Die Krise ist eine Gelegenheit, manche Strategien zu
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Die Krise ist eine Gelegenheit, manche Strategien zu
MICE-Markt Frankreich Tagungen & Kongresse Die Krise ist eine Gelegenheit, manche Strategien zu überdenken Jérôme Poulalier, Leiter des French Convention Bureaus Deutschland, über die Reaktion auf die globale Wirtschaftskrise, die Mentalitätsunterschiede zwischen Deutschen und Franzosen und den Ausbau der französischen MICE-Infrastruktur. mep: Wie wirkt sich die aktuelle globale Wirtschaftskrise auf die MICE-Destination Frankreich aus und wie reagiert das French Convention Büro? Poulalier: Die Finanzkrise wurde wie in Deutschland ab Ende 2008 auch in der französischen MICE-Branche spürbar. 67 Prozent der befragten Firmen einer MICE-Studie in Frankreich (Geschäftstourismus Bedouk Meetings & Events Media/ Coach Omnium) konnten einen Rückgang von Anfragen verbuchen. Die schlechtesten Ergebnisse verzeichnet die 4Sterne-Hotellerie der großen Städte Frankreichs (Quelle: Deloitte). Das French Convention Bureau in Deutschland konnte im Vergleich zu letztem Jahr weniger Anfragen für die Organisation von Veranstaltungen in Frankreich beobachten. Als Ausblick auf 2009 lässt sich vermuten, dass die Branche in diesem Jahr von dem französischen Markt profitieren wird. Die französische Hotellerie54 mep Ausgabe 3/2009 Branche ist allerdings weniger betroffen als die unserer europäischen Nachbarn. Die Investitionen der letzten Jahre, nicht nur in der Hotellerie , sondern auch die Verbesserung der Infrastruktur wie die Renovierung der Kongresszentren, die Verbesserung der schnellen Zugverbindungen mit den Nachbarländern, die Erweiterung der Zielgruppe, niedrigere Durchschnittspreise sowie ein allgemein attraktives Image haben dazu beigetragen, dass Frankreich auch in schwierigen Zeiten als interessante Destination für die internationale MICE-Branche betrachtet wird. Das French Convention Bureau hat sich das Ziel gesetzt, die Position der Destination weiter auszubauen. Jérôme Poulalier, Leiter des French Convention Bureaus Deutschland Die Kampagne „Frankreich überrascht Tag für Tag“, welche im Jahr 2008 lanciert wurde, wird im Jahr 2009 weiterentwickelt und die B-to-B-Aktionen (Sales Call, Roadshows, Auftritte auf den internationalen Fachmessen) weiter verstärkt. Unsere Leitlinie hat sich nicht geändert: Wir streben danach, die Position Frankreichs unter den Top 5 Destinationen bei der Organisation von Meetings, Kongressen und Events zu erhalten. Diesbezüglich wollen wir in der Zukunft mehr über die positiven Erfahrungen der deutschen Agenturen und Corporate Planer mit der Destination Frankreich berichten. Eine andere Aufgabe des Convention Bureaus ist es, interessante Projekte unserer lokalen Partner zu unterstützen. Wir haben z.B., die Organisation des ersten „First Connaisseur Events“ des Convention Bureau der Riviera-Côte d´ Azur unterstützt. Ziel dieser KickOff Veranstaltung war es, die anspruchsvolle Qualitäts-Charta (insbesondere im Bereich der Sozial- und Sicherheitsbestimmungen, der Qualität der Leistungen sowie der Nachhaltigkeit) der lokalen Hotelliers, Agenturen, Caterer, Venue-Manager, Transportunternehmen und Kongresszentren bekannter zu machen. Wir verstärken ebenso unser Engagement als offizielle Partner der Fachmesse Bedouk, die jedes Jahr im Februar in Paris stattfindet, indem wir Delegationen von „Hosted-Buyern“ aus Deutschland einladen. mep: Welche Chancen bietet die Krise für den französischen MICE-Markt? Tagungen & Kongresse Poulalier: Die Situation ist eine Gelegenheit, um manche Strategien zu überdenken. Die Hotelgruppe Intercontinental strebt eine Ersparnis von 155 Millionen Euro im Jahr 2009 durch Energie- Reduzierungsprogramme vor, was von zahlreichen französischen Hotels und Kongresszentren als Vorbild betrachtet wird. Durch mehr Kreativität, neue Konzepte, eine bessere Kontrolle der Servicequalität und der Preise sollte man in Zukunft Kunden wiedergewinnen. mep: Welche Rolle spielen Kultur- und Mentalitätsunterschiede zwischen Deutschland und Frankreich bei der Organisation von MICE-Veranstaltungen und was sollten wir Deutschen beim Umgang mit französischen Geschäftspartnern beachten? Poulalier: Zuerst einmal muss man berücksichtigen, dass Frankreich eine lange Erfahrung bei der Organisation von internationalen Meetings- und Veranstaltungen hat. Die Riviera/ Côte d´ Azur zählt seit mehr als 150 Jahren zu den wichtigen Freizeitund Business-Destinationen. Englisch wird in jedem Hotel gesprochen. Deutschsprachige Ansprechpartner im Elsass sind üblich. Aus diesem Grund ist eine Zusammenarbeit mit französischen Partnern normalerweise unproblematisch. mep: Was tut Frankreich momentan, um seine MICE- Infrastruktur weiter auszubauen und zu optimieren? Poulalier: Die Stadt Paris zum Beispiel lancierte einen Hotelentwicklungsplan, der den Ausbau von 7000 weiteren Zimmern bis 2020 vorsieht, das bedeutet eine Steigung von zehn Prozent des Pariser Hotelangebotes. In Lyon werden insgesamt durch Hoteleröffnungen und Renovierungen die Zimmerkapazitäten von 11.776 auf 12.646 Zimmer bis zum Ende des Jahres 2010 angehoben. Bis 2012 werden insgesamt 13.146 Zimmer zur Verfügung stehen. In Cannes werden noch bis Ende Juli 2009 folgende Hotels renoviert: Majestic Barrière, Sofitel Le Palais Stéphanie, Le 1835 White Palm Hotel, Le Gray d'Albion, Le Croisette Beach, Le Canberra, Le Cannes Palace, Le Cannes Rivièra und La Villa Garbo. Insgesamt werden 1200 Zimmer komplett renoviert. 2010 eröffnet das Hotel & Casino Lucien Barrière Lille, wo auf 40.000 Quadratmetern vier Themenwelten kombiniert werden: Spiel, Hotel, Gastronomie und Unterhaltung. Das 10.000 Quadratmeter große Hotel wird über 148 Zimmer verfügen, 17 davon Suiten. Stadt und das Elsass in Zukunft als Geschäftsreiseziel gezielter vermarktet werden. Im Kongressbereich wird derzeit nach der Renovierung der größten Kongresszentren in Paris „CNIT“ und „Palais des Congrès“, das Kongresszentrum „Europa“ in Mandelieula-Napoule (bei Cannes) renoviert und stark vergrößert. Im Herbst 2009 öffnet auf 5000 Quadratmetern das neue „Centre Expo Congrès“. Die Infrastruktur wird ein Auditorium, acht Tagungsräume und eine teilbare Großfläche umfassen die bis 3500 Pax beherbergen können. Auch in Nizza soll im Jahr 2010 das Kongresszentrum Akropolis renoviert werden. mep: Welche Tipps können Sie Meeting-Planern geben, die eine attraktive Veranstaltung (mit optimalem Preis-Leistungsverhältnis) in Frankreich organisieren wollen? Poulalier: Frankreich punktet als Event Destination dank der Vielfalt seiner Venues. Manche Destinationen wie Toulouse oder Marseille verfügen über ausgefallene und günstige Venues für Events. Ebenso bietet Frankreich bei der Organisation von Incentives verschiedene einzigartige Programme, die ein besonderes Erlebnis für TeamBuilding-Maßnahmen darstellen: Ein Parfumworkshop in Grasse, ein Workshop bei den berühmten Parfumeuren aus Paris oder Trüffelsuche und Kochkurse in der Provence, eine Enten-Rallye durch Paris oder in der Normandie sind nur eine kleine Auswahl an möglichen Aktivitäten. Um schnell an die gewünschten Informationen zu gelangen, ist es ratsam, sich an das French Convention Bureau in Frankfurt zu wenden. Wir vermitteln die Kontakte zu den direkten Hauptansprechpartnern bei den Kongresszentren, Hotels, Agenturen und nicht zuletzt bei den lokalen Convention Bureaus. Diese Convention Bureaus sind mit den letzten Neuigkeiten vertraut und können wertwolle Beratung leisten. Mit seinem neuen Convention Bureau bietet Straßburg eine hilfreiche Unterstützung bei der Organisation und Durchführung von Kongressen, Tagungen und Veranstaltungen in der Stadt und der Umgebung. Mit einem Jahresbudget von 550.000 Euro soll die mep Ausgabe 3/2009 55