Laserschutz
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Laserschutz
Laserschutz – was ist zu beachten? Dr.-Ing. Hans-Joachim Krauß Dr.-Ing. Hans-Joachim Krauß 24.05.2012 | 1 Grundsätzliches Dr.-Ing. Hans-Joachim Krauß 24.05.2012 | 2 Warum schützen ? Intensive optische Strahler z. B. Laser, LED, UV-Lampe, … ernsthafte/ dauerhafte Schäden an Auge und Haut… …des Gerätebedieners …evtl. beistehender Kollegen/ Kunden Dr.-Ing. Hans-Joachim Krauß 24.05.2012 | 3 Wer trägt die Verantwortung ? Für den sichern Betrieb und die richtige Anwendung des Lasers ist immer der Unternehmer / Arbeitgeber verantwortlich! Ist der Unternehmer / Arbeitgeber vor Ort und kann den sicheren Laserbetrieb beaufsichtigen und besitzt zudem die Sachkunde eines Laserschutzbeauftragten, dann muss kein zusätzlicher Laserschutzbeauftragter bestellt werden. Der Laserschutzbeauftragte überwacht den sichern Laserbetrieb und übernimmt die organisatorischen Schutzmaßnahmen (Beratungs-, Informations- und Kontrollpflichten). Er unterstützt seinen Arbeitgeber bei der Festlegung und Umsetzung der notwendigen Laserschutzmaßnahmen. Dr.-Ing. Hans-Joachim Krauß 24.05.2012 | 4 Gefahrenpotentiale – Übersicht Dr.-Ing. Hans-Joachim Krauß 24.05.2012 | 5 Primäre Gefahren Dr.-Ing. Hans-Joachim Krauß 24.05.2012 | 6 Wechselwirkung Laserstrahlung – Auge Makula Sehnerv Röntgenstrahlung 400 – 1400 nm ! 300 – 400 nm, 1400 – 2500 nm < 300 nm > 2500 nm Netzhaut Hornhaut Glaskörper Linse Dr.-Ing. Hans-Joachim Krauß 24.05.2012 | 7 Wechselwirkung Laserstrahlung – Auge Einfluss der Wellenlänge X-Ray UV-C 100 UV-B 280 Hornhautschäden z.B. Photokeratitis Bindehautentzündung Katarakt Katarakt Photokeratitis Photokeratitis UV-A 315 IR-A VIS 400 700 IR-B 1400 Katarakt photochem. photoKatarakt chemische Verbrennung Verletzung der Netzhaut therm. der Netzhaut Verletzung der Netzhaut == grauer grauerStar Star == Hornhautentzündung Hornhautentzündung Nd:YAG-Laser Dr.-Ing. Hans-Joachim Krauß IR-C 3000 Mikrowellen 1.10 6 λ in nm Verbrennung der Hornhaut CO2-Laser 24.05.2012 | 8 Abbildung auf der Netzhaut Pupillendurchmesser 100 W O / 7 mm Bestrahlungsstärke 610 W/m² 300 µW Bildgröße b = 800 µm 1,3 x 10 100 W 100 W 12 W/m 2 b = 10 µm 1m Verhältnis der Bestrahlungsstärken: E(Laser, 100 W) E(Glühbirne, 100 W) Dr.-Ing. Hans-Joachim Krauß = 2,1 x 10 9 24.05.2012 | 9 Laserunfall am Auge Laserunfall am Auge – möglicher subjektiver Eindruck Hornhautschaden z. B. CO2-Laser Netzhautschaden z. B. Nd:YAG zerstörter Sehnerv z. B. Nd:YAG Dr.-Ing. Hans-Joachim Krauß 24.05.2012 | 10 Wechselwirkung Laserstrahl – Haut Einfluss der Wellenlänge UV-B UV-C Nd:YAG UV-A IR-A VIS CO2 IR-B IR-C λ in nm 100 280 315 400 700 1400 3000 Transmission der Hautschichten in % Hornhaut 10 20 30 70 80 5 20 70 30 20 10 Oberhaut Lederhaut Unterhaut Hautrötung verstärkte Dunklung der Pigmente Pigmentierung beschleunigte Photosensitive Reaktionen Hautalterung Hautkrebs Verbrennung Dr.-Ing. Hans-Joachim Krauß 24.05.2012 | 11 Thermische Wechselwirkung mit der Haut Laser Erwärmung reversibel > 45 °C Membranauflockerung irreversibel > 60°C Proteindenaturierung, Koagulation Gewebetod > 80°C > 100°C Kollagendenaturierung, Membrandefekte Austrocknung > 150°C Karbonisierung > 300 °C Verdampfung und Vergasung Dr.-Ing. Hans-Joachim Krauß 24.05.2012 | 12 Schutzmaßnahmen Dr.-Ing. Hans-Joachim Krauß 24.05.2012 | 13 Laserklassen nach DIN EN 60825-1 Die Laserklassen geben Auskunft über das Gefährdungspotential eines Lasers. Die Einordnung eines Lasers in eine Klasse (Klassifizierung des Lasers) erfolgt nach DIN EN 60825-1 anhand der GZS-Werte und ist Aufgabe des Herstellers. Zunahme des vom Laser ausgehenden Gefahrenpotentials Klasse 1 Klasse 1M Klasse 2 Klasse 2M Klasse 3R Klasse 3B Klasse 4 augensicher augensicher ohne optische Instrumente augensicher, wenn Lidschlussreflex funktioniert (t = 0,25 s), augensicher GZS 3R = ohne optische 5 x GZS der Klasse 2 für 400…700 nm bzw. sehr gefährlich für das Auge, u. U. auch diffuse Reflexion gefährlich, sehr gefährlich für Auge und Haut, auch diffus reflektierte Strahlung ist gefährlich λ = 400… 700 nm Instrumente und mit Lidschlussreflex (t =0,25s), λ = 400… 700 nm 5 x GZS der Klasse 1 sonst Dr.-Ing. Hans-Joachim Krauß evtl. gefährlich für Haut 24.05.2012 | 14 Schutzmaßnahmen – Übersicht unsichere Laserinstallation (z. B. F&E, Service) sichere Laserinstallation (industrielle Fertigung) Quelle: TRUMPF offener Strahlengang Æ typ. Laser Klasse 4 komplett eingehauste Laserproduktionsanlage mit allen erforderlichen technischen Schutzmaßnahmen Æ Laser Klasse 1 Dr.-Ing. Hans-Joachim Krauß 24.05.2012 | 15 Wie schützen ? Schutz vor intensiver optischer Strahlung / Laserstrahlung gewährleisten durch: Æ Æ Æ T O P echnische und bauliche Schutzmaßnahmen rganisatorische Schutzmaßnahmen ersönliche Schutzmaßnahmen TOP-Prinzip, wenn möglich Laser Klasse 1 anstreben Dr.-Ing. Hans-Joachim Krauß 24.05.2012 | 16 Laserwarnbeschilderung Warn- und Informationsschilder gemäß IEC/EN 60825-1 Class 1 Laser Product Laser Radiation / Do not view directly with optical instruments / Class 1M Laser Product Laser Radiation / Do not stare into beam / Class 2 Laser Product Laser Radiation / Do not stare into the beam or view directly with optical instruments / Class 2M Laser Product Laser Radiation / Avoid direct eye exposure / Class 3R Laser Product Laser Radiation / Avoid exposure to beam / Class 3B Laser Product EN EN60825-1:2008-05 60825-1:2003-10 NACH EN 60825-1:94 Laser Radiation / Avoid eye or skin exposure to direct or scattered radiation / Class 4 Laser Product Technische Daten cw-Laser: P0 und λ gepulste Laser: zusätzl. PP, t, F nach EN 60825-1:2008-05 Kennzeichnung muss in der Sprache angebracht sein, welche das Bedien- und Wartungspersonal versteht. Dr.-Ing. Hans-Joachim Krauß 24.05.2012 | 17 Gebotsschild Augenschutz Gebotsschild an Zugängen zu Laserbereichen Laserschutzbrille tragen! Dr.-Ing. Hans-Joachim Krauß 24.05.2012 | 18 Technische Schutzmaßnahmen – Bsp. Laserbeschrifter Interlock-Schalter an Schiebetüre im Innenraum (Laserbereich) Laser Klasse 4 Beschilderung und zusätzl. Warnlampe Not-Aus-Schalter Absaugung Dr.-Ing. Hans-Joachim Krauß 24.05.2012 | 19 Technische Schutzmaßnahmen – Bsp. Laserbeschrifter externe Warnlampe Beobachtungsfenster aus Laserschutzfilter lichtdichte und laserbeständige Einhausung schlüsselbestätigter Hauptschalter Dr.-Ing. Hans-Joachim Krauß 24.05.2012 | 20 Bauliche Schutzmaßnahmen – Laserlabor Laserbereich kennzeichnen und begrenzen (bei Laserklasse 4: beleuchtete Warnschilder an alle Zugängen) Absaugung NOT-AUS Zugangskontrolle (z. B. Türkontakt) Fensterverkleidung Flucht- und Rettungswege freihalten (Fluchttürsteuerung Æ Arbeitsstättenverord.) Wände, Decke, Fußboden: matt, hell, diffus reflektierend, laserbeständig, feuerfest, Fenster verkleiden LASER Laserbetrie b Vermeidung spiegelnder Oberflächen Strahlführung verkleiden und gegen Zugang sichern gute, ggf. regelbare Raumbeleuchtung (Vorsicht bei Reflektoren) NOT-AUS-Schalter in hinreichender Anzahl (an der Maschine, am Eingang etc.) Schutzwand/ -vorhang Strahlabsorber Absaugung und Filterung von Emissionen Vernichtung der Rest- und Streustrahlung Dr.-Ing. Hans-Joachim Krauß 24.05.2012 | 21 Bauliche Schutzmaßnahmen – Bsp. Zugang Laserlabor beleuchtetes Laserwarnschild Schutzbrillenkasten Kennzeichnung Notfallplan Dr.-Ing. Hans-Joachim Krauß 24.05.2012 | 22 Organisatorische Schutzmaßnahmen D Schriftliche Bestellung und Schulung eines Laserschutzbeauftragten (LSB) D Anzeige der Laseranlagen (3R, 3B und 4) bei der Berufsgenossenschaft und der örtlichen Gewerbeaufsicht D Abgrenzung und Kennzeichnung des Laserbereichs D fachkundige Ausarbeitung einer Risikobeurteilung D Überwachung des sicheren Laserbetriebs und der Einhaltung der Sicherheits- und Schutzmaßnahmen durch den LSB D Unterweisung der Beschäftigten am Laser und im Laserbereich durch den LSB D fachliche Auswahl der persönlichen Schutzausrüstung (Laserschutzbrille) durch den LSB D Beratung des Unternehmers durch den LSB in allen Fragen des Laserschutzes D Beschäftigungseinschränkung für Jugendliche D Pflicht zur ärztlichen Versorgung bei Unfällen … Dr.-Ing. Hans-Joachim Krauß 24.05.2012 | 23 Persönliche Schutzmaßnahmen Angestellte im Laserlabor (offene Strahlung Klasse 3B und 4) und Servicepersonal müssen Laserschutzbrillen oder Laserjustierbrillen (bei Justierarbeiten mit sichtbarer Laserstrahlung) tragen ! Laserjustierbrillen für Justieraufgaben Dr.-Ing. Hans-Joachim Krauß 24.05.2012 | 24 Beispiele sekundärer Gefahren Dr.-Ing. Hans-Joachim Krauß 24.05.2012 | 25 Elektrische Gefahr durch den Körper fließende Stromstärke physischer Effekt unter 0,5 mA - nicht spürbar (mit der Zunge 45 µA) oberhalb 0,5 mA - Kribbeln spürbar 10-15 mA - Loslassgrenze (Hängenbleiben – Festkleben) oberhalb 15 mA bis 25 mA - Muskelkontraktionen - Atmungsbeschwerden durch Verkrampfung der Brustmuskulatur ab 25 mA bis 50 mA - Beeinflussung des Herzens - Störung der Erregungsbildung und -leitung - Bewusstlosigkeit bei längerer Einwirkung oberhalb 50 mA bis einige 100 mA - Gefahr von Herzkammerflimmern und Herzstillstand Stromstärken > 1 A - Herzstillstand Zerstörung/Verkochung des Gewebes Platzen der roten Blutkörperchen Zerstörung der Muskelzellen (Elektrolyse) Gefahr des Nierenversagens Dr.-Ing. Hans-Joachim Krauß 24.05.2012 | 26 Brand- und Explosionsgefahr Laserstrahlung im mW-Bereich kann Explosionen hervorrufen, wenn bei gleichzeitiger Anwesenheit von explosiven Stoffen (Gase, Flüssigkeiten) die Strahlung gut fokussiert ist oder aus einem dünnen Faserende austritt. Explosionsgruppe 1) I und IIA IIA IIB IIC IIC Temperaturklasse 2) T1-T3 T4 T1-T4 T1-T4 T5-T6 Leistung in mW 3) 150 35 35 35 15 Bestrahlungsstärke in mW/mm2 4) 20 5 5 5 5 1) IIA Æ Diesel, Benzin, Ethan, Methan, Propan, Aceton, Kohlenmonoxid,… IIB Æ Stadtgas, Schwefelwasserstoff, Ethylen IIC Æ Wasserstoff, Acetylen 2) Temperaturklassen: maximal zulässige Oberflächentemperaturen des Explosivstoffs (T1 ≤ 450 °C, T2 ≤ 300 °C, T3 ≤ 200 °C, T4 ≤ 135 °C, T5 ≤ 100 °C, T6 ≤ 85 °C) 3) Maximal zulässige Laserleistung bei Anwesenheit von Explosivstoffen (Annahme: vollständige Strahlungsabsorption, d. h. vollst. Umwandlung der Laserleistung in Wärme) 4) Maximal zulässige Laserstrahlintensität bei Anwesenheit von Explosivstoffen Quelle: BG ETEM, Technische Regeln für Betriebssicherheit 2152, Teil 3 Dr.-Ing. Hans-Joachim Krauß 24.05.2012 | 27 Gefahr durch Sekundärstrahlung Technische Schutzmaßnahmen TRUMPF Laseranlage: HF-Strahlung Mikrowellenstrahlung UV-Strahlung Röntgenstrahlung Strahl-StoffWechselwirkung IR-Strahlung sichtbares Licht UV-Strahlung Röntgenstrahlung Dr.-Ing. Hans-Joachim Krauß 24.05.2012 | 28 Gefahr durch giftige Stoffe – Bsp. ZnSe-Linsen Thermische Zersetzung von ZnSe – Indikatoren: Æ Geruch nach Knoblauch Æ Emission von weißlichem oder rötlichem Staub ZnSe-Linse für CO2-Laser Es entsteht: Æ Selenwasserstoff, Selendioxid, elementares Selen, evtl. radioaktive Schwebstoffe (ThF4) ACHTUNG: hochgiftig !! Schutzmaßnahmen: Quelle: FachausschussInformationsblatt Nr. FA ET SG-Laser 002 - Luft anhalten - Maschine/Anlage über Not-Aus abschalten - Fenster (falls vorhanden) öffnen - Anlagenbereich verlassen, Gefahrenbereich kennzeichnen und absperren - Laserschutzbeauftragten informieren - mind. 30 min warten, bis sich Stäube gelegt haben und Gas abgezogen ist - bei Wiederannäherung an die Anlage auf Geruchsbildung achten - alle Linsenbruchstücke entfernen und luftdicht als Sondermüll verpacken - Niederschläge mit feuchten Einwegtüchern aufnehmen Æ Sondermüll - bei den Reinigungsarbeiten Einwegschutzhandschuhe, Einwegschutzanzug und dicht anliegende Feinstaubmaske tragen (Vorsicht bei Bartträgern !) Dr.-Ing. Hans-Joachim Krauß 24.05.2012 | 29 Gefahr durch Schadstoffemissionen Lasermaterialbearbeitungsprozess = Schadstoffquelle lungengängige Dämpfe, Rauche, Gase, die… …toxisch …krebserregend …ätzend sein können Gefährdungsbeurteilung ! Dr.-Ing. Hans-Joachim Krauß 24.05.2012 | 30 Abluftkette 1. Technische Schutzmaßnahmen Laserprozess Absaugung Partikelfilter Gasfilter (z. B. Biofilter, Aktivkohlefilter) Umluft oder Abluft ACHTUNG: Nach TRGS 560 kein Umluftbetrieb bei krebserregenden Stoffen ! 2. Persönliche Schutzausrüstung Æ Dr.-Ing. Hans-Joachim Krauß 24.05.2012 | 31 BG-Schriften BGV A1 BGV B2 BGI 5092 Æ www.bgetem.de Dr.-Ing. Hans-Joachim Krauß 24.05.2012 | 32 blz-Dienstleistungsspektrum Laserschutz ¾ Beratung, Messungen und sicherheitsrelevante Berechnungen rund um den Laserschutz ¾ Unterstützung bei der Klassifizierung von Laseranlagen und der Durchführung von Risikoanalysen ¾ Messung der Laserstrahlenbelastung und der Schadstoffbelastung am Arbeitsplatz ¾ Prüfung von Laserschutzprodukten auf Beständigkeit gegen Laserstrahlung (nach Norm) ¾ Messung von Laserstrahlparametern ¾ Inhouse-Schulungen, Fortbildungskurse und Praktika zum Laserschutz ¾ Mitarbeit in Arbeitskreisen zur Normung im Bereich Laserschutz (DIN, EN, ISO) Dr.-Ing. Hans-Joachim Krauß 24.05.2012 | 33