Australien Erfahrungsbericht Tibor Mellert
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Australien Erfahrungsbericht Tibor Mellert
Royal Melbourne Institute of Technology Australien Erfahrungsbericht Tibor Mellert Studienfach: Jahrgang: Zeitraum: Kontakt: Wirtschaftsingenieurwesen TWW11A (4. Semester) 18.02 – 28.06.2013 [email protected] G’day mates! Ein Semester in Australien, Down Under, am anderen Ende der Welt. Klingt toll und ist auch so. Mein Erfahrungsbericht ist leider etwas länger ausgefallen, enthält dafür aber viele hilfreiche Tipps, die mir damals wahnsinnig geholfen hätten. Egal für welches Land ihr euch letztlich entscheidet, er die Möglichkeit hat während seinem Studium ins Ausland zu gehen, sollte dies auf jeden Fall tun! Die Vorbereitungsphase war anstrengend, wurde aber von meinem Aufenthalt in Australien mehr als wettgemacht. Die Frage die sich stellt ist, ob man von seinem Ausbildungsbetrieb entsprechend frei bekommt (das Semester dauert mit „Orientation Week“ etwa 4,5 Monate) und ob man noch einen Zuschuss erhält. Denn Australien ist sehr teuer, selbst wenn durch das Austauschprogramm die Studiengebühren wegfallen und der Wechselkurs nun wieder etwas besser steht, sind die Kosten für Miete, Lebensmittel und Lebenshaltung im Allgemeinen ziemlich schmerzhaft. Trotzdem ist Australien ein geniales Land für ein Auslandssemester und alle Mühen wert. Daher bewerbt euch und denkt immer daran: No worries! Vorbereitung / Bewerbung Folgende Dinge und Unterlagen mussten für die DHBW und die Bewerbung am RMIT bereitgestellt werden: Bewerbungsformular der DHBW Lörrach (nur für die DHBW) Anrechnung von Studienleistungen im Ausland (nur für die DHBW) Learning Agreement (nur für die DHBW) Sprachnachweis mit Level C1 für jeden der 4 Einzeltests: Leseverstehen, Hörverstehen, Textzusammenfassung schreiben, Gespräch über diesen Text führen Motivationsschreiben (1-2 Seiten auf Englisch) Lebenslauf (auf Englisch) Transcript of Records (ToR, englische Notenübersicht, im Sekretariat erhältlich) Kopie Reisepass RMIT Application Form (zuletzt unter http://mams.rmit.edu.au/fgk2ouby5wjx1.pdf): - Persönliche Angaben - Passfoto - bisher belegte Kurse - gewünschte Kurse für Australien: Schlüsselwörter für RMIT Homepage: „Calculating tuition fees“ (im unteren Bereich sind Kurslisten mit sämtlichen Kursen), „Course des“ (Informationen zu bestimmtem Kurs) und evtl. „Electives“ (spezielle Kurssuche, wobei mir persönlich keine Hilfe), maximal könnt ihr 4 Kurse belegen, euch zunächst aber auch für 5 Kurse einschreiben, um dann einen abzuwählen - Vorwissen zu Programmiersprachen (für Informatikkurse) - Ansprechpartner im Auslandsamt (in meinem Fall Frau Goertz) - Empfehlungsschreiben eines Dozenten (Academic Reference) Wurde man schließlich angenommen und sind alle Kurse bestätigt geht es weiter mit: Offer Acceptance Form: „Angebot“ des RMIT annehmen und Kreditkarte angeben um für die Oversea Student Health Cover (OSHC, verpflichtende Studentenkrankenversicherung) zu bezahlen man erhält daraufhin die wichtige „Confirmation of Enrolement“ (CoE), die man für ein Visum benötigt Application to enrol by proxy: dem Auslandsamt am RMIT Vollmachten erteilen Arrival Service Form: Angaben, ob man sich am Flughafen abholen lassen will und ob man noch Hilfe bei der Unterbringung braucht Visum: Als Student in Australien kann man entweder ein „Student Visa“ oder ein „Working Holiday Visa“ beantragen. Falls man erwägt später vielleicht mal ein Jahr Work & Travel in Australien zu sollte man sich für das Student Visa entscheiden. Der Antrag erfolgt online auf http://www.immi.gov.au; da sich immer wieder etwas ändert am besten vorher auf der australischen Botschaft in Deutschland anrufen und nachfragen wie ihr auf die richtige Seite kommt und wo ihr eure Nummer von der CoE eingeben sollt. Der Antrag wird innerhalb von wenigen Stunden bestätigt, das Visum ist dann elektronisch für euren Reisepass hinterlegt. Beim Absenden des Antrags lediglich auf ein gedecktes Kreditkartenkonto achten (ca. 400€). Flüge: Flüge nach Australien sind nicht gerade günstig, man sollte sich auf Kosten von 1200-1400€ einstellen. Die große Frage ist, ob man auf die Bestätigung vom RMIT warten will oder ob man schon mal um Voraus auf Verdacht bucht. Späteste Anreise ist zur verpflichtenden „Orientation Week“ zwei Wochen vor Semesterbeginn. Ich Flug mit Emirates über Dubai und Singapur nach Melbourne und war mit dem Service sehr zufrieden. Bankkonto und Sonstiges: Noch in Deutschland kann man ein australisches Bankkonto eröffnen (z.B. bei ANZ), das normalerweise gebraucht wird, um eine Wohnung in Australien zu mieten. Auch eine Kreditkarte mit der man weltweit ohne Bargeld abheben kann (z.B. DKB) macht oft Sinn. Eine Simkarte fürs Handy kann man sich direkt nach Ankunft holen. Als Anbieter zu empfehlen sind Telstra (beste Netzabdeckung) und Optus (günstiger und vor allem mit guten Angeboten, z.B. 250 Freiminuten nach Deutschland). Alle anderen sind vom Netz und Service her ziemlich katastrophal. Lohnen kann sich auch eine YHA Mitgliedschaft und die ISIC Card als Internationaler Studentenausweis. Beste Verbindung vom Flughafen nach Melbourne ist der Skybus. Wohnungssuche Die Wohnungssuche in Melbourne kann nicht früh genug beginnen. Vom RMIT wird man immer wieder darauf hingewiesen sich ja nicht im Voraus eine Wohnung zu suchen, weil man oft hereingelegt werden würde. Das ist zwar richtig, auf der anderen Seite gibt es jedes Semester etwa zur gleichen Zeit einige 10tausend Studenten die eine Wohnung suchen. Gute Angebote sind daher schnell weg. Man sollte sich zunächst überlegen, wie man untergebracht sein will. Zur Auswahl steht eine eigenen Wohnung, wo man zwar alleine ist, aber auch seine Ruhe hat, in einer WG/ shared accomodation, wo man sich teilweise sogar das Schlafzimmer mit einer anderen Person teilt, spezielle Studentenwohnheime (RMIT Village oder Unilodge) oder bei einer Gastfamilie. Für die erste Zeit bis man was gefunden hat (1-3 Wochen), kann man in einem Hostel übernachten. Auf Hostelworld.com findet man schnell was verfügbar ist und zu welchem Preis. Wichtig: Selbst wenn man sich für zwei Wochen einmietet, muss man den kompletten Preis im Voraus bezahlen. Dafür bekommt man aber auch im Normalfall recht unkompliziert sein Geld zurück, wenn man doch früher wieder ausziehen will. Grundsätzlich sind alle Wohnungen sehr teuer; Preise werden in Dollar pro Woche angegeben. Wenn man in der Innenstadt bleiben will und nicht wahnsinnig Glück hat, muss man sich auf Kosten von $250-350 pro Woche einstellen. In einem Vorort sind auch schon mal Preise ab $150 pro Woche drin. Wichtig ist immer abzuklären, ob Strom, Wasser und Gas im Preis enthalten sind. Falls nicht kommen wöchentlich nochmal $20-40 oben drauf. Selbst neue Wohnungen sind kaum isoliert, daher ist es für Sommer wie für Winter wichtig eine Klimaanlage (A/C) zu haben. Außerdem sollte man direkt zu Beginn nachfragen, ob es eine Mindestmietdauer gibt, oft liegt diese bei 6 oder sogar 12 Monaten, sodass solche Angebote leider ausscheiden. Wohnungen kann man auf verschiedensten Wegen finden. Es gibt Studentenheime wie das RMIT Village oder Unilodge (klein und teuer oder nicht zentral gelegen), YMCA, Student Housing Australia (verschiedene Büros mit verschiedenen Angeboten), spezielle Wohnungsinternetseiten wie Realestate.com.au oder Domain.com.au, Angebote von Studenten über den RMIT-Zugang oder auch das bekannte Gumtree.com.au einer Plattform ähnlich wie EBay auf der fast alles zum Verkauf oder auch zur Miete angeboten wird oder vielleicht hat man auch über Facebook oder Couchsurfing Erfolg. Am besten direkt anrufen und gar nicht erst damit anfangen E-Mails zu schreiben. Falls dann schließlich etwas gefunden ist, sollte man dann auch alle notwendigen Unterlagen zusammen haben: Kopie vom Reisepass, Kopie vom (australischen) Studentenausweis, Bank Statement (Kontoauszug vom australischen Bankkonto) und eventuell auch die CoE. Studium Das Studium am RMIT beginnt zwei Wochen nach der Einführungswoche, in der meine viele Infos erhält, ein Stadtralley macht und sich für die gewählten Kurse einen Stundenplan zusammenstellt (Lecture + Tutorial + ggf. Labor). Außerdem bekommt man seinen Studentenausweis und eine Bescheinigung mit der man dann über Umwege in Melbourne ermäßigt Zug und Straßenbahn fahren kann. Nach Semesterstart kann man neben den Kursen auch viele andere Angebote wahrnehmen. In der 2. Woche wird ein großer Informationstag veranstaltet bei dem sich die ganzen Clubs und Vereine vorstellen. Es gibt ein großes Sportangebot, natürlich auch mit Surfclub und Australian Football. Die RMIT Student Union veranstaltet mehrere Willkommenspartys und schnell fühlt man sich richtig gut in Melbourne angekommen integriert. Bald schon starten in den Kursen erste Tests in Form von Online-Quizes und Group Assignments. Ehe man sich’s versieht ist schon Midsemester-Break (rechtzeitig planen und Flüge buchen lohnt sich). Danach stehen in einigen Fächern Midsemester-Tests an und weitere Online-Quizes und Gruppenarbeiten sind fällig. Schließlich endet nach 3 Monaten die Vorlesungszeit und die einmonatige Klausurphase beginnt. Die endgültigen Termine erfährt man leider erst relativ spät, die Examen zählen nach all den Tests während dem Semester noch 50-60% der Gesamtnote. Durch die ganzen Tests während dem Semester ist glücklicherweise keine große Vorbereitung mehr nötig. 2-3 Wochen nach der Klausurphase werden schließlich die Noten veröffentlicht. Leben in Melbourne Melbourne ist zu Recht eine der lebenswertesten Städte der Welt. Die Menschen sind grundsätzlich sehr positiv, aufgeschlossen und helfen gerne weiter. Immer wieder sind Veranstaltungen, Festivals, Musicals, Tennis oder Formel 1. Zu einem AFL Spiel sollte man einmal gehen und auch Cricket ist sehr beliebt. Die Innenstadt ist sehr nett mit vielen Cafés, Geschäften, Arkaden und Street Art in kleinen Seitenstraßen. Das S-Bahn Netz ist ziemlich gut ausgebaut, seit Anfang 2013 hat man statt Fahrscheinen eine sog. „Myki-Card“ (touch-on/touch-off), mit der man auch einen Großteil der Züge in Melbourne fahren kann. In der Stadt gibt es eine ausgeprägte Tee- und Kaffee-Kultur, wohl noch als Überbleibsel der englischen Kolonialzeit. Man sieht viele Skateboarder und Straßenkünstler und würde am liebsten tagelang auf Erkundungstour durch die Stadt gehen. Günstig einkaufen gehen kann man bei Aldi und Target, die man Woolworths und Cooles auf jeden Fall vorziehen sollte; einen IKEA gibt es auch. Die größten Einkaufspassagen in der Nähe vom City Campus sind Melbourne Central und QV. Es gibt einen kostenlosen Touristenbus, mit dem man durch die ganze Stadt fahren kann. Queen Victoria Market (sehr günstige Lebensmittel!), Docklands, Botanische Gärten, Crown Casino, Zoo, Aquarium, Federation Square, Schlendern entlang des Yarra-Rivers, Eureka Tower mit Sydeck, die 1000 steps in Ferntree Gully, der Strand von St. Kilda (Kite-Surfing) und die noch schöneren Strände weiter südlich sind alle einen Besuch wert. Etwas weiter außerhalb vom Zentrum sind Phillip Island (Pinguine), die Great Ocean Road (12 Apostel), Wilsons Promitory, der Grampians Nationalpark, Sovereign Hills in Ballarat (Gold), der Hanging Rock (Mt Diogenes), Weinregionen oder Mt Buller zum Skifahren oder Snowboarden beliebte Ziele für ein oder mehrtägige Ausflüge. Reisen Australien ist ein absolut geniales Land zum Reisen! Ob nun die Südküste zwischen Melbourne und Adelaide, eine Rundreise auf Tasmanien, die Westküste zwischen Perth und Exmouth (oder sogar Broome), der Norden mit Darwin und einigen Nationalparks, das Red Centre mit Ayers Rock (Uluru), den Olgas (Kata Tjuta) und Kings Canyon oder die Ostküste von Sydney (Opera House und Harbour Bridge) über Brisbane nach Cairns (Great Barrier Reef). Jeder Ort ist einfach fantastisch und eine Reise lohnt sich auf jeden Fall. Auch Neu Seeland ist von Melbourne aus nicht weit entfernt und es wird nicht einmal ein neues Visum benötigt. Australier machen auch gerne mal einen Kurztrip nach Thailand, Bali oder auf die Fijis. Durch die riesigen Entfernungen in Australien lohnt es sich fast immer Flüge zu buchen, Züge gibt es kaum und sind meist doppelt so teuer und auch der Fernbus ist oft nicht günstiger und braucht entsprechend länger. Last Minute Angebote gibt es nicht, daher sollte man nach Möglichkeit einen Monat oder mehr im Voraus buchen. Danach klettern die Preise bis eine Woche vor Abflug schnell mal auf das Doppelte. Es gibt in Australien 4 Fluganbieter: Qantas, Jetstar, Virgin und Tiger Airways, (für Neu Seeland außerdem noch Air New Zealand). Jetstar und Tiger sind die beiden günstigen Anbieter, die zwar nicht ganz so regelmäßig fliegen, dagegen sind Qantas und Virgin meistens mehr als doppelt so teuer. Mit Tiger ist es auch immer ein Bisschen Glücksache, ob der Flug überhaupt startet und der Check-In schließt schon 45min vor Abflug. Dafür darf man dann aber auch immer 10 Kilo Handgepäck mitnehmen und zahlt noch weniger als mit Jetstar. Hier noch eine kleine Preisorientierung: Sydney, Adelaide, Tasmanien (Hobart/Launceston) = $100 Brisbane = $150-200 Cairns = $250-300 Neu Seeland: Christchurch, Auckland = $250-350; Queenstown, Wellington = $350-450 Alice Springs, Perth, Darwin = $300-400 Mietautos sind erst ab 21 Jahren zu bekommen und für “young drivers” unter 25 sehr teuer. Selbst mit günstigstem Angebot von Hertz (besonderer Promotion Code für RMIT-Studenten) sind es mit Benzin mindestens $100 am Tag. Campervans sind entsprechend teurer, lohnen sich aber ab 3-4 Personen und es gibt eine riesige Auswahl. Warnen sollte man vor dem relativ günstigen Anbieter „Wicked“; man bekommt hier zwar sogar schon mit 18 ein Auto, diese sind aber fast immer schrottreif. Auf geführten Touren mit 10-20 Personen für die man etwas weniger planen muss sollte man von Gesamtkosten von $100-200 am Tag ausgehen. Ich war mit den Guided Tours, die ich gemacht habe sehr zufrieden: The Rock Tour (Red Centre), Jump Tours (Tasmanien) und Adventure Tours (Western Australia). Fazit Mein knapp halbes Jahr Australien war ein fantastisches Erlebnis, auf das ich im Nachhinein auf gar keinen Fall hätte verzichten wollen. Leute, Land und Leben sind völlig anders als in Lörrach und ich kann nur jedem Empfehlen das Abenteuer zu wagen. Daher also: COME TO AUSTRALIA!