztliche Versorgung bei psychiatrischer Indikation A4 53 – 56 11 Wir thematisieren und diskutieren, sonst passiert da ambulant nichts Thematisieren und diskutieren A4 129133 12 Bei Dosisveränderungen und Wechsel des Substituts gibt es für mich keinen Zusammenhang mit Benzodiazepinen Keine Dosisveränderungen und Substitutwechsel A4 203208 13 Wir haben hochgradig kranke, psychotische Patienten, die bei einem Psychiater sind und Neuroleptiker in Absprache durch uns bekommen Fachärztliche Versorgung durch Psychiater in Absprache ist legitim A5 94 103 14 Die erste Zeit nach einer Entlassung aus dem Krankenhaus einen Patienten mit Benzodiazepinen begleitend zur Substitution zu versorgen ist schwierig. Psychiatrische stationäre Einstellung mit Antidepressiva oder Neuroleptika bei Komorbidität Stationär entlassene Patienten mit Benzodiazepinen abzudosieren ist schwierig Bei Komorbidität stationär mit Antidepressiva oder Neuroleptika A5 103106 15 Wir arbeiten mit sedierenden Antidepressiva, wenn der Patient sagt, dass er die Benzos braucht, um gut schlafen zu können Sedierende Antidepressiva bei Schlafstörungen A5 115120 16 Abklärung der kardiovaskulären Nebenwirkungen, bezüglich der Medikamentösen Einstellung Abgestimmt auf den Patienten Nebenwirkungen der Medikamente müssen bei HerzKreislauferkrankungen bedacht werden A5 120124 17 Jeder Patient der in die Substitution kommt muss somatisch abgeklärt werden, um den Einsatz bestimmter Antidepressiva oder Neuroleptika zu prüfen Somatische Prüfung beim Einsatz von Antidepressiva oder Neuroleptika A5 150158 18 Ich warne vor dem Automatismus hoher Beikonsum, höhere Substitutionsmenge, evtl. aus Sicherheitsgründen Reduktion der Dosis wegen Beeinträchtigung, individuelle Entscheidung in die eine oder andere Richtung CAVE bei hohem Konsum anderer gefährdender Substanzen und der Erhöhung des Substitutes, eher runter dosieren wegen Sicherheit, individuelle Entscheidung A5 181187 19 Überblick geht bei zu hoher Durchmischung der Medikamente verloren Fehlender Überblick bei zu vielen Medikamenten A6 84 20 Bei Intoxikation bekommt der Patient zunächst kein Substitut Kein Substitut bei Intoxikationserscheinungen A6 153155 21 Abwägen der Möglichkeiten Abwägen A6 178180 22 Mit ambulanter Entwöhnung hab ich nur schlechte Erfahrung gemacht, aber wenn jemand das möchte und mich überzeugt, wunderbar Ambulante Entwöhnung eher kritisch zu sehen, muss überzeugt werden A6 182183 23 Antidepressiva sollte man nach Möglichkeit bei substituierten Patienten nicht einsetzten, nur bei Depression Keine Antidepressiva K6: ambulante Maßnahme: Eher schwierige ambulante Versorgung stationär entlassener Patienten mit BDZ, lieber psychiatrische Einstellung mit anderen Medikamenten Sedierende Antidepressiva bei Schlafstörungen Somatische Prüfung für den Einsatz von Antidepressiva und Neuroleptika K7: ambulante Maßnahme: Individuelle Dosierungsmaßnahmen, Cave: keine automatische Erhöhung bei hohem Beikonsum K8: ambulante Maßnahme: akute Intoxikation, kein Substitut ambulante Entwöhnung nur in Ausnahmefällen fachärztliche psychiatrische Versorgung A6 192194 24 Fachärztliche Versorgung durch psychiatrische Behandlung ist Usus Fachärztliche Versorgung A6 209210 25 Ich verschreibe keinem Substituiertem Benzodiazepine Keine BDZ an Substituierte A7 68 75 195196 26 Die Patienten kommen schon stationär eingestellt die in Einrichtung, kleine Anpassungen mache ich selbst, wenn der Patient sich entzügig fühlt oder in Absprache mit der PSB wenn er runterdosiert werden möchte Lediglich kleine Anpassungen auf Wunsch des Patienten K9: ambulante Maßnahme: bei langer Abhängigkeit BDZ Substitution Reduktions- und Abdosierungsversuche Zusammenarbeit mit Psychiater A7 147152 27 Bisher Substitution durch Psychiater mit Benzodiazepinen, da oft eine sehr lange Abhängigkeit besteht, seit einiger Zeit Reduktions- und Abdosierungsversuche BDZ Substitution durch Psychiater Reduktions- und Abdosierungsversuche K10: ambulante Maßnahme: Dosierungsanpassungen auf Wunsch des Patienten, in Absprache mit der PSB A7 142144 28 Abwägen der Behandlungsmöglichkeiten bei ambulanter Versorgung Abwägen der Behandlungsmöglichkeiten A8 167176 29 Neurologische Behandlung mit Benzodiazepinen wird abgeklärt und dokumentiert Dokumentation neurologischer Behandlungen mit BDZ A8 189190 30 Dosisveränderungen sozusagen auf Wunsch des Patienten Dosisveränderungen nach Wunsch A8 215217 31 Bei positivem Urinscreening muss ich mich beim Neurologen rückversichern, dass das Medikament indiziert ist Positives Urinscreening neurologische Rückversicherung A8 223225 32 Ich bin primär für die Vergabe zuständig, ich schicke bei Problemen zum Neurologen Primär Vergabe A9 57- 58 33 Wir versuchen ein Reduktionsregime durchzuführen, manchmal mit Erfolg, manchmal nicht Reduktionsversuche A9 111117 34 Bei schwierigen Patienten erarbeiten wir mit ihm z.B. Handlungsalternativen zum Vermeiden bestimmter Stellen Erarbeiten von Handlungsalternativen A9 184185 35 Es gibt Handlungs- und Behandlungsalternativen, wir behandeln mit Antidepressiva und hoch und niederpotenten Neuroleptika Behandlungsalternativen bei psychiatrischen Störungen mit Antidepressiva und Neuroleptika 193 K11: Ambulante Maßnahme: Dosisveränderungen nach Wunsch des Patienten K12: Ambulante Maßnahme: Dokumentation neurologischer Behandlung, primär Vergabe K13: Ambulante Maßnahme: Reduktionsregime mit BDZ Sonst Behandlung mit Antidepressiva und Neuroleptika 2.Reduktion – ambulante Behandlungsmaßnahmen Gruppe A Proband A1 Kategorie K1 A2 K2 ambulante Maßnahme: Bei langem Konsum Vorschlag einer Abdosierung im Austausch mit Antidepressiva Offener Zeit-und Behandlungsspielraum Abdosierung im Austausch mit Antidepressiva A2 K3 ambulante Maßnahme: Mitbestimmung der Substitutdosierung des Patienten bei Suchtdruck Mitbestimmung der Dosierung A3 K4 ambulante Maßnahme: Runterdosierungen von BDZ mit meinen und konsiliarischen Patienten Austausch gegen Hypnotikum ohne Abhängigkeitspotenzial Abdosierung im Austausch mit Hypnotikum K1: ambulante Maßnahme: Abdosierungen Alternativen: Antidepressiva, Neuroleptika, Hypnotika A4 K5 ambulante Maßnahme: Kein Austausch oder Entwöhnung von Benzodiazepinen Keine Änderungen in Bezug auf das Substitut Fachärztliche Versorgung bei psychiatrischer Indikation Lediglich fachärztliche Versorgung K2:ambulante Maßnahme: Individuelle Dosisveränderungen Kein Substitut bei Intoxikationen A5 K6 ambulante Maßnahme: Eher schwierige ambulante Versorgung stationär entlassener Patienten mit BDZ, lieber psychiatrische Einstellung mit anderen Medikamenten Sedierende Antidepressiva bei Schlafstörungen Somatische Prüfung für den Einsatz von Antidepressiva und Neuroleptika Psychiatrische Einstellung Sedierende Antidepressiva Somatische Prüfung K3: ambulante Maßnahme: Substitution mit Benzodiazepinen A5 K7 ambulante Maßnahme: Individuelle Dosierungsmaßnahmen, Cave: keine automatische Erhöhung bei hohem Beikonsum Individuelle Dosierungsanpassung K4: ambulante Maßnahme: Psychiatrische fachärztliche Versorgung A6 K8 ambulante Maßnahme: akute Intoxikation, kein Substitut ambulante Entwöhnung nur in Ausnahmefällen fachärztliche psychiatrische Versorgung Fachärztliche Versorgung Akute Intoxikationen, kein Substitut ambulante Maßnahme: Neurologische Behandlungen einiger Patienten Evtl. Dosiserhöhung Generalisierung Neurologische Versorgung Evtl. Dosiserhöhung Reduktion A7 K9 ambulante - Maßnahme: bei langer Abhängigkeit BDZ Substitution Reduktions- und Abdosierungsversuche Zusammenarbeit mit Psychiater Fachärztlich BDZ Substitution mit Reduktions- und Abdosierungsversuchen A7 K10 ambulante Maßnahme: Dosierungsanpassungen auf Wunsch des Patienten, in Absprache mit der PSB Kleine Dosierungsanpassungen A8 K11 Ambulante Maßnahme: Dosisveränderungen nach Wunsch des Patienten Dosierungsanpassung auf Wunsch A8 K12 Ambulante Maßnahme: Dokumentation neurologischer Behandlung, primär Vergabe Fachärztliche Behandlung A9 K13 Ambulante Maßnahme: Reduktionsregime mit BDZ Sonst Behandlung mit Antidepressiva und Neuroleptika Reduktionsbehandlung Antidepressiva und Neuroleptika 1.Reduktion – ambulante Behandlungsmaßnahmen Gruppe MFA Abstraktionsniveau: Formulierung von Maßnahmen, die ambulante Interventionen beinhalten und deren Gewichtung durch den Probanden. Proband MFA1 Zeile 67 Nr. 1 Paraphrasierung Wir haben auch schon mal von Methadon auf Polamidon umgestellt Generalisierung Umstellung des Substituts Reduktion MFA1 77-79 2 Manchmal werden die höher dosiert, wenn es nicht klappt auch abdosiert, aber dann fangen die sich auch wieder Dosisänderungen K1: ambulante Maßnahmen: Dosisänderungen, manchmal höher oder abdosiert und dann fangen sich die Patienten aber auch wieder Substitutwechsel Ggf. Behandlung mit BDZ MFA1 117121 3 Wir behandeln einen Patienten aufgrund seiner Abhängigkeit mit Benzodiazepinen Behandlung mit BDZ MFA2 49-52 4 Wenn es notwendig ist wird die Dosierung angepasst oder das Substitut gewechselt Dosisanpassung Wechsel des Substituts MFA2 57-62 5 Bei akuten Intoxikationen, auch mit Alkohol, wird der Patient nach Hause geschickt und muss nachmittags nochmal wieder kommen, dann muss es besser sein, sonst bekommt er nichts Akute Intoxikationen kein Substitut MFA2 93-103 6 Viele unserer Patienten werden mit Benzodiazepinen aufgrund von Unruhe und Schlafstörungen behandelt, aber auch aufgrund der Abhängigkeit BDZ Behandlung MFA3 126 7 Dosiserhöhungen werden angeboten wenn der Bedarf da ist Dosisanpassung MFA3 126127 8 Eventuell bietet der Doktor ihnen Rivotril an, die täglich auch hier vergeben werden und nach einiger Zeit wieder abgesetzt werden Vorübergehende BDZ Behandlung MFA3 160164 9 Wenn der Patient mit dem Substitut nicht klar kommt kann er das mit dem Doktor besprechen und ggf wechseln Wechsel des Substitutes K2: ambulante Maßnahmen: Dosisanpassung Ggf. Substitutwechel Kein Substitut wenn der Patient intoxikiert zur Vergabe erscheint, dann wird er nach Hause geschickt und muss nachmittags wieder kommen Behandlungen mit BDZ sind Usus K3: ambulante Maßnahmen: Vorübergehende BDZ Behandlung mit Benzodiazepindifferenzierung Wechsel des Substituts Dosisanpassung Behandlung mit Antidepressiva bei Indikation Stabile BDZ Substitution bei einem Teil der Patienten, ohne Beikonsum MFA3 195 10 Bei Depressionen muss man schauen, einige Patienten bekommen Antidepressiva Antidepressiva MFA3 135 11 Vergabe von Rivotril nur in Verbindung mit Benzodiazepindifferenzierung, damit wir sehen ob sie sich daran halten Benzodiazepindifferenzierung MFA3 199203 12 Einige bekommen die Benzodiazepine auch schon auf Dauer und haben kein Beigebrauch Stabile BDZ Substitution bei einem kleinen Teil der Patienten MFA4 112116 13 Substitut wird bei hohem Beikonsum evtl. runter dosiert Evtl. Dosisveränderung MFA4 123125 14 Dosisveränderung und Wechsel des Substituts auf Patientenwunsch Wechsel des Substitutes und Veränderung der Dosis MFA4 153160 15 Patienten werden ggf. durch den Neurologen mit Benzodiazepinen behandelt, wenn der Gebrauch nicht stimmt dann wird das unterbunden Ggf. fachärztliche Versorgung MFA5 96-97 13 Patienten müssen mit den entsprechenden Diagnosen zum Neurologen, wenn sie BDZ benötigen Fachärztliche Behandlung MFA5 102105 144152 14 Keine Dosisänderung, kein Wechsel des Substituts Keine Dosisänderung, kein Wechsel des Substituts 15 Wir haben schon Patienten gehabt die wir ambulant entwöhnt haben, aber das ist nicht die Regel Selten sind ambulante Entwöhnungen MFA5 K4: ambulante Maßnahmen: Runterdosierung Wechsel des Substituts Fachärztliche Versorgung K5: ambulante Maßnahmen: Fachärztliche Behandlung Selten ambulante Entwöhungen 2.Reduktion – ambulante Behandlungsmaßnahmen Gruppe MFA Proband MFA1 Kategorie K1 MFA2 K2 ambulante Maßnahmen: Dosisänderungen, manchmal höher oder abdosiert und dann fangen sich die Patienten aber auch wieder Substitutwechsel Ggf. Behandlung mit BDZ ambulante - - Maßnahmen: Dosisanpassung Ggf. Substitutwechel Kein Substitut wenn der Patient intoxikiert zur Vergabe erscheint, dann wird er nach Hause geschickt und muss nachmittags wieder kommen Behandlung mit BDZ sind usus Generalisierung Dosisänderungen Substitutwechsel Selten Behandlung der Abhängigkeit mit BDZ Reduktion Dosisanpassung Substitutwechsel Kein Substitut bei akuten Intoxikationen BDZ Behandlung K1: ambulante Maßnahme: Dosisanpassung Substitutwechsel K2: ambulante Maßnahme: Behandlung mit BDZ MFA3 K3 ambulante Maßnahmen: Vorübergehende BDZ Behandlung mit Benzodiazepindifferenzierung Wechsel des Substituts Dosisanpassung Behandlung mit Antidepressiva bei Indikation Stabile BDZ Substitution bei einem Teil der Patienten, ohne Beikonsum BDZ Behandlung Substitutwechsel Dosisanpassung Bei Diagnose Antidepressiva MFA4 K4 ambulante - Runterdosierung Substitutwechsel Fachärztliche Versorgung MFA5 K5 ambulante Maßnahmen: Fachärztliche Behandlung Selten ambulante Entwöhnungen Maßnahmen: Runterdosierung Wechsel des Substituts Fachärztliche Versorgung Fachärztliche Versorgung Selten ambulante Entwöhnung K3: ambulante Maßnahme: Fachärztliche Behandlung 1.Reduktion – Sanktionen Gruppe A Abstraktionsniveau: Beschreibung disziplinarischer Maßnahmen, die das symptomatische Verhalten des Patienten unterbrechen sollen. Proband A1 Zeile 4950 Nr. 1 Paraphrasierung Sanktionen sind eher selten, aber bei massivem Missbrauch wird die Substitution auch beendet oder die stationäre Entgiftung angedroht Generalisierung Abbruch der Substitution Entgiftung Reduktion K1: bei massivem Missbrauch wird die Substitution abgebrochen oder die stationäre Entgiftung angedroht A2 133135 2 Der Take-homler muss nach Auffälligkeit sechs Wochen wieder täglich zur Vergabe in die Praxis und am Wochenende zur Vergabestelle Sechs Wochen kein Take home K2: Take-home Patient muss sechs Wochen wieder zur täglichen Vergabe A3 78 3 Keine disziplinarische Entlassung, Patienten bei denen es drunter und drüber geht, gehen von alleine Patienten gehen von allein K3: Schwierige Patienten gehen von allein A4 133135 4 Individuell wird ein Zeitpunkt gesetzt zu dem die Patienten ins Krankenhaus zum Teilentzug müssen, wenn das nicht klappt legen wir ihm nahe den Arzt zu wechseln Zeitraum für Entgiftung setzten evtl. Arztwechsel K4: individueller Zeitraum für einen Teilentzug, ggf. Arztwechsel A5 161171 5 Sanktionen gibt es wenn jemand versucht zu betrügen, im speziellen Take-homlern wird das Takehome auf unbestimmte Zeit entzogen und müssen UK unter Sicht abgeben Take home auf unbestimmte Zeit entzogen K5: Bei Betrugsversuch kein Take-home auf unbestimmte Zeit A6 144152 6 Sanktion ist Take-home verlieren, disziplinarische Entlassung gibt es nicht, Beikonsum ist Teil der Erkrankung disziplinarische Entlassung bzw. Arztwechsel nur bei Gewalt oder groben Benehmen Take-home entziehen, diziplinarische Entlassung nur bei Gewalt und groben Benehmen K6: Take-home verlieren bei Auffälligkeit, keine Entlassung bei zusätzlichem Konsum, weil Teil der Erkrankung A7 129130 192193 7 Es wird sehr viel in Entgiftungen geschickt Entgiftung K7: immer wieder entgiften 8 Ich biete den klinischen Entzug an, aber Beikonsum kann ich nicht tolerieren, dann steigen sie aus Klinischer Entzug oder Entlassung K8: Biete Patienten Entgiftungen an, sonst Entlassung 120127 9 Kein Take- home mehr, bzw. Sperre; Eventuell Beikonsumentgiftungsauflagen oder Entlassung wegen Beikonsum, aber eher selten Take-home Sperre Entgiftungsauflagen Entlassung K9: Sanktionen sind: Take-home Sperre, Beikonsumentgiftungsauflagen Entlassung A8 A9 2.Reduktion – Sanktionen Gruppe A Proband A1 Kategorie 1 Generalisierung Abbruch der Substitution Entgiftung Reduktion A2 2 Take-home Patient muss sechs Wochen wieder zur täglichen Vergabe Kein Take-home K1: Take-home Sperre A3 3 Schwierige Patienten gehen von allein Schwierige Patienten gehen von allein, sonst Entgiftung A4 4 individueller Zeitraum für einen Teilentzug, ggf. Arztwechsel Entgiftung sonst Arztwechsel A5 5 Bei Betrugsversuch kein Take-home auf unbestimmte Zeit Kein Take-home A6 6 Take-home verlieren bei Auffälligkeit, keine Entlassung bei zusätzlichem Konsum, weil Teil der Erkrankung Kein Take-home bei massivem Missbrauch wird die Substitution abgebrochen oder die stationäre Entgiftung angedroht Keine Entlassung, weil Teil der Krankheit A7 7 immer wieder entgiften Entgiften A8 8 Biete Patienten Entgiftungen an, sonst Entlassung Entgiftungen oder Entlassung A9 9 Sanktionen sind: Take-home Sperre, Beikonsumentgiftungsauflagen Entlassung Kein Take-home Entgiftung Entlassung K2: Entgiftung K3: Entlassung Arztwechsel 1.Reduktion – Sanktionen Gruppe MFA Abstraktionsniveau: Beschreibung disziplinarischer Maßnahmen, die das symptomatische Verhalten des Patienten unterbrechen sollen. Proband MFA1 Zeile 45 49 Nr. 1 Paraphrasierung Haben bisher noch niemanden entlassen, gehen in die Entgiftung Generalisierung Bisher keine Entlassung, lediglich Entgiftung Reduktion K1: bisher noch niemanden entlassen, Entgiftung MFA2 36 2 Entlassen machen wir nur im Härtefall, wenn sie über einen langen Zeitraum intoxikiert hier erscheinen Entlassung im Härtefall bei langfristigen Intoxikationen K2: Entlassungen nur im Härtefall bei Intoxikationen über langen Zeitraum und besorgen von Medikamenten bei anderen Ärzten MFA2 70 3 Wenn wir erfahren, dass sie sich bei anderen Ärzten noch was besorgen Entlassung bei mehrfachem Verschreiben lassen weiterer Medikamente MFA3 6769 4 Abbruch der Behandlung mit Rivotril, wenn sich nichts ändert, kein Abbruch der Substitution, Vermittlung zur Entgiftung Keine Behandlung mit Rivotril mehr Entgiftung K3: Abbruch der Entwöhnung mit Rivotril MFA4 129130 5 Den Rauswurf wegen Lügen gab es auch schon, aber eher selten Disziplinarische Entlassung wegen Manipulation K4: Rauswurf wegen Lügen MFA5 109113 6 Entgiftung, evtl. Therapie, ggf. Arztwechsel wenn es nicht läuft Entgiftung, Therapie Arztwechsel K5: Entgiftung, Therapie, wenn es weiterhin schwierig ist Arztwechel 2.Reduktion – Sanktionen Gruppe MFA Proband MFA1 Kategorie 1 Generalisierung Entgiftung Reduktion MFA2 2 Entlassungen nur im Härtefall bei Intoxikationen über langen Zeitraum und besorgen von Medikamenten bei anderen Ärzten Entlassung im Härtefall K1: Entgiftung MFA3 3 Abbruch der Entwöhnung mit Rivotril Abbruch der Entwöhnung K2: Abbruch der Entwöhnung MFA4 4 Rauswurf wegen Lügen Abbruch der Substitution MFA5 5 Entgiftung, Therapie, wenn es weiterhin schwierig ist Arztwechel Entgiftung, Therapie Ggf. Arztwechsel bisher noch niemanden entlassen, Entgiftung K3: Entlassung 1.Reduktion – Verordnungsquelle Gruppe A Abstraktionsniveau: Beschreibung der Reaktion und Interventionsversuche auf das Bekanntwerden des verordnenden Arztes. Proband A1 Zeile 72- 73 Nr. 1 Paraphrasierung Eine Reaktion findet in der Regel nicht statt Generalisierung Keine Reaktion Reduktion K1: Eine Reaktion findet nicht statt A2 231232 105 2 Ich rufe beim zuständigen Arzt an Anruf K2: Arzt wird angerufen 3 Ich sage: ist ja interessant Keine Reaktion K3: Ich reagiere nicht A4 211224 4 Ich kenne die Ärzte die das machen, das wissen wir alle, ich habe mich früher engagiert und konnte gegen die organisierten Strukturen nichts ausrichten Früher engagiert gegen bekannte Kollegen K4: früher engagiert, heute eher resigniert A5 143147 5 Häufig verschweigen Patienten ihre Substitution beim Orthopäden oder Zahnarzt Ärzte wissen manchmal nicht um Substitution K5: Anruf und Information, wenn der Patient die Substitution verschwiegen hat, sonst Ermahnung A5 190 6 Ich rufe an und mahne das zu unterlassen Anruf A6 248254 7 Ich rufe dort an und mahne dass ich bei der Ärztekammer dort zuständig wäre und dass er das in der Form bitte abstellen möge Anruf K6: Anruf und Information, evtl. Ermahnung A7 170 8 Die Leitung der stationären Einrichtung hat schon mehrmals verordnende Ärzte angezeigt. Ggf. Anzeige durch Leitung K7: Patienten sind eher verschwiegen, Leitung hat Ärzte angezeigt A7 183187 234235 9 In der Regel sind die Patienten sehr verschwiegen Patienten sind diskret 10 Ich habe mich telefonisch mit ihm in Verbindung gesetzt und vor dem hohen Risiko gewarnt Anruf A8 236237 11 Ich finde es schwierig, man möchte keinen Kollegen anschwärzen. Schwierig zu handhaben A9 199201 12 Wir versuchen Kontakt aufzunehmen, aber es gibt auch beratungsresistente Kollegen Kontakt ist manchmal fruchtlos A3 A8 A8: Anruf und Information, bzw. Ermahnung A9: Kontaktaufnahme Manchmal Beratungsresistenz 2.Reduktion – Verordnungsquelle Gruppe A Proband A1 Kategorie 1 Eine Reaktion findet nicht statt Generalisierung Keine Reaktion Reduktion A2 2 Arzt wird angerufen Anruf A3 3 Ich reagiere nicht Keine Reaktion A4 4 früher engagiert, heute eher resigniert Heute keine Reaktion mehr A5 5 Anruf und Information, wenn der Patient die Substitution verschwiegen hat, sonst Ermahnung Anruf K1: Anruf / Kontaktaufnamhe A6 6 Anruf und Information, evtl. Ermahnung Anruf K2: keine Reaktion A7 7 Patienten sind eher verwiegen, Leitung hat Ärzte angezeigt Anzeige durch Einrichtungsleitung K3: Anzeige A8 8 Anruf und Information, bzw. Ermahnung Anruf A9 9 Kontaktaufnahme Manchmal Beratungsresistenz Kontaktaufnahme 1.Reduktion – Verordnungsquelle Gruppe MFA Abstraktionsniveau: Beschreibung der Reaktion und Interventionsversuche auf das Bekanntwerden des verordnenden Arztes. Proband MFA1 Zeile 136138 Nr. 1 Paraphrasierung Wir würden anrufen und über die Substitution informieren und dann müsste der Patient zum Doktor rein Generalisierung Anrufen und informieren Patientengespräch Reduktion K1: Anruf und Information bezüglich Substitution, anschließend Patientengespräch MFA2 106108 2 Wenn wir erfahren, dass die Patienten sich bei einem anderen Arzt oder mehreren etwas zusätzlich holen bekommen die bei uns nichts mehr. Abbruch der Substitution K2: Wenn der Patient sich zusätzlich bei anderen Ärzten etwas besorgt, wird die Substitution abgebrochen MFA2 115117 3 Wir nehmen auch Kontakt zu den anderen Ärzten auf. Kontaktaufnahme K3: Kontaktaufnahme mit dem verordnenden Arzt MFA3 219222 4 Der Doktor schreibt die Ärzte an, aber leider oft erfolglos, manchmal wissen die Ärzte auch nicht dass die Patienten substituiert werden Schriftliche Information bezüglich Substitution K4: Der Arzt wird angeschrieben, manchmal wissen sie nicht um die Substitution MFA4 166167 5 Ist bisher noch nicht passiert, dann würden wir das dem Doktor sagen Lediglich Doktor informieren K5: bisher noch nicht vorgekommen, wir würden das dem Doktor sagen MFA5 90- 93 6 Der Arzt wird in der Regel angerufen und über die Substitution informiert und um Unterlassung gebeten Anruf K6: Arzt wird telefonisch informiert und um Unterlassung gebeten 2.Reduktion – Verordnungsquelle Gruppe MFA Proband MFA1 Kategorie 1 Generalisierung Anruf Reduktion K1: Kontaktaufnahme MFA2 2 Wenn der Patient sich zusätzlich bei anderen Ärzten etwas besorgt, wird die Substitution abgebrochen Abbruch der Substitution K2: Abbruch der Substitution MFA2 3 Kontaktaufnahme mit dem verordnenden Arzt Kontaktaufnahme MFA3 4 Der Arzt wird angeschrieben, manchmal wissen sie nicht um die Substitution Schriftliche Kontaktaufnahme MFA4 5 bisher noch nicht vorgekommen, wir würden das dem Doktor sagen Bisher nicht vorgekommen MFA5 6 Arzt wird telefonisch informiert und um Unterlassung gebeten Anruf Anruf und Information bezüglich Substitution, anschließend Patientengespräch 1.Reduktion – Psychosoziale Betreuung Gruppe A Abstraktionsniveau: Die Gewichtung der psychosozialen Betreuung im Behandlungskonzept. Diese umfassen den Kontakt, die Intensität der Kooperation und die Kooperationsbereitschaft. Proband A1 Zeile 76- 77 Nr. 1 Paraphrasierung PSB hat einen hohen Stellenwert, daher gibt es regelmäßige Kontakte mit den Beratern Generalisierung Hoher Stellenwert Reduktion A1 79- 81 2 Kontaktaufnahme bei Auffälligkeiten mit den Beratern, telefonisch oder regelmäßig bei mir in der Praxis Kontakt bei auffälligen Patienten Telefonisch oder regelmäßig in der Praxis K1: hoher Stellenwert: Berater regelmäßig in der Praxis Telefonische Kontaktaufnahme Regelmäßige Kontakte bei auffälligen Patienten A2 45- 55 1 betreutes Wohnen wurde durch einen Verein organisierter Ärzte geschaffen: stabiles Umfeld Ergänzend: Betreutes Wohnen für stabiles Umfeld K2: Hohe Bedeutung: Ansprechpartner wöchentlich in der Praxis Telefonische Erreichbarkeit Ergänzend: Betreutes Wohnen Regelmäßige Absprachen sind wichtig A2 235240 2 Hohe Bedeutung: Ansprechpartner sind einmal in der Woche in der Praxis, extra Bürozeiten und telefonisch jederzeit zu erreichen Hohe Bedeutung: Ansprechpartner wöchentlich vor Ort und jederzeit erreichbar A2 242246 3 Unterschiedliche Gründe für Kontaktaufnahme: Verwaltungsarbeit Wohnen Verschiedene Gründe für Absprachen A2 260261 108109 4 Absprachen mit PSB sind wichtig Absprachen sind wichtig 5 PSB hat eher geringe Bedeutung: PSB Bescheinigungen müssen gebracht werden, klappt nur bedingt Geringe Bedeutung: Einhaltung der Vorschriften K3: geringe Bedeutung: PSB Bescheinigungen Kontaktaufnahme nur bei Problemen mit Drogenkonsumraum und Überprüfen von Aussagen 112113 6 Drogenhilfe: Mit jüngeren Kollegen gibt es teilweise große Spannungen Geringe Kooperation durch fachliche Differenzen K4: Spannungen mit Kollegen A3 117120 7 Seltene Kontaktaufnahme: Bei Problemen mit Patienten im Konsumrau Wenn ich Aussagen meiner Patienten nicht glauben kann Kontakt nur sporadisch A4 226228 8 PSB ist täglich vor Ort, keine Schwierigkeiten mit der Erreichbarkeit und Kompetenz Tägliche Verfügbarkeit A3 K5: hohe Bedeutung: Regelmäßige Absprachen Täglich vor Ort Gleichberechtigte Arbeit A4 9 Durch tägliche Absprachen gute Zusammenarbeit Regelmäßige Absprachen 10 Gleichwertige Zusammenarbeit möglich Äquivalenz der Arbeit A5 235236 242243 32- 39 11 Akzeptanz und Hinzunahme von PSB ist wichtig, PSB hat andere Tragweite für die Behandlung Erweitert den Arbeitshorizont am Patienten K6: hohe Bedeutung: Regelmäßige Absprachen Wöchentliche Sprechstunden in der Praxis und offene Bürosprechstunden Ergänzend betreutes Wohnen A5 41- 48 12 Angebunden durch organsierten Verein von Ärzten: PSB und betreutes Wohnen Zweimal in der Woche PSB in der Praxis Offene Sprechstunden im Büro Organisiert: K7: andere Tragfähigkeit durch psychosoziale Betreuung A4 - wöchentliche Sprechstunden vor Ort und im Büro Ergänzung durch betreutes Wohnen A5 50- 56 13 Oft Gespräche zu dritt, Absprachen sind sehr wichtig Gemeinsame Gespräche mit Patienten A6 131132 14 Wichtig im Praxiskonzept: -regelmäßige wöchentliche Sprechstunden in der Praxis - Absprachen mit PSB was zu tun ist Regelmäßige wöchentliche Sprechstunden K8: hohe Bedeutung: Regelmäßige Sprechstunden in der Praxis Absprachen was zu tun ist 15 Kritik: Verstopfung des Hilfesystems durch Verordnung an alle Patienten (BÄK) Verallgemeinerung der psychosozialen Hilfebedürftigkeit kostet Ressourcen K9: Verstopfung des Hilfesystems durch Verallgemeinerung der psychosozialen Hilfebedürftigkeit 16 Große Bedeutung: Hier läuft sehr wenig ohne PSB Zeitmangel: Kontakt könnte besser sein PSB ist Dreh- und Angelpunkt K10: hohe Bedeutung: Regelmäßige Absprachen Leider nur wenig Kontakt durch Zeitmangel A6 A7 321325 315321 190192 Zu wenig Kontakt durch wenige zeitliche Ressourcen A7 195199 17 PSB kennt den Patienten besser als ich, Absprachen sind z.B. bei Dosierungsänderungen wichtig Hinzuahme bei wichtigen Entscheidungen A8 250253 18 Sehr hohe Bedeutung: Mehrere Stellen mit offener Sprechstunde Regelmäßige Sprechstunden in der Praxis Regelmäßige Sprechstunden vor Ort Offene Sprechstunden A8 254256 19 Wenn man denkt es gibt Probleme ruft man an und fragt nach Erreichbarkeit ist gegeben A8 258265 20 Gründe für Kontaktaufnahme: Beigebrauch Familiäre Probleme Wohnsituation / Wohnungssuche Verschiedene Gründe für Kontaktaufnahme A8 262264 21 Es ist schwer die Patienten zur Regelmäßigkeit von PSB und Termineinhaltung zu motivieren, sonst fliegt er aus dem Programm Teilweise geringe Motivation zur Einhaltung von regelmäßigen Terminen A9 206 22 PSB ist Teil der Ambulanz PSB täglich verfügbar K11: hohe Bedeutung: Regelmäßige Sprechstunden in der Praxis und offene Sprechstunden in Beratungsstellen Telefonisch gut erreichbar K12: hohe Bedeutung: Teil der Ambulanz – täglich Verfügbar Regelmäßige Teamgespräche A9 207208 23 Wir haben zwei Sozialarbeiter und jeder unserer Patienten ist einem zugeordnet und hat Kontakt zu halten Patienten müssen Kontakt halten A9 208211 24 Bei berufstätigen, stabilen Patienten eher weniger wichtig Nicht für alle Patienten gleich wichtig A9 213 25 Regelmäßige Teambesprechungen Regelmäßige Besprechungen K13: Für stabile Patienten eher nachrangig 2.Reduktion – Psychosoziale Betreuung Gruppe A Proband A1 Kategorie 1 A2 2 A3 3 Generalisierung Regelmäßige Verfügbarkeit Bei Auffälligkeiten Absprachen Reduktion Hohe Bedeutung: Ansprechpartner wöchentlich in der Praxis Telefonische Erreichbarkeit Ergänzend: Betreutes Wohnen Regelmäßige Absprachen sind wichtig Regelmäßige Verfügbarkeit K1: Wichtig bei hoher Bedeutung regelmäßige Verfügbarkeit regelmäßige Absprachen Äquivalenz der Arbeit geringe Bedeutung: PSB Bescheinigungen Kontaktaufnahme nur bei Problemen mit Drogenkonsumraum und Überprüfen von Aussagen PSB Bescheinigungen hoher Stellenwert: Berater regelmäßig in der Praxis Telefonische Kontaktaufnahme Regelmäßige Kontakte bei auffälligen Patienten Regelmäßige Absprachen Ergänzend: betreutes Wohnen K2: wichtig bei geringer Bedeutung: PSB Bescheinigungen Nur Kontaktaufnahme bei Besuch des Drogenkonsumraumes und Überprüfen von Aussagen A3 4 Spannungen mit Kollegen Fachliche Differenzen A4 5 hohe Bedeutung: Regelmäßige Absprachen Täglich vor Ort Gleichberechtigte Arbeit Regelmäßige Absprachen Tägliche Verfügbarkeit Äquivalenz der Arbeit A5 6 hohe Bedeutung: Regelmäßige Absprachen Wöchentliche Sprechstunden in der Praxis und offene Bürosprechstunden Ergänzend betreutes Wohnen Regelmäßige Verfügbarkeit K3: Ergänzung durch betreutes Wohnen Regelmäßige Absprachen Ergänzend betreutes Wohnen A5 7 andere Tragfähigkeit durch psychosoziale Betreuung andere Perspektive auf den Patienten A6 8 hohe Bedeutung: Regelmäßige Sprechstunden in der Praxis Absprachen was zu tun ist Regelmäßige Verfügbarkeit Regelmäßige Absprachen A6 9 Verstopfung des Hilfesystems durch Verallgemeinerung der psychosozialen Hilfebedürftigkeit PSB nicht für jeden Patienten A7 10 hohe Bedeutung: Regelmäßige Absprachen Leider nur wenig Kontakt durch Zeitmangel Regelmäßige Verfügbarkeit Mangelnde zeitliche Ressource K4: keine generelle psychosoziale Hilfebedürftigkeit A8 A9 11 12 hohe Bedeutung: Regelmäßige Sprechstunden in der Praxis und offene Sprechstunden in Beratungsstellen Telefonisch gut erreichbar Regelmäßige Verfügbarkeit hohe Bedeutung: Teil der Ambulanz – täglich Verfügbar Regelmäßige Teamgespräche Teil der Einrichtung Regelmäßige Absprachen Täglich verfügbar Regelmäßige Teamsitzungen A9 13 Für stabile Patienten eher nachrangig PSB nicht für stabile Patienten 1.Reduktion – Psychosoziale Betreuung Probanden Gruppe MFA Abstraktionsniveau: Die Gewichtung der psychosozialen Betreuung im Behandlungskonzept. Diese umfassen den Kontakt, die Intensität der Kooperation und die Kooperationsbereitschaft. Proband MFA1 Zeile 163164 Nr. 1 Paraphrasierung Patienten brauchen regelmäßig zur Unterstützung Ansprechpartner Generalisierung PSB ist Ansprechpartner für Patient MFA1 164166 2 Auch wenn zunächst kein Bedarf da ist, kann die PSB jederzeit in Anspruch genommen werden Bei Bedarf jederzeit verfügbar MFA1 187192 3 Beraterin kommt regelmäßig in die Praxis und verteilt Termine in Absprache bedarfsorientiert Regelmäßige Verfügbarkeit Austausch zwischen Praxis und Beraterin MFA2 120 4 Wir müssen ja Vorschriften erfüllen PSB ist Vorschrift MFA2 123124 5 Das ist schon wichtig dass die Patienten ein bisschen psychosozial betreut werden Ist schon wichtig MFA2 134136 150153 6 Wir nehmen nicht so häufig Kontakt auf Kaum Kontakt 7 Bei Entgiftungen wird die PSB mit eingebunden Kooperation bei notwendiger stationärer Entgiftung MFA3 259262 8 Berater kommt regelmäßig zu uns in die Praxis, wir könnten den jeden Tag hier sitzen haben PSB wöchentlich vor Ort, besser wäre täglich MFA3 264265 9 Ich kann jederzeit für die Patienten anrufen und einen Termin machen Jederzeit telefonisch erreichbar MFA3 268270 10 Es finden regelmäßige Besprechungen mit dem Doktor statt Regelmäßiger Austausch MFA4 176181 11 Wir fordern monatlich PSB Bescheinigungen ein, weil der Doktor möchte dass die Patienten regelmäßig Kontakt halten Monatsweise PSB Bescheinigungen MFA4 183185 12 Wir nehmen persönlich Kontakt auf wenn wir merken, dass die Bescheinigungen nicht kommen Kontakt nur wenn es um die Bescheinigungen geht MFA5 156162 13 PSB ist nächster Ansprechpartner, können noch anderen Einfluss auf die Behandlung nehmen, wenn sie vermitteln PSB ist Kooperationspartner, mit anderer Tragweite MFA5 166 14 PSB ist regelmäßig in der Praxis und telefonisch zu erreichen Regelmäßige Verfügbarkeit und Erreichbarkeit MFA3 Reduktion K1: Regelmäßige Verfügbarkeit Beraterin verteilt bedarfsorientiert und in Absprache Termine K2: PSB zur Erfüllung von Vorschriften bei der Behandlung, kaum Kontaktaufnahme K3: Regelmäßig wöchentlich in der Praxis Kann jederzeit anrufen und Termine vereinbaren Regelmäßige Gespräche mit dem Doktor K4: regelmäßiges Einfordern der PSB Bescheinigungen K5: regelmäßige Sprechstunden in der Praxis Telefonische Erreichbarkeit PSB ist Vermittlungsinstanz 2.Reduktion – Psychosoziale Betreuung Gruppe MFA Proband MFA1 Kategorie 1 MFA2 2 PSB zur Erfüllung von Vorschriften bei der Behandlung, kaum Kontaktaufnahme Vorschrift Kaum Kontakt MFA3 3 Regelmäßig wöchentlich in der Praxis Kann jederzeit anrufen und Termine vereinbaren Regelmäßige Gespräche mit dem Doktor Regelmäßig verfügbar Regelmäßige Absprachen -telefonisch - vor Ort mit dem Doktor MFA4 4 regelmäßiges Einfordern der PSB Bescheinigungen Lediglich regelmäßiges Ein MFA5 5 regelmäßige Sprechstunden in der Praxis Telefonische Erreichbarkeit PSB ist Vermittlungsinstanz Regelmäßig verfügbar Telefonisch jederzeit erreichbar Vermittlungsinstanz Regelmäßige Verfügbarkeit Beraterin verteilt bedarfsorientiert und in Absprache Termine Generalisierung Regelmäßig verfügbar Regelmäßige Absprachen - Reduktion K1: hohe Bedeutung: Regelmäßige Erreichbarkeit Regelmäßige Verfügbarkeit Regelmäßige Absprachen - K2: geringe Bedeutung: Lediglich Vorschrift Kaum Kontakt 1.Reduktion – gesetzliche Grundlagen Gruppe A Abstraktionsniveau: Wünsche und Ideen an den Gesetzgeber, die die rechtlichen Rahmenbedingungen im Hinblick auf Benzodiazepine und Substitution betreffen und den Arbeitsalltag erleichtern könnten. Proband A1 Zeile 98-99 Nr. 1 Paraphrase Mit den gesetzlichen Vorstellungen kann ich mich arrangieren. Es gibt in der Regel keine Probleme. Generalisierung Keine Wünsche Reduktion K1: Mit den gesetzlichen Vorstellungen hab ich mich arrangiert. A2 266-268 2 Benzodiazepine sollten nicht so erhältlich sein, lediglich Anästhesisten sollten mit ihnen arbeiten dürfen Benzodiazepine sind Medikamente der Anästhesie K2: Benzodiazepine sollten nicht so auf dem Markt sein, sie gehören in die Hände der Anästhesie A3 124 3 Es gibt keine Wünsche von meiner Seite aus. Keine Wünsche K3: Von meiner Seite aus gibt es keine Wünsche. A4 170 - 173 4 Mich ärgern bis heute die Ärzte die in Massen Benzodiazepine verschreiben und die Apotheker, die Privatrezepte nicht abstempeln Verschreibung auf Privatrezepte Nicht Abstempeln der Rezepte durch Apotheke K4: Mich ärgern bis heute Ärzte die massenhaft verschreiben und Apotheker die Privatrezepte nicht abstempeln A5 213-216 5 Keine Bestrafung für Substitutionsmediziner, die Kassenrezepte mit „necesse est“ ausstellen Keine Haftung durch Mediziner für medizinisch notweniges Verschreiben an Substituierte K5: - Keine Bestrafung für Mediziner die Kassenrezepte mit „necesse est“ versehen Mehr Flexibilität im rechtlichen Rahmen A5 220-237 6 Mehr Flexibilität, weniger Kontrollinstanzen, mehr Spielraum im rechtlichen Rahmen auch im Hinblick auf den zukünftigen Versorgungsengpass substituierter Patienten, z.B. bei Take -home Mehr Freiraum im rechtlichen Rahmen A6 368-372 7 Das würde die Arbeit erleichtern es lockerer zu machen, das Gesetz ein bisschen mehr rauszuhalten und nicht jeden Arzt oder Patienten als Verbrecher darzustellen Mehr Freiraum im rechtlichen Rahmen K6: Lockerere Handhabung, weniger gesetzliche Gebundenheit, würde die Arbeit erleichtern A7 207 8 Auf der einen Seite weniger rigide mit Beikonsum umgehen zu müssen, keine wirkliche Kontrollmöglichkeit Weniger rigider Umgang mit Beikonsum K7: - A7 235-242 9 Eine Möglichkeit wäre alle Benzodiazepine durch das BtmG verschreibungsfähig zu machen, ähnlich wie bei der Opiatsubstitution Benzodiazepine auf Btm-Rezept A8 274-291 10 Weniger Formulare ausfüllen müssen, nicht immer nach Standards gehen müssen, mehr Eigenverantwortung übernehmen, z.B. Take-home, weniger juristische Kontrolle Mehr eigenverantwortliches Arbeiten, weniger juristische Einschränkungen A9 217-220 11 Das meiste hat mit der KV, also dem Verschreibungsverhalten einiger Kollegen zu tun Verschreibungsverhalten von Kollegen zum einen weniger rigide mit Beikonsum umzugehen Benzodiazepine durch das BtMG verschreibungsfähig machen, wie bei der Opiatsubstitution K8: Weniger Formulare, nicht immer nach Standards arbeiten müssen, mehr Eigenverantwortung A9 231-233 12 Es wäre gut die BtMG Rezeptpflichtigkeit nach Flunitrzepam 2mg noch auszuweiten, um das Problem weiter einzudämmen Benzodiazepine auf Btm Rezept K9: - KV: Überprüfen des Verschreibungsverhaltens einiger Kollegen BtMG Rezeptpflichtigkeit erweitern 2.Reduktion – gesetzliche Grundlagen Gruppe A Proband A1 Kategorie 1 A2 2 Benzodiazepine sollten nicht so auf dem Markt sein, sie gehören in die Hände der Anästhesie Medikament der Anästhesie A3 3 Von meiner Seite aus gibt es keine Wünsche. Keine Wünsche A4 4 Mich ärgern bis heute Ärzte die massenhaft verschreiben und Apotheker die Privatrezepte nicht abstempeln Verschreibungsverhalten von Ärzten und das fehlende Abstempeln von Privatrezepten K1: KV strengere Prüfung des Verschreibungsverhaltens bei der Verschreibung in Massen A5 5 Keine Haftung für Mediziner die medizinisch notwenige Medikamente verschreiben, mehr Flexibilität im rechtlichen Rahmen K2: Keine Verurteilung verantwortungsvoller Substitutionsmediziner die Rezepte mit „necesse est“ ausstellen Mit den gesetzlichen Vorstellungen hab ich mich arrangiert - A6 6 A7 7 Lockerere Handhabung, weniger gesetzliche Gebundenheit, würde die Arbeit erleichtern - A8 8 A9 9 Keine Bestrafung für Mediziner die Kassenrezepte mit „necesse est“ versehen Mehr Flexibilität im rechtlichen Rahmen zum einen weniger rigide mit Beikonsum umzugehen Benzodiazepine durch das BtMG verschreibungsfähig machen, wie bei der Opiatsubstitution Weniger Formulare, nicht immer nach Standards arbeiten müssen, mehr Eigenverantwortung - - KV: Überprüfen des Verschreibungsverhaltens einiger Kollegen BtM Rezeptpflichtigkeit erweitern Generalisierung Keine Wünsche Reduktion Lockerere Handhabung der Substitutionsbehandlung Beikonsum lockerer handhaben Benzodiazepine BtmG verschreibungsfähig machen K3: Benzodiazepine BtMG rezeptpflichtig machen Mehr Eigenverantwortung K6: Mehr Flexibilität im gesetzlichen Rahmen KV mehr Kontrolle des Verschreibungsverhaltens Btm Rezeptpflichtigkeit erweitern Reduktion – gesetzliche Grundlagen Gruppe MFA Abstraktionsniveau: Wünsche und Ideen an den Gesetzgeber, die die rechtlichen Rahmenbedingungen im Hinblick auf Benzodiazepine und Substitution betreffen und den Arbeitsalltag erleichtern könnten. Proband MFA1 Zeile 205 - 206 Nr. 1 Paraphrase Auf Anhieb fällt mir da nichts ein Generalisierung Keine Wünsche MFA2 139 2 Das läuft alles ganz gut Keine Wünsche MFA3 247-250 3 Meiner Meinung nach sollte es Benzodiazepine nur auf BtM Rezept geben Benzodiazepine BtM rezeptpflichtig machen MFA4 193 4 Dazu fällt mir jetzt nichts ein Keine Wünsche MFA5 170 5 Es ist ärgerlich, dass es Ärzte gibt die verschreiben wie Bonbons Mehr Kontrolle für Ärzte die Benzodiazepine in Massen verschreiben Reduktion K1: Benzodiazepine BtMG rezeptpflichtig machen K2: Mehr Kontrolle bei Massenverschreibung