HANDEL, G.F.: Alexander`s Feast [Ode] 8.572224 http://www.naxos

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HANDEL, G.F.: Alexander's Feast [Ode]
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8.572224
Georg Friedrich Handel
Alexander’s Feast, or the Power of Musick
Ode in Honour of St. Cecilia, in two parts
HWV 75
Text: John Dryden
Textbearbeitung: Newburgh Hamilton
First Part
[1]
1. Ouverture
Maestoso
Allegro non troppo
Andante
[2]
2. Recitative (Tenor)
1
‘Twas at the royal feast, for Persia won
by Philipp’s warlike son;
aloft in awful state
the godlike hero sate
on his imperial throne;
his valiant Peers were plac’d around,
their brows with roses and with myrtles bound:
so should desert in arms be crown’d.
The lovely Thais, by his side,
sate like a blooming Eastern bride,
in flow’r of youth and beauty’s pride.
Es war auf dem königlichen Fest, das Philipps kriegerischer
Sohn nach seinem Sieg über die Perser gab;
hoch oben saß der gottgleiche Held
in ehrfurchtgebietendem Pomp
auf seinem majestätischen Thron.
Um ihn herum hatte man seine tapferen,
mit Rosen und Myrten bekränzten Edelleute gesetzt:
So allein sollte das Ende eines Waffenganges gekrönt werden.
Neben ihm saß die liebliche Thais,
einer aufblühenden orientalischen Braut gleich, in der Blüte
ihrer Jugend und im Glanze ihrer Schönheit.
3. Aria & Chorus
(Tenor, Chorus, Soloists)
Happy pair!
None but the brave deserves the fair!
Glückliches Paar!
Nur dem Wagemutigen gebührt die Schöne!
4. Recitative (Tenor)
Timotheus, plac’d on high
amid the tuneful quire,
with flying fingers touch’d the lyre;
the trembling notes ascend the sky,
and heav’nly joys inspire.
Timotheus, den man hoch oben
in die Mitte der Schar der Sänger gesetzt hatte, griff mit
wirbelnden Fingern in die Saiten der Leier; die vibrierenden
Klänge schwangen sich aufwärts in den Himmel und
erweckten himmlisches Entzücken.
5. Accompagnato (Soprano)
The song began from Jove,
who left his blissful seats above
(such is the pow’r of love).
A Dragon’s fiery form bely’d the God;
sublime on radiant spires he rode,
when he to fair Olympia press’d,
and while he sought her snowy breast,
then round her slender waist he curl’d,
and stamp’d an image of himself,
a Sov’reign of the world.
Der Gesang begann mit Jupiter, der seinen paradiesischen
Wohnsitz im Himmel verließ.
(So groß kann der Einfluß der Liebe sein!)
Der Gott verbarg sich in der feurigen Gestalt eines Drachens
und ritt erhaben auf strahlenden Rädern herab, als er sich
an die schöne Olympia drängte,
und als er nach ihrem schneeweißen Busen tastete,
um sich dann um ihre schmalen Hüften zu schlängeln,
da prägte er in ihr ein Abbild seiner Selbst auf, das eines
Herrschers der Welt.
[3]
[4]
[5]
6. Chorus
The list’ning crowd admired the lofty sound:
„A present Deity!“ they shout around.
„A present Deity!“ the vaulted roofs rebound.
[6]
Die lauschende Menge bewunderte den erhabenen Klang:
„Ein göttliches Wesen ist unter uns“, so riefen sie sich zu.
„Ein göttliches Wesen ist unter uns“, so erscholl das Echo
aus den Gewölben.
1
Abgesehen von den Zeilenanfängen wurden Orthographie und Zeichensetzung der Erstausgabe Friedrich Chrysanders
übernommen.
Aus: „Alexander’s Fest oder die Macht der Tonkunst. Eine Ode zu Ehren der heil. Cäcilia“ von John Dryden. In Musik
gesetzt von Georg Friedrich Händel. Ausgabe der Händelgesellschaft. Leipzig, 1862. Ed.: Friedrich Chrysander.
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7. Aria (Soprano)
With ravish’d ears
the monarch hears,
assumes the God,
affects the nod,
and seems to shake the spheres.
Entzückt lauscht
auch der König,
nimmt zustimmend nickend
das Gebaren des Gottes an und scheint das Weltall aus den
Angeln nehmen zu können.
8. Recitative (Tenor)
The praise of Bacchus then
the sweet musician sung,
of Bacchus ever fair and ever young.
The jolly God in triumph comes:
Sound the Trumpets, beat the Drums!
Flush’d with a purple grace,
he shows his honest face:
Now give the Hautboys breath!
He comes, he comes!
Darauf sang der bezaubernde Musiker
den Lobpreis auf Bacchus,
auf den ewig schönen und jungen Bacchus.
Im Triumph zieht der fröhliche Gott ein:
Blast die Trompeten, schlagt die Trommeln!
Anmutig errötend
zeigt er sein offenes Gesicht.
Nun spielt auf, ihr Oboen!
Er kommt, er kommt!
9. Aria &Chorus
(Bass)
Bacchus, ever fair and young,
drinking joys did first ordain.
Bacchus’ blessings are a treasure,
drinking is the soldier’s pleasure:
Rich the treasure,
sweet the pleasure,
sweet is pleasure after pain.
(Chorus)
Bacchus’ blessings are a treasure,
drinking is the soldier’s pleasure:
Rich the treasure,
sweet the pleasure,
sweet is pleasure after pain.
10. Recitativo (Tenor)
Sooth’d with the sound, the king grew vain,
fought all his battles o’er again,
and thrice he routed all his foes,
and thrice he slew the slain.
The master saw the madness rise,
his glowing cheeks, his ardent eyes:
And, while he heaven and earth defy’d,
chang’d his hand, and check’d his pride.
Bacchus, ewig schön und jung,
empfahl als Erster die Freuden des Trinkens.
Die Gaben des Bacchus sind ein Schatz,
Trinken ist für den Krieger ein Vergnügen:
Übervoll ist die Schatzkammer,
voll Wonne das Vergnügen, wonnevoll
ist das Vergnügen nach dem Schmerz.
Die Gaben des Bacchus sind ein Schatz,
Trinken ist für den Krieger ein Vergnügen:
Übervoll ist die Schatzkammer,
voll Wonne das Vergnügen,
wonnevoll ist das Vergnügen nach dem Schmerz.
Berauscht vom Klang wurde der König eitel,
durchlebte noch einmal alle seine Schlachten,
schlug dreimal alle seine Feinde in die Flucht
und erschlug dreimal, die er schon erschlagen hatte.
Der Meister sah, wie der Irrsinn in ihm aufstieg,sah seine
erglühenden Wangen, seine funkelnden Augen, wechselte,
während der König noch Himmel und Erde herausforderte,
die Stimmung der Musik und dämpfte damit seinen Hochmut.
11. Accompagnato (Soprano)
He chose a mournful Muse,
soft pity to infuse.
Er wählte eine trauernde Weise aus,
um sanftes Mitgefühl zu erwecken.
12. Aria (Soprano)
He sung Darius, great and good,
by too severe a fate
fall’n from his high estate,
and welt’ring in his blood.
Deserted at his utmost need,
by those his former bounty fed,
on the bare earth expos’d he lies,
with not a friend to close his eyes.
Er besang den mächtigen und gutherzigen Darius:
Durch ein überhartes Schicksal
aus seinem hohen Stand gestürzt,
wälzt er sich nun in seinem Blut.
In äußerster Not von all denen verlassen,
die seine Güte vorher ernährt hatte,
liegt er nun auf blankem Erdboden,
und da ist kein Freund, der ihm die Augen schließen könnte.
13. Accompagnato (Soprano)
With downcast looks the joyless victor sate,
revolving in his alter’d soul
the various turns of Chance below.
And now and then a sigh he stole,
and tears began to flow.
Gesenkten Blickes saß der in Schwermut versinkende Sieger
und bedachte nun veränderten Sinnes
die Wechselfälle des Lebens.
Hin und wieder seufzte er verstohlen auf,
und seine Tränen begannen zu fließen.
14. Chorus
Behold Darius great and good,
by too severe a fate
fall’n from his high estate,
and welt’ring in his blood;
Da seht Darius, bedeutend und gütig:
Durch ein überhartes Schicksal
aus seinem hohen Stand gestürzt,
wälzt er sich nun in seinem Blut.
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on the bare earth expos’d he lies,
with not a friend to close his eyes.
Auf nackter Erde liegt er, und da ist kein Freund,
der ihm die Augen zudrücken könnte.
15. Recitative (Tenor)
The mighty master smiled to see
that Love was in the next degree:
‘Twas but a kindred sound to move,
for Pity melts the mind to Love.
Der große Meister lächelte, als er sah,
daß der nächste Schritt der zur Liebe war;
es galt nur eine nah verwandte Harmonie zu spielen, macht
doch Mitleid die Seele für die Liebe bereit.
16. Aria (Soprano)
Softly sweet in Lydian measures
soon he soothed the soul to pleasures.
Mit zarten Klängen in lydischer Tonart
gelang es ihm nach kurzer Zeit, die Seele für die Lebenslust zu gewinnen.
17. Aria (Tenor)
War, he sung, is toil and trouble,
Honour but an empty bubble,
never ending, still beginning,
fighting still, and still destroying.
If the world be worth thy winning,
think, oh think it worth enjoying!
Lovely Thais sits beside thee:
Take the good the Gods provide thee!
Krieg, so sang er, bedeutet nichts als Plage und Unheil,
Kriegsruhm ist nur eine leere Seifenblase, da ist kein Ende,
nur immerwährender Beginn, immerwährender Kampf,
immerwährende Zerstörung.
Ist die Welt es Dir wert, daß Du sie für Dich zu gewinnen
trachtest, dann denke, o denke daran, daß sie es wert ist,
sie auch zu genießen!
Neben Dir sitzt die liebliche Thais:
So nimm doch das Glück, das Dir die Götter bereitet haben,
in Deine Arme!
18. Chorus
The many rend the skies with loud applause:
So Love was crown’d,
but Music won the cause!
Die Menge füllte die Himmel mit tosendem Beifall:
So wurde die Liebe gekrönt,
die Musik aber trug den Sieg davon!
19a. Aria (Soprano)
The Prince, unable to conceal his pain,
gaz’d on the Fair,
who caused his care,
and sigh’d and look’d, and sigh’d again.
At length, with wine
and love at once oppress’d,
the vanquish’d victor sunk upon her breast.
Der Fürst, hin und her gerissen, vermochte seine Seelenqual
nicht zu verbergen,
er starrte auf die Schöne, die der Anlaß für seine
Zerrissenheit war, und seufzte und sah wieder auf sie
und seufzte wieder.
Endlich, gleichzeitig vom Wein und seiner Verliebtheit übermannt,
sank er, ein besiegter Sieger, an ihre Brust.
19b. Chorus
The many rend the skies with loud applause:
So Love was crown’d,
but Music won the cause!
Die Menge füllte die Himmel mit tosendem Beifall:
So wurde die Liebe gekrönt,
die Musik aber trug den Sieg davon!
Second Part
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20. Accompagnato & Chorus
(Tenor)
Now strike the golden Lyre again!
A louder yet, and yet a louder strain!
Break his bands of sleep asunder,
and rouse him, like a rattling peal of thunder.
Nun laß die goldene Leier wieder erklingen!
Doch lauter jetzt und jetzt noch lautere Klänge!
Zerreißt die Fesseln seines Schlafes
und weckt ihn wie mit einem feurigen Donnerschlag.
(Chorus)
Break his bands of sleep asunder,
rouse him like a peal of thunder.
Zerreißt die Fesseln seines Schlafes,
weckt ihn wie mit einem feurigen Donnerschlag.
(Tenor)
Hark, hark! The horrid sound
has rais’d up his head:
as awak’d from the dead,
and amaz’d, he stares around.
Hört nur, hört! Der Schrecken erregende Donner hat ihm
seinen Kopf hochgerissen:
Wie von den Toten erweckt,
blickt er verwirrt um sich.
21a. Aria (Bass)
Revenge, Timotheus cries:
See the Furies arise!
See the snakes that they rear,
how they hiss in their hair
and the sparkles that flash in their eyes!
Rache! Rache! singt Timotheus mit erhobener Stimme:
Seht nur, die Furien erheben sich!
Seht nur die Schlangen, wie sie sich aufbäumen,
wie sie in ihren Haaren zischen,
und seht das Funkeln, das aus ihren Augen blitzt!
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[26]
21b. Accompagnato (Bass)
Behold, a ghastly band,
each a torch in his hand!
Those are Grecian ghosts,
that in battle were slain,
and unburied remain
Seht dort eine gespenstische Schar,
ein jeder mit einer Fackel in der Hand!
Das sind die Geister der Griechen,
die in der Schlacht erschlagen wurden
und unbestattet ruhmlos auf der Ebene zurückgelassen wurden.
22. Accompagnato (Tenor)
Give the vengeance due
to the valiant crew!
Behold, how they toss their torches on high,
how they point to the Persian abodes,
and glitt’ring temples of their hostile Gods!
inglorious on the plain.
Rächt sie gebührend,
die tapferen Männer sind es wert!
Seht nur, wie sie ihre Fackeln hochreißen,
wie sie auf die persischen Behausungen
und auf die glitzernden
Tempel der feindlichen Götter deuten!
23. Aria (Tenor)
The princes applaud with a furious joy,
and the king seiz’d a flambeau
with zeal to destroy.
Von wilder Freude erfüllt klatschten die Edelleute in die Hände,
und der König griff, voll rasender Lust zu zerstören,
nach einer Fackel.
24a. Aria (Soprano)
Thais led the way,
to light him to his prey,
and, like another Helen, she fired another Troy.
Thais aber ging mit einem Licht voran,
um ihm den Weg zu seinen Opfern zu weisen,
und gleich einer zweiten Helena legte sie Feuer an ein zweites Troja.
24b. Chorus
The princes applaud with a furious joy,
and the king seiz’d a flambeau
with zeal to destroy.
Thais led the way,
to light him to his prey,
and, like another Helen, she fired another Troy.
Von wilder Freude erfüllt klatschten die Edelleute in die Hände,
und der König griff, voll rasender Lust zu zerstören,
nach einer Fackel.
Thais aber ging mit einem Licht voran,
um ihm den Weg zu seinen Opfern zu weisen,
und gleich einer zweiten Helena legte sie Feuer an ein zweites Troja.
25. Accompagnato & Chorus
(Tenor)
Thus, long ago,
ere heaving Bellows learn’d to blow,
while Organs yet were mute,
Timotheus, to his breathing flute
and sounding Lyre,
could swell the soul to rage,
or kindle soft desire.
So verstand es Timotheus schon vor langer Zeit,
lange bevor die Glocken zu läuten gelernt hatten,
zu einer Zeit, da die Orgeln noch stumm waren,
mit seiner atmenden Flöte
und seiner klangvollen Leier
die Seele zum Zorn anzustacheln
oder sanftes Verlangen in ihr zu erregen.
(Chorus)
At last divine Cecilia came,
inventress of the vocal frame;
the sweet enthusiast, from her sacred store,
enlarg’d the former narrow bounds
and added length to solemn sounds,
with nature’s mother-wit,
and arts unknown before.
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26. Recitativo
(Tenor)
Let old Timotheus yield the prize
(Bass)
or both divide the crown:
He rais’d a mortal to the skies!
(Tenor)
She drew an Angel down!
27. Chorus
Let old Timotheus yield the prize,
or both divide the crown:
He rais’d a mortal to the skies!
She drew an Angel down!
Endlich aber erschien die göttliche Cäcilia,
die Erfinderin der Sangeskunst;
von bezaubernder Begeisterung erfüllt weitete sie
mit ihren wunderbaren Gaben
die vormals engen Grenzen der Harmonie aus
und führte mit natürlichem Mutterwitz und
bislang unbekannter Kunstfertigkeit
die erhabenen Musiken in neue Klangräume.
So bittet doch den alten Timotheus, ihr den Preis zu überlassen –
oder lasst beide sich die Krone teilen:
Er versetzte einen Sterblichen in die Himmel,
sie aber zog einen Engel auf die Erde.
So bittet doch den alten Timotheus, ihr den Preis zu überlassen –
oder bittet beide, sich die Krone zu teilen:
Er hob einen Sterblichen in die Himmelswelten,
sie aber zog einen Engel auf die Erde.
Übersetzung: Joachim C. Martini
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