Strandburgen.Quallenweitwurf. Wellenspiele. Brötchen mit Sand
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Strandburgen.Quallenweitwurf. Wellenspiele. Brötchen mit Sand
SONNABEND /SONNTAG, 4./5. JUNI 2011 22 2011 Unterwegs: Ausflug nach Föhr › Insel-Gespräch: Alt-Bürgermeister Ole von Beust › Titel-Thema: 50 Tipps von Sylt-Promis und -Profis Lokal-Termin: „Fährhaus“ › Kurz-Krimi: „Ein dicker Fisch“ › Gestern & Heute: Buhne 16 › Markenmacher: Dittmeyer’s Austern-Compagnie Kein Sommer ohne Sylt Strandburgen. Quallenweitwurf. Wellenspiele. Brötchen mit Sand. Kinderträume. Warum Bestsellerautorin DORA HELDT die perfekte Meeres-Idylle bis heute nur auf Sylt findet B ei Freunden gelte ich als Reisemuffel. Dieses Vorurteil kommt daher, dass ich mich weigere, meinen Sommerurlaub woanders als auf Sylt zu verbringen. Es ist nicht so, dass ich es nicht schon versucht hätte, aber an der Algarve, auf Fuerteventura oder auf Sizilien habe ich nie das gefunden, womit ich aufgewachsen bin: dieses perfekte Sommergefühl. Das habe ich nur auf Sylt. Wir verbrachten die Ferien immer bei meiner Großmutter: im Haus, in dem heute meine Eltern leben. Nach der Ankunft und noch vor dem Auspacken fuhren wir als allererstes in Richtung Ellenbogen. Es war dringend. Und es war wichtig. Es ging um die perfekte Stelle am Strand. Um den Ort, an dem wir den Großteil des Sommers verleben würden. Berücksichtigt wurde die Strandbreite, also die Entfernung zum Flutsaum, die Anzahl der Sandbänke bei Ebbe, die Entfernung vom Parkplatz, die Sandbeschaffenheit, die Form der Dünen. Wir haben selten länger als fünfzehn Minuten gebraucht, was wohl mehr an der Dichte dieser besten Stellen als an unserer Erfahrung lag. Die Stelle wurde sofort mit Strandgut markiert und danach wochenlang gegen Fremde verteidigt. Deshalb mussten wir auch immer morgens um zehn los. Damit wir die Ersten waren. Tag für Tag. Wir hatten durchaus etwas übrig für Geselligkeit, wir waren elf Kinder, zwölf Erwachsene und manchmal ein Hund. Neben meinen Eltern und Geschwistern trafen sich: der Rest der Sylter Familie, deren Feriengäste aus Hamburg und Dortmund sowie unsere Sylter Freunde. Alle fanden sich morgens etwa zeitgleich auf dem Parkplatz an der perfekten Stelle ein. Wir Kinder wurden mit den leichteren Taschen, Schwimmringen und Bademänteln behängt. Die Erwachsenen teilten die schweren Säcke mit Windschutzplanen, Stangen und Heringen unter sich auf, die Kühltaschen (pro Familie zwei plus eine für Getränke), die Badetaschen (deren Gewicht ich mir auch nach all den Jahren nicht erklären kann) und die Sachen, die kaputtgehen konnten (Sonnenbrillen, Fotoapparate und Super-8-Kamera). Dann zogen wir als Karawane über die Dünen. Eine endlose Schlange, in der das eine oder andere Kind sich schon mal vor lauter Erschöpfung im weichen Sand zur Seite kippen ließ. An der perfekten Stelle angelangt, blieben wir Kinder in angemessenem Abstand im Sand sitzen, während die Väter generalstabsmäßig die Stangen, Heringe, Seile und Windschutzplanen in Reihe brachten. Unterbrochen von Anweisungen wie: „Also, wenn du das weiter so blöde hältst, sind wir heute Abend noch nicht fertig!“, wurde ein Areal abgesteckt, in dem Unmengen von Decken, Handtüchern, Taschen und Strandspielzeug verteilt wurden. Schaufeln mussten wegen der Verletzungsgefahr draußen bleiben. Die Aufbauzeit reduzierte sich im Laufe des Sommers von 45 auf 20 Minuten, alles Übungssache. Und dann begann der Tag. Nie war es langweilig. Wir sammelten Steine, aus denen abends Männchen geklebt wurden, Muscheln, die wir für die Beschriftung der Strandburgen brauchten, Seesterne, die dann auf Kopfüber ins Vergnügen! Sylt, ein Paradies für kleine und große Kinder FOTO: LOOK/GETTY IMAGES den Fensterbänken trockneten und nicht besonders gut rochen. Die älteren Kinder schwammen bis zu den Sandbänken, wo wir auf Schollen traten. Zwischendurch wurden wir mit Sonnenmilch aus gelben Flaschen eingerieben, spuckten die Kerne von Wassermelonen in den Sand und wischten mit Handtüchern den Sand von Eiern und Brötchen. Burgenbauen war eine der Hauptbeschäftigungen. Neben den normalen Strandburgen der kleinen Kinder gab es auch architektonische Wunderwerke der Größeren, die aber nie richtig gewürdigt wurden. Ein typischer Dialog: „Mama, Petra hat meine Küchenwand eingetreten.“ – „Kind, geh doch außen rum.“ – „Nein! Das ist ein Wintergarten.“ Die Erwachsenen sammelten Strandgut und errichteten damit einen Holzverschlag, auf den meine Tante später gelbe Tintenfische und rote Fische malte. Als sie zwei Sonnenschirme aufstellte, sah es aus wie eine kubanische Strandbar, einige Urlauber wollten bei uns Getränke kaufen, sie bekamen sie umsonst. Wir hatten ja so viel dabei. Während mein Bruder aus Heringen und Seilen eine Hochsprunganlage baute, auf der er den Fosbury-Flop übte, die Dortmunder anfingen, einen neuen Rekord im Beachball aufzustellen, meine Cousine und ich in Jeans baden gingen (in der „Bravo“ hatte gestanden, dass sie dann besser sitzen), während meine Schwester von den Hamburgern eingegraben wurde („Nur bis zum Hals, hört ihr, sie soll noch Luft kriegen!“) und meine kleine Cousine alle Bademantelgürtel verknotete, lagen die Erwachsenen hinter dem Windschutz. Sie lasen Zeitungen, lachten, sonnten sich und hoben erst den Kopf, wenn ein Kind so heulte, als ob tatsächlich etwas passiert war. Es passierte aber nie etwas, wenn man von Sand in den Augen, versehentlichen Treffern beim Quallenweitwurf oder kleineren Handgemengen wegen eingetretener Küchenwände absah. Alle halbe Stunde wurde Essen verteilt, man wollte ja abends nichts Schweres zurückschleppen. Ab mittags tranken die Erwachsenen KornSauer, das war Korn mit Bitterlemon, die Stimmung wurde immer fröhlicher, trotzdem vernachlässigte niemand seine Aufsichtspflicht. Onkel Paul blieb nüchtern und erklärte sich bereit, auf die kleinen Kinder aufzupassen, die baden wollten. Er lief am Strand auf und ab und zählte die orangefarbenen Schwimmflügelpaare, die in den Wellen tanzten. Er war der einzige Nichtschwimmer. Ging aber immer gut. Wenn das Wetter schlecht war, sind wir in Regenjacken über die Wanderdüne marschiert, haben am Morsumer Kliff Mauersegler beobachtet, sind nacheinander die eingegrabenen Stufen am Roten Kliff in Kampen hinuntergeklettert und haben bei diversen Kinderfesten Preise abgeräumt (meine Schwester wurde tatsächlich Kurkönigin ihrer Altersklasse, ich nur Dritte beim Fischestechen). Aber egal wo wir waren: Sobald der Himmel aufriss, fuhren wir in einem affenartigen Tempo nach Hause, packten die Sachen und kamen alle zeitgleich vor der perfekten Stelle an. Unabgesprochen. Deshalb waren wir hier. Das war Sommer. In den letzten Jahren hat sich viel verändert. Es werden keine Strandburgen mehr gebaut. Die Insel ist jedes Jahr voller, die Restaurants werden teurer, die Hotels größer. Wir Kinder von damals brauchen keine Schwimmflügel mehr und meine Schwester wird seit Jahren nicht mehr eingegraben. Aber in jedem Urlaub geht es wieder los. Die Suche nach der perfekten Stelle. Und wir finden sie jedes Jahr wieder. In höchstens fünfzehn Minuten. Und dann ist Sommer. S. 6/7 – Inselglück 2011. Die 50 besten Tipps und Termine für magische Momente auf Sylt II › WOCHENENDE Sonnabend / Sonntag, 4. / 5. Juni 2011 Jürgen Gosch Ab nach Föhr KARTE: GRAFIKANSTALT Zielsichere Amazonen: erste Vorsitzende Karin Lauritzen (4. v. r.) inmitten des Corps Weiße Lanze 1 km Nordsee 8 9 Oldsum Dunsum Süderende Der 70-jährige Sylter„Fischpapst“ (Gosch) schläft lange, telefoniert länger und liest am längsten … Midlum Oevenum Utersum 2 Alkersum Mein perfekter Sonntag 4 Borgsum 7 Nieblum 1 3 Wyk auf Föhr 6 5+7 9 Uhr Nachdem ich eine Stunde länger schlafen konnte als gewöhnlich, muss ich jetzt aufstehen. Als allererstes geht es in die Badewanne. 9 AUSFLÜGE 10 Uhr Ein ausgiebiges Frühstück mit meiner lieben Frau Anna. Das machen wir schon seit 35 Jahren so. Dabei intensives Lesen der Wochenendausgaben und Sonntagszeitungen. Ein Ritual, auf das ich nicht verzichten möchte. TEXT: KIRSTEN RICK 12 Uhr Genug Buchstaben im Kopf. Jetzt heißt es, die Schönheiten der Trauminsel Sylt einmal selbst genießen. Dabei ist es ganz egal, ob bei einer Fahrt zur Südspitze nach Hörnum oder in den Norden nach List. Es gibt für mich eigentlich keinen Ort auf Sylt, den ich nicht irgendwie mag. 15 Uhr Mal nicht ans Geschäft denken, das kommt selten genug vor, aber ist dann wirklich Erholung. Inzwischen sind wir wieder zu Hause zum Kaffeetrinken und – ganz wichtig – verbringen dabei nach Möglichkeit viel gemeinsame Zeit mit unserer Tochter Anja und Schwiegersohn Florian (das ist er ja seit dem 21. Mai). Beide arbeiten jetzt auch bei mir in der Firma, die sie später einmal weiterführen sollen … 16 Uhr Mit Glück telefonisch unseren Sohn Björn in Australien erreichen und plaudern. Er hat ja ’ne Mücke gemacht und arbeitet dort als Meeresbiologe. Wenn alles klappt, haben wir in eineinhalb Jahren den ersten Doktor in der Firma. Er heißt Björn Jürgen Gosch und dann kann ich mir seine Visitenkarte ausleihen, damit die Leute mich Dr. Gosch nennen … 16.30 Uhr Zwar ist jetzt Sommerpause, aber zwischen all der vielen Arbeit ist das sonst mein schönster Pflichttermin der Woche: FußballBundesliga auf Sky, perfekt wenn der HSV gewinnt ... 19 Uhr Es wird ein ruhiger, ungestörter Abend, den ich entspannt beim Fernsehen zu Hause mit meiner Frau genieße. 21 Uhr In Gedanken die neue Woche vorbereiten. Denn leider habe ich mir so viel eingebrockt, dass ich mit meinem Beruf doch noch nicht aufhören kann. Außerdem bin ich noch fit und habe Lust dazu, also muss der liebe Gott entscheiden, wann ich aufhöre. So wie ich es vorhabe, werde ich es noch ein paar Jahre machen. Die Wiener Sängerknaben „Lieder zum Advent“ 24. November 2011 19.30 Uhr St. Michaelis Kirche Karten € 9,86 bis € 53,94 Karten gibt es in allen Hamburger Abendblatt-Ticketshops (zzgl. Bearbeitungsgebühr) Hamburger AbendblattTicket-Hotline 040/30 30 98 98 (zzgl. Versandkosten) Mo.–Fr. 8–19 Uhr, Sa. 8–13 Uhr In der „friesischen Karibik“ Die zweitgrößte deutsche Nordseeinsel liegt nur 15 Flugminuten von ihrer großen Schwester entfernt: Im Schutz von Sylt grünt, blüht und swingt Föhr, die „friesische Karibik“, auf ganz unverwechselbare Art. INSELLEBEN Herrinnen der Ringe „Die grüne Insel“ wird Föhr auch genannt, denn das flache Marschland im Nordosten beeindruckt mit üppigen Wiesen, die etwas höher gelegene Geestlandschaft im Süden mit abwechslungsreicher Vegetation. Mittendrin liegen die Zeitzeugen der Inselgeschichte: drei Kirchen aus dem 12. und 13. Jahrhundert, Grabsteine, die ganze Lebensgeschichten aus Walfängerzeiten erzählen, die Lembecksburg, ein Ringwall aus der Zeit der Völkerwanderung, Hügelgräber aus der Bronzezeit und fünf Windmühlen. Wyk auf Föhr, die einzige „Stadt“, ist seit 1819 Seebad, eines der ältesten in Deutschland. Direkt am Hafen beginnt der 15 Kilometer lange, feinsandige Strand. Auf den 82,82 Quadratkilometern Inselfläche verteilt sind elf Inseldörfer, eins romantischer als das andere, voller Friesenhäuser mit urigen Reetdächern, schmucker Vorgärten, gemütlicher Teestuben und geschickten Ringreitern. Die Insel ist nicht nur grün, sie hat auch Groove. Drei Big Bands gibt es, und das bei einer Einwohnerzahl von noch nicht mal 10 000 Inselbewohnern. Inspiration für Popmusik ist die „friesische Karibik“ ebenfalls, die Erfolgsband „Stanfour“ hat hier ihre Wiege und immer noch ein Studio. Seit 150 Jahren wird auf Sylt das Ringreiten in Vereinen praktiziert, das aus dem im Mittelalter ausgeübten „Ringstechen“ hervorging. Auf der Archsumer Festwiese wird am Sonntag die neue Ringreiter-Saison vom Amazonencorps Weiße Lanze eröffnet W TEXT: PAULA SCHÖNHEIM enn alljährlich in den Sommermonaten in Keitum, Archsum und Morsum der sogenannte Galgen errichtet wird, schlägt dort nicht etwa Verbrechern das letzte Stündlein. Das einzige, was am Galgen baumelt, ist ein winziger Messingring. Diesen aus dem Galopp mit einer Lanze aufzuspießen, ist die Aufgabe der Sylter Ringreiterinnen und Ringreiter. In den Dörfern des Sylter Ostens wird die alte Tradition des Ringreitens hochgehalten: Acht Vereine – fünf Männerclubs und drei Amazonenriegen – ermitteln Jahr für Jahr ihre Würdenträger. Am Sonntag, dem 5. Juni, eröffnet das Corps Weiße Lanze in Archsum die Saison. Rund 200 Männer und Frauen sind in den acht Vereinen aktiv, wobei der älteste bereits aus dem Jahre 1861 datiert. Neun Ringreiter-Turniere finden auf Sylt insgesamt statt. Zunächst ermitteln die acht Vereine ihre erfolgreichsten Reiter und Reiterinnen, den Abschluss bildet das Amtsringreiten aller Vereine. Den Auftakt der diesjährigen Ringreiter-Saison macht das 1985 gegründete Amazonencorps Weiße Lanze. Angeführt von ihrer ersten Vorsitzenden Karin Lauritzen und ihrem Pferd John-Boy reiten die Amazonen am Sonntag gegen 13 Uhr in den Wettkampf-Bereich der Archsumer Festwiese ein. „Die tolle Kameradschaft, der Spaß mit den anderen Reiterinnen, die Harmonie mit meinem Pferd und der Wettbewerb machen für mich den Reiz des Ringreitens aus“, so Karin Lauritzen, die sich auch für Sonntag ehrgeizige Ziele gesteckt hat. Die Königin-Würde, zumindest aber die Würde der Prinzessin will sie gemeinsam mit ihrem schwarz-weiß gescheckten Wallach erringen. Dass John-Boy ein ruhiges Gemüt hat und als Routinier weiß, wie viele Galoppsprünge er benötigt, spielt ihr in die Karten. Denn der Messingring, den es aus dem Galopp aufzuspießen gilt, ist winzig und verlangt ihre volle Aufmerksamkeit: Immerhin noch 24 mm im Durchmesser misst der Prinzenring, nur 19mm der Kronprinzenring und lediglich 13 mm der Königsring. Wem es gelingt, den Ring als erster zum dritten Mal aufzuspießen, erhält eine der begehrten Würden. Routine holen sich Pferd und Reiterin übrigens ausschließlich in den Wettkämpfen. Im Gegensatz zu den Ringreitern auf dem Festland ist das Trainieren unter Sylter Ringreitern verpönt, kann sogar zum Ausschluss aus dem Verein führen. Lautsprecherdurchsagen führen am Sonntag durch den Wettkampftag und weihen auch Gäste in die Besonderheiten und Geheimnisse dieser alten Sylter Tradition ein. Höhepunkt ist das Königsreiten, das gegen 17.30 Uhr beginnt. Auf der anschließenden Party findet auch die Siegerehrung statt. TIPPS & TERMINE 1 INSELHOPPING MIT „ANNA“ In 15 Minuten von Sylt nach Föhr, und das äußerst stilvoll: Der weltgrößte Doppeldecker Antonov II, genannt „Anna“, bietet vom 15. Mai bis 30. September bis zu vier Mal täglich eine Direktverbindung zwischen den Inseln. Nostalgisches Fluggefühl inklusive, denn „Anna“ (BJ 1960) ist ein echter Oldtimer. » Flugplatz Wyk/Föhr, Hanseflug, 70 Euro pro Person (55 Euro für Kinder), Tel. 0511/977 11 11, www.hanseflug.de 2 RINGREITEN Das Geschicklichkeitsreiten ist auf Föhr lebendige Tradition: Es gibt hier vier Ringreitervereine; die über 120 Reiter messen sich jedes Jahr in Wettkämpfen, bei denen sie im Galopp mit einer 1,40 Meter langen Lanze einen zwischen zwei Pfosten hängenden Ring aufspießen müssen. » Königsringreiten des Osterlandföhrer Ringreitvereins, 18.6., ab ca. 15.30 Uhr, Reiterplatz am Ortseingang Oevenum Service » Ringreiterturnier in Archsum, Amazonencorps Weiße Lanze, Veranstaltungsort: Festwiese in Archsum, So, 5. Juni 2011, Beginn: 13 Uhr, Eintritt: 2 Euro DER GRÜNE PUNKT Das Projekt „E-Mobilität auf Sylt“ bekommt dank 20 neuer Elektro-Fahrräder Rückenwind. Die „Sylt-E-Bikes“ können sowohl auf dem Westerländer Bahnhofsvorplatz am Pavillon der SVG als auch am Erlebniszentrum Naturgewalten in List entliehen werden – für 20 Euro pro Tag. KULTUR ERLEBEN 3 DR. CARL HÄBERLIN FRIESEN-MUSEUM Durch ein Tor aus den mächtigen Unterkieferknochen eines Blauwals betritt man das Gelände des ältesten Heimatmuseums Deutschlands, des 1908 eröffneten Friesen-Museums. Zu dem Freilicht-Ensemble gehören das älteste Haus der Insel, eine Bockwindmühle, eine Scheune aus dem 18. Jahrhundert und eine kulturgeschichtliche Sammlung im Haupthaus, deren Höhepunkt die Walfang- und Seefahrtsausstellung ist. » Rebbelstieg 34, 25938 Wyk auf Föhr, Tel. 04681/2571, Di–So 10–17 Uhr (im Juli und August auch montags geöffnet), www.friesen-museum.de 4 MUSEUM KUNST DER WESTKÜSTE Kunst, die sich mit den Themen Meer und Küste auseinandersetzt, wird hier gezeigt: ausgehend von der Sammlung des Museumsstifters Prof. h. c. Frederik Paulsen, die ein umfangreiches Motivpanorama von Bergen in Holland bis Bergen in Südnorwegen aus der Zeit zwischen 1830 und 1930 bietet, bis hin zu zeitgenössischen Positionen. Das Museum ist für die „European Museum of the Year Awards 2011“ nominiert. » Hauptstr. 1, 25938 Alkersum, Di–So 10–17 Uhr, Do 10–20 Uhr, www.mkdw.de 5 PIRATENTAGE Die kleinen Freibeuter entern die Insel und haben jede Menge Spaß: Im Piratenlager lernen sie Seemannsknoten, Seeräuberlieder und Schlachtrufe, hören Abenteuergeschichten und gehen als Schatzsucher auf „Große Fahrt“. » Piratentage, 2.–4.8., Piratenlager vor dem Musikpavillon, Sandwall 38, 25938 Wyk auf Föhr Der Weg ist das Ziel 6 BUCHPREMIERE „EIN STRANDKORB FÜR OMA“ Janne Mommsen präsentiert die Fortsetzung von „Oma ihr klein Häuschen“ und erklärt, warum sich in der friesischen Karibik alle Probleme auf ganz eigene Art lösen. » Buchpremiere am 28.6., Bu-bu der bunte Buchladen, Sandwall 20, 25939 Wyk auf Föhr, Tel. 04681/675, www.bu-bu.de Viel Kultur in der Natur – der Kampener Kunstpfad würdigt mit 22 Bronzetafeln jene großen Künstler, die den Ort prägten 7 JAZZ GOES FÖHR – EINE INSEL SWINGT Allein drei Big Bands gibt es auf der Insel, Keimzelle des Jazz ist hier die Kreismusikschule. Vom 27. bis 31. Juli swingt das ganze Eiland, beim „14. Jazz goes Föhr“-Festival tritt u. a. Nils Landgren auf. Während des Festivals findet jeden Abend ab 22.30 Uhr die „Jazz Night“ im Kulturtreff statt – „Big Sessions“, bei denen jeder mitspielen kann. » Jazz Night im Kulturtreff, 27.–31.7, 22.30–1 Uhr, Feldstr. 36, 25938 Wyk » Nils Landgren & Adrian Mears „Bone Massacre“, Jazul & 8 Posaunen, Sa, 30.7., 20 Uhr, Kurgartensaal, Sandwall 38, 25938 Wyk auf Föhr, www.jazz-goes-foehr.de Z TEXT: HAUKE JENSEN ahlreiche Künstler suchten und fanden auf Sylt Inspiration für ihre Werke und Kraft, ausgetretene Pfade zu verlassen. Ein Pfad ist nun ihnen gewidmet, und der soll gerne ausgiebig betreten werden: Seit 2008 entsteht der Kampener Kunstpfad und erinnert mit bislang 22 BronzegussTafeln an herausragende Menschen, die das Sylter Künstlerdorf Kampen mit geprägt haben. „Die Kunst ist kein Lückenbüßer, sie ist eine Lebens-Notwendigkeit.“ Dieses Zitat steht auf der ersten Gedenkstele, die im November 2008 vor dem Atelier Sprotte in Kampen enthüllt wurde. Sie erinnert an den 2004 verstorbenen Künstlerphilosophen Siegward Sprotte. Noch zu Lebzeiten hatte er verfügt, er wolle seinem Dorf, in dem er über vierzig Jahre lebte, arbeitete und wirkte, etwas zurückgeben. Diesen Wunsch setzten seine Frau und sein Sohn um und legten mit der Versteigerung zweier Sprotte-Werke den finanziellen Grundstock für ein ambitioniertes Kulturprojekt, das für jedermann jederzeit zugänglich sein sollte. Gemeinsam mit Kampens Tourismusdirektorin Birgit Friese und Gästeführer Falk Eitner initiierten und konzipierten Cosmea und Armin Sprotte den Kampener Kunstpfad. So wie das Entstehen eines Kunstwerks oder einer großen Idee ein lebendiger Prozess ist, mit Phasen des Innehaltens und des kreativen Schaffens, so ist Bronzene Erinnerung in den Dünen von Kampen an den Kunsthistoriker Fritz Wichert auch der Kampener Kunstpfad ein Werk, das als Prozess entsteht. „Wir möchten den Kunstpfad nach Möglichkeit kontinuierlich erweitern, wobei uns Sponsoren herzlich willkommen sind“, so Birgit Friese. Aktuell erinnern 22 Stelen an große Künstler, Schriftsteller, Verleger, Musiker und Philosophen, die in Kampen ein inspirierendes Zuhause auf Zeit oder ihre Wahlheimat fanden. Jeweils mit in Bronze gegossenen Zitaten und markanten Daten ihres Lebens, aufgestellt an beziehungsreichen Orten des Dorfes. Mit Tafeln, die „uns alle überdauern werden“, so Robert Morell, der die 1,30 Meter hohen Stelen aus Edelstahl fertigte und sich beim Entwurf des Tafelfußes von der traditionellen Niettechnik bei Schiffsplanken und alten Buhnen inspirieren ließ. Unterwegs auf dem Kunstpfad wandelt man auf den Spuren u.a. von Max Frisch, Thomas Mann oder auch von Emil Nolde, der in sein Tagebuch schrieb: „Wie ein Trunkener lief ich stundenlang den Strand entlang oder durch den flüssigen Sand der Dünen. Es war, als ob die freie Luft, der salzige Geschmack, die tosenden Wogen mich spornten und beglückten.“ Als Wegbegleiter empfiehlt sich das erst im Mai 2011 fertiggestellte Handbuch des Tourismus-Service Kampen mit Kurzbiografien der Künstler, Übersichtskarten und Wegbeschreibungen. Für die beiden vorgestellten Rundgänge sollte man sich jeweils anderthalb Stunden Zeit nehmen. Mehr Kultur und Natur im Einklang geht nicht. 8 ZIEGENHOF MATZEN 50 weiße deutsche Edelziegen leben in der Oevenumer Marsch auf dem Ziegenhof der Familie Matzen. Aus den 4 bis 6 Litern Milch, die jede Ziege pro Tag gibt, entstehen in der hauseigenen Käserei leckere Sorten. » Hofladen: Mo, Mi, Fr 14–16 Uhr, Führung „Da kann man nicht meckern“ Mo, 6.6., 14 Uhr, Hof Nr. 7, 25938 Oevenum, Tel. 04681/501190, www.foehrer-ziegenkaese.de 9 STELLY’S HÜÜS Museum, Töpferstube, Café: Auf roten Samtsofas kann man Tee in unzähligen Variationen und hausgemachten Kuchen genießen. » Haus 38, 25938 Oldsum, Tel. 04683/306 INFORMATIONEN: Föhr Tourismus GmbH, Postfach 1511, tgl. 8–21 Uhr, Tel. 04681/300, www.foehr.de Der Friesendom von 1240 in Nieblum auf Föhr FOTOS: ISTOCKPHOTO (2) Service » Das Buch „Kampener Kunst- pfad“ ist für 7,90 Euro erhältlich im Buchhaus „Voss“ in Westerland sowie beim Tourismus-Service Kampen, Hauptstr. 12, 25999 Kampen, Tel. 04651 / 469 80, [email protected], www.kampen.de III Sonnabend / Sonntag, 4. / 5. Juni 2011 › INSELGESPRÄCH Jens Meyer-Odewald trifft Ole von Beust Endlich ein freier Herr Vom Ersten Bürgermeister zum Unruheständler. Sylt-Fan Ole von Beust, 56, über Kampener Trubel, Freiheitsgefühle und warum man hinterher klüger ist Hamburger Sylt-Enklave: Ole von Beust in der „Sylter Milchbar“ am Großen Burstah as war das für ein Wirbel: Rücktritt vom Bürgermeisteramt aus freien Stücken. Mit bekannten Folgen: Kollaps der schwarz-grünen Regierungskoalition und Wahldesaster seiner CDU. Seitdem ist es ruhig geworden um Ole von Beust. Die bewusste Auszeit in den Medien indes scheint ihm nicht geschadet zu haben. Im Gegenteil: Der Mann sieht frischer aus als vor ein paar Monaten. Liegt nicht an „seinem“ Eiland Sylt, sagt er, sondern an der neuen Freiheit in seinem Leben. Ole von Beust wirkt unbekümmert, scherzt wie in besten Zeiten und geht keiner Frage aus dem Weg. Auch nicht, wenn es sich um seinen Freund dreht, mit dem er in Harvestehude zusammenlebt. „Immer zu!“, sagt von Beust einladend. Von seiner Kanzlei, die der Jurist gemeinsam mit zwei Partnern in einem schmucken Altbau an der Esplanade betreibt, kann er auf das betriebsame Gewusel der Colonnaden blicken. Im kleinen Fischgeschäft unten pflegt er bisweilen Mittag zu essen. Seelachs mit Kartoffelsalat oder Rollmops mit Salat für 5,50 Euro – das ist ganz nach dem Geschmack des preisbewussten Hanseaten. Neben der anwaltlichen Tätigkeit arbeitet von Beust zehn Tage im Monat für die Unternehmensberatung Roland Berger. Ohne Stoppuhr und öffentliche Kontrolle, wie früher im Rathaus. „Wie wär’s mit einem kleinen Häppchen und einem Kaffee?“, fragt der Bürgermeister a. D. während des Gesprächs. Die paar Meter vom Büro zur Sylter Milchbar am Großen Burstah werden mit dem Bus zurückgelegt. Passanten rufen „Hallo“ oder winken. Der Politiker im Ruhestand reagiert aufgeschlossen. Dann fällt sein Blick auf das Rathaus, neun Jahre lang hauptberufliche Wirkungsstätte. Nachfolger Olaf Scholz mache seinen Job solide, meint Ole von Beust. VON BEUST: Vor allem habe ich weniger Druck und Stress. Ich arbeite nach wie vor viel, gewiss 50 bis 60 Stunden in der Woche, aber in freier Zeiteinteilung. Das ist der entscheidende Pluspunkt. MAGAZIN: Leben Sie heute glücklicher als vor einem Jahr? VON BEUST: Es ist ja nun nicht so, dass mir das Bürgermeisteramt keine Freude gemacht hat. Im Gegenteil. Aber jetzt bin ich freier und kein öffentlicher Mensch mehr. Wenn ich die Mittagspause mal in Planten un Blomen verbringe und abends arbeite, fragt niemand: Was hat der denn da zu suchen? Man wird nicht dauernd bewertet und kann sein eigenes Leben führen. Das ist ein befreiendes Gefühl. MAGAZIN: Apropos Gefühl und mit Abstand betrachtet: War Ihr Rücktritt klug eingefädelt? VON BEUST: Damals schien es so, im Nachhinein weniger. Ich habe nicht vorhersehen können, dass die Koalition platzt und es für die CDU bei den Neuwahlen ein derart katastrophales Ergebnis gibt. Ich war nicht neun Jahre Bürgermeister und 17 Jahre Bürgerschaftsabgeordneter, um direkt anschließend eine absolute SPD-Mehrheit zu erleben. Aber wie gesagt: Damals schien alles gut organisiert zu sein. MAGAZIN: Viele in Ihrer Partei geben Ihnen Mitverantwortung am Desaster der CDU. VON BEUST: Hinterher ist man immer klüger. Alles war mit den entscheidenden Personen abgesprochen. MAGAZIN: Haben Sie noch Kontakt zu Ihrem Nachfolger Christoph Ahlhaus? VON BEUST: Wir treffen uns privat und regelmäßig. Wir sind befreundet, er ist ein feiner Kerl. MAGAZIN: Verfolgen Sie die Senatspolitik? Wie ist Ihre erste Einschätzung des Bürgermeisters Olaf Scholz? VON BEUST: Er persönlich macht seine Arbeit solide. Die Hamburger Politik verfolge ich nur am Rande. Trassenführung der Straßenbahn, Verlagerung einer Behörde nach Wilhelmsburg, Sparprogramme: Die Themen wiederholen sich. Ich war 30 Jahre im Geschäft. Das reicht. MAGAZIN: Herr von Beust, wann haben Sie zuletzt das Lied „Westerland“ von den Punkrockern „Die Ärzte“ gesungen – laut und inbrünstig? OLE VON BEUST: Vor zwei Wochen, als es im Autoradio gespielt wurde. Gut, dass keiner dabei war. MAGAZIN: Hegen Sie den Grünen gegenüber wegen des Koalitionsbruchs einen Rochus? VON BEUST: Sie sind ja selbst genug bestraft. In ihrer einstigen Hochburg haben sie gerade mal die Hälfte der Stimmen, die aktuell anderswo eingefahren werden. Die Art der Koalitionskündigung, so ganz ohne Abmahnung, hatte nach meinem Geschmack keinen Stil. Wenn man einen Vertrag hat, sollte man ihn auch halten. MAGAZIN: Auf dem Weg nach Sylt? Es heißt, dass Sie an der Nordseeküste lustvoll schmettern … VON BEUST: Nein, das war in Hamburg. Nach Sylt fahre ich meist mit der Bahn. Aber das mit dem Singen stimmt. Am liebsten im Winter, wenn der Wind hinter den Dünen pfeift und ich niemanden störe. MAGAZIN: Haben Sie die ehemaligen grünen Senatoren noch einmal getroffen? VON BEUST: Menschlich gibt es keinerlei Probleme. Eine der Ex-Senatorinnen habe ich jüngst in privater Runde getroffen, mit der anderen gehe ich demnächst im kleinen Kreise zum Essen. MAGAZIN: Geht’s im Sommer wieder auf die Insel oder zum Segeln ins Mittelmeer? VON BEUST: Ende Juli fahre ich zwei Wochen nach Sylt. Und im November vielleicht noch zehn Tage nach Südafrika, um Freunde in Kapstadt zu besuchen. Dann ist dort Frühling. MAGAZIN: Und was ist mit der Politik auf Sylt? VON BEUST: Wenn ich da bin, interessiere ich mich dafür. Dann lese ich die Zeitungen und Anzeigenblätter. MAGAZIN: Ist Ihre persönliche Rechnung denn aufgegangen: mehr Ruhe, mehr Freizeit, mehr Muße? MAGAZIN: Kehren Sie eines Tages in die Politik zurück? Oder ist das Thema für alle Zeit ad acta gelegt? VON BEUST: In der Landespolitik ja. Auf Bundesebene – ich weiß nicht … Aber derzeit stellt sich die Frage ganz einfach nicht. Ich bin sehr zufrieden. MAGAZIN: Vor Ihrer Rücktrittsentscheidung genossen Sie nicht nur in Hamburg einen überragenden Ruf – der hat gelitten. Bedauern Sie das? VON BEUST: Teilweise spüre ich es in der Tat. Grundsätzlich ist die direkte Ansprache der Menschen positiv. Ich höre aber, dass auch anders geredet wird. Aus meiner Sicht war es trotzdem richtig aufzuhören. Ganz egal, was die Leute sagen. MAGAZIN: Ist das wirklich immer ganz egal? Nicht jeder verstand, warum Sie Ihren Lebensgefährten ausgerechnet im Glitzerlicht einer Armani-Boutique in die Öffentlichkeit gebracht haben. VON BEUST: Das war reiner Zufall, nicht geplant und ohne jeden Hintergedanken. Die Leute haben immer Lust auf Tratsch und Klatsch. Hätte ich ihn zum HSV oder anderswohin mitgenommen, wäre genauso geschnattert worden. MAGAZIN: Hand aufs Herz: War es dennoch naiv? VON BEUST: Wie gesagt, es war null Komma null inszeniert. MAGAZIN: Natürlich ist das alles Ihre Privatsache. Den Partner verübelt Ihnen keiner, dessen Alter schon eher. VON BEUST: Mag sein, dass es manche Leute so sehen. Ich bin so erzogen: Mach’ dein Ding, wenn es anständig ist. Und kümmere dich nicht darum, was andere sagen. Für diese Maxime bin ich meinen Eltern dankbar. VON BEUST: Weil dort auch im Winter Leben ist. Zudem sind die Immobilienpreise in Westerland niedriger. Und ich komme zu Fuß vom Bahnhof zu meiner Wohnung. MAGAZIN: Früher hatten Sie eine Zweizimmerwohnung mit 41 Quadratmetern. Man hört, Sie haben sich verbessert. VON BEUST: Ja, aber das ist schon Jahre her. Zwei Zimmer sind es nach wie vor, jedoch mit 70 Quadratmetern. Leider habe ich keinen Balkon und auch keinen Meerblick. Das wäre zu teuer gewesen. Andererseits bin ich in zwei Minuten am Wasser. MAGAZIN: Machen Sie einen weiten Bogen um die Sansibar oder den Promitrubel in Kampen? VON BEUST: In der Sansibar bin ich ab und zu. Das ist ein gutes Lokal, und ich mag Herbert Seckler, den Chef. Nur in der Hauptsaison ist es mir zu trubelig. Auch Kampen mag ich ganz gerne, allerdings ist der gesellschaftliche Rummel nicht so mein Ding. Wenn ich junge Leute 500-Euro-Scheine zücken oder sündhaft teure Autos im Kreis fahren sehe, ist das nicht meine Welt. MAGAZIN: Können Sie sich vorstellen, eines Tages ganz auf Sylt zu leben? VON BEUST: Wer weiß, was kommt, aber im Moment nicht. Ich möchte immer einen Anlegepunkt in Hamburg haben. Reizvoll ist der Wechsel. MAGAZIN: Teilt Ihr Lebensgefährte das Faible für Sylt? VON BEUST: Nein, meist bin ich alleine dort. Ich bin sehr zufrieden so. MAGAZIN: Immerhin sind Sie der Insel von Kindheit an verbunden … VON BEUST: Ich habe tatsächlich herrliche Erinnerungen. Schon als Kind war ich mehrfach mit Jugendgruppen im Freizeitheim Puan Klent zwischen Hörnum und Rantum. Damals lernte ich Sylt lieben – auch wenn ich anfangs immer Heimweh hatte. Und am Schluss wollte ich nicht mehr zurück. Das Baden in der Nordsee, die Wellen und das Toben in den Dünen haben früher schon Glücksgefühle ausgelöst. Außerdem konnten wir in den 60er-Jahren zwischen den alten Bunkern spielen. Das war zwar verboten, aber spannend. MAGAZIN: Und was fasziniert Sie heute am meisten? VON BEUST: Die einmalige Landschaft. Die schnell wechselnde Natur: mal Sonne, dann Regen; das Licht ist immer anders. Wie gesagt, fahre ich meist mit dem Zug. Sobald ich den Hindenburgdamm passiert habe, beginnt eine neue Welt für mich. Es ist dieses famose Gefühl der Freiheit. MAGAZIN: Wohl jenem, der es genießen kann. Was macht für Sie den Unterschied zwischen Sylt und anderen Ferienregionen wie Föhr, Amrum oder St. Peter-Ording? VON BEUST: Amrum ist mit Brandung, Dünen, Meer und der Landschaft noch am ähnlichsten. Für Sylt spricht die praktische Anreise. Mit der Bahn kommt man schnell hin und zurück, ohne auf Seegang und Schiffe angewiesen zu sein. Außerdem ist das Angebot in Westerland hervorragend: Restaurants, Geschäfte, ein Kino und so weiter. Es ist ja nicht immer Sommer. MAGAZIN: Dass Ihnen Schickimicki und Schampus und Krebsschwänze nichts bedeuten, ist bekannt. Aber warum ziehen Sie das wuselige Westerland der Idylle von Hörnum vor? 1DSDSLMUL 6WRUH +DPEXUJ $OVWHUWDO (LQNDXIV]HQWUXP 7HO W FOTO: THOMAS LEIDIG Kurz-Biografie » Carl-Friedrich Arp Frei- herr von Beust (* 13.4.1955) ließ erst als Student den Vornamen Ole standesamtlich eintragen. Einst hatte ihn seine Großmutter auf Platt liebevoll „ole Popp“ („alte Puppe“) genannt. Seine politische Laufbahn begann er 16-jährig in der Jungen Union. 1978 zog er für die CDU in die Bürgerschaft ein, wo er 2001 zum Ersten Bürgermeister gewählt wurde. 2004 und 2008 jeweils wiedergewählt, trat er am 25. August 2010 zurück. Der Jurist wohnt in einer Altbauwohnung in Harvestehude, liest und kocht gerne, freut sich über HSV-Siege und kurvt mit einem gebrauchten VW Phaeton durch Hamburg – falls er nicht Bus fährt. ANZEIGE Hamburger Abendblatt l Kunden Extra 4. Juni 2011 Perfekter Rollen Vom deutschen Klebebandhersteller zum internationalen Technologiekonzern: Tesa feiert in diesem Jahr seinen 75. Geburtstag. Der Markenname haftet noch immer als Synonym für den Klebefilm im Bewusstsein der Deutschen. Kaum einer ahnt jedoch, welch weltweit wirkende Bindungskräfte Tesa für die High-Tech von heute entwickelt hat. Hugo Kirchberg 1996 vor einem historischen Plakat. Mister Tesa Deutschland im Jahr 1933: Die Arbeitslosenquote beträgt 26,5 Prozent. Hugo Kirchberg aus Eisenach, 25 Jahre alt, Angestellter einer Firma für Bürobedarf, steckt voller Tatendrang. „Fast 500 Bewerbungen habe ich in alle Welt geschickt“, wird er später sagen. 1934 landet auch ein Brief bei der P. Beiersdorf & Co. AG, die zu dieser Zeit den Verkauf ihrer Marken Nivea, Labello und Hansaplast forciert. Seine Vision der „unbegrenzten Möglichkeiten der Selbstklebe-Technologie“ möchte er im persönlichen Gespräch erläutern. Die Antwort ist wenig ermutigend: „Wir sind zwar nicht der Ansicht, dass Ihr Vorschlag für uns von Bedeutung sein kann, trotzdem hätten wir uns gern mit Ihnen unterhalten“, heißt es. Der forsche Thüringer präsentiert in Hamburg sein Konzept und bekommt die Chance, den Vertrieb für technische Klebebänder zu organisieren – auf Probe und für 250 Reichsmark im Monat. Ihm ist sofort klar, dass er die Geschäftsabläufe komplett umkrempeln muss. Es gibt keine Vorräte, Fertigung und Lieferung erfolgen nur auf Bestellung − und zwar zu Quadratmeterpreisen, die mit den Kunden ausgehandelt werden. Kirchberg erstellt Patentzeichnung für den Abroller aus dem Jahr 1935. ein übersichtliches Preisblatt. Zehn Monate nach seinem Amtsantritt bringt das Unternehmen „Beiersdorfs-KautschukKlebefilm“ auf den Markt. Schnell bemerkt Kirchberg, dass dieses Folien-Klebeband kaum verkäuflich ist, wenn man nicht auch eine kombinierte Abroll-Abtrenn-Vorrichtung mit anbietet. Kurzerhand zeichnet er einen Behälter, der heute in modifizierter Form auf beinahe jedem Schreibtisch steht. Dann geht es Schlag auf Schlag: Kirchberg sucht nach einem einprägsamen Namen und findet diesen bei der Rechtsabteilung unter den auf Vorrat geschützten Bezeichnungen: Tesa, das 1936 als Marke für SelbstklebeProdukte eingeführt wird. Der TesaKlebefilm, 1941 in Tesafilm umbenannt, avanciert in Haushalt und Büro zum „Evergreen“. Schon 1939 verkauft Tesa mehr technische Klebebänder als die gesamte deutsche Konkurrenz. Der Zweite Weltkrieg sorgt für eine Zäsur: Kirchberg wird einberufen und kehrt erst 1946 zurück. Die Währungsreform 1948 und Kirchbergs Talent für schnelle und teilweise unkonventionelle Entscheidungen bringen das Geschäft rasch wieder voran. Als der Leiter der Hauptabteilung Tesa 1973 in den Ruhestand geht, werden in drei deutschen Werken und in diversen ausländischen Produktionsstätten mehr als 600 verschiedene Tesa-Klebebänder hergestellt. Hugo Kirchberg stirbt 1999 im Alter von 90 Jahren. vdg esa zählt zu den wenigen Markennamen, die derart in die Alltagssprache Eingang gefunden haben, dass sie zur Bezeichnung eines Produkts jenseits der Marke geworden sind. Tesa steht selbstverständlich auch im Duden. Die Bekanntheit in Deutschland beträgt 98 Prozent. Die nationalen Grenzen sind längst überschritten: In fast 60 Ländern wird der Tesafilm heute vertrieben. Und er ist inzwischen so etwas wie der Urahn einer weitverzweigten Familie, deren Mitglieder, stets auf der Höhe ihrer Zeit, immer wieder neue Betätigungsfelder finden. Für mehr als 7000 Produkte steht das Unternehmen. Die meisten davon bieten innovative Klebelösungen für moderne Industrien. Die Geschichte von Tesa ist wahrhaft filmreif – sie hat auch einen Prolog, der vor mehr als hundert Jahren begann. 1890 übernahm Oscar Troplowitz das Labor des Apothekers und Unternehmensgründers Paul C. Beiersdorf. Zu dessen Sortiment gehörte ein missglücktes Wundpflaster, das zwar hervorragend klebte, aber die Haut reizte. Troplowitz machte aus der Not eine Tugend: Aus dem alten Produkt wurde 1896 das „Cito-Sportheftpflaster“, das erste technische Klebeband zum Flicken von Fahrradschläuchen. 1906 wurde dann im Rahmen eines Wettbewerbs der Name Tesa erdacht. Die Beiersdorf-Sekretärin Elsa Tesmer hatte ihn aus den Silben ihres Vor- und Nachnamens gebildet. Verwendet wurde der Begriff zunächst nur vorübergehend für andere technische Produkte aus dem Hause Beiersdorf wie zum Beispiel die Tesa-Tube mit Drehmechanismus, die sich aber nicht durchsetzen konnte. 1935 kam „Beiersdorfs-KautschukKlebefilm“ auf den Markt – ein Produkt aus Zellglas. Zwölf Monate später folgte die Umbenennung in Tesa-Klebefilm. Hugo Kirchberg (siehe nebenstehendes Porträt), der sofort das Potenzial des neuen Produkts erkannt hat, sorgte dafür, dass sich der Klebefilm rasch am Markt durchsetzte. Dazu gehörte, dass er einen einprägsamen, griffigen Namen erhielt. Den entdeckte Kirchberg in der Rechtsabteilung im Archiv geschützter Bezeichnungen: Tesa. Seit seiner Erfindung wurde der Tesafilm konsequent weiterentwickelt und verbessert. Nicht zuletzt ökologische Aspekte spielen hierbei eine Rolle. Derzeit umfasst das internationale TesafilmSortiment etwa 200 Artikel. 50 Milliarden Meter wurden seit der Produkterfindung verkauft. Damit ließe sich die Erde am Äquator ungefähr 1250-mal umwickeln. Der Name Tesa steht aber längst für viel mehr als den altbewährten Klebefilm, der vorzugsweise im Haus und im Büro verwendet wird. Tesa bezeichnet heute ein Unternehmen, das unterschiedliche Klebeanwendungen für Endverbraucher, Gewerbe und Industriekunden offeriert. Der Konzern beschäftigt dafür weltweit, zum Teil in Tochterunternehmen, 3700 Mitarbeiter, 1750 davon in Deutschland. Es gibt neun Produktionsstandorte, unter anderem in China und Indien. Tesa meldet Jahr für Jahr im Schnitt 70 Patente an, die Innovationsrate beträgt 50 Prozent. T 1896 Spezialklebebänder für die Druckindustrie werden in der neuen EasySplice-Anlage in Hamburg gefertigt. Das kleine Foto zeigt die Tesa-Produktion in den 50er-Jahren. Einer der wichtigen Märkte ist heute die Automobilindustrie, für die Tesa mehr als 50 maßgeschneiderte Produkte herstellt, zum Beispiel doppelseitige Acrylat-Klebebänder, die eine sichere Permanentverklebung auch schwerer Teile im Außenbereich ermöglichen. Einige Tesa-Klebelösungen fürs Auto müssen Temperaturen von minus 40 Grad bis plus 150 Grad aushalten können. In einem Auto verlaufen zwischen Medizinfilme, die auf der Zunge zergehen zwei und fünf Kilometer Kabel. Für deren Bündelung werden täglich geschätzte 800.000 Quadratmeter Klebebänder verarbeitet. In diesem Bereich ist Tesa Weltmarktführer. Ebenso mit dem EasySplicing-System für die Druckindustrie, das einen unkomplizierten Wechsel der riesigen Papierrollen im hohen Tempo des laufenden Druckbetriebs durch ansatzlose Verklebung ermöglicht. Ein weiterer wachsender Markt ist die Lifestyle-Elektronik. Klebebänder und Klebefolien finden sich in Handhelds, Notebooks, Netbooks und in Displays. Und auch an Zukunftstechnologien wie der Nutzung von Solar- und Windkraft hat sich das Unternehmen schon früh beteiligt, indem es – auch das ist bis heute Firmenpolitik – in enger Zusammenarbeit mit den Betreibern Lösungen für deren spezifische Bedürfnisse entwickelte. Neuester Coup sind Produkte für die Pharmaindustrie. Im kommenden Jahr stellt Tesa arzneimittelhaltige, gut verträgliche Pflaster her. Auf die Haut geklebt, geben sie ihre Wirkstoffe lokal oder bis in die Blutbahn ab. Die Pflaster helfen Patienten, die durch altersbedingte Krankheiten wie Alzheimer oder Parkinson nicht mehr in der Lage sind, selbstständig für die regelmäßige Einnahme ihrer Arzneien zu sorgen. Ein weiteres Produkt für den Gesundheitsbereich ist der Medizinfilm, der auf der Zunge zergeht und den Wirkstoff innerhalb kurzer Zeit freisetzt – eine Erleichterung für Kranke, die Schwierigkeiten beim Schlucken von Tabletten haben. So wird im 21. Jahrhundert der Traum der Firmengründer Beiersdorf und Troplowitz aus dem 19. Jahrhundert doch noch wahr: ein gut verträgliches Pflaster mit großer heilender Wirkung. wend Tesa hören – DVD gewinnen esa kann vieles – aber dass Klebestreifen und Equipment auch musikalisch up to date sind und den Soundtrack zum 75. Geburtstag liefern, ist doch überraschend. „Rock the Roll“ lautet der Titel eines kleinen Albums mit CD und hinreißendem Musik-Video, das Studenten der Kunstschule Wandsbek unter Leitung ihres Dozenten Stefan Kerp gemeinsam mit dem Musiker Thomas Burhorn produziert haben. Der Hamburger Jazzer hat dafür zunächst die Klangvielfalt T Logo ab 1936 vieler verschiedener Bänder erprobt und den Klang des Klebens entdeckt. Straff gespannte Streifen werden gezupft, gerissen und gerupft, Abroller als Blasinstrumente eingesetzt, und für die Percussion wird so ziemlich alles genutzt, was klingt. Das Ergebnis ist „Tesa zum Hören“, ein tanzbarer Mix. Der Videoclip des Studenten-Teams ist online anzuschauen. Die ersten 50 Besucher, die sich auf der Seite registrieren, bekommen eine DVD zugeschickt. www.tesa.de/roll 1906 1936 Umweltbewusst handeln N achfolgenden Generationen eine intakte Umwelt zu hinterlassen, ist eines der erklärten Unternehmensziele von Tesa. Die ökologische Verantwortung beginnt mit Selbstverpflichtungen. Der Tesa-Konzern ist seit 2006 Mitglied des UN Global Compact und richtet sein Handeln an dessen Sozial- und Umweltprinzipien aus. Alle Tesa-Produktionsstandorte sind nach verbindlichen Umweltnormen zertifiziert. Fester Bestandteil des Umweltmanagements sind ständige Kontrollen und das Bemühen, den Energieverbrauch und die Entstehung von Abfällen sowie die Emission von CO2 und VOC (flüchtige organische Verbindungen) zu verringern. Außerdem werden eigene Produktionstechnologien entwickelt, um eine lösungsmittelfreie Fertigung zu ermöglichen. Auch im Sortiment treibt Tesa sein Engagement voran: So bietet das Unternehmen etwa mit ecoLogo eine komplette Produktpalette aus Recyclingmaterial. Im Jubiläumsjahr engagiert sich Tesa mit einer Patenschaft für das Biosphärenreservat Elbtalaue. In einer langfristig ange- Logo ab 1941 1946 legten Kooperation werden mit finanzieller Unterstützung von Tesa auf dem über 100 Hektar großen Strachauer Werder in Niedersachsen mehrere Tausend Eichen gepflanzt. Tesa setzt sich mit der Teilnahme an diesem Renaturierungsprojekt dafür ein, dass die Umwelt- und Lebensqualität in der Metropolregion Hamburg verbessert wird. Tesa-Mitarbeiter können sich an der Pflanzung aktiv beteiligen. Das Projekt startet in diesem Herbst. wend Zertifizierter Rohstoff: Über eine Tülle fließt Kautschuk vom Baum in einen Zapfbecher. 1972 Logo ab 1961 1896 1936 1946 1972 Empfohlen zum Flicken von Fahrradreifen, erobert das CitoSportheftpflaster (Foto unten) als erstes technisches Klebeband von Beiersdorf den Markt. 1906 folgt das Lassoband, mit dem Süßwarenhersteller Bonbondosen verschließen. Auf den 17. Februar fällt die Geburtsstunde des Tesa-Klebefilms (Foto rechts). Im gleichen Jahr entstehen der Abroller mit dem Tesa-Schriftzug sowie Tesakrepp für Maler- und Lackierarbeiten. Ostern kehrt „Mr. Tesa“ Hugo Kirchberg aus amerikanischer Kriegsgefangenschaft nach Hause und ins Unternehmen zurück. Das Tesa-Geschäft verzeichnet zum zweiten Mal eine „Stunde null“. Mit der Währungsreform 1948 geht der Umsatz steil nach oben. Tischabroller ziehen in die Büros ein. „Kati“ (Foto links) kennt die Vorteile von Tesa: Mehr als drei Jahre gibt das selbstbewusste Mädchen seinem „Vati“ Heimwerker-Tipps und prägt damit das deutsche Werbefernsehen. 1941 1954 1973 Aus dem Namen Tesa-Klebefilm wird die prägnante Kurzform Tesafilm abgeleitet. Tesa entwickelt sich zur Dachmarke für alle selbstklebenden Produkte der Unternehmensgruppe. Bis heute ein Erfolgsschlager: Tesamoll zum Abdichten von Fenstern und Türen wird entwickelt und kommt ein Jahr später auf den Markt. Nach 39 Jahren im Dienst geht Hugo Kirchberg, Leiter der Hauptabteilung Tesa, in den Ruhestand. Tesa stellt etwa 600 verschiedene Produkte her. 1906 Elsa Tesmer (Foto oben), von 1903 bis 1908 Kontoristin und Leiterin der Beiersdorf Schreibstube, kreiert bei einem Ideenwettbewerb den Namen „Tesa“, gebildet aus den Silben ihres Vor- und Nachnamens. ANZEIGE 4. Juni 2011 Hamburger Abendblatt l Kunden Extra wechsel „Unsere Führungskräfte bilden wir selbst aus“ Ein Gespräch mit Tesa-Personalchef Thomas Fuchs ABENDBLATT: Welchen Stellenwert haben die Mitarbeiter bei Tesa? THOMAS FUCHS: Ganz einfach gesagt: Ohne Menschen geht gar nichts. Allein die Mitarbeiter bestimmen die Leistungsfähigkeit eines Unternehmens. ABENDBLATT: Wie hoch ist deren Identifikation mit Tesa? FUCHS: Sehr hoch. Eine kürzlich intern durchgeführte Umfrage zur Zufriedenheit im Job erreichte einen Wert oberhalb von 90 Prozent. Ein anderer Indikator ist die Betriebszugehörigkeit. In unserem IT-Bereich haben wir gerade ein 45. Jubiläum gefeiert. 40 Jahre im Unternehmen sind keine Seltenheit. Auch unser Vorstandsvorsitzender Thomas Schlegel ist seit 27 Jahren dabei. Die Fluktuation dagegen ist kaum messbar. In Deutschland liegt sie unter zwei Prozent. ABENDBLATT: Worauf führen Sie das zurück? FUCHS: Das ist eine Frage der Unternehmenskultur, der Art und Weise, wie die Menschen hier zusammenarbeiten. Und das wiederum hat wesentlich mit den Anforderungen an unsere Führungskräfte zu tun. Wir bilden sie quasi selbst aus, begleiten sie also über die Jahre in ihrer Entwicklung und vermitteln in diesem Prozess unsere Werte. ABENDBLATT: Welche sind das? FUCHS: Wir haben sie in sechs Prinzipien für Führungskräfte zusammengefasst. Wichtig sind beispielsweise der respektvolle Umgang miteinander, eine in beide Richtungen funktionierende Kommunikation, Transparenz der Entscheidungen, Eigenverantwortung, ein motivierender Führungsstil. Vorgesetzte sollten das vorleben, was sie von anderen verlangen. Und jeder Mitarbeiter hat die Möglichkeit, die Einhaltung dieser Regeln einzufordern. Wichtig finde ich aber auch, dass Tesa als Arbeitgeber Wert darauf legt, dass Beruf und Familie miteinander vereinbar sind. Wo immer organisatorisch möglich, unterstützen wir die Teilzeitarbeit. ABENDBLATT: Wie sieht die Nachwuchsförderung bei Tesa aus? FUCHS: Viele zukünftige Mitarbeiter lernen wir während ihres Studiums kennen und bieten ihnen möglichst zwei Praktika bei uns an. Daraus ergibt sich manchmal sogar eine Diplomarbeit. Wenn dann Profil In die Menschen investieren G lobal handeln, regional Verantwortung übernehmen: Tesa ist ein internationales Unternehmen, das sich vor Ort gesellschaftlich engagiert. Dabei wird eine einheitliche Strategie mit regionalen Projekten, Stipendien und Patenschaften zum Schutz beziehungsweise zur Förderung von Kindern und Jugendlichen verfolgt. Zurzeit ist Tesa weltweit an 43 sozialen Projekten beteiligt, vornehmlich an solchen, die Zukunftschancen von jungen Menschen verbessern sollen. So wird zum Beispiel durch Tesa-Hilfe ebenso ehemaligen „Steinbruchkindern“ im indischen Yeleswaram der Schulbesuch ermöglicht wie Kindern chinesischer Wanderarbeiterfamilien in der Suzhou Sunshine School. Wichtiger Baustein ist die freiwillige Hilfe von Tesa-Mitarbeitern, die persönlich Verantwortung übernehmen. In Deutschland beteiligt sich Tesa an dem LeselernhelferProjekt von „Mentor e. V.“. Mitarbeiter investieren einmal pro Woche eine Stunde ihrer Freizeit, um Kinder beim Lesen zu unterstützen. Und im Rahmen der Initiative 1974 Logo ab 1977 „Das macht Schule“ helfen „Tesaner“ bei der Renovierung von Klassenräumen. Zum bewährten Engagement zählt auch der Wettbewerb „Tesalino und Tesalina“ (Foto), den das Unternehmen seit 1999 gemeinsam mit der „Stiftung Lesen“ durchführt und an dem mehr als 400.000 Kinder teilgenommen haben. Eine gute Investition in die Zukunft, weiß Tesa-Personalchef Thomas Fuchs: „Deutschlands ‘Rohstoff’ sind die Menschen und ihre Kreativität.“ wend 1982 Logo ab 1990 1998 starken Streifen. Vom Sommer 2011 an wird er auch in der wasserfesten Variante erhältlich sein. Die Haltekraft beträgt stolze zwei Kilogramm. Mit den Powerstrips hängt Tesa sogar die Natur weit ab: Waldameisen können das 40-Fache ihres Körpergewichts schleppen, der rund ein Gramm leichte Strip lässt auch bei 2000-mal so schweren Lasten nicht mehr locker. Das kleine „Klebewunder“ besteht im Wesentlichen aus einem sogenannten 2001 Die AntiKratzerFolien fürs Auto schützen diskret, aber wirksam vor Lackschäden. 2008 Seit 23 Jahren bei Tesa: Personalchef Thomas Fuchs Foto: Bodig und Vorstellungen der Hochschulabsolventen gut mit unseren Vorstellungen zusammenpassen, würden wir ihm oder ihr einen Job als Young Professional anbieten. ABENDBLATT: Was heißt das? FUCHS: Für 18 bis 24 Monate arbeiten die jungen Leute in einem Projekt. Danach gehen sie ins Ausland, um dort eine feste Aufgabe zu übernehmen. Das könnte die Chance eröffnen, sich über Jahre im Unternehmen zu entwickeln. ABENDBLATT: Welche Hochschulabsolventen sind für Tesa interessant? FUCHS: Sowohl die aus den Ingenieurswissenschaften als auch Betriebswirte. Sehr gute Erfahrungen haben wir mit Wirtschaftsingenieuren gemacht. Wir arbeiten mit fünf, sechs Hochschulen zusammen, unter anderem mit dem NIT in Harburg. ABENDBLATT: Was sollten Bewerber bei Tesa mitbringen? Womit können Bewerber bei Ihnen Pluspunkte sammeln? FUCHS: Sie sollten wissen, was sie wollen und in welchem Bereich sie sich ihre Zukunft vorstellen. Gut ist es, wenn die jungen Menschen während der Schulzeit oder im Studium Auslandserfahrungen gesammelt haben – damit signalisieren sie, offen für neue Horizonte zu sein. Gut ist auch soziales Engagement, weil es auf eigenverantwortliches Verhalten schließen lässt. ABENDBLATT: Wie hätten Sie denn als Personalchef die Initiativbewerbung bewertet, mit der „Mr. Tesa“ Hugo Kirchberg 1934 ins Unternehmen eintrat? FUCHS: Ich weiß nicht, was ich damit gemacht hätte. Das alles Entscheidende ist wohl gewesen, dass er der richtige Mann zum richtigen Zeitpunkt war – und das auch vermitteln konnte. wend Styrolblockcopolymer-Harzgemisch. Hinter diesem Zungenbrecher verbirgt sich das Geheimnis der „Mini-Muskelprotze“: Styrolblockcopolymere enthalten weiche, elastische und harte, starre Anteile in einem Molekül. Einmal fixiert, klebt der flexible Strip auf der gesamten Länge, unter Zugbelastung dagegen ändert sich seine Eigenschaft: Der Strip wird steif, verliert an Haftkraft und kann abgezogen werden. Nahezu unsichtbar und dennoch hart im Nehmen sind auch neue selbstklebende Anti-Kratzer-Folien fürs Auto. Diese sind nur 0,4 Millimeter dünn und speziell zum Schutz von Türen, Außenspiegeln und Stoßstangen sowie als universell einsetzbare Klebefolien erhältlich. Die „Schrammen-Fänger“ lassen sich schnell und blasenfrei aufkleben; sie sind UV- und temperaturbeständig, resistent gegen Chemikalien und Hochdruckreiniger – und sie vergilben nicht. Sollten die Schutzfolien irgendwann zerkratzt sein, lassen sie sich wieder entfernen und durch neue ersetzen. Damit das Einparken auch weiterhin ohne Kratzer abgeht… vdg Logo 2011 2011 1974 1982 1998 2001 2010 Beiersdorf führt die drei Sparten Cosmed, Medical und Tesa ein – die Voraussetzung für die weitere Expansion des Klebebandgeschäfts. In Sparta/Michigan, USA, öffnet das erste große TesaWerk außerhalb Europas seine Tore. Zwei Mannheimer Wissenschaftler entdecken, dass sich der Tesafilm als Datenspeicher eignet. Drei Jahre später gründet Tesa gemeinsam mit den Physikern die Tesa Scribos GmbH, die mit der Holospot-Technologie wirksamen Schutz u. a. gegen Markenpiraterie bietet. Die ursprüngliche TesaSparte des BeiersdorfKonzerns geht den wichtigen Schritt in die Eigenständigkeit und wird zur Tesa AG. In Hamburg gehen die hochmoderne Reinraumeinheit (Foto links) und eine weltweit einzigartige Produktionsanlage zur Herstellung neuer doppelseitiger Klebebänder an den Start. Mit rund 60 Millionen Euro die bisher größte Investition der Unternehmensgeschichte. Iran: „Gut abgedeckt ist halb lackiert“. Die Werbung für Tesakrepp kam auch international zum Einsatz (Foto rechts). 1988 Die Tesa-Sparte erzielt erstmals einen Umsatz von mehr als einer Milliarde Deutsche Mark – rund 20 Prozent mehr als 1987. 1994 Nägel, Schrauben & Co. bekommen Konkurrenz durch die Einführung der patentierten Tesa Powerstrips-Technologie. 2005 Um nah bei seinen globalen Kunden zu sein, eröffnet Tesa am 8. Dezember ein Werk mit Forschungsabteilung im chinesischen Suzhou. Das Werk wurde in der Rekordzeit von knapp drei Jahren geplant, gebaut und in Betrieb genommen. 661 115 lautet die Patentnummer des ersten „Behälter für mit Trockenklebstoff versehene Klebestreifenrollen“. Das praktische Abrollgerät steht in modifizierter Form bis heute auf fast jedem Schreibtisch. Foto: der erste Tischabroller aus dem Jahr 1949. Rund 250 Millionen Quadratmeter Klebebänder fertigt der weltweit größte Tesa-Produktionsstandort in Offenburg jedes Jahr. Mini-Muskelprotze und Schrammen-Fänger E in Nagel, der klebt, anstatt Löcher in die Wand zu machen – genial! 1994 erfand Tesa den Powerstrip. Jetzt gibt es die praktischen Streifen auch fürs Bad. Neu im Sortiment sind außerdem Anti-Kratzer-Folien, die den Autolack schützen. Zwei Produkte, die das Ergebnis langjähriger Forschung und Entwicklung sind. Manchmal hilft bei Innovationen nicht nur der Forscher im Labor, sondern auch „Kollege Zufall“. Vor 25 Jahren wurden bei Tesa Klebstoffe für die Möbelindustrie produziert. Einmal vergaß ein Mitarbeiter, den Deckel des Klebemassen-Kneters zu schließen. Nach der Mittagspause war das Lösungsmittel weitgehend verdampft. Übrig geblieben war eine feste Masse, die sich durch leichtes Ziehen hervorragend vom Metallbehälter trennen ließ. Aus dieser Fehlleistung erwuchs kurze Zeit später das erste Patent für ein Produkt, das sicher klebt, aber spurlos wieder ablösbar ist: Der Vorgänger des Tesa-Powerstrips war geboren. Zurzeit besitzt das Unternehmen mehr als 80 Patente rund um den Hätten Sie‘s gewusst? 2008 Die Labtec Gesellschaft für technologische Forschung und Entwicklung mbH aus Nordrhein-Westfalen wird 100-prozentige Tochter von Tesa. 2011 Tesa feiert ein DoppelJubiläum – 75 Jahre Tesafilm und zehn Jahre Eigenständigkeit als Beiersdorf-Tochtergesellschaft. Mobiltelefone werden immer kleiner, leichter – und leistungsfähiger. Dies liegt auch an modernen Klebebändern. Viele Bauteile, die früher geschraubt oder vernietet worden sind, lassen sich heute mit extrem dünnen Klebefolien dauerhaft fixieren. Darüber hinaus übernehmen die Tapes etliche Zusatzfunktionen. So sind sie beispielsweise in der Lage, Licht zu leiten und auf diese Weise den Energieverbrauch zu reduzieren. Bis zu 20 verschiedene Tesa-Klebebänder können in einem Handy enthalten sein. 20 Jahre und länger halten spezielle UVund feuchtigkeitsbeständige Tesa-Klebebänder unterschiedlichsten Witterungsverhältnissen stand – unter anderem an Solar- und Windanlagen. Auch Tiere machen Bekanntschaft mit Tesa – unter anderem auf den Falklandinseln. Seit mehr als 20 Jahren rüstet der deutsche Meeresbiologe Dr. Klemens Pütz Humboldt- und Magellan-Pinguine nach der Mauser mit kleinen Satellitensendern aus, um ihr Wanderverhalten zu erforschen. Für die schnelle und schonende Befestigung der Sender verwendet er ein schwarzes Gewebeband. Seinem Beispiel sind inzwischen auch andere Wissenschaftler gefolgt. 200 Prüfverfahren kommen in der TesaForschung und Entwicklung zurzeit zum Einsatz. Bevor ein Produkt reif ist für die Praxis, wird es auf Herz und Nieren getestet – es muss schwitzen, frieren, sich dehnen oder sonstige Tests überstehen. Minus 40 bis plus 150 Grad bei einer Luftfeuchtigkeit zwischen 25 und 95 Prozent müssen manche Klebebänder in speziellen Tesa-Klimaschränken standhalten. Tesa ist längst ein Global Player: Derzeit sorgen neun Produktionsstandorte in Deutschland, Italien, der Schweiz, den USA, in China, Singapur und Indien für die notwendige Nähe zu den internationalen Kunden und die schnelle Versorgung der Märkte. Das hochmoderne Tesa-Werk in Suzhou (China) wurde 2009 mit dem Prädikat „Grünes Unternehmen“ ausgezeichnet. Durchschnittlich 70 Neuerfindungen meldet Tesa jedes Jahr zum Patent an. Neben technischen Entwicklungen kommen außerdem Anmeldungen von Gebrauchsmustern, Designs und weiteren Kennzeichnungen hinzu. Im Deutschen Literaturarchiv Marbach nagen nahezu unsichtbare Feinde am Nachlass von Ernst Jünger. Der naturbegeisterte Schriftsteller hatte Blüten und Insekten mit Klebestreifen unterschiedlicher Herkunft in seinen Tagebüchern und Manuskripten fixiert. Nun drohen die alternden Streifen viele der rund 15.000 Manuskriptseiten unwiederbringlich zu beschädigen. Tesa unterstützt die Restaurierung des Werks durch chemische Analysen und den Einsatz archivtauglicher Materialien. 1000 Harze und etwa 100 thermoplastische Elastomere enthält die Rohstoffdatenbank von Tesa. Die Klebmassen-Entwickler verfügen bei dieser Verbindung also über 100.000 Kombinationsmöglichkeiten. Unmittelbar vor Beginn der Proben für den Eurovision Song Contest in der „Düsseldorf Arena“ bekam Tesa einen Notruf der Bühnenbauer: „Wir brauchen schnellstmöglich 24 Rollen Tesa Anti-Rutschband 60 952 transparent, damit Lena nicht auf der Plexiglastreppe ausrutscht“, hieß es. Die Tesa-Experten aus dem Bereich „Arts & Entertainments“ halfen umgehend mit einem Karton Anti-Slip Tape, das per Overnight Express nach Düsseldorf geschickt wurde. Tesa – 12 points! Tesabänder sind nicht nur Arbeitsmaterial für Künstler, sie wirken auch anregend und sind sogar in Werke eingegangen. Der Maler Pellegrino Ritter fügte Tesa in die Kunstgeschichte ein. Dabei sind 28 Arbeiten im Stil zeitgenössischer Künstler herausgekommen, zum Beispiel ein Bild des Tesa-Abrollers nach Art von Andy Warhol. vdg/wend VI › THEMA DER WOCHE Sonnabend / Sonntag, 4. / 5. Juni 2011 Inselglück Seehunde am Strand, Muschelspezialitäten mit Meeresblick, die Stille vor dem Kirchenaltar und Partys unter freiem Himmel: Insulaner verraten ihre Lieblingsorte. DIE 50 BESTEN SYLT-TIPPS für magische Inselmomente REDAKTION: KIRSTEN RICK, OLIVER VOM HOFE, SEBASTIAN MARTINEZ, MANU SCHMICKLER 2 Kitesurfen an der Westseite Auf Sylt die Natur zu spüren, heißt für mich nach getaner Arbeit auf der Westseite der Insel Kitesurfen zu gehen. An einem sonnigen Tag mit Wind und Welle in den Sonnenuntergang hinein zu surfen, bringt einen den Kräften der Natur näher als alles andere. Unter einem das aufgewühlte Meer, über einem der blaue Himmel, am Horizont die versinkende Sonne, deren Wärme noch zu spüren ist, und angetrieben von einem kräftigen konstanten Wind, der einen über das Wasser gleiten lässt. An solchen Tagen kann man der Natur auf Sylt einfach nicht näher kommen! MITTSOMMERNACHTSWANDERUNG Der kalendarische Sommeranfang wird in Hörnum mit einer Mittsommernachts-Wanderung um die Odde gefeiert, die mit Lagerfeuer, Musik, Snacks und Getränken am Ziel stimmungsvoll ausklingt. » 20.6., 22.30 Uhr, Tourismus-Service Hörnum, www.hoernum.de 50 JAHRE PONY CLUB KAMPEN Pony-Chef Oskar Schnitzer feiert mit Gästen „50 Jahre und kein bisschen müde“ bis in den Sonnenaufgang. Am 25.6. findet eine Geburtstags-Modenschau auf dem Strönwai statt. » 24.6., ab 18 Uhr, Pony, Strönwai 6, Kampen, www.pony-kampen.com 9. KULINARISCHE SYLTER LAMMTAGE Sylter Spitzenköche bereiten direkt vor den Augen (und Nasen) der Gäste Lammspezialitäten zu. » 24.–26.6., Strandpromenade in Westerland, www.sylter-lammtage.de SYLT-TRIATHLON Schwimmen, Radeln, Laufen – in List startet der 1. Sylt-Triathlon. Beim nördlichsten Dreikampf Deutschlands wird mit 1500 Sportlern gerechnet. » 24.–26.6., List, www.sylt-triathlon.com 12. KUNSTNACHT In Keitum verwöhnt das Heimatmuseum seine Gäste mit Live-Musik und lukullischen Genüssen. » 25.6., Söl’ring Foriining, Am Kliff 19, Keitum INSELCIRCUS Im InselCircus auf der Wenningstedter Wiese üben kleine Nachwuchskünstler ihre Auftritte als Clowns und Zauberer. Der Mix aus Artistik, Entertainment und Gastronomie verzückt auch die Großen. » 27.6.–27.8., Wenningstedt, www.circus-mignon.de KITESURF WORLD CUP Neben tollkühnen Manövern der weltbesten Kiter zu Wasser und in der Luft sorgt das Programm auf der Westerländer Promenade für Stimmung. » 28.6.–3.7., www.kitesurf-worldcup.com Juli WISSENSCHAFTSSOMMER Wissenschaft und Kultur im Austausch, Nobelpreisträger und Künstler im Gespräch. 2001 dreht sich alles um Zeit – von Albert Einsteins Theorien bis zur Slow-Food-Bewegung. » 11.7.–29.8., kunst:raum sylt quelle, Hafenstr. 1, Rantum, www.kunstraum-syltquelle.de KINDER-UNI Dozenten bringen den jungen Fragestellern Naturwissenschaft und Kunst kindgerecht nah. » 11.7.–5.9., www.kunstraum-syltquelle.de KAMPENER LITERATUR- & MUSIKSOMMER Bestseller-Autoren geben sich im Kaamp-Hüs den Signierstift in die Hand. Flankiert vom Kampener Musiksommer mit Konzerten von Brahms bis Boogie. » Juli bis September, www.kampen.de MEERKABARETT Hochkarätige Kabarettisten und großartige Comedians lassen zwischen Abfüllanlage und Wasserkisten erfrischenden Wortwitz sprudeln. 4.7.–6.9., Hafenstr. 1, Rantum, Tickets Tel. 04651/4711, www.meerkabarett.de REGATTA 60 SEEMEILEN VOR SYLT Rund 40 Katamarane starten zur Langstreckenregatta. Am Sonntag können am Hörnumer Oststrand die Zieleinläufe perfekt beobachtet werden. » 9./10.7., www.sylter-catamaran-club.de HÖRNUMER THEATERSOMMER Während das Musical „Pippi in Taka-Tuka-Land“ in Hörnum gastiert, haben Jungen und Mädchen die Möglichkeit, Teil des Ensembles zu werden. Bei jeweils einwöchigen Workshops erfahren die Nachwuchsstars hautnah, wie ein Musical entsteht. » 11.7.–13.8., www.hoernum.de 4 WESTERLÄNDER WINZERFEST Deutsche Winzer präsentieren ihre Weine auf der Promenade. Höhepunkt ist das Seefeuerwerk, das am Sonnabend über der Nordsee entzündet wird. »14.–17.7., www.westerland.de SUPER SAIL SYLT Die Regatta am Hörnumer Oststrand wird vom Rahmenprogramm des Cat Festivals Sylt begleitet. »16./17.7., www.sylter-catamaran-club.de 3 32. DORFTEICHFEST Am Sonnabend wird am Ufer des Wenningstedter Dorfteiches geschlemmt und gefeiert. » 30.7., Wenningstedt, www.wenningstedt.de August Restaurant „La Grande Plage“ 3 5 Mein Lieblingsplatz ist am Lister Hafen, die Rentnerbank. Morgens, 6 Uhr (auch wenn’s im Urlaub schwerfallen mag). In der Rechten eine Thermosbuddel mit duftendem Käffchen, in der Linken die druckfrische „Sylter Rundschau“. Den Blick blinzelnd zur aufgehenden Sonne gerichtet. Der feine Duft des Meeres am Morgen. Die Musik des Hafens mit dem sanften Klatschen der Wellen an den festgemachten Seglern. Der kleine bettelnde Spatz, der munter um einen herumhüpft. Die Friedfertigkeit des erwachenden Tages im Hafen. Genau davon geht sogar einem Piraten das Herz auf. Das ist mein Sylt. Braderup Munkmarsch Tinnumer Tierpark Susanne Zingel, Pastorin St. Severin Keitum Familie Christiansen hat hier für jedes Tier ein eigenes Reich geschaffen – artgerecht, aber immer mit Humor und verspieltem Charme. Die Blumenwiese und der Pfauenteich sind genauso eine Attraktion wie die kleinen Eselfohlen, die Gelbbrustaras und die Schlappohrhasen. Der Tierpark ist klein, aber Besucher, die Zeit mitbringen, werden sie hier vergessen. Kinder wie Erwachsene, die sich auf diesen bezaubernden Ort einlassen, kommen dort an, wo Noah mit seiner Arche landete. Denn gerade der Kontrast zu der Weite des nahen Meeres macht dieses Idyll zu einem kleinen Paradies. » Ringweg 100, 25980 Tinnum, Tel. 04651/326 01, tägl. 10–19 Uhr, Erw. 12, Kinder (bis 14 J.) 6 Euro, www.syltmail.de/tierpark_tinnum SOLYCIRCO ARTISTENPREIS Zum 14. Mal trifft sich die Elite der Zirkuswelt zur Vergabe des internationalen Artistenpreises SOLyCIRCO. In spannenden Wettbewerbs-Shows kämpfen junge Künstler vor Jury und Publikum. » 25.–27.8., Wenningstedt, www.circus-mignon.de St. Severin Kirche Eines kann ich allen Vätern ans Herz legen: Die eigene Tochter zum Traualtar in der St. Severin Kirche in Keitum zu führen, hierfür gibt es keinen stimmungsvolleren Ort auf der Welt als dort. Das rührt selbst das Herz eines „rauen Friesen“. » St. Severin Kirchenbüro, Pröstwai 20, 25980 Keitum, Tel. 04651/31713, www.st-severin.de 14 17 Tinnum 13 Keitum 15 7 DB 15 DB Archsum Mitten in den Tinnumer Wiesen liegt der großzügig angelegte Reitstall Wiesengrund. Auf seinen Koppeln und Weiden grasen und galoppieren sogar Olympia-erprobte Pferde. Fast wie gemalt erstrecken sich die saftigen Wiesen, und bereits dahinter sieht man schon die Dünen vom Weststrandabschnitt. Das Erlebnis der besonderen Art, einmal mit dem Pferd am schönen Strandsaum zu reiten, kann hier wahr werden. ExtraGeheimtipp: eine kurze Pause für ein „kühles Blondes“ an der Zauberbude einlegen (www.zauberbude-sylt.de). » Zum Wiesengrund, 25980 Tinnum, Tel. 04651/31600, www.reiten-sylt.de Morsum Rantumbecken sylt quelle: Skulpturenpark 8 16 Rantum 16 Rantumer Hafen Manfred Degen, Kabarettist Sylt einmal ganz anders? Westerland im Silberglanz? Dann geh doch mal – es darf schon kurz nach Sonnenuntergang im Sommer sein – zum Rantumer Hafen. Dort klettere auf den Deich und gehe dann weiter nach links, nach Nordosten. Und schon nach ein paar hundert Metern liegt links von dir das Rantumbecken und am Horizont die Silhouette von Westerland im Quecksilberglanz des Wassers. Unglaublich. Und während die Sonne in Fitschi aufgeht, stehst du da und staunst und hinter dir knispelt das Watt und ganz hinten rechts liegen Föhr und Amrum schon in tiefer Nacht. 17 18 Pius, Keitum Harald Holle, Golfmanager Golfclub Budersand Gerade im Sommer finde ich es sehr entspannend, nach einem stressigen Arbeitstag abends noch einen Abstecher ins Keitumer Weinlokal „Pius“ zu machen. Dort den Tag beim Wein – Weißburgunder vom Pfläzer Weingut Dreissigacker – mit Freunden oder Kollegen ausklingen zu lassen. Einfach herrlich. Am besten natürlich draußen auf der Eingangsterrasse. Neben der tollen Weinkarte verlockt auch die Vesperkarte (Flammekuchen!). Am Kliff 5, 25980 Keitum, Tel. 04651 / 889 14 38, www.pius-weine.de 9 10 Reitstall Wiesengrund Stephanie Kim Wiedemann, Referentin (und die Stimme) DB AutoZug Gunther Geltinger, Inselschreiber 2011 Als Inselschreiber 2011 freue ich mich darauf, den Skulpturenpark des kunst:raum sylt quelle zu entdecken, der von internationalen Künstlern gestaltet wurde und besonders bei Nacht ein eindrucksvolles Ensemble bilden soll. Außerdem findet im Meerkabarett der Wissenschaftssommer Sylt statt, eine Reihe von Vorträgen zum Thema „Zeit ist relativ“. Neben Inspiration bei Spaziergängen über die Insel erhoffe ich mir auch ein paar neue wissenschaftliche Erkenntnisse, denn Schreiben heißt für mich vor allem: Zeit sammeln, umwälzen, verdichten, in Bewegung und Rhythmus verwandeln. Wie das Meer. » kunst:raum sylt quelle, Hafenstr. 1, 25980 Rantum, Tel. 04651/92033, www.kunstraum-syltquelle.de 14 Jürgen Gosch, Unternehmer 20 6 7 Schade, dass Häuser nicht sprechen können. Sonst – da bin ich mir sicher – würden vor dem Heimatmuseum in Keitum Menschtrauben im Garten sitzen und gebannt lauschen, was sie da zu hören bekommen. Von dem Reichtum, den die Familie einst besaß. Dem Unglück, das sie erlebte, weil die Männer auf See blieben. Von der Not der Frauen, weil sie alleine zurechtkommen mussten. Von den Kindern, die früh starben, weil es keinen Arzt gab. Und von dem großen Glück, wenn der Mann nach langer Reise nach Hause kam und die mit Kostbarkeiten gefüllten Kisten auspackte. Wer durch die Räume des Museums spaziert, hört das Haus zwar nicht sprechen, aber trotzdem erzählt es jedem eine ganz besondere Geschichte. Sylter Heimatmuseum, Am Kliff 19, 25980 Keitum, Tel. 04651/31669 Lister Hafen, die Rentnerbank Roberto Rossini, Pirat auf der Gret Palucca Kampen Rantumbecken bei Vollmond Heimatmuseum Silke von Bremen, Gästeführerin & Buchautorin 12 Mein Geheimtipp: Der nächste Vollmond am 17. Juni – auf dem Rantumbecken bei Nacht. Unbeschreiblich schön, zwischen Wattenmeer und Rantumer Wattwiesen, nirgendwo sieht man den Sternenhimmel so schön. Tipp: Decke, gute Flasche Weißwein („Myrto“ von Elisabetta Foradori), eine perfekte Begleitung und dann ab auf den Deich. Auch im Winter ein absolutes Erlebnis. MITTELALTERMARKT Ab in die Zeitmaschine nach Morsum: Rund um das Muasem Hüs können sich Besucher im historischen Marktgeschehen unter Gaukler mischen. » 19.–21.8., Morsum 4. RUN UMS RANTUM-BECKEN Die 10 km lange Laufstrecke (Start am Rantumer Hafen) bietet neben sportlicher Herausforderung ein wundervolles Naturerlebnis. » 25.9., Rantum, www.rantum.de 13 DB 8 Schon in Kindertagen war mein Lieblingsplatz auf Sylt der Lister Ellenbogen. Beim Baden, Muscheln- und Steinesammeln habe ich hier die Sommertage genossen. Während der Ebbe ist das Wattenmeer ein wahres Paradies voller Austern, Herz- und Miesmuscheln. Stolz habe ich tier- und sternförmige Steine als Trophäe mit nach Hause genommen. Heute ist für mich ein Spaziergang in der Stille des Naturschutzgebiets Entspannung pur. 12 Johannes King, Zwei-Sterne-Koch des Restaurant/Hotel „Söl’ring Hof“ SYLTER SAILING WEEK Farbenprächtiger Anblick knatternder Segel. Während schnittige Boote durch die Nordsee pflügen, verfolgen Zuschauer die Live-Reportagen am Strand. » 19.–28.8., Westerland, www.westerland.de WINDSURF WORLD CUP SYLT Staunen und feiern! Beim „Wimbledon der Windsurfer“ kämpfen die weltbesten Surf-Artisten im Wellenreiten, Slalom und Freestyle um Titel. » 23.9.–3.10., Westerland, www.windsurfworldcup.de ZwischenList,MorsumundHörnum gibt es so viele magische Orte. Aber da ich in Kampen wohne, mein Tipp: Trauen Sie sich bei schönem Wetter die 109 Treppenstufen der Uwe Düne hinaufzusteigen, denn oben auf dem Podest erwartet Sie ein Blick ohnegleichen über die ganze Insel, bis hinüber nach Dänemark (dafür leider nicht bis in meine Heimat Amerika …). Am allerbesten gehen Sie morgens, kurz vor Sonnenaufgang. Diesen Moment werden Sie Ihr Leben lang nicht vergessen! Westerland 6 SYLTER GOSPELNACHT Gospels und Spirituals sorgen an der Westerländer Musikmuschel für himmlisches Vergnügen. » 6.8., Musikmuschel Westerland, www.tcgc.de LONGBOARDFESTIVAL Sport und Spaß satt. An Kampens Buhne 16 findet hierzulande das einzige Longboardfestival statt » 6.–11.9., Buhne 16, Kampen, www.buhne16.de List 4 23. HÖRNUMER HAFENFEST Ob Segeltörn, Krabbenpulwettbewerb, Shantys oder Feuerwerk – das Programm rund um Hafen und Leuchtturm ist äußerst abwechslungsreich. » 5.–7.8., Hörnum, www.hörnum.de SKULPTURTAGE Live fertigen Bildhauer Skulpturen aus Holz, Stein oder Metall. Den Abschluss bildet die traditionelle Versteigerung der Werke. Plus: Workshops vor Ort. » 2.–11.9., Ringreiterplatz Keitum Die Surfer vor Westerland Lister Ellenbogen Claudia Ebert, Eigentümerin Budersand Hotel – Golf & Spa Uwe Düne Wenningstedt ARIEN AM MEER Der Sonnenuntergang liefert die grandiose Kulisse für ebensolchen Musikgenuss. Die Arien am Meer verwandeln die Musikmuschel in eine Freiluftoper. » 3.8., 20 Uhr, Musikmuschel Westerland, www.westerland.de September 11 1 Greg Baber, Supervisor Strand TS Kampen Nach zwei Stunden Wellenreiten kurz vor dem Sonnenuntergang vor dem Quermarkenfeuer von Kampen, gibt es nichts Schöneres, als mit einem guten Glas Wein – zum Beispiel einem „Edition Grande Plage“ 2010 Weißburgunder von Bender aus der Pfalz – und einer frisch gefangenen und lecker zubereiteten Makrele auf der Terrasse des „La Grande Plage“ am traumhaften Strand zu sitzen. Tagsüber Strandversorger und Bistro mit kleinen Gerichten wandelt sich das Lokal am Abend zum Restaurant mit häufig wechselnder Abendkarte. Die lockere Atmosphäre hat sich nicht nur bei den Einheimischen rumgesprochen. Und wenn Herr Hermann (der Inhaber, genannt Manni) seine Gäste begrüßt, kann man mit ihm auch noch über die Welle diskutieren. Und hoffentlich beginnt bald wieder die Makrelensaison ... » Riperstig/Weststrand, 25999 Kampen/Sylt, Tel. 04651/886078, tägl. ab 11 Uhr, Sauna Do–Mo 12–18 Uhr, www.grande-plage.de GERMAN POLO MASTERS SYLT Schnaubende Pferde, fliegende Grasnarben, kernige Polospieler und ein einzigartiges Ambiente. » 29.7.–7.8., Keitum, www.polosylt.de GIRLS SURF WEEKEND Surflehrer coachen Mädchen bei ersten Wellenritten. Ausrüstung stellt Surfschule Westerland. » 27./28.8., www.sunsetbeach.de/girls.html 5 Praktisch das ganze Jahr über – auch im Winter und bei Regen – lauern sie mit ihren kurzen Brettern auf die Welle vor Sylt. In ihrer grauen Gummihaut sehen sie fast so aus wie Seehunde. Wenn sie nach längerem Warten eine gute Welle erwischen, surfen sie stehend auf den Brandenburger Strand zu und man kann ihre Freude am gelungenen „Ritt“ von der Promenade aus spüren. Ich kann die Begeisterung dieser jungen Wellensurfer für den Moment der richtigen Welle förmlich fühlen und bewundere immer wieder ihr geduldiges Ausharren draußen in der Nordsee. Sven Lappoehn, Geschäftsführer Söl’ring Foriining SYLT SURF CUP Deutschlands Windsurf-Stars kämpfen in der Brandung vor Westerland um nationale Titel. » 27.–31.7., Westerland, www.windsurfcup.de 2 SchleswigHolsteinisches Wattenmeer Dr. Ekkehard Klatt, Geologe und Gästeführer FOTOS: PICTURE-ALLIANCE (4), OLIVER VOM HOFE (3), NIKOLAS MARTEN (5), THOMAS LEIDIG, JULIA WAGNER 4. BEACH POLO WORLD CUP SYLT Beach Polo – früher nur in Miami und Dubai betrieben – kombiniert das „königliche Spiel“ mit allem, was zu einer guten Strandparty gehört. » 11./12.6., Hörnum Oststrand, www.polosylt.de Königshafen Mein Lieblingsort ist der Mövenbergdeich in List auf Höhe der Insel Uthörn. Wenn bei Windstille im Frühjahr die Abenddämmerung einsetzt, ist hier das Paradies. Auf der Seeseite der Blick zum Ellenbogen, unterlegt mit startenden und landenden Vogelschwärmen. Vorwitzige Lämmer springen auf dem Deich umher. Auf der anderen Seite der Lister Koog mit balzenden Kiebitzen, rufenden Kuckucks und überall das Surren der Kreuzkröten. Egal wie voll die Insel ist, hier triffst Du nur wenige Menschen. Und je nach Sonnenstand wechseln die Farben von Wasser, Watt und Himmel. Ein Platz für viele Sinne. Christoffer Bohlig, Austernfischer (Sylter Royal) SYLT SOMMER 2011 Juni 11 Mövenbergdeich in List Dr. Matthias Strasser, Geschäftsführer des Erlebniszentrums Naturgewalten 1 Restaurant Meermann in Hörnum Elke Wenning, Vorsitzende Aids-Stiftung Sylt 9 Hermannsbunker am Parkplatz K 4 Marc Henke, Taxi-Unternehmer Die Aussichtsplattform auf dem Hermannsbunker auf der Westseite zwischen Rantum und Hörnum – oberhalb vom Parkplatz K4 (4 Kilometer vom Ortskern Hörnum entfernt) – im Süden der Insel eröffnet einen einzigartigen und verblüffenden Rundumblick. Wattenmeer, Nordsee, Dünenketten, die Nachbarinseln und vieles Me(e)hr – lassen Sie sich durch das inselweit einzigartige 360-Grad-Panorama überraschen! Der Strandabschnitt hier ist nebenbei ein angesagter Kitespot, auf dem Wasser sieht man oft Spektakuläres. Last but not least ist das sinnliche Erlebnis des Sternenhimmels einer sternenklaren Nacht bei Meeresrauschen und salziger Luft hier einfach unübertroffen – der Himmel auf Erden, am besten mit einer Decke und einer Thermoskanne Tee zu genießen. VII Einen etwas ungewöhnlichen – dafür aber auch ungewöhnlich schönen Ort auf Sylt – findet man am Campingplatz auf Hörnum: das Restaurant „Meermann“. Lassen Sie sich nicht von der etwas tristen Einfahrt abschrecken, die eher an einen Industriepark erinnert, denn am Ende der Straße erwartet Sie in den Dünen eine Oase. Restaurantbesitzer Christian Heitling verwöhnt seine Gäste äußerst charmant in sehr persönlicher Atmosphäre. Hier kann man mit Einheimischen sein Feierabendbier genießen. Der Blick in die Karte verblüfft: Neben den Campingplatzstandards à la Currywurst/Pommes finden sich auch außergewöhnliche Leckereien wie Muscheln in Pernod-Sud oder frische Salate mit Käse vom Sylter Hofladen und das zu wirklich fairen Preisen. Das Highlight: An jedem Mittwoch (gegen 21 Uhr) wird im Restaurant die große Kinoleinwand ausgerollt, denn dann ist Filmabend. » Meermann Restaurant & Strandbar, Rantumerstr. 31, 25997 Hörnum, Tel. 04651/4466899, www.meermann-sylt.de 19 Plattform, Hörnum Kirsten Thiemann, Leiterin Schutzstation Wattenmeer 10 18 Sandstrand am Seehundseck Peter Klint, Künstler Hörnum 19 Gegenüber des Sansibar-Parkplatzes im Süden Rantums führt ein Weg durch die Heidelandschaft zu einem Sandstrand am Watt, der selbst in der Hochsaison ursprüngliche Ruhe und entspanntes Naturerlebnis bereithält. Dass das Baden hier gezeitenabhängig ist, damit muss man sich arrangieren – dafür ist das Wasser oft bis zu zwei Grad wärmer als auf der Westseite und wegen der fehlenden Brandung für Schwimmer jeden Alters gut geeignet. Und wer Glück hat, trifft beim Baden einen Seehund. Den Sandweg südlich der Kersigsiedlung in Hörnum entlangschlendernd freue ich mich über die blühende Graudüne, über der die Feldlerche in der Luft ihr Liedchen singt. Meine Füße laufen zum Unterfeuer. Barfuß durch den weißen Dünensand komme ich auf der Plattform an und genieße die atemberaubende Aussicht. Wasser zu drei Seiten, Föhr und Amrum im Blick, an der Südspitze brodeln die Strömungen, der Sand fliegt. Mein schwindendes Eiland. 20 Partys & Open Airs Bambus-Klaus, Gastronom und Sänger Meine Sylt-Highlights sind natürlich die vielen großen Partys. Ob die Open Airs auf dem Flughafen – am 1. August steht Nena um 20.15 Uhr auf der Bühne, Max Raabe zwei Tage später – oder all die Strandfeste (Chill-Partys, Sonnenwend-Partys und natürlich die Vollmondpartys). Als krönender Saisonabschluss warten ab 23. September für eine Woche die täglichen Surf-WorldcupPartys. Ein letztes Treffen vor der langen Winterpause … Nena, 1.8, Open-Air-Bühne am Flughafen Sylt, Einlass 19 Uhr, Tickets: 39,80 Euro, www.meerkabarett.de, www.westerland.de VI › THEMA DER WOCHE Sonnabend / Sonntag, 4. / 5. Juni 2011 Inselglück Seehunde am Strand, Muschelspezialitäten mit Meeresblick, die Stille vor dem Kirchenaltar und Partys unter freiem Himmel: Insulaner verraten ihre Lieblingsorte. DIE 50 BESTEN SYLT-TIPPS für magische Inselmomente REDAKTION: KIRSTEN RICK, OLIVER VOM HOFE, SEBASTIAN MARTINEZ, MANU SCHMICKLER 2 Kitesurfen an der Westseite Auf Sylt die Natur zu spüren, heißt für mich nach getaner Arbeit auf der Westseite der Insel Kitesurfen zu gehen. An einem sonnigen Tag mit Wind und Welle in den Sonnenuntergang hinein zu surfen, bringt einen den Kräften der Natur näher als alles andere. Unter einem das aufgewühlte Meer, über einem der blaue Himmel, am Horizont die versinkende Sonne, deren Wärme noch zu spüren ist, und angetrieben von einem kräftigen konstanten Wind, der einen über das Wasser gleiten lässt. An solchen Tagen kann man der Natur auf Sylt einfach nicht näher kommen! MITTSOMMERNACHTSWANDERUNG Der kalendarische Sommeranfang wird in Hörnum mit einer Mittsommernachts-Wanderung um die Odde gefeiert, die mit Lagerfeuer, Musik, Snacks und Getränken am Ziel stimmungsvoll ausklingt. » 20.6., 22.30 Uhr, Tourismus-Service Hörnum, www.hoernum.de 50 JAHRE PONY CLUB KAMPEN Pony-Chef Oskar Schnitzer feiert mit Gästen „50 Jahre und kein bisschen müde“ bis in den Sonnenaufgang. Am 25.6. findet eine Geburtstags-Modenschau auf dem Strönwai statt. » 24.6., ab 18 Uhr, Pony, Strönwai 6, Kampen, www.pony-kampen.com 9. KULINARISCHE SYLTER LAMMTAGE Sylter Spitzenköche bereiten direkt vor den Augen (und Nasen) der Gäste Lammspezialitäten zu. » 24.–26.6., Strandpromenade in Westerland, www.sylter-lammtage.de SYLT-TRIATHLON Schwimmen, Radeln, Laufen – in List startet der 1. Sylt-Triathlon. Beim nördlichsten Dreikampf Deutschlands wird mit 1500 Sportlern gerechnet. » 24.–26.6., List, www.sylt-triathlon.com 12. KUNSTNACHT In Keitum verwöhnt das Heimatmuseum seine Gäste mit Live-Musik und lukullischen Genüssen. » 25.6., Söl’ring Foriining, Am Kliff 19, Keitum INSELCIRCUS Im InselCircus auf der Wenningstedter Wiese üben kleine Nachwuchskünstler ihre Auftritte als Clowns und Zauberer. Der Mix aus Artistik, Entertainment und Gastronomie verzückt auch die Großen. » 27.6.–27.8., Wenningstedt, www.circus-mignon.de KITESURF WORLD CUP Neben tollkühnen Manövern der weltbesten Kiter zu Wasser und in der Luft sorgt das Programm auf der Westerländer Promenade für Stimmung. » 28.6.–3.7., www.kitesurf-worldcup.com Juli WISSENSCHAFTSSOMMER Wissenschaft und Kultur im Austausch, Nobelpreisträger und Künstler im Gespräch. 2001 dreht sich alles um Zeit – von Albert Einsteins Theorien bis zur Slow-Food-Bewegung. » 11.7.–29.8., kunst:raum sylt quelle, Hafenstr. 1, Rantum, www.kunstraum-syltquelle.de KINDER-UNI Dozenten bringen den jungen Fragestellern Naturwissenschaft und Kunst kindgerecht nah. » 11.7.–5.9., www.kunstraum-syltquelle.de KAMPENER LITERATUR- & MUSIKSOMMER Bestseller-Autoren geben sich im Kaamp-Hüs den Signierstift in die Hand. Flankiert vom Kampener Musiksommer mit Konzerten von Brahms bis Boogie. » Juli bis September, www.kampen.de MEERKABARETT Hochkarätige Kabarettisten und großartige Comedians lassen zwischen Abfüllanlage und Wasserkisten erfrischenden Wortwitz sprudeln. 4.7.–6.9., Hafenstr. 1, Rantum, Tickets Tel. 04651/4711, www.meerkabarett.de REGATTA 60 SEEMEILEN VOR SYLT Rund 40 Katamarane starten zur Langstreckenregatta. Am Sonntag können am Hörnumer Oststrand die Zieleinläufe perfekt beobachtet werden. » 9./10.7., www.sylter-catamaran-club.de HÖRNUMER THEATERSOMMER Während das Musical „Pippi in Taka-Tuka-Land“ in Hörnum gastiert, haben Jungen und Mädchen die Möglichkeit, Teil des Ensembles zu werden. Bei jeweils einwöchigen Workshops erfahren die Nachwuchsstars hautnah, wie ein Musical entsteht. » 11.7.–13.8., www.hoernum.de 4 WESTERLÄNDER WINZERFEST Deutsche Winzer präsentieren ihre Weine auf der Promenade. Höhepunkt ist das Seefeuerwerk, das am Sonnabend über der Nordsee entzündet wird. »14.–17.7., www.westerland.de SUPER SAIL SYLT Die Regatta am Hörnumer Oststrand wird vom Rahmenprogramm des Cat Festivals Sylt begleitet. »16./17.7., www.sylter-catamaran-club.de 3 32. DORFTEICHFEST Am Sonnabend wird am Ufer des Wenningstedter Dorfteiches geschlemmt und gefeiert. » 30.7., Wenningstedt, www.wenningstedt.de August Restaurant „La Grande Plage“ 3 5 Mein Lieblingsplatz ist am Lister Hafen, die Rentnerbank. Morgens, 6 Uhr (auch wenn’s im Urlaub schwerfallen mag). In der Rechten eine Thermosbuddel mit duftendem Käffchen, in der Linken die druckfrische „Sylter Rundschau“. Den Blick blinzelnd zur aufgehenden Sonne gerichtet. Der feine Duft des Meeres am Morgen. Die Musik des Hafens mit dem sanften Klatschen der Wellen an den festgemachten Seglern. Der kleine bettelnde Spatz, der munter um einen herumhüpft. Die Friedfertigkeit des erwachenden Tages im Hafen. Genau davon geht sogar einem Piraten das Herz auf. Das ist mein Sylt. Braderup Munkmarsch Tinnumer Tierpark Susanne Zingel, Pastorin St. Severin Keitum Familie Christiansen hat hier für jedes Tier ein eigenes Reich geschaffen – artgerecht, aber immer mit Humor und verspieltem Charme. Die Blumenwiese und der Pfauenteich sind genauso eine Attraktion wie die kleinen Eselfohlen, die Gelbbrustaras und die Schlappohrhasen. Der Tierpark ist klein, aber Besucher, die Zeit mitbringen, werden sie hier vergessen. Kinder wie Erwachsene, die sich auf diesen bezaubernden Ort einlassen, kommen dort an, wo Noah mit seiner Arche landete. Denn gerade der Kontrast zu der Weite des nahen Meeres macht dieses Idyll zu einem kleinen Paradies. » Ringweg 100, 25980 Tinnum, Tel. 04651/326 01, tägl. 10–19 Uhr, Erw. 12, Kinder (bis 14 J.) 6 Euro, www.syltmail.de/tierpark_tinnum SOLYCIRCO ARTISTENPREIS Zum 14. Mal trifft sich die Elite der Zirkuswelt zur Vergabe des internationalen Artistenpreises SOLyCIRCO. In spannenden Wettbewerbs-Shows kämpfen junge Künstler vor Jury und Publikum. » 25.–27.8., Wenningstedt, www.circus-mignon.de St. Severin Kirche Eines kann ich allen Vätern ans Herz legen: Die eigene Tochter zum Traualtar in der St. Severin Kirche in Keitum zu führen, hierfür gibt es keinen stimmungsvolleren Ort auf der Welt als dort. Das rührt selbst das Herz eines „rauen Friesen“. » St. Severin Kirchenbüro, Pröstwai 20, 25980 Keitum, Tel. 04651/31713, www.st-severin.de 14 17 Tinnum 13 Keitum 15 7 DB 15 DB Archsum Mitten in den Tinnumer Wiesen liegt der großzügig angelegte Reitstall Wiesengrund. Auf seinen Koppeln und Weiden grasen und galoppieren sogar Olympia-erprobte Pferde. Fast wie gemalt erstrecken sich die saftigen Wiesen, und bereits dahinter sieht man schon die Dünen vom Weststrandabschnitt. Das Erlebnis der besonderen Art, einmal mit dem Pferd am schönen Strandsaum zu reiten, kann hier wahr werden. ExtraGeheimtipp: eine kurze Pause für ein „kühles Blondes“ an der Zauberbude einlegen (www.zauberbude-sylt.de). » Zum Wiesengrund, 25980 Tinnum, Tel. 04651/31600, www.reiten-sylt.de Morsum Rantumbecken sylt quelle: Skulpturenpark 8 16 Rantum 16 Rantumer Hafen Manfred Degen, Kabarettist Sylt einmal ganz anders? Westerland im Silberglanz? Dann geh doch mal – es darf schon kurz nach Sonnenuntergang im Sommer sein – zum Rantumer Hafen. Dort klettere auf den Deich und gehe dann weiter nach links, nach Nordosten. Und schon nach ein paar hundert Metern liegt links von dir das Rantumbecken und am Horizont die Silhouette von Westerland im Quecksilberglanz des Wassers. Unglaublich. Und während die Sonne in Fitschi aufgeht, stehst du da und staunst und hinter dir knispelt das Watt und ganz hinten rechts liegen Föhr und Amrum schon in tiefer Nacht. 17 18 Pius, Keitum Harald Holle, Golfmanager Golfclub Budersand Gerade im Sommer finde ich es sehr entspannend, nach einem stressigen Arbeitstag abends noch einen Abstecher ins Keitumer Weinlokal „Pius“ zu machen. Dort den Tag beim Wein – Weißburgunder vom Pfläzer Weingut Dreissigacker – mit Freunden oder Kollegen ausklingen zu lassen. Einfach herrlich. Am besten natürlich draußen auf der Eingangsterrasse. Neben der tollen Weinkarte verlockt auch die Vesperkarte (Flammekuchen!). Am Kliff 5, 25980 Keitum, Tel. 04651 / 889 14 38, www.pius-weine.de 9 10 Reitstall Wiesengrund Stephanie Kim Wiedemann, Referentin (und die Stimme) DB AutoZug Gunther Geltinger, Inselschreiber 2011 Als Inselschreiber 2011 freue ich mich darauf, den Skulpturenpark des kunst:raum sylt quelle zu entdecken, der von internationalen Künstlern gestaltet wurde und besonders bei Nacht ein eindrucksvolles Ensemble bilden soll. Außerdem findet im Meerkabarett der Wissenschaftssommer Sylt statt, eine Reihe von Vorträgen zum Thema „Zeit ist relativ“. Neben Inspiration bei Spaziergängen über die Insel erhoffe ich mir auch ein paar neue wissenschaftliche Erkenntnisse, denn Schreiben heißt für mich vor allem: Zeit sammeln, umwälzen, verdichten, in Bewegung und Rhythmus verwandeln. Wie das Meer. » kunst:raum sylt quelle, Hafenstr. 1, 25980 Rantum, Tel. 04651/92033, www.kunstraum-syltquelle.de 14 Jürgen Gosch, Unternehmer 20 6 7 Schade, dass Häuser nicht sprechen können. Sonst – da bin ich mir sicher – würden vor dem Heimatmuseum in Keitum Menschtrauben im Garten sitzen und gebannt lauschen, was sie da zu hören bekommen. Von dem Reichtum, den die Familie einst besaß. Dem Unglück, das sie erlebte, weil die Männer auf See blieben. Von der Not der Frauen, weil sie alleine zurechtkommen mussten. Von den Kindern, die früh starben, weil es keinen Arzt gab. Und von dem großen Glück, wenn der Mann nach langer Reise nach Hause kam und die mit Kostbarkeiten gefüllten Kisten auspackte. Wer durch die Räume des Museums spaziert, hört das Haus zwar nicht sprechen, aber trotzdem erzählt es jedem eine ganz besondere Geschichte. Sylter Heimatmuseum, Am Kliff 19, 25980 Keitum, Tel. 04651/31669 Lister Hafen, die Rentnerbank Roberto Rossini, Pirat auf der Gret Palucca Kampen Rantumbecken bei Vollmond Heimatmuseum Silke von Bremen, Gästeführerin & Buchautorin 12 Mein Geheimtipp: Der nächste Vollmond am 17. Juni – auf dem Rantumbecken bei Nacht. Unbeschreiblich schön, zwischen Wattenmeer und Rantumer Wattwiesen, nirgendwo sieht man den Sternenhimmel so schön. Tipp: Decke, gute Flasche Weißwein („Myrto“ von Elisabetta Foradori), eine perfekte Begleitung und dann ab auf den Deich. Auch im Winter ein absolutes Erlebnis. MITTELALTERMARKT Ab in die Zeitmaschine nach Morsum: Rund um das Muasem Hüs können sich Besucher im historischen Marktgeschehen unter Gaukler mischen. » 19.–21.8., Morsum 4. RUN UMS RANTUM-BECKEN Die 10 km lange Laufstrecke (Start am Rantumer Hafen) bietet neben sportlicher Herausforderung ein wundervolles Naturerlebnis. » 25.9., Rantum, www.rantum.de 13 DB 8 Schon in Kindertagen war mein Lieblingsplatz auf Sylt der Lister Ellenbogen. Beim Baden, Muscheln- und Steinesammeln habe ich hier die Sommertage genossen. Während der Ebbe ist das Wattenmeer ein wahres Paradies voller Austern, Herz- und Miesmuscheln. Stolz habe ich tier- und sternförmige Steine als Trophäe mit nach Hause genommen. Heute ist für mich ein Spaziergang in der Stille des Naturschutzgebiets Entspannung pur. 12 Johannes King, Zwei-Sterne-Koch des Restaurant/Hotel „Söl’ring Hof“ SYLTER SAILING WEEK Farbenprächtiger Anblick knatternder Segel. Während schnittige Boote durch die Nordsee pflügen, verfolgen Zuschauer die Live-Reportagen am Strand. » 19.–28.8., Westerland, www.westerland.de WINDSURF WORLD CUP SYLT Staunen und feiern! Beim „Wimbledon der Windsurfer“ kämpfen die weltbesten Surf-Artisten im Wellenreiten, Slalom und Freestyle um Titel. » 23.9.–3.10., Westerland, www.windsurfworldcup.de ZwischenList,MorsumundHörnum gibt es so viele magische Orte. Aber da ich in Kampen wohne, mein Tipp: Trauen Sie sich bei schönem Wetter die 109 Treppenstufen der Uwe Düne hinaufzusteigen, denn oben auf dem Podest erwartet Sie ein Blick ohnegleichen über die ganze Insel, bis hinüber nach Dänemark (dafür leider nicht bis in meine Heimat Amerika …). Am allerbesten gehen Sie morgens, kurz vor Sonnenaufgang. Diesen Moment werden Sie Ihr Leben lang nicht vergessen! Westerland 6 SYLTER GOSPELNACHT Gospels und Spirituals sorgen an der Westerländer Musikmuschel für himmlisches Vergnügen. » 6.8., Musikmuschel Westerland, www.tcgc.de LONGBOARDFESTIVAL Sport und Spaß satt. An Kampens Buhne 16 findet hierzulande das einzige Longboardfestival statt » 6.–11.9., Buhne 16, Kampen, www.buhne16.de List 4 23. HÖRNUMER HAFENFEST Ob Segeltörn, Krabbenpulwettbewerb, Shantys oder Feuerwerk – das Programm rund um Hafen und Leuchtturm ist äußerst abwechslungsreich. » 5.–7.8., Hörnum, www.hörnum.de SKULPTURTAGE Live fertigen Bildhauer Skulpturen aus Holz, Stein oder Metall. Den Abschluss bildet die traditionelle Versteigerung der Werke. Plus: Workshops vor Ort. » 2.–11.9., Ringreiterplatz Keitum Die Surfer vor Westerland Lister Ellenbogen Claudia Ebert, Eigentümerin Budersand Hotel – Golf & Spa Uwe Düne Wenningstedt ARIEN AM MEER Der Sonnenuntergang liefert die grandiose Kulisse für ebensolchen Musikgenuss. Die Arien am Meer verwandeln die Musikmuschel in eine Freiluftoper. » 3.8., 20 Uhr, Musikmuschel Westerland, www.westerland.de September 11 1 Greg Baber, Supervisor Strand TS Kampen Nach zwei Stunden Wellenreiten kurz vor dem Sonnenuntergang vor dem Quermarkenfeuer von Kampen, gibt es nichts Schöneres, als mit einem guten Glas Wein – zum Beispiel einem „Edition Grande Plage“ 2010 Weißburgunder von Bender aus der Pfalz – und einer frisch gefangenen und lecker zubereiteten Makrele auf der Terrasse des „La Grande Plage“ am traumhaften Strand zu sitzen. Tagsüber Strandversorger und Bistro mit kleinen Gerichten wandelt sich das Lokal am Abend zum Restaurant mit häufig wechselnder Abendkarte. Die lockere Atmosphäre hat sich nicht nur bei den Einheimischen rumgesprochen. Und wenn Herr Hermann (der Inhaber, genannt Manni) seine Gäste begrüßt, kann man mit ihm auch noch über die Welle diskutieren. Und hoffentlich beginnt bald wieder die Makrelensaison ... » Riperstig/Weststrand, 25999 Kampen/Sylt, Tel. 04651/886078, tägl. ab 11 Uhr, Sauna Do–Mo 12–18 Uhr, www.grande-plage.de GERMAN POLO MASTERS SYLT Schnaubende Pferde, fliegende Grasnarben, kernige Polospieler und ein einzigartiges Ambiente. » 29.7.–7.8., Keitum, www.polosylt.de GIRLS SURF WEEKEND Surflehrer coachen Mädchen bei ersten Wellenritten. Ausrüstung stellt Surfschule Westerland. » 27./28.8., www.sunsetbeach.de/girls.html 5 Praktisch das ganze Jahr über – auch im Winter und bei Regen – lauern sie mit ihren kurzen Brettern auf die Welle vor Sylt. In ihrer grauen Gummihaut sehen sie fast so aus wie Seehunde. Wenn sie nach längerem Warten eine gute Welle erwischen, surfen sie stehend auf den Brandenburger Strand zu und man kann ihre Freude am gelungenen „Ritt“ von der Promenade aus spüren. Ich kann die Begeisterung dieser jungen Wellensurfer für den Moment der richtigen Welle förmlich fühlen und bewundere immer wieder ihr geduldiges Ausharren draußen in der Nordsee. Sven Lappoehn, Geschäftsführer Söl’ring Foriining SYLT SURF CUP Deutschlands Windsurf-Stars kämpfen in der Brandung vor Westerland um nationale Titel. » 27.–31.7., Westerland, www.windsurfcup.de 2 SchleswigHolsteinisches Wattenmeer Dr. Ekkehard Klatt, Geologe und Gästeführer FOTOS: PICTURE-ALLIANCE (4), OLIVER VOM HOFE (3), NIKOLAS MARTEN (5), THOMAS LEIDIG, JULIA WAGNER 4. BEACH POLO WORLD CUP SYLT Beach Polo – früher nur in Miami und Dubai betrieben – kombiniert das „königliche Spiel“ mit allem, was zu einer guten Strandparty gehört. » 11./12.6., Hörnum Oststrand, www.polosylt.de Königshafen Mein Lieblingsort ist der Mövenbergdeich in List auf Höhe der Insel Uthörn. Wenn bei Windstille im Frühjahr die Abenddämmerung einsetzt, ist hier das Paradies. Auf der Seeseite der Blick zum Ellenbogen, unterlegt mit startenden und landenden Vogelschwärmen. Vorwitzige Lämmer springen auf dem Deich umher. Auf der anderen Seite der Lister Koog mit balzenden Kiebitzen, rufenden Kuckucks und überall das Surren der Kreuzkröten. Egal wie voll die Insel ist, hier triffst Du nur wenige Menschen. Und je nach Sonnenstand wechseln die Farben von Wasser, Watt und Himmel. Ein Platz für viele Sinne. Christoffer Bohlig, Austernfischer (Sylter Royal) SYLT SOMMER 2011 Juni 11 Mövenbergdeich in List Dr. Matthias Strasser, Geschäftsführer des Erlebniszentrums Naturgewalten 1 Restaurant Meermann in Hörnum Elke Wenning, Vorsitzende Aids-Stiftung Sylt 9 Hermannsbunker am Parkplatz K 4 Marc Henke, Taxi-Unternehmer Die Aussichtsplattform auf dem Hermannsbunker auf der Westseite zwischen Rantum und Hörnum – oberhalb vom Parkplatz K4 (4 Kilometer vom Ortskern Hörnum entfernt) – im Süden der Insel eröffnet einen einzigartigen und verblüffenden Rundumblick. Wattenmeer, Nordsee, Dünenketten, die Nachbarinseln und vieles Me(e)hr – lassen Sie sich durch das inselweit einzigartige 360-Grad-Panorama überraschen! Der Strandabschnitt hier ist nebenbei ein angesagter Kitespot, auf dem Wasser sieht man oft Spektakuläres. Last but not least ist das sinnliche Erlebnis des Sternenhimmels einer sternenklaren Nacht bei Meeresrauschen und salziger Luft hier einfach unübertroffen – der Himmel auf Erden, am besten mit einer Decke und einer Thermoskanne Tee zu genießen. VII Einen etwas ungewöhnlichen – dafür aber auch ungewöhnlich schönen Ort auf Sylt – findet man am Campingplatz auf Hörnum: das Restaurant „Meermann“. Lassen Sie sich nicht von der etwas tristen Einfahrt abschrecken, die eher an einen Industriepark erinnert, denn am Ende der Straße erwartet Sie in den Dünen eine Oase. Restaurantbesitzer Christian Heitling verwöhnt seine Gäste äußerst charmant in sehr persönlicher Atmosphäre. Hier kann man mit Einheimischen sein Feierabendbier genießen. Der Blick in die Karte verblüfft: Neben den Campingplatzstandards à la Currywurst/Pommes finden sich auch außergewöhnliche Leckereien wie Muscheln in Pernod-Sud oder frische Salate mit Käse vom Sylter Hofladen und das zu wirklich fairen Preisen. Das Highlight: An jedem Mittwoch (gegen 21 Uhr) wird im Restaurant die große Kinoleinwand ausgerollt, denn dann ist Filmabend. » Meermann Restaurant & Strandbar, Rantumerstr. 31, 25997 Hörnum, Tel. 04651/4466899, www.meermann-sylt.de 19 Plattform, Hörnum Kirsten Thiemann, Leiterin Schutzstation Wattenmeer 10 18 Sandstrand am Seehundseck Peter Klint, Künstler Hörnum 19 Gegenüber des Sansibar-Parkplatzes im Süden Rantums führt ein Weg durch die Heidelandschaft zu einem Sandstrand am Watt, der selbst in der Hochsaison ursprüngliche Ruhe und entspanntes Naturerlebnis bereithält. Dass das Baden hier gezeitenabhängig ist, damit muss man sich arrangieren – dafür ist das Wasser oft bis zu zwei Grad wärmer als auf der Westseite und wegen der fehlenden Brandung für Schwimmer jeden Alters gut geeignet. Und wer Glück hat, trifft beim Baden einen Seehund. Den Sandweg südlich der Kersigsiedlung in Hörnum entlangschlendernd freue ich mich über die blühende Graudüne, über der die Feldlerche in der Luft ihr Liedchen singt. Meine Füße laufen zum Unterfeuer. Barfuß durch den weißen Dünensand komme ich auf der Plattform an und genieße die atemberaubende Aussicht. Wasser zu drei Seiten, Föhr und Amrum im Blick, an der Südspitze brodeln die Strömungen, der Sand fliegt. Mein schwindendes Eiland. 20 Partys & Open Airs Bambus-Klaus, Gastronom und Sänger Meine Sylt-Highlights sind natürlich die vielen großen Partys. Ob die Open Airs auf dem Flughafen – am 1. August steht Nena um 20.15 Uhr auf der Bühne, Max Raabe zwei Tage später – oder all die Strandfeste (Chill-Partys, Sonnenwend-Partys und natürlich die Vollmondpartys). Als krönender Saisonabschluss warten ab 23. September für eine Woche die täglichen Surf-WorldcupPartys. Ein letztes Treffen vor der langen Winterpause … Nena, 1.8, Open-Air-Bühne am Flughafen Sylt, Einlass 19 Uhr, Tickets: 39,80 Euro, www.meerkabarett.de, www.westerland.de VIII › KURZGESCHICHTE Sonnabend/Sonntag, 4./5. Juni 2011 Ein dicker Fisch Das Leben begann im Meer. Und manchmal endet es dort auch. Eigentlich ein trefflicher Abgang für den mächtigsten Mann von Sylt. Ein Insel-Thriller von JÖRN INGWERSEN ILLUSTRATION: SILJA GÖTZ O kay, stimmt schon, vielleicht sollte ich erzählen, wie es wirklich war, wie es angehen kann, dass mir nach allem, was passiert ist, jetzt doch noch die Abendsonne ins Gesicht scheint und ich meine Sonnenbrille vermisse, wieso ich hier sitze, am Fenster, im Raucher, mit meinem Stoffbeutel auf den Knien. Eins kann ich euch jedenfalls sagen: Glaubt bloß nicht alles, was morgen in der Zeitung steht! Übermorgen wickeln sie schon ihre Fische darin ein. Kaum zu glauben, aber es war wohl erst gestern, kurz vor Sonnenaufgang, als mich ein dumpfer Schlag aus wirren Träumen riss. Einen Moment lang lag ich schwitzend in der engen Koje, sah die Kajüte im trüben Licht des Morgengrauens schwanken, sah im Bullauge abwechselnd das blaue Nachbarboot und dann den rötlich grauen Himmel. Draußen klapperten die Leinen an den Masten, drinnen klapperte alles, was nicht festgebunden war, Werkzeug, Dosen, Henkeltöpfe, am Boden klirrten leere Flaschen. Und irgendwas scharrte an der Bordwand entlang, ganz langsam, wippte mit den Wellen vom Heck zum Bug, Wasser schwappte, und dann war da wieder so ein dumpfer, hohler Schlag. Hörte sich an, als drückte der Wind eine herrenlose Boje an den Rumpf. Ich wischte mir den Sand aus den Augen. Mann, hatte ich schlecht geschlafen. Etwas flackerte in mir auf, wollte an die Oberfläche. Ich schüttelte den Kopf. An meinen Traum wollte ich mich lieber nicht erinnern. Draußen kreischten Möwen. Seit Tagen schob ungewöhnlich warmer Wind das Meer mit Macht von Osten her in den kleinen Hafen, und nur der Seenotrettungskreuzer und die großen, weißen Ausflugsschiffe wagten sich noch hinaus. Ein paar Segelboote klammerten sich an ihre Anleger, um nicht fortgerissen zu werden. Wieder rumpelte es draußen an der Bordwand. Ich stellte meine Füße in die warme Pfütze am Boden, suchte müde meine Latschen zwischen dem Zeug, das überall herumlag, und stieß zum millionsten Mal mit der Stirn gegen die baumelnde Messinglampe an der Decke, weil sich der kleine Kahn zur Seite neigte und ich ins Leere griff, als ich mich irgendwo festhalten wollte. Es ist wirklich kein Vergnügen, auf so einem Plastikboot zu wohnen, das kann ich euch sagen, wie ein Hering in der Tupperdose, aber ich konnte froh sein, dass ich überhaupt ein Dach über dem Kopf hatte – auch wenn das Dach eigentlich meinem alten Freund Sven-Uwe gehört. Auf Sylt fand sich im Sommer nicht mal ein vollgelaufener Heizungskeller, den ich hätte bezahlen können. Und wieder schlug die Boje an den Rumpf. Von allein würde sie wohl kaum wegschwimmen. Fluchend kam ich hoch und drückte das klapprige Plastikschott nach außen. Warmer Wind schlug mir ins Gesicht. Ich reckte mich und gähnte, bis meine Augen tränten. Es war heller als erwartet. Bald würde die Sonne wie eine Riesenmandarine aus dem Wattenmeer auftauchen. Mühsam schüttelte ich die letzte Nacht aus meinem Kopf und schmeckte das Salz, roch den Fisch, hörte die Möwen schreien. Sie machten einen Höllenlärm, stritten und stürzten sich ins Hafenbecken, als hätte jemand einen ganzen Eimer Fischköppe ausgekippt. Vorn an meinem Bug. Ich hielt mich an der rostigen Reling fest, beugte mich weit vor, aber es reichte nicht. Irgendwas trieb da in der schwankenden Brühe. Sah aus wie ein Sack. Auf den Knien rutschte ich dem Bug entgegen, um nicht über Bord zu gehen. Die Möwen stritten gierig und gefräßig, wollten sich von niemandem das Futter neiden lassen. Wild hackten sie mit ihren Schnäbeln darauf ein. Da sah ich, was es war. Es hätte wohl ein Sack sein können, wenn auch ein seltsam bunter Sack. Und wer bewahrte seine Fische schon in Säcken auf? Noch dazu in dicken, runden Säcken, die wie rote Strickpullover aussahen? Mittellanges, graues Haar schwamm hin und her, und immer wieder schlug der Schädel an den Bootsrumpf, als wollte das Meer sichergehen, dass er auch wirklich tot war. Ich schluckte. Am Mast hatte Sven-Uwe so ein Ding mit Widerhaken stehen. Das nahm ich mir. Ich verstehe nicht viel vom Segeln und hab keine Ahnung, wie das auf einem Boot so alles heißt, aber mit diesem Stock stieß ich den Mann im Wasser kräftig an, dass er ins Taumeln kam. Argwöhnisch hielten die Möwen Abstand, denn das Ding in meiner Hand hatte eine böse Spitze. Mit einem Ruck gab ich dem Toten einen Stoß, versuchte, ihn umzudrehen. Er kam ins Trudeln, schwankte hin und her, und als ich ihm im richtigen Moment den nächsten Schubs gab, rollte er wie ein dressierter Seehund einmal um sich selbst, so dass ich einen kurzen Blick auf das bärtige Gesicht werfen konnte, bevor sich die Mutigste der Möwen auf seine Augen stürzte. Dann tauchte er ab, der Wassermann, und wandte mir den Rücken zu, als wollte er nichts von mir wissen. Mir stand der Schweiß auf der Stirn. Odin Petersen, der Krabbenkönig. Verdammt. „Ahoi, da drüben!“ Ich war so verdattert, dass ich gar nicht begriff, woher die Stimme eigentlich kam, die trotz Wind und Möwen an mein Ohr drang. „Was treibt denn da im Wasser? Bleiben Sie zurück! Lassen Sie lieber die Finger davon!“ Drüben, auf dem blauen Zollboot, stand ein Mann im weißen Uniformhemd und hielt ein Handy in der Hand. Er tippte darauf herum und gestikulierte mit seinem freien Arm, während er aufgeregt in das Ding sprach und Haar und Hemd im Wind flatterten. Ich wusste, was jetzt kam. Ich sah den Zollbeamten am Telefon, ich sah den toten Sack im Wasser treiben, ich sah die Möwen über mir, und stand nur da, als könnte ich nichts tun. Kaum hatte die Sonne ihren ersten, wärmenden Blick über die Hafenmauer geworfen, da hörte ich die Sirene schon. Zwei Sirenen, um genau zu sein. J eder andere wäre vermutlich vor Scham im Boden versunken, wenn man ihn im strahlenden Sonnenschein durch ein Spalier gaffender Urlauber geführt hätte. Ein Mann mit roter Birne und weißen Stachelbeerbeinen probierte seine neue Digitalkamera aus, hielt sie auf Armeslänge vor sich ausgestreckt und nahm mich auf. Ich winkte ihm, und er gab mir Zeichen, dass ich gut zu sehen war. Eine Schwangere im himmelblauen Stretchkleid hielt ihren Strohhut fest und klammerte sich ans weiße Geländer, als wollte ich ihr Ungeborenes entführen. Jeder andere hätte sich geschämt. Ich nicht. Jeder hier am Hafen kennt die Geschichte. Jeder, der sich hier auch nur ein bisschen auskennt, weiß, wie das damals alles gelaufen ist. List ist ein Dorf ... und das ist nicht nur so eine Redensart. Die Touristen werden hier den Sommer über wie die Ochsen durchgeschleust und abgefüttert. Im Winter steht am Dorfeingang ein Lattenzaun mit großen, schwarzen Blockbuchstaben. ARSCH DER WELT steht da geschrieben. Hier kennt jeder jeden. Irgendwer rempelte mich im Gedränge an, und als ich mich unwillkürlich umdrehte, sah ich über die Köpfe hinweg, sah, dass drüben an der Mole der Notarztwagen abfuhr und das Feld zwei käsegesichtigen Männern überließ, die mit ihrem schwarzen Kombi rückwärts so weit wie möglich den Anleger zu den Booten hinuntergefahren waren. Sie wollten den toten Petersen nicht weiter schleppen als nötig. Eine kräftige Hand schob mich von hinten an. Ich ließ mich schieben. Im Hafenamt war es kühl und dunkel hinter den halbgeschlossenen Gardinen. Ein Funkgerät blinkte vor sich hin, rechts am Fenster starb ein Ficus Benjamina den Wüstentod, und auf jeder Bank der halbrunden Fensterfront ließ ein verstaubter, kleiner Flaggenständer müde seine Fahne hängen. Offenbar hatte der Hafenmeister den Beamten das kleine Büro zur Verfügung gestellt, damit sie sich bei den Ermittlungen die Touristen vom Leib halten konnten. „Sie sind also der junge Mann, der den Toten heute morgen im Hafenbecken gefunden hat?“ Ich zuckte zusammen. Aus dem dunklen Flur gleich links von mir trat eine untersetzte Frau im braunen Kostüm hervor, schüttelte die Hände am Kostüm ab, als hätte sie auf der Toilette kein sauberes Handtuch gefunden. Mit den schmalen Lippen und ihrem Topfschnitt sah sie aus wie Angela Merkels hartherzige Schwester. Sie kniff die Mundwinkel zusammen, sah zu mir auf. Am Schreibtisch blätterte sie in ihren Unterlagen herum. „Wachtmeister Christiansen hat Ihre Personalien aufgenommen?“ Ich drehte mich zu Christiansen um, der von seinen Schuhen aufsah und brummte. Den alten Dorfpolizisten kannte ich schon, seit ich denken konnte. Vor ein paar Jahren, als mein Vater gestorben war, hätte er fast meine Mutter geheiratet. „So ein Zufall, hm? Das mit dem Toten.“ Ich nickte. „Bitte nicht so leise sprechen.“ Sie hielt eine Hand an ihr fleischiges Ohr und zog die Augenbrauen hoch, beugte sich vor. Ich nickte wie ein Esel. „Sind Sie stumm, oder was?“ Ich sah der Frau in ihre kleinen Augen. „Sind Sie blind, oder was?“ Wachtmeister Christiansen würgte sein Lachen herunter. „Witzig. Sie scheinen gar nicht zu wissen, was wir von Ihnen wollen ...“ Ich lächelte. „Sie nehmen mir das Wort aus dem Mund: Ich weiß nicht, was Sie wollen. Ich hab den alten Petersen nur gefunden.Wer sind Sie eigentlich?“ Christiansen räusperte sich und trat einen Schritt vor. „Frau Hauptkommissar Koschinski ist erst seit vorgestern auf der Insel. Sie wurde aus Rostock hierher versetzt und hat den Sommer über die Leitung der Kripo auf ...“ „Vielen Dank, HERR Wachtmeister! Ich bin sehr wohl in der Lage, für mich selbst zu sprechen, wenn mir danach zumute ist, und wie ich mit einem Tatverdächtigen umzugehen habe, muss ich mir ganz bestimmt nicht von einem ... von einem ...“ Sie überlegte es sich anders und schüttelte widerwillig ihre Fransen. Am Fenster zogen die plappernden Schatten einer vielköpfigen Reisegruppe vorüber. Ich zwang mich, ruhiger zu atmen. „Mir war nicht klar, dass ich unter Verdacht stehe“, sagte ich. „Ich bin heute morgen aufgewacht, weil irgendwas an mein Boot ...“ „An Ihr Boot?“ Ich stutzte. „Okay, das Boot gehört einem Freund von mir, aber das ändert ja nichts an der Tatsache, dass ich heute morgen ...“ „Sie nehmen es mit der Wahrheit nicht so genau, was?“ Ruhig, ganz ruhig bleiben jetzt. „Die Wahrheit ist, dass heute früh bei Sonnenaufgang ...“ „Weiß Ihr Freund, dieser ...“, sie blätterte, „... dieser SvenUwe Sönnichsen aus Tinnum eigentlich, dass Sie seit Monaten auf seinem Boot wohnen?“ Irgendwie durchschaute ich nicht so ganz, was hier eigentlich los war. Ich brachte dieser Frau gegenüber noch nicht mal einen ganzen Satz zu Ende. „Sie kannten den Toten, wie ich höre.“ „Odin Petersen. Den kennt hier jeder. Er ist der ...“ „Odin? Wieso Odin?“ Sie sah Christiansen an. Ich schnaubte. „Weil es besser klingt als Adolf.“ Ob sie Bescheid wusste? Ich sah Wachtmeister Christiansen an. Blonde Locken quollen unter seiner Schirmmütze hervor. „Ihre Familie war mit Herrn Petersen gut bekannt?“ Ich holte tief Luft. Es machte keinen Sinn, etwas zu verbergen, solange ich nicht wusste, was sie wusste. Also sagte ich: „Odin Petersen ist ... war der größte Lumpenhund, der auf dieser Insel je frei rumgelaufen ist.“ „Ach ja?“ Die harten Lippen zogen sich seltsam in die Breite. Eigentlich hätte es wohl ein Lächeln werden sollen. „Interessant. Sie mochten ihn nicht?“ Ich runzelte die Stirn. „Doch, klar. Er hat meine Familie in den Ruin getrieben, aber was macht das schon? Ich bin nicht nachtragend.“ „Klingt wie ein Motiv.“ Ich schnaubte und sah aus dem Fenster. Jenseits der grauen Wellen blitzten die Windrotoren auf dem Festland. „Jeder hier hätte ein Motiv gehabt. Der Typ hat alles an sich gerissen, den ganzen Hafen, mit allem, was dazugehört. Sehen Sie sich doch mal um da draußen. Odins Krabbenbude, Odins Aalreuse, Odins Leckere Fischspezialitäten, Odins Heringshappenkiosk, Odins ...“ „Gut, gut, gut. Ich glaube, wir haben es begriffen. Und weil er geschäftstüchtiger war als Sie, haben Sie ihn aus Neid einfach mal kurz unter Wasser gehalten.“ Diese Frau saß am Schreibtisch und kritzelte etwas auf ihren Block. „Ja?“ „Ziemlich warm hier drinnen. Kann ich mich setzen?“ Siegessicher sah sie mich an. „So sehr lastet die Schuld auf Ihren Schultern, dass Sie nicht einmal mehr stehen können? Ein Mann in Ihrem Alter?“ Sie sprach langsam, hob die Worte hervor. „Glauben Sie ernstlich, ich wäre so blöd, jemanden, den ich umbringen will, gleich neben meinem Boot zu ertränken?“ „Ihrem Boot?“ „Glauben Sie das?“ „Ich bin nicht hier, weil ich ein gläubiger Mensch wäre, aber Sie scheinen sich ja schon eine ganze Weile Gedanken um Herrn Petersen gemacht zu haben.“ Vielleicht verrieten mich ja meine roten Ohren oder irgend so was, aber damit hatte sie natürlich Recht. Ich schob die Unterlippe vor. „Odin Petersen kann schon froh sein, wenn außer dem Pastor und den Sargträgern überhaupt irgendjemand zu seiner Beerdigung kommt.“ „Sie wissen, dass Herr Petersen nicht ertrunken ist?“ Ich stutzte. IX Sonnabend/Sonntag, 4./5. Juni 2011 › LITERATUR Es ging gleich schief. Ich sagte was, er sagte was, und schon war ich auf hundertachtzig Der Musiker, Übersetzer und Krimi-Autor Jörn Ingwersen wurde 1957 auf Sylt geboren. Die Schurken und Opfer in Thrillern wie „Nah am Wasser“, „Schafsköpfen“ und „Falscher Hase“ siedelt er mit Vorliebe auf seiner Heimatinsel an. Seiten einer Insel Die besten Adressen und Sightseeing-Tipps, Insel-Geschichte, Familiengeschichten und atemberaubende Naturfotografie: sechs literarische Begleiter für den entspannten Sylt-Besuch Gebrauchsanweisung für Sylt Das große Sansibar-Buch Sylt. Das Meer und seine Menschen magazin-Autorin Silke von Bremen kennt das Eiland und die Insulaner: Seit 20 Jahren lebt die Diplom-Geografin, Gästeführerin und Reisefachfrau schon hier und leitete früher das Heimatmuseum. Liebevoll räumt sie mit Sylt-Klischees auf, „vom Kaschmirpullover zum Preis einer Monatsmiete“ bis zu „Friesenhauskarikaturen“, erzählt Inselgeschichten von Friedemar, dem Zeitungszusteller, bis zur Kommunalpolitik. Die Geschichte der legendären Strandbar, den Aufstieg vom Kiosk zum Szene-Tempel erzählen Sansibar-Chef Herbert Seckler und Gesellschaftsjournalistin Inga Griese. Prominente Stammgäste geben dem Band mit kleinen Liebeserklärungen eine persönliche Note, und Freunde der Sansibar-Genüsse freuen sich über alle Originalrezepte – ein echter Lese-Genuss. Die machtvolle Kraft der Wellen, die Faszination des Meeres und die Menschen, die es in seinen Bann zog: Der gebürtige Däne Brian Bojsen hat das Lebensgefühl an der Küste in atmosphärischen Schwarz-Weiß-Bildern festgehalten. Er zeigt Surfer wie Robbie Naish oder den New Yorker Künstler Tony Caramanico und lässt seine Sylter Freunde in handgeschriebenen Texten erklären, warum sie die Insel so mögen. » Silke von Bremen: Gebrauchsanweisung für Sylt. Piper, 224 Seiten, mit Karte, 14,95 Euro Zur Sommerfrische nach Sylt Sie kamen in Scharen, angelockt von Sonne, Sand, Meer und den liberalen Sitten, und sie kamen von überall her, vor allem aus Berlin. Kristine von Soden nimmt uns in ihrem Buch über berühmte Künstler und Literaten mit ins Inselparadies der 20er- bis 60er-Jahre. Die kulturelle Avantgarde traf sich in Kampen. Dadaisten reisten an, Bauhäusler, Theaterleute. Friedrich Hollaender und Marlene Dietrich trafen sich in Valeska Gerts Ziegenstall, Gret Palucca tanzte nackt in den Dünen. » Kristine von Soden: Zur Sommerfrische nach Sylt. Edition Ebersbach, 128 Seiten, 15,80 Euro » Inga Griese und Herbert Seckler: Das große Sansibar-Buch. Collection Rolf Heyne, 336 Seiten, 39,90 Euro Schafsköpfen. Falscher Hase. Zwei Krimis auf Sylt » Brian Bojsen: Sylt. Das Meer und seine Menschen. Terra Oceanis, 164 Seiten, 39,90 Euro Tante Inge haut ab Sylt von seiner dunklen Seite: Jörn Ingwersen, von dem auch die Kurzgeschichte links stammt, kennt die Abgründe der Insel und fängt sie mit viel Sprachwitz ein. In „Schafsköpfen“ findet Tagträumer Jakob einen Koffer voller Geld und eine Leiche am Strand und gerät in einen seltsamen Bandenkrieg. „Falscher Hase“ spielt in der Musikerszene und ist voller durchgeknallter Typen – ein Einblick in die verrückte Welt der Trommler und Bassisten. „Die Frau am Ende des Bahnsteigs trug einen roten Hut und sah aus wie meine Tante Inge. Nur dass die niemals Hüte und schon gar nicht ihr Gepäck tragen würde.“ Die Familiengeschichte von Dora Heldt, die übrigens auf dem Titel des magazins über perfekte Sylter Sommer schreibt, steckt voller Witz und Spannung. Christine, 46, freut sich darin auf einen entspannten SyltUrlaub – doch die Frau mit dem Hut ist tatsächlich ihre Tante Inge, die Mann und Reihenhaus verlassen hat und einen Neuanfang wagen will. » Jörn Ingwersen: Schafsköpfen. Falscher Hase. Zwei Krimis auf Sylt. Aufbau, 510 Seiten, 7,95 Euro » Dora Heldt: Tante Inge haut ab, dtv, 352 Seiten, 7,95 Euro Wählen Sie das Buchungszentrum-Sylt.de für Zimmernachweis und Ferienwohnungs-Vermittlung, Tel. 0 46 51/998-8, Fax -555 o 48 Zimmer und 24 Suiten mit luxuriösen großen Bädern im ruhig gelegenen Gartenflügel Zuhause bei Freunden Hotel Landhaus Stricker mit Wellness auf 700 qm treffen Sie die rich- o Ganzjährig geöffnet – Tiefgarage tige Entscheidung. Unser Gourmetrestaurant „Bodendorf`s“ – cuisine méditerranée. „Restaurant Stricker“ – leichte, moderne Kräuterküche. Boy-Nielsen Straße 10, Sylt / Tinnum www.hotelstadthamburg.com 25980 Westerland/Sylt Strandstr. 2 Tel. 04651/858-0 Fax 858-220 Tel: 04651- 88 99 0, www.landhaus-stricker.de • Qualität und Service in 300 Appartements & Häusern • • HOTEL ROTH am Strande Sommerknüller! gültig vom 1. bis 10. 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Deutet man nur leise an, dass man vielleicht in seiner Kindheit, vor hundert Jahren, als sowieso die ganze Welt noch anders war, als es noch so was wie Moral und Sitte und Anstand gab und die Menschen nicht so geldgeil und selbstverliebt und rücksichtslos waren, dass man damals also ein einziges Mal seine Lieblingsoma angeschwindelt hat, einem sei die Milchkanne auf dem Weg umgekippt, so dass man sich auf diese Weise vielleicht eine Mark oder was ergaunern konnte, um sich dafür bei H. B. Jensen den neuen E-Type von Matchbox oder bei Charlott Frank ein Pixie-Buch oder was weiß ich zu kaufen, schon haben sie dich am Sack. Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht. Heuchler. Gut, ich gebe zu, ich wollte mal sehen, ob die Tür an Petersens Fischbude auch wirklich abgeschlossen war, nur mal so, um sicherzugehen. Ich war pleite, hatte keinen müden Cent mehr in der Tasche, nachdem mich Petersen vor zwei Monaten rausgeworfen hatte, mitten in der Saison. Natürlich hab ich da keinen anderen Job mehr gefunden ... als ob es nicht ohnehin schon schlimm genug gewesen wäre, dass ich ausgerechnet in „Odins Kaulquappenparadies“ hinterm Tresen stehen und kleinen Kindern maschinengestanzte Fischfrikadellen in Seesternchenform andrehen musste. Aber was blieb mir anderes übrig? Ich konnte ja froh sein, dass ich Arbeit hatte, ohne Führerschein und so, und dass mich Sven-Uwe – solange der Hafenmeister mitspielte – auf seinem Boot wohnen ließ. Johanna hatte mich im April endgültig rausgeworfen, weil ich nicht jeden zweiten Abend brav wie ein kastrierter Kater die beiden Kleinen hüten wollte, wenn sie mit irgendwelchen Kerlen um die Häuser zog. Den Polizisten hatte sie gesagt, sie fühlte sich von mir bedroht. Das reichte schon. Zack, saß ich auf der Straße. Mann, Mann, Mann, wenn ich überlege, wie das alles so gekommen ist ... Christiansen sah mich an, als sollte ich sein Weltbild retten, also sagte ich: „So gegen zwölf?“ Ich tat, als müsste ich nachdenken. „Könnte sein ... da war ich vorn beim Zigarettenautomaten ... aber in Petersens Bude einbrechen? Wozu denn? Außer totem Fisch ist da doch nichts zu holen.“ „Und die Tageseinnahmen?“ In diesem Moment klopfte es laut und vernehmlich an der Tür, so dass die Frau Hauptkommissar den Wachtmeister anknurrte, und der brav nachsehen ging. Von da an löste sich alles in Wohlgefallen auf. Mehr oder weniger. In der Tür stand Sven-Uwe, freundlich lächelnde Einsachtundneunzig, mit blauen Augen und blonden Wimpern. Er klopfte Christiansen auf die Schulter und trat unaufgefordert ein, reichte Frau Koschinski leutselig seine Pranke mit den schwarzen Fingernägeln und dröhnte: „Hat der Bengel mal wieder was angestellt?“ Also, um es kurz zu machen: Es war nicht das erste Mal, dass Sven-Uwe seine Hand für mich ins Feuer hielt, und jetzt behauptete er steif und fest, wir hätten die ganze Nacht auf seinem Boot gesessen, Karten gespielt und Musik gehört, und gegen zwölf etwa seien uns die Zigaretten ausgegangen. Er hätte mich rüber zu Petersens Bude geschickt, um welche zu besorgen. Nach zehn Minuten hätten wir dann weitergespielt. „Und wer war der dritte im Bunde?“, fragte Frau Hauptkommissar und kniff dabei die Augen zusammen, als könnte sie uns nicht mehr so genau erkennen. „Welcher dritte?“, polterte Sven-Uwe gutgelaunt. „Wir spielen immer Schwimmen, und das spielt man zu zweit.“ Von da an dauerte es nicht mehr lange. Ich kann nicht eben behaupten, dass wir die Frau überzeugt hätten, aber abgesehen von meinem – zugegebenermaßen stichhaltigen – Motiv, sprach eigentlich nichts dafür, dass ich mit Odin Petersens abruptem Ableben irgendwas zu schaffen hatte. Vielleicht hatte sie auch nur geblufft und den Mund etwas zu voll genommen, um zu sehen, wie weit sie damit kam. Na, und da sitze ich jetzt auf meinem Fensterplatz im Raucher, sehe mir draußen die Vögel im Watt an, lass mich über den Damm kutschieren und weiß gar nicht so recht, wie mir geschieht. Denn tatsächlich stand Petersens Fischbude offen. Es war nicht zu übersehen, als ich zum Automaten kam. Ein schmaler, gelber Lichtschein fiel durch den Türspalt, und ich warf einen Blick hinein, lehnte kurz meinen duseligen Schädel ans Holz, und schon stand ich im schmalen Gang. Ganz hinten am Ende lag Petersens Büro. Ich weiß nicht, welcher Teufel mich geritten hat. Ich wollte wirklich nur mal mit ihm reden. Ich dachte, vielleicht sieht er ein, was er angerichtet hat, vielleicht gibt er mir Arbeit oder irgendwas. Ich hätte auch die Tische abgeräumt, den Platz gefegt, die Teller abgewaschen, ganz egal. Ich bin wohl doch naiv. Wie eine fette Kröte saß er in seinem Kabuff und zählte Geld. Die Wände um seinen Schreibtisch waren mit Grußpostkarten aus aller Welt gepflastert, und hinter ihm, gleich über seinem Stuhl hing ein gerahmtes Bild von Odin Petersen mit Mike Krüger und noch irgendwelchen anderen Nasen Arm in Arm. „Du bist doch wohl nicht gekommen, um dir meine Fotos anzusehen?“, sagte er und zog betont langsam die oberste Schublade an seinem Schreibtisch auf. Er legte den Revolver neben die gestapelten Scheine. „Damit du gar nicht erst auf dumme Gedanken kommst ...“ Er grinste hinter seinem grauen Bart. Es ging gleich schief, von Anfang an. Ich wollte mir echt Mühe geben, wirklich wahr, hab versucht, mein Sprüchlein aufzusagen, dass ich Arbeit bräuchte und er mir doch auch irgendwie was schuldig sei, aber dann kamen wohl doch die falschen Worte raus. Ich weiß es nicht. Ich sagte was, er sagte was, und schon war ich auf hundertachtzig. Dann fing er wieder davon an, was für ein Versager ich sei, genau wie mein Vater, dass ich bloß nicht glauben sollte, er hätte irgendwas damit zu tun, dass mein Alter sich erhängt hatte, hinten am Ende der Mole, an der letzten Laterne. Der hätte es doch nicht mal geschafft, wenn er die einzige Fischbude auf der ganzen Insel gehabt hätte. Er redete und redete, dass ihm das schlechte Gewissen nur so aus dem Mund quoll. Es war einfach ekelhaft, dieser Typ war echt das Letzte. Als er damals auf die Insel gekommen sei, hätte er doch auch nichts gehabt, rein gar nichts. Alles, was ihm jetzt gehörte, hätte er mit seiner eigenen Hände Arbeit ... bla bla bla ... Kein Wort davon, wie er an seine Konzessionen gekommen ist, die Gemeinden hofiert, die Fischer zermürbt und alle anderen Händler am Hafen gnadenlos mit seinen Preisen unterboten hat, bis er das Monopol besaß und tun und lassen konnte, was er wollte. Kein Wort davon. Und plötzlich hielt ich die Waffe in der Hand. Es ging ganz schnell, ich weiß selbst nicht, wie. Plötzlich stand ich da und richtete das schwere Ding auf ihn, als wollte ich ihn erschießen. Er sah mich nur an. „Und jetzt?“, sagte er. „Jetzt gehen wir nach vorn und sehen mal nach den toten Fischen“, sagte ich und spannte den Hahn am Revolver, dass es laut klickte. Da muss ihm wohl klar geworden sein, dass ich wirklich echt verzweifelt war, dass er doch lieber tun sollte, was ich von ihm verlangte. Ich trieb ihn vor mir her. Bei den Kühltruhen blieben wir stehen, und ich ließ ihn einen Rieseneimer Krabben nehmen, einen dicken Bottich Mayonnaise und einen Sack mit labberigen Brötchen. Damit setzte ich ihn an einen Tisch und ließ ihn Krabbenbrötchen schmieren, eins nach dem anderen. „Und schön viel Mayonnaise drauf“, sagte ich. „Wie bei den Dingern, die ihr den Touristen andreht. Nicht so viele Krabben, lieber ordentlich Mayonnaise. Genau so ... und jetzt: Guten Appetit.“ Ich saß da, mit dem Revolver in der Hand, und sah mir an, wie der alte Mann ein Brötchen nach dem anderen runterwürgte. Er wollte gern was trinken, aber bei soviel Mayonnaise fand ich das unnötig. Anfangs war es fast ein Spaß, in gewisser Weise, aber nach sechs, sieben, acht von diesen Dingern wurde es dann doch etwas mühsam. Sein roter Pullover sah auch nicht mehr ganz frisch aus. „Junge, hör doch, ich weiß, wie du dich fühlen musst ...“, würgte er hervor. „Keine Sorge, ich fühl mich gut“, sagte ich, und das stimmte auch. Ich muss zugeben, dass ich mir eigentlich gar nicht überlegt hatte, wie lange das so weitergehen sollte. Es war ja eher eine spontane Idee. Na ja, ab dem zwölften, dreizehnten Brötchen hab ich dann nicht mehr mitgezählt. Es wurde auch langsam eklig, wie ihm das fettige Zeug aus den Mundwinkeln quoll und er schwitzte und schnaufte. Natürlich wollte er immer wieder aufhören, aber ich hielt ihm die dicke Mündung seiner Waffe an die Schläfe, und da hat er dann doch weitergegessen. Er wusste wohl am besten, was sie anrichten konnte. Und plötzlich sah es so aus, als würden ihm gleich die Augen aus den Höhlen quellen. Puterrot lief er an, ruderte mit den Armen, dass er fast mit seinem Stuhl umfiel, dann riss er den Mund auf, die letzten Krabben kamen ihm hoch, und er fasste sich röchelnd ans Herz. Erst dachte ich, er markierte, spielte mir was vor, als er rückwärts hintenüber fiel und dumpf auf die Bohlen kippte. Ich wartete einen Moment, redetet noch mit ihm, aber als ich nach einer Weile noch immer keine Antwort bekam, wurde ich doch stutzig. Ich stieß ihn an, und er schwabbelte nur so. Aber er atmete nicht. Und sein Herz, wenn er denn überhaupt eins hatte, sagte auch nichts mehr. Wenn ich es recht bedenke, schäme ich mich ein bisschen, dass es mich so gar nicht berührte, diesen Mann da liegen zu sehen. Aber er lag ja auch nicht lange da. Hinter den Buden fand ich eine Schubkarre. Vielleicht hab ich zu viele Filme gesehen, als ich mir noch einen Fernseher leisten konnte ... ich hätte ihn auch einfach liegen lassen können, aber das war mir nicht geheuer. Ich räumte auf, wischte die Sauerei weg und karrte den Alten bis ans Ende der Hafenmauer. Wir hatten ablaufendes Wasser, der Sog vom Watt aufs Meer hinaus ist stark, die Strömung ungeheuer, und so standen die Chancen gut, dass das Meer ihn mit sich nehmen würde. Schließlich hatte es ihn reich gemacht, und da war es wohl nur fair, wenn er als Fischfutter endete. So zumindest hatte ich es mir ausgemalt und ihm den Revolver hinterhergeworfen. Als ich wieder aufs Boot kam, schnarchte Sven-Uwe wie ein blondes Maultier. Ich warf ihm die Kippen auf die Brust, und schmatzend kam er zu sich, nuschelte mit klebriger Zunge: „Schon wieder da? Wer ist mit Geben dran?“ Tja, und jetzt sitze ich also hier im Zug, mit meinem Wochenendticket in der Tasche und einem von diesen Stoffbeuteln auf den Knien, die sie in Niebüll an der Autoverladung verteilen. Lag in Petersens Büro. Ich hab ihn oben zugeknotet, damit mir die Scheine nicht wegfliegen. Ich fahr erst mal nach Hamburg. Bei Sven-Uwes Schwester kann ich vorübergehend unterkommen, die hat noch ein Zimmer frei, unten an der Elbe, bei den Landungsbrücken. Da gibt es reichlich Buden. Vielleicht steig ich irgendwo mit ein. Mal sehen, was kommt. Ich lass mir Zeit. Aber eins ist klar: nie wieder Krabbenbrötchen. Ist doch eklig, das Zeug, und mit so einem Eiweißschock ist nicht zu spaßen. Da muss man echt aufpassen. Strandhotel Sie nahm einen Zettel aus ihrem Ordner und warf einen Blick darauf, als müsste sie es ablesen: „Er war schon eine Weile tot, als man ihn ins Wasser geworfen hat.“ Ich nickte, wartete, was jetzt kam. „Es sollte wohl so aussehen, als wäre er ertrunken.“ Eigentlich war es ja egal, aber ich fragte trotzdem: „Wenn er nicht abgesoffen ist, was ausgesprochen zu ihm passen würde, woran ist er dann gestorben?“ „Das wollten wir eigentlich von Ihnen erfahren. Und auch, wo Sie letzte Nacht waren ... so gegen eins, halb zwei.“ Anscheinend musste ich mir dringend was einfallen lassen. „Wahrscheinlich war er um die Zeit nicht mehr ganz nüchtern, wie so oft, ist ausgerutscht, hingefallen, hat sich den Schädel aufgeschlagen, und dann ist er ...“ „Herzstillstand“, sagte Christiansen kopfschüttelnd. „Äußerlich war er unverletzt.“ Ich runzelte die Stirn. „Dann frag ich mich doch aber, was Sie eigentlich von mir wollen. Was hab ich damit zu tun, dass jemand, von dem alle Welt weiß, dass er sich eines Tages noch zu Tode saufen wird, genau das dann auch tatsächlich tut?“ „Er war nüchtern“, sagte die Frau. „So gut wie“, fügte Christiansen hinzu. „Oh“, sagte ich. Frau Hauptkommissar Koschinski seufzte, als täte ihr Leid, was sie jetzt sagen musste: „Junger Freund, damit wir uns richtig verstehen ... Sie können sich hier drehen und wenden, wie Sie wollen, aber um eine Erklärung werden Sie nicht herumkommen. Sie sind heute Nacht gesehen worden, als Sie sich bei Herrn Petersens Fischbude herumgetrieben haben. So etwa gegen zwölf.“ Müde nahm Christiansen seine Mütze ab und seufzte wie ein kinderloses Walross: „Junge, wie willst du das nur deiner Mutter beibringen?“ Appartements & Ferienhäuser Sylt www.sylt-urlaub-meer.de Friedlich, strandnah, citynah – herzlich, fröhlich, geborgen Johann-Möller-Str. 40, 25980 Westerland Tel. 0 46 51 - 98 67- 0, Fax -77 www.sylt-vier-jahreszeiten.de ERLEBEN SIE AUSSERGEWÖHNLICHE MOMENTE! DORFHOTEL Sylt – der perfekte Urlaub für Familien, Aktive, Naturliebhaber und Genießer. Aktuelle Angebote unter: DORFHOTEL Sylt · Hafenstraße 1a 25980 Sylt/Rantum · Tel. 04651/4609-0 om .c el [email protected] www.dorfhot Anzeigen: L.A.CH. Schulz GmbH, Mattentwiete 5, 20457 Hamburg, Tel. 0 40 / 36 98 04-0, [email protected], www.lachschulz.de X › BROT & SPIELE Sonnabend/Sonntag, 4./5. Juni 2011 Samurai-Sudoku 2 3 7 4 3 1 8 7 2 4 7 9 6 9 4 2 3 2 6 2 6 5 4 9 Leiser Luxus im Restaurant Fährhaus: simples Dekor, raffinierte Menüs und Blick auf das Watt LOKAL-TERMIN Genießen und schweigen 9 7 3 2 5 4 4 3 7 5 1 9 9 8 8 7 6 6 8 8 6 3 2 Lösungsweg: Beim Samurai-Sudoku sind vier Eck-Sudokus so um ein ZentralSudoku angeordnet, dass jedes der vier Eck-Sudokus sich je einen Block mit dem ZentralSudoku teilt! Dabei gelten für jedes der 5 Sudoku-Diagramme die klassischen Spielregeln: Alle Diagramme sind mit den Zahlen Sterneküche mit Enthusiasmus, aber ohne Tamtam: das „Restaurant Fährhaus“ in Munkmarsch auf Sylt 10 11 12 13 14 29 30 31 40 41 15 FOTO: THOMAS LEIDIG 23 26 33 34 27 35 36 37 38 43 28 39 42 44 45 46 47 49 50 48 51 Waagerecht: 1 Metaphysischer Möbeltransport. 13 Griechische Abc-Schützen werden an 21. Stelle buchstäblich hiermit konfrontiert. 16 Bei Denkmälern ist es eine feierliche, bei Menschen meist peinliche Angelegenheit. 17 Der wird ziemlich kalt, wenn einem die Kohle ausgeht. 18 Man ist einer, wenn einem andere egal sind. 19 Cebotari, Callas oder Schell. 20 Kleidungsstück in der Autogarage. 21 Verdrehter britannischer Sagenkönig. 22 Dies der Wolf nahm, damit eine helle Stimme er bekam. 23 Im Moment sind Sie es. 24 Kulinarisches Gegenteil vom Rührmichnichtan. 26 Sie gibt der Seine das ihre. 28 Geht Wittmunder Autoschildermalern flink von der Hand. 30 Biblischer Priester in Karelien. 32 Den ersten Buchstaben des Alphabets abrichten. 40 Verkehrsmittel eines Vokals. 43 Wenn die Flaggen Trauer tragen. 44 Dieser Allee- und Parkbaum behält seine ganze Borke kaum. 45 Gefrorenes Wasser in England. 46 Schuldverschreibung mit Nr. 007. 47 Alias Katzenfisch. 48 Mutter der Ada, Großmutter der Vera. 49 Längst vergangene Blutsverwandte. 50 Ihr zweiter Vorname: Nazionale. Und der erste? 51 An diesem Fleck ist alles weg. 52 Nicht nur in Diktaturen ist dies der Anfang der Zensur. 52 Senkrecht: 1 Wenn, dann wird er auf der Straße gekocht. 2 Im germanischen Wurfspieß. 3 „Schule der Weisen“ wurde von Zenon in Athen gegründet. 4 Der könnte einem da unterkommen, wo der Pfeffer wächst. 5 Mit ihm fährt man oft blauäugig Schlitten! 6 Der innere Teil eines Tretrollers. 7 Hier stehen englische Männer am kurzen Ultraleichtflugzeug. 8 Wenn sich Öle und Fette chemisch verbinden, nennt man das so. 9 Seinen Nachnamen hatte er mit Udo gemeinsam. 10 Eine ein Körpergelenk umspülende Woge. 11 Eine Bahre wird rückwärts zu Grasland. 12 Die Rechnung ist nur klein. 13 „Reich mir d i e, mein Leben“, bellt Bello. 14 Vordergrundmotiv edlen Waidwerks. 15 Ein echter Fuchs, dieser japanische Reisbringer. 24 Dieser Teil Brasiliens ist auch eine spanische Bucht. 25 Ohne P werden diese Muschelprodukte zu Feuchtflächengewächsen. 27 Der Mann der Ente ist bekannt, er wird auch Enterich genannt. 29 Bei „Käfern“ immer noch hinten zu finden. 31 Sie lüftet jede Körperzelle. 33 Ein Hausaufsatz. 34 Ist sie im Portmonee, siehts duster aus. 35 Alarmierender Dunst. 36 Der Kurze trägt die Rote-Kreuz-Binde in der Armee. 37 Netz für Dienste, aber nicht zum Fischen. 38 Es genügt, wenn Sie es ungefähr wissen. 39 Manche stecken ihre in alles herein und manche haben sie voll. 41 Werbeshow in der Tierwelt. 42 So ruft der Ire den Johannes. Auflösungen: 8 3 1 6 9 4 2 5 7 6 5 4 1 2 7 8 3 9 7 6 5 8 1 9 2 3 4 2 9 7 3 5 8 1 4 6 5 3 1 2 4 6 8 9 7 9 8 6 2 1 5 3 7 4 4 2 9 3 7 8 5 6 1 4 7 3 8 6 9 5 1 2 6 8 7 9 5 1 4 2 3 1 2 5 4 7 3 6 9 8 3 6 8 9 4 1 7 2 5 8 3 6 9 1 4 5 8 3 6 7 2 7 1 9 5 8 2 4 6 3 9 7 1 8 5 2 1 6 7 3 4 9 5 4 2 7 3 6 9 8 1 5 4 2 3 7 6 4 9 2 1 5 8 8 9 2 4 1 5 7 6 3 6 5 7 3 9 8 2 4 1 1 3 4 6 2 7 5 8 9 1 9 3 7 2 6 5 4 8 2 6 3 1 9 7 4 6 2 3 5 8 8 2 7 9 4 5 3 1 6 7 8 9 4 2 5 3 1 8 9 6 7 5 4 6 8 3 1 2 7 9 1 5 4 6 3 8 7 5 9 2 1 4 8 7 3 1 2 5 6 4 9 7 8 2 4 5 9 6 3 1 2 5 6 8 9 4 7 3 1 4 3 5 1 6 7 8 9 2 9 4 1 6 7 3 8 2 5 6 1 9 2 8 3 7 5 4 3 8 9 5 4 6 1 7 2 3 5 8 6 1 4 9 2 7 5 1 2 9 3 7 4 8 6 2 7 4 3 9 8 1 6 5 7 6 4 2 8 1 5 9 3 9 6 1 5 7 2 4 8 3 » ZUR MÜHLE, Lochterbarig 24, Munkmarsch, Tel. 04651/3877, Mi–Mo ab 11 Uhr, www.zur-muehle-sylt.de 9 20 1 4 3 7 2 5 9 8 6 » BADEZEIT, Dünenstr. 3, Westerland, Tel. 04651/83 40 20, tgl. ab 11 Uhr, www.badezeit.de 8 2 9 8 6 3 4 7 1 5 Nicht nur Sternekoch Alexandro Pape schwärmt von Oma Protts Apfelkuchen. Glücklich ist, wer die Aussicht auf das urtümliche Wattenmeer bei Friesentorte, Zwetschgenkuchen oder Stachelbeerbaiser genießen kann. Auch der Matjes mit Apfel-Zwiebel-Rahm ist einen Tipp wert, und wer dann gar nicht mehr weg will, mietet eine der beiden Ferienwohnungen im großen Backsteinhaus. 32 I N A R I S E A N Direkt an der Strandpromenade gelegen ist das Bistro nicht zu übersehen. Auf der Terrasse ist der Meerblick perfekt, ob beim Frühstück mit RieslingSekt und Chili-Scampi-Salat oder beim Sonnenuntergang mit Tapas und Brathering. Kinder löffeln leise Milchreis, dass muss an der Sylter Luft liegen, oder einfach daran, dass der Service mit kleinen Gästen umzugehen weiß. 25 H E G E L U N G E 5 x in Hamburg, z. 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Rahm kalt stellen, weißen Frühlingslauch hinzufügen. Restlichen grünen Lauch mit Lauchwasser pürieren und passieren. 3 Schalotten, Sellerie u. Wacholderbeeren in Butter dünsten. Lorbeerblatt zufügen, mit Noilly Prat ablöschen. Fond zufügen, auf 1/3 reduzieren, pürieren. Fond passieren; mit Sahne u. Crème double auffüllen. Lauchpüree zufügen, mit Butter montieren. Anrichten. Sylt liegt einem zu Füßen und man lernt, die Natur nicht mit ebendiesen zu treten. Im meerblauen Kasten blickt man wie ein Astronaut auf die Erde. In einer Ecke bläst der Sturm, in der anderen wandert eine Düne per Kurbel, mittendrin macht sich ein Seestern über eine Miesmuschel her. Die Idee hatte Dr. Matthias Strasser: Als der Biologe aus Hamburg für seine Doktorarbeit mit Eimern durchs Watt stiefelte, wurde er ständig von Touristen ausgefragt. Es müsste ein kleines Info-Zentrum geben, dachte er. Es wurde dann etwas größer … 17 E L A I N E T W A 1 EL Schalottenwürfel 100 ml Sahne Wacholderschaumsauce: 30 g Wacholderbeeren 150 ml Fischfond 50 ml Sahne 1 EL Crème double 100 g Selleriewürfel 60 g kalte Butterwürfel 20 g Butter, 50 ml Noilly Prat 1 bis 9 aufzufüllen. Dabei darf jede Zahl in jeder Zeile und jeder Spalte sowie in jedem 3 × 3 Feld nur einmal vorkommen. Lösung: siehe unten … 16 U L M E N I S D N Für 4 Personen: 4 Tranchen Glattbutt à 80 g 1 TL Kümmel, 1 EL Croutons 50 ml Olivenöl, 60 g Butter Saft einer Limone 4 Blatt Sauerampfer Frühlingslauchrahm: 2 Bund Frühlingslauch 0,2 l Lauchwasser, 20 ml Öl 50 g Butter, 30 ml Noilly Prat 4 R E T R O S A N I Glattbutt mit Sauerampfer & Kümmel 3 H U S K Y S M O G REZEPT VON ALEXANDRO PAPE 2 C H I L I E B B E » Restaurant Fährhaus, Hotel Fährhaus Munkmarsch, Bi Heef 1, Munkmarsch, Tel. 04651/939 70, Di–So ab 18.30 Uhr, www.faehrhaus-sylt.de 1 S T O A E R L E N Alexandro Pape, 37, hat ein Praktikum zum Energieelektroniker nach wenigen Tagen abgebrochen – weil er viel lieber am Herd steht: zunächst im Swissotel Neuss, seit 1999 im Munkmarscher Fährhaus. Im Herbst 2010 erkochte der lässige Perfektionist im Sylter Lokal den zweiten Michelin-Stern. Die Einflüsse der Insel, seines sardischen Vaters, der rheinländischen Mutter und seiner türkischen Frau schmeckt man: eine famose Mischung. 9 3 8 3 7 1 5 4 3 2 1 2 Für scharfe Denker I N G E R D A C H Kurz-Biografie T E E R B A H I A n Munkmarsch ist jeden Tag Sonntag. Sagt zumindest Alexandro Pape. Weil nichts los ist. Herrlich ist diese Ruhe, entspannend. Und es gibt zwei Gründe, den Ort, an dem früher die Sommerfrischler anlandeten, zu besuchen. Hedwig Protts Apfelkuchen in der „Mühle“. Und Alexandro Papes Edel-Küche im „Fährhaus“. Der 37-Jährige hat im Herbst seinen zweiten Stern erkocht. Mit Ehrgeiz, Enthusiasmus und einem Gespür für Aromen. „Kein Zirkus am Gaumen, nichts als klarer Geschmack“, ist sein Credo. Zwischen zwei und drei Uhr nachts von Sonntag auf Montag sitzt er in der Küche, um ihn herum seine beträchtliche Kochbuchsammlung, dann kommt er auf Ideen. Sehr schmackhafte. Den Glattbutt des Fünf-Gang-Gourmet-Menüs (134 Euro) zum Beispiel würzt er mit Kümmel und Sauerampfer. Köstlich ist das. Der Fisch mit seinem bissfesten Fleisch bleibt der Star, wird nicht übertüncht, aber perfekt begleitet. Von einem Klecks kräftiger Frühlingslauchcrème, einem Hauch herben Bärlauchschaums. Gut sieht das aus. Und zeigt Zunge und Gaumen, dass es mehr gibt als süß oder salzig. Das schmeckt so rund, wie die zarten Gnocchi geformt sind. Draußen knattern die Fahnen im Wind, das einzige Geräusch, ansonsten ist Stille. Stilvoll ist es hier im Fährhaus, das von alten, glanzvollen Zeiten erzählt, aber lässig und entspannt dabei. Wie das Personal: Herzlich, kurz und präzise erklärt es das Essen, bedrängt nicht. Volle Konzentration also auf die Melange von zweierlei Tomatenperlen. Oben fruchtig-sämig, unten fes- ter Tomatenschaum, der wirkt wie eine Sinnestäuschung, sieht aus wie steif geschlagenes Eiweiß und ist geschmacksintensiv wie eine Essenz, dazu ein paar kleine Kammmuscheln. Eine Komposition, die ihre Brillanz im Mund beweist statt im Glas. Das Carpaccio vom Angus-Ochsen beeindruckt da optisch mehr. Quadratisch geschnitten, tellerfüllend, wie ein Stück Leinwand, das als Untergrund für herbes SpinatKresse-Mousse dient, auf dem ein Kaisergranat-Canneloni trohnt. Am Rand: Saiblingskaviar. Da möchte man einzeln probieren und dann wieder alles zusammen, und letztlich ist alles verschwunden. Hier wird nichts Überflüssiges serviert, blumige Namen für die Speisen fehlen völlig, und wenn der Service das Brot als scharf bezeichnet, dann ist es das auch. Allerdings entfacht es keinen Brand auf der Zunge und offenbart nebenbei einen Hauch Himbeersüße. Das Ende des Menüs ist ein Tusch: Lingot au Chocolat, unten Kokos-Bananeneis, kaum süß, daneben etwas Ananaspüree und obendrauf Schokolade, die ihren Namen verdient, von spröder Süße. Von Anfang bis Ende durchkomponiert, aber nicht gefällig. Eigenwillig wie der Küchenchef, der seinen rheinländischen Akzent auch nach zwölf Jahren hoch im Norden nicht verloren hat. Die Sterne über dem Fährhaus funkeln vielleicht nicht wie andernorts, aber sie weisen den Weg. Zu einem Sylt, das kein Tamtam braucht, um zu beweisen, dass es etwas ganz Besonderes ist. 8 7 6 Irgendwo auf Sylt. Nur wo? Irgendwo auf Sylt: Erlebniszentrum Naturgewalten, Hafenstr. 37, 25992 List/Sylt, www.natur gewalten-sylt.de I TEXT: MANU SCHMICKLER • FOTOS: THOMAS LEIDIG 8 7 3 6 3 1 5 7 8 3 1 5 1 2 1 1 8 7 2 4 6 9 9 2 2 6 1 2 8 6 3 4 9 2 6 8 3 1 3 9 2 8 7 6 5 4 4 5 8 3 3 7 6 4 4 2 IMPRESSUM Chefredaktion: Claus Strunz (V.i.S.d.P.) Redaktion: Anika Riegert (verantwortlich) Art Direction: Julia Wagner Mitarbeiter dieser Ausgabe: Albrecht Barke, Jörg Block, Silke von Bremen, Lars B. Düysen, Dora Heldt, Oliver vom Hofe, Jörn Ingwersen, Hauke Jensen, Thomas Leidig, Karin Lübbe, Julia Marten, Peter Maus, Joachim Mischke, Norman Raap, Kirsten Rick, Paula Schönheim, Manu Schmickler; und ein Danke an Sylt Marketing GmbH Konzeption & Realisation: mar10 media GmbH Geschäftsführer: Nikolas Marten Anzeigen (verantwortlich): Dirk Seidel, Tel. 040/34 72 25 56 Verlag & Druck: Axel Springer AG, Axel-Springer-Platz 1, 20350 Hamburg Ausgezeichnet mit fünf „European Newspaper Awards 2010“ XI Sonnabend / Sonntag, 4. / 5. Juni 2011 › GESTERN & HEUTE Hinter der Düne: Ein Trampelpfad führt zur Buhne 16, einst Deutschlands verrufenste Nudistenmeile Nach dem Skandal: Filme griffen Sylts Nackedei-Image auf (u. l.). Daneben die Brüder Dieter, Conrad und Uwe Behrens (v. l.), Gründer des Strandbistros „Buhne 16“ FOTOS: JULIA WAGNER, CINETEXT, PR (3) FKK AN DER BUHNE 16 Buhne! frei Der legendäre Nacktstrand lockte sie alle an, Curd Jürgens, Romy Schneider, Gunter Sachs. SILKE VON BREMEN über die Buhne 16, die Spielwiese der sexuellen Revolution A FOTO: PICTURE-ALLIANCE/KPA D er nördliche Strandabschnitt von Kampen ist ein besonderer Mikrokosmos – jedenfalls im Sommer. Und zur Hochsaison läuft wie überall auf der Insel das gleiche Spiel: sehen und gesehen werden. Aber wer das einmal komplett textilfrei versucht hat, der weiß: Ohne die Unterstützung von Gucci, Prada, Versace & Co. ist das ein Schaulaufen unter sehr erschwerten Bedingungen – und dies mag einer der Gründe dafür sein, warum sich der FKK-Strand an der Buhne 16 wandelt. Freikörperkultur gibt es hier immer weniger. Nudisten aus Leidenschaft müssen sich sogar schon mal rechtfertigen, wenn sie sich zeigen, wie der liebe Gott sie schuf. Vorbei die Zeiten, als das Kürzel „FKK“ bei Einheimischen für den Slogan „Fiete kum kieken“ stand – und Anhänger der nahtlosen Bräune ihre Liebhaberei tunlichst nicht an die große Glocke hängten. „Wir wären enterbt worden“, erzählt lachend eine ältere Dame an Buhne 16, die vor 50 Jahren zum ersten Mal die Insel besuchte. „Als meine Schwiegermutter erfuhr, dass wir auf Sylt sind, hat sie jeden Tag den Rosenkranz gebetet, damit wir trotzdem in den Himmel kommen.“ Was sie wohl aufgeführt hätte, wenn sie gewusst hätte, dass sich Sohnemann und Gattin an Buhne 16 sonnten ... Dabei haben FKK und eine Buhne so viel miteinander zu tun wie Tango mit Rasenmähen. Eine Buhne ist eigentlich eine Küstenschutzmaßnahme, ein sogenanntes Querwerk. Im rechten Winkel zum Strandverlauf ins Meer gebaut, um die Strömung zu verringern und damit die Abbrüche an der Küste. Im 19. Jahrhundert waren Buhnen der große Favorit in der Sylter Küstensicherung, der – wie man heute weiß – ein riesiger Flop war. Außer Spesen nichts gewesen. An der gesamten Küste wurde – zuerst in Abständen von 500 Metern – ein Querwerk nach dem nächsten errichtet, und damit man nicht den Überblick verlor, wurden sie kurzerhand nummeriert. Da man mit der Zählaktion in Westerland begann und sich dann nach Nord und Süd vorarbeitete, gibt es zweimal eine Buhne Nr. 16. Eine im Norden und eine im Süden. Im Norden scheint man das bessere Marketing gehabt zu haben. Wobei, eigentlich kann sich keiner genau erinnern, wie es dazu kam, dass Kampens FKK- der Ortschaft freizügiger zuging, und wer dazugehören wollte, machte sich auf. Dafür nahm man einen langen Weg durch die Dünen oder entlang der Wasserkante in Kauf. Nicht nur das war reichlich unbequem. Wenn das Wetter mal nicht so gemütlich war – für Temperaturen über 20 Grad gibt es auf Sylt selbst im Sommer keine Garantie – musste man sich einen Wollpullover überziehen – aber zwischen den beiden großen Zehen musste es schon nackig bleiben, wenn man nicht als verklemmt gelten wollte. Romy Schneider, 1968 zu Besuch in Springers Klenderhof, war nicht wirklich begeistert. Der lange Marsch durch die Dünen, die schwere Badetasche und der kräftige Wind setzten ihr zu, doch das Schlimmste war: „… an jeder Welle hängt ein nackter Arsch“. Strand diesen Namen erhielt, denn die eigentliche Überdies fand man sich an einem Strand wieder, Buhne 16 liegt viel nördlicher, weitab des Ortes. Hier an dem die Kurverwaltung weder Strandkörbe aufwurden sie angelegt, die insularen Spielwiesen der neubaute noch sonstiger Service geboten wurde. Das haten Offenheit, sexueller Revolution und Pille sei Dank. te Folgen. „Die Schickis waren kleine Ferkel“, sagt Freikörperkultur war derart verwegen und unanstäneiner der Behrens-Brüder, die Ende der 70er-Jahre dig, dass man diese Strandabschnitte weit außerhalb damit begannen, hier einen Kiosk zu betreiben. Wenn der Zentralstrände platzierte. Dabei bewies Westerman im Herbst durch die Dünen-Täler ging, flog eiland den größten Mut, hier wurde 1902 nicht nur nem das Zeitungspapier, das nicht nur zum Lesen eines der ersten Familienbäder in Deutschland angeverwendet worden war, nur so um die Ohren. legt – ein ziemlicher Skandal, badete man doch sonst Das war wohl auch der Grund, warum die Gemeingetrennt in Damen- und Herrenbad –, sondern 1954 de Kampen 1981 dafür sorgte, dass eine geregelte der erste offizielle Nudistenstrand der Insel eröffnet. Strandbewirtschaftung inklusive Toiletten installiert wurde. Da war die heißeste Phase von Buhne 16 aber llerdings reicht die Geschichte viel weiter zuschon Geschichte. „Wo sind sie geblieben, die lustigen rück, als Nudismus und Naturismus noch Teil Episoden – als wir meine Badehose, die ich auch am einer Lebensreformbewegung waren, die ihre FKK-Strand stets anbehielt, im Pony für 8450 DM an Kritik an der Industrialisierung wortwörtlich „vereine Düsseldorfer Witwe versteikörperten“. Und schon vor hungerten?“, fragte Gunter Sachs in dert Jahren trafen sich auf Sylt die seiner 2005 erschienenen BiograJugendbewegten, die allerdings fie. Angeblich gab es damals am davon sprachen, im sogenannten Strand Transparente, die „Auch „Lichtkleid“ zu baden, was fraglos Gunter – Hose runter“ forderten. eine erheblich originellere ForGunter Sachs nahm immer den mulierung ist. Allerdings war dieFußweg über den Parkplatz Buhne ses Im-Lichtkleid-Baden mehr 16 durch die Dünen zum Strand. oder weniger verboten, jedenfalls Der Parkplatzwärter Rossmann, ab 1933, als andere Zeiten anbrader hier über 40 Jahre eine Stellchen. Dass es nach dem Krieg fläche bewirtschaftete, kennt sie dann wieder salopper zuging, veralle, die damals dazugehörten: rät Max Frisch in einem Brief aus „Man badet Rudolf Schock, Maximilian Schell, Kampen, wo er sich im Haus seihier ohne alles, und Romy Schneider, Curd Jürgens, nes Verlegers aufhielt: „Verehrter, das ist herrlich ...“ Gustav „Bubi“ Scholz, Helmut lieber Herr Suhrkamp!“, schreibt Zacharias, Horst Buchholz, Peter Frisch am 20. Juli 1949. „Allem voMax Frisch (1911 – 1991), Schweizer Boenisch, Friedrich Karl Flick ran: ich fühle mich herrgöttlich Schriftsteller und Sylt-Fan, 1949 oder der damalige deutsche Modewohl, sei es draußen am Strand, zar Heinz Oestergaard. An Rosswo mich der nackte Mensch bemanns Kiosk fand man sich ein, nicht nur um sich für sonders in der weiblichen Ausgabe entzückt, oder den Sonnentag mit Brötchen, Bier und Nivea einzuhier in Ihrem großen Arbeitszimmer, wo ich die erste decken. Hier wurden die neuesten Geschichten ausTageshälfte verbringe …“ Suhrkamp hatte Frisch sein getauscht und in seiner Bude wurde Skat gekloppt. Ferienhaus in Kampen mehrere Wochen zur VerfüBesonders gern mit Oswald Kolle, der damals auf Sylt gung gestellt, damit er sein „Tagebuch 1946–49“ in sein Drehbuch zum Film „Das Wunder der Liebe“ Ruhe überarbeiten konnte, das 1950 im neu gegrünschrieb und für seine Aufklärungsfilme auch den deten Suhrkamp-Verlag veröffentlicht wurde. Kampener FKK-Strand als Kulisse verwendete. RossUnter den Kampener Gästen sprach sich jedenfalls mann hatte für Sachs’ Automobil immer einen bald herum, dass es am nördlichen Strandabschnitt Schaubuhne: Sonnenhungrige in Textilien, Surf-Festivals und Partys prägen heute das Strandleben Buhnenbildner: Seit 1999 führen die Cousins Sven (l.) und Tim Behrens das Lokal mit Musiklabel und einer eigenen „Buhtique“ TIPPS & TERMINE Stammplatz reserviert, denn spätestens um 10.30 Uhr war in der Saison der Parkplatz mit 400 Autos rappelvoll. Deshalb gibt es heute auch zwei Parkplätze „Buhne 16“, und längst steht hier in der Hochsaison die dreifache Menge an Wagen. U nd wie Butter in der Sonne schmilzt, weichte die Exklusivität auf, Insidertipps wurden zu Schlagzeilen, und das begann – spätestens – in den 60er-Jahren. Die Illustrierte „Quick“ titelte „Sylt 1964 – die nackten feinen Leute“. Und nicht nur Kolle filmte hier. 1967 wurde „Heißer Sand auf Sylt“ gedreht, in dem doch tatsächlich Horst Tappert die Hauptrolle spielte. Worauf die „Neue Revue“ auf ihren Titel ein fesches Mädel setzte und die sinnige Schlagzeile: „Das wird ein Sommer! Sylt immer nackter!“ 1971 kam dann der Softporno „Sonne, Sylt und kesse Krabben“ mit Ingrid Steeger in die Kinos, und die Folgen waren bemerkenswert. Wer diese Verlockungen gesehen hatte, überlegte nicht mehr lange. Wer hatte keine Lust, Champagner trinkend in den Sylter Dünen zu liegen? Die Insel wurde Synonym für „Wir haben es geschafft!“, und dazu hat das Strandleben an der Buhne 16 nicht unwesentlich beigetragen. Und heute? Die drei Behrens-Brüder, die als Rettungsschwimmer und Surfer ihre Strandkarriere starteten, betrieben knapp 20 Jahre die Strandbewirtschaftung der Buhne 16. Das war im Wesentlichen ein kleines Restaurant, das langsam immer mehr Fans gewann. Mit Selbstgemachtem und frischem Fisch. Längst steht heute die zweite Behrens-Generation hinter dem Tresen. Klickt man im Internet www. buhne16.de an, schallt einem chillige Wavemusic entgegen, der Veranstaltungskalender verrät die Termine für Mittsommernachtspartys und Longboard-Festivals. Die Buhne 16 ist tot – es lebe die Buhne 16! » Die Mittsommernachtsparty auf Buhne 16 steigt am 21.6. ab 18 Uhr – auch wenn die Sonnenwende erst um 19.16 MESZ ansteht. Neil Hickethier & Friends sorgen live mit Pop-Rock dafür, dass die kürzeste Nacht des Jahres noch kürzer wird. Di, 21.6., ab 18 Uhr, Eintritt frei. Infos unter der Rubrik „Natur & Tradition“ auf: www.kampen.de » Das Strandbistro Buhne 16 lädt nicht nur zur Mittsommer-Party ein: Am 23.7. ab 18 Uhr präsentiert das Haus-Label „Wavemusic“ live die Homesick Astronauts. Und vom 6. bis 9.9. finden hier das Longboardfestival und 11. Skippersmeeting statt, mit Kino, Party u. m. Uhrzeiten, eine Historie der Bar und der (Online-)Shop mit Strandmode und Wein finden sich auf der Homepage. Strandbistro Buhne 16, Listlandstr. 133 b, 25980 Kampen/Sylt, Tel. 04651/446827, www.buhne16.de und www.buhtique.de » Die Tour mit Dr. Ekkehard Klatt führt zwar an der Buhne 16 vorbei, doch geht es ihm um Geologie statt Anatomie: Der Wissenschaftler erläutert erdgeschichtliche Besonderheiten des Kliffs und der Insel. Bis 22.6., ab 21.9. bis 26.10.2011: mittwochs, 11 Uhr, 10 Euro, Anmeldung: Tel 04651/83 55 31, mehr Infos unter www.kampen.de XII › STIL & LEBEN Sonnabend / Sonntag, 4. / 5. Juni 2011 MARKENMACHER FOTOS: FOTOLIA.COM, PRIVAT Ganz groß in Schale Eine exklusive Delikatesse und „Marke des Jahrhunderts“: die „Sylter Royal“, gezüchtet von Dittmeyer’s Austern-Compagnie Als mich mein Freund Brian Bojsen 2006 anrief und fragte, ob ich den Soundtrack zu einem Surf-Film komponieren wolle, in dem Sylter Surfer in die Welt ziehen, um die großen Wellen Südamerikas zu surfen, war mir nicht klar, dass dieser Anruf meine musikalische Laufbahn langfristig entscheidend prägen sollte. Harte Schale, weicher Kern: Christoffer Bohlig, 33, Betriebsleiter bei Dittmeyer’s Austern-Compagnie Tanks mit Meerwasserzuleitung gesetzt. Ein bisschen Frost könnten sie aushalten, aber die tonnenschweren Eisschollen wären ihr Tod. „Einmal kamen wir zu spät, da waren die Tische zu einem einzigen Drahtknäuel zerdrückt.“ Sachte schlägt Bohlig, tok-tok, die Schalen gegeneinander: Man erkennt am Klang, ob die Muschel geschlossen, also lebendig, ist. In der Halle werden die Austern abgeklopft, nach Gewicht sortiert, verpackt und abgeholt. Sie reisen dann zum Beispiel nach Hamburg, zu Hummer Pedersen, Lerch oder Goedeken. 1,30 Euro kostet das Stück, wenn man direkt bei Dittmeyer’s Austern-Compagnie kauft, eine Million „Sylter Royal“ setzen sie pro Jahr ab, das sind 20 Prozent Marktanteil in Deutschland. Klingt wie eine Goldgrube, ist es aber nicht, denn die Setzlinge werden immer teurer. „Ein Optimist ist ein Mensch, der ein Dutzend Austern bestellt in der Hoffnung, sie mit der Perle, die er darin findet, bezahlen zu können“, schrieb Theodor Fontane. Wie ist das bei der Sylter Royal? „Klar bildet sie eine Perle, wenn sie alt genug wird und ein Sandkorn ins Fleisch gerät“, sagt Bohlig. MEIN STYLE-TRIO Was ist der perfekte Abschluss eines Strandspaziergangs? Das sowohl dem Auge als auch dem internationalen Feinschmecker-Gaumen genügende Sushi der wunderbaren Sturmhaube in Kampen! Besonders die Futomaki sind großartig. Und an der Außenbar lässt sich dabei wunderbar der Sonnenuntergang feiern. Gaumen-Fest: Sushi-Menü, Sturmhaube, Riperstig 1, Kampen, ab 9,50 Euro Wetterfest: Freeze & Shine Superspray (Paul Mitchell), Amei Prof. Hairstylist, Ingewai 3 b, Tinnum, um 11 Euro Standfest: Peeptoe „Decadent Skull“ von Philipp Plein, gesehen bei Carpe Diem, Braderuper Weg 2, Kampen, um 790 Euro Infos: www.judithhaarmann.de Die Wochenvorschau MONTAG HOCH HINAUS: 128 Stufen – Leuchtturmführung mit grandioser Aussicht und interessanten Geschichten rund um den Hörnumer Riesen. Treffpunkt Leuchtturm Hörnum, 9, 10, 11 und 12 Uhr. Reservierung: Tel. 04651 /962 60. KONZERT: Rolling Home – der Sylter Shanty Chor nimmt Fans von Seemannsliedern mit auf große Fahrt. Kursaal Rantum, 19 Uhr. Kontakt » Dittmeyer’s Austern-Compag- nie, Hafenstraße 10 – 12, 25992 List auf Sylt, Tel. 04651 / 87 08 60, www.sylter-royal.de » Bistro Austernmeyer, Hafenstraße 10 – 12, 25992 List auf Sylt, 12 – 21.30 Uhr, Reservierungen: Tel. 04651 / 87 75 25 Inselkoller Modedesignerin Judith Haarmann, 44, mag es am Strand mit Peeptoes in der Hand, liebt stürmisches Sushi und glänzende Haare Und was trägt man am Fuß? Einen der delikaten Schuhe von meinem Freund Halluk, der auch jeder Metropole standhalten würde. Zum Beispiel einen Peeptoe von Philipp Plein. Die machen sich übrigens auch als Accessoire in der Hand sehr gut – denn am Strand läuft man ja am besten barfuß. „Unsere Austern sind aber nicht so perlmuttig und die Perlen eher mini.“ Er holt ein kleines Fläschchen mit winzigen Körnern: Perlen, die er gefunden hat, nicht sehr beeindruckend. Die Sylter Royal ist eine Fleischauster, zum Genuss bestimmt. Bohlig öffnet eine Muschel, indem er an der schmaleren Bugseite ins Scharnier sticht, das Messer leicht dreht – nicht hebeln, sonst bricht es ab – und dann mit einem Schnitt an der Seite entlang den Muskel durchtrennt. Die Auster zuckt, wenn man sie berührt. Lebt sie noch? „Nein, das sind nur Muskelreflexe.“ Und wie isst man eine Auster richtig? „Bloß nicht schlürfen!“, sagt Bohlig und grinst über die Typen, die 20 Sylter Royal auf ex wegschlabbern. „Die könnten sich auch zwei Gläser Meerwasser reinkippen, das würde genauso schmecken.“ Wäre aber günstiger. Bohlig rät: das Wasser abgießen, die Auster in den Mund gleiten lassen – und gut kauen. Nach dem Salzwasser kommt schnell der Austern-Geschmack durch. „Feinherb-nussig“, sagen Gourmets. Christoffer Bohlig sagt: „Wie frische Salatgurke aus dem eigenen Garten.“ Er hat Recht. Nach dem Abitur war ich von Sylt, wo ich seit meiner Geburt gelebt hatte, erst nach Hamburg und von dort nach München gezogen. Ich hatte meine Leidenschaft für Musik überallhin mitgenommen und fand mich 1998 nun bei der Plattenfirma BMG Ariola, wo ich eine Ausbildung zum Medienkaufmann absolvierte. Mein musikalisches Talent wuchs mit meinen kaufmännischen Fähigkeiten. Aber irgendetwas fehlte. MISCHKES INSELGEFLÜSTER Natürlich das Beste Es gibt kein schlechtes Wetter, nur unangemessene Kleidung. Aber was macht man mit den Haaren bei Sturm? Dann sorgt meine Freundin Amei mit ihren rettenden Produkten für den charmanten Auftritt – trotz Wind und Wetter. Am liebsten mag ich Freeze and Shine Superspray, das riecht nicht nur frisch nach Melone, das hält auch wirklich, sogar bei meinem langen Haar. Und glänzt. Volle Netze, royale Kisten: In „Poches“ liegen die Austern im Watt, während des Winters lagern sie in Tanks und nach zwei Jahren werden sie zum Verkauf verpackt DIENSTAG KUTSCHFAHRT: Mit 2 PS im Planwagen – Peter Störtenbecker lenkt seine zwei Friesenpferde durch die Landschaft. Treffpunkt Hünengrab Denghoog, Wenningstedt, 14 und 15.30 Uhr. VORTRAG: Vor Sylt gibt es Seehund-Wurfplätze und sogar eine Kolonie Kegelrobben. Erlebniszentrum Naturgewalten List, 18.15 Uhr. D anke, Schöpfung! Danke, Bahn! Für mich, da bin ich dann mal Egoist, ist Sylt an sich echte Maßarbeit. Vier Gehminuten von meiner Haustür entfernt steige ich in Altona in den Direktzug, und wenn ich in Westerland den Bahnsteig betrete, ist direkt dahinter sofort eine ganze Insel drumherum. Gebrauchsfertig, wie bestellt. Fix und fertig, mit Wasser, Himmel, Strand, Eis in der Waffel und dem ganzen restlichen Entspannungs-Zubehör. Praktischer geht’s ja wohl nicht. Okay, Gourmets liebenswerter Zwischenmenschlichkeiten kann Hamburgs Renommier-Kolonie hier und da auch etwas anstrengend vorkommen. Vor dem Supermarkt in Wenningstedt fehlt nur noch ein goldbetresster Doorman, der einen diskret verscheucht, wenn man weder im Smoking noch im Abendkleid aufläuft, um zu Apothekenpreisen Cognac-Fläschchen oder Brotaufstrich aus weitgereisten Fischeiern zu kaufen. Ich habe in Kampen-Nähe Schoßhunde gesehen, die ins gleiche Designer-Karo verpackt waren wie ihr Frauchen mit Eppendorfer Stammbaum. Der Blick des Begleiters und Bezahlers hatte dagegen etwas Tragisches. Purer Dostojewski. Und in der ästhetisch ohnehin schon anstrengenden Westerländer Fußgängerzone gibt es eine als Café getarnte DüsseldorfExklave, da ist ganzjährig ProtzwearKarneval, mit reichlich Prosetscho und Den entscheidenden Moment mit oft zitiertem „aufgehendem Licht“ – so komme ich auf o.g. Anruf zurück – hatte ich in meinem Studio in Dublin, wo ich von 2007 bis 2009 lebte. Die wunderschönen Texte irischer Musiker und ihre aufrichtige, leidenschaftliche Art zu musizieren weckten in mir den Wunsch, etwas zu finden, das meinen Ausdruck als Künstler auf eine echte und ehrliche Weise einzigartig werden ließe. Und da wurde mir klar, dass es wahrscheinlich wenige Musiker gibt, die im Ausland einen Song über ihre Liebe zu Sylt schreiben – so entstand „Von Sylt in die Welt“ vor dem Hintergrund, dass der Song einmal Titelsong für einen Surf-Film würde. Ich entschloss mich, den Song selbst zu singen, und merkte, wie er immer mehr auch zu meiner eigenen Geschichte wurde. Sylt ist meine Heimat. Ich bin „nordish by nature“ und durch und durch Friese. Wenn ich meine Freunde dort sehe, wenn ich am Strand bei gutem Wetter oder Sturm spazieren gehe oder wenn ich meine Familie stolz über die Insel fahre, fühle ich den Wunsch, hier irgendwann ein Tonstudio mit Meeresblick zu haben, in dem ich Songs aufnehme, während Odin sich auf dem Meer austobt und mir in heftigen Böen Inspiration in meine Adern weht. Rüm Hart – Klaar Kimming! ILLUSTRATION: JÖRG BLOCK E LARS BENDIX DÜYSEN, 35, aus Westerland zog vor 13 Jahren nach München. Mit seiner Band „Bendix“ landete er 2010 den Sommerhit der Insel: „Von Sylt in die Welt“ TEXT: KIRSTEN RICK • FOTOS: THOMAS LEIDIG uch hab ich ein paar Gummistiefel an den Strand gelegt“, sagt Christoffer Bohlig, Betriebsleiter bei Dittmeyer’s Austern-Compagnie. „Wir fahren schon mal raus zu den Austernbänken. Ihr könnt dann nachkommen.“ Zu Fuß. Die erste Überraschung: Austernfischer fahren nicht mit dem Kutter, sondern mit dem Trecker. Etwa 900 Austerntische stehen mitten im Watt von Sylt, davor Christoffer Bohlig, mit Wollmütze, Gummistiefeln bis Oberkante Oberschenkel, Jeans und dünnem T-Shirt, vom Regen an seinen muskulösen Oberkörper geklebt. Auf den Tischen liegen die Austern, in flachen, grobmaschigen Kunststoffsäcken, den „Poches“. Früher wurden sie viel gerüttelt, damit die Austern nicht zusammenwachsen, doch Bohlig achtet darauf, dass die zarten Vorwüchse nicht abbrechen. Gezüchtet wird, wie in Europa üblich, die Pazifische Felsenauster, „die ist robust und wächst gut“. Die Setzlinge kommen aus Irland. Doch wie wird die irische Babyauster zur Sylter Royal? „Durch das Wasser hier.“ Das ist in der Blidselbucht im Naturschutzgebiet Wattenmeer erstklassig. Etwa zehn Liter filtriert eine Auster pro Stunde, daraus holt sie sich ihre Nährstoffe, das prägt den Geschmack. Früher wuchsen hier wilde Austern, um 1870 zählte man zwischen Röm, Sylt, Amrum und Föhr 47 Bänke. Die Fischer raspelten mit „Streicheisen“ über den Meeresboden, 1882 waren die Bestände leer gefischt. Seit 1910 versuchte man immer wieder, Austern zu züchten und scheiterte – die eisigen Winter. Mitte der 80er-Jahre gründete Clemens Dittmeyer, Sohn des Orangensaftherstellers „Onkel Dittmeyer“, die Austern-Compagnie. Bohlig heuerte hier nach abgebrochenem Biologiestudium als Praktikant an – und blieb. „Ich wollte Marine-Aquakultur machen, und das ist die einzige, die es in Deutschland gibt.“ Zwischendurch schob er noch ein Ingenieurstudium ein, kam aber wieder. Der Lockruf der Auster. Die Setzlinge wiegen 30 bis 40, die verkaufsreifen Austern nach zwei Sommern 70 bis 90 Gramm. Zum Winter werden sie aus dem Watt geholt und in einer Halle in große München so. Aber egal, ich bin im Urlaub, ich will da mal nicht so sein. Die Plätzchen, wo das kleine große Glück wohnt? Die behalt ich schön für mich. Dafür sind Inseln da, dass man sich kleine Ecken erobert und wie ein übellauniger Pitbull verteidigt. Und wehe, einer schiebt bei meinem nächsten Urlaub seinen Strandkorb über die Demarkationslinie zwischen MEINS und SEINS. Ich sag also nur so viel: Manche Restaurants direkt am Kliff servieren nicht nur tollen Kuchen, sondern auch solide Funklöcher, in denen selbst die smartesten Telefone nur noch als Lesezeichen taugen. Und: Wer sich auf dem Festland fragt, wie albern es ist, stundenlang verzückt aufs Meer zu starren, fragt sich das nicht mehr, wenn er sich vor Ort nicht davon losreißen kann. MADE IN SYLT Kolumne » Hier schreiben im wöchentlichen Wechsel Maike Schiller – zur Zeit in Babypause und vertreten von der Hamburger Autorin Simone Buchholz – und Joachim Mischke. Möwengeschrei, Brandung und St. Severiner Glockengeläut, der grandiose Bildband „Sylt Sounds“ (120 S.) des Sylter Fotografen Hans Jessel wird von 3 CDs begleitet, eine mit Inselgeräuschen, die anderen mit lässiger Chillout-Musik. Sylt Sounds, Edel, Bildband mit 3 CDs, um 40 Euro 6.–12. JUNI MITTWOCH SPAZIERGANG: Von „Bräuten, Jungfern & Seemannswitwen“ erzählt Silke von Bremen beim Rundgang durch Keitum. Treffpunkt Heimatmuseum Keitum, 11 Uhr. KONZERT: Musikgenuss auf himmlischem Niveau mit Bach, Brahms und Reger – Mittwochskonzert in St. Severin mit dem Organisten Alexander Ivanov. St. Severin Kirche Keitum, 20.15 Uhr. DONNERSTAG FREITAG SONNABEND SONNTAG TOUR: In der Blidselbucht wachsen jährlich bis zu 3 Mio. Austern. Auf einer dreistündigen Wanderung zum Zuchtgebiet erfährt man viel über Schalentiere. Erlebniszentrum Naturgewalten, Hafen List, 13 Uhr. KUNST: Die Installation „The Cataclysmic Raft-Out of Harms Way“ von Bo Christian Larsson erweitert seine letztjährige Performance um neue Elemente. Galerie kunst:raum sylt quelle, Rantum, 11 – 18 Uhr. JAZZ: Die HHer Band „Jazzbreeze“ lädt zum Frühschoppen. Mitreißend swingender Jazz um 11 Uhr im Muasem Hüs in Morsum und um 16 Uhr an der Strandpromenade in Westerland (Musikmuschel). AUSFLUG: Die Ausstellung der Nolde Stiftung Seebüll zeigt über 130 Exponate aus dem Gesamtwerk Emil Noldes. Abfahrt 9.52 ab Westerland Bahnhof. Tickets bis 16 Uhr des Vortages am SVG-Pavillon. FÜHRUNG: Die Söl’ring Foriining geht durch das Gelände der historischen Entenfanganlage. Treffpunkt Kampener Vogelkoje, 16.30 Uhr. MEUTEREI: „Entert das Schiff“, heißt es für kleine Piraten (4–8 J.), die mit der Gret Palucca in See stechen. Hafen List, 16.15 Uhr. Reservierung: Tel. 01805 / 12 33 44. SPORT: Beach Polo World Cup Sylt. Sechs Poloteams zeigen artistische Schläge und rasante Galoppaden. Oststrand, Hörnum, ab 13 Uhr. LOUNGE: Kampen Grooves meets Sturmhaube. Zwei StarDJs verwandeln die Terrasse in eine mediterrane Chillout Aera. Sturmhaube, Kampen, ab 14 Uhr