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Stadien zur Fußball-WM 2018 in Russland
fallen bescheidener aus
08.06.2015
Regierung tritt auf Kostenbremse / Importsubstitution angesagt / Von Ullrich Umann
Moskau (gtai) - Die bautechnischen Planungen zur Fußball-WM 2018 werden revidiert. Kosten müssen gespart
und Bauzeiten gestrafft werden. Gründe sind Haushaltsengpässe und die Importsubstitutionspolitik der russi­
schen Regierung. Die Geschäftsmöglichkeiten für deutsche Anbieter trüben sich dadurch ein. Doch sie sind nicht
komplett chancenlos. Vor allem die Einhaltung der kritischen Zeitvorgaben erfordert Qualitätsanbieter mit Or­
ganisationstalent. (Internetanschriften)
Um laufende Bauvorhaben an den gekürzten Finanzrahmen anzupassen, sollen Planungskorrekturen ohne Neu­
ausschreibung ausgeführt werden. Neben der Finanzknappheit sitzt den Organisatoren der Fußball-WM die Zeit
im Nacken. Premierminister Dmitry Medwedew unterschrieb deshalb im April 2015 einen Erlass in dem es heißt:
"Eine Projektkorrektur für die WM-Stadien ist erforderlich. Darin eingeschlossen sind die Ablösung von Materia­
lien und Ausrüstungen ausländischer Produktion durch russische Analogien sowie eine Vereinfachung der Stadi­
onüberdachung und ihrer architektonischen Form."
Überwacht werden die Projektanpassungen durch das Föderale Sportministerium und die staatliche Gesell­
schaft FGUP Sport-Engineering. Von der grundlegenden Planung der WM wird allerdings nicht abgewichen: Ge­
baut werden sechs Stadien zu je 45.000 Sitzplätzen, und zwar in Wolgograd, Nischni Nowgorod, Rostow-amDon, Samara, Kazan und in Saransk. Ein weiteres Stadion mit 35.000 Sitzplätzen entsteht in Kaliningrad.
Erst ein einziges Stadion fertig
Die bereits existierenden Stadien in Sotchi mit 45.000 Sitzplätzen und in Jekaterinburg mit 35.000 Sitzplätzen
werden umgebaut. Das gilt auch für das Moskauer Zentralstadion Luschniki für 81.000 Zuschauer. Das ZenitStadion in Sankt Petersburg soll einmal für 69.000 Fans Platz bieten. Das zweite Stadion in Moskau, die Arena
Otkrytije für 45.000 Zuschauer, ist bereits fertig und in Betrieb.
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STADIEN ZUR FUSSBALL-WM 2018 IN RUSSLAND FALLEN BESCHEIDENER AUS
Stadionprojekte zur Vorbereitung der Fußball-WM 2018
Stadion, Standort
Baukosten in Mrd. Rubel
Generalauftragnehmer
Projektphase
Kaliningrad
10,00
Crocus Group
Baufrühphase
Sankt Petersburg, Zenit-Are­
34,90
Transstroy
Bauphase
Moskau, Arena Otkrytije
34,90
IFD Kapital
fertig
Moskau, Luschniki
19,00 (Stadion), 18,00 (Infrastruk­
Mosinzhproekt
Umbau fortgeschrit­
na
tur)
ten
Nischni Nowgorod
17,02
Stroytransgaz
Baufrühphase
Kazan, Kazan-Arena
14,40
PSO Kazan
fertig
Saransk, Jubilejny
17,10
PSO Kazan
Baufrühphase
Samara, Cosmos Arena
13,20
PSO Kazan
Wolgograd
16,50
Stroytransgaz
Baufrühphase
Rostow-am-Don
14,370
Crocus Group
Baufrühphase
Sotchi, Fischt
3,50
SMU Krasnodar
Umbau fortgeschrit­
ten
Jekaterinburg, Zentralny
14,70
OAO Sinara-Develop­
Umbau steht noch
ment
bevor
Wechselkurs laut Zentralbank Russland zum 27.5.2015: 1 Euro = 55,6757 Rubel
Quellen: Ministerium für Sport, Interfaks, Stadtkomitee Sankt Petersburg, Wirtschaftszeitung "Kommersant",
RBK Daily
Kürzungen sind beim Bau beziehungsweise Umbau von fünf Stadien geplant. Pauschal abgelehnt hat das Sport­
ministerium die Übernahme von Mehrkosten beim Stadionbau in Samara, Saransk, Wolgograd, Nischni Nowgo­
rod und Rostow-am-Don. Die Projekte Jekaterinburg und Kaliningrad wurden mit Einverständnis der FIFA von
45.000 auf 35.000 Zuschauerplätze abgespeckt.
Übernahme von Mehrkosten abgelehnt
Unter dem Strich sollen alle Vorhaben im bereits 2013 aufgestellten Gesamthaushalt zum Stadionbau von 121
Mrd. Rubel (2,17 Mrd. Euro) untergebracht werden. In diesem Zusammenhang ordnete Sportminister Mutko im
Frühjahr 2014 an, dass die Stadien Kaliningrad, Nischni Nowgorod, Rostow-am-Don, Samara, Saransk, Wolgo­
grad und Jekaterinburg jeweils maximal 15,2 Mrd. Rubel (0,27 Mrd. Euro) kosten können.
Aber schon im Dezember des gleichen Jahres wurde bekannt, dass Saransk 17,10 Mrd. (0,3 Mrd. Euro) und Nisch­
ni-Nowgorod 17,02 Mrd. Rubel zur Fertigstellung benötigen. Die örtlichen Verantwortlichen wiesen darauf hin,
dass sich im Zuge der Rubelabwertung die Importe verteuert haben, weshalb eine Etataufstockung unaus­
weichlich sei, denn gemäß Planungen stammen 70% der Materialien und Ausrüstungen aus dem Ausland.
Die Regierungsantwort wurde schnell verfasst: es wird keinen einzigen zusätzlichen Rubel geben. Als Ausweg
wurde auf eine Herunterstufung der technischen Lösungen und auf Importsubstitutionen verwiesen. Als Kom­
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STADIEN ZUR FUSSBALL-WM 2018 IN RUSSLAND FALLEN BESCHEIDENER AUS
promiss stellte die Regierung den Generalauftragnehmern in Aussicht, in bestimmten Ausnahmefällen eine Min­
derung der Einfuhrzölle für nicht ablösbare Importe und einen Wegfall der MwSt. zu erwägen.
Keine bautechnischen Superlativen
Eine Sportgroßveranstaltung der bautechnischen Superlativen, wie es noch zu den olympischen Winterspielen
2014 in Sotchi der Fall war, wird es zur Fußball-WM 2018 somit nicht geben. Zumindest nicht in den kleineren
Austragungsorten außerhalb von Moskau und Sankt Petersburg.
Neben der Kostenbremse beim Stadionbau werden Kürzungen der Infrastruktur um die Stadien herum geprüft.
Auf der Streichliste befindet sich aktuell der Bau von 25 Hotels mit zusammen 5.000 Betten. Das wären etwa
30% der geplanten Unterbringungsmöglichkeiten für WM-Gäste.
Neben dem Bau von Sportanlagen für 121 Mrd. Rubel (2,17 Mrd. Euro) fließen 516,6 Mrd. Rubel (9,27 Mrd. Euro)
für Bauvorhaben im Fremdenverkehr und Transport, darunter für den Bau oder Ausbau von Flughäfen an den
Austragungsorten. Somit würde die WM insgesamt 637,6 Mrd. Rubel (11,45 Mrd. Euro) kosten. Davon muss der
Föderale Haushalt 336 Mrd. Rubel (6,03 Mrd. Euro) tragen. Den Rest teilen sich die Regionen, staatliche Banken,
Staatskonzerne und private Investoren. Sollten die erwähnten 25 Hotels wirklich nicht gebaut werden, würden
die Gesamtkosten schon einmal um 27 Mrd. Rubel (0,48 Mrd. Euro) sinken.
Fristeinhaltung wird erzwungen
Um die Generalauftragnehmer nicht nur zur Kostendisziplin, sondern auch zur fristgerechten Fertigstellung alle
Bauvorhaben zu bewegen, denken die WM-Organisatoren über die Einführung von Strafzahlungen bei Verzöge­
rungen nach. Zwar soll die Höhe der Strafen noch nicht feststehen. Doch wird eine Aufnahme entsprechender
Klauseln in die Vergabeverträge diskutiert.
Analog wurde bei der Vorbereitung der Olympischen Spiele 2014 in Sotchi vorgegangen. Für jeden Tag verspäte­
te Fertigstellung wurden damals 2 Mio. Rubel (0,03 Mio. Euro) Strafzahlungen fällig. Zum aktuellen Zeitpunkt
liegt etwa die Hälfte aller WM-Bauprojekte hinter dem Zeitplan.
Weitere Informationen zu den Vorbereitungen auf die Fußball-WM 2018 finden Sie unter: http://www.sportrussland.de 
Internetanschriften der Generalauftragnehmer mit ausgewählten Projekten:
Crocus Group
Internet: http://www.crocusgroup.com/objects/stadion-2018/ 
Transstroy
Internet: http://transstroy.ru/en/activity/projects/civil-sonstruction/construction-of-a-football-stadium-onthe-western-side-of-krestovsky-island-in-st-petersburg.html
IFD Kapital
Internet: http://eng.ifdk.com/article/real-estate/ 
Mosinzhproekt
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Internet: http://mosinzhproekt.ru/page/54/174
Stroytransgaz
Internet: http://www.stroytransgaz.ru/en/ 
PSO Kazan
Internet: http://pso-kazan.ru/obekty/stroyashchiesya-obekty/82/
OAO Sinara-Development
Internet: http://sinara-group.com/about/projects/kot_Ekb/
(U.U.)
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