"Perpetuum Jazzile" reißt in der Stadthalle Chemnitz von den Sitzen
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"Perpetuum Jazzile" reißt in der Stadthalle Chemnitz von den Sitzen
"Perpetuum Jazzile" reißt in der Stadthalle Chemnitz von den Sitzen - Freie Presse Seite 1 von 2 Montag, 05.11.2012 "Perpetuum Jazzile" reißt in der Stadthalle Chemnitz von den Sitzen Schnippen, Klatschen, Fauchen, Schnalzen Chemnitz. Wie sangen es die Leipziger Prinzen mal so schön - "Alles mit'm Mund"! Vokalmusik macht einfach Spaß - und wenn sie so poppig und fesselnd inszeniert wird wie bei "Perpetuum Jazzile", reißt sie sogar von den Sitzen. Mit ideenreichen Arrangements und unbändigem Spaß am Singen sorgte der Chor aus Slowenien, der vor allem durch unzählige Clicks bei Youtube zu globaler Bekanntheit gelangte, am Sonntag in der Chemnitzer Stadthalle für stehende Ovationen. Der Boden zittert Das schafft das 40-köpfige Ensemble vor allem, indem es die akustische Illusion erzeugt, eine komplett ausgestattete Band stünde auf der Bühne: Alle "Instrumente" werden mit dem Mund imitiert - auch im gut gelaunten Party-Opener "Conga" von Gloria Estefan. So spielt Sašo Vrabic in bester "Beatbox"-Technik das täuschend echt klingende Schlagzeug, scheinbar ohne dabei jemals nach Luft schnappen zu müssen; die Bässe werden von einer Herren-Sektion so tief gegrummelt, dass der Boden zittert wie bei einem Rockkonzert. Die Damen übernehmen die Pianos und Gitarren, bisweilen verziert mit dem "WahWah"-Effekt durch eine spezielle Gesangstechnik in der Kehle. Für Totos detailreich umgesetztes "Africa" wird sogar die Synthesizer-Flöte mit "Ba-Ba"-Silben nachgeahmt - durch Perpetuum Jazzile wird die menschliche Stimme zu einem scheinbar unerschöpflichen Brunnen der Klangfarben. Zwei Stunden Kurzweil Die Anlehnung des kryptischen Chor-Namens an den musikalischen Begriff "Perpetuum Mobile", der für ein sperriges Musikstück mit schnellen Notenfolgen steht, ist angesichts des gängigen Pop-Repertoires kein Omen: Abba, David Bowie, Van Halen und die Bee Gees liefern die wohlbekannten Melodien für das zweistündige und enorm kurzweilige Konzert. Da bleibt freilich auch Platz für eine Eigenkomposition von dem Tenor Samo Vovk, der sein eigenes Stück selbst dirigieren darf - aber auch für anspruchsvolle Literatur wie ein mazedonisches Volkslied im komplizierten 7/8-Takt, das im "Ameno"-Stil an antike gregorianische Chöre erinnert. Später setzt es ein Geräusche-Intro von Lady Gagas "Telephone" mit witziger HandyChoreografie, nur um hinterher in einer frappierenden Regenwald-Klangkulisse noch eins drauf zu setzen - erzeugt nur durch Schnippen, Klatschen, Fauchen, Schnalzen und Stampfen. Auch Gospels, Raps und Soul-Nummern dürfen nicht fehlen. Der eigentliche Chorleiter Peder Karlsson mimt eher den James Last, statt wirklich zu dirigieren: Der quirlige Schwede swingt, tanzt und moderiert als Show-Host und Stimmungskanone; für das volkstümliche "Avsenik Medley" lässt er sich sogar zum Schuhplattler-Tanz hinreißen. Gegründet wurde sein Ensemble schon 1983 als "Gaudeamus Chamber Chor" - doch das große internationale Interesse stellte sich erst ein, als Karlsson die Leitung übernahm und die stärksten Songs ins Internet stellte. So ist Perpetuum Jazzile endgültig auf Augenhöhe mit dem belgischen Mädchen-Chor Scala angekommen, der ebenfalls PopSongs mit viel Gänsehaut-Gefühl und kommerziellem Erfolg adaptiert. erschienen am 30.10.2012 ( Von Sebastian Steger ) © Copyright Chemnitzer Verlag und Druck GmbH & Co. KG KOMMENTARE WEITERE ARTIKEL Goldene Tauben bei Leipziger Dokumentarfilm-Festival vergeben 03.11.2012 Hilmar Hoffmann mit Hessischem Kulturpreis ausgezeichnet 03.11.2012 Fast 5.000 Besucher beim Braunschweiger Krimifestival 03.11.2012 Chemnitz: "Wir wollten irgendwie einzigartig sein" 03.11.2012 Zwickau: Die Melodie hat ihren festen Platz 03.11.2012 Zeitgenössische Kunst aus Aserbaidschan in Berlin 03.11.2012 DAS KÖNNTE SIE AUCH INTERESSIEREN Höhenflug zwischen Berlin und New York 15.04.2011 THEMEN Perpetuum mobile Mobile Chor Ensemble Karlsson Spaß Mund Slowenien Chemnitz halen Bee Gees YouTube James Last David Bowie Gloria Estefan http://www.freiepresse.de/NACHRICHTEN/KULTUR/Perpetuum-Jazzile-reisst-in-der-Stadthalle-Chemnitz-von-den-Sitzen-artikel8141055.php 05.11.2012