Lineal aus Schall
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Lineal aus Schall
ZfP-Sonderpreis der DGZfP beim Regionalwettbewerb Jugend forscht BRAUNSCHWEIG Lineal aus Schall Stefan Juras Patrick Thöne Schule: Julius-Spiegelber-Gymnasium Berliner Str. 45 38159 Vechelde Jugend forscht 2011 Ein ,,Lineal aus Schall“ Patrick Thöne, Stefan Juras 15.01.2011 Julius-Spiegelberg-Gymnasium Vechelde Inhalt 1. Einleitung........................................................................................................................................................3 2. Das Interferometer.........................................................................................................................................3 2.1 Stehende Wellen......................................................................................................................................5 2.1.1 Frequenz und Amplitude ..................................................................................................................6 2.1.2 Stehende Wellen und einige ihrer technischen Anwendungen .......................................................7 3. Materialien .....................................................................................................................................................7 3.1 Funktionen der Bestandteile....................................................................................................................7 3.1.1 Oszilloskop:.......................................................................................................................................7 3.1.2 Ultraschall-Betriebsgerät:.................................................................................................................7 3.1.3 Ultraschallsender und –empfänger: Der piezoelektrische Effekt.....................................................8 4. Aufbau und Durchführung..............................................................................................................................9 5. Experimente .................................................................................................................................................10 5.1 Messergebnisse Schall-Intensität...........................................................................................................10 5.2 Messergebnisse Wellenlänge ................................................................................................................11 5.3 Wie funktioniert unser Lineal?...............................................................................................................11 5.4 Mess-Aufbau ..........................................................................................................................................11 5.5 Messergebnisse......................................................................................................................................12 5.6 Auswertung der Messergebnisse...........................................................................................................14 6. Einsatzmöglichkeiten....................................................................................................................................14 7. Aussicht ........................................................................................................................................................14 8. Zusatzinformationen zum GEO-600 Projekt in Hannover ............................................................................15 9. Literaturverzeichnis......................................................................................................................................15 2 1. Einleitung Angefangen hat es mit einem Abstandswarner. Er funktioniert mit Ultraschall und wir hatten die Hoffnung, dass uns die Entfernung angezeigt werden könnte. Das ging aber nicht, weil wir die Laufzeit nicht messen konnten, die wir dazu benötigt hätten. Die Zeitmessung ist bei diesen einfachen Bausätzen nicht vorgesehen. In der Literatur fanden wir ein Interferometer, welches die Lichtwellenlänge als Maßstab hat. Dieses Prinzip wollten wir gerne auf eine Ultraschallanwendung übertragen, um angepasst an seine Wellenlänge Abstände im Millimeter- oder Zentimeterbereich messen zu können. Wir möchten die Wellenlänge wie ein Lineal benutzen, um bei einer Verschiebung des Reflektors diese Strecke messen zu können. 2. Das Interferometer Ein Interferometer ist ein technisches Gerät, das der Überlagerung dient (lat. interficere – vernichten). Dies ist anwendbar auf Licht-, Schall- und Teilchenwellen. Damit können z.B. Längenmessung, Brechzahlmessung und Winkelmessungen durchgeführt werden. Abb. 1: Prinzipaufbau Michelson-Morley-Interferometer Es gibt unterschiedliche Typen von Interferometern, bei denen die Funktionsweise im Wesentlichen gleich ist. Für ein optisches Interferometer braucht man mindestens zwei Lichtquellen, die mithilfe von Spiegeln, halbdurchlässigen Platten (sogenannten Strahlteilern) oder durch getrennte optische Bahnen geführt werden. Abb. 2: verschiedene optische Interferenz-Muster 3 Am Messort wird das Licht durch einen Spiegel reflektiert und wieder zusammengeführt. Das Ergebnis ist ein Interferenzmuster (Interferenzstreifen oder ringe), das durch die Lichtstrahlen als Muster beschrieben wurde. Dieses Muster wird durch die Differenz der optischen Wege bestimmt, die die einzelnen Strahlen bis zur Vereinigung zurückgelegt haben. Zweistrahlinterferometer: Mach-Zehnder-Interferometer und sein Vorläufer Jamin-Interferometer Michelson-Interferometer Die Interferometrie mit kohärenten Wellen ist sehr präzise bei der Messung von Längenänderungen. Die Genauigkeit hängt im Wesentlichen von der benutzten Wellenlänge ab. In der Praxis werden Licht- und Radiowellen genutzt. Um mit einem Interferometer auch Entfernungen messen zu können, werden unter anderem das Phasenschiebeverfahren, die Weißlichtinterferometrie oder auch die konoskopische Holografie eingesetzt. Die Interferometrie ist eine direkte Messtechnik, da die zu bestimmende Entfernung mit der Wellenlänge des eingesetzten Lichtes verglichen wird. Die Wellenlänge ist an das internationale Einheitensystem angebunden. Interferometer werden in der Physik, Astronomie und Messtechnik in verschiedenen Ausführungen für eine Vielzahl von Zwecken eingesetzt. Eines der bekanntesten Versuche ist das Michelson-Morley-Experiment, das mithilfe eines Michelson-Interferometers nachwies, dass die Lichtgeschwindigkeit in jedem Bezugssystem gleich ist. Das Ergebnis dieses Experiments brachte die Äthertheorie ins Wanken und war auch eine der grundlegenden Annahmen der später von Albert Einstein aufgestellten speziellen Relativitätstheorie. Nach dem gleichen Prinzip versucht man mit einem modernen Michelson-Interferometer im Geo-600-Projekt Gravitationswellen nachzuweisen. Heute werden Interferometer in der Astronomie zur Verbesserung der Auflösung eingesetzt. Interferometer aus Radioteleskopen dienen der Verbesserung der Auflösung. Das „Very Large Telescope“ - VLT liefert mittels Interferenz hochaufgelöste Bilder im sichtbaren Spektralbereich. Weitere Anwendung finden Interferometer als Laser-Doppler-Vibrometer: ein Messgerät zur Messung von Schwingungen. Laserinterferometer nutzen die 4 Interferenz zur Entfernungsmessung. Weißlichtinterferometer sowie phasenschiebende Interferometer dienen als Messgeräte zur Formvermessung von Werkstücken. Ein weiteres Einsatzgebiet ist das FTIR-Spektrometer: ein Messgerät für die chemische Analyse von Materialien. Zur Untersuchung von Grenzflächenvorgängen wird die Kapillarwellenspektroskopie verwendet. 2.1 Stehende Wellen Eine stehende Welle entsteht aus der Überlagerung zweier gegenläufig fortschreitender Wellen gleicher Frequenz und gleicher Amplitude. Die Wellen können aus zwei verschiedenen Erregern stammen oder durch Reflexion einer Welle an einem Hindernis entstehen. Ein mechanisches Beispiel ist eine Seilwelle, bei der man ein Seilende auf und ab bewegt und so eine fortschreitende Welle im Seil erzeugt. Wird das andere Seilende befestigt, so wird die Welle an dieser Stelle reflektiert und läuft auf dem Seil zurück. Als Folge sieht man gar keine fortschreitende Welle mehr, sondern das Seil vollführt eine Schwingung, bei der bestimmte Stellen in Ruhe bleiben (Wellenknoten oder Schwingungsknoten), während andere mit großer Schwingungsweite (Amplitude) hin und her schwingen (Wellenbäuche oder Schwingungsbäuche). Die von der Welle transportierte Energie wird durch die Reflexion ebenfalls zurückgeworfen. Auf einem Wellenleiter mit (vollständig) stehender Welle kann daher keine Energie transportiert werden. Wird die Welle nur teilweise reflektiert, so resultiert eine stehende Welle, die von einer fortschreitenden überlagert wird. In diesem Falle ist noch Energietransport möglich. Abb. 3: Stehende Wellen zwischen zwei Reflektoren Zwischen zwei Reflektoren können sich keine stehenden Wellen mit beliebiger Wellenlänge bilden. Alle möglichen Wellenlängen werden als Eigenfrequenzen oder Eigenresonanzen bezeichnet. 5 2.1.1 Frequenz und Amplitude Die Frequenz beschreibt die Häufigkeit eines sich regelmäßig wiederholenden Vorgangs, wie beispielsweise die Herzfrequenz einer Person (angegeben meist als Anzahl der Pulsschläge pro Minute) oder die Frequenz eines hörbaren Tones (angegeben meist als Anzahl der Schwingungen pro Sekunde). Die Amplitude ist die Auslenkung einer physikalischen Größe um seine Null-Lage. Hierbei können verschiedene Werte angegeben werden: von der Null-Lage bis zur max. Auslenkung (1) von max. „Berg“ zu max. „Tal“, der sog. Spitze-Spitze-Wert (2) der Flächeninhalt zwischen Kurve und Null-Lage, der sog. Effektiv-Wert (3) Abb. 4: sinusförmige Wechselspannung 6 2.1.2 Stehende Wellen und einige ihrer technischen Anwendungen Musikinstrumente, die den Resonanz-Effekt nutzen (siehe z. B. Saiteninstrumente, Holzblasinstrumente). Bei fast allen Musikinstrumenten bilden sich stehende Wellen. In Konzertsälen wird nach Möglichkeit vermieden, dass Resonanzen und stehende Wellen auftreten. Hier wird auf eine für alle Frequenzen gleichmäßig hohe Dämpfung Wert gelegt. Ein Optischer Resonator stabilisiert die Wellenlänge („Farbe“) des Laserlichts. Stehende Wellen (rhythmische Schwingung) des Wassers in Seen, Buchten oder Hafenbecken bezeichnet man als Seiche (siehe auch Wasserwunder von Konstanz). 3. Materialien Aufbau der Firma Phywe: Sender, Empfänger, Verstärker, gemäß Phywe Gerätekarte 13900.77, Digitalmultimeter, Oszilloskop, 1 Paar Sender-Empfänger - Marke Eigenbau mit Datenblatt 3.1 Funktionen der Bestandteile 3.1.1 Oszilloskop: ein elektronisches Messgerät zur optischen Darstellung elektrischer Spannungen Zeit auf der x-Achse, Spannung auf der y-Achse wichtiges Messwerkzeug (z.B. in Elektronik und Elektrotechnik) 3.1.2 Ultraschall-Betriebsgerät: Konstante Abgabe von 40 kHz Anschluss an Oszilloskop, zur Darstellung des verstärkten Empfangssignals Anwendungsmöglichkeit für zwei Sender und einen Empfänger 7 3.1.3 Ultraschallsender und –empfänger: Der piezoelektrische Effekt Die Piezoelektrizität (auch piezoelektrischer Effekt oder kurz: Piezoeffekt) beschreibt die Änderung der elektrischen Polarisation und somit das Auftreten einer elektrischen Spannung an Festkörpern, wenn diese verformt werden (direkter Piezoeffekt). Umgekehrt verformen sich Materialien auch durch das Anlegen einer elektrischen Spannung (inverser Piezoeffekt). Der piezoelektrische Effekt wird z.B. in dem Bereich der Sensorik, Aktorik und als piezoelektrischer Transformator auch im Bereich der elektrischen Bauelemente eingesetzt. Der piezoelektrische Effekt lässt sich, wie viele andere Größen, ebenfalls berechnen. Die einfachsten Gleichungen hierfür beinhalten die Polarisation Ppz (Einheit [C/m²]) und die Verformung Spz (Dimensionslose Größe): Ppz= e T Spz= d E Abb. 5: der piezoelektrische Effekt 8 4. Aufbau und Durchführung In diesem Versuch geht es darum, die Belastung (z.B. von Brücken) mithilfe eines Modells zu demonstrieren. Aufbau-Beschreibung: Wir haben zwei Stützen aus Ordnern als Brückenpfeiler verwendet und ein Lineal als Straße über einem Abgrund. Wir benutzten ein Gewicht als Modell eines LKWs, der über die Brücke fährt. Um die Belastung messen zu können, haben wir Sender und Empfänger so unter dem Lineal platziert, dass es uns als Reflektor diente. „Brückenpfeiler“ Oszilloskop Ultraschall-Betriebsgerät Belastungsgewicht „Brückenpfeiler“ Abb. 6: unser erster Versuchsaufbau Sender Empfänger „Brücke“ (Lineal) 9 5. Experimente Mit diesem Versuch bestimmen wir die Intensität des Ultraschalls. Verschiebung des Ultraschall-Senders auf dem Lineal Wellenlängenbestimmung der Ultraschall-Wellen durch Zählen der durchlaufenden Wellen 5.1 Messergebnisse Schall-Intensität Wir verschoben den Sender auf dem Lineal um 8,5 cm (10 angezeigte Wellenlängen auf dem Oszilloskop), um genauere Messungen zu erhalten. 90 80 70 60 50 40 30 20 10 0 0 50 x-Achse=Entfernung Oszilloskop 100 y-Achse=Signalstärke Ultraschall-Betriebsgerät Abb. 7: Längenbestimmungen auf dem Lineal Empfänger Sender 10 5.2 Messergebnisse Wellenlänge Bestimmung der Wellenlänge: 1. Durch Rechnung aus c = f, wobei die Ausbreitungsgeschwindigkeit von Schall in Luft c = 340 m/s, und die Ultraschallfrequenz f = 40 kHz (laut Betriebsgerät) betragen. 2. Durch Zeitmessung am Oszilloskop, Gleichung: f = 1/T: T = 25 s -> f =40 kHz 3. Phasenvergleichsmethode per Oszilloskop: Das Sendesignal legt mit seiner Phase den Triggerpunkt für das Empfängersignal am Oszilloskop fest. 4. Wenn Sender oder Empfänger um eine Strecke s verschoben wird, die einer ganzen Wellenlänge entspricht, so wandert das Bild auf dem Oszilloskop um genau einen Wellenberg. 5. Aus Genauigkeitsgründen misst man 10 s. 6. Ergebnis: die Wellenlänge von Ultraschall mit f=40kHz beträgt in Luft 0,85cm. 5.3 Wie funktioniert unser Lineal? Ablesen der Anzahl der Wellen Multiplikation von Anzahl der durchgelaufenen Wellen mit Wellenlänge, dividiert durch 2, da Sende- und Empfangsstrecke verkürzt werden = Ergebnis der Verformung oder der einfachen Längenänderung 5.4 Mess-Aufbau Links und rechts eine Auflage Dazwischen unser Messobjekt - ein Brückenmodell Das Brückenmodell wird mit unterschiedlichen Gewichten belastet Von unten wird per Ultraschall die Durchbiegung des Brückenmodells gemessen Auf dem Oszilloskop werden die Phasendurchgänge angezeigt Das Ergebnis ist je eine Tabelle mit gemessener Durchbiegung per Höhenmesser und eine mit Phasendurchgängen über Gewicht 11 Abb. 9: Messaufbau mit Brückenmodell unter Belastung 5.5 Messergebnisse Als Brückenmodelle verwendeten wir 3 verschiedene Materialien (Holz, Stahl und Kunststoff) In den Diagrammen wird jeweils die Durchbiegung dargestellt; in blau die Durchbiegung gemessen mit einem Höhenlineal, in rot die Durchbiegung gemessen und berechnet mit Ultraschall 12 Abb. 10: Durchbiegung gemessen an langem Holz-Streifen Abb. 11: Durchbiegung gemessen an breitem Edelstahl-Streifen Abb. 12: Durchbiegung gemessen an schmalem Kunststoff-Streifen 13 5.6 Auswertung der Messergebnisse zwischen Belastung und Auslenkung besteht ein linearer Zusammenhang die Messungen von Höhenlineal und Ultraschall-„Lineal“ stimmen weitestgehend überein bedingt durch die Materialeigenschaften und -ausformung sind unterschiedliche Biegesteifigkeiten (Auslenkung in mm / Gewicht in g) erkennbar Es wird ebenfalls ersichtlich, dass die gemessene Durchbiegung von Höhenlineal und Ultraschallmessung teilweise voneinander abweichen. Dies kommt durch Ableseungenauigkeiten zustande. Einen Sonderfall zeigt Abb. 12: ab ca. 60 Gramm Belastungsgewicht nimmt die Auslenkung nicht mehr linear zu. Das Material ist überlastet. 6. Einsatzmöglichkeiten Es gibt einige Möglichkeiten unser Jugend-forscht-Projekt einzusetzen. Man kann das Ultraschall-„Lineal“ zum Beispiel dazu benutzen, um zu messen, wie sehr sich eine Brücke biegt, wenn Busse, Lastwagen, Autos oder Panzer darüberfahren. Weiterhin kann man messen, wie sehr die Tragflächen von Flugzeugen beim Starten und beim Landen schwingen, sodass man die Belastung ausrechnen kann, um für neue Flugzeuge die Tragflächen zu entwickeln. Eine weitere Möglichkeit besteht darin, die Belastung von Gebäuden zu messen, wenn sie zum Beispiel von einem starken Sturm oder von einem Erdbeben erfasst werden. 7. Aussicht Um die Messgeschwindigkeit zu erhöhen, bräuchte man einen „automatischen“ Phasenzähler. Für eine deutlich höhere Messgenauigkeit wären die Luftparameter Druck, Temperatur, Feuchtigkeit und Zusammensetzung genau zu bestimmen und in die Wellenlängenberechnung einzubeziehen. 14 8. Zusatzinformationen zum GEO-600 Projekt in Hannover Abb. 13: Luftbild GEO-600 Projekt Anwendung für ein Interferometer in der Gegend um Hannover wurde 1995 eingerichtet und wird vom Max-Planck-Institut betrieben funktioniert nach dem Michelson-Morley Prinzip es sollen die von Einstein vorhergesagten „Gravitationswellen“ nachgewiesen werden 9. Literaturverzeichnis de.wikipedia.org/wiki/Piezoelektrizität de.wikipedia.org/wiki/Interferometer de.wikipedia.org/wiki/Michelson-Interferometer Duden Basiswissen Abitur (ISBN: 978-3-411-71752-1) http://www.google.de Bilder zu geo600 de.wikipedia.org/wiki/Stehende_Welle de.wikipedia.org/wiki/Amplitude de.wikipedia.org/wiki/Frequenz de.wikipedia.org/wiki/GEO600 de.wikipedia.org/wiki/Wechselspannung 15