Technologische Rohrprüfung
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Technologische Rohrprüfung
Versuch: Technologische Untersuchung an nahtlosen Rohren 1 Versuchsziel und Anwendung Die technologischen Untersuchungen sind Werkstoffprüfungen, die in kürzester Zeit und ohne großen Kostenaufwand mit einfachen Werkzeugen bzw. Vorrichtungen eine Aussage über den Einsatz eines Materials für einen bestimmten Verwendungszweck gestatten, ohne dass hierbei exakt messbare Größen ermittelt werden. 2 Grundlagen Rohre treten in den verschiedensten Anlagen auf und werden nicht nur im Betrieb sondern auch bei der Verarbeitung den unterschiedlichsten Beanspruchungen unterworfen. Als technologische Prüfverfahren für nahtlose Stahlrohre sind laut DIN Taschenbuch 205 folgende Prüfungen möglich: • • • • • Aufweitversuch Ringfaltversuch Bördelversuch Technologischer Biegeversuch Wasserdruckprüfung Aufweitversuch Die Prüfung besteht in der Aufweitung des Probenendes (DIN EN ISO 8493) durch stetiges Einführen eines Kegeldornes bis an der Stirnfläche der Probe ein bestimmter Außendurchmesser DU erreicht ist. Verwendet werden Kegeldorne mit 30°, 45°, 60° oder mit einer Neigung 1:10 und 1:20 für eine Probenlänge L = 1,5 * D. Ab Kegel mit 45° beträgt die Probenlänge mindestens 50 mm * Wanddicke s Prof. Dr.-Ing. Eva Hille Technologische Rohrprüfung September 2008 Seite 1 von 4 Aufweitung bis Wanddicke Stahlmarke S 235 JR S 235 JRG S 275 JR s bis 4 mm Aufweitung 10 % Aufweitung 10 % Aufweitung 8 % s > über 4mm Aufweitung 6 % Aufweitung 6 % Aufweitung 5 % Auswertung: - prozentuale Aufweitung ermitteln - Sichtprüfung auf Fehler, Risse Ringfaltversuch Dieses Prüfverfahren (lt. DIN EN ISO 8492) gilt für Rohre mit einem Außendurchmesser D bis 400 mm und einer Wanddicke von höchstens 15 % des Durchmessers. Die Prüfung besteht in der Querfaltung der Probe zwischen zwei glatten, starren und parallelen Flächen auf einen bestimmten Abstand H. Die Probenlänge soll 1,5 x des Rohrinnendurchmessers, jedoch min. 10 mm und max. 100 mm sein. Bei geschweißten Rohren muss die Schweißnaht unter einem Winkel von 45° zur Druckkraft verlaufen. Auswertung: - Berechnung der materialabhängigen Höhe H der Druckplatten - Sichtprüfung auf Vorhandensein metallisch glänzender Risse oder Anrisse Nach DIN EN ISO 8492 gilt für den Abstand zwischen den Druckplatten: H = Z = Abstand unter Last in mm S = Wanddicke Da = Außendurchmesser C = Festwert aus Tabelle Stahlmarke: S 235 S 275 S 355 0,09 0,07 0,06 Festwert c: Prof. Dr.-Ing. Eva Hille Technologische Rohrprüfung September 2008 Seite 2 von 4 Bördelversuch Die Prüfung besteht in der Bördelung eines Probenendes durch Einführung eines Dorns bis zum Entstehen einer Bördelung bestimmten Durchmessers unter einem Winkel von 90° zur Mantellinie. Vor der Bördelung kann die Probe mit einem Kegeldorn aufgeweitet werden. Der Dorndurchmesser des zylindrischen Teils sollte 1 mm kleiner als der Rohrinnendurchmesser sein. Der Halbmesser R der Hohlkehle soll gleich der doppelten Wanddicke sein. Die Probenlänge ist so zu wählen, dass der verbleibende, zylindrische Abschnitt der Probe mindestens 0,5 * D beträgt. Nach DIN EN ISO 8494 muss die Breite des Bördelbandes mindestens 12 % des Außendurchmessers jedoch mindestens das 1,5-fache der Wanddicke betragen. Auswertung: - Überprüfung der erforderlichen Mindestbreite des Bördelrandes - Sichtprüfung auf das Vorhandensein metallisch glänzender Risse oder Anrisse Ringaufdornversuch Für Rohre mit einem Außendurchmesser von 18 bis 150 mm und einer Wanddicke von mindestens 2 mm. Die Prüfung besteht in der Aufweitung der Probe durch Einführung eines Kegeldorns, mit einer Kegelneigung 1:10 oder 1:5, bis zur Erreichung einer bestimmten relativen Aufweitung der Probe. Probenlänge 10 bis 16 mm. Auswertung: - Auftreten von metallisch glänzenden Rissen oder Anrissen Biegeversuch Gilt für Außendurchmesser bis 60 mm, darüber als Faltversuch bzw. Ringfaltversuch. Die Prüfung besteht in der langsamen und kontinuierlichen Biegung der Probe um eine muldenförmige Rolle oder einen Dorn mit vorgeschriebenem Halbdurchmesser bis zu einem bestimmten Winkel, meist 90°. Das Mulden- oder Dornprofil muss dem Außendurchmesser der zu prüfenden Probe entsprechen. 3 Versuchsaufbau Für die Versuche sind den Rohrabmessungen entsprechend Vorrichtungen zu verwenden. Zur Erzeugung der erforderlichen Kräfte dient die Zug-Druck-Prüfmaschine. Prof. Dr.-Ing. Eva Hille Technologische Rohrprüfung September 2008 Seite 3 von 4 4 Versuchsdurchführung Im Praktikum werden der Aufweitversuch, der Bördelversuch und der Ringfaltversuch durchgeführt. Die Probenahme erfolgt an einem Rohrende durch spangebende Verfahren entsprechend der geforderten Länge. Die Stirnflächen müssen glatt und gratfrei sein. Werkstoff und Rohrabmessungen sind festzustellen. Vorrichtungen sind nach den DIN-Vorschriften auszuwählen. Erforderliche Laststufen an der Zug – Druck – Prüfmaschine festlegen. (siehe Bild) 5 Versuchsauswertung Auswertung der einzelnen Versuche nach den Vorgaben Werkstoff und Rohrabmessung Prüfungsart Ergebnisse und Diskussion 6 Literatur DIN EN ISO 8493; 2004-10: Metallische Werkstoffe – Rohr - Aufweitversuch DIN EN ISO 8494; 2004-10 Metallische Werkstoffe – Rohr - Bördelversuch DIN EN ISO 8492; 2004-10: Metallische Werkstoffe – Rohr – Ringfaltversuch DIN-Taschenbuch 205; 1985 1. Auflage Materialprüfnormen für metallische Werkstoffe 3 Beuth Verlag Prof. Dr.-Ing. Eva Hille Technologische Rohrprüfung September 2008 Seite 4 von 4