Editorial - Journal of business and media psychology
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Journal of Business and Media Psychology (2011) 3, Heft 2 verfügbar unter: www.journal-bmp.de Editorial zum Themenheft Werbe- und Medienpsychologie Wera Aretz Hochschule Fresenius Köln Die Relevanz neuer Medien ist für kommerzielle und private Zwecke in den letzten Jahren rasant gestiegen. Über 50 Mio. Menschen nutzen mittlerweile in Deutschland das Internet; vertreten sind dabei alle Altersgruppen - im starken Maße die der 14 bis über 60 Jährigen (Bundesverband Digitale Wirtschaft, 2011). Betrachtet man aktuelle Statistiken zur Internetnutzung, so wird deutlich, dass das Internet zum festen Bestandteil des Alltages gehört und vielfältige Anwendungen genutzt werden. Neben klassischen Anwendungen, die auf Information und Kontakt gerichtet sind (z. B. Emails versenden und empfangen, Recherche in Suchmaschinen, Wetter und Nachrichten) verbreiten sich zunehmend auch instrumentell-transaktionsorientierte Nutzungskomponenten wie Online-Shopping oder Online-Dating: • 96.9 Prozent der Internetnutzer – dies entspricht ca. 49 Mio. Personen - tätigten im Jahre 2010 Einkäufe via Internet. Online Shopping gehört damit zum selbstverständlichen Nutzungsspektrum des Internets (Bundesverband Digitale Wirtschaft, 2011). • Zur Partnersuche stehen im Internet über 2000 deutschsprachige Kontaktbörsen und Partnervermittlungen zur Verfügung. Ihre Mitgliederzahlen werden im Jahre 2008 auf insgesamt 54.4 Millionen Nutzer geschätzt (Pflitsch & Wiechers, 2009). Die Bedeutung des Internets zeigt sich zudem in einem deutlichen Anstieg von Online-Werbeaktivitäten in allen Wirtschaftsbereichen (Nielsen, 2010; Bundesverband Digitale Wirtschaft, 2011). Zwischen den Jahren 2009 und 2010 wird je nach Studie der Zuwachs der Werbeaufwendungen im Internet auf 1.8 % (Nielsen, 2010) bzw. 2.7 % (Bundesverband Digitale Wirtschaft, 2011) beziffert. Die im Jahre 2010 getätigten Werbeaufwendungen in Deutschland in Höhe von 25 Mrd. Euro verteilen sich dabei prozentual auf klassische Medien wie Fernsehen (43.7 %), Printmedien (Zeitungen und Zeitschriften) (37.2 %) sowie das Internet (9.5 %). Somit ist das Internet mittlerweile das drittstärkste Werbemedium. Die dominante Rolle des Internets im privaten und wirtschaftlichen Kontext stellt die Angewandte Psychologie vor die Aufgabe, das Erleben und Verhalten des Menschen im Umgang mit klassischer Werbung und klassischen Medien sowie Online-Medien zu untersuchen und so fundierte Empfehlungen für die Praxis zu generieren. Das vorliegende Themenheft des Journal of Business and Media Psychology bietet mit insgesamt sechst Artikeln neue Erkenntnisse aus der Werbewirkungs- bzw. Medienforschung und diskutiert ihren praktischen Erkenntniswert. 1. Beeinflussbarkeit und Werbewirkung Erstellung einer deutschsprachigen Version der Skala ‘CSII’ und Test für die Medien- und Werbepsychologie von Jens Woelke & Andrea Dürager 2. „Heller, größer, bunter...!?“ Der Einfluss gestalterischer Aspekte der Lichtwerbung auf die visuelle Aufmerksamkeit und die Erinnerungsleistung von KonsumentInnen von Björn Badura, Sanaz Maafi & Annette Kluge 3. Das Verhalten von Online-Konsumen-ten und dessen Beziehung zu soziodemographischen Merkmalen und den Faktoren ‚shopping orientation‘, ‘need for emotion’ und ‚fashion leadership‘ von Dina Burkolter & Annette Kluge 4. Materialismus, Selbstwert, Lebenszufriedenheit und Mediennutzung von Peter Michael Bak 5. Du kannst es dir ja noch mal überlegen’ – Warum uns reversible Entscheidungen nicht zufriedener machen von Georg Felser 6. Eindrucksbildung in Online-Dating Situationen: Effekte von medialer Reichhaltigkeit und dem Vorliegen von Attraktivitätsinformation von Katja Mierke, Wera Aretz, Anna Nowack, Roland Wilmsen, and Tim Heinemann Literatur B u n d e s v e r b a n d D i g i t a l e W i r t s c h a f t (2011). OVK Online-Report 2011.Verfügbar unter: http://www.bvdw.org/presseserver/ovk_online_report_2 011_01/ovk_online-report_2011_01.pdf (05.12.2011). N i e l s e n C o m p a n y (2011). Handel - Verbraucher - Werbung: Deutschland 2010. Verfügbar unter: http://de.acnielsen.com/site/documents/Nielsen_D2011_i nternet_23.08.pdf (05.12.2011). P f l i t s c h , D . & W i e c h e r s , H . (2009). Der Online-DatingMarkt 2008-2009. Verfügbar unter: http://www.singleboersen-vergleich.de/presse/onlinedating-markt-2008-2009.pdf (05.07.2010). Journal of Business and Media Psychology (JBMP) l ISSN 2191-5814 Journal of Business and Media Psychology (2011) 2, Heft 2, 1-9 verfügbar unter: www.journal-bmp.de 1 Beeinflussbarkeit und Werbewirkung Erstellung einer deutschsprachigen Version der Skala ‘CSII’ und Test für die Medien- und Werbepsychologie Jens Woelke1, Andrea Dürager2 1 Westfälische Wilhelms-Universität Münster, 2Paris-Lodron Universität Salzburg ZUSAMMENFASSUNG Während Skalen zur Messung von Persönlichkeitsmerkmalen wie ‚Need for cognition’, ‚Need for closure’, oder ‚Need for affect’ sowie zur Messung situativer Merkmale wie ‚Involvement’ oder ‚Persuasionswissen’ in der Werbe- und Konsumentenforschung verbreitet sind, fand ein in der Persönlichkeits- und Sozialpsychologie diskutierter Aspekt bisher eher geringe Beachtung: die Tatsache, dass Menschen generell in unterschiedlicher Weise beeinflussbar sind. Der vorliegende Beitrag berichtet von der Übertragung der Skala ‚Consumer susceptibility to interpersonal influence’ CSII von Bearden, Netemeyer und Teel (1989) in eine deutschsprachige Fassung (CSII-D) sowie vom Test ihrer psychometrischen Eigenschaften. Er zeigt, dass die CSII-D die Anforderungen an eine zuverlässige Messung erfüllt: Die zwölf Items sind trennscharf und entsprechen der Originalskala hinsichtlich Zuordnung zu den Subskalen, die Gesamtskala ist normalverteilt und weist eine ausreichende Reliabilität auf. Erste Anwendungen belegen, dass die CSII-D ein geeignetes Instrument bietet, (differentielle) Effekte von persuasiven Medienangeboten aufzudecken. Schlüsselbegriffe: Beeinflussbarkeit, Skala CSII-D, Differentielle Kommunikationspsychologie, Werbewirkung 1 1.1 Einflüsse von Personeneigenschaften im Medien- und Werbewirkungsprozess Personeneigenschaften als intervenierende oder erklärende Größe – Einige Befunde der Medien und Werbepsychologie Personeneigenschaften – hierunter sind sowohl überdauernde und stabile Persönlichkeitsmerkmale als auch situativ bedingte Merkmale einer Person zu fassen (vgl. Schmitt, 2004) – bilden eine Variablengruppe, die in der Medien- und Werbeforschung schon seit längerem Beachtung findet1. Oftmals steht dabei vor allem ihre Rolle als intervenierende Größe im Fokus der Analyse (vgl. dazu die Kritik bei Bommert, Weich & Dirksmeier, 1995). So stellen etwa Jandura und Donsbach (2010) in einer Untersuchung zur Wirkung personalisierter Werbung fest, dass Personenmerkmale wie ‚Werbeaufgeschlossenheit’, ‚Produktinteresse’ oder ‚Kaufabsicht’ mehr Varianz erklären als Medienangebotsmerkmale. Studien, in denen Personeneigenschaften wie Involvement, Affektneigung oder Kontrollüberzeugung aber nicht nur als intervenierende Größe, sondern systematisch als erklärende Variable2 betrachtet 1 Z. B. in der Wissenskluftforschung (vgl. Tichenor, Donohue & Olien, 1970), in der Forschung zum Agenda-Setting (vgl. Erbring, Goldenberg & Miller, 1980) oder in der Forschung zum Textverstehen (vgl. Ballstaedt, Mandl, Schnotz & Tergan, 1981; Ruhrmann, 1989; Brosius, 1995). 2 Zum Vergleich von intervenierenden Variablen (Mediator) und Erklärungsvariablen (Moderator) sowie deren empirischer Testung wurden, verdeutlichen die Erkenntnisgewinne einer aus differentieller Perspektive erfolgenden Analyse von Medien- und Werbeeffekten (vgl. etwa: Appel, 2005; Te’eniHarari, Lehmann-Wilzig & Lampert, 2009; Hastall, 2011). 1.2 Differentielle Medieneffekte: Zur Rolle von Persuasionsschema, Beeinflussungswissen und Beeinflussbarkeit Gemäß ‚Persuasion Knowledge Model’ (PKM) von Friestad und Wright (1994) sind Effekte von Medienangeboten wie Werbespots, Gewinnspiele oder Product Placement u. a. von den Aktivierungen im sogenannten Persuasionsschema abhängig. Dieses setzt sich zunächst aus dem Themenwissen und aus dem Akteurswissen einer Person zusammen. Welche Aspekte des im Persuasionsschema ebenfalls gespeicherten prozeduralen Wissens zur ‚Bewältigung’ von Werbung aktiviert werden (‚Beeinflussungswissen’, vgl. Friestad & Wright, 1994, S. 4) und wie Personen mit (werblichen) Informationsangeboten konkret umgehen, ist aber nicht nur eine Frage des Wissens um Themen und Akteure: ‚Umzuschalten’ oder eine Bearbeitungsstrategie wie ‚Change-of-Meaning’3 anzuwenden siehe Baron und Kenny (vgl. 1986) sowie Fairchild und MacKinnon (vgl. 2009). 3 Beim ‚Change of Meaning’ wird die ‚themenbezogene‘ Verarbeitung medialer Aussagen unterbrochen, sodass (einzelne) Aussagen des medialen Angebots uminterpretiert und damit vorurteils- und einstellungsbedingte Annahmen der Rezipienten entscheidender für Schlussfolgerungen und Urteile sind als die in Medienangeboten eingeschriebenen Bedeutungen (vgl. Friestad & Wright, 1995, S. 12-14). Journal of Business and Media Psychology (JBMP) l ISSN 2191-5814 Jens Woelke und Andrea Dürager bestimmt sich letztlich darüber, ob Medienangebote als Beeinflussungsversuch erkannt und eine werbliche Intention zugeschrieben wird. Bestimmte Aspekte eines medialen Angebots (z. B. die Kennzeichnung als Werbung, Formate wie Werbespots, spezifische Produkt/Umfeld-Kombinationen; vgl. Woelke, 1998; Steininger, Dürager & Woelke, 2007) steuern das Erkennen als Beeinflussungsversuch unmittelbar. Darüber hinaus ist erheblich, wie aufmerksam und elaboriert Medienangebote in einer konkreten Rezeptionssituation bearbeitet werden: Je mehr sich Personen auf Angebote im Umfeld einer werblichen Information konzentrieren, umso eher werden Beeinflussungsversuche nicht erkannt, Kontrollstrategien wie ‚Change-of-Meaning’ nicht aktiviert und stattdessen (z. B. über implizite Urteilsprozesse) Produktund Markenbewertungen vorteilhafter. Entsprechend lassen sich Effekte von (integrierten) werblichen Botschaften wie Product Placement oder In-Game-Advertising über situativ bedingte Merkmale wie das Involvement einer Person (für redaktionelle Informationen oder die Handlung eines Computerspiels) vorhersagen (vgl. Wirth, Matthes, Schemer & Husmann, 2009; Klein, 2009; Breidler & Woelke, 2011). Nicht selten lassen Personen Beeinflussungsversuche aber selbst dann zu, d.h. sie bewerten dargebotene Produkte, Marken, Ideen oder Organisationen im Anschluss an eine Rezeption positiver, wenn sie Informationsangebote aufmerksam bearbeiten und eine werbliche Intention zuschreiben (vgl. Schnierer, 1999; Wirth, Matthes, Schemer & Stämpfli, 2009). Solche scheinbar ‚paradoxen’ Verarbeitungen stehen zwar ebenfalls in einem situativen Zusammenhang z. B. mit der thematischen Voreingenommenheit einer Person (aktuelles ‚Produktinteresse’, vgl. Charlton & Borcsa, 1997) oder der Aktivierung einer konkreten Rezeptionsstrategie (z. B. ‚Unterhaltung’, vgl. Slater, 1997; Früh, 2003) – im Hinblick auf die erheblichen interindividuellen Differenzen z. B. in der Wahrnehmung und Bewertung programmintegrierter Werbung (vgl. Woelke, 2004) bleiben diese aber erklärungsbedürftig. Die Suggestibilitätsforschung zeigt, dass der Grad der Beeinflussbarkeit von Gedächtnisinhalten nicht nur situativ bestimmt ist, d.h. etwa vom Typus einer Frage, dem Intervall zwischen Informationspräsentation und Abfrage, der Warnung vor suggestiver Beeinflussung oder der Dauer und Häufigkeit von Stimuluspräsentationen abhängt, sondern auch durch die Ausprägungen der Persönlichkeit beeinflusst wird (vgl. für eine Übersicht Reutemann, 2006). Wie in der Forschung zur Rezeption von politischen Kommunikationsangeboten, von narrativen Informationen sowie im Bereich Gesundheitskommunikation (vgl. etwa Chirumbolo, 2002; Appel, 2005; Hastall, 2011) wird in Analysen über Verzerrungen und Verfälschungen bei der Konstruktion von Erinnerungen auf Skalen zur Messung von ‚Need for Cognition’, ‚Need for Closure’, des Selbstkonzepts oder der Selbstwirksamkeit zurückgegriffen (vgl. Liebmann, McKinley-Pace, Leonhard, Sheesley, Gallant, Renkey & Brauch-Lehmann, 2002; Gudjonsson, 2003). In 2 der konzeptuellen Begründung und Validierung eines multiplen Modells von Suggestibilität verweist Reutemann (2006) zudem auf ein Konstrukt, dass auch in der Journalismusforschung diskutiert wird: Vertrauen. Während letztere auf das Vertrauen von Personen in die Richtigkeit von Themen- und Faktenselektionen abstellt (vgl. Kohring, 2004), steht in der Suggestibilitätsforschung das Vertrauen in andere Personen im Vordergrund. Es erscheint plausibel, Skalen wie ‚Vertrauen in Journalismus’ (vgl. Kohring, 2004) oder ‚Interpersonal Trust’ (deutsche Version: SV-S, vgl. Krampen, Viebig & Walter, 1982) auch für die Prognose werblicher Kommunikation einzusetzen. Denn schließlich zeigt die Suggestibilitätsforschung (konsistent mit der Konzeption von Persönlichkeit als stabile, überdauernde Eigenschaft von Personen) nicht nur, dass a) manche Personen kommunikative Beeinflussungsversuche tendenziell eher zulassen als andere (vgl. McGuire, 1968), sondern dass b) zwischen der relativen Beeinflussbarkeit einer Person in einer bestimmten Situation und deren Beeinflussbarkeit in einer anderen Situation ein signifikanter und positiver Zusammenhang besteht: „…a person’s relative influenceability in one situation tends to have a significant positive relationship to his or her influenceability in a range of other situations.“ (Bearden, Netemeyer & Teel, 1989, p. 473; vgl. auch Loftus, 1979; Goodman & Hahn, 1987). Allerdings gibt es gegen die direkte Anwendung dieser Vertrauensskalen einige Einwände: Die Journalismusforschung konzipiert Vertrauen als Systemvertrauen. Bei Werbung, deren Kern darin besteht, dass Aussagen nicht an die soziale Realität gebunden sind und die wahren Kommunikationsabsichten verschleiert werden, geht es gerade darum, die Vertrauensproblematik vom Organisationssystem abzukoppeln und an andere Sachverhalte zu binden (z. B. ‚Personen’ bei Testimonial-Werbung) – ganz abgesehen davon, dass Selektion in der Werbung der Eigenlogik von Werbetreibenden bzw. der Ökonomie der Medien folgt (vgl. Kohring & Hug, 1997; Steininger, 2007). Gegen die Anwendung der Skala SV-S spricht dagegen die fehlende Differenziertheit: Diese ist gemäß Konformitätsforschung aber notwendig (vgl. Deutsch & Gerard, 1955; Cialdini, 2000), wenn im Hinblick auf Beeinflussbarkeit als eine generelle, stabile Disposition von Personen mindestens zwei Aspekte zu unterscheiden sind: a) die Anfälligkeit einer Person für informationale soziale Einflüsse, die aus dem Bedürfnis resultiert zu wissen, was richtig im Sinne von ‚bewährt’ ist und b) – als Folge des Bedürfnisses nach Akzeptanz – die Anfälligkeit für normative Beeinflussung durch Orientierung an den Erwartungen anderer Personen oder Suche nach Übereinstimmung. Damit wird für die Werbewirkungs- und medienpsychologische Forschung eine Skala interessant, die in der Konsumentenforschung zur Messung der Anfälligkeit für Beeinflussung bei Kaufentscheidungen entwickelt wurde. Messung von Beeinflussbarkeit (Skala CSII-D) 2 Messung von Beeinflussbarkeit: Die Skala ‚Consumer Susceptibility to interpersonal influence’ 3 Tabelle 1: Kennwerte der Skala ”Consumer Susceptibility to interpersonal influence” (CSII): Eigene Darstellung nach Bearden et al. (1989, p. 477) Ausgehend vom mehrdimensionalen Konzept von Beeinflussbarkeit in der Konformitätsforschung (vgl. Deutsch & Gerard, 1955) und basierend auf einer früheren Skala zur Erfassung der Anfälligkeit für Beeinflussungsversuche (vgl. Park & Lessing, 1977) entwickelten Bearden et al. (1989) die Skala ‚Consumer Susceptibility to interpersonal influence’ (CSII). Ziel war es, die Beeinflussbarkeit von Personen im Hinblick auf Kaufentscheidungen vorhersagen zu können. Ausgangspunkt der Skalenentwicklung war eine Liste mit 166 Items, von denen nach Beurteilereinschätzungen bezüglich Zuordnungsmöglichkeit zu den drei theoretischen Dimensionen von Beeinflussbarkeit sowie nach dem Kriterium ‚eindeutige Repräsentation’ 62 Items übernommen wurden. Danach wurden 220 Erwachsene gebeten, ihre Zustimmung/Ablehnung zu diesen 62 Items anhand 7-stufiger Skalen anzugeben. Jene Items, deren korrigierte ‚Item-to-Subscale’-Korrelation den Wert 0.5 nicht überschritt, wurden aus der Liste entfernt und ebenso Items, die hohe Doppelladungen in der anschließenden explorativen Faktorenanalyse sowie geringe Ladungen in einer konfirmatorischen Faktorenanalyse aufwiesen. Nach einem weiteren Ratingdurchgang mit den verbliebenen 15 Items und 141 Beurteilern wurden weitere drei Items (jeweils ein Item pro Dimension von Beeinflussbarkeit) aufgrund geringer Reliabilität ausgeschlossen. Die endgültige Skala CSII mit zwölf Items erfasst ‚Beeinflussbarkeit’ gemäß konfirmatorischer Analysen4 als Konstrukt mit zwei korrelierenden Dimensionen (Faktoren: normative sowie informationale Beeinflussbarkeit) gemäß den in Tabelle 1 berichteten Kennwerten. Beim Einsatz der zwölf-Item-CSII in Folgestudien mit z. T. anderen ethnischen Gruppen bestätigte sich die Dimensionalität und die zweifaktorielle Struktur weitgehend (vgl. D’Rozario & Choudhury, 2000). Ausnahmen finden sich für China, wo die Skala offenbar als dreidimensionales Messinstrument funktioniert (vgl. Hermans, Schaefer & Haytko, 2007). Aufgrund der umfangreichen Testung zählt die CSII zu den Standardinstrumenten in der Marktforschung (vgl. Bearden & Netemeyer, 2006) und wird in verschiedenen Kontexten eingesetzt. Hoffmann und Broekhuizen (2009) etwa untersuchten das Handeln von Personen mit Investments per Befragung und Experiment und setzten dabei die CSII ein: Auch wenn sich die Anfälligkeit für interpersonale Beeinflussungsversuche als situativ abhängig vom Wissen über die Investmentanlage, vom wahrgenommenen psychosozialen Risiko und sozialen Bedürfnissen darstellte, gilt tatsächlich, dass Personen, die sich selbst als in höherem Maße anfällig für interpersonale Beeinflussung halten, sich eher auf Investmenttransaktionen einlassen, die ihnen andere Personen vorschlagen. 4 Alternative Modelle mit drei korrelierenden Faktoren oder ein EinFaktor-Modell erwiesen sich für das nordamerikanische Sample als weniger passfähig. 3 Erstellung einer deutschsprachigen Version der CSII Für die deutschsprachige Version der CSII (CSII-D) wurden die Originalitems mittels eines Vorgehens übersetzt, das sich an die ‚parallel blind technique’ (vgl. Werner & Campbell, 1970) anlehnt. Einer der AutorInnen dieses Beitrags und eine seit mehr als 30 Jahren in Großbritannien wohnhafte Person mit Muttersprache Deutsch übersetzten die Skala jeweils unabhängig voneinander. Die Ergebnisse beider Übersetzungen wurden mit einer weiteren, an der Übersetzung nicht beteiligten Person diskutiert und führten zur in Tabelle 2 aufgeführten Itemliste. 4 4.1 Test der deutschsprachigen Version der CSII Vergleich der CSII-D mit alternativer Itemformulierung einer Skala mit In einer Vorstudie wurde die CSII-D zunächst mit einer alternativen Skalenversion verglichen. Für diese wurden die zwölf Items aus der englischsprachigen Originalskala nicht direkt übersetzt, sondern in der dritten Person formuliert (‚man…kauft/…greift zu Marken/…identifiziert sich’). Hintergrund dieser Vorstudie waren bei der Übersetzung entstandene Zweifel, ob die direkt ins Deutsche übertragenen Items aus der CSII das Konstrukt ‚Beeinflussbarkeit’ valide messen, oder ob sie aufgrund der Formulierung ein Antwortverhalten im Sinne eines ThirdPerson-Effekts (vgl. Moser & Hertel, 1998) befördern. Die Erwartung eines solchen Antwortverhaltens erschien nicht unplausibel, da Begriffe wie ‚Beeinflussung’ oder ‚Orientierung’ in den Vereinigten Staaten aufgrund der anderen Mediensozialisation, anderer Erscheinungsformen, Häufigkeit und Nutzung (vgl. Stipp, 2008) von Fernsehwerbung sowie der spezifischen sozialen Wertorientierungen (insbesondere hinsichtlich der Dimension ‚Kollektivismus vs. Jens Woelke und Andrea Dürager Individualismus’, vgl. Hofstede, 2001) anders aufgefasst und gedeutet werden und andere Antwortmuster bewirken als bei Personen in Europa, wenngleich sich die tatsächlichen individuellen Verhaltensweisen auch in Europa eher mit den Aussagen über dritte Personen decken (bzgl. Analysen zum Werbeumschaltverhalten siehe Hofsümmer & Müller, 1999). Tabelle 2: Items der deutschsprachigen Version der CSII = 0.50) und nur leicht linkssteil ist (Schiefe 0.73; SD = 0.32) sowie eine hinreichende Varianz aufweist. Wie die Reliabilitätsanalyse zeigt, wird die persönliche Prädisposition ‚Beeinflussbarkeit’ mit der CSII-D keinesfalls schlechter gemessen als mit der Skala mit Itemformulierung in der dritten Person6: Für die CSII-D beträgt Cronbach’s Alpha .88; die Werte der Itemtrennschärfe liegen zwischen .46 und .72 und der Itemschwierigkeit zwischen .12 und .63. Mit Homogenitätswerten zwischen .32 und .48 liegen alle Items im bzw. über dem Akzeptanzbereich. Da die CSII-D das Konstrukt Beeinflussbarkeit unter Beibehaltung aller zwölf Items aus der englischsprachigen Originalskala zudem mit guten Kennwerten hinsichtlich Skalenschwierigkeit (Wert = .27), Skalentrennschärfe (Wert = .57) und Testhomogenität (Wert = .38) misst, wurde folgend nur noch diese Skalenversion untersucht. 4.2 Zum Test der zwei Skalenversionen wurden die zwölf Items (mit je 5-stufiger Antwortmöglichkeit von 1= ‚lehne ab’ bis 5 = ‚stimme zu’) innerhalb einer Umfrage zu Mediennutzung, Nachrichtenrezeption und politischem Interesse unter Studierenden der Universität Jena erhoben5, wobei eine Hälfte der Befragten einen Fragebogen mit den zwölf ins Deutsche übersetzten Originalitems aus der ‚CSII’, die andere Hälfte einen Fragebogen mit in der dritten Person formulierten Items erhielt. Um eine zufallsbedingte Aufteilung der Befragten auf die beiden Gruppen des Methodenexperiments zu erreichen, wurden die Fragebögen unsortiert und nach Belieben verteilt. Die Auswertung der Daten zeigte, dass die unterschiedliche Itemformulierung in der Tat ein differenziertes Antwortverhalten bewirkt: die Skalensummen unterscheiden sich signifikant (t(101) = 6.63, p < .05) für die CSII-D (M = 24.9, SD = 7.29) sowie für die Skala mit Itemformulierung in der dritten Person (M = 34.8; SD = 7.80) und grundsätzlich wurden die Items in der alternativen Skalenversion eher bejaht. Dennoch bilden auch die deutschsprachigen Items aus der CSII eine Skala, die annähernd normalverteilt (Exzess = 0.28; SD = 0.63; pKolmogorov-Smirnoff 5 Merkmale der Stichprobe: N = 117; Frauen: 55 Prozent; MAlHaushaltsnettoeinkommen: unter € 250 = 23 Prozent, zwischen €250 und €499 = 59 Prozent, zwischen €500 und €1000 = 17 Prozent, n = 3 Befragte ohne Angabe zum Haushaltsnettoeinkommen ter=21; 4 Test der Dimensionen und Kennwerte der CSII-D In der Vorstudie wurden die CSII-D und die alternative Skalenversion innerhalb einer relativ homogenen Personengruppe (Studierende) mit einer für Experimente üblichen Fallzahl (N = 117) getestet. Solche Stichproben erhöhen zwar die Validität in experimentellen Tests von Unterschiedshypothesen, für die Prüfung der Dimensionalität von Skalen mittels Faktorenanalyse sind sie aber eher problematisch: Die Zusammenhänge zwischen den Variablen sind meist schwächer als in der Gesamtpopulation, sodass Faktorladungen und Korrelationen im Test fälschlicherweise als zu gering angegeben werden. Zudem sind die vergleichsweise geringen Fallzahlen problematisch (vgl. Fabrigar, Wegener, MacCallum & Strahan, 1999, 274). Gemäß den Hinweisen aus der Literatur zur Skalenentwicklung war es Ziel der folgend berichteten Studie, die Dimensionalität der CSII-D anhand einer Stichprobe zu prüfen, die eine höhere Fallzahl aufweist sowie Personen im Anwendungsbereich der Skala (Werbezielgruppen, Online-/TV-Nutzer) besser repräsentiert als die relativ homogene Stichprobe ‚Studierende’ in der Vorstudie. Aufgrund dieser Überlegungen wurde die Skala in einer laborexperimentellen Studie über beiläufige Fernsehnutzung sowie zur impliziten Wahrnehmung von Internetangeboten miterhoben, die mit 303 Personen aus der werberelevanten Zielgruppe der 19-49 Jährigen durchgeführt wurde.7 Da für die deutschsprachige Version der CSII bis dato keine Erfahrungen vorlagen, wurde zur Analyse der Dimensionalität zunächst eine explorative Faktorenanalyse 6 Statistische Kennwerte für die deutsche Übersetzung der CSII mit Itemformulierungen in der dritten Person (‚man…’): Cronbach’s Alpha= 0.83 (Erhöhung von Cronbach’s Alpha durch Wegnahme der Items 10, 11 und 12); Skalentrennschärfe = 0.47; Skalenschwierigkeit = 0.47; Skalenhomogenität = 0,26; Itemtrennschärfen zwischen -0.12 bzw. 0.47 (unter Nichtbeachtung der nicht trennscharfen Items 10, 11 und 12) und 0.69; Itemschwierigkeiten zwischen 0.30 und 0.74. 7 Merkmale der Stichprobe: N = 303; Frauen: 51 Prozent; MAlter = 33 (50 Prozent der Untersuchungsteilnehmer sind maximal 29 Jahre); formale Bildung: Abitur = 42 Prozent, Fach- bzw. Hochschulabschluss = 35 Prozent, Lehre mit Abschluss = 11.6 Prozent; Berufl. Tätigkeit: voll berufstätig = 29 Prozent, Teilzeit = 19,5 Prozent, Lehre/Studium zum Zeitpunkt der Erhebung = 28 Prozent; Haushaltsnettoeinkommen: unter € 999 = 41 Prozent, zwischen € 1000 und € 1999 = 36 Prozent, zwischen € 2000 und € 2999 = 12 Prozent, über € 3000 = 11 Prozent Messung von Beeinflussbarkeit (Skala CSII-D) gerechnet (vgl. Gerbing & Hamilton, 1996). Vorweg wurden zwei Tests zur Prüfung der Eignung der Items für eine Faktorenanalyse durchgeführt: Der Kaiser-Meyer-Olkin (KMO)-Koeffizient verzeichnet einen Wert von 0,843 und nach dem Bartlett’s Test (p < .05) sind alle Korrelationen der Korrelationsmatrix größer als Null, sodass die Daten für eine Faktorenanalyse als geeignet erscheinen (vgl. Bühner, 2006, S. 206ff.). Aufgrund der aus den Tests der englischsprachigen Originalskala (siehe Kap. 2) erwartbaren Korrelation zwischen den resultierenden Faktoren wurde ein obliques (Promax; Kappa = 4) Rotationsverfahren gewählt (vgl. Fabrigar et al., 1999). Bereits das Kaiser-Guttmann-Kriterium (Eigenwerte der ersten vier Faktoren: 4.58, 2.06, 1.17, 0.73) als auch der Scree-Test von Cattell legen den Schluss nahe, dass ‚Beeinflussbarkeit’ in der CSII-D über drei (= Sub-Skala Nr. 1 bis 3) und nicht wie in der englischsprachigen Originalskala über zwei Faktoren gemessen wird8. Diese Interpretation wird vom ‚Minimum Average Partial’ (MAP)-Test von Velicer9 gestützt (Werte für die ersten vier mittleren quadrierten Partialkorrelationen: .056, .039, .038, .053). Zudem sind Sub-Skala Nr.1 (Items 01 bis 04 = ‚Normative Beeinflussbarkeit durch Orientierung an den Erwartungen anderer Personen’) sowie Sub-Skala Nr.2 (Items 05 bis 08 = ‚Normative Beeinflussbarkeit durch Suche nach Übereinstimmung mit anderen Personen’) in der CSII-D mit r = .49 (p < .05) weniger stark korreliert als in den explorativen Tests der englischsprachigen Originalskala (r = .92, vgl. Bearden & Netemeyer, 1989). Ebenfalls geringer fallen die Korrelationen von Sub-Skala Nr. 3 (Items 09 bis 12 = ‚Informationale Beeinflussbarkeit’) mit Sub-Skala Nr. 1 (r = .35, p < .05) sowie Sub-Skala Nr. 2 (r = .20, p < .05) aus (für die Summenscores betragen die Korrelationen r =.54, p < .05 zwischen Sub-Skala Nr.1 und Nr.2, r =.42, p < .05 zwischen Sub-Skala Nr.1 und Nr.3 und r =.31, p = .05 zwischen Sub-Skala Nr.2 und Nr.3). Die Annahme, dass ‚Beeinflussbarkeit’ mit der CSII-D als latentes Konstrukt mit drei Sub-Dimensionen erfasst wird, stützt eine konfirmatorische Faktorenanalyse: die Lösung mit drei korrelierenden Faktoren stellt eine signifikante Verbesserung gegenüber einem zweifaktoriellen Modell dar (χ2Diff(2) = 128.62, p < .05); alle Items weisen zudem signifikante Ladungen auf (8.29 < CR < 17.62) (vgl. Bentler, 1990). Die Inspektion der einzelnen Items (siehe Tab. 2) zeigt akzeptable Homogenitäten (vgl. Bortz & Döring, 2003, S. 220) und Itemtrennschärfen, die als mittelmäßig bis hoch einzuschätzen sind. Die Itemschwierigkeiten liegen zwischen .14 und .70: die Items 04, 06 und 07 sind als eher schwierig (= geringe Zustimmung), die Items 10 bis 12 hingegen als eher leicht (= hohe Zustimmung) einzustufen. Die Faktorladungen sind bei allen Items größer .40 bzw. liegen bei mindestens vier Items über .60 (vgl. Bühl & Zöfel, 2002; Bortz, 2005) und damit im Akzeptanzbereich. Der Wert für die Stabilität der Faktorstruktur gemäß Guadagni und Velicer (vgl. Bortz, 2005, S. 523f.) beträgt 8 erklärte Varianzen: Zwei-Faktoren-Modell = 55.4 Prozent, DreiFaktoren-Modell = 65.2 Prozent 9 Beim MAP-Test „[…] wird die Anzahl der Faktoren extrahiert, bei der sich die niedrigste mittlere quadrierte Partialkorrelation ergibt […]“ (Bühner, 2006, 202). 5 0.936; dies weist auf eine hohe Übereinstimmung zwischen der wahren und der stichprobenbedingten Faktorstruktur hin. Insgesamt liefern die ins Deutsche übersetzten zwölf Items aus der CSII im Test mit 303 Befragten aus der werberelevanten Zielgruppe eine Gesamtskala, welche normalverteilt (Exzess = 0.41, SD = 0.28; pKolmogorov-Smirnoff = 0.34), nur leicht linkssteil (Schiefe 0.406; SD = 0.14) und ausreichend reliabel (Cronsbach’s Alpha = .85) ist und gute Skalenhomogenitätswerte aufweist (siehe Tab. 2). Die konfirmatorische Analyse sowie die Reliabilitätsanalyse geben aber auch Hinweise auf Optimierungspotential: Die χ2-Statistik für den Test der 12-Item-CSII-D mit drei korrelierenden Faktoren ist signifikant (χ2(51) = 192.99, p < .05) und auch andere Kennwerte zum Modell-Fit fallen eher schlecht aus (χ2/df = 3.78; RMSEA = .096; CFI = .90; BIC = 347.27) (vgl. Hu & Bentler, 1999; Schermelleh-Engel, Moosbrugger & Müller, 2003). Zudem würde sich Cronbach’s Alpha der SubSkalen bei Weglassen der Items 05 und Item 09 leicht verbessern (für Sub-Skala Nr.2 um 0.014 und für SubSkala Nr.3 um 0.038); diese Modifikation würde die Reliablität der Gesamtskala nur minimal verschlechtern (auf Cronbach’s Alpha .834 bzw. .832, wenn Item 05 bzw. Item 09 entfernt sind). Deshalb wurden alternativ zur CSII-D mit 12-Items zwei Kurzfassungen getestet; beide – gemäß den theoretischen Prämissen über ,Beeinflussbarkeit’ als Konstrukt mit drei SubDimensionen (vgl. Park & Lessing, 1977; Cialdini, 2000) – unter Beibehaltung der Annahme von drei korrelierenden Faktoren: Für eine Kurzfassung mit neun Items wurden die in der Reliabilitätsanalyse ‚schlechten’ Items 05 und 09 entfernt und zusätzlich Item 04 – letzteres wies in der explorativen Faktorenanalyse der CSII-D mit zwölf Items eine ähnlich geringe Faktorladung wie Item 05 auf und erweis sich zudem als schwierigstes Item der Skala (siehe Tab. 2). Diese 9-Item-Kurzfassung stellt eine signifikante Verbesserung gegenüber der 12-Item CSII-D (χ2Diff(27) = 143.25, p < .05) dar, weist gute (χ2/df = 2.07; CFI = .976) bzw. bessere (RMSEA = .060; BIC = 169.73) FITWerte auf und ist noch immer ausreichend reliabel (Cronbach’s Alpha = .80) – der χ2-Test fällt jedoch nach wie vor signifikant aus (χ2(24) = 49.74, p < .05). Erst mit einer weiteren Reduzierung auf sechs Items (Weglassen der Items 01, 04, 05, 06, 09 und 10 der CSII-D) kann eine im Hinblick auf die χ2-Statistik ausreichende Modellpassung (χ2(6) = 2.18, p = .902; RMSEA = .000; CFI = 1.0; BIC = 87.89) erreicht werden – allerdings wäre diese Kurzskala mit einem Cronbach’s Alpha von .76 nicht mehr ausreichend reliabel. Beide Aspekte betrachtend, d.h. sowohl die Modellgüte in der konfirmatorischen Analyse als auch die Reliabilität der Gesamtskala, erscheint es für die weitere Arbeit an der Skala zielführend, die Kurzfassung mit neun Items einer erneuten Validierung zu unterziehen. Jens Woelke und Andrea Dürager 6 Tab 2: Skalen- und Itemkennwerte der CSII-D 1 2 obliques Rotationsverfahren (Promax; κ = 4) P&M entspricht „Produkte und Marken“ 5 Fazit Theorie als auch Befunde der Sozialpsychologie sowie der Suggestibilitätsforschung verdeutlichen, dass ‚Beeinflussbarkeit’ eine stabile, situationsunabhängige Disposition von Personen darstellt. Mit Instrumenten wie der hier untersuchten Skala ‚Consumer susceptibility to interpersonal influence (CSII)’ von Bearden et al. (1989) sollten sich – wie die bisherige Forschung unter Anwendung der CSII schon zeigt – folglich auch Vorhersagen über Handlungen und Verhalten treffen lassen, die nicht nur den unmittelbaren Kommunikationszusammenhang (‚interpersonale Kommunikation und Kaufentscheidungen’) betreffen. Die Übersetzung und Validierung dieser Skala ist für die deutschsprachige Medienpsychologie sowie Markt- und Mediaforschung daher von hoher Relevanz. Der Test einer aus der direkten Übersetzung der Originalskala entstandenen deutschsprachigen Version mit zwölf Items (CSII-D) an einer Stichprobe von Personen aus der werberelevanten Zielgruppe zeigt, dass diese die Anforderungen an eine zuverlässige Messung erfüllt. Die Items der CSII-D weisen akzeptable Homogenitätswerte auf und sind trennscharf, die Zuordnung der Items zu den Subdimensionen bzw. Subskalen entspricht der Originalskala. Die explorativ ermittelte Faktorstruktur ist stabil, d.h. zwischen der wahren und der stichprobenbedingten Faktorstruktur gibt es hohe Übereinstimmungen; die resultierende Gesamtskala ist normalverteilt und weist eine ausreichende Reliabilität auf, die drei Sub-Skalen sind homogen. Allerdings zeigen der MAP-Test sowie eine konfirmatorische Faktorenanalyse, dass die zwei Aspekte von normativer Beeinflussbarkeit (‚Orientierung an den Erwartungen anderer Personen’ sowie ‚Suche nach Übereinstimmung mit anderen Personen’), die in der englischsprachigen Originalskala zusammengefasst sind, in der CSII-D als eigenständige Dimensionen behandelt werden sollten – ‚Beeinflussbarkeit’ wird in der deutschsprachigen Fassung der Skala folglich über drei statt zwei korrelierende Faktoren gemessen. Abgesehen von konzeptuellen Gründen – in Werbewirkungs- und Urteilsmodellen wie dem Persuasion Knowledge Modell (vgl. Friestad & Wright, 1994) ist Beeinflussbarkeit neben dem Themen- oder Beeinflussungswissen einer Person eine zentrale Prozessdeterminante – belegen erste Anwendungen der CSII-D den vermuteten prognostischen Wert: In einer Studie zur Trennung von Werbung und Programm wurden die Folgen der Programmintegration werblicher Botschaften zunächst falsch eingeschätzt, da deren durchschnittlicher-kausaler Effekt von einem Interaktionseffekt von ‚Darbietungsform und Beeinflussbarkeit’ überlagert war (vgl. Woelke, 2008). Offenbar wendeten bestimmte Personen den ihnen möglichen kritischen und voreingenommenen Rezeptionsmodus ’Change of Meaning’ nur dann auf Medienangebote an, wenn deutliche Hinweise auf einen Beeinflussungsversuch gegeben waren. Fehlte ein solcher wie beim Product Placement, waren diese Personen sogar anfälliger für werbliche Botschaften als Personen, die von sich selbst sagten, dass sie ihre (Kauf)Entscheidungen von Hinweisen, Ratschlägen und Ansichten anderer Menschen abhängig machen. Ebenso als Moderator und damit zentrale Determinante von Werbewirkungen zeigt sich die per CSII-D gemessene Beeinflussbarkeit in einer Studie zur Wirkung von InGame-Advertising: Wie in Analysen zum Product Placement bereits für das situative Personenmerkmal ‚Involvement’ beobachtet (vgl. Wirth, Matthes, Schemer & Husmann, 2009), erwies sich ‚Beeinflussbarkeit’ als Moderator für das Auftreten eines impliziten Effekts (vgl. Breidler & Woelke, 2011). Neben den für die differentielle Kommunikationsforschung zu erwartenden Erkenntnisgewinnen Messung von Beeinflussbarkeit (Skala CSII-D) dürfte sich die Anschlussfähigkeit des Konstrukts ‚Beeinflussbarkeit’ und der hier getesteten CSII-D weiter erhöhen, wenn Aussagen darüber getroffen werden können, welche Ausprägungen auf der CSII-D und den Subskalen typisch für Personen innerhalb der Zielgruppentypologien wie ‚Semiometrie’ oder ‚Sinus-Milieu’ typisch sind. Für die weitere Forschung zum Konstrukt ‚Beeinflussbarkeit’ und zur CSII-D liefert der hier berichtete Skalentest einige Hinweise: Auch wenn das getestete dreifaktorielle Messmodell die empirischen Daten zur CSII-D besser repräsentiert als das für die Originalskala verwendete zweifaktorielle Messmodell und die Zuordnung (sowie die Ladungen) der Items zu den Sub-Skalen bei Originalskala und deutscher Fassung weitgehend übereinstimmen – die signifikante χ2-Statistik ist ein Grund für kritische Prüfungen. Es fällt auf, dass die englischsprachigen Items der CSII viele Sinnebenen enthalten und daher vielleicht nicht hinreichend gemeinsame Varianz erfassen (können). Will man an einer Übersetzung nahe der Originalformulierung festhalten, wäre es ein nächster Schritt, Kurzfassungen der Skala zu testen. Die hier berichteten konfirmatorischen Analysen auf Basis der Testdaten zur CSII-D mit zwölf Items lassen vermuten, dass eine Kurzfassung mit neun Items sowohl im Hinblick auf die Modellpassung als auch die Reliabilität der Gesamtskala vielleicht das Optimum darstellt – bis zur Validierung einer solchen Kurzskala sowie bei komparativen Studien ist ein Einsatz der CSII-D mit zwölf Items vertretbar. 6 Literaturverzeichnis A p p e l , M . ( 2 0 0 5 ) . Realität durch Fiktionen. Rezeptionserleben, Medienkompetenz und Überzeugungsänderungen. Berlin: Logos. Ballstaedt, S.-P., Mandl, H., Schnotz, W. & T e r g a n , S . O . ( 1 9 8 1 ) . Texte verstehen, Texte gestalten. 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Dabei rezipierten die Probanden Fotos der Düsseldorfer Fußgängerzone, die jeweils unterschiedlich gestaltete Lichtwerbeanlagen enthielten. Die experimentelle Variation des Stimulusmaterials bestand darin, dass die gezeigten Lichtwerbeanlagen hinsichtlich ihrer Größe und ihrer Beleuchtung manipuliert wurden. Ferner wurde der Einfluss des Involvements und der Stimmung auf die visuelle Aufmerksamkeit und die Erinnerungsleistung kontr olliert. Es zeigte sich, dass große und beleuchtete Lichtwerbeanlagen signifikant länger betrachtet wurden, als Lichtwerbeanlagen, die diesen Gestaltungsmerkmalen nicht genügten und dieses unabhängig von der Stimmung und dem Involvement. Schlüsselbegriffe: Werbewirkung, Visuelle Aufmerksamkeit, Lichtwerbung, Eyetracking 1 Werbewirkung und ihre Determinanten Die Konzeption einer Werbemaßnahme zielt in erster Linie darauf ab, potentielle KonsumentInnen mit der Werbung zu erreichen und diese darüber hinaus zum Konsum eines Produktes oder einer Dienstleistung zu bewegen (vgl. Felser, 2007, S. 6). Dies gelingt durch aktive Wahrnehmung und Verarbeitung der Werbung. Dadurch können Anreize zum Kauf und Konsum freigesetzt, beziehungsweise bereits bestehende Konsumentscheidungen bekräftigt werden. Damit ein Individuum ein bestimmtes Verhalten zeigt, muss der Organismus jedoch in einem bestimmten Maße "angetrieben" werden. Dies geschieht über Vorgänge, die mit innerer Erregung und Spannung verbunden sind und daher als aktivierend bezeichnet werden (Cowan, 1993). Werbemaßnahmen implizieren also das Ziel einer kognitiven Aktivierung und der damit einhergehenden Verarbeitung der Werbebotschaft. So können sowohl interne (z. B. Emotionen) als auch externe Reizwirkungen, wie zum Beispiel Beleuchtung und Farben, eine gewisse Erregung hervorrufen. Dies kann zu erhöhter Leistungsbereitschaft und Leistungsfähigkeit bei den KonsumentInnen führen, so dass eine intensive Verarbeitung der Werbemaßnahme ermöglicht wird (Cacioppo, 1979; Edell & Burke, 1987). 1.1 Aufmerksamkeit und Erinnerung In der Realität sind KonsumentInnen täglich (neben anderen einströmenden Reizen) mehreren hundert Werbebotschaften ausgesetzt. Nicht alle dieser Informationen können auf Grund begrenzter kognitiver Kapazität verarbeitet werden (Milosavljevic & Cerf, 2008). Daher ist für die Wahrnehmungsprozesse der Werbung und mittel- oder langfristige Einstellungsänderungen nach Stange (2003) das Erzeugen von Aufmerksamkeit notwendige Bedingung (vgl. auch Leven, 1983). Einstellungsänderungen werden allerdings gemäß der Literatur verstärkt über Erinnerungseffekte erreicht (Hansen & Wänke, 2009). So fanden Krugman, Fox, Fletcher, Fischer und Rojas (1994) mittels Eyetracker Untersuchungen mit Printanzeigen einen Zusammenhang zwischen Aufmerksamkeit und Erinnerung. Je mehr einzelne Aspekte einer Anzeige betrachtet wurden, desto besser wurden die Inhalte erinnert. Aus diesen Gründen wird Werbewirkung im Rahmen der hier vorgestellten Untersuchung, operationalisiert als die Aufmerksamkeit, die einer Werbemaßnahme entgegen gebracht wird und als das Maß in dem ihr Inhalt erinnert wird (Erinnerungsleistung). Allerdings kann die Aufmerksamkeitserregung keineswegs als einzige notwendige Bedingung einer erfolgreichen Werbewirkung angesehen werden (Strong, 1925). In der Literatur werden zahlreiche internale Variablen angeführt, Journal of Business and Media Psychology (JBMP) l ISSN 2191-5814 Björn Badura, Sanaz Maafi und Annette Kluge welche die Informationsverarbeitung und damit die Werbewirkung beeinflussen. Im Kontext dieser Studie wurden die aktuelle Stimmungslage sowie das Produktinvolvement als mögliche beeinflussende Variablen der Informationsverarbeitung berücksichtigt. 1.2 Stimmung Nach Bohner, Bless, Schwarz und Strack (1988) verarbeiten positiv gestimmte Menschen Informationen (und damit Werbung) nur oberflächlich. Auch Isen und Levin (1972) vertreten die Ansicht, dass Personen in guter Stimmung weniger dazu bereit sind, sich kognitiv anzustrengen und vermeiden daher aufwendige kognitive Prozesse. Sie achten dann eher auf periphere Merkmale des (Werbe-) Reizes und nicht auf die Qualität der Argumente (Petty & Wegener, 1999). Kognitive Prozesse greifen dabei eher auf vorhandene Wissensstrukturen zurück, so dass Konstrukte wie das bereits bestehende Markenimage stärker beim Entscheidungsprozess berücksichtigt werden, als der jeweilige Reiz selber. Isen und Levin (1972) postulieren, dass diese periphere Verarbeitung letztlich zu einer geringeren Erinnerungsleistung führen kann. Im Gegensatz dazu haben zahlreiche Studien eher einen positiven Einfluss "guter Laune" auf die Erinnerungsleistung gefunden: Nach Bronner, Bronner und Faasse (2007) führt eine positive Stimmung in Bezug auf die Rezeption von Werbemaßnahmen zu einer erhöhten Erinnerungsleistung dieser (vgl. auch Knowles, Grove & Burroughs, 1993; Lee & Sternthal, 1999). Ferner haben Bushman und Phillips (2001) in ihrem Versuch festgestellt, dass Studierende, die durch einen gewaltsamen Film in eine schlechte Stimmungslage versetzt wurden, signifikant weniger Werbeinhalte erinnerten, als positiv gestimmte Studierende. 1.3 Involvement Besondere Relevanz für die Erklärung von Wahrnehmungsvorgängen in der Werbung und des Konsumentenverhaltens besitzt das Konstrukt des Involvements. Demzufolge hängt die Wirkung von Werbung signifikant davon ab, wie involviert KonsumentInnen sind (Ray, 1973). Während gering involvierte KonsumentInnen wenig Bereitschaft mitbringen, sich mit einströmenden (Werbe-) Reizen auseinanderzusetzen, nehmen hoch involvierte KonsumentInnen mehr und willentlich gezielte Informationen auf (Petty, Cacioppo & Goldman, 1981). LowInvolvement zeichnet sich durch eine geringe Verarbeitungstiefe und eine geringe Gedächtnisleistung aus, was in Bezug auf die Werbung eine flüchtige Speicherung des Werbeinhalts nach sich zieht (Krugman, 1975). HighInvolvement-KonsumentInnen weisen hingegen eine hohe Verarbeitungstiefe auf und setzten sich aktiv mit dem Reiz (Werbung) auseinander, was zu einer besseren Erinnerungsleistung führt. 2 11 Lichtwerbung Lichtwerbung ist ein Teil der Above-The-Line Werbung (Meffert, Burmann, & Kirchgeorg, 2008). Zu ihr zählen langfristige statische Außenwerbemedien, bei dem die Werbemittel entweder aktiv beleuchtet oder angestrahlt werden. Im Gegensatz zu kurzfristigen statischen Außenwerbemedien, wie Billboards, können die Aussagen der Lichtwerbung nicht gewechselt werden. Als Medien kommen Schildplatten, angelstrahlt oder unbeleuchtet, innenbeleuchtete Leuchtkästen, Profilbuchstabenschriftzüge, Neon-Schriftzüge, LED-Anzeigen und Media-Boards zum Einsatz. Mit ihr werden Produkte, meist aber Marken und Geschäfte beworben, wobei sich die Lichtwerbung inhaltlich zumeist auf den Marken-/Produktnamen und die Branche beschränkt (Hofe & Rost, 2005). Städte wie Las Vegas, Tokio oder New York sind extreme Beispiele dafür, wie die Lichtwerbung im Konkurrenzkampf um die Aufmerksamkeit der KonsumentInnen eingesetzt wird. Nach Dreher (1994) dient die Lichtwerbung den Werbenden dazu, sich zu identifizieren und das Image des Unternehmens nach außen zu transportieren. Durch ihre Existenz nimmt sie Einfluss auf das architektonische und städtebauliche Erscheinungsbild ihrer Umgebung. Diesbezüglich kommen in vielen Städten (z. B. Berlin, Frankfurt, Duisburg, Mainz) Forderungen nach Regularien auf. Die sogenannten Masterpläne beinhalten unter anderem Vorhaben, die Lichtwerbemaßnahmen ganzer Innenstadtbereiche zu homogenisieren, um der Reizüberflutung durch diese entgegen zu wirken. Homogenisierung bedeutet dabei, dass Lichtwerbeanlagen unabhängig der Werbeaussage vereinheitlicht werden, etwa in Form, Farbe oder Material. 2.1 Empirische Erkenntnisse zur Lichtwerbung Im Allgemeinen geht man davon aus, dass Licht und dessen Wahrnehmung ein Elementarbedürfnis der Menschen darstellt. Lichtwerbung bedient dieses Bedürfnis und ermöglicht auf Grund ihrer Präsenz hohe Kontakte zu Menschen in der Öffentlichkeit. Die Wirkungen auf den Menschen sind jedoch bis heute kaum belegt (Lichtenthal, Yadav & Donthu, 2006). Denn, im Gegensatz zu anderen Außenwerbemedien, wie dem Plakat, liegen zur Leistungsfähigkeit des Werbemediums Lichtwerbung kaum empirische Erkenntnisse vor. Nach Donthu und Bhargava (1999) könnten die hohen Kosten, die eine entsprechende Analyse nach sich zieht, eine Erklärung für diesen Mangel an Untersuchungen sein, da vor allem Feldexperimente mit hohem Zeit- und Kostenaufwand nötig wären. Um die Einstellung der Bevölkerung zu Lichtwerbung herauszufinden, wurde 1953 in Paris eine Befragung von 489 Personen durchgeführt (Paz et Visseaux, 1963, zitiert nach Gut, 1974). Dabei zeigte sich eine deutlich positive Einstellung der Öffentlichkeit gegenüber Lichtwerbung. So charakterisierten 64% die Unternehmen, die Lichtwerbung einsetzten, als groß, 74% sahen sie als finanziell gesichert an und 37% empfanden die durch die Lichtwerbung beworbenen Marken als angesagt und aktuell. Darüber hinaus konnten sich 46,4% an konkrete Lichtwerbeanlagen Lichtwerbung, visuelle Aufmerksamkeit und Erinnerungsleistung 12 erinnern. Diese Ergebnisse konnte auch der Fachverband Lichtwerbung (1971) bestätigen, der herausfand, dass Lichtwerbung zu einem positiven Markenimage eines Unternehmens beitragen kann. Ferner hat die Hochschule Fresenius in Kooperation mit der Jost von Brandis Service Agentur die Wirkung von Werbeträgern am Hamburger Flughafen in einer Befragung untersucht (Schäfer & Gutknecht, 2009). 67% der 380 Befragten konnten sich dabei an konkrete Werbeträger erinnern, wobei die höchsten Werte Exponate (25%), wie zum Beispiel ausgestellte Autos oder Wandflächen, gefolgt von der Lichtwerbung mit 24% erzielten. 40% gaben an, dass die Werbung ihr Kaufverhalten positiv beeinflusst hat, wobei „Lichteffekte“ zu den positivsten Eigenschaften zählte. Eine der wenigen experimentellen Untersuchungen ist eine Studie von Color Kinetics (Tullman, 2000). Ziel war es, den Einfluss der Außengestaltung eines Schmuckgeschäftes auf das Kundenverhalten in einem experimentellen Setting zu evaluieren. Für die Untersuchung wurden zwei Schmuckgeschäfte derselben Firma hinsichtlich ihrer Außengestaltung variiert. Während das eine Geschäft mit digitaler und farbwechselnder Beleuchtung und Lichtwerbung ausgestattet wurde, behielt das andere Geschäft seine Ursprungsgestalt bei. Es wurde gezeigt, dass die beleuchtete Außenfassade des Geschäfts, zu einem erhöhten Aufkommen und einer erhöhten Verweildauer der KundInnen vor und im Laden führte. Die Studie hat somit gezeigt, dass der Einsatz von Licht und dynamischen Bewegungen einen Einfluss auf die Aufmerksamkeit der KonsumentInnen hat. Wie wichtig die Gestaltung der Außenfassade eines Geschäftes ist, zeigten auch Verma und Madan (2011). Sie untersuchten welche Attribute eines Shops einen Einfluss auf das Image des Geschäftes haben und stellten dabei fest, dass neben der Produktauswahl, der Produktqualität und dem Verhalten der Verkäufer, die visuelle Anziehungskraft des Geschäftes, wozu u.a. auch die Lichtwerbung zählt, einen erheblichen Einfluss auf das Image des Shops hat. werte zu beachten (Bellizzi, Crowley & Hasty, 1983). Warme, reine, gesättigte und sehr helle oder dunkle Farben sind auffälliger als kalte, getrübte, ungesättigte und Farben mittlerer Helligkeit. Besonders eignen sich dominante Farben wie rot oder orange (Warner & Franzen, 1947), da sie eine aktivierende und erregende physiologische Wirkung auf den Menschen haben, die nicht bewusst wahrgenommen wird (Eich, 1984). Darüber hinaus sollte sich, um eine Botschaft ausdrucksstark herüber zu bringen, nach Anspach (2004) auf einige wenige Farben beschränkt werden. Ebenfalls bei der Farbwahl zu beachten sind die Erkenntnisse zu Kontrastwirkungen, wobei gerade die farbliche Gestaltung benachbarter Anlagen, zwecks Abhebung von diesen, berücksichtigt werden sollte (Gut, 1974). Um die Blicke potentieller Kunden auf sich zu ziehen, sollte der Kontrast so stark wie möglich sein. Eine Abhebung kann vor allem mit neuen, nicht bereits verwendeten Gestaltungsmitteln (z. B. Farben) erreicht werden, in farbenfroher Umgebung mitunter mit schwarzweißen Gestaltungen (Festinger, Coren & Rivers, 1970). 2.2 Besonders in Bezug auf die Fernwirkung bestimmt die Größe der Lichtwerbeanlage ihren Aufmerksamkeitswert (Woodside, 1990). Lichtwerbeanlagen müssen dabei in einem angemessenen Größenverhältnis zum Haus oder zur Größe seiner Einzelheiten sowie zur Umgebung stehen (Nettelhorst, 1952), ohne das Erscheinungsbild eines Gebäudes zu beeinträchtigen, was vor allem aus städtebaulicher Sicht zu beklagen wäre. Erlaubt die Architektur des Gebäudes aber die Verwendung einer großen Fläche, so sollte man sie auf jeden Fall nutzen, da sie es erlaubt eine Marke bekannt zu machen, als auch das Markenimage (Anspach, 2004) und die Fernwirkung zu steigern. Darüber hinaus fanden Rosbergen, Pieters und Wedel (1997) in Bezug auf Anzeigengrößen in der Printwerbung heraus, dass größere Anzeigen länger betrachtet werden als kleinere. Gestaltungsempfehlungen für Lichtwerbung In der Literatur lassen sich lediglich vereinzelte Gestaltungsempfehlungen für Lichtwerbung finden, Erkenntnisse zum Einfluss auf die visuelle Aufmerksamkeit existieren nicht. Allerdings können die empirisch unterstützten Gestaltungskriterien anderer Außenwerbeformen zumindest partiell auf die Lichtwerbung übertragen werden. Eine Gestaltungsempfehlung für Plakate, die ebenfalls Gültigkeit für Lichtwerbung besitzt, ist die Lesbarkeit der Schrift. Da von sehr kurzen Betrachtungszeiten ausgegangen werden muss und die Betrachtenden in der Regel in Bewegung sind, werden vor allem Blockschriften und Großbuchstaben empfohlen (Mitchell, 2010). Darüber hinaus sollte sich der Werbeträger im unmittelbaren Blickfeld und möglichst im annähernd gleichen Winkel zur Betrachtungsrichtung befinden, so dass die Werbeaussage „mit einem Blick“ vollständig und leicht erfassbar ist (van Meurs & Aristoff, 2009). Bezüglich der verwendeten Farben sind unterschiedliche Auffälligkeits- und Erinnerungs- Beleuchtung Eine weitere Determinante der Werbewirksamkeit der Gestaltungsprinzipien für die Lichtwerbeanlagen ist das Licht als solches. Nach Gut (1974) sind große illuminierte Flächen mit hoher Leuchtdichte prädestiniert, die Aufmerksamkeit potentieller Kunden zu gewinnen. Je nach Größe der Lichtwerbeanlage, sowie der Leuchtdichte, der Lichtfarbe und der Betriebsweise der Lichtquelle wird das Interesse des Betrachters geweckt und eine Bewusstseinsaufnahme mit mehr oder weniger starkem Erinnerungseffekt erzielt. Bellizzi, Croley und Hasty (1983) empfehlen die Verwendung von rotem Licht, da dies im Vergleich zu blauem Licht weniger gebrochen wird und über größere Entfernung sowie bei schlechten Wetterverhältnissen besser erkennbar und lesbar ist. Größe Zusammenfassend kann also gesagt werden, dass sowohl die Beleuchtung als auch die Größe der Lichtwerbeanlage signifikante Determinanten für die Werbewirksamkeit von Björn Badura, Sanaz Maafi und Annette Kluge Lichtwerbeanlagen sein können. Begünstigt durch die positive Einstellung der Öffentlichkeit, scheinen Lichtwerbeanlagen in der Lage zu sein, ein Unternehmen zu kennzeichnen oder auf ein Geschäft aufmerksam zu machen. Im Rahmen dieser Arbeit stellt sich die Frage, wie Lichtwerbeanlagen gestaltet sein müssen, um die Aufmerksamkeit von KonsumentInnen zu erlangen und erinnert zu werden. 3 Hypothesen Ausgangspunkt des vorliegenden Experimentes ist die Annahme, dass gestalterische Aspekte einer Lichtwerbeanlage, wie Größe und Beleuchtung, einen Einfluss auf die Lenkung und die Dauer der visuellen Aufmerksamkeit und auf die Erinnerungsleistung von KonsumentInnen haben. Gemäß den zuvor berichteten Befunden sollten Lichtwerbeanlagen, die größer und beleuchtet sind, einen stärkeren Reiz darstellen und eine stärkere Werbewirkung erzielen. Gemäß unserer Operationalisierung der Werbewirkung bedeutet dies einen stärkeren Einfluss auf die Lenkung und Dauer der visuellen Aufmerksamkeit und eine bessere Erinnerungsleistung. Aus der Empirie geht hervor, dass die Erinnerungseffekte einer Marke von der Aufmerksamkeit, die eine Lichtwerbemaßnahme erfährt, partizipieren. Dementsprechend kann also angenommen werden, dass Lichtwerbeanlagen, die aufgrund ihrer Größe oder Beleuchtung länger betrachtet/wahrgenommen werden, auch häufiger erinnert werden. Die Größe wird operationalisiert als das physikalische Ausmaß der Werbefläche der Lichtwerbung. Der Grad der Beleuchtung wird hinsichtlich der Lichtdichte unterschieden. Es werden Lichtwerbeanlagen unterschieden, die aktiv leuchten und solche, die nicht beleuchtet sind. Daraus lässt sich folgende übergeordnete Hypothese ableiten: Die Gestaltung von Lichtwerbeanlagen hat einen signifikanten Einfluss auf die Werbewirkung der Lichtwerbung. In Bezug auf die visuelle Aufmerksamkeit werden folgende Hypothesen aufgestellt: Hypothese 1.1: Die visuelle Aufmerksamkeit, die auf große Lichtwerbeanlagen gerichtet wird, ist signifikant größer als bei kleinen Lichtwerbeanlagen. Hypothese 1.2: Die visuelle Aufmerksamkeit, die auf beleuchtete Lichtwerbeanlagen gerichtet wird, ist signifikant größer als bei unbeleuchteten Lichtwerbeanlagen. In Bezug auf die Erinnerungsleistung werden folgende Hypothesen aufgestellt: Hypothese 2.1: Große Lichtwerbeanlagen werden häufiger erinnert, als kleine Lichtwerbeanlagen. Hypothese 2.2: Beleuchtete Lichtwerbeanlagen werden häufiger erinnert, als unbeleuchtete Lichtwerbeanlagen. 4 13 Methode Im Mai 2011 nahmen 60 Probanden (im Folgenden PBn) (70% Frauen, Alter im Mittel 22.4 Jahre, SD = 2.32, 95 % allg. Hochschulreife) an dieser Studie teil. Die Rekrutierung erfolgte über Aushänge und Internetforen aus Studierenden der ingenieurwissenschaftlichen Fakultät der Universität Duisburg-Essen. Als Vergütung erhielten die PBn Versuchspersonenstunden. Die PBn wurden zu Beginn des Versuchs randomisiert in zwei Gruppen aufgeteilt. Der einen Gruppe wurde die Kontroll-Bedingung (im Folgenden KG), der anderen Gruppe die Experimental-Bedingung (im Folgenden EG) zugeteilt. Es liegt ein 2x2x2 betweensubject-Design mit zwei unabhängigen Variablen, jeweils zweifach abgestuft und zwei abhängigen Variablen vor. 4.1 Durchführung Zu Beginn der Untersuchung wurden die PBn über den Verlauf der Studie und die Aufzeichnung ihrer Blickbewegung informiert. Der Zweck der Studie wurde vorerst nicht erwähnt, um demand characteristics zu vermeiden. Anschließend setzten sich die PBn vor den in einen 22-ZollMonitor integrierten Eyetracker um das Gerät zu kalibrieren und die Studie zu beginnen. Alle Fragebögen lagen digital vor und wurden von den PBn am Monitor in Anwesenheit des Versuchsleiters ausgefüllt. Als erstes wurden die soziodemographischen Daten Alter, Geschlecht und Bildung sowie die aktuelle Stimmungslage der PBn erfasst. Nach Abschluss dieses ersten Fragebogenteils wurden die PBn gebeten, sich 20 Fotos der Düsseldorfer Fußgängerzone anzusehen. Die Bilder wurden den PBn für jeweils fünf Sekunden präsentiert. Während der Betrachtung wurden ihre Blickbewegungen und Fixationen aufgezeichnet. Im Anschluss erfolgte ein unterstützter Rekognitionstest, bei dem die PBn aus insgesamt 41 Markenlogos die Logos auswählen sollten, welche sie in den Bildern zuvor gesehen haben. Im letzten Schritt wurden die Einkaufsgewohnheiten der PBn erfasst. Die PBn gaben an, wie oft sie shoppen gehen und wie viel Geld sie im Durchschnitt monatlich jeweils für Kleidung und Schuhe ausgeben. Lichtwerbung, visuelle Aufmerksamkeit und Erinnerungsleistung 4.2 14 Die unabhängige Variable (UV) Die experimentelle Variation der Studie bestand aus der Präsentation unterschiedlichen Stimulusmaterials während der Blickbewegungsmessung. Ausgangsmaterial für beide Bedingungen waren 20 Fotos der Düsseldorfer Fußgängerzone aus Passantenperspektive in einer Auflösung von 3508 x 2480 Pixeln. Acht Bilder zeigten Geschäfte mit Lichtwerbung (vier Kleidungs-, vier Schuhgeschäfte), die anderen zwölf dienten als neutrale Stimuli und bildeten verschiedene Straßenzüge aus gleicher Perspektive der Stadt Düsseldorf ab. Zwischen den Bedingungen unterschied sich das Stimulusmaterial hinsichtlich bestimmter gestalterischer Aspekte der abgebildeten Lichtwerbeanlagen (im Folgenden LWA). In der KG wurden die Originalaufnahmen präsentiert, während das Bildmaterial der EG dahingehend manipuliert wurde, dass vier LWA in ihrer Größe (LWA-Größe) und vier LWA hinsichtlich der Beleuchtung (LWA-Beleuchtung) variiert wurden. Das heißt, dass die LWA in der EG mittels Bildbearbeitungssoftware im Vergleich zur Originalaufnahme (KG) vergrößert (vgl. Abbildung 1), beziehungsweise die im Original (KG) unbeleuchteten LWA als beleuchtet dargestellt wurden (vgl. Abbildung 2). Abbildung 2: 4.3 Abbildung 1: Vergleich der Kontrollbedingung (oben) und der Experimentalbedingung hinsichtlich der Variation der Größe (Bildausschnitt) Vergleich der Kontrollbedingung (oben) und der Experimentalbedingung hinsichtlich der Variation der Beleuchtung (Bildausschnitt) Die abhängige Variable (AV) Die Methode des Eyetracking (Blickregistrierung) wird angewandt, um durch Beobachtungen des Blickverhaltens Rückschlüsse auf die Prozesse der Informationsaufnahme und –verarbeitung zu ziehen (Leven, 1991). Man unterscheidet zwei unterschiedliche Augenbewegungen: Fixationen und Saccaden. Stehen die Augen für kurze Zeit (im Millisekundenbreich) still, werden sie als Fixationen bezeichnet, während sprunghafte Augenbewegungen als Saccaden beschrieben werden (Henderson & Hollingworth, 1999). Fixationen dienen während des Sehens dem Erkennen von Objekten, weshalb Lage und Dauer einer Fixation gute Indikatoren für visuelle Aufmerksamkeit sind (Chandon, Hutchinson & Young, 2009). In dieser Untersuchung wird der Eyetracker zur Messung der visuellen Aufmerksamkeit, bei der Betrachtung von Szenen in denen LWA enthalten sind, verwendet. Genutzt wurde ein stationärer Eyetracker (SMI RED), der das Blickverhalten der PBn während der Rezeption des Stimulusmaterials aufgezeichnet hat. Die erhobenen Daten wurden anschließend mittels der BeGaze Software (Version 1.2) ausgewertet. Dabei lassen sich sowohl die Blickverläufe (Saccaden), als auch die Dauer der Fixation bestimmter Bildbereiche (in diesem Fall die LWA) auswerten. Diese Bildbereiche, sogenannte Areas of Interest (AOI), werden im Vorhinein definiert. Anschließend wird die Dauer der Fixation dieser Bildbereiche in Millisekunden (ms) ausgegeben und letztendlich entsprechend ausgewertet. Es wurden Indizes für die zwei LWA-Merkmale und ein Gesamtindex berechnet. Eine weitere Operationalisierung der Werbewirksamkeit der Lichtwerbung war die Erinnerung an diese. Es wurde die Erinnerungsleistung an die in Form von Lichtwerbung 15 Björn Badura, Sanaz Maafi und Annette Kluge gezeigten Marken gemessen. Zum Einsatz kam eine Variante des unterstützen Erinnerns, bei dem die PBn 41 Markenlogos zu sehen bekamen und angeben mussten welche dieser sie im Bildmaterial gesehen haben. Nach Chandon, Hutchinson und Young (2009) ist die Methode des unterstützen Erinnerns im Vergleich zum nicht gestützten akkurater, da die letztere stärker durch die Vertrautheit mit einer Marke beeinflusst wird. Das korrekte Erinnern einer Marke wurde mit 1 kodiert. Für jede der LWA-Merkmal (Größe & Beleuchtung) wurden Indizes gebildet und ein Gesamtindex errechnet (jeweils von 0 bis 1). 4.4 5 Ergebnisse Im Folgenden werden die Ergebnisse zunächst deskriptiv, dann inferenzstatistisch ausgewertet. Die aufgeführten Variablen sind entsprechend der Normalverteilungskurve verteilt (Kolmogorov-Smirnov-Test). Tabelle 1 zeigt jeweils die deskriptiven Statistiken und die Ergebnisse der Multivariaten Varianzanalyse (bzw. χ2 Tests) der erhobenen Kontrollvariablen. Tabelle 1: Mittelwertunterschiede der Kontrollvariablen zwischen EG und KG (SD in Klammern) KG (n=30) EG (n=30) Signifikanztest Alter 21.83 (1.80) 21.90 (2.77) F(1, 58) = .012, p = .912, η2p = .000 Geschlecht ♀ 21 ♂9 ♀ 21 ♂9 - monatl. Ausgaben Kleidung1 2.00 3.00 χ2 = 1.770, p = .778 monatl. Ausgaben Schuhe1 2.00 1.00 χ2 = 3.260, p = .353 Shoppinghäufigkeit2 3.00 3.00 - Involvement Gesamt 4.30 (1.12) 4.63 (1.49) F(1, 58) = .966, p = .330, η2p = .016 Involvement Schuhe 3.85 (1.26) 4.19 (1.78) F(1, 58) = .738, p = .394, η2p = .013 Involvement Kleidung 4.75 (1.19) 5.08 (1.36) F(1, 58) = .980, p = .326, η2p = .017 Stimmung (pos. Affekt) 25.13 (6.41) 26.63 (7.44) F(1, 58) = .700, p = .406, η2p = .012 Stimmung (neg. Affekt) 25.20 (10.20) 25.23 (9.14) F(1, 58) = .000, p = .989, η2p = .000 Die Kontrollvariablen Theoriegeleitet wurden zwei mögliche Störvariablen auf die Werbewirkung von LWA erhoben. Die Stimmung und das Involvement. Ziel war es, in der späteren Analyse den Einfluss dieser Variablen auf die abhängige Variable zu kontrollieren. Stimmung Der Einfluss der aktuellen Stimmung der PBn auf die visuelle Aufmerksamkeit und die Erinnerungsleistung wurde mittels der aktuellen Stimmungsskala (ASTS) von Dalbert (1992) erhoben. Dabei handelt es sich um die deutsche Kurzfassung der „Profile of Mood States“ (POMS; McNair, Lorr & Doppleman, 1971). Die ASTS umfasst 19 Items, die den fünf Teilskalen Trauer, Hoffnungslosigkeit, Müdigkeit, Zorn und positive Stimmung zugeordnet sind. Die Dimensionen erlauben die Beschreibung der aktuellen Stimmung in ihrem Kern und ermöglichen die Unterscheidung zwischen positivem und negativem Affekt, indem die Items jeder Dimension getrennt aufsummiert werden (pos. Affekt: 9 – 63; neg. Affekt: 10-70). Involvement Das Stimulusmaterial dieser Studie beschränkt sich auf zwei Produktgruppen: Kleidung und Schuhe. Für eben diese Produktgruppen wurde das persönliche Involvement der PBn als mögliche beeinflussende Variable der Aufmerksamkeit und der Erinnerungsleistung kontrolliert. Bei hoch involvierten PBn geht man von einer aktiven Auseinandersetzung und einer hohen Verarbeitungstiefe aus (Petty, Cacioppo, & Goldman, 1981). Daher könnte ihre Erinnerungsleistung entsprechend höher sein, als bei gering involvierten PBn. Das Kleidungs- und Schuhinvolvement wurde mittels der Skala zur Messung von FashionInvolvement von O´Cass (2000) erhoben. Für die Auswertung werden jeweils einzelne Indizes (von 0 bis 7) für Kleidungs- und Schuhinvolvement, als auch ein Gesamtindex gebildet. Das Involvement kann von 0-3 als ,,niedrig”, bei 4 als „mittel” und von 5-7 als „hoch”, eingestuft werden (Mittal, 1989). 1 Median (1= 0-30 €, 2= 30-60 €, 3= 60-90 €, 4= 90-120 €, 5= 120-150€, 6= >150 €), 2 Median(1= mehrmals /Woche, 2= 1-2 mal /Woche, 3= 1-2 mal /Monat, 4= < 1mal /Monat, 5= 1-2 mal /Jahr) Abzulesen ist, dass sich die Gruppen hinsichtlich der dargestellten Variablen nicht signifikant unterschieden, die Stichprobe ist somit als homogen anzusehen. Zur Prüfung der Hypothesen und um die eventuelle Konfundierung der AV durch die Variablen Stimmung und Involvement zu kontrollieren, wurde eine multivariate Kovarianzanalyse (MANCOVA) durchgeführt. Der Levene-Test zeigte bei allen AV Varianzhomogenität an. 5.1 Hypothesenprüfung Die erste Hypothese besagt, dass die Gestaltung von Lichtwerbemaßnahmen einen Einfluss auf die Lenkung der visuellen Aufmerksamkeit der Rezipierenden hat. Tabelle 2 zeigt die Mittelwerte der Fixationen (Standardabweichungen in Klammern) für die zwischen den Gruppen hinsichtlich Beleuchtung und Größe variierten LWA. In der Experimentalgruppe zeigte sich, dass LWA, die bezüglich ihrer Größe variiert wurden, die meiste visuelle Aufmerksamkeit erhalten haben. Entsprechend der Hypothese 1.1 ist der Unterschied hinsichtlich der Fixationsdauer zwischen den Gruppen bei den in der Größe variierten LWA signifikant (p = .023, η2p = .090). Der Unterschied zwischen EG und KG hinsichtlich der Fixationsdauer der in der Größe variierten LWA ist marginal signifikant (p = .050, η2p = .074). Auf Grund des mittleren Effekts wird angenommen, dass Lichtwerbung, visuelle Aufmerksamkeit und Erinnerungsleistung die PBn der EG die LWA länger betrachtet haben als die PBn der KG. Auch die durchschnittliche Fixationsdauer einer LWA ist in der Experimentalgruppe signifikant höher (p = .007, η2p = .124) als in der Kontrollgruppe. Die Hypothesen 1.1 und 1.2 werden somit angenommen und die Nullhypothese abgelehnt. Tabelle 4: Einfluss der Kovariate auf die AV Kovariate Stimmung positiver Affekt Stimmung negativer Affekt Tabelle 2: Mittelwerte (in Millisekunden) der Fixationsdauern (SD in Klammern) und Ergebnisse der MANCOVA KG (n=30) EG (n=30) Signifikanztest Fixationsdauer Index 68.89 (37.07) 98.73 (41.87) F(1, 58) = 7.780, p = .007, η2p = .124 Fixation LWA-Beleuchtung1 244.33 (180.22) 353.71 (212.74) F(1, 58) = 4.015, p = .050, η2p = .068 Fixation LWA-Größe1 290.72 (200.84) 423.85 (232.22) F(1, 58) = 5.447, p = .023, η2p = .090 1 Index aus den Fixationsdauern von jeweils 4 LWA Die zweite Hypothese besagt, dass die Gestaltung von Lichtwerbeanlagen einen signifikanten Einfluss auf die Erinnerungsleistung hat. Diese Annahme konnte nicht bestätigt werden. Tabelle 3 zeigt, dass kein signifikanter Unterschied zwischen der Experimental- und Kontrollgruppe bezüglich der Erinnerungsleistung besteht (F(1, 58) = 1.112, p = .296, η2p = .020). Die hinsichtlich der Beleuchtung variierten LWA wurden in beiden Gruppen am häufigsten korrekt erinnert. In der Größe variierte LWA wurden in der Experimentalgruppe tendenziell besser erinnert. Die jeweiligen Unterschiede sind jedoch statistisch nicht signifikant. Die Hypothese 2 wird somit verworfen und die Nullhypothese angenommen. Tabelle 3: Mittelwerte (0 bis 1) der Erinnerungsleistung (SD in Klammern) und Ergebnisse der MANCOVA KG (n=30) EG (n=30) Signifikanztest Erinnerungsleistung Gesamt 0.480 (.168) 0.533 (.153) F(1, 58) = 1.112, p = .296, η2p = .020 Erinnerungsleistung LWA-Beleuchtung1 0.541 (.208) 0.592 (.241) F(1, 58) = .614, p = .437, η2p = .011 Erinnerungsleistung LWA-Größe1 0.467 (.234) 0.517 (.217) F(1, 58) = .691, p = .410, η2p = .012 1 Erinnerungsleistung von jeweils 4 LWA 5.1 Weitere Ergebnisse Unabhängig der Hypothesen wurde geprüft, inwieweit die Kontrollvariablen Stimmung und Involvement Einfluss auf die AV haben. Die Ergebnisse der MANCOVA (vgl. Tabelle 4) haben gezeigt, dass der Einfluss der Kovariaten auf die visuelle Aufmerksamkeit und die Erinnerungsleistung nicht signifikant ist. Somit stehen weder die Stimmung noch das Involvement der PBn mit der Aufmerksamkeit und der Erinnerungsleistung in einem statistisch relevanten Zusammenhang. 16 Involvement Gesamt 6 AV Signifikanztest Fixationsdauer Index F(1, 58) = .560, p = .458, η2p = .010 Erinnerungsleistung Gesamt F(1, 58) = .016, p = .901, η2p = .000 Fixationsdauer Index F(1, 58) = .133, p = .716, η2p = .002 Erinnerungsleistung Gesamt F(1, 58) = 1.324, p = .255, η2p = .024 Fixationsdauer Index F(1, 58) = .164, p = .687, η2p = .003 Erinnerungsleistung Gesamt F(1, 58) = .136, p = .713, η2p = .002 Zusammenfassung, Diskussion und Interpretation der Ergebnisse In der vorliegenden Arbeit wurde versucht mittels Blickregistrierung Gestaltungskriterien von Lichtwerbeanlagen zu identifizieren, die als Prädiktoren der Werbewirkung im Sinne der Aufmerksamkeitssteigerung herangezogen werden können. Aktuelle städtebauliche Trends, sowie das Fehlen experimenteller Untersuchungen zur Werbewirkung von Lichtwerbung lieferten den Anstoß für diese Arbeit. Ziel war es Grundlagenforschung hinsichtlich des Wahrnehmungsprozesses eines Werbemediums zu unternehmen, mit dem wir alltäglich konfrontiert werden, welches wir aber nicht wegschalten oder umblättern können. Das Hauptaugenmerk lag auf der Frage, welche gestalterischen Aspekte den größtmöglichen Blickfang garantieren sowie zu einer besseren Erinnerungsleistung führen. Zusätzlich wurde der Einfluss des Involvements, der Stimmung und des Einkaufsverhaltens auf die visuelle Aufmerksamkeit und Erinnerungsleistung kontrolliert. In Bildern, die Lichtwerbung in natürlichen Innenstadtszenen zeigen, wurden die Lichtwerbeanlagen gezielt hinsichtlich ihrer Größe und ihrer Beleuchtung manipuliert, um eine möglichst hohe Werbewirkung zu induzieren. Durch die Erhebung des Blickverhaltens von 60 PBn bei der Rezeption dieses Stimulusmaterials konnte gezeigt werden, dass entsprechend der ersten Hypothese, Lichtwerbung, die größer (η2p =.090) und beleuchtet (η2p = .068) ist, signifikant stärkere visuelle Aufmerksamkeit erfährt. Gerade auf Grund des starken Reizaufkommens innerhalb von Fußgängerzonen und Innenstädten ist es essentiell, die Aufmerksamkeit der potentiellen KonsumentInnen auf das jeweilige Geschäft zu lenken. Daher stellt die visuelle Aufmerksamkeit ein gutes Maß für die Werbewirkung einer Lichtwerbeanlage dar. Die in Hypothese 2 vermuteten Effekte der Gestaltungsmerkmale auf die Erinnerungsleistung an die beworbenen Marken, konnten hingegen nicht bestätigt werden. Zwar war die Erinnerungsleistung der PBn, die die größeren und beleuchteten Lichtwerbeanlagen sahen, tendenziell höher (vgl. Tabelle 3), doch statistisch nicht signifikant. Dies unterstützt die Aussage von Strong (1925), nach der die Aufmerksamkeitserregung keine notwendige Bedingung ist, um Informationen besser verarbeiten zu können. Vor Björn Badura, Sanaz Maafi und Annette Kluge 17 dem Hintergrund der Ergebnisse der ersten Hypothese sollte man aber annehmen, dass die Erinnerungsleistung in der Experimentalgruppe, auf Grund der längeren Fixationsdauer, besser sein sollte (Krugman et al., 1994). Dennoch konnte in dieser Studie kein Zusammenhang zwischen der visuellen Aufmerksamkeit und der Erinnerungsleistung gefunden werden. Möglicherweise sind die nach Hong und Zinkhan (1995), für eine hohe Verarbeitungstiefe notwendigen, Selbstreferenz- und GenerierungsEffekte, die durch Lichtwerbung nicht ausgelöst werden, ein Erklärungsansatz. Gerade in Bezug auf die Ergebnisse zu Hypothese 2 ist kritisch zu hinterfragen, ob Lichtwerbung überhaupt dem Anspruch gerecht werden muss, erinnert zu werden. Geht man lediglich von einer Orientierungsfunktion zur Auffindung eines Geschäftes aus, reicht die ad hoc Aufmerksamkeit als Wirkungsmaß, im Gegensatz zu anderen (Außen-) Werbemedien, aus. So wären LWA lediglich Markierungen, die wiedererkannt, bzw. entdeckt werden müssen, um ein Unternehmen zu finden. Die hier gewonnen Erkenntnisse und die teils kontroversen Erkenntnisse aus der Literatur erwecken den Anschein, dass die Erinnerungsleistung kein geeigneter Prädiktor für Werbewirkung von LWA ist. Folgende Studien sollten vor allem darauf abzielen, weitere essentielle Gestaltungsmerkmale der Lichtwerbung zu identifizieren und deren Wirkungsmechanismen zu ergründen. Im Sinne der externen Validität sollte dies vor allem in Felduntersuchungen, unter Einsatz von mobilen Eyetrackern, geschehen. Auch sollten zukünftige Operationalisierungen der Werbewirksamkeit von Lichtwerbung, gemäß dem Vorschlag von Chandon, Hutchinson und Young (2009), neben der Aufmerksamkeit auch explizite Kaufentscheidungen berücksichtigen, bzw. erheben. Von den Erkenntnissen könnten sowohl die Werbenden, als auch die angesprochenen Stadtentwickler partizipieren um gezielt LWA einzusetzen. Hinzu kommt die durchweg positive Einstellung der Bevölkerung gegenüber Lichtwerbung die weitere empirische Betrachtung der Lichtwerbung rechtfertigt. Eine Beeinflussung der AV durch die Kovariaten, in Form der erhobenen Kontrollvariablen, konnte nicht gefunden werden. Darüber hinaus unterschieden sich die randomisierten Gruppen nicht, weshalb eine hohe interne Validität angenommen wird. Die Generalisierbarkeit der Erkenntnisse ist jedoch auf Grund der künstlichen Laborsituation ungewiss. In der Realität bewegen sich Menschen vornehmlich bewusst und intentionsgeleitet durch Fußgängerzonen. Das könnte bedeuten, dass "suchende" Menschen, die LWA zum Beispiel als Orientierungsreiz für präferierte Marken verwenden, andere Blickbewegungen vollziehen als in diesem Experiment gezeigt. Bohner, G., Bless, H., Schwarz, N., & Strack, F . ( 1 9 8 8 ) . What triggers causal attributions? The impact of valence and subjective probability. European Journal of Social Psychology, 18, 335-345. Zusammenfassend konnte die hier vorgestellte Studie die Relevanz der Gestaltungsmerkmale Größe und Beleuchtung von LWA zur Aufmerksamkeitssteigerung herausstellen. Gerade im Rahmen der Masterpläne, die in vielen Städten für eine Restrukturierung und Akzentuierung der urbanen Räume sorgen sollen, könnten diese Ergebnisse Verwendung finden. Darin wird zum Beispiel die Reizüberflutung durch unkoordinierte Außenwerbung bemängelt und Gestaltungsrichtlinien für LWA gefordert. Im Zuge der Umsetzung dieser Masterpläne und der eventuell nötigen Homogenisierung der LWA ganzer Straßenzüge, könnten die Erkenntnisse dazu beitragen sowohl die Interessen der Werbenden (Aufmerksamkeitssteigerung), als auch der Stadtentwickler (Homogenisierung) zu berücksichtigen. So ermöglichen die identifizierten Gestaltungselemente zusammen mit den Vorstellungen der Stadtentwickler eine möglichst effektive Konzeption. Werbende sollten bei der Lichtwerbekonzeption darauf achten, möglichst große und, trotz des finanziellen Mehraufwands, beleuchtete LWA zu wählen. Dies erhöht sowohl bei Tag als auch bei Nacht die Sichtbarkeit der Anlage erhöht. 7 Literaturverzeichnis A n s p a c h , S . ( 2 0 0 4 ) . Plakat- und Verkehrsmittelwerbung. Göttingen: Business Village. Bellizzi, J., Crowley, A., & Hasty, R. (1983). The Effects of Color in Store Design. Journal of Retailing, 59, 21-45. Bronner, F. E., Bronner, J. R. , & Faasse, J. ( 2 0 0 7 ). In the mood for advertising. 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Korrespondenzadresse: Prof. Dr. Annette Kluge Universität Duisburg-Essen Fachbereich Wirtschafts- und Organisationspsychologie Lotharstraße 65 D – 47057 Duisburg DEUTSCHLAND e-mail: [email protected] 19 Journal of Business and Media Psychology (2011) 2, Issue 2, 20-28 available: www.journal-bmp.de 20 Online consumer behavior and its relationship with socio-demographics, shopping orientations, need for emotion, and fashion leadership Dina Burkolter1 & Annette Kluge2 1 University of Groningen, The Netherlands; 2University of Duisburg-Essen, Germany ABSTRACT With online shopping entering a consolidation phase, there is a need for research differentiating online consumer behavior for a range of product categories. Also, individual differences in online shopping need to be considered. Therefore, a survey (N = 405) assessing online information search and online shopping for nine different product categories as well as socio-demographic and individual variables (shopping orientation, need for emotion, and fashion leadership) was conducted in Germany. Results showed significant differences in online information search as well as shopping regarding gender, status of employment, and education. Moreover, individual variables were differently related to online shopping behavior. Findings are discussed with respect to the future development of the internet as well as scientific and practical insights. Keywords: online consumer behavior, information search, individual differences 1 Online consumer behavior The general decision-making process of buying a product involves problem recognition, information search, alternative evaluations, purchase decision, and post-purchase evaluation (Fill, 2009). The internet with its possibilities for online information seeking, online comparison of attributes and prices, and online purchase influences a number of stages in the decision-making process of consumers (Schindler & Bickart, 2005). Tailoring marketing communication to different consumers, knowledge of the buying decision-making process and its determinants is crucial (Fill, 2009). In this article, we address online information search and online purchase decision with respect to person-related variables and different product categories. From the early stage of online shopping and “early adopters” (Kwak, Fox, & Zinkham, 2002, p. 33), online shopping appears to have entered a consolidation phase. Furthermore, the introduction of Web 2.0 brought about additional possibilities for consumers beyond product purchase. Consumers can post reviews of products, read reviews by other consumers, and exchange experiences with products, brands, or services (Schindler & Bickart, 2005). Early research on online shopping addressed consumer characteristics affecting the choice between online and offline shopping (e.g., shopping center, farmer’s market; Ng, 2003). Furthermore, research has had a strong focus on benefits and obstacles of internet shopping. A range of studies addressed positive and negative features of online shopping (e.g., Cho, Kang, & Cheon, 2006; Warden, Wu, & Tsai, 2006; Yang & Lester, 2004). The most cited benefits of shopping online were convenience, greater access to information, competitive pricing, and broader selection. Among the obstacles for shopping online were security and privacy concerns and the suitability of products to be sold. These benefits and obstacles were also found to be relevant across different cultures (e.g., Efendioglu & Yip, 2004; Yang, Lester, & James, 2007). With regard to the development of the internet and online shopping, it is likely that new types of consumers are searching for information and buying online and that the group of online information searchers and shoppers is becoming more diverse. For instance, early studies of online shopping have shown a connection between technology acceptance and online shopping behavior (e.g., Chen, Gillenson, & Sherrell, 2002). With the broadening of the internet, it is likely that not only technology-oriented consumers will buy online. This assumption is backed by the fact that internet use in general has become common today and is not confined to a special group of e.g., welleducated people (Kwak et al., 2002), anymore. With online shopping being in a second stage, novel research questions arise. The present study seeks to build on previous research findings and to go beyond the mentioned general characteristics and motives of online shopping and investigate personal characteristics of online information searchers and shoppers. From a theoretical point of view, such research can help predict the influence of personal characteristics in different stages of the purchase decision-making process and concerning different product categories more precisely. From a practical point Journal of Business and Media Psychology (JBMP) l ISSN 2191-5814 Online consumer behavior, socio-demographics and personality of view, information about consumer characteristics is relevant to optimize the purchase process by tailoring it to the target groups while considering the product categories as well. 1.1 Online consumer behavior and individual differences Below, we summarize past research with respect to online consumer behavior and individual differences, that is, socio-demografic variables and individual variables, and derive research assumptions based on it. 1.1.1 Socio-demografic variables Gender. Men were seen as early adopters of online shopping. However, with online shopping becoming more common, the number of women shopping online increased (Kim & Kim, 2002). In Germany for instance, in 2009 for the first time, a majority of the women asked about their postal and online shopping behavior, indicated to buy online instead of via mail (bvh, 2010). Gender differences in online shopping were also found regarding product types. For instance, women were more likely than men to shop home furnishings, apparel, and jewellery online (Chiger, 2001; Norum, 2008; Seock & Bailey, 2008) while men were more likely to shop entertainment, videos/DVDs, computers, and electronics online (Norum, 2008). Thus, we assume that there are gender differences with respect to online shopping behavior and product types with women buying furniture and apparel online and men technical appliances. Age. Findings regarding age and online shopping behavior have been inconsistent (Cowart & Goldsmith, 2007). While some research showed that elder individuals were more prone to buy online than younger ones (Cowart & Goldsmith, 2007), other research found younger consumers more likely to shop online than elder consumers (Cowart & Goldsmith, 2007; Joines, Scherer, & Scheufele, 2003). These different results might be explained by methodical reasons, for instance different outcome variables and product types (Cowart & Goldsmith, 2007). In Germany, the percentage of consumers from 50 to 59 years that bought online instead of mail ordering has increased more than 15% from 2008 (43%) to 2009 (58%); the percentage of consumers from 60 to 69 years almost 10% from 2008 (19%) to 2009 (28%; bvh, 2010). Therefore, we assume that there are no significant differences in online shopping with respect to age anymore, i.e., there is no relationship between age and online shopping. Education, employment, and income. Previous studies found that higher education was positively correlated with online shopping (Norum, 2008). Furthermore, Lightner (2003) showed that education and income were positively related to the satisfaction with online purchase experiences. At the same time, education and income were also intercorrelated. Education and income level also affected preferences for web site characteristics such as the appearance of the web site, price, information quantity, and the possibility for comparison of product and price. Thus, 21 we believe that education, employment, and income are positively related to online shopping behavior. 1.1.2 Individual variables While general motives of online shopping have been widely researched (see above), there seems to be much less research regarding individual variables and online shopping. However, as a link between personality and internet use in general has been shown in previous research (e.g., Hamburger & Ben-Artzi, 2000), it is assumed that personality might also be related to online shopping behavior. Individual variables that have a strong link to consumer behavior were selected and are presented below. Shopping orientations. Based on research on general (shopping) trends and values, five different shopping orientations are distinguished by Diehl (2002) and Loevenich and Lingenfelder (2004): Experience, service, price, convenience, and brand orientation. Experience orientation is characterized by a desire for emotional stimulation while shopping. Individuals with an experience orientation see shopping as an adventure and experience (Loevenich & Lingenfelder, 2004). We assume that emotional and sensational stimulation can (yet) only be found to a limited degree in online shopping and therefore, experience-oriented consumers are less interested in online shopping than other consumers (Diehl, 2002; Zhou, Dai, & Zhang, 2007). While in stores or malls “shoppers can consume the ‘atmosphere’, can see the product, and touch, listen to, or smell the product” (Ng, 2003, p. 446), stimulation in online shopping “is limited to the visual image, written description, and some sound and video” (Ng, 2003, p. 446). Therefore, a negative relationship between experience orientation and online shopping is expected. Service orientation is characterized by seeking advice, counsel, and service from sales personnel (Loevenich & Lingenfelder, 2004). Personal contact to sales personnel is hardly given in online shopping (cf. Ng, 2003). However, many websites provide the possibility to contact personnel via e-mail or chat and “have begun to ‘personalize’ their customer service Web pages […] by providing customer reviews” (Ng, 2003, p. 450). For service oriented individuals who appreciate personal contact, the latter services might not be a sufficient substitution for personal contact. Therefore, we assume a negative relationship between service orientation and online shopping. Convenience orientation manifests itself in trying to reduce time and effort in shopping while price orientation manifests itself in searching for the best price for a product (Loevenich & Lingenfelder, 2004). Based on research regarding benefits of online shopping (Diehl, 2002; Warden et al., 2006; Yang & Lester, 2004), we believe online shopping to best meet the needs of convenience and price oriented shoppers. Thus, we expect a positive relationship between convenience and price orientation and online shopping. Last, brand orientation describes the extent to which individuals prefer brand products to no-name products (Loevenich & Lingenfelder, 2004). Because of the broad selection of products in the internet, its internationality, and accessibility (cf., Warden et al., 2006; Yang & Lester, 2004), brand oriented shoppers might find their favorite brands easier online. Therefore, we expect a Dina Burkolter and Annette Kluge positive relationship between brand orientation and online shopping. Need for emotion (NFE). NFE is described as the “tendency or propensity for individuals to seek out emotional situations, enjoy stimuli, and exhibit a preference to use emotion in interacting with the world” (Raman, Chattopadhyay, & Hoyer, 1995, p. 537). The construct seeks to provide “insights regarding how individuals seek out situations of varying emotional intensity, process information from communications and engage in decision making” (Raman et al., 1995, p. 538). Research has shown the importance of effects of affect and moods on consumers' memories, evaluations, judgments, and behavior (Raman et al., 1995). Since NFE plays an important role in consumer behavior, the question arises, to what extent online shopping meets this need. Depending on the design of the website, a potential shopper may perceive online shopping as an emotional situation. However, the emotional intensity may be limited especially with regard to absent personal communication and limited sensory stimulation (cf., Ng, 2003). Therefore, we assume a negative relationship between NFE and online shopping. Fashion leadership (FL). Apparel has for the first time in 2009 become the most frequently bought product on the internet in Germany (GfK, 2009). This fact underlines the need to further analyze individuals interested in buying apparel online. One possible explaining factor is thought to be fashion leadership. Following Goldsmith, Freiden and Kilsheimer (1993), fashion leaders are assumed to learn about new fashion earlier than the average buyer. Fashion leaders enjoy the fashion buying process because of the excitement and they also play a key role in the diffusion of fashion and fashion information (Bearden & Netemeyer, 1999). Furthermore, fashion leaders have a higher level of media consumption than non-fashion leaders (Bearden & Netemeyer, 1999; Palegato & Wall, 1980). We therefore expect a positive relationship between FL and online shopping of apparel. 1.2 The present study A survey was conducted to investigate the research questions. To ensure that not only technology-oriented respondents were approached, the survey was administered as a paper-pencil questionnaire instead of an online questionnaire. This approach differs from many recent studies on online shopping conducted that employed web-based questionnaires (e.g., Cho et al., 2006; Norum, 2008; Kwak et al., 2002). Furthermore, aiming at a more representative sample, it was accounted for that participants from a broad range of age were invited to take part in the study, beginning from the age at which some financial autonomy is given to the elder consumer (i.e. from 14 to 88 years). Also in this respect, the present study differed from previous studies in which mainly college students at a young age participated (e.g., Cho et al., 2006; Yang & Lester, 2004). Online shopping was assessed for a broad range of products with nine different product categories aiming at covering the most relevant product types. Furthermore, respondents were asked about the frequency they were 22 buying certain products online (from never to always), instead of merely asking whether they once had purchased a specific product category online. Since most of the consumers use the internet to gather information on products (Bellman, Lohse, & Johnson, 1999; Chen et al., 2002; Cowart & Goldsmith, 2007), online information search behavior was assessed in addition to online shopping. Thus, online shopping behavior was differentiated in online information search and online shopping. 2 Method 2.1 Participants In all, 405 participants (49.6% female) from Germany filled in the questionnaires. Their ages ranged from 14 to 88 and their average age was 36.6 years (SD = 17.4). Participants were mostly recruited through personal contacts (e.g., family, friends, and acquaintances). This represents a convenience sample. However, we attempted to increase sample representativeness by inviting people from a broad range of ages as well as men and women at an equal ratio to participate. An overview of the sample regarding gender, education, employment, and income can be found in Table 1. More than 90% of the participants had internet access in their own households. In order to prevent the questionnaire from getting too long for the respondents to fill in, the sample was divided in subsamples and thus, NFE and FL were only assessed for a subsample of 107 participants (53.3% female, M age = 34.0 years, SD age = 15.0). Table 1. Description of the Sample (N = 405) Socio-demografic variables Female Male Gender 49.6% 50.4% Total 100.0% Education No degree 4.0% 3.4% 3.7% Degree of secondary education 30.3% 26.5% 28.4% High school degree 51.2% 51.0% 51.1% University degree 13.9% 18.1% 16.0% Unoccupied 38.8% 37.3% 38.4% Employed 59.2% 62.7% 61.6% 0 to 150 EUR/month (150 EUR = approx. 210 USD) 31.3% 29.9% 30.6% 150 to 500 EUR/month (500 EUR = approx. 700 USD) 40.3% 36.3% 38.3% 500+ EUR/month 25.4% 33.9% 29.7% Employment Income at disposal for shopping1 Notes: 1At disposal for shopping when fix costs for rent, food, phone, commute etc. were deducted. (Percentages for education, employment, and income will not add to 100% because of missing values). 2.2 Independent variables Socio-demographic variables. As socio-demographic variables, gender (male/female), age (in years), employment status (employed/unoccupied), education (highest degree), and income, i.e., for shopping disposable amount of money, were assessed. For the latter, participants were asked how much money they had at their disposal for shopping excluding the expenses for rent, telephone, commute, and food etc. Since the question about income Online consumer behavior, socio-demographics and personality is a personal and potentially sensible question, we provided answer categories (i.e., ordinal scale), even though assessing income on an interval scale would have been preferable. Shopping orientations. The development of items regarding the five shopping orientations was based on Diehl (2002) and results from a prestudy using similar items (Rohr, 2009). A factor analysis (see Table A in the Appendix) showed five factors explaining a total of 72% of variance. Reliability (Cronbach's Alpha) of the five shopping orientations scales were .89 for experience orientation (3 items), .79 for service orientation (3 items), .60 for convenience orientation (3 items), .50 for price orientation (2 items), and .57 for brand orientation (2 items). Need for emotion (NFE). The NFE scale by Raman, Chattopadhyay, and Hoyer (1995) was employed. The scale captures individuals' tendencies to seek out and enjoy emotional situations. The scale consists of twelve items which were rated on a 5-point scale ranging from 1 (I do not agree at all) to 5 (I totally agree). An example item was: “Experiencing strong emotions is not something I enjoy very much” (reverse scored). Cronbach's Alpha of the adapted German version of the scale was satisfactory (Cronbach's Alpha = .87). Fashion leadership (FL). A scale by Goldsmith, Freiden, and Kilsheimer (1993) was employed to assess FL. The scale consists of six items which were rated on a 5-point scale ranging from 1 (I do not agree at all) to 5 (I totally agree). An example item was: “I am aware of fashion trends and want to be one of the first to try them”. Cronbach's Alpha of the adapted German version of the scale was satisfactory (Cronbach's Alpha = .85). Discriminant and convergent validity. None of the shopping orientations were significantly related to NFE (–.11 ≤ rs ≤ .10, p > .05, two-sided), except for price orientation (rs =–.23, p < .05). Fashion leadership showed similarities with some of the shopping orientations: FL was significantly and positively associated with experience orientation (rs = .59, p < .001) and brand orientation (rs = .34, p < .001) as well as significantly and negatively related to convenience orientation (rs = –.27, p < .01). Fashion leadership was not significantly related neither to service (rs = .17, p > .05) nor price orientation (rs = .02, p > .05, all N = 107, two-sided). 2.3 Dependent variables Online information behavior. Information behavior regarding shopping was assessed by asking “How often do you look for information about these product categories online?” on a scale from 1 (never) to 5 (always). Product categories were chosen following Levin, Levin, and Heath (2005). Participants were asked to answer the question for the following nine different product categories: Travelling (e.g., flight tickets, hotel reservations, rental car), events (e.g., concerts); CDs, DVDs, books, computer software (e.g., games); apparel, fashion, and shoes; electronics (e.g., TVs, DVD players, computer hardware, home appliances); health and care products, cosmetics, and pharmaceutical; sporting goods; food; furniture and 23 fixtures; car equipment. As an overall indicator of online information search, a mean value of all categories was calculated. Online shopping. Online shopping behavior was assessed by asking “How often do you buy these product categories online?” employing the same nine product categories as for measuring information search behavior. A scale ranging from 1 (never) to 5 (always) was used. As an overall indicator of online shopping, a mean value of all categories was computed. 3 Results Mean values of online information behavior were higher than for online shopping (see Table 2). As assumed, male participants indicated to buy CDs etc., electronics, sporting goods, and car equipment online (see Tables 3 and 4). However, while for male participants, online information behavior and shopping was similar, female participants looked for information about apparel as well as health and care products online but did not actually buy them online. Employed respondents searched for information and purchased online more often than unoccupied respondents. Table 2. Spearman Correlations between Socio-demographic Variables and Online Shopping Behavior Product Categories M SD Age Education Income Online information behavior Travelling 2.96 1.49 –.29** .27** .02 CDs etc. 2.84 1.52 –.35** .27** –.02 Apparel 2.59 1.36 –.45** .11* –.11* ** Electronics 2.77 1.49 –.29 Health and care 1.71 0.99 –.02 –.03 .06 Sporting goods 2.02 1.28 –.17** .09 .10* Food 1.38 0.89 –.07 .05 –.00 Furniture 2.21 1.24 –.15** .10* .05 Car equipment 2.07 1.38 –.00 .12* .13** Mean ries all catego- ** .16 ** .19 .06 ** .05 2.28 0.83 –.31 Travelling 2.61 1.48 –.20** .34** .01 CDs etc. 2.54 1.42 –.32** .31** .01 Apparel 2.14 1.23 –.35** .15** –.00 Electronics 2.11 1.27 –.26** .21** .11* Health and care 1.39 0.74 .06 .04 .08 Sporting goods 1.56 1.00 –.10 .09 .07 Food 1.12 0.51 .00 .05 .06 Furniture 1.55 0.89 –.11* .04 .09 Car equipment 1.61 1.08 –.02 .13* Online Shopping Mean ries * all catego- Notes: p < .05, ** 1.85 0.66 –.31 ** .29 ** .15** .08 p < .01 (two-tailed) We found a negative relationship between age and both online information behavior and shopping (see Table 2). Thus, in tendency, the younger the individual, the more the internet is used for both information search and shopping. As expected, there was a positive relationship between employment, education, and online information behavior and shopping, indicating that employed and highly educated participants tend to shop online rather Dina Burkolter and Annette Kluge than offline. However, no significant relationship was found for income and online shopping behavior. Table 3. Descriptive Statistics on Online Information Behavior as a Function of Gender and Employment Product Categories Female Male Unoccupied Employed 24 Apparel 2.25 (1.24) 2.02 (1.22) t (396) = 1.897, p = .059, r = .09 1.93 (1.11) 2.28 (1.29) t (345.6) = –2.800, p < .01, r = .15 Electronics 1.77 (1.12) 2.45 (1.32) t (389.7) = –5.552, p < .001, r = .27 1.89 (1.12) 2.26 (1.33) t (352.5) = –3.015, p < .01, r = .16 Health and care 1.40 (0.70) 1.38 (0.77) t (396) = 0.261, p = .794, r = .01 1.30 (0.73) 1.45 (0.74) t (392) = –1.983, p < .05, r = .10 Sporting goods 1.29 (0.70) 1.81 (1.17) t (330.3) = –5.394, p < .001, r = .28 1.32 (0.83) 1.70 (1.07) t (369.1) = –4.005, p < .001, r = .20 Food 1.10 (0.41) 1.14 (0.59) t (398) = –0.837, p = .403, r = .04 1.11 (0.60) 1.11 (0.44) t (394) = 0.014, p = .989, r = .00 Furniture 1.51 (0.82) 1.59 (0.96) t (389.9) =– 0.941, p = .347, r = .05 1.42 (0.82) 1.63 (0.93) t (342.1) =– 2.325, p < .05, r = .12 M (SD) M (SD) t (df), p, r M (SD) M (SD) t (df), p, r Travelling 2.95 (1.48) 2.97 (1.51) t (399) = – 0.138, p = .891, r = .01 2.74 (1.53) 3.09 (1.45) t (395) = – 2.307, p < .05, r = .11 CDs etc. 2.60 (1.47) 3.08 (1.53) t (399) = – 3.170, p < .01, r = .16 2.65 (1.49) 2.99 (1.52) t (395) = – 2.209, p < .05, r = .11 Apparel 2.76 (1.39) 2.43 (1.32) t (399) = 2.422, p < .05, r = .12 2.46 (1.32) 2.70 (1.38) t (395) = – 1.709, p = .088, r = .09 Electronics 2.26 (1.34) 3.28 (1.47) t (399) = – 7.314, p < .001, r = .34 2.40 (1.35) 3.03 (1.53) t (345.0) = –4.284, p < .001, r = .22 Car equipment 1.33 (0.74) 1.89 (1.28) t (322.9) = –5.293, p < .001, r = .28 1.34 (0.80) 1.79 (1.20) t (390.7) = –4.411, p < .001, r = .22 Health and care 1.83 (1.00) 1.58 (0.96) t (398) = 2.591, p < .05, r = .13 1.59 (0.89) 1.77 (1.03) t (347.1) = –1.873, p = .062, r = .10 Mean all categories 1.73 (0.59) 1.96 (0.70) t (387.3) = –3.525, p < .001, r = .18 1.68 (0.60) 1.96 (0.67) t (390) = –4.178, p < .001, r = .21 Sporting goods 1.62 (0.98) 2.41 (1.42) t (357.5) = –6.530, p < .001, r = .33 1.67 (1.05) 2.22 (1.36) t (370.7) = –4.491, p < .001, r = .23 Food 1.32 (0.80) 1.44 (0.97) t (387.0) = –1.319, p = .188, r = .07 1.35 (0.92) 1.38 (0.85) t (394) = – 0.303, p = .762, r = .02 The relationship between NFE and online shopping behavior was negative as assumed, but did not reach significance (see Table 6). As hypothesized, we observed that FL was positively and significantly related to online information behavior and shopping of both apparel and health and care products. Furniture 2.19 (1.22) 2.22 (1.27) t (399) = – 0.256, p = .798, r = .01 1.95 (1.14) 2.36 (1.26) t (339.2) = –3.336, p < .01, r = .18 1.67 (1.09) 2.46 (1.52) t (365.2) = –6.020 p < .001, r = .30 1.65 (1.08) 2.34 (1.48) t (379.2) = –5.297, p < .001, r = .26 t (398) = – 3.605, p < .001, r = .18 2.05 (0.77) Car equipment Mean all categories 2.13 (0.78) 2.43 (0.86) 2.43 (0.84) t (394) = – 4.495, p < .001, r = .22 Regarding shopping orientations, brand orientation was significantly and positively related to both online information behavior and shopping (see Table 5). This indicates that participants who consider brands to be important buy online rather than offline, a result in line with our hypothesis. Also for service orientation, we observed a negative and significant relationship with online information behavior, as expected. In line with our hypothesis, price orientation was positively and significantly related to online information behavior and online shopping. There were no other significant relationships regarding shopping orientations and online shopping behavior. Table 4. Product Categories Descriptive Statistics on Online Shopping as a Function of Gender and Employment Female M (SD) Male M (SD) Unoccupied t (df), p, r M (SD) Spearman Correlations Between Shopping Orientations and Online Shopping Behavior Product Categories Experience Travelling 2.62 (1.50) 2.61 (1.47) t (398) = 0.049, p = .961, r = .00 2.49 (1.52) 2.70 (1.45) t (394) = –1.346, p = .179, r = .07 CDs etc. 2.34 (1.36) 2.73 (1.44) t (398) = –2.773, p < .01, r = .14 2.32 (1.35) 2.70 (1.43) t (394) = –2.569, p < .05, r = .13 Convenience Price Bran d Travelling .09 –.13** –.01 .15** .02 CDs etc. .01 –.19** –.02 .14** .05 Apparel .26** –.12** –.05 .03 .19** Electronics –.08 .16 Sporting goods –.00 Food Furniture Car equipment ** .04 .12 * .12* * .03 .07 .03 .10 –.02 .08 .12* .16** .10* .02 .00 .02 .02 .17** –.03 .07 .11* .03 –.08 .10* .15** .13** ** .13** –.08 Mean all categories –.17 ** Health and care * .09 –.12 .04 .17 Travelling .07 –.07 –.01 .13* .03 CDs etc. .02 –.15** –.06 .09 .07 Apparel .17** –.06 –.11* –.00 .18** –.09 –.11 * .02 .17** Online Shopping Electronics –.04 Health and care .09 .02 –.07 .08 .07 Sporting goods .02 –.04 –.01 .05 .22** Food .01 .05 –.05 –.03 .06 .13** .11* –.01 .09 .09 –.01 –.04 .15** Car equipment t (df), p, r Service Online information behavior Furniture Employed M (SD) Table 5. –.03 Mean all categories Notes: *p < .05, ** .07 –.07 –.09 .12 * .15** .17** p < .01 (two-tailed). Finally, multiple regression analyses with online information behavior and online shopping as dependent variables were conducted (see Table 7). The most promising variables were chosen as predictors based on past research (cf. Field, 2005) and current findings. That is, Online consumer behavior, socio-demographics and personality variables with the strongest relations to online shopping behavior were selected. In the first step, socio-demografic variables were entered and in the second step, shopping orientations (NFE and FL were not considered due to sample size). Age, employment, price and brand orientation proved to be significant predictors of online information behavior. Overall, these variables accounted for 28% of the variation in online information behavior. With respect to online shopping, age, education, employment, brand and price orientation were shown to be significant predictors and they accounted for 24% of the variation in online shopping. Table 6. Spearman Correlations Between Need for Emotion (NFE), Fashion Leadership (FL) and Online Information Behavior as well as Online Shopping Product categories Travelling CDs etc. Online information behavior NFE FL –.15 .10 .03 –.01 Online shopping NFE .38** FL .04 .21* .05 .06 –.14 .20* –.10 .02 –.17 .24* .12 –.17 .07 .01 .08 –.04 .14 Furniture –.04 .16 –.05 .17 Car equipment –.28** –.04 –.16 .04 Mean all categories –.15 .16 –.13 .19 Apparel –.05 Electronics –.12 Health and care –.06 .26** Sporting goods –.12 Food Notes: *p < .05, Table 7. ** –.08 p < .01 (two-tailed). 1Subsample: n = 107. Hierarchical regression analyses with online information behavior and online shopping as dependent variables B SE B β Online information behavior Step 1 Age –.38*** –.02 .00 Education .04 .03 .06 Employment .37 .08 .22*** –.37*** Step 2 Age –.02 .00 Education .03 .03 .04 Employment .35 .08 .20*** Price orientation .21 .04 .24*** Brand orientation .09 .04 –.07 .04 –.08 Service orientation .11* Online Shopping Step 1 –.01 .00 –.31*** Education .07 .02 .16** Employment .25 .06 .19*** Age Step 2 –.01 .00 –.31*** Education .07 .02 .15** Employment .23 .06 .17*** Brand orientation .09 .03 .14** Price orientation .12 .03 .18*** Age Note: Online Information behavior: R2 = .21 for Step 1; ∆R2 = .07 for Step 2 (R2 total = .28); Online shopping: R2 = .19 for Step 1; ∆R2 = .05 for Step 2 (R2 total = .24). *p < .05, **p < .01, ***p < .001 4 25 Discussion Online shopping is entering a consolidation phase in which it is likely that the group of online shoppers is becoming more diverse. Therefore, the objective of the study was to study online consumer behavior regarding individual characteristics and to differentiate online shopping for a range of product categories. Findings showed that the typical online shopper is young, male, employed, highly educated as well as service and brand oriented. However, these findings need to be differentiated with respect to product categories as well as online information behavior versus actual online shopping. For instance, female participants tend to search for information via the internet for apparel, shoes, fashion as well as health and care products, but they do not buy them online. Since the percentage of elder online shoppers has increased in recent years (bvh, 2010), we expected age to be unrelated to online shopping behavior. However, we found a negative relationship between age and online shopping behavior indicating that currently, younger consumers buy online more often than elder consumers. In future years however, technology acceptance and use among elder consumers may increase and hence, online shopping frequency among elder consumers may increase as well (cf. Chen et al., 2002). Contrary to our assumptions, there were no significant relationships between experience as well as convenience orientation and online shopping behavior. We expected a negative relationship between experience orientation and online shopping behavior because emotional and sensational stimulation can (yet) only be found to a limited degree in online shopping. However, findings showed that there were positive relationships between experience orientation and some product categories such as apparel and furniture. Thus, it seems that online shopping may nevertheless be experienced as providing adventure and experience (cf. Loevenich & Lingenfelder, 2004). With the further development of technology, the possibilities for emotional and sensational stimulation may possibly increase even more, for instance with product virtualization technologies such as 3D rotation views and virtual try-on (Kim & Forsythe, 2007). With respect to findings regarding shopping orientations and online shopping behavior– which showed rather small effect sizes–methodological issues might also have had an influence on the outcomes. Some of the reliability scores of the shopping orientation scales were rather low. Therefore, in future studies, operationalization of the shopping orientations needs some improvement. Reliability of the shopping orientation scales need to be increased by revising the scales, that is, adding and improving items (cf. Cortina, 1993). The relationship between NFE and online shopping behavior was negative as expected, but it did not reach significance. The results indicate that there is no general relationship between NFE and online consumer behavior. Thus, searching for information or purchasing a product online is generally attractive for consumers with a high or low NFE. With respect to the two stages of information search and purchase within the buyer’s decision-making process (Fill, 2009), emotions in general and NFE might Dina Burkolter and Annette Kluge 26 not be as relevant as assumed. Furthermore, the NFE scale by Raman et al. (1995) may measure the construct on a too broad and general level as it was developed before the wide spread use of the internet. In future research, we suggest using items that more strongly address the specific relationship between emotions and the purchase decision-making process (Fill, 2009). For instance, items could represent current trends regarding online consumer behavior (e.g., “I experience strong emotions when searching the internet for new fashion styles with my friends”). Finally, NFE and FL were measured only for a subsample of 107 participants due to length restrictions. To be better able to interpret the relationships between NFE, FL, and online shopping behavior, findings need to be replicated with a larger sample. 5 Some limitations of the study need to be discussed. First, a convenience sample was used. Although representativeness was considered by paying attention to the distribution of age and gender, the representativeness of the present sample may be limited. Furthermore, the measurement of the dependent variables–online information behavior and online shopping–could benefit from assessing general shopping frequencies. Respondents were asked “How often do you buy these product categories online?” with response categories ranging from 1 (never) to 5 (always). The interpretation of this data could be improved by assessing offline shopping frequencies for the product categories in addition to assessing online shopping frequencies. For instance, in case a respondent chooses the response category “never”, having the information whether the respondent never buys a product category (neither online nor offline) would be helpful for data interpretation. B e l l m a n , S . , L o h s e , G . , & J o h n s o n , E . (1999). Predictors of online buying behavior. Communications of the ACM, 42, 32–38. The present study provides both practical and scientific insights. From a scientific point of view, the study showed that online consumer behavior is a multilayered process with a range of factors that influence the shopping decisions–socio-demographic variables, personality or shopping orientations all have a different effect on online consumer behavior. From a practical point of view, findings suggest a careful analysis of targeted consumers for advertising design with respect to online information and shopping behavior, product categories, and a range of individual characteristics. On the basis of a detailed analysis of the targeted consumers, appropriate advertising measures can be taken. For instance, offline marketing communication such as billboards or magazine advertisements can be used to raise interest among the target audience. Once the consumer visits the website, in-depth product information tailored to the consumers’ characteristics can be provided (Fill, 2009). More knowledge about consumer characteristics predicting online information search and purchase therefore enables a high degree of personalization, for example with respect to gender (female) and product categories (apparel and health care products). Our research aimed at providing one first step in that direction but further research is required for instance with respect to lifestyles and consumption choices (Solomon, Bamossy, Askegaard, & Hogg, 2010). Acknowledgments The authors would like to thank (in alphabetic order) Peter Alfers, Meike Bloch, Rouven Bobb, Bianca Brall, Michael Broschk, Helene Chevalier, Nimet Cimen, Janine Halsig, Marina Jakubowski, Anna Korokova, Karolyn Kugler, Christian Martschin, Palle Presting, Jana Schellscheidt, Nadine Spitaler, Alina Sommerfeld, and Eugenia Tauber for their support in data collection. 6 References B e a r d e n , O . W . & N e t e m e y e r , R . G . (1999). Handbook of Marketing Scales: Multi-item measures for marketing and consumer behaviour research. Thousand Oaks: Sage Publications. Bundesverband des Deutschen Versandhandels e . V . ( b v h ) (2010). 2009 war Rekordjahr für den Versand- und Online-Handel. Pressemitteilung. [2009 was a record year for mail order and online commerce. Press release]. Available: www.versandhandel.org/Pressemitteilung.96+M528eef50ab1.0.html (15.04.2011). Chen, L.-D., Gillenson, D.L., & Sherrell, D.L. (2002). 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Online shopping acceptance model – A critical survey of consumer factors in online shopping. Journal of Electronic Commerce Research, 8, 41–62. Dina Burkolter and Annette Kluge Appendix Table A. Factor Analysis of Shopping Orientation Items (VARIMAX rotation) Items Factor loadings of factors E S 1. Shopping is an adventure for me .87 .23 .03 .00 .04 2. The shopping experience is important to me .90 .20 –.04 .02 .12 3. I feel great anticipation before shopping .88 .03 –.01 –.00 .07 4. It is important to me to get assistance by salespersons while shopping .07 .83 .05 .07 .10 5. It is important to me to chat casually with salespersons while shopping .09 .87 –.02 .05 .05 6. It is important to me to be shepherded while shopping (e.g., with a coffee) .28 .75 .06 –.02 –.04 7. It is important to me that retail outlets are fast and easy to reach –.10 .07 .78 .17 –.11 8. With respect to shopping, I want to be independent of time .15 –.04 .79 –.13 .15 9. With respect to shopping, it is important to me to find information about products fast and easy –.13 .10 .59 .50 –.02 10. With respect to shopping, it is important to me to buy products to the lowest price possible .04 –.07 –.00 .75 –.16 11. With respect to shopping, it is important to me to be able to compare prices of products in advance .02 .14 .12 .81 .11 –.00 –.06 .05 –.16 .85 .19 .16 –.03 .10 .79 2.52 2.18 1.61 1.56 1.44 19.34 16.77 12.38 12.00 11.10 12. I buy mainly brands 13. With respect to shopping, it is important to me to buy products with a high degree of popularity Eigenvalue Percent of variance C P B Notes: Bold: Factor loading > .55. Percent of variance total: 71.59%. E: Experience, S: Service, C: Convenience, P: Price, B: Brand Corresponding author: Dr. Dina Burkolter Assistant Professor University of Groningen Experimental Psychology Grote Kruisstraat 2/1 NL-9712 TS Groningen THE NETHERLANDS E-mail: [email protected] 28 Journal of Business and Media Psychology (2011) 2, Heft 2, 29-39 verfügbar unter: www.journal-bmp.de 29 Materialismus, Selbstwert, Lebenszufriedenheit und Mediennutzung Peter Michael Bak Hochschule Fresenius Köln ZUSAMMENFASSUNG Macht Geld glücklich und zufrieden? Und fühlen wir uns als Menschen besser, wenn wir uns materiellen Besitz anschaffen? Fragen, die zwar schon seit langem diskutiert werden, die aber in den letzten Jahren erneut von Psychologen und Ökonomen im Zusammenhang mit Studien zur Lebenszufriedenheit einerseits, den Erkenntnissen zur kultivierenden Wirkung insbesondere des Massenmediums Fernsehen andererseits, unter ganz neuen Perspektiven aufgegriffen wurden. Ziel der vorliegenden Studie war es, an einer Stichprobe von n = 123 Probanden zu untersuchen, inwieweit sich Medienkonsum auf materielle Orientierungen und materielle Orientierungen auf Lebenszufriedenheit sowie Selbstwert auswirken. Die Ergebnisse können zum Teil bereits bekannte Befunde zum Zusammenhang von Fernsehkonsum und Materialismus bestätigen. Weitere Analysen zeichnen ein differenzierteres Bild für die Zusammenhänge von Fernsehkonsum, Materialismus Selbstwert bzw. Lebenszufriedenheit. Die Ergebnisse werden im Licht bisheriger Befunde diskutiert. Schlüsselbegriffe: Materialismus, Lebenszufriedenheit, Selbstwert, Mediennutzung 1 Materialismus und Post-Materialismus „Es ist leichter, dass ein Kamel gehe durch ein Nadelöhr, denn dass ein Reicher in das Reich Gottes komme“ (Lukas 18:25). Für viele Menschen steht es außer Frage, dass Geld allein nicht glücklich macht. Zumindest nicht auf lange Sicht. Oder vielleicht doch? Die Frage, ob wir durch Geld oder materiellen Reichtum glücklicher werden oder, ob materieller Besitz den Charakter verdirbt, wird vermutlich schon diskutiert, seit Menschen sich ihres Besitzes bewusst sind und über ihr Leben reflektieren. Spätestens seit Mitte des 19. Jahrhunderts wird daraus sogar eine politische Frage. Mit dem Kapitalismus tritt eine Gesellschafts- und Wirtschaftsordnung auf den Plan, bei der das Kapital (Geld, Besitz) explizit zum dominierenden Faktor wird (Schubert & Klein, 2006). Auf den Nenner gebracht wurde die Frage dann in Erich Fromms (1979) Bestseller „Haben oder Sein“. Fromm spricht darin vom homo consumens und warnt vor den negativen Folgen eines pathologisch übersteigerten Konsums (Fromm, 1979). Heute ist Erich Fromms Appell für einen „gesunden und vernünftigen Konsum“ (Fromm, 1979, S. 169) aktueller denn je, wie nicht zuletzt der Boom der Bioprodukte und die zunehmende Betonung nachhaltiger Produktionsprozesse belegen. In der Marktforschung wird in diesem Zusammenhang von der Entstehung von „Sinnmärkten“ gesprochen. Nicht mehr das „Mehr“ an Konsum zählt, sondern das Bessere (siehe z. B. Schmidt, Littek & Nickl, 2007; Wenzel, Kirig & Rauch, 2008). Dieser Wertewandel wurde be- reits von dem Politologen Ronald Inglehart (1971; 1981; 1990; 2000) beschrieben. Nach Inglehart sind die westlichen Gesellschaften heute eher postmaterialistisch denn materialistisch zu nennen. Inglehart vertritt, basierend auf Maslows (1954) Konzept der Bedürfnispyramide, die Ansicht, dass das Bedürfnis nach materiellen Werten (Materialismus) in einer Gesellschaft mit dem Anwachsen ökonomischen Wohlstands abnimmt, der Wunsch nach abstrakteren Werten wie Glück, Freiheit, Bildung dagegen zunimmt (Post-Materialismus; Kritik an der Eindimensionalität des Materialismus-Postmaterialis-mus-Konzepts äußert z. B. Klein, 1995). Zwei ineinandergreifende Prozesse macht Inglehart für den Wertewandel verantwortlich. Zum einen führt ökonomischer Mangel zur Betonung von Besitzdenken/-streben (Knappheits-Hypothese). Zum anderen wird unser Wertesystem maßgebend durch die Bedingungen geprägt, unter denen wir heranwachsen (Sozialisations-Hypothese) und unter denen wir lernen, was knapp und kostbar ist (z.B. Inglehart, 1990; Inglehart, 2000). Inglehart argumentiert, dass der ökonomische Wohlstand, der sich nach dem 2. Weltkrieg entwickelt hat, zu diesem Wertewandel vom Materialismus zum PostMaterialismus führte. Nach dem 2. Weltkrieg waren Besitz und Wohlstand primäre Ziele und die Nachkriegsgeneration wuchs vor dem Hintergrund ökonomischer Knappheit auf. Den nachfolgenden Generationen ging es ökonomisch stets besser, wodurch das Ziel, materiellen Wohlstand zu erlangen, sukzessive durch Ziele wie Selbstentfaltung und Freiheit substituiert wurde. Befunde Ingleharts (1990), wonach im Jahr 1970 in der Generation der damals 65 Jährigen der weitaus größere Teil eine materialistische Journal of Business and Media Psychology (JBMP) l ISSN 2191-5814 Materialismus, Selbstwert, Lebenszufriedenheit und Mediennutzung Haltung besaß, während bei den Jüngeren eine postmaterialistische Orientierung dominierte, unterstützen diese Annahmen (siehe auch Inglehart, 1971). Es gibt mittlerweile auch widersprechende Befunde, die keinen Zusammenhang zwischen materieller Unsicherheit und Materialismus nahelegen (z. B. Ahuvia & Wong, 1995) und andere, wonach z. B. finanzielle Ziele für jüngere Menschen immer wichtiger werden (vgl. auch Dittmar, 2005; Myers, 2000). Möglicherweise liegen den widersprechenden Befunden auch Effekte sozialer Erwünschtheit zugrunde. Die von Richins und Dawson (Richins & Dawson, 1992) vorgelegten Korrelationen zwischen Materialismus und entsprechenden Maßen sind allerdings sehr gering und sprechen eher gegen massive Effekte sozialer Erwünschtheit. Eine andere Erklärung könnte sein, dass es für junge Menschen, die in der Regel noch keinen oder noch nicht viel eigenen Besitz haben, in einer ökonomisch reichen Gesellschaft zunehmend zur Aufgabe wird, mit den ökonomischen Standards, die ihnen von den Eltern, Medienfiguren, Idolen und Peers vorgelebt werden, mithalten zu können (siehe auch Chaplin & John, 2007; Dittmar, 2005). Das Erreichen materiell-finanzieller Ziele wird quasi zur Eintrittskarte in die so wahrgenommene Welt der Erwachsenen (Hypothese des Standarderhalts). In diese Richtung deutet auch eine aktuelle Allensbach-Studie. Danach beurteilen 71% der deutschen Lehrer ihre Schüler z. B. als materialistisch, 90% als durch Medien geprägt (Köcher, 2011). Es stellt sich hier die Frage, inwieweit der von Inglehart beobachtete Wertewandel tatsächlich als solcher zu bezeichnen ist, oder ob postmaterialistische Werte nicht vielmehr im Sinne einer personal positiv konnotierten und gesellschaftlich positiv sanktionierten Haltung zu interpretieren ist, die man sich angesichts ausreichend materieller Ressourcen ohne Schaden leisten kann. Dies würde dann dafür sprechen, Materialismus und Postmaterialismus nicht als zwei Enden eines eindimensionalen Konstrukts anzusehen, sondern als zwei unabhängige Dimensionen. 2 Wohlstand, Materialismus, Selbstwert und Lebenszufriedenheit Welche Folgen hat materieller Wohlstand bzw. eine materialistische Einstellung auf psychologisch wichtige Faktoren, etwa die subjektive Lebenszufriedenheit? Sind die Menschen heute glücklicher als früher, weil sie mehr besitzen? Und sind die Menschen in armen Nationen weniger zufrieden als Menschen in reichen Nationen? Inglehart liefert dazu erste Antworten. Er kann bei seinen Untersuchungen auf Basis des World Values Surveys einen kurvilinearen Zusammenhang z. B. zwischen Einkommen und Lebenszufriedenheit nachweisen (z. B. Inglehart, 1981; 2000): „As one moves from subsistence-level economies, such as India or Nigeria, to advanced industrial societies, there is a large increase in the proportion of the population who consider themselves very happy or very satisfied with their lives as a whole. But above a certain level (…), the curve levels off. Among advanced industrial societies, there is practically no relationship between income level 30 and subjective well-being” (Inglehart, 2000, S. 217). Ganz ähnliche Befunde berichtet Diener (siehe auch Diener, Diener & Diener, 1995; 2000). 2.1 Das Easterlin-Paradox Der Ökonome Easterlin (1974; siehe auch Easterlin, 1995; 2010; Graham, 2008) analysierte ebenfalls internationale Daten von Einkommen und Glück. Er zeigte, dass es zwar einen Zusammenhang zwischen Einkommen und Glück gibt, ein Einkommenswachstum über die Zeit jedoch nicht zu einem korrespondierenden Anstieg der subjektiven Glücksbewertung führt. Die „hedonistische Tretmühle“ („hedonic treadmill“ z. B. Graham, 2008) wird als mögliche Erklärung für diesen Befund herangezogen: die materiellen Normen, auf deren Grundlage das subjektive Wohlbefinden beurteilt wird, passen sich dem wachsenden Gesamteinkommen an (Easterlin, 1995; Easterlin, 2001; Easterlin, McVey, Switek, Sawangfa & Zweig, 2010; zur Kritik an Easterlins Theorie siehe z. B. Stevenson & Wolfers, 2008): Immer wenn man meint, endlich einen Wohlstand erreicht zu haben, der ein sorgenfreies, glückliches Leben ermöglicht, führt eben jener Wohlstand dazu, dass neue nicht erfüllte Wünsche und Ziele in den Fokus rücken und einem bedeuten, dass der aktuelle ökonomische Besitz noch nicht ausreichend ist. 2.2 Materialismus und Lebenszufriedenheit In einer Gesellschaft, die die Erfahrungen von materiellem Mangel und Knappheit gemacht hat, wird materieller Besitz zu einer Errungenschaft, die sich zunächst positiv auf die subjektive Zufriedenheit auswirkt. Das macht auch Sinn, denn materieller Besitz und ein gutes Einkommen sichern den Zugang zu vielen relevanten Ressourcen wie z. B. gesunde Ernährung, Krankenversorgung oder Bildung, die ihrerseits zur Gesamtzufriedenheit beitragen (vgl. Biswas-Diener, 2008). Geht es einer Gesellschaft dagegen aus materieller Perspektive gut, dann führt ein Anstieg des materiellen Wohlstands nicht automatisch zu weiterer Zufriedenheit. Im Gegenteil, wer schon vieles hat, der wird nicht noch glücklicher, wenn er noch mehr hat. So gesehen sollte sich eine Haltung, vor allem den materiellen Reichtum zu vergrößern (Materialismus) in einer materiell bereits gesättigten Umgebung tendenziell eher negativ auf die Lebenszufriedenheit auswirken. Es gibt sozusagen keinen substanziellen Glücksgewinn mehr durch noch mehr Besitz. Die Empirie bestätigt diese Annahme. So berichtet etwa Belk (1983) negative Zusammenhänge zwischen Glück, Lebenszufriedenheit und verschiedenen Maßen von Materialismus. Und Burroughs (2002) kommt in einer Meta-Analyse ebenfalls zu dem Schluss, dass Materialismus und Lebenszufriedenheit negativ zusammenhängen (siehe dazu auch Ahuvia & Wong, 1995; Kashdan & Breen, 2007; Kasser, 2002; Kasser & Ryan, 1993; Sirgy, 1998; Wright & Larsen, 1993). Eine post-materialistische Haltung scheint dagegen positiv mit Lebenszufriedenheit zu korrelieren, wie Delhey (2009) kürzlich zeigte. Peter Michael Bak 2.3 Selbstwert und Materialismus Neben den gesellschaftlichen Randbedingungen und Veränderungen, die zu mehr oder weniger materialistischen Wertorientierungen führen, gibt es individuelle Faktoren die hier bedeutsam sind (vgl. dazu auch Larsen, Sirgy & Wright, 1999). Chaplin und John (2007) berichten von einem Anstieg materialistischer Einstellungen von der Kindheit bis zum frühen Erwachsenenalter. Bei Moschis und Churchill (1978) sind die Männer materialistischer als die Frauen. Schroeder und Dugal (1995) finden positive Korrelationen zwischen Materialismus und Neid sowie sozialer Ängstlichkeit. Personen mit niedrigem Selbstwert oder Unsicherheit tendieren ebenfalls zu einer materialistischen Orientierung (z. B. Braun & Wicklund, 1989; Chaplin & John, 2007; Kasser, 2002; Richins & Dawson, 1992). Ein geringer Selbstwert wird wiederum mit Kaufsucht in Verbindung gebracht (z. B. D’Astous, 1990; DeSarbo & Edwards, 1996; Yurchisin & Johnson, 2004), weswegen auch der Befund Dittmars (2005) nicht weiter erstaunt, wonach eine materialistische Orientierung den stärksten Prädiktor für Kaufsucht darstellt. Hier lassen sich auch interessante Bezüge zur Theorie der symbolischen Selbstergänzung (z. B. Wicklund & Gollwitzer, 1981; Wicklund & Gollwitzer, 1982; vgl. auch Dittmar, 1992) ziehen, wonach Personen, denen es an relevanten und nach außen hin sichtbaren Symbolen (Zeichen) für das Erreichen selbstbezogener Ziele mangelt, dies durch Zurschaustellung alternativer, gut sichtbarer Symbole (Zeichen) kompensieren. Und oftmals sind es materielle Dinge, die man zur Schau stellt (Wicklund & Gollwitzer, 1982). Dinge werden so zu signifikanten Symbolen für die eigene Identität bzw. identitätsrelevante Ziele (vgl. z. B. Dittmar, 2004). Welche Symbole sich besonders für kompensatorisches Handeln eignen (vgl. auch die Untersuchungen zu Ersatzhandlungen bei Mahler, 1933 und Lissner, 1933), hängt entscheidend von der Wahrnehmung der sozialen Realität ab (Wicklund & Gollwitzer, 1981). Es stellt sich die Frage, welche Dinge (Symbole) werden von der Zielgruppe so interpretiert, dass sich die Person durch das Nutzen dieser Symbole auch den erwarteten Effekt erhoffen kann. Bei der Konstruktion sozialer Realität kommt den Massenmedien eine besondere Rolle zu. 2.4 Medien, soziale Realität, Materialismus und Lebenszufriedenheit Was soziale Realität ist, erfahren wir nicht nur durch direkte Interaktion in sozialen Kontexten, sondern auch durch die Vermittlung von Massenmedien, insbesondere dem Fernsehen, wie es die Ausführungen und Studien zur Kultivierungshypothese belegen (z. B. Gerbner & Gross, 1976; Gerbner, Gross, Morgan & Signorielli, 1986; siehe auch O'Guinn & Shrum, 1997). Berücksichtigt man nun, dass z. B. in Deutschland im Jahr 2010 pro Tag durchschnittlich 223 Minuten ferngesehen wurde (Zubayr & Gerhard, 2011) und die im Massenmedium Fernsehen dargestellte Realität nicht den ökonomischen Realitäten vieler Zuschauer entspricht, sondern vor allem von idealisierten Modellen geprägt ist, andererseits insbesondere 31 auch die Werbung beinahe ausschließlich den Erwerb materieller Dinge als Glücksversprechen darstellt (vgl. Pollay, 1986; Sirgy et al., 1998; Sirgy et al., 2011), liegt es nahe, einen positiven Zusammenhang zwischen materialistischer Einstellung und Fernsehkonsum sowie Werbung zu vermuten. Und tatsächlich gibt z. B. Richins (1987) erste Hinweise auf einen solchen Zusammenhang (siehe auch Burroughs, Shrum & Rindfleisch, 2002; Sirgy et al., 1998; Sirgy et al., 2011). O’Guinn und Shrum (1997) liefern z. B. Befunde, die einen Zusammenhang zwischen Fernsehnutzung einerseits und besitzorientierten Denk- und Verhaltensweisen andererseits nahelegen: „Overall, the results support a model in which television viewing significantly affects the perceptions of affluence. Those who watch comparatively more television tend to believe more people have possessions and engage in behaviors associated with a more affluent lifestyle” (O'Guinn & Shrum, 1997, S. 285). Frey, Benesch und Stutzer (2007; siehe auch Morgan, 1984) berichten einen negativen Zusammenhang zwischen TV-Nutzungsdauer und Lebenszufriedenheit. Sie erklären den Befund mit geringer Selbstkontrolle bei Vielnutzern. Nach den Befunden von Bruni und Stanca (2008), die ebenfalls Daten des World Value Surveys analysierten, ist Fernsehen an sich nicht für die geringere Lebenszufriedenheit verantwortlich zu machen, sondern die mit Fernsehen einhergehende geringere soziale Aktivität. Diese ist nämlich prädiktiv für höhere Lebenszufriedenheit. Von anderer Seite wird die Bedeutung der Werbung betont, die zur Ausbildung materialistischer Einstellungen führt und in deren Folge sich Unzufriedenheit mit dem eigenen Leben einstellt (z. B. Sirgy et al., 1998; Sirgy et al., 2011). Goldberg (2003) konnte z. B. zeigen, dass materialistisch orientierte Jugendliche eher shoppen, an neuen Produkten interessiert sind und anfälliger gegenüber Werbeversprechen sind. Für das Internet als einem neuen Massenmedium liegen bisher nur wenige Studien über den Zusammenhang zwischen Nutzungsintensität und Lebenszufriedenheit vor, mit widersprechenden Ergebnissen (siehe z. B. Bargh & McKenna, 2004; Gross, Juvonen & Gable, 2002; Kraut et al. 2002; Kraut et al., 1998). 3 Forschungsfragen und Hypothesen Ziel der Studie war es zunächst auf bivariater Ebene die bereits bekannten Befunde zum Zusammenhang zwischen Wohlstand, Materialismus, Lebenszufriedenheit, Selbstwert und TV-Konsum (sowie Werbeaffinität) zu replizieren. Erwartet wurden konkret negative Zusammenhänge zwischen Materialismus und Lebenszufriedenheit bzw. Selbstwert (Hypothese H1) und positive Zusammenhänge zwischen Materialismus und Werbeaffinität (H2) bzw. Medienkonsum (H3). Darüber hinaus wird angenommen, dass ein hoher Medienkonsum in der Kindheit mit der Ausbildung materialistischer Haltungen einhergeht (H4). Außerdem wurde ein Zusammenhang zwischen Medienkonsum und Lebenszufriedenheit postuliert (H5). Was den Zusammenhang zwischen Wohlstand und Materialismus angeht, so lässt sich ausgehend von den geschilderten Annahmen Materialismus, Selbstwert, Lebenszufriedenheit und Mediennutzung Ingleharts (z. B. Inglehart, 1990) vermuten, dass Teilnehmer, die in finanziell gut gesicherten Verhältnissen aufgewachsen sind, entsprechend geringere Materialismuswerte besitzen als Teilnehmer aus finanziell schlechteren Verhältnissen (Knappheits- und Sozialisationshypothese). Dagegen spricht jedoch folgende Annahme, die insbesondere auf junge Menschen, die noch keinen oder nur wenig eigenen Besitz erworben haben, zutreffen könnte: Wer bereits in sehr wohlhabenden Verhältnissen aufgewachsen ist, wird dies zum Standard für die Bewertung der aktuellen Situation heranziehen und eher auf den Erhalt bzw. das Übertreffen dieses Standards setzen und somit eher zu einer materialistischen Haltung tendieren (H6; Hypothese der Standarderhaltung). Des Weiteren sollten explorativ Zusammenhänge mit der Internetnutzung untersucht werden. Hier finden sich bisher kaum empirische Aussagen. Zentral für die vorliegende Studie war aber die Frage, inwieweit der Zusammenhang zwischen Materialismus und Selbstwert bzw. Lebenszufriedenheit durch den Fernsehkonsum moderiert wird. Da das Fernsehen und insbesondere Werbung stets materielle Defizite ansprechen (vgl. z. B. Sirgy, et al., 2011), sollten Personen mit ausgeprägter materialistischer Haltung und einem hohen TV-Konsum entsprechend geringere Werte bei Lebenszufriedenheit (H7A) und Selbstwert (H7B) berichten. 4 4.1 Methode Fragebogen Mediennutzung: Zur Erfassung der Mediennutzung wurde für die Medien Fernsehen und Internet jeweils abgefragt, wie viele Minuten die Medien durchschnittlich pro Tag genutzt werden. Auch wurde gefragt, wie viel Zeit in Stunden die Teilnehmer pro Woche mit Einkaufen (außer Lebensmittel) verbringen. Zur Erfassung des kindlichen Fernsehkonsums wurde erhoben, ob die Probanden im Alter von 6 bis 14 Jahren ein eigenes Fernsehgerät besaßen. Ein eigenes Fernsehgerät im Zimmer korreliert hoch mit der Nutzungsdauer (Feierabend & Klingler, 2009). Materialismus: Der Erfassung des Konzepts Materialismus liegt die von Richins und Dawson (1992) entwickelte Skala zugrunde, die vom Autor für die vorliegende Studie übersetzt wurde. Die Skala von Richins und Dawson umfasst drei Dimensionen. Erstens sieben Fragen zur Besitzorientierung („acquisition centrality“) wie zum Beispiel „Sachen zu kaufen bereitet mir große Freude“ oder „Die Dinge, die ich besitze, sind nicht alle wichtig für mich.“ (Cronbachs Alpha = .74; vgl. zwischen .71 und .75 bei Richins und Dawson, 1992). Sie sollen erfassen, wie wichtig es allgemein für die Person ist, Dinge zu erwerben. Zweitens sechs Fragen zum besitzdefinierten Erfolg („possessiondefined success“) wie zum Beispiel „Ich bewundere Leute die teure Häuser, Autos und Kleider besitzen“ oder „Ich mag es Dinge zu haben, die andere beeindrucken“ (Cronbachs Alpha = .72; vgl. zwischen .74 und .78 bei Richins und Dawson, 1992). Hier soll die Meinung erfasst werden, inwieweit Besitz als Zeichen von Erfolg angesehen wird. 32 Und drittens fünf Fragen zum besitzdefinierten Glück („acquistion as the pursuit of happiness“) wie zum Beispiel „Ich wäre glücklicher, wenn ich mir mehr Sachen kaufen könnte“ oder „Mein Leben wäre besser, wenn ich bestimmte Dinge hätte, die ich nicht habe“ (Cronbachs Alpha = .78; vgl. zwischen .73 und .83 bei Richins und Dawson, 1992). Damit soll die Neigung erfasst werden, inwieweit man denkt, dass Besitz zu Glück und Zufriedenheit führen. Die drei Subskalen lassen sich auch zusammenfassen (Cronbachs Alpha = .85; vgl. zwischen .80 und .88 bei Richins und Dawson, 1992). Finanzielle Herkunft: Zur Abschätzung des familiären Wohlstands zur Kindheitszeit (6 – 14 Jahren) wurden die Teilnehmer noch gebeten, mittels einer Skala von 1 = „sehr schlecht“ bis 5 = „sehr gut“ zu beurteilen, wie die finanzielle Situation der Eltern damals war. Selbstwert (SES): Zur Erfassung des Selbstwerts wurde auf die gut etablierte Skala von Rosenberg (Deutsch von Ferring & Filipp, 1996; 1965) mit 10 Fragen zurückgegriffen (Cronbachs Alpha = .88). Lebenszufriedenheit (SWLS): Zur Messung der Lebenszufriedenheit wurde auf die life satisfaction scale von Diener (1985; in deutscher Übersetzung von Schumacher, 2003) zurückgegriffen. Sie umfasst fünf Fragen (Cronbachs Alpha = .84). Werbeaffinität: Zur Ermittlung der Werbeaffinität wurden drei Fragen gestellt. „Im Allgemeinen finde ich Werbung interessant“, „Werbung bringt mich oft auf neue Ideen“, „Ich lasse mich durch Werbung zum Kauf animieren“ (Cronbachs Alpha = .73). Soziodemographische Fragen: Zu Beginn des Fragebogens wurden die Probanden nach Alter, Geschlecht, höchstem Bildungsabschluss, monatlichem Nettoeinkommen gefragt. 4.2 Stichprobe Für die Teilnahme wurden Studierende der Hochschule Fresenius in Köln sowie der Universität des Saarlandes angeworben. An der Studie nahmen insgesamt 123 Personen (85 Frauen und 38 Männer) im Alter von 18 bis 33 teil (M= 22.33, SD = 2.46). 5 5.1 Ergebnisse Deskriptive Analysen 5.1.1 Einkommen und Herkunft Einkommen: Die meisten Teilnehmer berichten ein monatliches Nettoeinkommen von maximal 500 Euro (58.5%). Weitere 25.2 Prozent geben ein Einkommen zwischen 500 und 1000 Euro an. 8.1 Prozent haben ein größeres Einkommen, 10% machten dazu keine Angaben. Geschlechtsunterschiede zugunsten der Männer deuten sich an, sind jedoch nicht bedeutsam (t(111) = 1.72, p =.09). Peter Michael Bak Herkunft: Der überwiegende Teil der Teilnehmer geben an, dass die finanzielle Situation ihrer Eltern in ihrer Kindheit gut bzw. sehr gut war (81.3%). Lediglich bei 3.2 Prozent war die Lage schlecht/sehr schlecht. Geschlechtsunterschiede finden sich nicht (t(121) < 1, n. s.). 5.1.2 Mediennutzung In der untersuchten Stichprobe ist das Internet das am intensivsten genutzte Medium. Beinahe drei Stunden (M = 178 Minuten, SD = 125) sind die Probanden täglich online. Und alle Teilnehmer nutzen das Medium. Die tägliche Fernsehnutzung liegt bei etwas über einer Stunde (M = 77 Minuten, SD = 71). 13% der Teilnehmer nutzen das TV gar nicht. Die TV-Nutzung liegt damit weit unter dem deutschen Durchschnitt von 223 Minuten (Zubayr & Gerhard, 2011). 21.1 % der Befragten geben an, während der Kindheit bereits ein eigenes TV-Gerät besessen zu haben. Zum Vergleich: für die aktuell 6-13jährigen Kinder gibt die letzte KIM-Studie hierfür einen Wert von 45% an (Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest, 2010). Männer und Frauen unterscheiden sich hinsichtlich ihrer Nutzungsdauer weder beim Internet noch beim Fernsehen (beide t(131) < 1.42, n. s.) 5.1.3 Einkaufsverhalten Bei der für das Einkaufen verbrachten Zeit unterscheiden sich die beiden Geschlechter signifikant (t-Test über die gemittelten Skalenwerte t(108) = 2.25, p < .05). Frauen verbringen mehr Zeit mit Shoppen. 5.2 Zusammenhangsanalysen Zur Überprüfung der verschiedenen Zusammenhangshypothesen (siehe oben „Forschungsfragen und Hypothesen“) wurden Korrelationsanalysen durchgeführt. Tabelle 1 im Anhang gibt einen Überblick über die Ergebnisse. 5.2.1 Materialismus, Selbstwert und Lebenszufriedenheit (H1) Wie erwartet lässt sich ein negativer Zusammenhang zwischen Materialismus und Lebenszufriedenheit feststellen. Dies gilt jedoch nur für die Subskala besitzdefiniertes Glück (r(123) = -.21, p < .001). Je mehr man zu der Meinung tendiert, das Glück hinge vom materiellen Besitz ab, desto weniger zufrieden ist man. Mit Selbstwert ist besitzdefiniertes Glück dagegen nicht bedeutsam assoziiert (r(123) = -.10, n. s.). Für Besitzorientierung und für besitzdefinierten Erfolg findet sich ebenfalls kein bedeutsamer Zusammenhang mit den beiden Maßen psychischen Wohlbefindens (SES, SWLS). Die Hypothese H1 kann damit nur teilweise bestätigt werden. 5.2.2 Materialismus und Werbeaffinität (H2) Für alle drei Materialismusskalen finden sich positive Zusammenhänge mit Werbeaffinität. Am stärksten ausgeprägt ist der Zusammenhang für Besitzorientierung (r(123) = .30, p < .001) und am geringsten für besitzdefiniertes Glück (r(123) = .17, p < .06). Die Hypothese H2 kann damit bestätigt werden. 5.2.3 Materialismus und Mediennutzung (H3 und H4) Betrachtet man die verschiedenen Materialismusdimensionen einzeln, so zeigt sich, dass eine intensivere Fern- 33 sehnutzung mit einer stärkeren Besitzorientierung assoziiert ist (r(123) = .18, p < .05). Für die anderen Materialismusdimensionen findet sich jedoch kein bedeutsamer Zusammenhang. In einer weiteren Analyse zeigt sich darüber hinaus, dass die Teilnehmer, die bereits in Kindheitstagen über ein eigenes TV-Gerät verfügten, höhere Werte bei besitzdefiniertem Erfolg aufweisen (t(121) =2.41, p < .05). In die gleiche Richtung gehen die Mittelwertsunterschiede bei Besitzorientierung ohne jedoch Bedeutsamkeit zu erreichen (t(121) =1.44, n. s.). Für Internetnutzung finden sich keine vergleichbaren Zusammenhänge. Die Hypothesen H3 und H4 können demnach mit Einschränkungen bestätigt werden. 5.2.4 Mediennutzung, Lebenszufriedenheit, (H5) Selbstwert Weder für TV-Nutzung noch für Internetnutzung lässt sich ein bedeutsamer Zusammenhang mit Selbstwert oder Lebenszufriedenheit nachweisen. Die Hypothese H5 lässt sich demnach nicht bestätigen. 5.2.5 Materialismus und finanzielle Herkunft (H6) Wie in der Hypothese des Standarderhalts formuliert zeigt sich, dass Teilnehmer dann eine höhere Besitzorientierung aufweisen, je besser die finanzielle Ausstattung der Eltern in Kindheitstagen war (r(123) = .18, p < .05). Für besitzdefiniertes Glück ändert sich allerdings die Richtung des Zusammenhangs, ohne jedoch das konventionelle Signifikanzniveau zu erreichen (r(123) = .15, p = .10). Für die aktuell berichtete Lebenszufriedenheit bzw. Selbstwert spielt die finanzielle Herkunft dagegen keine Rolle. Für Hypothese H6 lassen sich somit widersprüchliche Befunde angeben. 5.2.6 Weitere bedeutsame Zusammenhänge Zunächst findet sich noch ein positiver Zusammenhang zwischen Fernsehkonsum und finanzieller Herkunft (r(123) = .19, p < .05), d.h. je besser die finanzielle Ausstattung der Eltern war, desto mehr wird heute fern gesehen. Darüber hinaus ist Werbeaffinität positiv mit Lebenszufriedenheit assoziiert (r(123) = .19, p < .05). Je eher eine Person Gefallen an Werbung findet, desto zufriedener ist sie. Interessanterweise gilt dies jedoch nur für die Teilnehmer mit dem größeren Nettoeinkommen (r (41) = .34, p < .05; mehr als 500 Euro pro Monat), nicht jedoch bei geringerem Einkommen (r(72) = .05, n. s.). Betrachtet man Werbung in der vorliegenden Stichprobe sehr junger Teilnehmer zumindest auch als Abbildung der potenziell zu realisierenden materiellen Wünsche, so macht dieser Befund durchaus Sinn. Wenn ich es mir trotz Werbeaffinität nicht leisten kann, die beworbenen Produkte zu erwerben, könnte dies einer positiven Lebensbeurteilung entgegenstehen. Mit Selbstwert (SES) findet sich zwar ebenfalls eine positive Korrelation, sie erlangt jedoch keine Bedeutsamkeit (r(123) = .14, n. s.). Für alle drei Materialismusskalen finden sich zudem positive Zusammenhänge mit der pro Woche aufgewandten Zeit für Einkäufe. Am stärksten ausgeprägt ist der Zusammenhang mit Besitzorientierung (r(123) = .34, p <. 001), am geringsten für besitzdefiniertes Glück (r(123) = .17, p < .06). Materialismus, Selbstwert, Lebenszufriedenheit und Mediennutzung Zudem korreliert die TV-Nutzungszeit positiv mit der Internetnutzung (r(123) = .19, p < .05). Wer viel fern sieht, der nutzt auch das Medium Internet intensiv. Die TVNutzungsdauer ist außerdem positiv mit Werbeaffinität assoziiert (r(123) = .18, p < .05). Wer viel fern sieht, der hat auch eine positive Einstellung zur Werbung. Für die Internetnutzung findet sich kein solcher Zusammenhang. 5.3 34 sitzdefiniertes Glück x TV-Nutzung: ß = 1.12, t(40) = 1.74, n. s.). Werden die gleichen Analysen mit der Internetnutzung berechnet findet sich kein bedeutsamer Effekt (alle |ß|< .72, alle t < 1.2, n. s.). Moderatoranalysen Zur Beantwortung der Frage, ob ein hoher Medienkonsum Einfluss auf den Zusammenhang zwischen Materialismus und Lebenszufriedenheit (Hypothese H7A) bzw. Selbstwert besitzt (H7B), wurden entsprechende Moderatoranalysen (Cohen & Cohen, 1983) durchgeführt. Abbildung 2: 5.3.2 Abbildung 1: Moderatorwirkung von TV-Nutzung auf die Regression von besitzdefiniertem Glück und Lebenszufriedenheit (SWLS) bei finanziell schlechter gestellten Teilnehmern; exemplarisch dargestellt sind die bedingten Regressionen für Moderatorwerte von +1 bzw. -1 SD. 5.3.1 Der Zusammenhang von Lebenszufriedenheit, TVNutzung und Materialismus (H7A) In einer ersten Analyse wurde Lebenszufriedenheit (SWLS) als Linearkombination von Materialismus (alle drei Dimensionen separat), TV-Nutzung und dem Produktterm von Materialismus und TV-Nutzung vorhergesagt. Keine dieser Analysen erbringt einen bedeutsamen Effekt (Materialismusdimension x TV-Nutzung: alle |ß| < .49, alle t(122) < 1.07, n. s.). Die Hypothese zum moderierenden Einfluss der TV-Nutzung (H7A) kann damit zunächst nicht bestätigt werden. Erst durch die Einbeziehung des monatlichen Nettoeinkommens finden sich hypothesenkonforme Ergebnisse. So zeigt sich bei den aktuell finanziell schlechter gestellten Teilnehmern (Einkommen < 500 Euro) ein bedeutsamer Moderatoreffekt für TV-Nutzung (besitzdefiniertes Glück x TV-Nutzung: ß = -1.48, t(71) = -3.47, p < .001). Das bedeutet, dass der negative Zusammenhang zwischen besitzdefiniertem Glück und Lebenszufriedenheit vor allem auf Personen mit hohem TV-Konsum zutrifft. Bei niedrigem TV-Konsum wirkt sich besitzdefiniertes Glück sogar tendenziell negativ auf die Lebenszufriedenheit aus (vgl. Abbildung 1). Für die finanziell bessergestellten Teilnehmer ändert sich die Richtung des Zusammenhangs ohne jedoch statistisches Bedeutsamkeit zu erlangen (be- Moderatorwirkung von TV-Nutzung auf die Regression von besitzdefiniertem Glück und Selbstwert (SES) bei finanziell schlechter gestellten Teilnehmern; exemplarisch dargestellt sind die bedingten Regressionen für Moderatorwerte von +1 bzw. -1 SD. Der Zusammenhang von Selbstwert, TV-Nutzung und Materialismus (H7B) Auch Selbstwert (SES) wurde als Linearkombination von Materialismus (alle drei Dimensionen separat), TVNutzung und dem Produktterm von Materialismus und TVNutzung vorhergesagt. Keine dieser Analysen erbringt einen bedeutsamen Effekt (Materialismusdimension x TVNutzung: alle |ß| < .50, alle t(122) < 1.07, n. s.). Die Hypothese zum moderierenden Einfluss der TV-Nutzung (H7B) kann damit ebenfalls zunächst nicht bestätigt werden. Erneut finden sich dann hypothesenkonforme Ergebnisse, berücksichtigt man das monatliche Nettoeinkommen. Bei den Bessergestellten (Einkommen > 500 Euro) findet sich kein bedeutsamer Moderatoreffekt (besitzdefiniertes Glück x TV-Nutzung: ß = .82, t(40) = 1.26, n. s.). Bei den finanziell schlechter gestellten (Einkommen < 500 Euro) findet sich dagegen ein tendenziell bedeutsamer Moderatoreffekt (besitzdefiniertes Glück x TV-Nutzung: ß = -.88, t(71) = -1.87, p < .07). Wie aus Abbildung 2 ersichtlich, zeigt dieser Effekt, dass der negative Zusammenhang zwischen besitzdefiniertem Glück und Selbstwert vor allem bei hohem TV-Konsum zutrifft. Bei niedrigem TV-Konsum wirkt sich besitzdefiniertes Glück sogar positiv auf den Selbstwert aus. Ersetzt man TV-Nutzung durch Internetnutzung finden sich keine bedeutsamen Zusammenhänge (alle |ß|< .67, alle t < 1.4, n. s.). 5.3.3 Ergänzende Analyse: Lebenszufriedenheit, Besitzorientierung und finanzielle Herkunft Lebenszufriedenheit (SWLS) lässt sich als Linearkombination von Besitzorientierung und materieller Herkunft vorhersagen (Besitzorientierung x materielle Herkunft: ß = 1.29, t(122) = 2.54, p < .05). Dieser Effekt besagt, dass Peter Michael Bak sich Besitzorientierung bei Personen aus finanziell gut ausgestatteten Elternhäusern positiv auf die Lebenszufriedenheit auswirkt. Personen, die aus guten finanziellen Verhältnissen kommen aber eher eine geringe Besitzorientierung aufweisen, zeigen dagegen auch eher geringere Lebenszufriedenheitswerte (vgl. Abbildung 3). Für Selbstwert findet sich kein bedeutsames Ergebnis (ß = 0.87, t(122) = 1.66, n. s.). Abbildung 3: 6 4. Für Mediennutzung lässt sich kein bivariater Zusammenhang mit Lebenszufriedenheit bzw. Selbstwert nachweisen. Die Ergebnisse von Frey et al. (2007) können damit nicht repliziert werden (Hypothese H5 kann nicht bestätigt werden). 5. Personen aus finanziell gut ausgestatteten Familienverhältnissen haben eine höhere Ausprägung bei Besitzorientierung, was für die Hypothese des Standarderhalts spricht. Für besitzorientiertes Glück findet sich dagegen ein tendenziell negativer Zusammenhang, was für die Knappheits- bzw. Sozialisationshypothese (siehe vorne) spricht (widersprüchliche Befunde zu der Hypothese H6). 6. Die TV-Nutzung moderiert weder den Zusammenhang zwischen Selbstwert und Materialismus (alle drei Subskalen) noch den zwischen Lebenszufriedenheit und Materialismus. Erst unter Einbezug des Nettoeinkommens finden sich bedeutsame Effekte. Betrachtet man die finanziell schlechter gestellten Teilnehmer, findet sich wie erwartet, dass der Zusammenhang zwischen Lebenszufriedenheit und Materialismus (besitzdefiniertem Glück) durch die TV-Nutzung moderiert wird. Teilnehmer, die ihr Glück in starkem Maße von materiellem Besitz abhängig machen, sind unzufriedener, je mehr sie gleichzeitig fern sehen. Bei Personen mit geringerer Ausprägung bei besitzdefiniertem Erfolg wirkt sich ein höherer TV-Konsum dagegen eher vorteilhaft auf die Lebenszufriedenheit aus. Auch für Selbstwert findet sich erst unter Einbezug des monatlichen Nettoeinkommens der erwartete Effekt: Bei finanziell schlechter gestellten Personen zeigt sich, dass sich eine Zunahme in besitzdefiniertem Glück insbesondere bei intensiver TV-Nutzung negativ auf den Selbstwert auswirkt. Bei Personen mit geringer TV-Nutzung zeigt sich dagegen eine besser Selbstwertbewertung bei gleichzeitiger Zunahme in besitzdefiniertem Glück (bedingte Bestätigung der Hypothesen 7a und 7b). 7. Besitzorientierung wirkt sich moderierend auf den Zusammenhang zwischen finanzieller Herkunft und Lebenszufriedenheit aus. Personen mit finanziell guter Herkunft sind bei zunehmender Besitzorientierung auch zunehmend zufriedener. Bei Personen mit finanziell schlechterer Herkunft wirkt sich Besitzorientierung dagegen weniger stark auf die berichtete Lebenszufriedenheit aus. Zusammenfassung und Diskussion 1. Personen, die dazu tendieren, materiellen Besitz als Schlüssel zu ihrem Glück anzusehen, sind unzufriedener, ihr Selbstwert bleibt davon jedoch unberührt (teilweise Bestätigung von Hypothese H1). 2. Personen mit materieller Einstellung stehen Werbung generell positiv gegenüber (Bestätigung von H2). 3. rialismusdimension „besitzdefinierter Erfolg“. Für die Internetnutzung findet sich nichts Vergleichbares (teilweise Bestätigung der Hypothesen H3 und H4). Moderatorwirkung von Besitzorientierung auf die Regression von finanzieller Herkunft und Lebenszufriedenheit (SWLS) bei finanziell schlechter gestellten Teilnehmern; exemplarisch dargestellt sind die bedingten Regressionen für Moderatorwerte von +1 bzw. -1 SD. Ausgangspunkt der Studie waren zum einen Befunde, die einen negativen Zusammenhang zwischen materialistischer Einstellung, Wohlstand und verschiedenen Maßen der Zufriedenheit bzw. Selbstwert nahe legen (z. B. Burroughs & Rindfleisch, 2002; Inglehart, 1981) und zum anderen Studien, die einen Zusammenhang zwischen Fernsehkonsum und Materialismus (z. B. Sirgy, et al., 1998) bzw. Fernsehkonsum und Selbstwert/Lebenszufriedenheit (z. B. Ahuvia & Wong, 1995; Frey, Benesch, & Stutzer, 2007) berichten. Nicht alle bereits bekannten Befunde lassen sich mit der hier untersuchten Stichprobe replizieren. Allerdings finden sich auch neue, bemerkenswerte Befunde. Die wichtigsten hypothesenrelevanten Ergebnisse der Studie lassen sich wie folgt zusammenfassen: Personen mit ausgeprägter Besitzorientierung haben einen höheren TV-Konsum. Darüber hinaus haben Personen, die bereits als Kind über ein eigenes TVGerät verfügten, höhere Ausprägungen in der Mate- 35 Bemerkenswert an diesen Ergebnissen ist zum einen, dass sich keine direkten Zusammenhänge zwischen Materialismus und Lebenszufriedenheit bzw. Selbstwert zeigen. Zum anderen, dass sich bei den durchgeführten Moderatoranalysen bedeutsame Zusammenhangseffekte erst unter Berücksichtigung des Nettoeinkommens aufzeigen Materialismus, Selbstwert, Lebenszufriedenheit und Mediennutzung lassen. Daraus lässt sich vor dem Hintergrund der in anderen Studien berichteten deutlichen Zusammenhänge für diese Variablen ableiten, dass die zu Beginn gestellte Frage, ob Geld oder materieller Reichtum bzw. eine materialistische Haltung eher zufrieden macht oder das Gegenteil bewirkt, wohl nur durch eine konditionale Aussage beantwortet werden kann. Es kommt eben ganz darauf an. Bei der vorliegenden Stichprobe wirkt sich eine materialistische Orientierung insbesondere dann negativ auf die Lebenszufriedenheit aus, wenn die Standards entweder durch die soziale Herkunft oder durch entsprechenden TVund Werbekonsum hoch, die eigenen finanziellen Möglichkeiten aber zu bescheiden sind, um sich entsprechend materiell versorgen zu können. Sind die finanziellen Randbedingungen dagegen besser, dann wirkt sich eine materialistische Orientierung sogar positiv auf Selbstwert und Lebenszufriedenheit aus. Dazu passt auch der Befund, wonach eine höhere Lebenszufriedenheit mit hoher Werbeaffinität einhergeht, aber nur für die finanziell besser gestellten Teilnehmer. Werbung als Projektion für potenzielle Anschaffungen wirkt sich positiv aus, solange ich es mir leisten kann bzw. Träume nicht prinzipiell ausgeschlossen sind. Inwieweit die hier vorgestellten Befunde jedoch möglicherweise der Stichprobenselektivität, der größten Schwäche der vorliegenden Studie, geschuldet sind, bleibt offen, ist aber durchaus wahrscheinlich. Wie Chaplin und John (2007) bereits berichten, können wir von hohen Materialismuswerten zu Beginn der Adoleszenz ausgehen. Die Teilnehmer, allesamt Studierende, verfügen über ein hohes Einkommen und eine sehr gute finanzielle Herkunft. Inwieweit dies einer Verallgemeinerung der hier vorgefunden Effekte im Wege steht, darüber kann nur spekuliert werden. Wie Inglehart (z. B. 1981) jedoch zeigte, hängt eine materialistische Haltung stark von Wohlstand, Bildung und Beschäftigungsverhältnis ab. Es ist daher zu erwarten, dass sich bei den hier befragten Teilnehmern noch Veränderungen hinsichtlich ihrer grundlegenden Wertorientierungen einstellen können, mit nachhaltigen Konsequenzen für die hier untersuchten Maße des psychischen Wohlbefindens, sobald sie finanziell auf sich allein gestellt sind. Dennoch können die hier vorgelegten Befunde zum Teil als Bestätigung der Hypothese vom Standarderhalt gewertet werden: Materieller Wohlstand befördert eine materialistische Orientierung. Zumindest, solange man selbst noch nicht über ein Mindestmaß an materiellem Besitz verfügt. Dies muss der Annahme Ingleharts vom Wertewandel hin zum Postmaterialismus nicht einmal widersprechen. Denkbar ist auch, dass die vorgelegten Befunde nur zum Teil im Rahmen eines gesellschaftlichen Wertewandels interpretierbar sind, zum Teil aber auch mit entwicklungspsychologischen Prozessen (Chaplin & John, 2007) zu erklären sind. Altersübergreifende Untersuchungen bzw. experimentelle Studien bieten sich zur Klärung dieser Fragen an. Daneben müssen Materialismus und Postmaterialismus nicht als gegensätzliche Enden einer Dimension betrachtet werden, sondern als zwei unterschiedliche Orientierungen, die durchaus gleichzeitig koexistieren können (siehe auch Klein, 1995). Zur Einordnung der Ergebnisse ist außerdem zu berücksichti- 36 gen, dass die frühen Erwachsenen von heute, unter völlig anderen medialen Sozialisationsbedingungen aufgewachsen sind als die heute 40- bis 60 jährigen oder die noch Älteren. Wie die Diskussion um die „digital natives“ (z. B. Bennett, Maton und Kervin, 2008) zeigt, kann man wohl kaum von einheitlichen, generationsübergreifenden Medienwirkungen ausgehen. Auch das könnte mit für die teilweise widersprüchliche Befundlage verantwortlich sein. Festzuhalten bleibt, dass Mediennutzung und hier insbesondere Fernsehnutzung, und hier vor allem die Werbung, eine bedeutsame Variable mit kultivierender Wirkung (z. B. Gerbner, Gross, Morgan, & Signorielli, 1986) im Zusammenspiel und der Entwicklung von materialistischen Haltungen einerseits und der Wahrnehmung subjektiver Lebensqualität andererseits ist. Das konnte auch in dieser Studie erneut demonstriert werden. Die Ergebnisse zeigen aber auch, dass die Wirkprozesse noch genauer analysiert werden müssen. Führt ein erhöhter Fernsehkonsum, etwa durch die Darstellung materiell erfolgreicher Menschen zu mehr Materialismus? Oder wird eine materialistische Haltung in erster Linie durch die Werbung vermittelt, wie es Sirgy et al. (2011) erst kürzlich betonten? Und unter welchen Randbedingungen wirkt sich eine materialistische Haltung in einem materialistisch wohlhabenden Umfeld negativ bzw. positiv auf Selbstwert und Lebenszufriedenheit aus? Lassen sich Fernsehkonsum und Internetnutzung vergleichen? Welche entwicklungspsychologischen Verläufe können für diese Zusammenhänge antizipiert werden? Die Ergebnisse der vorliegenden Studie erlauben nur bruchstückhafte Antworten auf einige dieser Fragen. Unter anderem bleibt auch offen, ob Fernsehkonsum als Moderator- oder eher als Mediatorvariable anzusehen ist, um den Zusammenhang zwischen Materialismus und Lebenszufriedenheit näher zu qualifizieren. In der vorliegenden Studie wurde für Fernsehkonsum eine moderierende Wirkung nachgewiesen. Shrum, Lee, Burroughs und Rindfleisch (2011) postulieren dagegen eine vermittelnde Wirkung des Fernsehkonsums. Unabhängig von diesen methodischen Überlegungen und den inhaltlich weiter offenen Fragen ist es für Politik und andere in Gesellschaft, Wirtschaft, Medien und Politik handelnde Personen eine wichtige Herausforderung, sich mit den nachhaltigen Auswirkungen der in den Massenmedien vermittelten Realität und den in der Werbung als erstrebenswert dargestellten Lebensweisen auf subjektive Zufriedenheitsmaße und den sich daraus ergebenden gesellschaftlichen Konsequenzen auseinanderzusetzen. Dies gilt umso mehr, wenn man bedenkt, mit welcher Nachhaltigkeit bei grundlegenden Wertorientierungen zu rechnen ist. Es bleibt damit eine wichtige Aufgabe aller Sozialisationsinstanzen, nicht nur auf die langfristigen Folgen eines intensiven Medienkonsums, insbesondere auf Einstellungen und Werte hinzuweisen, sondern geeignete Maßnahmen zu treffen, die einen eigenverantwortlichen und kompetenten Umgang mit den alten und neuen Massenmedien erlauben. Peter Michael Bak 7 Literatur A h u v i a , A . & W o n g , N . ( 1 9 9 5 ) . Materialism: Origins and implications for personal well-being. In F. Hansen (Eds.), European Advances in Consumer Research Volume 2 (pp. 172-178). Provo, UT: Association for Consumer Research. B a r g h , J . A . & M c K e n n a , K . Y . A . ( 2 0 0 4 ) . The Internet and social life. Annual Review of Psychology, 55, 573-590. B e l k , R . W . ( 1 9 8 3 ) . Three scales to measure constructs related to materialism: Reliability, validity and relationships to measures of happiness. In T. Kinnear (Ed.), Advances in consumer research, Vol. 1 (pp. 291-297). Provo, UT: Association for Consumer Research. B e n n e t t , S . , M a t o n , K . & K e r v i n , L . ( 2 0 0 8 ) . The ‘digital natives’ debate: A critical review of the evidence. British Journal of Educational Technology, 39, 775-786. B i s w a s - D i e n e r , R . M . ( 2 0 0 8 ) . Material wealth and subjective well-being. In M. Eid & R. J. 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Internetnutzung in Minuten .19* 3.Zeit fürs Einkaufen .04 -.02 4. Alter .04 -.00 .03 5. Finanzielle Herkunft .19* .07 .02 -.05 6. Lebenszufriedenheit (SWLS) -.07 -.08 .10 -.02 .16+ 7. Selbstwert (SES) -.05 -.10 .05 .21* .05 .50** 8. Besitzdefinierter Erfolg .05 .01 .24** -.05 .10 .09 -.13 .18* .03 .34** .08 .18* .09 .00 .60** .07 .09 .17+ -.02 -.15+ -.21* -.10 .37** .31** .18* -.04 .23* -.02 .13 .19* .14 .19* .30** 9. Besitzorientierung 10. Besitzdefinierter Glück 11. Werbeaffinität Anmerkung. + ≤ .10 (zweiseitig), p * p ≤ .05 (zweiseitig), ** p ≤ .01 (zweiseitig) Korrespondenzadresse: Prof. Dr. Peter Michael Bak Hochschule Fresenius Fachbereich Wirtschaft & Medien Im MediaPark 4c D – 50670 Köln DEUTSCHLAND e-mail: [email protected] .17+ Journal of Business and Media Psychology (2011) 2, Heft 2, 40-48 verfügbar unter: www.journal-bmp.de 40 ‚Du kannst es dir ja noch mal überlegen’ – Warum uns reversible Entscheidungen nicht zufriedener machen Georg Felser Hochschule Harz, Wernigerode ZUSAMMENFASSUNG Auch wenn Konsumenten die Freiheit bevorzugen, eine Entscheidung wieder rückgängig machen zu können, sind sie doch mit den Ergebnissen irreversibler Entscheidungen zufriedener (Gilbert & Ebert, 2002). Das Bewusstsein der Unumkehrbarkeit einer Entscheidung löst offenbar erst die adaptiven Prozesse aus, die dazu führen, dass Menschen mit dem zufrieden sind, was sie haben und nicht begehren, was sie nicht haben können. Umgekehrt motiviert das Bewusstsein, eine Wahl revidieren zu können, zu einer Entscheidungsstrategie, bei der nicht nur zufriedenstellende, sondern die bestmöglichen Alternativen zu wählen sind. Diese Haltung geht nachweislich mit geringerer Zufriedenheit einher (z. B. Schwartz, Ward, Monterosso, Lyubomirsky, White & Lehman, 2002). Der Beitrag zeigt Ergebnisse eines Experiments, in dem die Probanden zwischen unterschiedlichen Varianten einer Tasse mit Motiven ihrer Hochschule wählen konnten. Ein Teil der Probanden konnte die Entscheidung später noch einmal ändern, ein anderer Teil traf mit der ersten Wahl eine endgültige Entscheidung. Probanden, die ihre Wahl endgültig trafen, berichteten später signifikant häufiger, dass sie die Tasse auch benutzten. Zudem verstärkte das Bewusstsein, dass die Wahl revidierbar ist, Gedanken an die nicht gewählte Alternative und den Anspruch, stets das bestmögliche zu wählen. Schlüsselbegriffe: Reversibler Entscheidungsprozess, kontrafaktisches Denken, Maximizing, Satisficing, Marketing 1 Effekte der Umkehrbarkeit von Entscheidungen Würde man Konsumenten fragen, ob sie ihren Buchungswunsch bei einer Ferienreise lieber für einige Tage unverbindlich reservieren wollten oder ob sie sofort und endgültig buchen wollen, man würde vermutlich recht übereinstimmende Antworten erhalten. Eine unverbindliche Reservierung stellt die Buchung schon sicher und schafft trotzdem noch alle Freiheiten. Wer sich dagegen endgültig festlegt, riskiert Nachteile, wenn sie oder er die Entscheidung vielleicht doch noch rückgängig machen muß. Daher werden – im Vorhinein und projektiv - Entscheidungen, die man noch einmal rückgängig machen kann, gegenüber endgültigen und unumkehrbaren Entscheidungen bevorzugt (Gilbert & Ebert, 2002). Man sollte nun erwarten, dass Personen mit einer Lösung, die sie offensichtlich bevorzugen, auch zufriedener sein sollten. Interessanterweise sind sie das aber nicht: Tatsächlich sind Probanden in einem entsprechenden Experiment mit ihrer gewählten Option sehr viel zufriedener, wenn sie nach ihrer Entscheidung davon ausgegangen sind, dass diese Wahl endgültig sei. Das auf den ersten Blick so attraktive Rückgaberecht geht mit einer deutlich verringerten Zufriedenheit einher. Dies zeigen die Untersuchungen von Gilbert und Ebert (2002): Ihre Probanden durften sich zum Beispiel Bilder bzw. Kunstdrucke aussuchen, wobei aber die Wahl in der einen Bedingung endgültig getroffen wurde, in der anderen aber innerhalb einiger Tage noch einmal revidiert werden konnte. Aus der Außenperspektive fanden Probanden einer Kontrollgruppe die reversible Bedingung deutlich attraktiver als irreversible. In den Experimentalgruppen wurden die Probanden gefragt, wie zufrieden sie wohl nach einigen Tagen mit ihrer Wahl sein würden. Hierbei fand sich kein Unterschied zwischen den Bedingungen: Alle Probanden erwarteten, mit der Zeit ihr gewähltes Bild mehr zu mögen als zum Zeitpunkt der Wahl, und dabei machte es keinen Unterschied, ob sie in der reversiblen oder der irreversiblen Bedingung waren. Eine weitere Gruppe von Probanden sollte die Zufriedenheit mit der Wahl nicht vorhersagen, sondern tatsächlich erleben: Sie wurden nach zwei und nach elf Tagen gebeten, ihre Wahl zu bewerten. Bei diesem nicht mehr hypothetischen Bewertungsurteil hatte es einen deutlichen Effekt, ob die Wahl umkehrbar war oder nicht: In der reversiblen Bedingung sank die Zufriedenheit gegenüber dem Wert zum Zeitpunkt der Wahl signifikant ab, in der irreversiblen Bedingung dagegen stieg er deutlich an. Beide Effekte, der Anstieg und der Abfall der Zufriedenheit, blieben in den jeweiligen Bedingungen auch über den Zeitpunkt hinaus stabil, zu dem auch in der reversiblen Gruppe die Umtauschfrist verstrichen war. Journal of Business and Media Psychology (JBMP) l ISSN 2191-5814 Georg Felser Die Prognose in der „Vorhersage-Gruppe“ scheiterte in diesen Experimenten gleich in zwei Punkten: Zum einen konnten Probanden in der reversiblen Bedingung nicht vorhersagen, dass ihre Zufriedenheit sinken würde. Zum anderen unterschätzten Probanden in der irreversiblen Gruppe das Ausmaß, in dem ihre Zufriedenheit mit der Wahl zunehmen würde. 1.1 Ein „psychologisches Immunsystem“ Gilbert und Ebert (2002) erklären die Effekte mit intrapsychischen Prozessen, die sie dem „psychologischen Immunsystem“ zuschreiben. Dieses System sorgt unter anderem dafür, dass Menschen mit dem zufrieden sind, was sie haben und nicht begehren, was sie sowieso nicht haben können. Das psychologische Immunsystem wird natürlich nur dort gebraucht, wo etwas begehrt werden könnte, was man nicht haben kann. Wo alle Optionen offen sind, sind Anpassungsleistungen überflüssig oder zumindest voreilig. Um das Eingangsbeispiel noch einmal aufzugreifen: Konsumenten müssen sich nicht damit abfinden, dass sie die Ferienwohnung am Strand nicht haben, solange sie ihre Buchung in den Bergen auch stornieren und auf den Urlaub am Meer ausweichen können. Dies hat allerdings auch zur Folge, dass sie einstweilen auf alle Vorteile der Dissonanzreduktion verzichten müssen. Zweifel an der Wahl werden nicht automatisch ausgeblendet, die gewählte Option wird nicht zusätzlich aufgewertet und so weiter. Die Unumkehrbarkeit und Endgültigkeit der Entscheidung ist gewissermaßen die Vorbedingung für das Einsetzen der dissonanzreduzierenden Prozesse bzw. für das Wirksamwerden des „psychologischen Immunsystems“. Gilbert und Ebert (2002) charakterisieren in ihrer Arbeit das psychologische Immunsystem nur grob. Tatsächlich sind adaptive Prozesse dieser Art in der Psychologie ja in vielen Zusammenhängen diskutiert worden. Gilbert und Ebert (2002) stellen selbst heraus, unter wie vielen Bezeichnungen ähnliche Aussagen gemacht wurden: „dissonance reduction, self-deception, ego defense, positive illusion, emotion-based coping, self affirmation, and selfserving attribution ', to name but a few. … the various strategies … constitute a kind of psychological immune system that protects people from the emotional consequences of suboptimal outcomes“ (p. 504). 1.2 Beziehung zur Theorie der Kognitiven Dissonanz Tatsächlich stellt sich hier auch die Frage, inwieweit die Ergebnisse bei Gilbert und Ebert (2002) nicht ohnehin aus der Theorie der Kognitiven Dissonanz (Festinger, 1957) vorhergesagt werden können. Dissonanzreduzierende Prozesse setzen bekanntermaßen erst ein, wenn zu den Elementen im kognitiven Gefüge auch eine subjektiv bedeutsame Verbindung, ein Engagement oder Commitment besteht (z. B. Cialdini, 2009; siehe hierzu auch die Diskussion um Aronson, 1992). Die endgültige Festlegung auf eine von mehreren Optionen stellt ein solches Commitment dar. In der Folge droht Nachentscheidungsdissonanz in Form von Gedanken wie: „Ich habe A gewählt, obwohl A minderwertig ist.“ Dies motiviert zur Aufwertung der gewählten Option. Eine ähnliche Dissonanz droht nicht, wenn subjektiv noch gar keine Wahl getroffen wurde, weil 41 die Entscheidung jederzeit rückgängig gemacht werden kann. Infolgedessen wird die gewählte Option bei einer reversiblen Wahl nicht aufgewertet. Gilbert und Ebert (2002) weisen selbst auf die Parallelen ihrer Überlegungen zur Dissonanztheorie hin, stellen aber gleichzeitig zwei Unterschiede heraus: Der erste besteht darin, dass die Dissonanztheorie zwar erklären kann, dass Probanden in der irreversiblen Bedingung ihre Wahl aufwerten, dass aus ihr aber ebenso das Gegenteil abgeleitet werden kann. Commitment wird nämlich nicht nur durch die subjektive Gewißheit gesteigert, dass die Umstände unumkehrbar sind (siehe hierzu auch Allen, 1964). Freiwilligkeit und die Wahrnehmung von Wahlfreiheit gehören ebenfalls zu den Bedingungen für hohes Commitment (Cialdini, 2009; Cooper, 1971). Da Wahlfreiheit eher in der reversiblen Bedingung zu finden ist, müßte hier auch der größere Bedarf zur Dissonanzreduktion bestehen. Die folgende dissonante Überlegung soll vermieden werden: „Ich war nicht gezwungen A zu wählen und habe es trotzdem gemacht. Nun stellt sich A als minderwertig heraus.“ Nach dieser Logik würde also die gewählte Option in der reversiblen und nicht – wie von Gilbert und Ebert (2002) vorhergesagt – in der irreversiblen Bedingung stärker aufgewertet. Offenbar könnte also die Dissonanztheorie sowohl die tatsächlichen Befunde von Gilbert und Ebert (2002) also auch deren Gegenteil erklären. Damit sind die Annahmen der der Dissonanztheorie in dieser Situation zu unspezifisch, um die tatsächlichen Effekte der Reversibilität vorherzusagen. Einen zweiten Unterschied betonen Gilbert und Ebert (2002) als noch wichtiger: Die Dissonanztheorie erlaubt keine Aussagen darüber, welche Vorhersagen Personen über die Effekte der unterschiedlichen Entscheidungsbedingungen abgeben. Tatsächlich scheitern Menschen ja in der Tat sehr häufig bei der Aufgabe, sich zukünftige Affektzustände vorzustellen (Wilson & Gilbert, 2003) und reversible Entscheidungen sind hierfür ein weiteres, wichtiges Beispiel. Allerdings ist die Vorhersage künftiger Affekte nicht Thema der Dissonanztheorie. 2 Weiterführende Überlegungen: Aufmerksamkeits- und Handlungsregulation Auch wenn Gilbert und Ebert (2002) deutlich machen, dass ihre Überlegungen nicht auf die Annahmen der Dissonanztheorie reduzierbar sind, lassen sie doch viel Fragen zum genauen Funktionieren des „psychologischen Immunsystems“ offen. Im Zentrum ihrer Betrachtung steht zunächst noch die Tatsache, dass die Wirkung des Immunsystems unbewußt ist. Menschen antizipieren also in der Tat in ihren Entscheidungen nicht, dass sie ihre Präferenzen mit der Zeit an eine einmal getroffene Wahl anpassen werden, so dass ihnen das, was sie gewählt haben, mit der Zeit immer besser gefallen wird – solange sie diese Wahl nur als endgültig erleben. Dieses Unwissen scheint zwar einerseits nötig zu sein, denn adaptive Prozesse dieser Art funktionieren erheblich besser, wenn sie unbewußt bleiben (Gilbert, Pinel, Wilson, Blumberg & Wheatley, 1998). Reversible Entscheidungen und Zufriedenheit Andererseits disponiert diese Unwissenheit auch zu suboptimalen Entscheidungen, denn sie lenkt unsere Aufmerksamkeit auf Faktoren, die nachweislich unsere Zufriedenheit nicht steigern, etwa die Freiheit überhaupt wählen zu können (Botti & Iyengar, 2004) oder eben die Freiheit unsere Entscheidung rückgängig machen zu können (Gilbert & Ebert, 2002). Was aber geschieht, wenn eine Wahl als endgültig erlebt wird, was wird durch die Unumkehrbarkeit ausgelöst – oder vielleicht auch: unterbunden? Die vorliegende Arbeit betrachtet die zufriedenheitssichernden Mechanismen bei endgültigen Entscheidungen als Teil einer Handlungsregulierung, die in unterschiedlichen Phasen von unterschiedlichen intrapsychischen Prozessen begleitet wird. Eine Anregung hierzu kommt von Modellen der Handlungsregulierung aus der Entwicklungspsychologie, wie sie etwa von Brandtstädter (2007) beschrieben werden (siehe Felser, 2007, S. 304ff, für eine Adaption des Grundgedankens in einem konsumpsychologischen Kontext). Wesentliches Element solcher Modelle ist die Annahme, dass Handlungsregulation zwei antagonistische Modi kennt, die bei Brandtstädter (2007) als Assimilation und Akkommodation bezeichnet werden. Der assimilative Modus geht üblicherweise dem akkommodativen voraus und besteht darin, dass das Subjekt die Umwelt an seine eigenen Bedürfnisse anpaßt. Der akkommodative Modus setzt normalerweise erst ein, wenn Bemühungen zur Optimierung der Umwelt fehlgeschlagen sind oder als zu aufwendig erscheinen. Er besteht in der Anpassung des Selbst an eine unveränderliche Umwelt. Wichtig allerdings ist hierbei, dass dieser Anpassungsprozeß nicht als intentional verstanden werden kann: Menschen können sich nicht vornehmen, bestimmte Dinge in ihrer Umwelt nicht (mehr) wichtig zu finden oder nicht zu begehren, was sie sowieso nicht haben können. Andererseits läßt sich nicht bestreiten, dass nach irreversiblen Verlusten meist genau das passiert (z. B. Brickman, Coates & Janoff-Bulman, 1978). Menschen erreichen auch in sehr widrigen Lebensumständen meist das Zufriedenheitsniveau, das sie auch in wesentlich freundlicheren Umwelten hatten (oder hätten). Die Zuverlässigkeit, mit der dies geschieht, erscheint ohne die Annahme unbewußter adaptiver Prozesse als ein „Zufriedenheitsparadox“ und wurde in der Forschungsliteratur auch so beschrieben (Hofstätter, 1986). Entscheidend für unsere Zwecke ist, dass im Modell von Brandtstädter (2007) die Prozesse beschrieben werden, über die der Mensch sich an eine unveränderliche Umwelt anpaßt. Zwei davon sollen uns im Folgenden beschäftigen, nämlich zum einen die Aufmerksamkeitsregulation als eine förderliche und das Verharren in der Assimilation als hinderliche Bedingung der Anpassung. 2.1 Aufmerksamkeitsfokus auf nicht gewählte Alternativen Eine zentrale Bedingung für eine funktionierende Anpassung an unveränderliche Bedingungen ist eine funktionale Regulierung der Aufmerksamkeit: Gedanken, die um nicht mehr änderbare Fakten kreisen, können eine effektive Neuorientierung behindern. Insbesondere wenn diese 42 Kognitionen nicht in Sinnfindung, sondern in einem grüblerischen Wiederkäuen der immer gleichen Gedanken bestehen, ist der Aufmerksamkeitsfokus auf Vergangenes und nicht mehr Änderbares eher dysfunktionial (siehe auch Kranz, 2005). Eine erfolgreiche Anpassung vermeidet Gedanken an nicht realisierte, aber attraktive Optionen und fokussiert die Aufmerksamkeit eher auf neue Ziele (Brandtstädter, 2007). Solche Formen der Aufmerksamkeitsregulierung können auch im Entscheidungsprozeß Zufriedenheit sichern oder untergraben. Aus der Motivationspsychologie kennen wir den Befund, dass unsere Bewußtseinslagen sich ändern, sobald wir uns auf ein bestimmtes Verhalten, eine bestimmte Zielorientierung festgelegt haben. Untersuchungen zum sogenannten Rubikon Modell (Gollwitzer, 1991) legen die Vermutung nahe, dass die Aufmerksamkeit vor einer Festlegung deutlich weniger fokussiert ist als danach. Es ist zu vermuten, dass durch die Festlegung die Aufmerksamkeit insbesondere von nicht gewählten Alternativen abgezogen und auf die gewählte fokussiert wird. Einen ersten Beleg hierzu liefern Koranyi und Rothermund (in press): Ihre Probanden befanden sich auf der Suche nach einem Partner und nutzten hierzu eine computergestützte Partnerbörse. Nach Durchsicht einer solchen Partnerbörse bearbeiteten die Probanden am Computer eine Reaktionszeitaufgabe, bei der an unterschiedlichen Stellen des Bildschirms eine bestimmte geometrische Figur erschien, auf die sie reagieren sollten. Kurz vor der Präsentation der Zielstimuli erschienen an unsystematischen anderen Stellen Distraktorreize. Aus Vorgängerstudien ist bekannt, dass Menschen bei Aufgaben dieser Art durch die Präsentation attraktiver Gesichter deutlich mehr abgelenkt werden als durch unattraktive (Sui & Liu, 2009), insbesondere wenn die Distraktoren eine aktuelle Motivlage treffen (z. B. attraktive Gesichter des anderen Geschlechts bei Partnersuche, attraktive Gesichter des eigenen Geschlechts bei Angst um den Partner bzw. Angst vor potentiellen Rivalen; Maner, Gailliot, Rouby & Miller, 2007). Koranyi und Rothermund (in press) verglichen den Ablenkungseffekt für Probanden, die im Rahmen der Partnerbörse subjektiv eine Bindung eingegangen waren, mit solchen Probanden, für die eine solche Bindung (noch) nicht bestand und die sich daher noch auf der Suche befanden. Die subjektive Bindung bestand darin, dass die Versuchsperson erfuhr, dass ein Partner, für den sie sich interessierte, seinerseits Interesse rückgemeldet hatte und ein Treffen wünschte. Aus ethischen Gründen wurde diese Rückmeldung nicht manipuliert, sie bestand also aus echten wechselseitigen Interessensbekundungen. Nachdem sie erfahren hatten, dass es einen interessierten Partner gibt, zeigten die Probanden den üblichen Ablenkungseffekt durch attraktive Gesichter des anderen Geschlechts nicht mehr. Koranyi und Rothermund (in press) interpretieren dies als eine automatische Aufmerksamkeitsregulierung im Sinne des eigenen Ziels. Sobald eine Bindung an einen Partner besteht, untergräbt eine hohe Aufmerksamkeit gegenüber attraktiven Alternativen diese Bindung und die Zufriedenheit mit der Beziehung. Georg Felser Die Abwertung dieser Alternativen ist daher eine Maßnahme, die das Commitment in der Beziehung erhöht (Johnson & Rusbult, 1989). Koranyi und Rothermund (in press) haben nun gezeigt, dass diese Abwertung bereits unmittelbar nach der subjektiven Festlegung und auf automatischer Ebene einsetzt. Allem Anschein nach sind wir also in den unterschiedlichen Phasen einer Entscheidung auch in unterschiedlichem Grade geneigt, Informationen über die Entscheidungsoptionen zu verarbeiten. Das Gefühl, auf eine der Optionen festgelegt zu sein, reduziert jedenfalls die Offenheit für Alternativen. Eine reversible Wahl löst dieses Gefühl aber möglicherweise nicht aus. Dem entsprechend bleibt auch der Fokus der Aufmerksamkeit breit und nicht gewählte Alternativen werden nicht eigens ausgeblendet. Aus der Forschung zum sogenannten kontrafaktischen Denken (für einen Überblick siehe z. B. Roese, 1997) wissen wir, dass es normalerweise eher belastend ist, über Optionen nachzudenken, die man nicht hat. Dies könnte erklären, warum Menschen mit den Ergebnissen reversibler Entscheidungen weniger zufrieden sind: Die Umkehrbarkeit hält die nicht gewählten Alternativen weiterhin salient, der Entscheider grübelt über die Frage, ob er sich nicht besser umentscheiden sollte, und dies untergräbt die Zufriedenheit. 2.2 43 dazu hat, auch die bestmögliche Entscheidung zu treffen. Diese Haltung, nämlich die bestmögliche Wahl zu treffen, wird in Anlehnung an die Terminologie von Simon (1955) als „Maximizing“ bezeichnet. Als Strategie ist sie schon theoretisch eher problematisch, empirisch und vor allem psychologisch ist sie mit Sicherheit eher schädlich: Maximierungsstrategien sind in der Regel dem Wohlbefinden abträglich. Eine habituelle Neigung, stets nach der bestmöglichen Alternative zu suchen, korreliert negativ mit allgemeiner Lebenszufriedenheit, Glücksgefühlen und Optimismus und positiv mit Depressivität und Neurotizismus (Schwartz, Ward, Monterosso, Lyubomirsky, White & Lehman, 2002). Dies zeigt sich vor allem im Kontrast zu einer alternativen Strategie, die Simon (1955) Satisficing nennt: Das Grundprinzip des Satisficing besteht darin, dass der Entscheider seine Suche nach Alternativen abbricht, sobald eine Option seinen Ansprüchen genügt. Diese Option wird dann gewählt – auch wenn der Entscheider damit in Kauf nimmt, dass ihm andere Optionen entgehen, die vielleicht noch besser wären. Der Hang zum Maximizing und Satisficing scheint zum Teil ein stabiles Persönlichkeitsmerkmal zu sein: Manche Menschen neigen stärker dazu als andere (Schwartz et al., 2002; siehe auch Greifeneder & Betsch, 2006). Situationale Bedingungen allerdings können ebenfalls Maximierungsstrategien induzieren – und die Umkehrbarkeit einer Entscheidung kann durchaus eine solche Bedingung sein. Motiv, das bestmögliche zu wählen Der Gedanke, die Entscheidung vielleicht doch noch einmal zu revidieren geht aus einer Haltung hervor, die auf den ersten Blick selbstverständlich erscheint, die aber doch nur eine weitere Folge der Umkehrbarkeit ist, nämlich dem Motiv, die Entscheidung weiter zu optimieren. Im Sinne des Regulationsmodells von Brandtstädter (2007) befindet sich der Entscheider, solange er noch optimieren will, im assimilativen Modus: Er versucht die Umwelt so zu gestalten, dass sie optimal zu den Bedürfnissen paßt. Zwar scheint es trivial, dass der, der entscheidet, normalerweise auch gut entscheiden möchte. Dieses Motiv geht aber ins Leere, wenn alles bereits entschieden ist. Es ist daher nur funktional, wenn nach einer endgültigen Wahl der Drang zum Optimieren der Entscheidung verstummt oder zumindest gedämpft wird. Der Entscheider geht statt dessen über in den akkommodativen Modus, in dem er sich mit dem Ergebnis der Entscheidung „arrangiert“. Das Motiv, gut zu entscheiden wird dagegen durch die Umkehrbarkeit der Entscheidung geradezu angestachelt: Wenn ich meine Entscheidung jederzeit noch einmal verbessern könnte, sollte ich dann nicht auch versuchen, das zu tun? Wenn mir noch immer alle Alternativen offen stehen, sollte ich dann nicht sicherstellen, dass ich auch wirklich die beste gewählt habe? Wenn meine Entscheidung selbst nicht den Schlußpunkt bei meiner Suche nach Alternativen setzt, warum sollte ich dann damit aufhören, meine Entscheidung zu optimieren? Der assimiliative Modus wird also bei der umkehrbaren Entscheidung nicht verlassen. Was aber noch wichtiger ist: Die Umkehrbarkeit der Wahl setzt den Entscheider implizit unter den Druck, nun, da er ja alle Möglichkeiten 3 Methode Im Vergleich zu reversiblen Entscheidungen sind Menschen mit den Ergebnissen ihrer Wahlhandlungen zufriedener, wenn die Entscheidung unumkehrbar ist. Wir vermuten, dass dies unter anderem darauf zurückgeht, dass bei reversiblen Entscheidungen nicht gewählte Alternativen weiterhin salient bleiben und die Umkehrbarkeit die Entscheidungsstrategie des Maximierens induziert. Die folgende Untersuchung soll zum einen die Ergebnisse von Gilbert und Ebert (2002) im Rahmen einer anderen Entscheidungsaufgabe replizieren. Zum anderen sollen erste Hinweise auf die Prozesse gewonnen werden, die dem Effekt der Umkehrbarkeit zu Grunde liegen. Probanden wurden mit einer Entscheidungsaufgabe konfrontiert. Als Dank für die Teilnahme an einem anderen Experiment durften sie zwischen zwei Tassen wählen. Ihre Wahl konnten sie entweder zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal rückgängig machen oder sie mußten endgültig wählen. Eine Woche nach der ersten Wahl wurden die Probanden erneut befragt, wobei sie neben einigen Angaben zu ihrer Zufriedenheit noch weitere Items beantworten sollten, die Maximierungtendenzen und kontrafaktisches Denken betrafen. Reversible Entscheidungen und Zufriedenheit 44 Geprüft wurden dabei folgende Hypothesen: In der reversiblen Bedingung - wird die gewählte Tasse weniger positiv bewertet, - finden sich stärkere kontrafaktische Gedanken, - ist Denken im Sinne des Satisficing weniger stark ausgeprägt - ist Denken im Sinne des Maximizing stärker ausgeprägt als in der irreversiblen Bedingung. 3.1 Auswahl der Wahlobjekte Die theoretische Erklärung des Effekts geht davon aus, dass die Entscheider sich in der reversiblen Bedingung nicht ausreichend mit ihrer Wahl „arrangieren“. Bei irreversiblen Entscheidungen wird der Gedanke, möglicherweise falsch gewählt zu haben, durch dissonanzreduzierende Prozesse verhindert. Bei reversiblen Entscheidungen unterbleiben diese Prozesse. Dies zeigt sich freilich nur bei Entscheidungen, bei denen der Gedanke, falsch gewählt zu haben, nicht von vornherein ausgeschlossen werden kann. Mit anderen Worten: Es darf bei der Wahl nicht eines der Objekte dem anderen eindeutig überlegen sein. Um den Effekt nachzuweisen, müssen Objekte von relativ ähnlicher Attraktivität zur Wahl gestellt werden. Dies kann leichter erreicht werden mit Objekten, die die Entscheider im Vorhinein gar nicht kennen, denn in diesem Fall kann es keine vorher bereits bestehenden Präferenzen geben. Aus diesem Grund stellten wir für das Experiment eigens die Optionen her: Wir boten unseren Probanden Tassen an, auf denen Motive der eigenen Hochschule abgebildet waren. In einer Normierungsstudie wurden zunächst sieben Motive präsentiert, von denen zwei ausgewählt wurden. Von diesen zwei Motiven wurden Tassen hergestellt und im Rahmen des Experiments angeboten. Zur Auswahl von geeigneten Motiven wurden sieben unterschiedliche Motive (als Bilddateien) im Rahmen einer Normierungsstudie vorgegeben. Teilnehmer der Studie waren n = 32 Studierende der Hochschule Harz. Die wählbaren Motive sollten eine mittlere Attraktivität aufweisen. Außerdem sollten sie sich in ihrer Attraktivität möglichst wenig voneinander unterscheiden. Gewählt wurden die in Abbildung 1 dargestellten Motive (Herstellung der Tassen aus Mitteln der Forschungsförderung („Anreizsystem“) der Hochschule Harz, Wernigerode). Abb. 1: 3.2 Die im Experiment eingesetzten Wahloptionen: Tassen mit Motiven der eigenen Hochschule. Links: „Tasse und Haus 4“, Rechts: „Villa und Baum“ Maße Zu beiden Messzeitpunkten wurden die Probanden gefragt, - Wie zufrieden sie mit ihrer Wahl sind - Wie stark sie die gewählte gegenüber der nicht gewählten Tasse vorzogen. Zum zweiten Messzeitpunkt wurden die Probanden zusätzlich gefragt, wie häufig sie aus der gewählten Tasse trinken. In die Nachbefragung zum zweiten Messzeitpunkt wurden zudem Items aufgenommen, die die unterstellten Gedankengängen (Maximizing, Satisficing und kontrafaktisches Denken) abfragen sollten: Kontrafaktisches Denken (KFD): „Ich denke manchmal, dass ich vielleicht die nicht gewählte Tasse mindestens genauso gern hätte.“ Satisficing: „In einer solchen Situation kann man eigentlich nichts Falsches wählen. Man bekommt ja auf jeden Fall eine schöne Tasse.“ Maximizing: „Ich möchte eigentlich immer das Bestmögliche wählen, auch wenn es nur um eine Tasse geht.“ Alle Ratings wurden auf einer fünfstufigen Likert Skala (1 – 5) abgegeben. 3.3 Stichprobe und Durchführung An der Hauptuntersuchung nahmen N = 119 Studierende der Hochschule Harz teil (89 Frauen und 30 Männer. Durchschnittsalter war 22 Jahre (SD = 3.45). Die Studierenden stammten aus den Studiengängen des Fachbereichs Wirtschaft, insbesondere aus den Bachelorstudiengängen BWL, Tourismuswirtschaft, Dienstleistungsmanagement und Wirtschaftspsychologie sowie dem MasterStudiengang Business Consulting. Georg Felser 45 Die Hauptstudie wurde in zwei Untersuchungsdurchführungen unterteilt. Die Datenerhebung für die reversible Gruppe fand im Wintersemester 2010 am 19. Oktober statt. Die Datenerhebung der irreversiblen Gruppe erfolgte eine Woche später am 27. Oktober. Wegen der relativ hohen Zahl an Falschzuordnungen werden die Probanden in der folgenden Analyse nicht nach experimentellen Bedingungen gruppiert, sondern danach, ob sie subjektiv annahmen umtauschen zu können oder nicht. Zum ersten Messzeitpunkt nahmen die Probanden zunächst an einer anderen Teilstudie zur Verkostung eines Tees teil. Danach wurden sie in ein zweites Labor gebeten, um sich eine Motivtasse als Dankeschön für die Teilnahme auszusuchen. Dort wurden die Versuchspersonen dann einzeln, der Reihe nach, an einen von drei mit Trennwänden abgetrennten Sitzplatz gebeten. Die Zuordnung der Probanden zu den Sitzplätzen erfolgte randomisiert. Dort bekam die Probandengruppe in der irreversiblen Bedingung von dem jeweiligen Versuchsleiter folgende standardisierte Instruktion: Für die Zufriedenheits- und Präferenzratings ergab sich keinerlei Effekt. Beide Variablen änderten die Werte weder im Längsschnitt, noch unterschieden sie sich in der reversiblen Bedingung von der irreversiblen (alle F < 1, n. s.). In diesem Punkt konnten die Ergebnisse von Gilbert und Ebert (2002) also nicht repliziert werden. „Schön, dass du an der Teestudie teilgenommen hast. Als Dankeschön kannst du dir eine der beiden Tassen aussuchen. Außerdem würden wir dich bitten, an zwei Befragungen teilzunehmen. Eine machst du jetzt am Computer, und die andere schicken wir dir in einigen Tagen per EMail zu. Danke!“ In der reversiblen Bedingung lautete die Instruktion wie folgt: „Schön, dass du an der Teestudie teilgenommen hast. Als Dankeschön kannst du dir eine der beiden Tassen aussuchen. Übrigens führen wir die Studie nächste Woche am Mittwoch noch einmal durch. Wenn du deine gewählte Tasse noch einmal umtauschen und lieber die andere Tasse haben willst, dann komm einfach noch einmal vorbei. Wir sind wieder hier in dem gleichen Raum. Außerdem würden wir dich bitten, an zwei Befragungen teilzunehmen. Eine machst du jetzt am Computer und die andere schicken wir dir in einigen Tagen per E-Mail zu. Danke!“ Probanden in der irreversiblen Bedingungen gaben signifikant häufiger an, aus der Tasse zu trinken als Probanden in der reversiblen Bedingung (M = 2.21 vs. M = 2.67, beide SD = .90; t(103) = 2.58; p = .01). Von den drei Items der Nachbefragung ist allein der Unterschied in den Maximizing Ratings mit t(103) = 2.12 auf dem 5 %-Niveau signifikant (M = 3.98; SD 0.74 vs. M = 3.62, SD 0.71). Der Effekt für das Item „kontrafaktisches Denken“ (KFD) liegt deskriptiv in der vorhergesagten Richtung, verfehlt jedoch die Signifikanz (M = 2.38, SD = 1.33 vs. M = 2.17, SD = 1.14; t(103) = 0.87; n. s.). Kein Effekt zeigt sich für das Satisficing Item (M = 3.68, SD = 0.86 vs. M = 3.70, SD = 0.94; t(103) = 0.87; n. s.). Einen Überblick über die Ergebnisse gibt Abbildung 2. Somit zeichnet sich tendenziell ab, dass Probanden, die glauben, ihre Wahl wieder rückgängig machen zu können, häufiger an die nicht gewählte Tasse denken und häufiger zustimmen, dass sie stets das bestmögliche wählen wollen. 5 Ergebnisse Zum ersten Messzeitpunkt nahmen N = 119 Probanden teil. 44,76 % der Probanden wählten die Tasse mit dem Motiv „Villa und Baum“ und 55.24 % das Motiv „Tasse und Haus 4“. Für die Nachbefragung konnten noch n = 105 Probanden gewonnen werden (n = 54 in der reversiblen und n = 51 in der irreversiblen Bedingung). In der reversiblen Bedingung war damit der Drop-out mit elf Probanden größer als in der irreversiblen (drei Probanden, χ2(df=1) = 3.67; p = .055). 4 Zustimmung 4 Hypothesenkonforme Effekte zeigten sich aber für die Variable: „Wie oft trinkst du aus der Tasse“ sowie die Items aus der Nachbefragung. 4 reversibel irreversibel 3 3 2 Trinken Die Probanden wurden zum zweiten Messzeitpunkt gefragt, ob sie die Tasse wieder umtauschen könnten. Dies galt als Überprüfung der Manipulation. Immerhin 21 Probanden waren in diesem Punkt fälschlicherweise der Meinung, sie könnten umtauschen bzw. nicht umtauschen. Eine falsche Einschätzung fand sich signifikant häufiger in der reversiblen Gruppe (χ2(df=1) = 33.65; p < .001); die Probanden hielten also tendenziell ihre Wahl ohnehin eher für endgültig. t(103) = -2,58 p = .01 Abb. 2: KFD t(103) = 0,87 n.s. Satisficing Maximizing t(103) = -0,15 n.s. t(103) = 2,12 p < .05. Effekte der subjektiven Reversibilität auf die Variablen: „Wie oft trinkst du aus der Tasse?“, sowie die Maße für Satisficing, Maximizing und kontrafaktisches Denken. Es ist zu bemerken, dass das Befundmuster sehr ähnlich aussieht, wenn man die Probanden nach den experimentellen Bedingungen gruppiert und nicht – wie hier geschehen – danach, ob sie erwarten die Wahl rückgängig machen zu können oder nicht. Insbesondere der Effekt auf die Benutzung der Tasse bleibt von dieser Variation unbe- Reversible Entscheidungen und Zufriedenheit rührt. Die Effekte auf den Items der Nachbefragung fallen deskriptiv gleich aus, werden aber in keinem der drei Fälle statistisch signifikant. 5 Diskussion Die vorliegenden Ergebnisse replizieren den Befund von Gilbert und Ebert (2002) in Ansätzen, allerdings nur auf einer von mehreren möglichen Dimensionen der Bewertung. Immerhin zeichnet sich ab, dass ein Objekt, wenn es in einem irreversiblen Entscheidungsprozeß gewählt wurde, eine höhere Wertschätzung erhält als wenn es noch einmal umgetauscht werden kann. Das Fehlen von Effekten auf anderen Dimensionen der Bewertung (Zufriedenheit mit der Wahl insgesamt, Bevorzugung der einen gegenüber der anderen Tasse) kann möglicherweise ein Hinweis darauf sein, dass die Reversibilität differentiell wirkt und bestimmte Aspekte des Urteils mehr betrifft als andere. Dies muß aber im gegebenen Rahmen spekulativ bleiben und steht auch hier nicht im Zentrum der Überlegungen. Wichtiger scheint hier eine weitere Beobachtung, nämlich der Befund, dass Personen, die glauben, ihre Wahl noch einmal rückgängig machen zu können, signifikant häufiger in eine Maximierungs-Strategie der Entscheidung verfallen. Auch für andere Kognitionen, die mutmaßlich durch die Umkehrbarkeit der Entscheidung ausgelöst werden, finden sich hier erste Hinweise. So scheint der Gedanke an nicht gewählte Optionen näher zu liegen, wenn diese Optionen nach wie vor verfügbar erscheinen. 5.1 Grenzen der Interpretation und Anschlußfragen Die Ergebnisse lassen erwarten, dass in Anschlußuntersuchungen mit einer ähnlichen Versuchsanordnung prägnantere Effekte erzielt werden können. Hierzu sollten vor allem die Maße für den Maximierungs-Modus beim Entscheiden und für das Nachdenken über die nicht gewählte Alternative erweitert werden. Zu denken wäre hier an die Ausarbeitung einer Skala ähnlich wie sie etwa Schwartz et al. (2002) bzw. für den deutschen Sprachraum Greifenender und Betsch (2006) vorlegen. Mit Hilfe der genannten Maße ist bereits erfolgreich gezeigt worden, dass zeitstabile Personunterschiede in Maximierungstendenzen bestehen. Unsere Überlegungen gehen demgegenüber davon aus, dass neben einer stabilen Disposition auch situative Faktoren für Unterschiede in Maximierungsstrategien sorgen. Zu diesen Faktoren gehört nach unserer Vorstellung die Umkehrbarkeit der Entscheidung. Um diesem Gedanken gerecht zu werden, sollte die zu entwickelnde Skala besonders sensibel sein für situativ erzeugte und nicht so sehr für zeitstabile Unterschiede in Maximierungstendenzen. Unsere Ergebnisse zeigen zudem, dass viele unserer Probanden per Voreinstellung nicht davon ausgehen, dass ihre Entscheidung in dem Experiment reversibel ist. Hieraus lassen sich zwei Folgerungen ziehen: Zum einen sollte in Anschlußuntersuchungen die Manipulation hinreichend deutlich implementiert werden. Zum anderen aber könnte der Befund auch anzeigen, dass die Möglichkeit, 46 eine Entscheidung zu revidieren, im Alltag eher unerwartet kommt und daher auch häufig nicht verinnerlicht wird. Dieser Befund betrifft insbesondere ein Marketing, das mit ausgedehnten Rückgabefristen oder gar lebenslangen Garantien wirbt. Selbstverständlich wäre zu wünschen, dass in Folgeuntersuchungen der experimentelle Drop-out noch weiter verringert wird. Zwar konnten zum zweiten Messzeitpunkt immerhin 88 Prozent der Ausgangstichprobe (105 von 119) wieder gewonnen werden, dies erscheint aber bei der ja prinzipiell guten Erreichbarkeit in der studentischen Stichprobe noch immer als eine Zahl, die verbessert werden sollte. 5.2 Praktische Bedeutung der Befunde Generell spricht offenbar einiges dafür, ein Marketing, das den Konsumenten ein hohes Maß an Freiheit läßt, eher vorsichtig einzusetzen. Selbst bei einer sehr konservativen Interpretation der hier berichteten Daten muß man folgern, dass man Konsumenten keinen Gefallen tut, wenn man ihnen ermöglicht, ihre Entscheidungen nur vorläufig zu treffen. Halbwegs belastbare Evidenz findet sich allenfalls für das Gegenteil, nämlich dass vorläufige Entscheidungen meist weniger zufrieden machen und dass das Objekt, für das man sich – vorläufig – entschieden hat, auch geringer geschätzt wird. Es zeigen sich auch erste Hinweise, warum das so ist: Wer sich vorläufig entscheidet, schlägt sich nicht so leicht aus dem Kopf, was er nicht hat – eben weil er es ja noch haben könnte. Und genau weil er noch könnte, fühlt der Entscheider sich auch unter Druck: Das Ideal des Nutzenmaximierers liegt ja vielleicht jedem Entscheider nahe. Auf jeden Fall aber stiftet es eine Norm, der sich – bei entsprechenden Umweltsignalen – der einzelne verpflichtet fühlt. Die Folge davon ist, dass nicht mehr die bloß zufriedenstellende, sondern eben die bestmögliche Option gesucht wird. Ein Umweltsignal, das die Norm des Nutzenmaximierens aktiviert, könnte eben die Freiheit sind, dass man sich auch noch anders entscheiden kann. Aber auch andere Signale sind denkbar, die auch im Marketing eingesetzt werden: Wer zum Beispiel sein Produkt selbst zusammenstellt, hat ein hohes Maß an Freiheiten, aber eben auch ein hohes Maß an Verantwortung. Wer etwa ein Haus baut, anstatt ein fertiges zu kaufen, der kann zwar über jede Steckdose, jedes Fenster und jede Wasserleitung entscheiden, aber damit hat er auch die Verantwortung, all diese Entscheidungen so gut wie möglich zu treffen. Dies schafft ein Potential für mögliche Reue, das der Käufer eines fertigen Hauses nicht hat. Neuere Marketingstrategien geben dem Kunden ganz bewußt die Freiheit zu einer eigenen Gestaltung des Produkts. In der Automobilbranche wird diese Strategie bewußt mit einem Oxymoron beizeichnet: „Mass customization“. Diese Methode vereinbart durch ausgeklügelte Logistik die Gegensätze der Massenfertigung mit einer individuellen Produktgestaltung (Heiser, 2005). Im Tourismus nennt man ein ähnliches Verfahren „Dynamic Packaging“. Hierbei ermöglicht der Reiseveranstalter den Touristen, die Parameter ihres Urlaubs selbst zusammenzustellen und noch am Urlaubsort Georg Felser zu revidieren. Auch hier kann die Freiheit der Konsumenten negative Folgen haben, indem nämlich Personen, die eine Reise selbst zusammenstellen, sehr viel eher auch über nicht realisierte Varianten der einzelnen Elemente nachdenken als Personen, die die gleiche Reise pauschal gebucht haben. Der ständige Umgang mit den verschiedenen Optionen und die Freiheit bei der Gestaltung führen die nicht gewählten Optionen nicht nur besonders nachdrücklich vor Augen. Sie erzeugen zudem den Druck, sich möglichst für die beste Option zu entscheiden. Daher gelten hier ähnliche Erwartungen wie schon bei den reversiblen Entscheidungen: 1. Personen, die ihre Reise selbst zusammenstellen, sind besonders anfällig für kontrafaktische Gedanken und sind weniger anfällig für Kognitionen, die auf eine abschließende und zufriedene Bewertung der Wahl hinauslaufen. 2. Personen, die ihre Reise selbst zusammenstellen, zeigen eine deutlich stärkere Maximierungstendenz, neigen also zur Suche nach der bestmöglichen Alternative. Eine erste eigene Untersuchung hierzu (Felser, 2008) konfrontiert die Probanden zunächst mit einem Szenario, in dem eine fiktive Person im Internet-Café eine Reise online entweder pauschal bucht oder selbst zusammenstellt. Gemessen werden verschiedene Anzeichen, die darauf hindeuten, dass Probanden in der dynamischen Bedingung anfälliger für kontrafaktische Gedanken, Unzufriedenheit mit der Wahl oder gar Reue sind. Betrachtet werden zum Beispiel die Lesezeiten für einzelne Textpassagen, wobei längere Lesezeiten auf eine geringere kognitive Verfügbarkeit des jeweiligen Inhaltes hindeuten. In der Tat zeigt sich zum Beispiel, dass Probanden in der dynamischen Bedingung den Satz „Er ist mit der Reise insgesamt sehr zufrieden“ signifikant länger lesen als Probanden in der „statischen“ Bedingung. Außerdem stimmten Probanden in der dynamischen Bedingung signifikant häufiger der Aussage zu: „Wenn ich eine Entscheidung treffe, versuche ich hinterher herauszufinden, zu welchem Ergebnis die anderen Alternativen geführt hätten“. Wir verstehen diese Befunde als Hinweise darauf, dass in der Tat ein Marketing, das Konsumentscheidungen mit vielen Freiheiten ausstattet, mit ernsten Problemen einhergeht: Sowohl das Nachdenken über nicht gewählte Alternativen als auch das Streben nach der bestmöglichen Entscheidung sind jedenfalls relativ sichere Wege zur Unzufriedenheit. 6 Literatur A l l e n , V . ( 1 9 6 4 ) . Uncertainty of outcome and postdecision dissonance reduction. In L. Festinger (Ed.). Conflict, decision, and dissonance (pp. 3444). Stanford,CA: Stanford University Press. A r o n s o n , E . ( 1 9 9 2 ) . The return of the repressed: Dissonance theory makes a comeback. Psychological Inquiry, 3, 303-311. B o t t i , S . & I y e n g a r , S . S . ( 2 0 0 4 ) . 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Korrespondenzadresse: Prof. Dr. Georg Felser Hochschule Harz Hochschule für angewandte Wissenschaften (FH) Friedrichstraße 57-59 D-38855 Wernigerode DEUTSCHLAND e-mail: [email protected] 48 Journal of Business and Media Psychology (2011) 2, Heft 2, 49-56 available: www.journal-bmp.de 49 Impression Formation in Online-DatingSituations: Effects of media richness and physical attractiveness information Katja Mierke, Wera Aretz, Anna Nowack, Roland Wilmsen, and Tim Heinemann* Hochschule Fresenius Köln ABSTRACT The present research investigates the effects of media richness, i.e. of paraverbal and nonverbal cues, as well as of physical attractiveness information on impression formation in a fictive online dating setting. Male subjects were presented with identical information about a young woman who presented herself either in a short video-clip, per audio-trace, in a written text that was accompanied by a photo or by written text only. Afterwards, participants judged how confident they felt with the impression they have formed of the target person, how pronounced the impression was, and how much they would like to get in contact with that girl. As expected, all three measures were significantly enhanced in the video as compared to the audio and the text-only condition, but they did not differ from the text-plus-photo condition. Thus, it seems that it was attractiveness information rather than media richness that enhanced desire for contact, confidence in, and clarity of the impression formed. It made no difference whether attractiveness information was static (photo) or dynamic (video), nor whether, whether content information was static (written text) or dynamic (audio). Singles indicated an overall stronger desire for contact and more confidence in their impressions than non-singles. Clarity of the impression did not differ as a function of relationship status. Advantages and disadvantages of the option to provide physical attractiveness information via photos and video-clips in online dating portals are discussed from a social psychological perspective. Keywords: online-dating, person perception, mating, nonverbal cues 1 Getting to know each other, virtually Surprisingly little information seems to suffice us humans when we are about to form an impression of others. In his pioneer work on the field, Solomon Asch stated: “We look at a person and immediately, a certain impression of his character forms itself in us. A glance, a few spoken words are sufficient to tell us a story about a highly complex manner…” (1946, p. 258). Getting to know each other on the internet, however, holds special challenges to our impression formation skills. Compared to the dynamic of face-to-face-situations, the perceiver is provided with very limited input, because the options for self-presentation are usually restricted to static information such as text and photographs (Kim, Kwon & Lee, 2009; Toma & Hancock, 2010; Walther, 2007). Nevertheless, especially online platforms connecting potential intimate partners have substantially increased in popularity in western cultures, including Japan (i.e., Farrer & Gavin, 2009), and they report impressive success rates (e.g., parship.de, 2011; ElitePartner.de, 2011). Thus, although dynamic and sensory means of expression, such as voice, speech melody, mimics and gestures (not to mention olfactory factors) play a major role in mating choices (Aronson, Wilson & Akert, 2008), individuals obviously can do without them when (pre-)selecting potential partners in the web (Rosen, Cheever, Cummings & Felt, 2008). The “big” German-speaking pay-portals throughout offer quite elaborate and sometimes even psychologically grounded tests assessing personality traits, preferences, life motives, value orientations and the likes. Parts of the results complete the self-presentation profiles. Thus, depending on the diversity and depth of the factors assessed, these do of course substantially contribute the respective candidate’s self-presentation. In free contact portals, singles usually introduce themselves far less comprehensively. Still, it seems plausible that for both kinds of portals, perceptually richer self-presentations via audio- or videoclips should elicit richer impressions than reduced modes such as written text, eventually accompanied by a photo. Theories and findings on such channel-reduced modes of communication as well as on the role of attractiveness in impression formation shall be briefly reviewed in the following section. Journal of Business and Media Psychology (JBMP) l ISSN 2191-5814 Katja Mierke, Wera Aretz, Anna Nowack, Roland Wilmsen, and Tim Heinemann 2 2.1 Mediated Impression Formation Advantages and disadvantages of media richness Media richness theory (Daft & Lengel, 1984, 1986) states that a medium’s richness increases with the degree to which it supports the processing of and coping with ambiguous information (cf. Döring, 2003). This is, for example, supported in studies on computer-mediated conferences (e.g., Gunawardena & Zittle, 1997) as well as by media richness rankings. In a study by Schmitz and Fulk (1991; cf. Clark & Brennan, 1991) the telephone was ranked between e-mail and other written communication at the bottom end and video and face-to-face-interaction at the top end of the hierarchy. In general, technically mediated interaction “is often regarded as a priori full of deficits and (depending on dose) in tendency destructive surrogate for face-to-face interaction” (Döring, 2003, p. 150, own translation). Some theorists claim that so-called channel-reduction impoverishes communication because it leads to de-sensualization and de-emotionalization (Winterhoff-Spurk & Vitouch, 1989). The virtual community has, however, quickly come up with substitutes (e.g., emoticons) and new communication skills that compensate for the lack of nonverbal information (Ramirez, Walther, Burgoon, & Sunnafran, 2002). In fact, despite all obstacles and limitations that are inherent in computermediated communication, it also bears a number of advantages that are particularly relevant to online dating. Skopek, Schulz and Blossfeld (2009) name, among others, the independence of space and time, high heterogeneity of the user population, a large number of potential partners, anonymity and contact options. 2.2 Media Choice in the Dating Process Armed with criteria checklists, life motive rankings, personality schemes and the like, online dating candidates try to achieve a more or less rationally founded pre-selection of potential partners. Of course, they are supported by elaborate matching algorithms that make according partner suggestions. First contacts are then usually made in writing, and usually kept on that “level” until a certain stage. The next step might be to switch to a chat-room, or to talk on the phone, before a first meeting is finally arranged. Thus, dating candidates choose increasingly “complete” communication media, thereby intensifying the relationship and at the same time enriching the basis for mutual impression formation with paraverbal and nonverbal cues. However, when Bühler-Ilieva and Geser (2002) asked more than 4000 users of a big Swiss partner portal about their experiences, 4% claim to already have fallen in love on the first email contact. Similarly, full 18 percent of the respondent couples in a recent study by parship.de (2011) remember to already have had butterflies in their stomach at the email contact stage. In how far this may simply reflect an instance of hindsight-bias or “knew-it-allalong”-effect (Fischhoff, 1975; for reviews, see Christensen-Szalanski, & Willham, 1991, and, more recently, Blank, Nestler, von Collani & Fischer, 2009) remains an open question. Email as a medium is, however, of course quite different from a static self-presentational text. It provides a power- 50 ful means of quick exchange and there is more to it than just the topics referred to: One may determine the order of posts, tailor the length of messages according to contact stadium, signal intensity by short delay of responding, and so forth. Moreover, the ambiguity of written information provides ample opportunities to read between the lines (see above), which may induce positive expectancies and higher openness to new experiences. According to Döring (2003), one major advantage of online dating is that it may thereby prevent individuals from effects of negative initial categorization and stereotyping that sometimes hinder proper impression formation in face-toface contact. This perspective is supported by self-reports of online daters who claim that few lines in an email often disclose much more about a person than a photo (elitepartner.de, 2011; parship.de, 2011). Moreover, Döring (2003) argues that the information lack in reduced contact situations might initiate active imagination and construction processes, which, in turn, may increase a sense of proximity. In combination with positive expectancies, this can help to build particularly positive impressions that in a direct face-to-face contact may have been spoilt by superficial trivialities (Walther, 1996). 2.3 The role of physical attractiveness How powerful initial expectancies can be in affecting real interactions has been shown by Snyder, Tanke and Berscheid (1977) in their classic study on self-fulfilling prophecies. They let male participants talk to women on the phone and made them believe that their interview partner was either physically attractive or unattractive. The women were unaware of this randomized manipulation. Not surprisingly, the presumably attractive women were rated more friendly, likeable and sociable. To demonstrate that this effect is not just another instance of the “what-isbeautiful-is-good”-stereotype (Dion, Berscheid & Hatfield, 1972, see below), the authors collected ratings from independent judges. Unaware of experimental conditions, these listened to the tape-recorded interviews and indeed, too, rated the “attractive” women as more open, friendlier, and so on, than the “unattractive” ones. It turned out that the male participants asked more charming questions, listened to longer, and were in general more confirming when they believed to talk to an attractive rather than not so attractive woman. This behavior naturally had, in turn, shaped the women’s responses. Thus, the men’s positive expectancy affected their real behavior towards the target in a self-fulfilling way, namely provoking something that otherwise would not have occurred (see also Snyder, 1982). Such interactive effects presumably play a major role in ambiguous impression formation tasks. Physical attractiveness is obviously “highly valued in mate selection” (Toma & Hancock, 2010, p. 337) and thus likely to have strong impact on whatever measure collected in this context. Bak (2010) could show that effects of attractiveness in online-dating environments even occur when it is not to be considered a valid stimulus. Since the seminal work of Dion et al. (1972), there is overwhelming evidence that perceivers follow a “what is beautiful is good”stereotype when judging an unknown target’s traits: Attractiveness seems to produce a substantial halo effect on Impression Formation in Online Dating Situations ratings of social and, to a lesser degree, intellectual competence, on potency, on adjustment, and other “good” characteristics (meta-analysis by Eagly, Ashmore, Makhijani & Longo, 1991; Feingold, 1992). Wheeler and Kim (1997) demonstrated that people ascribe especially those traits to “beautiful” targets that are highly cherished within their particular culture. That is, over and above a general effect on ratings of friendliness and the like, participants in individualistic cultures tend to ascribe traits like assertive and dominant, whereas participants in collectivistic cultures rather ascribe traits such as trustworthiness, empathy, and generosity. So, what is good at least partly differs across cultures - but what is beautiful does astonishingly little. Langlois et al. (2000) report high agreement on attractiveness features across cultures (Langlois et al., 2000). Many determinants of beauty seem to be closely related to health (e.g., clear skin, full hair, bright eyes, etc.; Barber, 1995; Thornhill & Gangestad, 1993), suggesting that they are rooted deeply in our evolutionary history (Buss, 1988; Buss & Schmitt, 1993). Given that physical features play a central role in choosing intimate partners (Toma & Hancock, 2010), people who do not perfectly match standard attractiveness criteria might be tempted to “polish” their self-presentations in order to attract more interest. In an online dating setting, it is comparatively easy to deceive - just a little bit – when it comes to height, weight or age, or by choosing a particularly flattering photograph out of a hundred more realistic ones. Toma and Hancock (2010) found that online daters indeed had increasingly embellished their physical descriptors and had chosen more candy-coating photographs with decreasing physical attractiveness. Also, in line with evolutionary accounts, women’s profiles were found to be slightly more deceptive in terms of attractiveness than men’s. Because deceptive profiles may heavily backfire once the deception is revealed (Whitty, 2007, cit. in Toma & Hancock, 2010), one may conclude that dating candidates consider enhanced physical attractiveness a key feature to successful contact-making and are thus even willing to take that risk. Taken together, impression formation in dating contexts is most likely to be affected by information about physical attractiveness. This could be provided by a photograph. However, media richness should also play a substantial role in mediated communication tasks. To cite Asch (1946) once more, “a glance, a few spoken words”, as given in a video or a spoken text, should provide a much richer basis for impression formation than static information such as written information and a photo. 3 3.1 Effects of media richness and physical attractiveness information Overview and hypotheses The aim of the present study is to assess how different modes of self-presentation on the one hand and physical attractiveness information on the other hand affect social impression formation in a fictive online dating scenario. We expect that the perceptually richer the medium, the more pronounced the impression will be, and the more 51 confident the perceiver should feel with that impression. Also, it seems plausible that medially richer selfpresentations elicit a stronger desire for contact with the target person – given the impression is generally positive, of course. Apart from media richness, visual information about (above average) physical attractiveness should increase desire for contact. In line with the “what is beautiful is good”-stereotype, it should also increase the positivity of and confidence in the overall impression, as compared to conditions where no attractiveness information is provided. As an additional factor, we explored how participants’ current relationship status (single vs. non-single) affects the dependent measures. It seems plausible that singles would express an overall stronger desire for contact than non-singles, potentially going along with a more positive overall impression. Apart from these main effects, there might be interactions of relationship status and attractiveness information, as attractiveness probably matters more to those in search of a potential partner than to those who already have one. 3.2 3.2.1 Method Design and Materials Participants were asked to imagine that they were in search of a partner and just studying profiles on a respective dating website (cf. Sritharan, Heilpurn, Wilbur & Gawronski, 2010). There, they came across a brief selfpresentation of a young woman, which then was provided either in the form of a short video-clip, an audio-file, as written text accompanied by a photo or as written text only, respectively. Thus, the four conditions differed in terms of media richness (high in the video- and audiocondition vs. low on the photo- and the text-onlycondition), and in terms of visual attractiveness information (given in the video- and the photo-condition vs. not given in the audio- and the text-only-condition). Participants were asked to watch / listen to / read the selfpresentation intently and to form a first impression of Christina, the target person. Message content was identical in all four conditions and designed to be generally positive and agreeable, i.e., all sorts of extremes were avoided: Christina stated that she studied medicine in her fifth semester, that she liked going to concerts and loved breakfast in bed, did sports, and the like. The girl acting in the video rehearsed the text until she could speak it naturally and fluently. She was videotaped with only head and shoulders visible, standing in a park and talking freely to the camera. In order to hold intonation, prosody and other paraverbal cues constant across conditions, the audio file was extracted from the final version of the video. In order to hold visual attractiveness constant across conditions, a screenshot from the video was used as the photo to accompany the written text in the respective condition. The target’s attractiveness may be described as above average, but not extremely so. Video and audio file were 1 min. 16 sec. long. The statement is provided in Appendix A. Katja Mierke, Wera Aretz, Anna Nowack, Roland Wilmsen, and Tim Heinemann 3.2.2 Dependent measures After the impression formation phase, participants were asked to indicate on Likert scales (1-5) how much they agreed to four statements generated to assess confidence in one’s own impression (Cronbach’s alpha = .80), e.g., “I have quite a good idea of what kind of girl Christina is”. Another set of ten statements was constructed to assess the degree to which participants wanted to get in contact with Christina (Cronbach’s alpha = .91), e.g. “I would like to give Christina my telephone number”. After completing the intermixed statements on confidence and contact intentions, participants were asked to indicate their impression on nine bipolar adjective pairs using a 7point scale (Cronbach’s alpha = .98). This measure was collected in order to determine how pronounced or clear the impression was, i.e., how far the averaged ratings differ from the scale’s neutral midpoint. Since all ratings turned out to be positive, this measure at the same time reflects overall positivity. All items and scales are given in Appendix B. 3.2.3 Participants and Procedure Participants were N = 80 males aged between 18 and 33 (M = 23.11, SD = 2.72). None of them indicated homosexual preferences (78 heterosexual, 2 bisexual). 48 (60%) categorized themselves as being single and 32 (40%) as currently having an intimate relationship. Because we did not want to ask for participants’ relationship status prior to the experiment, the distribution of singles and non-singles across the four conditions is not perfectly equal, but there is no systematic confounding (Χ² (3; N = 80) = 2.08, p = .55, n.s.). Participants were recruited individually and asked to follow instructions on the computer (audio and video condition) or on the questionnaire, respectively. The ratings were assessed in paper-pencil form in all groups. Data for the video, the audio and the text-only conditions were collected in May and June 2010, and the n = 60 participants were assigned randomly to one of the three experimental conditions. Data for the text-plus-photo-condition were collected in July 2011. Thus, one might argue that these n = 20 participants belong to a potentially different subsample. Since recruiting method and socio-demographic sample characteristics as well as materials and procedures were, however, most similar, we regard it as methodologically justified to analyze and present the entire data set in terms of one single experiment. 3.3 Results and Discussion We collapsed the items for each scale by computing the respective means, or, for the bipolar adjective scales, the mean difference from the neutral midpoints. Table 1 shows homogeneity indices of the scales and correlations between the three aggregated dependent measures. A table with means and standard deviations of all three dependent measures according to condition is provided in Appendix C. Table 1: 52 Cronbach’s alpha’s and correlations of confidence in one’s impression, desire for contact and clarity of impression. Confidence in impression Desire for contact Confidence in impr. α = .80 Desire for contact .64** α = .91 Clarity of impression .67** .47** Clarity of impression α = .98 Note. ** p < .01 To test our hypotheses, we conducted univariate ANOVAs with attractiveness information (given = video and photo vs. not given = audio and text) and media richness (high = video and audio vs. low = photo and text) as well as participants’ relationship status (single vs. not single) as between-subjects-factors. As can be seen in Figure 1, subjects uttered a higher confidence in their own impression when attractiveness information was provided than when it was not (F(1, 72) = 23.77, p < .01, eta² = .25). Media richness, to our surprise, had no effect on the confidence ratings (F < 1). There was also a main effect of participants’ relationship status, as singles gave higher confidence ratings compared to those who currently were involved in an intimate relationship (F(1, 72) = 5.92, p = .02, eta² = .08). None of the interactions approached significance (all p’s > .19). 5,00 4,50 4,00 3,50 3,00 single 2,50 non-single 2,00 1,50 1,00 Figure 1. video photo audio text Confidence ratings as a function of experimental condition and perceiver’s relationship status. Likewise, desire for contact was strongly affected by whether Christina’s self-presentation included visual attractiveness information (video or photo) or not (audio or text). Figure 2 shows the respective means according to experimental condition and participants’ relationship status. There is a main effect of attractiveness information (F(1, 72) = 6.91, p = .01, eta² = .09), and an even stronger main effect of participants’ relationship status (F (1, 72) = 12.45, p = .01, eta² = .15), but again none of media richness (F = 1.04, p = .31), nor any interaction (all p’s > .15). 5,00 4,50 4,00 3,50 3,00 single 2,50 non-single 2,00 1,50 1,00 video Figure 2. photo audio text Desire for contact as a function of experimental condition and perceiver’s relationship status. Impression Formation in Online Dating Situations Although the interaction effect is statistically irrelevant, it seems that the main effect of being single or not substantially goes back to the non-video conditions. Singles hardly differ from non-singles when they don’t have to form but literally get a vivid picture of the target. Finally, we examined how pronounced or clear the overall impression was by subjecting the mean values of the adjective ratings to a two-factorial ANOVA. Doing so yields again a strong main effect of attractiveness information (F(1, 72) = 49.19, p < .01, eta² = .41). As can be seen in Figure 3, Christina got overall more positive trait ratings, when participants knew what she looked like, confirming the “what is beautiful is good”-effect. 3,00 2,00 1,00 single 0,00 non-single -1,00 -2,00 -3,00 Figure 3. video photo audio text Clarity (positivity) of impression as a function of experimental condition and perceiver’s relationship status. Also, there is a significant two-way interaction between attractiveness information and media richness (F (1, 72) = 6.06, p = .02, eta² = .08). To our surprise, however, the judgments were more extreme in the photo- as compared to the medially richer video condition. Thus, richness did not lead to more determinedly positive impressions in the present context. There was no difference between the (dynamic) audio and the (static) text-only condition. Neither the main effect of media richness or participants’ relationship status, nor any other interaction approached significance (all p’s > .35). To summarize, our participants were more confident with their impression, had a stronger desire to contact “Christina”, and gave more resolutely positive ratings when she presented herself in a mode that included attractiveness information (video, photo) than in a mode that did not (audio, text only). Contrary to predictions, however, media richness, i.e., vividness of the self-presentation, hardly had any effect on the measures collected. Singles expressed a generally stronger desire for contact than nonsingles, and they were more confident about their impression, though they did not give more positive ratings. Relationship status interacted neither with attractiveness information nor with media richness. 4 Discussion The aim of the present studies was to examine the effects of differentially vivid modes of self-presentation and of physical attractiveness information on impression formation in a simulated online dating context. Young male participants saw a video, listened to an audio-message or read a text (with or without a photo) in which a girl pre- 53 sented herself in a favorable way and stated that she was looking for a partner. Results show that, in comparison to written text, paraverbal cues as provided in a spoken message did not affect any of the impression measures collected here. Physical attractiveness information, on the other hand, did enhance participants’ confidence in their impression, lead to a stronger desire for contact and to more pronounced, i.e., more positive trait ratings. Media richness theory would lead one to expect that if attractiveness information further included dynamic cues such as mimics and gestures, the effect should become more pronounced. This was not the case here. The only difference between the video and the photo condition was that the trait ratings were more extreme in the photo condition. Thus, if anything, the pattern observed is contrary to predictions. However, we would rather not give too much weight to this finding because it is restricted to one of three dependent measures, and because of the fact that the photo condition was assessed under different sampling terms (see Participants and Procedure section). In general, one must of course criticize that the situation we lead our subjects into was rather artificial. It remains questionable how easy or realistic it is for participants to imagine that they are in search of a partner and just flick through self-presentation profiles in an online portal. This is particularly true for those participants who are already involved in a stable relationship. However, singles and non-singles alike gave more extreme adjective ratings in the conditions where attractiveness information was provided, adding to the body of evidence for a general “what is beautiful is good”-stereotype. This measure, to our understanding, reflects quite well what is meant by “having formed a clear picture” of someone, and accordingly, it was highly correlated with participants´ confidence ratings (see Table 1). Interestingly, media richness does not seem to contribute to this effect in the video condition, as it was even more pronounced when there was only a photo provided along with a written statement. In follow-up studies, it would be interesting to realize an experimental setup using several target persons of varying attractiveness, each presenting themselves via one medium, and combining these in accordingly balanced sets. Such a fully crossed design would offer the opportunity to examine effects of target attractiveness, media richness, and potential interaction effects more thoroughly. Also, it would be interesting to include an audio-plusphoto condition in order to separate effects of physical attractiveness and dynamic nonverbal cues, as are still confounded in the video-clip here. In addition, the scenario should be rendered more realistic by presenting materials on a “real” fake online platform. Finally, richer measures of impression formation over and above the ones collected here could be included, e.g., the ascription of value-orientations, attitudes, interests, and the like. From a social psychological point of view, it would be interesting to see how confident participants feel in “going beyond the information given“ (Bruner, 1957) depending on media richness and target attractiveness. Katja Mierke, Wera Aretz, Anna Nowack, Roland Wilmsen, and Tim Heinemann Now, what insights and recommendations can be derived for online dating portals in real life? At first sight, it seems desirable and advantageous that candidates could post a video message in completion of their profiles. The authors are not aware that this option is currently offered by any of the popular German speaking online-dating providers. Of course, most candidates would wish to keep such a video-clip concealed from the public and activate access for trusted contacts only. This procedure is yet frequently applied to photos in order to protect the clients’ anonymity. The advantages of a video-clip are self-evident: Not only do the perceivers get a more complete picture of their virtual vis-à-vis, but also do the “target” persons get a wider scope to present their individuality. Though a face-to-face encounter naturally remains a totally different situation, many aspects of a person’s charisma and habitus can be grabbed by a video-clip. Thus, both parties can be spared the disappointment that may arise at first faceto-face encounter and can render the situation most uncomfortable for both. Depending on how long and intense the prior contact phase has been, such disappointment bears substantial emotional costs for either partner, not to mention time and expenses for transports across the country, as the case may be. On the other hand, one may argue that the advantages resulting from the more anonymous and ambiguous character of web-based interactions get lost if photos and videos are provided. This would particularly apply to those dating candidates who reveal their charms and virtues only when interpersonal exchange becomes substantial. That is, superficial physical features might simply disentitle them from the opportunity to get to that substantial stage. As outlined in the introduction, Döring (2003) argues that a major plus of “reduced” interactions is that negative stereotypes and stigmata are easily overcome if the basis for according categorization is lacking. These individuals might then profit from a self-fulfilling prophecy that inverts the one demonstrated by Snyder et al. (1977): In their study, presumably attractive people were in the end perceived as more friendly and sociable, because they were treated warmly and confirmatory. In our case, individuals who indeed behave friendly and sociable (e.g., in email, chat, or phone contact) might elicit expectancies of at least sympathy in appearance. The principle of the self-fulfilling prophecy won’t turn just anyone into a splendid beauty, but positive expectancies might still work: Beauty is, after all, to a certain degree in the eye of the beholder. In fact, in their famous review on the lack of conscious access to mental process and causal reasoning in everyday life, Nisbett and Wilson (1977) report a study yielding very similar effects of warmth on physical attractiveness ratings. A third aspect to mention in the pro’s and con’s here is that people who don’t fit common criteria of physical attractiveness are still likely to profit from a video-format as compared to a photo. In a video-clip, a warm charisma, cheerfulness, vivid and sympathetic mimics and gestures may more or less easily compensate for whatever cues may cause initial negative stereotyping on the basis of static physical features. 54 There is obviously no use in giving general recommendations for standard media formats in online dating portals. Everyone should just have the choice. The situation seems to bear similarities with the question of prenatal gender diagnosis: Those who want to know their baby’s sex in advance in order to mentally prepare themselves may know. Those who prefer to enjoy the natural secret, the curiosity and suspense the situation holds may choose not to know. In the context of baby’s gender, knowledge does not include a choice. In the context of dating, it does. 5 References Aronson, E., Wilson, T.D., & Akert, R.M. (2008). Sozialpsychologie. München: Pearson Studium. Asch, S. (1946). Forming impressions of personality. Journal of Abnormal and Social Psychology, 41, 258-290. Bak, P. (2010). Sex Differences in the Attractiveness Halo Effect in the Online Dating Environment. Journal of Business and Media Psychology, 1, 1-7. Barber, N. (1995). The evolutionary psychology of physical attractiveness: Sexual selection and human morphology. Ethology and Sociobiology, 16, 395424. Blank, H., Nestler, S., von Collani, G., & Fischer, V. (2008). 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Don’t worry, they are really nice and would welcome my boy-friend cordially. Though I am an active person, I also like to put my legs up on a lazy day. When I should describe such a day, I would sleep in, first of all. Then, breakfast in bed, and wake up slowly. A perfect day requires sun, of course. I would enjoy it in the open air pool and let the day fade out with a good dinner in the evening. I am looking for a partner with whom I can talk about serious matters, but who also makes me laugh. When in a relationship, faithfulness is very important to me. That is, I expect and give full trust. If my boyfriend has had a bad day, I would hug him and ask what had happened and cheer him up. So, just get in contact, I am looking forward to you. Katja Mierke, Wera Aretz, Anna Nowack, Roland Wilmsen, and Tim Heinemann B: Dependent measures I would like to learn more about Christina. On a personal encounter, I can well imagine that we start an intimate relationship. I would like to give Christina my telephone number. I wish Christina would like to get to know me as well. Statements on Confidence in one’s impression: Based on her self-presentation, I could form a pretty clear picture of Christina. I have the feeling that I already know Christina a bit. I have quite a good idea of what kind of girl Christina is. I have the impression that Christina is a stranger to me. (r) Adjective pairs for clarity of impression: sympathetic – not sympathetic sporty – not sporty Statements on Desire for contact: I would like to get in email-contact with Christina. I would like to get in telephone contact with Christina. I would like to get to know Christina in person. I can well imagine beginning a relationship with Christina. I think Christina would be a really interesting partner for me. Even if I had her phone number, I would not want to contact her. (r) intelligent – stupid trustworthy – not trustworthy relaxed - nervous honest – artificial charismatic – not charismatic interesting - uninteresting Table C1. Means and Standard Deviations (in parentheses) of all dependent measures according to experimental condition and participants’ relationship status. Physical attractiveness information Provided Confidence in impression Desire for contact Clarity of impression 56 Not provided Media richness High (video) Low (photo) High (audio) Low (text only) Single 3.86 (0.88) 4.00 (0.20) 3.15 (0.47) 3.21 (0.54) Non-single 3.72 (0.72) 3.39 (0.43) 2.95 (0.85) 2.67 (1.08) Single 3.79 (0.58) 3.95 (0.54) 3.45 (0.39) 3.44 (0.43) Non-single 3.67 (0.72) 2.92 (0.86) 2.89 (0.98) 2.82 (1.32) Single 1.79 (0.49) 2.33 (0.41) 1.27 (0.32) 1.06 (0.51) Non-single 1.82 (0.45) 2.22 (0.41) 1.31 (0.48) 1.08 (0.58) Corresponding author: Prof. Dr. Katja Mierke Hochschule Fresenius Fachbereich Wirtschaft & Medien Im MediaPark 4c D-50670 Köln DEUTSCHLAND e-mail: [email protected] *The authors wish to thank Peter Bak for helpful comments on an earlier draft of the manuscript, Nkemakolam Ogbuehi for the quick and reliable data collection of the photo condition sample, and Carol Hennes for proof reading with regard to language. Last but not least, the first author wants to thank this manuscript for Annette, a wonderful friend, whom she wouldn’t have met without.