Lernergebnisse

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Lernergebnisse
Formulierung von Learning Outcomes
Ein Webinar des DAAD Steering-Projekts
Prof. Dr. Bernd Clausen
„Tacuinum Sanitatis in Medicina“
(Codex Vindobonensis SeriaNova 2644, fol. 40r), um 1390
Themen
I:
Lernergebnisse, Qualifikationen & Kompetenzen
II:
Kompetenzniveaus
III:
Prozesse- und Formulierungshilfen
IV:
Arbeit mit Beispielen
I
Lernergebnisse, Qualifikationen & Kompetenzen
Begriffsverwendung
Lernergebnisse: „Aussagen darüber, was eine Lernende/ein Lernender nach dem
Abschluss eines bestimmten Lernprozesses weiß, versteht und tun kann. Sie werden als
Kompetenzen unter Einschluss von Kenntnissen und Fertigkeiten definiert;
Lernergebnisse können beschrieben werden als Wissen (die Studierende/der
Studierende kennt…), Fertigkeiten (die Studierende/der Studierende beherrscht die
Methode x), Qualifikationen (die Person ist befähigt, eine bestimmte Position
einzunehmen oder Tätigkeit auszuüben).“ (Schermutzki 2008: 5)
Begriffsverwendung
Kompetenzen: „die nachgewiesenen Fähigkeiten, Kenntnisse, Fertigkeiten sowie
persönliche, soziale und/oder methodische Fähigkeiten in Arbeits- oder Lernsituationen,
die für die berufliche und/oder persönliche Entwicklung zu nutzen sind (fachlich,
methodisch, sozial bzw. personal). Im Europäischen Qualifikationsrahmen wird
Kompetenz im Sinne der Übernahme von Verantwortung und Selbständigkeit verstanden,
was aber wohl in demselben Sinne zu interpretieren ist.“ (Schermutzki 2008: 5)
Kategorien von Lernergebnissen
(EQR)
Kenntnisse & Wissen
(Gesamtheit an Fakten u. Grundsätzen)
Haltungen,
Einstellungen,
Werte
Fertigkeiten
(kognitiv, praktisch)
Fähigkeiten
Kompetenzen
„Lernergebnisse konzentrieren sich darauf, was der Studierende erreicht hat und
nicht auf das, was gelehrt wurde.
Lernergebnisse konzentrieren sich darauf, was der Studierende am Ende eines
Lernprozesses nachweisen kann.
Lernergebnisse beziehen sich immer auf das ganze Modul und nicht auf einzelne
Veranstaltungen.“ (TUM 2016: 5)
Lernergebnis vs. Lernziel
„Von den Lernergebnissen sind Lehr- und Lernziele zu unterscheiden. Basis
der Lernergebnisse sind die Kompetenzen, die von den Studierenden
erworben werden sollen.“ (HRK 2015: 3)
„Der Begriff Lernziel bezieht sich auf die Lehrendenperspektive des zu
Vermittelnden, Lernergebnis auf die Lernendenperspektive der erworbenen
Kompetenzen.“ (Schermutzki 2008: 5)
„Lernergebnisse
sollten dabei nicht mit Lernzielen verwechselt werden: Bei
einem Lernergebnis handelt es sich um ein Versprechen, beim Lernziel um
einen Wunsch.“ (TUM 2016: 6)
Bedeutung von Lernergebnissen
„Vielmehr ist gerade das Abstellen auf den Parameter der Lernergebnisse und der
Kompetenzentwicklung in der Sache, d. h. im Bildungsinteresse der Studierenden, der
Gesellschaft und dabei namentlich von Arbeitgebern, sinnvoll.
Lernergebnisse, durch zu entwickelnde Kompetenzen zu bestimmen offeriert zunächst
eine autonome, auf die Bedürfnisse der an Bildung Beteiligten ausgerichtete Basis.“
(Schermutzki 2008: 8)
Auswirkung der Festlegung der Lernergebnislevel auf die Modulbeschreibung (Schermutzki 2008: 9)
„Als subjektbezogene Kategorie ist Kompetenz somit nicht (nur) an eine bestimmte Situation
gebunden. Vielmehr wird sie als Handlungsvermögen bzw. als Handlungsdisposition
verstanden, die eine Person befähigt, auftretende Probleme in einer Vielzahl von Situationen
zu lösen.“ (Spelsberg 2013: 40)
„Handlungsdispositionen beschreiben weiter in Anlehnung an das Kompetenz-PerformanzModell von Chomsky (1980) die Voraussetzungen zum Handeln, während Performanz die
Ausübung
der
Handlung
meint. Damit sind Handlungsdispositionen keine
direkt
beobachtbaren Persönlichkeitseigenschaften, sondern äußern sich in Handlungen, also erst
dann, wenn die Dispositionen in Tätigkeiten münden.“ (Spelsberg 2013: 40)
Man muss es nicht nur können, sondern man muss es auch zeigen.
(Meyer 2007: 147)
II
Kompetenzniveaus
Kompetenzstufen (nach Anderson & Krathwohl 2001; Nexus-Impuls 4 2013)
Kompetenzstufen (nach Anderson & Krathwohl 2001; Nexus-Impuls 4 2013)
Stufe 1
Einführungsveranstaltungen
Stufe 2
Stufe 3
Stufe 4
Stufe 5
Stufe 6
Thesis
Schlüsselwörter mit Synonymen (TUM 2016: 8)
„Es reicht allerdings nicht aus, kompetenzorientierte Qualifikationsziele zu formulieren.
Es bedarf vielmehr der Ausrichtung der Formen der Lehr-/Lerngestaltung und des
Prüfens auf diese Qualifikationsziele.“ (ZQ-Handreichung 11/ 2014: 5)
Prüfungsmethoden
Studiengang
(Modul)
Lehr-/ Lernform
Lernergebnis
constructive alignment
4 Leitfragen
» Zu welchen Lernergebnissen soll das Modul den Studierenden führen?
» Wie und mit welchen Lehr- und Lernmethoden sollen die Lernergebnisse erreicht
werden?
» Welche Inhalte sollen vermittelt werden?
» Wie soll das Lernergebnis am Schluss überprüft bzw. sichergestellt werden?
Lernergebnis
Lehr-/Lernmeth.
Inhalt
Prüfung
(TUM 2016: 5)
III
Prozess- und Formulierungshilfen
Kompetenzprofil für die Absolventen des betreffenden Studiengangs bestimmen
anhand von Leitbildern, Standards oder Curriculum-Analysen und/oder mittels Anforderungs- und Bedarfsanalysen
Qualifikationsziele ableiten und formulieren
unter Beteiligung u.a. von Lehrenden, Studierenden und Praxisvertretern
Kompetenzorientierte Lernergebnisse für die jeweiligen Module ableiten und formulieren
Welche Kenntnisse, Fähigkeiten und Einstellungen werden erworben?
Lernergebnisse in eine Taxonomie einordnen
transparent machen, welche Art von Anforderungen auf welchem Niveau angeeignet werden sollen
Module ableiten und konzipieren
unter Berücksichtigung des notwendigen Workloads und deren Position im Studienverlauf
Module unter Berücksichtigung des constructive alignment gestalten
mit inhaltlichen Fokus auf den Erwerb zentraler Kompetenzelemente
Arbeitsschritte bei der Bestimmung und Herleitung kompetenzorientierter Qualifikations- und Lernergebnisse
(modifiziert nach HRK 2013)
Leitlinien für die Formulierung von Lernergebnissen
✓ kurz, einfach und präzise (je Lernergebnis mit einem Verb) beschreiben
✓ komplizierte Sätze und unnötiges Fachvokabular vermeiden
✓ Verben verwenden, die direkt beobachtbare Handlungen beschreiben
✓ Verben, die eher den Lernprozess als sein Ergebnis in den Blick nehmen, vermeiden
(z.B.: wissen, verstehen, begreifen, haben gelernt, kennen, würdigen, vertraut sein)
• Lernergebnisse müssen beurteilbar sein.
• Lernergebnisse müssen in dem zur Verfügung stehenden Zeitrahmen erreichbar sein.
• Lernergebnisse sollten auf allen Stufen der Bloomschen Taxonomie angesiedelt sein.
!
Die Formulierung selbst sollte so gewählt werden, dass sie sich ausdrücklich auf
die zu erlangende Fähigkeit der Studierenden, also das Resultat, bezieht.
(ZiLS o.J.)
Schema zur Formulierung von Lernergebnissen (TUM 2016: 6)
Plausibilitätsprüfung
Folgende Fragen sollten vorab mit Ja beantwortet werden können:
✓Sie haben die Lernergebnisse des Moduls mithilfe der Schlüsselwörter zu den Taxonomien
formuliert?
✓Sie haben sich für Lehrformate und Lehrmethoden entschieden und Ihre Wahl begründet?
✓Sie haben sich mit den Eigenschaften verschiedener Prüfungsmethoden vertraut gemacht
und – auf Basis der geltenden Prüfungs- und Studienordnungen – ein Prüfungsformat
festgelegt sowie Ihre Wahl begründet?
Lernergebnis
Inhalt
Lehr-/Lernmeth.
Lernergebnis
Inhalt
(TUM 2016)
Prüfung
IV
Arbeit mit Beispielen
Beispiel 1
beherrschen
haben Verständnis für
haben Kenntnisse über
verstehen
kennen
haben die Fähigkeit
haben … erworben
haben … gestärkt
haben … erhöht
haben … erlangt
können … dokumentieren
Beispiel 2
kennen
beherrschen
können … bestimmen
kennen
können … vergleichen
können … benutzen und anleiten
Nach der erfolgreichen Teilnahme an diesem Modul sind Studierende in der Lage, wichtige
Begriffe der Energietechnik sowie die Aufgaben der Energieversorgung zu definieren. Sie
können Verbrennungsvorgänge beschreiben und verschiedene Kesselsysteme für die
Dampferzeugung unterscheiden und bilanzieren. Weiterhin sind die Studierenden in der
Lage, den ersten Hauptsatz der Thermodynamik auf verschiedene technische Bauteile
anzuwenden. Sie können Wärme- und Energie-Bilanzen sowie Massenbilanzen von
Kälteanlagen, Dampfkesseln, Turbinen und Wärmeverbrauchern aufstellen und berechnen
sowie die betrachteten Prozesse mathematisch beschreiben.
Darüber hinaus können die Studierenden Möglichkeiten und Grenzen analytischer
mathematischer Beschreibungen erfassen und sind in der Lage, komplexe
Problemstellungen unter Berücksichtigung verschiedener Einflussgrößen in analytisch
lösbare Fälle zu vereinfachen.
Sie können Anlagenschemata mit den in der Technik üblichen Symbolen zeichnen. Sie
verstehen die Funktionsprinzipien von verschiedenen Verbrennungskraftmaschinen,
Dampfkessel- und Kälteanlagentypen, sowie die theoretischen Hintergründe, die diesen zu
Grunde liegen.
Formulierungsbeispiel Fließtext (nach TUM 2016)
Nach erfolgreicher Teilnahme am Modul sind die Studierenden in der Lage:
• die grundlegenden Gesetzmäßigkeiten menschlicher Bewegungen zu kennen.
• die wichtigsten Strukturen des peripheren und zentralen Nervensystems zu erinnern und
grundlegende funktionelle Zusammenhänge vor allem mit sensomotorischen Funktionen
zu verstehen.
• wichtige neurologische Erkrankungen vor allem des motorischen Systems zu erkennen
und die Zusammenhänge mit neuronalen Strukturen zu verstehen.
• die Grundlagen von motorischem Lernen zu kennen und Anwendungen in der
Neurorehabilitation zu beurteilen.
• Fachliteratur im Bereich Neurorehabilitation hinsichtlich wissenschaftlicher Evidenzen
beurteilen zu können.
• Methoden zur Quantifizierung und zur Therapie von Bewegungsstörungen zu kennen,
eigenständig anzuwenden und die Ergebnisse zu beurteilen.
Formulierungsbeispiel Aufzählung (nach TUM 2016)
Literaturnachweise
DAAD (Hrsg.) (2008). Lernergebnisse (Learning Outcomes) in der Praxis. Ein Leitfaden. Bonn.
Dehnbostel, P. (2003). Informelles Lernen. Arbeitserfahrungen und Kompetenzerwerb aus berufspädagogischer Sicht.
Überarbeiteter Vortrag anlässlich der 4. Fachtagung des Programms „Schule - Wirtschaft/Arbeitsleben, Neukirchen/Pleiße.
http://www.swa-programm.de/tagungen/neukirchen/vortrag_dehnbostel.pdf - Download vom 10.7.2016.
HRK Nexus (Hg.) (2015. Lernergebnisse praktisch formulieren (= Impulse für die Praxis 2). https://www.hrknexus.de/fileadmin/redaktion/hrk-nexus/07-Downloads/07-02-Publikationen/Lernergebnisse_praktisch_formulieren_01.pdf
Download vom 10.7.2016.
Schermutzki, M. (2007). Learning outcomes - Lernergebnisse. Begriffe, Zusammenhänge, Umsetzung und Erfolgsermittlung.
Lernergebnisse und Kompetenzvermittlung als elementare Orientierungen des Bologna-Prozesses. In W. Benz, J-Kohler & K.
Landfried (Hrsg.), Handbuch Qualität in Studium und Lehre. Berlin: Raabe. Elektronische Version: http://opus.bibliothek.fhaachen.de/frontdoor/index/index/docId/195
Spelsberg, K. (2013). Diversität als Leitmotiv. Handlungsempfehlungen für eine diversitäts- und kompetenzorientierteDidaktik. Eine
explorative Studie im Kontext einer Kunst- und Musikhochschule. Münster u.a.: Waxmann.
Technische Universität München (Hg.) (2016). Wegweiser zur Erstellung von Modulbeschreibungen, Version
https://www.ei.tum.de/fileadmin/tueifei/www/Studium_Pruefer/TUM_Wegweiser_Modulbeschreibungen_Stand_November_20142.pdf - Download vom 10.7.2016.
3.
ZQ, Universität Mainz (Hg.). (2014). Handreichung zur Formulierung von Lernergebnissen (Learning Outcomes). http://www.zq.unimainz.de/Dateien/Handreichung_Lernergebnisse_Stand_November_2014.pdf - Download vom 14.7.2016.
ZiLS,
Universität
Würzburg
(Hg.)
(o.J.).
Kurzleitfaden
Kompetenzformulierung.
http://www.zils.uniwuerzburg.de/fileadmin/39030000/ZiLS/Material/Kompetenzorientierung/Kurzleitfaden_Kompetenzformulierung.pdf
Video
Austin,
A.
(2013).
Writing
Effective
Learning
Outcomes
https://www.youtube.com/watch?v=82Ph6r7Gobk - Download vom 14.7.2016.
and
Otis (2009). Otis College of Art and Design Teaching Tips: Learning
https://www.youtube.com/watch?v=yOoVwzKiqfk - Download vom 14.7.2016.
Objectives
Outcomes
-
with
Full
Presentation.
Sammy
Flores-Pena.
Formulierung von Learning Outcomes
Ein Webinar des DAAD Steering-Projekts
Prof. Dr. Bernd Clausen