ehemaliges Rathaus, Altenau - Clausthal

Transcription

ehemaliges Rathaus, Altenau - Clausthal
Die Berg- und Universitätsstadt Clausthal-Zellerfeld
stellt ihre Homepage als Plattform
für die Immobilien-Angebote zur Verfügung.
Die Angaben zur Immobilie stammen vom Anbieter.
Bei Interesse an der Immobilie wenden Sie sich bitte
direkt an den Kontakt, der im Angebot genannt wird.
Leerstands-Kataster
Gewerbe-Räume in der Bergstadt Clausthal-Zellerfeld
Markt 2
38707 Altenau
Wohn- und Geschäftshaus
im Zentrum des Stadtteils Altenau.
Ehemaliges Rathaus in privatem Eigentum.
Zuletzt gastronomische / gewerbliche Nutzung.
Der „Markt“ bildet den Endpunkt der zentralen
Altenauer Einkaufszone „Breite Straße“, die 2012 neu
ausgebaut wurde.
Das Gebäude besteht aus dem historischen Baukörper
und jüngeren Anbauten an Vorderseite (Veranda) und
Rückseite (Küche). Das Gebäude hat Sanierungsbedarf.
Das Grundstück hat 720 m2 Fläche.
Kaufpreis: 25.000 €
Kontakt:
Berg- und Universitätsstadt Clausthal-Zellerfeld
Wirtschaftsförderung
Dipl. Ing. Wiebke Bruns, Tel. 05323 – 931- 631
eMail: [email protected]
Aufnahmen aus 2012 (oben) und 2015 (Mitte) sowie undatierte historische Postkarten
Lage des „Hotel Rathaus“ innerhalb der Strukturen von Altenau:
Okertalsperre
mit Schiffahrt, Surfen,
und Inliner
Im Sommer Radweg nach CLZ
Im Winter Loipe
Kräuterpark mit Gewürzgalerie
und Pagode der Gewürze
Kurgastzentrum mit Kurpark,
Kursaal, Tourist-Info, Heimatstube
und Physiotherapie
Im Sommer Bergwiesen
Im Winter Loipen
Waldschwimmbad
und Tennisplätze
Kristall-Saunatherme
„Heißer Brocken“
Hüttenteich
Heilklima-Portal ins UNESCO
Weltkulturerbe „Oberharzer
Wasserwirtschaft“
DSV nordic
aktiv Zentrum
2 Skilifte und
Loipenanschluß
Harzer Hexenstieg
Lage des „Hotel Rathaus“ in der Altenau Innenstadt:
Edeka-Markt
Kurarztpraxis
Busahnhof
„Schultal“
St. Nikolai
Kirche
Einstieg
Wanderwege
Apotheke
Allgemeine Daten zum „Hotel Rathaus“
Seit seiner Errichtung im Jahre 1673 prägt das Hotel Rathaus neben der barocken St.-Nikolai-Kirche das historische
Stadtbild. Das Gebäude befindet sich direkt an der östlichen Seite des Marktes, der durch das Zusammentreffen der
überörtlichen Straßen B 498 und der L 504 erschlossen ist. Es schließt sich die Geschäftsstraße „Breite Straße“ an. In der
Mitte des Marktes wächst die Lutherlinde, die in der Dunkelheit illuminiert wird. Auf der westlichen Seite des Marktes erstreckt
sich der Marktgarten mit seinen Ruhebänken,Springbrunnen und Gedenkstein, die ebenfalls illuminiert werden. Oberhalb des
Marktgartens ist die St.-Nikolai-Kirche zu finden. Das Grundstück ist komplett mit Ver- und Entsorgungsleitungen erschlossen:
Wasser-, Strom- und Gasversorgung sowie Schmutz- und Regenwasserkanalisation sind in der Straße vorhanden.
Objekt-Adresse
Grundbuch
Katasterangaben
Baulasten
Flächennutzungsplan
Bebauungsplan
Markt 2, 38707 Altenau
Amtsgericht Clausthal-Zellerfeld,
Grundbuch von Altenau, Bestand 036318-0193, BV-NR: 0001 + 0002
Es sind keine grundbuchlichen Belastungen vorhanden.
Katasteramt: LGLN Regionaldirektion Braunschweig – Katasteramt Goslar –
Gemarkung Altenau, Flur 2, Flurstück 62/1 + 365/2, Größe 31 m² + 689 m²
Es sind keine Baulasten eingetragen.
Dem Bereich des „Hotel Rathaus“ ist im rechtswirksamen Flächennutzungsplan die Aufgabe
„Fremdenverkehr“ zugeordnet.
„Markt 2“ liegt im Geltungsbereich des rechtskräftigen einfachen Bebauungsplans Nr.17 „Breite
Straße / Markt / Marktstraße“, der ein eingeschränktes Kerngebiet festsetzt. Im Übrigen richtet sich
die Zulässigkeit von Vorhaben nach § 34 BauGB (sog. „unbeplanter Innenbereich“).
Bauliche Daten zum „Hotel Rathaus“
Gebäudetyp
Baujahr
besondere Räume
Nebengebäude
zweigeschossiges Wohngebäude, freistehend, traufständig, Grundfläche ca. 19 m x 13 m
Das Haus wurde 1673 errichtet. Der Küchentrakt an der östlichen Seite zum Hof wurde 1893
angebaut und 1946 mit einem neuen Dach versehen. Bereits vor 1893 gab es an der westlichen Seite
zur Straße eine offene Veranda, die 1920 geschlossen wurde. In ihrer heutigen Form ist die Veranda
1958 errichtet worden
Ratsstube in NW-Ecke des OG erhalten; Eingangstür mit Schmucknägeln beschlagen und mit
„Tresorriegeln“ versehen
ein Holzschuppen
Außentür Straße
Innenwände
Geschoßdecken
Fußböden
Geschoßtreppen
Innentüren
Bodenbeläge
Wandbekleidungen
Deckenbekleidungen
Satteldach, keine Isolierung unter den Dachsteinen
rote Betonpfanneneindeckung, Dachrinnen und Regenfallrohe aus Zinkblech
Mauerwerk
Sichtfachwerk
Aus der Erbauungszeit erhalten ist der Nordgiebel: Fachwerk, EG-Rähm mit Zahnschnittfries,
zwischen den Balkenköpfen und an Schwellenunterseite tiefe Kehlungen. Schwelle mit
Zahnschnittfries. Andreaskreuze in Brüstungsfeldern. Fensterlatte mit Zahnschnittfries.
Stichbalkenvorkragung des Giebels. Zwischen den profilierten Köpfen schmale Schiffskehlen,
desgleichen an der Giebelschwelle. Dreieck verschalt mit Deckleisten und Bodenklappe mit
Aufzugsbalken. Front zum Markt: Umbau 18. Jahrhundert, Fachwerk, breites Profilbrett an
Vorkragung, zwischen Dachbalkenköpfen schmale Schiffskehlen, Dachschwellen mit Abfasung. SGiebel Hausbeschlag, im Dreieck Schalung. Gedenktafel: „Hier wohnte Wofgang v. Goethe auf
seiner Harzreise vom 9. zum 10. Dezember 1777“.
Holz- und Kunststoff-Fenster mit Einfach- und Isolierverglasung,
teilweise noch Oberharzer Schiebefenster (Nordgiebel)
historische Holztür um 1830
Fachwerk
Holzbalkendecke, in einem Raum mit Stuckprofilen
Holzfußböden
Holztreppen
Holzzargen, Einfachholztüren, eine historische Innenholztür zum „Goethezimmer“
Teppichboden, Laminat, Fließen, PVC
glatter einfacher Putz, einfache Tapeten, Holzverkleidungen, Fliesenspiegel
Deckenputz mit Bindefarbenanstrich, Holzvertäfelung, Deckenverkleidung mit Styropor
Beheizung
Gaszentralheizung über Anschluß an das städtische Gasnetz
Wasserinstallation
Warmwasserversorgung
Sanitäre Installationen
Elektroinstallation
zentrale Wasserversorgung über Anschluß an das städtische Trinkwassernetz
zentral und Durchlauferhitzer
einfache Wasser- und Abwasserinstallation unter Putz
einfache Ausstattung
Letzte Modernisierung
Bauschäden / Baumängel
1986 neue Dacheindeckung
Feuchtigkeitsschäden am angebauten Küchentrakt und an der angebauten Veranda
Dachform
Dacheindeckung
Fundamente
Außenwände
Fenster
„Tür zum Amtszimmer im Rathaus
Altenau mit kräftigem Nagelbeschlag.“
Abbildung aus:
„Das Bürgerhaus der Oberharzer
Bergstädte“ von Hans-Günther Griep,
Verlag Ernst Wasmuth, Tübingen, 1975
„Gaststätte Rathaus in Altenau.
Fassaden-Ausschnitt und Stuckdecke.“
Abbildung aus:
„Das Bürgerhaus der Oberharzer
Bergstädte“ von Hans-Günther Griep,
Verlag Ernst Wasmuth, Tübingen, 1975
Denkmalschutz
Das Gebäude „Markt 2“ ist vom Land Niedersachsen aufgrund seiner ortsgeschichtlichen und städtebaulichen Bedeutung und
seiner großen Gestaltwerte 1993 als Einzeldenkmal in das Denkmalverzeichnis für Altenau aufgenommen worden.
Grundsätzlich besteht die Möglichkeit, für die Erhaltung und Instandsetzung von Kulturdenkmalen Fördermittel des Landes in
Anspruch zu nehmen. Neben der direkten Förderung durch Zuschüsse gibt es noch die indirekte Förderung durch
Steuervergünstigungen.
Denkmaleigentümer können die Kosten für die Instandsetzung und Sanierung ihrer Kulturdenkmale über mehrere Jahre verteilt
steuerlich absetzen. Von besonderer Bedeutung sind hierbei die §§ 7i, 10f, 10g und 11b Einkommensteuergesetz (EStG).
Für die fachliche Beratung von Denkmaleigentümern steht neben der unteren Denkmalschutzbehörde auch das Landesamt für
Denkmalpflege zur Verfügung.
Bei Baudenkmalen gibt es außerdem die Möglichkeit, von bauordnungsrechtlichen Vorschriften abzuweichen (z. B. von der
erforderlichen Raumhöhe, der Belichtungsfläche oder dem Steigungsverhältnis von Treppen).
Darüber hinaus sind Ausnahmen von den Forderungen der Energieeinspar-verordnung möglich. Bei Verkauf oder Vermietung
muss kein Energieausweis vorgelegt werden.
Ansprechpartnerin bei der Unteren Denkmalschutzbehörde:
Karen Ullrich
Landkreis Goslar
Klubgartenstr. 6
38640 Goslar
Tel.: 05321 / 76-649
eMail: [email protected]
Nutzungsmöglichkeiten
Das Gebäude ermöglicht eine private oder gewerbliche Nutzung. Die Rahmenbedingungen dafür setzt der einfache Bebauungsplan,
der hier ein Kerngebiet festsetzt. Laut Baunutzungsverordnung dienen Kerngebiete vorwiegend der Unterbringung von
Handelsbetrieben sowie von zentralen Einrichtungen der Wirtschaft, der Verwaltung und der Kultur. Das bedeutet, dass die
Nutzungsart „Wohnen“ nur eingeschränkt möglich ist. Allgemein zulässig sind nur Wohnungen für Betriebsinhaber, Betriebsleiter
sowie Aufsichts- und Bereitschaftspersonal. Andere Wohnungen können ausnahmsweise zugelassen werden. Für den Fall, dass ein
neuer Eigentümer des „Hotel Rathaus“ eine reine Wohnnutzung planen sollte, wäre der Bebauungsplan zu ändern.
Bei einer gewerblichen Nutzung ist zu beachten: Das Gebäude liegt zentral in einem Wohn- und Erholungsgebiet. Von der
Gewerbe-Nutzung dürfte kein störender Einfluss wie erhöhter Lärm oder Schadstoffausstoß ausgehen.
Folgende gewerbliche Nutzungen sind möglich:
•
Gaststätte (Restaurant, Café, Imbiss, Kneipe)
•
Beherbergung (Hotel, Pension, Ferienwohnung, Hostel)
•
Einzelhandel (Versorgung der Bevölkerung und Gäste mit Artikel des täglichen Bedarfs, Bekleidung, Sportartikel, Souvenirs,
•
•
•
•
Unterhaltungselektronik, Blumen etc.)
Handwerk (z. B. Friseur)
Büro, Praxis, Kanzlei (Architekt, Bauzeichner, Arzt, Therapeut, Anwalt, Notar etc.)
Bildung (Fortbildung, Seminar, Konferenz, etc.)
teilweise Vermietung als Wohnraum (siehe oben)
Nicht zulässig ist laut geltendem B-Plan der Betrieb einer Spielhalle (Vergnügungsstätte).
Ansprechpartner bei Berg- und Universitätsstadt Clausthal-Zellerfeld
Berg- und Universitätsstadt Clausthal-Zellerfeld
Dipl. Ing. Wiebke Bruns
Wirtschaftsförderung / Stadtplanung
An der Marktkirche 8
38678 Clausthal-Zellerfeld
Tel. 05323 / 931-631
eMail: [email protected]
Daten zur bisherigen Bergstadt Altenau (jetzt Teil der Bergstadt Clausthal-Zellerfeld)
Einwohner
Zweitwohnungsinhaber
Höhenlage
Ortsteile mit PLZ
Vorwahlen
Anschrift Stadtverwaltung
Internet
1.789
1.159
420 m bis 821 m
38707 Altenau und 38667 Torfhaus
05328 für Ortsteil Altenau und 05320 für Ortsteil Torfhaus
Berg- und Universitätsstadt Clausthal-Zellerfeld
An der Marktkirche 8
38678 Clausthal-Zellerfeld
www.altenau.de
www.oberharz.de
www.samtgemeinde-oberharz.de
Gäste- und Übernachtungszahlen
Gäste (Anreisen)
2010
2011
2012
60.162
61.374
Übernachtungen insgesamt
2010
2011
2012
297.988
301.657
Übernachtungen
Camping- und Wohnmobilplätze
2010
2011
2012
12.624
15.420
2010
Übernachtungen
Heime, Hütten, Jugend & Wanderheime 2011
2012
41.035
39.142
Übernachtungen Jugendherberge
2010
2011
2012
19.242
19.987
Übernachtungen Kurheim
2010
2011
2012
24.504
22.330
Übernachtungen Ferienwohnungen
2010
2011
2012
163.400
164.456
Übernachtungen Hotels und Pensionen
2010
2011
2012
35.739
38.856
Übernachtungen Privatvermieter
2010
2011
2012
1.444
1.466
Verkehr
Die Hauptverkehrsanbindung ist die B498. Die Bergstadt Altenau liegt genau in der Streckenmitte der B498 zwischen Goslar und
Osterode. Von der B6 in Goslar führt eine eigene Ausfahrt nach Altenau.
Die B4 durchquert den Ortsteil Torfhaus. Von dort aus führt die L504 in den Ortsteil Altenau.
Mit der K38 besteht eine direkte Verbindung mit der Berg- und Universitätsstadt Clausthal-Zellerfeld.
Von
Hannover
Braunschweig
Kassel
Halle an der Saale
Goslar
Osterode
Clausthal-Zellerfeld
Kilometer
102
67
119
157
20
22
11
Stecke
A7
A 395
A7
A 14
B 498
B 498
K 38
B6
B4
B 27
B6
B 498
L 504
B 243
B4
B 498
L 504
Die nächsten Bahnanschlüsse von Hannover, Hildesheim, Braunschweig, Kreiensen und Halle an der Saale kommend sind
Goslar (20 km), Oker (15 km) oder Bad Harzburg (21 km).
Es bestehen folgende Busverbindungen:
Linie 831 Goslar - Lautenthal - Wildemann - Clausthal-Zellerfeld - Altenau
Linie 840 Clausthal-Zellerfeld - Altenau - St. Andreasberg
Steuern, Abgaben und Gebühren
Als Mitgliedsgemeinde einer Samtgemeinde ist die Bergstadt
Altenau rechtlich selbständig mit eigener voller Finanzhoheit.
Sie erhebt folgende Steuern:
Grundsteuer A
Grundsteuer B
Gewerbesteuer
Zweitwohnungssteuer
Hundesteuer
Vergnügungssteuer
360 v.H.
495 v.H.
380 v.H.
8%
1. Hund 84 €,
2. Hund 126 €,
jeder weitere Hund 168 €
nur für Spielautomaten mit
Gewinnmöglichkeiten
Für die Abwasserentsorgung ist der Abwasserbetrieb der
Samtgemeinde Oberharz zuständig.
pro m³
4,27 €
Für die Wasserversorgung ist die „Stadtwerke Altenau
GmbH“ zuständig.
Bereitstellungspreis
Verbrauchspreis pro m³
102 €
1,30 €
Es besteht keine Straßenausbaubeitragssatzung.
Die Aufgaben „Vorhaltung der touristischen Infrastruktur“
und „Förderung des Fremdenverkehrs“ hat die Stadt auf die
Samtgemeinde Oberharz übertragen. Diese erhebt:
Fremdenverkehrsbeitrag
Kurbeitrag
(ganzjährig)
Jahreskurbeitrag
Umsatzmaßstab (Betriebe)
Erwachsene je Übernachtung 2 €
sowie Kinder & Jugendliche
je Übernachtung 1,30 €
für Zweitwohnungsinhaber
sowie für Dauer- und
Wintercamper:
72 € für Erwachsene und
46 € für Kinder & Jugendliche
Für die Straßenreinigung ist der Baubetriebshof der
Samtgemeinde Oberharz zuständig.
laufender Meter
6,78 €
Für die Müllentsorgung sind die Kreiswirtschaftsbetriebe des
Landkreises Goslar zuständig.
z. B. Müllbehälter 120 l mit 12 Pflichtleerungen
z. B. Müllbehälter 240 l mit 12 Pflichtleerungen
123 €
207 €
Die Geschichte der Bergstadt Altenau
Die Bergstadt Altenau war bis zum Ende ihres Bestehens am 31.12.2014 die jüngste unter den sieben Schwestern der
historischen „freien Bergstädte“ des Oberharzes – Altenau, Clausthal, Grund, Lautenthal, St. Andreasberg, Wildemann und
Zellerfeld. Davon sind nur die Bergstädte Altenau und Wildemann bis heute selbständig geblieben. Clausthal und Zellerfeld haben
sich zu einer Stadt zusammen geschlossen. Die anderen sind in größeren Gebietskörperschaften aufgegangen.
Der Bergbau war der Anlass für die Besiedlung des Oberharzes. Er hat das Bild der Landschaft und der Bergstädte über
Jahrhunderte geprägt.
Für Altenau reichen die frühesten Aufzeichnungen über bergbauliche Aktivitäten bis in das Jahr 1298 zurück. Um 1570 wurde
damit begonnen, den Ort dauerhaft zu besiedeln. 1583 wurde der erste Prediger eingestellt. Ein Jahr später wurde Altenau als
ganzjährige Ansiedlung für Bergleute offiziell gegründet.
Zusammen mit Clausthal gehörte Altenau zunächst zum Grubenhagener Anteil des Harzes.
1594 erfolgte die Auflage, dass künftig ein Stadtbuch mit der Maßgabe zu führen ist, in dem die vorhandenen Gebäude und
Liegenschaften festzuhalten sind. Zu dieser Zeit waren in Altenau bereits Richter sowie Schöffen tätig und es wurde Kirchgeld
genommen.
Nachdem die braunschweigische Linie Grubenhagen mit dem Tode Phillips II. 1596 erlosch, wurden dessen Besitzungen, also auch
der gerade gegründete Ort Altenau, von Herzog Heinrich-Julius von Braunschweig und Wolfenbüttel besetzt und erst nach
langjähriger juristischer Auseinandersetzung vor dem Reichskammergericht 1617 an Herzog Christian von Braunschweig und
Lüneburg übergeben, der das Fürstentum Grubenhaben und damit auch das dazugehörige Altenau erwarb. Im gleichen Jahr verlieh
er ihr ein eigenes Stadtsiegel, das bis heute gültige Wappen der Bergstadt Altenau.
Sein Nachfolger, Herzog August von Braunschweig und Lüneburg, verlieh dem jungen Altenau 1636 die Bergfreiheit.
Im Verlauf des dreißigjährigen Krieges kam Altenau glimpflich davon. Während die Truppen Tillys vor allem die Schwesterstädte
Grund und Zellerfeld aufsuchten, erlitt Altenau weder Zerstörungen noch nennenswerte Verluste. Sie ließ sich gegen Zahlung von
Kriegssteuern, Kontributionen und Abgaben Schutzbriefe ausstellen. Allein im Jahr 1626 boten vier solcher Briefe durch General
Tilly, Hauptmann Wolf von Wildenstein, Generaloberst Wallenstein und König Christian IV von Dänemark Schutz.
Unter Herzog Ernst-August von Braunschweig und Lüneburg kam Altenau 1692 zu Kurhannover.
Während der französischen Besetzung von 1806 bis 1813 wurde Altenau dem Königreich Westfalen zugeordnet.
Mit der Annektierung Hannovers im Jahre 1866 fiel Altenau an Preußen.
Der Bergbau ging in Altenau schon im Laufe des 19. Jahrhunderts ein. 1871 wurde die Eisenhütte aufgegeben und 1911 schloss die
Silberhütte ihre Pforten. Die Stadt musste sich andere Erwerbsquellen suchen. Die weiten Wege zu den Gruben und Hütten nach
Schulenberg, Clausthal oder Grund waren beschwerlich. Der Forstbetrieb konnte nicht alle Bewohner ernähren.
1870 begann ein bescheidener Fremdenverkehr. Zwei Jahre später wurde die erste Kurbadeanstalt mit Granulierseisenwasser und
Fichtennadelbädern gebaut. 1875 wurde ein Badecomiteé gegründet. 1879 erfolgte die Anlegung der ersten Promenaden. Ein
Verschönerungsverein nahm 1888 seine Arbeit auf und 1895 wurde die Kurtaxe eingeführt. In diesen Jahren begann eine relative
rege Bautätigkeit von Hotels und Pensionen. Der lang ersehnte Bahnanschluss wurde drei Monate vor Beginn der 1. Weltkrieges
fertiggestellt.
1923 wurde das Waldschwimmbad Okerteich angelegt und nach und nach ausgebaut.
Den 2. Weltkrieg überstand der Ortsteil Altenau fast unbeschadet, während der Ortsteil Torfhaus weitgehend zerstört
wurde. Viele Flüchtlinge und Vertriebene fanden nach dem Krieg in Altenau ein neues Zuhause.
Mit dem Ende der Provinz Hannover 1946 wurde Altenau ein Teil des neu gegründeten Landes Niedersachsen. Im Zuge der
Gemeindegebietsreform 1972 wurde der Landkreis Zellerfeld aufgelöst. Die eigenständige Bergstadt Altenau wurde Mitgliedsgemeinde der Samtgemeinde Oberharz im Landkreis Goslar und vom aufgelösten Regierungsbezirk Hildesheim dem
Regierungsbezirk Braunschweig zugeschlagen.
Im gleichen Jahr wurde der Ferienpark Glockenberg mit 1.160 Appartementwohnungen, Hallenwellenbad, Freibad, Eissporthalle,
Minigolfanlage und Mehrzweckhalle fertiggestellt.
1995 erfolgte die Einweihung des Kurgastzentrums „Altenauer Hof“. 2004 öffnete Europas größter Kräuterpark mit Gewürzgalerie
seine Türen. Das Hallenwellenbad und die Eissporthalle wurden 2006 zurückgebaut. An ihrer Stelle wurde 2007 die KristallSaunatherme „Heißer Brocken“ errichtet.
2010 wurden die Anlagen der „Oberharzer Wasserwirtschaft“ zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt.
Im Ortsteil Torfhaus begannen 2011 die ersten Arbeiten für den Bau eines neuen Hotelressorts. 2012 wurden die HeilklimaWanderwege im UNESCO-Weltkulturerbe „Oberharzer Wasserwirtschaft“ in Altenau eröffnet.
Die heutige Bergstadt Altenau
Die Häuser der Welfen und Hohenzollern haben es geschafft, jahrhundertelang Reichtum aus dem Oberharz zu ziehen. Nachdem
die Montanindustrie im Laufe des 20. Jahrhunderts einging, verblieben fast ausschließlich nur entlang des Harzrandes größere
gewerblich-technische Betriebe. Der Oberharz musste sich andere Erwerbsquellen suchen.
Die Bergstadt Clausthal-Zellerfeld konnte sich mit der Bergakademie und späteren Technischen Universität eine wichtige
Erwerbsquelle sichern. Aus diesem Umfeld sind Unternehmen hervorgegangen, die nahezu fast alle gewerblich-technischen
Arbeitsplätze im Oberharz anbieten.
Wie in den anderen Gemeinden im Oberharz ist auch in der Bergstadt Altenau der Tourismus der wichtigste
Wirtschaftsfaktor. Beinahe alle örtlichen Betriebe stehen unmittelbar oder mittelbar mit dem Tourismus in Verbindung. Mit
Ausnahme der Altenauer Brauerei, der letzten Privatbrauerei des Oberharzes, befinden sich in der Bergstadt Altenau keine
gewerblich-technisch produzierenden Betriebe. Die örtlichen Handwerksbetriebe sind auf Dienstleistungen in der Region
beschränkt.
Seit 1972 ist die Bergstadt Altenau staatlich anerkannter Heilklimatischer Kurort und Wintersportplatz. Die räumliche
Lage von Altenau zwischen dem Bruchberg und der Oberharzer Hochebene mitten im Natur- und Nationalpark Harz bietet den
Gästen beeindruckende Urlaubserlebnisse. Altenau ist idealer Ausgangspunkt für Wanderungen auf einem der umfangreichsten und
gut beschilderten Wanderwegenetzen der ganzen Bundesrepublik. Zudem ist Altenau einer der Einstiegs- und Übernachtungsorte
für Wanderungen auf dem 90 km langen Harzer-Hexen-Stieg zwischen Osterode und Thale, der als „Qualitätsweg“ durch den
Deutschen Wanderverband ausgezeichnet wurde. Durch die Bergstadt Altenau verläuft auch der Weser-Harz-Heide-Radweg
sowie die Deutschen Ferienstraße Alpen-Ostsee.
Jährlich finden in Altenau der Altenauer Nordic Walking Cross, eine Veranstaltung für Nordic Walker und Einsteiger zusammen
mit dem ortsansässigen DSV nordic aktiv walking Zentrum, sowie der Harzer Mountainbike Cup und Marathon statt. Altenau liegt
direkt am 1.800km umfassenden Streckennetz der Volksbank-Arena Harz, dem Mountainbiker-Paradies im Harz. Startpunkt
dafür ist direkt vor der Tourist-Information Altenau.
Mit Europas größtem Kräuterpark mit Gewürzgalerie und Pagode der Gewürze sowie
der Kristall-Saunatherme „Heißer Brocken“ bietet Altenau zwei weitere Attraktionen
für Genießer.
Kulturinteressierte finden in der Heimatstube im Kurgastzentrum Wissenswertes und
Anschauliches über die Geschichte der Stadt, den Bergbau, das örtliche Brauchtum und
die Forstwirtschaft.
Sehenswert ist auch die St.-Nikolai-Kirche in der Bergstraße. Mitte des 17.
Jahrhunderts im harztypischen Fachwerkstil erbaut, besitzt sie eine barocke
Glockenhaube (Bild rechts).
Die Wintersaison beginnt am 1. Dezember und dauert bis zum 31. März. Rund 25 km gespurte Loipen finden Langlauffans
direkt um Altenau, die sich in den Oberharzer Loipenverbund integrieren. Der Ortsteil Torfhaus ist ein weiterer Ausgangspunkt in
ein weitverzweigtes Loipennetz. Dort stehen in den Hochlagen weitere Langlaufloipen aller Schwierigkeitsgrade zur Verfügung.
Das Skigebiet „Auf der Rose“ in Altenau bietet einen Übungshang und leichte Abfahrten. Für Ski- und Snowboard-Newcomer ist
dieses Skigebiet durch seine Charakteristik ein ideales Übungsgelände. Ein Schlepplift und ein Ponylift befördern die Gäste
bequem nach oben.
Im 800 m hoch gelegenen Torfhaus ist die 400 m lange Abfahrt bei Alpin-Skifahrern und Snowboardern sehr beliebt. Der Skilift
„Am Rinderkopf“ bringt Ski- und Snowboardfahrer auf den Hang mit einem Höhenunterschied von 80 m. Absolut einmalig im
Harz ist der dortige Rodellift „Brockenblick“, welcher direkt am Großparkplatz an der B4 liegt. Der Rodellift befördert Schlitten
und Schlittenfahrer bequem an den Startpunkt einer 300 m langen Rodelbahn.
Auf Basis des wissenschaftlich nachgewiesenen und staatlich anerkannten Heilklimas weist die Bergstadt Altenau ein in
Niedersachsen sehr seltenes Kur- und Gesundheitsangebot vor. Im Heilklimatischen Kurort Altenau verbringen die Gäste ihren
Urlaub oder ihre Kur in einem ausgezeichneten gesundheitsfördernden Klima. Sport und Bewegung in der gesunden, fast
staubfreien Luft und die herrliche Natur bieten ideale Gegebenheiten, Körper und Seele neue Kraft zu geben. Um gesund zu werden oder gesund zu bleiben, bietet Altenau zudem eine moderne Infrastruktur und medizinische sowie therapeutische Kompetenz
für eine selbstbezahlte oder vom Hausarzt begleitete Kur.
Die anerkannten Heilanzeigen / Klimatherapeutische Anwendungen sind
•
•
•
•
Erkrankungen der Atemwege
Erkrankungen von Herz, Gefäßen und Kreislauf
Erkrankungen im Kindesalter
Allgemeine Indikationen wie Erschöpfungssyndrom, Abwehrschwäche, Trainingsmangel & Stressbewältigung (Burnout)
Ein besonderes Angebot ist das Heilklima-Wandern auf den klassifizierten Heilklima-Wanderwegen mitten im UNESCOWeltkulturerbe „Oberharzer Wasserwirtschaft“. 12 gut ausgeschilderte Touren auf 105,4km führen die gesundheitsbewussten
Gäste entlang der gewaltigsten Zeugnissen des UNESCO-Weltkulturerbes. Bei diesen Wanderungen wird das Immunsystem
gestärkt, die Empfindlichkeit gegenüber Umweltreizen verringert und die Ausdauer gezielt ausgebaut. Regelmäßig werden geführte
Heilklima-Wanderungen von einer professionellen Klimatherapeutin angeboten.
„Gaststätte Rathaus in Altenau, erbaut in
der 1. Hälfte des 17. Jahrhunderts. Häufig
verändert. Nur der Ostgiebel blieb
weitgehend erhalten.“
Abbildung aus:
„Das Bürgerhaus der Oberharzer
Bergstädte“ von Hans-Günther Griep,
Verlag Ernst Wasmuth, Tübingen, 1975
Die Geschichte des Gebäudes „Hotel Rathaus“
Bereits für das Jahr 1606 wird ein erstes Rathaus erwähnt. Der heutige Bau, das Hotel Rathaus, wurde im Jahre 1673 errichtet. Es
erfüllte von Anfang an die Mehrfachfunktion von Sitzungs- und Beratungsstätte, Gerichtsstube, Schankwirtschaft, Stätte für
besondere Feiern und als Geschäft für Waren des täglichen Bedarfs.
Dem einzigen großen Stadtbrand in der Geschichte Altenaus, dem am 6. Juli 1794 ganze 29 Häuser zum Opfer fielen, entging das
Rathaus nur sehr knapp. Der Clausthaler Stadtschreiber Cramer von Clausbruch berichtet darüber mit folgenden Zeilen:
„Am 6. Juli 1794, Nachts gegen 11 Uhr, brach in Altenau in des Hüttenmanns Bohns Hause auf der Breiten Straße ein
Feuer aus, welches, da die Gebäude bey vorhergegangenen großen Trockniß zu geschwinder Verbreitung des Feuers um so
geschickter waren, in kurzer Zeit die ganze Straße, vom Brauhause an, bis an Rath- und Schneider Bocks Haus, in
Flammen setzte, und drei Stunden 29 Häuser ohne Nebengebäude und Ställe in Asche legte. Bei dem durch die Trockniß
entstandenen Wassermangel rettete nur der freye Platz vor dem Brauhause den oberen Teil der Straße nach dem
Schützenhause zu, und der zwischen dem Rathhause und Fleischer Herzers Hause belegene große Graßgarten, nur durch
äußerste Thätigkeit an dem Bockschen Hause, dieses, das Rathhaus und die dahinter belegenen Gebäude. Clausthal und
Zellerfeld schickten den unglücklichen Bergstadt schleunigst außerordentliche hülfe und unterstützten die Bedrängten
durch Brodt, Bier, Branntewein und Victualien aufs thätigste… Die abgebrannten Häuser sind bis auf drei, wovon das eine
nicht aßecurirt war, wiederum erbauet.“
Die Gerichtsstube
Als freie Bergstadt oblag Altenau die niedere Gerichtsbarkeit. In der Gerichtsstube des Rathauses wurden diesbezügliche
Verhandlungen unter der Leitung des Richters geführt. Zu den meist geringfügigen Fällen gehörten auch Untersuchungen und
Bestrafungen in Unzuchtssachen. Der Inhalt des Vergehens bestand in der Regel darin, dass Frauen nach ihrer Eheschließung
früher niedergekommen waren als im Zeitraum von neun Monaten. Ein Bericht über ein gesprochenes Urteil in solchen
„Unzuchtssachen“ in der Gerichtsstube des Rathauses ist erhalten und datiert vom 26. Februar 1667:
„Wir haben aus eurem Berichtsschreiben vernommen, dass daselbst Elisabeth Sievers 14 Wochen nach der mit Timotheo
Brüning einem Hüttenknecht gehaltenen Hochzeit ins Kindbette gekommen. Daraufhin wurde Brüning mit der laut
Kirchenordnung vom Landesfürsten belegten Strafe belegt.“
Am 8. Mai 1841 verweigerte der Bergmann Johann Heinrich Ludwig Hocke die ihm in der Gerichtsstube auferlegte Strafe in
„Unzuchtssachen“. Er gestehe zwar ein, dass seine Ehefrau nach der Hochzeit zu früh niedergekommen sei, doch hätten die in
seinem Fall zuständigen weltlichen und geistlichen Behörden, die für ihn zur Verheiratung benötigte Erlaubnis verzögert, worin die
vorzeitige frühe Niederkunft seiner Ehefrau ihren Grund habe.
Eigentümer und Pächter
Das Rathaus befand sich von 1673 bis 1892 im Eigentum der Bergstadt Altenau. Die Pächter und Eigentümer waren:
1674
1697
1737
1753
1774
1775
1786
1789
1805
1808
1829
1838
?
1851
Rathauswirt Julius Schlamilch
Rathauswirt Heinrich Waldau
„bisheriger“ Rathauswirt Christoph Dehne
seit diesem Jahr nennt sich der Rathauswirt auch Kramer
Ratskellerwirt und Hüttenmann Johann Just Kölle
Ratskellerwirt und Bader Johann Georg Christoph Hören
Rathauswirt Johann Heinrich Reinhard
Rathauswirt Diekhof
Rathauswirt Johann Georg Christian May
Rathauswirt Carl Friedrich Knocke
Rathauswirt Carl Christian Ludwig Bohne
Rathauswirt Ernst August Eduard Hillegeist
Rathauswirt Eilenburg
Rathaus-Pächter Karl Friedrich Wilhelm Bruno Bock
Aus diesem Pachtverhältnis Bock ist der Pachtvertrag vom 17. Dezember 1865 erhalten. Er bezieht sich auf:
•
•
•
•
•
•
das Rathaus, nebst Hof, Stallungen und damit verbundener Wirtschaftsgerechtigkeit
den ausschließlichen Handel mit Spirituosen aller Art
die Gerechtigkeit zum uneingeschränkten Victualien-Handel
den Handel mit gesalzenen und geräucherten Fleisch, frischen und gesalzenen Fischen, Butter, Speck, Käse,
Wurst, Tabak und dergleichen,
die Erlaubnis, auf zehn Jahre vom 01.07.1866 bis 1876 Pferde zum Reiten und Fahren zu halten,
ausgenommen die Gerichtsstube, die Registratur und die sogenannte Commissionsstube.
1886
Rathauspächter August Maeßer
1892
Verkauf des Hauses durch die Bergstadt Altenau an August Maeßer
1906
1911
1920
1934
1955
1975
1980
1981
1982
1987
1989
1993
2010
C. Heyer
Gustav Moock und Auguste Maeßer
Alfred Sedelmayer
Richard und Anni Hübschmann
Hans und Erna Hübschmann
Joachim Voges
Hans-Jürgen Reinhold
Aage-Bent Rasmussen
Wilfried Jahn
Karin Jahn
Verkauf des Hauses von Erna Hübschmann an Bärbel Richter
Verkauf des Hauses von Bärbel Richter an Gerd Neblung
Verkauf des Hauses von Gerd Neblung an Theresia Schmitz
Die Nutzung des Hotel Rathaus als Hotel und Gaststätte endete nach 320 Jahren im Jahre 1993.
Seitdem steht das Haus leer.
Der wohl berühmteste Gast: Johann Wolfgang von Goethe
Die Anziehungskraft des Harzes zog seit jeher viele magisch an. Könige und Kaiser bauten hier ihre Pfalzen und Burgen. Herzöge
und Kurfürsten jagten in den Wäldern und betrieben reichlich Bergbau. Forscher und Erfinder machten bahnbrechende
Entdeckungen und tüftelten neue Techniken aus. Und auch die Menschen der schönen Künste fanden ihren Weg in den Harz. Einer
von ihnen und wohl einer der bis heute größten war der deutsche Dichterfürst Johann Wolfgang von Goethe. Gleich vier Reisen
führten ihn in den Harz.
Die Verpflichtungen als Minister am Weimarer Hof, aber auch die Beziehung zu Charlotte von Stein, ließen Goethe nicht zur Ruhe
kommen. Er wollte Abstand gewinnen und neue Kraft schöpfen. Um keinen Verdacht aufkommen zu lassen, ließ er wissen, daß er
einen gemütskranken Leser seines „Werthers“, einen Herrn Plessing, Pfarrerssohn in Wernigerode besuchen wolle und um Studien
des Harzer Bergbaus zu betreiben, da der Weimarsche Bergbau große Probleme aufweise. Unter dem Pseudonym „Maler Johann
Wilhelm Weber aus Darmstadt“ machte sich Goethe auf dann 1777 auf seine erste Harzreise.
Er kam am 30. November 1777 in Ilfeld an und reiste über Zwischenstationen in Elbingerode, Wernigerode und Goslar, um dann
die Bergstädte Zellerfeld und Clausthal zu besuchen. Dort befuhr er am 8. Dezember 1777 die Gruben „Dorothea“, „Benedicte“
sowie „Caroline“ und besichtigte interessiert die Mineraliensammlung des Apothekers Ilsemann.
Am 9. Dezember 1777 ging Goethe sein Vorhaben dann an, sich seinen geheimen Wunsch, die Besteigung des Brockens, zu
erfüllen. Durch den tiefverschneiten Oberharz ritt er von Clausthal nach Altenau. Dort gab es jedoch kein Gasthaus, in dem man
Reisende unterbringen konnte. Der Maler Weber war der einzige und dazu noch ein seltsamer Gast im Ort. Man brachte ihn in
einem abschließbaren Raum im Rathaus unter. Dort schrieb er am Dienstagabend des 9. Dezember 1777 an Frau von Stein:
„Die Tage hier in der freiwilligen Entäußerung was da für ein Glück darin steckt. Die Menschen streichen sich recht auf mir auf,
wie auf einem Probierstein, ihre Gefälligkeit, Gleichgültigkeit, Hartleibigkeit und Grobheit, eins mit dem anderen macht mir Spaß.
Ich hab an keinem andere Orte ruh, ich habe mich tiefer ins Gebirge gesenkt, und will morgen, wenn ich einen Führer durch den
Schnee finde, von da in seltsame Gegenden streifen. Um halb vier fängt´s schon hier an, Nacht zu sein, und das ist nach der Uhr
des platten Landes gewiss erst drei… Ich denke des Tages hundertmal an den Herzog und wünsche ihm den Mitgenuss so eines
Lebens. Dass ich jetzt um und in Bergwerken lebe, werden Sie vielleicht schon erraten haben.“
Am Mittwochmorgen, den 10. Dezember 1777, nach einem unendlichen Schlaf macht sich Goethe sehr früh auf. Er frühstückt,
zahlt die Logie und reitet von Altenau zum Torfhaus hinauf. Eine zu seiner Zeit und zu dieser Jahreszeit ganz und gar nicht
einfache Tour. Nur ein einfacher Weg vorbei an den Altenauer Gruben des Schultaler Zuges führt Goethe bei 30cm Schnee den
Bruchberg steil hinauf zum Torfhaus.
Dort trifft er auf den Förster Degen, der ihn in sein Haus aufnimmt. Goethe bittet den Förster, ihm auf dem Weg zum Brocken zu
führen. Förster Degen lehnt dieses jedoch entschieden ab. Noch nie zuvor habe es jemand gewagt, im tiefsten Winter den Brocken
zu besteigen. Von Torfhaus führt nur im Sommer ein schmaler Pfad dorthin. Der Weg ist viel zu gefährlich. Doch Goethe ist
gewandt und hartnäckig, so dass am Ende Degen in diesen verrückten Plan einwilligt. Beide brechen um 10:15 Uhr auf. Der
verharschte Schnee trägt glücklicher Weise beide Wanderer. Den Gipfel können sie nicht sehen. Er versteckt sich in den Wolken.
Um 13:15 Uhr erreichen sie ihn schließlich und wie von Geisterhand reißt oben urplötzlich die Wolkendecke auf. Die Sicht ist frei.
Goethe schaut auf ein ihn zu Füßen liegendes weites Wolkenmeer. Was für ein Bild. Doch die Zeit vergeht viel zu schnell. Um 16
Uhr sind beide wieder auf dem Rückweg.
Bevor Goethe im Hause des Försters einschläft, schreibt er an Frau von Stein:
„Es ist schon nicht möglich, mit der Lippe zu sagen, was mir widerfahren ist, wie soll ich´s mit dem spitzen Ding hervorbringen.
Ich will Ihnen entdecken (sagen Sie´s niemanden), dass meine Reise auf den Harz war, das ich wünsche den Brocken zu besteigen,
und nun bin ich heut oben gewesen, ganz natürlich, ob mir schon seit 8 Tagen alle Menschen als unmöglich versicherten. Nun trete
ich vor die Tür hinaus, da liegt der Brocken im hohen, herrlichen Mondschein über den Fichten, vor mir, ich war oben heut und
habe auf dem Teufelsaltar meinen Gott den liebsten Dank geopfert. Jetzt bin ich auf dem sogenannten Torfhause, eines Försters
Wohnung, zwei Stunden vom Brocken.“
Den Rückweg von Torfhaus tritt Goethe am Donnerstagvormittag um 11 Uhr an. Über die Lerchenköpfe entlang der Steilen Wand
vorbei an den Altenauer Gruben des Schultaler Zuges führt ihn der gleiche Weg zurück nach Altenau, den er tags zuvor in
Richtung Torfhaus genommen hat. Das Wetter ist erträglich, so dass Goethe gleich weiter nach Clausthal reiten kann.
Die gewonnenen Empfindungen dieser waghalsigen und gleichfalls eindrucksvollen Brockenbesteigung verarbeitete Goethe
metaphorisch in der Walpurgisnacht seines „Faust“.
Es ist bis heute fest verbürgt, dass Goethe der Erste war, dem eine Brockenbesteigung im Winter von Altenau aus gelang.