Junges Polen
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Für große Chopin-Ausstellung entsteht ein eigener Pavillon 1 2 3 Gedenkstein für den Fürsten Pückler im Landschaftspark von Bad Muskau (1). Snowkiten ist ein neuer Trendsport für den Winter (2). Im Oktober 2005 findet in Warschau der nächste Chopin-Wettbewerb statt (3). als polnischer Beitrag auf der Weltausstellung Expo in Japan präsentiert werden. Die Ausstellung in Warschau soll mit einem speziellen Chopin-Konzert in der Nationalen Philharmonie am 30. Juni 2005 eröffnet werden und bis zum 20. Oktober dauern. Die Ausstellung wird damit begleitend zu dem alle fünf Jahre veranstalteteten InternatioDie Musik von Chopin ispirierte Jerzy Duda Gracz nalen Chopin-KlavierFür die Ausstellung zu seinen Arbeiten wettbewerb in der polniwird eigens ein 2500 Quaschen Hauptstadt zu sedratmeter großer Pavillon hen sein. auf dem Warschauer Plac Der zum 15. Mal von der Frytätig. Während seiner künstPiłsudskiego errichtet. Zu der deryk-Chopin-Gesellschaft verlerischen Karriere nahm er an einzigartigen Schau unter dem anstaltete Internationale Cho168 Einzelausstellungen in Polen Titel Chopinowi (Für Chopin) pin-Wettbewerb für junge Piaund in vielen anderen Ländern werden zwischen Juni und Oknisten findet vom 2. bis 24. Okteil. Unter anderem waren ihm tober rund eine Million Betober statt. Die Vorauswahl der Einzelausstellungen in Berlin, sucher erwartet. Wettbewerbsteilnehmer ist vom Paris, Rom und New York geDer 1941 geborene Jerzy Du23. bis 29. September. Die Konwidmet. Der Zyklus mit den 280 da Gracz gilt als einer der wichzerte sind öffentlich. Arbeiten zur Musik von Chopin tigsten zeitgenössischen Maler Infos zur Ausstellung: gilt als eines seiner wichtigsten Polens. Der Absolvent der Krawww.conspero.pl Werke. kauer Akademie für Schöne zum Chopin-Wettbewerb: Eine multimediale PräsentaKünste war auch als Professor an www.chopin.pl/konkurs tion dieser Arbeiten soll bereits der Kunstakademie in Katowice Eine große Ausstellung mit Arbeiten des 2004 verstorbenen polnischen Malers Jerzy Duda Gracz soll das Top-Ausstellungsereignis des Jahres 2005 in Polen werden. Erstmals werden alle 280 Arbeiten gezeigt, in denen sich Duda Gracz mit den Werken von Fryderyk Chopin künstlerisch auseinandersetzte. Deutschsprachige Zeitung informiert über Polen Seit Anfang des Jahres 2004 gibt es einen neue deutschsprachige Zeitung über Polen. Die professionell gemachte und sehr informative PolenRundschau widmet sich politischen, wirtschaftli- 4 News chen und kulturellen Themen und wird von einer deutsch-polnischen Redaktion monatlich produziert. Erhältlich in Empik-Buchläden oder im Abonnement. www.polen-rundschau.pl Neuer Trend: Snowkiten Autobahnbau geht weiter Nachdem sich Kitesurfen bereits zum neuen Trendsport an der polnischen Ostseeküste entwickelt hat, entdecken Sportbegeisterte jetzt das Pendant für den Winter, das Snowkiten. Dabei lässt man sich auf einem Snowboard von einem Lenkdrachen ziehen. Geschwindigkeiten von bis zu 70 km/h können so erreicht und waghalsige Luftsprünge absolviert werden. Ideal geeignete sind dafür die Großen Masurischen Seen, wenn diese im Winter tief gefroren und verschneit sind. Je mehr Schnee, desto besser für die Kiter. In Giżycko/Lötzen bietet eine Kiteschule Unterricht an. Infos: www.kite.pl Die Autobahn Berlin-Warschau nimmt Form an. Ende 2004 wurde ein neues Teilstück zwischen Nowy Tomyśl und Poznań eröffnet. Die Umfahrung der Messestadt verkürzt die Reise nach Warszawa deutlich. Ingesamt reicht das Autobahnteilstück inzwischen bis Konin. Für das gesamte Autobahnteilstück von ca. 140 km ist allerdings Maut zu zahlen (33 zł pro Pkw). Die Lückenschließung zwischen dem Grenzübergang Frankfurt (Oder) und Nowy Tomyśl soll im nächsten Jahr beginnen. Die 105 km lange Strecke soll bis Oktober 2007 fertig sein, bis 2008 die polnische Hauptstadt erreicht werden. 4 Denkmal zur Erinnerung an den Warschauer Aufstand.. Neues Museum erinnert an Warschauer Aufstand An den Warschauer Aufstand erinnert ein neues Museum in Warschau. Es wurde im vergangenen August, zum 60. Jahrestag des Beginns der Erhebung, feierlich eröffnet und befindet sich in einem alten E-Werk für die Straßenbahn im Stadtteil Wola. Das Museum war zunächst nur für kurze Zeit geöffnet, dann gingen im Inneren die Umbauarbeiten weiter. 2005 soll die Ausstellung dauerhaft für Besucher zugänglich sein. Das Gebäude des neuen Museums hat nicht unmittelbar mit dem Aufstand zu tun. Zwischen 1904 und 1905 wurde das E-Werk in der Przyokopowa-Straße 28 im Stadtteil Wola erbaut. Als wichtiges Beispiel für die Industriearchitektur der damaligen Zeit steht es bereits seit einigen Jahren unter Denkmalschutz. Schon 1981 gab es erste Initiativen zur Gründung eines Museums, das an diesen Aufstand erinnert. Mit der Ausrufung des Kriegsrechts musste dieses Vorhaben zunächst gestoppt werden. Erst im vergangenen Jahr nahmen die Pläne konkrete Formen an. Die Warschauer Stadtverwaltung stellte ein ehemaliges Elektrizitätswerk für die Stra- ßenbahn zur Verfügung und benannte eine Arbeitsgruppe zur Einrichtung des Museums. Ende des vorletzten Jahres startete man einen Aufruf an die Bevölkerung, Erinnerungsstücke an den Aufstand zur Verfügung zu stellen. Dieser fand eine enorme Resonanz. Viele Warschauer Bürger brachten Fotos, Briefe oder alte Uniformen. Gleichzeitig konnte für das Museum eine umfangreiche Sammlung mit Fotos über den Aufstand erworben werden. Insgesamt 63 Tage lang hatten die Kämpfer der polnischen Untergrundarmee, der Armia Krajowa, im Jahr 1944 versucht, Warschau von den deutschen Besatzern zu befreien. Ohne Hilfe der sowjetischen Truppen, die bereits bis zum Stadtteil Praga auf der östlichen Weichselseite vorgerückt waren, war die Erhebung schließlich zum Scheitern verurteilt. Rund 200.000 Polen kamen bei dem Aufstand ums Leben, die deutschen Truppen legten Warschau anschließend in Schutt und Asche. Aktuelle Informationen über den Stand der Entwicklung gibt es auch in deutscher Sprache auf der Website des Museums www.1944.pl Muskauer Park ist Weltkulturerbe Der Park des Fürsten Pückler bei Bad Muskau und Łęknica ist das erste grenzüberschreitende Weltkulturerbe auf der Liste der UNESCO. Der ab 1811 durch Hermann Fürst von Pückler-Muskau initiierte 700 Hektar große Landschaftspark gehört zu den schönsten auf dem europäischen Kontinent. Zwei Drittel des Parks liegen auf polnischer Seite, das übrige Drittel samt der Schlösser auf deutscher Seite. Schon seit Anfang der 1990er Jahre wurden zahlreiche Restaurierungsarbeiten unternommen, Sichtachsen freigelegt und der Wildwuchs vergangener Jahrzehnte entfernt. Im Mai 2004 wurde die historische Doppelbrücke wieder eröffnet, die beide Parkteile über die Neiße verbindet. Der Grenzübergang für Fußgänger ist täglich bis zur Dämmerung geöffnet. www.muskauer-park.de Junges Polen 1 Polen ist ein sehr junges Land, der Bevölkerungsdurchschnitt deutlich niedriger als in Deutschland. Polens Jugend startet durch, geradezu gierig stürzt man sich auch im Ausland inzwischen auf die Arbeiten junger Künstler. Krzysztof Visconti hat einige der neuen polnischen Stars getroffen Junge Künstler auf dem Sprung 2 Die Bar Mandarynka in Sopot (1, 2) gehört mit ihrem unverwechselbaren Design zu den Lieblingslokalen des Pianisten Leszek Możdzer (3). Łukasz Gorzyca und Michał Kaczyński sind die beiden Gründer der bekannten Warschauer Galerie Raster (4). Dort verkehrt auch die Schriftstellerin Dorota Masłowska (5) gerne. Ein anderer Lieblingsort der bekannten Schriftstellerin ist das Literaturcafé Czuły Barbarczyńca (6). 6 Junges Polen 3 Leszek Możdżer Auf die Frage, in welcher Stadt Polens es sich am besten wohnt, hat die große Wochenzeitschrift Polityka letztes Jahr nach gründlicher Recherche die Antwort gefunden – in Sopot. Die Perle der Ostsee vereint viele Vorzüge. Zusammen mit Gdańsk und Gdynia bildet Sopot die sogenannte Dreistadt mit allem, was eine Metropole zu bieten hat. Auf der anderen Seite herrscht noch die idyllische Atmosphäre eines Seebads: Wälder, lange Strände, wunderschöne, vom Jugendstil geprägte Architektur und ein reichhaltiges Erholungsangebot. Im Sommer ist Sopot ein beliebtes Ferienziel, doch auch außerhalb der Saison garantieren unzählige Bars, Restaurants und Klubs spannende Unterhaltung und ein Kulturleben, das an die Glanzzeiten des Seebads in der Belle Epoque erinnert. Kein Wunder also, dass Sopot zu einem beliebten Wohnort freier Geister, Intellektueller und Künstler wurde. Einer von ihnen ist der erfolgreiche Jazzpianist Leszek Możdżer. Geboren in Gdańsk, wohnt er erst seit ein paar Jahren in Sopot. Aber wenn er die Hauptpromenade Bohaterów-Monte-Cassino-Straße hinunter Richtung Mole geht, grüßt ihn alle paar Schritte jemand. Leszek Możdżer ist ein bekanntes Gesicht, spätestens seit dem Erfolg seiner letzten CD „Piano“ behandelt man ihn fast wie einen Popstar. Der 33-jährige Musiker und Komponist spielte schon mit allen Großen der polnischen Jazzszene. Sein Klavier ist auf über 50 CDs zu hören (von Aufnahmen mit Anna Maria Jopek und Pat Metheny bis zu Tomasz Stańko). Mit eigenen Projekten hat er bereits zwölf CDs veröffentlicht und bereiste die halbe Welt. Die ersten Konzerte vor 15 Jahren mit der Jazzgruppe Miłość hatte er natürlich in Sopot. Leszek zeigt seine Lieblingskneipe Błękit- 6 4 ny Pudel auf der Monte-Cassino-Straße, wo es Hering in Sahne mit etwas Zwiebeln und Apfel gibt. Dann geht es ein paar Meter weiter in die angesagte Bar Mandarynka mit ihrem ausgezeichneten Design. Später gehen wir noch in die nahe Künstlerkneipe SPATiF, wo sich schon in den 1960er Jahren die Bohéme getroffen hat. Hier war auch der legendäre Jazzpianist Krzysztof Komeda schon mehrfach zu Gast, mit dem Leszek Możdżer oft verglichen wird. Wir reden über Musik. Lässt sich Leszek von Sopot inspirieren? Fließt etwas von dem Flair, von der Atmosphäre dieser einmaligen Stadt in seine Kompositionen ein? Er weiß die Antwort nicht. „Vielleicht“, sagt er. In seiner Musik ist jedenfalls reichlich davon zu spüren. Dorota Masłowska 5 In der Künstlerkneipe SPATiF hat auch Dorota Masłowska am Anfang ihrer literarischen Karriere ihre ersten Texte gelesen, als sie noch in Wejherowo, in der Nähe von Sopot, lebte. Seit kurzem wohnt die 21-jährige Schriftstellerin, die als Shootingstar der polnischen Literatur gefeiert wird, in der Hauptstadt Warszawa. Sie studiert Kulturwissenschaft an der dortigen Universität, schreibt Feuilletons für zwei große Wochenzeitschriften und arbeitet an ihrem neuen Buch. Das erste Buch schrieb Maslowska mit 18 Jahren, kurz vor dem Abitur, in der Rekordzeit von nur einem Monat. „Wojna polskoruska pod flagą biało czerwoną“, auch in Deutschland veröffentlicht unter dem Titel „Schneeweiß und Russenrot“, schlug in der polnischen Literaturwelt ein wie eine Bombe. „Die neue Stimme der neuen Generation“ schrieben Kritiker über Masłowska und verglichen das Buch mit „Trainspotting“. Bis jetzt wurden allein in Polen über 100.000 Exemplare davon verkauft, das Buch wurde als Theaterstück auf die Bühne gebracht, Dorota Masłowska bekam mehrere Literaturpreise. Ich treffe sie im Raster, einer kleinen Galerie, die wie ein Wohnzimmer eingerichtet ist. Mit entsprechend entspannter Atmosphäre wirkt diese wie eine Oase im lebhaften Zentrum Warschaus. Hier ist einer der wichtigsten Orte für die junge Kunst Polens. Die Galeristen Łukasz Gorczyca und Michał Kaczyński, die auch eine spannende Kunstzeitschrift im Internet betreiben, haben eine Gruppe sehr guter junger Künstler um sich versammelt. Im Raster trifft sich die Szene, auf den ersten Blick, um einmal nichts machen zu können. Sie hören Musik, spielen Kicker und unterhalten sich. Dorota Masłowska mit ihrer mädchenhaften Erscheinung wirkt zunächst etwas schüchtern, es fällt schwer zu glauben, dass sie die wichtigste Schriftstellerin der jungen Generation ist. Das ändert sich schlagartig, wenn sie anfängt zu erzählen. Obwohl sie nur noch selten im Raster zu finden ist, seit sie eine kleine Tochter hat, scheint sie alle Gäste zu kennen. Und alle kennen die Masłowska. Wir reden über Warschau, über das Leben hier: Hektisch sei es, viel schneller als in ihrem Geburtsort Wejherowo, aber auch viel spannender. Dorota erzählt von zwei anderen Orten, die sie mag: den Klub Aurora und das Literaturcafé Czuły Barbarzyńca (auf deutsch „Der sanfte Barbar“), wo man bei einer Tas- Informationen Leszek Możdzer im Internet: www.mozdzer.pl Adressen in Sopot: BŁĘkitny Pudel ul. Boh. Monte Cassino 44 Mandarynka ul. Bema 5 www.mandarynka.pl SPATiF ul. Boh. Monte Cassino 54 www.spatif.sopot.pl/ Adressen in Warszawa: Galerie Raster ul. Hoza 42/8 www.raster.art.pl Klub Aurora ul. Dobra 33/35 www.aurora.waw.pl Literaturcafé Czuły Barbarzynca ul. Dobra 31 www.czulybarbarzynca.pl. Alicja Bachleda im Internet:: www.bachleda-curus.art.pl Adressen in Kraków Café Rio ul. Św. Jana 2 Tarnów im Internet: www.tarnow.pl Polnische Kultur im Internet: www.culture.pl Junges Polen 7 1 4 se hervorragendem Milchkaffee in ausgewählten Neuerscheinungen blättern kann. Auch Praga hat es ihr angetan, der alte Stadtteil am rechten Ufer der Weichsel, bis vor kurzem noch berüchtigt, heute immer beliebter bei Künstlern und Studenten. Und auch bei einer jungen, sehr erfolgreichen Schriftstellerin. Alicja Bachleda-Curuś 2 3 An das Café Rio (1) und die Ecke des ungläubigen Thomas (2) erinnert sich die Schauspielerin Alicja Bachlarska-Curuś (5) immer wieder gerne. Wilhelm Sasnal (6) ist in der mittelalterlichen Stadt Tarnów (4) aufgewachsen und durch seine Zeichnungen des Alltagslebens berühmt geworden. Hier der Künstler mit seinem Sohn (3). 8 Junges Polen 5 Elegant gekleidete Damen und ältere Herren, die sich auf einen Pfannkuchen mit Hagebuttenmarmelade im Café Rio treffen und dazu ihren Kaffee noch auf die alte polnische Art trinken, also aus einem Glas und nicht gefiltert, die Marienkirche mit ihren zwei ungleichen Türmen und die Ecke des ungläubigen Thomas (Zaułek niewiernego Tomasza) am Café Camelot, das sind die Bilder aus Kraków, an die sich Alicja Bachleda-Curuś am liebsten erinnert, wenn sie gerade in New York, Warschau oder München zu tun hat. Die 21-jährige Schauspielerin, in Polen längst ein Star, startet gerade eine internationale Filmkarriere. Nach den Film „Herz im Kopf“ von Michael Gutmann, wo sie an der Seite von Tom Schilling ein polnisches Au-pair-Mädchen spielte, nach der Kinokomödie „Sommersturm“ in dieses Jahr und nach der Pro-7Produktion „Das Blut der Templer“ ist die schöne Polin auch in Deutschland kein völlig unbekanntes Gesicht mehr. Schon als 8-jähriges Mädchen stand Alicja Bachleda-Curuś vor der Kamera. Mit ein paar anderen Darstellern des Krakauer Kindertheaters Akademia Pana Brzechwy wurde sie für einen Fernsehfilm ausgewählt. Danach folgten weitere Rollen. Sehr früh wurde auch ihr musikalisches Talent bemerkt. Vier Jahre in Folge sang sie auf elf Festivals für junge Talente, und auf den meisten belegte sie den ersten Platz. Mit 16 Jahren kommt der große Durchbruch. 1700 Mädchen aus ganz Polen hatten sich für die Hauptrolle in Andrzej Wajdas Verfilmung des polnischen Nationalepos „Pan Tadeusz“ beworben. Die Wahl fällt auf Alicja Bachleda-Curuś. Sechs Millionen Menschen verfolgen in den Kinos und vor dem Fernseher die Geschichte der ersten, noch naiven Liebe der unschuldigen Zosia, und sind von der Zärtlichkeit und Schönheit der junge Schauspielerin angetan. Sie landet auf den Titelseiten aller Hochglanzmagazine, die Medien stürzen sich auf sie, um ein Interview mit ihr zu bekommen, es folgen Angebote für Werbeaufträge und natürlich für weitere Filmrollen. Irgendwo dazwischen macht Alicja das Abitur, danach geht sie auf die Schauspielschule, das berühmte Actors Studio Theater Institute in New York und Los Angeles, spielt in der erfolgreichsten polnische Fernsehserie „Na dobre i na złe“ und nimmt eine Musik-CD auf. Und immer wieder kehrt sie aus der weiten Welt nach Kraków zurück - zur Familie, zu Freunden, zur Ecke des ungläubigen Thomas und zum Café Rio an der ul. Św. Jana, wo elegant gekleidete Damen und älteren Herren sich auf einen Pfannkuchen mit Hagebuttenmarmelade treffen und wo die Zeit ein wenig stehen geblieben ist. „Hier in Kraków bin ich zu Hause“, sagt sie. Wilhelm Sasnal Nur 80 Kilometer östlich von Kraków entfernt, auf der alte Handelsroute nach Lwów, am Rande der Karpaten, liegt das 120.000 Einwohner zählende Tarnów. Die Bewohner der im 12. Jahrhundert gegründeten Stadt sind stolz auf ihre spätgotische Kathedrale, auf das Museum Diecezjalne mit seiner unschätzbaren Sammlung sakraler Kunst, auf den schönen Rathausplatz, der als Perle der Renaissance gilt, und auf die multikulturelle Vergangenheit. In Tarnów haben im Laufe der Jahrhunderte neben Polen auch Ukrainer, Tschechen, Österreicher und Deutsche gelebt. Juden stellten vor dem Zweiten Weltkrieg fast die Hälfte der Bevölkerung. Die Einwohner von Tarnów sind auch stolz auf die großen Söhne der Stadt, zu denen der bedeutende polnische Heerführer des 16. Jahrhunderts, Hetman Jan Tarnowski und der berühmte Freiheitskämpfer General Józef Bem gehörten. Was aber nur wenige wissen: Heute wohnt hier auch einer der wichtigsten polnischen Künstler der jungen Generation, Wilhelm Sasnal. Der polnische Roy Lichtenstein, wie ihn die internationale Kunstpresse nennt, ist zurzeit einer der gefragtesten europäischen Maler. Mit seinen Werken war er auf einigen der wichtigsten internationalen Kunstausstellungen der letzten Jahren präsent. Der 32-jährige Maler scheint den blitzartigen Aufstieg auf dem internationalen Kunstmarkt ziemlich gelassen zu nehmen. Mit seiner Frau Anna und dem 4-jährigen Sohn Kacper wohnt er bescheiden in seinem Geburtsort Tarnów und macht, was er seit Jahren am besten kann, er malt. Mit 20 fing Sasnal mit einem Architekturstudium in Kraków an, nach zwei Jahren wechselte er zur Malerei auf die Krakauer Kunstakademie. Schon während des Studiums machte er von sich reden. Mit Marcin Maciejowski und Rafał Bujnowski gründete er eine Künstlergruppe namens Ładnie (auf deutsch hübsch) und startete eine kleine Rebellion. Die jungen Studenten kritisierten das Abgehobene in der Kunst, respektlos belächelten sie die akademische Kunstprinzipien und malten einfache, an Banalität grenzende Bilder, die den Alltag beschreiben. So werden Autos, Computermonitore, Plattencover und Zeitungsausschnitte zu Bildmotiven. Ein Comic von Wilhelm Sasnal „Życie codzienne w Polsce w latach 1999-2001“ (Alltägliches Leben in Polen zwischen 1999 und 2001), in dem er seinen eigener Alltag mit wenigen Strichen erfasst, wurde zum Kult und ist als Chronik der rasanten Verän- 6 derungen im Polen in den neunziger Jahren angenommen worden. Die neuesten Bilder von Sasnal werden heute von namhaften Galerien in Köln, New York und London für 20.000 bis 30.000 Euro angeboten. Obwohl sie in einer abgeschiedenen Stadt am Rande der Karpaten entstehen, haben sie offenbar universale Kraft. Kulturevents 2005 9. Internationales Ludwig-van-Beethoven-Festival in Warschau Die künstlerische Leiterin Elżbieta Penderecka knüpft mit dem Programm die Verbindungen zur Musik namhafter Komponisten aus Vergangenheit und Gegenwart, um Beethovens Einfluss auf die Entwicklung der europäischen Musikkultur zu dokumentieren. 2005 werden u. a. bekannte Solisten wie Garrick Ohlsson, Christina Ortiz und Yuri Bashmet, die Bamberger Symphoniker und das Monte Carlo Symphony Orchestra, das Orchester des Norddeutschen Rundfunks und der Bayerische Rundfunk-Chor zu hören sein. Berühmte Dirigenten wie John Neal Axelrod, Christoph von Dohnanyi, Krzysztof Penderecki und Tadeusz Strugała kann man erleben. Konzerte finden auch in Gdańsk und Kraków statt. Neben klassischer Musik steht auch eine Jazz-Nacht im Warschauer Kulturpalast mit Anna Maria Jopek, Ewa Bem und Andrzej Jagodziński auf dem Programm. (15. bis 25. 3. 2005) www.beethoven.org.pl 15. Jüdisches Kulturfestival in KrakówKazimierz Das Festival im ehemals jüdischen Viertel von Kraków findet dieses Jahr bereits zum 15. Mal statt. Es gilt als größtes jüdisches Kulturfestival in Mitteleuropa. In Kazimierz lebten vor dem Zweiten Weltkrieg rund 70.000 Juden. Heute sind es nur wenige, aber das Viertel hat viel von seinem alten Aussehen bewahrt. Insgesamt gibt es sieben Synagogen. Jüdische Cafés und Restaurants wurden rund um die Szeroka-Straße neu eröffnet. Während des Festivals treten Klezmermusiker aus dem In- und Ausland auf, es finden Theateraufführungen, Diskussionen und Workshops zu jüdischer Kultur statt. Traditionell beginnt die Kulturwoche mit einem festlichen Konzert in der sanierten Tempel-Synagoge und endet mit einem großen Open-Air-Festival auf der Szeroka-Straße. (25.6.-3.7. 2005) www.jewishfestival.pl 14 Junges Polen 40. Internationales Festi- Open-Air-Rockfestival val „Wratislavia Can- „Haltestelle Woodstock" tans" in Wrocław in Kostrzyn Die „Wratislavia Cantans" gehören der exklusiven Vereinigung „European Festival Association" an. Mit fast 50 Konzerten und mehr als 2000 Mitwirkenden haben sie einen festen Platz unter den großen europäischen Musikereignissen. Das mehrtägige Festival umfasst neben Sinfonie- und Kammermusikkonzerten, Oratorien und sakraler Musik auch Kunstausstellungen und Theateraufführungen. Konzerte finden auch in vielen anderen niederschlesischen Städten statt, unter anderem im Kloster von Lubiąż/Leubus, in der Garnisonskirche von Jelenia Góra/Hirschberg sowie im Schloss von Kliczków/Klitschdorf. An den Konzerten beteiligen sich zwischen 2000 und 3000 Musiker aus dem In- und Ausland. (09.-17. 9.2005). www.wratislavia.art.pl „Haltestelle Woodstock" ist seit Jahren eines der größten Rockfestivals in Europa. Es wird von mehreren Hunderttausend jungen Leuten besucht. Seit 2004 liegt der Festivalort in Kostrzyn/Küstrin, direkt an der deutsch-polnischen Grenze. Im zehnten Jahr seines Bestehens zählte es fast eine halbe Million Besucher. Auf zwei Bühnen treten Musikgruppen aus Polen und dem Ausland auf. Die gesamte Veranstaltung wird organisert von einer großen polnsichen Wohltätigkeitsorganisation, dem Großen Orchester der Festäglichen Hilfe. Das zweitägige Festival findet auch 2005 wieder bei freiem Eintritt an einem Wochenende im August statt. Zelten auf dem Gelände möglich. www.wosp.org.pl 28.-30.01.: Weltpokal im Skispringen in Zakopane. Info: www.zakopane.pl/sport 24.-27.02.: Internationales Seemannsliederfestival „Shanties 2005” in Kraków. Info: www.shanties.pl 04.-25.03.: Internationales Musiktreffen „Ost – West” in Zielona Góra 12.-13.03: Europapokal im Skispringen in Zakopane. Info: www.zakopane.pl/sport 15.-26.03.: Ludwig-van-Beethoven-Osterfestival Eines der bedeutendsten Musikereignisse Polens in Warszawa. Info: www.beethoven.org.pl April: Festival „Jazz an der Oder” in Wrocław. Info: www.impart.art.pl 23.04.-08.05.: Opernfestival Bydgoszcz. Info: www.operanova.bygdoszcz.pl 28.04.-03.05.: Europäische Ballon-Fiesta Ballonwettbewerb im Gebirge in Krosno. Info: www.balony.krosno.pl Mai: Friedensfahrt/Polnischer Abschnitt. Info: www.pzkol.pl Mai: Friedenskonzerte in Jawor Kammerkonzerte in der berühmten Friedenskirche Info: www.jawor.pl 01.-06.05.: Internationales Festival der Sakralmusik „Gaude Mater“ in Częstochowa. Info: www.gaudemater.pl 14.-21.05.: Musikfestival in Łańcut Herausragende Solisten, Orchester und Chöre aus ganz Europa zu Gast im Schloss. Info: www.filharmonia.rzeszow.pl 15.05.: Speedway-Weltmeisterschaften in Chorzów. Info: www.bkspolonia.pl 22.-28.05.: Internationales Theaterfestival „Kontakt“ mit bekannten Ensembles in Toruń. Info: www.teatrhorzycy. torun.com.pl 28.-30.05.: Polnische Meisterschaften im Goldwaschen in Złotoryja. Info: www.bractwo.bbk.pl Juni: Henryk-Wieniawski-Festival der Violinmusik in Szczawno Zdrój. Info: www.wieniawski.pl 12.06.-20.08. Danziger Musiksommer 2005 Zahlreiche klassische Konzerte. Info: www.filharmonia.gda.pl 13.-21.06. Johannes-Jahrmarkt Komödianten, Feuerschlucker und Jongleure, Flomarkt am Altmarkt von Poznań. Info: www.zamek-poznan.pl 21.06.-23.08.: Internationales Orgel- und Kammermusikfestival In der bekannten Zisterzienserabtei von Leżajsk. Info: www.lezajsk.um.gov.pl 25.06.-03.07.: Jüdisches Kulturfestival in Krakau Info: www.jewishfestival.pl 30.06.-25.08. Chopinowa in Warszawa. Große Ausstellung mit 280 Bildern von Jerzy Duda-Gracz über Musik von Chopin, pl. Piłsudskiego. Info: www.conspero.pl 26.06.-28.08. Künstler-Sommer auf der Burg Veranstaltungen, Konzerte und Theateraufführungen auf dem Burghof in Szczecin. Info: www.zamek-szczecin.pl August: Wikinger-Festival Frühmittelalterliche Kultur der Wikinger und Slawen, Bräuche, Kleidung, Waffen in Wolin. Info: www.wolin.pl/festiwal_wikingow.html 28.06.-02.09.: Orgelmusikfestival in Gdańsk-Oliwa (immer di. + fr.). Info: www.filharmonia.gda.pl August: „Haltestelle Woodstock“ Größtes Rockfestival mit ca. 200.000 Teilnehmern auf dem alten Flughafen von Żary. Info: www.wosp.org.pl 25.06.-03.09.: Orgel- und Kammermusikfestival in Kamień Pomorski (immer fr.). Info: www.kamienpomorski.pl 26.06.-10.07.: Opern-Sommerfestival Opern- und Operettenaufführungen in Kraków. Info: www.opera.krakow.pl 29.06.-03.07.: Internationales Theaterfestival MALTA in Poznań. Info: www.malta-festival.pl Juni-August: Warsaw Jazz Days Open-Air auf dem Warschauer Schlossplatz mit vielen Stars des europäischen Jazz. Info: www.adamiakjazz.pl Juli: Internationales Festival „Allensteiner Bluesnächte“ Mit Bands aus vielen Ländern in der Innenstadt und am Amphiteater in Olsztyn. Info: [email protected] Juli-August: Konzerte im Wasserschlösschen im Königlichen Łazienki-Park in Warszawa. Info: [email protected] 01.-03.07.: Großes Ritterturnier auf Burg Golub Dobrzyń. Info: [email protected] 11.-18.07.: Gdynia Summer Jazz Days Info: www.colosseum.gdynia.pl 14.-16.07.: Seemannslieder-Festival „Shanties in Giżycko“. Info: www.webmedia.pl 15.-17.07.: Inszenierung der Schlacht bei Tannenberg in Grunwald. Info: [email protected] 23.-24.07.: Die Belagerung der Marienburg Open-Air-Veranstaltung in Malbork, die die Belagerung der Burg im Jahre 1410 nachstellt. Info: www.zamek-malbork.pl 28.-31.07.: Internationales Seglertreffen „Baltic Sail 2005“ Mit Jachten aus ganz Europa in Gdańsk. Info: [email protected] 30.07.-06.08.: Internationales ShakespeareFestival in Gdańsk, Gdynia und Sopot. Info: www.teatr-shakespeare.gda.pl September: Sopot Festival 2005 Pop-Festival auf der berühmten Waldbühne von Sopot. Info: www.bart.sopot.pl 02.-07.08.: „Gdynia Sailing Days” SegelWeltpokal in allen olymp. Klassen. Info: www.sail.gdynia.pl 05.-13.08.: 60. Internationales Chopinfestival in Duszniki Zdrój. Info: www.festival.pl 12.-14.08.: Internationales Festival „Old Jazz Meeting – Goldenes Waschbrett“ in Iława. Info: www.ilawa.com.pl 15.-31.08.: Festival „Musik im alten Krakau” Klassik mit Künstlern aus aller Welt in historischen Bauwerken. Info: www.capellacracoviensis.pl 20.-22.08.: Danziger Jazznächte Info: www.winda.naszemiasto.pl 20.-22.08.: Sommerfestival Toruń-MusikBaukunst Konzerte in historischen Bauwerken in Toruń. www.zsmtorun.inf.pl 26.-28.08.: Internationale Brotback-Messe Präsentationen des Brotbackens von A bis Z in Jawor. www.targi-chleba.prv.pl 03.-10.09: Festival Dialog der Vier Kulturen Erinnerung an die polnischen, russischen, deutschen und jüdischen Traditionen der Stadt Łódź. Info: ww.ziemiaprzyszlosci.w.pl 03.-11.09: Festtage von Zielona Góra „Weinlese 2005“ Traditionelle Präsentation der Winzertradition und des Kulturerbes der Stadt. Info: www.winobranie.zgora.pl 09.-17.09: 40. Internationales Festival „Wratislavia Cantans” Konzerte in den schönsten Kirchen und Festsälen der Stadt. Info: www. wratislavia.art.pl 16.-24.09.: Internationales Festival Zeitgenössischer Musik „Warschauer Herbst”. Eines der bedeutendsten Musikfestivals in Europa. Info: www.warszawska-jesien.art.pl 18.09.: Polnische Speedway-Weltmeisterschaften in Bydgoszcz. Info: www.bkspolonia.pl Oktober: „Jazz Jamboree” Ältestes und bestes Jazzfestival in Polen. Warszawa. Info: www.adamiakjazz.pl 8.10.: Internationales Festival „Rawa Blues“ Eine der größten Bluesveranstaltunge Polens. Info: www.rawablues.com 30.07.- 07.08.: Beskiden-Kulturwoche in Maków Podhalański, Szczyrk, Wisła und Żywiec. Info: www.rok.bielsko.pl 30.07.-22.08.: Dominikanermarkt Riesiger Flohmarkt und Kulturveranstaltungen in Gdańsk. Info: www.mtgsa.com.pl Juli-August: Internationales CountrymusicFestival „Picknick Country” mit Künstlern aus aller Welt in Mrągowo. Info: www.mragowo.um.gov.pl 30.10.-03.11. Krakauer Allerheiligen-Jazz Info: [email protected] 03.12.: Wettbewerb der schönsten Krakauer Weihnachtskrippen Info: www.krakow.ol/kultura Bitte beachten: Terminänderungen vorbehalten! Aktuelle Veranstaltungstermine finden Sie auch auf der Website des Polnischen Fremdenverkehrsamtes unter www.polen-info.de 5 6 1 2 Das Nachbarlan Gdańsk 7 Start zur Tour durch Nordpolen (1). Zu den Höhepunkten gehörten die seenreiche Kaschubische Schweiz (2) und die Dünen von Łeba (3). Über einsame Landstraßen und durch ruhige Dörfer in Pommern führt die Tour (4, 5). Schloss Sasino ist eines der Etappenziele (6). Am Ende gibt es Sekt für die Teilnehmer (7). Wichtige Adressen • Die beschriebene Fahrradreise wurde vom polnischen Veranstalter Nature Travel aus Białystok ausgerichtet, www.masuren.travel.pl. Auch zahlreiche andere Anbieter haben Fahrradtouren in verschiedenen Regionen Polens im Programm. Zu ihnen gehören • Aktiv-Tours, Gdańsk, www.aktivtours.com.pl • ATA, Gdańsk, www.atatravel.com.pl • BahnRadelReisen, Hamburg, www.radelreisen.de • DNV-Touristik, Kornwestheim, www.dnv-tours.de • Hercus Monte, Berlin, www.hercusmonte.de • in naTOURa-Reisen, Göttingen, www.innatoura-polen.de • Kampio, Warszawa, www.kampio.com.pl • Panek-Touristik, Morsbach, www.panek-touristik.de • Rotalis, München, www.rotalis.de 16 Aktivurlaub In seiner Freizeit ist Harald Lutz, Technikredakteur aus Frankfurt am Main, ein begeisterter Radler. Hier beschreibt er Eindrücke seiner ersten Tour in Polen, die ihn mit 17 Gleichgesinnten von Danzig aus in zehn Tagen durch die Kaschubei und Pommern führte. Freitagabend. Am Gleis 15 im Bahnhof Berlin-Lichtenberg sammeln sich die Reisenden: Deutsche, Polen, polnisch-deutsche Familien und Einzelreisende anderer Nationalitäten. Alle erwarten den D-Zug Richtung Danzig. Um 21.43 Uhr setzt er sich planmäßig in Bewegung. Im Schlafwagenabteil lerne ich mit Heinz, einem Augenarzt aus Öhringen, den ersten Mitradler kennen. Samstag, 7.15 Uhr, am Hauptbahnhof Gdańsk Główny. Am Treffpunkt des polnischen Veranstalters Nature Travel versammelt sich ein buntes Grüppchen: Ins-gesamt 18 Radler, vor allem aus dem süddeutschen Raum. Bemerkenswert der Frauenüberschuss: Nur vier Geschlechtsgenossen wollen den Nachbarn Polen per Fahrrad entdecken. Tourenleiter Andrzej, im Hauptberuf Deutschlehrer, lädt erst einmal zu einem kräftigen Frühstück ein. Er wird uns in den kommenden Tagen auf dem Fahrrad begleiten. Am ersten Tag in Polen steht eine dreistündige Führung durch das prachtvoll wieder aufgebaute Danzig auf dem Programm. Am freien Nachmittag erliegen die meisten Frauen den verführerischen Auslagen der Bernstein- und Modeläden. Eine kleinere Gruppe zieht den Strandspaziergang im mondänen Seebad Sopot/ Zoppot vor, das nur 20 S-Bahnminuten von Danzig entfernt liegt. Sonntag früh. Die Fahrradtour startet im 70 Kilometer weiter westlich gelegenen Lębork/Lauenburg. Hier lernen wir Darek, den zweiten Tourbegleiter, kennen. Er fährt den roten Kleinbus, der unser Gepäck transportiert, unterwegs als Logistikbasis und notfalls auch als Besenwagen dient. Die Tourenräder werden ausgegeben, Sättel und Lenkervorbauten an die unterschiedlichen Körpergrößen angepasst. Die Frauen fahren mit Siebengang-Nabenschaltungen inkl. Rücktritt, die männlichen Teilnehmer mit einer Sechsgang-Kettenschaltung. Inge hat es vorgezogen, ihr eigenes Fahrrad aus Deutschland mitzubringen. Jeder will im eigenen Tempo fahren Nach dem verregneten Frühsommer genießen wir in Pommern das schönste Sommerwetter. Wir fahren zunächst überwiegend auf alten Landstraßen, die seit preußischer Zeit mit Kastanienbäumen und Linden gesäumt sind. Das eine oder andere Schlagloch stört nicht. Schnell zeigt sich, dass die sportlichen Voraussetzungen in der bunt zusammengewürfelten Gruppe sehr unterschiedlich sind: Jeder möchte gerne in seinem eigenen Tempo fahren. Der Kompromiss: Dort, wo es gefahrlos möglich ist, darf eine Spitzengruppe davonpreschen. An den von Andrzej benannten strategischen Stellen und Abzweigungen wird auf alle gewartet. In drei Teiletappen erreichen wir unser erstes Tagesziel: das Schlosshotel Sasino in der Nähe von Łeba an der Ostseeküste. Vor dem fürstlichen Abendessen unternehmen wir noch einen kurzen Ausflug zum nahe gelegenen Leuchtturm. In den nächsten Tagen beeindruckt alle das weite, nur dünn besiedelte Land. Der 3 4 nd per Rad erleben Słowiński-Nationalpark mit seinen riesigen Wanderdünen und das kaschubische Freilichtmuseum in Wdzydze Kiszewskie sind einige der Höhepunkte. Unterwegs bereitet Darek immer wieder ein leckeres Picknick, danach fällt es manchem etwas schwerer, seinen Drahtesel zu besteigen. Es geht durch Felder und Wälder, der eine oder andere tückische Pflaster- und Sandweg muss gemeistert werden, viele schöne Badeseen laden zum kurzen Verweilen ein. Wir erfahren am eigenen Leib, dass die Kaschubische Schweiz tatsächlich das muntere Auf und Ab einer echten Hügellandschaft zu bieten hat. Fahrradprofi Fritz, ein Lehrer, der zusammen mit Ehefrau Anita mit von der Partie ist, freut sich: „Zum Glück fahren wir keine langweilige Flachlandschaft.“ In Bytów/Bütow logieren wir zwei Nächte in der imposanten Ordensritter-burg, die der Deutsche Ritterorden im 13. Jahrhundert dort errichtet hat. Heute be-herbergt die ehemalige Feste neben Gästen aus aller Welt auch eine öffentliche Bibliothek und das kaschubische Heimatmuseum. Einige Teilnehmer haben familiäre Bezüge zu dem einst von Deutschen bewohnten Landstrich: „Ein Zweig unserer Familie stammt aus einem Dorf in der Nähe von Bytów, durch das ich heute geradelt bin“, erzählt Claudia, eine Angestellte aus Berlin. Sie war einfach neugierig, wie es in Pommern so ausschaut. Ein wechselhafter Freitag, der 13. Freitag früh. Nach sechs wunderschönen Radeltagen gießt es beim Etappen-Start wie aus Kübeln. Natürlich, es ist der 13. August. Als keine Besserung in Sicht ist, startet die Gruppe tapfer dem Etappenziel Cieszyno Drawskie entgegen. An die Schönheiten der Landschaft verschwendet an diesem Tag niemand ein Augenmerk. Auch die im Wald verborgene Stadt Borne Sulinowo, einst Hauptquartier der Roten Armee in Polen, bleibt von uns unentdeckt. Nach zwei Stunden Dauerregen ist selbst die beste Regenkleidung durchweicht. Allgemeiner Tenor aber: Wir hatten bisher mit dem Wetter großes Glück. Bei einer Mehrtagestour muss man auch einen Regentag einkalkulieren. Eine polnische Familie lädt uns unterwegs spontan zu einer Kaffee- und Trockenpause ein. Als wir unser Zielhotel nachmittags erreichen, lacht schon wieder die Sonne. „Damit wir auf unserer Tour nicht nur die Waden trainieren, steht eine Kajakfahrt auf dem Programm“, witzelt Walter, ein IT-Berater aus Regensburg. In der Tat kommen am neunten Tag auch die Armmuskeln zum Zuge: Auf dem Flüsschen Drawa erwartet uns für etwa drei Stunden eine wunderschöne Wasserlandschaft mit schilfbe-wachsenen Ufern, Wasserlinsen und Seero-sen. Enten und Schwäne kreuzen unsere Strecke. Ab und zu müssen gefallene Bäume geschickt umschifft werden. Nach der Mittagspause besteigen wir unsere Räder zur Abschlussetappe, genießen zum letzten Mal die pommerschen Landstraßen und die oft verwünschten Pflasterund Sandwege in vollen Zügen. „Nachdem die Gruppe sich eingeradelt hat, können gegen Ende der Tour auch die anfangs weniger Geübten gut mithalten“, stellt Profi Fritz zufrieden fest: Wie es sich für eine anständige Rundfahrt gehört, knallen am Ziel in Tuczno die Sektkorken. Alle 18 Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben die 400Kilometer-Strecke gut bewältigt. Am nächsten Morgen geht es mit dem Bus in die nahe Grenzstadt Kostrzyn/Küstrin und von dort per Zug nach Berlin. Die Gruppe teilt sich auf, nicht ohne vorher die Adressen für ein Wiedersehenstreffen ausgetauscht zu haben. 4 1 2 5 Lautlos durch die grüne Landschaft 6 Jarosław Jędrzejowski kennt die Tücken der Masurischen Gewässer (1, 6). Das Gebiet steht bei Seglern hoch im Kurs (2, 3). Brücke in Mikołajki (4), Bootsanleger im Galindischen Dorf von Iznota (5). Tipps für Segler: Jachtcharter in Masuren bieten unter anderem folgende Firmen an: • Tiga-Yacht in Sztynort, www.tiga.com.pl • Cicha Zatoka in Mikołajki, www.cicha-zatoka.mazury.info.pl • Top-Yachting in Giżycko, www.top-yachting.pl • Ahoj Czarter in Węgorzewo, www.ahoj.biz • Mazur Wind in Wilkasy, www.mazurwind.pl • forsail in Warszawa, www.forsail.pl Für die Ferienmonate empfiehlt sich eine rechtzeitige Reservierung. Segelkurse in deutscher Sprache organisiert das Camp Pisz in Pisz, www.camp.com.pl 18 Aktivurlaub Giżycko Über rund 200 km erstrecken sich die Wasserwege auf dem Gebiet der Großen Masurischen Seen. Binnensegler schätzen die abwechslungsreichen Gewässer, die pralle Natur und die gute Infrastruktur. Wie auf einer riesigen Wäscheleine reihen sich die weißen Segel aneinander. Eine Armada von Booten gleitet am frühen Morgen sanft aus dem Hafen von Giżycko/ Lötzen, im Zentrum der Großen Masurischen Seen. Doch schon bald trennen sich die Wege; allein oder in kleinen Gruppen bewegen sich die Segelboote fast lautlos weiter, nur Vogelgezwitscher oder die Kommandos des Skippers unterbrechen die Stille. Schwäne kreuzen den Weg, aus dem dichten Schilf der Ufer schwingen sich Kormorane auf. Thomas Leitner, ein junger Ingenieur aus Göttingen, hat mit seinen drei Begleitern gerade ein Boot übernommen und bereitet sich auf die Tour vor, die ihn in den nächsten Tagen von Giżycko bis nach Węgorzewo/ Angerburg im Norden der Masurischen Seen und zurück führen soll. Bereits zum zweiten Mal ist er auf einem Segeltörn in Masuren – und neben der einzigartigen Natur begeistern ihn auch die günstigen Charterpreise. Gebucht hat er per Internet, die Übergabe sei problemlos gewesen, sein Auto wartet bis zur Rückkehr auf dem bewachten Parkplatz am Hafen. Auffallend viele junge Leute sind in den Sommermonaten auf Segelbooten in Masuren unterwegs. Wer nicht auf großen Komfort Wert legt, kann hier schon für etwa sieben Euro pro Person und Tag in der Hauptsaison ein Segelboot chartern. Abends machen sie ihre Boote in einem der Häfen fest, versorgen sich im nächsten Sklep mit den Zutaten für das Essen und sitzen bis spät in der Nacht noch zusammen. Oder sie ziehen los in eine der Tavernen im Hafen, wo es immer etwas zu erzählen oder zu hören gibt oder wo Livemusik gespielt wird. Großes Angebot an Charterfirmen Allein im Kreis Giżycko gibt es fast 30 kleinere und größere Charterfirmen, die Boote für vier bis zwölf Personen anbieten. Und in den anderen Ferienzentren im Bereich der Masurischen Seen sind es kaum weniger. Der größte Anbieter, die Firma TIGA-Yacht in Sztynort/Steinort, verfügt allein über rund 200 Boote. In den vergangenen fünf Jahren habe sich das Angebot im Bereich der Masurischen Seen glatt verdoppelt, schätzt Jarosław Jędrzejowski, dessen 15 Segeljachten im Hafen von Wilkasy/Wilkassen liegen. Mit seiner Firma Mazur Wind gehörte Jędrzejowski zu den ersten, die ganz gezielt auch deutsche Kunden ansprachen – und das mit gutem Erfolg. In den Sommermonaten beschäftigt er vor allem Studenten als 3 Skipper, und weil diese gut englisch oder oft auch deutsch sprechen, ist die Verständigung kein Problem. Für etwa 25 bis 30 Euro am Tag zuzüglich Verpflegung schippern sie die Crew sicher über die Masurischen Seen. Während polnische Gäste in der Regel nur ein Boot chartern, möchten viele deutsche Kunden, gerade auf ihrer ersten Tour, auch einen erfahrenen Skipper mit anheuern. Dafür gäbe es gute Gründe, meint Jarosław Jędrzejowski. Auch wer bereits auf hoher See gesegelt sei, dürfe die Masurischen Seen nicht unterschätzen: „Die Winde wechseln hier häufig und manchmal kommt ganz plötzlich Sturm auf.“ Bei einem starken Sturm seien vor einigen Jahren gleich mehrere Boote gekentert. Vor allem der Jezioro Śniardwy, das so genannte Masurische Meer, hat es in sich. Dort gibt es viele sehr flache Stellen, an denen Steine die Boote gefährdeten. Sie sind zwar auf guten Seekarten verzeichnet, zwingen aber dennoch zu erhöhter Aufmerksamkeit. „Wer alleine segeln will, sollte schon einige Erfahrung mitbringen“, meint Jędrzejowski deshalb. Investitionen in die Sicherheit der Segler Mit der Entwicklung des Segeltourismus soll auch die Sicherheit verbessert werden. Seit kurzem sind in den Hauptorten Węgorzewo, Giżycko und in Mikołajki/ Nikolaiken drei Rettungsboote mit Ärzten an Bord stationiert, die im Ernstfall innerhalb von 20 Minuten jedes Segelboot erreichen können. Für die freiwilligen Rettungskräfte entstehen zusätzliche feste Stationen im Seengebiet. Wie überall steigen auch in Masuren die Ansprüche vieler Kunden und die Anbieter reagieren darauf mit immer größeren und immer komfortabler eingerichteten Schiffen. Für eine Jacht mit getrennten Kajüten, WC, warmem Wasser, Kühlschrank und Heizung für sechs bis acht Personen kann man mit etwa 150 Euro pro Tag rechnen. Entsprechen investiert wird auch in die Ausstattung der Seglerhäfen. Nach und nach erhalten sie zum Beispiel Anlagen zur Reinigung chemischer Toiletten. Apart- ments für Segler, urige Tavernen und Läden mit Seglerbedarf gehören längst zum Standard. Früher sei es für Segler vor allem wichtig gewesen, auf dem Wasser zu sein, heute legten viele großen Wert auf Komfort, sagt Robert Kempa, Chef der Touristen-information von Giżycko. Und darauf reagiere man in den Gemeinden. So plant Giżycko den Bau einer neuen Ekomarina, die mit 300 Stellplätzen die größte und komfortabelste im Bereich der Masurischen Seen werden und auch höchste Umweltstandards erfüllen soll. Die Ferienorte stehen untereinander im Wettbewerb um die Touristen. Mikołajki hat bereits vor einigen Jahren ein neues Stadtzentrum samt Jachthafen gebaut und Giżycko möchte jetzt nachziehen. Trotz des großen Angebots kann es in der Hochsaison schwierig werden, kurzfristig ein geeignetes Boot zu mieten. Für diese Zeit müsse man schon spätestens im Frühjahr reservieren, meint Jarosław Jędrzejowski. Die Charterfirmen bieten in dieser Zeit in der Regel nur Vermietungen im Wochenturnus an. Außerhalb der Hauptsaison sind Boote auch kurzfristig verfügbar und es ist möglich, sie auch für einen oder wenige Tage zu mieten. Soweit Jachten verfügbar sind, bieten Charterfirmen auch Schnupperfahrten für einige Stunden an. Wer dabei auf den Geschmack kommt, kann in Masuren auch seinen Segelschein erwerben, um künftig auf eigene Faust loszufahren. Die Preise dafür sind vergleichsweise noch sehr günstig. Segelkurse in deutscher Sprache bietet zum Beispiel das am Rande des Ferienortes Pisz/ Johannisburg gelegene Camp Pisz an. Dort werden sowohl Jugendliche von 14 bis 18 Jahren als auch Erwachsene unterrichtet. Am Ende der 14-tägigen Kurse kann man den Internationalen Segelschein A für Binnengewässer erwerben. Jugendliche wohnen wahlweise in einfachen Holzhütten auf dem Camp oder in einer nahe gelegenen Pension, für Erwachsene steht seit kurzem ein neues Hotel direkt neben dem Camp zur Verfügung. Es trägt den Namen von Joseph Conrad. Die Sehnsucht des in Polen geborenen Schriftstellers nach dem Meer soll sich auch auf die Kursteilnehmer übertragen. Klaus Klöppel Meeresklima auch ohne Meer 1 Ciechocinek 2 3 Behandlung im Dom Zdrojowy (1). Hübsche hölzerne Villa im Kurpark (2). Tanzen kann man in Ciechocinek in sehr vielen Restaurants (3). Ciechocinek kurz In Ciechocinek werden unter anderem Krankheiten des Bewegungssystems, der Nerven und des Kreislaufs sowie Atemwegserkrankungen behandelt. • Größter Kuranbieter ist die Gesellschaft Uzdrowiko Ciechocinek in der ul. Kościuszki 10. Tel. 054-283 62 65, www.puc.sky.pl Kur- und Wellnessangebote bieten unter anderem: • Hotel Villa Park, ul. Warzelniana 10, Tel. 054-416 41 00, www.villapark.pl • Kurpalais Targon, ul. Raczyńskich 6, Tel. 054-416 60 00, www.targon.pl • Sanatorium Pod Tężniami, ul. Warzelniana 7, Tel. 054-416 70 00, www.podtezniami.pl • Kurreisen nach Ciechocinek organisiert Belinda-Reisen aus Kolkwitz bei Cottbus, Tel. 0355-28 74 75. • Kultur und Freizeit: u.a. Musikfestival der behinderten Stars, Festival der Sinti- und Romamusik, Festival der Opern- und Operettenmusik. Auf der Weichsel Ausflugsfahrten ins 15 km entfernte Toruń/Thorn. Die als Weltkulturerbe geschützte Stadt ist auch per Bus und Bahn gut zu erreichen. Touristeninfo in Ciechocienek in der ul. Zdrojowa 2, www.ciechocinek.pl • 34 Kuren Ciechocinek liegt weit entfernt vom Meer, und doch kommen die meisten Touristen wegen der salzhaltigen Luft in die Kleinstadt an der Weichsel. Für den Salzgehalt sind drei zwei Kilometer lange Gradierwerke verantwortlich. Erbaut wurden die Gradierwerke schon in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, um Salz zu gewinnen. Salzhaltiges Wasser rinnt die langen Reisigfelder hinunter, dabei verdampft ein Teil der Flüssigkeit und der Salzgehalt erhöht sich. Angenehmer Nebeneffekt: Auch die Luft in der Umgebung nimmt Partikel des Salzes auf und das so entstehende Reizklima hilft bei zahlreichen Krankheiten. So legte man mit der Nutzung der Solequellen und dem Bau der Gradierwerke den Grundstein zur Entwicklung von Ciechocinek zum Kurort. Von den rund 350.000 Touristen jährlich kommen etwa 80.000 zur Kur. Etwa 4.300 Übernachtungsmöglichkeiten gibt es allein in Sanatorien und Kurhotels. Ciechocinek bei Toruń/Thorn zählt in Polen zu den größten Kurorten. Als die Gradierwerke und die Salzsiederei 1827 in Betrieb genommen wurden, gehörte der Ort noch zum russischen Einflussbereich im geteilten Polen. An diese Zeit erinnert die schmucke orthodoxe Holzkirche mit ihrem frischen gelb-türkisen Anstrich. Ciechocinek war schon Anfang des 20. Jahrhunderts ein sehr vornehmer Kurort, wovon die prunkvolle Bäderarchitektur, das Sommertheater oder das im Schweizer Stil errichtete Restaurant Bristol zeugen. Im langen, ganz aus Holz gefertigten Saal des Bristol trifft man sich zum Faify, dem Five-o’clock-tea, und dann zum Tanz. Da Polen begeisterte Tänzer sind, ist das große Lokal oft bis auf den letzten Platz voll. Die Stadt der 120.000 Blumen Schöne Promenaden durchziehen das Zentrum der Kleinstadt und führen zu vier großen Parkanlagen. 120.000 Blumen verbinden sich zu langen, phantasievoll gewebten Blütenteppichen. Schon bald soll das ganze Zentrum rund um den markanten Wasserpilz allein den Spaziergängern, Radfahrern und Pferdekutschen vorbehalten sein. Bis 2006 will man die Autos ganz von dort verbannen; sie sollen dann in einem neuen Parkhaus am Rande Platz finden. Das Projekt wird mit Hilfe aus Brüssel umgesetzt. Entlang der neu entstehenden Salzroute könnten nach Ansicht der Stadtverwaltung weitere Hotels, Pensionen, Cafés oder Sport- und Kultureinrichtungen entstehen. Ciechocinek verzeichnete schon in den vergangenen Jahren steigende Zahlen von Kurgästen und möchte alles dafür tun, dass dieser Trend anhält. „2000 Złoty kosten mich hier zwei Wochen Kur, das ist doch fast ein Witz“, meint ein älterer Herr aus dem Hamburger Raum. Er ist mit seiner polnischen Partnerin bereits zum zweiten Mal im Sanatorium Dom Zdrojowy. Für weniger als 500 Euro erhalte er dort neben Unterkunft und Vollverpflegung täglich fünf Kuranwendungen. Die ärztliche Untersuchung lobt er als „sehr akurat“, der Arzt habe sich sehr viel Zeit für ihn genommen. Sein frisch saniertes Zimmer kann sich mit dem eines Mittelklassehotels messen und verfügt über eigenes Bad, Balkon und Satellitenfernseher. Das Sanatorium gehört der Gesellschaft Uzdrowisko Ciechocinek, dem größten Kuranbieter in Ciechocinek. Er verfügt über insgesamt acht Sanatorien und Krankenhäuser mit zusammen rund 800 Übernachtungsplätzen. Die Gesellschaft ist auch für die Gradierwerke verantwortlich, stellt mehrere Sorten Mineralwasser und Salz her. Ihre Aktien hält der polnische Staat. Im Mittelpunkt steht der Patient Erste Anlaufstelle für deutsche Gäste im Dom Zdrojowy ist Dr. Cecylia Gabriel. Sie entschuldigt sich dafür, dass sie die Sprache nicht so gut könne, dabei spricht sie nahezu fehlerfrei. Frau Gabriel untersucht die neuen Patienten und erstellt einen individuellen Plan für die Behandlungen. Ihren Beruf nimmt sie sehr ernst. Als in ihrer früheren Klinik zu viel auf Kosten und Erträge geschaut wurde, wechselte sie die Stelle. „Denn die Hauptsache muss der Patient mit seinen medizinischen Erfordernissen sein“, meint die weißhaarige Ärztin. Eigentlich ist sie schon im Pensionsalter, doch weil die Rente schmal ist und sie in ihrer Arbeit aufgeht, ist sie noch immer mit viel Engagement tätig. Deutsche Gäste mag sie. Die kämen immer sehr pünktlich zu den Anwendungen und nutzten auch die Angebote zur Gymnastik sehr viel intensiver als die polnischen Patienten. Doch Gäste aus Deutschland sind noch selten. Maria Kołomyijec, Marketingmanagerin der Gesellschaft, führt das darauf zurück, dass ihr Kurort in Deutschland zu wenig bekannt sei. Belinda-Reisen, ein kleiner Veranstalter aus Cottbus, hat diese Perle bereits 1997 für sich entdeckt. Weiter S. 36 4 5 Die historischen Gradierwerke (4) und farbenprächtigee Blumenteppiche (5) sind die Wahrzeichen des Kurorts Ciechocinek. 1 Salzhaltige Luft fördert die Gesundheit (1). Aus dem Pilz sprudelt das Mineralwasser (3). Das Hotel Targon entstand im alten Staatsbad. (3). Ein Kurort zum Verwöhnen liebevoll saniert und Anfang 2004 als Kurpalais Targon wieder eröffnet. Das Hotel zählt heute zu den vornehmsten in der Region und bietet neben einem modernen Behandlungsbereich auch einen Schönheitssalon für die Gäste. Mit dem Targon setzt sich ein Trend fort, der bereits zwei Jahre zuvor mit der Eröffnung der neu gebauten Villa Park begonnen hat: Nach Ciechocinek kommt man nicht mehr nur, um preiswert zu kuren, sondern auch, um sich für etwas mehr Geld verwöhnen zu lassen. In der Gesundheits- und Schönheitsklinik Villa Park am Rande des Kurparks kann man die Seele baumeln lassen und neue Energie tanken. Neben Programmen zur biologischen Erneuerung bietet das Vier-Sterne-Hotel verschiedene Schönheits- und Verjüngungskuren an. Auch das gegenüber liegende Sanatorium Pod Tężniami setzt nach gründlicher Modernisierung heute neben klassischen Kuren verstärkt auf Wellnessund Schönheitsprogramme. Klaus Klöppel Fortsetzung von Seite 34 „Die Zusammenarbeit klappt bestens, die Gäste sind mit der Behandlung sehr zufrieden und der Ort ist im Sommer eine Augenweide“, lobt die Chefin des Reiseunternehmens, Frau Schirmer. Sie organisiert jährlich mehrere Gruppenreisen in den Dom Zdrojowy. Maria Kołomyjec hofft, dass das Beispiel Schule machen wird. Wie überall in polnischen Kureinrichtungen geht auch bei Uzdrowisko Ciechocinek die Zahl der Kassenpatienten zurück. Private Gäste sollen die Lücken füllen. Da sie höhere Ansprüche stellen, muss die Gesellschaft ihre Häuser schrittweise modernisieren. Gerade wird eines der Sanatorien für eine Million Euro saniert. Viele der prächtigen Villen und Kurhäuser benötigten nach der Zeit des Sozialismus eine Revitalisierung. Besonders erfolgreich verlief diese beim ehemalige Staatsbad Nr. 2, das 1912 im neoromanischen Stil erbaut wurde. Ein Warschauer Unternehmer hat das stark vernachlässigte Gebäude gekauft, 1 3 Aktuelle Reiseinfos und nützliche Adressen 1 Einreise und Zoll Einreise Zur Einreise ist für Bundesbürger ein gültiger Personalausweis erforderlich. Personen unter 16 Jahren benötigen einen Kinderausweis mit Lichtbild oder einen Eintrag im Pass der Eltern. Bei Aufenthalten bis zu drei Monaten benötigen Bürger der Bundesrepublik Deutschland kein Visum. Zollvorschriften Seit dem 1. Mai 2004 gibt es keine Zollkontrolle an der deutschpolnischen Grenze mehr. Für die Ein- und Ausfuhr von Waren gelten die EU-Bestimmungen. Da Polen bis 2008 deutlich günstigere Steuersätze bei Tabakwaren haben wird, ist die zollfreie Einfuhr von Zigaretten wie bisher auf 200 Stück pro Person über 18 Jahren beschränkt. Die Ausfuhr von Kunstwerken, Antiquitäten, Büchern und Gegenständen, die vor dem 9. Mai 1945 hergestellt wurden, ist nur mit Genehmigung des Denkmalkonservators der jeweiligen Woiwodschaft bzw. der Nationalbibliothek in Warszawa möglich. Mit dem Auto Allgemeines Autofahrer benötigen bei der Einreise den nationalen Führerschein. Die grüne Versicherungskarte ist seit kurzem nicht mehr Pflicht. Da diese Neuregelung möglicherweise noch nicht überall in Polen bekannt ist, empfiehlt es sich, eine solche Karte den- noch mitzuführen. Sie ist problemlos bei den jeweiligen Haftpflichtversicherungen erhältlich. In den Innenstädten der meisten Großstädte gibt es Parkzonen, die tagsüber nur mit Parkschein benutzt werden können. Erhältlich bei uniformierten Wächtern oder in Parkautomaten (ca. 2-4 Złoty pro Stunde). Autodiebstähle Auch wenn das Thema Autodiebstahl in den Medien gelegentlich übertrieben wird, sollte man die nötige Sicherheit walten lassen und bewachte Parkplätze benutzen. Diese befinden sich bei den meisten Hotels. In den Städten und Ferienzentren gibt es flächendeckend Parkplätze, die rund um die Uhr bewacht werden. Grundsätzlich greift die Kasko-Versicherung auch bei Diebstählen in Polen. Da es bei einzelnen Versicherungen und Fahrzeugtypen Ausnahmen gibt, vorher die Konditionen mit der eigenen Versicherung klären. Autobahnen Das Autobahnnetz in Polen befindet sich im Aufbau. Zu den neueren Strecken gehört der Abschnitt der A 4 zwischen Wrocław/Breslau und Opole/ Oppeln. Mautpflichtig sind die Abschnitte auf der A 4 zwischen Katowice/Kattowitz und Kraków/Krakau sowie auf der A 2 zwischen Nowy Tomyśl und Konin. Benzin In Polen gibt es ein dichtes Netz von Tankstellen polnischer und internationaler Firmen (z.B. BP und Shell). Sie bieten bleifreies Benzin mit 95 und 98 Octan, erkennbar an der grünen Schrift an den Zapfsäulen, sowie bleifreies Benzin für Autos ohne Kat (U 95) und Dieselkraftstoff (ON). Die Preise sind günstiger als in Deutschland. An wichtigen Fernverkehrsstraßen und in größeren Städten sind Tankstellen rund um die Uhr offen. Auch Autogas („Gaz“) ist an vielen Tankstellen erhältlich; seit 2004 wird auch Biodiesel angeboten. Pannenhilfe Für Notrufe aus Polen bei Fahrzeugpannen, Unfall, Diebstahl, Verlust von Papieren, Geld, Kreditkarten etc. ist der ADAC in Deutschland unter 0049-8922 22 22 22 zu erreichen. In Polen selbst hat der ADAC Notrufstationen eingerichtet, die mit deutschsprachigen Mitarbeitern besetzt sind. (Tel. in Polen 061-83 19 888). Die Pannenhilfe des Polnischen Motorverbandes (PZM) ist landesweit unter der Nummer 981 erreichbar. 2 3 Wichtige Hinweise für Fahrten nach Polen (1), zu Einkaufsmöglichkeiten (2), Freizeitaktivitäten, Geld (3) sowie viele weitere nützliche Tipps und Adressen für den Aufenthalt im Land auf den folgenden Seiten. Autovermietung An den Flughäfen und in den Zentren der Großstädte sind internationale Autovermieter wie Avis, Budget, Europcar, Hertz und Sixt vertreten. HÖCHSTGESCHWINDIGKEITEN IN POLEN Lkw Landstraße mit 1 Fahrbahn Landstraße mit 2 Fahrbahnen Schnellstraße mit 1 Fahrbahn Schnellstraßen mit 2 Fahrbahnen Autobahnen geschlossene Ortschaften* 70 80 80 80 80 50 km/h km/h km/h km/h km/h km/h Pkw/ Motorrad 90 km/h 100 km/h 100 km/h 110 km/h 130 km/h 50 km/h Pkw mit Anh. 70 km/h 80 km/h 80 km/h 80 km/h 80 km/h 50 km/h * (Zwischen 23.00 - 5.00 Uhr darf Tempo 60 km/h gefahren werden.) Einreise/Verkehr 37 Masuren / Podlasie Woiwodschaften Warmińsko-Mazurskie und Podlasie 1 Die Burg von Lidzbark Warmiński ist heute ein Museum (1). Gemütliche Kneipen erwarten Besucher im Zentrum von Olsztyn (2). Alter Mühlstein im Freilichtmuseum von Olsztynek (3). Die Krutynia gehört zu den schönsten Kajakstrecken in Polen (4). 2 Durch das Land d Der Nordosten Polens gilt als grüne Lunge Europas. Endlose Wälder und Tausende Seen in Masuren bieten ideale Erholungsbedingungen. Das östliche Podlasie kann mit vier Nationalparks aufwarten. 3 4 56 Regionen Endlose Wälder und unzählige Seen prägen den Nordosten Polens. Weit verstreut liegen kleine Straßendörfer und Gehöfte. Der Schutz der Umwelt hat hier höchste Priorität, neue Industriebetriebe werden nicht mehr angesiedelt, die wenigen bestehenden modernisiert, die Landwirtschaft ist zum Teil schon auf ökologische Produktion umgestellt worden. Große Teile der Region sind als Natur- oder Nationalparks aus- gewiesen. Viele seltene Tiere und Pflanzen haben dort ihre besonders geschützten Lebensräume. Je nach Zählart gibt es bis zu 4 000 Seen, die meisten sind durch Flüsse und Kanäle miteinander verbunden. 100 km im Kajak Die schönste Paddeltour führt den Krutynia-Fluss entlang und über malerische Seen. Für die gut 100 Kilometer sind fünf Tage einzuplanen. In den fischreichen Gewässern finden Angler ideale Bedingungen. Für Fahrradtouren ist die verkehrsarme Region gut geeignet. Im Winter laden die Seen zum Eissegeln, Schlittschuhlaufen und Kiteboarden ein. Gute Wassersportbedingungen finden Gäste am Seengebiet von Iława/Deutsch Eylau im Westen der Region. Am 25 km langen Jeziorak-See entstanden zahlreiche Sport- und Erholungsanlagen. Ein beliebter Ferienort ist Stare Jabłonki/Altfinken, das reizvoll zwischen großem und kleinem Szeląg-See liegt. Hauptstadt der Region ist das 650-jährige Olsztyn/Allenstein. Das Zentrum rund um den fast quadratischen Marktplatz wurde in den vergangenen Jahren sorgsam restauriert. Im Sommer verwandelt sich der Marktplatz in eine große Freiluftgaststätte. Fast jeden Tag finden dort Veranstaltungen statt. Am Platz befindet sich das Geburtshaus des bekannten Architekten Erich Men- 5 Im Westen von Masuren erwartet die Besucher ein ausgedehntes Seengebiet. Der See Jeziorak bei Iława in Westmasuren ist der längste im Land. An seinem Ufer gibt es mehrere Strandbäder. der Tausend Seen delsohn. Am benachbarten Targ Rybny, dem ehemaligen Fischmarkt, entstand erst kürzlich ein neues Viertel mit Cafés und Geschäften. Zu den Sehenswürdigkeiten gehören das Hohe Tor, die gotische Jakobskirche und die ebenfalls gotische Backsteinburg. In ihr befindet sich heute das Museum für Ermland und Masuren. Dort werden regionale Kunstwerke aus verschiedenen Epochen ausgestellt. Eine Sonderausstellung ist Nikolaus Kopernikus gewidmet, der hier mehrere Jahre Burgverwalter war. An den berühmten Astronomen erinnert auch das 1973 eröffnete Planetarium. In der Domanlage von Frombork/Frauenburg am Frischen Haff erinnert ebenfalls ein Museum an Nikolaus Kopernikus. Er wirkte dort in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts als Domherr. Der auf einem Hügel über dem Haff gelegene gotische Dom gilt als größtes Gotteshaus in der Woiwodschaft. Neues altes Zentrum Im benachbarten Elbląg/ Elbing wird das historische Stadtzentrum Schritt für Schritt wieder aufgebaut. Im Mittelpunkt steht die mächtige gotische Nikolaikirche mit ihrem 96 Meter hohen Turm. In die ehemalige Dominikanerkirche zog die Galerie für zeitgenössische Kunst EL. Elbląg ist der Ausgangspunkt für Fahrten mit dem Tragflügelboot ins russische Kaliningrad/ Königsberg. Von hier starten auch die Ausflugsschiffe ihre Fahrt über den 80 km langen Elbląg-Ostróda-Kanał/Oberlandkanal. Zwischen Elbląg und Frombork liegt das hübsche Dorf Kadyny/Cadinnen am Frischen Haff. Kaiser Wilhelm II. hatte dort seine Sommerresidenz. In dem Gebäudekomplex befindet sich jetzt das noble Hotel Kadyny Country Club, gleich daneben besteht ein staatliches Gestüt. Weitere Anziehungspunkte im Ermland sind die mittelalterliche Domkapitelkirche von Dobre Miasto/Guttstadt sowie die gotischen Schlösser von Lidzbark Masuren / Podlasie Woiwodschaften Warmińsko-Mazurskie und Podlasie 2 Warmiński/Heilsberg und von Reszel/Rößel. Auch in der mächtigen Burg von Lidzbark war Kopernikus tätig. Heute befindet sich darin ein Museum, unter anderem mit einer wertvollen Ikonensammlung und moderner polnischer Malerei. Mehr als eine Million Menschen besuchen jedes Jahr die berühmte Barockkirche Święta Lipka/Heiligelinde. Ein besonderes Erlebnis sind die dortigen Orgelkonzerte. Eine Gedenktafel am zerstörten Bunker bei Kętrzyn/Rastenburg erinnert an den fehlgeschlagenen Anschlag von Claus Graf Schenk von Stauffenberg auf Hitler am 20. Juli 1944. Die Bunker wurden kurz vor Kriegsende gesprengt. Im nahe gelegenen Ort Mamerki/ Mauerwald blieben 30 Bunker des ehemaligen Oberkommandos der Heeresleitung erhalten. Sie können zum Teil besichtigt werden. In Kętrzyn/Rastenburg lohnt sich ein Besuch der ehemaligen Kreuzritterburg und der gotischen Wehrkirche St. Georg. • Rund um die Großen Masurischen Seen Die größten Seen Masurens sind der Śniardwy-/Spirdingsee und der Mamry-/Mauersee. Beide haben eine Fläche von mehr als 100 km2. Hier verkehren die Ausflugsschiffe der Weißen Flotte. Die bekanntesten Ferienorte sind Giżycko/Lötzen und Mikołajki/Nikolaiken. Dort gibt es gute Voraussetzungen für Wassersportler. Giżyczko liegt zwischen den Seen Weiter S. 60 Ausgewählte touristische Anbieter für Masuren 3 4 Jugendliche am Ufer in Giżycko (1). Karczma Warmińska, ein ermländisches Wirtshaus in Gietrzwałd mit Handwerkermarkt und Folklore (2). Neues Zentrum in Mikołajki (3). Promenade in Mrągowo (4). Tipp Ein Land zum Träumen Anna und Lech Marczak erfüllten sich ihren Traum vom Leben auf dem Lande. In Giże im Osten Masurens setzten sie mit viel Liebe einen alten Hof instand und begannen mit dem ökologischen Anbau von Getreide und Erbsen. Freunde kamen gerne zu Besuch und schnell sprach sich herum, dass es sich dort gut leben lässt. Eine Kommission kürte das Anwesen 2001 zum schönsten Ferienhof des Landes. Weil danach noch mehr Gäste kamen, bauten die Marczaks ihren Stall zu komfortablen Gästezimmern um. Gerade für Kinder ist es auf dem abgelegenen Hof traumhaft. Sie können nach Herzensluft dort herumtollen, im kleinen See baden, mit Hunden und Katzen spielen oder im Indianerzelt ihrer Phantasie freien Lauf lassen. Abends trifft man sich zum gemeinsamen Essen auf der Terrasse oder am Lagerfeuer. Der Hausherr spricht sehr gut deutsch. Infos: www.ekoturystyka.com.pl Regionen 59 Masuren / Podlasie Woiwodschaften Warmińsko-Mazurskie und Podlasie 1 Die Farben Masurens: Im Sommer sind die Wiesen mit Millionen von Mohnblumen bedeckt. 2 3 Auch Bungee-Springer kann man gelegentlich am Viadukt von Stańczyki sehen (2). Die ClassicLady fährt Radler-Gruppen über die masurischen Seen (3). 60 Regionen Jezioro Mamry und Jeziroro Niegocin. Am Rande der Stadt befindet sich die Mitte des 19. Jahrhunderts erbaute Festung Boyen. Die riesige Backsteinanlage wird seit einigen Jahren renoviert und ist Besuchern zugänglich. Hier finden auch viele Kulturveranstaltungen statt. Von Giżycko sind unter anderem Ausflüge zum bekannten Schloss von Sztynort/Steinort möglich, das einst zu den schönsten in dieser Region zählte. Mikołajki trägt den Beinamen Klein-Venedig von Masuren und liegt malerisch am Tałty-See. Erst vor wenigen Jahren wurde ein schönes neues Stadtzentrum mit Seglerhafen gebaut. Unter dem Schutz der UNESCO steht der nahe Łuknajno-See. Dort nisten sehr viele Schwäne auf einer Insel. Weitere wichtige Ferienorte sind Ruciane-Nida/Rudschanni, Węgorzewo/Angerburg sowie Wiłkasy. Die alte Ordensburg von Ryn/Rhein wird derzeit zu einem Hotel und Konferenzzentrum ausgebaut. Ein interessantes Ausflugsziel ist der Ort Wojnowo/Eckertsdorf mit seinem berühmten russisch-orthodoxen Kloster. Country-Hochburg Westlich der Großen Masurischen Seen liegt der Ferienort Mrągowo/Sensburg am CzosSee. Berühmt ist Mrągowo als Country-Hauptstadt. Jedes Jahr findet dort im Sommer ein großes Festival mit zahlreichen polnischen und internationalen Bands statt. Im nahen Forsthaus von Piersławek/Kleinort wurde der Schriftsteller Ernst Wiechert geboren. Eine kleine Gedenkstätte erinnert an ihn. Östlich der Großen Masurischen Seen wird die Landschaft sehr hügelig. Die Ferienorte sind hier nicht so stark frequentiert, die Gegend ist ideal für einen ruhigen Urlaub inmitten der Natur. Ganz in der Nähe der Gemeinde Kruklanki/Kreuglin erstreckt sich die Puszcza Borecka, die Borkener Heide. Dort gibt es ein großes Wisentreservat mit rund 60 Tieren. Die Kleinstadt Gołdap nahe der russischen Grenze rühmt sich der besten Luft in Polen. In der Nähe gibt es bei Stańczyki/ Staatshausen die größten Viadukte Polens mit 36 Metern Höhe und 150 Metern Länge. Wichtigste Stadt im Osten Masurens ist Ełk/Lyck, Geburtsort des Schriftstellers Siegfried Lenz. Hier startet im Sommer eine historische Dampflok zu Ausflugsfahrten. Für die 20 km lange Strecke nach Zawady Tworki benötigt sie eine gute Stunde. • 4 Das Überschwemmungsgebiet des Biebrza-Flusses ist eines der größten europäischen Vogelschutzreservate. Naturerlebnisse im Nordosten Polens Vier der bekanntesten polnischen Nationalparks befinden sich in der Woiwodschaft Podlasie. Die Region ist eines der bevorzugten Reiseziele für einen aktiven, naturnahen Urlaub. Bekanntester Nationalpark ist der Białowieski-Urwald, der von der UNESCO als Weltnaturerbe registriert wurde. König Władysław Jagiełło ging hier schon 1409 zur Jagd. Auch in den folgenden Jahrhunderten waren die Wälder ein bevorzugtes Jagdgebiet der Herrschenden. Das trug mit dazu bei, dass der Urwald bis heute erhalten blieb. Der Wald nimmt eine Gesamtfläche von 1250 Quadratkilometern ein und erstreckt sich bis nach Weißrussland. Die Natur ist hier sich selbst überlassen. Nur ein Teil des Urwalds darf mit Führern auf ausgewiesenen Wegen besucht werden. Insge- Tipp samt finden sich hier rund 5.000 verschiedene Pflanzen sowie 15 .000 Tierarten. Die ältesten Bäume sind schon rund 500 Jahre alt. Größe Bewohner des Urwalds sind die Wisente. Etwa 250 von ihnen leben dort in freier Wildbahn. Heimat der Wisente Ausgangspunkt für Touren in den Białowieski-Nationalpark ist das Urwalddorf Białowieża. Dort gibt es eine gute touristische Infrastruktur mit mehreren neuen Mittelklassehotels. Im Schlosspark befindet sich das Informationszentrum der Nationalparkverwaltung mit einem neu eingerichteten Museum. Der Biebrzański-Nationalpark gilt als größtes und wertvollstes Moorgebiet in Mitteleuropa. Auf einer Länge von 135 km blieb der Biebrza-Fluss in Orthodoxes Heiligtum Der heilige Berg Grabarka im Süden von Podlasie ist das religiöse Zentrum der orthodoxen Christen. Zehntausende Pilger sind jedes Jahr Mitte August auf Wallfahrt zu dem Kloster auf dem Berg. Viele tragen ein Kreuz mit einer persönlichen Fürbitte, das sie anschließend dort zurücklassen. Rund um die kleine Holzkirche kann man Tausende von Kreuzen der unterschiedlichsten Größen und Materialien sehen. seinem natürlichen Lauf erhalten. Regelmäßig werden beim Frühjahrs-Hochwasser große Landstriche unter Wasser gesetzt. Mehr als 270 verschiedene Vogelarten haben in dem Schutzgebiet ihren Lebensraum und ihre Brutstätten. Vor allem im Frühjahr zieht der Nationalpark Ornitologen aus aller Welt an. Für Touristen sind innerhalb des Nationalparks rund 480 km Wanderwege und 400 km Radwege ausgewiesen. Per Kajak kann man auf einer 135 km langen Strecke auf dem Biebrza-Fluss durch den Park fahren. Die Nationalparkverwaltung unterhält bei Osówiec-Twierdza ein Informationszentrum. Dort werden auch Kajaks vermietet. Der Narew-Nationalpark gilt als polnisches Amazonasgebiet. Der Fluss Narew bahnt sich in seinem Mittellauf den Weg durch eine eiszeitliche Moränenlandschaft und zersplittert sich dabei in unzählige Nebenarme. Im Zentrum des Wigry-Nationalparks liegt der gleichnamige See, der mit 73 m zu den tiefsten in Polen zählt. Auf einer Landzunge befindet sich ein barockes Kloster der Kamaldulenser, das mit seinen zwölf Einsiedeleien heute als Hotel genutzt wird. Hauptstadt der Woiwodschaft ist Białystok, eine Stadt mit 200 000 Einwohnern. Größte Se- Masuren / Podlasie Woiwodschaften Warmińsko-Mazurskie und Podlasie 1 2 Der Hańcza-See ist der tiefste See Polens und einer der schönsten in der Region (1). Zu den architektonischen Schmuckstücken von Suwałki gehört die AlexanderKirche (2). henswürdigkeit ist der als polnisches Versailles bekannte Branicki-Palast im Zentrum. Im alten Rathaus zeigt das Museum von Podlasie polnische Malerei aus den letzten drei Jahrhunderten. Sehenswert ist auch die 1927 im Stil des Expressionismus erbaute St.-Rochus-Kirche. Eine gute touristische Infrastruktur gibt es in Augustów, einer von insgesamt sechs Seen umgebenen Kleinstadt im Norden der Region. Ein technisches Meisterwerk ist der Anfang des 19. Jahrhunderts erbaute Kanal, der von Augustów bis zur Memel im heutigen Litauen führte. Er hat zwar keine wirtschaftliche Bedeutung mehr, wird aber dafür gerne von Wassersportlern genutzt. Augustów ist ein guter Ausgangspunkt für Kanutouren auf der bekannten CzarnaHańcza-Route. In dem Kur- und Ferienort Augustów gibt es Polens einzige Wasserski-Seilbahn. Sie hat eine Länge von 740 Metern. Der tiefste See Polens Das Zentrum der Stadt Suwałki wurde im 19. Jahrhundert geformt. Beeindruckend ist der leuchtend weiße Bau der Alexander-Kirche mit ihrem klassizistischen Säulenportikus. Im nahe gelegenen Landschaftspark von Suwałki befindet sich der mit 108 Metern tiefste See Polens, der Jezioro Hańcza. Er zählt auch zu den klarsten Gewässern des Landes. Die westlich von Białystok gelegene Kleinstadt Tykocin war einst mehrheitlich von Juden bewohnt. An sie erinnert heute nur noch die barocke Synagoge, eine der schönsten in Polen. Sie wird als Museum genutzt. Man kann sich dort auch über die Geschichte der Verfolgung und Ermordung der Juden in der Region informieren. Ganz im Osten der Region beginnt der polnische Orient. Schotterpisten führen zu den beiden Dörfern Bohoniki und Kruszyniani. Bis heute wohnen dort die Nachfahren der Tataren, denen im 17. Jahrhundert König Jan III. Sobieski das Land schenkte. Viele behielten ihren muslimischen Glauben und besuchen die beiden hölzernen Moscheen. Mehr Informationen zu den Nationalparks im Internet: Biebrza: www.biebrza.org.pl Białowieski: www.bpn.pl Narew-Park: www.narew.pl Wigry-Park: www.wigry.pl Gute Kontakte Mit dem Magazin „Polen“ erreicht Sie eine große Zahl von Interessierten an dem Land und seinen Produkten. Mediadaten: [email protected] 62 Warszawa/ Warschau Einwohner: 1.700.000 Vorwahl: 0 22 Touristeninformation: Pl. Zamkowy 1, Hauptbahnhof, Flughafen Tel. 94 78 1 Ein rasanter Wandel In einem Atem beraubenden Tempo hat sich Warszawa/ Warschau in den vergangenen Jahren gewandelt. Das kulturelle und gastronomischen Angebot sichert Polens Hauptstadt heute einen Spitzenplatz in Europa. Und so kommen neben den Geschäftsleuten auch immer mehr Touristen aus aller Welt. Wer heute den Marktplatz der Altstadt betritt, kann sich kaum vorstellen, dass dieses Viertel 1945 vollständig in Schutt und Asche lag. Bereits 1953 war der Wiederaufbau im alten Stil abgeschlossen. Seitdem ist der Rynek Starego Miasta wieder Mittelpunkt des städtischen Lebens und beliebtes Touristenzentrum. Als Weltkulturerbe steht das gesamte Viertel unter dem Schutz der UNESCO. Die ursprünglichen Bauten stammen zumeist aus dem 16. und 17. Jahrhundert und heben sich durch unterschiedliche Fassadengestaltungen voneinander ab. Viele Geschäfte, Restaurants und Kaffeehäuser haben eine lange Tradition. Die Weinstube Winiarnia Fukierowska existiert bereits 300 Jahre. In den Sommermonaten trifft man sich in einem der vielen Terrassencafés. In Pferdedroschken lassen sich Touristen durch die mittelalterlichen Gassen fahren. www.warsawtour.pl 2 Der Weg der Könige Das nahe Königsschloss am Plac Zamkowy wurde bis 1984 vollständig wieder aufgebaut. Ehemals gehörte das Schloss den Fürsten von Masowien, Ende des 16. Jahrhunderts wurde es zur königlichen Residenz umgebaut. Direkt davor steht das älteste Denkmal der Stadt, die Säule des Königs Sigismund III. Wasa aus dem Jahre 1644. Einige hübsche Bürgerhäuser komplettieren das bedeutende Ensemble. Am Schlossplatz beginnt der Königsweg zum Schloss von Wilanów am Stadtrand von Warszawa. Der Weg führt durch die Straße Krakowskie Przedmieście mit sehenswerten barocken Bauten, die Einkaufsstraße Nowy Świat und die Ujazdowskie-Allee im Regierungs- und Botschaftsviertel. Erste Stationen auf der Route sind das klassizistische Palais der Familie Radziwiłł, in dem heute der Präsident residiert, sowie das Hauptgebäude der 1818 gegründeten Universität. 3 4 Der Altstädtische Marktplatz wurde originalgetreu wieder aufgebaut (1). Die Sigismundsäule ist das älteste Denkmal der Stadt (2).Touristen können per Fiaker die Stadt erkunden (3). Die Oper fasst rund 2000 Besucher (4). Städte 71 Warszawa/ Warschau 1 Das Weichselufer verwandelt sich im Sommer zu einer Partymeile (1). Zu den neuen Hotels gehört das InterContinental (2). Drachenboote fahren auf dem See im Łazienki-Park (3). Die Wodkafabrik Koneser ist eines der alternativen Kunstzentren in Praga (4). 2 3 4 Die Straße Nowy Świat war und ist eine der beliebtesten Einkaufsstraßen Warschaus. Zu beiden Seiten wechseln sich modische Boutiquen mit schönen Cafés und Restaurants ab. Die Straße ist für den Durchgangsverkehr gesperrt. Für Irritationen sorgt die riesige Palme an der Al. Jerozolimski, die auch dem harten Winter trotzt. Sie ist ein originelles Kunstwerk aus Plastik. Der viel besuchte ŁazienkiPark ist die schönstge Grünanlage der Stadt. König Stanisław August ließ sich auf einer kleinen Insel sein klassizistisches Sommerpalais bauen. Im benachbarten Amphitheater finden Musik- und Theateraufführungen statt. Vor dem Chopindenkmal am Eingang des Parks gibt es im Sommer jeden Sonntag um 12 Uhr Klavierkonzerte bei freiem Eintritt. Am Ende der UjazdowskieAllee liegt das klassizistische Palais Belvedere, heute das Gästeund Empfangsgebäude des Staatspräsidenten. Einige Kilometer weiter endet der Königsweg am Park und Schloss Wilanów. Das Ende des 17. Jh. zur königlichen Residenz umge- baute Schloss gilt als schönster Barockbau Polens. Historische Stilmöbel, eine wertvolle Sammlung polnischer Porträtmalereien und alte Stadtansichten von Canaletto schmücken die Innenräume. Zu den schönsten Plätze im Stadtzentrum gehört der Plac Teatralny. Hier befindet sich das im 19. Jh. von Antonio Corazzi entworfene Teatr Wielki, die Spielstätte der Warschauer Oper mit rund 2000 Sitzplätzen sowie des Nationaltheaters. Gegenüber wurde das Alte Rathaus wieder aufgebaut. Heute befindet sich dort eine Bankzentrale. Jüdische Spuren In Warschau lebte einst eine der größten jüdischen Gemeinden Europas. An deren Schicksal erinnerte jüngst der Erfolgsfilm von Roman Polański über den Komponisten und Klavierspieler Władysław Szpilman und dessen Erlebnisse im Warschauer Getto. Jüdische Spuren wurden zum größten Teil zur Zeit der NaziDiktatur ausgelöscht. Von den drei Synagogen im ehemaligen Getto blieb nur die Nożyk-Sy- nagoge erhalten, die heute von der Jüdischen Gemeinde genutzt wird. Ganz in der Nähe befindet sich am Pl. Grzybowski das Jüdische Theater. An der ul. Zamenhofa entstand ein Denkmal für die Helden des Gettos. Von dort führt ein Gedenkpfad zum so genannten Umschlagplatz, von dem aus die Juden in die Vernichtungslager transportiert wurden. Der lange vergessene Stadtteil Praga auf dem rechten Weichselufer wurde in den letzten Jahren von jungen Künstlern entdeckt. Sie haben in den alten Fabriken Alteliers, Theater und Galerien gegründet. Von japanisch bis bayerisch reicht das gastronomische Angebot. Restaurants, Klubs und Bars brauchen den internationalen Vergleich nicht zu scheuen. Top-Hotels wie Hyatt, InterConti, Radisson, Sheraton oder Westin sind in der Hauptstadt vertreten. Zum reichen Kulturleben tragen mehr als 30 Theater, rund 50 Museen, zahlreiche Galerien und Musikklubs bei. Musical-Klassiker wie „Cats“ und „Grease“ stehen im Teatr Roma auf dem Spielplan. • Gute Kontakte Mit dem Magazin „Polen“ erreicht Sie eine große Zahl von Interessierten an dem Land und seinen Produkten. Gerne senden wir Ihnen die Mediadaten: [email protected] Tipp 50. Jahre an der Spitze Mit 234 Metern ist der Kulturpalast am Plac Defilad das höchste Gebäude der Stadt. In diesem Jahr feiert es den 50. Geburtstag. Das 1955 fertiggestellte Bauwerk war ein Geschenk Stalins und deshalb lange Zeit bei vielen Warschauern unbeliebt. Inzwischen hat man sich mit dem Bau arrangiert. Ein Ring von neuen Glaspalästen umgibt heute den im Zuckerbäckerstil gebauten Palast. Dessen 3288 Räume werden zum Teil kulturell genutzt. Unter anderem findet hier die jährliche Buchmesse und das bekannte „Jazz-Jamboree“ statt. Von der Aussichtsplattform im 30. Stock bietet sich der beste Blick auf die Stadt. Der riesige Palast verbirgt mancherlei Geheimnisse. So gibt es dort ein Zimmer, das dem sowjetischen Staatschef Breshnew bei seinen Besuchen vorbehalten war. Im Keller unter dem Kongresssaal lagert noch die Bühne der früheren Parteitage. Bei einer Führung werden einige Geheimnisse gelüftet.