Strandburgen.Quallenweitwurf. Wellenspiele. Brötchen mit Sand

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Strandburgen.Quallenweitwurf. Wellenspiele. Brötchen mit Sand
SONNABEND /SONNTAG, 4./5. JUNI 2011
22
2011
Unterwegs: Ausflug nach Föhr › Insel-Gespräch: Alt-Bürgermeister Ole von Beust › Titel-Thema: 50 Tipps von Sylt-Promis und -Profis
Lokal-Termin: „Fährhaus“ › Kurz-Krimi: „Ein dicker Fisch“ › Gestern & Heute: Buhne 16 › Markenmacher: Dittmeyer’s Austern-Compagnie
Kein Sommer ohne Sylt
Strandburgen. Quallenweitwurf.
Wellenspiele. Brötchen mit
Sand. Kinderträume. Warum
Bestsellerautorin DORA HELDT
die perfekte Meeres-Idylle
bis heute nur auf Sylt findet
B
ei Freunden gelte ich als Reisemuffel. Dieses
Vorurteil kommt daher, dass ich mich weigere,
meinen Sommerurlaub woanders als auf Sylt
zu verbringen. Es ist nicht so, dass ich es nicht
schon versucht hätte, aber an der Algarve, auf
Fuerteventura oder auf Sizilien habe ich nie
das gefunden, womit ich aufgewachsen bin:
dieses perfekte Sommergefühl. Das habe ich
nur auf Sylt. Wir verbrachten die Ferien immer bei meiner Großmutter: im Haus, in dem heute meine Eltern leben.
Nach der Ankunft und noch vor dem Auspacken fuhren wir als allererstes
in Richtung Ellenbogen. Es war dringend. Und es war wichtig. Es ging um
die perfekte Stelle am Strand. Um den Ort, an dem wir den Großteil des
Sommers verleben würden. Berücksichtigt wurde die Strandbreite, also
die Entfernung zum Flutsaum, die Anzahl der Sandbänke bei Ebbe, die
Entfernung vom Parkplatz, die Sandbeschaffenheit, die Form der Dünen.
Wir haben selten länger als fünfzehn Minuten gebraucht, was wohl mehr
an der Dichte dieser besten Stellen als an unserer Erfahrung lag.
Die Stelle wurde sofort mit Strandgut markiert und danach wochenlang gegen Fremde verteidigt. Deshalb mussten wir auch immer morgens um zehn los. Damit wir die Ersten waren. Tag für Tag. Wir hatten
durchaus etwas übrig für Geselligkeit, wir waren elf Kinder, zwölf
Erwachsene und manchmal ein Hund. Neben meinen Eltern und Geschwistern trafen sich: der Rest der Sylter Familie, deren Feriengäste aus
Hamburg und Dortmund sowie unsere Sylter Freunde.
Alle fanden sich morgens etwa zeitgleich auf dem Parkplatz an der
perfekten Stelle ein. Wir Kinder wurden mit den leichteren Taschen,
Schwimmringen und Bademänteln behängt. Die Erwachsenen teilten
die schweren Säcke mit Windschutzplanen, Stangen und Heringen unter sich auf, die Kühltaschen (pro Familie zwei plus eine für Getränke),
die Badetaschen (deren Gewicht ich mir auch nach all den Jahren nicht
erklären kann) und die Sachen, die kaputtgehen konnten (Sonnenbrillen, Fotoapparate und Super-8-Kamera). Dann zogen wir als Karawane
über die Dünen. Eine endlose Schlange, in der das eine oder andere Kind
sich schon mal vor lauter Erschöpfung im weichen Sand zur Seite kippen
ließ. An der perfekten Stelle angelangt, blieben wir Kinder in angemessenem Abstand im Sand sitzen, während die Väter generalstabsmäßig
die Stangen, Heringe, Seile und Windschutzplanen in Reihe brachten.
Unterbrochen von Anweisungen wie: „Also, wenn du das weiter so blöde
hältst, sind wir heute Abend noch nicht fertig!“, wurde ein Areal abgesteckt, in dem Unmengen von Decken, Handtüchern, Taschen und
Strandspielzeug verteilt wurden. Schaufeln mussten wegen der Verletzungsgefahr draußen bleiben. Die Aufbauzeit reduzierte sich im Laufe
des Sommers von 45 auf 20 Minuten, alles Übungssache.
Und dann begann der Tag. Nie war es langweilig. Wir sammelten Steine, aus denen abends Männchen geklebt wurden, Muscheln, die wir für
die Beschriftung der Strandburgen brauchten, Seesterne, die dann auf
Kopfüber ins Vergnügen! Sylt, ein
Paradies für kleine und große Kinder
FOTO: LOOK/GETTY IMAGES
den Fensterbänken trockneten und nicht besonders gut rochen. Die älteren Kinder schwammen bis zu den Sandbänken, wo wir auf Schollen
traten. Zwischendurch wurden wir mit Sonnenmilch aus gelben Flaschen eingerieben, spuckten die Kerne von Wassermelonen in den Sand
und wischten mit Handtüchern den Sand von Eiern und Brötchen. Burgenbauen war eine der Hauptbeschäftigungen. Neben den normalen
Strandburgen der kleinen Kinder gab es auch architektonische Wunderwerke der Größeren, die aber nie richtig gewürdigt wurden. Ein typischer Dialog: „Mama, Petra hat meine Küchenwand eingetreten.“ –
„Kind, geh doch außen rum.“ – „Nein! Das ist ein Wintergarten.“
Die Erwachsenen sammelten Strandgut und errichteten damit einen
Holzverschlag, auf den meine Tante später gelbe Tintenfische und rote
Fische malte. Als sie zwei Sonnenschirme aufstellte, sah es aus wie eine
kubanische Strandbar, einige Urlauber wollten bei uns Getränke kaufen,
sie bekamen sie umsonst. Wir hatten ja so viel dabei.
Während mein Bruder aus Heringen und Seilen eine Hochsprunganlage baute, auf der er den Fosbury-Flop übte, die Dortmunder anfingen,
einen neuen Rekord im Beachball aufzustellen, meine Cousine und ich
in Jeans baden gingen (in der „Bravo“ hatte gestanden, dass sie dann besser sitzen), während meine Schwester von den Hamburgern eingegraben wurde („Nur bis zum Hals, hört ihr, sie soll noch Luft kriegen!“) und
meine kleine Cousine alle Bademantelgürtel verknotete, lagen die Erwachsenen hinter dem Windschutz. Sie lasen Zeitungen, lachten, sonnten sich und hoben erst den Kopf, wenn ein Kind so heulte, als ob tatsächlich etwas passiert war. Es passierte aber nie etwas, wenn man von
Sand in den Augen, versehentlichen Treffern beim Quallenweitwurf
oder kleineren Handgemengen wegen eingetretener Küchenwände absah. Alle halbe Stunde wurde Essen verteilt, man wollte ja abends nichts
Schweres zurückschleppen. Ab mittags tranken die Erwachsenen KornSauer, das war Korn mit Bitterlemon, die Stimmung wurde immer fröhlicher, trotzdem vernachlässigte niemand seine Aufsichtspflicht. Onkel
Paul blieb nüchtern und erklärte sich bereit, auf die kleinen Kinder aufzupassen, die baden wollten. Er lief am Strand auf und ab und zählte die
orangefarbenen Schwimmflügelpaare, die in den Wellen tanzten. Er war
der einzige Nichtschwimmer. Ging aber immer gut.
Wenn das Wetter schlecht war, sind wir in Regenjacken über die Wanderdüne marschiert, haben am Morsumer Kliff Mauersegler beobachtet,
sind nacheinander die eingegrabenen Stufen am Roten Kliff in Kampen
hinuntergeklettert und haben bei diversen Kinderfesten Preise abgeräumt (meine Schwester wurde tatsächlich Kurkönigin ihrer Altersklasse, ich nur Dritte beim Fischestechen). Aber egal wo wir waren: Sobald
der Himmel aufriss, fuhren wir in einem affenartigen Tempo nach Hause, packten die Sachen und kamen alle zeitgleich vor der perfekten Stelle
an. Unabgesprochen. Deshalb waren wir hier. Das war Sommer.
In den letzten Jahren hat sich viel verändert. Es werden keine Strandburgen mehr gebaut. Die Insel ist jedes Jahr voller, die Restaurants werden teurer, die Hotels größer. Wir Kinder von damals brauchen keine
Schwimmflügel mehr und meine Schwester wird seit Jahren nicht mehr
eingegraben. Aber in jedem Urlaub geht es wieder los. Die Suche nach
der perfekten Stelle. Und wir finden sie jedes Jahr wieder. In höchstens
fünfzehn Minuten. Und dann ist Sommer.
S. 6/7 – Inselglück 2011.
Die 50 besten Tipps und Termine
für magische Momente auf Sylt
II
› WOCHENENDE
Sonnabend / Sonntag, 4. / 5. Juni 2011
Jürgen
Gosch
Ab nach Föhr
KARTE: GRAFIKANSTALT
Zielsichere Amazonen: erste
Vorsitzende Karin Lauritzen (4. v. r.)
inmitten des Corps Weiße Lanze
1 km
Nordsee
8
9 Oldsum
Dunsum
Süderende
Der 70-jährige Sylter„Fischpapst“
(Gosch) schläft lange, telefoniert
länger und liest am längsten …
Midlum
Oevenum
Utersum
2
Alkersum
Mein perfekter
Sonntag
4
Borgsum
7
Nieblum
1
3
Wyk auf Föhr
6
5+7
9 Uhr Nachdem ich eine
Stunde länger schlafen konnte
als gewöhnlich, muss ich jetzt
aufstehen. Als allererstes geht
es in die Badewanne.
9 AUSFLÜGE
10 Uhr Ein ausgiebiges
Frühstück mit meiner lieben
Frau Anna. Das machen wir
schon seit 35 Jahren so. Dabei
intensives Lesen der Wochenendausgaben und Sonntagszeitungen. Ein Ritual, auf das
ich nicht verzichten möchte.
TEXT: KIRSTEN RICK
12 Uhr Genug Buchstaben
im Kopf. Jetzt heißt es, die
Schönheiten der Trauminsel
Sylt einmal selbst genießen.
Dabei ist es ganz egal, ob bei
einer Fahrt zur Südspitze nach
Hörnum oder in den Norden
nach List. Es gibt für mich
eigentlich keinen Ort auf Sylt,
den ich nicht irgendwie mag.
15 Uhr Mal nicht ans Geschäft denken, das kommt
selten genug vor, aber ist dann
wirklich Erholung. Inzwischen
sind wir wieder zu Hause
zum Kaffeetrinken und – ganz
wichtig – verbringen dabei
nach Möglichkeit viel gemeinsame Zeit mit unserer Tochter Anja und Schwiegersohn
Florian (das ist er ja seit dem
21. Mai). Beide arbeiten jetzt
auch bei mir in der Firma,
die sie später einmal weiterführen sollen …
16 Uhr Mit Glück telefonisch unseren Sohn Björn in
Australien erreichen und
plaudern. Er hat ja ’ne Mücke
gemacht und arbeitet dort als
Meeresbiologe. Wenn alles
klappt, haben wir in eineinhalb Jahren den ersten Doktor in der Firma. Er heißt
Björn Jürgen Gosch und dann
kann ich mir seine Visitenkarte ausleihen, damit die Leute
mich Dr. Gosch nennen …
16.30 Uhr Zwar ist jetzt
Sommerpause, aber zwischen
all der vielen Arbeit ist das
sonst mein schönster Pflichttermin der Woche: FußballBundesliga auf Sky, perfekt
wenn der HSV gewinnt ...
19 Uhr Es wird ein ruhiger,
ungestörter Abend, den ich
entspannt beim Fernsehen zu
Hause mit meiner Frau genieße.
21 Uhr In Gedanken die neue
Woche vorbereiten. Denn leider habe ich mir so viel eingebrockt, dass ich mit meinem
Beruf doch noch nicht aufhören kann. Außerdem bin ich
noch fit und habe Lust dazu,
also muss der liebe Gott entscheiden, wann ich aufhöre. So
wie ich es vorhabe, werde ich
es noch ein paar Jahre machen.
Die Wiener
Sängerknaben
„Lieder zum Advent“
24. November 2011
19.30 Uhr
St. Michaelis Kirche
Karten € 9,86 bis € 53,94
Karten gibt es in allen
Hamburger Abendblatt-Ticketshops
(zzgl. Bearbeitungsgebühr)
Hamburger AbendblattTicket-Hotline
040/30 30 98 98
(zzgl. Versandkosten)
Mo.–Fr. 8–19 Uhr, Sa. 8–13 Uhr
In der „friesischen Karibik“
Die zweitgrößte deutsche Nordseeinsel liegt nur 15 Flugminuten von ihrer
großen Schwester entfernt: Im Schutz von Sylt grünt, blüht und swingt Föhr,
die „friesische Karibik“, auf ganz unverwechselbare Art.
INSELLEBEN
Herrinnen der Ringe
„Die grüne Insel“ wird Föhr auch genannt, denn das flache Marschland im Nordosten
beeindruckt mit üppigen Wiesen, die etwas höher gelegene Geestlandschaft im
Süden mit abwechslungsreicher Vegetation. Mittendrin liegen die Zeitzeugen der
Inselgeschichte: drei Kirchen aus dem 12. und 13. Jahrhundert, Grabsteine, die ganze
Lebensgeschichten aus Walfängerzeiten erzählen, die Lembecksburg, ein Ringwall
aus der Zeit der Völkerwanderung, Hügelgräber aus der Bronzezeit und fünf Windmühlen. Wyk auf Föhr, die einzige „Stadt“, ist seit 1819 Seebad, eines der ältesten in
Deutschland. Direkt am Hafen beginnt der 15 Kilometer lange, feinsandige Strand. Auf
den 82,82 Quadratkilometern Inselfläche verteilt sind elf Inseldörfer, eins romantischer als das andere, voller Friesenhäuser mit urigen Reetdächern, schmucker Vorgärten, gemütlicher Teestuben und geschickten Ringreitern. Die Insel ist nicht nur grün,
sie hat auch Groove. Drei Big Bands gibt es, und das bei einer Einwohnerzahl von noch
nicht mal 10 000 Inselbewohnern. Inspiration für Popmusik ist die „friesische Karibik“
ebenfalls, die Erfolgsband „Stanfour“ hat hier ihre Wiege und immer noch ein Studio.
Seit 150 Jahren wird auf Sylt das Ringreiten in Vereinen praktiziert, das aus dem im
Mittelalter ausgeübten „Ringstechen“ hervorging. Auf der Archsumer Festwiese wird
am Sonntag die neue Ringreiter-Saison vom Amazonencorps Weiße Lanze eröffnet
W
TEXT: PAULA SCHÖNHEIM
enn alljährlich in den Sommermonaten in Keitum, Archsum und Morsum
der sogenannte Galgen errichtet wird,
schlägt dort nicht etwa Verbrechern das letzte Stündlein. Das einzige, was am Galgen baumelt, ist ein winziger Messingring. Diesen aus dem Galopp mit einer
Lanze aufzuspießen, ist die Aufgabe der Sylter Ringreiterinnen und Ringreiter. In den Dörfern des Sylter
Ostens wird die alte Tradition des Ringreitens hochgehalten: Acht Vereine – fünf Männerclubs und drei
Amazonenriegen – ermitteln Jahr für Jahr ihre Würdenträger. Am Sonntag, dem 5. Juni, eröffnet das
Corps Weiße Lanze in Archsum die Saison.
Rund 200 Männer und Frauen sind in den acht
Vereinen aktiv, wobei der älteste bereits aus dem Jahre 1861 datiert. Neun Ringreiter-Turniere finden auf
Sylt insgesamt statt. Zunächst ermitteln die acht Vereine ihre erfolgreichsten Reiter und Reiterinnen, den
Abschluss bildet das Amtsringreiten aller Vereine.
Den Auftakt der diesjährigen Ringreiter-Saison
macht das 1985 gegründete Amazonencorps Weiße
Lanze. Angeführt von ihrer ersten Vorsitzenden Karin Lauritzen und ihrem Pferd John-Boy reiten die
Amazonen am Sonntag gegen 13 Uhr in den Wettkampf-Bereich der Archsumer Festwiese ein. „Die
tolle Kameradschaft, der Spaß mit den anderen Reiterinnen, die Harmonie mit meinem Pferd und der
Wettbewerb machen für mich den Reiz des Ringreitens aus“, so Karin Lauritzen, die sich auch für Sonntag ehrgeizige Ziele gesteckt hat. Die Königin-Würde,
zumindest aber die Würde der Prinzessin will sie gemeinsam mit ihrem schwarz-weiß gescheckten Wallach erringen. Dass John-Boy ein ruhiges Gemüt hat
und als Routinier weiß, wie viele Galoppsprünge er
benötigt, spielt ihr in die Karten. Denn der Messingring, den es aus dem Galopp aufzuspießen gilt, ist winzig und verlangt ihre volle Aufmerksamkeit: Immerhin noch 24 mm im Durchmesser misst der Prinzenring, nur 19mm der Kronprinzenring und lediglich
13 mm der Königsring. Wem es gelingt, den Ring als
erster zum dritten Mal aufzuspießen, erhält eine der
begehrten Würden. Routine holen sich Pferd und Reiterin übrigens ausschließlich in den Wettkämpfen.
Im Gegensatz zu den Ringreitern auf dem Festland ist
das Trainieren unter Sylter Ringreitern verpönt,
kann sogar zum Ausschluss aus dem Verein führen.
Lautsprecherdurchsagen führen am Sonntag
durch den Wettkampftag und weihen auch Gäste in
die Besonderheiten und Geheimnisse dieser alten
Sylter Tradition ein. Höhepunkt ist das Königsreiten,
das gegen 17.30 Uhr beginnt. Auf der anschließenden
Party findet auch die Siegerehrung statt.
TIPPS & TERMINE
1 INSELHOPPING MIT „ANNA“ In 15 Minuten von Sylt nach Föhr, und das äußerst
stilvoll: Der weltgrößte Doppeldecker Antonov II, genannt „Anna“, bietet vom 15. Mai
bis 30. September bis zu vier Mal täglich eine Direktverbindung zwischen den Inseln.
Nostalgisches Fluggefühl inklusive, denn „Anna“ (BJ 1960) ist ein echter Oldtimer.
» Flugplatz Wyk/Föhr, Hanseflug, 70 Euro pro Person (55 Euro für Kinder),
Tel. 0511/977 11 11, www.hanseflug.de
2 RINGREITEN Das Geschicklichkeitsreiten ist auf Föhr lebendige Tradition: Es gibt
hier vier Ringreitervereine; die über 120 Reiter messen sich jedes Jahr in Wettkämpfen, bei denen sie im Galopp mit einer 1,40 Meter langen Lanze einen zwischen zwei Pfosten hängenden Ring aufspießen müssen.
» Königsringreiten des Osterlandföhrer Ringreitvereins, 18.6., ab ca. 15.30 Uhr,
Reiterplatz am Ortseingang Oevenum
Service
» Ringreiterturnier in
Archsum, Amazonencorps Weiße
Lanze, Veranstaltungsort: Festwiese in Archsum, So, 5. Juni 2011,
Beginn: 13 Uhr, Eintritt: 2 Euro
DER GRÜNE PUNKT Das Projekt „E-Mobilität auf Sylt“ bekommt dank 20 neuer Elektro-Fahrräder
Rückenwind. Die „Sylt-E-Bikes“ können sowohl auf dem Westerländer Bahnhofsvorplatz am Pavillon
der SVG als auch am Erlebniszentrum Naturgewalten in List entliehen werden – für 20 Euro pro Tag.
KULTUR ERLEBEN
3 DR. CARL HÄBERLIN FRIESEN-MUSEUM Durch ein Tor aus den mächtigen
Unterkieferknochen eines Blauwals betritt man das Gelände des ältesten Heimatmuseums Deutschlands, des 1908 eröffneten Friesen-Museums. Zu dem Freilicht-Ensemble gehören das älteste Haus der Insel, eine Bockwindmühle, eine
Scheune aus dem 18. Jahrhundert und eine kulturgeschichtliche Sammlung im
Haupthaus, deren Höhepunkt die Walfang- und Seefahrtsausstellung ist.
» Rebbelstieg 34, 25938 Wyk auf Föhr, Tel. 04681/2571, Di–So 10–17 Uhr
(im Juli und August auch montags geöffnet), www.friesen-museum.de
4 MUSEUM KUNST DER WESTKÜSTE Kunst, die sich mit den Themen Meer und
Küste auseinandersetzt, wird hier gezeigt: ausgehend von der Sammlung des
Museumsstifters Prof. h. c. Frederik Paulsen, die ein umfangreiches Motivpanorama
von Bergen in Holland bis Bergen in Südnorwegen aus der Zeit zwischen 1830 und
1930 bietet, bis hin zu zeitgenössischen Positionen. Das Museum ist für die „European Museum of the Year Awards 2011“ nominiert.
» Hauptstr. 1, 25938 Alkersum, Di–So 10–17 Uhr, Do 10–20 Uhr, www.mkdw.de
5 PIRATENTAGE Die kleinen Freibeuter entern die Insel und
haben jede Menge Spaß: Im Piratenlager lernen sie Seemannsknoten, Seeräuberlieder und Schlachtrufe, hören Abenteuergeschichten und gehen als Schatzsucher auf „Große Fahrt“.
» Piratentage, 2.–4.8., Piratenlager vor dem Musikpavillon,
Sandwall 38, 25938 Wyk auf Föhr
Der Weg ist
das Ziel
6 BUCHPREMIERE „EIN STRANDKORB FÜR OMA“ Janne Mommsen präsentiert
die Fortsetzung von „Oma ihr klein Häuschen“ und erklärt, warum sich in der friesischen Karibik alle Probleme auf ganz eigene Art lösen.
» Buchpremiere am 28.6., Bu-bu der bunte Buchladen, Sandwall 20, 25939 Wyk
auf Föhr, Tel. 04681/675, www.bu-bu.de
Viel Kultur in der Natur – der Kampener
Kunstpfad würdigt mit 22 Bronzetafeln
jene großen Künstler, die den Ort prägten
7 JAZZ GOES FÖHR – EINE INSEL SWINGT Allein drei Big Bands gibt es auf der
Insel, Keimzelle des Jazz ist hier die Kreismusikschule. Vom 27. bis 31. Juli swingt
das ganze Eiland, beim „14. Jazz goes Föhr“-Festival tritt u. a. Nils Landgren auf.
Während des Festivals findet jeden Abend ab 22.30 Uhr die „Jazz Night“ im Kulturtreff statt – „Big Sessions“, bei denen jeder mitspielen kann.
» Jazz Night im Kulturtreff, 27.–31.7, 22.30–1 Uhr, Feldstr. 36, 25938 Wyk
» Nils Landgren & Adrian Mears „Bone Massacre“, Jazul & 8 Posaunen, Sa, 30.7.,
20 Uhr, Kurgartensaal, Sandwall 38, 25938 Wyk auf Föhr, www.jazz-goes-foehr.de
Z
TEXT: HAUKE JENSEN
ahlreiche Künstler suchten und fanden auf
Sylt Inspiration für ihre Werke und Kraft,
ausgetretene Pfade zu verlassen. Ein Pfad ist
nun ihnen gewidmet, und der soll gerne ausgiebig betreten werden: Seit 2008 entsteht der Kampener
Kunstpfad und erinnert mit bislang 22 BronzegussTafeln an herausragende Menschen, die das Sylter
Künstlerdorf Kampen mit geprägt haben.
„Die Kunst ist kein Lückenbüßer, sie ist eine
Lebens-Notwendigkeit.“ Dieses Zitat steht auf der
ersten Gedenkstele, die im November 2008 vor dem
Atelier Sprotte in Kampen enthüllt wurde. Sie erinnert an den 2004 verstorbenen Künstlerphilosophen
Siegward Sprotte. Noch zu Lebzeiten hatte er verfügt,
er wolle seinem Dorf, in dem er über vierzig Jahre
lebte, arbeitete und wirkte, etwas zurückgeben. Diesen Wunsch setzten seine Frau und sein Sohn um und
legten mit der Versteigerung zweier Sprotte-Werke
den finanziellen Grundstock für ein ambitioniertes
Kulturprojekt, das für jedermann jederzeit zugänglich sein sollte. Gemeinsam mit Kampens Tourismusdirektorin Birgit Friese und Gästeführer Falk Eitner
initiierten und konzipierten Cosmea und Armin
Sprotte den Kampener Kunstpfad.
So wie das Entstehen eines Kunstwerks oder einer
großen Idee ein lebendiger Prozess ist, mit Phasen
des Innehaltens und des kreativen Schaffens, so ist
Bronzene Erinnerung in den
Dünen von Kampen an den
Kunsthistoriker Fritz Wichert
auch der Kampener Kunstpfad ein Werk, das als
Prozess entsteht. „Wir möchten den Kunstpfad nach
Möglichkeit kontinuierlich erweitern, wobei uns
Sponsoren herzlich willkommen sind“, so Birgit
Friese. Aktuell erinnern 22 Stelen an große Künstler,
Schriftsteller, Verleger, Musiker und Philosophen,
die in Kampen ein inspirierendes Zuhause auf Zeit
oder ihre Wahlheimat fanden. Jeweils mit in Bronze
gegossenen Zitaten und markanten Daten ihres
Lebens, aufgestellt an beziehungsreichen Orten des
Dorfes. Mit Tafeln, die „uns alle überdauern werden“,
so Robert Morell, der die 1,30 Meter hohen Stelen aus
Edelstahl fertigte und sich beim Entwurf des Tafelfußes von der traditionellen Niettechnik bei Schiffsplanken und alten Buhnen inspirieren ließ.
Unterwegs auf dem Kunstpfad wandelt man auf
den Spuren u.a. von Max Frisch, Thomas Mann oder
auch von Emil Nolde, der in sein Tagebuch schrieb:
„Wie ein Trunkener lief ich stundenlang den Strand
entlang oder durch den flüssigen Sand der Dünen. Es
war, als ob die freie Luft, der salzige Geschmack, die
tosenden Wogen mich spornten und beglückten.“
Als Wegbegleiter empfiehlt sich das erst im Mai
2011 fertiggestellte Handbuch des Tourismus-Service
Kampen mit Kurzbiografien der Künstler, Übersichtskarten und Wegbeschreibungen. Für die beiden vorgestellten Rundgänge sollte man sich jeweils anderthalb Stunden Zeit nehmen. Mehr Kultur und Natur
im Einklang geht nicht.
8 ZIEGENHOF MATZEN 50 weiße deutsche Edelziegen leben in der Oevenumer
Marsch auf dem Ziegenhof der Familie Matzen. Aus den 4 bis 6 Litern Milch, die
jede Ziege pro Tag gibt, entstehen in der hauseigenen Käserei leckere Sorten.
» Hofladen: Mo, Mi, Fr 14–16 Uhr, Führung „Da kann man nicht meckern“ Mo, 6.6.,
14 Uhr, Hof Nr. 7, 25938 Oevenum, Tel. 04681/501190, www.foehrer-ziegenkaese.de
9 STELLY’S HÜÜS Museum, Töpferstube, Café: Auf roten Samtsofas kann man Tee
in unzähligen Variationen und hausgemachten Kuchen genießen.
» Haus 38, 25938 Oldsum, Tel. 04683/306
INFORMATIONEN: Föhr Tourismus GmbH, Postfach 1511, tgl. 8–21 Uhr,
Tel. 04681/300, www.foehr.de
Der Friesendom von 1240 in Nieblum auf Föhr
FOTOS: ISTOCKPHOTO (2)
Service
» Das Buch „Kampener Kunst-
pfad“ ist für 7,90 Euro erhältlich
im Buchhaus „Voss“ in Westerland
sowie beim Tourismus-Service
Kampen, Hauptstr. 12, 25999
Kampen, Tel. 04651 / 469 80,
[email protected], www.kampen.de
III
Sonnabend / Sonntag, 4. / 5. Juni 2011
› INSELGESPRÄCH
Jens Meyer-Odewald trifft Ole von Beust
Endlich ein
freier Herr
Vom Ersten Bürgermeister zum Unruheständler.
Sylt-Fan Ole von Beust, 56, über Kampener Trubel,
Freiheitsgefühle und warum man hinterher klüger ist
Hamburger Sylt-Enklave:
Ole von Beust in der „Sylter
Milchbar“ am Großen Burstah
as war das für ein
Wirbel: Rücktritt vom
Bürgermeisteramt aus
freien Stücken. Mit bekannten Folgen: Kollaps
der schwarz-grünen
Regierungskoalition und Wahldesaster seiner CDU. Seitdem ist es ruhig geworden um
Ole von Beust. Die bewusste Auszeit in den
Medien indes scheint ihm nicht geschadet
zu haben. Im Gegenteil: Der Mann sieht
frischer aus als vor ein paar Monaten. Liegt
nicht an „seinem“ Eiland Sylt, sagt er, sondern an der neuen Freiheit in seinem Leben.
Ole von Beust wirkt unbekümmert, scherzt
wie in besten Zeiten und geht keiner Frage
aus dem Weg. Auch nicht, wenn es sich um
seinen Freund dreht, mit dem er in Harvestehude zusammenlebt. „Immer zu!“, sagt
von Beust einladend. Von seiner Kanzlei, die
der Jurist gemeinsam mit zwei Partnern in
einem schmucken Altbau an der Esplanade
betreibt, kann er auf das betriebsame Gewusel der Colonnaden blicken. Im kleinen
Fischgeschäft unten pflegt er bisweilen
Mittag zu essen. Seelachs mit Kartoffelsalat
oder Rollmops mit Salat für 5,50 Euro – das
ist ganz nach dem Geschmack des preisbewussten Hanseaten. Neben der anwaltlichen Tätigkeit arbeitet von Beust zehn Tage
im Monat für die Unternehmensberatung
Roland Berger. Ohne Stoppuhr und öffentliche Kontrolle, wie früher im Rathaus.
„Wie wär’s mit einem kleinen Häppchen
und einem Kaffee?“, fragt der Bürgermeister
a. D. während des Gesprächs. Die paar Meter
vom Büro zur Sylter Milchbar am Großen
Burstah werden mit dem Bus zurückgelegt.
Passanten rufen „Hallo“ oder winken. Der
Politiker im Ruhestand reagiert aufgeschlossen. Dann fällt sein Blick auf das Rathaus,
neun Jahre lang hauptberufliche Wirkungsstätte. Nachfolger Olaf Scholz mache seinen
Job solide, meint Ole von Beust.
VON BEUST: Vor allem habe ich weniger Druck und Stress.
Ich arbeite nach wie vor viel, gewiss 50 bis 60 Stunden
in der Woche, aber in freier Zeiteinteilung. Das ist der
entscheidende Pluspunkt.
MAGAZIN: Leben Sie heute glücklicher als vor einem Jahr?
VON BEUST: Es ist ja nun nicht so, dass mir das Bürgermeisteramt keine Freude gemacht hat. Im Gegenteil.
Aber jetzt bin ich freier und kein öffentlicher Mensch
mehr. Wenn ich die Mittagspause mal in Planten un
Blomen verbringe und abends arbeite, fragt niemand:
Was hat der denn da zu suchen? Man wird nicht dauernd bewertet und kann sein eigenes Leben führen.
Das ist ein befreiendes Gefühl.
MAGAZIN: Apropos Gefühl und mit Abstand betrachtet: War
Ihr Rücktritt klug eingefädelt?
VON BEUST: Damals schien es so, im Nachhinein weniger.
Ich habe nicht vorhersehen können, dass die Koalition
platzt und es für die CDU bei den Neuwahlen ein derart
katastrophales Ergebnis gibt. Ich war nicht neun Jahre
Bürgermeister und 17 Jahre Bürgerschaftsabgeordneter, um direkt anschließend eine absolute SPD-Mehrheit zu erleben. Aber wie gesagt: Damals schien alles
gut organisiert zu sein.
MAGAZIN: Viele in Ihrer Partei geben Ihnen Mitverantwortung am Desaster der CDU.
VON BEUST: Hinterher ist man immer klüger. Alles war mit
den entscheidenden Personen abgesprochen.
MAGAZIN: Haben Sie noch Kontakt zu Ihrem Nachfolger
Christoph Ahlhaus?
VON BEUST: Wir treffen uns privat und regelmäßig. Wir
sind befreundet, er ist ein feiner Kerl.
MAGAZIN: Verfolgen Sie die Senatspolitik? Wie ist Ihre erste
Einschätzung des Bürgermeisters Olaf Scholz?
VON BEUST: Er persönlich macht seine Arbeit solide. Die
Hamburger Politik verfolge ich nur am Rande. Trassenführung der Straßenbahn, Verlagerung einer Behörde
nach Wilhelmsburg, Sparprogramme: Die Themen wiederholen sich. Ich war 30 Jahre im Geschäft. Das reicht.
MAGAZIN: Herr von Beust, wann haben Sie zuletzt das Lied
„Westerland“ von den Punkrockern „Die Ärzte“ gesungen – laut und inbrünstig?
OLE VON BEUST: Vor zwei Wochen, als es im Autoradio gespielt wurde. Gut, dass keiner dabei war.
MAGAZIN: Hegen Sie den Grünen gegenüber wegen des
Koalitionsbruchs einen Rochus?
VON BEUST: Sie sind ja selbst genug bestraft. In ihrer einstigen Hochburg haben sie gerade mal die Hälfte der
Stimmen, die aktuell anderswo eingefahren werden.
Die Art der Koalitionskündigung, so ganz ohne Abmahnung, hatte nach meinem Geschmack keinen Stil. Wenn
man einen Vertrag hat, sollte man ihn auch halten.
MAGAZIN: Auf dem Weg nach Sylt? Es heißt, dass Sie an der
Nordseeküste lustvoll schmettern …
VON BEUST: Nein, das war in Hamburg. Nach Sylt fahre ich
meist mit der Bahn. Aber das mit dem Singen stimmt.
Am liebsten im Winter, wenn der Wind hinter den Dünen pfeift und ich niemanden störe.
MAGAZIN: Haben Sie die ehemaligen grünen Senatoren
noch einmal getroffen?
VON BEUST: Menschlich gibt es keinerlei Probleme. Eine
der Ex-Senatorinnen habe ich jüngst in privater Runde
getroffen, mit der anderen gehe ich demnächst im kleinen Kreise zum Essen.
MAGAZIN: Geht’s im Sommer wieder auf die Insel oder zum
Segeln ins Mittelmeer?
VON BEUST: Ende Juli fahre ich zwei Wochen nach Sylt.
Und im November vielleicht noch zehn Tage nach Südafrika, um Freunde in Kapstadt zu besuchen. Dann ist
dort Frühling.
MAGAZIN: Und was ist mit der Politik auf Sylt?
VON BEUST: Wenn ich da bin, interessiere ich mich dafür.
Dann lese ich die Zeitungen und Anzeigenblätter.
MAGAZIN: Ist Ihre persönliche Rechnung denn aufgegangen: mehr Ruhe, mehr Freizeit, mehr Muße?
MAGAZIN: Kehren Sie eines Tages in die Politik zurück?
Oder ist das Thema für alle Zeit ad acta gelegt?
VON BEUST: In der Landespolitik ja. Auf Bundesebene –
ich weiß nicht … Aber derzeit stellt sich die Frage ganz
einfach nicht. Ich bin sehr zufrieden.
MAGAZIN: Vor Ihrer Rücktrittsentscheidung genossen Sie
nicht nur in Hamburg einen überragenden Ruf – der hat
gelitten. Bedauern Sie das?
VON BEUST: Teilweise spüre ich es in der Tat. Grundsätzlich ist die direkte Ansprache der Menschen positiv. Ich
höre aber, dass auch anders geredet wird. Aus meiner
Sicht war es trotzdem richtig aufzuhören. Ganz egal,
was die Leute sagen.
MAGAZIN: Ist das wirklich immer ganz egal? Nicht jeder
verstand, warum Sie Ihren Lebensgefährten ausgerechnet im Glitzerlicht einer Armani-Boutique in die Öffentlichkeit gebracht haben.
VON BEUST: Das war reiner Zufall, nicht geplant und ohne
jeden Hintergedanken. Die Leute haben immer Lust
auf Tratsch und Klatsch. Hätte ich ihn zum HSV oder
anderswohin mitgenommen, wäre genauso geschnattert worden.
MAGAZIN: Hand aufs Herz: War es dennoch naiv?
VON BEUST: Wie gesagt, es war null Komma null inszeniert.
MAGAZIN: Natürlich ist das alles Ihre Privatsache. Den
Partner verübelt Ihnen keiner, dessen Alter schon eher.
VON BEUST: Mag sein, dass es manche Leute so sehen. Ich
bin so erzogen: Mach’ dein Ding, wenn es anständig ist.
Und kümmere dich nicht darum, was andere sagen. Für
diese Maxime bin ich meinen Eltern dankbar.
VON BEUST: Weil dort auch im Winter Leben ist. Zudem
sind die Immobilienpreise in Westerland niedriger. Und
ich komme zu Fuß vom Bahnhof zu meiner Wohnung.
MAGAZIN: Früher hatten Sie eine Zweizimmerwohnung mit
41 Quadratmetern. Man hört, Sie haben sich verbessert.
VON BEUST: Ja, aber das ist schon Jahre her. Zwei Zimmer
sind es nach wie vor, jedoch mit 70 Quadratmetern. Leider habe ich keinen Balkon und auch keinen Meerblick.
Das wäre zu teuer gewesen. Andererseits bin ich in zwei
Minuten am Wasser.
MAGAZIN: Machen Sie einen weiten Bogen um die Sansibar
oder den Promitrubel in Kampen?
VON BEUST: In der Sansibar bin ich ab und zu. Das ist ein
gutes Lokal, und ich mag Herbert Seckler, den Chef.
Nur in der Hauptsaison ist es mir zu trubelig. Auch
Kampen mag ich ganz gerne, allerdings ist der gesellschaftliche Rummel nicht so mein Ding. Wenn ich junge Leute 500-Euro-Scheine zücken oder sündhaft teure Autos im Kreis fahren sehe, ist das nicht meine Welt.
MAGAZIN: Können Sie sich vorstellen, eines Tages ganz auf
Sylt zu leben?
VON BEUST: Wer weiß, was kommt, aber im Moment nicht.
Ich möchte immer einen Anlegepunkt in Hamburg
haben. Reizvoll ist der Wechsel.
MAGAZIN: Teilt Ihr Lebensgefährte das Faible für Sylt?
VON BEUST: Nein, meist bin ich alleine dort. Ich bin sehr
zufrieden so.
MAGAZIN: Immerhin sind Sie der Insel von Kindheit an verbunden …
VON BEUST: Ich habe tatsächlich herrliche Erinnerungen.
Schon als Kind war ich mehrfach mit Jugendgruppen
im Freizeitheim Puan Klent zwischen Hörnum und
Rantum. Damals lernte ich Sylt lieben – auch wenn ich
anfangs immer Heimweh hatte. Und am Schluss wollte
ich nicht mehr zurück. Das Baden in der Nordsee, die
Wellen und das Toben in den Dünen haben früher
schon Glücksgefühle ausgelöst. Außerdem konnten wir
in den 60er-Jahren zwischen den alten Bunkern spielen. Das war zwar verboten, aber spannend.
MAGAZIN: Und was fasziniert Sie heute am meisten?
VON BEUST: Die einmalige Landschaft. Die schnell wechselnde Natur: mal Sonne, dann Regen; das Licht ist immer anders. Wie gesagt, fahre ich meist mit dem Zug.
Sobald ich den Hindenburgdamm passiert habe, beginnt eine neue Welt für mich. Es ist dieses famose Gefühl der Freiheit.
MAGAZIN: Wohl jenem, der es genießen kann. Was macht
für Sie den Unterschied zwischen Sylt und anderen Ferienregionen wie Föhr, Amrum oder St. Peter-Ording?
VON BEUST: Amrum ist mit Brandung, Dünen, Meer und
der Landschaft noch am ähnlichsten. Für Sylt spricht
die praktische Anreise. Mit der Bahn kommt man
schnell hin und zurück, ohne auf Seegang und Schiffe
angewiesen zu sein. Außerdem ist das Angebot in Westerland hervorragend: Restaurants, Geschäfte, ein Kino
und so weiter. Es ist ja nicht immer Sommer.
MAGAZIN: Dass Ihnen Schickimicki und Schampus und
Krebsschwänze nichts bedeuten, ist bekannt. Aber warum ziehen Sie das wuselige Westerland der Idylle von
Hörnum vor?
1DSDSLMUL 6WRUH +DPEXUJ $OVWHUWDO (LQNDXIV]HQWUXP 7HO W
FOTO: THOMAS LEIDIG
Kurz-Biografie
» Carl-Friedrich Arp Frei-
herr von Beust (* 13.4.1955)
ließ erst als Student den Vornamen Ole standesamtlich
eintragen. Einst hatte ihn seine
Großmutter auf Platt liebevoll
„ole Popp“ („alte Puppe“) genannt. Seine politische Laufbahn begann er 16-jährig in
der Jungen Union. 1978 zog
er für die CDU in die Bürgerschaft ein, wo er 2001 zum
Ersten Bürgermeister gewählt
wurde. 2004 und 2008 jeweils wiedergewählt, trat er
am 25. August 2010 zurück.
Der Jurist wohnt in einer
Altbauwohnung in Harvestehude, liest und kocht gerne,
freut sich über HSV-Siege und
kurvt mit einem gebrauchten
VW Phaeton durch Hamburg –
falls er nicht Bus fährt.
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Hamburger Abendblatt l Kunden Extra
4. Juni 2011
Perfekter Rollen
Vom deutschen Klebebandhersteller zum internationalen
Technologiekonzern: Tesa feiert in diesem Jahr seinen
75. Geburtstag. Der Markenname haftet noch immer als
Synonym für den Klebefilm im Bewusstsein der Deutschen.
Kaum einer ahnt jedoch, welch weltweit wirkende Bindungskräfte Tesa für die High-Tech von heute entwickelt hat.
Hugo Kirchberg 1996 vor einem
historischen Plakat.
Mister Tesa
Deutschland im Jahr 1933: Die Arbeitslosenquote beträgt 26,5 Prozent. Hugo
Kirchberg aus Eisenach, 25 Jahre alt,
Angestellter einer Firma für Bürobedarf,
steckt voller Tatendrang. „Fast 500 Bewerbungen habe ich in alle Welt geschickt“,
wird er später sagen. 1934 landet auch ein
Brief bei der P. Beiersdorf & Co. AG, die zu
dieser Zeit den Verkauf ihrer Marken Nivea,
Labello und Hansaplast forciert. Seine Vision der „unbegrenzten Möglichkeiten der
Selbstklebe-Technologie“ möchte er im
persönlichen Gespräch erläutern. Die Antwort ist wenig ermutigend: „Wir sind zwar
nicht der Ansicht, dass Ihr Vorschlag für
uns von Bedeutung sein kann, trotzdem
hätten wir uns gern mit Ihnen unterhalten“,
heißt es. Der forsche Thüringer präsentiert
in Hamburg sein Konzept und bekommt
die Chance, den Vertrieb für technische
Klebebänder zu organisieren – auf Probe
und für 250 Reichsmark im Monat.
Ihm ist sofort klar, dass er die Geschäftsabläufe komplett umkrempeln muss. Es
gibt keine Vorräte, Fertigung und Lieferung
erfolgen nur auf Bestellung − und zwar zu
Quadratmeterpreisen, die mit den Kunden
ausgehandelt werden. Kirchberg erstellt
Patentzeichnung für den Abroller
aus dem Jahr 1935.
ein übersichtliches Preisblatt. Zehn Monate nach seinem Amtsantritt bringt das
Unternehmen „Beiersdorfs-KautschukKlebefilm“ auf den Markt.
Schnell bemerkt Kirchberg, dass dieses
Folien-Klebeband kaum verkäuflich ist,
wenn man nicht auch eine kombinierte
Abroll-Abtrenn-Vorrichtung mit anbietet.
Kurzerhand zeichnet er einen Behälter,
der heute in modifizierter Form auf beinahe jedem Schreibtisch steht. Dann geht es
Schlag auf Schlag: Kirchberg sucht nach
einem einprägsamen Namen und findet
diesen bei der Rechtsabteilung unter den
auf Vorrat geschützten Bezeichnungen:
Tesa, das 1936 als Marke für SelbstklebeProdukte eingeführt wird. Der TesaKlebefilm, 1941 in Tesafilm umbenannt,
avanciert in Haushalt und Büro zum „Evergreen“. Schon 1939 verkauft Tesa mehr
technische Klebebänder als die gesamte
deutsche Konkurrenz.
Der Zweite Weltkrieg sorgt für eine Zäsur:
Kirchberg wird einberufen und kehrt erst
1946 zurück. Die Währungsreform 1948
und Kirchbergs Talent für schnelle und
teilweise unkonventionelle Entscheidungen bringen das Geschäft rasch wieder
voran. Als der Leiter der Hauptabteilung
Tesa 1973 in den Ruhestand geht, werden
in drei deutschen Werken und in diversen
ausländischen Produktionsstätten mehr
als 600 verschiedene Tesa-Klebebänder
hergestellt. Hugo Kirchberg stirbt 1999 im
Alter von 90 Jahren.
vdg
esa zählt zu den wenigen Markennamen, die derart in die Alltagssprache Eingang gefunden haben, dass sie zur Bezeichnung
eines Produkts jenseits der Marke geworden sind. Tesa steht selbstverständlich auch im Duden. Die Bekanntheit in
Deutschland beträgt 98 Prozent. Die nationalen Grenzen sind längst überschritten: In fast 60 Ländern wird der Tesafilm
heute vertrieben. Und er ist inzwischen so
etwas wie der Urahn einer weitverzweigten Familie, deren Mitglieder, stets auf
der Höhe ihrer Zeit, immer wieder neue
Betätigungsfelder finden. Für mehr als
7000 Produkte steht das Unternehmen.
Die meisten davon bieten innovative
Klebelösungen für moderne Industrien.
Die Geschichte von Tesa ist wahrhaft
filmreif – sie hat auch einen Prolog, der vor
mehr als hundert Jahren begann. 1890
übernahm Oscar Troplowitz das Labor des
Apothekers und Unternehmensgründers
Paul C. Beiersdorf. Zu dessen Sortiment
gehörte ein missglücktes Wundpflaster,
das zwar hervorragend klebte, aber die
Haut reizte. Troplowitz machte aus der
Not eine Tugend: Aus dem alten Produkt
wurde 1896 das „Cito-Sportheftpflaster“,
das erste technische Klebeband zum
Flicken von Fahrradschläuchen.
1906 wurde dann im Rahmen eines
Wettbewerbs der Name Tesa erdacht.
Die Beiersdorf-Sekretärin Elsa Tesmer
hatte ihn aus den Silben ihres Vor- und
Nachnamens gebildet. Verwendet wurde
der Begriff zunächst nur vorübergehend
für andere technische Produkte aus dem
Hause Beiersdorf wie zum Beispiel die
Tesa-Tube mit Drehmechanismus, die
sich aber nicht durchsetzen konnte.
1935 kam „Beiersdorfs-KautschukKlebefilm“ auf den Markt – ein Produkt
aus Zellglas. Zwölf Monate später folgte die Umbenennung in Tesa-Klebefilm.
Hugo Kirchberg (siehe nebenstehendes
Porträt), der sofort das Potenzial des
neuen Produkts erkannt hat, sorgte dafür,
dass sich der Klebefilm rasch am Markt
durchsetzte. Dazu gehörte, dass er einen
einprägsamen, griffigen Namen erhielt.
Den entdeckte Kirchberg in der Rechtsabteilung im Archiv geschützter Bezeichnungen: Tesa.
Seit seiner Erfindung wurde der Tesafilm konsequent weiterentwickelt und
verbessert. Nicht zuletzt ökologische
Aspekte spielen hierbei eine Rolle. Derzeit umfasst das internationale TesafilmSortiment etwa 200 Artikel. 50 Milliarden
Meter wurden seit der Produkterfindung
verkauft. Damit ließe sich die Erde am
Äquator ungefähr 1250-mal umwickeln.
Der Name Tesa steht aber längst für
viel mehr als den altbewährten Klebefilm, der vorzugsweise im Haus und
im Büro verwendet wird. Tesa bezeichnet heute ein Unternehmen, das
unterschiedliche
Klebeanwendungen
für Endverbraucher, Gewerbe und Industriekunden offeriert. Der Konzern
beschäftigt dafür weltweit, zum Teil in
Tochterunternehmen, 3700 Mitarbeiter,
1750 davon in Deutschland. Es gibt
neun Produktionsstandorte, unter anderem in China und Indien. Tesa meldet
Jahr für Jahr im Schnitt 70 Patente an,
die Innovationsrate beträgt 50 Prozent.
T
1896
Spezialklebebänder für die Druckindustrie werden in der neuen EasySplice-Anlage in
Hamburg gefertigt. Das kleine Foto zeigt die Tesa-Produktion in den 50er-Jahren.
Einer der wichtigen Märkte ist heute die
Automobilindustrie, für die Tesa mehr als
50 maßgeschneiderte Produkte herstellt,
zum Beispiel doppelseitige Acrylat-Klebebänder, die eine sichere Permanentverklebung auch schwerer Teile im Außenbereich
ermöglichen. Einige Tesa-Klebelösungen
fürs Auto müssen Temperaturen von minus 40 Grad bis plus 150 Grad aushalten
können. In einem Auto verlaufen zwischen
Medizinfilme, die auf
der Zunge zergehen
zwei und fünf Kilometer Kabel. Für deren
Bündelung werden täglich geschätzte 800.000 Quadratmeter Klebebänder
verarbeitet. In diesem Bereich ist Tesa
Weltmarktführer. Ebenso mit dem EasySplicing-System für die Druckindustrie,
das einen unkomplizierten Wechsel der
riesigen Papierrollen im hohen Tempo des
laufenden Druckbetriebs durch ansatzlose
Verklebung ermöglicht.
Ein weiterer wachsender Markt ist die
Lifestyle-Elektronik. Klebebänder und
Klebefolien finden sich in Handhelds,
Notebooks, Netbooks und in Displays.
Und auch an Zukunftstechnologien wie
der Nutzung von Solar- und Windkraft
hat sich das Unternehmen schon früh beteiligt, indem es – auch das ist bis heute
Firmenpolitik – in enger Zusammenarbeit
mit den Betreibern Lösungen für deren
spezifische Bedürfnisse entwickelte.
Neuester Coup sind Produkte für die
Pharmaindustrie. Im kommenden Jahr
stellt Tesa arzneimittelhaltige, gut verträgliche Pflaster her. Auf die Haut geklebt,
geben sie ihre Wirkstoffe lokal oder bis in
die Blutbahn ab. Die Pflaster helfen Patienten, die durch altersbedingte Krankheiten wie Alzheimer oder Parkinson nicht
mehr in der Lage sind, selbstständig für
die regelmäßige Einnahme ihrer Arzneien
zu sorgen. Ein weiteres Produkt für den
Gesundheitsbereich ist der Medizinfilm,
der auf der Zunge zergeht und den Wirkstoff innerhalb kurzer Zeit freisetzt – eine
Erleichterung für Kranke, die Schwierigkeiten beim Schlucken von Tabletten haben.
So wird im 21. Jahrhundert der Traum
der Firmengründer Beiersdorf und Troplowitz aus dem 19. Jahrhundert doch
noch wahr: ein gut verträgliches Pflaster
mit großer heilender Wirkung.
wend
Tesa hören – DVD gewinnen
esa kann vieles –
aber dass Klebestreifen und Equipment
auch musikalisch up
to date sind und den
Soundtrack zum 75.
Geburtstag liefern, ist
doch
überraschend.
„Rock the Roll“ lautet
der Titel eines kleinen
Albums mit CD und
hinreißendem Musik-Video, das Studenten der
Kunstschule Wandsbek unter Leitung
ihres Dozenten Stefan Kerp gemeinsam mit dem Musiker Thomas Burhorn
produziert haben. Der Hamburger Jazzer hat dafür zunächst die Klangvielfalt
T
Logo ab 1936
vieler
verschiedener
Bänder erprobt und
den Klang des Klebens
entdeckt. Straff gespannte Streifen werden gezupft, gerissen
und gerupft, Abroller als
Blasinstrumente eingesetzt, und für die Percussion wird so ziemlich alles genutzt, was
klingt. Das Ergebnis ist
„Tesa zum Hören“, ein
tanzbarer Mix. Der Videoclip des Studenten-Teams ist online anzuschauen.
Die ersten 50 Besucher, die sich auf der
Seite registrieren, bekommen eine DVD
zugeschickt.
www.tesa.de/roll
1906
1936
Umweltbewusst handeln
N
achfolgenden Generationen eine intakte Umwelt zu hinterlassen, ist eines
der erklärten Unternehmensziele von Tesa.
Die ökologische Verantwortung beginnt mit
Selbstverpflichtungen. Der Tesa-Konzern
ist seit 2006 Mitglied des UN Global Compact und richtet sein Handeln an dessen
Sozial- und Umweltprinzipien aus. Alle
Tesa-Produktionsstandorte sind nach verbindlichen Umweltnormen zertifiziert. Fester Bestandteil des Umweltmanagements
sind ständige Kontrollen und das Bemühen,
den Energieverbrauch und die Entstehung
von Abfällen sowie die Emission von CO2
und VOC (flüchtige organische Verbindungen) zu verringern. Außerdem werden eigene Produktionstechnologien entwickelt, um
eine lösungsmittelfreie Fertigung zu ermöglichen. Auch im Sortiment treibt Tesa sein
Engagement voran: So bietet das Unternehmen etwa mit ecoLogo eine komplette
Produktpalette aus Recyclingmaterial.
Im Jubiläumsjahr engagiert sich Tesa mit
einer Patenschaft für das Biosphärenreservat Elbtalaue. In einer langfristig ange-
Logo ab 1941
1946
legten Kooperation werden mit finanzieller
Unterstützung von Tesa auf dem über 100
Hektar großen Strachauer Werder in Niedersachsen mehrere Tausend Eichen gepflanzt. Tesa setzt sich mit der Teilnahme
an diesem Renaturierungsprojekt dafür ein,
dass die Umwelt- und Lebensqualität in der
Metropolregion Hamburg verbessert wird.
Tesa-Mitarbeiter können sich an der Pflanzung aktiv beteiligen. Das Projekt startet in
diesem Herbst.
wend
Zertifizierter
Rohstoff:
Über eine
Tülle fließt
Kautschuk
vom Baum
in einen
Zapfbecher.
1972
Logo ab 1961
1896
1936
1946
1972
Empfohlen zum Flicken von
Fahrradreifen, erobert das CitoSportheftpflaster (Foto unten)
als erstes technisches Klebeband von Beiersdorf den Markt.
1906 folgt das Lassoband,
mit dem Süßwarenhersteller
Bonbondosen verschließen.
Auf den 17. Februar
fällt die Geburtsstunde
des Tesa-Klebefilms
(Foto rechts).
Im gleichen Jahr
entstehen der Abroller
mit dem Tesa-Schriftzug sowie Tesakrepp
für Maler- und Lackierarbeiten.
Ostern kehrt „Mr. Tesa“
Hugo Kirchberg aus amerikanischer Kriegsgefangenschaft
nach Hause und ins Unternehmen zurück.
Das Tesa-Geschäft verzeichnet
zum zweiten Mal eine „Stunde
null“. Mit der Währungsreform
1948 geht der Umsatz steil
nach oben. Tischabroller ziehen
in die Büros ein.
„Kati“ (Foto links)
kennt die Vorteile
von Tesa:
Mehr als drei Jahre
gibt das selbstbewusste Mädchen
seinem „Vati“
Heimwerker-Tipps
und prägt damit
das deutsche
Werbefernsehen.
1941
1954
1973
Aus dem Namen Tesa-Klebefilm wird die
prägnante Kurzform Tesafilm abgeleitet.
Tesa entwickelt sich zur Dachmarke
für alle selbstklebenden Produkte der
Unternehmensgruppe.
Bis heute ein Erfolgsschlager:
Tesamoll zum Abdichten
von Fenstern und Türen wird
entwickelt und kommt ein Jahr
später auf den Markt.
Nach 39 Jahren im Dienst geht
Hugo Kirchberg, Leiter der Hauptabteilung Tesa, in den Ruhestand.
Tesa stellt etwa 600 verschiedene
Produkte her.
1906
Elsa Tesmer (Foto oben),
von 1903 bis 1908 Kontoristin und Leiterin der
Beiersdorf Schreibstube,
kreiert bei einem Ideenwettbewerb den Namen
„Tesa“, gebildet aus den
Silben ihres Vor- und
Nachnamens.
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4. Juni 2011
Hamburger Abendblatt l Kunden Extra
wechsel
„Unsere Führungskräfte
bilden wir selbst aus“
Ein Gespräch mit
Tesa-Personalchef
Thomas Fuchs
ABENDBLATT: Welchen Stellenwert haben
die Mitarbeiter bei Tesa?
THOMAS FUCHS: Ganz einfach gesagt: Ohne
Menschen geht gar nichts. Allein die Mitarbeiter bestimmen die Leistungsfähigkeit
eines Unternehmens.
ABENDBLATT: Wie hoch ist deren Identifikation mit Tesa?
FUCHS: Sehr hoch. Eine kürzlich intern
durchgeführte Umfrage zur Zufriedenheit
im Job erreichte einen Wert oberhalb von
90 Prozent. Ein anderer Indikator ist die
Betriebszugehörigkeit. In unserem IT-Bereich haben wir gerade ein 45. Jubiläum
gefeiert. 40 Jahre im Unternehmen sind
keine Seltenheit. Auch unser Vorstandsvorsitzender Thomas Schlegel ist seit 27
Jahren dabei. Die Fluktuation dagegen ist
kaum messbar. In Deutschland liegt sie unter zwei Prozent.
ABENDBLATT: Worauf führen Sie das zurück?
FUCHS: Das ist eine Frage der Unternehmenskultur, der Art und Weise, wie die
Menschen hier zusammenarbeiten. Und
das wiederum hat wesentlich mit den Anforderungen an unsere Führungskräfte zu
tun. Wir bilden sie quasi selbst aus, begleiten sie also über die Jahre in ihrer Entwicklung und vermitteln in diesem Prozess
unsere Werte.
ABENDBLATT: Welche sind das?
FUCHS: Wir haben sie in sechs Prinzipien für Führungskräfte zusammengefasst.
Wichtig sind beispielsweise der respektvolle Umgang miteinander, eine in beide
Richtungen funktionierende Kommunikation, Transparenz der Entscheidungen, Eigenverantwortung, ein motivierender Führungsstil. Vorgesetzte sollten das vorleben,
was sie von anderen verlangen. Und jeder
Mitarbeiter hat die Möglichkeit, die Einhaltung dieser Regeln einzufordern. Wichtig
finde ich aber auch, dass Tesa als Arbeitgeber Wert darauf legt, dass Beruf und
Familie miteinander vereinbar sind. Wo immer organisatorisch möglich, unterstützen
wir die Teilzeitarbeit.
ABENDBLATT: Wie sieht die Nachwuchsförderung bei Tesa aus?
FUCHS: Viele zukünftige Mitarbeiter lernen
wir während ihres Studiums kennen und
bieten ihnen möglichst zwei Praktika bei
uns an. Daraus ergibt sich manchmal sogar eine Diplomarbeit. Wenn dann Profil
In die Menschen investieren
G
lobal handeln, regional Verantwortung übernehmen: Tesa ist ein internationales Unternehmen, das sich vor
Ort gesellschaftlich engagiert. Dabei wird
eine einheitliche Strategie mit regionalen
Projekten, Stipendien und Patenschaften
zum Schutz beziehungsweise zur Förderung von Kindern und Jugendlichen verfolgt. Zurzeit ist Tesa weltweit an 43 sozialen Projekten beteiligt, vornehmlich an
solchen, die Zukunftschancen von jungen
Menschen verbessern sollen. So wird zum
Beispiel durch Tesa-Hilfe ebenso ehemaligen „Steinbruchkindern“ im indischen
Yeleswaram der Schulbesuch ermöglicht
wie Kindern chinesischer Wanderarbeiterfamilien in der Suzhou Sunshine School.
Wichtiger Baustein ist die freiwillige Hilfe
von Tesa-Mitarbeitern, die persönlich Verantwortung übernehmen. In Deutschland
beteiligt sich Tesa an dem LeselernhelferProjekt von „Mentor e. V.“. Mitarbeiter investieren einmal pro Woche eine Stunde
ihrer Freizeit, um Kinder beim Lesen zu
unterstützen. Und im Rahmen der Initiative
1974
Logo ab 1977
„Das macht Schule“ helfen „Tesaner“ bei
der Renovierung von Klassenräumen.
Zum bewährten Engagement zählt auch
der Wettbewerb „Tesalino und Tesalina“
(Foto), den das Unternehmen seit 1999 gemeinsam mit der „Stiftung Lesen“ durchführt und an dem mehr als 400.000 Kinder
teilgenommen haben. Eine gute Investition
in die Zukunft, weiß Tesa-Personalchef Thomas Fuchs: „Deutschlands ‘Rohstoff’ sind
die Menschen und ihre Kreativität.“ wend
1982
Logo ab 1990
1998
starken Streifen. Vom Sommer 2011 an
wird er auch in der wasserfesten Variante
erhältlich sein. Die Haltekraft beträgt stolze
zwei Kilogramm. Mit den Powerstrips hängt
Tesa sogar die Natur weit ab: Waldameisen
können das 40-Fache ihres Körpergewichts
schleppen, der rund ein Gramm leichte
Strip lässt auch bei 2000-mal so schweren
Lasten nicht mehr locker.
Das kleine „Klebewunder“ besteht im
Wesentlichen aus einem sogenannten
2001
Die AntiKratzerFolien fürs
Auto schützen diskret,
aber wirksam
vor Lackschäden.
2008
Seit 23 Jahren bei Tesa: Personalchef
Thomas Fuchs
Foto: Bodig
und Vorstellungen der Hochschulabsolventen gut mit unseren Vorstellungen zusammenpassen, würden wir ihm oder ihr
einen Job als Young Professional anbieten.
ABENDBLATT: Was heißt das?
FUCHS: Für 18 bis 24 Monate arbeiten die
jungen Leute in einem Projekt. Danach
gehen sie ins Ausland, um dort eine feste
Aufgabe zu übernehmen. Das könnte die
Chance eröffnen, sich über Jahre im Unternehmen zu entwickeln.
ABENDBLATT: Welche Hochschulabsolventen sind für Tesa interessant?
FUCHS: Sowohl die aus den Ingenieurswissenschaften als auch Betriebswirte.
Sehr gute Erfahrungen haben wir mit Wirtschaftsingenieuren gemacht. Wir arbeiten
mit fünf, sechs Hochschulen zusammen,
unter anderem mit dem NIT in Harburg.
ABENDBLATT: Was sollten Bewerber bei
Tesa mitbringen? Womit können Bewerber
bei Ihnen Pluspunkte sammeln?
FUCHS: Sie sollten wissen, was sie wollen
und in welchem Bereich sie sich ihre Zukunft vorstellen. Gut ist es, wenn die jungen Menschen während der Schulzeit oder
im Studium Auslandserfahrungen gesammelt haben – damit signalisieren sie, offen
für neue Horizonte zu sein. Gut ist auch
soziales Engagement, weil es auf eigenverantwortliches Verhalten schließen lässt.
ABENDBLATT: Wie hätten Sie denn als Personalchef die Initiativbewerbung bewertet,
mit der „Mr. Tesa“ Hugo Kirchberg 1934
ins Unternehmen eintrat?
FUCHS: Ich weiß nicht, was ich damit gemacht hätte. Das alles Entscheidende ist
wohl gewesen, dass er der richtige Mann
zum richtigen Zeitpunkt war – und das
auch vermitteln konnte.
wend
Styrolblockcopolymer-Harzgemisch. Hinter diesem Zungenbrecher verbirgt sich
das Geheimnis der „Mini-Muskelprotze“:
Styrolblockcopolymere enthalten weiche,
elastische und harte, starre Anteile in einem Molekül. Einmal fixiert, klebt der flexible Strip auf der gesamten Länge, unter
Zugbelastung dagegen ändert sich seine
Eigenschaft: Der Strip wird steif, verliert an
Haftkraft und kann abgezogen werden.
Nahezu unsichtbar und dennoch hart im
Nehmen sind auch neue selbstklebende
Anti-Kratzer-Folien fürs Auto. Diese sind nur
0,4 Millimeter dünn und speziell zum Schutz
von Türen, Außenspiegeln und Stoßstangen
sowie als universell einsetzbare Klebefolien
erhältlich. Die „Schrammen-Fänger“ lassen
sich schnell und blasenfrei aufkleben; sie
sind UV- und temperaturbeständig, resistent gegen Chemikalien und Hochdruckreiniger – und sie vergilben nicht. Sollten
die Schutzfolien irgendwann zerkratzt sein,
lassen sie sich wieder entfernen und durch
neue ersetzen. Damit das Einparken auch
weiterhin ohne Kratzer abgeht…
vdg
Logo 2011
2011
1974
1982
1998
2001
2010
Beiersdorf führt
die drei Sparten
Cosmed,
Medical und
Tesa ein – die
Voraussetzung
für die weitere
Expansion des
Klebebandgeschäfts.
In Sparta/Michigan, USA,
öffnet das erste große TesaWerk außerhalb Europas
seine Tore.
Zwei Mannheimer Wissenschaftler
entdecken, dass sich der Tesafilm als
Datenspeicher eignet. Drei Jahre
später gründet Tesa gemeinsam
mit den Physikern die Tesa Scribos
GmbH, die mit der Holospot-Technologie wirksamen Schutz u. a. gegen
Markenpiraterie bietet.
Die ursprüngliche TesaSparte des BeiersdorfKonzerns geht den
wichtigen Schritt in die
Eigenständigkeit und wird
zur Tesa AG.
In Hamburg gehen die
hochmoderne Reinraumeinheit (Foto links) und
eine weltweit einzigartige
Produktionsanlage zur
Herstellung neuer doppelseitiger Klebebänder
an den Start. Mit rund 60
Millionen Euro die bisher
größte Investition der Unternehmensgeschichte.
Iran: „Gut
abgedeckt ist
halb lackiert“.
Die Werbung
für Tesakrepp
kam auch
international
zum Einsatz
(Foto rechts).
1988
Die Tesa-Sparte erzielt erstmals einen Umsatz von mehr
als einer Milliarde Deutsche
Mark – rund 20 Prozent mehr
als 1987.
1994
Nägel, Schrauben & Co.
bekommen Konkurrenz
durch die Einführung der
patentierten Tesa Powerstrips-Technologie.
2005
Um nah bei seinen
globalen Kunden zu sein,
eröffnet Tesa am
8. Dezember ein Werk
mit Forschungsabteilung
im chinesischen Suzhou.
Das Werk wurde in der
Rekordzeit von knapp
drei Jahren geplant,
gebaut und in Betrieb
genommen.
661 115 lautet die Patentnummer des ersten
„Behälter für mit Trockenklebstoff versehene
Klebestreifenrollen“.
Das praktische Abrollgerät
steht in modifizierter Form bis heute auf
fast jedem Schreibtisch. Foto: der erste
Tischabroller aus dem Jahr 1949.
Rund 250 Millionen Quadratmeter Klebebänder fertigt der weltweit größte Tesa-Produktionsstandort in Offenburg jedes Jahr.
Mini-Muskelprotze und Schrammen-Fänger
E
in Nagel, der klebt, anstatt Löcher in die
Wand zu machen – genial! 1994 erfand
Tesa den Powerstrip. Jetzt gibt es die praktischen Streifen auch fürs Bad. Neu im Sortiment sind außerdem Anti-Kratzer-Folien,
die den Autolack schützen. Zwei Produkte,
die das Ergebnis langjähriger Forschung
und Entwicklung sind.
Manchmal hilft bei Innovationen nicht
nur der Forscher im Labor, sondern auch
„Kollege Zufall“. Vor 25 Jahren wurden
bei Tesa Klebstoffe für die Möbelindustrie
produziert. Einmal vergaß ein Mitarbeiter,
den Deckel des Klebemassen-Kneters zu
schließen. Nach der Mittagspause war
das Lösungsmittel weitgehend verdampft.
Übrig geblieben war eine feste Masse, die
sich durch leichtes Ziehen hervorragend
vom Metallbehälter trennen ließ. Aus dieser Fehlleistung erwuchs kurze Zeit später
das erste Patent für ein Produkt, das sicher klebt, aber spurlos wieder ablösbar
ist: Der Vorgänger des Tesa-Powerstrips
war geboren. Zurzeit besitzt das Unternehmen mehr als 80 Patente rund um den
Hätten Sie‘s
gewusst?
2008
Die Labtec Gesellschaft
für technologische Forschung
und Entwicklung mbH aus
Nordrhein-Westfalen wird
100-prozentige Tochter
von Tesa.
2011
Tesa feiert ein DoppelJubiläum – 75 Jahre
Tesafilm und zehn Jahre
Eigenständigkeit als
Beiersdorf-Tochtergesellschaft.
Mobiltelefone werden immer kleiner,
leichter – und leistungsfähiger. Dies
liegt auch an modernen Klebebändern.
Viele Bauteile, die früher geschraubt oder
vernietet worden sind,
lassen sich heute mit
extrem dünnen Klebefolien dauerhaft fixieren.
Darüber hinaus übernehmen die Tapes etliche Zusatzfunktionen.
So sind sie beispielsweise in der Lage, Licht
zu leiten und auf diese
Weise den Energieverbrauch zu reduzieren.
Bis zu 20 verschiedene Tesa-Klebebänder
können in einem Handy enthalten sein.
20 Jahre und länger halten spezielle UVund feuchtigkeitsbeständige Tesa-Klebebänder unterschiedlichsten Witterungsverhältnissen stand – unter anderem an
Solar- und Windanlagen.
Auch Tiere machen
Bekanntschaft mit Tesa –
unter anderem auf den Falklandinseln. Seit mehr als
20 Jahren rüstet der deutsche
Meeresbiologe Dr. Klemens
Pütz Humboldt- und
Magellan-Pinguine nach der
Mauser mit kleinen Satellitensendern aus, um ihr Wanderverhalten zu erforschen. Für
die schnelle und schonende
Befestigung der Sender verwendet er ein
schwarzes Gewebeband. Seinem Beispiel
sind inzwischen auch andere Wissenschaftler gefolgt.
200 Prüfverfahren kommen in der TesaForschung und Entwicklung zurzeit zum
Einsatz. Bevor ein Produkt reif ist für
die Praxis, wird es auf Herz und Nieren
getestet – es muss schwitzen, frieren, sich
dehnen oder sonstige Tests überstehen.
Minus 40 bis plus 150 Grad bei einer Luftfeuchtigkeit zwischen 25 und 95 Prozent
müssen manche Klebebänder in speziellen
Tesa-Klimaschränken standhalten.
Tesa ist längst ein Global
Player: Derzeit sorgen
neun Produktionsstandorte in Deutschland,
Italien, der Schweiz,
den USA, in China,
Singapur und Indien für
die notwendige Nähe
zu den internationalen
Kunden und die schnelle
Versorgung der Märkte.
Das hochmoderne Tesa-Werk in Suzhou
(China) wurde 2009 mit dem Prädikat
„Grünes Unternehmen“ ausgezeichnet.
Durchschnittlich 70 Neuerfindungen
meldet Tesa jedes Jahr zum Patent
an. Neben technischen Entwicklungen
kommen außerdem Anmeldungen von
Gebrauchsmustern, Designs und weiteren
Kennzeichnungen hinzu.
Im Deutschen Literaturarchiv Marbach nagen
nahezu unsichtbare
Feinde am Nachlass
von Ernst Jünger.
Der naturbegeisterte
Schriftsteller hatte Blüten
und Insekten mit Klebestreifen unterschiedlicher
Herkunft in seinen Tagebüchern und Manuskripten fixiert. Nun drohen die alternden
Streifen viele der rund 15.000 Manuskriptseiten unwiederbringlich zu beschädigen.
Tesa unterstützt die Restaurierung des
Werks durch chemische Analysen und den
Einsatz archivtauglicher Materialien.
1000 Harze und etwa 100 thermoplastische
Elastomere enthält die Rohstoffdatenbank
von Tesa. Die Klebmassen-Entwickler
verfügen bei dieser Verbindung also über
100.000 Kombinationsmöglichkeiten.
Unmittelbar vor Beginn der Proben für den
Eurovision Song Contest in der „Düsseldorf Arena“ bekam Tesa einen Notruf der
Bühnenbauer: „Wir brauchen schnellstmöglich 24 Rollen Tesa Anti-Rutschband
60 952 transparent, damit Lena nicht auf
der Plexiglastreppe ausrutscht“, hieß
es. Die Tesa-Experten aus dem Bereich
„Arts & Entertainments“ halfen umgehend
mit einem Karton Anti-Slip Tape, das
per Overnight Express nach Düsseldorf
geschickt wurde. Tesa – 12 points!
Tesabänder sind nicht nur Arbeitsmaterial
für Künstler, sie wirken auch anregend und
sind sogar in Werke eingegangen. Der Maler
Pellegrino Ritter fügte Tesa in die Kunstgeschichte ein. Dabei sind 28 Arbeiten im Stil
zeitgenössischer Künstler herausgekommen, zum Beispiel ein Bild des Tesa-Abrollers nach Art von Andy Warhol. vdg/wend
VI
› THEMA DER WOCHE
Sonnabend / Sonntag, 4. / 5. Juni 2011
Inselglück
Seehunde am Strand, Muschelspezialitäten mit Meeresblick, die Stille vor
dem Kirchenaltar und Partys unter freiem Himmel: Insulaner verraten ihre
Lieblingsorte. DIE 50 BESTEN SYLT-TIPPS für magische Inselmomente
REDAKTION: KIRSTEN RICK, OLIVER VOM HOFE, SEBASTIAN MARTINEZ, MANU SCHMICKLER
2
Kitesurfen an der Westseite
Auf Sylt die Natur zu spüren, heißt für mich nach getaner Arbeit
auf der Westseite der Insel Kitesurfen zu gehen. An einem sonnigen Tag mit Wind und Welle in den Sonnenuntergang hinein zu
surfen, bringt einen den Kräften der Natur näher als alles andere.
Unter einem das aufgewühlte Meer, über einem der blaue Himmel, am Horizont die versinkende Sonne, deren Wärme noch zu
spüren ist, und angetrieben von einem kräftigen konstanten
Wind, der einen über das Wasser gleiten lässt. An solchen Tagen
kann man der Natur auf Sylt einfach nicht näher kommen!
MITTSOMMERNACHTSWANDERUNG
Der kalendarische Sommeranfang wird in Hörnum
mit einer Mittsommernachts-Wanderung um die
Odde gefeiert, die mit Lagerfeuer, Musik, Snacks
und Getränken am Ziel stimmungsvoll ausklingt.
» 20.6., 22.30 Uhr, Tourismus-Service
Hörnum, www.hoernum.de
50 JAHRE PONY CLUB KAMPEN
Pony-Chef Oskar Schnitzer feiert mit Gästen
„50 Jahre und kein bisschen müde“ bis in den
Sonnenaufgang. Am 25.6. findet eine Geburtstags-Modenschau auf dem Strönwai statt.
» 24.6., ab 18 Uhr, Pony, Strönwai 6, Kampen,
www.pony-kampen.com
9. KULINARISCHE SYLTER LAMMTAGE
Sylter Spitzenköche bereiten direkt vor den Augen
(und Nasen) der Gäste Lammspezialitäten zu.
» 24.–26.6., Strandpromenade in Westerland,
www.sylter-lammtage.de
SYLT-TRIATHLON
Schwimmen, Radeln, Laufen – in List startet der
1. Sylt-Triathlon. Beim nördlichsten Dreikampf
Deutschlands wird mit 1500 Sportlern gerechnet.
» 24.–26.6., List, www.sylt-triathlon.com
12. KUNSTNACHT
In Keitum verwöhnt das Heimatmuseum seine
Gäste mit Live-Musik und lukullischen Genüssen.
» 25.6., Söl’ring Foriining, Am Kliff 19, Keitum
INSELCIRCUS
Im InselCircus auf der Wenningstedter Wiese üben
kleine Nachwuchskünstler ihre Auftritte als Clowns
und Zauberer. Der Mix aus Artistik, Entertainment
und Gastronomie verzückt auch die Großen.
» 27.6.–27.8., Wenningstedt,
www.circus-mignon.de
KITESURF WORLD CUP
Neben tollkühnen Manövern der weltbesten Kiter
zu Wasser und in der Luft sorgt das Programm
auf der Westerländer Promenade für Stimmung.
» 28.6.–3.7., www.kitesurf-worldcup.com
Juli
WISSENSCHAFTSSOMMER
Wissenschaft und Kultur im Austausch, Nobelpreisträger und Künstler im Gespräch. 2001
dreht sich alles um Zeit – von Albert Einsteins
Theorien bis zur Slow-Food-Bewegung.
» 11.7.–29.8., kunst:raum sylt quelle, Hafenstr. 1,
Rantum, www.kunstraum-syltquelle.de
KINDER-UNI
Dozenten bringen den jungen Fragestellern
Naturwissenschaft und Kunst kindgerecht nah.
» 11.7.–5.9., www.kunstraum-syltquelle.de
KAMPENER LITERATUR- & MUSIKSOMMER
Bestseller-Autoren geben sich im Kaamp-Hüs den
Signierstift in die Hand. Flankiert vom Kampener
Musiksommer mit Konzerten von Brahms bis Boogie.
» Juli bis September, www.kampen.de
MEERKABARETT
Hochkarätige Kabarettisten und großartige
Comedians lassen zwischen Abfüllanlage und
Wasserkisten erfrischenden Wortwitz sprudeln.
4.7.–6.9., Hafenstr. 1, Rantum, Tickets
Tel. 04651/4711, www.meerkabarett.de
REGATTA 60 SEEMEILEN VOR SYLT
Rund 40 Katamarane starten zur Langstreckenregatta. Am Sonntag können am Hörnumer Oststrand die Zieleinläufe perfekt beobachtet werden.
» 9./10.7., www.sylter-catamaran-club.de
HÖRNUMER THEATERSOMMER
Während das Musical „Pippi in Taka-Tuka-Land“
in Hörnum gastiert, haben Jungen und Mädchen
die Möglichkeit, Teil des Ensembles zu werden.
Bei jeweils einwöchigen Workshops erfahren die
Nachwuchsstars hautnah, wie ein Musical entsteht.
» 11.7.–13.8., www.hoernum.de
4
WESTERLÄNDER WINZERFEST
Deutsche Winzer präsentieren ihre Weine auf der
Promenade. Höhepunkt ist das Seefeuerwerk, das
am Sonnabend über der Nordsee entzündet wird.
»14.–17.7., www.westerland.de
SUPER SAIL SYLT
Die Regatta am Hörnumer Oststrand wird vom
Rahmenprogramm des Cat Festivals Sylt begleitet.
»16./17.7., www.sylter-catamaran-club.de
3
32. DORFTEICHFEST
Am Sonnabend wird am Ufer des Wenningstedter
Dorfteiches geschlemmt und gefeiert.
» 30.7., Wenningstedt, www.wenningstedt.de
August
Restaurant „La Grande Plage“
3
5
Mein Lieblingsplatz ist am Lister Hafen, die Rentnerbank.
Morgens, 6 Uhr (auch wenn’s im Urlaub schwerfallen mag). In
der Rechten eine Thermosbuddel mit duftendem Käffchen, in
der Linken die druckfrische „Sylter Rundschau“. Den Blick
blinzelnd zur aufgehenden Sonne gerichtet. Der feine Duft des
Meeres am Morgen. Die Musik des Hafens mit dem sanften
Klatschen der Wellen an den festgemachten Seglern. Der kleine
bettelnde Spatz, der munter um einen herumhüpft. Die Friedfertigkeit des erwachenden Tages im Hafen. Genau davon geht
sogar einem Piraten das Herz auf. Das ist mein Sylt.
Braderup
Munkmarsch
Tinnumer Tierpark
Susanne Zingel, Pastorin St. Severin Keitum
Familie Christiansen hat hier für jedes Tier ein eigenes Reich geschaffen – artgerecht, aber immer mit Humor und verspieltem
Charme. Die Blumenwiese und der Pfauenteich sind genauso eine
Attraktion wie die kleinen Eselfohlen, die Gelbbrustaras und die
Schlappohrhasen. Der Tierpark ist klein, aber Besucher, die Zeit mitbringen, werden sie hier vergessen. Kinder wie Erwachsene, die sich
auf diesen bezaubernden Ort einlassen, kommen dort an, wo Noah
mit seiner Arche landete. Denn gerade der Kontrast zu der Weite
des nahen Meeres macht dieses Idyll zu einem kleinen Paradies.
» Ringweg 100, 25980 Tinnum, Tel. 04651/326 01, tägl. 10–19 Uhr,
Erw. 12, Kinder (bis 14 J.) 6 Euro, www.syltmail.de/tierpark_tinnum
SOLYCIRCO ARTISTENPREIS
Zum 14. Mal trifft sich die Elite der Zirkuswelt
zur Vergabe des internationalen Artistenpreises
SOLyCIRCO. In spannenden Wettbewerbs-Shows
kämpfen junge Künstler vor Jury und Publikum.
» 25.–27.8., Wenningstedt,
www.circus-mignon.de
St. Severin Kirche
Eines kann ich allen Vätern ans Herz legen: Die eigene Tochter zum Traualtar in der St. Severin Kirche in
Keitum zu führen, hierfür gibt es keinen stimmungsvolleren Ort auf der Welt als dort. Das rührt selbst das
Herz eines „rauen Friesen“.
» St. Severin Kirchenbüro, Pröstwai 20, 25980
Keitum, Tel. 04651/31713, www.st-severin.de
14
17
Tinnum
13
Keitum
15
7
DB
15
DB
Archsum
Mitten in den Tinnumer Wiesen liegt der großzügig angelegte
Reitstall Wiesengrund. Auf seinen Koppeln und Weiden grasen und galoppieren sogar Olympia-erprobte Pferde. Fast wie
gemalt erstrecken sich die saftigen Wiesen, und bereits dahinter sieht man schon die Dünen vom Weststrandabschnitt. Das
Erlebnis der besonderen Art, einmal mit dem Pferd am schönen Strandsaum zu reiten, kann hier wahr werden. ExtraGeheimtipp: eine kurze Pause für ein „kühles Blondes“ an der
Zauberbude einlegen (www.zauberbude-sylt.de).
» Zum Wiesengrund, 25980 Tinnum, Tel. 04651/31600,
www.reiten-sylt.de
Morsum
Rantumbecken
sylt quelle: Skulpturenpark
8
16
Rantum
16
Rantumer Hafen
Manfred Degen, Kabarettist
Sylt einmal ganz anders? Westerland im Silberglanz? Dann geh doch mal – es
darf schon kurz nach Sonnenuntergang im Sommer sein – zum Rantumer Hafen.
Dort klettere auf den Deich und gehe dann weiter nach links, nach Nordosten.
Und schon nach ein paar hundert Metern liegt links von dir das Rantumbecken
und am Horizont die Silhouette von Westerland im Quecksilberglanz des
Wassers. Unglaublich. Und während die Sonne in Fitschi aufgeht, stehst du da
und staunst und hinter dir knispelt das Watt und ganz hinten rechts liegen Föhr
und Amrum schon in tiefer Nacht.
17
18
Pius, Keitum
Harald Holle, Golfmanager Golfclub Budersand
Gerade im Sommer finde ich es sehr entspannend, nach einem
stressigen Arbeitstag abends noch einen Abstecher ins Keitumer
Weinlokal „Pius“ zu machen. Dort den Tag beim Wein – Weißburgunder vom Pfläzer Weingut Dreissigacker – mit Freunden oder
Kollegen ausklingen zu lassen. Einfach herrlich. Am besten
natürlich draußen auf der Eingangsterrasse. Neben der tollen
Weinkarte verlockt auch die Vesperkarte (Flammekuchen!).
Am Kliff 5, 25980 Keitum, Tel. 04651 / 889 14 38, www.pius-weine.de
9
10
Reitstall Wiesengrund
Stephanie Kim Wiedemann, Referentin (und die Stimme) DB AutoZug
Gunther Geltinger, Inselschreiber 2011
Als Inselschreiber 2011 freue ich mich darauf, den Skulpturenpark des
kunst:raum sylt quelle zu entdecken, der von internationalen Künstlern
gestaltet wurde und besonders bei Nacht ein eindrucksvolles Ensemble
bilden soll. Außerdem findet im Meerkabarett der Wissenschaftssommer
Sylt statt, eine Reihe von Vorträgen zum Thema „Zeit ist relativ“. Neben
Inspiration bei Spaziergängen über die Insel erhoffe ich mir auch ein paar
neue wissenschaftliche Erkenntnisse, denn Schreiben heißt für mich vor
allem: Zeit sammeln, umwälzen, verdichten, in Bewegung und Rhythmus
verwandeln. Wie das Meer.
» kunst:raum sylt quelle, Hafenstr. 1, 25980 Rantum, Tel. 04651/92033,
www.kunstraum-syltquelle.de
14
Jürgen Gosch, Unternehmer
20
6
7
Schade, dass Häuser nicht sprechen können. Sonst – da bin ich
mir sicher – würden vor dem
Heimatmuseum in Keitum
Menschtrauben im Garten sitzen und gebannt lauschen, was
sie da zu hören bekommen. Von
dem Reichtum, den die Familie
einst besaß. Dem Unglück, das
sie erlebte, weil die Männer auf
See blieben. Von der Not der
Frauen, weil sie alleine zurechtkommen mussten. Von den
Kindern, die früh starben, weil
es keinen Arzt gab. Und von
dem großen Glück, wenn der
Mann nach langer Reise nach
Hause kam und die mit Kostbarkeiten gefüllten Kisten auspackte. Wer durch die Räume
des Museums spaziert, hört das
Haus zwar nicht sprechen, aber
trotzdem erzählt es jedem eine
ganz besondere Geschichte.
Sylter Heimatmuseum,
Am Kliff 19, 25980 Keitum,
Tel. 04651/31669
Lister Hafen, die Rentnerbank
Roberto Rossini, Pirat auf der Gret Palucca
Kampen
Rantumbecken bei Vollmond
Heimatmuseum
Silke von Bremen,
Gästeführerin & Buchautorin
12
Mein Geheimtipp: Der nächste Vollmond am 17. Juni – auf dem
Rantumbecken bei Nacht. Unbeschreiblich schön, zwischen Wattenmeer und Rantumer Wattwiesen, nirgendwo sieht man den
Sternenhimmel so schön. Tipp: Decke, gute Flasche Weißwein
(„Myrto“ von Elisabetta Foradori), eine perfekte Begleitung und
dann ab auf den Deich. Auch im Winter ein absolutes Erlebnis.
MITTELALTERMARKT
Ab in die Zeitmaschine nach Morsum: Rund um
das Muasem Hüs können sich Besucher im historischen Marktgeschehen unter Gaukler mischen.
» 19.–21.8., Morsum
4. RUN UMS RANTUM-BECKEN
Die 10 km lange Laufstrecke (Start am Rantumer
Hafen) bietet neben sportlicher Herausforderung
ein wundervolles Naturerlebnis.
» 25.9., Rantum, www.rantum.de
13
DB
8
Schon in Kindertagen war mein Lieblingsplatz auf Sylt der Lister Ellenbogen. Beim Baden, Muscheln- und Steinesammeln habe ich hier die Sommertage genossen. Während der Ebbe
ist das Wattenmeer ein wahres Paradies voller Austern, Herz- und Miesmuscheln. Stolz habe ich tier- und
sternförmige Steine als Trophäe mit
nach Hause genommen. Heute ist für
mich ein Spaziergang in der Stille des
Naturschutzgebiets Entspannung pur.
12
Johannes King, Zwei-Sterne-Koch des Restaurant/Hotel „Söl’ring Hof“
SYLTER SAILING WEEK
Farbenprächtiger Anblick knatternder Segel. Während schnittige Boote durch die Nordsee pflügen,
verfolgen Zuschauer die Live-Reportagen am Strand.
» 19.–28.8., Westerland, www.westerland.de
WINDSURF WORLD CUP SYLT
Staunen und feiern! Beim „Wimbledon der Windsurfer“ kämpfen die weltbesten Surf-Artisten im
Wellenreiten, Slalom und Freestyle um Titel.
» 23.9.–3.10., Westerland,
www.windsurfworldcup.de
ZwischenList,MorsumundHörnum
gibt es so viele magische Orte. Aber
da ich in Kampen wohne, mein Tipp:
Trauen Sie sich bei schönem Wetter
die 109 Treppenstufen der Uwe Düne hinaufzusteigen, denn oben auf
dem Podest erwartet Sie ein Blick
ohnegleichen über die ganze Insel,
bis hinüber nach Dänemark (dafür
leider nicht bis in meine Heimat
Amerika …). Am allerbesten gehen
Sie morgens, kurz vor Sonnenaufgang. Diesen Moment werden Sie
Ihr Leben lang nicht vergessen!
Westerland
6
SYLTER GOSPELNACHT
Gospels und Spirituals sorgen an der Westerländer Musikmuschel für himmlisches Vergnügen.
» 6.8., Musikmuschel Westerland, www.tcgc.de
LONGBOARDFESTIVAL
Sport und Spaß satt. An Kampens Buhne 16 findet
hierzulande das einzige Longboardfestival statt
» 6.–11.9., Buhne 16, Kampen, www.buhne16.de
List
4
23. HÖRNUMER HAFENFEST
Ob Segeltörn, Krabbenpulwettbewerb, Shantys
oder Feuerwerk – das Programm rund um Hafen
und Leuchtturm ist äußerst abwechslungsreich.
» 5.–7.8., Hörnum, www.hörnum.de
SKULPTURTAGE
Live fertigen Bildhauer Skulpturen aus Holz, Stein
oder Metall. Den Abschluss bildet die traditionelle
Versteigerung der Werke. Plus: Workshops vor Ort.
» 2.–11.9., Ringreiterplatz Keitum
Die Surfer vor Westerland
Lister Ellenbogen
Claudia Ebert, Eigentümerin Budersand
Hotel – Golf & Spa
Uwe Düne
Wenningstedt
ARIEN AM MEER
Der Sonnenuntergang liefert die grandiose Kulisse
für ebensolchen Musikgenuss. Die Arien am Meer
verwandeln die Musikmuschel in eine Freiluftoper.
» 3.8., 20 Uhr, Musikmuschel Westerland,
www.westerland.de
September
11
1
Greg Baber, Supervisor Strand TS Kampen
Nach zwei Stunden Wellenreiten kurz vor dem Sonnenuntergang
vor dem Quermarkenfeuer von Kampen, gibt es nichts Schöneres, als mit einem guten Glas Wein – zum Beispiel einem „Edition
Grande Plage“ 2010 Weißburgunder von Bender aus der Pfalz – und
einer frisch gefangenen und lecker zubereiteten Makrele auf der
Terrasse des „La Grande Plage“ am traumhaften Strand zu sitzen.
Tagsüber Strandversorger und Bistro mit kleinen Gerichten wandelt sich das Lokal am Abend zum Restaurant mit häufig wechselnder Abendkarte. Die lockere Atmosphäre hat sich nicht nur bei den
Einheimischen rumgesprochen. Und wenn Herr Hermann (der
Inhaber, genannt Manni) seine Gäste begrüßt, kann man mit ihm
auch noch über die Welle diskutieren. Und hoffentlich beginnt bald
wieder die Makrelensaison ...
» Riperstig/Weststrand, 25999 Kampen/Sylt, Tel. 04651/886078,
tägl. ab 11 Uhr, Sauna Do–Mo 12–18 Uhr, www.grande-plage.de
GERMAN POLO MASTERS SYLT
Schnaubende Pferde, fliegende Grasnarben, kernige Polospieler und ein einzigartiges Ambiente.
» 29.7.–7.8., Keitum, www.polosylt.de
GIRLS SURF WEEKEND
Surflehrer coachen Mädchen bei ersten Wellenritten. Ausrüstung stellt Surfschule Westerland.
» 27./28.8., www.sunsetbeach.de/girls.html
5
Praktisch das ganze Jahr über – auch im Winter und bei Regen –
lauern sie mit ihren kurzen Brettern auf die Welle vor Sylt. In ihrer grauen Gummihaut sehen sie fast so aus wie Seehunde. Wenn
sie nach längerem Warten eine gute Welle erwischen, surfen sie
stehend auf den Brandenburger Strand zu und man kann ihre
Freude am gelungenen „Ritt“ von der Promenade aus spüren. Ich
kann die Begeisterung dieser jungen Wellensurfer für den Moment der richtigen Welle förmlich fühlen und bewundere immer
wieder ihr geduldiges Ausharren draußen in der Nordsee.
Sven Lappoehn, Geschäftsführer Söl’ring Foriining
SYLT SURF CUP
Deutschlands Windsurf-Stars kämpfen in der
Brandung vor Westerland um nationale Titel.
» 27.–31.7., Westerland, www.windsurfcup.de
2
SchleswigHolsteinisches
Wattenmeer
Dr. Ekkehard Klatt, Geologe und Gästeführer
FOTOS: PICTURE-ALLIANCE (4), OLIVER VOM HOFE (3), NIKOLAS MARTEN (5), THOMAS LEIDIG, JULIA WAGNER
4. BEACH POLO WORLD CUP SYLT
Beach Polo – früher nur in Miami und Dubai
betrieben – kombiniert das „königliche Spiel“ mit
allem, was zu einer guten Strandparty gehört.
» 11./12.6., Hörnum Oststrand, www.polosylt.de
Königshafen
Mein Lieblingsort ist der Mövenbergdeich
in List auf Höhe der Insel Uthörn. Wenn
bei Windstille im Frühjahr die Abenddämmerung einsetzt, ist hier das Paradies. Auf
der Seeseite der Blick zum Ellenbogen,
unterlegt mit startenden und landenden
Vogelschwärmen. Vorwitzige Lämmer
springen auf dem Deich umher. Auf der
anderen Seite der Lister Koog mit balzenden Kiebitzen, rufenden Kuckucks und
überall das Surren der Kreuzkröten. Egal
wie voll die Insel ist, hier triffst Du nur wenige Menschen. Und je nach Sonnenstand
wechseln die Farben von Wasser, Watt und
Himmel. Ein Platz für viele Sinne.
Christoffer Bohlig, Austernfischer (Sylter Royal)
SYLT SOMMER 2011
Juni
11
Mövenbergdeich in List
Dr. Matthias Strasser, Geschäftsführer des
Erlebniszentrums Naturgewalten
1
Restaurant Meermann in Hörnum
Elke Wenning, Vorsitzende Aids-Stiftung Sylt
9
Hermannsbunker am Parkplatz K 4
Marc Henke, Taxi-Unternehmer
Die Aussichtsplattform auf dem Hermannsbunker auf der Westseite zwischen
Rantum und Hörnum – oberhalb vom Parkplatz K4 (4 Kilometer vom Ortskern
Hörnum entfernt) – im Süden der Insel eröffnet einen einzigartigen und verblüffenden Rundumblick. Wattenmeer, Nordsee, Dünenketten, die Nachbarinseln und
vieles Me(e)hr – lassen Sie sich durch das inselweit einzigartige 360-Grad-Panorama überraschen! Der Strandabschnitt hier ist nebenbei ein angesagter Kitespot,
auf dem Wasser sieht man oft Spektakuläres. Last but not least ist das sinnliche
Erlebnis des Sternenhimmels einer sternenklaren Nacht bei Meeresrauschen und
salziger Luft hier einfach unübertroffen – der Himmel auf Erden, am besten mit
einer Decke und einer Thermoskanne Tee zu genießen.
VII
Einen etwas ungewöhnlichen – dafür aber auch ungewöhnlich
schönen Ort auf Sylt – findet man am Campingplatz auf Hörnum:
das Restaurant „Meermann“. Lassen Sie sich nicht von der etwas
tristen Einfahrt abschrecken, die eher an einen Industriepark erinnert, denn am Ende der Straße erwartet Sie in den Dünen eine
Oase. Restaurantbesitzer Christian Heitling verwöhnt seine Gäste äußerst charmant in sehr persönlicher Atmosphäre. Hier kann
man mit Einheimischen sein Feierabendbier genießen. Der Blick
in die Karte verblüfft: Neben den Campingplatzstandards à la
Currywurst/Pommes finden sich auch außergewöhnliche Leckereien wie Muscheln in Pernod-Sud oder frische Salate mit Käse
vom Sylter Hofladen und das zu wirklich fairen Preisen. Das Highlight: An jedem Mittwoch (gegen 21 Uhr) wird im Restaurant die
große Kinoleinwand ausgerollt, denn dann ist Filmabend.
» Meermann Restaurant & Strandbar, Rantumerstr. 31, 25997
Hörnum, Tel. 04651/4466899, www.meermann-sylt.de
19
Plattform, Hörnum
Kirsten Thiemann, Leiterin Schutzstation Wattenmeer
10
18
Sandstrand am Seehundseck
Peter Klint, Künstler
Hörnum
19
Gegenüber des Sansibar-Parkplatzes im Süden Rantums führt
ein Weg durch die Heidelandschaft zu einem Sandstrand am
Watt, der selbst in der Hochsaison ursprüngliche Ruhe und entspanntes Naturerlebnis bereithält. Dass das Baden hier gezeitenabhängig ist, damit muss man sich arrangieren – dafür ist das
Wasser oft bis zu zwei Grad wärmer als auf der Westseite und
wegen der fehlenden Brandung für Schwimmer jeden Alters gut
geeignet. Und wer Glück hat, trifft beim Baden einen Seehund.
Den Sandweg südlich der Kersigsiedlung in Hörnum
entlangschlendernd freue ich mich über die blühende
Graudüne, über der die Feldlerche in der Luft ihr Liedchen singt. Meine Füße laufen zum Unterfeuer. Barfuß
durch den weißen Dünensand komme ich auf der Plattform an und genieße die atemberaubende Aussicht.
Wasser zu drei Seiten, Föhr und Amrum im Blick, an
der Südspitze brodeln die Strömungen, der Sand fliegt.
Mein schwindendes Eiland.
20
Partys & Open Airs
Bambus-Klaus, Gastronom und Sänger
Meine Sylt-Highlights sind natürlich die vielen großen Partys.
Ob die Open Airs auf dem Flughafen – am 1. August steht Nena
um 20.15 Uhr auf der Bühne, Max Raabe zwei Tage später – oder
all die Strandfeste (Chill-Partys, Sonnenwend-Partys und natürlich die Vollmondpartys). Als krönender Saisonabschluss warten
ab 23. September für eine Woche die täglichen Surf-WorldcupPartys. Ein letztes Treffen vor der langen Winterpause …
Nena, 1.8, Open-Air-Bühne am Flughafen Sylt, Einlass 19 Uhr,
Tickets: 39,80 Euro, www.meerkabarett.de, www.westerland.de
VI
› THEMA DER WOCHE
Sonnabend / Sonntag, 4. / 5. Juni 2011
Inselglück
Seehunde am Strand, Muschelspezialitäten mit Meeresblick, die Stille vor
dem Kirchenaltar und Partys unter freiem Himmel: Insulaner verraten ihre
Lieblingsorte. DIE 50 BESTEN SYLT-TIPPS für magische Inselmomente
REDAKTION: KIRSTEN RICK, OLIVER VOM HOFE, SEBASTIAN MARTINEZ, MANU SCHMICKLER
2
Kitesurfen an der Westseite
Auf Sylt die Natur zu spüren, heißt für mich nach getaner Arbeit
auf der Westseite der Insel Kitesurfen zu gehen. An einem sonnigen Tag mit Wind und Welle in den Sonnenuntergang hinein zu
surfen, bringt einen den Kräften der Natur näher als alles andere.
Unter einem das aufgewühlte Meer, über einem der blaue Himmel, am Horizont die versinkende Sonne, deren Wärme noch zu
spüren ist, und angetrieben von einem kräftigen konstanten
Wind, der einen über das Wasser gleiten lässt. An solchen Tagen
kann man der Natur auf Sylt einfach nicht näher kommen!
MITTSOMMERNACHTSWANDERUNG
Der kalendarische Sommeranfang wird in Hörnum
mit einer Mittsommernachts-Wanderung um die
Odde gefeiert, die mit Lagerfeuer, Musik, Snacks
und Getränken am Ziel stimmungsvoll ausklingt.
» 20.6., 22.30 Uhr, Tourismus-Service
Hörnum, www.hoernum.de
50 JAHRE PONY CLUB KAMPEN
Pony-Chef Oskar Schnitzer feiert mit Gästen
„50 Jahre und kein bisschen müde“ bis in den
Sonnenaufgang. Am 25.6. findet eine Geburtstags-Modenschau auf dem Strönwai statt.
» 24.6., ab 18 Uhr, Pony, Strönwai 6, Kampen,
www.pony-kampen.com
9. KULINARISCHE SYLTER LAMMTAGE
Sylter Spitzenköche bereiten direkt vor den Augen
(und Nasen) der Gäste Lammspezialitäten zu.
» 24.–26.6., Strandpromenade in Westerland,
www.sylter-lammtage.de
SYLT-TRIATHLON
Schwimmen, Radeln, Laufen – in List startet der
1. Sylt-Triathlon. Beim nördlichsten Dreikampf
Deutschlands wird mit 1500 Sportlern gerechnet.
» 24.–26.6., List, www.sylt-triathlon.com
12. KUNSTNACHT
In Keitum verwöhnt das Heimatmuseum seine
Gäste mit Live-Musik und lukullischen Genüssen.
» 25.6., Söl’ring Foriining, Am Kliff 19, Keitum
INSELCIRCUS
Im InselCircus auf der Wenningstedter Wiese üben
kleine Nachwuchskünstler ihre Auftritte als Clowns
und Zauberer. Der Mix aus Artistik, Entertainment
und Gastronomie verzückt auch die Großen.
» 27.6.–27.8., Wenningstedt,
www.circus-mignon.de
KITESURF WORLD CUP
Neben tollkühnen Manövern der weltbesten Kiter
zu Wasser und in der Luft sorgt das Programm
auf der Westerländer Promenade für Stimmung.
» 28.6.–3.7., www.kitesurf-worldcup.com
Juli
WISSENSCHAFTSSOMMER
Wissenschaft und Kultur im Austausch, Nobelpreisträger und Künstler im Gespräch. 2001
dreht sich alles um Zeit – von Albert Einsteins
Theorien bis zur Slow-Food-Bewegung.
» 11.7.–29.8., kunst:raum sylt quelle, Hafenstr. 1,
Rantum, www.kunstraum-syltquelle.de
KINDER-UNI
Dozenten bringen den jungen Fragestellern
Naturwissenschaft und Kunst kindgerecht nah.
» 11.7.–5.9., www.kunstraum-syltquelle.de
KAMPENER LITERATUR- & MUSIKSOMMER
Bestseller-Autoren geben sich im Kaamp-Hüs den
Signierstift in die Hand. Flankiert vom Kampener
Musiksommer mit Konzerten von Brahms bis Boogie.
» Juli bis September, www.kampen.de
MEERKABARETT
Hochkarätige Kabarettisten und großartige
Comedians lassen zwischen Abfüllanlage und
Wasserkisten erfrischenden Wortwitz sprudeln.
4.7.–6.9., Hafenstr. 1, Rantum, Tickets
Tel. 04651/4711, www.meerkabarett.de
REGATTA 60 SEEMEILEN VOR SYLT
Rund 40 Katamarane starten zur Langstreckenregatta. Am Sonntag können am Hörnumer Oststrand die Zieleinläufe perfekt beobachtet werden.
» 9./10.7., www.sylter-catamaran-club.de
HÖRNUMER THEATERSOMMER
Während das Musical „Pippi in Taka-Tuka-Land“
in Hörnum gastiert, haben Jungen und Mädchen
die Möglichkeit, Teil des Ensembles zu werden.
Bei jeweils einwöchigen Workshops erfahren die
Nachwuchsstars hautnah, wie ein Musical entsteht.
» 11.7.–13.8., www.hoernum.de
4
WESTERLÄNDER WINZERFEST
Deutsche Winzer präsentieren ihre Weine auf der
Promenade. Höhepunkt ist das Seefeuerwerk, das
am Sonnabend über der Nordsee entzündet wird.
»14.–17.7., www.westerland.de
SUPER SAIL SYLT
Die Regatta am Hörnumer Oststrand wird vom
Rahmenprogramm des Cat Festivals Sylt begleitet.
»16./17.7., www.sylter-catamaran-club.de
3
32. DORFTEICHFEST
Am Sonnabend wird am Ufer des Wenningstedter
Dorfteiches geschlemmt und gefeiert.
» 30.7., Wenningstedt, www.wenningstedt.de
August
Restaurant „La Grande Plage“
3
5
Mein Lieblingsplatz ist am Lister Hafen, die Rentnerbank.
Morgens, 6 Uhr (auch wenn’s im Urlaub schwerfallen mag). In
der Rechten eine Thermosbuddel mit duftendem Käffchen, in
der Linken die druckfrische „Sylter Rundschau“. Den Blick
blinzelnd zur aufgehenden Sonne gerichtet. Der feine Duft des
Meeres am Morgen. Die Musik des Hafens mit dem sanften
Klatschen der Wellen an den festgemachten Seglern. Der kleine
bettelnde Spatz, der munter um einen herumhüpft. Die Friedfertigkeit des erwachenden Tages im Hafen. Genau davon geht
sogar einem Piraten das Herz auf. Das ist mein Sylt.
Braderup
Munkmarsch
Tinnumer Tierpark
Susanne Zingel, Pastorin St. Severin Keitum
Familie Christiansen hat hier für jedes Tier ein eigenes Reich geschaffen – artgerecht, aber immer mit Humor und verspieltem
Charme. Die Blumenwiese und der Pfauenteich sind genauso eine
Attraktion wie die kleinen Eselfohlen, die Gelbbrustaras und die
Schlappohrhasen. Der Tierpark ist klein, aber Besucher, die Zeit mitbringen, werden sie hier vergessen. Kinder wie Erwachsene, die sich
auf diesen bezaubernden Ort einlassen, kommen dort an, wo Noah
mit seiner Arche landete. Denn gerade der Kontrast zu der Weite
des nahen Meeres macht dieses Idyll zu einem kleinen Paradies.
» Ringweg 100, 25980 Tinnum, Tel. 04651/326 01, tägl. 10–19 Uhr,
Erw. 12, Kinder (bis 14 J.) 6 Euro, www.syltmail.de/tierpark_tinnum
SOLYCIRCO ARTISTENPREIS
Zum 14. Mal trifft sich die Elite der Zirkuswelt
zur Vergabe des internationalen Artistenpreises
SOLyCIRCO. In spannenden Wettbewerbs-Shows
kämpfen junge Künstler vor Jury und Publikum.
» 25.–27.8., Wenningstedt,
www.circus-mignon.de
St. Severin Kirche
Eines kann ich allen Vätern ans Herz legen: Die eigene Tochter zum Traualtar in der St. Severin Kirche in
Keitum zu führen, hierfür gibt es keinen stimmungsvolleren Ort auf der Welt als dort. Das rührt selbst das
Herz eines „rauen Friesen“.
» St. Severin Kirchenbüro, Pröstwai 20, 25980
Keitum, Tel. 04651/31713, www.st-severin.de
14
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Tinnum
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Keitum
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7
DB
15
DB
Archsum
Mitten in den Tinnumer Wiesen liegt der großzügig angelegte
Reitstall Wiesengrund. Auf seinen Koppeln und Weiden grasen und galoppieren sogar Olympia-erprobte Pferde. Fast wie
gemalt erstrecken sich die saftigen Wiesen, und bereits dahinter sieht man schon die Dünen vom Weststrandabschnitt. Das
Erlebnis der besonderen Art, einmal mit dem Pferd am schönen Strandsaum zu reiten, kann hier wahr werden. ExtraGeheimtipp: eine kurze Pause für ein „kühles Blondes“ an der
Zauberbude einlegen (www.zauberbude-sylt.de).
» Zum Wiesengrund, 25980 Tinnum, Tel. 04651/31600,
www.reiten-sylt.de
Morsum
Rantumbecken
sylt quelle: Skulpturenpark
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16
Rantum
16
Rantumer Hafen
Manfred Degen, Kabarettist
Sylt einmal ganz anders? Westerland im Silberglanz? Dann geh doch mal – es
darf schon kurz nach Sonnenuntergang im Sommer sein – zum Rantumer Hafen.
Dort klettere auf den Deich und gehe dann weiter nach links, nach Nordosten.
Und schon nach ein paar hundert Metern liegt links von dir das Rantumbecken
und am Horizont die Silhouette von Westerland im Quecksilberglanz des
Wassers. Unglaublich. Und während die Sonne in Fitschi aufgeht, stehst du da
und staunst und hinter dir knispelt das Watt und ganz hinten rechts liegen Föhr
und Amrum schon in tiefer Nacht.
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Pius, Keitum
Harald Holle, Golfmanager Golfclub Budersand
Gerade im Sommer finde ich es sehr entspannend, nach einem
stressigen Arbeitstag abends noch einen Abstecher ins Keitumer
Weinlokal „Pius“ zu machen. Dort den Tag beim Wein – Weißburgunder vom Pfläzer Weingut Dreissigacker – mit Freunden oder
Kollegen ausklingen zu lassen. Einfach herrlich. Am besten
natürlich draußen auf der Eingangsterrasse. Neben der tollen
Weinkarte verlockt auch die Vesperkarte (Flammekuchen!).
Am Kliff 5, 25980 Keitum, Tel. 04651 / 889 14 38, www.pius-weine.de
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Reitstall Wiesengrund
Stephanie Kim Wiedemann, Referentin (und die Stimme) DB AutoZug
Gunther Geltinger, Inselschreiber 2011
Als Inselschreiber 2011 freue ich mich darauf, den Skulpturenpark des
kunst:raum sylt quelle zu entdecken, der von internationalen Künstlern
gestaltet wurde und besonders bei Nacht ein eindrucksvolles Ensemble
bilden soll. Außerdem findet im Meerkabarett der Wissenschaftssommer
Sylt statt, eine Reihe von Vorträgen zum Thema „Zeit ist relativ“. Neben
Inspiration bei Spaziergängen über die Insel erhoffe ich mir auch ein paar
neue wissenschaftliche Erkenntnisse, denn Schreiben heißt für mich vor
allem: Zeit sammeln, umwälzen, verdichten, in Bewegung und Rhythmus
verwandeln. Wie das Meer.
» kunst:raum sylt quelle, Hafenstr. 1, 25980 Rantum, Tel. 04651/92033,
www.kunstraum-syltquelle.de
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Jürgen Gosch, Unternehmer
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7
Schade, dass Häuser nicht sprechen können. Sonst – da bin ich
mir sicher – würden vor dem
Heimatmuseum in Keitum
Menschtrauben im Garten sitzen und gebannt lauschen, was
sie da zu hören bekommen. Von
dem Reichtum, den die Familie
einst besaß. Dem Unglück, das
sie erlebte, weil die Männer auf
See blieben. Von der Not der
Frauen, weil sie alleine zurechtkommen mussten. Von den
Kindern, die früh starben, weil
es keinen Arzt gab. Und von
dem großen Glück, wenn der
Mann nach langer Reise nach
Hause kam und die mit Kostbarkeiten gefüllten Kisten auspackte. Wer durch die Räume
des Museums spaziert, hört das
Haus zwar nicht sprechen, aber
trotzdem erzählt es jedem eine
ganz besondere Geschichte.
Sylter Heimatmuseum,
Am Kliff 19, 25980 Keitum,
Tel. 04651/31669
Lister Hafen, die Rentnerbank
Roberto Rossini, Pirat auf der Gret Palucca
Kampen
Rantumbecken bei Vollmond
Heimatmuseum
Silke von Bremen,
Gästeführerin & Buchautorin
12
Mein Geheimtipp: Der nächste Vollmond am 17. Juni – auf dem
Rantumbecken bei Nacht. Unbeschreiblich schön, zwischen Wattenmeer und Rantumer Wattwiesen, nirgendwo sieht man den
Sternenhimmel so schön. Tipp: Decke, gute Flasche Weißwein
(„Myrto“ von Elisabetta Foradori), eine perfekte Begleitung und
dann ab auf den Deich. Auch im Winter ein absolutes Erlebnis.
MITTELALTERMARKT
Ab in die Zeitmaschine nach Morsum: Rund um
das Muasem Hüs können sich Besucher im historischen Marktgeschehen unter Gaukler mischen.
» 19.–21.8., Morsum
4. RUN UMS RANTUM-BECKEN
Die 10 km lange Laufstrecke (Start am Rantumer
Hafen) bietet neben sportlicher Herausforderung
ein wundervolles Naturerlebnis.
» 25.9., Rantum, www.rantum.de
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DB
8
Schon in Kindertagen war mein Lieblingsplatz auf Sylt der Lister Ellenbogen. Beim Baden, Muscheln- und Steinesammeln habe ich hier die Sommertage genossen. Während der Ebbe
ist das Wattenmeer ein wahres Paradies voller Austern, Herz- und Miesmuscheln. Stolz habe ich tier- und
sternförmige Steine als Trophäe mit
nach Hause genommen. Heute ist für
mich ein Spaziergang in der Stille des
Naturschutzgebiets Entspannung pur.
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Johannes King, Zwei-Sterne-Koch des Restaurant/Hotel „Söl’ring Hof“
SYLTER SAILING WEEK
Farbenprächtiger Anblick knatternder Segel. Während schnittige Boote durch die Nordsee pflügen,
verfolgen Zuschauer die Live-Reportagen am Strand.
» 19.–28.8., Westerland, www.westerland.de
WINDSURF WORLD CUP SYLT
Staunen und feiern! Beim „Wimbledon der Windsurfer“ kämpfen die weltbesten Surf-Artisten im
Wellenreiten, Slalom und Freestyle um Titel.
» 23.9.–3.10., Westerland,
www.windsurfworldcup.de
ZwischenList,MorsumundHörnum
gibt es so viele magische Orte. Aber
da ich in Kampen wohne, mein Tipp:
Trauen Sie sich bei schönem Wetter
die 109 Treppenstufen der Uwe Düne hinaufzusteigen, denn oben auf
dem Podest erwartet Sie ein Blick
ohnegleichen über die ganze Insel,
bis hinüber nach Dänemark (dafür
leider nicht bis in meine Heimat
Amerika …). Am allerbesten gehen
Sie morgens, kurz vor Sonnenaufgang. Diesen Moment werden Sie
Ihr Leben lang nicht vergessen!
Westerland
6
SYLTER GOSPELNACHT
Gospels und Spirituals sorgen an der Westerländer Musikmuschel für himmlisches Vergnügen.
» 6.8., Musikmuschel Westerland, www.tcgc.de
LONGBOARDFESTIVAL
Sport und Spaß satt. An Kampens Buhne 16 findet
hierzulande das einzige Longboardfestival statt
» 6.–11.9., Buhne 16, Kampen, www.buhne16.de
List
4
23. HÖRNUMER HAFENFEST
Ob Segeltörn, Krabbenpulwettbewerb, Shantys
oder Feuerwerk – das Programm rund um Hafen
und Leuchtturm ist äußerst abwechslungsreich.
» 5.–7.8., Hörnum, www.hörnum.de
SKULPTURTAGE
Live fertigen Bildhauer Skulpturen aus Holz, Stein
oder Metall. Den Abschluss bildet die traditionelle
Versteigerung der Werke. Plus: Workshops vor Ort.
» 2.–11.9., Ringreiterplatz Keitum
Die Surfer vor Westerland
Lister Ellenbogen
Claudia Ebert, Eigentümerin Budersand
Hotel – Golf & Spa
Uwe Düne
Wenningstedt
ARIEN AM MEER
Der Sonnenuntergang liefert die grandiose Kulisse
für ebensolchen Musikgenuss. Die Arien am Meer
verwandeln die Musikmuschel in eine Freiluftoper.
» 3.8., 20 Uhr, Musikmuschel Westerland,
www.westerland.de
September
11
1
Greg Baber, Supervisor Strand TS Kampen
Nach zwei Stunden Wellenreiten kurz vor dem Sonnenuntergang
vor dem Quermarkenfeuer von Kampen, gibt es nichts Schöneres, als mit einem guten Glas Wein – zum Beispiel einem „Edition
Grande Plage“ 2010 Weißburgunder von Bender aus der Pfalz – und
einer frisch gefangenen und lecker zubereiteten Makrele auf der
Terrasse des „La Grande Plage“ am traumhaften Strand zu sitzen.
Tagsüber Strandversorger und Bistro mit kleinen Gerichten wandelt sich das Lokal am Abend zum Restaurant mit häufig wechselnder Abendkarte. Die lockere Atmosphäre hat sich nicht nur bei den
Einheimischen rumgesprochen. Und wenn Herr Hermann (der
Inhaber, genannt Manni) seine Gäste begrüßt, kann man mit ihm
auch noch über die Welle diskutieren. Und hoffentlich beginnt bald
wieder die Makrelensaison ...
» Riperstig/Weststrand, 25999 Kampen/Sylt, Tel. 04651/886078,
tägl. ab 11 Uhr, Sauna Do–Mo 12–18 Uhr, www.grande-plage.de
GERMAN POLO MASTERS SYLT
Schnaubende Pferde, fliegende Grasnarben, kernige Polospieler und ein einzigartiges Ambiente.
» 29.7.–7.8., Keitum, www.polosylt.de
GIRLS SURF WEEKEND
Surflehrer coachen Mädchen bei ersten Wellenritten. Ausrüstung stellt Surfschule Westerland.
» 27./28.8., www.sunsetbeach.de/girls.html
5
Praktisch das ganze Jahr über – auch im Winter und bei Regen –
lauern sie mit ihren kurzen Brettern auf die Welle vor Sylt. In ihrer grauen Gummihaut sehen sie fast so aus wie Seehunde. Wenn
sie nach längerem Warten eine gute Welle erwischen, surfen sie
stehend auf den Brandenburger Strand zu und man kann ihre
Freude am gelungenen „Ritt“ von der Promenade aus spüren. Ich
kann die Begeisterung dieser jungen Wellensurfer für den Moment der richtigen Welle förmlich fühlen und bewundere immer
wieder ihr geduldiges Ausharren draußen in der Nordsee.
Sven Lappoehn, Geschäftsführer Söl’ring Foriining
SYLT SURF CUP
Deutschlands Windsurf-Stars kämpfen in der
Brandung vor Westerland um nationale Titel.
» 27.–31.7., Westerland, www.windsurfcup.de
2
SchleswigHolsteinisches
Wattenmeer
Dr. Ekkehard Klatt, Geologe und Gästeführer
FOTOS: PICTURE-ALLIANCE (4), OLIVER VOM HOFE (3), NIKOLAS MARTEN (5), THOMAS LEIDIG, JULIA WAGNER
4. BEACH POLO WORLD CUP SYLT
Beach Polo – früher nur in Miami und Dubai
betrieben – kombiniert das „königliche Spiel“ mit
allem, was zu einer guten Strandparty gehört.
» 11./12.6., Hörnum Oststrand, www.polosylt.de
Königshafen
Mein Lieblingsort ist der Mövenbergdeich
in List auf Höhe der Insel Uthörn. Wenn
bei Windstille im Frühjahr die Abenddämmerung einsetzt, ist hier das Paradies. Auf
der Seeseite der Blick zum Ellenbogen,
unterlegt mit startenden und landenden
Vogelschwärmen. Vorwitzige Lämmer
springen auf dem Deich umher. Auf der
anderen Seite der Lister Koog mit balzenden Kiebitzen, rufenden Kuckucks und
überall das Surren der Kreuzkröten. Egal
wie voll die Insel ist, hier triffst Du nur wenige Menschen. Und je nach Sonnenstand
wechseln die Farben von Wasser, Watt und
Himmel. Ein Platz für viele Sinne.
Christoffer Bohlig, Austernfischer (Sylter Royal)
SYLT SOMMER 2011
Juni
11
Mövenbergdeich in List
Dr. Matthias Strasser, Geschäftsführer des
Erlebniszentrums Naturgewalten
1
Restaurant Meermann in Hörnum
Elke Wenning, Vorsitzende Aids-Stiftung Sylt
9
Hermannsbunker am Parkplatz K 4
Marc Henke, Taxi-Unternehmer
Die Aussichtsplattform auf dem Hermannsbunker auf der Westseite zwischen
Rantum und Hörnum – oberhalb vom Parkplatz K4 (4 Kilometer vom Ortskern
Hörnum entfernt) – im Süden der Insel eröffnet einen einzigartigen und verblüffenden Rundumblick. Wattenmeer, Nordsee, Dünenketten, die Nachbarinseln und
vieles Me(e)hr – lassen Sie sich durch das inselweit einzigartige 360-Grad-Panorama überraschen! Der Strandabschnitt hier ist nebenbei ein angesagter Kitespot,
auf dem Wasser sieht man oft Spektakuläres. Last but not least ist das sinnliche
Erlebnis des Sternenhimmels einer sternenklaren Nacht bei Meeresrauschen und
salziger Luft hier einfach unübertroffen – der Himmel auf Erden, am besten mit
einer Decke und einer Thermoskanne Tee zu genießen.
VII
Einen etwas ungewöhnlichen – dafür aber auch ungewöhnlich
schönen Ort auf Sylt – findet man am Campingplatz auf Hörnum:
das Restaurant „Meermann“. Lassen Sie sich nicht von der etwas
tristen Einfahrt abschrecken, die eher an einen Industriepark erinnert, denn am Ende der Straße erwartet Sie in den Dünen eine
Oase. Restaurantbesitzer Christian Heitling verwöhnt seine Gäste äußerst charmant in sehr persönlicher Atmosphäre. Hier kann
man mit Einheimischen sein Feierabendbier genießen. Der Blick
in die Karte verblüfft: Neben den Campingplatzstandards à la
Currywurst/Pommes finden sich auch außergewöhnliche Leckereien wie Muscheln in Pernod-Sud oder frische Salate mit Käse
vom Sylter Hofladen und das zu wirklich fairen Preisen. Das Highlight: An jedem Mittwoch (gegen 21 Uhr) wird im Restaurant die
große Kinoleinwand ausgerollt, denn dann ist Filmabend.
» Meermann Restaurant & Strandbar, Rantumerstr. 31, 25997
Hörnum, Tel. 04651/4466899, www.meermann-sylt.de
19
Plattform, Hörnum
Kirsten Thiemann, Leiterin Schutzstation Wattenmeer
10
18
Sandstrand am Seehundseck
Peter Klint, Künstler
Hörnum
19
Gegenüber des Sansibar-Parkplatzes im Süden Rantums führt
ein Weg durch die Heidelandschaft zu einem Sandstrand am
Watt, der selbst in der Hochsaison ursprüngliche Ruhe und entspanntes Naturerlebnis bereithält. Dass das Baden hier gezeitenabhängig ist, damit muss man sich arrangieren – dafür ist das
Wasser oft bis zu zwei Grad wärmer als auf der Westseite und
wegen der fehlenden Brandung für Schwimmer jeden Alters gut
geeignet. Und wer Glück hat, trifft beim Baden einen Seehund.
Den Sandweg südlich der Kersigsiedlung in Hörnum
entlangschlendernd freue ich mich über die blühende
Graudüne, über der die Feldlerche in der Luft ihr Liedchen singt. Meine Füße laufen zum Unterfeuer. Barfuß
durch den weißen Dünensand komme ich auf der Plattform an und genieße die atemberaubende Aussicht.
Wasser zu drei Seiten, Föhr und Amrum im Blick, an
der Südspitze brodeln die Strömungen, der Sand fliegt.
Mein schwindendes Eiland.
20
Partys & Open Airs
Bambus-Klaus, Gastronom und Sänger
Meine Sylt-Highlights sind natürlich die vielen großen Partys.
Ob die Open Airs auf dem Flughafen – am 1. August steht Nena
um 20.15 Uhr auf der Bühne, Max Raabe zwei Tage später – oder
all die Strandfeste (Chill-Partys, Sonnenwend-Partys und natürlich die Vollmondpartys). Als krönender Saisonabschluss warten
ab 23. September für eine Woche die täglichen Surf-WorldcupPartys. Ein letztes Treffen vor der langen Winterpause …
Nena, 1.8, Open-Air-Bühne am Flughafen Sylt, Einlass 19 Uhr,
Tickets: 39,80 Euro, www.meerkabarett.de, www.westerland.de
VIII
› KURZGESCHICHTE
Sonnabend/Sonntag, 4./5. Juni 2011
Ein dicker
Fisch
Das Leben begann im Meer. Und manchmal endet es dort
auch. Eigentlich ein trefflicher Abgang für den mächtigsten
Mann von Sylt. Ein Insel-Thriller von JÖRN INGWERSEN
ILLUSTRATION: SILJA GÖTZ
O
kay, stimmt schon, vielleicht sollte ich
erzählen, wie es wirklich war, wie es angehen kann, dass mir nach allem, was
passiert ist, jetzt doch noch die Abendsonne ins Gesicht scheint und ich meine
Sonnenbrille vermisse, wieso ich hier sitze,
am Fenster, im Raucher, mit meinem Stoffbeutel auf den
Knien. Eins kann ich euch jedenfalls sagen: Glaubt bloß nicht
alles, was morgen in der Zeitung steht!
Übermorgen wickeln sie schon ihre Fische darin ein.
Kaum zu glauben, aber es war wohl erst gestern, kurz vor
Sonnenaufgang, als mich ein dumpfer Schlag aus wirren Träumen riss. Einen Moment lang lag ich schwitzend in der engen
Koje, sah die Kajüte im trüben Licht des Morgengrauens
schwanken, sah im Bullauge abwechselnd das blaue Nachbarboot und dann den rötlich grauen Himmel.
Draußen klapperten die Leinen an den Masten, drinnen
klapperte alles, was nicht festgebunden war, Werkzeug, Dosen,
Henkeltöpfe, am Boden klirrten leere Flaschen. Und irgendwas
scharrte an der Bordwand entlang, ganz langsam, wippte mit
den Wellen vom Heck zum Bug, Wasser schwappte, und dann
war da wieder so ein dumpfer, hohler Schlag. Hörte sich an, als
drückte der Wind eine herrenlose Boje an den Rumpf.
Ich wischte mir den Sand aus den Augen.
Mann, hatte ich schlecht geschlafen. Etwas flackerte in mir
auf, wollte an die Oberfläche. Ich schüttelte den Kopf. An meinen Traum wollte ich mich lieber nicht erinnern.
Draußen kreischten Möwen.
Seit Tagen schob ungewöhnlich warmer Wind das Meer mit
Macht von Osten her in den kleinen Hafen, und nur der Seenotrettungskreuzer und die großen, weißen Ausflugsschiffe wagten sich noch hinaus. Ein paar Segelboote klammerten sich an
ihre Anleger, um nicht fortgerissen zu werden.
Wieder rumpelte es draußen an der Bordwand.
Ich stellte meine Füße in die warme Pfütze am Boden, suchte müde meine Latschen zwischen dem Zeug, das überall herumlag, und stieß zum millionsten Mal mit der Stirn gegen die
baumelnde Messinglampe an der Decke, weil sich der kleine
Kahn zur Seite neigte und ich ins Leere griff, als ich mich irgendwo festhalten wollte.
Es ist wirklich kein Vergnügen, auf so einem Plastikboot zu
wohnen, das kann ich euch sagen, wie ein Hering in der Tupperdose, aber ich konnte froh sein, dass ich überhaupt ein Dach
über dem Kopf hatte – auch wenn das Dach eigentlich meinem
alten Freund Sven-Uwe gehört. Auf Sylt fand sich im Sommer
nicht mal ein vollgelaufener Heizungskeller, den ich hätte bezahlen können.
Und wieder schlug die Boje an den Rumpf.
Von allein würde sie wohl kaum wegschwimmen.
Fluchend kam ich hoch und drückte das klapprige Plastikschott nach außen.
Warmer Wind schlug mir ins Gesicht. Ich reckte mich und
gähnte, bis meine Augen tränten. Es war heller als erwartet.
Bald würde die Sonne wie eine Riesenmandarine aus dem Wattenmeer auftauchen.
Mühsam schüttelte ich die letzte Nacht aus meinem Kopf
und schmeckte das Salz, roch den Fisch, hörte die Möwen
schreien.
Sie machten einen Höllenlärm, stritten und stürzten sich ins
Hafenbecken, als hätte jemand einen ganzen Eimer Fischköppe ausgekippt.
Vorn an meinem Bug.
Ich hielt mich an der rostigen Reling fest, beugte mich weit
vor, aber es reichte nicht. Irgendwas trieb da in der schwankenden Brühe.
Sah aus wie ein Sack.
Auf den Knien rutschte ich dem Bug entgegen, um nicht
über Bord zu gehen. Die Möwen stritten gierig und gefräßig,
wollten sich von niemandem das Futter neiden lassen. Wild
hackten sie mit ihren Schnäbeln darauf ein.
Da sah ich, was es war.
Es hätte wohl ein Sack sein können, wenn auch ein seltsam
bunter Sack. Und wer bewahrte seine Fische schon in Säcken
auf? Noch dazu in dicken, runden Säcken, die wie rote Strickpullover aussahen?
Mittellanges, graues Haar schwamm hin und her, und immer
wieder schlug der Schädel an den Bootsrumpf, als wollte das
Meer sichergehen, dass er auch wirklich tot war.
Ich schluckte.
Am Mast hatte Sven-Uwe so ein Ding mit Widerhaken stehen. Das nahm ich mir. Ich verstehe nicht viel vom Segeln und
hab keine Ahnung, wie das auf einem Boot so alles heißt, aber
mit diesem Stock stieß ich den Mann im Wasser kräftig an, dass
er ins Taumeln kam.
Argwöhnisch hielten die Möwen Abstand, denn das Ding in
meiner Hand hatte eine böse Spitze. Mit einem Ruck gab ich
dem Toten einen Stoß, versuchte, ihn umzudrehen.
Er kam ins Trudeln, schwankte hin und her, und als ich ihm
im richtigen Moment den nächsten Schubs gab, rollte er wie ein
dressierter Seehund einmal um sich selbst, so dass ich einen
kurzen Blick auf das bärtige Gesicht werfen konnte, bevor sich
die Mutigste der Möwen auf seine Augen stürzte. Dann tauchte
er ab, der Wassermann, und wandte mir den Rücken zu, als
wollte er nichts von mir wissen.
Mir stand der Schweiß auf der Stirn.
Odin Petersen, der Krabbenkönig.
Verdammt.
„Ahoi, da drüben!“
Ich war so verdattert, dass ich gar nicht begriff, woher die
Stimme eigentlich kam, die trotz Wind und Möwen an mein
Ohr drang.
„Was treibt denn da im Wasser? Bleiben Sie zurück! Lassen
Sie lieber die Finger davon!“
Drüben, auf dem blauen Zollboot, stand ein Mann im weißen
Uniformhemd und hielt ein Handy in der Hand. Er tippte darauf herum und gestikulierte mit seinem freien Arm, während
er aufgeregt in das Ding sprach und Haar und Hemd im Wind
flatterten.
Ich wusste, was jetzt kam.
Ich sah den Zollbeamten am Telefon, ich sah den toten Sack
im Wasser treiben, ich sah die Möwen über mir, und stand nur
da, als könnte ich nichts tun.
Kaum hatte die Sonne ihren ersten, wärmenden Blick über
die Hafenmauer geworfen, da hörte ich die Sirene schon.
Zwei Sirenen, um genau zu sein.
J
eder andere wäre vermutlich vor Scham im Boden
versunken, wenn man ihn im strahlenden Sonnenschein durch ein Spalier gaffender Urlauber geführt
hätte. Ein Mann mit roter Birne und weißen Stachelbeerbeinen probierte seine neue Digitalkamera aus,
hielt sie auf Armeslänge vor sich ausgestreckt und nahm mich
auf. Ich winkte ihm, und er gab mir Zeichen, dass ich gut zu
sehen war. Eine Schwangere im himmelblauen Stretchkleid
hielt ihren Strohhut fest und klammerte sich ans weiße Geländer, als wollte ich ihr Ungeborenes entführen.
Jeder andere hätte sich geschämt.
Ich nicht.
Jeder hier am Hafen kennt die Geschichte. Jeder, der sich
hier auch nur ein bisschen auskennt, weiß, wie das damals alles
gelaufen ist. List ist ein Dorf ... und das ist nicht nur so eine
Redensart. Die Touristen werden hier den Sommer über wie
die Ochsen durchgeschleust und abgefüttert. Im Winter steht
am Dorfeingang ein Lattenzaun mit großen, schwarzen Blockbuchstaben. ARSCH DER WELT steht da geschrieben.
Hier kennt jeder jeden.
Irgendwer rempelte mich im Gedränge an, und als ich mich
unwillkürlich umdrehte, sah ich über die Köpfe hinweg, sah,
dass drüben an der Mole der Notarztwagen abfuhr und das Feld
zwei käsegesichtigen Männern überließ, die mit ihrem schwarzen Kombi rückwärts so weit wie möglich den Anleger zu den
Booten hinuntergefahren waren. Sie wollten den toten Petersen nicht weiter schleppen als nötig.
Eine kräftige Hand schob mich von hinten an.
Ich ließ mich schieben.
Im Hafenamt war es kühl und dunkel hinter den halbgeschlossenen Gardinen. Ein Funkgerät blinkte vor sich hin,
rechts am Fenster starb ein Ficus Benjamina den Wüstentod,
und auf jeder Bank der halbrunden Fensterfront ließ ein verstaubter, kleiner Flaggenständer müde seine Fahne hängen.
Offenbar hatte der Hafenmeister den Beamten das kleine Büro
zur Verfügung gestellt, damit sie sich bei den Ermittlungen die
Touristen vom Leib halten konnten.
„Sie sind also der junge Mann, der den Toten heute morgen
im Hafenbecken gefunden hat?“
Ich zuckte zusammen. Aus dem dunklen Flur gleich links
von mir trat eine untersetzte Frau im braunen Kostüm hervor,
schüttelte die Hände am Kostüm ab, als hätte sie auf der Toilette kein sauberes Handtuch gefunden. Mit den schmalen Lippen
und ihrem Topfschnitt sah sie aus wie Angela Merkels hartherzige Schwester. Sie kniff die Mundwinkel zusammen, sah zu
mir auf. Am Schreibtisch blätterte sie in ihren Unterlagen herum. „Wachtmeister Christiansen hat Ihre Personalien aufgenommen?“
Ich drehte mich zu Christiansen um, der von seinen Schuhen aufsah und brummte. Den alten Dorfpolizisten kannte ich
schon, seit ich denken konnte. Vor ein paar Jahren, als mein
Vater gestorben war, hätte er fast meine Mutter geheiratet.
„So ein Zufall, hm? Das mit dem Toten.“
Ich nickte.
„Bitte nicht so leise sprechen.“ Sie hielt eine Hand an ihr fleischiges Ohr und zog die Augenbrauen hoch, beugte sich vor.
Ich nickte wie ein Esel.
„Sind Sie stumm, oder was?“
Ich sah der Frau in ihre kleinen Augen. „Sind Sie blind, oder
was?“
Wachtmeister Christiansen würgte sein Lachen herunter.
„Witzig. Sie scheinen gar nicht zu wissen, was wir von Ihnen
wollen ...“
Ich lächelte. „Sie nehmen mir das Wort aus dem Mund: Ich
weiß nicht, was Sie wollen. Ich hab den alten Petersen nur gefunden.Wer sind Sie eigentlich?“
Christiansen räusperte sich und trat einen Schritt vor. „Frau
Hauptkommissar Koschinski ist erst seit vorgestern auf der Insel. Sie wurde aus Rostock hierher versetzt und hat den Sommer über die Leitung der Kripo auf ...“
„Vielen Dank, HERR Wachtmeister! Ich bin sehr wohl in der
Lage, für mich selbst zu sprechen, wenn mir danach zumute ist,
und wie ich mit einem Tatverdächtigen umzugehen habe, muss
ich mir ganz bestimmt nicht von einem ... von einem ...“ Sie
überlegte es sich anders und schüttelte widerwillig ihre Fransen. Am Fenster zogen die plappernden Schatten einer vielköpfigen Reisegruppe vorüber.
Ich zwang mich, ruhiger zu atmen. „Mir war nicht klar, dass
ich unter Verdacht stehe“, sagte ich. „Ich bin heute morgen aufgewacht, weil irgendwas an mein Boot ...“
„An Ihr Boot?“
Ich stutzte. „Okay, das Boot gehört einem Freund von mir,
aber das ändert ja nichts an der Tatsache, dass ich heute morgen ...“
„Sie nehmen es mit der Wahrheit nicht so genau, was?“
Ruhig, ganz ruhig bleiben jetzt.
„Die Wahrheit ist, dass heute früh bei Sonnenaufgang ...“
„Weiß Ihr Freund, dieser ...“, sie blätterte, „... dieser SvenUwe Sönnichsen aus Tinnum eigentlich, dass Sie seit Monaten
auf seinem Boot wohnen?“
Irgendwie durchschaute ich nicht so ganz, was hier eigentlich los war. Ich brachte dieser Frau gegenüber noch nicht mal
einen ganzen Satz zu Ende.
„Sie kannten den Toten, wie ich höre.“
„Odin Petersen. Den kennt hier jeder. Er ist der ...“
„Odin? Wieso Odin?“ Sie sah Christiansen an.
Ich schnaubte. „Weil es besser klingt als Adolf.“ Ob sie Bescheid wusste? Ich sah Wachtmeister Christiansen an. Blonde
Locken quollen unter seiner Schirmmütze hervor.
„Ihre Familie war mit Herrn Petersen gut bekannt?“
Ich holte tief Luft. Es machte keinen Sinn, etwas zu verbergen, solange ich nicht wusste, was sie wusste. Also sagte ich:
„Odin Petersen ist ... war der größte Lumpenhund, der auf dieser Insel je frei rumgelaufen ist.“
„Ach ja?“ Die harten Lippen zogen sich seltsam in die Breite.
Eigentlich hätte es wohl ein Lächeln werden sollen. „Interessant. Sie mochten ihn nicht?“
Ich runzelte die Stirn. „Doch, klar. Er hat meine Familie in
den Ruin getrieben, aber was macht das schon? Ich bin nicht
nachtragend.“
„Klingt wie ein Motiv.“
Ich schnaubte und sah aus dem Fenster. Jenseits der grauen
Wellen blitzten die Windrotoren auf dem Festland. „Jeder hier
hätte ein Motiv gehabt. Der Typ hat alles an sich gerissen, den
ganzen Hafen, mit allem, was dazugehört. Sehen Sie sich doch
mal um da draußen. Odins Krabbenbude, Odins Aalreuse,
Odins Leckere Fischspezialitäten, Odins Heringshappenkiosk,
Odins ...“
„Gut, gut, gut. Ich glaube, wir haben es begriffen. Und weil er
geschäftstüchtiger war als Sie, haben Sie ihn aus Neid einfach
mal kurz unter Wasser gehalten.“ Diese Frau saß am Schreibtisch und kritzelte etwas auf ihren Block. „Ja?“
„Ziemlich warm hier drinnen. Kann ich mich setzen?“
Siegessicher sah sie mich an. „So sehr lastet die Schuld auf
Ihren Schultern, dass Sie nicht einmal mehr stehen können?
Ein Mann in Ihrem Alter?“ Sie sprach langsam, hob die Worte
hervor.
„Glauben Sie ernstlich, ich wäre so blöd, jemanden, den ich
umbringen will, gleich neben meinem Boot zu ertränken?“
„Ihrem Boot?“
„Glauben Sie das?“
„Ich bin nicht hier, weil ich ein gläubiger Mensch wäre, aber
Sie scheinen sich ja schon eine ganze Weile Gedanken um
Herrn Petersen gemacht zu haben.“
Vielleicht verrieten mich ja meine roten Ohren oder irgend
so was, aber damit hatte sie natürlich Recht. Ich schob die Unterlippe vor. „Odin Petersen kann schon froh sein, wenn außer
dem Pastor und den Sargträgern überhaupt irgendjemand zu
seiner Beerdigung kommt.“
„Sie wissen, dass Herr Petersen nicht ertrunken ist?“
Ich stutzte.
IX
Sonnabend/Sonntag, 4./5. Juni 2011
› LITERATUR
Es ging gleich
schief. Ich sagte
was, er sagte
was, und schon
war ich auf
hundertachtzig
Der Musiker, Übersetzer und Krimi-Autor Jörn Ingwersen wurde
1957 auf Sylt geboren. Die Schurken und Opfer in Thrillern wie
„Nah am Wasser“, „Schafsköpfen“ und „Falscher Hase“ siedelt
er mit Vorliebe auf seiner Heimatinsel an.
Seiten einer Insel
Die besten Adressen und Sightseeing-Tipps, Insel-Geschichte,
Familiengeschichten und atemberaubende Naturfotografie:
sechs literarische Begleiter für den entspannten Sylt-Besuch
Gebrauchsanweisung für Sylt
Das große Sansibar-Buch
Sylt. Das Meer und seine Menschen
magazin-Autorin Silke von Bremen kennt das
Eiland und die Insulaner: Seit 20 Jahren lebt die
Diplom-Geografin, Gästeführerin und Reisefachfrau schon hier und leitete früher das Heimatmuseum. Liebevoll räumt sie mit Sylt-Klischees
auf, „vom Kaschmirpullover zum Preis einer
Monatsmiete“ bis zu „Friesenhauskarikaturen“,
erzählt Inselgeschichten von Friedemar, dem
Zeitungszusteller, bis zur Kommunalpolitik.
Die Geschichte der legendären Strandbar, den
Aufstieg vom Kiosk zum Szene-Tempel erzählen
Sansibar-Chef Herbert Seckler und Gesellschaftsjournalistin Inga Griese. Prominente Stammgäste geben dem Band mit kleinen Liebeserklärungen eine persönliche Note, und Freunde der
Sansibar-Genüsse freuen sich über alle Originalrezepte – ein echter Lese-Genuss.
Die machtvolle Kraft der Wellen, die Faszination
des Meeres und die Menschen, die es in seinen
Bann zog: Der gebürtige Däne Brian Bojsen hat
das Lebensgefühl an der Küste in atmosphärischen Schwarz-Weiß-Bildern festgehalten.
Er zeigt Surfer wie Robbie Naish oder den New
Yorker Künstler Tony Caramanico und lässt seine
Sylter Freunde in handgeschriebenen Texten
erklären, warum sie die Insel so mögen.
» Silke von Bremen: Gebrauchsanweisung für
Sylt. Piper, 224 Seiten, mit Karte, 14,95 Euro
Zur Sommerfrische nach Sylt
Sie kamen in Scharen, angelockt von Sonne,
Sand, Meer und den liberalen Sitten, und sie
kamen von überall her, vor allem aus Berlin.
Kristine von Soden nimmt uns in ihrem Buch
über berühmte Künstler und Literaten mit ins
Inselparadies der 20er- bis 60er-Jahre. Die
kulturelle Avantgarde traf sich in Kampen.
Dadaisten reisten an, Bauhäusler, Theaterleute.
Friedrich Hollaender und Marlene Dietrich
trafen sich in Valeska Gerts Ziegenstall, Gret
Palucca tanzte nackt in den Dünen.
» Kristine von Soden: Zur Sommerfrische nach
Sylt. Edition Ebersbach, 128 Seiten, 15,80 Euro
» Inga Griese und Herbert Seckler: Das große
Sansibar-Buch. Collection Rolf Heyne, 336
Seiten, 39,90 Euro
Schafsköpfen. Falscher Hase.
Zwei Krimis auf Sylt
» Brian Bojsen: Sylt. Das Meer und seine Menschen. Terra Oceanis, 164 Seiten, 39,90 Euro
Tante Inge haut ab
Sylt von seiner dunklen Seite: Jörn Ingwersen,
von dem auch die Kurzgeschichte links stammt,
kennt die Abgründe der Insel und fängt sie mit
viel Sprachwitz ein. In „Schafsköpfen“ findet
Tagträumer Jakob einen Koffer voller Geld und
eine Leiche am Strand und gerät in einen seltsamen Bandenkrieg. „Falscher Hase“ spielt in
der Musikerszene und ist voller durchgeknallter
Typen – ein Einblick in die verrückte Welt der
Trommler und Bassisten.
„Die Frau am Ende des Bahnsteigs trug einen
roten Hut und sah aus wie meine Tante Inge. Nur
dass die niemals Hüte und schon gar nicht ihr
Gepäck tragen würde.“ Die Familiengeschichte
von Dora Heldt, die übrigens auf dem Titel des
magazins über perfekte Sylter Sommer schreibt,
steckt voller Witz und Spannung. Christine, 46,
freut sich darin auf einen entspannten SyltUrlaub – doch die Frau mit dem Hut ist tatsächlich ihre Tante Inge, die Mann und Reihenhaus
verlassen hat und einen Neuanfang wagen will.
» Jörn Ingwersen: Schafsköpfen. Falscher Hase.
Zwei Krimis auf Sylt. Aufbau, 510 Seiten, 7,95 Euro
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O
kay, also: Der Fairness halber sollte ich an dieser
Stelle vielleicht einräumen, dass ich den Verlauf
der fraglichen Nacht
bisher nicht in jedem
einzelnen Detail genau geschildert habe. Wer will es
mir verdenken? Je mehr man sagt,
desto mehr werfen sie einem später vor. Deutet man nur leise an,
dass man vielleicht in seiner Kindheit, vor hundert Jahren, als sowieso die ganze Welt noch anders war,
als es noch so was wie Moral und
Sitte und Anstand gab und die
Menschen nicht so geldgeil und
selbstverliebt und rücksichtslos
waren, dass man damals also ein
einziges Mal seine Lieblingsoma angeschwindelt hat, einem
sei die Milchkanne auf dem Weg umgekippt, so dass man sich
auf diese Weise vielleicht eine Mark oder was ergaunern
konnte, um sich dafür bei H. B. Jensen den neuen E-Type von
Matchbox oder bei Charlott Frank ein Pixie-Buch oder was
weiß ich zu kaufen, schon haben sie dich am Sack.
Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht.
Heuchler.
Gut, ich gebe zu, ich wollte mal sehen, ob die Tür an Petersens Fischbude auch wirklich abgeschlossen war, nur mal so,
um sicherzugehen. Ich war pleite, hatte keinen müden Cent
mehr in der Tasche, nachdem mich Petersen vor zwei Monaten rausgeworfen hatte, mitten in der Saison. Natürlich hab
ich da keinen anderen Job mehr gefunden ... als ob es nicht
ohnehin schon schlimm genug gewesen wäre, dass ich ausgerechnet in „Odins Kaulquappenparadies“ hinterm Tresen
stehen und kleinen Kindern maschinengestanzte Fischfrikadellen in Seesternchenform andrehen musste. Aber was
blieb mir anderes übrig?
Ich konnte ja froh sein, dass ich Arbeit hatte, ohne Führerschein und so, und dass mich Sven-Uwe – solange der Hafenmeister mitspielte – auf seinem Boot wohnen ließ. Johanna
hatte mich im April endgültig rausgeworfen, weil ich nicht
jeden zweiten Abend brav wie ein kastrierter Kater die beiden Kleinen hüten wollte, wenn sie mit irgendwelchen Kerlen um die Häuser zog. Den Polizisten hatte sie gesagt, sie
fühlte sich von mir bedroht. Das reichte schon.
Zack, saß ich auf der Straße.
Mann, Mann, Mann, wenn ich überlege, wie das alles so
gekommen ist ...
Christiansen sah mich an, als sollte ich sein Weltbild retten, also sagte ich: „So gegen zwölf?“ Ich tat, als müsste ich
nachdenken. „Könnte sein ... da war ich vorn beim Zigarettenautomaten ... aber in Petersens Bude einbrechen? Wozu
denn? Außer totem Fisch ist da doch nichts zu holen.“
„Und die Tageseinnahmen?“
In diesem Moment klopfte es laut und vernehmlich an der
Tür, so dass die Frau Hauptkommissar den Wachtmeister
anknurrte, und der brav nachsehen ging.
Von da an löste sich alles in Wohlgefallen auf.
Mehr oder weniger.
In der Tür stand Sven-Uwe, freundlich lächelnde Einsachtundneunzig, mit blauen Augen und blonden Wimpern.
Er klopfte Christiansen auf die Schulter und trat unaufgefordert ein, reichte Frau Koschinski leutselig seine Pranke mit
den schwarzen Fingernägeln und dröhnte: „Hat der Bengel
mal wieder was angestellt?“
Also, um es kurz zu machen: Es war nicht das erste Mal,
dass Sven-Uwe seine Hand für mich ins Feuer hielt, und jetzt
behauptete er steif und fest, wir hätten die ganze Nacht auf
seinem Boot gesessen, Karten gespielt und Musik gehört,
und gegen zwölf etwa seien uns die Zigaretten ausgegangen.
Er hätte mich rüber zu Petersens Bude geschickt, um welche
zu besorgen. Nach zehn Minuten hätten wir dann weitergespielt.
„Und wer war der dritte im Bunde?“, fragte Frau Hauptkommissar und kniff dabei die Augen zusammen, als könnte
sie uns nicht mehr so genau erkennen.
„Welcher dritte?“, polterte Sven-Uwe gutgelaunt. „Wir
spielen immer Schwimmen, und das spielt man zu zweit.“
Von da an dauerte es nicht mehr lange. Ich kann nicht
eben behaupten, dass wir die Frau überzeugt hätten, aber abgesehen von meinem – zugegebenermaßen stichhaltigen –
Motiv, sprach eigentlich nichts dafür, dass ich mit Odin Petersens abruptem Ableben irgendwas zu schaffen hatte. Vielleicht hatte sie auch nur geblufft und den Mund etwas zu voll
genommen, um zu sehen, wie weit sie damit kam.
Na, und da sitze ich jetzt auf meinem Fensterplatz im Raucher, sehe mir draußen die Vögel im Watt an, lass mich über
den Damm kutschieren und weiß gar nicht so recht, wie mir
geschieht.
Denn tatsächlich stand Petersens Fischbude offen. Es war
nicht zu übersehen, als ich zum Automaten kam. Ein schmaler, gelber Lichtschein fiel durch den Türspalt, und ich warf
einen Blick hinein, lehnte kurz meinen duseligen Schädel
ans Holz, und schon stand ich im schmalen Gang. Ganz hinten am Ende lag Petersens Büro.
Ich weiß nicht, welcher Teufel mich geritten hat. Ich wollte wirklich nur mal mit ihm reden. Ich dachte, vielleicht sieht
er ein, was er angerichtet hat, vielleicht gibt er mir Arbeit
oder irgendwas. Ich hätte auch die Tische abgeräumt, den
Platz gefegt, die Teller abgewaschen, ganz egal.
Ich bin wohl doch naiv.
Wie eine fette Kröte saß er in seinem Kabuff und zählte
Geld. Die Wände um seinen Schreibtisch waren mit Grußpostkarten aus aller Welt gepflastert, und hinter ihm, gleich
über seinem Stuhl hing ein gerahmtes Bild von Odin Petersen mit Mike Krüger und noch irgendwelchen anderen Nasen Arm in Arm.
„Du bist doch wohl nicht gekommen, um dir meine Fotos
anzusehen?“, sagte er und zog betont langsam die oberste
Schublade an seinem Schreibtisch auf. Er legte den Revolver
neben die gestapelten Scheine. „Damit du gar nicht erst auf
dumme Gedanken kommst ...“ Er grinste hinter seinem grauen Bart.
Es ging gleich schief, von Anfang an. Ich wollte mir echt
Mühe geben, wirklich wahr, hab versucht, mein Sprüchlein
aufzusagen, dass ich Arbeit bräuchte und er mir doch auch
irgendwie was schuldig sei, aber dann kamen wohl doch die
falschen Worte raus. Ich weiß es nicht. Ich sagte was, er sagte
was, und schon war ich auf hundertachtzig. Dann fing er wieder davon an, was für ein Versager ich sei, genau wie mein
Vater, dass ich bloß nicht glauben sollte, er hätte irgendwas
damit zu tun, dass mein Alter sich erhängt hatte, hinten am
Ende der Mole, an der letzten Laterne. Der hätte es doch
nicht mal geschafft, wenn er die einzige Fischbude auf der
ganzen Insel gehabt hätte. Er redete und redete, dass ihm das
schlechte Gewissen nur so aus dem Mund quoll. Es war einfach ekelhaft, dieser Typ war echt das Letzte. Als er damals
auf die Insel gekommen sei, hätte er doch auch nichts gehabt,
rein gar nichts. Alles, was ihm jetzt gehörte, hätte er mit seiner eigenen Hände Arbeit ... bla bla bla ... Kein Wort davon,
wie er an seine Konzessionen gekommen ist, die Gemeinden
hofiert, die Fischer zermürbt und alle anderen Händler am
Hafen gnadenlos mit seinen Preisen unterboten hat, bis er
das Monopol besaß und tun und lassen konnte, was er wollte.
Kein Wort davon.
Und plötzlich hielt ich die Waffe in der Hand. Es ging ganz
schnell, ich weiß selbst nicht, wie. Plötzlich stand ich da und
richtete das schwere Ding auf ihn, als
wollte ich ihn erschießen.
Er sah mich nur an. „Und jetzt?“,
sagte er.
„Jetzt gehen wir nach vorn und sehen mal nach den toten Fischen“,
sagte ich und spannte den Hahn am
Revolver, dass es laut klickte. Da
muss ihm wohl klar geworden sein,
dass ich wirklich echt verzweifelt
war, dass er doch lieber tun sollte,
was ich von ihm verlangte.
Ich trieb ihn vor mir her. Bei den
Kühltruhen blieben wir stehen, und
ich ließ ihn einen Rieseneimer Krabben nehmen, einen dicken Bottich Mayonnaise und einen
Sack mit labberigen Brötchen. Damit setzte ich ihn an einen
Tisch und ließ ihn Krabbenbrötchen schmieren, eins nach
dem anderen.
„Und schön viel Mayonnaise drauf“, sagte ich. „Wie bei
den Dingern, die ihr den Touristen andreht. Nicht so viele
Krabben, lieber ordentlich Mayonnaise. Genau so ... und
jetzt: Guten Appetit.“
Ich saß da, mit dem Revolver in der Hand, und sah mir an,
wie der alte Mann ein Brötchen nach dem anderen runterwürgte. Er wollte gern was trinken, aber bei soviel Mayonnaise fand ich das unnötig. Anfangs war es fast ein Spaß, in
gewisser Weise, aber nach sechs, sieben, acht von diesen Dingern wurde es dann doch etwas mühsam. Sein roter Pullover
sah auch nicht mehr ganz frisch aus.
„Junge, hör doch, ich weiß, wie du dich fühlen musst ...“,
würgte er hervor.
„Keine Sorge, ich fühl mich gut“, sagte ich, und das stimmte auch.
Ich muss zugeben, dass ich mir eigentlich gar nicht überlegt hatte, wie lange das so weitergehen sollte. Es war ja eher
eine spontane Idee. Na ja, ab dem zwölften, dreizehnten
Brötchen hab ich dann nicht mehr mitgezählt. Es wurde
auch langsam eklig, wie ihm das fettige Zeug aus den Mundwinkeln quoll und er schwitzte und schnaufte. Natürlich
wollte er immer wieder aufhören, aber ich hielt ihm die dicke
Mündung seiner Waffe an die Schläfe, und da hat er dann
doch weitergegessen.
Er wusste wohl am besten, was sie anrichten konnte.
Und plötzlich sah es so aus, als würden ihm gleich die Augen aus den Höhlen quellen. Puterrot lief er an, ruderte mit
den Armen, dass er fast mit seinem Stuhl umfiel, dann riss er
den Mund auf, die letzten Krabben kamen ihm hoch, und er
fasste sich röchelnd ans Herz.
Erst dachte ich, er markierte, spielte mir was vor, als er
rückwärts hintenüber fiel und dumpf auf die Bohlen kippte.
Ich wartete einen Moment, redetet noch mit ihm, aber als ich
nach einer Weile noch immer keine Antwort bekam, wurde
ich doch stutzig.
Ich stieß ihn an, und er schwabbelte nur so.
Aber er atmete nicht. Und sein Herz, wenn er denn überhaupt eins hatte, sagte auch nichts mehr.
Wenn ich es recht bedenke, schäme ich mich ein bisschen,
dass es mich so gar nicht berührte, diesen Mann da liegen zu
sehen. Aber er lag ja auch nicht lange da. Hinter den Buden
fand ich eine Schubkarre. Vielleicht hab ich zu viele Filme
gesehen, als ich mir noch einen Fernseher leisten konnte ...
ich hätte ihn auch einfach liegen lassen können, aber das war
mir nicht geheuer. Ich räumte auf, wischte die Sauerei weg
und karrte den Alten bis ans Ende der Hafenmauer. Wir hatten ablaufendes Wasser, der Sog vom Watt aufs Meer hinaus
ist stark, die Strömung ungeheuer, und so standen die Chancen gut, dass das Meer ihn mit sich nehmen würde. Schließlich hatte es ihn reich gemacht, und da war es wohl nur fair,
wenn er als Fischfutter endete.
So zumindest hatte ich es mir ausgemalt und ihm den Revolver hinterhergeworfen.
Als ich wieder aufs Boot kam, schnarchte Sven-Uwe wie
ein blondes Maultier. Ich warf ihm die Kippen auf die Brust,
und schmatzend kam er zu sich, nuschelte mit klebriger Zunge: „Schon wieder da? Wer ist mit Geben dran?“
Tja, und jetzt sitze ich also hier im Zug, mit meinem Wochenendticket in der Tasche und einem von diesen Stoffbeuteln auf den Knien, die sie in Niebüll an der Autoverladung
verteilen. Lag in Petersens Büro. Ich hab ihn oben zugeknotet, damit mir die Scheine nicht wegfliegen.
Ich fahr erst mal nach Hamburg. Bei Sven-Uwes Schwester kann ich vorübergehend unterkommen, die hat noch ein
Zimmer frei, unten an der Elbe, bei den Landungsbrücken.
Da gibt es reichlich Buden. Vielleicht steig ich irgendwo mit
ein. Mal sehen, was kommt.
Ich lass mir Zeit.
Aber eins ist klar: nie wieder Krabbenbrötchen. Ist doch
eklig, das Zeug, und mit so einem Eiweißschock ist nicht zu
spaßen.
Da muss man echt aufpassen.
Strandhotel
Sie nahm einen Zettel aus ihrem Ordner und warf einen
Blick darauf, als müsste sie es ablesen: „Er war schon eine
Weile tot, als man ihn ins Wasser geworfen hat.“
Ich nickte, wartete, was jetzt kam.
„Es sollte wohl so aussehen, als wäre er ertrunken.“
Eigentlich war es ja egal, aber ich fragte trotzdem: „Wenn
er nicht abgesoffen ist, was ausgesprochen zu ihm passen
würde, woran ist er dann gestorben?“
„Das wollten wir eigentlich von Ihnen erfahren. Und auch,
wo Sie letzte Nacht waren ... so gegen eins, halb zwei.“
Anscheinend musste ich mir dringend was einfallen lassen. „Wahrscheinlich war er um die Zeit nicht mehr ganz
nüchtern, wie so oft, ist ausgerutscht, hingefallen, hat sich
den Schädel aufgeschlagen, und dann ist er ...“
„Herzstillstand“, sagte Christiansen kopfschüttelnd. „Äußerlich war er unverletzt.“
Ich runzelte die Stirn. „Dann frag ich mich doch aber, was
Sie eigentlich von mir wollen. Was hab ich damit zu tun, dass
jemand, von dem alle Welt weiß, dass er sich eines Tages
noch zu Tode saufen wird, genau das dann auch tatsächlich
tut?“
„Er war nüchtern“, sagte die Frau.
„So gut wie“, fügte Christiansen hinzu.
„Oh“, sagte ich.
Frau Hauptkommissar Koschinski seufzte, als täte ihr
Leid, was sie jetzt sagen musste: „Junger Freund, damit wir
uns richtig verstehen ... Sie können sich hier drehen und
wenden, wie Sie wollen, aber um eine Erklärung werden Sie
nicht herumkommen. Sie sind heute Nacht gesehen worden,
als Sie sich bei Herrn Petersens Fischbude herumgetrieben
haben. So etwa gegen zwölf.“
Müde nahm Christiansen seine Mütze ab und seufzte wie
ein kinderloses Walross: „Junge, wie willst du das nur deiner
Mutter beibringen?“
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X
› BROT & SPIELE
Sonnabend/Sonntag, 4./5. Juni 2011
Samurai-Sudoku
2
3 7
4
3 1
8 7 2
4
7
9
6
9
4
2
3
2 6
2
6
5
4
9
Leiser Luxus im
Restaurant Fährhaus: simples
Dekor, raffinierte
Menüs und Blick
auf das Watt
LOKAL-TERMIN
Genießen und schweigen
9 7
3 2
5
4
4 3 7
5
1
9
9 8
8 7
6
6 8
8
6
3
2
Lösungsweg:
Beim Samurai-Sudoku sind vier
Eck-Sudokus so um ein ZentralSudoku angeordnet, dass jedes
der vier Eck-Sudokus sich je
einen Block mit dem ZentralSudoku teilt! Dabei gelten für
jedes der 5 Sudoku-Diagramme
die klassischen Spielregeln: Alle
Diagramme sind mit den Zahlen
Sterneküche mit Enthusiasmus, aber ohne Tamtam: das „Restaurant Fährhaus“ in Munkmarsch auf Sylt
10
11
12
13
14
29
30
31
40
41
15
FOTO: THOMAS LEIDIG
23
26
33
34
27
35
36
37
38
43
28
39
42
44
45
46
47
49
50
48
51
Waagerecht:
1 Metaphysischer Möbeltransport. 13 Griechische
Abc-Schützen werden an 21. Stelle buchstäblich
hiermit konfrontiert. 16 Bei Denkmälern ist es eine feierliche, bei Menschen meist peinliche Angelegenheit. 17 Der wird ziemlich kalt, wenn einem
die Kohle ausgeht. 18 Man ist einer, wenn einem
andere egal sind. 19 Cebotari, Callas oder Schell.
20 Kleidungsstück in der Autogarage. 21 Verdrehter britannischer Sagenkönig. 22 Dies der
Wolf nahm, damit eine helle Stimme er bekam.
23 Im Moment sind Sie es. 24 Kulinarisches
Gegenteil vom Rührmichnichtan. 26 Sie gibt der
Seine das ihre. 28 Geht Wittmunder Autoschildermalern flink von der Hand. 30 Biblischer Priester in Karelien. 32 Den ersten Buchstaben des
Alphabets abrichten. 40 Verkehrsmittel eines
Vokals. 43 Wenn die Flaggen Trauer tragen. 44
Dieser Allee- und Parkbaum behält seine ganze
Borke kaum. 45 Gefrorenes Wasser in England.
46 Schuldverschreibung mit Nr. 007. 47 Alias
Katzenfisch. 48 Mutter der Ada, Großmutter der
Vera. 49 Längst vergangene Blutsverwandte.
50 Ihr zweiter Vorname: Nazionale. Und der erste? 51 An diesem Fleck ist alles weg. 52 Nicht
nur in Diktaturen ist dies der Anfang der Zensur.
52
Senkrecht:
1 Wenn, dann wird er auf der Straße gekocht.
2 Im germanischen Wurfspieß. 3 „Schule der
Weisen“ wurde von Zenon in Athen gegründet.
4 Der könnte einem da unterkommen, wo der
Pfeffer wächst. 5 Mit ihm fährt man oft blauäugig Schlitten! 6 Der innere Teil eines Tretrollers.
7 Hier stehen englische Männer am kurzen
Ultraleichtflugzeug. 8 Wenn sich Öle und Fette
chemisch verbinden, nennt man das so. 9 Seinen
Nachnamen hatte er mit Udo gemeinsam. 10
Eine ein Körpergelenk umspülende Woge. 11 Eine
Bahre wird rückwärts zu Grasland. 12 Die Rechnung ist nur klein. 13 „Reich mir d i e, mein
Leben“, bellt Bello. 14 Vordergrundmotiv edlen
Waidwerks. 15 Ein echter Fuchs, dieser japanische Reisbringer. 24 Dieser Teil Brasiliens ist
auch eine spanische Bucht. 25 Ohne P werden
diese Muschelprodukte zu Feuchtflächengewächsen. 27 Der Mann der Ente ist bekannt, er
wird auch Enterich genannt. 29 Bei „Käfern“
immer noch hinten zu finden. 31 Sie lüftet jede
Körperzelle. 33 Ein Hausaufsatz. 34 Ist sie im
Portmonee, siehts duster aus. 35 Alarmierender
Dunst. 36 Der Kurze trägt die Rote-Kreuz-Binde
in der Armee. 37 Netz für Dienste, aber nicht zum
Fischen. 38 Es genügt, wenn Sie es ungefähr
wissen. 39 Manche stecken ihre in alles herein
und manche haben sie voll. 41 Werbeshow in der
Tierwelt. 42 So ruft der Ire den Johannes.
Auflösungen:
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» ZUR MÜHLE, Lochterbarig 24,
Munkmarsch, Tel. 04651/3877, Mi–Mo
ab 11 Uhr, www.zur-muehle-sylt.de
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» BADEZEIT, Dünenstr. 3, Westerland,
Tel. 04651/83 40 20, tgl. ab 11 Uhr,
www.badezeit.de
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Nicht nur Sternekoch Alexandro Pape
schwärmt von Oma Protts Apfelkuchen.
Glücklich ist, wer die Aussicht auf das
urtümliche Wattenmeer bei Friesentorte,
Zwetschgenkuchen oder Stachelbeerbaiser genießen kann. Auch der Matjes
mit Apfel-Zwiebel-Rahm ist einen Tipp
wert, und wer dann gar nicht mehr weg
will, mietet eine der beiden Ferienwohnungen im großen Backsteinhaus.
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Direkt an der Strandpromenade gelegen ist das Bistro nicht zu übersehen.
Auf der Terrasse ist der Meerblick perfekt, ob beim Frühstück mit RieslingSekt und Chili-Scampi-Salat oder
beim Sonnenuntergang mit Tapas und
Brathering. Kinder löffeln leise Milchreis, dass muss an der Sylter Luft liegen,
oder einfach daran, dass der Service
mit kleinen Gästen umzugehen weiß.
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5 x in Hamburg, z. B.:
Barmbeker Str. 156 - 160 Hamburg-Winterhude
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Tel 040 / 480 960 - 38
Zur Mühle
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Mehr als Kaffee.
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Essen und ausgehen
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1 Kümmel u. Brotcroutons in Butter rösten, warm stellen. Butt angrillen; Butter u. Olivenöl in Pfanne erhitzen. Butt pfeffern, beidseitig ca. 30 Sek. sautieren. Salzen, mit Limonensaft u. Kümmel beträufeln.
2 Weiß vom Lauch in feine Scheiben schneiden, Grün
im Topf mit Kochwasser übergießen, ca. 1 Std. ziehen
lassen. Lauchscheiben in Butter dünsten, mit Noilly
Prat ablöschen, reduzieren, kalt stellen. Schalotten
in Butter sautieren, mit Lauchwasser auffüllen, auf
1/3 reduzieren. Fond mit Sahne auffüllen, abschmecken, mit kalter Butter montieren. Rahm kalt stellen,
weißen Frühlingslauch hinzufügen. Restlichen grünen Lauch mit Lauchwasser pürieren und passieren.
3 Schalotten, Sellerie u. Wacholderbeeren in Butter
dünsten. Lorbeerblatt zufügen, mit Noilly Prat ablöschen. Fond zufügen, auf 1/3 reduzieren, pürieren.
Fond passieren; mit Sahne u. Crème double auffüllen.
Lauchpüree zufügen, mit Butter montieren. Anrichten.
Sylt liegt einem zu Füßen und man lernt, die Natur
nicht mit ebendiesen zu treten. Im meerblauen
Kasten blickt man wie ein Astronaut auf die Erde.
In einer Ecke bläst der Sturm, in der anderen wandert eine Düne per Kurbel, mittendrin macht sich
ein Seestern über eine Miesmuschel her. Die Idee
hatte Dr. Matthias Strasser: Als der Biologe aus
Hamburg für seine Doktorarbeit mit Eimern durchs
Watt stiefelte, wurde er ständig von Touristen
ausgefragt. Es müsste ein kleines Info-Zentrum
geben, dachte er. Es wurde dann etwas größer …
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1 EL Schalottenwürfel
100 ml Sahne
Wacholderschaumsauce:
30 g Wacholderbeeren
150 ml Fischfond
50 ml Sahne
1 EL Crème double
100 g Selleriewürfel
60 g kalte Butterwürfel
20 g Butter, 50 ml Noilly Prat
1 bis 9 aufzufüllen. Dabei darf
jede Zahl in jeder Zeile und jeder
Spalte sowie in jedem 3 × 3 Feld nur einmal vorkommen.
Lösung: siehe unten …
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Für 4 Personen:
4 Tranchen Glattbutt à 80 g
1 TL Kümmel, 1 EL Croutons
50 ml Olivenöl, 60 g Butter
Saft einer Limone
4 Blatt Sauerampfer
Frühlingslauchrahm:
2 Bund Frühlingslauch
0,2 l Lauchwasser, 20 ml Öl
50 g Butter, 30 ml Noilly Prat
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Glattbutt mit Sauerampfer & Kümmel
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REZEPT VON ALEXANDRO PAPE
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» Restaurant Fährhaus, Hotel Fährhaus Munkmarsch,
Bi Heef 1, Munkmarsch, Tel. 04651/939 70,
Di–So ab 18.30 Uhr, www.faehrhaus-sylt.de
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Alexandro Pape, 37, hat
ein Praktikum zum Energieelektroniker nach wenigen
Tagen abgebrochen – weil
er viel lieber am Herd steht:
zunächst im Swissotel
Neuss, seit 1999 im Munkmarscher Fährhaus. Im
Herbst 2010 erkochte der
lässige Perfektionist im
Sylter Lokal den zweiten
Michelin-Stern. Die Einflüsse
der Insel, seines sardischen
Vaters, der rheinländischen
Mutter und seiner türkischen Frau schmeckt man:
eine famose Mischung.
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Für scharfe Denker
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Kurz-Biografie
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n Munkmarsch ist jeden Tag Sonntag. Sagt zumindest Alexandro Pape. Weil nichts los ist. Herrlich ist
diese Ruhe, entspannend. Und es gibt zwei Gründe,
den Ort, an dem früher die Sommerfrischler anlandeten, zu besuchen. Hedwig Protts Apfelkuchen in der
„Mühle“. Und Alexandro Papes Edel-Küche im „Fährhaus“. Der 37-Jährige hat im Herbst seinen zweiten
Stern erkocht. Mit Ehrgeiz, Enthusiasmus und einem
Gespür für Aromen. „Kein Zirkus am Gaumen, nichts
als klarer Geschmack“, ist sein Credo. Zwischen zwei
und drei Uhr nachts von Sonntag auf Montag sitzt
er in der Küche, um ihn herum seine beträchtliche
Kochbuchsammlung, dann kommt er auf Ideen. Sehr
schmackhafte. Den Glattbutt des Fünf-Gang-Gourmet-Menüs (134 Euro) zum Beispiel würzt er mit
Kümmel und Sauerampfer. Köstlich ist das.
Der Fisch mit seinem bissfesten Fleisch bleibt der
Star, wird nicht übertüncht, aber perfekt begleitet.
Von einem Klecks kräftiger Frühlingslauchcrème,
einem Hauch herben Bärlauchschaums. Gut sieht das
aus. Und zeigt Zunge und Gaumen, dass es mehr gibt
als süß oder salzig. Das schmeckt so rund, wie die
zarten Gnocchi geformt sind. Draußen knattern die
Fahnen im Wind, das einzige Geräusch, ansonsten ist
Stille. Stilvoll ist es hier im Fährhaus, das von alten,
glanzvollen Zeiten erzählt, aber lässig und entspannt
dabei. Wie das Personal: Herzlich, kurz und präzise
erklärt es das Essen, bedrängt nicht.
Volle Konzentration also auf die Melange von zweierlei Tomatenperlen. Oben fruchtig-sämig, unten fes-
ter Tomatenschaum, der wirkt wie eine Sinnestäuschung, sieht aus wie steif geschlagenes Eiweiß und
ist geschmacksintensiv wie eine Essenz, dazu ein paar
kleine Kammmuscheln. Eine Komposition, die ihre
Brillanz im Mund beweist statt im Glas. Das Carpaccio vom Angus-Ochsen beeindruckt da optisch mehr.
Quadratisch geschnitten, tellerfüllend, wie ein Stück
Leinwand, das als Untergrund für herbes SpinatKresse-Mousse dient, auf dem ein Kaisergranat-Canneloni trohnt. Am Rand: Saiblingskaviar. Da möchte
man einzeln probieren und dann wieder alles zusammen, und letztlich ist alles verschwunden.
Hier wird nichts Überflüssiges serviert, blumige
Namen für die Speisen fehlen völlig, und wenn der
Service das Brot als scharf bezeichnet, dann ist es das
auch. Allerdings entfacht es keinen Brand auf der
Zunge und offenbart nebenbei einen Hauch Himbeersüße. Das Ende des Menüs ist ein Tusch: Lingot au
Chocolat, unten Kokos-Bananeneis, kaum süß, daneben etwas Ananaspüree und obendrauf Schokolade,
die ihren Namen verdient, von spröder Süße. Von Anfang bis Ende durchkomponiert, aber nicht gefällig.
Eigenwillig wie der Küchenchef, der seinen rheinländischen Akzent auch nach zwölf Jahren hoch im Norden nicht verloren hat. Die Sterne über dem Fährhaus
funkeln vielleicht nicht wie andernorts, aber sie weisen den Weg. Zu einem Sylt, das kein Tamtam braucht,
um zu beweisen, dass es etwas ganz Besonderes ist.
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Irgendwo auf Sylt. Nur wo?
Irgendwo
auf Sylt:
Erlebniszentrum
Naturgewalten,
Hafenstr. 37,
25992 List/Sylt,
www.natur
gewalten-sylt.de
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TEXT: MANU SCHMICKLER • FOTOS: THOMAS LEIDIG
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IMPRESSUM
Chefredaktion: Claus Strunz (V.i.S.d.P.)
Redaktion: Anika Riegert (verantwortlich)
Art Direction: Julia Wagner
Mitarbeiter dieser Ausgabe: Albrecht Barke,
Jörg Block, Silke von Bremen, Lars B. Düysen,
Dora Heldt, Oliver vom Hofe, Jörn Ingwersen, Hauke
Jensen, Thomas Leidig, Karin Lübbe, Julia Marten,
Peter Maus, Joachim Mischke, Norman Raap,
Kirsten Rick, Paula Schönheim, Manu Schmickler;
und ein Danke an Sylt Marketing GmbH
Konzeption & Realisation:
mar10 media GmbH
Geschäftsführer: Nikolas Marten
Anzeigen (verantwortlich): Dirk Seidel,
Tel. 040/34 72 25 56
Verlag & Druck: Axel Springer AG,
Axel-Springer-Platz 1, 20350 Hamburg
Ausgezeichnet mit fünf „European
Newspaper Awards 2010“
XI
Sonnabend / Sonntag, 4. / 5. Juni 2011
› GESTERN & HEUTE
Hinter der Düne: Ein Trampelpfad
führt zur Buhne 16, einst Deutschlands verrufenste Nudistenmeile
Nach dem Skandal: Filme griffen
Sylts Nackedei-Image auf (u. l.).
Daneben die Brüder Dieter, Conrad
und Uwe Behrens (v. l.), Gründer
des Strandbistros „Buhne 16“
FOTOS: JULIA WAGNER, CINETEXT, PR (3)
FKK AN DER BUHNE 16
Buhne!
frei
Der legendäre Nacktstrand lockte sie alle an, Curd Jürgens,
Romy Schneider, Gunter Sachs. SILKE VON BREMEN
über die Buhne 16, die Spielwiese der sexuellen Revolution
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FOTO: PICTURE-ALLIANCE/KPA
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er nördliche Strandabschnitt von
Kampen ist ein besonderer Mikrokosmos – jedenfalls im Sommer. Und zur Hochsaison läuft
wie überall auf der Insel das gleiche Spiel: sehen und gesehen
werden. Aber wer das einmal
komplett textilfrei versucht hat,
der weiß: Ohne die Unterstützung von Gucci, Prada,
Versace & Co. ist das ein Schaulaufen unter sehr erschwerten Bedingungen – und dies mag einer der
Gründe dafür sein, warum sich der FKK-Strand an
der Buhne 16 wandelt. Freikörperkultur gibt es hier
immer weniger. Nudisten aus Leidenschaft müssen
sich sogar schon mal rechtfertigen, wenn sie sich zeigen, wie der liebe Gott sie schuf. Vorbei die Zeiten, als
das Kürzel „FKK“ bei Einheimischen für den Slogan
„Fiete kum kieken“ stand – und Anhänger der nahtlosen Bräune ihre Liebhaberei tunlichst nicht an die
große Glocke hängten. „Wir wären enterbt worden“,
erzählt lachend eine ältere Dame an Buhne 16, die vor
50 Jahren zum ersten Mal die Insel besuchte. „Als
meine Schwiegermutter erfuhr, dass wir auf Sylt sind,
hat sie jeden Tag den Rosenkranz gebetet, damit wir
trotzdem in den Himmel kommen.“ Was sie wohl aufgeführt hätte, wenn sie gewusst hätte, dass sich Sohnemann und Gattin an Buhne 16 sonnten ...
Dabei haben FKK und eine Buhne so viel miteinander zu tun wie Tango mit Rasenmähen. Eine Buhne
ist eigentlich eine Küstenschutzmaßnahme, ein sogenanntes Querwerk. Im rechten Winkel zum Strandverlauf ins Meer gebaut, um die Strömung zu verringern und damit die Abbrüche an der Küste. Im 19.
Jahrhundert waren Buhnen der große Favorit in der
Sylter Küstensicherung, der – wie man heute weiß –
ein riesiger Flop war. Außer Spesen nichts gewesen.
An der gesamten Küste wurde – zuerst in Abständen
von 500 Metern – ein Querwerk nach dem nächsten
errichtet, und damit man nicht den Überblick verlor,
wurden sie kurzerhand nummeriert. Da man mit der
Zählaktion in Westerland begann und sich dann nach
Nord und Süd vorarbeitete, gibt es zweimal eine Buhne Nr. 16. Eine im Norden und eine im Süden.
Im Norden scheint man das bessere Marketing gehabt zu haben. Wobei, eigentlich kann sich keiner genau erinnern, wie es dazu kam, dass Kampens FKK-
der Ortschaft freizügiger zuging, und wer dazugehören wollte, machte sich auf. Dafür nahm man einen
langen Weg durch die Dünen oder entlang der Wasserkante in Kauf. Nicht nur das war reichlich unbequem. Wenn das Wetter mal nicht so gemütlich war –
für Temperaturen über 20 Grad gibt es auf Sylt selbst
im Sommer keine Garantie – musste man sich einen
Wollpullover überziehen – aber zwischen den beiden
großen Zehen musste es schon nackig bleiben, wenn
man nicht als verklemmt gelten wollte.
Romy Schneider, 1968 zu Besuch in Springers
Klenderhof, war nicht wirklich begeistert. Der lange
Marsch durch die Dünen, die schwere Badetasche und
der kräftige Wind setzten ihr zu, doch das Schlimmste war: „… an jeder Welle hängt ein nackter Arsch“.
Strand diesen Namen erhielt, denn die eigentliche
Überdies fand man sich an einem Strand wieder,
Buhne 16 liegt viel nördlicher, weitab des Ortes. Hier
an dem die Kurverwaltung weder Strandkörbe aufwurden sie angelegt, die insularen Spielwiesen der neubaute noch sonstiger Service geboten wurde. Das haten Offenheit, sexueller Revolution und Pille sei Dank.
te Folgen. „Die Schickis waren kleine Ferkel“, sagt
Freikörperkultur war derart verwegen und unanstäneiner der Behrens-Brüder, die Ende der 70er-Jahre
dig, dass man diese Strandabschnitte weit außerhalb
damit begannen, hier einen Kiosk zu betreiben. Wenn
der Zentralstrände platzierte. Dabei bewies Westerman im Herbst durch die Dünen-Täler ging, flog eiland den größten Mut, hier wurde 1902 nicht nur
nem das Zeitungspapier, das nicht nur zum Lesen
eines der ersten Familienbäder in Deutschland angeverwendet worden war, nur so um die Ohren.
legt – ein ziemlicher Skandal, badete man doch sonst
Das war wohl auch der Grund, warum die Gemeingetrennt in Damen- und Herrenbad –, sondern 1954
de Kampen 1981 dafür sorgte, dass eine geregelte
der erste offizielle Nudistenstrand der Insel eröffnet.
Strandbewirtschaftung inklusive Toiletten installiert
wurde. Da war die heißeste Phase von Buhne 16 aber
llerdings reicht die Geschichte viel weiter zuschon Geschichte. „Wo sind sie geblieben, die lustigen
rück, als Nudismus und Naturismus noch Teil
Episoden – als wir meine Badehose, die ich auch am
einer Lebensreformbewegung waren, die ihre
FKK-Strand stets anbehielt, im Pony für 8450 DM an
Kritik an der Industrialisierung wortwörtlich „vereine Düsseldorfer Witwe versteikörperten“. Und schon vor hungerten?“, fragte Gunter Sachs in
dert Jahren trafen sich auf Sylt die
seiner 2005 erschienenen BiograJugendbewegten, die allerdings
fie. Angeblich gab es damals am
davon sprachen, im sogenannten
Strand Transparente, die „Auch
„Lichtkleid“ zu baden, was fraglos
Gunter – Hose runter“ forderten.
eine erheblich originellere ForGunter Sachs nahm immer den
mulierung ist. Allerdings war dieFußweg über den Parkplatz Buhne
ses Im-Lichtkleid-Baden mehr
16 durch die Dünen zum Strand.
oder weniger verboten, jedenfalls
Der Parkplatzwärter Rossmann,
ab 1933, als andere Zeiten anbrader hier über 40 Jahre eine Stellchen. Dass es nach dem Krieg
fläche bewirtschaftete, kennt sie
dann wieder salopper zuging, veralle, die damals dazugehörten:
rät Max Frisch in einem Brief aus
„Man badet
Rudolf Schock, Maximilian Schell,
Kampen, wo er sich im Haus seihier ohne alles, und
Romy Schneider, Curd Jürgens,
nes Verlegers aufhielt: „Verehrter,
das ist herrlich ...“
Gustav „Bubi“ Scholz, Helmut
lieber Herr Suhrkamp!“, schreibt
Zacharias, Horst Buchholz, Peter
Frisch am 20. Juli 1949. „Allem voMax Frisch (1911 – 1991), Schweizer
Boenisch, Friedrich Karl Flick
ran: ich fühle mich herrgöttlich
Schriftsteller und Sylt-Fan, 1949
oder der damalige deutsche Modewohl, sei es draußen am Strand,
zar Heinz Oestergaard. An Rosswo mich der nackte Mensch bemanns Kiosk fand man sich ein, nicht nur um sich für
sonders in der weiblichen Ausgabe entzückt, oder
den Sonnentag mit Brötchen, Bier und Nivea einzuhier in Ihrem großen Arbeitszimmer, wo ich die erste
decken. Hier wurden die neuesten Geschichten ausTageshälfte verbringe …“ Suhrkamp hatte Frisch sein
getauscht und in seiner Bude wurde Skat gekloppt.
Ferienhaus in Kampen mehrere Wochen zur VerfüBesonders gern mit Oswald Kolle, der damals auf Sylt
gung gestellt, damit er sein „Tagebuch 1946–49“ in
sein Drehbuch zum Film „Das Wunder der Liebe“
Ruhe überarbeiten konnte, das 1950 im neu gegrünschrieb und für seine Aufklärungsfilme auch den
deten Suhrkamp-Verlag veröffentlicht wurde.
Kampener FKK-Strand als Kulisse verwendete. RossUnter den Kampener Gästen sprach sich jedenfalls
mann hatte für Sachs’ Automobil immer einen
bald herum, dass es am nördlichen Strandabschnitt
Schaubuhne: Sonnenhungrige in
Textilien, Surf-Festivals und Partys
prägen heute das Strandleben
Buhnenbildner: Seit 1999 führen
die Cousins Sven (l.) und Tim
Behrens das Lokal mit Musiklabel
und einer eigenen „Buhtique“
TIPPS & TERMINE
Stammplatz reserviert, denn spätestens um 10.30
Uhr war in der Saison der Parkplatz mit 400 Autos
rappelvoll. Deshalb gibt es heute auch zwei Parkplätze „Buhne 16“, und längst steht hier in der Hochsaison die dreifache Menge an Wagen.
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nd wie Butter in der Sonne schmilzt, weichte
die Exklusivität auf, Insidertipps wurden zu
Schlagzeilen, und das begann – spätestens – in
den 60er-Jahren. Die Illustrierte „Quick“ titelte „Sylt
1964 – die nackten feinen Leute“. Und nicht nur Kolle
filmte hier. 1967 wurde „Heißer Sand auf Sylt“ gedreht,
in dem doch tatsächlich Horst Tappert die Hauptrolle
spielte. Worauf die „Neue Revue“ auf ihren Titel ein
fesches Mädel setzte und die sinnige Schlagzeile: „Das
wird ein Sommer! Sylt immer nackter!“ 1971 kam
dann der Softporno „Sonne, Sylt und kesse Krabben“
mit Ingrid Steeger in die Kinos, und die Folgen waren
bemerkenswert. Wer diese Verlockungen gesehen
hatte, überlegte nicht mehr lange. Wer hatte keine
Lust, Champagner trinkend in den Sylter Dünen zu
liegen? Die Insel wurde Synonym für „Wir haben es
geschafft!“, und dazu hat das Strandleben an der Buhne 16 nicht unwesentlich beigetragen.
Und heute? Die drei Behrens-Brüder, die als Rettungsschwimmer und Surfer ihre Strandkarriere
starteten, betrieben knapp 20 Jahre die Strandbewirtschaftung der Buhne 16. Das war im Wesentlichen
ein kleines Restaurant, das langsam immer mehr
Fans gewann. Mit Selbstgemachtem und frischem
Fisch. Längst steht heute die zweite Behrens-Generation hinter dem Tresen. Klickt man im Internet www.
buhne16.de an, schallt einem chillige Wavemusic entgegen, der Veranstaltungskalender verrät die Termine für Mittsommernachtspartys und Longboard-Festivals. Die Buhne 16 ist tot – es lebe die Buhne 16!
» Die Mittsommernachtsparty
auf Buhne 16 steigt am 21.6. ab 18
Uhr – auch wenn die Sonnenwende
erst um 19.16 MESZ ansteht. Neil
Hickethier & Friends sorgen live mit
Pop-Rock dafür, dass die kürzeste
Nacht des Jahres noch kürzer wird.
Di, 21.6., ab 18 Uhr, Eintritt frei.
Infos unter der Rubrik „Natur &
Tradition“ auf: www.kampen.de
» Das Strandbistro Buhne 16 lädt
nicht nur zur Mittsommer-Party ein:
Am 23.7. ab 18 Uhr präsentiert das
Haus-Label „Wavemusic“ live die
Homesick Astronauts. Und vom 6.
bis 9.9. finden hier das Longboardfestival und 11. Skippersmeeting
statt, mit Kino, Party u. m. Uhrzeiten, eine Historie der Bar und der
(Online-)Shop mit Strandmode und
Wein finden sich auf der Homepage.
Strandbistro Buhne 16, Listlandstr.
133 b, 25980 Kampen/Sylt, Tel.
04651/446827, www.buhne16.de
und www.buhtique.de
» Die Tour mit Dr. Ekkehard Klatt
führt zwar an der Buhne 16 vorbei,
doch geht es ihm um Geologie statt
Anatomie: Der Wissenschaftler
erläutert erdgeschichtliche Besonderheiten des Kliffs und der Insel.
Bis 22.6., ab 21.9. bis 26.10.2011:
mittwochs, 11 Uhr, 10 Euro, Anmeldung: Tel 04651/83 55 31, mehr
Infos unter www.kampen.de
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› STIL & LEBEN
Sonnabend / Sonntag, 4. / 5. Juni 2011
MARKENMACHER
FOTOS: FOTOLIA.COM, PRIVAT
Ganz groß
in Schale
Eine exklusive Delikatesse und „Marke des
Jahrhunderts“: die „Sylter Royal“, gezüchtet
von Dittmeyer’s Austern-Compagnie
Als mich mein Freund Brian
Bojsen 2006 anrief und fragte, ob
ich den Soundtrack zu einem
Surf-Film komponieren wolle, in
dem Sylter Surfer in die Welt ziehen, um die großen Wellen Südamerikas zu surfen, war mir nicht
klar, dass dieser Anruf meine musikalische Laufbahn langfristig
entscheidend prägen sollte.
Harte Schale, weicher Kern: Christoffer Bohlig, 33,
Betriebsleiter bei Dittmeyer’s Austern-Compagnie
Tanks mit Meerwasserzuleitung gesetzt. Ein bisschen Frost
könnten sie aushalten, aber die tonnenschweren Eisschollen wären ihr Tod. „Einmal kamen wir zu spät, da waren die
Tische zu einem einzigen Drahtknäuel zerdrückt.“ Sachte
schlägt Bohlig, tok-tok, die Schalen gegeneinander: Man erkennt am Klang, ob die Muschel geschlossen, also lebendig,
ist. In der Halle werden die Austern abgeklopft, nach Gewicht sortiert, verpackt und abgeholt. Sie reisen dann zum
Beispiel nach Hamburg, zu Hummer Pedersen, Lerch oder
Goedeken. 1,30 Euro kostet das Stück, wenn man direkt bei
Dittmeyer’s Austern-Compagnie kauft, eine Million „Sylter
Royal“ setzen sie pro Jahr ab, das sind 20 Prozent Marktanteil in Deutschland. Klingt wie eine Goldgrube, ist es aber
nicht, denn die Setzlinge werden immer teurer.
„Ein Optimist ist ein Mensch, der ein Dutzend Austern
bestellt in der Hoffnung, sie mit der Perle, die er darin findet,
bezahlen zu können“, schrieb Theodor Fontane. Wie ist das
bei der Sylter Royal? „Klar bildet sie eine Perle, wenn sie alt
genug wird und ein Sandkorn ins Fleisch gerät“, sagt Bohlig.
MEIN STYLE-TRIO
Was ist der perfekte
Abschluss eines
Strandspaziergangs?
Das sowohl dem
Auge als auch dem
internationalen Feinschmecker-Gaumen
genügende Sushi der
wunderbaren Sturmhaube in Kampen!
Besonders die Futomaki sind großartig.
Und an der Außenbar
lässt sich dabei wunderbar der Sonnenuntergang feiern.
Gaumen-Fest: Sushi-Menü,
Sturmhaube, Riperstig 1,
Kampen, ab 9,50 Euro
Wetterfest:
Freeze & Shine
Superspray (Paul
Mitchell), Amei
Prof. Hairstylist,
Ingewai 3 b, Tinnum, um 11 Euro
Standfest: Peeptoe „Decadent Skull“ von Philipp Plein,
gesehen bei Carpe Diem,
Braderuper Weg 2, Kampen,
um 790 Euro
Infos: www.judithhaarmann.de
Die Wochenvorschau
MONTAG
HOCH HINAUS: 128 Stufen –
Leuchtturmführung mit grandioser Aussicht und interessanten Geschichten rund um den Hörnumer
Riesen. Treffpunkt Leuchtturm
Hörnum, 9, 10, 11 und 12 Uhr.
Reservierung: Tel. 04651 /962 60.
KONZERT: Rolling Home – der
Sylter Shanty Chor nimmt Fans
von Seemannsliedern mit auf große
Fahrt. Kursaal Rantum, 19 Uhr.
Kontakt
» Dittmeyer’s Austern-Compag-
nie, Hafenstraße 10 – 12, 25992
List auf Sylt, Tel. 04651 / 87 08 60,
www.sylter-royal.de
» Bistro Austernmeyer, Hafenstraße 10 – 12, 25992 List auf Sylt,
12 – 21.30 Uhr, Reservierungen:
Tel. 04651 / 87 75 25
Inselkoller
Modedesignerin Judith Haarmann, 44, mag
es am Strand mit Peeptoes in der Hand, liebt
stürmisches Sushi und glänzende Haare
Und was trägt man am Fuß?
Einen der delikaten Schuhe von meinem Freund Halluk,
der auch jeder Metropole standhalten würde. Zum
Beispiel einen Peeptoe von Philipp Plein. Die machen sich
übrigens auch als Accessoire in der Hand sehr gut – denn
am Strand läuft man ja am besten barfuß.
„Unsere Austern sind aber nicht so perlmuttig und die Perlen eher mini.“ Er holt ein kleines Fläschchen mit winzigen
Körnern: Perlen, die er gefunden hat, nicht sehr beeindruckend. Die Sylter Royal ist eine Fleischauster, zum Genuss
bestimmt. Bohlig öffnet eine Muschel, indem er an der
schmaleren Bugseite ins Scharnier sticht, das Messer leicht
dreht – nicht hebeln, sonst bricht es ab – und dann mit einem Schnitt an der Seite entlang den Muskel durchtrennt.
Die Auster zuckt, wenn man sie berührt. Lebt sie noch?
„Nein, das sind nur Muskelreflexe.“ Und wie isst man eine
Auster richtig? „Bloß nicht schlürfen!“, sagt Bohlig und
grinst über die Typen, die 20 Sylter Royal auf ex wegschlabbern. „Die könnten sich auch zwei Gläser Meerwasser reinkippen, das würde genauso schmecken.“ Wäre aber günstiger. Bohlig rät: das Wasser abgießen, die Auster in den Mund
gleiten lassen – und gut kauen. Nach dem Salzwasser kommt
schnell der Austern-Geschmack durch. „Feinherb-nussig“,
sagen Gourmets. Christoffer Bohlig sagt: „Wie frische Salatgurke aus dem eigenen Garten.“ Er hat Recht.
Nach dem Abitur war ich von Sylt,
wo ich seit meiner Geburt gelebt
hatte, erst nach Hamburg und von
dort nach München gezogen. Ich
hatte meine Leidenschaft für Musik überallhin mitgenommen und fand mich 1998
nun bei der Plattenfirma
BMG Ariola, wo ich eine
Ausbildung zum Medienkaufmann absolvierte. Mein musikalisches
Talent wuchs mit meinen
kaufmännischen Fähigkeiten. Aber irgendetwas fehlte.
MISCHKES
INSELGEFLÜSTER
Natürlich das Beste
Es gibt kein schlechtes Wetter, nur unangemessene Kleidung.
Aber was macht man mit den Haaren bei Sturm?
Dann sorgt meine Freundin Amei mit ihren rettenden
Produkten für den charmanten Auftritt – trotz Wind und
Wetter. Am liebsten mag ich Freeze and Shine Superspray,
das riecht nicht nur frisch nach Melone, das hält auch
wirklich, sogar bei meinem langen Haar. Und glänzt.
Volle Netze, royale Kisten:
In „Poches“ liegen die Austern
im Watt, während des
Winters lagern sie in Tanks
und nach zwei Jahren werden
sie zum Verkauf verpackt
DIENSTAG
KUTSCHFAHRT: Mit 2 PS im
Planwagen – Peter Störtenbecker
lenkt seine zwei Friesenpferde durch
die Landschaft. Treffpunkt Hünengrab Denghoog, Wenningstedt, 14
und 15.30 Uhr.
VORTRAG: Vor Sylt gibt es Seehund-Wurfplätze und sogar eine
Kolonie Kegelrobben. Erlebniszentrum Naturgewalten List, 18.15 Uhr.
D
anke, Schöpfung! Danke, Bahn!
Für mich, da bin ich dann mal
Egoist, ist Sylt an sich echte Maßarbeit. Vier Gehminuten von meiner
Haustür entfernt steige ich in Altona in
den Direktzug, und wenn ich in Westerland den Bahnsteig betrete, ist direkt
dahinter sofort eine ganze Insel drumherum. Gebrauchsfertig, wie bestellt.
Fix und fertig, mit Wasser, Himmel,
Strand, Eis in der Waffel und dem ganzen restlichen Entspannungs-Zubehör.
Praktischer geht’s ja wohl nicht.
Okay, Gourmets liebenswerter Zwischenmenschlichkeiten kann Hamburgs Renommier-Kolonie hier und da
auch etwas anstrengend vorkommen.
Vor dem Supermarkt in Wenningstedt
fehlt nur noch ein goldbetresster Doorman, der einen diskret verscheucht,
wenn man weder im Smoking noch im
Abendkleid aufläuft, um zu Apothekenpreisen Cognac-Fläschchen oder Brotaufstrich aus weitgereisten Fischeiern
zu kaufen. Ich habe in Kampen-Nähe
Schoßhunde gesehen, die ins gleiche
Designer-Karo verpackt waren wie ihr
Frauchen mit Eppendorfer Stammbaum. Der Blick des Begleiters und Bezahlers hatte dagegen etwas Tragisches. Purer Dostojewski. Und in der
ästhetisch ohnehin schon anstrengenden Westerländer Fußgängerzone gibt
es eine als Café getarnte DüsseldorfExklave, da ist ganzjährig ProtzwearKarneval, mit reichlich Prosetscho und
Den entscheidenden Moment
mit oft zitiertem „aufgehendem
Licht“ – so komme ich auf o.g.
Anruf zurück – hatte ich in meinem Studio in Dublin, wo ich von
2007 bis 2009 lebte. Die wunderschönen Texte irischer Musiker
und ihre aufrichtige, leidenschaftliche Art zu musizieren
weckten in mir den Wunsch, etwas zu finden, das meinen Ausdruck als Künstler auf eine echte
und ehrliche Weise einzigartig
werden ließe. Und da wurde mir
klar, dass es wahrscheinlich wenige Musiker gibt, die im Ausland
einen Song über ihre Liebe zu
Sylt schreiben – so entstand „Von
Sylt in die Welt“ vor dem Hintergrund, dass der Song einmal Titelsong für einen Surf-Film würde.
Ich entschloss mich, den Song
selbst zu singen, und merkte, wie
er immer mehr auch zu meiner
eigenen Geschichte wurde.
Sylt ist meine Heimat. Ich bin
„nordish by nature“ und durch
und durch Friese. Wenn ich meine
Freunde dort sehe, wenn ich am
Strand bei gutem Wetter oder
Sturm spazieren gehe oder wenn
ich meine Familie stolz über die
Insel fahre, fühle ich den Wunsch,
hier irgendwann ein Tonstudio
mit Meeresblick zu haben, in dem
ich Songs aufnehme, während
Odin sich auf dem Meer austobt
und mir in heftigen Böen Inspiration in meine Adern weht.
Rüm Hart – Klaar Kimming!
ILLUSTRATION: JÖRG BLOCK
E
LARS BENDIX DÜYSEN, 35, aus
Westerland zog vor 13 Jahren nach
München. Mit seiner Band „Bendix“
landete er 2010 den Sommerhit der
Insel: „Von Sylt in die Welt“
TEXT: KIRSTEN RICK • FOTOS: THOMAS LEIDIG
uch hab ich ein paar Gummistiefel an den Strand
gelegt“, sagt Christoffer Bohlig, Betriebsleiter bei
Dittmeyer’s Austern-Compagnie. „Wir fahren schon
mal raus zu den Austernbänken. Ihr könnt dann nachkommen.“ Zu Fuß. Die erste Überraschung: Austernfischer fahren nicht mit dem Kutter, sondern mit dem Trecker. Etwa
900 Austerntische stehen mitten im Watt von Sylt, davor
Christoffer Bohlig, mit Wollmütze, Gummistiefeln bis Oberkante Oberschenkel, Jeans und dünnem T-Shirt, vom Regen
an seinen muskulösen Oberkörper geklebt.
Auf den Tischen liegen die Austern, in flachen, grobmaschigen Kunststoffsäcken, den „Poches“. Früher wurden sie
viel gerüttelt, damit die Austern nicht zusammenwachsen,
doch Bohlig achtet darauf, dass die zarten Vorwüchse nicht
abbrechen. Gezüchtet wird, wie in Europa üblich, die Pazifische Felsenauster, „die ist robust und wächst gut“. Die
Setzlinge kommen aus Irland. Doch wie wird die irische
Babyauster zur Sylter Royal? „Durch das Wasser hier.“ Das
ist in der Blidselbucht im Naturschutzgebiet Wattenmeer
erstklassig. Etwa zehn Liter filtriert eine Auster pro Stunde,
daraus holt sie sich ihre Nährstoffe, das prägt den Geschmack. Früher wuchsen hier wilde Austern, um 1870 zählte man zwischen Röm, Sylt, Amrum und Föhr 47 Bänke. Die
Fischer raspelten mit „Streicheisen“ über den Meeresboden, 1882 waren die Bestände leer gefischt.
Seit 1910 versuchte man immer wieder, Austern zu züchten und scheiterte – die eisigen Winter. Mitte der 80er-Jahre gründete Clemens Dittmeyer, Sohn des Orangensaftherstellers „Onkel Dittmeyer“, die Austern-Compagnie.
Bohlig heuerte hier nach abgebrochenem Biologiestudium
als Praktikant an – und blieb. „Ich wollte Marine-Aquakultur machen, und das ist die einzige, die es in Deutschland
gibt.“ Zwischendurch schob er noch ein Ingenieurstudium
ein, kam aber wieder. Der Lockruf der Auster.
Die Setzlinge wiegen 30 bis 40, die verkaufsreifen Austern nach zwei Sommern 70 bis 90 Gramm. Zum Winter
werden sie aus dem Watt geholt und in einer Halle in große
München
so. Aber egal, ich bin im Urlaub, ich will
da mal nicht so sein.
Die Plätzchen, wo das kleine große
Glück wohnt? Die behalt ich schön für
mich. Dafür sind Inseln da, dass man
sich kleine Ecken erobert und wie ein
übellauniger Pitbull verteidigt. Und wehe, einer schiebt bei meinem nächsten
Urlaub seinen Strandkorb über die Demarkationslinie zwischen MEINS und
SEINS. Ich sag also nur so viel: Manche
Restaurants direkt am Kliff servieren
nicht nur tollen Kuchen, sondern auch
solide Funklöcher, in denen selbst die
smartesten Telefone nur noch als Lesezeichen taugen. Und: Wer sich auf dem
Festland fragt, wie albern es ist, stundenlang verzückt aufs Meer zu starren,
fragt sich das nicht mehr, wenn er sich
vor Ort nicht davon losreißen kann.
MADE IN SYLT
Kolumne
» Hier schreiben im wöchentlichen
Wechsel Maike Schiller – zur
Zeit in Babypause und vertreten von
der Hamburger Autorin Simone
Buchholz – und Joachim Mischke.
Möwengeschrei, Brandung und St. Severiner
Glockengeläut, der
grandiose Bildband
„Sylt Sounds“ (120 S.)
des Sylter Fotografen
Hans Jessel wird von
3 CDs begleitet, eine
mit Inselgeräuschen,
die anderen mit lässiger Chillout-Musik.
Sylt Sounds,
Edel, Bildband mit
3 CDs,
um 40 Euro
6.–12. JUNI
MITTWOCH
SPAZIERGANG: Von „Bräuten,
Jungfern & Seemannswitwen“
erzählt Silke von Bremen beim
Rundgang durch Keitum. Treffpunkt
Heimatmuseum Keitum, 11 Uhr.
KONZERT: Musikgenuss auf
himmlischem Niveau mit Bach,
Brahms und Reger – Mittwochskonzert in St. Severin mit dem
Organisten Alexander Ivanov. St.
Severin Kirche Keitum, 20.15 Uhr.
DONNERSTAG
FREITAG
SONNABEND
SONNTAG
TOUR: In der Blidselbucht wachsen jährlich bis zu 3 Mio. Austern.
Auf einer dreistündigen Wanderung
zum Zuchtgebiet erfährt man viel
über Schalentiere. Erlebniszentrum
Naturgewalten, Hafen List, 13 Uhr.
KUNST: Die Installation „The Cataclysmic Raft-Out of Harms Way“
von Bo Christian Larsson erweitert
seine letztjährige Performance um
neue Elemente. Galerie kunst:raum
sylt quelle, Rantum, 11 – 18 Uhr.
JAZZ: Die HHer Band „Jazzbreeze“ lädt zum Frühschoppen.
Mitreißend swingender Jazz um 11
Uhr im Muasem Hüs in Morsum und
um 16 Uhr an der Strandpromenade
in Westerland (Musikmuschel).
AUSFLUG: Die Ausstellung der
Nolde Stiftung Seebüll zeigt über
130 Exponate aus dem Gesamtwerk Emil Noldes. Abfahrt 9.52 ab
Westerland Bahnhof. Tickets bis 16
Uhr des Vortages am SVG-Pavillon.
FÜHRUNG: Die Söl’ring Foriining
geht durch das Gelände der historischen Entenfanganlage. Treffpunkt
Kampener Vogelkoje, 16.30 Uhr.
MEUTEREI: „Entert das Schiff“,
heißt es für kleine Piraten (4–8 J.),
die mit der Gret Palucca in See stechen. Hafen List, 16.15 Uhr. Reservierung: Tel. 01805 / 12 33 44.
SPORT: Beach Polo World Cup
Sylt. Sechs Poloteams zeigen artistische Schläge und rasante Galoppaden. Oststrand, Hörnum, ab 13 Uhr.
LOUNGE: Kampen Grooves
meets Sturmhaube. Zwei StarDJs verwandeln die Terrasse in eine
mediterrane Chillout Aera. Sturmhaube, Kampen, ab 14 Uhr