weibliche berufsbezeichnungen im heutigen deutsch. eine korpus
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weibliche berufsbezeichnungen im heutigen deutsch. eine korpus
UNlVERZITA KARLOVA Filozoficka fakulta Üstav germanskych studii WEIBLICHE BERUFSBEZEICHNUNGEN IM HEUTIGEN DEUTSCH. EINE KORPUS-LINGUISTISCHE STUDIE. Diplomova prace Vypracovala: Marketa Dadkova Vedouci diplomove prace: PhDr. Marie Vachkova, Ph.D. Brezen2006 Cestne prohlaseni Prohlasuji, ze jsem tuto diplomovou prad vypracovala samostatne a vyhradne s pouzitim odbornych pramenu uvedenych v zaverecnem seznamu literatury. ,71 )j . I ..... /t!.(?.(~~~1:?~~~............ V Klatovech, dne 20.3.2006 2 Motto "Mehr Weiblichkeit täte unserer Sprache sehr gut" (KLEINE ZEITUNG 20.10.2000) 3 INHALTSVERZEICHNIS Einlei tung ______________________________________________________________________________________________________________________ .7 1. Teil I. II. III. IV. Einführung in die Thematik 10 Erste und Neue Frauenbewegung 13 Sprachwandel und Sprachpolitik 16 Soziologisch-linguistischer Hintergrund und die Be ruf sbe z e i chn ung _________________________________________________________________________________________________ 19 V. Thesen und Gegenthesen der feministischen Sprachwissenschaft VI. 24 Richtlinien zur Vermeidung von sexistischem Sprachgebrauch _________________________________________________________________________________________________________ 30 VI I . VIII. Sp r a chI i ehe r Hin te rg rund________________________________________________________________________________ 37 Die Möglichkeiten der Sichtbarmachung der Frauen bei den Beruf sbe zei chnungen im Deut s chen____________________________________________________________ 41 1. Denotat spe z i f i ka _____________________________________________________________________________ 41 2. Eigenständige Lexeme ___________________________________________________________________ 41 3. Movierte Feminina 42 4. Kompo s i t a _______________________________________________________________________________________________ 44 5 . Substantivierte Adj ekti ve und Partizipien_______________ 45 6. Spe z i f i z ierung durch At t r ibu te __________________________________________ 46 7. Spl i t t ing_______________________________________________________________________________________________ 46 8. ,Spar formen' _______________________________________________________________________________________ 46 9. Neu t r al i sie rungen___________________________________________________________________________ 4 9 11. Teil I. 11. Parameter der korpuslinguistischen Untersuchung ______________________ 51 Verzeichnis der belegbaren femininen Berufs-, Beschäftigungs- und berufsähnlichen Bezeichnungen und Titel 55 4 1. Zusammenstellung des Verzeichnisses ____________________________ 55 2. Verzeichnis der belegbaren femininen Berufs-, Beschäftigungs- und berufsähnlichen Be z e i chn ungen und Ti tel ____________________________________________________________ i Gruppe 1: Landwirtschaft, Tierzucht, Tierpf1egei Gruppe 2: Künstlerische Berufe________________________________________ ii Gruppe 3: Är zt innen ______________________________________________________ _______________ y Gruppe 4: Gesundheitliche Pflege, soziale Hilfe, Betreuung______________________________________________________________________Vl Gruppe 5: Handel, Finanzwesen, Steuern_________________ yii Gruppe 6: Bergbau, Bau, Geo-Berufe ______________________________ ix Gruppe 7: Medien, Film, Werbung, Druckwesen, Dokumentation ix Gruppe 8: Gästebetreuung , Tourismus ___________________________ xi Gruppe 9: Wissenschaft, Forschung ______________________________ xii Gruppe 10: Büro, Verwaltung, Organisation, Dip 1 oma t i e _________________________________________________________ xi i i Gruppe 11: Sport _________________________________________________________________________ xi v Gruppe 12: Bekleidung, Körperpflege, Design xv Gruppe 13: Transport, Spedition, Nachrichtenverkehr xv Gruppe 14: Schulwesen, Erziehung _________________________________xvi Gruppe 15: Ordnung, Recht, Sicherheit, Bewa ch ung ____________________________________________________________ xv i i Gru ppe 16: I T - Be ru f e __________________________________________________________ xv I I I Gruppe 17: Produktion, Technik, Ver- und Bea r be i t ung ____________________________________________________ xv i i i Gruppe 18: Ernährung _________________________________________________________________ xx Gruppe 19: Reinigung_________________________________________________________________ xx Gruppe 20: Religion, Kirche _______________________________________________ xx Gruppe 21: Sonstige Berufe ________________________________________________ xxi 111. Sprachkorpusunterstützter Vergleich der synonymen Be ru f sbe z e i chn ungen__________________________________________________________________________________________ 61 1. Einheimisches Wort vs. Fremdwort 5 62 a) Berufsbezeichnungen im medizinischen 63 Bereich b) Wissenschaftliche und forschende Berufe 65 c) Aufwertung der Fremdwörter _______________________________________ 68 d) Zusammenfassung der Konkurrenz zwischen dem einheimischen Wort und dem Fremdwort 2. Umwertung einheimischer Berufsbezeichnungen 70 72 3. Movierung vs. movierte Komposition ______________________________ 74 a) Berufstätige statt Ehefrauen __________________________________ 75 b) Kün s t 1 erbe ruf e _____________________________________________________________________ .7 6 c) Sportlerinnen 79 d) Zusammenfassung der Konkurrenz zwischen Movierung und movierter Komposi tion _________________ 81 4. Fremdwort mit dem einheimischen Suffix vs. Fremdwort mit dem fremden Suffix IV. 81 Sprachkorpusunterstützter Vergleich der Schreibweisen ______ ß5 1. -ph- vs. -f- Schreibung der Fremdwörter ___________________ ß5 2. , Sparformen ' ._______________________________________________________________________________________ 87 V. Zusammenfassung und Auswertung der erhobenen Daten _______________ 90 VI. Resume 97 Anhang 1 - Tabelle der verwendeten Korpustexte _________________________ 103 Anhang 2 - Verzeichnis der Tabellen und Abbildungen ____________ 104 Literaturverzeichnis 105 6 EINLEITUNG Fragen nach dem Zusammenhang von Sprache und Geschlecht lassen sich unterscheiden in solche, die die Möglichkeiten der Personenbezeichnung betreffen und solche, die sich auf das kommunikative Verhalten von Frauen und Männern beziehen. Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der ersten Fragestellung und analysiert die wichtigsten Schwerpunkte der Problematik der Bildung und Verwendung der weiblichen Berufsbezeichnungen. Sie beschäftigt sich sowohl mit den sprachinternen als auch mit den sprachexternen Bedingungen. Kapitel I konzipiert die Zugangsweisen zu dieser Problematik und macht auf die Schwierigkeiten der Forschung aufmerksam. Die Frauenbewegungen und sprachpolitischen Bestrebungen der Frauen - Themen der Kapitel 11 und II.!- repräsentieren die sprachexternen Faktoren des Sprachwandels. Sie zeigen die Möglichkeiten und Grenzen der bewussten Sprachveränderungen, die von außen benannt werden und in den allgemeinen Sprachgebrauch künstlich durchgesetzt werden sollen. In Kapitel IV kommt hinzu noch die soziologisch-linguistische Frage der Verwendung und Veranderung der Berufsbezeichnungen::-/ Ab Kapitel V werden die sprachinternen Züge analysiert. Zuerst geht es um die Thesen und Gegenthesen der feministischen Sprachwissenschaft (Kapitel V), die die Genusasymmetrie und sexistische Ausdrucksweisen beschreiben. Darauf aufbauend beschäftigt sich Kapitel VI mit den Abschaffungsmöglichkeiten der von der feministischen Linguistik beschriebenen Probleme. Kapitel VII und VIII befassen sich mit den linguistischen Eigenschaften des Deutschen. An diesen Stellen werden die morphologischen und Wortbildungsmöglichkeiten bei den Berufsbenennungen ~ l' unter YLupe genommen. Kapitel VIII listet die geschlechtsspezifischen Ausdrucksweisen bei den weiblichen Berufsbezeichnungen auf. Zusammenfassend kann man andeuten, dass Morphologie und Wortbildungsmöglichkeiten der deutschen Sprache zwar kein Hindernis bei der Bildung der femininen Formen darstellen, aber bei weitem nicht der entscheidende Impuls bei Verwendung bzw. Nichtverwendung der weiblichen 7 7 Formen der Berufsbezeichnungen sind. Man muss bei dem Umgang mit weiblichen Bezeichnungen unterscheiden, ob die Referenten nur Frauen sind, oder ob sich von dem Sachverhalt beide Geschlechter angesprochen fühlen sollen. Beide Auffassungen erfordern, falls man geschlechtergerechte Formulierungen bilden will, eine umsichtige Berücksichtigung der sozialen, historischen und psychologischen Variablen. Überdies sollte der persönliche Wunsch der betroffenen Person nach der Art und Weise der Bezeichnung beachtet werden. Die soziale und historische Dimension des Sprachgebrauchs und unterschiedliche Zugangsweisen der Sprecherinnen und Sprecher stehen den unifizierenden Bestrebungen der Sprachpolitik und den Vorschlägen der zahlreichen Richtlinien gegen den sexistischen Sprachgebrauch im Wege. Der praktische Teil der Arbeit untersucht die Sprachgewohnheiten aufgrund des im Korpus des Instituts für deutsche Sprache in Mannheim gesammelten authentischen Wortmaterials, das aus der Zeitspanne 1989 - 2004 stammt (mehr über das Korpus siehe S. 51). Die Korpusanalyse soll zeigen, ob es möglich ist, innerhalb der diversen Gebrauchsweisen sprachlicher Mittel bestehende Neigungen der SprachbenutzerInnen zu einzelnen Aspekten der Problematik zu finden. Die Aufmerksamkeit wird auf die synonymen Paare der femininen Berufsbezeichnungen, die Verwendung von Fremdsuffixen bzw. einheimischen Suffixen bei der Movierung der Fremdwörter sowie auf die Schreibweisen der Berufsbezeichnungen gelenkt. Es werden Fremdwörter mit den einheimischen Berufsbenennungen kontrastieryowie diverse Aspekte der Umbenennung erläutert. Des weiteren wird die Schreibung der Fremdwortberufsbezeichnungen mit den Wortbestandteilen ,phon' bzw. ,fon', ,phot' bzw. ,fot' und ,graph' bzw. ,graf' untersucht. Der letzte Abschnitt widmet sich den sog. ,Sparformen' . Der Anschaulichkeit halber und aufgrund der besseren Konfrontation der Begriffe werden/soweit dies möglich,die Ergebnisse der Untersuchung grafisch dargestellt. Die Korpusanalyse wird auch innerhalb des ersten theoretischen Teiles der Arbeit durchgeführt, und zwar stets dort, wo sie der Bestätigung bzw. 8 Widerlegung der aus der Sekundärliteratur stammenden Behauptungen dienen kann. An diesen Stellen werden auch korrespondierende männliche Berufsbenennungen in die Analyse mit einbezogen. Die korpuslinguistische Studie des zweiten Teiles arbeitet Berufsbezeichnungen. 9 ausschließlich mit femininen I. Teil I. EINFÜHRUNG IN DIE THEMATIK Die Forschung über die Berufsbezeichnungen für Frauen und Männer beschäftigt sich nicht nur mit dem Sprachsystem, mit den potentiell angelegten Möglichkeiten der Bezeichnung, sondern auch mit den Gewohnheiten, die sich im Sprachgebrauch tatsächlich wiederfinden. Diese Unterscheidung ist für Diskussionen über Reformvorschläge wichtig: Sollte in erster Linie das Sprachsystem geändert werden, d.h. neue Bezeichnungsmöglichkeiten geschaffen werden, oder ist das Ziel eher ein anderer Sprachgebrauch, d.h. eine veränderte, bewusstere Auswahl aus bestehenden Möglichkeiten? (PEYEK GROTH 1996: H.). Im Sprachsystem können genügend nichtsexistische Sprachmittel vorliegen, aber es hängt von den Sprecherinnen und Sprechern ab, ob sie diese in ihren Sprachgebrauch übernehmen oder nicht. Sie vollziehen den Sprachwandel zu einer ,gerechteren Sprache', indem sie die Neuerungen, die gegenüber den alten Sprachverwendungen stehen, gebrauchen und weiterverbreiten. Auf der Ebene der strukturbezogenen Genderforschung standen bisher formale, semantisch-kognitive und historische Probleme im Vordergrund. Unter formalen Gesichtspunkten wurden Arten der Genus- und Nominalklassifikation untersucht, vor allem die morphologischen Ausprägungen von Kongruenzbeziehungen. Semantische und kognitive Aspekte enthielten die Fragen, ob Genuszuweisungen eher arbiträr erfolgen, oder ob nominale Kategorisierungen vielmehr semantisch motiviert sind, z. B. auf Grund ,natürlicher' oder kulturspezifischer Eigenschaften der bezeichneten Objekte. Die historische Fragestellung befasst sich mit Entstehung, Veränderung und Verlust von Genuskategorien überhaupt. Unabhängig davon, ob eine Sprache über grammatische Genus-Kategorien verfügt (Deutsch, Russisch) oder Geschlecht vor allem mit lexikalischen Mitteln ausdrückt (Englisch, Japanisch), ob derivationelle oder kompositionelle Wortbildungsmuster für die Bildung 10 geschlechtsspezifischer oder geschlechtsindefiniter Personenbezeichnungen zur Verfügung stehen, lassen sich in allen bislang untersuchten Sprachen strukturelle und gebrauchspraktische Asymmetrien nachweisen (insbesondere Ausprägungen von ,Mann als Norm, Frau als Abweichung'). Zur Erklärung dieser ,sprachlichen Ungerechtigkeit' muss auf soziokulturelle Bedingungen der Geschlechterverhältnisse zurückgegriffen werden (BUSSMANN 2002: 618). Im Deutschen lassen sich die Möglichkeiten der Bezeichnungen von Frauen und Männern grundsätzlich folgendermaßen unterscheiden: a) Verschiedene Lexeme für Frauen und Männer b) Movierung c) Wörter mit Differentialgenus (substantivierte Adjektive und Partizipien) d) Geschlechtsabstrahierende Bezeichnungen. Personenbezeichnungen aus den Gruppen a) und d) kommen in der Alltagssprache häufig vor, bilden aber insgesamt nur einen kleinen Teil aller möglichen Bezeichnungen. Wörter der Gruppen b) und c) sind sehr zahlreich und stellen produktive Muster für Bildung neuer Wörter dar (z. B. für Berufe wie Cutter - Cutterin, die Diskjockey - der Diskjockey). Bei den Personenbezeichnungen besteht eine enge Beziehung zwischen dem grammatischen Geschlecht eines Wortes und dem natürlichen Geschlecht der damit bezeichneten Person. Die Gleichsetzung von Genus und Sexus ist jedoch nicht möglich. Abweichungen sind in der ersten und in der letzten der oben aufgezählten Gruppen zu finden (z. B. das Mädchen, die Person, das Individuum). Außerdem können maskuline Formen der Bezeichnungen aus den Gruppen b) und c) generisch verwendet werden. Dabei ist anhand von morphologischen Merkmalen nicht zu erkennen, ob sich das Wort nur auf Männer oder sowohl auf Männer als auch auf Frauen bezieht. Das kann sich nur aus der kontextbezogenen Interpretation ergeben. Nicht zufällig sind generisch verwendete Personenbezeichnungen ein wesentliches Thema der feministischen Sprachkritik: Egal, ob ein Wort generisch oder spezifisch verwendet wird, Männer sind in jedem Fall gemeint. Die Frauen sind es, die in solchen Fällen 11 überlegen müssen, ob sie selbst mitgemeint sind. Der Grad der Unsicherheit unterscheidet sich je nach den verwendeten sprachlichen Mitteln (PEYER, GROTH 1996: 2f.). Eine befriedigende Lösung, die diese Unsicherheit beseitigen würde, wurde bislang nicht gefunden. Die meisten Richtlinien, deren Aufgabe es ist, das Problem zu erläutern und Empfehlungen zu liefern, raten dazu, verschiedene Formulierungsmöglichkeiten zu kombinieren. Sie schlagen Ausweichung auf geschlechtsindifferente Bezeichnungen oder die explizite Nennung von Frauen und Männern vor. Da die explizite Nennung unökonomisch ist, drängen sich Abkürzungen auf, von denen das große ,1' im Wortinnern die radikalste ist. Eine extreme Möglichkeit stellt die Verwendung des generischen Femininums dar, die allerdings keine Lösung des Problems bietet, sich aber hervorragend dazu eignet, es zu illustrieren (PEYER, GROTH 1996: 4). 12 11. ERSTE UND NEUE FRAUENBEWEGUNG Nach dem zweiten Weltkrieg, aber besonders in den späten sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts wuchs im Zusammenhang mit dem Erstarken der Neuen Frauenbewegung das Interesse an der Geschlechterforschung. Ebenso wie die Erste Frauenbewegung, die aus der Ablehnung des politischen Systems der 48er-Jahre des 19. Jahrhunderts hervorging, und primär eine politische Bewegung war, war die Neue Frauenbewegung eme politische Protestbewegung, deren Mitglieder erst sekundär zur Frauenfrage gelangten (NAVE-HERZ 1997: 103ff.). Die ältere Frauenbewegung (etwa bis 1933) hatte ihren Schwerpunkt in der Praxis, d. h. in der Gründung und Organisation von Vereinen und Verbänden. Die Neue Frauenbewegung konzentrierte sich zunächst auf die Herausbildung einer Theorie, die sich durch ständigen Rückgriff auf Ideen, Programme und Theoriefragmente der Ersten Frauenbewegung auszeichnet. So entstand die Theorie des Feminismus. Erst Ende der sechziger Jahre waren die meisten geistigen, materiellen und institutionellen Barrieren (Nachkriegsdepression, unerfreulich niedrige Anzahl gebildeter Frauen) überwunden und die gesellschaftlichen Bedingungen günstig, sodass die Frauen sich der In-die-Praxis-Umsetzung widmen konnten (pUSCH 1983: 12f.). Innerhalb der beiden Frauenbewegungen gab es viele unterschiedliche Gruppierungen mit unterschiedlichen Bestrebungen und Zielsetzungen. Einige verfolgten das aufklärerische Prinzip der Freiheit, Gleichheit und Mündigkeit. Andere traten für die Abschaffung der kapitalistischen Gesellschaftsordnung als Quelle der Unterdrückung der Menschheit und damit auch der Frauen ein. Eine weitere Richtung forderte die Veränderung der Situation der Frau, ohne die bestehende Gesellschaftsordnung selbst in Frage zu stellen. Die radikalen Feministinnen der Neuen Frauenbewegung sahen den primären Feind im Patriarchat und in der damit zusammenhängenden Unterdrückung der Frau auf der Ebene der Sexualität und der der patriarchalischen Verhaltensweisen. Sie wollten eine weibliche Gegenkultur zu der männlichen schaffen. Den 13 gemeinsamen Klassenkampf lehnten sie als "männliche Strategie" ab (NAVEHERZ 1997: 103ff.). Sie bemühten sich um Erstarken des Einflusses der Frau im politischen und gesellschaftlichen Leben. "Mitte der 70er Jahre differenzierten sich die Aktivitäten und Gruppen. Mit zahlreichen Projekten und Initiativen kämpften sie gegen die alltägliche Diskriminierung von Frauen in Beruf und Gesellschaft. [...] ...seit 1973 [wurden] zahlreiche Frauenzentren gegründet, die als Versammlungs- und Arbeitsorte dienten. Ein feministisches Bewußtsein mit dem Ziel, den allgemeinen Einfluß der Frau im politischen und gesellschaftlichen Leben zu stärken, begann sich in der Bewegung durchzusetzen. Mit der Forderung nach gleichem Lohn für gleiche Arbeit gingen Frauen auf die Straße, überregionale Konferenzen zu Frauenthemen fanden großen Zulauf. 1974 wurde in München der erste Frauenverlag gegründet, ein Jahr später der erste Frauenbuchladen eröffnet. 1976 entstand in West-Berlin das erste Frauenhaus für mißhandelte Frauen. Im selben Jahr fand - ebenfalls in WestBerlin die erste Frauen-Sommeruniversität statt." (Neue Frauenbewegung 2005) In den neunziger Jahren des 20. Jahrhunderts trat die Frauenbewegung nicht mehr in Form großer Protestdemonstrationen in Erscheinung. Diese Zeit scheint durch einen Wandel des Frauenbildes und Frauenideals geprägt zu sein. Nach etwa dreißig Jahren Feminismus und der Auseinandersetzung mit feministischen Bestrebungen in der Öffentlichkeit, melden sich die Protagonistinnen nicht mehr so heftig zu Wort. Der radikale Feminismus wird abgelehnt. Falsche Interpretationen und Reduktionen von feministischen Thesen, haben sogar dazu geführt, dass der Feminismus in der Öffentlichkeit diskreditiert wurde (GANSEL 1995: 322f.). Die Frauenbewegung existiert aber im alltäglichen Leben am Arbeitsplatz oder in der Familie weiter. "Die Frauen werten sich als selbstbewusst, emanzipiert, unabhängig, nicht als Opfer ständiger Unterdrückung und Bevormundung, berufstätig, mit oder ohne Partner oder Kinder./I (GANSEL 1995: 322) Es ist normal geworden, über das Verhältnis zwischen den Geschlechtern nachzudenken. Es gilt als progressiv, eine emanzipierte Frau zu sein, aber es ist nicht mehr ,in', sich als Feministin zu bezeichnen (NAVE-HERZ 1997: 100). An die bahnbrecherische Tätigkeit der Frauenbewegung hat die feministische Linguistik angeknüpft. Sie hat sich direkt darum verdient gemacht, das Bedürfnis der Suche nach der befriedigenden Lösung der 14 geschlechtergerechten Sprachsituation ins allgemeine Bewusstsein zu bringen. Die Rolle des radikalen Feminismus ist deshalb nicht nur in diesem Teilbereich des menschlichen Lebens unumstritten und man muss zugeben, dass von ihm positive Impulse ausgegangen sind, die in gemäßigten Formen im Alltagsleben der Frauen Fuß gefasst haben. 15 111. SPRACHWANDEL UND SPRACHPOLITIK Die Sprache ist genauso einer Entwicklung unterworfen wie alle anderen Bereiche des Lebens. Die Veränderungen von Sprachelementen und Sprachsystemen in der Zeit werden als Sprachwandel bezeichnet. Neben den unterbewussten Veränderungen, denen jede Sprache ständig ausgesetzt ist (semantischer Wandel bereits existierender Wörter, Ausfallen der Wörter, die nicht mehr benötigt werden), gibt es auch einen bewusst angestrebten Sprachwandel - eine Sprachpolitik. Sie ist "die bewußte und gezielte Einflußnahme einer bestimmten Gruppe auf Teilbereiche der Sprache" (SAMEL 2000: 89). Dieser künstliche Eingriff in den Sprachgebrauch erfolgt meistens durch staatliche Stellen und versucht, durch Verbot oder Vorschrift bestimmter Gebrauchsalternativen das Bewusstsein der Sprecher zu beeinflussen (GLÜCK 1993: 584). Die Entwicklung der Sprachelemente wird in eine bestimmte Richtung gelenkt, indem der Gebrauch jener sprachlichen Phänomene entweder unterstützt oder unterdrückt wird. Solche Maßnahmen können allerdings nur dann erfolgreich werden, wenn in der Sprachgemeinschaft Ansätze für die gewünschten Entwicklungen gegeben sind und wenn die gesellschaftlichen Autoritäten die Durchsetzung der Neuerungen aktiv forcieren (HELLINGER, SCHRÄPEL 1983: 4lf.). Sprachwandel, der zum Abbau sprachlicher Diskriminierung von Frauen führen sollte, wurde von der unterdrückten Gruppe selbst ausgelöst. Er ist aber auch politisch und ökonomisch motiviert. Die Anhänger und Anhängerinnen versuchen, nicht nur die kommunikativen Verhältnisse zu ändern, sondern sich auch von herrschenden Machtverhältnissen zu befreien. Die politische Motivation dieses Sprachwandels zeigt sich unter anderem darin, dass bestimmte Aspekte der geschlechtergerechten Sprache legislativ unterstützt wurden. Die nichtsexistische Sprache ist für die Vertreter und Vertreterinnen keine Alternative zum Standard, sie wollen den Standard selbst ändern, was die Möglichkeit der Sanktionierung der Verletzungen gäbe. Dabei müsste aber das Hinterherhinken der Norm und die Tatsache berücksichtigt werden, dass 16 verschiedene Strukturbereiche der Sprache unterschiedlich schnell vorgegebenen Änderungen unterliegen (SCHRÄPEL 1985: 219ff.). Die feministische Sprachpolitik hat das Ziel, den Sprachgebrauch der Gleichbehandlung der Frauen und der Männer in solcher Art und Weise zu fördern, dass die sexistischen Ausdrücke allmählich aus der Sprache eliminiert werden. Dazu müssen zu den alten Ausdrucksweisen neue Alternativen angeboten werden, die vorübergehend mit den alten Ausdrücken koexistieren werden. Sie erfasst ,nur' grammatische und semantische Aspekte des Sprachsystems, die aber die ganze Gemeinschaft betreffen sollten und nicht nur eine Teilgruppe. Feministische Sprachpolitik nimmt oft schon bestehende geschaffene Alternativen auf und versucht, sie zu fördern und zu verbreiten. Anstöße für die Neuerungen stammen oft aus dem individuellen Wissen von Laien, die sich der Mängel der Sprache bewusst sind. Auf legislativer oder administrativer Ebene kann Sprachpolitik durch Verordnungen oder Gesetze betrieben werden. Der Gebrauch von Innovationen wird verbindlich für diejenigen, die innerhalb des Geltungsbereichs kommunizieren. Orientierungshilfen für die Nutzer stellen jene Richtlinien dar, die keine detaillierte Beschreibung des neuen Gebrauchs anbieten, sondern nur erste, grobe Informationen über die Innovation geben. Ihre Wirksamkeit hängt davon ab, wer sie herausgibt (Firmen, Verlage, Parteien), wie verbindlich sie sind und welchen Verbreitungsgrad sie haben. Eine zentrale Rolle in dem Annahmeprozess spielen die Massenmedien und das Erziehungswesen (SCHRÄPEL 1985: 223ff.). Die Sprachgemeinschaft scheint die feministische Sprachreflexion angenommen zu haben, so dass diese Eingang in das Alltagsleben gefunden hat (SAMEL 2000: 45). Die Tatsache, dass der Bestand der femininen Berufsbezeichnungen in den letzten Jahren bedeutsam bereichert wurde, demonstriert Rajnik mit den Ketten: Magd - Dienstmädchen - Hausgehilfin - Hausangestellte - Hausassistentin und Kehrfrau - Aufwartefrau - Putzfrau - Putzerin - Reinemachefrau - Aufräumefrau - Reinigungsfrau -Raumpflegerin (RAJNIK 1979: 129). Mit all diesen Ausdrücken hängen ein Umwertungsprozess und eine 17 Bedeutungsverschiebung zusammen. Jede Benennung beinhaltet zusätzliche Bedeutungen und ruft bestimmte Konnotationen hervor. Die Frage ist, welche der vielen Alternativausdrücke sich langfristig behaupten können, bzw. zu welchen Bedeutungsverschiebungen es kommt, denn die Sprache braucht natürlich nicht alle Benennungen als Synonyme. Duden Universalwörterbuch (2003) bezeichnet Magd als veraltend in der Bedeutung ,dienende weibliche Person' und als veraltet in der Bedeutung ,Jungfrau' oder ,Mädchen'. Dieses Wort tritt eindeutig aus dem aktiven Sprachgebrauch zurück. Hausassistentin ist durch die Korpusanalyse nicht belegbar. Das heißt, dass dieser Begriff entweder vor 1989 geläufig war und inzwischen nicht mehr gebraucht wird, oder dass es sich nur um eine zeitweilige Bildung handelte, die wahrscheinlich nur auf die zeitgemäße Situation bzw. Notstand reagierte, aber kein ! _Q~llerb~stehen gefunden hat. Die übrigen drei Benennungen sind belegbar, wobei man vermuten könnte, dass Hausangestellte aufgrund ihrer Form, die im Plural geschlechtsneutral und im Singular nur durch den bestimmten Artikel geschlechtsunterscheidend ist, für geschlechtsabstrahierende1 Äußerungen die beste Lösung darstellt (neben Haushaltshilfe, die auch geschlechtsneutral ist, die aber Rajnik (noch) nicht anführt). Außerdem klingt Hausangestellte besser als Formen mit den Komponenten - hilfe oder -gehilfin. Es handelt sich um einen jener verhüllenden Ausdrücke (siehe unten), die den Aufgabenbereich der Person nicht direkt bezeichnen. Aus der zweiten Kette von Rajnik sind Kehrfrau und Aufräumefrau nicht belegbar. Auch hier wurde inzwischen mindestens ein geschlechtsneutraler Begriff geläufig: Reinigungskraft. Anhand dieser Beispiele lässt sich die enorme Dynamik und Veränderlichkeit von Sprache auch in kurzen Zeiträumen (Rajnik 1979, Korpus 1989 - 2004) nachvollziehen; diese ist insbesondere dann gegeben, wenn es sich bei den betrachteten Berufen um niedrigqualifizierte handelt, die einem außerordentlichen sozialen Druck und dem Drang nach einer besseren Bewertung durch die Sprachgemeinschaft ausgesetzt sind. In solchen Situationen ist die Sprachpolitik oft machtlos - die Mächte des unbewussten Sprachwandels übernehmen die Vorherrschaft. 18 r Cl IV. SOZIOLOGISCH - LINGUISTISCHER HINTERGRUND UND DIE BERUFSBEZEICHNUNG Zunächst wurde das Thema ,Sprache und Geschlecht' im Rahmen der Soziolinguistik behandelt, in der das Geschlecht eine der Variablen neben Schicht, Beruf, Alter oder regionale Herkunft war. Die gefundenen Verbindungen von Sprache, Geschlecht und Macht zusammen mit der sozialen Diskriminierung der Frauen, die auch in der Sprache bestätigt wurde, haben den Feminismus in die Sprachwissenschaft hineingetragen. Die feministische Sprachforschung wurde von Mary Ritchie Key und Robin Lakoff in den USA begründet. Im deutschsprachigen Raum hat ihre Thesen Senta Trömel-Plötz verbreitet, wobei sie die amerikanischen Beispiele durch eigene aus dem deutschen Milieu ersetzt hat. Bahnbrecherisch war für die feministische Sprachkritik in der Bundesrepublik auch das Buch "Häutungen" (1975) von Verena Stefan, in welchem die Autorin das Indefinitpronomen "man" durch "frau" ersetzte. "Die Ich-Erzählerin schildert die Aufenthaltsbedingungen in der WeIt der Männer, ihren Aufbruch daraus und die schrittweise Verwandlung von einem bevormundeten, sprachlosen Geschöpf in eine Person, die sich Sprache zurechtformt und zu eigen macht" (HÄUTUNGEN 2003). Die feministische Sprachkritik spielte zweifelsohne die entscheidende Rolle bei den Neubenennungen der weiblichen Berufe, aber es gab noch weitere Faktoren, die den rapiden Sprachwandel im Bereich der femininen Berufsbezeichnungen unterstützt haben. Die berufliche Emanzipation der • 1" ,"'j<'"L-A~ __~{ ./",,' v- Frauen, die Tatsache, dass rnefuiind mehr Frauen an allen Gebieten des beruflichen Lebens teilnehmen, muss sich gesetzmäßig in der Sprache widerspiegeln. Es gibt kaum noch Berufe und Funktionen, die ausschließlich von Männern ausgeübt werden. Des weiteren tritt seit Ende des zweiten Weltkriegs sehr stark der Prestigefaktor und die damit verbundene Umwertung des existierenden Berufswortschatzes hinzu. Der Beruf und die mit ihm verbundene Einkommenslage wurden zum dominierenden Gliederungsprinzip in der Gesellschaft. Immer mehr Berufsgruppen wurden mit ihren alten 19 Bezeichnungen unzufrieden, denn mit einem Beruf übernimmt man auch immer eine soziale Rolle. Besonders im Dienstleistungsbereich haben neue Wörter sehr häufig eine Abwertung der früheren Berufsbezeichnungen hervorgerufen. Der Umwertungsprozess, oft von zunehmendem Prestige unterstützt, ermöglicht durch vorteilhaftere Konnotationen, durch mehrere inhaltliche Deutungsmöglichkeiten, durch Verwendung von Euphemismen, Verhüllungsoder Fremdwörtern eine enge Verbindung mit sozial höherstehenden Berufsgruppen. Oksaar führt unter den soziopsychologischen Kriterien der Wahl der Berufsbenennungen die Realisation von drei zusätzlichen Perspektiven an: 1. Überordnung. Sie kommt entweder direkt oder indirekt zum Ausdruck. Den ersten Fall repräsentieren alle Komposita mit Chefin, indirekt ist sie implizit anwesend bei Landwirtin oder landwirtschaftliche Unternehmerin. 2. Bildungsebene. Sie wird bei einigen Bezeichnungen verbal hervorgehoben, indem der Bildungsstand Teil der Benennung ist: akademische Malerin, Diplomingenieurin. 3. Ausdruck und Appell. Sie kommen besonders bei hauswirtschaftlichen Berufen, sowie Reinigungs- und Sozialpflegeberufen zum Ausdruck. Es herrscht große Variation von Bildungen mit -hilfe, -gehilfin oder -helferin, -pflegerin oder -betreuerin. Die Semantik solcher Benennungen drückt einen psychologisch gezielten Appell aus, denn "Hilfe oder Pflege braucht jemand, der ohne dies nicht auskommen kann und dadurch auch im Abhängigkeitsverhältnis zu dem Helfenden und Pflegenden steht. Diese Tatsache ruft sprachlich eine ganz andere Beziehung zwischen Arbeitsgeber und Arbeitsnehmer hervor als z. B. die Ausdrücke mit Diener als einer Komponente. Hilfe und Gehilfin haben als Ausdruck und Appell im hauswirtschaftlichen Bereich eine Parallele in Stütze ..." (OKSAAR 1976: 121f.) Das Sich-Verstecken und das Sozialprestige sind die Hauptgründe dafür, warum konkurrierende Synonyme und Inhaltsveränderungen wie Putzfrau, Putzhilfe, Reinmachefrau, Raumpflegerin, Hausgehilfin oder Hausangestellte erfunden wurden. Zum Beispiel ist die Bezeichnung Raumpflegerin laut Küpper 20 schon gegen 1955 als scherzhafte Bildung entstanden. Seit 1961 sind die Formen Raumpfleger und Raumpflegerin in der offiziellen Berufsstatistik zu belegen, und Raumpflegerin überwiegt bei weitem in den Anzeigen vor Benennungen wie Putzfrau, Putzhilfe und dergleichen. Jedoch, als Reaktion der Gesellschaft auf diese durch Prestige bedingte Neubezeichnung entstand eine Reihe von scherzhaft-ironischen Parke ttakroba tin oder Bildungen wie Staubsaugerpilotin Parkettmasseuse, (OKSAAR Parkettkosmetikerin, 1967: 206ff.). Solche Ausdrücke dienen aber nur der zeitweiligen Fesselung der Aufmerksamkeit und wenn sie trotzdem eine gewisse Geläufigkeit erlangen, dann eher in der gesprochenen Sprache. Sie sind im Korpus nicht belegbar, aber eine ähnliche I/' lustigeBezeichnung erscheint dort doch einmal- die Fussbodenmasseuse. , T--'--,_j Sozialpsychologische Gründe hat auch die Meidung der femininen Berufsbezeichnungen von Frauen, die Prestigeberufe ausüben. Wegener, Köhler und Kopsch sehen den Grund dafür, dass sie dem Maskulinum oft Vorzug geben, in der Tatsache, dass sie gelernt haben, die Welt aus der Perspektive der Männer zu sehen. Sie fühlen sich mitgemeint und anerkannt, wenn sie mit "Liebe Juristen" angeredet werden, und werden sich hüten, eine Rede mit "Liebe Juristinnen und Juristen" einzuleiten, weil sie sich nicht in die ,Frauenecke' stellen lassen wollen. Sie wollen keine abgeleitete Berufsbezeichnung. Sie wollen vergessen machen, dass sie eine Frau sind, und dagegen deutlich machen, dass sie eine Position unabhängig von ihrem Geschlecht kompetent ausüben, (WEGENER, KÖHLER, KOPSCH 1990: 17ff.). / Manchmal wird für dieselbe Person einmal das Maskulinum und ein anderes Mal das Femininum verwendet. Solche Schwankungen entstehen aus der gleichzeitigen Existenz der beiden Varianten und zeigen die Ausdrucksunsicherheit der Sprachgemeinschaft im Sprachgebrauch (SAMEL 2000: 123). Mit der Frage des Sozialprestiges hängt auch die häufige (und mittlerweile weitgehend standardisierte) Meidung der Worte Arbeiter(in), Fräulein (als Anrede) und Mädchen in den Zusammensetzungen zusammen: Wissenschaftlicher Hilfsarbeiter heißt jetzt wissenschaftliche Hilfskraft und die als minderwertig 21 empfundenen Berufsbezeichnungen Kinder- und Zimmermädchen werden durch Kinderbetreuerin und Hotelangestellte ersetzt. Bezeichnend ist jedoch, dass die Fürsorgerin offiziell zur Sozialarbeiterin wurde (OKSAAR 1967: 215). Diese Tendenz zeigt eindeutig auch die Korpusanalyse, in der Sozialarbeiterin fast 25 mal öfter vorkommt als Fürsorgerin. Fräulein als Anrede und Bezeichnung unverheirateter Frauen1 ist vom Sprachgebrauch völlig verschwunden und hält sich nur noch als Pendant zu Ober in Gaststätten (WEGENER, KÖHLER, KOPSCH 1990: 21). Es ist einleuchtend, dass die Sprachgemeinschaft in der Bildung, Umwertung und Wahl der Berufsbezeichnungen nicht einheitlich verfährt und ihrer Diversifikation halber wahrscheinlich nicht einheitlich vorgehen kann. Nicht nur die Individualität der Sprachbenutzer und Sprachbenutzerinnen, sondern auch die Verschiedenartigkeit der sprachlichen Akte erfordern eine riesige Flexibilität und Vorsichtigkeit im Umgang mit den Berufsbezeichnungen. Es gibt drei sozial-linguistische Bereiche, die bei der genauen Verfolgung der Einzelfälle zu berücksichtigen sind: 1. Motive und Quellen der Benennung. Warum funktioniert die Bezeichnung nicht mehr und deshalb der Wandel initiiert wird? Woher kommen die Alternativen? Wird damit das beabsichtigte Ziel überhaupt erreicht? 2. Interessenten an der Veränderung. Wer soll von der Umbenennung profitieren? Geht die Initiative von den Rollenträgern hervor, die sich mit der Bezeichnung benachteiligt fühlen, oder handelt es sich um eine ,von oben' gesteuerte Aktivität, die erst sekundär zu den eigentlichen Rollenträgern gelangt? Oksaar führt interessante Fälle an, in denen sich die Arbeitgeber darum bemühen, mit Hilfe der Prestigebezeichnungen neue Lehrlinge für handwerkliche Mangelberufe zu werben. Neue Berufsbenennungen sollen den Eindruck der sozial höherstehenden Berufe 11972 - Erlass des Bundesnrinisteriums des Innem (BRD) zur Anrede weiblicher Erwachsener (Frau statt Fräulein) (WEGENER, KÖHLER, KOPSCH, 1990, 153). 22 hervorrufen und als Motivationselement auf Jugendliche wirken (OKSAAR 1970: 288). 3. Verwendungsbereich der neuen Wörter. Werden die Neubildungen im offiziellen Sprachgebrauch verwendet oder ,nur' in der Umgangssprache? Lassen sich Unterschiede im Gebrauch zwischen den Rollenträgern selbst und anderen Sprechenden und Schreibenden feststellen? Die Sprache als Kommunikationsmittel vermittelt nicht nur den Inhalt selbst, sondern gemäß der Wahl der sprachlichen Einheiten gibt auch zahlreiche Informationen über die SprachproduzentInnen. 23 v. THESEN UND GEGENTHESEN DER FEMINISTISCHEN SPRACHWISSENSCHAFT Wie oben bereits erwähnt, spielen bei der Aneignung der Sprache die Ansichten und Interpretationen der unmittelbaren Umgebung eine Rolle. Die Perspektive, die dabei vorgestellt wird, bleibt zusammen mit den sprachlichen Strukturen tief im Bewusstsein der Menschen verankert. Sprache ist das erste Abstraktionsmodell, das es Kleinkindern ermöglicht, die Vielfalt von Eindrücken zu ordnen und zu begreifen. Die kommunikativen und sprachlichen Regeln der Gesellschaft spiegeln immer den Zeitgeist wider. Die Sprache ist ein wichtiges Mittel des Ausdrucks unseres Bewusstseins. Mit der Sprache lernt man gleich auch die Geschlechterdifferenzierung und eigene Geschlechterrollen in der Gesellschaft. Die Reihenfolge Vater - Mutter - Kind oder Bruder Schwester gilt nicht nur in der Sprache, sondern auch in der Realität. Die grammatische Reihenfolge entspricht der sozialen Rangordnung (WEGENER, KÖHLER, KOPSCH 1990: 16), oder eher umgekehrt hat sich die Wahrnehmung der sozialen Rangordnung in die Reihenfolge der Wörter projiziert. Und wir reagieren entsprechend den Rollenerwartungen, die wir seit der Kindheit in der Gesellschaft beobachtet und gelernt haben. Die Geschlechterrollen treten zwar in der heutigen Gesellschaft im Wesentlichen zurück, aber die Bedeutung der Geschlechtsunterscheidung nimmt an Wichtigkeit zu. Das Verhältnis zwischen den Geschlechterrollen und den sprachlichen Mitteln, mittels derer man über die Geschlechter referiert, hat sich also im Vergleich zu früher umkehrt. Heute überschreiten viele Männer und Frauen den Umfang der traditionell verstandenen Geschlechterrollen, was aber meistens von der Gesellschaft toleriert bzw. sogar positiv, als fortschrittlich, angenommen wird. Dagegen wird aber die sprachliche Unterscheidung der Geschlechter gefordert und deswegen sollte jeder Verstoß in der Wahl der geschlechterunterscheidenden Kommunikationsmittel gemieden werden. Keines der Geschlechter darf unausgedrückt bleiben oder irgendwie sprachlich benachteiligt werden, wenn über es (auch) die Rede ist. 24 Was die weiblichen Titel- und Berufsbezeichnungen betrifft, bereitet ihre Bildung im Deutschen keine unüberwindlichen Sprachschwierigkeiten. Die Wortbildungsmöglichkeiten lassen es bis auf ein paar Ausnahmen (meist Fremdwörter) zu, weibliche Formen zu bilden. Dieter Zimmer behauptete schon 1988: "Es wirkt fast schon lächerlich, nicht Anwältin, Inspektorin, Mechanikerin zu sagen, wenn von einer Frau die Rede ist." (ZIMMER 1988: 73) Andere Ergebnisse stellen sich ein, wenn Wörter Frauen und Männer gleichzeitig bezeichnen und geschlechtsabstrahierend wirken sollen. Die Linguistin Wendy Martina fand heraus, dass bei jenen neutralen Personenbezeichnungen2, die sich sowohl auf Frauen als auch auf Männer beziehen können, meistens die männliche Fortsetzung gewählt wird (von Frauen zu 56%, von Männern sogar zu 74%). Weibliche Formen werden zu 8% von Frauen und nur zu 2% von Männern gewählt. Der Rest verwendet andere Ausdrucksweisen. Die Tatsache, dass man sich den geschlechtsneutralen Personenbegriff einmal als Frau und einmal als Mann vorstellt, hängt meist davon ab, ob man beim Anhören oder Lesen des Satzes eine Frau oder einen Mann vor Augen gehabt hat. Bei manchen Frauen soll es auch die Sache der Gewohnheit sein, dass sie die männlichen Formen verwenden, als ob es sich um einen Mann handeln würde. Die Männer-Bezogenheit ist oft auch durch Artikel und grammatische Endungen der maskulin ausgewiesenen Personenbezeichnungen gestärkt (ZIMMER 1988: 77f.). Der Umgang mit den maskulinen und femininen Formen ist heute in der Praxis sehr unterschiedlich und hängt von einer ganzen Reihe von Faktoren ab. Es gibt Unterschiede nach Textsorten (offizielles Schreiben vs. informeller Brief), regionale Tendenzen (bspw. wird in der deutschsprachigen Schweiz deutlich häufiger gesplittet als in Deutschland, (HENTSCHEL, WEYDT 2003: 167)), persönliche Wünsche einzelner Sprecher (Verwendung der männlichen Formen in Bezug auf Frauen bei Prestigeberufen vs. Wunsch der ersten Bundesministerin Frau Dr. Schwarzhaupt als Frau Ministerin angeschrieben zu 2 Ich verstehe Berufsbezeichnungen als eine Untergruppe der Personenbezeichnungen. 25 werden (1962) (WEGENER, KÖHLER, KOPSCH 1990: 153)), Unterschiede zwischen der gesprochenen und der geschriebenen Sprache u. a. Wenn gemischtgeschlechtliche Gruppen bezeichnet werden sollen, wird die Diskussion um Personenbezeichnungen im wesentlichen von zwei unterschiedlichen Auffassungen bestimmt, in denen es sich um das Maskulinum handelt: Entweder wird das Maskulinum generisch verstanden und hat also die semantische Markierung [geschlechtsneutrall, oder ist eindeutig männlich konnotiert, damit [nicht geschlechtsneutral] (SAMEL 2000: 64) und für die Bezeichnung der gemischtgeschlechtlichen Gruppen ungeeignet. Von dem zweiten Standpunkt ausgehend wird über das Deutsche heutzutage unter anderem behauptet: a) Die deutsche Sprache ist ,männlich' geprägt, sie spiegelt eine ,männliche' Sicht der Welt wider. Die Frauen haben nicht die gleichen Chancen des Gemeintseins wie die Männer. Die deutsche Sprache ist sexistisch, "wenn sie Frauen und ihre Leistungen ignoriert, [ ... ] wenn sie Frauen in Abhängigkeit von oder Unterordnung zu Männern beschreibt, wenn sie Frauen nur in stereotypen Rollen zeigt und/oder anspricht und ihnen so über das Stereotyp hinausgehende Interessen und Fähigkeiten nicht zugestanden werden; sie ist sexistisch, wenn sie Frauen immer wieder durch herablassende Ausdrücke demütigt und lächerlich macht." (HELLIGER 1990: 127) b) Bei den geschlechtsbezogenen Ausdrücken und Formulierungen insbesondere für Amts- und Berufsbezeichnungen wird oft nur die ,männliche' Form verwendet (z. B. der Bauherr, der Beamte, der Minister, der Studierende usw.) und nicht auch die Bauherrin, die Studierende usw. In solchen Formulierungen kämen Frauen sprachlich nicht vor, sie sind "nicht erwähnt, einfach nicht genannt, nicht beachtet, übersehen und ignoriert", auch wenn man behauptet, sie seien selbstverständlich mitgemeint, da "die maskuline Bezeichnung sowohl für Frauen als auch für Männer zutreffend, also neutral" (ULRICH 1988: 384) sei. c) Maskuline und feminine Ausdrücke sind semantisch asymmetrisch. Das Femininum hat einen niedrigeren Rang als das Maskulinum, wie es z. B. bei dem Wortpaar Sekretär - Sekretärin der Fall ist. 26 d) Die Bezeichnung einer Frau mit einem Maskulinum wird als Aufwertung angesehen (Vera ist ein zweiter Mozart). Die Bezeichnung eines Mannes mit einem Femininum (Memme) oder schon der Vergleich mit dem weiblichen Geschlecht (heulen wie ein Weib) wird als Degradierung empfunden (SAMEL 2000: 43). Das Denken in Klischees wird durch Gebrauch von asymmetrischen festen Wendungen wie Milchmädchenrechnung, die nicht in *Milchjungenrechnung umgewandelt werden kann, weiterhin gefestigt. Die Geschlechtsrollenstereotypen tauchen am stärksten im Bereich der Phraseologismen und Redewendungen auf, wo die Wendungen abwechselnd für Frauen oder für Männer diskriminierend sind, obwohl die Asymmetrien zugunsten der Männer überwiegen (vergleiche aber fleißiges Lieschen, fauler Heinrich, wo die Zuordnung fleißig zu Frau und faul zu Mann lautet und nicht umgekehrt (SAMEL 2000: 49, 138)). e) Die Benachteiligung der Frauen in der Sprache und durch die Sprache, diese "diskriminierenden sprachlichen Akte", die die Frauen sprachlich unsichtbar machen, gehen auf eine historisch bedingte "Ungleichheit im sprachlichen System des Deutschen" zurück (ULRlCH 1988: 384). f) Eine Lösung "dieses sprachlichen und zugleich sozialpolitischen Problems" kann daher nur durch eine "Änderung des Sprachsystems" erreicht werden (ULRlCH 1988: 384). Diesen Punkten wird in der Diskussion entgegengehalten: a) "Viele männlich gebrauchte Begriffe werden geschlechtsneutral gedacht und empfunden" (ULRICH 1988: 384), so dass solche Ausdrücke beide Geschlechter umfassen. b) Die Frauen werden in bestimmten Kontexten bei den sogenannten geschlechtsneutralen Bezeichnungen vom Typ der Kunde, der Studierende nicht nur "gemeint", sondern geradezu "genannt", das heißt "bezeichnet" (ULRlCH 1988: 384). Die Fragen, welche von diesen Thesen, ob überhaupt einige, stimmen, ob die Fakten richtig interpretiert werden, ob die Frauen tatsächlich durch diese sprachlichen Fakten benachteiligt werden, bleiben im Zentrum der geschlechts- 27 bezogenen Diskussionen, ohne Anspruch auf vollständige, objektive und allgemeingültige Lösung. Nach Karsta Frank wurde durch Untersuchungen bewiesen, dass die generisch gemeinten Personenbezeichnungen sehr oft geschlechtsspezifisch verstanden werden, auch wenn die Bedeutungseigenschaft [männlich] nicht aus dem Kontext hervorgeht. Anders gesagt: "Frauen generell (und nicht nur einige paranoide Feministinnen) fühlen sich durch maskuline Formen häufig nicht identifiziert. [... ] Der Grund hierfür liegt offenbar in einer Prototypenstruktur der maskulinen Formen [... ], sie unterscheiden sich aber im Grad ihrer Typikalität. Daher verweisen Formulierungen wie "Der Erwachsene und seine Frau" (Hervorhebung nicht im Original, M.D.) nicht so sehr auf ein besonders sexistisches Denken der Verfasserin bzw. des Verfassers; sie reflektieren vielmehr, dass der Mann gegenüber der Frau der typischere Referent ist. [...] Der Mann wird als Referent spontan und unmittelbar assoziiert, während die Überlegung, daß möglicherweise auch auf eine Frau referiert wird bzw. referiert werden müsste, ein Nachdenken voraussetzt. Offenbar ist jedoch das spontane, unmittelbare Verständnis zumeist definitiv und wird nur ausnahmsweise im Nach-denken revidiert oder erweitert." (FRANK 1992: 134) Über ähnliche empirische Befunde referiert Braun und weist darauf hin, dass das generische Maskulinum nicht als neutral verstanden wird, sondern ruft Bilder von überwiegend männlichen Personen hervor oder verursacht, dass die Rezipierenden meinen, dass die Aussage nicht für Frauen gilt. "Dieser Effekt ist mittlerweile so häufig belegt, dass er als gesichert gelten kann." Man kann also nicht behaupten, dass grammatisches Genus und natürliches Geschlecht im heutigen Sprachgebrauch voneinander unabhängige Kategorien sind. Die Mehrheit der Sprachbenutzerinnen und Sprachbenutzer nimmt sie als einigermaßen miteinander zusammenhängend wahr, was sich in ihrem Sprachverständnis widerspiegelt (BRAUN 1996: 56). Sirko Schamel (2005) hält die generische Verwendung der männlichen Formen ebenfalls für problematisch. In dem Satz Die Professoren und ihre Gemahlinnen waren auf einem Empfang des Rektorats können die Frauen nicht mitgemeint sein. Man stelle sich zum Vergleich den Satz Die Professoren und ihre Ehemänner waren auf einem Empfang des Rektorats eingeladen vor. So sehr sind Frauen dann offensichtlich doch nicht mitgemeint, denn man kann sie 28 ausnehmen (Professoren und ihre Ehefrauen), was hingegen mit Männern nicht geht (Formulierungen wie alle Studenten außer den Männern sind nicht möglich) (SCHAMEL 2005). Falls die Sprachgemeinschaft zugibt, dass das generische Maskulinum Frauen benachteiligt und dafür nicht geeignet ist, gemischtgeschlechtliche Gruppen zu bezeichnen, bleibt immer noch die Frage offen, ob einzelne Personen, bestimmte Gruppen oder die ganze Sprachgemeinschaft sich der Mühe unterzieht, "ihre Sprachgewohnheiten zu ändern, weil sie den traditionellen Sprachgebrauch als benachteiligend erkannt haben, ob sie also die Sprache als Mittel der Veränderung benutzen wollen" (BRAUN 1996: 57). 29 VI. RICHTLINIEN ZUR VERMEIDUNG VON SEXISTISCHEM SPRACHGEBRAUCH Die ersten deutschen Ratgeber über die Gleichstellung der Frauen und Männer in der Sprache wurden von HeIliger, Guentherodt, Pusch und TrömelPlötz verfasst und erschienen 1980 in der linguistischen Fachzeitschrift "Linguistische Berichte". Zuerst wurden sie von Feministinnen im Kontext der Neuen Frauenbewegung entwickelt und sollten alle Schreibenden (Verfasser von Gesetzestexten, von Lehr- und Fachbüchern, Radio- und Fernsehtexten u.a.) auf die sexistischen Ausdrucksweisen in der Sprache aufmerksam machen. Die Ratgeber wurden in den verschiedensten Formen publiziert: als Bücher, Broschüren, Faltblätter, oder Zeitschriftenbeiträge. Sie reichten von vorsichtigen Empfehlungen bis zu strikten Vorschriften. Sie wurden in der Regel von Linguistinnen, Frauenbeauftragten, Parlamenten, Regierungen, Ministerien oder kirchlichen Gremien verfasst bzw. verantwortet. Immer wieder provozierten sie heftige Auseinandersetzungen (SCHLICHTING 1997: 6). Durch die Empfehlungen für nichtsexistischen Sprachgebrauch oder Richtlinien zur Gleichbehandlung der Männer und der Frauen in der Sprache wurden eingefahrene sexistische Denkweisen und Verhaltensmuster aufgebrochen. Im Deutschen bedeutet dies die Auseinandersetzung mit dem Prinzip ,Mann als Norm - Frau als Abweichung'. Die Diskussion soll neue Möglichkeiten des Umgangs mit der Sprache zeigen, so dass dieser in der Folge geschlechtergerecht ist. Häufig wird bebehauptet, dass über Frauen gesprochen wird, ohne sie jedoch sprachlich explizit zu nennen. Erstens müssten Frauen an den Stellen sprachlich sichtbar (bzw. hörbar) gemacht werden, an denen sie neben Männern auch gemeint sind oder gemeint sein können. Und zweitens müssten Frauen und Männer symmetrisch, d. h. gleichwertig dargestellt werden. Nach Schlichting ist der nicht-sexistische Sprachgebrauch jedoch ,,'irgendwie' nicht ganz konsequent durchzuhalten und fällt immer wieder enttäuschend uneinheitlich aus" (SCHLICHTING 1997:6). 30 Die Linguistinnen und Linguisten bemühten sich darum, eine befriedigende Lösung zu finden. In allen Vorschlägen ging es darum, die asymmetrischen Strukturen im Sinne der Gleichbehandlung der Frauen und der Männer zu beheben. Luise Pusch lehnte die movierten Feminina ab, weil sie sie als diskriminierend empfand, da sie ihrer Ansicht nach die Zuordnung zu bzw. die Abhängigkeit von einem Mann symbolisieren. Die Geschlechtsspezifikation ist diskriminierend, weil sie nur einseitig funktioniert. 1984 behauptete Pusch, dass entweder keines oder beide Geschlechter markiert werden sollen, nicht aber nur eines allein. Sie hat vorgeschlagen, die Suffixe -in, -ess, -iss, und -euse weg zu lassen und die maskuline bzw. feminine Bezeichnung nur durch Artikel zu unterscheiden (der Professor, die Professor), und für das geschlechtlich unmarkiertes Archilexem3 das Neutrum zu nehmen (das Professor) (pUSCH 1984: 62f.). Das Schema der Neutralisation durch Wegfallen der femininen Suffixe zeigt die Tabelle 1: das Professor Geschlechtsabstraktion die Professor, der Professor Geschlechtsspezifikation durch Differentialgenus die weiblichen Professoren, die männlichen Professoren Geschlechtsspezifikation durch Attribut die Professoren Geschlechtsneutralisation Tabelle 1: Neutralisation durch Wegfallen der femininen Suffixe Aufgrund der Tatsache, dass diese Vorschläge keine Akzeptanz fanden und sich als undurchsetzbar erwiesen, hat Pusch sie später zurück genommen und anstelle der Abschaffung den forcierten Gebrauch der movierten Formen propagiert (SAMEL 2000: 74). Dies hat eine Welle von Neubildungen wie Beamtin, Doktorin, Ministerin, Kanzlerin hervorgerufen. 3 Oberbegriff, der geschlechtsneutral ist, also heide Geschlechter umfasst. 31 Ein ähnlicher Vorschlag stammt von Gerhard Stickel, der im Deutschen das englische System der Personenbezeichnungen etablieren und so die Femininsuffixe abschaffen wollte. Eine Geschlechtsspezifizierung erfolgt dann nur entweder lexeminhärent (Vater, Mutter) oder attributiv (der weibliche Professor, der männliche Student). Die Meidung des weiblich markierten Suffixes in würde dazu führen, dass die Grundform (der Politiker) nicht mehr zweideutig wäre, sondern eindeutig geschlechtsneutral. Pusch hält diesem Vorschlag entgegen, dass sich kein symmetrisches System der attributiven Geschlechtsspezifizierung durchsetzen kann, weil das maskuline Genus der männlichen Referenz nahe liegt Ge mehr grammatisch erforderliche Maskulina er, sein, ihm, der, dessen, dem, ... - desto mehr). "Das heißt: Das Denotat der maskulinen Form (der Ingenieur) wird nicht geschlechtsneutral, da praktisch nur auf Frauen mit der attributiv spezifizierten maskulinen Form (der weibliche Ingenieur) referiert wird. Bei männlichen Referenten wird dagegen die spezifizierte maskuline Form (der männliche Ingenieur) als redundant empfunden und bleibt daher ungebräuchlich." (FRANK 1992: 128f.) Für die Argumentation von Pusch spricht die Tatsache, dass auch im Englischen die generisch gebrauchten maskulinen Formen nicht immer als geschlechtsneutral empfunden werden, sondern dass oft unterstellt wird, dass die maskulinen Formen mit der Bedeutungseigenschaft [männlich] gebraucht und verstanden werden. Stickels Vorschlag würde die sowieso sich verstärkende Tendenz der Pronomen, eher die Kongruenz mit dem biologischen Geschlecht des Referenten als mit dem Genus des Bezugswortes zu bilden, wesentlich unterstützen (FRANK 1992: 128f.). Pusch vertritt die Ansicht, dass es im Deutschen kaum möglich sei, im Deutschen die Gleichbehandlung von Männern und Frauen durch die partielle Feminisierung, d. h. durch die Beidbenennung zu praktizieren. Deswegen lautete ihr weiterer Vorschlag die "totale Feminisierung" der Sprache. Das generische Maskulinum ist durch ein "umfassendes Femininum" zu ersetzen, ein Femininum, das beide Geschlechter gleichzeitig umfasst, also Lehrerinnen statt Lehrer oder Lehrerinnen und Lehrer zu verwenden (LORENZ 1991: 274). Die Umkehrung der Position, indem statt des Maskulinums das Femininum 32 generisch verwendet wird, könnte auch eine sprachpolitische Maßnahme sein, denn es würde den Sprecherinnen und Sprechern die androzentrische Sprachverwendung bewusst machen. Das generische Femininum verstößt nämlich gegen die Regel des Patriarchats, nach der ein Mann niemals mit einem Femininum bezeichnet werden darf. Das System des Deutschen ermöglicht es, das Maskulinum mit doppelter Bedeutung zu belegen, für das Femininum gilt dies allerdings nicht (SAMEL 2000: 75f.). Samel berichtet über Senta Trömel-Plötz's Vorschlag anstelle des generischen Maskulinums die Beidbenennung (auch "Splitting" oder "partielle Feminisierung" genannt) zu verwenden, die noch am ehesten von der Sprachgemeinschaft akzeptiert werden könne (SAMEL 2000: 43). Ihr System sieht folgendermaßen aus: die Kundin/ der Kunde die Kundin und/ oder der Kunde der Kunde der Kunde (ein Mann) Tabelle 2: Das Splitting Die feministische Sprachkritik hat das Thema der sprachlichen Gleichbehandlung von Frauen und Männern zum politischen Ziel erhöht. In der öffentlichen Verwaltung ist der Begriff der Gleichberechtigung seit über zwanzig Jahren aktuell. Um die Gleichbehandlung von Frauen und Männern zu erreichen, muss der bislang herrschende Sprachgebrauch, den die feministische Sprachwissenschaft als androzentrisch bezeichnet hat, verändert werden. Damit werden auch herrschende Sprachnormen kritisiert. Es muss damit gerechnet werden, dass der von der feministischen Sprachkritik initiierte und unterstützte Sprachwandel als Teil eines gesamtgesellschaftlichen Wandels verstanden werden muss. Denn der enge Zusammenhang zwischen dem Sprechen und dem Denken beeinflusst bei geändertem Sprechen die Bewusstseinsstrukturen und trägt damit zu der Veränderung der sozialen Wirklichkeit bei (SAMEL 2000: 43f.). 33 Bei Berufsbenennungen sollten, wie bei Eigennamen, Identifikationsbedürfnisse der Betroffenen zum Ausdruck gebracht werden. Die Frauen können sich deswegen nur schwer einigen, ob die weiblichen Berufsbezeichnungen moviert (die) Ministerin oder nicht-moviert (der) Minister gebraucht werden sollten. Einige Frauen identifizieren sich besser mit der weiblichen Form, andere wollen lieber ,männlich' angesprochen werden. Walter Henzen meinte, dass die Movierung von Berufsbezeichnungen kein Problem sei, "sofern nur das zartere Geschlecht es selbst wünscht." (HENZEN 1965: 116). 1975 veröffentlichte das Statistische Bundesamt (SBA) im Vorwort der Klassifizierung der Berufe eine viel einseitigere Meinung, die jedoch die männliche Seite zu repräsentieren scheint: "In der gesamten Systematik wurde wie bisher grundsätzlich die männliche Form für Berufsbenennungen gewählt. Nur für Berufe, die so gut wie ausschließlich von weiblichen Personen ausgeübt werden, wurde sie weibliche Form aufgeführt (z. B. Putzmacherin). Wenn die männliche Form der Berufsbenennung eine andere Bedeutung hat als die weibliche und daher anders einzuordnen ist (z. B. Sekretär und Sekretärin), wurden heide Formen aufgenommen." (GUENTHERODT 1980: 30) Solche unakzeptabel Auffassung muss sein. Das SBA heute für die Mehrheit der Menschen hielt die maskulinen Formen für hier geschlechtsneutral und für eine gewisse Norm, von der die weiblichen Formen abweichen. Welche Rolle spielt für die femininen Benennungen die Floskel "so gut wie ausschließlich" und wann, bei welchem Anteil von Frauen werden sie nennenswert? Diese Sprachregelung hat Frauen deutlich benachteiligt und folglich war sie auch verfassungswidrig4. Bestimmte Berufe wurden hiermit geschlechtsspezifisch gemacht, obwohl in der Tat beide Geschlechter vertreten sein konnten. Sekretärin müsste dem Geschlecht nach nur Stenotypistin und nicht etwa Gewerkschaftssekretärin heißen. Und umgekehrt, unter Verbandssekretären könnte keine Frau sein. Guentherodt führt aus: "Auch hier tragen Frauen, die als Sekretär genannt zu werden, dazu Überheblichkeit zu tradieren, wenn polysem sein könnte, wo doch z. B. Verbands sekretärinnen darauf bestehen, bei, eine Sprachideologie männlicher sie so tun, als ob gerade Sekretär nicht die mehrdeutige Benennung Kaufmann GG Art. 3 (3): "Niemand darf wegen seines Geschlechtes {... ] benachteiligt oder bevorzugt werden." 4 34 den für den Mann in dem kleinen Laden an der Ecke passt und auch für jemanden in der Chefetage einer Hamburger Bank." (GUENTHERODT 1980: 30f.) Sehr fortschrittlich und geschlechterbewusst verfährt Fritz Molle, der in seinem Wörterbuch der Berufs- und Berufstätigkeitsbezeichnungen ebenfalls aus dem Jahr 1975 die Berufsbezeichnung Sekretär/in in allen möglichen Bedeutungen für beide Geschlechter gleichmäßig offen hält. Moviert kommen bei Molle folgende Diplomsekretärin, Sekretärin-Zusammensetzungen Direktionssekretärin, Filmmeldesekretär/in, Europasekretärin, Film (atelier)sekretärin, sekretär/in, Privatsekretär/in, Vorstand~!!!~etär/in vor: ehefsekretärin, Fernmeldesekretär/in, Fremdsprachensekretärin, Hotel- (MOLLE 1975). Die Forderungen über das geschlechtergerechte Deutsch wurden zunächst in einzelnen Bundesländern in die politisch-parlamentarischen Debatten einbezogen, an denen auch Linguistinnen teilnahmen (z. B. 1986 bei einer Anhörung im hessischen Parlament, die die Gleichbehandlung von Frauen und Männern in Gesetzestexten betraf (SCHOENTHAL 1989: 299». Das Verwenden der männlichen bzw. weiblichen Berufsbezeichnungen in den Ausbildungsordnungen wurde im Deutschen gesetzgeberisch seit Ende der siebziger Jahre durch zwei Sprachregelungen des Bundesministeriums für Bildung und Wissenschaft (BMBW) geregelt. Die 1976 erschienene Regelung bestimmte noch, dass in den Texten die maskuline Form der Berufsbenennung als neutral verwendet werden soll. Die Sprachregelung von 1979 fordert schon die Nennung beider Formen, der männlichen als auch der weiblichen (GUENTHERODT 1980: 34). In diesem Sinne wurde dann beispielsweise in der Neuordnung der Berufsausbildung zum Reiseverkehrskaufmann die weibliche Form Reiseverkehrskauffrau gebildet (vgl. Bundesgesetzblatt I, Nr. 57, vom 26.9.1979) (HELLINGER 1980: 38). Im Text dieser Ausbildungsordnungen heißt es jedoch immer noch im Sinne des alten männerorientierten Sprachgebrauch "Der Auszubildende ...er", obwohl hier die Pluralform geschlechtsneutral gewesen wäre (GUENTHERODT 1980: 35). Die Richtlinie 76/207 der Europäischen Gemeinschaft zur Gleichbehandlung von Frauen und Männern hinsichtlich des Zugangs zur \ \. 35 Beschäftigung, Berufsausbildung und zum beruflichen Aufstieg sowie in Bezug auf die Arbeitsbedingungen erschien am 9. Februar 1976. 1980 wurde die Richtlinie des EWG-Rates von 1976 in das deutsche Arbeitsrecht umgesetzt; in das Bürgerliche Gesetzbuch (BGB) wurde daher der §611b eingeführt, wonach Arbeitsplätze nicht mehr ausschließlich für Männer oder allein für Frauen ausgeschrieben werden dürfen (HELLINGER, SCHRÄPEL 1983: 42). Im selben Jahr wurde von ministerieller Seite veranlasst, dass in Texten aller Ausbildungsverordnungen im Bundesgesetzblatt und in der offiziellen Liste der anerkannten Ausbildungsberufe geschlechtsneutral geltenden außer Form, der auch Berufsbezeichnung genannt werden muss. männlichen, die bisher als Form der weibliche 1986 erhielt das hessische Haushaltsgesetz erstmals bei Stellenbezeichnungen immer die maskuline und die feminine Form (SCHOENTHAL 1989: 298). Ein Jahr später beantragten die politischen Parteien im Deutschen Bundestag die Überprüfung aller Gesetze auf geschlechtsspezifische Formulierungen und legten einen Zeitplan erforderliche Änderungen vor (WEGENER, KÖHLER, KOPSCH 1990: 155). 36 für VII. SPRACHLICHER HINTERGRUND Es gibt zwei Kategorien im Deutschen - Genus und Sexus, die innerhalb der Wortklasse der Substantive eine unterschiedliche Rolle spielen. Genus, das grammatische Geschlecht, ist ein sprachliches Faktum, eine grammatische Eigenschaft von Substantiven, gleichgültig ob sie Lebewesen oder Unbelebtes bezeichnen. Sexus betrifft biologische Eigenschaften von bestimmten Lebewesen und bezieht sich auf das männliche und das weibliche Geschlecht. Das heißt, dass bei den meisten Substantiven, die geschlechtslose Gegenstände bezeichnen (Tisch, Theorie, Heft), kein semantischer Zusammenhang zwischen ihnen existiert. Im Bereich der Berufsbezeichnungen besteht jedoch eine weitgehende, wenn auch nicht vollständige Übereinstimmung von Genus und Geschlecht, wenn das semantische Merkmal [weiblich] bzw. [männlich] schon im Lexem selbst ausgedrückt ist (HENTSCHEL, WEYDT 1994: 146). Die Berufsbezeichnungen stammen zum größten Teil aus Zeiten, in denen Frauen nicht außer Haus berufstätig waren und deshalb gab es vorwiegend nur männliche Berufsbenennungen. Analog wurde in solchen Fällen dem natürlichen männlichen Geschlecht (Sexus) das grammatische Geschlecht (Genus) Maskulinum zugeordnet: der Müller, der Bauer, der Schmied, der Schneider, der Kaufmann, der Amtmann, der Schreiber, der Arzt, der Lehrer. Nur die ausgesprochen weiblichen Tätigkeiten wie die Amme / Hebamme, die Gebärerin, die Kartenlegerin hatten natürlich feminine Bezeichnungen. Die Sprache hat also das bezeichnet, was zu bezeichnen war. Die merkmalhafte Form mit dem Suffix -in (Weberin, Köchin) gab es im Deutschen seit alters her auch - schon im Althochdeutschen sind die Suffixe -inna und -inne belegbar. Sie bezeichnete aber die Angehörigkeit der Frau zu ihrem Ehegatten, der den Beruf ausübte. Das Bedürfnis nach den Benennungen der weiblichen Berufsangehörigen hängt mit der sozialen Entwicklung der Gesellschaft zusammen, seitdem die Berufstätigkeit der Frauen massiv zugenommen hat. Zuerst griff man nach den schon existierenden abgeleiteten Benennungen für die Frauen der Berufsangehörigen, die von da an auch weibliche Berufe bezeichneten (die 37 Bäuerin). Mit der Frauenemanzipation und der fortschreitenden Zunahme der berufstätigen Frauen wurden allmählich die Bezeichnungen der Frauen durch den Titel des Mannes verdrängt. Oksaar spricht in ihrer Studie von 1970 von einer Tendenz, auch bei den neueren Berufen die weiblichen Berufsausüber durch das Suffix -in zu kennzeichnen (OKSAAR 1970: 293). Heute wird dieser Vorgang mehr oder weniger als Selbstverständlichkeit erachtet. Jedoch handelt es sich dabei noch nicht um allgemein gültigen Sprachgebrauch. Man findet Berufsbezeichnungen, bei denen die Movierung oft ignoriert wird. Es handelt sich vor allem um höhere Prestigeberufe, bei denen sich die feminine Form allgemein nicht durchgesetzt hat (SAMEL 2000: 57). Einige Frauen in höherstehenden Berufen oder typisch Männerberufen legen auf die maskuline Form ihrer Berufsbezeichnung Wert und lehnen mindestens zeitweilig die feminine Form ab (SCHOENTHAL 1998: 11). Für die generelle Verbreitung der movierten Form in den letzten 30 Jahren spricht auch die Tatsache, dass Oksaar (1970) die Verwendung bzw. Nichtverwendung des Suffixes -in noch als bedeutungsunterscheidend beschrieben hat. Nach ihrer Auffassung bedeutet Maler in Bezug auf eine Frau das Ausüben des Malerhandwerks, wobei die movierte Form Malerin einen Künstlerberuf bezeichnet (OKSAAR,1970, 293). Diese Unterscheidung wurde durch feministisches Verlangen verwischt. Im heutigen Gebrauch wird die feminine Form eindeutig bevorzugt, ohne Hinsicht auf die Bedeutung, die der Kontext unmissverständlich bestimmt. Diese Erläuterungen machen deutlich, dass es im Deutschen keine Probleme mit der Bildung der femininen Formen gibt, falls sich die Referenz nur auf Frauen beziehen soll. Und wenn einige Frauen es bevorzugen, die movierten Formen zu meiden, können sie dies in Bezug auf ihre Berufstätigkeit problemlos tun. Die wirklichen Probleme mit der Ausdrucksweise stellen jene Situationen dar, in denen beide Geschlechter zusammen gemeint sind. 38 Im Sprachgebrauch benötigt man also neben den geschlechtsdifferenzierten Formen noch eine Bezeichnung, die vorn Geschlecht abstrahiert und dann verwendet wird, wenn das Geschlecht der Person unberücksichtigt bleiben soll. Solche dreigliedrige Oppositionen, in denen normalerweise einer der Termini merkmallos ist, sind im Deutschen keine Ausnahme. Der merkmallose Terminus kann auch die markierten Termini vertreten, nicht aber umgekehrt (ULRICH 1988: 392f.). So gibt es: merkmallos, Rind geschlechtsneutral .-- Stier- Kuh Kind markiert, Sohn - Tochter geschlechtsspezifisch Tabelle 3: Die dreigliedrige Opposition bei Tier- und Personenbezeichnungen Bei den Berufsbezeichnungen treten als solche Archilexeme oft die männlichen Benennungen auf, die in der Regel morphologisch einfacher sind als die weiblichen Ableitungen (ULRICH 1998: 131): der Lehrer 1 = Geschlechtsabstraktion, generisches MaskulinumS = Geschlechtsspezifikation der Lehrer 2 - die Lehrerin Tabelle 4: Die dreigliedrige Opposition bei Berufsbezeichnungen Der Lehren bezeichnet "jemanden, der lehrt" . Das Suffix -er hat semantische Merkmale [menschlich] und [Agens]. Der Lehrer2 bedeutet dagegen "ein Mann, der lehrt", hier kommen die semantischen Merkmale [Agens] und [männlich] zum Ausdruck. Das Movierungssuffix -In In den Vorschlägen der Leitfäden ist die Verwendung des Maskulinums als geschlechtsabstrahierender Form ausgeschlossen (SCHLICHTING 1997: 10). 5 39 gilt nur als Femininindikator, entsprechend Lehrer2: [Agens] und [weiblich] (OKSAAR 1976: 73). Der Satz Alle Studentinnen schreiben am Mittwoch eine Klausur bezieht sich eindeutig auf weibliche Personen. Alle Studenten schreiben am Mittwoch eine Klausur bezieht sich hingegen normalerweise (d. h. wenn nichts anderes präzisiert wird) sowohl auf männliche als auch auf weibliche Studierende. Die Opposition [männlich] - [weiblich] ist in solchen Fällen neutralisiert (ULRICH 1988: 392). Aus Gründen sprachlicher Vereinfachung wird in Zusammenhängen, in denen das Geschlecht irrelevant ist, das Archilexem verwendet, wobei die weiblichen Personen trotz der grammatisch maskulinen Ausdrucksweise ,mitgedacht' sind. Daher ist die Mehrdeutigkeit vieler Benennungen, deren Archilexem äußerlich mit der männlichen Bezeichnung zusammenfällt6, in Kauf zunehmen. Es ist zu sehen, dass sprachliche Symmetrie, also die sprachliche Gleichbehandlung von Frauen und Männern, in einer Genussprache kaum zu erreichen ist. Frauen und Männer können gleichzeitig und gleichberechtigt gesehen oder gemalt werden - im Raum. Aber Sprache vollzieht sich in der Zeit, fordert ein Nacheinander, ein Vor- und Nachordnen, und das erscheint als Über- und Unterordnung (WEGENER, KÖHLER, KOPSCH 1990: 11). 6 Das Maskulinum muss nicht unbedingt der neutrale Terminus der Opposition Maskulinum Femininum sein. Das Femininum kann ebenso gut das neutrale Terminus sein: so beim ArtikelSingular der, die, das, Plural aber die, wie beim Femininum Singular; beim Personalpronomen er, sie, es, im Plural aber sie; Bruder und Schwester sind Geschwister und nicht *GebYÜder (ULRICH 1988: 395). 40 VII. DIE MÖGLICHKEITEN DER SICHTBARMACHUNG DER FRAUEN BEI DEN BERUFSBEZEICHNUNGEN IM DEUTSCHEN 1. Denotatspezifika Denotatspezifika sind Bezeichnungen für Berufe, die hauptsächlich von Frauen ausgeübt werden: Kosmetikerin, Näherin, Säuglingspflegerin, gebärerin, Kartenlegerin. Äußerlich handelt es sich zwar um movierte Formen, sie haben aber meistens kein entsprechendes Maskulinum. Falls das Bedürfnis nach der maskulinen Bezeichnung entsteht, wird sie von der femininen Form durch den Verlust des Suffixes -in gebildet. Die maskulinen Formen Kosmetiker, Näher, Säuglingspfleger, Gebärer und Kartenleger sind belegbar, auch wenn es zu einer ~-----_ ... _- Bedeutungsverschiebung kommen kann. Dies ist der Fall beim Kosmetiker, der laut Duden Universalwörterbuch aus Kosmetikerin mit der Bedeutungsänderung "Laborant in der Kosmetikindustrie" rückgebildet wurde. 2. Eigenständige Lexeme Ähnlich wie bei Denotatspezifika handelt es sich bei mit eigenständigen Lexemen bezeichneten Benennungen überwiegend um Frauenberufe: Krankenschwester, Ballerine/BallerinafBalleteuse, Hebamme. Die Entstehung der männlichen Form setzt ein anderes Wortbildungsverfahren als Ableitung voraus: Krankenpfleger, Balletttänzer, Entbindungspfleger. In der Regel werden neue von der femininen Bezeichnung unabhängige Maskulinbenennungen gebildet. Sowohl für Denotatspezifika als auch für eigenständige Lexeme gilt, dass bei Änderung der außersprachlichen Realität, d. h. wenn in solchen Berufen auch Männer angestellt werden, die Sprache adäquat reagiert. Schoenthal führt aber an, dass das Bedürfnis, die in traditionelle Frauenberufe eintretenden Männer nicht zu diskriminieren stärker ist, als das Bedürfnis, die Frauen in Männerberufen nicht zu diskriminieren (z. B. Änderung des Hebammengesetzes 1985 um Männern als Entbindungspflegern den Zugang zu diesem Beruf zu 41 eröffnen) (SCHOENTHAL 1998: 16). Als der Beruf der Kindergärtnerinnen und der Fürsorgerinnen nicht mehr ausschließlich von Frauen ausgeübt wurde, wurden aus Kindergärtnerinnen Erzieherinnen und Erzieher (RAJNIK 1979: 119f.) und aus Fürsorgerinnen Sozialheljerinnen und Sozialheljer. Samel bestätigt Schoenthal und Rajnik in der Ansicht, dass das Maskulinum in diesen Fällen ,vorrangig' zu sein scheint. Denn es konnten maskuline Rückbildungen (Kindergärtner, Fürsorger) eingeführt werden, statt aus neuen maskulinen Bezeichnungen wiederum Feminina abzuleiten (SAMEL 2000: 48). Die Korpusanalyse beweist aber, dass in der Sprache in der Tat nicht so strikt vorgegangen wird, weil die Formen Kindergärtner und Fürsorger auch belegbar sind. Es stimmt jedoch, dass in diesen Fällen ein Umwandlungsprozess in Gang gesetzt wurde, der ein größeres Ausmaß erreichte, als vom Sprachsystem her notwendig war. Ein ähnlicher Wechsel betraf die Bezeichnung Krankenschwester, zu der kein *Krankenbruder, sondern Krankenpfleger gebildet wurde. Greve, Iding und Schmusch (2002) vermuten, dass sich die Krankenschwester zu einer Krankenpflegerin entwickeln wird. Diese Form ist tatsächlich im Korpus belegbar und Duden Universalwörterbuch (2003) führt beide Benennungen als Synonyme eIn. 3. Movierte Feminina Movierung (Motion) ist ein Wortbildungsprozess, der explizit Substantive des anderen Geschlechts von einer Basis ableitet, die eine Personen- oder Tierbezeichnung darstellt (DOLESCHAL 1992: 22). Maskulinmovierung, d. h. Vorgang, bei dem feminine (weibliche) Substantive durch Suffigierung in maskuline (männliche) Entsprechungen überführt werden, kommt im Deutschen sehr selten vor. Um ein Beispiel der Berufsbezeichnung anführen zu können, muss ich zum Wort Hure -7 Hurer greifen, das wahrscheinlich der einzige Vertreter dieser Wortbildungsgruppe ist. Bei der Femininmovierung kommt der umgekehrte Prozess zustande. Die Femininmovierung ist weitaus gebräuchlicher und produktiver als die 42 Maskulinmovierung. Besonders Berufsbezeichnungen und Titel wurden primär für Männer geschaffen. Das weitaus produktivste Suffix der Femininmovierung ist mit mehr als 90% das Suffix -in, dass an beinahe alle maskuline Berufsbezeichnungen, mit Ausnahme von denen, die auf -ling und -erich ausgehen, affigiert werden kann: Lehrer ~ Lehrerin, Professor ~ Professorin, Prokurist ~ Prokuristin, Wirt ~ Wirtin. Wenn die maskuline Basis das Flexionssuffix -e aufweist, wird dieses getilgt: Biologe ~ ~ Biologin, Logopäde Logopädin (HENTSCHEL, WEYDT 1994: 147). Bei einem deverbativen Maskulinum, bei dem das zugrundeliegende Verb auf -ern ausgeht und die maskuline Form auf -erer, schwankt das Suffix des femininen Substantivs zwischen -erer und -er. Die Form, in der ein -er ausfällt, ist jedoch viel häufiger: der Zauberer ~ die Zauberin, die Zaubererin (DUDEN 9). Femininmovierung mit Umlaut kommt nur in lexikalisierten Bildungen vor und ist nicht mehr produktiv (DOLESCHAL 1992: 26ff.). Bei Femininausdrücken mit Umlaut ist die Möglichkeit der Kürzung durch Schrägstrich, Klammer, Binderstrich oder Großbuchstabe problematisch (siehe unten). : Arzt ~ Ärztin ~ ÄrztIn, Koch ~ Köchin ~ Köch/in, Rat ~ Rätin ~ Rät(in). Solche Schreibweisen kommen ab und zu vor, auch wenn sie sehr schwer lesbar sind. Zu den fremden Femininmovierungssuffixen zählen die Suffixe -ess (-esse) und -isse: Steward ~ Stewardess. Das Suffix -eu se ist nur auf die Ableitungsbasis -eur beschränkt. Als Konkurrenzform tritt hier das Suffix -in auf: Friseur Masseur ~ MasseusejMasseurin, Chauffeur ~ ~ FriseusejFrisösejFriseurin, Chauffeuse/Chauffeurin. Solche Bildungen unterscheiden sich stilistisch und/ oder regional, wobei sich bei näherer Bestimmung der Unterschiede die Geister scheiden (DOLESCHAL 1992: 27f.). Dessen ungeachtet sind trotzdem alle Formen in der Korpusanalyse (auch wenn sich mein Korpus auf BRD-Texte beschränkt) belegbar. In einer späteren Studie führt Doleschal (1995) an, dass sich lI-in in den letzten Jahren immer mehr als die "französisierenden" neutrale Suffixe Bildungsform eher durchsetzt, euphemistisch zu während verstehen die sind" (DOLESCHAL 1995: 112). Da es sich hierbei nicht um ein grammatisches 43 Phänomem handelt, sondern vielmehr die Einschätzung der Sprechenden eine Rolle spielt, ist hier keine einheitliche Meinung zu erwarten. Nach Ljungerud gab es Anfang der 70er Jahre keine movierten Formen auf -in bei Souffleuse und Jongleuse (LJUNGERUD 1973: 151). Das gilt heute nicht mehr - sowohl Souffleurin als auch Jongleurin sind im Korpus belegbar. Am Rande steht das Suffix -trice, mittels dessen aber oft keine echten Movierungen entstehen, denn die Basisbedeutung ist verändert: Direktor -7 Directrice/Direktrice (kein weiblicher Direktor, sondern Abteilungsleiter, z. B. in einem Warenhaus). Ähnlicher semantischer Wandel ist auch bei den Berufsbenennungen Sekretär und Sekretärin oder Ober (Kellner) und Q~(!rin (Vorsteherin der Schwesternschaft eines Krankenhauses)(RAJNIK 1979: 119) zu finden. Der Ausdruck "Frau Ober!" wurde im Zusammenhang mit dem Schwund des Wortes Fräulein, das als besonders diskriminierend im Beruf galt, von der Gesellschaft für deutsche Sprache alternativ vorgeschlagen. Jedoch haben solche künstlich erzeugten Ausdrücke nur geringe Chancen, von den Sprechenden angenommen zu werden (GENZMER 1995: 330). Da die Movierungsbildungen keine grammatischen Formen eines Wortes sind, sondern selbstständige lexikalische Einheiten, sind die Bedeutungsveränderungen in Kauf zu nehmen (DOLESCHAL 1995: 112). 4. Komposita Bei Komposita handelt es sich um Zusammensetzungen mit Lexemen, die eine weibliche Bedeutung haben, wie -frau, -mädchen oder -dame: Bürokaufmann -7 Bürokauffrau, Putzmann -7 Putzfrau, Barmann -7 Barfrau/Bardame, Steuermann -7 Steuerfrau. Das Wort -frau kann in allen Fällen anstelle des Wortes -mann angehängt werden. Das Lexem -mädchen wird heutzutage als minderwertig empfunden und deshalb häufig gemieden, stattdessen durch Neubildungen ersetzt: Kindermädchen -7 Kinderbetreuerin, Zimmermädchen -7 Hotelangestellte. In einigen Fällen konkurrieren die Formen auf -in mit den Zusammensetzungen. Rajnik unterscheidet noch zwei mögliche Varianten der 44 Bedeutung: Entweder bezieht sich die movierte Konstruktion auf den Beruf und die Zusammensetzung auf die Frau des Mannes, der den Beruf ausübt: Gärtnerin - Gärtnersfrau, Hausmeisterin - Hausmeisterfrau; oder haben beide Formen fast die gleiche Bedeutung (RAJNIK 1979: 128). Das Suffix -in weist hier also entweder die semantischen Merkmale [Agens] und [weiblich] oder [weiblich] und [verheiratet] auf (OKSAAR 1976: 73). Die Bildungen mit -frau u. Ä. sind jünger als jene mit dem Suffix: Wäscherin - Waschfrau, Bäuerin - Bauersfrau, Bäckerin Bäckersfrau, Fleischerin - Fleischersfrau (RAJNIK 1979: 128). Im heutigen Deutsch ist die Bezeichnung der Frau mit dem Beruf ihres Mannes kaum noch vorstellbar. 5. Substantivierte Adjektive und Partizipien Substantivierte Adjektive und partizipiale Berufsbenennungen haben in Verbindung mit dem bestimmten Artikel im Singular für beide Geschlechter die gleiche Form. Der bestimmte Artikel funktioniert geschlechtsunterscheidend: die Angestellte - der Angestellte, die Vorsitzende - der Vorsitzende. Von der Form her unterscheiden sich Substantive dieser Art genusabhängig nur beim unbestimmten Artikel: ein Angestellter - eine Angestellte. Im Plural sind sie vollkommen geschlechtsneutral: Angestellte, Beschäftigte, Berufstätige. Da diese Benennungen lexikalisiert sind, werden sie mit -in nicht verbunden. Eine Ausnahme bilden hier die Bezeichnungen der Beamte und der Gesandte. Letztere bildet die femininen Formen sowohl wie substantivierte Adjektive als auch mit dem Suffix -in: die Gesandte / die Gesandtin. Die Form *die Beamte gibt es nicht (DUDEN 2003). Nach Samel und Walther wird manchmal auch bei diesen Konstruktionen fälschlich eine movierte feminine Form gebildet, etwa der Abgeordnete -:? *die Abgeordnetin, obwohl sie überflüssig ist, weil das Wort Abgeordnete geschlechtsneutral ist (SAMEL, WALTHER 1988: 64). Auch bei Berufsbezeichnungen, die aus dem englischen übernommen worden sind und sich für das Anhängen des Suffixes -in nicht eignen, kann der Artikel zur Sichtbarmachung des Geschlechts verwendet werden: die FlightAttendant - der Flight-Attendant, die Diskjockey - der Diskjockey. 45 6. Spezifizierung durch Attribute Durch die Verwendung von Attributen kanndas Geschlecht einer Person explizit ausgedrückt werden: weibliche Abgeordnete, weiblicher Nothelfer. Durch das Attribut "weiblich" kann eine Personenbezeichnung, die keine Auskunft über das Geschlecht der Person gibt, eindeutig auf Frauen hinweisen. 7. Splitting Splitting bedeutet die Ersetzung des Archilexems durch die beiden geschlechtlich markierten Bezeichnungen; die feminine und die maskuline Form werden separat genannt (Paarform): Lehrer und Lehrerinnen, Erzieher/Erzieherin, Kuratorin/Kurator. Der offensichtliche Nachteil der Beidnennung liegt in der Umständlichkeit der Benennung und der schlechteren Lesbarkeit der Texte. Es wird relativ viel Platz, wobei der Informationszuwachs gering bleibt. Zudem verstößt es gegen den unentrinnbaren Hang der Sprache zum kürzeren, ökonomischeren Ausdruck. Insbesondere dann, wenn Artikel, Adjektive oder Pronomen vorkommen, können die Beziehungen zwischen einzelnen Gliedern der Aussage unübersichtlich werden, und so die gesamte Äußerung unverständlich. Zudem ist die Kapazität des Kurzzeitgedächtnisses und die Zahl der zu bearbeiteten Elemente begrenzt. Stete Beidnennung, wie sie oft gefordert wird, kann deshalb "kompliziert", "unverständlich", "ungenießbar" und "schwerfällig" sein (SCHLICHTING 1997: 7). 8. ,Sparformen' Diese Schreibvarianten bilden eine Abart der Beidbenennung, indem sie die Kurzformen der sonst ausgeschriebenen Formen darstellen. Mit Hilfe von Schrägstrich, Klammern, Bindestrich oder Großbuchstaben im Wortinnern werden immer Teile der langen Form erspart: Lehrer/innen, Lehrer/-innen, Lehrer(innen), Student-inn-en, Student/inn/en, LehrerInnen, StudentINNen (ULRICH 1998: 132). Das, was sowohl der maskulinen Form als auch der femininen Form gemeinsam, und deshalb informationsschwach 46 ist, wird nur einmal ausgedrückt. Die ,Sparformen' versuchen der Umständlichkeit des Paarformsplittings zu entgehen, dennoch stellen sie keine befriedigenden Lösungen dar. In erster Linie sind sie nicht eindeutig sprechbar. Die wechselseitige Übertragbarkeit der geschriebenen und gesprochenen Sprache ist daher verhindert. Außerdem ist in manchen Fällen die Genus- und Numeruskongruenz nur schwierig auszudrücken. Im Genitiv Singular, zum Beispiel, müssen beide Formen separat ausgeschrieben werden, sonst müsste es lauten: der Brief *des/der Lehrer(s)In (SAMEL 1988: 182). Weiter entstehen oft Probleme mit den syntaktisch korrekten Anschlüssen und mit Artikelwörtern. Soll es der/die LehrerIn oder nur die LehrerIn heißen? Bei den Pronomen muss ebenfalls ein Schrägstrich zu Hilfe genommen werden, oder es muss ein weiterer Versalbuchstabe, wie bei "jedeR" Anwendung finden (SAMEL 2000: 80). Obwohl die Klammerformen zum allgemein anerkannten Schreibinventar des Deutschen gehören, muss ihre Funktion in solchen Konstruktionen neu verstanden werden. Normalerweise stehen die Klammem bei Nebensächlichkeiten und weglassbaren Inhalten. Solche Interpretation ist bei Sparformen nicht möglich, aber trotzdem könnte die Verwendung von Klammern in diesem Zusammenhang auf jemanden diskriminierend und abwertend wirken. Die Lesart des Schrägstrichs ändert sich nicht, denn er bedeutet auch in anderen Zusammenhängen ,und', ,oder', ,beziehungsweise'. Um den DudenRechtschreibregeln zu folgen, muss als Ersatz für den zweiten Wortstamm der Ergänzungsbindestrich stehen (also Lehrer/-innen und nicht bloß Lehrer/innen) (GALLMANN 1991: 157). Nach Samel wird der Auslassungsbindestrich jedoch aufgrund der Ähnlichkeit zur Klammerform oft weggelassen (Lehrer/in) (SAMEL 2000: 77). Das Groß-I im Wortinnern ist ein neues graphisches Element, das seit 1983 in der schweizerischen Presse (Züricher "Wochenzeitung") belegt ist. In der Bundesrepublik wurde die Binnen-I-Schreibung von der Berliner "Tageszeitung" (taz) eingeführt und 1986 schon durchgängig verwendet. 47 Interessant ist, dass er zwei gegensätzliche Theorien gibt, was den Ausgangspunkt betrifft, wie diese Kurzform entstanden ist. Ludwig sieht als Ausgangspunkt die maskuline Form, an der Auslassungen vorgenommen wurden: Zuerst wurde der Schrägstrich in der Beidbennenung anstelle der Konjunktion ,und' eingesetzt. Dann wurde der Teil der Formulierung, der zweimal in ihr vorkommt, getilgt und die Tilgung durch einen Bindestrich gekennzeichnet. Weitere Tilgungen beseitigten das Pluralmorphem der maskulinen Form und den Auslassungsbindestrich. Als letztes wurde das große ,1' eingeführt, und zwar so, dass das kleine ,i' der femininen Ableitung mit dem Schrägstrich zur ,1' verschmolz (LUDWIG 1989: 83f.). Stufenweise sieht die Reduktion der Form nach Ludwig folgendermaßen aus: Studenten und Studentinnen Studenten / Studentinnen Student / - innen Student / innen StudentInnen Eine männliche Ansicht, würde man sagen, weil die weibliche durch Braun vertreten zu sein scheint: "Die Femininform [bildet] den Ausgangspunkt und es [ist] die maskuline Form, die durch Segmentierung und Weglassung abgeleitet wird." (BRAUN 1996: 60) Bei näherer Betrachtung der Konsequenzen, die sein Gebrauch mit sich bringt, muss man zugeben, dass es zwar einige Probleme gelöst hat, aber auch neue geschaffen. Wie soll man die ,Sparformen' mit dem großen ,1' schreiben, wenn die männliche und die weibliche Form voneinander abweichen? Soll man bei maskulinen Bezeichnungen, die auf -e ausgehen (Experte, Biologe), dieses einfach weglassen? Und gehört der Umlaut der femininen Benennungen auch zu der gekürzten Form mit dem großen ,1' (Ärztin, Rätin oder ArztIn, RatIn)? Hinzu kommen noch die oben erwähnten Schwierigkeiten bei der Deklination und bei der Verwendung mit Artikeln. Und umgekehrt: Wie soll man diese Formen lesen? Samel schreibt von der Einfügung des Glottalstopps (SAMEL 2000: 77ff.), Ludwig erwähnt die Möglichkeit der Pause in der Aussprache oder 48 dass die Silbe mit einem besonderen Akzent versehen werden könnte (LUDWIG 1989: 85), so würde der Unterschied zu der rein femininen Form auch hörbar gemacht. Für Ludwig scheinen diese Schwierigkeiten "nicht unüberwindbar zu sein. Man brauche nur die Regel einzuführen, dass immer dann, wenn eine Kurzform Schwierigkeiten bereitet, auf die explizite Form zurückgegriffen werden sollte. An den Schwierigkeiten braucht das große "I" also nicht zu scheitern." (LUDWIG 1989: 84) 9. Neutralisierungen Erwähnenswert ist in diesem Zusammenhang auch die Neutralisierung, die zweifellos zur Vermeidung sexistischer Ausdrücke führt, auch wenn nicht direkt der Sichtbarmachung der Frauen dient. Es gibt im Deutschen berufsbezeichnende Ausdrücke, die geschlechtsunspezifisch sind: die Person, die Persönlichkeit, das Personal (Krankenpflegepersonal), die -leute (Finanzkaufleute), die kraft (Fachkraft, Hilfskraft, Lehrkraft, Pflegekraft, Schreibkraft, kaufmännische Kraft), die -hilfe (Haushaltshilfe), die -schaft (Lehrerschaft), der Mensch, das Mitglied, die Professur, die Vertretung, die Doktorandenstelle, das Sekretariat. Bei dem Wort Stellvertreter bieten sich also folgende neutralisierende Ausdrucksweisen: stellvertretende Person, stellvertretendes Mitglied, die mit der Stellvertretung betreute Person, die ... vertretende Person, Stellvertretung, eine Person als Vertretung ... Außerdem sind alle substantivierten Adjektive und Partizipien im Plural und Substantivierungen mit dem Suffix -ung, bzw. -um geschlechtsneutral: die Vorsitzenden, die Studierenden; psychologische Fachberatung, Vertretung, Leitung, ärztliche, juristische, Ministerium, Präsidium etc. (LANGE-KLEIN 1989: 28f.). Unpersönliche Satzkonstruktionen, Paraphrasierungen oder passive Sätze können den Personenbezug auch entweder gänzlich vermeiden oder auf ein Minimum reduzieren (OLDENBURG 1998: 68ff.). Jedoch haben die geschlechtlich neutralisierten Ausdrucksweisen auch Nachteile: Sie stellen "das 49 Gegenteil von Explizitheit" dar und eignen sich stilistisch nicht für die alltägliche Kommunikation. Sie können ganz gut die Sprache der Verwaltung und Bürokratie repräsentieren (LUDWIG 1989: 80), in der Umgangssprache würden aber solche Wortgebilde Sprachverarmung verursachen, die natürlich nicht wünschbar ist (SCHLAPP 1993: 175). Außerdem können sie in männlich dominierten Kontexten wieder lediglich ,männliche' Konnotationen hervorrufen. Die Assoziation ,weiblich' kommt dabei zu kurz. Die obenerwähnten Möglichkeiten der Sichtbarmachung der Frauen bei den Berufsbezeichnungen illustrieren, dass es genügend sprachliche Mittel im Deutschen gibt, um die feminine Geschlechtermarkierung eindeutig ausdrücken zu können. Wenn man sich auf eine gemischtgeschlechtliche Gruppe beziehen soll/ möchte, kann man verschiedene Formulierungsmöglichkeiten kombinieren: Einerseits besteht die Möglichkeit der expliziten Nennung von Frauen und Männern, wobei auch alle Formen der Abkürzungen zur Verfügung stehen. Die Kurzformen werden von der Sprachgemeinschaft zwar als unterschiedlich geeignet angesehen; deren Verwendung ist jedoch im Vergleich mit sexistischen Ausdrucksweisen zu empfehlen. Zum zweiten kann man auf geschlechtsindifferente Bezeichnungen ausweichen, denen es aber an der Explizitheit der Beidbenennungen mangelt. Die direkte Geschlechterreferenz meiden ebenfalls die Pluralbildungen der substantivierten Adjektive und Partizipien. Außerdem kann man sich weitere geschlechtergerechte Ausdrucksweisen einfallen lassen, die nicht (nur) mit Morphologie, sondern (auch) mit Syntax arbeiten würden (z. B. Passivsätze). Die Grundlage für den schöpferischen Umgang mit der Sprache liegt jedoch in der Denkweise der Sprachgemeinschaft. Falls individuelle Bedürfnisse und Gefühle respektiert und nicht lächerlich gemacht werden, falls der Wille zur Verwirklichung der Idee nach der geschlechtergerechten Sprache vorhanden ist, ist, meiner Meinung nach, mehr als die Hälfte der Strecke zum Ziel zurückgelegt. 50 11. Teil I. PARAMETER DER KORPUSLINGUISTISCHEN UNTERSUCHUNG UND IHRE EINSCHRÄNKUNG In dieser korpuslinguistischen Untersuchung stelle ich mir das Ziel, eine Liste der belegbaren deutschen weiblichen Berufsbezeichnungen zusammenzustellen und ausgewählte Paare der synonymen Benennungen aufgrund der Häufigkeit der Belege zu vergleichen. Ich konzentriere mich in einzelnen Analysen auf die Wortbildungsweisen (Suffigierung, Komposition), den Ursprung (einheimisches und Fremdwort) oder, da man kaum über totale Synonymie sprechen kann, auf semantisch-stilistische Markierungen (Umwertung, Prestige-, Modewörter). Da sich die Ausprägungen der Sprachebenen überlappen und miteinander im kausalen Zusammenhang stehen, werden sie in der Regel auch so zusammenhängend erläutert. In der Praxis bedeutet dies, dass entweder die Wortbildung oder die Semantik zwar als Ausgangspunkt des Vergleichs verwendet werden, in der Schlussfolgerung jedoch auf beide Aspekte hingewiesen wird. Die untersuchten Tandems werden in Gruppen eingeteilt, deren Glieder analoge Züge aufweisen. Entweder gehören die Berufsbezeichnungen zu dem seIben Wortfeld (Ärztinnen, Wissenschaftlerinnen, Künstlerinnen, Sportlerinnen) oder sie zeichnen sich durch die selben stilistischen Merkmale aus. Ich möchte nämlich feststellen, ob anhand der Frequenz der Verwendung einzelner Formen Tendenzen im Sprachgebrauch zu beobachten sind. Zu diesem Zweck werden möglichst viele Vertreter einer Kategorie benötigt, die in denselben oder sehr ähnlichen Kontexten vorkommen und entsprechend vergleichbar sind. Als Quelle der Daten dienen die Sprachkorpora des Instituts für deutsche Sprache in Mannheim7 . Es werden insgesamt 307 432 292 Wörter untersucht, die in der Zeitspanne zwischen 1989 - 2004 in authentischen Texten verwendet wurden. Aufmerksamkeit wird ausschließlich schriftlichen Pressetexten 7 http://www.ids-mannheim.de/cosmas2/ 51 gewidmet. Sowohl Trivialliteratur als auch gesprochene Sprache werden außer Acht gelassen, weil sie keinen standardisierten Sprachgebrauch repräsentieren. Ich beschränke die Untersuchung auf Wortmaterial aus der Bundesrepublik Deutschland und ignoriere die möglichen regionalen Unterschiede vor allem zwischen der Sprache der ehemaligen DDR und der Bundesrepublik Deutschland, die zweifellos auch nach der Wiedervereinigung Deutschlands noch bestehen. Die geschriebene Sprache der Pressetexte weist viel größere Vereinheitlichungstendenzen auf, als z. B. die gesprochene Sprache, so dass die regionalen Varietäten in dieser Korpusanalyse vernachlässiget werden können. Die bekannten Titel der Zeitungen und Zeitschriften, aus denen mein Korpus besteht, sowie die Datierung der Texte, sind im Anhang 1 aufgelistet. Bei den Suchanfragen verwende ich den Suchoperator * sowohl am Anfang als auch am Ende des Suchbegriffs, der es ermöglicht, alle Formen des Wortes (inklusive Plural) und alle Komposita, in denen das Wort erscheint, auf einmal zu finden. Aus dem Suchergebnis wurden alle gefundenen Wortformen aussortiert, die dem vorgesehenen gesuchten Wort nicht entsprechen (z.B. wenn der Suchbegriff *chefin* lautet, findet das System auch Wörter wie Chefinstruktor oder Chefingenieur). Bei einigen Berufsbezeichnungen ist es notwendig, auch die Semantik zu überprüfen. So bedeutet zum Beispiel das Wort Islamistin entweder Anhänger des Islamismus oder es bezeichnet jemanden, der den Islam wissenschaftlich untersucht. Für mich ist nur der zweite Sinn des Begriffs von Bedeutung. Um das Wort als belegt bezeichnen zu können, muss es in dem Suchergebnis mindestens einmal in dieser Bedeutung vorkommen. Aufgrund der Korpusgröße darf vorausgesetzt werden, dass die Korpusanalyse eine proportionale Vertretung der Wortformen widerspiegelt; dennoch muss man die erworbenen Daten vorsichtig interpretieren. Es werden nämlich ausschließlich Pressetexte untersucht, die unumstritten einigermaßen standardisiert sind: In der Regel werden sie von einer relativ kleinen Gruppe von Autoren verfasst, die zudem noch zu der selben sozialen Gruppe gehören und häufig dieselbe Fachausbildung haben. Außerdem geht man mit der 52 geschriebenen Sprache (und darüber hinaus als berufsmäßige JournalistInnen) anders um, als mit der gesprochenen Sprache. Die ,Dauerhaftigkeit' und ,Faktizität' des Geschriebenen fordert bei der Entstehung des geschriebenen Textes einen gewissen Grad an ,Zielbewusstheit' und alles andere als ,Impulsivität' und ,Zufälligkeit'. Kurz gefasst: Es kann (fast) alles gesagt werden, was zumindest im offiziellen Sprachgebrauch, dem ich die Journalistik zuordne, schriftlich auszudrücken nicht möglich ist. Außerdem muss man bei der Analyse der Korpusergebnisse die Tatsache berücksichtigen, dass die Presse den Bedürfnissen der breiten Öffentlichkeit dient, indem sie beschreibt, analysiert, kommentiert und über sie berichtet. Es ist keine Ausnahme, dass alle diese Berichterstattungen zu ein und demselben Thema in der gleichen Ausgabe des Periodikums erscheinen. Als Beispiel: Es reicht, dass die Ärzte und Ärztinnen streiken, und gleich sind die Zeitungen und Zeitschriften voll mit Artikeln, die sich mit der Problematik in verschiedensten Formen befassen und natürlich dabei die medizinische Terminologie verwenden. In sprachwissenschaftlicher Hinsicht bezogen auf meine Analyse der Berufsbezeichnungen bedeutet dies also einen außergewöhnlichen Zuwachs an Häufigkeitswerten der ärztlichen und pflegerischen Berufe, die die Korpusanalyse zum Resultat hat. Es ist einzuwenden, dass auch solche Pressetexte lediglich auf die außersprachliche Situation reagieren, und dass sie genauso authentisch sind wie alle anderen. Ich stimme dieser Meinung zwar zu, halte jedoch auch die vorherige Ansicht für die Diskussion über die Zuverlässigkeit der Korpusergebnisse als relevant und überlegenswert. Auf dem gegensätzlichen Pol befinden sich Berufsbezeichnungen, die lediglich von einem oder zwei Treffern belegbar sind. Ich beziehe solche Benennungen in meine Analysen mit ein, obwohl ich mir der Tatsache bewusst bin, dass die Beweiskraft solcher Belege sehr niedrig ist und manchmal sogar irreführend sein kann. Ich will sie jedoch nicht ganz ignorieren. In den Kommentaren mache ich auf solche Fälle aufmerksam. 53 Ganz vernachlässigen sollte man auch solche Texte nicht, die die von mir behandelte Problematik zum Thema haben. In diesem Zusammenhang erscheinen in den Belegen auch Berufsbezeichnungen, die aus dem aktiven Sprachgebrauch zurücktreten oder verdrängt wurden. Sie werden jedoch in den von mir untersuchten Texten erwähnt, und deshalb auch in die Korpusanalyse mit einbezogen. Zusammenfassend sei anzumerken, dass die in der Korpusanalyse untersuchten Berufsbezeichnungen eme sehr behutsame und individualisierende Zugangsweise erfordern, bei der viele relativierende Aspekte, die sowohl die Suchbegriffe als auch das Korpus betreffen, berücksichtigt werden sollen. Alles in allem ist das Risiko des Erwerbs verzerrter Informationen relativ groß. 54 11. VERZEICHNIS DER BELEGBAREN FEMININEN BERUFS-, BESCHÄFTIGUNGS- UND BERUFSÄHNLICHEN BEZEICHNUNGEN UND TITEL 1. Zusammenstellung des Verzeichnisses Das Verzeichnis der belegbaren Formen der Berufsbezeichnungen und Titel gilt mir als Wortmaterial für die einzelnen Korpusanalysen der Kapitel III und IV. Als problematisch muss in diesem Zusammenhang einerseits die Tatsache erachtet werden, dass das Verzeichnis erheblich mehr Bezeichnungen beinhaltet, als im Rahmen dieser Analyse bearbeitet/verglichen werden können (als Synonyme, Komposita mit dem gleichen Grundwort etc.). Zum anderen ist das Verzeichnis dennoch ergänzungsfähig - vor allem um Zusammensetzungen, die nicht erschöpfend angeführt werden konnten. Zur Illustration führe ich das komplette Suchergebnis der Suchanfrage *technikerin* an: Es sind 55 verschiedene Formen zu belegen, die insgesamt 208 Vorkommnisse darstellen. Die Zahlen hinter den Berufsbezeichnungen geben die Anzahl der Vorkommnisse der konkreten Wortform an: ADAC-Fahrzeugtechnikerin : 1 Agrartechnikerin : 4 Amadeus-Kommunikationstechnikerin : 1 Anlagentechnikerin : 1 Anwendungstechnikerin: 1 Bautechnikerin: 7 Bekleidungstechnikerin : 6 Bekleidungstechnikerinnen : 1 Bildtechnikerin : 1 Biologietechnikerin : 1 Biotechnikerin : 4 CAD-Bautechnikerin : 1 Chemietechnikerin: 1 Chemotechnikerin : 14 Computertechnikerin: 2 Diplom-Biotechnikerin : 1 EDV-Technikerin: 1 Elektrotechnikerin : 2 Elektrotechnikerinnen : 1 55 Energietechnikerin : 1 Fernmeldetechnikerin : 3 Filigran- Technikerin: 1 Filigrantechnikerin : 1 Gartenbautechnikerin : 1 Gen-Technikerin : 1 Gießereitechnikerin : 1 Kfz-Technikerin : 1 Labortechnikerin : 1 Landwirtschaftstechnikerin : 1 Lebensmitteltechnikerin: 5 Lichttechnikerin : 1 Maschinenbautechnikerin : 3 Messtechnikerin: 6 Nachrichtentechnikerin : 2 NASA- Technikerin : 1 Orthopädietechnikerin : 1 Pyrotechnikerin : 4 Raketentechnikerin : 1 Schnittechnikerin : 1 Supertechnikerin : 1 Technikerln: 1 Technikerin : 34 Technikerinnen : 11 TechnikerInnen : 4 Textiltechnikerin : 2 Tiefbautechnikerin: 1 Tontechnikerin: 13 Umwelttechnikerin : 1 Verfahrenstechnikerin : 1 Vermessungstechnikerin : 2 Weinbautechnikerin : 8 Wetterdiensttechnikerin : 2 Zahntechnikerin : 36 Zahntechnikerinausbildung : 1 Zahntechnikerinnen : 2 Die Bezeichnung *assistentin* ist in 200 verschiedenen Wortformen belegbar, *lehrerin* sogar in ungefähr 530. Die Fähigkeit zur Bildung einer (fast) unendlichen Zahl von Komposita ist eine Eigenschaft des Deutschen, die bei Wortschatzuntersuchungen nicht außer Acht gelassen werden darf. Es würde die Grenzen meiner Arbeit überschreiten und wäre praktisch unmöglich, alle Komposita bei den geläufigen (und oft sehr abstrakten; siehe 56 letzte Gruppe der Berufe, die thematisch nicht eingeordnet werden können) Berufsbezeichnungen zu nennen. Trotzdem hoffe ich, dass es mir gelungen ist, die wichtigsten Berufe anzuführen. Als Richtschnur gelten mir die behördlichen Register (siehe unten). Den Beitrag des Verzeichnisses sehe ich vor allem im Zusammentragen der morphologisch einfacheren femininen Berufsbezeichnungen, die entweder mittels Movierung entstanden sind oder die weiblichen Pendants zu maskulinen auf -mann ausgehenden Berufsbezeichnungen darstellen. Es werden lediglich Einwortbezeichnungen untersucht (die Schreibung mit Bindestrich ist auch möglich; Berufe wie akademische Malerin, Account Managerin oder kaufmännische Assistentin jedoch nicht mehr). Die explizite Nennung der Bildungsebene wird bei der Suchanfrage weggelassen: Musikinstrumentenbauerin Dipl.-Informatikerin werden als oder Informatikerin Diplom- und Musikinstrumentenbauerin recherchiert. Bei allen Bezeichnungen kann mithilfe des Wortes Berufs- angedeutet werden, dass die Tätigkeit tatsächlich als Beruf ausgeübt wird/ werden kann. Auch diese Spezifizierung beziehe ich in meine Analyse nicht ein: Berufspädagogin oder Berufskraftfahrerin werden als Pädagogin und Kraftfahrerin angegeben. Mein Vorgehen bei der Überprüfung der Belegbarkeit war nicht ,rückläufig', wie ich es bei dem Begriff *technikerin* demonstriert habe. Als Quelle der Bezeichnungen dienten die im Internet zugänglichen Register der offiziellen Berufe des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit8, der Ausbildungsberufe der Bundesagentur für Arbeit9 und der Ausbildungsplätze 2006 der Industrie- und Handelskammern des Landes Nordrhein-Westfallen1o. Des weiteren habe ich im Duden Universalwörterbuch (2003) nach Berufsbezeichnungen (die als solche im Wörterbuchartikel gekennzeichnet werden) recherchiert. Zudem habe ich alle femininen Berufsbezeichnungen, denen ich in der Sekundärliteratur begegnet http://www.pallas.iab.de/bisds/alphabet.asp http://infobub.arbeitsagentur.de/berufe/search/alpha/index.j sp 10 http://www.ihk-ausbildung.de/cgi-binllsb_berufe.cgi?S=XX 8 9 57 bin, auch auf ihre Belegbarkeit hin überprüft. Falls diese sich bestätigt hat, sind auch diese Berufsbenennungen in dem Verzeichnis angeführt. Die Berufe werden in thematische Gruppen eingeteilt, so dass man sehen kann, wie viele Berufe jener Berufsgruppen in femininen Formen belegbar sind. Die Sortierung ist jedoch nicht immer eindeutig. In Fällen wie zum Beispiel PfLegewissenschaftlerin oder Arztsekretärin, in denen die Berufe thematisch teilweise zu den Gesundheitsberufen und teilweise zu den wissenschaftlichen bzw. Büroberufen zuzuordnen wären, habe ich immer das Bestimmungswort des Kompositums als entscheidendes Kriterium gewählt. Deswegen sind beide oben erwähnten Berufsbezeichnungen in der Gruppe der gesundheitlichen Berufe zu finden. Diese Methode hat zur Folge, dass z. B. nicht alle wissenschaftliche oder Lehrerberufe in den entsprechenden Gruppen zu finden sind, sondern dass einige, falls dies möglich war, in die thematisch spezifischeren Gruppen eingeordnet wurden (AgrarwissenschaftIerin in die Gruppe der Landwirtschaft, Fernsehwissenschaftlerin in die der Medien, Tanzlehrerin in die des Sports, Rehabilitationslehrerin in die der gesundheitlichen Pflege usw.). Der Rest befindet sich in den ,abstrakteren' Gruppen der Wissenschaft und Forschung bzw. Schulwesen und Erziehung. Jede Berufsbezeichnung erscheint in dem Verzeichnis lediglich einmal. Natürlich erfolgt die Einteilung nicht automatisch, sondern es werden dabei auch die Semantik und die auszuübende Tätigkeit berücksichtigt. Maschinenschreiberin gehört in meiner Sortierung in die Gruppe der Büroberufe. Die Tätigkeit hat mit der Produktion der technischen Vorrichtungen (Maschinen) nichts zu tun, sondern sie nutzt die Schreibmaschine nur für ihre Arbeit. Ich wollte nämlich die Tatsache meiden, dass ich in einer Gruppe Berufsbenennungen habe, die formal eng miteinander zusammenhängen (z. B. Komposita sind und als Grundwort -assistentin haben: Regieassistentin, Rön tgenassisten tin, Handelsassistentin, Werbeassistentin ... ), die aber den wirklichen Aufgabenbereich ihrer Tätigkeit betreffend, ganz unterschiedliche Rollen oder Funktionen vertreten. Deshalb könnten sie auch gemeinsam nur schwierig eine Dimension der außersprachlichen Realität repräsentieren. Die 58 Aufteilung nach den Feldern der menschlichen Tätigkeit empfinde ich als aussagekräftiger. Es erscheinen nebeneinander in einer Gruppe sowohl eine akademische Ausbildung erfordernde Berufe (Agrarwissenschaftierin ), als auch niedrigqualifizierte (Melkerin). Die ganze soziale Hierarchie wird dadurch, falls es dem Charakter der Berufsgruppe entspricht, repräsentiert. IT-Berufe oder Finanzwesen sind in der Regel nur durch (hoch)qualifizierte Berufe vertreten. Die Mehrheit der in der letzten Gruppe angeführten Berufe, zeichnet sich durch eine große semantische Unbestimmtheit aus. Bezeichnungen wie Meisterin, Leiterin, Ingenieurin oder Spezialistin kommen in der Regel in Zusammensetzungen vor, die die Fachrichtung genau spezifizieren. Die Verwendung der Begriffe ohne jedwede Determination ist jedoch nicht ausgeschlossen, wie auch die in der Korpusanalyse bestätigte Belegbarkeit bezeugt. Da die thematische Einordnung bei solchen generellen Berufsbezeichnungen nicht erfolgen kann, wurden sie zusammen mit wenigen thematisch vereinzelten Ausdrücken in eine gesonderte Gruppe eingereiht. Die Reihenfolge der Gruppen ist ganz zufällig gewählt. Für die Zwecke der Entscheidung, ob eine Personen- oder Tätigkeitsbezeichnung zugleich als Berufsbezeichnung angesehen werden kann, ziehe ich folgende Merkmale heran. Sie sollten gleichzeitig vorhanden sein, auch wenn der Grad ihrer Bedeutsamkeit von Fall zu Fall unterschiedlich hoch sein kann: 1. Personenbezeichnung, die Ausübung einer Tätigkeit ausdrückt. 2. Die Tätigkeit wird dauerhaft und regelmäßig ausgeführt. 3. Die Tätigkeit bringt Geldmittel für den Lebensunterhalt ein. 4. Die Tätigkeit ist sozial bezogen und ordnet die Person in die soziale Hierarchie der Gesellschaft ein. 5. Die erfolgreiche Ausübung der Tätigkeit setzt gewisse Kenntnisse oder eine Ausbildung voraus. Heutzutage ist das Feld der Tätigkeiten, die zumindest drei dieser Bedingungen gleichzeitig erfüllen, so breit, dass fast alle Aktivitäten unter Umständen als Berufe angesehen werden können. 59 Deswegen war auch meinerseits das Herantreten an die Beurteilung der Zugehörigkeit zu der Kategorie der Berufsbezeichnungen, besonders in der letzten Gruppe der semantisch vagen Begriffe, sehr liberal. 60 2. Verzeichnis der belegbaren femininen Berufs-, Beschäftigungsund berufs ähnlichen Bezeichnungen und Titel GRUPPE 1: Landwirtschaft, Tierzucht, Tierpflege, Umweltschutz Agrarbiologin Agraringenieurin Agraringenieurökonomin Agrarökonomin Agrartechnikerin Agrarwirtin Agrarwissenschaftlerin Agrikulturchemikerin Anglerin Aquarianerin Bändigerin Bäuerin Baumpflegerin Biologielaborantin Biologin Blumenbinderin Blumenbindermeisterin Falknerin Farmerin Fischerin Fischverarbeiterin Fischwirtin Fleischermeisterin Floristin Floristmeisterin Försterin Forstwirtin Futtermeisterin Gartenarbeiterin Gartenbauingenieurin Gartenbautechnikerin Gartengestalterin Gärtnerin Gärtnermeisterin Grundstücksverwalterin Hippotherapeutin Hirtin Holzerin Holzfällerin Hundefriseurin, Hundefriseuse Hundepflegerin Hundezüchterin Imkerin Jägerin Landarbeiterin Landschaftsgestalterin Landschaftspflegerin Landwirtin Landwirtschaftstechnikerin Matadorin Melkerin Mikrobiologin Molekularbiologin Obstbauberaterin Ökologin Ornithologin Pferdewirtin Pferdewirtschaftsmeisterin Pflanzenzüchterin Reitlehrerin Revierförsterin Sägerin Schäferin Schweinezüchterin Spargelstecherin Stallmeisterin Tierarzthelferin Tierärztin Tiergesundheitsaufseherin Tierheilpraktikerin Tierheimleiterin Tierlehrerin Tierpflegerin Tierpsychologin Tierwirtin Tierzüchterin 1 UmweItberaterin UmweItwissenschaftlerin Veterinärin VogeIzüchterin Waldarbeiterin Weinbäuerin Weinbautechnikerin Wirtschafterin Winzerin Winzermeisterin Zoologin Züchterin GRUPPE 2: Künstlerische Berufe Musik Instrumentalkorrepetitorin Jazzerin Jazzmusikerin, Jazz-Musikerin Kammermusikspielerin Kantorin Kapellmeisterin Keyboarderin Keyboardspielerin Kirchenmusikerin Klavierspielerin Komponistin Kontrabaß-Spielerin Korrepetitorin Lautenistin Lautenspielerin Librettistin Liedermacherin MandoIinespielerin MusikalienhändIerin Musikantin Musikerin Musiktherapeutin MusikwissenschaftIerin Oboistin Operettensängerin, OperettenSängerin Organistin Orchestermusikerin Orchesterspielerin Pfeiferin PhiIharmonikerin Pianistin Popmusikerin Akkordeonistin AkkordeonspieIerin,AkkordeonSpieIerin Altistin Altsängerin, Alt-Sängerin Bassistin Bläserin Bluessängerin, Blues-Sängerin Bratscherin Bratschistin Cellistin Cellospielerin, Cello-SpieIerin Cembalistin Chansonistin Chansonsängerin, ChansonSängerin Choristin Chorleiterin Chorsängerin, Chor-Sängerin Dirigentin Fagottistin FIötenspieIerin, FIöten-Spielerin Flötistin FIügelspielerin Geigerin Geigenspielerin Gitarristin Harfenistin Harfenspielerin Harmoniumspielerin Hornistin Hornspielerin Instrumentalistin 11 Posaunistin Punkerin Punkmusikerin Querflötenspielerin Rockerin Rockmusikerin Sängerin Saxofonistin, Saxophonistin Saxofonspielerin, Saxophonspielerin Saxofon-Spielerin, SaxophonSpielerin Solistin Solosängerin Sopranistin Sopransängerin, Soprano-Sängerin Soulsängerin, Soul-Sängerin Stimmerin Texterin Trommlerin Trompeterin Trompetenspielerin, TrompeteSpielerin Tubistin Vibrafonistin Violaspielerin Violinspielerin Virtuosin Vokalistin Zitherspielerin Bildende Kunst Konservatorin Kunstmalerin Lithografin, Lithographin Malerin Plastikerin Porträtistin, Portraitistin Porträtmalerin, Portraitmalerin Porzellanmalerin Retuscheurin Steinbildhauerin Steindruckerin Zeichnerin Aquarellistin Aquarellmalerin Bildhauerin Bildnerin Cartoonistin Comic-Zeichnerin Fotografenmeisterin Fotografin, Fotographin, Photographin Grafikerin, Graphikerin Holzbildhauerin Karikaturistin Keramikmalerin Koloristin Theater, Variete, Zirkus Akrobatin Akteurin Aktrice Artistin Ballerina, Ballerine Balletteuse Ballettmeisterin Ballett(t )änzerin, Ballett-Tänzerin Bauchrednerin Clownin Dancerin Darstellerin Deuterin Dompteurin Dresseurin Entertainerin Gauklerin Gruppentänzerin Hellseherin Illusionistin 111 lmitatorin Improvisateurin Jongleurin Jongleuse Kabarettistin Komikerin Komödiantin Kostümverleiherin Magierin Märchenpuppen-Spielerin Marionettenspielerin Mimin Musical-Darstellerin Musical-Sängerin Musical-Tänzerin Pantomimin Parodistin Puppenspielerin Schauspielerin Spielerin Stepperin Stepptänzerin, Stepp-Tänzerin Stripperin Stripteasetänzerin Tänzerin Tanzpädagogin Theaterpädagogin Theaterwissenschaftlerin Travestie-Künstlerin Trickserin Unterhalterin Vorführerin Wahrsagerin Zauberin Literatur Lyrikerin Novellistin Poetin Prosaistin Rezitatorin Satirikerin Schreiberin Schriftstellerin Verfasserin Writerin Autorin Biografin, Biographin Dichterin Dramatikerin Essayistin Feuilletonistin Humoristin Illustratorin Kolumnistin Literatin Sonstige künstlerische Berufe Ankleiderin Arrangeurin Beleuchterin Bildereinrahmerin Bühnenbild-Assistentin Bühnenbildnerin Bühnenmalerin Bühnenmeisterin Bühnenplastikerin Choreografin, Choreographin Cemballobauerin Dekorateurin Designerin Entwerferin Entwurfsdirektrice Fundusverwalterin Galeristin Geigenbauerin Geigenbaumeisterin Gestalterin Kartenlegerin Klavierbauerin Kostümbildnerin Kulturmanagerin IV Platzanweiserin Promoterin Requisiteurin Scherenschneiderin Souffleurin,Souffleuse Stuntwoman Stylistin Textilmustergestalterin Vorführdame Kulturökonomin Kulturpädagogin Kunstglaserin Kunsthandwerkerin Kunsthistorikerin Kunstschmiedin Kunsttherapeutin Literaturagentin Mannequin Maskenbildnerin Orgelbauerin GRUPPE 3: Ärztinnen Kardiologin Kinderärztin Kinderfachärztin Klinik-Ärztin Klinikum-Ärztin Krankenhaus-Ärztin Lepra-Ärztin Lungenfachärztin Medizinerin Narkoseärztin Nervenärztin Neurologin Obdachlosenärztin Obduzentin Onkologin Operateurin Orthopädin Pathologin Physiologin Praktikerin Psychiaterin Radiologin Rheumatologin Toxikologin Urologin Virologin Zahnärztin Allergologin Anästhesistin Abtreibungs-Ärztin Angiologin Ärztin Assistenzärztin Augenärztin Chef-Ärztin Chirurgin Dentistin Dermatologin Diabetes-Ärztin Diabetologin Diagnostikerin Endokrinologin Epidemiologin Frauenärztin Gerontologin Gynäkologin Hals-Nasen-Ohren-Ärztin, HNOÄrztin Hausärztin Hautärztin Herzfachärztin Homöopathin Immunologin Internistin Irrenärztin v GRUPPE 4: Gesundheitliche Pflege, soziale Hilfe, Betreuung Altenbetreuerin Altenheimleiterin Altenpflegehelferin Altenpflegerin Apothekenhelferin Apothekerin Arbeitspsychologin Arzthelferin Arztsekretärin Atemtherapeutin Augenoptikerin Augenoptikermeisterin Babysitterin Bandagistin Beschäftigungstherapeutin Betreuerin Bewegungspädagogin Bewegungstherapeu tin Bobath-Therapeutin Dentalhygienikerin Diabetesberaterin Diakonisse Diätassistentin Diätköchin Diätküchenleiterin Dienstmädchen Dorfhelferin Drogenberaterin Eheberaterin Ergotherapeutin Ernährungsberaterin Fahrstuhlführerin Fachhauswirtschafterin Familienpflegehelferin Familienpflegerin Familientherapeutin Fürsorgerin Gebärerin Geburtshelferin Gehilfin Gesundheitsaufseherin Gesundheitsberaterin Gesundheitsökonomin Gesundheitspädagogin Gymnastin Hausassistentin Hausdame Hausdienerin Hausgehilfin Hauspflegehelferin Hauspflegerin Hauswirtschafterin Hauswirtschaftlerin Hauswirtschaftsgehilfin Hauswirtschaftsleiterin Hebamme Heilerin Heilerziehungspflegerin Heilpädagogin Heil praktikerin Heimleiterin Helferin Hörgeräteakustikerin Hörgeräteakustikermeisterin Hygienikerin Jugendpflegerin Kinderbetreuerin Kindergärtnerin Kinderkrankenpflegerin Kinderkrankenschwester Kindermädchen Kinderpflegerin Krankengymnastin Krankenhausbetriebswirtin Krankenpflegehelferin Krankenschwester Kuratorin Logopädin 11asseurin,11asseuse 11otopädagogin Oberin Oberschwester Optikerin Orthopädiemechanikerin Orthoptistin Paartherapeutin VI Säuglingspflegerin Seelsorgehelferin Seelsorgerin Schulpsychologin Schwangerschaftskonfliktberaterin Schwesternhelferin Sozialarbeiterin Sozialassistentin Sozialbetreuerin Sozialhelferin Sozialmanagerin Sozialpflegerin Sozialsekretärin Sozialwirtin Spozialgerontologin Sprachheilpädagogin Sprachtherapeutin Sprecherzieherin Sprechstundenhelferin Stationsassistentin Stationsschwester Stimmlehrerin Suchtberaterin Therapeutin Pflegedienstleiterin Pflegehelferin Pflegemanagerin Pflegepädagogin Pflegerin Pflegewissenschaftlerin Pharmakantin Pharmakologin Pharmareferentin Pharmazeutin Physiotherapeutin Podologin Praxishelferin Prophylaxehelferin Psychagogin Psychoanalytikerin Psycho-Gerontologin Psychologin Psychotherapeutin Rehabilitationslehrerin Rettungsassistentin Rettungssanitäterin Röntgenassistentin Sanitäterin GRUPPE 5: Handel, Finanzwesen, Steuern Börsenmaklerin Börsianerin Buchhalterin Buchhändlerin Controllerin Dealerin Disponentin Drogistin Einkäuferin Einzelhandelskauffrau Emittentin Fahrkartenverkäuferin Fachkauffrau Fachverkäuferin Fachwirtin Finanzassistentin Account-Managerin Analystin Antiquarin Auktionärin Auktionatorin Automobilkauffrau Bankbetriebswirtin Bankenanalystin Bankerin Bankfachfrau Bankkauffrau Betriebsleiterin Betriebsökonomin Betriebswirtin Bilanzbuchhalterin Börsenhändlerin Vll Finanzberaterin Finanzwirtin Fondsmanagerin Fundraiserin Großhandelskauffrau Handelsassistentin Handelsfachpackerin Handelsfachwirtin Handelslehrerin Handelsvertreterin Händlerin Hausiererin Immobilien-Betriebswirtin Immobilienfachwirtin Immobilienmaklerin Industriebetriebswirtin Industriefachwirtin Industriekauffrau Ökonomin Personalberaterin Produktmanagerin Projektleiterin Prokuristin Reiseverkehrskauffrau Risikoanalytikerin Sachbearbeiterin Sekretariatsfachkauffrau Servicekauffrau Sparkassen-Betriebswirtin Sparkassenkauffrau Statistikerin Steuerberaterin Steuerfachgehilfin Steuerfachwirtin Substitutin Textilverkäuferin Unternehmensberaterin Verhandlerin Verkäuferin Verkaufsfahrerin Verkaufsleiterin Verkaufssachbearbeiterin Verlagskauffrau Vermieterin Versicherungsfachwirtin Versicherungskauffrau Versicherungsmaklerin Verteilerin Vertriebsberaterin Verwaltungsbetriebswirtin Verwaltungsfachwirtin Volkswirtin Wechslerin Wirtschaftsingenieurin Wirtschaftsprüferin J0l'-1:>~~r Juwelierin Kartenverkäuferin Kassenwartin Kassiererin Kassierin Käuferin Kauffrau Kaufmannsgehilfin Konjunkturforscherin Kostenrechnerin Kreditsachbearbeiterin Liquidatorin Maklerin Marketingassistentin Marketingfachfrau Marktforscherin Miederwarenverkäuferin Nationalökonomin V111 GRUPPE 6: Bergbau, Bau, Geo-Berufe Architektin Aufbauhelferin Bauerin Bauhelferin Bauingenieurin Bauschlosserin Bautechnikerin Bauzeichnerin Bergbauingenieurin Bergfrau Bootsbauerin Brunnenbauerin Dachdeckerin Erdarbeiterin Fliesenlegerin Gartenarchitektin Geografin, Geographin Geologin Geoökologin Hauerin Hydrologin Innenarchitektin Innenausstatterin Kartografin, Kartographin Kranführerin Landvermesserin Maurerin Metallbauerin Mineralogin Mosaiklegerin Paläontologin Planerin Raumausstatterin Raumausstattermeisterin Raumgestalterin Regionalplanerin Schürferin Sprengmeisterin Stadtplanerin Steinbrecherin Straßenarbeiterin Straßenbauerin Stuckateurin, Stukkateurin Stuckateurmeisterin Tapeziererin Vermessungsingenieurin Vermessungstechnikerin Wasserbauerin Wasserinstallateurin Zeichnerin Zimmerin GRUPPE 7: Medien, Film, Werbung, Druckwesen, Dokumentation Anlegerin Ansagerin Anzeigeerstatterin Anzeigenberaterin Anzeigenvertreterin Archivarin Art-Direktorin Aufnahmeleiterin Auslandskorrespondentin Ausstatterin Beobachterin Bibliothekarin Bibliotheksassistentin Bibliothekshelferin Bildberichterstatterin Bildreporterin Bildtechnikerin Buchbinderin Buchbindermeisterin Buchverlegerin Casting-Direktorin Cutterin Dokumentarin Dokumentaristin Dokumentationsassistentin Dokumentatorin IX Dramaturgin Drehbuchautorin Druckerin Editorin Erstatterin Fernsehmoderatorin Fernseh-Regisseurin Fernsehsprecherin Fernsehwissenschaftlerin Figurantin Filmerin Film-Regisseurin Filmwissenschaftlerin Fotolaborantin Funkerin Gesprächsleiterin Herausgeberin Härfunkmoderatorin Ind ustriefotografin Informationselektronikerin Informationswissenschaftlerin Inspizientin Intendantin Interviewerin Journalistin Kamerafrau Kommentatorin Kommunikationsfachfrau Kommunikationswirtin Kommunikationswissenschaftlerin Komparsin Kontakterin Korrektorin Korrespondentin Kritikerin Layouterin Lichtreklameherstellerin Medienberaterin Mediendesignerin Mediendokumentarin Mediengestalterin Medienkünstlerin Medienmanagerin Medienpädagogin Medienvorlagenherstellerin Medienwissenschaftlerin Moderatorin Multimedia-Konzeptionistin Multimedia-Producerin Multimedia-Werbekauffrau Museologin Museumsfachfrau Museumspädagogin Musikredakteurin Nachrichtentechnikerin Offsetdruckerin Online-Redakteurin Plakat(e )kleberin Präsentatorin PR-Beraterin Pressefotografin Pressesprecherin Printmediengestalterin PR-Managerin Produktionerin Propagandistin Publizistin Realisatorin Redakteurin, Redaktärin Redaktionsassistentin Redaktionssekretärin Redenschreiberin Rednerin Regieassistentin Regisseurin Reporterin Reprografin, Reprographin Revisorin Rezensentin Rundfunksprecherin Setzerin Schildermalerin Schriftsetzerin Siebdruckerin Sprecherin Sprechfunkerin Statistin Synchronsprecherin x Werbefotografin Werbegestalterin Werbechefin Werbekauffrau Werbeleiterin Werbeökonomin Werberin Werbetexterin Werbevorlagenherstellerin Zeitungsinterviewerin Zeitungsverlegerin Zweitkorrektorin Szenenbildnerin Talkerin Tonassistentin Toningenieurin Tonmeisterin Trickfilrnzeichnerin TV-Interviewerin Verlagsredakteurin Verlegerin Videoeditorin Werbeassistentin Werbefachfrau GRUPPE 8: Gästebetreuung, Tourismus Hotelsekretärin Hüttenwirtin Kantinenwirtin Kellermeisterin Kellnerin Küchenchefin Küchenmeisterin Mixerin Oberin Oberkellnerin Pensionsleiterin Pensionswirtin Portiersfrau Purserette Restaurantfachfrau Restaurantleiterin Restaurantmeisterin Serviererin Sommeliere Spülerin Wirtin Zapferin Zimmermädchen Animateurin Bankettleiterin Bardame Barkeeperin Barmaid Barmixerin Bedienerin Bierzapferin Dienerin Empfangsdame Empfangschefin Festwirtin Gästebetreuerin Gastwirtin Gesellschafterin Gesellschaftsdame Herbergswirtin Hostess Hoteldirektorin Hotelfachfrau Hotelkauffrau Hotelleiterin Hotelmeisterin Xl GRUPPE 9: Wissenschaft, Forschung Grafologin, Graphologin Hispanistin Historikerin Insektenforscherin Insektenkundlerin Islamistin Italianistin Japanologin Kernphysikerin Klimatologin Komparatistin Kosmonautin Laborantin Linguistin Literaturwissenschaftlerin Mathematikerin Mediävistin Mechatronikerin Meinungsforscherin Meteorologin Motologin Mykologin Nautikerin Orientalistin Philologin Philosophin Physikerin Physikingenieurin Physiklaborantin Pilzkundlerin Politologin Präparatorin Religionswissenschaftlerin Restauratorin Romanistin Seelenforscherin Seelenkundlerin Seismologin Sinologin Slawistin Soziologin Sprachforscherin Sprachwissenschaftlerin Ägyptologin Akustikerin Alchimistin Altertumsforscherin Altphilologin Amerikanistin Anglistin Anthropologin Archäologin Astrologin Astronautin Astronomin Astrophysikerin Ausgräberin Botanikerin Chemiearbeiterin Chemiefacharbeiterin Chemieingenieurin Chemielaborantin Chemielaborjungwerkerin Chemietechnikerin Chemikantin Chemikerin Demographin Demoskopin Didaktikerin Doktorin Entdeckerin Entomologin Erforscherin Esoterikerin Ethikerin Ethnologin Ethologin Experimentatorin Forscherin Futurologin Genealogin Genetikerin Geowissenschaftlerin Germanistin Geschichtsforscherin Geschichtswissenschaftlerin XlI Theologin Trophologin Turkologin Ufologin Verhaltensforscherin Verhaltenswissenschaftlerin Vogelforscherin Vogelkundlerin Völkerkundlerin Volkskundlerin Wetterdiensttechnikerin Wirtschaftsforscherin Wirtschaftsgeographin Wirtschaftsmathematikerin Wirtschaftswissenschaftlerin Wissenschaftlerin Zukunftsforscherin GRUPPE 10: Büro, Verwaltung, Organisation, Diplomatie Abteilungsleiterin Amtsbotin Arbeitsverrnittlerin Auslandskorrespondentin Beamtin Beraterin Bezirksleiterin Botschafterin Bürobotin Bürofachfrau Bürovorsteherin Datentypistin Dezernentin Diplomatin Direktionsassistentin Direktorin Dolmetscherin Energieberaterin Europa-Sekretärin Event-Managerin Fachberaterin Fachgehilfin Filialleiterin Fremdsprachenassistentin Fremdsprachenkorrespondentin Gemeinde-Vorsteherin Generalin Gesandtin Geschäftsbereichsleiterin Geschäftsführerin Geschäftsleiterin Hausverwalterin Hauswirtschaftsberaterin Industriekauffrau Innendienstleiterin Inspektorin, Inspekteurin Kärnmerin Kanzlerin Kapitänin Kornmissarin Konsulin Kontoristin Korrespondentin Kundenbetreuerin Landesverbandsleiterin Leutnantin Majorin Maschinenschreiberin Ministerin Organisatorin Personalleiterin Politikerin Rätin Referentin Schadenreguliererin Schalterbeamtin Schichtführerin Schreiberin Sekretärin Senatorin Stenografin, Stenographin Stenokontoristin Xll1 Stenotypistin Tearnleiterin Telefonistin Typistin Übersetzerin Verbraucherberaterin Versicherungsfachfrau Versicherungskauffrau Versicherungsvertreterin Vertriebsleiterin Verwalterin Verwaltungsleiterin Verweserin Wirtschaftsdolmetscherin Wirtschaftsübersetzerin Zollbeamtin Zöllnerin GRUPPE 11: Sport Aerobic-Trainerin Athletin Badebetriebsleiterin Bademeisterin Badmintonspielerin, Badminton-Spielerin Baseballerin Baseballspielerin Basketballerin Basketballspielerin Bergführerin Berufssportlerin Bowlingspielerin Boxerin Eishockeyspielerin Feldhockeyspielerin Fitnesskauffrau Fluglehrerin Fußballerin Fußballspielerin Fußballtrainerin Golferin Golflehrerin Golfspielerin Gymnastikerin Gymnastiklehrerin Handballerin Handballspielerin Hockeyspielerin Keeperin Keglerin Kickerin XIV Läuferin Rennreiterin Rodlerin Ruderin Segelfluglehrerin Segellehrerin Schwimmeistergehilfin Schwimmerin Schwimmmeisterin Skaterin Skilehrerin Skipperin Snowboarderin Snowboardlehrerin Softballerin Softballspielerin Sportärztin Sportlehrerin Sportlerin Sportmanagerin Sportökonomin Sportwissenschaftlerin Starterin Surferin Tanzlehrerin Tanzpädagogin Taucherin Tennislehrerin Tennisspielerin Tischtennisspielerin Touristikmanagerin Trainerin Turnerin Volleyballerin Volleyballspielerin Wasserball-Spielerin Werferin L------ -.---1_ GRUPPE 12: ßeleidung, Körperpflege, Design i I Änderungsschneiderin Autosattlerin Bekleidungsfertigerin Bekleidungsnäherin Bekleidungsschneiderin Bekleidungstechnikerin Büglerin Coiffeurin, Coiffeuse Damenschneiderin Damenschneidermeisterin Direktrice Farbberaterin Färberin Feintäschnerin Friseurhelferin Friseurin, Friseuse, Frisörin, Frisöse Friseurmeisterin Fußpflegerin G~:miererin -Hairstylistin, Hair-Stylistin Handschuhmacherin Herrenschneiderin Hutmacherin Imageberaterin Klöpplerin Kosmetikerin Kürschnerin Kürschnermeisterin Möbelsattlerin Modemanagerin Modenäherin Modeschneiderin Modistin Näherin Perückenmacherin Plätterin Polsterin Puppenmacherin Sattlerin Schauwerbegestalterin Schirmmacherin Schneiderin Schuhmacherin Schuhstepperin Schusterin Spinnerin Stickerin Stilberaterin Strickerin Täschnerin Tätowiererin Teppichknüpferin Teppichweberin Textilmustergestalterin Wäscherin Weberin Wirkerin Zuschneiderin Zwirnerin GRUPPE 13: Transport, Spedition, Nachrichtenverkehr Botin Briefträgerin Briefzustellerin Busfahrerin Chauffeurin Chauffeuse xv Co-Pilotin Decksfrau Disponentin Eisenbahnerin Exporteurin Fahrerin Fährfrau Fahrkartenkontrolleurin Fliegerin Flugbegleiterin Flugleiterin Fluglotsin Flugzeugführerin Hafenarbeiterin Hafenmeisterin Handelsfachpackerin Krankenwagenfahrerin Kurierin Kutscherin Laderneisterin Lagerarbeiterin Lageristin Lagerleiterin Lagerverwalterin Lastwagenfahrerin Lenkerin Lieferantin Lokornotivführerin Lotsin Luftverkehrskauffrau Matrosin Navigatorin Paketzustellerin Pilotin Postbotin Posthalterin Postlerin Postverkehrskauffrau Postverteilerin Postzustellerin Schaffnerin Schifferin Schiffsrnechanikerin Schleusenwärterin Spediteurin Speditionskauffrau Steuerfrau Stewardess, Stewardeß Taxifahrerin Testpilotin Verkehrsflugzeugführerin Zeitungszustellerin Zugbegleiterin Zustellerin GRUPPE 14: Schulwesen, Erziehung Erziehungshelferin Fahrschullehrerin Fachschullehrerin Freizeitpädagogin Fremdsprachenlehrerin Gyrnnasiallehrerin Heimerzieherin Hochschullehrerin Hortnerin Jugendberaterin Jugendreferentin Kunsterzieherin Lehrerin Arbeitsberaterin Arbeitserzieherin Ausbilderin Ausbildungsberaterin Ausbildungsleiterin Beratungslehrerin Berufsberaterin Berufsschullehrerin Bildungsberaterin Dekanin Dozentin Erzieherin Erziehungsberaterin XVI Lehrlingsausbilderin Lektorin Mentorin Pädagogin Personaltrainerin Praktikantin Professorin Realschullehrerin Rektorin Schulberaterin Schulungsleiterin Sonderpädagogin Sonderschullehrerin Sozialpädagogin Streetworkerin Studienberaterin Trainingsleiterin Tutorin Unterrichtsschwester Volksschullehrerin Weiterbildungsberaterin Werklehrerin Wirtschaftspädagogin GRUPPE 15: Ordnung, Recht, Sicherheit, Bewachung Amtsanwältin Anwältin Aufpasserin Aufseherin Badewärterin Bewacherin Detektivin Einsatzleiterin Ermittlerin Fachanwältin Fachunteroffizierin Fahrkartenkontrolleurin Feuerwehrfrau Gerichtsvollzieherin Hauptfeuerwehrfrau Hausmeisterin Hauswartin Hilfspolizistin Hundeführerin Informantin Inspektorin Juristin Justitiarin Kastellanin Kesselwärterin Kontrolleurin Kriminologin Mediatorin Notarin Oberfeuerwehrfrau Offizierin Ordnerin Patentanwältin Pförtnerin Platzwartin Politesse Polizistin Pyrotechnikerin Rechtsanwältin Rechtsberaterin Rechtspflegerin Rechtsvertreterin Rettungsschwimmerin Richterin Schließerin Soldatin Staatsanwältin Staatsrechtlerin Straßenwärterin Supervisorin Treuhänderin Türsteherin Undercover agentin Unteroffizierin Verfechterin Versicherungs detektiv in XVll Wächterin Wärterin Wartin Wirtschatzprüferin Verteidigerin Verwaltungsbetriebswirtin Verwaltungsfachwirtin Verwaltungsjuristin Wachfrau GRUPPE 16: IT-Berufe Informationstechnologin IT-Beraterin IT-Koordinatorin IT-Spezialistin IT-Systemanalytikerin IT-Systemelektronikerin, IT-System-Elektronikerir IT-System-Kauffrau Programmiererin Softwareentwicklerin, Software-Entwicklerin Systemanalytikerin Systementwicklerin Web-Designerin Wirtschaftsinformatikerin Anwendungsprogramiererin Betriebsinformatikerin Büroinformationselektronikerin Computergrafikerin Datenverarbeitungsfachfrau Datenverarbeitungskauffrau DV-Beraterin EDV-Beraterin Entwicklerin Entwicklungsingenieurin Fachinformatikerin Informatikerin Informatikkauffrau GRUPPE 17: Produktion, Technik,Ver- und Bearbeitung (Elektro, Metall, Holz, Kunststoff, Glas, Porzellan, Keramik) Auffüllerin Aufreißerin Autolackiererin Bestückerin Bleigießerin Bürstenmacherin Detailkonstrukteurin Drahtzieherin Dreherin Drechslerin Einrichterin Elektrikerin Elektroingenieurin Elektroinstallateurin Elektromechanikerin Elektromonteurin Elektronikerin Elektrotechnikerin Energieanlagen-Elektronikerin Energieelektronikerin Energietechnikerin Entwicklerin Feinmechanikerin Fertigungsmechanikerin Flechterin Fließbandarbeiterin Flugzeugkonstrukteurin Formerin Formgeberin Fräserin Galvaniseurin Gerätezusammensetzerin XV111 Modellbaumechanikerin Modellschlosserin Modelltischlerin Möllerin Monteurin Montiererin Mustermacherin N etzwerkerin Packerin Papierherstellerin Polierin Presserin Produktionsleiterin Repassiererin Rollerin Schienenfahrzeugschlosserin Schiffsmechanikerin Schleiferin Schlosserin Schmiedin Schreinerin Schweißerin Seilerin Silberschmiedemeisterin Silberschmiedin Sortiererin Stecherin Steinmetzin Streicherin Systemelektronikerin Technikerin Technologin Teilekonstrukteurin Testfahrerin Tischlerin Töpfergesellin Töpferin Uhrmacherin Verarbeiterin Vergolderin Vorarbeiterin Weinküferin Werkstattleiterin Zerspanungsmechanikerin Gießerin Glasapparatebauerin Glasbläserin Glaserin Glasmalerin Glasmalermeisterin Goldschmiedin Graveurin Graveurmeisterin Hafnerin, Häfnerin Holzmechanikerin Industriemechanikerin Industriemeisterin Installateurin Keramikerin KFZ-Mechanikerin Kfz-Schlosserin Kleberin Klempnerin Konstrukteurin Konstruktionsmechanikerin Korbmacherin Kraftfahrzeugelektrikerin Kraftfahrzeugmechanikerin Küferin Kunstglaserin Kunstschmiedin Kunststoff-Formgeberin Kupferstecherin Lackierergesellin Lackiererin Lackierermeisterin Lichttechnikerin Locherin Löterin Maschinenbautechnikerin Maschinenbau-Teilkonstrukteurin Maschinenfrau Maschinenschlosserin Maschinistin Mechanikerin Mechatronikerin Messtechnikerin Mikrotechnologin XIX Zieherin Zigarrenrollerin Zweiradmechanikerin GRUPPE 18: Ernährung Bäckerin Beiköchin Brauerin Brennerin Diätköchin Ernährungswirtschaftlerin Fleischerin Fleischermeisterin Gastronomin Käserin Kelterin Köchin Konditorin Lebensmittelchemikerin Lebensmittelkontrolleurin Metzgerin Müllerin Obstlerin Schlächterin Verkosterin GRUPPE 19: Reinigung Abortreinigerin Abwassermeisterin Aufwartefrau Denkmalspflegerin Entsorgerin Flaschenreinigerin Gebäudereinigerin Gebäudereinigermeisterin Latrinenreinigerin Müllentsorgerin Putzerin Raumpflegerin Reinemachefrau Reinigerin Reinigungsfrau Schornsteinfegerin Versorgerin GRUPPE 20: Religion, Kirche Diakonin Diakonisse, Diakonissin Gemeindehelferin Gemeindereferentin Gemeindeschwester Küsterin Meqherin Missionarin Pfarrerin Predigerin Priesterin xx GRUPPE 21: Sonstige Berufe Agentin Anal ytikerin Arbeiterin Assistentin Ausrichterin Bearbeiterin Bekärnpferin Bestatterin Bestattungsunternehrnerin Betreiberin Buchbinderin Chefin Erzeugerin Expertin Friedhofsarbeiterin Führerin Funktionärin Gasableserin Gewerkschafterin Gewerkschaftlerin Heizerin Herstellerin Ingenieurin Jurorin Kennerin Koordinatorin Kranzbinderin Leaderin Leichenbestatterin Leiterin Lobbyistin Macherin Managerin Masterin Meisterin Mittlerin Präsidentin Produzentin Prüferin Referentin Rhetorikerin Saisonarbeiterin Spezialistin Technologin Testerin Veranstalterin Verrnittlerin Vertreterin Verwerterin XXI 111. SPRACHKORPUSUNTERSTÜTZTER VERGLEICH DER SYNONYMEN BERUFSBEZEICHNUNGEN Auf den folgenden Seiten wird die Vorkommenshäufigkeit in meinem Korpus von sinnverwandten femininen Berufsbezeichnungen untersucht. Es werden lediglich Synonympaare untersucht, die analoge Züge mit anderen Tandems aufweisen. Als Kriterien gelten die morphologischen Oppositionen einheimisches Wort vs. Fremdwort, moviertes deriviertes Wort vs. moviertes Kompositum und Fremdwort mit dem einheimischen Suffix vs. Fremdwort mit dem fremden Suffix. Die vierte Gruppe besteht aus Synonympaaren, die morphologisch keine gemeinsamen Züge aufweisen, aber eine analoge Bedeutungsveränderung durchgemacht haben. Jedes Kriterium wird von möglichst vielen Beispielen repräsentiert. Falls die Wahl noch von anderen Faktoren beeinflusst wird, wird dies in den einzelnen Sektionen genau beschrieben und begründet. Der Anschaulichkeit halber werden die Suchbegriffe zusammen mit den Zahlen der Belege tabellarisch dargestellt. Die Suchanfragen werden wieder mit den Suchoperatoren *...* versehen, so dass auch Komposita und Pluralformen, in denen die Bezeichnungen belegbar sind, in die Statistik einbezogen werden können. Die graphische Darstellung dient einer besseren Ablesbarkeit der Proportionen, die die Synonympaare im Vergleich zu der Summe der Vorkommnisse darstellen, und zur Komparation der gemeinsamen Wortbildungsprozesse innerhalb der Gruppe. Da es nicht immer möglich und wünschenswert ist, alle Daten in die Graphen einzutragen, führe ich sowohl die Tabellen als auch die Graphen im Text an, und nicht getrennt im Anhang, so dass man nicht weit blättern muss und sich die Veranschaulichungen zusammen mit den Kommentaren ansehen kann. 61 1. Einheimisches Wort vs. Fremdwort Das Verhältnis zwischen einer einheimischen Benennung und einem Fremdwort wird anhand der Analyse der Berufsbezeichnungen aus den Gebieten der Medizin und Wissenschaft gezeigt. Diese Berufsgruppen verfügen nämlich über Paare der synonymen Bezeichnungen, in denen ein Glied ein einheimisches Wort und das andere ein Fremdwort ist. Innerhalb der Wortpaare soll die Korpusuntersuchung zeigen, welche von den Synonymen häufiger vorkommt. In einigen Fällen kann es objektive Gründe des verstärken Gebrauchs geben, in anderen kann man sie nur vermuten. Innerhalb der ganzen Gruppe der medizinischen bzw. wissenschaftlichen Berufsbezeichnungen werden Tendenzen der Sprachgemeinschaft analysiert, falls welche anhand der Ergebnissen der Korpusanalyse feststellbar sind, ob einheimische oder fremde Bezeichnungen generell bevorzugt werden. Im Allgemeinen kann man annehmen, dass es die Fremdwörter sind, die sich großer Popularität der Sprachgemeinschaft erfreuen. Solcher Vergleich ganzer Gruppen der Synonympaare ist lediglich dann möglich, wenn die Wörter einige der semantischen Merkmale gemeinsam haben und die gleiche sozioökonomische Gruppe der Bevölkerung repräsentieren. Sonst wären sie untereinander nicht vergleichbar. Dennoch muss man mit den erhobenen Daten vorsichtig umgehen, um keine irreführenden Schlussfolgerungen zu ziehen. Um möglichst viele belegbare Vertreter zu finden, untersuche ich mein Korpus auf die Grundwörter der Komposita (*ärztin*, *login* usw.). Zu den Zusammensetzungen suche ich dann mithilfe der Nachschlagewerke (Duden Universalwörterbuch, Synonymwörterbuch) geeignete sinnverwandte Pendants. Die Ergebnisse der Recherche zeigen folgende Ausführungen. 62 a) Berufsbezeichnungen im medizinischen Bereich In der Tabelle 5 folgt die Auflistung der weiblichen medizinischen Berufsbezeichnungen, die den Gegenstand der Korpusanalyse bilden, mit der Häufigkeit der Belege: Einheimische Berufsbezeichnung Belege Griechisch-lateinisches Fremdwort Belege 1. Kinderärztin, Kinderfachärztin 182+1 Pädiaterin 0 2. Frauenärztin 128 Gynäkologin 77 3. Hautärztin 33 Dermatologin 10 33 Ophthalmologin 0 Otorhinolaryngologin 0 4. Augenärztin 5. Hals-Nasen-Ohren-Ärztin (HNO-) 7 6. Zahnärztin 206 Dentistin (Stomatologin) 5 (0) 7. Irrenärztin 7 Psychiaterin 86 8. Lungenärztin, Lungenfachärztin 0+2 Pneumologin 0 9. Nervenärztin 8 Neurologin 22 10. Narkoseärztin 12 Anästhesistin 37 11. Herzfachärztin 1 Kardiologin 6 12. Tierärztin 353 Veterinärin 43 Tabelle 5: Synonyme aus dem Bereich der Medizin Graphisch dargestellt sehen die Verhältnisse folgendermaßen aus: - 100% 80% - - l- r-- - - - 1- - 1- - I- - r-- - r-- - 1- - 1- - I- 1- - l- I- - 1- - 60% r- I-- I-- 40% r- - r-- - r-- - r-- - r-- 20% r- - r-- - r-- - r-- r-- - - r-- l"- I-- ~ - 0% 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 Io einheimische Bezeichnung Ogr.-Iat. Lehnwort I Abbildung 1: Synonyme aus dem Bereich der Medizin Man sieht, dass die Gruppe ziemlich klein ist, auch wenn ich oben schreibe, dass ich möglichst viele Beispiele anführen möchte. Der Grund dafür 63 ist einfach: Es gibt zwar genügend movierte Berufsbezeichnungen aus den Teilgebieten der Medizin, die Mehrheit davon wird jedoch von griechischlateinischen Lehnwörtern vertreten, die keine geläufigen deutschen Entsprechungen haben. Es sind Internistin, Allergologin, Virologin, Epidemiologin, Onkologin, Angiologin, Diabetologin, Pharmakologin, Endokrinologin, Radiologin oder Toxikologin zu belegen, die aber nicht mit einem Synonym kontrastiert werden können, außer dem Typus Diabetes-Ärztin, der eine hybride Bildung darstellt. In meiner Untersuchung würde er also zwischen der einheimischen und der fremden Bezeichnung stehen. Diabetes-Ärztin ist jedoch der einzige Beleg dieser hybriden Wortbildungsart; jedweder Vergleich ist daher unmöglich. Überraschenderweise sind in der Korpusanalyse Stomatologin, Pädiaterin, Pneumologin und Lungenärztin vertreten, die nicht belegbar sind, obwohl sie zu den geläufigsten Gebieten der Medizin gehören. Lungenärztin erscheint in der Variante Lungenjachärztin, die noch bei HerzJachärztin und KinderJachärztin belegbar ist. Die -Jach- Komponente ist in diesen Fällen redundant, kann jedoch der Ausdruck der Vorliebe nach komplexeren Bezeichnungen sein. Die Absenz der Ophthalmologin und der Otorhinolaryngologin in meinem Korpus ist zu erwarten, denn es handelt sich hierbei um komplizierte, schwierig aussprechbare und lesbare Bezeichnungen, die wahrscheinlich auch von Fachleuten gemieden werden, insbesondere dann, wenn das Publikum auch Laien einbezieht. Bei LungenJachärztin - Pneumologin und HerzJachärztin - Kardiologin können die durch meine Recherche gezeigten Verhältnisse irreführend sein, weil die Zahlen der Belege sehr niedrig sind. Zur Bestätigung der Relationen wäre eine andere mit umfangreicherem Korpus arbeitende Untersuchung notwendig. Die Ergebnisse der Korpusanalyse zeigen, dass die einheimischen Bezeichnungen der Ärztinnen bei weitem überwiegen - lediglich Neurologin, Anästhesistin, Psychiaterin und Kardiologin sind geläufiger als die deutschen Entsprechungen. Zumindest bei jenen Berufsbezeichnungen, die überhaupt eine deutsche Entsprechung haben. Der Grund dafür liegt wahrscheinlich in der Allgemeinverständlichkeit der deutschen 64 Benennungen. Ärztliche Betreuung ist ein Bestandteil des Lebens eines jeden Menschen, unabhängig von Alters-, Geschlechts- und Sozialunterschieden der Menschen oder Differenzen in der Ausbildung und der Weltansicht. Es ist auch zu bemerken, dass die Häufigkeiten der Belege in einzelnen Synonympaaren relativ weit voneinander entfernt liegen. Man kann also annehmen, dass in der Tat wirklich die Bezeichnung der anderen vorgezogen wird, und dass es im Sprachgebrauch nur selten Schwankungen gibt, d. h. dass nur selten die seltenere Benennung genutzt wird. Der Begriff Psychiatenn verliert allmählich seinen deutschen Konkurrenten, weil das Bestimmungswort Irren- unerwünschte Konnotationen hervorruft. Das Wort ,Irre' ist in einer Art und Weise besetzt, die so negativ ist, dass er sich eigentlich einer Beleidigung nähert. In der medizinischen Terminologie ist er daher kaum noch verwendbar. Eine analoge Umbenennung machte auch die psychiatrische Klinik durch, die nicht mehr ,Irrenhaus' genannt wird, sondern ,Heil- und Pflegeanstalt'. Das große Wörterbuch der deutschen Sprache in zehn Bänden markiert dementsprechend Irrenärztin als veraltet oder emotional gefärbt. Das ist, meiner Meinung nach, der einzige Fall, in dem man über eine sozial bedingte Bevorzugung eines Ausdrucks in der Sphäre der Fachbereiche der Medizin sprechen kann. In diesem Fall haben sowohl die Rollenträger, d. h. die Ärztinnen, als auch die PatientInnen an der Umbenennung großes Interesse. Sonst kann die Prestigefrage seitens der Berufsausüberinnen, d. h. der Drang der Ärztinnen von der Sprachgemeinschaft besser angesehen und höher geschätzt zu werden, ausgeschlossen werden. Die ärztlichen Berufe gehören zu den meistgeachteten Berufen überhaupt, egal ob sie mit einem einheimischen Wort oder mit einem Fremdwort genannt werden, sie nehmen die höchsten Stufen der Berufsskala ein. b) Wissenschaftliche und forschende Berufe Zweites Beispiel der Konfrontation der einheimischen Berufsbezeichnungen mit den Fremdwörtern stellen die Repräsentantinnen der 65 wissenschaftlichen Berufe dar. Hier steht das Fremdwort gegen drei einheimische Komposita mit den Grundwörtern -forscherin, -wissenschaftierin und -kundlerin. Ich bin mir der feinen Bedeutungsschattierungen und den damit verbundenen Verwendungs gewohnheiten bewusst, aber trotzdem wollte ich keine Basis ,diskriminieren' und aus der Analyse im voraus ausschließen, weshalb ich bei der Recherche zu allen Bestimmungswörtern alle drei Grundwörter hinzugefügt habe, auch wenn dabei ungeläufige Bezeichnungen entstanden, die oft nicht belegbar sind. Jedoch habe ich eine Erfahrung gemacht, dass manche Begriffe aus den Nachschlagewerken nicht belegbar sind, und solche, die in den Wörterbüchern nicht eingetragen sind, im Korpus erscheinen. Der beabsichtigte Vergleich der einheimischen mit den übernommenen Benennungen bleibt dabei unverletzt. Zuerst die Tabelle und der Graph der femininen Berufsbezeichnungen, die verglichen werden: Belege mit Belege mit dem Bestimmungs dem wort Grundwort Grundwort -wissen-forscherin Belege mit Belege für dem Fremdwort das Grundwort Fremdwort -kundlerin schaftlerin 1. Insekten- 11 0 1 Entomologin 1 2. Meinungs- 16 0 0 Demoskopin 5 3. Altertums- 3 0 0 Archäologin 238 4. Wirtschafts- 1 37 0 Ökonomin 91 5. Völker- 0 0 18 Ethnologin 89 6. Geschichts- 18 4 0 Historikerin 1244 7. Geschlechter- 0 0 0 Genealogin 2 8. Menschen- 0 0 0 Anthropologin 68 9. Sprach- 9 54 0 Linguistin 24 10. Zukunfts- 3 0 0 Futurologin 1 11. Verhaltens- 21 1 0 Ethologin 3 12. Seelen- 1 0 1 Psychologin 1649 13. Vogel- 1 0 9 Ornithologin 4 14. Pilz- 0 0 1 Mykologin 0 Tabelle 6: Synonyme aus dem Bereich der Wissenschaft 66 100% 80% I- ~ 60% 40% 20% - I--- r- 1- - e- I- I--- - - r- e- - - I--- e-- I--- 1- r-- r-- - e- e- I--- 1- - I--- - e- I--- - - = - - - e- I- - r- l- r-- - r-- 1- - 1- I--- - I--- - 0% o -forscherin e-- l- ..- I--- f- f- 0 -w issenschaftlerin 0 -kundlerin 0 Frerndw ort Abbildung 2: Synonyme aus dem Bereich der Wissenschaft Nach den Angaben in der Tabelle 6, würde man, die Frequenz der Erscheinungen betreffend, feststellen, dass die Fremdwörter einen entscheidenden Teil an den Benennungen einnehmen. Das stimmt solange man mit absoluten Zahlen arbeitet. Die Veranschaulichung der Ergebnisse, die die Relationen darstellt, zeigt aber, dass die Situation viel ausgeglichener ist, als es auf den ersten Blick scheinen könnte: Es gibt sieben Fälle, in denen die einheimische Berufsbenennung bevorzugt wird, und ebenso sieben Fälle, in denen dem Fremdwort Vorzug gegeben wird. Eine Anmerkung ist aber völlig am Platz: Drei Synonympaare sind in ihrer Frequenz so nah zueinander, dass der Unterschied in der Häufigkeit nur ein oder zwei Vorkommnisse beträgt. Hier ist sowohl bei einer umfangreicheren Untersuchung als auch im authentischen Sprachgebrauch mit Schwankungen zu rechnen. Abgesehen davon kann man verallgemeinernd sagen, dass sich in der Gruppe der sinnverwandten wissenschaftlichen Berufe keine Neigungen der SprachbenutzerInnen nachweisen lassen, aus denen man generalisierende Schlussfolgerungen über den Ursprung der bevorzugten Berufsbezeichnungen ziehen könnte. Im Unterschied zu der oben beschriebenen Gruppe der medizinischen Berufe bilden diese wissenschaftlichen und forschenden Arbeitskräfte eine viel heterogenere soziale Gruppe. Es geht darum, in wie weit die Tätigkeit der Wissenschaftlerinnen und Forscherinnen dem ,Durchschnittsmenschen' bekannt ist. Ich sehe hier nämlich die wahrscheinlich von den Rollenträgerinnen gelenkte Tendenz, die relativ unbekannten Gebiete 67 (Entomologin, Demoskopin, Futurologin, Ornithologin, Linguistin) der breiten Öffentlichkeit näher zu bringen und sie deshalb auf Deutsch zu nennen. Die einheimischen Benennungen deuten das tatsächliche Interessengebiet (Insekten-, Meinungs-, Zukunfts-, Vogel-, Sprach-) auch für diejenigen an, die Latein oder Griechisch nicht beherrschen. Auch Laien haben dann die Möglichkeit, sich frei zu äußern, ohne sich dem Risiko auszusetzen, dass sie die griechisch-lateinischen Benennungen vergessen, verwechseln oder falsch verwenden. Die Popularisierungstendenz würde ich hier als vorrangig erachten. Auf der anderen Seite stehen wissenschaftliche Berufe, die dem ,Durchschnittsmenschen' bekannter sind, die vielleicht relativ näher dem Alltagsleben wirken, und bei denen es heute, im Einklang mit der Prestigefrage, ,in' ist, sie mit Fremdwörtern zu bezeichnen. Gemeint sind Berufe wie Archäologin, Ökonomin, Ethnologin, Historikerin, Anthropologin oder Psychologin. Ihre Frequenz in meiner Korpusanalyse ist wesentlich höher als die der einheimischen Wörter. Die fremde Bezeichnung soll die Berufsausüberinnen eindeutig als Wissenschaftlerinnen und Forscherinnen kennzeichnen und gleichzeitig von Laien abtrennen, die keine entsprechende Fach- oder Universitätsausbildung haben. Zusammenfassend kann man also sagen, dass man bei einigen wissenschaftlichen Berufen nach einheimischen Benennungen greift, um sie der Öffentlichkeit näher zu bringen. Es gibt jedoch auch gegensätzliche, vom Ansehen getriebene Tendenzen, sich abzutrennen und als Elite angesehen werden zu wollen. Die Laienöffentlichkeit greift in die Wahl der Berufsbezeichnungen in der Regel nicht ein und übernimmt die von den Fachleuten meist verwendeten Benennungen. c) Aufwertung der Fremdwörter Im folgenden werden Synonympaare von einheimischen und fremden Berufsbezeichnungen untersucht, die zwar nicht in das selbe Wortfeld gehören, aber trotzdem eine Sache gemeinsam haben - den Stilunterschied beider 68 Ausdrücke. Die Fremdwörter wurden zusammen mit den kulturellen Aspekten besonders aus dem Englischen übernommen. Die deutschen Benennungen können jedoch nur als partielle Synonyme betrachtet werden, weil die Fremdwörter als stilistisch höher angesehen werden und damit die einheimischen Ausdrücke in die stilistisch niedrigeren Ebenen drängen. Generell gelten die Fremdwörter als weniger durchsichtig (OKSAAR 1976: 190). Sie bieten größere Interpretationsmöglichkeiten, indem das Fremdwort in seiner Bedeutung verhüllend ist, nicht so direkt den Aufgabenbereich und die auszuübenden Tätigkeiten bezeichnet. Als Internationalismen sind sie eindeutig mit mehr Prestigewert verbunden als die deutschen Entsprechungen. Die stilistische Verschiedenheit lässt an sich den untersuchten Berufsbezeichnungen eindeutig erkennen: Fremdwort Einheimische Bezeichnung 1. Entwerferin 1 Designerin 903 2. Vorführdame 2 Mannequin 339 3. Kindermädchen 217 Babysitterin 95 4. Flugbegleiterin 82 Stewardess 575 5. Gesprächsleiterin 9 Moderatorin 2135 6. Ermittlerin 92 Detektivin 204 7. Sprecherzieherin 16 Logopädin 106 8. Gästebetreuerin 4 Hostess 253 Tabelle 7: Aufwertung der Fremdwörter 100% -- -- I- r--- r--- I- r--- r--- l- I- r--- I- r--- - r--- ~ ~ ~ I- - - -- r--- - I- 80% - -- -- 60% - - r--- 40% I - - 20% I - - - - - c---- - - 0% 1. 2. 3. 4. 5. 6. 10einheimische Bezeichnung 0Fremdwort I Abbildung 3: Aufwertung der Fremdwörter 69 7. 8. Bis auf eine Ausnahme werden laut der Korpusanalyse die Fremdwörter viel häufiger verwendet psychologischen und als die deutschen Benennungen, soziolinguistischen was Aspekten den der Fremdwortverwendung entspricht. Außerdem gelten die Angloamerikanismen im heutigen Deutsch als Modewörter. Bei Stewardess sollte man bei der Beurteilung des Verhältnisses zu Flugbegleiterin berücksichtigen, dass sich das englische Wort auch auf Betreuerinnen der Passagiere an Bord von Schiffen beziehen kann. Nichtsdestoweniger ist die Bedeutung Flugbegleiterin geläufiger und die Proportion der Vorkommnisse Flugbegleiterin - Stewardess bleibt daher im wesentlichen unverändert. Kindermädchen ist mit einer hohen Zahl der Erscheinungen belegbar, was mit Rücksicht auf die Meidung des Grundwortes -mädchen überraschend ist. Dasselbe gilt jedoch auch für Dienstmädchen (siehe S. 71f.), das laut der Korpusanalyse viel öfter vorkommt als Hausgehilfin oder Dienerin. /,\, Ein ~_Ilvernachlässigbares Element bei der Bevorzugung der Fremdwörter stellt auch die Kürze der Ausdrücke dar. Die deutschen Bezeichnungen haben mindestens vier Silben, die Angloamerikanismen benötigen zum Tteil nur zwei .- - """" ,,-~--~- Silben (Hostess). Auf das Thema der unterschiedlichen Bewertung der Berufsbezeichnungen werde ich erneut im Punkt 2 (S. 71) zurück kommen. d) Zusammenfassung der Konkurrenz zwischen dem einheimischen Wort und dem Fremdwort In der Korpusanalyse unter Punkt 1 wurden insgesamt 34 Synonympaare, die aus einer einheimischen weiblichen Berufsbezeichnung und einer femininen Fremdwortbenennung bestehen, untersucht. Das Verhältnis der Tandems, in denen die Zahl der Belege des Fremdwortes zu der einheimischen Bezeichnung überwiegt, beträgt 18:16. Die allgemein bestehende Vorliebe der Sprachgemeinschaft für Fremdwörter hat sich damit nicht bestätigt. Auch wenn in Abschnitt c) eine Auseinandersetzung mit dem Prestigewert der Nutzung von Fremdwörtern stattfand und auf die gängigsten Verdrängungen 70 ' .<1 . hingewiesen wurde, kann der Vorzug von Fremdwörtern gegenüber den einheimischen Begriffen nicht verallgemeinert werden. Der entscheidendste Grund für die Ausgeglichenheit der Frequenz stellen die medizinischen Berufsbezeichnungen dar, von denen lediglich vier, von insgesamt 12 untersuchten, vorwiegend mit dem Fremdwort bezeichnet werden. Natürlich wurden all jene nicht berücksichtigt, für die es gar keine deutsche Entsprechung gibt. Die drei Gruppen der untersuchten Synonyme können nur beschränkt untereinander verglichen werden. Besonders die Wörter unter c) kommen in anderen Kontexten vor, als die der Gruppen a) und b). Trotzdem kann man allgemeingeltende Prinzipien verfolgen, die diese oder jene Verwendung unterstützen: Für die Benutzung des Fremdwortes spricht: der höhere Prestigewert solcher Berufsbezeichnungen. der verhüllende Charakter, der unerwünschte Konnotationen vermeidet. Größere Interpretationsspielräume, die es ermöglichen die Berufsbezeichnung in der Sozialhierarchie in eine höher stehende Gruppe einzuordnen (OKSAAR 1976: 190). Beim einheimischen Wort kommt dies nicht in Frage, weil die Form die Bedeutung andeutet. die Abtrennung der RollenträgerInnen als Elite. die Kürze der Berufsbezeichnung. Für die Verwendung der einheimischen Berufsbezeichnung spricht hingegen: die Popularisierungstendenz für alle verständlich zu werden. Vorausgesetzt, dass die gerade genannten Prinzipien die tatsächliche Einstellung der Sprachgemeinschaft ausdrücken, ist es auffallend, dass meine Korpusanalyse nicht eindeutig zugunsten der Fremdwörter ausgefallen ist. Die Gründe für die Verwendung der Fremdwörter verfolgen den heutigen Trends der Berufsbenennung. 71 2. Umwertung einheimischer Berufsbezeichnungen Folgende Synonympaare zeichnen sich durch Auf- und Abwertung der Berufsbezeichnungen aus. Vor allem gewerbliche Benennungen werden von der Sprachgemeinschaft allmählich als unangemessen wahrgenommen und durch neue Ausdrücke ersetzt. Die Neubildungen verursachen, dass die alten Bezeichnungen eine relativ rapide Bedeutungsverschlechterung erleiden und oft in Misskredit der SprachbenutzerInnen geraten. Die neuen Bezeichnungen entsprechen auch weiteren semantischen Kriterien: Sie bieten einen umfangreicheren Interpretationsradius an, d. h. sie sind mehr oder weniger verhüllend und situationsabhängig. Die umfassenderen Interpretationsmöglichkeiten ermöglichen, dass Assoziationen zu anderen, vor allem sozial höheren Berufen entstehen können. Außerdem wird in manchen Fällen die semantische Undurchsichtigkeit auch durch fremden Ursprung unterstützt (Floristin, Keramikerin, Serviererin). Diese Charakteristik beschreibt die folgenden Berufsbezeichnungen. Die linke Spalte beinhaltet die alten als nicht mehr angemessen empfundene Ausdrücke, die rechte Spalte zeigt die neuen Alternativen. Abwertende Bezeichnung Belege Aufwertende Bezeichnung Belege 1. Blumenbinderin 2. Töpferin 3. Tapeziererin 2 Raumausstatterin 11 4. Schaufensterdekorateurin 3 Schauwerbegestalterin 25 5. Fürsorgerin 28 Sozialarbeiterin 6. Briefträgerin 58 Zustellerin 72 7. Barfrau 45 Bardame 82 8. Kellnerin 575 Serviererin 88 9. Bäuerin 592 Landwirtin 140 10. Putzfrau 11. Dienstmädchen 9 Floristin 39 Keramikerin 231 102 1515 1018 Raumpflegerin 42 269 Hausgehilfin 14 Tabelle 8: Umwertung 72 100% l- I-- r-- - - 60% - r-- I-- ,- - - - 40% r-- 1- - r-- - 1- - 80% - I-~ - - - I-- 20% C- 1- L...-- I-- - - - 0% - 2. 1. 3. - - I-- r-r-- - r-- 1- - - I-- - 1- - I--- - 1- - I--- - ~ 6. 5. 4. 7. 9. 8. 10. 11. IDAufwertung DAbwertung I Abbildung 4: Umwertung Aus dem dargelegten Wortmaterial ergibt sich, dass die Veränderungen hauptsächlich im Bereich des unteren Teils der sozialen Berufseinstufung vorkommen. Die Wirkung des Berufsprestiges wird dadurch eindeutig bestätigt. Man sieht, dass einige Berufsbezeichnungen, die unumstritten heute als abwertend angesehen werden, in der Korpusanalyse vor ihren neuen Alternativen doch überwiegen. Die kommunikative Rolle der neuen Benennungen darf nicht so interpretiert werden, dass sie die alten in allen Situationen ersetzen würden. Auch wenn die neuen Bezeichnungen zur offiziellen Verwendung in den Behörden und Institutionen gehören, wie z. B. Schau werbeges talterin, impliziert dies noch nicht, dass die alten in anderen kommunikativen Akten nicht gebraucht werden (OKSAAR 1976: 120). Hinzu kommt die Tatsache, dass häufig zu den alten Bezeichnungen mehr als nur eine, von mir angeführte, Variante geschaffen wurde. Ein gutes Beispiel stellt der Begriff Putzfrau dar, von dessen Synonymen auf Seite 18f. ausführlicher die Rede ist. Es gibt im heutigen Sprachgebrauch auch mehrere geschlechtsabstrahierende Ausdrucksweisen, die nicht Gegenstand meiner Analyse sind, aber heutzutage mittlerweile in der geschriebenen Sprache wahrscheinlich den entscheidenden Anteil aller geschlechtsneutral ausgedrückten Berufsbezeichnungen ausmachen. Ansonsten kann ich mir die relativ niedrigen Zahlen der Belege für Raumpflegerin und Hausgehilfin nicht begründen. Putzfrau und Dienstmädchen befinden sich doch nicht mehr im aktiven schriftlichen Sprachgebrauch. 73 Stattdessen begegnet man den geschlechtsunspezifischen Begriffen Dienstpersonal, Haushaltshilfe oder Hausangestellte. Für die neuen aufwertenden Ausdrücke gelten in der Regel dieselben Kriterien der Verwendung wie für Fremdwörter: Sie erhöhen den Berufsprestigewert. Sie sind verhüllend, d. h. sie schalten unerwünschte Konnotationen aus. Sie ermöglichen eine breitere Interpretation, d. h. sie bezeichnen den Aufgabenbereich der Rollenträgerin nicht direkt (OKSAAR 1976: 118). Man kann den Charakter der Tätigkeit nur grob und unkonkret von der Form ablesen. Sie assoziieren einen größeren Abschnitt der außersprachlichen Realität: Topf ~ Keramik, Tapete ~ Raum. Sie meiden zu einfache Berufsbezeichnungen, die nicht attraktiv sind. 3. Movierung vs. movierte Komposition Auf den folgenden Seiten werden Synonympaare der weiblichen Berufsbezeichnungen kontrastiert, die jeweils aus einem Kompositum und einem durch Movierung entstandenen femininen Begriff bestehen. Diese Kriterien erfüllen einerseits die Komposita mit dem Grundwort -frau und die entsprechenden movierten Berufsbezeichnungen: Paare wie Arztjrau - Ärztin, sowie andererseits die Bezeichnungen für künstlerische Berufe ausübende Frauen und für Sportlerinnen. Gemeint sind sinnverwandte Benennungen wie z. B. Altistin - Altsängerin und Softballerin - Softballspielerin. Bei den Künstlerberufen kommen zum Teil ebenfalls Zusammensetzungen mit dem Grundwort -spielerin vor, auch wenn sie eine unterschiedliche Sphäre des menschlichen Lebens repräsentieren. Ohnehin kann man vermuten, dass die Sprachgewohnheiten ohne Rücksicht auf die Bedeutung des Kompositums mit 74 -spielerin in beiden Gruppen (Kunst und Sport) gleichartig sind. Die Analysen unter b) und c) sollten zu dieser Frage eine Antwort wenigstens hinsichtlich der Häufigkeit der Belege geben. a) Berufstätige statt Ehefrauen Folgende Analyse soll den Rückgang der weiblichen Berufsbezeichnungen mittels Komposita mit dem Grundwort -frau beweisen. Das allmähliche Verschwinden solcher Zusammensetzungen lässt sich mit mindestens zwei Faktoren verbinden: Erstens bezeichneten diese Benennungen früher vor allem die Ehefrauen der diese Berufe ausübenden Männer, was aber mit der Zunahme der berufstätigen Frauen zu Zweideutigkeit führte. Zweitens haben neuere feminine Berufsbezeichnungen keine älteren entsprechenden Kompositionsbildungen mit dem Grundwort -frau, weil es in der Zeit ihrer Entstehung keine Identifikation der Frauen durch den Beruf ihrer Ehemänner mehr gab. Die Verbreitung der movierten Formen zur Bezeichnung der weiblichen Berufstätigen trug also dazu bei, dass die oben erwähnte Zweideutigkeit beseitigt wurde und gleichzeitig kam es teilweise zur Vereinheitlichung der morphologischen Form der Benennungen. Die Komposita mit -frau, die keine maskuline Entsprechung mit -mann haben, gehen aus dem alltäglichen Sprachgebrauch langsam verloren. Sie überleben natürlich in manchen älteren literarischen Texten und überall dort, wo auf den früheren Sozialzustand referiert wird. Die Angaben in der Tabelle 9 und die Abbildung 5 bestätigen eindeutig die oben beschriebene Tendenz: Kompositum mit -frau Belege Movierte Form Belege 1. Bäckersfrau 41 Bäckerin 179 2. Bauersfrau 62 Bäuerin 595 3. Fleischersfrau 1 Fleiseherin 9 4. Gärtnersfrau 2 Gärtnerin 345 5. Hausmeisterfrau 1 Hausmeisterin 120 6. Arztfrau 16 Ärztin 4373 75 7. Apothekersfrau 1 Apothekerin 425 8. Lehrersfrau 2 Lehrerin 7848 9. Arbeiterfrau 16 Arbeiterin 492 10. Pfarrfrau 44 Pfarrerin 3321 Tabelle 9: Komposita mit -frau vs. movierte Formen 100% 90% 80% 70% 60% 50% 40% 30% 20% 10% ~r-r-~-,---r~--,-~--~~-.r-r-~-,---r-r--,-~--~,-, T-I~-, O% +-~~~~~~~~~~~~--~~~~~~~~~~~~~~ 1. 2. 4. 3. 5. 10 Korrpositum rrit -frau 6. 0 7. movierte Form 8. 9. 10. I Abbildung 5: Komposita mit -frau vs. movierte Formen b) Künstlerberufe In dieser Gruppe von Künstlerberufen und in der folgenden Gruppe der Sportlerinnen muss auf die auf einer Seite der Opposition durchgeführten parallelen Wortbildungsprozesse hingewiesen werden. Chorsängerin und alle weiteren in der rechten Spalte der Tabelle 9 angeführten Berufsbezeichnungen sind durch Komposition und Derivation zugleich entstanden. Dieses Wortbildungsmodell war zwar schon oben bei den medizinischen und wissenschaftlichen Berufen zu finden, dort spielte es aber keine wesentliche Rolle, weil das einheimische Wort und das Fremdwort wie ,Quelle und Übersetzung' fungieren; für Latein- und GriechischkennerInnen ist auch die Form der Fremdwörter ganz transparent. Bei den Künstlerberufen gibt es aber kein ,Musterwort'. Der Wortbildungsprozess ist daher anders motiviert. Wenn man Gründe für die Bildung dieser Synonyme sucht, muss man auch die Tatsache berücksichtigen, dass die KünstlerInnenbenennungen nicht unbedingt Berufstätige bezeichnen müssen. Ich spiele damit auf die Tatsache an, dass man sich bei inoffiziellen Bezeichnungen eine (fast) unendliche Zahl 76 an Synonymen oder Variationen einfallen lassen kann, die vor allem stilistischen Zwecken dienen. Das klingt zwar plausibel, aber wie die Ergebnisse der Korpusanalyse zeigen, wird fast ohne Ausnahme eine Bezeichnung stark vor der anderen bevorzugt. Außerdem kann man vermuten, dass die Komposita geschaffen wurden, weil sie expliziter sind, indem das Grundwort eindeutig benennt, welche Aktivität durchgeführt wird. Konkret arbeite ich mit folgenden femininen Bezeichnungen der Künstlerinnen: Movierte Form Belege Moviertes Kompositum 1. Choristin 8 Chorsängerin, Chor-Sängerin 81 2. Altistin 221 Altsängerin, Alt-Sängerin 4 3. Chansonistin 3 Chansonsängerin, Chanson-Sängerin 139 4. Sopranistin 2431 Sopransängerin, Soprano-Sängerin 3 5. Cellistin 168 Cellospielerin, Cello-Spielerin 7 6. Flötistin 278 Flötenspielerin, Flöten-Spielerin 21 7. Geigerin 576 Geigenspielerin 8 8. Harfenistin 136 Harfenspielerin 3 9. Hornistin 31 Hornspielerin 2 10. Pianistin 1554 Klavierspielerin, Flügelspielerin 149 11. Saxofonistin, Saxophonistin 12. Akkordeonistin 13. Lautenistin 14. Belege 1 Saxofonspielerin,Saxophonspielerin, Saxofon-Spielerin, Saxophon-Spielerin Akkordeonspielerin, AkkordeonSpielerin Lautenspielerin 3 Kontrabaßistin 11 Kontrabaß-Spielerin 1 15. Keyboarderin 31 Keyboardspielerin 1 16. Trompeterin 27 Trompete-Spielerin, Trompetenspielerin 2 17. Mandolinistin 2 Mandolinespielerin 1 18. Tubistin 3 Tubaspielerin 0 19. Kammermusikerin 17 Kammermusikspielerin 1 20. Jazzerin 14 Jazzmusikerin, Jazz-Musikerin 21 21. Rockerin 14 Rockmusikerin 14 22. Stepperin 12 Stepptänzerin, Stepp-Tänzerin 11 23. Balletteuse 52 Ballett(t)änzerin, Ballett-Tänzerin 75 24. Stripperin 73 Stripteasetänzerin, Striptease-Tänzerin 23 141 29 77 8 35 25. AquareIlistin 1 Aquarellmalerin 6 26. Porträtistin, Portraitistin 19 Posträtmalerin, Portraitmalerin 15 27. Zauberin 329 Zauberkünstlerin 7 Tabelle 10: Künstlerberufe 100% 90% 80% 70% 60% 50% 40% 30% 20% 10% 0% I- Ii- ~ ~ ~ ~ I- i- ~ i- ~ ~ ~ r- r- r- r- r- r- r- r- r- r- r- r- r- r- ilIlI-- l- I-- I-- l- I- l- I-- l- I-- rI-- i- t- t- t- t- t- t- t- t- t- t- t- t- t- ~ t- i- i- i- i- i- i- t- t- i- i- t- i- t- i- t- i- t- i- t- t- t- t- t- i- i- t- i- r- i- i- ~ r- i - i - rI-- l- I-- I-- e- I-- I-- 1. t- r- i- t- t- t- t- t- i- t- - 2. 3. 4. ~ ~ 5. 6. ~ ,- - e--- '- ~ ~ - - - - 7. 8. ~ - r- r- i - r- r- :c- :- I-- I-- , - tcft- tcct- ~ ~ ~ ~ e--- ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ - ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ i~ I- I- i~ I- 1- I~ I- i- i- I- t- i- t- t- ~ ~ t- r- rI-- l- I-t- t- I-- i- 9. 10.11.12. 13. 14. 15. 16. 17. 18. 19.20.21.22.23.24. 25.26.27. 10Movierung 0Komposition + Movierung I Abbildung 6: Künstlerberufe Die Vermutung über die Explizitheit der Zusammensetzungen kann durch die Korpusanalyse nicht bestätigt werden, weil die derivierten Formen eindeutig überwiegen. Wahrscheinlich gilt die Hypothese doch, aber nicht so generell, wie ich gedacht habe, sondern nur bei einigen (selteneren) Benennungen. Chorsängerin, Chansonistin, Jazzmusikerin und Aquarellmalerin können die richtigen Beispiele für die Gültigkeit dieser Annahme sein, denn ich kann mir vorstellen, dass die movierten Konkurrenzformen für künstlerisch ungebildete Personen nicht transparent sind. Die überwiegende Tendenz im Sprachgebrauch gehört aber eindeutig den abgeleiteten morphologisch einfacheren Bezeichnungen. Eine gewisse Rolle kann auch die Länge bzw. Kürze der Bezeichnung spielen, denn die Sprachökonomie und die Neigung zum kleinsten Aufwand bei der Sprachproduktion können besonders bei der Bildung von mehr als zweigliedrigen Komposita den Sprachgebrauch beeinflussen. Eine diachronische Untersuchung könnte eine Antwort geben, falls sich ergeben sollte, dass die Komposita mit - spielerin, -sängerin, -musikerin usw. in früheren Texten belegbar sind, als die kürzeren derivierten 78 Benennungen. Das ist meinerseits aber nur eine Vermutung, deren Bestätigung oder Widerlegung außerhalb der Reichweite meiner Analyse steht. Es ist auf das Paar Mandolinistin - Mandolinespielerin aufmerksam zu machen, weil beide Bezeichnungen eine sehr niedrige Zahl der Belege aufweisen. Dies hängt offensichtlich mit der Semantik zusammen; da die Mandoline kein geläufiges Musikinstrument ist. Es ist erfreulich, dass auch eine solche selten erscheinende Berufsbezeichnung in zwei femininen Varianten zu belegen ist. Auf jeden Fall sollte man jedwede die vorherrschende Form betreffende Schlussfolgerung meiden. Lediglich bei fünf Berufsbenennungen liegt die Relation bei der Synonyme im Zwischenraum zwischen 40 bis 60 Prozent; die Werte der Belege befinden sich nah zueinander und solches Verhältnis deutet Schwankungen im Sprachgebrauch an. c) Sportlerinnen Eine analoge Untersuchung möchte ich zu den Bezeichnungen von Sportlerinnen durchführen, um festzustellen, ob sich in diesem Bereich gleiche bzw. ähnliche Sprachgewohnheiten finden lassen. Man kann annehmen, dass es so ist, weil die gleiche Form vorkommt, wie bei einigen oben untersuchten Künstlerinnen - das Grundwort -spielerin. Am Anfang führe ich wieder die graphische Darstellung der weiblichen Vertreter der Sportarten an, die neben den Zusammensetzungen mit -spielerin auch die movierten Benennungen ermöglichen: Movierte Form Belege Moviertes Kompositum Belege 1. Basketballerin 442 Basketballspielerin, Basketball-Spielerin 13 2. Baseballerin 3 Baseballspielerin, Baseball-Spielerin 2 3. Golferin 81 Golfspielerin 7 4. Handballerin 1374 Handballspielerin, Handball-Spielerin 32 5. Softballerin 93 Softballspielerin, Softball-Spielerin 4 6. Volleyballerin 429 Volleyballspielerin, Volleyball-Spielerin 16 7. Fußballerin (Kickerin) 551 (111) Fußballspielerin, Fußball-Spielerin 12 79 1 Wasserballerin 1 26 1 Wasserball-Spielerin Tabelle 11: Sportlerinnen 100% 80% ~ - r-- I-- -- 60% - I-- - I-1:= - - 1- - - 1- - - - - 40% r-- - - - ,- -- -- - - 20% r-- - - - - - - - - 0% 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 10 Movierung 0 Komposition + Movierung 0 Movierung - umgs. 8. I Abbildung 7: Sportlerinnen Es ist ersichtlich, dass, falls es zu der Bezeichnung der Sportlerin mit dem Grundwort -spielerin eine Entsprechung gibt, diese kürzere und morphologisch einfachere Form eindeutig bevorzugt wird. Alle erhobenen Daten sprechen für den vorherrschenden Gebrauch der movierten Formen. Allerdings ist dieses Wortgebilde bei Tennisspielerin oder Eishockeyspielerin nicht belegbar. Eine relativ hohe Zahl der Belege hat das umgangssprachliche Wort Kickerin erreicht. Es weist darauf hin, wie ernst Fußball spielende Frauen von der Sprachgemeinschaft genommen werden. Diese Bezeichnungen spezifizieren jedoch nicht, ob die Sportarten berufsmäßig, d.h. gegen Entgelt, ausgeübt werden. Man würde schon unterscheiden, ob von den professionellen Fußballspielerinnen, die die Weltmeisterschaft gewonnen haben, die Rede ist, oder ob Hobby-Kickerinnen gemeint sind. Man kann die Vermutung für bestätigt halten, dass sich die Sprache analog verhält ohne Rücksicht auf die Semantik der Bezeichnungen. Sowohl bei künstlerischen Berufen als auch bei Sporttätigkeiten werden die Bezeichnungen mit -spielerin nur marginal verwendet. 80 d) Zusammenfassung der Konkurrenz zwischen Movierung und movierter Komposition Unter Punkt 3 wurden insgesamt 45 weibliche Berufsbezeichnungen untersucht. Man muss jedoch die Begriffe im Abschnitt a) von jenen in Abschnitten b) und c) abgrenzen, weil es dort unterschiedlich motivierte Verhältnisse zwischen den Synonympaaren gibt. Der Rückzug der Komposita mit dem Grundwort -frau wird eindeutig durch die Veränderungen in der außersprachlichen Realität verursacht. Die Formen mit -frau werden heute als veraltet oder emotional gefärbt empfunden und lediglich als Bezeichnungen der berufstätigen Frauen interpretiert. Die movierten Berufsbenennungen stimmen mit der vorherrschenden Personenbezeichnungen überein. Wortbildungsart Zudem meiden sie der die femininen mögliche Zweideutigkeit der Zusammensetzungen mit -frau, die besonders in sich auf vergangene soziale Realitäten beziehenden literarischen Texten noch heute erscheinen können. Die Gruppe der Künstlerinnen und Sportlerinnen wird durch 35 Berufsbezeichnungen vertreten, von denen in 7 Fällen die movierten Zusammensetzungen in der Zahl der Belege überwiegen. Die Vermutung über die Explizitheit der Komposita bleibt offen. Es kann nicht gesagt werden, dass die Annahme ganz falsch ist; anhand dieser Korpusanalyse konnte sie jedoch nicht bestätigt werden. Für die Verwendung der morphologisch einfacheren movierten Formen spricht die Regel der Sprachökonomie. Diese Bildungen bestehen aus drei und mehr Silben, die Komposita haben zwischen vier und sieben Silben. Sonst gibt es keine sich auf Prestige, Interpretation oder Assoziationen orientierten stilistischen Unterschiede. 4. Fremdwort mit dem einheimischen Suffix vs. Fremdwort mit dem fremden Suffix In diese Gruppe fallen nur ein paar Fremdwörter französischen Ursprungs, die entweder mit dem französischen Femininsuffix verwendet 81 werden, oder einigermaßen eingedeutscht wurden und mit der an die maskuline Form angehängten deutschen Movierungssuffix -in gebraucht werden. Mehrere Möglichkeiten der Benennung als nur ein Paar bietet der Beruf der Friseurin, dessen Ergebnisse ich sowohl untereinander als auch mit anderen Berufen dieses Typs vergleiche: Die geläufigste Variante ist die mit dem eingedeutschten Suffix Friseurin. Sehr nah zu ihr steht die französische Form Friseuse, so dass man annehmen kann, im Alltagsgebrauch beiden Varianten ungefähr gleich oft zu begegnen. Die graphemische Integration scheint Hand in Hand mit der morphologischen zu gehen, weil Frisörin mehr als dreimal häufiger als Frisöse vorkommt. Obwohl Coiffeuse und Coiffeurin schweizerische Ausdrücke sind und sonst als gehoben angesehen werden (DUDEN 2003), sind sie in bundesdeutschen Texten je dreimal belegbar. Die Angloamerikanismen Hairstylistin und Hair-Stylistin sind ebenfalls nicht zu vernachlässigen, zumindest als Modewörter. Die genauen Verhältnisse zeigen die Abbildungen 8 und 9. Berufsbezeichnung 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. Belege Coiffeuse 3 Coiffeurin 3 Frisöse 10 Friseurin 75 Friseuse 73 Frisörin 31 Hairstylistin, Hair-Stylistin 6 Tabelle 12: Synonyme zu Friseurin 82 Frisörin 16% Frisöse 5% Friseurin 40% o Coiffeuse o Frisöse o Friseuse (J o Coiffeurin o Friseurin o Frisörin Hairstylistin,Hair-Stylistin Abbildung 8: Synonyme zu Friseurin Abbildung 9: Varianten von Friseurin Im Weiteren werden jene Paare analysiert, die am Anfang dieses Absatzes beschrieben wurden: Bezeichnung desselben Berufes - einmal mit dem französischen Suffix -eu se, ein anderes Mal mit dem deutschen Suffix -in: Französisches Suffix -euse 1. 2. 3. 4. 5. 6. Masseuse Belege Deutsches Suffix -in 20 Masseurin Chauffeuse Souffleuse 8 Chauffeurin 220 Souffleurin 8 Jongleurin Jongleuse Friseuse, Frisöse 83 Friseurin, Frisörin Coiffeuse 3 Coiffeurin Tabelle 13: Französisches vs. deutsches Femininsuffix 83 Belege 52 10 1 11 106 3 100% r-- 8.0% f--- r-- 60% r--f--- 40% r--- i--- f--- - f--- 20% r-r-- ,-- 0% 1. 2. 3. 4. 5. 6. !D-euse D-in ! Abbildung 10: Französisches vs. deutsches Femininsuffix Es ist zu sehen, dass das deutsche Femininsuffix überwiegt, auch wenn sich die Relationen mit nur einer Ausnahme gegen 40% zu 60% bewegen. Die Unterschiede sind nicht groß und keine der Formen scheint ganz zur Seite geschoben zu sein. Lediglich Souffleurin weist den niedrigsten Grad der Belegbarkeit auf und steht so im Hintergrund der französischen Form. Erinnert man sich jedoch an die Anmerkung von Ljungerud aus den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts (siehe S. 44), dass es keine eingedeutschten Formen von Souffleuse und Jongleuse gibt, sind auch diese niedrigen Zahlen der Vorkommnisse ein ausreichender Beleg dafür, dass sich die Sprache ständig entwickelt, und dass übernommene Ausdrücke ins Deutsche integriert werden, auch wenn der Integrationsprozess in manchen Fällen langsam verläuft. Der entscheidende Impuls für die Wahl des deutschen bzw. französischen Suffixes ist die beabsichtigte Wirkung auf die RezipientInnen. Fremde Wortbildungsmittel sind ähnlich wie Fremdwörter mit mehr Prestigewert beladen als einheimische sprachliche Elemente. 84 IV. SPRACHKORPUSUNTERSTÜTZTER VERGLEICH DER SCHREIBWEISEN 1. -ph- vs. -f- Schreibung der Fremdwörter Seit der Rechtschreibreform, die am 1.8.1998 in Kraft trat, sieht die Norm laut Duden 1 folgendermaßen aus: "Häufig gebrauchte Fremdwörter, vor allem solche, die keine dem Deutschen fremden Laute enthalten, können sich nach und nach der deutschen Schreibweise angleichen. In diesen Fällen sind oft sowohl die eingedeutschten als auch die nicht eingedeutschten Schreibweisen korrekt. [... ] In einigen Fällen wird die eingedeutschte Schreibung bereits als die vorzuziehende Form angesehen. Vor allem die Wortbestandteile "phon", "phot" und "graph" werden in allgemein gebräuchlichen Wörtern häufig zu ,,fon", "fot" und "graf"."(DUDEN 11996: 31) Es muss jedoch hinzugefügt werden, dass diese Regelung keine ganz neuen Sachverhalte darstellt. Auch vor der Rechtschreibreform gab es Schwankungen, eingedeutschten durch sie wird zum verstärkten Gebrauch der Formen ermutigt. Jedoch Rechtschreibreform überhaupt einen Einfluss ist fraglich, ob die auf die Schreibung der zwischen 1989 und 2004 geschaffenen Texte hatte, weil sie in diesen Jahren noch nicht verbindlich war und von der Sprachgemeinschaft als Ganzes nicht besonders positiv angenommen wurde. Für die Untersuchung wurden folgende weibliche Berufsbezeichnungen mit der zweifachen Schreibung ausgesucht: 85 Berufsbezeichnung mit -f- Belege Berufsbezeichnung mit -ph- Belege 1. Fotografin 1100 Photographin 22 2. Grafikerin 209 Graphikerin 49 3. Grafologin 1 Graphologin 1 4. Lithografin 4 Lithographin 3 5. Biografin 6. Demografin 7. Geografin 8. Choreografin 9. Kartografin 1 Kartographin 6 10. Reprografin 1 Reprographin 1 11. Stenografin 7 Stenographin 3 12. Saxofonistin 81 Saxophonistin 60 26 Biographin 44 0 Demographin 1 15 Geographin 54 196 Choreographin 310 Saxophonspielerin, Saxophon- 13. Saxofonspielerin 14. Fonotypistin 3 Spielerin 5 1 Phonotypistin 0 Tabelle 14: -f- vs. -ph- Schreibung 100% t90% +80% 70% 60% r-50% 40% 30% 20% 10% 0% 1. I-- I-- 1- - 1- - - - - - l- I- - - - l- I-- I-- 1- - l- I-- 1- - - l - r-- 1- l- I-- l- I- I-- r-- I-- r-- I-- I-- r-- I-- t-- - t-- - t-- t-- - - - t-t-t-- - r-- - 2. I-- - ,- f--- - - - f--- r--- 1- - - t-- 1- - - f--- t-- 3. - 4. I- 5. - 6. - 1- 7. 8. 9. 10. I-- I-- l- l- I- I - - I-- 1- - t-- t-- - t-- t-- - - 1- - t-- t-- 11 . 12. 13. 14. lo-t- o-Ph- I Abbildung 11: -f- vs. -ph- Schreibung Die graphische Darstellung weist große Schwankungen in der bevorzugten Orthografie nach: Es gibt Bezeichnungen, bei denen eine der beiden Varianten stark überwiegt, aber auch solche, bei denen für beide Schreibweisen ungefähr die gleiche Häufigkeit der Verwendung zu belegen ist. Bei vier Benennungen ist die Zahl der Vorkommnisse so niedrig (0-4), dass 86 man daraus kaum eine Schlussfolgerung ziehen kann. Im allgemeinen könnte man sagen, dass je geläufiger der Ausdruck ist, desto mehr Belege findet man für die eingedeutschte (Fotografin, Variante Grafikerin, Saxofonistin). Überraschend sind die Ergebnisse der Korpusanalyse bei Biographin, Geographin und Choreographin, die üblicher als die integrierten Varianten mit -fsind. Höchstwahrscheinlich spielt hier das Alter und die damit zusammenhängende Gewohnheit der Autorinnen und Autoren der Pressetexte eine Rolle. 2. ,Sparformen' Die folgenden Zeilen widmen sich der Korpusanalyse der sog. ,Sparformen', d. h. den mit Hilfe der Klammern, des Schrägstrichs oder des Binnen-I realisierten Kurzformen, die orthografisch ökonomischere Varianten der Beidbenennung darstellen. In der Suchanfrage verwende ich wiederum den Suchoperator *... *, so dass alle Zusammensetzungen mit den Kurzformen und Benennungen sowohl im Singular als auch im Plural in die Statistik einbezogen werden können. Es wurden für die Analyse 20 geläufige Berufsbezeichnungen ausgewählt, bei denen eine hohe Wahrscheinlichkeit vorliegt, dass sie in Kurzformen belegbar sind. Es handelt sich bei ihnen also weder um reine Männerberufe oder ausschließlich Frauenberufe. Die Wahrscheinlichkeit beider Referenzen ist ungefähr gleich groß. Die Angaben werden in der Tabelle 15 und in der Abbildung 12 zusammengefaßt: 87 Möglichkeiten der Kürzung Berufsbezeichnung ...1. .. (...) /. .. j-.... 1. Lehrer 62 12 119 9 2. Leiter 18 2 69 10 3. Techniker 5 1 9 2 4. Bäcker 0 1 5 0 5. Minister 0 8 1 1 6. Jurist 0 0 1 0 7. Maler 0 1 7 0 8. Künstler 21 9 54 2 9. Mechaniker 1 1 21 1 10. Verkäufer 1 6 20 1 11. Musiker 18 6 21 1 12. Sänger 5 8 32 13 13. Sachbearbeiter 4 2 8 1 14. Erzeuger 1 0 0 0 15. Spieler 8 24 42 4 16. Arbeiter 57 8 25 2 17. Wirt 3 3 66 11 18. Berater 4 2 23 1 19. Ingenieur 3 0 0 0 20. Meister 6 11 21 1 217 105 544 60 Gesamtzahl der Belege Tabelle 15: Frequenz der ,Sparformen' 100% 80% I- 20% I- I- - ~ I- I- I- l- r- - - _r-- t-- t-- t-- - - - r- - r- '-- - - - - - - - I- I- - '-- - - - - - - - - - r- I- 60% 40% I- - - - t-- I- I- t-~ - - - - - - I::: 0% 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 1 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17. 18. 19. 20. 0 ... 1.. . 0( ... ) 0/ .. . 0/-.. . Abbildung 12: Frequenz der ,Sparformen' 88 1 Auf den ersten Blick ist zu erkennen, dass die bei weitem geläufigste Variante der Kürzung der Schrägstrich ist, und zwar jene Schreibweise ohne den Auslassungsbindestrich. Diese Sparform weist die höchste Frequenz sowohl in absoluten Zahlen als auch relativ auf, indem sie bei 18 Berufsbezeichnungen zu belegen ist. Den zweiten Platz in der absoluten Häufigkeit nimmt das Binnen-I ein, das bei zwei Berufsbezeichnungen (Ingenieurln, Erzeugerln) die einzige belegbare Möglichkeit der Kürzung darstellt. Zudem ist es bei 16 Benennungen zu belegen. Die Klammern sind zwar bei 17 Berufen zu belegen, allerdings in wesentlich geringerer Anzahl. Trotzdem ist ihr Vorkommen relativ hoch. Offensichtlich werden Klammern von der Sprachgemeinschaft nicht so sehr als diskriminierend oder auslassungsfähigen Nebensächlichkeiten vorbehalten empfunden, wie dies laut Gallmann (siehe S. 47) anzunehmen gewesen wäre. Ganz im Schatten steht der Schrägstrich mit dem Auslassungsbindestrich. Es ist wahrscheinlich die konservativste ,Sparform' und im Vergleich mit dem bloßen Schrägstrich zumindest laut Duden die grammatisch richtige (und vorzuziehende). Dieser Tatsache geht die Sprachgemeinschaft jedoch nicht nach. Möglicherweise weiß sie nicht genau, welche Funktion der Auslassungsbindestrich hat. Neben diesen mehr oder weniger standardisierten Kurzformen bin ich bei der Korpusanalyse noch weiteren Schreibungen begegnet. In einem Fall handelt es sich um Mischung von zwei Kürzungen: LehrerjInnen, die als redundant und fehlerhaft angesehen werden muss. Weiter sind interessante Wortformen im Genitiv zu belegen, die den problematischen Gebrauch der Kurzformen zusammen mit Artikeln und Deklinationsendungen widerspiegeln: der Lehrer(n)Innen, des oder der Bürgermeister(in)s. Solche Formen sind sehr schwer lesbar, auch wenn der Artikelgebrauch die richtige Lesart andeutet. Sie zeigen jedoch die Bemühung der Autorin oder des Autors eine geschlechtergerechte Wortform zu verwenden. Es erscheint empfehlenswert, bei komplizierten Deklinationsfällen, bei denen verschiedene Endungen vorkommen, auf die Beidbenennung auszuweichen. 89 v. ZUSAMMENFASSUNG UND AUSWERTUNG DER ERHOBENEN DATEN Der Zusammenhang von Sprache und Geschlecht wurde zuerst im Rahmen der Soziolonguistik untersucht, in der das Geschlecht eine der Variablen neben Alter, Beruf, Schicht oder regionaler Herkunft darstellte. Die Beziehung zwischen dem Geschlecht des Sprechenden und den sprachlichen Mitteln, deren er oder sie sich bedient, lässt sich aus zwei Sichtweisen erforschen: Entweder betrachtet man die Möglichkeiten und Formen der Personenbezeichnungen oder die Unterschiede im kommunikativen Verhalten der Frauen und Männer. Von strukturellen Eigenschaften abgesehen lassen sich in allen bislang untersuchten Sprachen Asymmetrien zwischen dem Umfang der maskulinen und femininen Referenz beschreiben. Natürlich gibt es eine enge Verbindung zwischen dem grammatischen Genus des Wortes und dem Geschlecht der betreffenden Person. Eine hundertprozentige Übereinstimmung ist jedoch nicht möglich (der Begriff das Mädchen bezeichnet eine weibliche Person, das Wort die Person kann auf beide Geschlechter referieren). Probleme entstehen erst bei sich auf beide Geschlechter beziehenden Aussagen. In solchen Fällen können nämlich maskuline Personenbezeichnungen generisch verwendet werden, angeblich ohne jedwede Geschlechterreferenz. Anhand der Form des Wortes ist nicht zu erkennen, ob es sich ausschließlich auf Männer bezieht, oder sowohl auf Männer als auch auf Frauen. Die ,Verschlüsselung' und Mehrdeutigkeit der Interpretation des generischen Maskulins wurden der Gegenstand der Kritik der feministischen Linguistik. Das Hauptproblem wurde in der ,Ungerechtigkeit' gegenüber den Frauen gesehen, die, im Unterschied zu den Männern, oft nicht wissen, ob auch auf sie referiert wird. Eine befriedigende Lösung wurde bis jetzt nicht gefunden. Radikale Änderungen wie z. B. die Einführung des generischen Femininums oder die Unterscheidung des Genus nur durch den Artikel (der Professor für Maskulinum, die Professor für Femininum, das Professor für die generische 90 Verwendung) erwiesen sich in der Sprachgemeinschaft als undurchsetzbar. Einen Ausweg aus der Not könnte die Anführung beider Genera bedeuten, die jedoch bei konsequenter Beachtung unökonomisch ist und stilistisch unschön wirkt. Ohne weiteres akzeptabel scheint diese Lösung erst dann zu sein, wenn sie mit weiteren Möglichkeiten der Sichtbarmachung der Frauen kombiniert wird. Bei den deutschen Berufsbezeichnungen bieten sich neun Ausdrucksweisen an, die entweder explizit das Femininum nennen oder als geschlechstneutrale Benennungen zur Vermeidung der maskulinen Referenz beitragen. Neben den morphologischen Möglichkeiten gibt es noch syntaktische Mittel (unpersönliche Konstruktionen, Passivsätze), die es ermöglichen, die unerwünschte Referenz auf lediglich ein Geschlecht zu meiden. Es ist zu sehen, dass die deutsche Sprache genügend nichtsexistische Alternativen zur Verfügung hat, mithilfe derer die Asymmetrien beseitigt oder zumindest gemindert werden können. Letzendlich ist aber ausschlaggebend, ob die Sprachgemeinschaft der Sprache die Macht zuschreibt, die Einstellungen und Denkweisen der Menschen zu beeinflussen. Im Bereich der Berufstätigkeit der Frauen fanden in den letzten hundert Jahren radikale Änderungen statt: Die Haushalt und Kinder besorgenden Frauen, die außer Haus nicht berufstätig waren, wurden emanzipierte Managerinnen und Wissenschaftlerinnen. Sie machten sich aus der (sprachlichen) Abhängigkeit von ihren Männern frei, die in den Benennungen des Typs Bäckersfrau (womit die Gattin des Bäckers gemeint war) ausgedrückt wurde. Nach dem zweiten Weltkrieg kam noch die nicht nur weibliche Berufsbezeichnungen betreffende Prestigefrage hinzu. Sie löste eine Welle der Umwertungen und Umbenennungen der existierenden Berufsbezeichnungen und Schaffungen neuer Alternativen aus. Insbesondere bei den niedrigqualifizierten Berufen bedeuteten die neuen Berufsbenennungen eine (scheinbare) Aufwertung in der sozialen Hierarchie. Neue Bezeichnungen haben oft einen abstrakteren Charakter und spiegeln einen größeren Ausschnitt aus der außersprachlichen Realität wider. Als Beispiel kann der 91 Begriff Tapeziererin gelten, der durch Raumausstatterin ersetzt wurde. Das Wort Tapeziererin deutet formal den Aufgabenbereich der Tätigkeit an, der Begriff Raumausstatterin ist dagegen insoweit vage, dass sich der Beruf mit beliebiger Arbeit bei Ausstattung der Räume befassen kann. Zu diesen Benennungen gibt es noch das Wort Innenarchitektin, das zudem eine Verbindung zu hochqualifizierten Berufen (Architektin) suggeriert. Als Reaktion auf unangemessene Umbenennungen einiger Berufe entstanden pejorative und ironische Bezeichnungen, wie zum Beispiel das Wort Fussbodenmasseuse, dass eine Witzbezeichnung für die Neuschaffung Raumpflegerin ist, die am Anfang von der Sprachgemeinschaft auch als ungeeignet empfunden wurde. Es ist einleuchtend, dass die Sprachgemeinschaft bei der Beurteilung der Berufsbezeichnungen und der Referenz der geschlechtsneutral verwendeten sprachlichen Mittel nicht einheitlich verfährt und verfahren kann. Wichtig ist jedoch, die Wünsche der anderen, gemeint sind in diesem Zusammenhang hauptsächlich die Frauen, zu respektieren und nicht sie lächerlich zu machen. Durch sprachliche Mittel wird jedoch nicht nur Inhaltliches ausgedrückt, sondern ihre Wahl gibt auch zahlreiche Informationen über die Sprecherinnen oder Sprecher preis. Durch die Korpusanalyse ist es mir gelungen, eine Liste von ungefähr 1600 belegbaren weiblichen Berufsbezeichnungen zusammenzustellen. Es wurden lediglich movierte Formen und feminine Pendants zu den maskulinen auf -mann endenden Berufsbenennungen untersucht. Ausgelassen wurden auch die im Punkt 3a) analysierten weiblichen Berufsbezeichnungen mit -frau. Sie werden als veraltet empfunden und treten eindeutig sie aus dem aktiven Alltagssprachgebrauch zurück. Die Anführung solcher Ausdrücke zusammen mit gebräuchlichen und stilistisch mehr oder weniger unmarkierten Berufsbenennungen würde das gegenseitige Verhältnis der Konkurrenten verzerren, denn sie würde eine gleichwertige Stellung suggerieren. Die Suche nach den Motiven des Gebrauchs solcher Berufsbezeichnungen in den untersuchten Pressetexten überschreitet die Grenzen meiner Arbeit. Des 92 weiteren wurden nur Einwortbezeichnungen und die mit Bindestrich versehenen Benennungen auf ihre Belegbarkeit hin untersucht. Falls sich mehrere Schreibvarianten bestätigt haben, sind alle (soweit sie lediglich aus einem Wort bestehen; die Schreibung mit dem Bindestrich ist möglich) aufgeführt. Diese Ausführungen richten sich auf die Tatsache, dass die Aufzählung der belegbaren Berufe natürlich noch um zahlreiche Belege erweitert werden könnte. Dies wäre besonders dann möglich, wenn man bei den Suchanfragen mit den Suchoperatoren *... * die Grundwörter der potentiellen Komposita anführen würde. Ich habe diese Methode lediglich für die Zwecke der Vergleichs analysen verwendet, um möglichst viele belegbare Vertreterinnen der betreffenden Berufstätigkeiten zu finden. Das Verzeichnis der Berufe habe ich anhand offizieller Register der (Ausbildungs)berufe zusammengestellt. Deswegen findet man in meiner Liste teilweise auch relativ lange Zusammensetzungen, die in der Regel eine spezialisierte Tätigkeit bezeichnen (Agraringenieurökonomin, Hörgeräteakustikermeisterin). Diese Berufe stammen aus den behördlichen Verzeichnissen. In die Liste wurden auch alle belegbaren femininen Berufsbezeichnungen einbezogen, über die die Sekundärliteratur referiert. Den Wert der Liste der belegbaren femininen Berufsbezeichnungen liegt besonders in dem Zusammenbringen und einer ersten, wenn auch groben thematischen Einteilung der Berufe. Sie erlaubt, sich eine Vorstellung über das Ausmaß der ,Feminisierung' der Berufsbezeichnungen in den authentischen geschriebenen Pressetexten zu machen. Es ist wahrscheinlich unmöglich, einen gemeinsamen Maßstab für den Vergleich der Berufsgruppen zu finden, weil das Feld der Tätigkeiten und Aufgaben sehr breit ist. Für einen Vergleich benötigte man wahrscheinlich auch eine feinere thematische Einteilung der Berufe. Meine Absicht war auch nicht, die Berufsgruppen untereinander zu vergleichen. Da ich bei der Untersuchung die offiziellen Register der Berufe verwendet habe, kann als relativ sicher gelten, dass die wichtigsten und geläufigsten Berufe auf ihre Belegbarkeit hin überprüft wurden. Falls also ein 93 Beruf in der Liste nicht erscheint, ist er höchstwahrscheinlich in der femininen Form im Korpus nicht vertreten. Ich möchte noch einmal darauf aufmerksam machen, dass ich lediglich einen Teil der möglichen femininen Bezeichnungen untersucht habe. Es gibt noch substantivierte Adjektive und Partizipien oder spezifizierende Attribute, die die weiblichen Rollenträgerinnen eindeutig benennen. Außerdem kommen in meiner Analyse auch alle Mehrwortbezeichnungen zu kurz. Aus zeitlichen und Kapazitätgründen war ich gezwungen, die Untersuchung in dieser Art und Weise zu beschränken. Hoffentlich findet sich jemand, der die femininen Berufsbezeichnungen für so spannend halten wird, dass er oder sie meine Ansätze aufgreifen und das Thema fortsetzen wird. Zusammenfassend kann ich feststellen, dass ich über die hohe Zahl der belegbaren weiblichen Berufsbezeichnungen erfreut bin. Auch die hauptsächlich männlichen Branchen weisen eine relativ hohe Zahl an femininen Berufsbenennungen auf (Bergbau- und Bauberufe). Die Vergleichsanalysen beschränken sich auf eine relativ niedrige Anzahl der weiblichen Berufsbezeichnungen. Die sie betreffende Problematik ist insofern komplex, als dass es nicht einfach ist, Gruppen von synonymen Berufen zu finden, die untereinander verglichen werden können. Es müssen nicht nur die semantischen Aspekte berücksichtigt werden, sondern gleichermaßen auch die morphologischen und stilistischen, die soziologischen und/ oder psychologischen Kriterien in Betracht gezogen werden. Der Vergleich der Häufigkeit der Belege der einheimischen Bezeichnungen und Fremdwörter führt zu einer fast ausgeglichenen Bilanz. Keine können in der Gruppe der untersuchten Benennungen als vorrangig bezeichnet werden. Die einheimischen Bezeichnungen für Ärztinnen erwiesen sich als viel geläufiger als die griechisch-lateinischen Fremdwörter. Diese Tatsache hängt höchstwahrscheinlich mit dem Bedarf Allgemeinverständlichkeit der Berufsbenennungen zusammen. 94 nach der Die Gruppe der wissenschaftlichen Berufsbezeichnungen ist relativ heterogen und es scheint, dass es im Sprachgebrauch Unterschiede anhand der Bekanntheit der forscherischen Tätigkeit gibt. Man kann vermuten, dass einerseits der Popularisierung halber ganz ,undurchsichtige' und komplizierte fremde Benennungen gemieden werden. Andererseits werden die bekannteren Fremdwörter bevorzugt, weil sie mit größerem Ansehen verbunden sind. Die Fremdwörter, die insbesondere aus dem Angloamerikanischen entlehnt wurden, weil sie die aufwertende Funktion haben sollen, haben sich in der Korpusanalyse als üblichere Pendants zu den deutschen Entsprechungen erwiesen. Ähnliche Umwertungsprozesse betreffen auch deutsche Berufsbezeichnungen, die durch andere einheimische Benennungen ersetzt werden. Die Relation ist in diesem Fall nicht so eindeutig wie bei den Fremdwörtern, weil die ,neuen' Bezeichnungen nicht alle Kontexte besetzen. Das Fremdwort scheint viel ,universeller' gebräuchlich zu sein als die einheimischen Wörter. Das Kapitel über die Konkurrenz der Komposita mit den movierten Formen bestätigt die Theorie über den Rückzug der Kompositionsbildungen mit -frau, die ursprünglich die Ehefrauen der durch die Tätigkeiten bezeichneten Männer meinten und erst sekundär zur Benennung der berufstätigen Frauen gelangten. Des Weiteren stellen sich die movierten Zusammensetzungen als marginal heraus, und zwar gleich in zwei semantischen Gruppen: unter den künstlerischen und den Sportberufen. Die Sprachökonomie mag in diesem Fall die entscheidende Rolle spielen. Die Verwendung des einheimischen oder fremden Suffixes bei den ausgewählten Fremdwörtern scheint von den anderen Arten der Integration beeinflusst zu sein. Zudem ist es anzunehmen, dass der Gebrauch proportional mit der Häufigkeit des Vorkommens zusammenhängt: Je häufiger kommt die Bezeichnung vor, desto wahrscheinlicher ist die Benutzung des einheimischen Suffixes. Die Analyse der -ph- und -f- Schreibung weist große Schwankungen auf. Sehr grob könnte man auch in diesem Fall sagen: Je häufiger die Bezeichnung 95 vorkommt, desto wahrscheinlicher ist die Verwendung der eingedeutschten Schreibung mit -f-. Unter den standardisierten ,Sparformen', die als Alternativen der umständlichen Beidbenennung gelten, zeigte sich die Vorherrschaft der Schreibweise mit dem Schrägstrich ohne den Auslassungsbindestrich. Für die Konkurrenz der Fremdwörter mit den einheimischen Bezeichnungen sowie für die durch verschiedene Wortbildungsprozesse entstandenen Berufsbenennungen habe ich keine Sekundärliteratur gefunden, die meine Annahmen bestätigen oder widerlegen würde. Trotzdem bin ich davon überzeugt, dass mir die zugängliche Literatur genügend Impulse gegeben hat, dass meine Erwägungen zumindest relevant sind. Die Korpusanalyse kann leider nicht zeigen, ob von der ,Weiblichkeit' in der geschriebenen Sprache wirklich so viel zu spüren ist, wie ich sie jetzt nach dem Belegen der Bergfrau, Schweißerin oder KJz-Schlosserin empfinde. Kann man 2006 mit gutem Gewissen sagen: ,Mehr Weiblichkeit hat unserer Sprache sehr gut getan'? 96 VI. RESUME Vztah mezi jazykem a pohlavfm byl nejprve zkouman v ramci sociolingvistiky, kde pohlavf predstavovalo jednu z promennych vedle veku, povolanf, regionalnfho puvodu a sociaInf vrsty. Souvislost mezi pohlavfm mluvcfho a jazykovymi prostiedky, ktere pouzfva, lze zkoumat ze dvou hledisek: bud' jde 0 moznosti a zpusoby oznacovanf osob nebo 0 rozdfly v komunikaci zen a muzu. Predlozena prace se zabyva prvnf oblast! vyzkumu a soustied'uje se na nejdulezitejsf faktory tvorenf a pouzfvanf zenskych tvaru u nazvu povolanf v nemCine. Zkouma jak externf tak internf Cinitele ovlivnujfcf volbu jazykovych prostiedku. Bez ohledu na strukturnf povahu jazyka - na existenci Ci absenci gramaticke kategorie rodu, na vyjadrovanf pohlavf lexikaInfmi prostiedky, na derivacnf nebo kompozicnf slovotvorne procesy tvorfcf oznacenf osob - se snad ve vsech dosud prozkoumanych jazycfch vyskytujf asymetrie mezi rozsahem reference muzskeho a zenskeho rodu. Samozrejme existuje uzke spojenf mezi gramatickym rodem slova a pohlavfm oznacovane osoby. Uplna shoda vsak nenf mozna (das Mädchen je stiednfho rodu, ale oznacuje osobu zenskeho pohlavf, die Person je zenskeho rodu, ale muze se vztahovat na osoby obou pohlavf). Problemy nevznikajf u vypovedf adresovanych pouze jednomu pohlavl. Nevyrovnanost ovsem nastava pri referencfch vztahujfcfch se na obe pohlavf soucasne, kdy lze uz!t slov muzskeho rodu takzvane genericky, udajne bez odkazu na pohlavf dotcenych osob. V takovych prfpadech nelze z formy slova usoudit, zda se vztahuje jen na muze, nebo jak na muze tak na zeny. A prave tato IIzasifrovanost" a nejednoznacnost interpretace generickych maskulin se stala predmetem kritiky feministicke lingvistiky, ktera hlavnf IInespravedlnost" vuCi zenam spatiuje v tom, ze odkaz na muze je vzdy jednoznacne zretelny, kdezto zeny casto nevf (a nemajf vodftka, jak to zjistit), zda se reference vztahuje i na neo 97 Uspokojive feseni nebylo dosud nalezeno. Radikalni zmeny typu generickeho feminina nebo rozliseni rodu pouze elenem (der Professor pro muzsky rod, die Professor pro zensky rod, das Professor pro genericke uziti) byly pro obecne pouziti neprosaditelne. Jistym vychodiskem muze byt propagace uvadeni tvaru obou rodu, ktere je ovsem pfi duslednem dodrzovani ponekud neekonomicke a pusobi ztrnule. Mnohem pfijatelneji se toto feseni jevi, vezmeme-li v uvahu jeho kombinaci s dalsimi moznostmi explicitniho vyjadfeni zenskeho rodu. U nemeckych nazvu povolani se nabizeji tyto moznosti: 1. Denotatova specifika jsou pojmenovani pro povolani, ktera vykonavaji pfevazne zeny, a jsou tedy i zenskeho rodu (Kosmetikerin, Näherin). FormaIne jde 0 pfechylene tvary s koncovkou -in. 2. Samostatne lexemy oznaeuji tez zenska povolani (Hebamme, Balletteuse), ale nejedna se 0 pfechylene tvary s koncovkou -in. 3. Pfechylene tvary vznikaji odvozenim od muzskych pojmenovcini pomocf koncovek -in, -euse, -ess nebo -isse (Lehrerin, Friseuse). 4. Kompozita s lexemy -frau, -mädchen nebo -dame, ktera se utvoN nahrazenim slozky -mann u odpovidajicfch muzskych nazvu (Putzfrau, Bardame). 5. Substantivizovana adjektiva a participia v nekterych zpusobech pouziti formalne nerozlisuji rod. Ve spojeni s neurCitym elenem jsou rody rozliseny (ein Angestellter, eine Angestellte). UrCity elen sam funguje jako rozlisitel rodu (der Angestellte, die Angestellte). V pluraIu jsou substantivizovana adjektiva a participia rodove neutraIni (Angestellte). 6. Pfivlastek ,weiblich' umoznuje explicitne specifikovat pohlavi osoby (weiblicher Nothelfer). 7. Splitting neboli uvedeni tvaru obou rodu. Nabizi se moznosti se spojkou ,und' (Lehrer und Lehrerinnen), nebo pouziti lomftka (KuratorinjKurator). Pofadi nazvu je take pfedmetem diskuzi. 8. Zkracene uvedeni obou rodu, kdy morfemy spoleene obema pojmenovanim jsou zastoupeny jen jednou. Odlisne koncovky obou rodu jsou 98 graficky oddeleny lomitkem, zavorkami nebo velkym I (Lehrer/innen, Lehrer/-in, Lehrer(innen), LehrerIn). 9. Neutralizace rodu lze dosahnout pouzitim rodove abstraktnich (Krankenpflegepersonal, pojmenovani Schreibkraft, Doktorandenstelle, Sekretariat). Nejedna se sice 0 Presidium, Lehrerschaft, explicitni uvedeni zenskeho odkazovani, ale i "potlaceni" muzske reference vede k omezeni sexistickeho vyjadfovani. Vedle techto morfologickych moznosti existuji jeste prosrredky syntakticke (neosobni vetna konstrukce, pasivni veta), ktere umoznuji se vyhnout nezadoucimu odkazu pouze k jednomu pohlavi. Je videt, ze nemecky jazyk disponuje dostatkem alternativ, jimiz lze asymetrie odstranit nebo alespon zmirnit. Rozhodujici je ovsem to, pfipisujeme-li jazyku sflu a moc ovlivnovat lidske postoje a mysleni. V oblasti zamestnanosti zen doslo za poslednich sto let k radikaIni zmene: z pecovatelek 0 deti a domacnost, ktere do prace vubec nedochazely, se staly emancipovane manazerky a vedkyne. Oprostily se z Gazykove) zavislosti na muzich, ktera je patrna z pojmenovani typu Bäckersfrau, ktera oznacovala manZelku muze vykonavajiciho uvedene povolani (Bäcker). Po druhe svetove valce se pfidala nejen na zenska povolaru dolehajici otazka prestize, ktera spustila vlnu pfehodnocovani soucasnych nazvu povolani a tvofeni jmen novych. Obzvlaste pro pracovnice a pracovniky s nizkou kvalifikaci znamenala zmena nazvu povolani (alespon domnely) posun na sociaIni hierarchii a pfijeti jine (lepsi) sociaIni role. Nova pojmenovani maji casto abstraktni charakter a odrazi vetsi cast mimojazykove skutecnosti. Posun Tapeziererin -7 Raumausstatterin znamena i mnohem vagnejsi referenci ke skutecne naplni prace. Zatimco Tapeziererin jednoznacne vystihuje provadenou einnost, Raumausstatterin je natolik abstraktni, ze pfedmetem prace muze byt jakakoliv einnost souvisejici se zafizovanim mistnosti. Innenarchitektin je jeste neurcitejsi pojem "splhajici" navic po pomyslnem zebfiku socialni hierarchie. Neni divu, ze vznikala i pojmenovani pejorativni a ironicka. Vzdyt' volbou jazykovych 99 prosrredku nepremiSfme pouze obsah sdeleni, ale zaroven prozrazujeme nemaIo i sami 0 sobe. Druha cast prace se opira 0 vysledky korpusove analyzy novinovych textU vzniklych mezi roky 1989 a 2004 a dostupnych v korpusech Institutu nemeckeho jazyka (Institut für deutsche Sprache) v Mannheimu. Cilem je sestaveni seznamu dolozitelnych zenskych tvaru nazvu povolani a, pokud mozno, vysledovani jazykovych preferencl. Zdrojem jazykoveho materiaIu pro resersi jsou na internetu pristupne oficiaIni registry povolani popr. vyucnich oboru. Nejsou opomenuta ani pojmenovani zminena v sekundarni literature. Pro prehlednost jsou nazvy povolani rozrrideny do tematickych skupin podle oblasti lidskych Cinnosti, ne podle funkcl. Dolozitelnost v korpusu je sledovana pouze u jednoslovnych prechylenych tvaru a kompozit se slozkou -frau, ktera ovsem maji muzsky protejsek s -mann. Do analyzy jsou zahrnuty vsechny formy slova popr. kompozita. V pripade porreby je zkoumana i semantika vysledku vyhledavani, aby byla zachycena pouze slova oznacujici povolani. Vycet samozrejme neni, snad ani nemuze byt, kompietni. Slovotvorne moznosti nemCiny umoznuji vytvaret (temer) nekonecne mnozstvi kompozit, ktere v teto praci nelze zachytit. Presto doufam, ze dukladnou resersi internetovych zdroju a sekundarni literatury se mi podarilo zaznamenat nejdulezitejsi a nejbeznejsi nazvy povolam dolozitelne jako feminina. Prestoze pravdepodobne neni mozne najit spolecne meritko, ktere by umoznilo srovnani jednotlivych tematickych skupin, vefim, ze i pouhy vycet dovoli udelat si predstavu 0 ,feminizaci' nemCiny na poli nazvu povolani. Vysledek korpusove analyzy, ktery obnasi seznam 1600 dolozitelnych zenskych tvaru pojmenovani povolani zahrnujici i nazvy temer vylucne muzskych, fyzicky narocnych profesi (hornietvi a stavebnictvi), je, myslim, vfce nez potesujici. Tento vyzkum navfc nezohlednuje jine formy tvoreni zenskych tvaru nez prechylovani a kompozita s -frau. Z casovych a kapacitnich duvodu zcela opomiji take vfceslovna pojmenovani. 100 Srovmivaci analyzy se z duvodu komplexnosti problematiky omezujf na relativne nfzke pocty nazvu povolanf. Nenf jednoduche najit synonymnf pojmenovanf, ktera mohou byt srovnavana. Vedle semantickych aspekru je nutne zohlednit i kriteria morfologicka a stilisticka, sociologicka a psychologicka. Konkurence domaciho a cizfho pojmenovanf ukazala temer vyrovnany pomer. Ani jeden puvod nelze u zkoumaneho vzorku nazvu oznaeit za jednoznacne prevazujici. Ve skupine lekarskych povolanf prevazujf domaci pojmenovanf nad cizfmi, coz je mozno spojit s nutnosti obecne srozumitelnosti. Skupina vedeckych povolanf nenf tak jednotna jako predchozf skupina lekarska a zda se, ze vykazuje rozdfly v uziti podle znamosti oboru. Lze se domnfvat, ze obtizne recko-Iatinske nazvy jsou z duvodu popularizace odvetvf nahrazovany nemeckymi jmeny. Na druhe strane ale pravdepodobne existuje opacna tendence u ved znamejsich, kde pouziti cizfho slova jednoznacne odlisuje od laicke verejnosti. Korpusova analyza ukazala, ze cizf slova, ktera byla prevzata obzvlaste z anglictiny, a jejichZ hlavnf funkci je zvysenf prestize daneho povolanf, prevazujf nad svymi nemeckymi konkurenty pouze s jedinou vyjimkou. Podobne prehodnocenf se tyka i domacich nazvu, kde ovsem pomer cetnosti vyskyru nehovorf tak jednoznacne ve prospech cizich slov. Duvodem muze byt fakt, ze se ,nova' pojmenovanf neobjevujf ve vsech kontexteeh. Cizf slovo, zda se, je mnohem ,univerzalneji' pouzitelne nez slovo domaci. Kapitola zabyvajfci se konkurenci kompozit s -frau a prechylenych tvaru potvrzuje teorii 0 ustupu techto slozenin, ktere puvodne oznacovaly manZelku muze vykonavajfciho danou einnost, a teprve sekundarne jich bylo uzfvano k oznacenf pracovnf pozice zeny. Prechylena kompozita se v korpusove analyze ukazala byt jazykovym prostiedkem marginalnfm, a to hned ve dvou semantickych skupinach: mezi umeleckymi a sportovnfmi povolanfmi. Rozhodujfci ulohu zde pravdepodobne hraje jazykova ekonomie. 101 Pouziti ciziho nebo domaciho sufixu u vybranych cizich slov pravdepodobne vyznamnou merou ovlivnuji dalsi druhy integrace. Navic je mozne se domnivat, ze uziti domaciho sufixu roste umerne s cetnosti vyskytU. Analyza pravopisnych variant -ph- a -f- ukazuje velke kolisaru. I v tomto pripade lze predpokladat, ze cim casteji se pojmenovani vyskytuje, tim pravdepodobnejsi je uziti ponemceneho pravopisu s -f-. Mezi standardizovanymi zkracenymi formami vyjadreni obou rodu, ktere predstavuji ekonomicke varianty casto zdlouhaveho pojmenovani obou rodu, prevazuje podle teto analyzy psani lomitka bez pomlcky. K dolozeni nebo vyvraceni svych domnenek 0 konkurenci slova ciziho se slovem domaciho puvodu, stejne tak jako k posouzeni synonymnich pojmenovani vzniklych ruznymi slovotvornymi procesy, jsem nenasla zadnou sekundarni literaturu. Presto verim, ze jsem z dostupne literatury nacerpala dostatek impulzu, a ze me uvahy jsou relevantni a podnetne pro dalsi vyzkumy. 102 ANHANG 1 Dokumente aus dem Korpus der geschriebenen Sprache für die Zeitspanne 1989 - 2004: Titel Frankfurter Rundschau Mannheimer Morgen Lufthansa Bordbuch (dt.) Bild Bundestagsprotokolle Frankfurter Allgemeine Rheinischer Merkur Der Spiegel Stern Taz, Sonderhefte Die Zeit Bürgerbewegungen für Demokratie in den Kommunen Bundeskanzler Helmut Kohl. Reden und Erklärungen zur Deutschlandpolitik. Berliner Zeitung Die Opposition in der DDR Gedächtnisprotokolle Junge Welt Erste deutsch - deutsche Gemeinschaftsinterviews Leipziger Volkszeitung Leipziger Demontagebuch Neues Deutschland Politische Parteien und Bewegungen der DDR über sich selbst Temperamente Wir sind das Volk Volkskammertagungen Wochenpost Berliner Morgenpost Sonstiges: Zeitungen, Handzettel, Flugblätter, Einzelausgaben Gesamtzahl der recherchierten Wörter: 103 Jahr 1997 -1999 1989,1990, 1991, 1994 - 2004 1995 -1997 1989 1989 -1990 1989 -1990 1989 -1990 1989 -1990 1990 1989 -1990 1989 -1990 1990 1989 -1990 1989 -1990 1989 1989 1989 -1990 1990 1990 1989 1989 -1990 1989 1989 1989 1990 1989 -1990 1997 -1999 Genaue Angaben unbekannt 307432 292 Wörter ANHANG 2 VERZEICHNIS DER TABELLEN UND ABBILDUNGEN Tabelle 1: Neutralisation durch Wegfallen der femininen Suffixe Tabelle 2: Das Splitting 31 33 Tabelle 3: Die dreigliedrige Opposition bei Tier- und Personenbezeichnungen 39 Tabelle 4: Die dreigliedrige Opposition bei Berufsbezeichnungen 39 Tabelle 5: Synonyme aus dem Bereich der Medizin 63 Abbildung 1: Synonyme aus dem Bereich der Medizin 63 Tabelle 6: Synonyme aus dem Bereich der Wissenschaft 66 Abbildung 2: Synonyme aus dem Bereich der Wissenschaft 67 Tabelle 7: Aufwertung der Fremdwörter 69 Abbildung 3: Aufwertung der Fremdwörter 69 Tabelle 8: Umwertung 72 Abbildung 4: Umwertung 73 Tabelle 9: Komposita mit -frau vs. movierte Formen 76 Abbildung 5: Komposita mit -frau vs. movierte Formen Tabelle 10: Künstlerberufe 76 78 Abbildung 6: Künstlerberufe 78 Tabelle 11: Sportlerinnen 80 Abbildung 7: Sportlerinnen 80 Tabelle 12: Synonyme zu Friseurin 82 Abbildung 8: Synonyme zu Friseurin Abbildung 9: Varianten von Friseurin 83 83 Tabelle 13: Französisches vs. deutsches Femininsuffix 83 Abbildung 10: Französisches vs. deutsches Femininsuffix 84 Tabelle 14: -f- vs. -ph- Schreibung 86 Abbildung 11: -f- vs. -ph- Schreibung 86 Tabelle 15: Frequenz der ,Sparformen' 88 Abbildung 12: Frequenz der ,Sparformen' 104 88 LITERATURVERZEICHNIS Ausbildungsplatzbörse der IHK'n [online]. 2006. 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