Statement von Fernando Dal Zotto
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Statement von Fernando Dal Zotto
1 2 | 1 3 focus aargau Von der Druckerei zum Sicherheitsspezialisten Fernando Dal Zotto, CEO und Delegierter des Verwaltungsrates der Trüb AG in Aarau (Foto: Remo Buess) Produktion von Schweizer Identitätskarten (Foto: Trüb AG) Am Zoll, beim Bancomaten oder an der Eingangstür des Arbeitsortes: Die Chance ist gross, dass die Plastikkarten und Badges in unseren Taschen von der Trüb AG in Aarau stammen. Fernando Dal Zotto, CEO und Delegierter des Verwaltungsrates, über höchste Sicherheit, Swissness und den Standort Aarau. Die Trüb AG ist der führende Anbieter von physischen und elektronischen Identifikationslösungen. Können Sie uns bitte einige konkrete Beispiele geben? Das augenfälligste Beispiel ist sicher die Schweizer Identitätskarte, die hier bei uns hergestellt wird. Aber auch Maestro- oder Kreditkarten, die jeder von uns im Portemonnaie mit sich trägt, kommen von uns. Wie wird man zum Experten für Identifikationslösungen? Die Trüb AG hat 1859 als klassische Druckerei angefangen. Der Schritt in den Sicherheitsdruck wurde 1892 gemacht, als man begann, Aktien und andere Wertpapiere herzustellen. In den 1970er Jahren wurde dann der Schritt vom Papier- zum Plastiksicherheitsdruck gemacht und die Karten wurden mit einem Chipmodul ausgestattet. Wie ist Ihre Firma organisiert? Wir haben drei Bereiche: Government, Banking und Access. Im Bereich Government gehören wir weltweit zu den Top-3-Herstellern hochwertiger Ausweisdokumente. Wir beliefern über 30 Länder auf vier Kontinenten. Produkte sind neben IDs unter anderem Datenseiten für Reisepässe, Führerausweise, Fahrzeugausweise oder Crew Member Certificates für Fluggesellschaften. Im Bereich Banking sind wir mit Blick in die Produktion (Foto: Trüb AG) Die Schweizer Identitätskarte - 1995 als weltweit erste Identitätskarte aus Polykarbonat lanciert (Foto: Trüb AG) einem Marktanteil von rund 80 Prozent der unbestrittene Marktführer für Bankkarten in der Schweiz. Weltweit sind wir zudem mit CombOS®, unserem Betriebssystem für Bankkarten, in über 40 Ländern präsent. Wie gewährleisten Sie als Sicherheitsspezialist die Sicherheit Ihres Betriebes? Wieso halten Sie am Standort Aarau als Hauptsitz fest? Unsere Kunden fordern von uns sehr strenge Sicherheitsmassnahmen. So müssen wir beispielsweise jederzeit nachweisen können, welche Personen sich wann im Gebäude befunden haben. An den Maschinen wird immer zu zweit gearbeitet – wenn einer austreten muss, muss auch der andere die Arbeit unterbrechen. Das alles wird mit Kameras überwacht. Wir sind hier gross geworden und der Standort Schweiz ist und bleibt für eine weltweite Profilierung wichtig. Zudem ist Aarau zentral gelegen und das Rekrutierungsgebiet deshalb gross. Das Reservoir an Schweizer Arbeitskräften ist aber nicht unendlich. Dies zeigt sich darin, wenn es darum geht, hoch qualifiziertes Personal zu finden, das fachlich den hohen und speziellen Anforderungen in verschiedenen Bereichen gewachsen ist. Mit dem Personenfreizügigkeitsabkommen können wir problemlos Menschen aus der gesamten EU anstellen. Der Kanton Aargau hat uns auch bei aussereuropäischen Anstellungen immer die nötigen Bewilligungen erteilt. Im Bereich Banking ist es der Druck von Bankkarten? Nicht nur. In allen drei Bereichen umfasst unser Leistungsspektrum Design, Herstellung, Personalisierung und Versand an den Endkunden. Wir sind aber nicht nur Hersteller von Karten und Ausweisdokumenten, sondern liefern auch Software und realisieren Gesamtlösungen. Dann arbeiten bei Ihnen heute also mehr Informatiker als Drucker? 1990 hatten wir rund 100 Mitarbeitende, davon drei Informatiker. Heute haben wir 330 Angestellte, davon arbeitet noch rund die Hälfte in der Produktion und rund 60 im Bereich Entwicklung, Software und IT. Ist der Standort Schweiz für Sie als Sicherheitsfirma ein Wettbewerbsvorteil? Die Herausgabe von Daten-CDs durch Bankmitarbeitende war dem Image der Schweiz als zuverlässiger Wirtschaftsstandort sicher nicht zuträglich. Zum Glück haben wir bei Qualität, Vertraulichkeit, Zuverlässigkeit und Service immer noch einen Bonus. Bei der Preisgestaltung wird deshalb ein etwas teurerer Preis akzeptiert, allerdings darf die Differenz nur wenige Prozente betragen. www.trueb.ch Interview: Monique Ryser