2012-08 Holzkurier Koch MHM-Linie
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2012-08 Holzkurier Koch MHM-Linie
Produktion > Reportage Hundegger Zimmerer macht BSP selbst So bleibt die Wertschöpfung im Holzbauunternehmen Zimmermeister Herbert Koch ist vom Holzmassivbau überzeugt. Daher investierte er 2008 in eine Massiv-Holz-Mauer-Linie von Hundegger. Mit nur drei Mitarbeitern erzeugt er darauf 3000 m3/J fertig abgebundene Brettsperrholz-Elemente. O b der Trend zu Brettsperrholz gut für das Zimmererhandwerk ist, wird kontrovers diskutiert. Viele befürchten ein Abwandern der Wertschöpfung, da die industriellen Hersteller komplett abgebundene Elemente liefern. Dass es auch anders geht, beweist Holzbau Koch im bayerischen Ainring. Geschäftsführer Herbert Koch jun. hat schon 2008 bemerkt, dass die Bauherren immer mehr zu Massivbau in Holz tendieren. Als Zimmermeister und Energieberater ist er zudem überzeugt, dass behagliches Wohnen richtig massive Holzwände brauche. Die klassischen 9 cm starken BSP-Elemente überzeugten ihn nicht. Viel- Bayerische Bauten aus Salzburger Seitenware Die Massiv-Holz-Mauer-Linie von Hundegger besteht aus drei Teilen: ››einem Nut- und Falzautomaten für die Riffelung ››dem „Wandmaster“, wo die Bretter zu massiven Brettsperholz-Elementen verarbeitet werden ››einer Portalbearbeitungsanlage für den Abbund zu einbaufertigen Holzelementen Wie diese Maschinen in der Praxis arbeiten, zeigt Koch beim Werksrundgang. Dieser beginnt in der Schnittholzhalle. Koch versorgt sich regional. Der Betrieb liegt exakt 2,4 km von der Grenze zu Österreich entfernt. Daher überrascht es kaum, dass Pakete mit Seitenware aus Salzburger Sägewerken überwiegen. Die Bretter werden in der Hobelanlage auf eine Stärke von 23 mm gebracht und erhalten auf einer Seite eine 3 mm tiefe Riffelung. Die darin enthaltenen Luftpolster verbessern später in der Wand die Dämmwirkung. Die maximalen Wandabmessungen betragen 6 mal 3,5 m. Das Schnittholz wird in entsprechenden Längen eingekauft, eine Keilzinkung der Ware ist nicht nötig. Hundegger Gründung: Geschäftsführer: Standort: Mitarbeiter: Sortiment: 1978 Hans Hundegger, Otto Nothelfer, Walter Fahrenschon, Hans Schillmeier Hawangen/DE, weltweit 26 Niederlassungen 400, davon 300 in Hawangen Abbundanlagen, Zuschnitt, Portalbearbeitungsanlagen, Plattenkonfektion, Hobelmaschinen, MHM- u. PHE-Linien Drei Mitarbeiter für 3000 m3/J MHM-Elemente Wer sich vor Augen hält, wie aufwendig industrielle BSP-Produktionen aufgebaut sind, ist von der MHM-Lege- und Nagelstation zunächst einmal überrascht. Nur 12 mal 40 m (inklusive PBA) misst die Anlage. Der Wandmaster allein breitet sich auf 12 mal 14,5 m aus und wird von einer Person bedient. Deren Arbeitsablauf sieht folgendermaßen aus: Zunächst wird von der Arbeitsvorbereitung der Datensatz für die nächste Platte übernommen. Über eine Nestingfunktion werden die einzelnen Wandelemente so auf einer Platte angeordnet, dass der Verschnitt minimiert ist. Produziert wird übrigens nur auftragsbezogen, nicht auf Lager. Wenn der Auftrag eingelesen ist, geht‘s los: Die äußeren Lagen stehen im Einbauzustand immer senkrecht. Während des Holzkurier-Besuchs handelte es sich um eine Längslage, mit der begonnen wurde. Michael Mühlbauer geht dazu zur Längslagenaufgabe, neben der ein Wagen mit den vorgehobelten Lamellen platziert ist. Die Aufgabe geschieht händisch. Dabei kontrolliert der Mitarbeiter noch mal die Qualität und sortiert fehlerhafte Lamellen aus. Die allermeisten Stücke entsprechen aber den Vorgaben, werden über angetriebene Rollen eingezogen und auf einen Quertransportwagen übergeben. Der transportiert das Brett genau an seinen vorgesehenen Platz und legt es dort ab. Die Brettbreite kann von 14 bis 26 cm variieren. Das Nagelportal zieht die jeweils letzte Lamelle heran und sorgt für eine möglichst fugenfreie Positionierung. Genagelt wird in Bildquelle: Plackner, Koch (1) Nagelmündung: Aus diesen zwei Düsen kommen die Alunägel geschossen mehr entschied er sich, in eine eigene Fertigung zu investieren, und schaffte eine MHM-Linie von Hundegger, Hawangen/DE, an. Darauf vernagelt er Seitenware halbautomatisch zu Brettsperrholz – und hat somit die Wertschöpfung in seinem Betrieb auf- statt abgebaut. Noch wichtiger ist aber, dass Koch auf sein Produkt stolz ist: „Hinter dieser Bauweise kann ich stehen.“ Daten & Fakten Halb automatisch: Die Aufgabe erfolgt bei der MHM-Linie händisch – der Vorteil dabei ist, dass der Mitarbeiter die Qualität jedes Brettes beurteilen kann 30 H o l zk u r i e r 35 • 30.08. 2012 Nach der Aufgabe übernimmt die Maschine: Die Lamellen werden von Quer- und Längswagen an die richtige Position gebracht Reportage > Produktion Detail eines MHM-Wandquerschnitts: Luftpolster dank Riffelung und ein Alunagel Das ist Wertschöpfung: Aus SeitenKoch mit dem Massiv-Holz-Mauer-System von der ersten Lage aber freilich noch nicht. Wenn der Boden der Presse mit der ersten Brettlage bedeckt ist, kontrolliert der Mitarbeiter die korrekte Lage. Ein Schlag mit dem Kunststoffhammer bringt die noch lose liegenden Einzelteile in die richtige Position. Das war‘s dann aber auch schon mit der händischen Beihilfe. Ab der zweiten Lage wird jedes Brett unmittelbar nach dem Ablegen mit dem Nagelaggregat befestigt. CNC-gesteuert findet der Arbeitskopf das jeweils letzte Brett. Über zwei mitlaufende Rollen wird die Lamelle gegen die schon befestigten gedrückt, während gleichzeitig der Nagelkopf stakkatoartig die Verbindungsmittel ins Holz jagt. Wichtig: Die Nägel bestehen aus Aluminium. Das weiche Metall kann später mit herkömmlichen Holzwerkzeugen bearbeitet werden. Die dünnsten MHM-Wände bestehen aus fünf Schichten (11,5 cm). Maximal möglich sind 15 Lagen (34,5 cm). Am häufigsten werden aber elflagige Elemente mit gut 25 cm Stärke gefertigt. In Summe werden rund 3000 m3/J MHM-Elemente in den Ainringer Werkshallen erzeugt. Bevor aber von einbaufertigen Wandelementen gesprochen werden kann, fehlt ein Schritt: der Abbund. Erst einmessen, dann geht‘s von allein Sobald aus den Seitenbrettern die massiven BSP-Platten entstanden sind, geht‘s ab zur PBAAbbundanlage. Die bis zu 3 t schweren Brocken brauchen aber keinen Kran – nein, Mitarbeiter Thomas Helminger schiebt sie einfach händisch auf eine drehbare Rollenbahn und dann weiter auf die PBA. Was dort passiert, wurde schon in mehreren Holzkurier-Reportagen erläutert (zu- letzt im Heft 41/11, S. 12–13). In zwei Sätzen zusammengefasst: Die Portalanlage bearbeitet mit ihren CNC-Werkzeugen das ruhende Element. Nachdem Kreissäge, Bohrer und Fräsköpfen rund 15 bis 120 min gewerkt haben, wird das fertige BSP-Element entnommen. „Das geschieht komplett selbsttätig. Man braucht nur den Referenzpunkt einmessen. Dann arbeitet die Maschine von alleine. Und jetzt gehen Sie besser einen Schritt zurück!“ Der letzte Satz galt dem Autor dieser Zeilen, der beinahe den Lichtschranken der sich nähernden Anlage ausgelöst hätte. So gewarnt, konnte man weiter beobachten, wie aus den Rohplatten Fenster- und Türen ausgeschnitten, Falze eingefräst und Installationskanäle gebohrt wurden. Nach Fertigstellung wartet schon ein zweiter Mitarbeiter, der die Elemente in ein Zwischenlager oder direkt auf den wartenden Lkw hebt. „Die Nachfrage ist groß. Derzeit haben wir eine Vorlaufzeit von rund sechs Wochen. Ich achte aber immer darauf, dass ich Kapazitäten für die Lohnfertigung offenhalte“, erklärt Koch. Er erzeugt rund 50 Holzbauobjekte pro Jahr – großteils Einund Zweifamilienhäuser. 20 bis 30 errichtet er selbst, der Rest wird für andere Zimmereien gefertigt. Daneben bietet Holzbau Koch die klassischen Zimmererarbeiten wie Dachstuhlbau an. Dafür schaffte sein Vater schon vor 20 Jahren die erste CNC-Abbundanlage von Hundegger an. „Als ich dann vor vier Jahren eine Anlage für Fertigung von Massivholzwänden gesucht habe, war ich schnell von der MHM-Linie überzeugt“, erinnert sich Koch. „Es hätte auch keine Alternative gegeben.“ Die Entscheidung von damals war gold- In der ersten Lage wird das Nagelportal nur zum Klemmen der Lamellen verwendet Abgebunden wird mit der bewährten PBA: Die Portalbearbeitungsanlage von Hundegger hat sich bei Brettsperrholz zum Industriestandard entwickelt brettern erzeugt Holzbau Hundegger Wandelemente richtig. Auf die Frage, ob sich die Investition denn schon ausgezahlt habe, beginnt Koch zu lächeln und sagt: „Noch nicht ganz – aber bald!“ Die MHM-Elemente kommen bei Holzbau Koch bei so gut wie allen Außenwänden zum Einsatz. Innenwände werden zum Teil noch in Holzriegelkonstruktion ausgeführt. Für die Decken setzt man in Ainring auf Sicht-Tram-Konstruktion oder Dübelholz. Wobei – auch dafür hätte Hundegger eine Anlage im Angebot: die ProfilholzElemente (PHE)-Linie, wie sie seit Kurzem bei GT Systemfertigung im Einsatz ist (s. Reportage im letztwöchigen HK Heft 34, S. 24–26). Wer sich näher informieren will, kann das am HundeggerStand auf der Holzmesse Klagenfurt von 30. August bis 3. September tun. hp ‹ Geschäftsführer Herbert Koch jun. hat sich vor vier Jahren für die MHM-Linie entschieden und ist sehr zufrieden H o l zk u r i e r 35 • 30.08. 2012 31