University of Tallinn, 2015

Transcription

University of Tallinn, 2015
Erfahrungsbericht
Name: A n d r e a, D i e p o l d
Studiengang und -fach: Sozialwissenschaften
Austauschjahr: SoSe 2015
Gastuniversität: University of Tallinn
Stadt: Tallinn
Land: Estland
Aus Spam- und Datenschutzgründen wird die E-Mail-Adresse nicht im Internet veröffentlicht. Studierende der Universität Augsburg können diese auf Anfrage im Auslandsamt erhalten.
Die Erfahrungsberichte werden von Studierenden verfasst und spiegeln nicht zwangsläufig die Meinung der Universität Augsburg wider. Für den Inhalt des Berichts ist der/die Verfasser/in verantwortlich. Das Akademische Auslandsamt behält sich vor, ggf. Änderungen vorzunehmen.
Ankunft
Der Flug nach Tallinn lief ohne größere Probleme, auch wenn die Tatsache, dass nur über
die Sommerzeit Direktflüge von München nach Tallinn angeboten werden, etwas ärgerlich
und auch teuer ist. Für mich hat es sich nicht wirklich rentiert, sowohl Hin- als auch Rückflug
schon relativ früh gebucht zu haben. Ich rate zumindest davon ab, den Rückflug zu früh zu
buchen, da man nicht von vornherein wissen kann, wann die letzten Prüfungen bzw. Abgabetermine stattfinden werden. Tendenziell würde ich allerdings (für ein Sommersemester)
empfehlen, Ende Januar hin- und Ende Mai zurückzufliegen.
Die Ankunft selbst war dagegen sehr gut, da man zuvor von der Tallinna Ülikool eine*n Tutor*in zugestellt bekommt, welche*r einen vom Flughafen abholt und zur jeweiligen Unterkunft bringt.
Unterkunft (Kosten, Standard, etc.)
Die Universität stellt zwei Wohnheime zur Verfügung, die beide sehr preiswert sind (ca.
170€/Monat), was allerdings zu Lasten der Privatsphäre geht, da man sich immer ein Zimmer mit einer anderen Person teilen muss. Das G4S Dormitory ist zudem relativ weit weg
von der Altstadt. Auch wenn Taxifahrten hier relativ günstig sind, würde ich eher davon abraten. Das Wohnheim in der Karu-Street ist dagegen nah an Uni und Altstadt.
Viele meiner Freundinnen haben im Muusa Majutus, dem Studentenwohnheim der Kunstund Musikakademie, gewohnt, das auch Student*innen anderer Universitäten offen steht.
Dieses Wohnheim ist ebenfalls sehr günstig und noch dazu sehr neu, sowie relativ gut gelegen. Ich habe wie einige andere Student*innen auch dauerhaft in einem Hostel gewohnt.
Dafür musste ich 250€ zahlen und hatte mein eigenes Zimmer und Bad. Darüber hinaus liegen fast alle Hostels extrem zentral und auch in der Nähe der Universität. Auf dieses Zimmer
bin ich durch Zufall und mit Hilfe einer estnischen Freundin gestoßen, nachdem meine Facebook-Suche nach einer WG nicht ganz so erfolgreich war (auf Facebook gibt es zahlreiche
Gruppen, mittels denen man nach einer Wohnung in Tallinn suchen kann).
Uni (Kursangebot, Kursniveau, Prüfungsarten, etc.) & Anerkennung von Kursen
Da ich mir meine Kurse nicht anrechnen ließ, war ich bezüglich der Kursauswahl relativ flexibel. Ich habe „Estnisch A1“ (8 ECTS), „Estnisch A2“ (8 ECTS), „Estnische Kultur“ (5 ECTS),
„Aerobic“ (3 ECTS), „Forschungsmethoden“ (4 ECTS) und „Soziologie des Essens“ (3
ECTS) gewählt und damit letztendlich 31 ECTS erworben. Ein Grund, warum ich mich dagegen entschieden habe, mir Kurse anrechnen zu lassen und lieber ein Urlaubssemester einzulegen, war, dass die Auswahl an Soziologie-Kursen im Sommersemester nicht sehr groß
war. Das Kursniveau würde ich als niedriger als in Augsburg einstufen, wobei man jedoch
nicht pauschalisieren darf. Die Estnisch-Kurse waren sehr arbeitsaufwändig, wohingegen der
Kurs zu den Forschungsmethoden eher eine Wiederholung für mich war. Der Kurs über die
estnische Kultur war sehr abwechslungsreich, da wir häufig Museen und dergleichen besucht haben. Soziologie des Essens war dagegen didaktisch etwas monoton gehalten, aber
inhaltlich wirklich sehr empfehlenswert. Von dem Aerobic-Kurs einmal abgesehen (den ich
weniger wegen der Punkte als vielmehr zum sportlichen Ausgleich gewählt habe) wurden
alle Kurse in Englisch gehalten. Die Sprachenkurse wurden mit einer mündlichen und schriftlichen Prüfung beendet, die Kurse zu den Forschungsmethoden und zur estnischen Kultur
dagegen wurden mittels eines Forschungsberichts bzw. eines Essays abgeschlossen. Während der Kurs zu Soziologie des Essens ebenfalls schriftlich geprüft wurde, hat man Aerobic
mittels einer erfolgreichen praktischen Prüfung und durch Anwesenheit bestanden.
Vorlesungszeiten, Aufbau des Studienjahres
Die Vorlesungszeit des Sommersemesters 2015 war von 26. Januar bis zum 8. Mai, wobei
bereits Mitte März eine Prüfungswoche stattfand. Hier in Estland wird das Semester in zwei
Teile aufgegliedert, was dann unter anderem zur Folge hat, dass einige Kurse (in meinem
Fall die Sprachenkurse und der Kurs zu den Forschungsmethoden) nur in einem der beiden
‚Semesterteile‘ stattfinden. Allgemein fanden die Seminare eher nachmittags und abends
statt und dauern wie in Deutschland meist zwei Schulstunden (also insgesamt 90 Minuten).
Leben auf dem Campus (Kosten, Mensa, etc.)
Allgemein handelt es sich bei der Tallinna Ülikool um eine sehr neue Universität, die bestens
ausgestattest ist. Ein Teil der Bibliothek ist im Silva-Gebäude integriert, wobei sich der weit-
aus größere Teil in einem Gebäude neben dem Solaris-Einkaufsgebäude befindet. Es gibt
nicht wirklich eine Mensa, so wie man das aus Augsburg kennt, sondern einige kleine Cafeterias, die günstiges und gutes Essen anbieten, auch wenn die Auswahl nicht sehr groß ist.
Von Arbeitsmöglichkeiten rund um den Campus habe ich nicht wirklich etwas gehört und
kann dementsprechend auch nicht davon berichten. Über die diversen Angebote rund um
den Campus wird man allerdings bestens in der Orientierungswoche direkt am Anfang des
Semesters informiert.
Sprachniveau bzw. Sprachkurse vor Ort
Noch vor Semesterbeginn (für ein Sommersemester bedeutet das Anfang Januar) bietet die
Universität einen Intensiv-Sprachkurs in Estnisch an. Diesen habe ich nicht besucht, mir
wurde allerdings von sehr vielen Leuten nur Gutes davon berichtet. Darüber hinaus gibt es
noch den normalen Estnisch-Sprachkurs, der mit einem A2-Level endet. Diesen kann ich
definitiv empfehlen. Allgemein wurden (wie oben bereits erwähnt) fast alle meine Kurse auf
Englisch gehalten, welche mit einem B1- bzw. B2-Level gut zu absolvieren sein sollte.
Lebenshaltungskosten bzw. Leben in der Stadt
Die Lebenshaltungskosten in der Hauptstadt Estlands sind in etwa mit denen von Deutschland vergleichbar, wenn nicht sogar etwas teurer, da vieles importiert wird. Hier beziehe ich
mich vor allem auf die Preise in den Supermärkten und in diversen Einkaufscentern sowie in
Restaurants/Kneipen. Das Benutzen der öffentlichen Verkehrsmittel ist dagegen nach der
Registrierung als Bürger Tallinns umsonst. Auch Reisen, sei es mit der Fähre oder aber mit
dem Bus, ist ebenfalls sehr günstig. Damit wären wir auch schon bei meiner Hauptaktivität
neben dem Studium angekommen. Zusammen mit meinen Freundinnen habe ich jedes freie
Wochenende dafür verwendet, irgendwo hinzufahren. Von Finnland (Helsinki und Lappland),
über St. Petersburg und Stockholm, bis hin zu Riga und Vilnius war alles dabei. Und auch
innerhalb Estlands haben wir diverse Nationalparks (Lahemaa und Soomaa) sowie Inseln
(Saaremaa und Hiiumaa) besucht. Allerdings bietet auch Tallinn selbst einige Sehenswürdigkeiten – und diese sind nicht nur auf die viel gelobte Altstadt beschränkt.
Kulturschock/kulturelle Eigenheiten
Von einem Kulturschock kann zumindest bei mir nicht wirklich die Rede sein. Zum einen unterscheidet sich beispielsweise das Essen und Trinken nicht gravierenden von dem Deutschen. Zum anderen befindet man sich aufgrund zahlreicher organisierter Veranstaltung der
ESN (European Student Network, ein Zusammenschluss einheimischer Student*innen, die
sich um die Austauschstudent*innen kümmern) in der sogenannten „Erasmus-Blase“,
was einem daran hindert „echte Esten“ kennen zu lernen. Allerdings kann ich von den Esten,
die ich kenne, behaupten, dass sie nicht so kühl sind wie immer behauptet wird. Zudem haben sie einen ziemlich schwarzen Humor. Allgemein mögen es die Esten, wenn man in ihrer
Sprache ein paar Wörter sprechen kann. Und für den Fall, dass man bei Esten eingeladen
wird, sollte man auf jeden Fall nicht ohne Blumen kommen.
Klima/Wetter
Wenn man sich für Tallinn als Aufenthaltsort für sein Erasmus-Semester entscheidet, muss
man sich darüber im Klaren sein, dass es nicht so warm sein wird wie in Augsburg. Selbst im
Juni war es (zumindest im Jahr 2015) nicht wärmer als 20 Grad. Darüber hinaus geht hier
wirklich sehr oft ein starker Wind. Dafür war jedoch im eben genannten Jahr der Winter faktisch nicht vorhanden, es gab kaum Schnee und immer Temperaturen um null Grad herum,
selten darunter.
Soziale Kontakte
Wie bereits unter „Kulturschock/kulturelle Eigenheiten“ angesprochen, sorgt die ESN dafür,
dass man definitiv nicht als Einzelgänger sein Auslandssemester verbringen muss. Besonderes Augenmerk legen sie auch darauf, dass nicht immer die jeweiligen Nationalitäten „aneinanderkleben“. Auch die Diskotheken/Bars „Mynt“ und „Red Emperor“ sind eine gute (und
günstige) Anlaufstelle, um andere Austauschstudenten kennen zu lernen.