Lebensaufgabe Liebe
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Lebensaufgabe Liebe
SGIPA aktuell Dezember 2015 Lebensaufgabe Liebe "Ach, das ist ein weites Feld, Luise …" Magazin der Schweizerische Gesellschaft für Individualpsychologie nach Alfred Adler SGIPAaktuell | Dezember 2015 | www.alfredadler.ch SGI PA 1 2 SGIPAaktuell | Dezember 2015 | www.alfredadler.ch EDITORAL Liebe SGIPA-Mitglieder, liebe Leserinnen und Leser Ausschliesslich erfreuliche, ermutigende und anregende Rückmeldungen auf die erste Ausgabe von SGIPAaktuell als Magazin, haben das Redaktionsteam darin bestätigt, den rechten Weg eingeschlagen zu haben und beflügelt es, diesen weiter zu beschreiten. Wie angekündigt, befasst sich die aktuelle Ausgabe mit dem Themenschwerpunkt „Liebe“. Ein Thema, welches in irgendeiner Weise jeden Einzelnen von uns angeht, aber auch in die winterliche Jahreszeit passt, die sich, wenigstens in der Natur, durch eine allgemeine Verlangsamung und zunehmende Stille auszeichnet. Um welche Form der Liebe es sich auch handelt, sie ist und bleibt ein „weites“, oft sogar “zu weites Feld“ und stets aufs Neue eine immense Herausforderung, soll sie am Leben bleiben. Mit Briest’s Satz ist es sicher nicht getan – auch wenn er sich damit vorübergehend Ruhe verschaffte. Das „weite Feld“ will achtsam gepflegt werden und benötigt das Engagement aller Beteiligten. Zu diesem Schluss gelangen auch die beiden Autorinnen, die wir für zwei Fachbeiträge über „Sexualität“ und „Herausforderung Partnerschaft“ gewinnen konnten. Weitere Beiträge unter den entsprechenden Rubriken befassen sich u.a. mit „Bibliothek – Archiv – Antiquariat“, mit einem Rückblick auf ICASSI 2015 sowie mit dem Ausblick auf ein „Adlerian Café“ in Zürich und den bevorstehenden 2. SKAP in Kloten. Die Liebe zieht sich wie ein roter Faden durch die aktuelle Ausgabe und spannt den Bogen von der zwischenmenschlichen Liebe, über die Liebe zum Buch bis hin zur mannigfaltigen Liebe zur IP. Ich wünsche Ihnen eine anregende Lektüre mit dem druckfrischen SGIPAaktuell, eine kontemplative Winterzeit und einen guten Rutsch ins 2016 … viel Inspiration beim Verfassen eines Fachbeitrags zum nächsten Schwerpunktthema „Arbeit“ und Aufwiederlesen im Frühjahr. Barbara Elisabeth Käser-Weber SGIPAaktuell | Dezember 2015 | www.alfredadler.ch INHALTSÜBERSICHT Editoral3 LEITARTIKEL Liebe und (wacher) Winterschlaf 4 FACHBEITRÄGE … aber die Liebe ist die grösste unter ihnen und Lebensaufgabe 6 Ein individualpsychologischer Blick auf die Sexualerziehung 9 4-FRAGEN-Interview13 DDD Dialog Disput Diskussion14 LESERBRIEF15 BUCHBESPRECHUNGEN Oliver Sacks 16 In EIGENER Sache News aus dem Vorstand17 Die SGIPA Website in einem neuen Kleid 18 5. Konferenz der Kollektivmitglieder 19 … sonst reisst der Film nach hinten ab” 20 “ Media-Daten für SGIPAaktuell21 VERANSTALTUNGEN SGIPA-Weiterbildungs- und Vortragsreihe 22 Herausforderung Partnerschaft 24 ICASSI – Eine adlerianische Sommerschule 26 VERANSTALTUNGSHINWEISE Einladung zur Buchvernissage 27 SKAP 2. Kongress für Adlerianische Psychologie 28 Adlerian Café Zürich 29 BILDUNGSPARTNER AAI-IP-Erziehung30 VEGA – Verein AAI-Generationen und Alter 32 ZU GUTER LETZT Ein schräger Vogel meint 34 IMPRESSUM Herausgeber Schweizerische Gesellschaft für Individualpsychologie nach Alfred Adler Dufourstrasse 24,8008 Zürich, E-Mail: [email protected] Publikum, Copyright SGIPAaktuell ist bestimmt für internen und externen Gebrauch. Veröffentlichungen in allen Medien, auch auszugsweise, nur nach Genehmigung. Beiträge von Ausschüssen oder Einzelnen widerspiegeln nicht unbedingt die Ansicht des Herausgebers. © beim Herausgeber. Redaktion – SGIPAaktuell Barbara Käser Weber (Redaktionsleitung) Elli von Planta und Therese Vogel (Redaktionsmitglied) E-Mail: [email protected] Erscheinung, Redaktionsschluss Ausgabe April 2016 Redaktionsschluss 29.02.2016 Ausgabe Sept. 2016 Redaktionsschluss 30.08.2016 Ausgabe Dez. 2016 Redaktionsschluss 15.11. 2016 Beiträge aller Art bitte bis zum Redaktionsschluss der jeweiligen Ausgabe. Abonnement Jahresabonnement CHF 28.00 einzelne Ausgaben CHF 10.00 Bestellung unter [email protected] 3 LEITARTIKEL Liebe und (wacher) Winterschlaf Liebe wird gemeinhin als etwas Aktives und Interaktives empfunden. Mit Winterschlaf werden hingegen Ausdrücke wie Passivität, Stille und Ruhe assoziiert. Wie können also Liebe und Winterschlaf unter einen Hut gebracht werden, ohne sich in Paradoxien zu verlieren? Betrachten wir die Abläufe der Natur, so erkennen wir, dass zwar zahlreiche Tiere schlafen, manches einen kahlen und ausgetrockneten Eindruck erweckt. Jedoch in dieser passiv stillen Ruhe schlummert Neues seinem Wachstum entgegen. Barbara Elisabeth Käser-Weber Liebe in all ihren Facetten ist mit Sicherheit eines der stärksten Gefühle überhaupt und wird vorwiegend mit angenehmen Empfindungen in Verbindung gebracht. Wohl jeder Mensch sehnt sich danach, jedoch was Liebe für den Einzelnen bedeutet, ist subjektiv und individuell. Sich dieser Tatsache nicht bewusst zu sein, erweist sich oft als tödliche Falle. Insbesondere zu hohe, meist unausgesprochene Erwartungen oder das Streben nach absoluter Kongruenz und Symbiose haben fatale Konsequenzen. Liebe hat nichts mit Besitz oder bedingungsloser Übereinstimmung zu tun, ist nichts Statisches und sie darf, ja soll sich mit den Jahren, sowohl durch positive, als auch negative Erfahrungen im Zusammenleben verändern und sich im besten Fall zu einer reifen Verbundenheit zwischen zwei gleichwertigen, sich gegenseitig respektierenden, tolerierenden sowie vertrauenden Partnern entwickeln. Zumal auch die Liebe unterschiedliche Jahreszeiten kennt, wird sie nicht immer gleich aktiv gelebt, bleibt aber selbst in passiveren Phasen stets interaktiv. Die Jahreszeiten der Liebe folgen oft anderen Gesetzen als jene der Natur, haben eine andere Dauer, geraten bisweilen durcheinander, aber in ihren Eigenschaften sind sie vergleichbar. Frühling kann durchaus im Winter stattfinden und vice versa. Im Laufe eines gemeinsamen Lebens, durchleben Paare einzelne Jahreszeiten immer wieder, und sie machen auch die Erfahrung, dass zumeist keine endlos ist. Trotz dieses Wissens gehört vor allen Dingen der Winter nicht zu den bevorzugten Jahreszeiten. Jedoch Winterzeit bedeutet nicht zwingend Eiszeit, sondern kann, in Anlehnung an die Gesetzmässigkeiten der Natur, als eine fruchtbare Phase der Stille und des Innehaltens betrachtet werden. Indes sich Haselmäuse einrollen, den Schwanz über den Kopf legen, um sich auf diese Weise die Ohrmuscheln zu verschliessen und mit vollem Bäuchlein in einen traum- 4 losen Winterschlaf fallen, hat der Mensch die Möglichkeit, die Zeit der Stille bewusst und mit allen Sinnen zu nutzen. Nur selten kommt es in der Liebe zu einem abrupten Wintereinbruch, dem keine mehr oder weniger heftigen Herbststürme vorangehen. Diese können jedoch, ebenso wie die zunehmend kühler werdenden Temperaturen, geflissentlich ignoriert werden, und es entsteht der trügerische Eindruck, der Winter habe sich gleichsam über Nacht eingestellt. Während sich der eine erstaunt die Augen reibt und sich à tout prix nicht zu erklären vermag, wie es zu diesem „plötzlichen“ Kälteeinbruch kommen konnte, hat der andere endlich die Bestätigung, dass er sich die Herbststürme und die ersten Anzeichen des Winters nicht nur eingebildet hat. Selbst wenn beide frieren, werden sie, je nach Lebensstil, dem Winterphänomen in ihrer Beziehung unterschiedlich begegnen. Indes sich der eine zurückzieht, in Selbstmitleid suhlt oder in eine dubiose Krankheit flieht, fahndet der andere mit detektivischem Spürsinn nach den Fehlern des Gegenübers und sucht die Konfrontation. Der Verhaltensmöglichkeiten sind so viele, wie es Individuen gibt, und jeder einzelne greift unbewusst zu jenen, die ihm entsprechen oder entgegenkommen. Sich in dieser Situation wie eine Haselmaus einzurollen, den Schwanz über den Kopf zu legen, um auf diese Weise die Ohrmuscheln zu verschliessen und nicht mit einem vollen Bäuchlein, aber dafür mit einem leeren Herzen „einzuschlafen“, trägt nicht zur Beschleunigung des Tauwetters bei. Die Vorstellung, durch einen Winterschlaf sämtlichen Unannehmlichkeiten zu entkommen und beim Erwachen aller Probleme entledigt zu sein, ist ebenso verlockend, wie unrealistisch. Ausser man entscheidet sich für einen wachen Winterschlaf. Alles braucht seine Zeit – indes die SGIPAaktuell | Dezember 2015 | www.alfredadler.ch LEITARTIKEL Natur sich diese selbstverständlich und in dem Mass nimmt, das sie braucht, neigt der Mensch dazu, sogleich alles haben oder nach seinem Willen umgesetzt haben zu wollen. Jedoch den Winter in der Liebe zu beenden, benötigt mindestens ebenso viel Zeit, wie dessen unbemerktes Herannahen: nämlich - die Dauer eines wachen Winterschlafs. sein wie das Gegenüber. Die rachsüchtig ausgedachten „Strafen“ für das Täter-Vis-à-vis erhalten eine andere Dimension und drohen sich plötzlich gegen die eigene Person zu richten. Spätestens durch diese Erkenntnis beginnt man zu begreifen, dass das Gegenüber im selben Mass leidet wie man selbst. Dürre Blätter halten sich bisweilen erstaunlich hartnäckig an einem Ast trotz kräftiger Windböen. Aber einmal fällt jedes Blatt, und erst dann erkennt man die winzige Knospe, die bereits dahinter entstanden ist und auf wärmere Zeiten wartet. In der Regel dauert es noch Wochen, bis entsprechende Temperaturen das Wachstum auslösen und sich ein neues Blatt entfaltet. Ähnlich verhält es sich oft bei den Menschen und ihren festgefahren Ideen oder Überzeugungen. Es braucht meist eine ganze Weile, bis man sich eingesteht, ein inadäquates Verhalten an den Tag gelegt, einen gravierenden Fehler gemacht und mindestens ebenso viel zur Winterzeit beigetragen zu haben, wie das Gegenüber. Während der Dauer eines wachen Winterschlafs sind die festgefahrenen Ideen und Überzeugungen brüchig geworden, fallen wie dürre Blätter und lassen die lange Zeit verborgenen hoffnungsvollen Knospen am Baum der Liebe zum Vorschein kommen. Das Tauwetter hat begonnen und der nächste Frühling kündet sich an. Diese Ehrlichkeit sich selbst gegenüber vermag sich nur in der Stille, ohne jegliche Ablenkung und aus einem hellwachen Zustand heraus zu entwickeln und an die Oberfläche des Bewusstseins zu dringen. Sie stösst gleichsam die dürren Blätter festgefahrener Ideen und Überzeugungen ab, ist also zwingend notwendig, damit Raum für neue Gedanken entsteht und eine hoffnungsvolle Knospe zum Vorschein kommt. Erst durch diese bedingungslose Ehrlichkeit sich selbst gegenüber entsteht die Möglichkeit, überhaupt erkennen zu können, dass es nicht, wie man sich lange weismachen wollte, nur Opfer und Täter gibt, sondern sowohl als auch. Wer den Schmerz durch den Stachel der Verletzung fühlt, kann sich nur davon befreien, indem er den Stachel aus der Wunde zieht und wiederum dem Gegenüber ins Fleisch bohrt. Dieses „wie du mir, so ich dir“ kann ad libitum weitergeführt werden und findet erst ein Ende, wenn sich eine Seite dagegen entscheidet. Folgt diesem Entscheid aber kein Friedensangebot gegenüber dem Kontrahenten, dann findet der Kampf auf einer anderen, nicht minder perfiden und verletzenden Ebene seine Fortsetzung. Der eben geschilderte Mechanismus, bleibt häufig und für lange Zeit unverstanden, wodurch die Überzeugung von nur Täter oder nur Opfer genährt wird und die Winter- letztlich zur Eiszeit zu werden droht. Es ist ein langwieriger und nicht selten auch beschämender Prozess, sich ehrlich einzugestehen, ebenso Täter zu SGIPAaktuell | Dezember 2015 | www.alfredadler.ch Barbara Elisabeth Käser-Weber, Villigen AG 17. Januar 1962, Johannesburg/SA Buchhändlerin Grafikerin und Illustratorin Individualpsychologische Beraterin Redaktionelle Leitung des SGIPAaktuell Leitung des Palliative Care Teams, Villigen Liebe meint den anderen und ist die Hergabe von allem was man hat und ist. Lieben ist wichtiger als Geliebtwerden. Liebe ist die Grundbedingung der Möglichkeit des Zusammenlebens. Erik Blumenthal (1914-2004) 5 FACHBEITRÄGE … aber die Liebe ist die grösste unter ihnen und Lebensaufgabe Die adlerianischen Lebensaufgaben begleiten uns ein Leben lang und geben unserem Leben erst einen Sinn. Das Betätigungsfeld der „Liebe“ ist dabei von besonderer Bedeutung, besonders umfassend und trifft auf besondere Empfindlichkeiten und Empfindungen. Roja Pelzer spannt einen weiten Bogen dieser Gefühle und ihrer Konsequenzen und macht Mut, die Lebensaufgabe Liebe anzugehen wie ein Handwerk, das Know-how, Übung, Mut und Ermutigung braucht. Roja Pelzer Was bedeutet Liebe? Liebe ist ein starkes, sogenanntes ‘heißes’ Gefühl, eine ethische Grundhaltung. Liebe kann körperlich (sinnlich) und/oder geistig gelebt werden. Im eigentlichen Sinne bedeutet sie stärkste Zuneigung, höchste Wertschätzung, tiefste Verbundenheit zu einer Person, zu einer Sache, eines Glaubens gegenüber und zu Gott. Liebe bedarf keiner Erwiderung, sie entsteht aus einer persönlichen Haltung heraus, aus eigenen Bedürfnissen und aus einem Glauben an das Gute, das jedem von uns mitgegeben wurde. Liebe ist eine unermüdliche Quelle der Kraft für die anderen Lebensaufgaben. Sie motiviert uns, sie gibt uns Halt und Zuversicht, um die anderen Lebensaufgaben erfüllen zu können. Je ermutigter wir sind, je mehr wir uns in der Gemeinschaft zugehörig fühlen, desto positiver werden wir die Herausforderungen, die diese Aufgaben bieten, bewältigen und auch lösen können. Je mehr wir an uns glauben, desto eher bleiben wir auch in Krisensituationen stabil und haben das Vertrauen, dass wir diese Schwierigkeiten aus- und durchhalten können und werden. Und wie wir wissen, wenn wir an etwas glauben, tun wir bewusst und vor allem unbewusst alles dazu, dass es gelingt. Liebe ist die stärkste Form der Hinwendung zu dem Anderen, sie ist die Grundbedingung für ein gutes Zusammenleben. Liebe ist nun aber nicht nur ein Gefühl, sondern auch eine Entscheidung. Sie ist auf freiem Willen gegründet. Je bewusster wir mit dieser Entscheidung zu Lieben umgehen, desto wirkungsvoller ist das Ergebnis. Wir können agieren und machen uns nicht von der Reaktion der anderen abhängig. Der Mensch ist ein Entscheidungen treffendes Wesen und kann lernen, gute, sinnvolle Entscheidungen zu treffen. Liebe ist demnach eine Aufgabe und Liebe ist zweckbe- 6 dingt. Jede Epoche, jede Kultur, jede soziale Gruppe hat eigene Verhaltensregeln im Umgang mit Liebe. Sie wird unterschiedlich erlebt, verstanden und ausgeübt. Dies zeigt sich u.a. in der Akzeptanz oder Ablehnung in der Gesellschaft von öffentlich gezeigtem Ausleben der Zuneigung. In der Gesetzgebung finden wir im Laufe des menschlichen Daseins eklatante Entwicklungen und Veränderungen. Liebe setzt immer eine Bedingungslosigkeit voraus. Sobald ich meine Liebe an Bedingungen knüpfe, führt sie zu Egoismus, zur Selbstsucht (besitzgieriges Interesse) bis hin zu Narzissmus (überhöhte Eigenliebe). Bedingungslos bedeutet: ich gebe, weil es richtig ist, weil ich mich so entscheide, weil es mein Bedürfnis ist, und ich erwarte nichts vom anderen. Ich trenne die Person von ihrem Verhalten und nehme sie so an, wie sie ist. Wenn ich keine Erwartungen habe, kann ich auch nicht enttäuscht werden. Sobald ich mich enttäuscht fühle, konzentriere ich mich auf meine negativen Gefühle und kreise um mich selbst. Das lähmt mich und lässt keinen Platz für Liebe und auch keinen Platz für positive Handlungen. Rudolf Dreikurs (1897-1972) sagt: „Die Liebe haben wir nicht genügend gelernt. Sie muss wie Gehen und Sprechen gelernt werden. Sie ist „das Mittel des größten Beitrags für einen anderen, die Hergabe von allem, was man hat und ist, der aufrichtigste Ausdruck der Sehnsucht dazuzugehören“. Wo können wir die Lebensaufgabe Liebe leben und erleben? Die Lebensaufgabe Liebe umfasst das Verhältnis zu den Eltern, zu den Geschwistern, zum Partner und zu den Kindern. Die Nächstenliebe leben wir vor allem in der Le- SGIPAaktuell | Dezember 2015 | www.alfredadler.ch FACHBEITRÄGE bensaufgabe Gemeinschaft, aber natürlich auch in der Lebensaufgabe Arbeit. (Auf die Objekt- und Ideenliebe gehe ich hier nicht ein, sie gehört meiner Meinung nach nicht in diese Lebensaufgabe, sondern in die Lebensaufgabe Arbeit. Die Liebe zu mir selber, bzw. die Lebensaufgabe „Selbst“ ist nach Dreikurs und Mosak die vierte Lebensaufgabe. Die Liebe zu Gott, bzw. der „Kosmos“ wäre die 5. Lebensaufgabe. Auch diese beiden werde ich hier nicht behandeln.) Eltern können wir Liebe zeigen, indem wir ihnen Respekt entgegen bringen und ihre Leistung anerkennen, geduldig sind und uns immer mehr bemühen in Frieden mit ihnen zu leben. Wir können Ihnen Dankbarkeit zeigen, indem wir wissen, auch sie sind keine Engel, haben aber immer ihr Bestes für uns gegeben. Geschwister haben sich untereinander alleine durch die Konstellation mehr erzogen, als die Eltern das konnten. Jeder hat seine bestimmte Rolle eingenommen, und sie prägt uns bis zu unserem Tode. Geschwister sind uns genetisch am allernächsten. Sie haben die gleiche Kindheit erlebt und doch hat jeder ein anderes Bild davon und hat sich anders beeinflussen lassen. Es ist heilsam, wenn wir die Konkurrenz aus der Kindheit zurücklassen, wenn wir auch hier verstehen, uns austauschen und Gemeinsamkeiten herausarbeiten. Die Lebensaufgabe Liebe in der Partnerschaft bedeutet: ich glaube an mich und meinen Partner, an unsere Partnerbeziehung, an unsere Zukunft, an unsere Fähigkeiten, und ich bin bereit, alles dafür zu tun, dass es uns gut geht, meinen Anteil an den Schwierigkeiten zu erkennen und bewusst die Partnerschaft jeden Tag ein wenig besser zu machen. Gelebte Gleichwertigkeit, Zusammenarbeit und Verständnis für den anderen vertieft die Liebe zueinander. Wenn wir uns geliebt fühlen, können wir auch wertvolle Beiträge leisten, wir sind geduldiger, großzügiger und schaffen dadurch ein positiveres Miteinander. Bei der Liebe zu den Kindern fällt uns das bedingungslose Annehmen anfangs viel leichter. Erst später, wenn die Kinder unabhängiger werden, wenn sie ihren eigenen Willen zeigen und leben, fangen viele oft an, die Liebe zu ihnen auch an Bedingungen zu knüpfen. Hier können wir enttäuscht werden, wenn wir Erwartungen an sie haben und unsere eigenen Bedürfnisse auf die Kinder übertragen. Allen Klienten, die in meine Praxis kommen ist eins gemein: sie sind von jemandem enttäuscht! Wir können von uns selber enttäuscht sein, von den Eltern, den Kindern SGIPAaktuell | Dezember 2015 | www.alfredadler.ch und dem Partner, den Kollegen, den Freunden. Wir erwarten vom anderen so viel und vergessen dann meist selber, viel zu geben. Wir dürfen auch gerne in Vorleistung gehen, denn die Quelle der Liebe versiegt nie, auch wenn wir oft Angst haben, dass wir zu kurz kommen. Angst hindert uns, mehr zu lieben. Angst ist ein schlechter Motivator. Heutzutage spielt Angst eine sehr große Rolle. Wir leben in einer Entmutigungsgesellschaft, in der wir uns meist nur angenommen fühlen, wenn wir funktionieren, wenn wir leisten. Ermutigung ist eine der Hauptaufgaben unserer Zeit. Ermutigung heißt, aus größeren Ängsten kleinere machen. Bewusste Ermutigung hilft uns die Liebe zu vergrößern. Wie kann ich lieben lernen? In seinem Buch „An sich selber glauben“ schreibt Erik Blumenthal (1914-2004): „Wie kann ich lieben lernen? - Das ist eine Frage, die gar nicht so selten gestellt wird. Wenn ich schwimmen lernen will, dann muss ich ins Wasser gehen. Wenn ich lieben lernen will, dann muss ich unter die Menschen gehen. Allein für mich kann ich nicht lieben lernen. Derjenige, der eine solche Frage stellt, glaubt sehr wenig an sich selbst und seinen Wert. ...“. Hier wird ganz klar, dass wir Übung benötigen. Geben wir uns täglich die Chance, Liebe zu leben, indem wir die Gemeinschaft suchen, uns auf andere einlassen, uns und den Anderen vertrauen und an unser Können zu glauben. Indem wir beitragen, andere unterstützen, unsere Fähigkeiten einsetzen und uns auch von anderen inspirieren lassen, ermutigen wir uns und andere und zeigen Wertschätzung und Liebe. Liebe können wir nonverbal, etwa durch Blicke, unsere Mimik, die Körperhaltung und die Stimmlage ausdrücken. Ebenso über Handlungen: Aufmerksamkeiten, die Zeit, die wir uns für den anderen nehmen, die Zeit, die wir mit dem anderen verbringen wollen, Überraschungen, Wertschätzung, Humor, Gelassenheit … . Verbal zeigen wir unsere Liebe in Form von z.B. Kosenamen und Komplimenten, Ermutigungen, dem gezeigten Interesse am anderen. Die Liebeserklärung und der Liebesbrief sind besonders konventionelle Formen des Liebesbezeigens. Ebenso gehören die Rituale der Verlobung und der Hochzeit hierzu. Mit der Verbindlichkeit, die wir hier bewusst eingehen, erweisen wir dem Partner unsere Liebe. Wie ich in meiner Praxis oft erlebe, setzen Partner unbewusst den anderen unter Druck, indem sie an die Liebe 7 FACHBEITRÄGE Erwartungen stellen. „Ich liebe viel mehr als er. Er zeigt mir nicht genügend Liebe. Ich fühle mich nur dann geliebt, wenn der Partner mich so liebt, wie ich es will (wie er/sie es in der Kindheit erfahren hat).“ Dieser unbewusst wahrgenommene Druck erzeugt beim anderen Gegendruck, Widerstand und Widerwillen und ein Machtkampf ist die Folge. Ein Machtkampf zeigt auch wieder die Entmutigung und die falsch verstandenen eigenen Bedürfnisse. Ein Machtkampf bringt ein Ungleichgewicht in die Zweierbeziehung. Einer von beiden fühlt sich abgewertet, wertloser, unwichtiger oder nicht respektiert. Sobald einer auf den anderen herabschaut, egal ob beim Partner, bei den Eltern oder Geschwistern, kann keine Gleichwertigkeit gelebt werden und Auseinandersetzungen sind vorprogrammiert. Wir gehen mit vielen Erwartungen – vorwiegend unbewusst - in eine Beziehung. Die Enttäuschung lässt dann nicht lange auf sich warten. Wenn wir lernen unsere Erwartungen auf „Null“ zu stellen und uns zwingen (ja, wenn die Liebe am Versiegen ist, müssen wir uns anfangs zwingen!) auf die guten Seiten des Gegenübers zu schauen, dann üben wir. Und wir wissen, dass beständiges Üben ein Können nach sich zieht. Die Erfolge ermutigen uns. Wir fangen an, an uns und den anderen zu glauben, und bewirken eine Kette von nachfolgenden positiven Erlebnissen. Als früher mehrere Generationen unter einem Dach lebten, gab es in einer Familie mehr Bezugspersonen als heute mit den veränderten Familienstrukturen. Da werden es immer weniger, und somit auch weniger direkte Personen in meinem Umfeld, in dem ich die Lebensaufgabe Liebe umsetzen und erfahren kann. Der Mensch ist ein soziales Wesen und ohne ausreichend Kontakte vereinsamen wir, werden wir unsicherer, verlernen den Umgang miteinander und werden ängstlicher. Trauen wir uns! Muten wir uns viele Begegnungen zu, um zu lernen und beschenkt zu werden, um zu geben und zu beschenken. Und natürlich gibt es so viele Möglichkeiten, diese Herausforderungen zu lösen, wie es Menschen auf der Erde gibt! Im sozial Nützlichen ist alles richtig. zweihundert Jugendliche zu sammeln. Sie wurden gebeten, eine Bewertung über die Zukunft eines jeden Jungen zu schreiben. In jedem Fall schrieben die Studenten: „Er hat keine Chance.“ Fünfundzwanzig Jahre später stieß ein anderer Soziologieprofessor auf die frühere Studie. Er ließ seine Studenten das Projekt nachvollziehen, um zu sehen, was mit diesen Jungen passiert war. Mit Ausnahme von zwanzig Jungen, die weggezogen oder gestorben waren, erfuhren die Studenten, dass 176 der verbliebenen 180 einen mehr als ungewöhnlichen Erfolg als Anwälte, Doktoren und Geschäftsleute erlangt hatten. Der Professor war überrascht und beschloss, die Angelegenheit weiter zu verfolgen. Glücklicherweise lebten alle Männer in der Nähe, und er konnte jeden einzelnen fragen: „Wie erklären Sie sich Ihren Erfolg?“ Jeder von ihnen antwortete: „Es gab eine Lehrerin.“ Die Lehrerin war noch am Leben, also machte er sie ausfindig und fragte die alte, aber noch immer aufgeweckte Dame, welche magische Formel sie benutzt habe, um diese Jungen aus den Slums herauszureißen, hinein in erfolgreiche Leistungen. Die Augen der Lehrerin funkelten, und auf ihren Lippen erschien ein leises Lächeln. „Es ist wirklich ganz einfach“, sagte sie. „Ich liebte diese Jungen.“ * aus dem Buch:„Hühnersuppe für die Seele“ von Eric Butterworth Roja Pelzer Dipl.Sozialpädagogin (FH) Individualpsychologische Beraterin (API) Erziehungsberaterin (API) Supervision für IP’ler (API) Meine Angebote IP-Beratung: Einzelberatung Paarberatung Erziehungsberatung Supervision für Individualpsychologische Berater Maltherapie, Selbsterfahrung MAL anders Liebe, die einzig schöpferische Kraft Die nachfolgende wahre Geschichte* zeigt, welche Erfolge die bedingungslose Liebe nach sich zieht: Ein College-Professor ließ seine Soziologiestudenten in die Slums von Baltimore gehen, um Fallgeschichten über 8 SGIPAaktuell | Dezember 2015 | www.alfredadler.ch FACHBEITRÄGE Ein individualpsychologischer Blick auf die Sexualerziehung1 Die ersten Eindrücke, Beobachtungen und Erfahrungen, die Kinder bei der Beobachtung ihrer Eltern als Mann und Frau, aber auch als Liebespaar machen, und der Einfluss, den die daraus entwickelten Überzeugungen und Vorurteile auf die Paarbeziehungen eines Menschen haben, das schildert Yvonne Schürer mit aufschlussreichen Beispielen. Schliesslich gibt sie uns Anhaltspunkte dafür, wie guter Einfluss auf diese Vorstellungen genommen und Hinweise darauf, wie Aufklärung heute an die Hand genommen werden kann. Yvonne Schürer Adler legte grosses Gewicht darauf, dass die Vorbereitung für die Lebensaufgabe ‘Liebe und Partnerschaft‘ in frühster Kindheit beginnt. Und meine langjährigen Erfahrungen als Paartherapeutin geben ihm Recht. Warum es so wichtig ist, dass Kinder schon früh mit diesen Themen vertraut sind, (auch wenn es bis zu ihrer ersten intimen Beziehungen noch Jahre dauern wird), wird uns schnell klar, wenn wir ihnen dabei zuschauen, wie intensiv sie ihr Umfeld beobachten. Sie beobachten ihre Eltern, ihre Geschwister, die Nachbarn und die Menschen im Supermarkt. Nichts entgeht ihnen, denn sie haben eine ungeheuer wichtige Aufgabe zu bewältigen: Sie müssen sich ein Bild von der Welt machen und eigene Ideen davon entwickeln, wie die Menschen sind und wie sie miteinander umgehen. Alles was Kinder sehen und erfahren, wird registriert und von ihnen ausgewertet. Das gilt auch für die Bilder, die durch das Fernsehen an sie herangetragen werden. Auch diese werden registriert und bewertet. Frauen- und Männerbild Mit diesem Überangebot von Eindrücken gehen die Kinder sehr individuell um; sie machen sich ihre eigenen Bilder, ihre Fiktionen, wie Adler sie nennt, und schaffen sich Orientierungshilfen für das ganze weitere Leben. Früh, sehr früh bilden sie sich eine Meinung über Männer, über Frauen, über Partnerschaft. Später werden sich innerhalb ihrer Liebesbeziehungen an diesen Vorstellungen orientieren. 1 Ein Beispiel: Wenn ein kleines Mädchen die Meinung entwickelt, dass alle Männer brutale Egoisten sind, wird es für dieses verinnerlichte Bild immer Bestätigungen und Beweise finden. Als junge Frau wird es ihr schwer fallen zu erkennen, dass es auch selbstlose, sanfte und grosszügige Männer gibt: M.a.W.: ihr Vorurteil kommt ihr im Laufe ihres Lebens ständig in die Quere. Ein Beispiel mit einer anderen Ausgangslage: Wenn ein Mädchen erlebt, dass sein Vater stets begeistert reagiert, wenn es eine grossartige Leistung vollbringt, kann es zur Überzeugung kommen, dass es immer Aussergewöhnliches leisten muss, um die Liebe eines Partners zu verdienen. Wenn es später heiratet, sind die Rollen bereits klar definiert: Sie glänzt auf der Bühne, und ihr Partner spendet Applaus. Das Elend beginnt, wenn er einmal vergisst zu klatschen. Dann wird sie überzeugt sein, dass er sie nicht mehr liebt. Um ihn wieder zu gewinnen, strengt sie sich noch mehr an. Aber ihr Spiel verleidet ihm immer mehr, und er schaut nun nur noch weg. Es ist ein altbekanntes Muster, das man in der Paarberatung immer wieder erlebt: Je mehr sich einer der Partner etwas wünscht, desto weniger ist der andere bereit, es ihm zu geben. Es entsteht ein Teufelskreis der Entmutigung, in welchem sich das Paar immer stärker verstrickt. Die Vorbereitung für die Lebensaufgabe Liebe und Partnerschaft fängt daher schon früh im Leben an, obschon die meisten Eltern davon gar nichts merken. Ebenso früh beginnt die Vorbereitung zum Thema Sexualität, ob den Eltern dies bewusst ist oder nicht. Langsam, aber stetig entwickeln Kinder ihre Ideen über Männer, Frauen, Romanzen uszug aus einem in englischer Sprache gehaltenen Vortrag vom 15. Juni 2015 in Valletta, im Rahmen der Adlerian Psychology EduA cation Week, veranstaltet von der Malta Adlerian Psychology Associatio. Freundlicherweise für uns übersetzt von der Verfasserin. SGIPAaktuell | Dezember 2015 | www.alfredadler.ch 9 FACHBEITRÄGE und Ehe, über gut und schlecht, spannend und langweilig, über Küssen, Tanzen, Kuscheln, Umarmen, über Brüste und Zungen, über Urinieren und über Genitalien von Buben und von Mädchen. Im ‘Labor Familie‘ entstehen die Fiktionen In der Regel gilt, dass Kinder am stärksten beeindruckt werden von den Beobachtungen und Erlebnissen, die sie in der eigenen Familie machen. Die Mutter wird zum Modell für ‘Frau‘, der Vater zum Modell für ‘Mann‘, und die Beziehung der Eltern wird das Modell für ‘Partnerschaft‘. Wobei ‘Modell‘ nicht etwa gleichzusetzen ist mit ‚‘Ideal‘. Manche Männer– und Frauenbilder sind genau das Gegenteil von dem, was sich ein Kind vom einem künftigen Partner / von einer Partnerin erträumt. Das sei anhand einer kurzen Geschichte illustriert: Als eine meiner Klientinnen ihren 40sten Geburtstag feierte inmitten Familienangehöriger und Freunden, sagte ihr Ehemann lachend: „Eigentlich wären mir zwei Zwanzigjährige lieber!“ Darauf nannte die vierzehnjährige Tochter ihren Vater ‘en Huere Tubbel‘ – und ihr Bild vom ‘Mann‘ war um ein interessantes Detail reicher geworden. Fiktionen sind halbbewusste Bilder, welche ein Leben lang bestehen bleiben, es sei denn, der Schleier, der sie bedeckt, werde durch eine Lebensstilanalyse gelüftet. Dadurch kann in einer Paarberatung der kontaminierende Einfluss schlechter Genderbilder auf die Beziehung erkennbar gemacht werden, was zu einem neuen Verständnis des Partners und zu einem besseren Zusammenleben führt. Hier aber geht es nicht um Therapie, sondern um Prävention. Wie können Eltern verhüten, dass ihre Kinder sich falschen Vorstellungen machen über Männer und Frauen, und wie können sie ihnen helfen, Liebe und Partnerschaft in einem positiven Licht zu sehen? Echt statt perfekt Wo findet man die Eltern, die ein ideales Vorbild sind für ihre Kinder? Wo findet man die perfekte Frau und den perfekten Mann, die eine perfekte Beziehung leben? Es gibt sie nicht. Niemand ist vollkommen, und alle Beziehungen haben ihre Schattenseiten. Deshalb sollten Eltern niemals versuchen, einem Ideal nachzuleben, das sie nicht erreichen können. Aber genau dies geschieht immer wieder: Viele Eltern verstecken ihre Probleme vor den Kindern und tragen ihre Auseinandersetzungen nur hinter verschlossener Türe aus. Dabei könnten ihre Buben und Mädchen viel mehr fürs 10 Leben lernen, wenn die Eltern offen zu ihren gegensätzlichen Ansichten stehen würden. Sie könnten lernen, dass Liebe nicht bedeutet, in ständiger Harmonie zu leben, und dass es nicht schlimm ist, wenn zwei Menschen, die verheiratet sind, verschiedene Standpunkte vertreten. Sie würden sehen, dass auch Liebende manchmal Mühe haben, einen Konsens zu finden, und dass manchmal einer nachgeben muss, ‚um des lieben Friedens willen‘. Es ist eine grosse Lebenshilfe für Kinder, wenn Eltern den Mut haben, sich nicht zu verstellen. Eine noch bessere Vorbereitung für die Lebensaufgabe ‘Liebe und Partnerschaft‘ ist es, wenn die Kinder sehen können, dass ihre Eltern alles unternehmen, um die Partnerschaft zu bereichern, dass sie versuchen, einander immer besser zu verstehen, und dass sie den Garten ihrer Liebe ständig pflegen. Gleichwertigkeit zwischen Mann und Frau Ein anderes wichtiges Element der Sexualerziehung ist das Gespräch. Eltern sollen mit ihren Kindern reden und dies auch schon in den frühen Jahren, wenn diese bereits vielen Eindrücken ausgesetzt sind. Jede Gelegenheit sollte genutzt werden, um den Kindern aufzuzeigen, was in Freundschaften und in der Liebe wichtig ist. Grosse Themen müssen angeschnitten werden, wie z.B. Geben und Nehmen, Nähe und Distanz, und vor allem auch die Gleichwertigkeit von Mann und Frau. Bevor Eltern aber über letzteres Thema mit den Kindern sprechen, sollten sie ihren eigenen Umgang miteinander unter die Lupe nehmen und sich Rechenschaft darüber ablegen, ob sie sich stets mit gegenseitigem Respekt begegnen. In den Praxen der Psychotherapeuten finden sich hierfür schreckliche Beispiele: solche von Vätern, die ihre Frau, wie eine geistig Zurückgebliebene behandelten, oder von Müttern, die dem Ehemann vorhalten, seine Eltern seien ungebildete Proleten. Das ist Sexualerziehung in ihrer schlimmsten Form, und lässt sich kaum mehr reparieren. Auch werden in vielen Familien Buben und Mädchen immer noch nicht gleichwertig behandelt. Häufig wird nur von den Mädchen erwartet, dass sie im Haushalt mithelfen, und es kann sogar vorkommen, dass sie ihre Brüder bedienen müssen. Besonders als Individualpsychologin vertritt man natürlich die Auffassung, dass Kinder von klein auf zu Hause mitarbeiten sollen. Aber die sogenannten ‘Ämtli‘ müssen gerecht verteilt werden. Eltern erweisen ihren Söhnen einen schlechten Dienst, wenn sie ihnen erlauben, den Pascha zu spielen. Denn eine Erziehung zur Kooperation und Mitverantwortung stärkt das Selbstbewusstsein und ist so die beste Vorbereitung für die Lebensaufgabe SGIPAaktuell | Dezember 2015 | www.alfredadler.ch FACHBEITRÄGE Liebe und Partnerschaft. Aber es gibt auch das Problem der verwöhnten kleinen Prinzessinnen. Auch ohne besondere Kenntnisse über Pädagogik weiss man aus Filmen und Serien, dass verwöhnte, selbstsüchtige Menschen schlechte Liebespartner werden. Beispiel ist Vorbild Die wichtigste Vorbereitung für die Lebensaugabe ‘Liebe und Partnerschaft’ ist das Erlebnis einer liebevollen, verständnisvollen Führung: wenn Kinder spüren dürfen, wieviel sie den Eltern bedeuten, wenn sie Zärtlichkeit erleben und Spass, Verständnis, Trost und Ermutigung, und wenn sie wissen, dass ihre Eltern sie nie im Stich lassen. Die Beziehung zwischen Mutter und Kind bzw. zwischen Vater und Kind ist das Trainingsfeld für eine künftige Partnerschaft. Hier können Eltern am meisten bewirken, hier können sie aber auch am meisten verderben. Daran, wie das Gespräch in der Familie geführt wird, zeigt sich deutlich, ob das Prinzip der Gleichwertigkeit gelebt wird: Die Eltern sollten sich dabei nicht nur um die Gefühle ihrer Kinder kümmern, sondern auch über ihre eigenen Freuden und Leiden mit ihnen sprechen. Es ist wunderbar, wenn sie den Kindern die Gelegenheit geben, Empathie zu entwickeln. „In die Schuhe eines andern stehen, mit den Augen eines andern sehen und mit den Ohren eines andern hören“ ist Adlers Metapher für „Gemeinschaftsgefühl“. Was die Rolle der Mutter betrifft, so hob er hervor, dass es eine ihrer ersten und wichtigsten Aufgaben sei, das Gemeinschaftsgefühl des Kindes zu wecken und auszuweiten. Sexuelle Aufklärung Wie und wann sollen Eltern ihre Kinder aufklären? Um ehrlich zu sein: Ich bin keine grosse Expertin auf diesem Gebiet. Als meine eigenen Eltern sich vor ungefähr 70 Jahren dieser Aufgabe hätten stellen sollen, scheuten sie davor zurück, das peinliche Thema anzuschneiden. Mein Mann und ich hatten diesbezüglich zwar keine Hemmungen, aber irgendwie waren wir immer zu spät dran mit unseren Erläuterungen. Unsere Kinder wussten bereits bestens Bescheid. Als unser Jüngster 7 oder 8 Jahre alt war, fuhr er jede Woche allein mit der Bahn nach Zürich in die Klavierstunde. Wie machten uns Sorgen, dass sich jemand dem unschuldigen kleinen Jungen nähern und ihn sexuell missbrauchen könnte. Er musste also unbedingt darüber aufgeklärt werden. Es war aber nicht einfach, denn wir wollten ihn ja auch nicht verängstigen. Schliesslich fragten wir ihn: “Sprichst du eigentlich manchmal mit jemandem im Zug?” Er antwortete ganz begeistert: “Ja, ich spreche mit allen, auch mit alten Leuten, SGIPAaktuell | Dezember 2015 | www.alfredadler.ch das freut die sehr.” Diese Antwort war natürlich nicht sehr beruhigend, und wir näherten uns dem Thema, indem wir fragten: “Kommt es auch vor, dass Männer dich ansprechen?” Da dämmerte es unserm Sohn, worauf wir hinaus wollten, und er beruhigte uns sogleich: “Ah, ihr meint die Homosexuellen? Ihr müsst keine Angst haben; ich weiss genau, wie ich mit denen umgehen muss.” Offenbar hatten seine Geschwister und Kollegen bessere Aufklärungsarbeit geleistet als wir. Uns Eltern blieb nur noch übrig, unserem Jüngsten klar zu machen, dass man Homosexuelle nicht mit Päderasten gleichsetzen darf. In Alfred Adler ‘Wozu leben wir?’ fand ich zu meiner grossen Erleichterung den folgenden Abschnitt: „Es ist ein weit verbreiteter Aberglaube, dass Kinder durch Aufklärung seitens ihrer Kameraden verdorben werden können. Ich habe nie ein sonst gesundes Kind gesehen, das auf diese Weise Schaden genommen hat. Kinder schlucken nicht alles, was ihre Schulkameraden erzählen: Meist sind sie sehr kritisch, und wenn sie nicht sicher sind, dass das Erzählte richtig ist, fragen sie ihre Eltern oder die älteren Geschwister. Ich muss auch bekennen, dass nach meinen Erfahrungen Kinder in diesen Dingen oft mehr Zartgefühl und Takt aufbringen als ihre Väter und Mütter.“ Als Adler dies 1931 schrieb, stellte er die Vermutung an, dass etwa 90 Prozent der Menschheit ihr sexuelles Wissen durch Kollegen vermittelt bekommen. Heutzutage fällt es Eltern zwar leichter, über Sex zu sprechen, ich glaube aber, dass Kinder nach wie vor die aufreizendsten Details durch andere Kinder erfahren. Etwas hat sich allerdings seit den 60er und 70erJahren drastisch geändert: Mit Anbruch des Internetzeitalters haben Eltern und Lehrer mit YouTube, WhatsApp und Facebook gefährliche Miterzieher bekommen. Heutzutage haben alle vernetzten Familien – ob sie es wollen oder nicht – einen Pornoladen im Haus! Ein Pornoladen, der nicht nur für Erwachsene zugänglich ist, sondern auch für Jugendliche und sogar für Kinder, sobald sie die richtigen Tasten zu drücken wissen. Aus diesem Grund ist frühe Aufklärung angesagt. Eltern und Pädagogen dürfen den Medien das Feld nicht überlassen. Heute muss man den Kindern nicht nur sehr früh all die Fragen beantworten, die sie an die Eltern herantragen, sondern auch all diejenigen, die sie sich aus Scham nicht zu stellen getrauen. Wenn man sich nicht traut … Gehemmten Eltern würde ich folgendes empfehlen: Schauen sie sich in Buchhandlungen und Bibliotheken um, oder suchen sie Bücher und DVDs im Internet Es gibt 11 FACHBEITRÄGE eine grosse Auswahl von Büchern über Sexualaufklärung. Lassen sie nicht locker, bis sie etwas gefunden haben, das sie positiv beeindruckt. Der Text sollte ihnen gefallen, der Autor sollte ihre Sprache sprechen. Mit der Zeit werden sie herausfinden, auf welche Art sie das delikate Thema mit ihren Kindern besprechen möchten und Sie werden sich nicht mehr mit Bienchen und Blümchen herumschlagen müssen. Falls es ihnen immer noch schwer fallen sollte, die Dinge bei ihrem Namen zu nennen, können sie das Buch mit den Kindern gemeinsam anschauen. Allgemein gilt: Je früher sie anfangen mit der Sexualerziehung, desto leichter wird es für alle sein. Wenn Eltern die sexuelle Aufklärung über die Jahre hinweg pflegen, scheuen Kinder nicht davor zurück, ein solches Thema anzuschneiden. Stossen sie später auf etwas in den Medien, das sie nicht einordnen können, oder das sie verstört, wissen sie bereits, dass sie mit den Eltern über diese Dinge offen reden können. Aber Eltern die überhaupt nicht über Sex reden können, nicht einmal untereinander, die zu gehemmt sind, einen Arzt aufsuchen, bei Problemen im Intimbereich (man scheut sich ja auch nicht zum Arzt zu gehen, wenn man Kopfschmerzen hat), die sollten die Aufklärung ihrer Kindern andern Leuten übergeben: den Experten, welche von der Schule für Sexualkunde eingestellt werden, sowie den Autorinnen und Autoren, die kindgerechte Aufklärungsbücher geschrieben haben. Diese Bücher sollten schon früh im Kinderzimmer auftauchen, damit die junge Generation eine lockerere Einstellung zur Thema Sexualität entwickeln kann. Wenn meine Eltern mir erlaubt hätten, sie nackt zu sehen, hätte ich nicht während meiner ganzen Kindheit hinter ihnen her spionieren müssen, um meine Neugier zu befriedigen. Für Kinder ist ein nackter Körper das Natürlichste der Welt, wenn man nicht anfängt, ein Geheimnis daraus zu machen. Vor lauter Sex die Romantik nicht vergessen Die Romantik spielt eine so grosse Rolle im Liebesleben. Wie kann man Kinder vorbereiten auf die heftigen Gefühle von Liebeslust und Liebesleid, welche sie bald einmal durchleben werden? Früher, als noch viel gelesen wurde, wurden diese Emotionen durch Liebesromane geweckt und geschult, welche an sittenstrengen Eltern vorbei ins Zimmer geschmuggelt wurden. Heute, da viele Kinder kaum mehr ein Buch zur Hand nehmen, übernehmen Filme diese Aufgabe. Gefühlsbeladene Liebesfilme sind ein Gegengift für die herzlosen, hektischen Produktionen, 12 nach denen viele Kinder heute süchtig sind (wie z.B. die vielen Folgen von ‘Transformer‘), - und sie sind ein noch stärkeres Gegengift zu den grauenhaften, misogynen Videos, welche die Kinder auf YouTube finden können. Daher, liebe Eltern, schaut euch bitte mit euern Kindern romantische Filme an, solche, die alle zu Tränen rühren, und besprecht nachher zusammen die Handlung. Es werden dabei viele wichtige Fragen aufkommen. Geht in die Oper und in Musicals mit ihnen, und – ganz wichtig! erzählt ihnen eure eigene Liebesgeschichte. Yvonne Schürer Psychologin FH Psychotherapeutin IFB, ASP, FIPA Lehranalytikerin SGIPA Seit 35 Jahren führt sie eine Praxis für Paarberatung und Supervisonen. Fakultätsmitglied von ICASSI und hält adleriansche Workshop in vielen Ländern der Welt. „Ehe bedeutet, die Bindung zweier Partner aneinander und ihre gegenseitige Zuneigung im Denken und Fühlen. Sie müssen sich jedoch mit größter Sorgfalt bemühen, mit der Wesensart des anderen gründlich vertraut zu werden ...“ Abdu›l-Bahá SGIPAaktuell | Dezember 2015 | www.alfredadler.ch 4-FRAGEN-Interview Barbara Elisabeth Käser-Weber Du hast Dich im SGIPAaktuell 2/2013 als neues Mitglied der Gesellschaft vorgestellt, und diesen Text kann man auf der Webpage noch abrufen. Deshalb brauchen wir uns hier nicht zu wiederholen. Sag uns an dieser Stelle, wie es dazu gekommen ist, dass Du die Redaktionsleiterin des Magazins geworden bist? Im Herbst 2013, während einer Reise in den Tessin, bin ich von Maria und Franco Guzzetta zum ersten Mal mit der Frage konfrontiert worden, ob ich Interesse an dieser Aufgabe hätte. Zumal ich erst seit kurzem Mitglied der SGIPA und ein völlig unbeschriebenes Blatt war, habe ich diese Frage weder ernst genommen, geschweige denn konkret beantwortet. Jedoch Franco Guzzetta‘s Hartnäckigkeit hatte ich offensichtlich unterschätzt, stellte er mir doch im Januar 2014 nochmals dieselbe Frage. Meine Annahme, für diese Aufgabe stehe gewiss eine ganze Schlange von Interessenten an, widerlegte Franco mit einem klaren Nein. In der Folge und weil ich gerne schreibe, habe ich mich letztlich überreden lassen, mich beim Vorstand für die Nachfolge von Hannelore Hafner zu bewerben. Beinahe postwendend erhielt ich eine positive Antwort und habe anschliessend im März offiziell mein Amt angetreten. Welche Wirkung kann ein Magazin wie SGIPAaktuell haben? Was soll erreicht werden? Welche Wirkung das Magazin haben kann, hängt nicht zuletzt vom Erscheinungsbild, aber vor allen Dingen vom Inhalt, von den Beiträgen ab und ob all diese Faktoren zusammen die Mehrheit der Leser ansprechen. Auf längere Sicht sehe ich eine wünschenswerte Wirkung vor allen Dingen darin, dass das Magazin nicht ausschliesslich von SGIPA Mitgliedern gelesen wird, sondern ein breiteres Publikum erreicht und auf die nach wie vor ungebrochene Aktualität des individualpsychologischen Gedankenguts aufmerksam macht oder gar dazu animiert, sich eingehender damit zu befassen. SGIPAaktuell soll also über die reinen IP Grenzen hinaus informieren und anregen, aber ebenso zu Dialog, Disput und Diskussion auffordern. Hast Du eine Strategie? Und wenn ja, wie willst Du sie umsetzen? Eine Strategie im eigentlichen Sinn habe ich nicht. Mir ist wesentlich, dass jede Ausgabe einen roten Faden aufweist, sich einem bestimmten Thema widmet, das aus unterschiedlichsten Perspektiven beleuchtet wird und letztlich SGIPAaktuell | Dezember 2015 | www.alfredadler.ch ein Ganzes ergibt. Wichtig scheint mir auch, dass immer wieder und aus aktuellem Anlass Themen aufgegriffen werden, die nicht primär mit der IP zu tun haben, aber sehr wohl aus dieser Sicht angegangen werden können. *Buchrezensionen beispielsweise sind eine gute Möglichkeit, um diesem Aspekt gerecht zu werden. Wie bereits mit etwas anderen Worten erwähnt, ist es mir ein grosses Anliegen, dazu beizutragen, dass die IP, welche insbesondere im europäischen Raum, keinen leichten Stand hat und von Anhängern anderer Lehren nach wie vor belächelt wird, wieder zunehmend wahr-, ja ernst genommen wird und jene Beachtung findet, die ihr zusteht. Hättest Du einen Wunsch oder eine Bitte an die Leserschaft? Oder anders gesagt: Was braucht eine Redaktion und eine Redaktionsleitung von ihren Lesern? Weder Redaktion, noch Redaktionsleitung wollen in einen Elfenbeinturm verbannt werden und gleichsam für ein nicht greifbares Publikum schreiben. No news sind zwar bekanntlich good news, können aber auch das Gefühl vermitteln, sich in einem schalltoten Raum aufzuhalten. Das Mass der Rückmeldungen hält sich in äusserst bescheidenen Grenzen und kommt mehrheitlich stets von denselben Leserinnen und Lesern. Ob diese Reaktionen ermutigend oder kritisch sind, wir freuen uns darüber, wissen aber gleichzeitig auch, dass sie nicht repräsentativ für die schweigende Mehrheit sind. Nicht zuletzt gelangen allfällige Reaktionen ausschliesslich an die Adresse der Redaktion und schlagen sich in den seltensten Fällen in Form von Leserbriefen nieder, die ihrerseits wiederum dazu beitragen könnten, Dialog, Disput und Diskussion anzuheizen, wie wir uns dies wünschen. Deshalb ermutige ich an dieser Stelle zum wiederholten Mal: Um Rückmeldungen jeglicher Natur wird ausdrücklich gebeten. *Aus aktuellem Anlass, respektive im Zusammenhang mit den Terroranschlägen vom 13. November 2015 in Paris, empfehle ich allen Leserinnen und Lesern die Lektüre von Joachim Bauers Buch „Schmerzgrenze - Vom Ursprung alltäglicher und globaler Gewalt“ oder der entsprechenden Rezension in SGIPAaktuell 2/2014. Elli von Planta 13 aktuell DDD DIALOG DISPUT DISKUSSION „Wasch mich, aber mach mir den Pelz nicht nass!“ Ökonomie versus Solidarität Zur Umfrage über die weitere Handhabung unseres ZfIP-Abonnements Alle Themen, mit denen sich der SGIPA-Vorstand befasst, sind irgendwann „immer schon ’mal dagewesen“. Das trifft auch auf den Umgang mit der ZfIP (Zeitschrift für Individualpsychologie) zu. Obwohl diese Fachzeitschrift offenbar von Praktikern wenig geschätzt und noch weniger gelesen wird, ist es eine erneute Überlegung wert, wie mit diesem Abonnement in Zukunft verfahren werden soll. Zu den Dienstleistungen der SGIPA gehört, dass jedes Mitglied viermal jährlich die Zeitschrift für Individualpsychologie erhält, die im Jahresbeitrag inbegriffen ist. Dank dem Kollektivabonnement mit den deutschsprachigen IP-Gesellschaften profitieren wir von Sonderkonditionen, d.h. die Zeitschrift kommt uns nur auf rund CHF 38.- pro Mitglied zu stehen im Vergleich zum Einzelabonnement, das EUR 69.- kostet. gie in Europa“ deuten, auch wenn man viele Beiträge nicht lese. Der Vorstand wiederum gab zu bedenken, dass ein massives Sinken der ZfIP-Abonnenten dazu führen würde, dass die verbleibenden Mitglieder den vollen Preis zu zahlen hätten. Die SGIPA könnte in diesem Fall auf das Kollektivabonnement verzichten und es jedem Mitglied überlassen, ob es die Zeitschrift weiterhin abonnieren wolle. Der Vorstand hat sich - einmal mehr - darüber Gedanken gemacht, wie er die Nicht-Leser von den Kosten entlasten und den Mitgliederbeitrag entsprechend anpassen könnte. Wie er aufgrund der überraschend wenigen Rückmeldungen auf seine Umfrage im Vorfeld der letzten GV schliessen musste, kann der Grossteil unserer Mitglieder auf die ZfIP verzichten. Ob seine Botschaft bei den Mitgliedern auch wirklich angekommen ist, bleibt offen. Ungeachtet dessen hat er sich entschieden, das Magazin SGIPAaktuell so auszubauen, dass es den Bedürfnissen der praktizierenden Adlerianer/innen eher entspricht. Der Vorstand findet es lohnend, das Thema an dieser Stelle nochmals aufzugreifen. Der SGIPA-Generalversammlung 2016 soll ein tauglicher Vorschlag zum künftigen Umgang mit der ZfIP vorliegen. Es gilt zu entscheiden, ob wir alle die Zeitschrift aus Solidarität – zum einen mit den Interessierten, zum anderen mit der Redaktion der Zeitschrift – weiter beziehen wollen oder sollten, oder ob wir das Abonnement von der Mitgliedschaft trennen, um so die SGIPA vom Budgetposten ZfIP-Abonnement zu entlasten. Aufgrund dessen, dass das SGIPAaktuell, das Sie in der Hand halten, redaktionell aufgewertet, inhaltlich professionalisiert und einem weiteren Kreis zugänglich gemacht wird, wird dafür ein jährlicher Abonnementspreis von CHF 28.- für drei Ausgaben veranschlagt. Beim Verzicht auf das ZfIP-Kollektivabonnement ist deshalb von einer Reduktion der Mitgliederbeiträge um CHF 10.- auszugehen. An der GV wurde das Thema kontrovers diskutiert. Jürg Rüedi, mehrjähriges Mitglied der Redaktionskommission, gab zu bedenken, dass die Zeitschrift wichtig und nötig sei für die Verbreitung der Individualpsychologie und auch unerlässlich für Lehre und Forschung. Ohne diese Quellen und Bezüge, die die aufbereiteten Fachartikel bieten, würde mit der Zeit die Individualpsychologie an Bekanntheit und Glaubwürdigkeit im deutschsprachigen Sprachraum verlieren. Die Zeitschrift sei eine Art Gemeinschaftswerk der drei Länder Deutschland, Österreich und Schweiz, und zwar in inhaltlicher wie finanzieller Hinsicht. Ein Ausscheren aus dieser Gemeinschaft halte er für falsch, auch wenn er die Abbestell-Gründe” der einzelnen Mitglieder “ verstehe. Man könne aber dieses Abonnement auch als eine Art Unterstützung des Projektes „Individualpsycholo- 14 Wir laden unsere Mitglieder erneut dazu ein, Ihre Meinung zu äussern und hoffen, mit den obigen Ausführungen, eine Entscheidungshilfe geliefert zu haben. Rückmeldungen erbitten wir bis 15. Januar 2016 an Therese Vogel ([email protected]) oder brieflich an die Postadresse der SGIPA. Der Vorstand wird der Generalversammlung vom 9. April 2016 sodann den entsprechenden Vorschlag zur Abstimmung unterbreiten. Elli von Planta SGIPAaktuell | Dezember 2015 | www.alfredadler.ch LESERBRIEF Rezension von Barbara Käser-Weber zu Joachim Bauers Buch „Selbststeuerung – Die Wiederentdeckung des freien Willens“ in SGIPAaktuell (9/2015) Mit grossem Interesse las ich diese Rezension, gehört Bauer doch zu meinen Lieblingsautoren. Seine Bücher „Prinzip Menschlichkeit – Warum wir von Natur aus kooperieren“, „Schmerzgrenze – Vom Ursprung alltäglicher und globaler Gewalt“ oder „Arbeit – Warum unser Glück von ihr abhängt und wie sie uns krank macht“ liegen in meiner Praxis, gleichsam als wortlose Empfehlungen für Klientinnen und Klienten. Umso ungewohnter waren für mich die zahlreichen kognitiven Dissonanzen, die sich beim Lesen des Buches über Selbststeuerung einstellten. Genauer betrafen diese den Untertitel „Wiederentdeckung des freien Willens“. die uns zur Verfügung stehen, zum Beispiel Adlers Mut, Antonovskys „Kohärenzgefühl“ oder in der Lesart der kognitiven Psychologie die Überzeugung von der eigenen Wirksamkeit. Mich würde sehr interessieren, wie andere Leserinnen oder Leser die Sache mit der Willensfreiheit verstehen. Hat der Mensch einen freien Willen? Und wie steht es mit der „Wiederentdeckung des freien Willens“? Jürg Rüedi, Zürich Hat der Mensch wirklich einen freien Willen? Dieser Begriff weckt bei mir Schwarz-weiss-Assoziationen, entweder hat ihn der Mensch oder dann nicht. Wo bleibt der sogenannt freie Wille beim depressiven Menschen? Diesem den Gebrauch seines freien Willens zu empfehlen ist oft eine Todsünde und kommt dann einem argen Vorwurf gleich. Natürlich weiss Joachim Bauer dies, so schreibt er auf Seite 27: „Niemand kann sich am eigenen Schopf aus dem Sumpf ziehen. Wer sich verändern will, sollte sich daher andere suchen, die ihn begleiten. Die Erhellung dessen, was unserem Bewusstsein nicht zugänglich war, bedarf des zwischenmenschlichen Dialogs oder des philosophischen Diskurses“. Aber wo bleibt dann der freie Wille des betreffenden Menschen, wenn er nicht sofort in Aktion treten kann, sondern zuerst des Dialogs bedarf? Dann wäre der menschliche Wille mehr eine Möglichkeit, deren realer Einsatz von psychischen und physischen Voraussetzungen abhängig ist? In diese Richtung zielte Alfred Adler wohl mit seiner Aussage, dass der Wille unfrei wird, sobald er sich an ein Ziel bindet. HIER könnte Ihre Werbung stehen. Sie interessieren sich dafür? Details siehe Seite 21. Natürlich ist es für uns Menschen wichtig, die Überzeugung zu besitzen, unser Leben gestalten zu können, Schmiedinnen und Schmiede unseres Glücks zu sein, nicht dem Schicksal ausgeliefert zu sein. Aber dafür brauchen wir, was die Begrifflichkeit betrifft, nicht die problematische Tradition des sogenannt freien Willens zu bemühen. Es existieren ja andere, auch psychologische Begriffe, SGIPAaktuell | Dezember 2015 | www.alfredadler.ch 15 BUCHBESPRECHUNG Oliver Sacks „On the move – mein Leben” Rowohlt Verlag, 2015, CHF ca. 32.50 bene, aber auch der Einsame, welcher nach getaner Arbeit des nachts auf seinem Motorrad und von der Geschwindigkeit berauscht durch die Gegend rast. Sacks macht keinen Hehl aus seiner Schwäche fürs Gewichtheben, das er neben dem Arztberuf exzessiv und ohne Rücksicht auf gesundheitliche Risiken betrieb. Selbst die zeitweilige Drogensucht verschweigt er nicht. Wie in den berühmten Fallgeschichten, lässt sich auch in Oliver Sacks Autobiographie erkennen, welch schmaler Grat zwischen gesund und krank besteht, dass „ein kleiner Tumult in der zerebralen Chemie“ ausreicht, um in eine andere Welt zu geraten. Erfahrungen mit dieser „anderen Welt“ hatte Sacks durch einen schweren Unfall sowie durch den wiederholten Missbrauch psychotroper Substanzen gewonnen. Aber auf welche Weise erklärt sich die Janusköpfigkeit zwischen der Tätigkeit als empathischer Neurologe, der mit unstillbarer Neugier die Geheimnisse des Gehirns aufzudecken sucht und den oft lebensgefährlichen Nachtexperimenten? Oliver Sacks, der Mann, der den Arzt mit dem Schriftsteller vereinte und am 30. August 2015, nach schwerer Krankheit, gestorben ist, hinterlässt mit seinen zahlreichen Publikationen ein reiches Vermächtnis, welches durch die unlängst erschienene Autobiographie, eindrucksvoll abgerundet wird, aber sicher auch Fragen aufwirft, auf die wir wohl leider nie eine Antwort erhalten. Was mag Oliver Sacks dazu gebracht haben, zu jenem wilden, ja zügellosen Grenzgänger zu werden, der sich in diesen Aufzeichnungen immer wieder offenbart? Möglicherweise ein einziger, zu tiefst verletzender Satz der Mutter als Reaktion auf Sacks Geständnis, homosexuell zu sein: „Du bist ein Gräuel – Ich wünschte, Du wärst nie geboren worden“. Sacks besitzt einen unglaublichen Humor, der, trotz zahlreicher Enttäuschungen, auch vor ihm selbst nicht Halt macht. Mit vorbehaltloser Offenheit schildert er sein bewegtes, facettenreiches Leben, vermittelt Einblick in die Beziehung zu seiner jüdischen Medizinerfamilie, erzählt von seiner chaotische Veranlagung, die ihn letztlich im Beruf Kopf und Kragen kosten sollte sowie von Erfolgen in der Literatur und seiner späten Liebe. Ja, was hat ein Mensch zu verlieren, dem diese drastische Aussage stets im Gedächtnis haften geblieben ist? Im vorliegenden Buch lernt der Leser nicht nur den passionierten, empathischen Neurologen besser kennen, sondern auch den Menschen Oliver Sacks. In seinen Schilderungen zeigt sich stets aufs Neue der Suchende, Getrie- 16 Dieser prägende Satz hat wohl erst an Gewicht und Bedeutung verloren, als der bereits betagte Oliver Sacks Billy kennenlernte und mit ihm doch noch eine erfüllende Liebe erleben durfte. Die Lebensbilanz eines außergewöhnlichen Mediziners und das Meisterwerk eines großartigen Erzählers. Barbara Elisabeth Käser-Weber SGIPAaktuell | Dezember 2015 | www.alfredadler.ch In EIGENER Sache News aus dem Vorstand Der Vorstand informiert Sie gerne auch in der letzten Ausgabe von SGIPAaktuell über die laufenden Geschäfte. SGIPA 1. Geschäftsführung Die Bibliothek wird neu in Schöftland untergebracht. Neben Archiv und Antiquariat werden Maria und Franco Guzzetta künftig auch die Bibliothek betreuen und dafür die Verantwortung übernehmen. 2. Mitglieder Der Vorstand freut sich, folgende neuen Mitglieder herzlich in der Schweizerischen Gesellschaft für Individualpsychologie nach Alfred Adler willkommen zu heissen: Fachmitglieder: Gabriela Wirz, Spielgruppenleiterin AAI VEBE Roja Pelzer, Individualpsychologische Beraterin Raluca Babota, Individualpsychologische Psychotherapeutin Ursula Frisch, Individualpsychologische Beraterin 3. SGIPAaktuell Das kreative Redaktionsteam hat SGIPAaktuell mit der Ausgabe 2/2015 ein neues Outfit verpasst. Das Magazin wird an alle Mitglieder und Bildungspartner verschickt. Es soll zusätzlich auch an Nicht-SGIPA-Mitglieder versandt werden, z.B. an Arztpraxen, Spitäler, Sozialeinrichtungen, Schulen, Kindergärten, Ämter etc. zur Auflage in Warteräumen und Lehrerzimmer. Neu können Mitglieder ihre Angebote in SGIPAaktuell inserieren. Fordern Sie die Mediadaten vom Sekretariat an. Das Magazin kann von interessierten Personen für CHF 28.- (jährlich 3 Ausgaben) abonniert werden. 4. IP-Zeitschrift In der Dezember Ausgabe von SGIPAaktuell verweisen wir Sie auf die Diskussion – Rubrik DDD - Dialog, Diskurs, Diskussion – betreffend der IP-Zeitschrift. Der Vorstand ist dankbar, wenn sich die Mitglieder bis 15. Januar 2016 zu diesem Thema äussern. Vielen Dank! SGIPAaktuell | Dezember 2015 | www.alfredadler.ch 5. Neue Website Die neue Website wurde inzwischen umgesetzt und mit den notwendigen Anpassungen versehen. 6. Veranstaltungen SGIPA Generalversammlung Termin: Samstag, 9. April 2016, 14.00 – 16.45 Uhr (anschliessend an das IP-Forum) Ort: Pädagogische Hochschule Zürich Lagerstrasse 2, 8001 Zürich IP-Forum Schweiz Termin: 9. April 2016, 9.00 – 13.00 Uhr, mit Apéro Ort: Pädagogische Hochschule Zürich Eintritt: SGIPA-Mitglieder/Studenten/SeniorInnen CHF 35.00 Anmeldungen bis spätestens 12. März 2016 Weiterbildungs- und Vortragsreihe 2016 Bitte reservieren Sie sich folgende Termine: 27. Juni: Fabian Grolimund Thema: Was Kinder und Jugendliche stark macht 30. August: Doris Herzog, Thema: Wenn Altern unter die Haut geht 15. November: Prof. Jürg Frick Thema: Gesundbleiben im Lehrberuf 7. Kompetenzzentrum für Individualpsychologie Zur Nutzung und Bedienung der Website: Die Bildungspartner können Änderungen im Bildungsangebot selber vornehmen. Dazu muss das bereits vorgeschlagene PDF mit dem Bildungsangebot erstellt werden. Dies wird an der Bildungspartnerkonferenz vom 9. Dezember 2015 nochmals ausführlich erläutert. Der Vorstand wünscht allen Mitgliedern ein gutes, gesundes neues Jahr. Herzlich grüsst Sie Elsbeth Schreiber, Vizepräsidentin 17 In EIGENER Sache www.alfredadler.ch Die SGIPA Website in einem neuen Kleid Nicht nur das SGIPA Magazin wurde dieses Jahr modernisiert, sondern auch die Website. Als vor einem Jahr der langjährige Webmaster Franco Guzzetta, der ehrenamtlich sehr viele Stunden seiner Freizeit für jede gewünschte Veränderung an der Website hergab, verkündete, dass er das Amt des Webmasters abgeben wolle, überlegte sich der Vorstand, wie die Website bedienerfreundlicher, sprich auch ohne Informatik-Kenntnisse, bewirtschaftet werden kann. Zumal die Hostkosten sehr hoch waren, gab es mehrere Argumente, welche dafür sprachen, die Website von Grund auf neu zu gestalten. Eberle-Systems war dafür die geeignete Adresse: Herr Eberle entwarf mit seiner eigenen Programmierung nicht nur eine extrem bedienerfreundliche, übersichtliche und ästhetische Website, sondern auch die Host-Gebühren sind nun um ein Mehrfaches günstiger als vorher. Auf Grund entsprechender Schwierigkeiten mit den über Google Work App installierten Mail-Adressen, zogen wir es vor, auch dies über Eberle Systems einzurichten. Nachdem uns in der Anfangsphase im September viele Mails (sowohl vorstandsinterne, als auch externe) nicht erreicht hatten, funktioniert nun seit Oktober 2015 alles einwandfrei. Sehr erfreut sind wir über die Tatsache, dass die Bildungspartner/-innen auf der IP-Kompetenzzentrum-Seite ihre Profile, Angebote und News nun mit ganz wenigen, einfachen sowie selbsterklärenden Schritten und ohne Informatik-Kenntnisse, selber bewirtschaften können. Neue Webmasterin der SGIPA Website ist Christelle Schläpfer, die sich auch darum kümmert, dass die SGIPA in den Social Media vermehrt vertreten ist. Bei allfälligen Fragen/Änderungswünschen erreichen Sie die Webmasterin unter: [email protected]. An dieser Stelle gebührt Franco Guzzetta nun noch ein grosses Dankeschön. Er hat die Website jahrelang ausserordentlich gewissenhaft betreut und die Online-Präsenz der SGIPA sehr voran gebracht. HIER könnte Ihre Werbung stehen. Sie interessieren sich dafür? Details siehe Seite 21. 18 SGIPAaktuell | Dezember 2015 | www.alfredadler.ch In EIGENER Sache aktuell 5. Konferenz der Kollektivmitglieder der Schweizerischen Gesellschaft für Beratung SGfB vom 9. November 2015 im Novotel Zürich West Die Präsidentin Rosemarie Zimmerli begrüsste die Teilnehmenden herzlich und informierte über den aktuellen Stand des Dachverbandes. Die SGfB konnte sich im Laufe dieses Jahres weiter entwickeln, so sind seit dem 1.1.2015 zu den knapp 400 Aktivmitgliedern weitere 61 dazu gekommen, 64 Mitglieder befinden sich in Ausbildung. Kollektivmitglieder sind 23 zu verzeichnen, 2 Institute sind zurzeit im Aufnahmeverfahren. Jubiläums-GV Zum 10-jährigen Bestehen der SGfB findet am 14. März 2016 in Luzern eine Jubiläums-GV mit Rahmenprogramm statt. Die Einladung folgt. Höhere Fachprüfung HFP für Beraterin, Berater im psychosozialen Bereich Im 2014 und 2015 wurden 6 Höhere Fachprüfungen Beraterin, Berater im psychosozialen Bereich durchgeführt, 5 in Olten, 1 in Bellinzona. 105 Kandidaten sind angetreten, davon haben 82 bestanden und 24 nicht bestanden. Erfolgsquote = 77,36 %), Misserfolgsquote = 22,64 %. Erfreulicherweise haben auch zwei SGIPA-Mitglieder die HFP erfolgreich bestanden. Herzliche Gratulation! Benno Greter, Leiter der Prüfungskommission machte darauf aufmerksam, dass es sich bei der HFP um eine kompetenzorientierte Prüfung handelt, bei der es, neben einer Tonband- und/oder Videoaufnahme eines Beratungsausschnittes, in erster Linie um das persönliche Beratungskonzept und um berufspolitische Fragen geht. Noch befinden wir uns in der Übergangszeit, so dass die Prüfung nach wie vor nur als Teil 3 (von 4 Teilen) abgelegt werden kann. Tagesseminar Lehrsupervision Im 2016 wird ein Tagesseminar in Lehrsupervision angeboten. Die Lehrsupervision bildet die Brücke zwischen der Beraterausbildung und der Vorbereitung zur Höheren Fachprüfung mit eidgenössischem Diplom im psychosozialen Bereich. Um zur Prüfung zugelassen zu werden, sind mind. 15 Stunden bei einem akkreditierten Lehrsupervisor nachzuweisen. Dieses Seminar richtet sich an Frauen und Männer, die angehende Kandidatinnen und Kandidaten auf die HFP vorbereiten und für diese Aufgabe Unterstützung bieten. SGIPAaktuell | Dezember 2015 | www.alfredadler.ch Wer sich dafür interessiert, kann sich jeweils zwei Wochen vor der Veranstaltung beim Sekretariat SGfB [email protected] anmelden. Daten: 1. März 2016 / 9. Juni 2016 Ort: Seminarzentrum Schweiz GmbH, Olten Leitung: Liselotte Fassbind-Kech und Christine Stalder Informationen zum Re-Zertifizierungsverfahren SGfB Bei der Re-Zertifizierung geht es um die Wiederanerkennung bzw. Fortsetzung der Mitgliedschaft der Verbände und Ausbildungsinstitute nach 5 Jahren. Überprüft werden Qualitätssicherung und Qualitätsentwicklung sowie die Aktualisierung des Dossiers durch die Institution.Wichtig ist dabei, dass nur Änderungen gegenüber der Zertifizierung dokumentiert werden müssen. Grundlage ist das bereits eingereichte Dossier und die entsprechende Auswertung (Beschlussprotokoll) der Beratungsausbildung. Da die SGIPA keine Beraterausbildung mehr anbietet, gestaltet sich ihre Überprüfung in unterschiedlicher Form, dementsprechend wurde das Antragsformular angepasst. Gefordert sind Angaben über die aktuelle Struktur der SGIPA mit dem Kompetenzzentrum für Individualpsychologie und ihren Bildungspartnern. Das Zeitfenster für die Einreichung beträgt 4 Monate, die erste Re-Zertifizierung ist kostenlos. Die Bewertung erfolgt gemäss Bewertungsschlüssel: erfüllt - erfüllt mit Empfehlung - erfüllt mit Auflagen - nicht erfüllt. Anregungen der Kollektivmitglieder an Vorstand und Kommissionen Im letzten Teil der Konferenz wurden die Teilnehmenden aufgefordert, ihre Anregungen an die SGfB auf grosse Blätter zu notieren. Neben vielerlei Vorschlägen der Kollektivmitglieder an den Vorstand und die Kommissionen gab es vor allem viel Lob und Anerkennung für den grossen Einsatz des Vorstands. Es folgte ein verdienter Applaus! Der anschliessende Apéro wurde dazu benutzt, mit den Vertretungen der verschiedenen Institutionen, dem Vorstand und den Kommissionsmitgliedern ins Gespräch zu kommen und den persönlichen Kontakt zu pflegen. Elsbeth Schreiber, Vizepräsidentin 19 In EIGENER Sache aktuell „… sonst reisst der Film nach hinten ab“ – Zu IP - Bibliothek – Archiv - Antiquariat Es kann nicht oft genug betont werden: Die Individualpsychologie und mit ihr die SGIPA wollen Adlers Ideen und Konzepte als Antwort auf die Fragen der Zeit verbreiten. Die IP hat inzwischen eine über 100-jährige Geschichte, und in dieser Zeit hat sich viel Schriftliches angesammelt. Auch wenn wir heute vieles googeln können, ebenso so vieles oder sogar mehr an Literatur und Texten ist nicht digitalisiert, ist nicht elektronisch erhältlich, ist nicht einfach ab- und aufzurufen. Lesen Sie, wie wir dafür sorgen, dass diese, unsere Quellen nicht verlorengehen. Die SGIPA hat seit ihrer Gründung und während des Bestehens des Alfred Adler Instituts (AAI) eine ansehnliche Reihe von Büchern und Dokumenten angsammelt. Die Ablage war bis anhin dreigeteilt und bestand aus der Bibliothek, einem Archiv und einem Antiquariat. Diese, für den Benutzer unerhebliche Unterscheidung in drei Bereiche, hat zum einen damit zu tun, dass sie verschiedene Funktionen erfüllen, aber auch damit, dass die verschiedenen Quellen an verschiedenen Orten aufbewahrt und von verschiedenen Personen administrativ betreut wurden. Das wiederum ist dem Umstand zuzuschreiben, dass wir inzwischen keinen physischen Geschäftssitz mehr haben. Mit den verschiedenen Standorten waren administrative und organisatorische Hürden verbunden. An dieser Stelle gebührt unser Dank deshalb Irene Kummer, die ihre Räumlichkeiten bis anhin für die Aufbewahrung der Bibliothek zur Verfügung gestellt hat. Die Bibliothek beinhaltet im Wesentlichen individualpsychologische Fachliteratur zu Studienzwecken. Zusammen mit Nani Wirth hat Irene Kummer für den Zugang zu den Büchern gesorgt. Das Archiv umfasst alle Diplomarbeiten der Teilnehmer und Diplomanden, die seit 1974 am ehemaligen Alfred Adler Institut (AAI) eine Ausbildung als IP-BeraterIn abgeschlossen haben. Ausserdem werden hier auch die Dokumente aufbewahrt, die für die Geschichte der SGIPA von Bedeutung sind. Im Archiv ebenfalls aufbewahrt werden neu die Audio-CDs der Vorträge der Weiterbildungs- und Vortragsreihe der SGIPA. Das von Maria Guzzetta in den letzten Jahren aufgebaute Antiquariat der IP-Literatur enthält eine grosse Auswahl von Fachbüchern des Hans-Huber-Verlags. Dieses Antiquariat dient sozusagen als „Büchertisch“, an dem man IP-Literatur erwerben kann. In der Vergangenheit sind auf diese Weise bereits mehrere hundert Franken Reinerlös in die SGIPA-Kasse geflossen. Gerne übernehmen Maria und Franco auch IP-Literatur aus dem Kreis der Mitglieder und darüber hinaus; sei es, dass Bücherbestände reduzieren werden wollen oder müssen. SGIPA-Mitgliedern und AutorInnen von IP-Literatur, bietet sich ausserdem die Möglichkeit, ihre Werke zum Buchhändlerrabatt in Kommission zu geben und so einen weiteren Verkaufskanal zu nutzen. In den letzten Monaten habe ich – im Auftrag des SGIPA-Vorstandes - bei den Bibliotheken der Pädagogischen Hochschule und des Psychologischen Institutes in Zürich angefragt, ob hier Interesse an unserer Bibliothek bestünde, lernen und forschen die Studenten doch an diesen Institutionen, wo sie von unserem literarischen Erbe profitieren könnten. Beide Standorte haben eine Übernahme mit der Begründung, die Bücher seien zu alt, abgelehnt. Der Vorstand hat deshalb nun an seiner Sitzung vom 25. November 2015 beschlossen, auch die Bibliothek nach Schöftland zu bringen, wo sie zusammen mit dem Antiquariat und dem Archiv (wie schon immer) von Maria und Franco Guzzetta betreut werden wird. Wir sind froh um diese Lösung, und bedanken uns bei Maria und Franco, die sich ebenfalls bereiterklärt haben, das Material professionell zu verwalten. Wir haben nun unseren Beitrag dazu geleistet, dass die Quellen der adlerianischen Literatur – nach Massgabe unserer Möglichkeiten - erhalten bleiben. Wir wünschen uns, dass sie vermehrt zur Forschung, Erforschung und Verbreitung der IP genutzt werden mögen. Silvia Zimmer Wie Sie Bücher, Diplomarbeiten und sonstiges Material zur Ausleihe bestellen können, entnehmen Sie bitte den Angaben auf unserer Website. Wer Fragen, Input, Anliegen oder Bücher abzugeben hat oder auf der Suche nach bestimmter IP-Literatur ist, kann sich bei Maria per Telefon 062 721 40 35 oder per Mail [email protected] melden. 20 SGIPAaktuell | Dezember 2015 | www.alfredadler.ch In EIGENER Sache Media-Daten für SGIPAaktuell Anzeigepreise und Formate: 1/1 Seite Format B 175 x 262 mm 1/1 Seite schwarz-weiss CHF 120.00 farbig CHF 180.00 1/2 Seite 1/2 Seite Querformat Format B 175 x 128,5 mm schwarz-weiss CHF 70.00 farbig CHF 105.00 1/2 Seite 1/2 Seite Hochformat Format B 85 x 262 mm schwarz-weiss CHF70.00 farbig CHF 105.00 1/4 Seite 1/4 Seite Hochformat Format B 85 x 131 mm schwarz-weiss CHF 55.00 farbig CHF 80.00 Angegebene Formate entsprechen dem Satzspiegel, keine Überfüller erforderlich. Bitte senden Sie uns folgende Datei-Formate: pdf (Farbraum CMYK, Dateigrösse 300 dpi) Achten Sie darauf, dass die Schriften eingebettet sind. Bilder und Logo-Formate: TIEF, EPS, JGP (Farbraum CMYK, Dateigrösse 300 dpi) Bilder und Logo-Formate für schwarz-weiss-Inserate bitte in Graustufen anlegen. Unsere Grafikerin ist auf Anfrage (und einer Aufwandentschädigung) gerne bereit, Ihnen bei der Gestaltung des Inserates behilflich zu sein. Redaktionsschluss: 29. Februar 2016 für die Ausgabe April 2016 30. August 2016 für die Ausgabe September 2016 15. November 2016 für die Ausgabe Dezember 2016 Für Fragen wenden Sie sich bitte an: [email protected] SGIPAaktuell | Dezember 2015 | www.alfredadler.ch 21 VERANSTALTUNGEN SGIPA- Weiterbildungs – und Vortragsreihe Mutter-Vater –Kinder – eine Gemeinschaft mit Gefühl An den Anfang ihres Referats stellte Andrea Pini Weber folgende Bemerkung: „In jeder Familie geht es manchmal drunter und drüber.“ Alle möglichen Gefühle finden hier Platz. Einerseits grosse, herzerwärmende Freude und Zuneigung, andererseits Eifersucht, Neid, Trauer, Ärger, Wut und so weiter. Nirgends sind die Gefühle so heftig wie in der Familie. Eltern ringen um Strategien und Lösungen, um den Familienalltag zu meistern. Die Individualpsychologie und die demokratische Erziehung sind ein «Dreamteam». Sie bieten viele Möglichkeiten, Ruhe in das familiäre Chaos zu bringen. Sobald sich die Familie gemeinschaftlich bewegt, wird es einfacher. *Die vier irrtümlichen Nahziele • Aufmerksamkeit – ich gehöre nur dazu, wenn ich ständig Aufmerksamkeit bekomme. • Macht – ich gehöre nur dazu, wenn ich Macht habe, gewinne oder verhindere, dass du gewinnst • Rache – ich kann nicht dazugehören, aber ich kann anderen wenigstens weh tun. • Unfähigkeit, Selbstaufgabe – ich kann nicht dazu gehören – ich gebe auf. Alfred Adler war die demokratische Erziehung und das Vermitteln der Erziehungsstrategien ein wichtiges Anliegen. Genau deshalb hat er in Wien Erziehungsberatungsstellen aufgebaut. Alfred Adler hätte seine Freude daran, wenn er miterleben könnte, wie sehr er Einfluss genommen hat und wie sich seine Ideen bis heute durchgesetzt haben. Liest man heute moderne Erziehungsliteratur, findet man überall die demokratische Idee vertreten – zwar nicht immer und überall konsequent umgesetzt – doch die Richtung stimmt in jedem Fall. Sind die vier irrtümlichen Nahziele* auch vertreten, ist das Buch individualpsychologisch. 22 Andrea Pini zeigt an einigen Beispielen aus ihrer Praxis sehr eindrücklich auf, wo die Probleme und wo die Lösungsansätze liegen. Zusammengefasst sind die hauptsächlichen Probleme folgende: Mangel an Zugehörigkeitsgefühl: Hier hilft es den Kindern, wenn die Eltern sie verstehen, sie wieder integrieren und sie nicht weiter hinauszuwerfen. Machtkämpfe zwischen den Eltern und den Kindern. Hier müssen die Eltern aus dem Machtkampf aussteigen und an der Beziehung arbeiten. Bei eigenwilligen Kindern und Teenagernr geht es dabei um die Übergabe der Verantwortung an die Kinder. Die gemeinschaftliche Familie, die sich gut fühlt, ist unser Ziel. Wenn Eltern zu Andrea Pini in die Beratung gehen, fühlen sie sich in der Regel nicht gut. Sie haben erzieherische Schwierigkeiten mit ihren Kindern, was sie emotional sehr aufwühlt. Man kann sogar feststellen, dass es kaum so intensive Gefühlsaufwallungen gibt, wie innerhalb der Familie. SGIPAaktuell | Dezember 2015 | www.alfredadler.ch VERANSTALTUNGEN Palette von Befindlichkeiten • belästigt und bedrängt • verärgert, dass sie zu wenig Freiraum haben • Es läuft nicht so, wie sie es sich vorgestellt haben (bei den Eltern und den Kindern). • enttäuscht, traurig, wütend • Sie fühlen sich herausgefordert, haben das Gefühl, versagt zu haben. • Ich bin eine schlechte Mutter, ein schlechter Vater, ich bin unfähig. • Sie sind müde und erschöpft, fühlen sich überfordert, wissen nicht mehr weiter. • Eifersucht unter Geschwistern, aber auch Eltern können neidisch sein. Andrea Pini versteht es sehr gut, den Zuhörenden einen lebendigen und interessanten Einblick in ihre tägliche Arbeit zu geben. Sie sagt, dass für sie Familiengeschichten immer spannend seien. Der Familienalltag müsse wieder gemeinschaftlicher und friedlicher werden. Das gelingt nicht immer gleichermassen. Es gibt Eltern, die mit ihren Kindern eine Gemeinschaft leben können, wie sie es selber noch nie erlebt haben. Gemeinschaftsgefühl kann gedeihen und wachsen. Die Familie sei dafür der beste Nährboden. Zusammenfassung Therese Vogel Der Kerngedanke der demokratischen Erziehung nach Alfred Adler ist: • Die innere Haltung der Gleichwertigkeit. Eltern und Kinder sind gleichwertig, gleichberechtigt. Sie haben verschiedene Lebensaufgaben, als Menschen sind sie jedoch gleich viel wert. • Wir gehen davon aus, dass der Mensch zielgerichtet ist. Deshalb interessiert uns auch bei den Kindern, welches Ziel sie antreibt - oder welches irrtümliche Ziel. • Wir gehen davon aus, dass sich ein Kind, das sich auffällig benimmt, nicht zugehörig fühlt. Darum ist Integration zentral. • Ermutigung ist das wichtigste Erziehungsmittel. • Mitbestimmung der Kinder, Familienrat, Klassenrat, die Wahl haben. • Natürliche und logische Folgen. SGIPAaktuell | Dezember 2015 | www.alfredadler.ch „Unsere Haltung bestimmt die Bedeutung der Tatschen. Tatsachen an und für sich, das Leben an und für sich, sind weder gut noch böse – weder angenehm noch unangenehm. Was wir daraus machen, darauf kommt es an.“ Rudolf Dreikurs 23 aktuell VERANSTALTUNGEN Herausforderung Partnerschaft Roja Pelzer beginnt ihre Ausführungen mit einer ganz alltäglichen Partnergeschichte. Sie zeigt damit eindrücklich, wie schnell und einfach es passieren kann, sich in negative Gedanken zu steigern und wie sich eine solch negative Spirale immer weiter nach unten dreht. Doch allzu oft gehen wir vom Negativen aus. Das ist der Anfang jeder Auseinandersetzung. Dabei entscheiden wir selbst, ob und wie wir uns verhalten. Wir haben jedoch immer weniger Vorbilder für eine gelungene - und immer weniger Mut für eine verbindende Partnerschaft. Bei auftretenden Schwierigkeiten und Problemen geben wir zu schnell auf. Mit mehr Verständnis für die Verhaltensweisen des Partners und sich selber können wir gelassener und konstruktiver mit den Problemen des Alltags einer Partnerschaft umgehen. Es sind Gefühle, die uns steuern. Der Mensch ist ein soziales Wesen, er möchte zugehörig sein. Junge Menschen haben ein grosses Bedürfnis nach Partnerschaft. Die Ehe und die Partnerschaft ist eine Lebensaufgabe – eine Verbindlichkeit. In der Partnerschaft muss ich meinen Anteil daran erkennen und mich bewusst darauf einstellen. Zu Beginn einer Partnerschaft oder Ehe stimmen die Gefühle und die Zuneigung. Alles ist harmonisch, die Partner sind zusammen glücklich. Nichts und niemand kann das zerstören. Später treten immer mehr Verschiedenheiten an den Tag. Damit ergeben sich Gefühle der Ernüchterung und Enttäuschung. Auch die Bedingungen gegenüber früher haben sich verändert. So sind Frauen heute viel selbständiger und selbstbewusster. Sie verdienen ihr eigenes Geld und sind damit auch wirtschaftlich unabhängig. Dazu kommt, dass Scheidungen heute wesentlich einfacher durchzuführen sind. Gemäss einer Statistik liegt die Schweiz bei den Scheidungsraten (vor Deutschland) an achter Stelle. Über 50% der Ehen in der Schweiz werden geschieden Was führt zu Auseinandersetzungen und Zerwürfnissen? • Verhinderungen • Ich-Haftigkeit • Zu sehr mit sich selber beschäftigt • Mangelnder Glauben • Machtkampf – den anderen verändern wollen • Sich nicht verstanden fühlen • Misstrauen, Wut • Schuldzuweisung • Recht-haben-wollen Folgende Trennungsgründe werden am häufigsten angegeben: • Wir haben uns auseinander gelebt • Wir waren zu unterschiedlich • Ungleiches Mass von Geben und Nehmen • Ungleiche Bedürfnisse nach Nähe und Freiraum • Wir konnten nicht miteinander reden • Einer von uns ist fremd gegangen • Unsere Sexualität ist eingeschlafen Zudem sind die folgenden «Killerfaktoren» Gift für jede Ehe und Partnerschaft • Schuldzuweisungen und Anklagen • Abwehr, Selbstrechtfertigung und Verleugnung eigener Fehler • Verachtung und Geringschätzung des Partners • Die Neigung der Männer zum Mauern, zur Kommunikationsverweigerung und zu Rückzug • Die Neigung der Frauen zur Kritik • Überflutung durch Negativität des Partners Roja Pelzer bittet die Anwesenden, einen kurzen Moment innezuhalten, um vier Gründe zu notieren, warum sie sich gerade in diesen einen Menschen verliebt haben. Sie fordert die Zuhörer auf, dies zu gegebener Zeit mit dem Partner zu diskutieren. Liebe ist eine Aufgabe, wir haben die vollste Verantwortung dafür. Der Gegenpol ist die Angst (eine Verbindung einzugehen) die Angst bewirkt das, wovor wir Angst haben. Wir sind nicht die Opfer – wir können immer auch anders handeln. 24 SGIPAaktuell | Dezember 2015 | www.alfredadler.ch VERANSTALTUNGEN Was kann ich tun? Die Situation akzeptieren, aktiv werden. Positive Gefühle geben eine andere Kraft Was kann ein Paar noch tun? Miteinander sprechen – sachlich bleiben • Was beschäftigt Dich? Was ist Dir wichtig? • Zuhören! •P ositive Einstellungen von vorne herein. Ich entscheide und muss nicht reagieren. • Voneinander lernen zu dürfen •S ich dem anderen anpassen. Hindernisse in ein Sprungbrett wandeln •D as Zusammensein mit dem Partner wird als Darf angesehen •S chwierigkeiten willkommen heissen – nicht aus einem kleinen Hügel ein Gebirge machen. • Tun, statt „versuchen“. • Aufhören zu kritisieren und mauern • Ermutigen • Sich gegenseitig achten • Den anderen immer wieder besser kennenzulernen • Verständnis für den Partner und auch für sich selber • Verzeihen • Den eigenen Anteil erkennen Adler empfiehlt: • „Schau nicht zu deinem Partner empor und schau nicht auf ihn herab. Geh auf die Liebe als ein Gleichwertiger ein. • Erwarte keine unmögliche Vollkommenheit von anderen, zu der du selbst unfähig bist: liebe eine Frau, nicht einen Engel; einen Mann, nicht ein Phantom oder Ideal. • Betrachtet Euch nicht als einen oder als zwei, sondern als eine Zweisamkeit. • In der Liebe nimm nicht, ohne zu geben und gib nicht, ohne zu nehmen. • Suche dir keinen Partner aus, der dich nicht physisch anzieht, aber mache dein Schicksal nicht abhängig von jemand, der dich nur auf der körperlichen Ebene anzieht. • Kooperiere mit deinem Partner auf jeder Ebene – sozial, ökonomisch, intellektuell, geistig, emotional und biologisch. Es klingt ganz einfach – das Miteinander-sprechen. Doch was brauchen wir für ein gutes Gespräch, wenn wir es verlernt haben? Wir vereinbaren einen Termin, der beiden passt, wir reservieren uns genügend Zeit, suchen einen geeigneten Raum und sorgen für gute Stimmung und eine angenehme Atmosphäre. Paare, die glücklich sind: • Akzeptieren den Partner so wie er ist • Lachen viel miteinander • Reden viel miteinander • Verstehen sich auch ohne Worte • Können auch mal ohne den anderen, lassen einander Zeit und Raum für eigene Hobbies • Berühren sich häufig, zeigen auch in der Öffentlichkeit, dass sie zusammengehören • Unternehmen vieles gemeinsam • Würden niemals mit jemand anderem flirten • Lassen die Romantik nie dem Alltag weichen Das gemeinsame Gespräch ist einer der wichtigsten Pfeiler einer guten Beziehung. Dazu ist die Ermutigung sehr wichtig. Fehlt diese, fällt alles wie ein schlecht fundiertes Haus zusammen. Diese Ermutigung könnte sich folgendermassen äussern: ehrlich gemeinte Komplimenten, danke sagen, eine Umarmung, respektvoller Umgang untereinander und der Mut, den Anderen besser kennen zu lernen. Roja Pelzer hat auf leise und sympathische Art das Funktionieren und die Dysfunktionen von Beziehung und Partnerschaft aufgezeigt, die heutzutage einem besonderen Stress ausgesetzt sind. In übersichtlichen Checklisten benennt sie zuerst die Ausgangslage und Probleme, um ebenso übersichtlich einen Strauss von Spielregeln und Hilfsmitteln vorzustellen. Der mit vielen treffenden und ermutigenden Zitaten aus Welt- und IP-Literatur gespickte Vortrag forderte gleichsam auf, für die eigene Partnerschaft und Beziehung(en) die Verantwortung zu übernehmen. Zusammenfassung Elli von Planta SGIPAaktuell | Dezember 2015 | www.alfredadler.ch 25 aktuell VERANSTALTUNGEN ICASSI*– Eine adlerianische Sommerschule Bildungs- und Familienurlaub der besonderen Art Wenn ich meinen Kollegen und Freunden erzähle, dass ich mit meiner ganzen Familie einen Bildungsurlaub mache, staunen sie nicht schlecht. Was? Das machen dein Mann und deine Tochter mit? Für viele ist das einfach unvorstellbar. ICASSI ist eine ganz besondere Sommerschule: Dozenten aus der ganzen Welt bieten eine Vielzahl an Vorträgen, Workshops und Supervisionen im individualpsychologischen Bereich für Fachpersonen und Interessierte an. Für Kinder und Jugendliche gibt es besondere Programme, so dass man Ferien und Weiterbildung kombinieren kann. Mittlerweile nehmen jedes Jahr Menschen aus 22 bis 25 Nationen am ICASSI teil, darunter auch langjährige Wiederkehrer. Die jüngsten Teilnehmer sind 4, die ältesten 86 Jahre alt. Wertvolle Freundschaften entstehen, auch zwischen den Jugendlichen, die über das Jahr dann weiterhin über die sozialen Medien kommunizieren und sich kaum vorstellen können, ein ICASSI mal auszulassen. Ganz besonders interessant, finde ich, dass die Sommerschule jedes Jahr in einem anderen Land auf der Welt stattfindet. Wir lernen auf diese Weise Gegenden kennen, die wir sonst vielleicht nie bereist hätten. ICASSI 2015 auf der grünen Insel Das 48. ICASSI fand in Dublin statt. Der Charme und die Freundlichkeit der Iren liess uns das mässige Wetter sehr schnell vergessen. Das Rahmenprogramm bot viele Gemeinschaftsaktivitäten, an denen wir unter anderem irische Musik und Tänze kennenlernten. Das nächste ICASSI: findet vom 24. Juli bis 06. August 2016 in der Slowakai statt. Inzwischen sind alle Angaben zum nächsten ICASSI online: www.icassi.net gestellt. Zum ersten Mal wird die Slowakei Gastgeberland sein. Dabei hat sich die Leiterin der Slowakischen Adler-Gesellschaft, Daniela Cechová, etwas ganz Besonderes ausgedacht: Das ICASSI 2016 wird in der bekannten Thermalstadt Tren čianske Teplice stattfinden, so dass die Teilnehmer zwischen Weiterbildung und Rahmenprogrammen auch einmal wellnessen können. Aus der Schweiz ist der Ort in neun Stunden Autofahrt bequem 26 zu erreichen. Oder man fliegt nach Wien. Die slowakische Delegation organisiert Shuttelbusse von Wien nach Teplice – Dauer der Fahrt: 2 ½ Stunden). *International Committee for Adlerian Summer Schools and Institutes – gegründet 1962 von Rudolf Dreikurs Christelle Schläpfer SGIPAaktuell | Dezember 2015 | www.alfredadler.ch VERANSTALTUNGSHINWEIS Einladung zur Buchvernissage Körper- und leiborientierte Gerontologie" " Alter erfahren, erleben und verstehen – ein Praxisbuch – von Susanne Blum-Lehmann Montag, 18. Januar 2016 17.30 bis 19.00 Uhr Careum Weiterbildung Mühlemattstrasse 42 Aarau Programm Buchvernissage: 17.30 Uhr 19.00 Uhr Begrüssung Bruno Umiker, Bereichsleiter Dienstleistungen und stv. Geschäftsleiter Careum Weiterbildung Wenn Altern unter die Haut geht Dr. phil. Susanne Blum-Lehmann Dem Büchermachen zu Leibe gerückt Making of … Körper- und leiborientierte Gerontologie, Jürgen Georg MScN, Lektorat Pflege, Gesundheitsberufe, Gerontologie, Verlag Hogrefe Apéro Anmeldung:www.careum-weiterbildung.ch Anmeldeschluss: 8. Januar 2016 Kosten: die Teilnahme ist kostenlos Organisation: Barbara Brandstetter ([email protected]) Telefon +41 62 837 58 18 SGIPAaktuell | Dezember 2015 | www.alfredadler.ch 27 VERANSTALTUNGSHINWEIS 2. Kongress für Adlerianische Psychologie (SKAP) von Ruth Bärtschi „Es geschieht nichts Gutes, außer: man tut es!“ (Erich Kästner) Es war einer jener wenigen Tage im Leben, an welchem etwas geschieht, das in seiner Dimension lebensverändernd sein kann. Nie hätte ich gedacht, dass die Begegnung mit einer Heilpädagogin in einer kleinen Schule im Berner Oberland mein Leben so berühren, ja verändern kann: Ich lernte die Individualpsychologie nach Alfred Adler kennen. Noch im selben Jahr begann ich mit der Ausbildung zur Individualpsychologischen Beraterin. Seither sind viele Jahre ins Land gezogen. Jahre, in welchen ich lernen und erfahren konnte. Wo ich geprüft, reflektiert, erkannt und verändert habe und dabei vor allem eines wurde: mutig. Und … wo Erich Kästners Worte im obigen Zitat sich mehr und mehr zu meinem persönlichen Leitfaden entwickelten. Ich habe ein Herz und eine Vision für die Gesellschaft IP-Schweiz Vieles ist daraus entstanden und in der Zwischenzeit ist ein weiteres „IP-Kind“ ausgetragen worden: Der Schweizer Kongress für Adlerianische Psychologie, kurz SKAP. Über 140 Teilnehmende am ersten Kongress im Jahr 2014, haben mit ih-rer Begeisterung für die Sache eines gezeigt: Die IP Schweiz lebt! Gemeinsam mit allen die Alfred Adler’s Psychologie verbreiten, seien es Institute, Psychologinnen/Psychologen, Beraterinnen/Berater, Coachs und natürlich die SGIPA als Schweizerischer Verein dieser guten Sache, wird die Schweiz es noch mehr tun. Ich habe ein Herz und eine Vision für die IP Schweiz! Und ich hoffe, Sie geschätzte Leserin, geschätzter Leser, tun es mit mir! Ich wünsche mir, dass SKAP eine Marke wird, die für das Gemeinsame, das Übergeordnete steht: für die Individualpsychologie Alfred Adlers! Prof. Dr. Jürg Rüedi, ein von mir sehr geschätzter IP-ler und eine bei der SGIPA bestens bekannte Persönlichkeit, hat mir anlässlich des 1. SKAP die historischen Meilensteine von IPKongressen in der Schweiz erklärt: 1954 und 1979 fanden bereits Kongresse der Internationalen Vereinigung für Individualpsychologie statt. Grossartig! Die dazwischenliegenden 25 Jahre und die weiteren 35 Jahre danach, sind wohl dafür verantwortlich, dass ich davon nichts wusste, mich aber sehr gerne darüber informieren liess. Ich wünsche mir, dass wir in der Schweiz weiterhin alle 2 Jahre einen IPKongress organisieren können. Dafür braucht es jedoch die Unterstützung der Idee in Form von vielen Teilnehmenden. 28 Vom 10.-11. September 2016 wird der 2. SKAP, erneut im Zentrum Schluefweg in Kloten, stattfinden. Die Vorbereitungen laufen bereits auf Hochtouren, und es stehen wieder spannende Referate, aber auch Demonstrationen und Workshops auf dem Programm. Von den adlerianischen Lebensaufgaben Liebe, Arbeit und Gemeinschaft sind einige Themen auszumachen – praktisch, lebensnah und umsetzbar. Weiter Aspekte, welche hochaktuell unsere Gesellschaft und Familien berühren – wie Gewalt, Verwöhnung, Alter oder die Vertrauensfrage in der Arbeitswelt. Eine gute Prise Humor wird die Bühne durch das gezeigte Humordrama zur Thematik Überwindung der Scham, beleben. Detaillierte Informationen zu den Referaten, den Referenten sowie das Programm, das als PDF heruntergeladen werden kann, finden Sie auf der Homepage www.skap.ch. Die Anmeldung über die Homepage ist ab Januar 2016 auch mit ausdruckbarem Formular (PDF) - möglich. (Frühbucherrabatt bei Buchungen vor dem 30. April 2016.) Wir freuen uns, wenn Sie den SKAP als eine Begegnungsund Weiterbildungsmöglichkeit, wie auch als eine Ermutigungsplattform sehen, die uns alle in der Individualpsychologie und gemeinsam weiterbringt. Organisiert wird der SKAP von Ruth Bärtschi & Team der Akademie für Individualpsychologie in Kloten. SGIPAaktuell | Dezember 2015 | www.alfredadler.ch VERANSTALTUNGEN Adlerian Café Zürich Mit der Idee, auch in Zürich ein Adlerian Café einzurichten, wie es weltweit schon einige gibt, ist Christelle Schläpfer vom diesjährigen ICASSI zurückgekehrt. Ab 2016 soll es, ganz nach Adler’s Tradition, der viele seiner Fachgespräche in Kaffeehäusern hielt, einen adlerianischen Treff in Zürich geben, der Adlerianer zusammenführt. Dem Antrag einer Patenschaft hat der Vorstand der SGIPA an seiner Sitzung im November mit grosser Freude zugestimmt. Hier die Details: The Adlerian Café is an initiative, which aims to bring together mental health, education and human resources professionals as well as private individuals who use Adlerian Individual Psychology as a basis for their professional and private life. Das Adlerian Café hat sich zum Ziel gesetzt, Fachpersonen aus den Bereichen psychische Gesundheit, Erziehung und Human Resources, sowie Privatpersonen, welche Adlers Individualpsychologie als Basis im beruflichen oder privaten Rahmen verwenden, zusammenbringen. The Café will function on a monthly basis and hopefully will establish itself as a place of connection, support and idea exchange for those interested in improving their practices and lives. Das Café soll ein monatlicher Treffpunkt werden, wo jenen, welche ihre berufliche Praxis und ihr Leben generell optimieren wollen, Raum für neue Kontakte, Unterstützung und Ideenaustausch geboten wird. We hope to establish a tradition in the heart of Zurich where we could participate in free discussions and networking as well as attend guest presentations on various topics relevant to the Adlerian Theory and Practice. Wir hoffen, im Herzen Zürichs eine Tradition aufbauen zu können, welche die Möglichkeit bietet, an offenen Diskussionen und Netzwerken teilzuhaben sowie thematisch an Adlers Theorie und Praxis orientierte Gastvorträge zu besuchen. A preferred day would be the third Friday of every month and as location a nice possibility is Café Black, one of the oldest Zürich Café Houses, located in the immediate vicinity of the City Center. Diese Treffen werden vorzugsweise jeden dritten Freitag im Monat stattfinden. Zu diesem Zweck bietet sich das Café Black an, eines der ältesten Zürcher Kaffeehäuser in der unmittelbaren Umgebung des Stadtzentrums. The main language will be dictated by the majority of the attendees, Switzerland is a multilingual place and translation possibilities will be available for those who speak other languages than German. Die Sprachauswahl wird anhand der Mehrheit der Anwesenden getroffen werden. Zumal die Schweiz ein mehrsprachiges Land ist, werden Übersetzungen für die nicht deutschsprachigen Teilnehmer zur Verfügung stehen. Possible discussion and presentation topics for the first meeting would be: • Lifestyle analysis • Private Logic • Using Adlerian Theory in the Workplace • Early development and Parenting • Early recollections • Birth order and Personality Mögliche Diskussions- und Präsentationsthemen für das erste Treffen: • Lebensstilanalyse • Private Logik • Adlers Theorie am Arbeitsplatz einsetzen • Frühentwicklung und Elternschaft • Kindheitserinnerungen • Geburtsreihenfolge und Persönlichkeit This initiative is born out of the need of Adlerian Professionals to connect to one another and to share their experiences, information and support one another. We are honoured to receive the support and the patronage of the SGIPA. Die Idee entstand aus dem Bedarf adlerianische Fachleute miteinander zu vernetzen, Erfahrungen und Informationen zu teilen und sich gegenseitig zu unterstützen. Wir fühlen uns geehrt, dass die SGIPA uns in diesem Projekt unterstützt. Christelle Schläpfer, Raluca Babota SGIPAaktuell | Dezember 2015 | www.alfredadler.ch 29 SGIPA-Bildungspartner AAI-IP-Erziehung Kinder, die sich auffällig verhalten, fühlen sich nicht zugehörig und sind emotional aus dem Gleichgewicht. - „Bevor ein Kind Schwierigkeiten macht, hat es welche“. (Alfred Adler) Die Gründerinnen der AAI IP Erziehung: Andrea Pini (links) und Vreni Weber (rechts) Angesichts der Tatsache, dass ein grosser Teil der SGIPAMitglieder in der Erziehung und Erziehungsberatung arbeitet, darf die Erziehung zweifellos als DAS Kerngeschäft der Individualpsychologie bezeichnet werden. Längst bevor das AAI seine Aktivitäten einstellte, begannen Vreni Weber und ich mit der Planung für ein neues Weiterbildungsangebot, welches sich vertieft mit der Erziehung auseinandersetzt. Es war uns ein grosses Anliegen, dass der Transfer von der Theorie in die Praxis gelernt wird, damit man nach der WB wirklich mit Kindern und Eltern arbeiten kann und gut gerüstet ist für den Familien- und Berufsalltag. Jedoch, eine Weiterbildung anzubieten, die sich auf dem Markt behaupten kann, war nicht ganz einfach. Schliesslich entwickelten wir ein Konzept mit einem modularen Angebot: • Grundweiterbildung zur Fachperson Erziehung – ein Jahreskurs • Aufbauweiterbildung zum Elterncoach – Erziehungscoach • Abschlussweiterbildung in Erziehungsberatung 30 Jedes Modul ist in sich geschlossen und schliesst mit einem Diplom ab. Um das Diplom in Erziehungsberatung zu erreichen, ist der Besuch aller drei Module notwendig. Die Teilnehmer und Teilnehmerinnen können also selber bestimmen, wie sie die Weiterbildung vertiefen wollen. Für die einen genügt die Grundweiterbildung, dass sie in ihrem Beruf kompetenter handeln können. Die anderen wollen Eltern beraten, brauchen mehr Theorie und müssen die verschiedenen Settings der Beratungen kennen. Sie besuchen die Aufbauweiterbildung oder sogar die Abschlussweiterbildung. Dieses Konzept erwies sich als erfolgreich. Es meldeten sich genügend Teilnehmer/innen an, dass wir starten konnten. Nach mehreren Jahreskursen fand sich eine Gruppe, die sich für die Aufbauweiterbildung interessierte. Im Januar 2015 konnten wir zum ersten Mal mit der Weiterbildung Elterncoach – Erziehungscoach – Erziehungsberatung beginnen. Wir haben unser Ziel erreicht! SGIPAaktuell | Dezember 2015 | www.alfredadler.ch SGIPA-Bildungspartner Neben den drei Modulen, bieten wir auch folgende Weiterbildungsangebote an, die sich an Menschen richten, welche sich für Erziehungsfragen interessieren, mit Kindern arbeiten oder Kinder betreuen: • Der Bezug von der Theorie in die Praxis steht im Fokus. • Kleine Kursgruppen erlauben einen regen Austausch und das Einbringen der persönlichen Beispiele. • Nachdiplom Fachperson Erziehung für Mütter- und Väterberaterinnen. Dieser Kurs ist in Zusammenarbeit mit dem Verband der Mütter- und Väterberaterinnen entstanden. • Die Teilnehmer/innen profitieren von den verschiedenen Berufserfahrungen der anderen Teilnehmenden, bereichern sich gegenseitig, begleiten einander auf dem Weg in die neue Berufsausrichtung. • Grundkurs für Klassenassistentinnen – das neuste Angebot • Die Teilnehmer/innen erhöhen ihre Berufskompetenzen oder sie schaffen oft den gewünschten Berufseinstieg in einen sozialen Beruf. • Tages- und Wochenendseminare runden unser Angebot ab Unsere Homepage gibt darüber genauer Auskunft: www.aai-ip-erziehung.ch Kernthemen unserer Kurse sind die Grundlagen der Individualpsychologie und die demokratische Erziehung. Die IP bietet die Möglichkeit, Kinder besser in ihrem Handeln zu verstehen und die erzieherische Reaktion gezielt zu überdenken. Die demokratische Erziehung zeigt Möglichkeiten auf, die Kinder so zu begleiten, dass sie sich zu eigenständigen und selbstbewussten Menschen entwickeln und sich gleichzeitig gemeinschaftlich in der Welt bewegen lernen. Inzwischen stehen dem „AAI-IP-Erziehung“ eine grosse Anzahl kompetenter Referentinnen und Referenten zu Verfügung, welche unsere Arbeit mit ihrem unschätzbaren Wissen sowie langjähriger Praxiserfahrung unterstützen. Die Stärken unserer Weiterbildungen sind: • Die Individualpsychologie! Sie erklärt viele psychologische Hintergründe und Zusammenhänge, damit Vieles besser verstanden werden kann. Dieses Verständnis ermöglicht ein wirkungsvolles erzieherisches Handeln. • Die Kursabsolventinnen können Erziehungskurse leiten. • Die Erziehungscoachs können Eltern und Erziehungspersonen begleiten und coachen sowie Erziehungsberatungen durchführen. • Gerade die Mütter- und Väterberaterinnen melden zurück, dass die gewonnen Erkenntnisse im Berufsalltag funktionieren und dass die Mütter und Väter die Strategien der demokratischen Erziehung umsetzen können. Andrea Pini-Weber „Vertrauen und Achtung sind die beiden unzertrennlichen Grundpfeiler der Liebe, • Das freundliche Menschenbild der IP bringt einen freundlichen Blick auf Kinder, Gruppen, Klassen und Familien. ohne welche sie • Die demokratische Erziehung entspricht dem Zeitgeist, der heutigen Suche nach Lösungen der Gleichwertigkeit zwischen Generationen und Geschlechter. nicht bestehen kann.“ • Die Strategien der demokratischen Erziehung lassen sich im Familien- und Berufsalltag umsetzen. SGIPAaktuell | Dezember 2015 | www.alfredadler.ch Heinrich von Kleist (1777-1811) 31 SGIPA-Bildungspartner VEGA - Verein AAI-Generationen und Alter Der Verein AAI-Generationen und Alter VEGA hat sich neu zum Ziel gesetzt, Ehemalige der Seminare für Altersarbeit, engagierte Mitarbeiter in der Altersarbeit und Freiwillige in ihrer Arbeit an der Basis zu unterstützen und zu ermutigen. Dies tun wir unter anderem in Form von Betriebsbesichtigungen mit Erfahrungsaustausch, die je nach Wunsch ein Referat von einer Fachperson beinhalten. Der Verein AAI-Generationen und Alter VEGA ist Mitglied des Kompetenzzentrums für Individualpsychologie SGIPA und der schweizerischen Gesellschaft für Gerontologie SGG GSS. von Franco und Maria Guzzetta-Josi 1. Betriebsbesichtigung mit Erfahrungsaustausch Am 18. November 2015, treffen sich ein Duzend interessierte und motivierte Gäste, zur Besichtigung der vor rund 10 Jahren eröffneten Dementenstation in Schöftland. durch die beiden Abteilungen geführt. Anschliessend in der kleinen Cafeteria der GWG erhalten die Interessierten die Möglichkeit, dem Leiter Fragen zu stellen. Im Anschluss treffen wir uns zu einem … Rosmarie Müller Philipp Meier Anneliese Müller Philipp Meier Leiter der geschützte Wohngemeinschaft GWG … stellt den Besuchern die konzeptionellen Besonderheiten vor und lässt einen kurzen Blick in die Wohngemeinschaft gewähren. Die alte Mühle am Dorfeingang wurde zu einer geschützten Wohngemeinschaft für Menschen mit mittleren und schweren Demenzerkrankung umgebaut. Weglaufgefährdete und verhaltensauffällige Personen werden in der speziellen Wohngemeinschaft der Mühle betreut. Die geschützte Wohngemeinschaft als externe, geschlossene Station mit 2 Wohngruppen und einer grossen Gartenanlage, erlaubt eine bestmögliche Bewegungsfreiheit. Die Betreuung der Menschen mit Demenz ist intensiv und speziell auf das entsprechende Krankheitsbild abgestimmt. Es ist das Ziel - das Pflegepersonal in Validation und Verhaltenstraining zu schulen, um auf die spezifischen Anforderungen der dementen Bewohnerinnen und Bewohner einzugehen. In zwei Gruppen werden die Besucher 32 Inpulsreferat von Frau Pfarrerin Rosmarie Müller (reformierte Kirchgemeinde Schöftland) … und zu einer offenen Gesprächsrunde in der Pizzeria Catallo. Frau Müller leitet seit acht Jahren die regelmässigen religiösen Feiern in der geschützten Wohngemeinschaft. Sie berichtet, dass man zur Umsetzung spezieller Konzepte - welcher Art auch immer - einen langen Atem brauche. Die einfühlende Spontanität gilt es immer wieder neu den veränderten Bedürfnissen der Bewohner anzupassen. Zudem ist die interdisziplinäre Zusammenarbeit (in diesem Fall Kirche und Institution) von äusserster Wichtigkeit, um bestehende Rahmenbedingungen zu kennen und zu verstehen, bevor eventuell eine adäquate Anpassung ins Auge gefasst werden könnte. Die beiden ehemaligen Mitarbeiterinnen und Dipl. gerontologischen Fachfrauen der GWG, Evelyn Häfeli und Maria Guzzetta-Josi berichten von der anfänglichen Bedürfnisabklärung dieses Projektes und freuen sich an der gelungenen Umsetzung durch Frau Pfarrer Müller. SGIPAaktuell | Dezember 2015 | www.alfredadler.ch SGIPA-Bildungspartner Der Erfahrungsaustausch zeigt sich als äusserst anregend und motivierend. Pflegende stellen sich die Frage, wie es in Zukunft gelingen könnte, dass medizinisches, gerontologisches und psychosoziales Fachwissen, in der Alterspflege gleichwertig und adäquat angewandt werden könnte. Angehörige anerkennen die Bemühungen der Mitarbeitenden, können jedoch gleichzeitig ihre Ängste und Bedenken formulieren, die eine mögliche Heimeinweisung bei ihnen auslöst - von der finanziellen Belastung bis hin zum eingeschränkten Bewegungsspielraum des Bewohners. Als Fazit steht immer wieder im Raum: Was ich als Angehöriger, Heimleiter, oder Pflegender denke - es sei gut für den Bewohner - kann sich in der Praxis genau als das Gegenteil erweisen, weil wir von unserem gesunden Men- schenverstand her Dinge anders wahrnehmen, als ein Bewohner der an Demenz erkrankten Personen. Dadurch, dass die Beteiligten aus den unterschiedlichsten privaten und beruflichen „Welten“ kommen, werden auch im Gespräch komplexe Zusammenhänge aufgezeigt. So kommen sich Angehörige und Pflegende von Demenzkranken im gegenseitigen Erfahrungsaustausch näher und lernen die Sicht des Andern kennen - und neue Handlungskompetenz kann dadurch entstehen. Für das Organisationsteam des AAI-VEGA ist der Tag eine gelungene Erfahrung, die motiviert, auch im kommenden Jahr 2016 zwei Besichtigungen mit Erfahrungsaustausch zu realisieren. Aktuelle Termine werden auf der Homepage www.aai-generationenundalter.ch aufgeführt. SGIPA wünscht Ihnen für das Jahr 2016 Gesundheit, Glück und viel Ermutigung SGIPAaktuell | Dezember 2015 | www.alfredadler.ch 33 ZU GUTER LETZT Ein schräger Vogel meint: Mit der Liebe ist’s doch oft wie mit der Freiheit: Man sperrt sie ein, und augenblicklich ist sie weg. Manche Menschen haben Angst vor ihr Doch hinter Gitterstäben geht sie ein, Denn wie die Freiheit, kann auch die Liebe nur in Freiheit Liebe sein. Wenn Gleichwertigkeit, Respekt und Toleranz, Aber auch Vertrauen und Gesprächsbereitschaft fehlen, Der eine stets obsiegen, den anderen nach seinem Sinn verändern will, Im Kasernenton nach absolutem Gehorsam und Unterwerfung schreit, Kann von Liebe in Freiheit wohl kaum die Rede sein. Niemand ist eines anderen Besitz, Über den man eifersüchtig wacht, Niemand eines andern Spielzeug, Dessen man nach Lust und Laune sich bedient Oder es gelangweilt wieder in die Ecke stellt. Wird im Gegenüber und zum Selbstzweck sogar nur eine Zier geseh‘n, Die mit Preziosen schwer behängt und kostbar eingehüllt, Ohne Worte von Ehre und Erfolg verkünden soll, Dann wird selbstverliebt auf dem roten Teppich vorgeführt, Was gewöhnlich im gold‘nen Käfig ein lieblos trauriges Dasein fristet. Anspruchsvoll beschaffen ist die Liebe und kann an manchem schnell zu Grunde gehen: Sie erträgt es nicht, wenn man sie missbraucht und mit ihr spielt, Wenn man ängstlich ihr die weiten Schwingen stutzt, Misstrauisch sie gar in Ketten legt und dennoch stets mit Argusaugen observiert – Denn wie die Freiheit, kann auch die Liebe nur in Freiheit Liebe sein. Barbara Elisabeth Käser-Weber 34 SGIPAaktuell | Dezember 2015 | www.alfredadler.ch Individualpsychologie kompakt: Zielsicher, visuell und strukturiert den blinden Fleck erkennen. Das nachhaltige Coaching-Turbo-Tool Wollen Sie Blockaden Ihrer Klienten zielsicher lösen? Mit SYNCHRONIZING® haben Sie ein bewährtes Turbo-Tool. Ausbildung 2016 19.03. – 12.06.2016 8 Tage modular, berufsbegleitend. WO: Winterthur, Nähe HB Winterthur LEITUNG: Christelle Schläpfer & Dr. Markus Jensch Auskunft und Anmeldung: [email protected] Mehr Infos unter: www.synchronizing.ch Reservieren Sie sich diesen Termin schon heute! 10.–11. Organisation: Akademie für Individualpsychologie Ruth Bärtschi & Team 6 Teilnahmegebühr: 2 Tage: CHF 380.– 1 Tag: CHF 280.– (inkl. Ve rpflegung und Kong ressunterlagen) Anmeldung sowie weitere Informationen und das detaillierte Programm auf www.skap.ch oder [email protected] SGIPAaktuell | Dezember 2015 | www.alfredadler.ch Anmeldungen bis Ende April 2016 profitieren von einem Frühregistrierungsrab att von CHF 50.–/2 Tage, CHF 25.–/1 Tag 35 Organisationsstruktur der SGIPA AWE SGIPA Schweizerische Gesellschaft für Individualpsychologie nach Alfred Adler Ausschuss für Wissenschaftsfragen und Ethik Bildungspartner AAI Alfred Adler Institut Generationen und Alter (AA-VEGA) Weiterbildung Gerontologische Fachfrau/mann AAI Alfred Adler Institut IP-Erziehung (AA-VIPE) Aus- / Weiterbildung IP-Erziehung AAI Alfred Adler Institut Vorschulerziehung (AAI-VEBE) Ausbildung Spielgruppenleitung (BE) Akademie für Individualpsychologie (AFI) Ausbildung IP Berater/innen Disziplin.ch Theorie und Praxis der Klassenführung Human Encouragement Institute (HEI) Weiterbildung Persönlichkeitsentwicklung und Lebensgestaltung InSTEP Weiterbildungsinstitut (InSTEP) STEP Weiterbildungskurse für Lehrer, Eltern, Erzieher SYNCHRONIZING® Institut CH (syn) Ausbildung Coach/Team-Coach SYNCHRONIZING® Generalversammlung Geschäftsführung SGIPA-Vorstand IP FORUM Schweiz MitgliederAktivitäten Verwaltung IP-Beratungs Angebote Sekretariat Vorträge zu aktuellen Themen Netzwerk IP-Beratung Finanzen PsychotherapieAngebote Werbung /PR Netzwerk Psychotherapie Fortbildung IP-Therapie Redaktion SGIPAaktuell SGIPAaktuell Magazin Fortbildung IP-Beratung Webmaster Website SGIPA KOMPETENZZENTRUM IP IP-Gespräche Adlerian Café Bibliothek, Archiv/BuchAntiquariat Supervision IP-Berater/innen MitgliederVeranstaltungen Kooperation mit anderen Institutionen Angebote SGIPA Mitglieder Bildungsangebot (der SGIPA) Stand August 2015 Individualpsychologie/Alfred Adler im Internet www.alfredadler.ch www.dgip.de www.oevip.at www.iaip.com = = = = offizielle Homepage des Kompetenzzentrums für IP und SGIPA (Schweiz) Deutsche Gesellschaft für Individualpsychologie E.V. Oesterr. Verein für Individualpsychologie Internationale Vereinigung für Individualpsychologie weitere interessante Webseiten / Links mit der Thematik „Individualpsychologie und Alfred Adler“, finden Sie auf der offiziellen Webseite, www.alfredadler.ch bei „SGIPA>Mitglieder>Angebote“ in der Rubrik „Individualpsychologie im WorldWideWeb“. E-Mailadressen der SGIPA SGIPA-Magazin [email protected] Beiträge an Barbara Käser-Weber SGIPA (allgemein)[email protected] allgemeine Anliegen SGIPA (Gesamtvorstand) [email protected] Anliegen an Gesamtvorstand SGIPA und weitere IP-Termine Generalversammlung 2016: 9. April 2016,14.00 – 16.45 Uhr, Pädagogischen Hochschule in Zürich Vorstandssitzungen: 20. Januar 2016, 08:45 – 13:00 Uhr, Praxis ZSPK, Badenerstr. 21 8004 Zürich 23. März 201, 08:45 – 13:00 Uhr, Edufamily, Schützenstr.32, Winterthur Individualpsychologischer FORUM (Schweiz): Vortrag von Prof. Dr. Joachim Bauer 09. April 2016, 9.00 - 13.00 Uhr (inkl. Apéro), Pädagogischen Hochschule in Zürich FIPA Generalversammlung: Samstag 19. März 2016, 14:15 - 17:00 Uhr, Mühlebachstrasse 44, Zürich 36 SGIPAaktuell | Dezember 2015 | www.alfredadler.ch