Romanikfaltblatt Mansfeld - Goldammer 2009.indd

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Romanikfaltblatt Mansfeld - Goldammer 2009.indd
Im Zeichen der Goldammer
Zwischen Harz
und Süßem See
an der
Straße der Romanik
HEINRICH
VON
MORUNGEN († 1222)
„Nichts ist beständiger als der Wandel“
sagt eine Spruchweisheit unserer Tage.
Sie trifft auch auf die Faltblattserie „Naturerleben an der Straße der Romanik“ zu.
Diese war achtteilig konzipiert, ein
Faltblatt für jedes Gebiet der bis zum
Sommer 2007 im Regionalverband
zusammengeschlossenen Landkreise der
Harzregion. Kaum war das Projekt entsprechend abgeschlossen, trat im Land Sachsen-Anhalt ein
Gesetz über die Kreisgebietsneugliederung in Kraft. Die
Altkreise Mansfelder Land und Sangerhausen wurden zum
Landkreis Mansfeld-Südharz vereinigt. Diese Vereinigung soll
nun auch in der Romanikserie des Regionalverbandes Harz
nachvollzogen werden. Die erstmalige Berücksichtigung des
Mansfelder Landes ist dabei themenbezogen ein echter
Zugewinn.
Bundespräsident RICHARD VON WEIZSÄCKER eröffnete am 7. Mai
1993 in Magdeburg die Tourismusstraße „Straße der Romanik“.
Es war der 1020. Todestag von Kaiser OTTO I., der 968 das
Erzbistum Magdeburg gegründet hatte. Magdeburg ist heute
Schnittpunkt der Nord- und der Südroute. Mit den Klöstern in
Helfta und Klostermannsfeld, den Burgen in Allstedt und
Seeburg, der Pfarrkirche St. Ulrici Sangerhausen sowie der
Königspfalz Tilleda befinden sich im Gebiet des Landkreises
Mansfeld-Südharz sechs Stationen der Südroute. Andere
bedeutende Orte aus der Zeit der Romanik jedoch blieben
unberücksichtigt. Dazu zählen
beispielsweise Wallhausen, der
Geburtsort von OTTO DEM
GROSSEN, und die Ruine AltMorungen, dem wahrscheinlichen Geburtsort des Minnesängers HEINRICH VON MORUNGEN.
Auch auf solche Orte abseits
der Straße der Romanik möchte der Regionalverband Harz
als Träger der Naturparke im
Harz aufmerksam machen.
Goldammer (Emberiza citrinella)
Südöstlich der Linie Stolberg-Welbsleben bis fast vor die Tore
von Halle/Saale erstreckt sich eine der lieblichsten Landschaften
Mitteldeutschlands. Sie ist geprägt von den Ausläufern des
Mittel- und Unterharzes, dem Flussgebiet der Helme und dem
östlichen Harzvorland bis hin zum Süßen See - dem „Auge des
Mansfelder Landes“. Weite Teile gehören zum UNESCO-Geopark,
dessen Träger hier ebenfalls der Regionalverband Harz ist.
Höhenangaben für drei seiner Landmarken, den 580 m ü.NN
gelegenen Auerberg bei Stolberg (Landmarke 10), die Spitzkegelhalde bei Sangerhausen, die den Hügel der Hohen Linde
(281 m ü.NN) um fast 150 m überragt (Landmarke 12) sowie
den 265 m hohen Schlossberg Mansfeld (Landmarke 17) lassen
ebenso wie der Wasserspiegel des Kernersees (79 m ü. NN)
erahnen, dass wir es mit einem sehr bewegten Relief zu tun
haben. In dieser abwechslungsreichen Landschaft ist auch
heute noch eine Vogelart heimisch, die der in Dederstedt,
Hedersleben, Neeken und Volkmaritz bis 1926 wirkende Pfarrer
und berühmte Ornithologe Dr. OTTO KLEINSCHMIDT (1870-1954)
als „alltäglichste Erscheinung des heimischen Vogellebens“
beschrieb: die Goldammer. Ihr Gesang gleicht dem flehenden
Lied eines Minnesängers: „Hab mich, hab mich, hab mich lieb.“
Schon seit dem 13. Jh. v. Chr. trafen im Gebiet des heutigen
Landkreises Mansfeld-Südharz zwei Kulturen aufeinander, die
sich an eigenen Bestattungsritualen und Bronzeformen unterschieden. Im südlichen Harzvorland waren es Menschen der
Unstrutgruppe der Urnenfelderkultur, während im östlichen
Harzvorland Menschen der Saalemündungsgruppe der Lausitzer Kultur siedelten. Als wirtschaftliche Grundlagen der bronzezeitlichen Siedler werden Landwirtschaft, Kupfergewinnung
und –verarbeitung sowie Salzgewinnung im Gebiet des Salzigen
Sees vermutet. Während der Eisenzeit wanderten dann von
Süden her Kelten ins südliche Harzvorland ein. Später drangen
von Norden her die Germanen vor. Während der römischen
Angriffskriege kämpften sie gegen die Truppen des Heerführers
NERO CLAUDIUS DRUSUS (38-9 v. Chr.), der durch ihr Gebiet zog.
Größere Menschengruppen verließen nun das östliche
Harzvorland, um sich dem Makromannenaufstand im südosteuropäischen Pannonien anzuschließen. Aus Zusammenschlüssen
zum Zwecke kriegerischer Unternehmungen entwickelten sich
danach bis zum 4. Jh. germanische Stammesverbände.
Bestimmend in der Region rings um den Harz wurden die
Thüringer. Ihnen gelang es, ein bedeutendes Königreich herauszubilden. Unter König BISINUS (um 460), der in Bösenburg
residierte, erstreckte sich der Machtbereich des Thüringerreiches
nach Süden bis über den Main hinaus. Dieses Königreich vernichteten die Franken und Sachsen 531 in einem gemeinsamen
Feldzug. Schnell wurde die einheimische Bevölkerung in den
sächsischen Stamm integriert, der den nördlichen Teil des
Thüringerreiches als Beute erhielt. Einen König hatten die
Sachsen nicht. Vielmehr standen den
verschiedenen Gauen Adlige vor. In den
Jahren 772-804 eroberte schließlich KARL
DER GROSSE (748-814, Kaiser seit 800) das
sächsische Gebiet, um es zu christianisieren und in sein Frankenreich zu integrieren. König des Ostfrankenreichs
wurde 919 ein Sachsenherzog. Es war
HEINRICH I. (876-936), dem der Legende
nach beim Vogelfang in Quedlinburg die
Nachricht seiner Königswahl durch die
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Großen Frankens und Sachsens überSt. Michael
bracht worden war.
auf dem Burgberg Bösenburg
Stammsitz der Ottonen
Schloss Wallhausen
Noch heute sind bei Wallhausen Teile des
Sachsengrabens erhalten. Er markierte nach
der Schlacht bei Burgscheidungen im Jahr
531 die Grenze zwischen dem fränkisch und
dem sächsisch beherrschten Thüringen. Von
den fünf bekannten Pfalzen, die im 10. und
11. Jh. für die Herausbildung der Macht der
ersten deutschen Könige von entscheidender Bedeutung gewesen waren, befanden
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sich drei im betrachteten Gebiet: Wallhausen,
Schloss Wallhausen
Tilleda und Allstedt. In Wallhausen heiratete
HEINRICH, der spätere König des Ostfrankenreiches, Gräfin MATHILDE VON RINGELHEIM (um 895-968).
Als sie deshalb 909 von Herford nach Wallhausen, dem
Stammsitz des Sachsenherzogs, gebracht wurde, soll sie
gefragt haben: „Wem gehört dieses schöne Land, Herr Heinrich?“
Blühenden Rapsfelder waren es aber nicht, die der Goldenen
Aue den Namen gaben, vielmehr eine nahe verwandte
Wildkrautart aus der Familie der Kreuzblütengewächse:
Hederich Raphanus raphanistrum, der als Ackerunkraut die
Landschaft gelb färbte.
In Wallhausen wurde der erste Sohn von HEINRICH und MATHILDE
geboren, der bereits erwähnte spätere Kaiser des Heiligen
Römischen Reiches OTTO I. (912-973). Wo sich die Pfalz
Wallhausen befand, ist bis heute nicht geklärt. Im Untergeschoss
des Renaissance-Schlosses jedenfalls sind Säulen mit flachen
Kapitellen und Ecksporen an den Basen als Reste eines romanischen Vorgängerbaus erhalten. Romanische Bauwerke entstanden in Mitteleuropa vom Anfang des 10. bis zur Mitte des 13.
Jh. Es ist nicht auszuschließen, dass sich die Pfalz an der Stelle
der späteren romanischen Burg befand. Schloss Wallhausen ist
heute ein Ort moderner Kunst mit Ausstellungsräumen,
Arbeits- und Unterkunftsmöglichkeiten für Künstler und
Kunstliebhaber.
Geschenk an Theophanu
Pfalz Tilleda
Anders als Wallhausen ist das Freilichtmuseum Tilleda eine Station der
Straße der Romanik. Erstmals urkundlich erwähnt wird die Pfalz 972 in der
Heiratsurkunde von OTTO II. (955-983)
und der byzantinischen Prinzessin
THEOPHANU (955-991), dem späteren
Kaiserpaar. Die kunstvolle Urkunde
bewahrt heute das Niedersächsische
Staatsarchiv in Wolfenbüttel auf. Eine
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Kopie ist in den Ausstellungsräumen
des täglich geöffneten FreilichtBlick vom Freilichtmuseum
Tilleda zum Kyffhäuserdenkmal museums zu sehen. Die Ausstellungsräume befinden sich in nach
archäologischen Befunden rekonstruierten Gebäuden auf dem
weitläufigen Freigelände. Ein Kammertor aus dem 12. Jh. ist in
einer Höhe von 1,6 m erhalten. Die Pfalz Tilleda war einerseits
häufig aufgesuchter Aufenthaltsort von Kaisern und Königen
nebst deren Gefolge und andererseits wichtiger Handwerksplatz
(Eisengießer, Tuchmacher). Wie den Königshof Nordhausen,
schenkte OTTO II. auch den in Tilleda seiner Gemahlin.
Vom Gelände des Freilichtmuseums eröffnet sich einerseits der
Blick in die Weiten der Goldenen Aue und andererseits auf das
Kyffhäusergebirge mit dem Denkmal für FRIEDRICH I. (um 11221190). Der Kaiser aus dem Haus der Staufer, der auch unter
dem Namen Barbarossa bekannt ist, lagerte im Februar 1174
vor dem Feldzug gegen oberitalienische Städte in der Pfalz
Tilleda. Schließlich versöhnten sich hier der Staufer HEINRICH VI.
(† 1150) und HEINRICH DER LÖWE (1129-1195) aus dem Haus der
Welfen.
Blick in die Goldene Aue
Königshof, Kaiserpfalz und Reichsburg
Burg und Schloss Allstedt
Unter OTTO II. war Allstedt die meistbesuchte Pfalz in Sachsen. Wohl
schon Standort einer fränkischen
Reichsburg, findet sich die erste
urkundliche Erwähnung der altthüringischen Siedlung „Altsedi“ im Jahr
777. Bis zur Stauferzeit war die Pfalz
als Teil des königlichen Tafelguts ein
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beliebter Aufenthaltsort der Herrscher
des Heiligen Römischen Reiches. In ununterbrochener
Reihenfolge blieb sie seit König HEINRICH I. bis um das Jahr 1200
Pfalz und Reichsburg. Von der romanischen Anlage erhalten
sind jedoch lediglich Gräben und Reste der alten Wehrmauer.
Der weithin sichtbare gotische Torturm erhielt seine
Renaissancebekrönung im Jahr 1746. Das heutige
Erscheinungsbild des Schlosses ist Ergebnis fortwährender
Umgestaltungen bis ins barocke Zeitalter. Ein interessantes
Zeugnis romanischer Architektur ist hingegen die um 1200
erbaute Wigbertikirche in der Stadt (querrechteckiger Turm mit
dreifach gekuppelten Schallöffnungen in den Breitseiten). Vom
Schloss (Museum & Café montags geschlossen) gelangen wir
auf dem Goetheweg hinunter in die Stadt am Rande der
Helmeniederung. JOHANN WOLFGANG VON GOETHE (1749-1832)
weilte hier häufig zwischen 1776 und 1802 zu Staatsgeschäften.
Er war Minister im Herzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach, wozu
seinerzeit auch Allstedt gehörte. An der Schloßstrasse lädt ein
Teich zum Verweilen ein. Es bietet sich ein schöner Blick zum
Schloss, und außerdem können wir verschiedene Wasservögel
beobachten: Höckerschwäne, Stockenten,
Teichhühner u. a. Nachdem wir auch die
Wigbertikirche aus der Nähe betrachtet
haben, zieht es uns zurück in die
Natur. Durch die Straße „Unter den
Linden“ gelangen wir zum Allstedter
Wald. Schon am Waldrand fallen mächtige alte Eichen auf. Im Wald selbst soll
einmal die Sophieneiche gestanden haben,
Wigbertikirche
im Jahr 1900
benannt nach der Gattin des letzten Großherzogs von SachsenWeimar. Der Baum ist inzwischen
abgestorben. Besonders in grauen Novembertagen scheint es
dennoch ein mystischer Ort.
Spaziergänge im Allstedter Wald
lohnen zu jeder Jahreszeit. Der
alte Laubwald beheimatet eine
artenreiche Vogelwelt, darunter
mehrere Spechtarten.
Im Allstedter Wald
Des Bayern neue Burg
Beyernaumburg
Beyernaumburg liegt geradewegs
nördlich von Allstedt am Westrand
eines sehr schönen Waldgebietes.
Unter KARL DEM GROSSEN erhielt das
Kloster Hersfeld im Gebiet zwischen
Unterharz, Unstrut und Saale den
Zehnt zugewiesen. In dem Hersfelder
Zehntverzeichnis sind über 300 Orte
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erstmals urkundlich erwähnt, darunSchloss und
ter auch der Ort „Niunburc“ und die
Burg Beyernaumburg
dazugehörige „Niuuenburg“. Seinen
heutigen Namen erhielt Bayernaumburg der Legende nach
durch folgende Begebenheit: Um 1100 erhielt Graf WICHMANN I.
VON SEEBURG die Burg zum Lehen. Seine Mutter war eine bayerische Gräfin, und so nannte man ihn den „Bayer“. Das bot die
Möglichkeit, die „Nuenburc“ von ihrer Namensschwester an der
Unstrut, der heutigen Stadt Naumburg, zu unterscheiden.
Beyernaumburg kann also gedeutet werden als: „Des Bayern
neue Burg“.
Der Aufstieg zur Burg lohnt gegenwärtig nur wegen des schönen Ausblicks. Über neue Rebflächen am Burgberg schweift
der Blick hinüber zur spätromanischen Kirche St. Urbani aus
dem 13. Jh. und weiter auf die typischen Spitzkegelhalden.
Rosenstadt
St. Ulrici Sangerhausen
Die heutige Kreisstadt gilt als eine fränkische Gründung und
findet im 9. Jh. ihre erste urkundlicher Erwähnung im Codex
Eberhardi des Klosters Fulda. 991 erhielt ADELHEID, die Witwe
von Kaiser OTTO I., das Zehntrecht über das Dorf „Sangrihausen“.
Stadtrecht besitzt Sangerhausen seit 1194. Nach dem
Thüringischen Erbfolgekrieg (1247-1266) fiel die Stadt in den
Besitz des Markgrafen HEINRICH III. (um
1215-1288) aus dem Geschlecht der
Wettiner. HEINRICH III., Markgraf von
Meißen, fand wie HEINRICH VON MORUNGEN
als Minnesänger Eingang in die Große
Heidelberger Liederhandschrift, den
„Codex Manesse“. HEINRICH DER ERLAUCHTE,
wie der Markgraf von Meißen auch
genannt wurde, war ein mächtiger
Mann: Landgraf von Thüringen, Pfalzgraf
von Sachsen und als HEINRICH IV. auch
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Markgraf der Lausitz. Später, im Jahr
1485, teilten die Brüder und Herzöge
von Sachsen, ERNST (1441-1486) und ALBRECHT III. (1443-1500),
den wettinischen Besitz unter sich auf. Im Ergebnis des in
Leipzig unterschriebenen Vertrages fiel Sangerhausen an die
Albertiner und das nahegelegene Allstedt an die Ernestiner. Die
„Leipziger Teilung“ blieb bis 1918 endgültig.
Sie erwies sich als folgenschwere
Schwächung des Fürstentums Sachsen und
als Voraussetzung für den Aufstieg Preußens
zur Hegemonialmacht. Und tatsächlich
verlor Sachsen im Ergebnis des Wiener
Kongresses schließlich 1815 seine nördliche
Landeshälfte an die Hohenzollern. Kurze
Zeit später wurde am 1. Oktober 1816 der
Landkreis Sangerhausen in der preußischen
Provinz Sachsen gebildet.
HEINRICH DER ERLAUCHTE
Die kunsthistorisch bedeutendste Kirche in
Sangerhausen ist die evangelische Pfarrkirche St. Ulrici, eine
weitere Station der Straße der Romanik. Erbaut wurde sie auf
Geheiß des Thüringer Grafen
LUDWIG VON SCHAUENBURG (10421123) aus dem Geschlecht der
Ludowinger. Der Kirchenbau ist
burgundisch beeinflusst (vgl. St.
Godehard in Hildesheim) und
hinsichtlich der Grundrisslösung
sowie der steilen Proportionen des
Innenraums für die romanische
Architektur Mitteldeutschlands
ohne Parallele.
Für eine Verbindung von Kulturund Naturerleben brauchen wir
Sangerhausen nicht zu verlassen, denn bereits 1903 gründete
der Verein Deutscher Rosenfreunde das Rosarium. Auf 12,5 ha
werden hier heute über 8.300 Rosensorten bzw. Rosenarten
gezeigt (Öffnungszeit: April-Oktober 8-19 Uhr). Ein Besuch des
Rosariums lohnt sich zu jeder Jahreszeit. Von der parkartigen
®
12
Blick zur Spitzkegelhalde „Hohe Linde“.
1
Anlage eröffnen sich wunderbare Blicke in die Landschaft, so
etwa zur Spitzkegelhalde „Hohe Linde“.
Über dem Molkenbachtal
Burgruinen Morungen
Während
AltMorungen von der
Natur zurückerobert
wird und zunehmend in Vergessenheit gerät, ist NeuMorungen noch ein
häufig aufgesuchtes
Wanderziel. Doch
der Reihe nach: Mit
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dem
Auto
von
Sangerhausen über
Alte Morungsburg
Wettelrode
kommend erreichen wir im Molkenbachtal den 200-Seelenort. Der
Blick fällt zunächst auf ein kleines Schloss. Es ist weder eine
der Burgen, noch anstelle einer historischen Burg errichtet.
Morungen ist ansonsten geprägt von alten Fachwerkhäusern
und einer barocken Dorfkirche aus dem 14. Jh. Am Ortsrand
gibt eine Informationstafel wertvolle Hinweise. In nordöstlicher
Richtung führt eine kleine Straße bergan. Durch einen artenreichen Laubwald geht es zur Burgruine Neu-Morungen. Unterwegs
weisen Wanderschilder zur Sachsenschanze, vermutlich eine
frühzeitliche Fluchtburg. Von der Burg Neu-Morungen ist unter
anderem ein Teil des Rundturms erhalten. Der Harzklubzweigverein Halle/Saale hat hier im Jahr 1925 eine gusseiserne Tafel
angebracht, die auf die Geburtsstätte des Minnesängers
HEINRICH VON MORUNGEN hinweisen soll. Da die Burg NeuMorungen aber erst im 13. Jh. als Ersatz für die vom Verfall
bedrohte Burg Alt-Morungen erbaut worden war, ist der tatsächliche Geburtsort wohl eher auf der alten Burg zu suchen.
Bemerkenswert ist der Ausblick von der Ruine Neu-Morungen
bis hinüber zum Kyffhäuser. Der Abstieg ins Tal führt uns
zurück nach Morungen. In südwestlicher Richtung steigen wir
nun von dort hinauf auf einen Vorsprung des Bornberges zu
den Resten der im 12. Jh. aufgegebenen Burg Alt-Morungen:
eine trapezförmig angelegte Kernburg mit Ringgraben und
Wall. Reste der Ringmauer sind erhalten. Östlich der Kernburg
befand sich zwischen zwei Abschnittsgräben die Vorburg. Seit
1996 sind die Buchenwälder mit der Ruine Alt-Morungen Teil
des 3.891 ha großen Naturschutzgebietes „Gipskarstlandschaft Questenberg“.
HEINRICH VON MORUNGEN gehörte wahrscheinlich dem Rittertum
an. Er stand in hohem Ansehen des Markgrafen von Meißen,
von dem er auch eine Pension bezog. Diese überschrieb der
bekannte Minnesänger 1213 dem Leipziger Thomaskloster, in
das er später selbst eintrat, und wo er nach einer Indienreise
1222 auch verstarb.
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Grafschaften
Burgruine Arnstein
Wir bleiben nun zunächst im
Harz und begeben uns in das
Gebiet nördlich der Wipper. Im
Süden und Osten begrenzte
der kleine Fluss eine Grafschaft,
die im Norden und Westen bis
zur Eine reichte und eine von
vier Grafschaften im Schwabengau war. Die fränkischen
Eroberer hatten ihre Gauverfassung eingeführt. Grafschaften waren Verwaltungseinheiten, Grafen königliche
Amtsträger, die u. a. die
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niedere Gerichtsbarkeit
ausübten. Die Grafen
Ruine Arnstein und
wurden anfangs oft aus
spätromanischer Brakteat
mit dem Bildnis von
dem
örtlichen
Adel
WALTHER II. VON ARNSTEIN († 1166)
gewählt. Unter den Ottonen
und seiner Gemahlin
wandelte sich die Bedeutung
des Titels, ab dem 12. Jh. waren Grafen nicht mehr lediglich
Amtsträger. Durch die Einbindung in das Lehnssystem und
zunehmende Erblichkeit waren Grafen fortan vielmehr Adlige
mit zusammengefassten Rechten in bestimmten Gebieten,
nach denen sie sich oft auch benannten. In den vier Grafschaften
des Schwabengaus existierte eine ganze Reihe kleinerer (freier)
Herrschaften, und es kam Ende des 12. Jh. der Brauch auf, dass
sich die Herren dieser Gebiete ebenfalls Grafen nannten. So
entstanden beispielsweise die Grafschaften Arnstein, Falkenstein und Wippra.
Die Edlen von Arnstedt finden bereits 922 als Stifter des
Klosters Walbeck urkundliche Erwähnung. Zum Schutz des
Bergbaus, der seinerzeit bis Alterode und Welbsleben reichte,
ließen die Arnstedter an der Stelle einer frühzeitlichen
Fluchtburg eine mächtige Burg erbauen und benannten sie
nach ihren Ahnen. Noch heute erhebt sich die Ruine der später
zu einem Schloss umgebauten Burg Arnstein zwischen Harkerode und Sylda trutzig über
ein Seitental der Eine. Im
Jahr 1296 trat WALTER IV. als
letzter Arnsteiner, wie sich
die Herren inzwischen nannten, dem Deutschen Orden
bei. Da seine Schwester mit
Graf OTTO VON FALKENSTEIN
verheiratet war, fiel die
Herrschaft an die benachbarte Grafschaft und später
an den Grafen vom Regenstein. Letzterer verkaufte
1387 die Grafschaft Arnstein
für 7000 Gulden an die
Grafen von Mansfeld. Diese
ließen dann auch 1530 das
Wappenrelief am Treppenturm der Burg Arnstein
anbringen.
Sylda, Walbeck und Hettstedt
Von der Burg Arnstein haben
wir einen wunderbaren Blick
auf den nahe gelegenen Ort
Sylda, der bereits 992 erstmals urkundlich erwähnt
wurde. Auf dem Weg dorthin
durchstreifen wir Hänge mit
Obstbäumen und Sträuchern,
Lebensraum der Goldammer.
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Im Kirchgarten sind schmuckSylda vom Arnstein gesehen
volle Grabplatten zu entdekken. Sylda war Sitz eines niederen Adelsgeschlechtes, Dienstleuten der Arnsteiner. Die
Kirche selbst wurde im 19. Jh. neu erbaut, erhalten blieb der romanische Westquerturm.
Weiter geht es von dort nach Walbeck. Die anstelle der früheren Kaiserpfalz erbaute Burganlage
(Reichshof) schenkte OTTO III. (980-1002) der
Äbtissin von Quedlinburg. Äbtissin MATHILDE, eine
Tochter von OTTO I., gründete daraufhin 992 in
Walbeck ein Benediktinerinnenkloster. Es wurde
nach dem Bauernkrieg säkularisiert. Im Mitteltrakt
der heute leider unzugänglichen spätbarocken
Schlossanlage befindet sich noch die spätromani- Portal im
sche Klausur. Besuchenswert ist der Tierpark Westquerturm der
Kirche Sylda
unterhalb des Schlosses.
Nächste Station ist Hettstedt, wo
1199 schon Kupferbergbau bezeugt
ist. Auf den Kupferberg (1879 nach
Hettstedt eingemeindet), wo heute
noch St. Gangolf als älteste Kirche
Hettstedts zu bewundern ist, verlegte Graf ALBRECHT I. VON ARNSTEIN (11751235) das von der gräflichen Familie
10
gestiftete Arnstedter Spital. Das
Hospital wurde dem Heiligen Gangolf
Schloss Walbeck
geweiht. Seit 1283 ist Hettstedt
Stadt, 1430 wurde die Stadtmauer
errichtet. Heute gehört auch Burgörner zu Hettstedt. Auf dem Friedhof
von Burgörner Altdorf finden wir die
Reste der romanischen Kirche St.
Nicolai, die im Jahr 1800 teilweise
abgerissen wurde, um unten im Tal
eine neue Kirche zu bauen. Von dieser ist es entlang von Berggrenze
Hettstedt
und Schloßstraße nicht weit bis zum
Mansfeldmuseum. Es ist in einem
barocken Schloss untergebracht, in
welchem der preußische Minister
WILHELM VON HUMBOLDT (1767-1835)
einige Jahre lebte. Im Eingangsbereich
werden die Besucher von Kamerad
Martin begrüßt, der sich auf ein
Wappenschild der Mansfelder Grafen
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Querfurter Abstammung stützt.
Alte Kirche Burgörner Altdorf
Grafschaft Mansfeld
Mansfeld und St. Bonifatius Vatterode
Nachdem sich die Wettiner gegen den Kaiser aufgelehnt hatten, ernannte HEINRICH IV. (1050-1106) die Mansfelder zu
Gaugrafen im Nordteil des Hassegaus. Zwar starb 1229 bereits
der letzte männliche Mansfelder. Durch seine Erbtochter
kamen die Besitzungen an die Herren von Querfurt. Auch diese
nannten sich bald darauf nur noch „Graf von Mansfeld“. Inhaber
von Bergbau- und Münzrechten sowie wirtschaftlich, militärisch und politisch sehr geschickt, vergrößerten sie während
der folgenden drei Jahrhunderte beständig ihr reichsunmittelbares Territorium. Bereits 1287 erwarben sie die Herrschaft
Seeburg, dann viele weitere Herrschaften, und schließlich
wurde noch 1533 das Gebiet Allstedt eingetauscht (von
Kursachsen gegen die Vogtei über das Kloster Saalfeld). Doch
schon 1501 kam es zu einer ersten Erbteilung. Es entstanden
die Grafschaften Mansfeld-Vorderort, -Mittelort und –Hinterort,
benannt nach dem Standort der drei
Renaissance-Schlösser, die auf dem
Schlossberg Mansfeld nach einem
verheerenden Brand der romanischen Burganlage errichtet wurden.
Bis Mitte des 16. Jh. erfolgte der
Ausbau zur Festung. Diese hielt im
Dreißigjährigen Krieg (1618-1648)
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mehrfachen Belagerungen stand,
wurde dann jedoch 1674 auf
Schloss Mansfeld
Beschluss des Obersächsischen
Reichskreises von Bergleuten weitgehend niedergerissen. Dem vorausgegangen war bereits
1580 der Verlust der Reichsunmittelbarkeit. Einer
Zwangsverwaltung des mit 2,75 Mio. Gulden verschuldeten
Mansfelder Grafenhauses und dem Aussterben aller drei Linien
im Mannesstamm bis 1780 folgte der Rückfall sämtlicher
Lehen an das Erzbistum Magdeburg und an
die Wettiner (Kurfürstentum Sachsen).
Vom Schloss Mansfeld eröffnet sich ein wunderbarer Blick auf die Stadt (ursprünglich TalMansfeld) mit ihrer im Kern romanischen
Georgskirche. Die Ausstattung ihres Neubaus
von 1497 ist Ausdruck des durch den Bergbau
herrschenden Reichtums. Nicht minder interessant ist aber auch die Kirche im Ortsteil
Vatterode. Sie gilt als ältestes Gotteshaus des
Mansfelder Landes. Vatterode wurde bereits
in einer am 22. Oktober 973 in Allstedt aus13
gestellten Urkunde erwähnt. Kaiser OTTO II.
bestätigte darin den Eintausch von Mansfeld
St. Bonifatius
(dem heutigen Klostermansfeld), Vatterode Vatterode
und weiteren Orten gegen thüringische Besitzungen des
Erzbistums Magdeburg vom Kloster Fulda. Die Kirche ist dem
Heiligen Bonifatius geweiht, dem Schutzheiligen dieses
Klosters. Frühromanisch sind die Apsis, der untere Teil des
Turmes, der Durchgangsbogen und die Kämpfer desselben.
Der obere Teil des Turmes und das Schiff sind jüngeren
Ursprungs. Anlässlich des 400. Geburtstages von MARTIN LUTHER
(1483-1546) wurde unterhalb der Kirche eine Linde gepflanzt.
Der Reformator verbrachte seine Kindheit in Mansfeld. Einen
Ausflug wert ist auch das Naherholungsgebiet am Vatteröder
Teich.
Ehemaliges Benediktinerkloster
Klostermansfeld
Vom Schlossberg Mansfeld bis zu dem
Anfang des 11. Jh. von den Grafen gestifteten Kloster sind es nur 3 km. Aus romanischer Zeit stammen Teile des Westwerkes der Klosterkirche, die Arkaden
des Langhauses, das Querhaus und die
Seitenmauern des Chors. Es ist unschwer
zu erkennen, dass sich ursprünglich an
den Querhausarmen je eine Apside
befand.
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Klostermannsfeld ist sehr stark vom
Bergbau geprägt. Schauen wir nach Süden aus dem Ort auf die
große Abraumhalde, so ist zu erkennen, wie auch die Natur mit
den Hinterlassenschaften zu kämpfen hat: Eine einzige Birke
hat es geschafft, auf dem tauben Schiefergestein der Halde Fuß
zu fassen. Interessanter sind da die technischen Denkmäler,
wie die Mansfelder Bergwerksbahn. Wenn sie
nicht gerade auf dem ca. 11 km langen
Streckennetz unterwegs ist, können wir auf dem
am Ortsausgang in Richtung Bennstedt gelegenen Bahnhof die Lok Nr. 20 bewundern. In
Babelsberg produziert, gehört sie zu einer
Baureihe, die nach dem Zweiten Weltkrieg eigentlich speziell für Reparationsleistungen an die
Sowjetunion entwickelt worden war. Unter den
Nummern 19 und 20 waren zwei dieser Dampflokomotiven auch hier im Revier im Einsatz. Den
aktuellen Fahrplan der Museumsbahn finden wir
unter www.bergwerksbahn.de.
Ein besonderes Erlebnis ist auch eine Fahrt mit der „Wipperliese“.
Auf 20 km führen ihre Gleise von Klostermannsfeld über
Mansfeld, Vatterode, Biesenrode und Friesdorf bis nach
Wippra.
Wieder gegründet
Kloster St. Marien zu Helfta
Wer das Mansfelder Land entdecken will, kann an der Lutherstadt Eisleben eigentlich nicht vorbei. Gemeinsam stehen die
beiden Lutherstädte Eisleben und Wittenberg seit 1996 auf der
Liste des Weltkulturerbes der UNESCO. Mit dem speziellen Blick
auf Bauwerke aus der Zeit der Romanik müssen wir der ansonsten sehr sehenswerten Altstadt von Eisleben hier keine besondere Aufmerksamkeit schenken. Es soll dennoch nicht unerwähnt bleiben, dass sich am Markt die Gebäude der drei ehemaligen Stadtsitze der Mansfelder Grafen befinden (Haus Nr.
34 Linie Mittelort, Nr. 56 Linie Vorderort und Nr. 58 Linie
Hinterort).
Seit 1960 ist auch Helfta ein Stadtteil von Eisleben. Als
„Helphideburc“ im Zehntverzeichnis des Klosters Hersfeld gelistet, mag sich hier bereits im 9. Jh. eine karolingische Pfalz
befunden haben. Es war das Gebiet der Freiherrn von Hackeborn,
in das im Jahr 1258 der Konvent eines 1229 durch Graf
BURCHARDT I. VON MANSFELD und seine Frau gestifteten Nonnenklosters nach Helfta umzog. Seine Blütezeit erlebte das Kloster
im 13. Jh. als Zentrum deutscher
Frauenmystik. Hierher zog sich u. a.
MECHTHILD VON MAGDEBURG (um 12071282) zurück und verfasste in deutscher Sprache das 7. Buch ihrer zeitkritischen Aufzeichnungen „Fließenden
Lichts der Gottheit“. Zu den herausragenden Mystikerinnen im Kloster
Helfta gehörte auch die als Heilige
Marktplatz Lutherstadt Eisleben
verehrte GERTRUD VON HELFTA (1256nach 1300). In Folge mehrfacher
Verwüstungen 1343 in die Stadt Eisleben und 1525 wieder zurück verlegt,
wurde das Kloster 1542 säkularisiert.
Ehe das Bistum Magdeburg 452 Jahre
später das Gelände von der
Treuhandanstalt der Bundesrepublik
Deutschland kaufen konnte, lag eine
15
lange Zeit der landwirtschaftlichen
Nutzung und des Verfalls hinter den
Klosterkirche
Klostergebäuden. Von der Klosterkirche
waren gar nur eine Seiten- und eine
Giebelwand erhalten geblieben. 1998
begann der Neuaufbau, ein Jahr später
bildeten Zisterzienserinnen eine neue
Gemeinschaft. Durch päpstliches
Schreiben vom 17. November 1999
wurde die Wiedergründung des Klosters besiegelt, nach 475 Jahren! Die
Stockenten am Klosterteich
wenige Tage später geweihte Klosterkirche ist eine gelungene Synthese aus romanischer Substanz
und modernem Bauen. Im angrenzenden Liboriushaus kann
donnerstags oder sonntags jeweils 14:30 - 16:30 Uhr eine
Ausstellung besucht werden. Unter Gottes freiem Himmel
laden kleine Gewässer und ein parkartig gestalteter Klostergarten mit einem lebendigen Labyrinth zum Naturerleben ein.
Wanderung
Zur Burg Bornstedt
Knapp 3 km westlich von Helfta,
noch innerhalb der Gemarkungsgrenzen von Eisleben, liegt das Vorwerk Neckendorf. Wir verlassen
Helfta durch den Hüttengrund,
unterqueren die Eisenbahn und passieren die ausgedehnte Kleingartenanlage. Eine erste Rastgelegenheit
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bietet sich mittwochs bis sonntags
ab 11 Uhr in der Waldgaststätte
Blick von Schmalzerode zur Burg
Neckendorf (Parkplätze). Von dort Bornstedt
geht es dann 5 km durch die wunderbar schattigen Eichen- und
Buchenwälder des Bornstedter Holzes. Der Wanderweg ist markiert (schwarzer Balken auf weißem Grund). Unser Ziel ist die
Ruine der wahrscheinlich schon im 17. Jh. aufgelassenen Burg
Bornstedt.
Wie Helfta findet auch die „Brunstediburg“ bereits im 9. Jh.
Erwähnung im Hersfelder Zehntverzeichnis. Die Höhenburg im
Gau Friesenfeld war zeitweilig im Besitz der Edlen von Bornstedt. Stammmutter dieses Geschlechts war die mit THIEMO VON
SCHRAPLAU vermählte ADELHEID VON BALLENSTEDT, eine Nichte der
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Mitstifterin des Naumburger Doms,
UTA VON BALLENSTEDT (um 1000-1046).
Während der Kämpfe mit den Sachsen
waren unter HEINRICH V. († 1125) auf
der Burg Bornstedt kaisertreue Truppen
stationiert. 1301 kam die Herrschaft
Bornstedt zur Grafschaft Mansfeld. Als
letztere 1580 ihre Reichsunmittelbarkeit
verlor, fiel Bornstedt zusammen mit
Eisleben und Schmalzerode an das Im Bornstedter Holz
Kurfürstentum Sachsen. 1780 starb mit dem Unfalltod des
Grafen JOSEF WENZEL NEPOMUK VON MANSFELD-VORDERORT-BORNSTEDT
das Grafengeschlecht der Querfurt-Mansfelder im Mannesstamm
aus. Von 1816 bis 1950 war Bornstedt eine Gemeinde im
Mansfelder Seekreis. Die preußische Regierung ließ 1842 den
30 m hohen Bergfried der Burg Bornstedt wieder begehbar
machen, und auch heute noch sorgen engagierte Bürger für
den Erhalt der Reste der Burganlage. Zu diesen gehören neben
dem Bergfried das Eingangstor der Kernburg sowie Reste der
Ringmauer und des Ringgrabens. Eine Burgschänke steht für
Feierlichkeiten zur Verfügung (nur auf Anmeldung). Nicht selten werden im Burghof Feste gefeiert. Der Besuch der Burgruine
garantiert ein Mittelaltererlebnis und lohnt auch wegen des
guten Ausblicks (u. a. auf die Sachsenburg und die Thüringer
Pforte sowie auf das Kyffhäusergebirge).
Von Eisleben zum Süßen See
Auf dem Lutherweg zur Seeburg
Von Mansfeld über Eisleben führt der
Lutherweg bis zur Lutherstadt Wittenberg.
Pilgernd zu Fuß oder mit dem Fahrrad
unterwegs, muss man sich erst in
Höhnstedt entscheiden, ob der Weg über
Wettin durch Anhalt oder über Halle/
Saale gewählt werden soll. Uns bleibt die
Qual der Wahl erspart, denn wir wollen
nur bis Seeburg. Wir fahren am besten
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mit dem Fahrrad über Unterrißdorf und
Wormsleben parallel der Bösen Sieben
und dann weiter entlang des Nordufers des Süßen Sees bis
nach Seeburg. Der einstmals wilde Bach der Bösen Sieben vereinigt das Wasser von sieben Quellbächen und mündet bei
Wormsleben in den Süßen See. Auf einer Landzunge am
Ostufer des Sees fand schon im 9. Jh. eine Burg urkundliche
Erwähnung. Der gewaltige Bergfried mit fast 6 m starkem
Mauerwerk entstand um 1080. Die bedeutendste Persönlichkeit
des Seeburger Grafenhauses war WICHMANN II. (um 1116-1192),
als Erzbischof von Magdeburg (seit 1152) Gefolgsmann von
ALBRECHT I. – „der Bär“ (um 1100-1170), dem Gründer der Mark
Brandenburg. Unter der Herrschaft von WICHMANN II. wurde die
Burg bedeutend erweitert (Zwingmauer mit Flankierungstürmen,
erzbischöflicher Palast, Kirche und Wohngebäude eines neu
gegründeten Kollegialstiftes). 1287 kaufte BURCHARD IV. die
Herrschaft Seeburg und gliederte sie in seine Grafschaft
Mansfeld ein. Nach mehrfachem Umbau war die Seeburg der
bedeutendste spätgotische Bau der Grafschaft. Das barocke
„Neue Haus“ entstand um 1665 an der Nord- und Westseite der
Kernburg. Heute finden sich im Schlos Ferienwohnungen, ein
Weingut und die Galerie in der Schlosskirche.
In Seeburg gibt es vielfältige Erholungsmöglichkeiten (Wassersport, Camping,
Gaststätte in einem ausgedienten
Ausflugsschiff). Der See ist auch ein
beliebter Ort für Vogelbeobachtungen.
Im 4 km nördlich gelegenen Neehausen
predigte bis 1926 der „Vogelpastor“
OTTO KLEINSCHMIDT. Die nach 1990 mit
erheblichen privaten Spendenmitteln
wieder instand gesetzte dortige
Nicolaikirche ist ein Kleinod romanischer
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Baukunst. Romanische Kirchen können
auch in vielen weiteren Orten des
Nicolaikirche Neehausen
Landkreises Mansfeld-Südharz entdeckt
werden, so in Burgsdorf, Heiligenthal,
Polleben (nur noch der Turm), Rottelsdorf, Thaldorf, Volkmaritz
oder auch in Seeburg selbst.
Mit der Postkutsche in die Residenzstadt
Schloss und St. Martini Stolberg
Das westlichste Ziel unserer Naturerlebnistour „Im Zeichen der Goldammer“
lag allzeit außerhalb der Grafschaft Mansfeld. Der Weg dorthin führt uns zurück in
den Harz bis nach Stolberg. Die Stadt war
Stammsitz eines eigenen Grafengeschlechtes: die Grafschaft Stolberg - bis
zur Auflösung des Heiligen Römischen
Reiches im Jahr 1806 - ein eigenes reichs19
unmittelbares Territorium.
Einzige Zeugnisse spätromanischer
Architektur in Stolberg sind die unteren Geschosse des
Westturms der Stadtkirche St. Martini und der Rundturm des
Schlosses. Schon im 13. Jh. wurde Stolberg das Stadtrecht verliehen. Der einstmals wichtige Bergbau wurde im 17. Jh. eingestellt. Doch lange zuvor, am 21. April 1525, predigte MARTIN
LUTHER in der Stadtkirche gegen den Bauernaufstand. Er war
befreundet mit WILHELM REIFFENSTEIN (um 1482-1538), dem
Kanzler der beiden Harzgrafschaften Stolberg und Wernigerode
unter Graf BOTHO ZU STOLBERG (14671538). Reformator und Kanzler bestiegen nach Ostern 1525 den Berghang,
zu dessen Fuß die Thyra durch Stolberg
fließt. Ein Schild weist in der Stadt den
Weg zur Lutherbuche. Besser beginnen
wir den Aufstieg „Oberer Bandweg“
jedoch am Hotel „Chalet Waldfrieden“
(kostenlose Parkmöglichkeit, Kaffeemaschinenmuseum). Das Wanderziel „Lutherbuche“ beschreibt
einen Aussichtspunkt hoch über der Stadt. Hier stehen mehrere alte Rotbuchen, keine jedoch so alt, dass sie noch aus dem
16. Jh. stammen könnte. LUTHER glaubte in der ihm zu Füßen
liegenden Stadt die Umrisse eines Vogels erkennen zu können:
Das Schloss, so meinte er, wäre der Kopf, der Markt der Rumpf,
die beiden Gassen die Flügel, die Niedergasse der Schwanz.
Seine Silhouette hat Stolberg bis heute bewahrt!
Tourist-Information-Stolberg
(034654) 454 oder 19433
www.stadt-stolberg.de
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3
Alte Kirche Polleben
St. Andreas Burgsdorf
St. Simon und Judas
Rottelsdorf
Fleckenkirche
Schlossberg S
Die Karte hilft Ihnen bei der Planung Ihrer ganz persönlichen Nat
Kulturerlebnistour „Im Zeichen der Goldammer“. Der Regionalverband Ha
wünscht Ihnen gute Erholung und interessante Einblicke in die Geschic
Natur- Geoparkregion.
Verwaltungs-Verlag München, Lizenz-Nr.087-08-110. Weitere Stadtpläne unter www.stadtplan.net
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Seeburg
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Portal Kirche Heiligenthal
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Mit freundlicher Unterstützung:
St. Valentin Oberrißdorf
HarzElbeExpress
Veolia Verkehr Sachsen-Anhalt GmbH
Magdeburger Straße 29
38820 Halberstadt
E-Mail: [email protected]
www.hex-online.de
(03941) 678 333
Fax (03941) 678 399
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Der Übersichtskarte können Sie die Lage des Gebietes „Im Zeichen der
Goldammer“ entnehmen. Vignetten weiterer Vogelarten kennzeichnen andere Teile des Regionlaverbandsgebietes für welches ebenfalls
Faltblätter der Romanikserie lieferbar sind.
Goslar
Halberstadt
Wernigerode
Quedlinburg
Osterode a.H.
Eisleben
Hettstedt
Nordhausen
Sangerhausen
Ausgewählte Übernachtungsmöglichkeiten
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1
6
5
1 Hotel „Katharina“
7
2 Hotel-Pension
Sangerhausen
www.hotelkatharina.de
(03464) 2429-0
„Am Rosarium“
Sangerhausen
Finkenstraße 24
(03464) 57 82 73
4 Wellness-Hotel Schindelbruch
Stolberg/Harz - Auerberg
www.harzlive.de
(034654) 8080
6 Reit- und Sporthotel Nordmann
Stangerode
(034742) 9530
www.nordmannharz.de
4
3
3 Hotel Beutel
„Chalet Waldfrieden“
Stolberg/Harz
www.hotel-beutel.de
(034654) 8090
5 Christliche Jugendbildungs- und
Begegnungsstätte Schloss Mansfeld
www.schloss-mansfeld.de
(034782) 20201
7 Heimvolkshochschule Alterode
Bildungshaus am Harz
Alterode
www.heimvolkshochschule-alterode.de
(034742) 95030
Text & Fotos: Dr. K. George
Fotos der Hotels 1, 5, 6, 7 von den Hotels
Redaktion: Dr. K. George, Ch. Linke
Herausgeber: Regionalverband Harz e. V.
Hohe Straße 6, 06484 Quedlinburg
03946-96410, Fax: 03946-964142
Internet: www.harzregion.de, Email: [email protected]
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Alle Rechte vorbehalten
Konzeption & Gestaltung: Design Office Werbeagentur, Wernigerode
Druckerei: Creaktiv, Goslar