und Kaninchen

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und Kaninchen
096_097_Jaegersprache
16.05.2006
11:02 Uhr
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MAGAZIN ◆ AUSBILDUNG
Hase
und Kaninchen
Jägersprache:
Löffel
Balg
Seher
Nase
Bart
Hase und Kanin sind in
vielen Revieren die
Sorgenkinder der
Jäger, obwohl Meister
Lampe sich hier und da
eines Aufschwunges
erfreuen darf. Die
große Popularität der
beiden Arten hat viele
jagdliche Ausdrücke
entstehen lassen.
Feldhase
A
m leichtesten ist „Meister
Lampe“ während der
Rammelzeit zu beobachten:
Rammler und Häsinnen sind
dann meist in übersichtlichem Gelände in größeren
Gruppen tagsüber unterwegs.
Bei den Raufereien der
Rammler, auch bei der Verfolgung einer Häsin fliegt die
Wolle, vor allem wenn die
Haare des Winterbalges nicht
mehr so fest sitzen. Im Sommerbalg ist der Verlust von
Wolle nicht mehr so auffällig.
Blume
Sprünge
(Hinterkeulen)
Feldhase
Junghase
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WILD UND HUND 11/2006
Dreiundvierzig Tage hat die
Satzhäsin inne. Der Satz besteht aus zwei bis vier Junghasen, die sich nach wenigen
Tagen trennen, um sich
abends zum Säugen durch die
Häsin an einem bestimmten
Platz wieder zu treffen. Die
Häsin setzt mehrmals im Jahr,
sie kann überfruchtet, d. h.
während der Trächtigkeit erneut gedeckt werden.
Im Gegensatz zum Kaninchen im Bau, dessen Junge als
blinde Nesthocker gesetzt
werden, sind die Junghasen
weiter entwickelt und kommen ohne den Schutz einer
„Höhle“ aus. Mit Quäken rufen sie die Häsin zur Hilfe;
durch Murren macht sie sich
bei ihrer Rückkehr bemerkbar.
Den Tag verbringt sie in
ihrer eigenen Sasse. Um zu
äsen, wird sie aufstehen und
auf ihrem Pass (im Feld von
Bewuchs
freigeschnitten:
Hexensteig) zu Feld oder zu
Holze rücken. Zurückgekehrt,
lagert sie sich, sie sitzt. Der
Besatz eines Revieres besteht
zum größten Teil aus Jungha-
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Kaninchen
Jungkaninchen
vor dem Bau
ne den Kopf zu drehen. Die
Löffel sind hervorragend fürs
räumliche Vernehmen (und
dienen auch der Temperaturregulierung); er wittert ausgezeichnet, und der Bart ist ein
empfindliches Tastorgan.
Um einen noch besseren
Überblick zu bekommen,
macht er einen Kegel oder
Pfahl, er sitzt aufgerichtet auf
Kaninchen
Auch Kaninchen (Lapuze)
wittern und vernehmen gut.
Schutz vor Feinden suchen sie
weniger in der Flucht, sondern in ihrem Bau.
Zahlreiche Röhren und
große Haufen von Losung
sind Kennzeichen einer Kaninchen-Kolonie. Es sind aber
durchaus nicht alle Röhren
befahren. Gern äst man in
großen Gruppen. Ertönt ein
Warnsignal, das Klopfen, verschwinden alle schnell im
Bau. Die wippenden Blumen
sind das Folgesignal. Zum Setzen der Jungkaninchen gräbt
die Satzhäsin eine Setzröhre.
In den ersten Tagen verschließt die Häsin nach dem
Säugen die Röhre, in der der
noch blinde Satz hockt.
Die meisten Ausdrücke der
Jägersprache sind für Hase und
Kaninchen identisch. ◆
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T EXT UND I LLUSTRATIONEN : B IRTE KEIL
sen: Quarthasen (ein Viertel
ausgewachsen: bis zu einem
Monat), Halbhasen (halbwüchsig: bis zu 2 Monaten)
und Dreiläufern (drei Viertel
erwachsen: 3 Monate).
Alle Sinne der Hasen sind
auf rechtzeitige Entdeckung
möglicher Räuber ausgerichtet: Die Seher ermöglichen es,
fast rundherum zu äugen, oh-
den Sprüngen (Hinterkeulen)
oder richtet sich ganz auf. Bei
ganz langsamer Bewegung
rutscht er, in gemütlichem
Tempo wird es ein Hoppeln.
Der Hase spürt sich auf
Schnee und feuchtem Boden.
Die Brackenjäger sprechen
von „Hasenfährte“, die Sauerländer von „Faut“. Erscheint ein Hund, drückt er
sich ins Lager. Früher oder
später sticht ihn der Hund,
stößt ihn aus dem Lager,
Lampe fährt aus der Sasse.
Flüchtig springt er davon,
oft Haken schlagend. Mit
Widergängen versucht er,
seinen Balg zu retten.
Der noch nicht verendete
Hase klagt, er wird schnellstmöglich abgeschlagen. Die
Blase wird ausgedrückt, der
ausgeweidete Hase wird zum
Auskühlen aufgehesst. Geht
es an die Verwertung, wird er
abgebalgt oder gestreift.