Feuerpracht, symphonische Klänge und das Fest der „Roten

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Feuerpracht, symphonische Klänge und das Fest der „Roten
FREIZEIT & LIFESTYLE
Feuerpracht,
symphonische Klänge
und das Fest der
„Roten Menschen“
Ungewöhnliche Veranstaltungen in Kansas und Oklahoma
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Das gezielte
Abbrennen der
Gräser ist für die
nordamerikanische
Prärie lebensnotwendig. Bei „Flames in
the Flint Hills“ in
Kansas wird daraus
ein spektakuläres
Fest
m April und Juni geht es in Kansas und
Oklahoma heiß her. Wenn Flammen
über den Flint Hills im Osten des Bundesstaats Kansas züngeln und Rauchschwaden über die Hügel ziehen, rückt jedoch keine Feuerwehr aus.
„Prärie“ ist der übergeordnete Begriff
für die weiten Ebenen zwischen Rocky
Mountains und Mississippi-Tal, auch
„grassland“ genannt. Gräser verschiedener Typen und Wuchshöhen sind ein
Hauptunterscheidungsmerkmal:
kurz
(short), hoch (tall) oder halbhoch (mixed).
Die Flint Hills gehören zur „tallgrass prairie“ und sind einer der wenigen heute
noch fast unberührten und damit intak-
I
INFO
EVENTS
• 05. April
Flames in the Flint Hills, Flying W Ranch, 1515 G Road, Cedar Point,
nahe Clements/KS. Infos und Tickets: www.flinthillsflyingw.com. Die
angebotenen Pakete zum Event beinhalten u. a. das ChuckwagonDiner und Entertainment. Übernachtungsmöglichkeit auf der Guest
Ranch (Zimmer, Cabin, Bunkhouse, Camping) sowie Reitangebot.
• 05. bis 07. Juni
Red Earth Festival, Remington Park, Oklahoma City/OK. Drei Tage
lang dreht sich alles um die Kultur und Traditionen der Indianer, es
finden täglich Tanzwettbewerbe statt und am 06. Juni eine große
Parade durch die Stadt. Daneben gibt es Verkaufsstände und einen
Kunsthandwerksmarkt. Infos: www.redearth.org/red-earth-festival
• 14. Juni
Symphony in the Flint Hills, Rosalia Ranch, El Dorado/KS (Butler
County, I-35, Exit 76),
Infos und Tickets: www.symphonyintheflinthills.org.
Der Kartenvorverkauf beginnt Anfang März, auch unter:
https://www.kcsymphony.org. Konzert als Höhepunkt, dazu u. a.
Planwagenfahrten, Vorträge und Diskussionen, Auftritte lokaler
Bands und Tanz, Verkaufsstände und regionale Spezialitäten.
INFORMATIONEN
Kansas/Oklahoma Travel & Tourism
Tel. (0531) 2311633, [email protected]
www.TravelOK.com zu Oklahoma
www.TravelKS.com zu Kansas (auch auf Deutsch)
Eine hilfreiche Broschüre kann unter
www. travelks.com/international/internationalgerman
heruntergeladen werden.
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ten Prärielandstriche in den USA. Über
3.600 Hektar Land stehen im Osten des
Bundesstaats Kansas unter Naturschutz.
Dennoch wird hier extensive Rinderzucht
betrieben und man greift ins Ökosystem
ein, indem man Brände legt. Denn
Grundvoraussetzungen für den Bestand
des nordamerikanischen Graslandes sind
konstante Wechsel zwischen Trockenund Feuchtzeiten, gleichmäßige Beweidung und regelmäßige Brände. Einst sorgten riesige Bisonherden für Beweidung
und Gewitter für Brände. Heute sind zwar
Bisons in die Flint Hills zurückgekehrt,
doch in kleinem Umfang; Rinderherden
haben ihre Rolle übernommen. Auch unkontrollierte Präriebrände sind selten geworden, dafür werden die für den Erhalt
der Gräservielfalt notwendigen Feuer
kontrolliert gelegt.
Feuerpracht über der Prärie
Alljährlich im April werden weite Teile des Graslandes in dem Dreieck zwischen Topeka, der Hauptstadt von Kansas,
dem Unistädtchen Manhattan und der
Metropole Wichita gezielt abgebrannt.
Diese Maßnahme hat Event-Charakter
angenommen und nennt sich „Flames in
the Flint Hills“.
Josh und Gwen Hoy, die Besitzer der
Flying W Ranch, auf deren Grund die Veranstaltung stattfindet, betreiben selbst
Rinderzucht. Rund 250 Rinder und 1.500
Kälber sowie 50 Pferde stehen auf den
Weiden – viele davon nur „zur Miete“. Um
die Fleischqualität vor dem Schlachten zu
verbessern, werden die Kälber teilweise
von weither den Sommer über hierher gebracht. Die Flying W Ranch nahe der Ortschaft Cedar Point/Kansas ist jedoch auch
eine Working Cattle Ranch und beherbergt Gäste, die sich den Traum vom
„Cowboy/-girl auf Zeit“ erfüllen möch-
ten. Während „Flames in the Flint Hills“
am 05. April bieten die Hoys Kutschfahrten und Ausritte und einen „daytime
burn“ - eine gezielte Brandlegung am Tag
– unter Beteiligung aller. Spannend wird
es dann am Abend: Erst ein Ranch-Dinner, das von dem gelernten Koch Josh Hoy
zubereitet und am authentischen Chuckwagon aus den 1880ern serviert wird,
dann Unterhaltung mit Bluegrass, Folk
und Westernmusic durch eine lokale
Band und als Höhepunkt der „Nighttime
Burn“. Es ist besonders beeindruckend,
wenn unter Sternenhimmel die Prärie in
Flammen steht. Campfire-Romantik und
mehr Musik beschließen dann einen
grandiosen Tag.
Symphonische Klänge im
„Meer der Gräser“
Themen-, doch kein Ortswechsel: Den
wohl ungewöhnlichsten Spielort für ein
Sommerkonzert hat sich die Kansas City
Symphony ausgesucht: Am 14. Juni gibt
das renommierte Orchester aus der nahe
gelegenen Metropole K. C. nun zum
neunten Mal ein Konzert mitten im „Gräsermeer“ der Flint Hills im Osten des USBundesstaates Kansas.
Das Open-Air-Konzert ist bekannt geworden als „Symphony in the Flint Hills“
und findet jedes Jahr auf einer anderen
Fläche in den Flint Hills statt. In „the middle
of nowhere“ werden dann Parkplätze ausgewiesen, eine Zeltstadt errichtet und eine
Bühne aufgebaut. 2014 wird auf dem Land
der Rosalia Ranch, nahe der Ortschaft El
Dorado/Kansas, mit einem breit gefächerten Begleitprogramm gefeiert.
Dazu gehören Planwagenfahrten, Touren in die Prärie, Vorträge und Gespräche
von und mit Wissenschaftlern, Umweltaktivisten, Biologen, Ranchern, Züchtern
und Nationalpark-Rangern zum Thema
„Prärie“, zu Landnutzung, Ökologie,
Viehzucht und ähnlichen Aspekten. Darüber hinaus stehen Sternbeobachtung,
Storytelling, Tanz und traditionelle
Western Music auf dem Programm, und
abgesehen von Info- und Verkaufsständen
mit Kunst, Kunsthandwerk, Souvenirs
und Büchern gibt es kulinarische Spezialitäten wie BBQ.
Höhepunkt der Veranstaltung ist das
Konzert der Kansas City Symphony – ein
bunter Mix aus klassischer Musik,
Western Music und populären Ohrwürmern – auf einer Bühne im „Gräsermeer“
der Flint Hills. Alljährlich steht die Veranstaltung unter einem besonderen Thema,
das im Zusammenhang mit der Prärie
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steht. Für einen grandiosen Abschluss des
Konzertes – der Schlussakkord ertönt
höchst effektvoll bei Sonnenuntergang –
sorgen die hier lebenden Hauptakteure:
Cowboys und -girls treiben höchst fotogen am Horizont eine kleine Herde Vieh
zusammen und stellen sich vor der untergehenden Sonne auf.
gebiet für so viele indianische Nationen
wurde, geht auf US-Präsident Jefferson
zurück, der zu Beginn des 19. Jahrhunderts Land westlich des Mississippi als Indian Territory vorgesehen hatte.
Das große Fest der „Roten
Menschen“
Während in Kansas die Prärie im Mittelpunkt steht, feiern im südlich benachbarten US-Bundesstaat Oklahoma die
einstigen Bewohner der Prärie ein großes
Fest. Vom 05. bis 07. Juni findet in Oklahoma City 2014 zum 28. Mal das Red
Earth Festival statt, eines der bedeutendsten Powwows Nordamerikas.
„Okla humma“ – „Rote Menschen“ –
nannten die Choctaw-Indianer die Urbevölkerung der Prärie und gaben damit zugleich dem heutigen US-Bundesstaat
Oklahoma seinen Namen. Immerhin sind
hier 39 von 562 offiziell in den USA anerkannten Indianervölkern zu Hause. Dass
ausgerechnet Oklahoma zum Rückzugs-
Anlässlich der „Symphony in the Flint Hills“ informieren Cowboys und Rancher, die hier leben,
nicht nur über die Prärie, sondern bieten auch Touren an und erklären zum Beispiel, was nachhaltige Rinderzucht bedeutet.
Kein Wunder, dass es in Oklahoma
nicht nur etliche hochkarätige Indianermuseen gibt, sondern auch zahlreich
Powwows veranstaltet werden, die Gelegenheit geben, Mentalität und Kultur der
Native Americans besser kennenzulernen.
Das „Red Earth Native American Cultural
Festival“ ist dabei ein jährlicher Veranstaltungshöhepunkt. Über 1.200 indianische
Künstler und Tänzer aus über hundert
Stämmen aus ganz Nordamerika kommen zusammen und pflegen ihre Traditionen, Kunst und Kultur.
Eröffnet wird das Festival mit einer
farbprächtigen Parade der Teilnehmer
durch die Innenstadt von Oklahoma City.
Zu den Höhepunkten des Kulturfestes
zählen die täglich stattfindenden Tanzwettbewerbe, in denen die besten Powwow-Tänzer (und die „drums“, die Sänger
und Trommler) in verschiedenen Kategorien gegeneinander antreten. Daneben
bieten indianische Künstler und Kunsthandwerker ihre Werke an und werden
prämiert, gibt es Kinderwettbewerbe und
-aktivitäten und natürlich Gelegenheit
zum Kosten indianischer Spezialitäten
wie Fry Bread und Indian Tacos. In einer
Powwow-Pause sollte man zudem nicht
versäumen, einen Blick in das Red Earth
Museum & Gallery (6 Santa Fe Plaza) in
Downtown Oklahoma City zu werfen.
Text Dr. Margit Brinke und Dr. Peter Kränzle
Fotos: Kansas Division of Travel and Tourism (2),
M. Brinke/P. Kränzle
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