Top Thema Hase Kaninchen
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Top Thema Hase Kaninchen
Tierarztpraxis Huppert… …Ihr Haustierarzt Tel.: 0 21 51/30 60 09 www.tierarzt-huppert.de Kölner Str. 649 47 807 Krefeld Warum ist mein Kaninchen kein Hase? ©Fotolia.com (2468000) Viele Kaninchenhalter nennen ihre Tiere liebevoll „Hase“ oder „Hasi“. Auch Züchter verwenden oft die Bezeichnung „Häsin“ für weibliche Kaninchen, und Stallkaninchen werden landläufig als „Stallhasen“ bezeichnet. In diesem Top Thema wollen wir die unterschiedliche Biologie von Hasen und Kaninchen aufzeigen und einen weiteren Irrglauben - Kaninchen und Hasen seien Nagetiere richtigstellen. Familie der Hasenartigen (Leporidae): Kaninchen und Hasen gehören zur Familie der Hasenartigen (Leporidae) und nicht wie lange Zeit angenommen zu der großen Familie der Nagetiere. Die Ähnlichkeit zwischen Hasentieren und Nagetieren ist nur oberflächlich und auf gewisse Übereinstimmungen in der Lebensweise – beispielsweise der Ernährung – zurückzuführen. So sind die Schneidezähne zu zeitlebens wachsenden Nagezähnen geworden, und vor der Backenzahnreihe befindet sich eine große Lücke. Dennoch sind die Unterschiede im Nagegebiss bedeutend: Hasenartige besitzen, anders als Nagetiere, in jeder Oberkieferhälfte 2 (!) Schneidezähne, der Zweite steht stiftförmig hinter dem Ersten; früher wurden sie deshalb als „Doppelzähner“ bezeichnet. Beim Kauen bewegen sich die Kiefer in seitlicher Richtung, auch die Kaumuskulatur ist anders. Nach der Zusammensetzung der Blutflüssigkeit stehen die Hasentiere einigen Huftieren näher als den Nagetieren. Die Vorderfüße dienen bei den ihnen nie als Greifwerkzeuge wie bei den meisten Nagern, werden dagegen bei Abwehr oder Angriff zum Schlagen benutzt. Im Verhalten fällt auf, dass sich Hasen und Kaninchen wie Raubtiere strecken. Vor allem aber fehlen Bindeglieder zwischen Hasentieren und Nagetieren in der Stammesgeschichte. Fossilfunde haben gezeigt, dass sich Hasentiere und Nagetiere stammesgeschichtlich seit mind. 70 Millionen Jahren völlig unabhängig voneinander entwickelt haben. Die Hasentiere sind also nur Beispiele für gleichsinnige Anpassung (Konvergenzen), die im wesentlichen auf dem Nagegebiss beruhen. Ein solches Nagegebiss entstand mehrfach unabhängig voneinander bei Säugetieren, so z.B. auch bei Wombats (Beuteltier) oder beim Fingertier, einer Halbaffenart. Typische Merkmale der Hasenartigen: - Kopf-Rumpf-Länge: 12-70 cm Gewicht 100-7000 Gramm Schwanz kurz, buschig behaart oder äußerlich nicht sichtbar auf den Fußsohlen Haare Nüstern von Fellfalte bedeckt, die rhythmisch zurückgezogen wird („Nasenblinzeln“) 26-28 Zähne in jeder Oberkieferhälfte 2 Schneidezähne („Doppelzähner“) Nagezähne allseitig mit Schmelz bedeckt Backenzähne wurzellos mit tiefer Schmelzfalte Gehör hoch entwickelt Großer Blinddarm Vorkommen überall außer der Antarktis, Madagaskar, Teilen Indonesiens und dem südlichen Südamerika; vom Menschen auch nach Australien und Neuseeland eingeführt Ehe wir die Gattung der Hasen und die der Kaninchen getrennt betrachten, soll noch eine Eigenart aller Hasentiere besonders erwähnt werden. Dabei handelt es sich um die sogenannten „Magenpillen“. Außer der normalen festen Losung erzeugen diese Tiere nämlich eine zweite Kotform – weiche, schwach geformte Kügelchen, die sie nach Ablage sofort aufnehmen und unzerkaut schlucken. Sie sammeln sich an einer bestimmten Stelle im Eingangsbereich des Magens und werden nochmals verdaut. Auf solche Weise geht ein Teil der Nahrung zweimal durch den Darm und wird dadurch besser aufgeschlossen. Diese Doppelverdauung ähnelt in gewisser Weise dem Wiederkäuen der meisten Paarhufer. Der weiche Kot (Caecotrophe) wird im Blinddarm (Caecum) gebildet und dort stark mit Vitamin B1 angereichert, so dass er gegenüber dem normalen Kot die vier- bis fünffache Menge an Vitaminen enthält. Daher ist er für die Hasentiere lebenswichtig. ©Fotolia.com (64916532) Europäischer Feldhase: - Kopf-Rumpf-Länge 42-68 cm Schwanzlänge 6-13 cm Ohrlänge 8,5-13 cm Gewicht 2,5-5,5 kg Chromosomenpaare 24 ©Fotolia.com (18073317) Unseren Europäischen Feldhasen erkennt man an seinem großen, schlanken Körperbau. Er hat sehr lange Läufe und seine Ohren (Löffel) sind länger als der Kopf. Das Fell ist rötlich-braun und der Bauch weiß. An den Ohren hat er an den Seiten und der Spitze schwarzes Fell. Hasen sind Einzelgänger und kommen nur in der Paarungszeit („Rammelzeit“) zusammen. Ihr Revier liegt in offenen Feldern und Weiden, dort benutzen sie regelmäßig die gleichen Wege, die sie durch Verbiss kurz halten. Diese Wege bezeichnet man als „Hexenstege“. Hasen sind vorwiegend dämmerungs- und nachtaktiv. Ihre Ruhelager beziehen Hasen oberirdisch in flachen Erdmulden. Meistens besitzt ein Hase mehrere solcher „Sassen“. Der Fluchtabstand des Hasen liegt bei etwa 3 Metern. Solange diese Entfernung durch den Feind nicht unterschritten wird, „drückt“ sich der Hase, d. h. er liegt starr und bewegungslos an den Boden gepresst. Kommt der Feind zu nahe, so sprintet der Hase mit Geschwindigkeiten von bis zu 70 km/h davon. Dabei zeigt der ausdauernde Läufer das typische „Hakenschlagen“. Gewöhnlich bringt eine Häsin 3 - 4 mal im Jahr Junge zur Welt; beim ersten Mal 1 - 2, danach meist 2 - 5. Die Tragezeit beträgt 42 Tage. Die Kleinen kommen behaart, sehend, mit Zähnchen und relativ selbstständig zur Welt („Nestflüchter“). Sie werden nur 1 - 2 x täglich gesäugt. ©Fotolia.com (64917002) Die Volkstümlichkeit des Hasen zeigt sich allgegenwärtig in unserem Sprachgebrauch: „Da liegt der Hase im Pfeffer“, „jmd. hinter die Löffel hauen“, „Angsthase“, „Hasenfuß“ usw. Zugleich war er das Lieblingstier der germanischen Erd- und Frühlingsgöttin „Ostara“ und kommt daher nach wie vor als Osterhase zu unseren Kindern - die Vermischung des heidnischen Frühlingsfestes mit dem christlichen Fest hat er unbeschadet überstanden! Übrigens: Der Feldhase ist Wildtier des Jahres 2015 in BRD. Mittlerweile steht der Feldhase auf der Roten Liste der bedrohten Tierarten! Hasen stehen unter Artenschutz und dürfen nicht aus der Natur entnommen oder als Haustier gehalten werden! Das Europäische Wildkaninchen: - Kopf-Rumpf-Länge 35-45 cm Schwanzlänge 6 cm Ohrlänge 7-8 cm Gewicht 1-2 kg Chromosomenpaare 22 Das Wildkaninchen erkennt man an seinem rundlichen, gedrungenen Körperbau. Sie Beine und Ohren sind wesentlich kürzer als beim Hasen. Das Fell ist graubraun, der Bauch grauweiß. Natürlich gibt es unter den Rassekaninchen variable Größen und Farben. Kaninchen leben gesellig (daher raten wir dringend von einer Einzeltierhaltung ab!) und bewohnen selbstgegrabene Erdbaue. In der Dämmerung kommen sie zur Nahrungsaufnahme heraus. In ruhiger Gangart „hoppelt“ ein Kaninchen, es ist aber ein guter Sprinter und erreicht bis zu 38 km/h. Ein Wildkaninchen kann im Jahr 4 - 6 mal zwischen 3- 4 Jung bekommen. Die Tragezeit beträgt 28 - 33 Tage. Die Kleinen kommen nackt, blind und taub zur Welt („Nesthocker“); sie werden 1 2 mal in der Nacht gesäugt. Einige Stunden nach der Geburt wird eine Kaninchenmutter abermals gedeckt und ist trächtig. Die heutige Verbreitung des Wildkaninchens auf der Erde ist sehr wesentlich durch den Menschen beeinflusst worden. Vor der Eiszeit waren weite Teile Westeuropas vom Wildkaninchen besiedelt, wie fossile Funde beweisen. Dennoch ist die Art dort während der Eiszeit ausgestorben. Ihr natürliches nach-eiszeitliches Verbreitungsgebiet umfasste nur Spanien und Nordwestafrika. ©wikipedia.org Als die Phönizier etwa um 1100 vor Christus auf der Pyrenäenhalbinsel landeten, fanden sie dort in großer Zahl eine Tierart, die bei flüchtiger Betrachtung an die in ihrer Heimat vorkommenden Klippschliefer erinnerte. In Wirklichkeit handelte es sich um Kaninchen, die den Phöniziern damals noch unbekannt waren. Da der Klippschliefer im Semitischen „Shaphan“ („der Sichverbergende“) heißt, nannten die Phönizier das neu entdeckte Land „ishephan-im“, daraus entstand dann der latinisierte Name „Hispania“. Eigentlich bedeutet „Spanien“ also „Insel der Klippschliefer“, obwohl es dort nie Klippschliefer gegeben hat. Schon bald nach ihrer Entdeckung begann die künstliche Ausbreitung der Kaninchen durch den Menschen. Erste Stationen waren die Mittelmeerinseln und Italien. Die Römer lernten in Spanien das Kaninchen kennen und sein Fleisch als willkommene Bereicherung ihres Speisezettels schätzen. Das führte dazu, dass man das Wildkaninchen auf einigen Mittelmeerinseln künstlich ansiedelte. So sollen um die Zeitwende 1 Kaninchenpaar auf den Balearen ausgesetzt worden sein und bald eine so zahlreiche Nachkommenschaft hervorgebracht haben, dass die Bewohner der Insel den römischen Kaiser um Hilfe gegen diese Landplage ersuchten. Falls auch er keine Abhilfe schaffen könne, so baten die verzweifelten Bauern, möge er seinen Untertanen ein anderes Land als Wohnstätte anweisen. Embryonen und neugeborene Junge des Wildkaninchens galten zur Römerzeit auf den Balearen als Leckerbissen. Man hatte dafür einen besonderen Namen: Laurices. Diese Laurices waren noch im Mittelalter in Klöstern als Fastenspeise erlaubt und beliebt. Die Römer hielten Kaninchen zur Fleischgewinnung und richteten für sie sogenannte Leporarien ein – besondere Gehege. Später führten portugiesische Entdecker auf ihren Schiffen Kaninchen mit und setzten sie beispielsweise auf Madeira, den Azoren und den Kanarischen Inseln aus. Nach England und Irland gelangte das Wildkaninchen im 12. Jahrhundert durch die Normannen. An den mittelalterlichen Fürstenhöfen wurde die Hege der Kaninchen mehr um des Jagdvergnügens willen betrieben. Als „Kaninchengärten“ dienten häufig kleine Inseln. Im mittelalterlichen England war das Kaninchen ein beliebtes Jagdtier und eine ebenso geschätzte wie teure Festspeise. So kostete im Jahre 1309 ein Kaninchen in Canterbury soviel wie ein Ferkel. Nach Deutschland kam das Wildkaninchen später als das zahme Gehegekaninchen. Die ersten Wildtiere stammten vermutlich aus England und wurden im 13. Jahrhundert in bewährter Weise auf der Nordseeinsel Amrum ausgesetzt. Zahme Kaninchen wurden bereits 1149 aus Frankreich in deutsche Klöster verbracht. ©Fotolia.com (41597801) 787 und 1791 wurden die ersten Ansiedlungsversuche in Australien unternommen; aber die spätere stürmische Ausbreitung im fünften Kontinent ging von 24 Tieren aus, die ein Mann namens Autin 1859 aus Großbritannien in den Barwonpark (Staat Victoria) übersiedelte. Die schon 1838 in Neusüdwales vorgenommen erste Aussetzung von Kaninchen auf Neuseeland blieb zunächst erfolglos; ab 1864 kam es aber auch hier zu einer schnellen Vermehrung und Ausbreitung. © Fotolia.com (80695208) Zu Jagdzwecken führte man trotz schlechten Erfahrungen in Australien und Neuseeland das Wildkaninchen gegen Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts nach Chile ein; auch dort ist es inzwischen zur Plage geworden. Unsere heutigen Hauskaninchen - vom kleinen „Hermelinkaninchen“ bis zum „Deutschen Riesen“ - stammen alle nicht vom Hasen, sondern vom Wildkaninchen ab; auch wenn der „Deutsche Riese“ in seinem Körperbau dem Hasen sehr ähnlich ist. Eine Verpaarung von Hasen und Kaninchen ist zudem nicht möglich! Wir hoffen, Ihnen eine unterhaltsame Info zum Thema „Langohren“ gegeben zu haben. Vielleicht können Sie bei zukünftigen Freundestreffen diese Infos zum Besten geben - übrigens auch bei Walt Disneys „Bambi“ handelt es sich vom Aussehen her bei Freund Klopfer um ein Kaninchen und keinesfalls um einen Hasen - aber dort ist ja auch der Papa ein Hirsch und die Mama ein Reh ☺ - aber das wäre Stoff für ein neues Top-Thema ☺... - und falls Sie Ihren Liebling weiterhin „Hasi“ nennen möchten: Nur zu! ☺ Wir haben nichts dagegen - solange Sie wissen, dass es sich um ein Kaninchen handelt und mit Artgenossen zusammen gehalten werden muss! Das Team der Tierarztpraxis Huppert Dieses Top-Thema schrieb für Sie unsere zukünftige Auszubildende Vanessa Mertens und Frau Dr. Kristin Huppert Quelle: Dr. Dr. H. C. Bernhard Grzimek, © Copyright 1972 by Kindler Verlag AG, Zürich Urheberrecht: Die durch die Seitenbetreiber erstellten Inhalte und Werke auf diesen Seiten unterliegen dem deutschen Urheberrecht. Die Vervielfältigung, Bearbeitung, Verbreitung und jede Art der Verwertung außerhalb der Grenzen des Urheberrechtes bedürfen der schriftlichen Zustimmung des jeweiligen Autors bzw. Erstellers. Downloads und Kopien dieser Seite sind nur für den privaten, nicht kommerziellen Gebrauch gestattet. Soweit die Inhalte auf dieser Seite nicht vom Betreiber erstellt wurden, werden die Urheberrechte Dritter beachtet. Insbesondere werden Inhalte Dritter als solche gekennzeichnet. Sollten Sie trotzdem auf eine Urheberrechtsverletzung aufmerksam werden, bitten wir um einen entsprechenden Hinweis. 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